Serdar Somuncu

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Donnerstagabend bei n-tv. Das Publikum lacht aus vollem Hals, und er lacht mit offenem Mund zurück und saugt den Beifall gierig auf. Jemand hatte gesagt, der deutsche Außenminister hätte sich „dilettantisch“ verhalten, und er hat widersprochen: „nicht dilettantisch, sondern dilettuntisch“. Weil Guido Westerwelle schwul ist und „Tunte“ ein Schimpfwort für Schwule, lachen alle über das Wortspiel und den Schwulen.

Serdar Somuncu hat ein Problem mit Homosexuellen. Er macht daraus auch keinen Hehl. Aber weil er als Kabarettist auftritt, denken die, die nicht mitlachen, er meint das ironisch.

In der von Friedrich Küppersbusch produzierten n-tv-Talkshow „4 gewinnt“ (einer Art „7 Tage 7 Köpfe“ mit weniger Kopf) redet er sich in Rage: „Ich finde Westerwelle ekelhaft – der ist schwul und hat Narben im Gesicht.“ In seinem Internetprogramm „Hate Night“ erzählt er, wie sehr es ihn vor Hella von Sinnen und Anne Will ekelt. Er hetzt darin so überzeugend gegen Lesben, dass es egal ist, ob er da womöglich eine Rolle spielt und das demaskierend meint: Die Show ist geilster Porno für Lesbenhasser.

Somuncu wurde dadurch bekannt, dass er mit „Mein Kampf“ auf Lesereise ging und Hitlers Werk demystifizierte. Heute jammert er, dass große Fernsehsender ihn nicht zeigen wollen, vergleicht das mit Faschismus und sagt: „Der neue Hitler heißt TV“. Es ist alles eine große Provokation. Manchmal glaubt man noch Anführungszeichen mitzuhören, wenn er, vielleicht aus reiner Langeweile, sich als Hardcore-Atomkraft-Fan ausgibt. Manchmal zweifelt man an den Anführungszeichen, wenn er überzeugend hasserfüllt gegen rauchende Hartz-IV-Empfänger wettert. Und manchmal betont er, dass da keine Anführungszeichen sind. Dass „hässliche Frauen“ wie Angela Merkel eine Burka tragen müssen sollten, das meine er als Witz, sagt er, aber dass man die Verschleierung verbieten müsste, das sei sein Ernst. „Wer in Europa lebt“, sagt Somuncu, „muss sich den Gepflogenheiten der Europäer anpassen. Und wenn er das nicht will, soll er dorthin gehen, wo er herkommt.“ Auf die Frage, ob er zwischen Burka und Tschador unterscheide, spuckt er: „Ich lerne nicht die Terminologie von Leuten, die ich für minderbemittelt halte.“

Es ist fast tragisch, dass die Partei, deren Parolen Somuncu so überzeugend verbreitet, ihn wegen seines Migrationshintergrundes wohl nicht aufnehmen würde.

409 Replies to “Serdar Somuncu”

  1. Eigentlich bin ich brennender Somuncu-Fan. Alle CDs, alle Bücher, 3 mal schon auf einem „Vortrag“ gewesen.

    Mir konnte er immer glaubhaft vermitteln, dass er eine Rolle spielt; auch als ich ihn nach einem seiner Auftritte sah, habe ich ihn ganz anders erlebt.

    Wenn jetzt sogar Stefan Niggemeier ihn kritisiert, dann könnte ja sein, dass ich bisher wirklich vieles falsch verstanden habe. Das wäre echt schade!

  2. ich habe ihn bisher ein mal in einer Talkshow außerhalb seiner Rolle gesehen. Ohne Haßparolen und Witze in irgendeiner Richtung (ich glaube bei Anne Will) und ihn dort auch ganz anders gesehen. Die Hilter-Demontage fand ich großartig und richtig. Es ist nur sein Recht, dies in jedem beliebigen Bereich zu tun. Wenn er aber über Homosexualität wettert, höhre ich einfach nicht mehr genau hin. Es geht ihm nur ums polarisieren, krass ist nur, in welchen Kreisen der auftauchen kann und wer dann alles mitklatscht…

  3. Tja, wenn er wirklich außerhalb seiner Rolle anders wirken sollte, dann wäre das ja doch die alte Frage, was Satire darf. Ich bin der Meinung, dass Satire ebenso alles darf, wie ich auch alles beschissen finden darf. Wenn diesem Herren, der mir unbekannt ist, vorwiegend diese eine Möglichkeit einfällt, komisch zu sein, dann ist er jedenfalls eindimensional. Ironie wird generell überschätzt und wer so angestrengt ständig auf solche Ironie baut, dem kann man ja auch an der Nasenspitze ansehen, dass er sich sein Erscheinungsbild als über den Dingen stehender Zyniker mühsam erarbeitet. Und warum muss er das wohl? Weil er tatsächlich kein über den Dingen schwebender Zyniker ist.

    Man sollte das vielleicht alles nicht so politisch ernst nehmen und es eher psychologisch sehen: Hier hat einer einen Weg gefunden aus seinen persönlichen Defiziten Geld zu machen. Und damit ist er in der Medienbranche kein Einzelfall….

  4. […] Witzischkeit kennt keine Grenzen? Satire darf alles? Stefan Niggemeier – gut, das ist kein Bielefelder, aber immerhin GM-Hüttler – kritisiert, dass schwulenfeindliche Witze okay, und schwulenanzügliche ein Tabu seien. Und auf Serdar Somuncu kommt er dann gar nicht mehr klar. […]

  5. Ich habe Somuncu vor einigen Jahren live erlebt – und auch mir ist das Lachen im Halse stecken geblieben, als zwischen seinen bissigen, immer in höchstem Maß ironischen Kommentaren plötzlich so ein schwulenfeindlicher Spruch kam. Auch ich hatte das Gefühl, dass der Spaß in diesem Moment verschwunden war und Somuncu das wirklich ernst meinte.

    Ich weiß nicht was schlimmer ist: dass Menschen auch im 21. Jahrhundert noch homo-feindliche Witze machen, dass sie das in der Öffentlichkeit (auf der Bühne, in der Zeitung, im TV) machen dürfen, dass die Masse tatsächlich darüber lacht oder dass von denen, die nicht lachen, keiner lautstark widerspricht.

    Für Somuncu gibt es aber immerhin Hoffnung: Homophobie ist heilbar – oft durch einfaches Nachdenken. Und ich bin überzeugt, das der Mann ein verdammt schlauer Kopf ist.

  6. @4, Am Anfang: „Wenn diesem Herren, der mir unbekannt ist, […]“
    Dafür geht die Meinungsbildung aber ziemlich einfach, das Ende Deines Kommentars betrachtend. „Man sollte das vielleicht alles nicht so politisch ernst nehmen und es eher psychologisch sehen: Hier hat einer einen Weg gefunden aus seinen persönlichen Defiziten Geld zu machen. […]“

  7. Ironie darf zwar alles, muss aber nicht.
    @3 Somuncu gefältt sich als lauter Polarisierer, das ist aber ein bisschen wenig Substanz. Da es ihm eben nur um dieses geht.

  8. Serdar Somuncu ist ein schlechter Schauspieler und er spielt äußerst schlecht einen Soziophaten. Einen kranken Menschen also, der Grenzen Anderer nicht kennt und darüber hinweg geht. Sollten Soziopathen nun kultiviert werden? Als Comedy? Dafür müsste dann das Handwerk der Comedy benutzt werden. Die Überspitzung, Selbstironie, über seine eigenen Grenzen gehen z.B.. Würde Serdar Somuncu am Opfertag eine 1 1/2 Stunden Show mit seine grenzverletzenden Witze über „Allah“ präsentieren – in einer Moschee – wäre er ein Komiker. Oder wie wäre zum Geburtstag seiner Mutter eine Show, nur ihr zu Ehren, dann wäre er ein guter Schauspieler. Erst dann würde er beweisen, dass er wirklich auch spielen kann, nein, dass er überhaupt spielt.

    Das dumme an Soziophaten ist nämlich, dass diese zwei Seiten haben und auch richtig „nett“ sein können, wenn sie wollen. Solange er das nicht beweist, solange er nur die Grenzen anderer verletzt, nicht aber seine eigene, beweist er mit jedem Auftritt erneut, dass er Komik einfach nicht verstanden hat. Künstler brechen erst einmal ihre eigenen Grenzen um sich selbst nach vorne zu bringen – und nicht die der anderen. Bis dahin gilt mein Urteil: Serdar Somuncu ist ein schlechter Schauspieler und er spielt äußerst schlecht einen Soziophaten.

  9. Tucholskys Spruch, dass Satire alles darf, wird immer wieder gerne zitiert. Meistens übrigens falsch. Es ist inzwischen nur ein Klick, um den Kontext, in dem Tucholsky dieses Urteil fällte, auszumachen. Wenn man dem Link folgt und nicht nur die letzten fünf Worte liest, findet man eine Definition Tucholskys von Satire gleich mit. Die ist nämlich immanent für diese Aussage.

    Aber Niggemeier macht in seinem Furor einen Fehler. Er unterscheidet nicht zwischen den „satirischen“ und den „privaten“ Aussprüchen Somuncus. Ich habe den Eindruck, dass er diese Unterscheidung auch nicht treffen will: Mal kritisiert er dieses – mal jenes. Zwischendurch stellt er reichlich Vermutungen an („vielleicht“; „glaubt man“) und verortet ihn in die Nähe der NPD. Was bedeutet es, wenn jemand „Mein Kampf“ demystifizieren will? Wie hat er das gemacht? Wie sind die Ausfälle gegenüber Lesben in seinem Programm einzuordnen? Als satirische Überspitzungen einer erfundenen Person oder als platte Deklamationsrhetorik?Auseinandersetzung: Fehlanzeige. Die vermeintlich Gesinnung Somuncus reicht hier, ihn zu diskreditieren.

  10. der Mann ist Komiker. Man kann über die Qualität seines Programms sicher unterschiedlicher Meinung sein, aber ihm deshalb direkt Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit zu unterstellen, fände ich dann doch etwas harsch. Er spielt auf der Bühne eine Rolle. Man kann diese Rolle gut oder schlecht finden, aber die Aussagekraft für seine privaten Ansichten zu diesem Thema dürften dann doch eher begrenzt sein.
    Wie wäre es denn mit einem Interview mit Somuncu, anstatt ( mal wieder ) direkt die moralische Keule zu schwingen ?

  11. Der obige Eintrag ist aus der Sonntagsausgabe der FAZ. Auf Somuncus HP ist der Text nun (ohne Kommentierung) verlinkt unter „Presse“. Aus mir noch nicht näher klargewordenen Gründen spricht dies gegen die These, Rolle und Person seien deckungsgleich. Allerdings ist seine These, Muslime seien „minderbemittelt“, nicht gerade provokant, sondern trauriger Mainstream – und sprich somit für die These von SN.

    Ich kann mir keinen richtigen Reim darauf machen. Jedenfalls mag ich Provozieren um des Provozieren willens nicht.

  12. Was er kann, ist definitiv polarisieren. Ich war vor einigen Jahren bei einem Auftritt von ihm und das war extrem kontrovers. Einige Leute haben sich lautstarke Wortgefechte mit ihm geliefert, andere sind entrüstet gegangen. Ich glaube, dieses „Spektakel“ ist also durchaus gewollt.

  13. Dem Himmel sei Dank, dass es Künstler wie Serdar Somuncu gibt, die Grenzen überschreiten, auf der Bühne Risiken eingehen, sich nicht nur auf sicherem Terrain bewegen und das Ziel haben, bei ihrem Publikum etwas zu bewegen, und sei es auch nur Ablehnung gegenüber dem Künstler.

    Schade, dass die Toleranz, für die er sich leidenschaftlich einsetzt, immer nur so lange anhält, bis der Veganer einen Witz über vegane Ernährung „ertragen“ muß, oder der Schwule einen Homowitz, der Migrant einen harten Witz über Migranten. Und schon jammern die Veganer, Schwulen und Migranten, dass das ja eigentlich doch gar nicht geht, was der Somuncu da macht, und er ja wohl Geistes Kind einer Partei sei, deren Kürzel sich Herr Niggemeier nicht zu schreiben traut. Klingt aber auch irgendwie gewitzter, wenn man das offen lässt, könnte ja doch Die Linke sein.

    Dabei macht es Somuncu seinem Publikum so einfach und erklärt sich bei seinen Auftritten auch noch: „Das, was ich an Beleidigungen und Tabubrüchen auf der Bühne leisten kann, ist nur ein Tausendstel von dem, was tagtäglich an Intoleranz im echten Leben passiert. Aber da steht keiner auf.“

    Aber das deutsche Publikum nistest sich eben gerne in seiner „Kennstekennste-bis-Ichbinsnuhr“-Gemütlichkeit ein, je nachdem, welcher Bildungsschicht man sich zugehörig fühlen möchte. Aber wehe, mir tritt einer auf die Füße, dann ganz schnell Jammern anstatt zu fragen, warum er mir denn auf den Fuß getreten ist.

  14. @ Ulf Pohlmeier – Kommentar 15

    Sehr geehrter Herr Pohlmeier,

    ich glaube, Sie missverstehen da etwas. Es geht in SNs Blogbeitrag nicht darum, Homosexuelle, egal ob männlich oder weiblich, von Kritik in Form von Ironie, Sarkasmus oder gar Zynismus auszunehmen. Genauso wenig wie Veganer, Politiker oder Menschen. Das Problem ist nur die Herstellung einer Kausalität zwischen mehreren Eigenschaften einer Person. Wenn Herr Somuncu den Herrn Westerwelle für einen schlechten Außenminister hält, Anne Will als Talkshowgastgeberin nicht leiden kann, dann darf er das gerne machen. (Ich sehe das auch so.) Wenn er sich dabei aber homophober Klischees bedient, dann verbindet er „schlechter Außenminister/schlechte Talkshowgastgeberin“ mit „schwul/lesbisch“ und schafft so einen Zusammenhang, den es nicht gibt. Er ist schlicht und einfach falsch, impliziert er doch, dass diese Personen es nicht können, eben weil sie homosexuell sind.

    Herr Pohlmeier, wie würden Sie reagieren, wenn man Ihnen Ihre Kompetenz für Ihren Beruf abspricht, weil sie a) Deutscher/Grieche/u.a., b) homo/bi/hetero, c) männlich/weiblich, d)…, e)… usw. usf. sind? Oder nur, weil Sie Pohlmeier heißen??

    Richtig… so wie SN hier. Und das ist auch gut so!

  15. Danke, Herr Pohlmeier!

    Sie sprechen mir aus der Seele. Besser kann man das nicht auf den Punkt bringen!

  16. In diesem Zusammenhang kommt ja gern: „Wenn Schwule gleichberechtigt und akzeptiert sein wollen, müssen sie auch damit klar kommen, dass man Witze über sie macht!“.
    Grundsätzlich ist das richtig, dabei wird nur oft vergessen, dass es ein Unterschied ist, ob man Witze über Schwule macht wie über Heteros auch (also über Macken, Eigenschaften, Aussehen einzelner Personen) oder ob das Schwulsein an sich schon der Witz sein soll. Denn da wird es dann gefährlich …

  17. Ich werde aus dem Herrn Somuncu nicht schlau. Einige seiner „Vorträge“ finde ich lustig bis genial, andere, wie etwa diese „Hate Night“, verstehe ich schlicht nicht. Da werden die plattesten Parolen von sich gegeben die selbst dem durchschnittlichen BILD-Leser zu weit gehen würden, wenn sie denn ernst gemeint wären. Sind sie aber nicht (vermute ich einfach mal). Andererseits frage ich mich, wer sich sowas anguckt und toll findet, und leider kann ich mir durchaus vorstellen dass es da draußen genug Leute gibt, die diese Sprüche sowohl ernst nehmen als auch toll finden. Und da ist dann die Intention des Künstlers schlicht egal.

  18. O_o

    Ich fand Deinen Kommentar zum Obama-Video zur „It gets better“ Kampagne ja schon komisch, gestern die „Schreyl-Erpressung“ und heute arbeitest Du Dich an einem Comedian ab, der auf Provokation setzt um Aufmerksamkeit zu erregen.

    Ist das heimlich Satire was Du hier schreibst? Dein Verhalten ist sowas von Parallel zu dem was Alice Schwarzer macht wenn es um Frauen und Kachelmann geht es ist beängstigend.

  19. Serdar mal persönlich kennenlernen. Dann nochmal über solche Texte (ob ganz oben oder in den Kommentaren) nachdenken.

    Wenigstens zeigt diese Diskussion, dass sein Bühnenprogramm zu funktionieren scheint.

  20. @ Stefan Niggemeier

    JA! Genau das ist Somuncus Konzept. Er macht nämlich über jede Randgruppe solche Witze und Anfeindungen. Und eigentlich will er damit die Gesellschaft entlarven, die solange es sie nicht betrifft, diese Witze toleriert und darüber lacht.

  21. Lieber Stefan Niggemeier, lieber DerChristoph,

    Somuncu prangert menschenverachtende Witze nicht an, er entlarvt sie.

    Und er impliziert nicht, dass jemand irgendetwas nicht kann aufgrund seiner sexuellen Neigung oder Herkunft oder meinetwegen Schuhgröße.

    Er verwendet Klischees, Vorurteile und überhöht sie ins absolut Groteske, auch über die Schmerzgrenze hinaus.

    Ich muss doch von einem intelligenten Zuschauer oder Besucher erwarten können, dass er sich bei einem Kabarettisten damit auseinandersetzt, WARUM er einen vermeintlich nicht tolerierbaren Zusammenhang herstellt.

    Ich habe übrigens von arrivierten Kabarettisten wie Jürgen Becker schon ganz klare Zoten über Westerwelles Schwulsein gehört („der eignet sich nicht zum Selbstmordattentäter, was will der auch mit 99 Jungfrauen?“). Aber da regt sich keiner auf unter den ganzen Studienräten bei den Mitternachtsspitzen, obwohl er einer solch platten Pointe nicht mal die geringste ironische Brechung angedeihen lässt. DAS empfinde ich als homophob.

    Aber sobald sich ein Künstler auf der Bühne eine häßliche Fratze aufsetzt und seine Rolle dem Publikum in die (mit Verlaub) Fresse schreit, denken alle, er meint das ernst.

    Also entscheidet die Form über den Inhalt, Herr Niggemeier?

    Ich finde nicht. Oder doch? Ich finde, Charlie Chaplin war wahrscheinlich doch ein Nazi. Oder doch nicht? Kann ich die Haltung eines Künstlers vielleicht doch erkennen? Ja, wenn ich mir die Mühe mache, ihm zuzuhören. Wer sich die aufregende Mühe macht, Somuncu zuzuhören, wird seine Haltung immer verstehen.

    Aber ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass Somuncu in jeder seiner Shows sogar ERKLÄRT, warum er das satirische MIttel der Verzerrung so gnadenlos und hart anwendet.

    Und ob es da draußen Leute gibt, die „solche Sprüche“ eventuell ernst nehmen, kann und darf nicht die Leitlinie im Schaffen eines Künstkers sein.

    Wo kämen wir denn da hin?

    Fününününüüüü…

  22. Mir gefällt sein Spruch

    >> „Scheiß Ossis, nehmen uns Türken die Arbeitsplätze weg“

    alternativ auch mal

    >> „Scheiß Schwule, nehmen uns Türken die Arbeitsplätze weg“

    Das Überzeichnete hilft mir, den üblichen Satz

    >> „Scheiß Ausländer, nehmen uns Deutschen die Arbeitsplätze weg“

    besser als Unsinn wahr zu nehmen.

  23. Eigentlich geht es doch bei diesem Artikel gar nicht um Serdar Somuncu, sondern um sein Publikum – oder? Der Blick ist jedenfalls stets auf seine Außenwirkung gerichtet („Porno für Lesbenhasser“ usw.). Ich lese daraus die Angst davor, dass seine Sprüche auf fruchtbaren Boden fallen könnten. Dass sie gesellschaftliche Schranken erodieren und mühsam erkämpfte Toleranz zu Nichte machen könnten, wenn plötzlich die Massen aufstehen und rufen „Ja, die Zeit ist gekommen wieder öffentlich zu unserer wahren Überzeugung zu stehen.“

    Eine solche Macht will ich Serdar Somuncu nicht zugestehen. Eher wird Cindy aus Marzahn eine Prinzessin.

  24. Ich verstehe nicht, wie man einen Beitrag über eine Person verfassen kann, ohne sich auch nur ansatzweise mit dieser Person beschäftigt zu haben.

    Da er wirklich JEDER Minderheit eine rein würgt, ist es absolut unsinnig sich an einer einzigen Diskriminierung auf zu hängen. Wenn man dann offensichtlich zeigt, dass man das Konzept dieses Herren nicht verstanden hat, weil man sich einfach gar nicht mit der Person beschäftigt hat… Dann ist das unwürdig für einen Journalisten, der genau diese Nachlässigkeit bei anderen Journalisten anprangert.

    Eines seiner Live-Programme sollte man sich (z.B. auf einschlägig bekannten Seiten) ansehen. Tut man das, lässt es deine Annäherung an eine gewisse Partei, recht dumm da stehen. Außerdem müsste man ihm dann nach deiner Logik Heterophobie unterstellen. So wie er sich über die Vulva auslässt.

    Eines muss ich allerdings zugeben. Es ist sehr schwierig ihm zu folgen. Nicht nur wägen der Härte seiner Sprüche, sondern auch weil er in besagtem Live-Programm ohne jede Grenze plötzlich von dem Dauer-Sarkasmus ablässt und plötzlich sehr ernst und mit klaren Worten, genau diese Intoleranz anprangert, der er sich Sekunden vorher bedient hat. Schwierig zu erfassen, daher aber auch interessant.

  25. Serdar Somuncu ist ein schlechter Künstler, weil er die ganze Zeit betonen muss, dass er nur eine Rolle spielt. Wäre er gut, müsste er das nicht. Wäre er gut, würden sein „Witze“ verstanden.
    Aber er bringt sie an den Stellen, an denen das Publikum die „uiuiuiui-da hatta-aba-recht“-Witze erwartet. Es ist auf Somuncus mangelnde Kompetenz zurückzuführen, wenn sein Publikum bei den Witzen, mit denen er eigentlich aufrütteln und Protest erzeugen will, denkt: „uiuiui-da-hatta-aba-recht.“
    Vielleicht ist er nicht homophob, er bedient aber ein homophobes Publikum. Und das ist das Problem, das es vollkommen irrelevant macht, ob der Serdar in Wirklichkeit nicht doch ein total dufter Typ ist, der das gar nicht so meint. (In der Literaturwissenschaft untersucht man den Text nun seit einem halben Jahrhundert aus der Perspektive des Lesers und nicht des Autors. Eben aus dem Grund, weil man den Autor nicht kennt.[kurze unwissenschaftliche Zusammenfassung])

  26. Ich bin sowohl Niggemeier- als auch Somuncu-Fan. Ich kann die Kritik verstehen. Dennoch: Somuncu ist so was wie die Titanic der Comedians. Er ist der festen Überzeugung, dass er mit seinen Sprüchen vielen aus der Seele spricht. Was er als schlimm empfindet. Gerade deswegen agitiert er in einer so drastischen Weiße. Die öffentliche Kritik versteht er dann auch als Kritik gegen eben diese Personen. So werden diese Einstellungen isoliert und ausgrenzt.

    Somuncu sieht sich gerne als Märtyrer und ist ziemlich eitel. Er braucht Kritik, Debatten und die Polemik, sonst wäre sein Dasein als Comedian so unnötig wie die Damen Fußball-WM…

  27. @ Alberto Green: Ach, am Publikum kann es nicht liegen? Mal davon ab, wer hat hier eigentlich einen Überblick darüber, welcher Anteil des Publikums seine Aussagen wie versteht? Es wird hier und im anderen Artikel „Schwuler Schmuddel“ so selbstverständlich behauptet, dass Somuncu gescheitert ist mit seinem Anliegen. Woran wird das festgemacht? Ist hier einer, der es falsch versteht, schon zuviel? Oder ist einer, dem seine Doppelmoral aufgezeigt wird, schon genug für dieses Unterfangen?

  28. @Stefan Niggemeier: Serdar Somuncus Konzept besteht darin, menschenverachtende Witze zu machen und zu schauen, ob das Publikum das überhaupt mitkriegt. Blöderweise lachen die trotzdem – was Somuncu in dem einen oder anderen Fall ( war schon ein paar mal in seinem Programm ) – dem Publikum auch direkt wieder auf’s Brötchen schmiert. Er hat schon selbst gesagt: Wäre die Welt so gut und die Menschen so empathisch, wie er es sich wünscht, könnte er mit seinem Programm gar nicht auftreten.

    Außerdem erklärt er vor jedem seiner Programme, was er macht, wie er es macht und warum er es macht. Und trotzdem springt das Publikum auf die simpelsten Provokationen an. Judenwitze, Schwulenwitze, Lesbenwitze, Behindertenwitze, er kann alles raushauen und alle finden’s witzig. Sagt das mehr über ihn, der eine Rolle einnimmt, oder über die Leute, die da sitzen aus?

    In den häufiger auftretenden Wortgefechten mit Zuschauern wird übrigens schnell klar, was er ernst meint und was nicht.

    Also sorry, aber hier wird über Materie geschrieben, die noch gar nicht richtig verstanden wurde. Schade.

  29. @Alberto Green: Und die Analogie mit der Literatur ist deshalb treffend, weil man Somuncu nicht kennt, wenn man sein Programm guckt?

  30. „„Wer in Europa lebt”, sagt Somuncu, „muss sich den Gepflogenheiten der Europäer anpassen. Und wenn er das nicht will, soll er dorthin gehen, wo er herkommt.” Auf die Frage, ob er zwischen Burka und Tschador unterscheide, spuckt er: „Ich lerne nicht die Terminologie von Leuten, die ich für minderbemittelt halte.”“

    Schon schlimm, wenn man dazu genötigt wird, einem Menschen ganz genau zuzuhören. Oder liegt es daran, dass im RL die Smileys fehlen, durch die man sich flugs noch einmal rückversichern kann, wo jetzt der Scherz anfing?

    Wenn Sie sich einmal eine Bühnenshow von Anfang bis Ende anschauen, werden Sie – wahrscheinlich – selber spüren, was Somuncus „Konzept“ ist. Nämlich dann, wenn man noch lacht, aber den nervös-schuldigen Unterton nicht mehr überdecken kann, weil er gerade tatsächlich einen Gedanken ausgesprochen hat, den „Sie sich nicht zu denken trauen“. An irgendeiner Stelle erwischt er einen und bohrt genüßlich im schlechten Gewissen des sich selbst so tolerant und aufgeklärt findenen Zuschauer.

    Vielleicht trifft er bei Ihnen auch keinen Nerv. Kann natürlich sein. Dazu müssten Sie zumindest etwas von seinem Programm gesehen haben und mir drängt sich der Eindruck auf, dass das nicht der Fall ist? Ich weiß es nicht.

  31. Lieber Stefan, vielleicht bist Du etwas zu oberflächlich in dieser Sache. Oder Du bist erschrocken und die klaren Gedanken finden nicht den Weg zu dir.

    Serdar Somuncu ist kein Hasser irgendwelcher Menschengruppierungen. Er ist Künstler und seine Kunst, die er ausübt, besteht darin, seinem Publikum den Spiegel vor das Gesicht zu halten. Und zu diesem Spiegel gebraucht er auch noch Lautsprecher. Sehr große.

    Serdar Somuncu beschreibt der Gesellschaft die Gesellschaft – als Kabarettist.

    Meine besten Grüße

  32. Ich war bei einem seiner Autritte irgendwann mehr mit dem Publikum beschäftigt, als mit dem, was auf der Bühne stattfindet.
    Ich habe mich gefragt, wer von den „lauten Lachern“ gerade von der derbe überzeichneten PI amüsiert ist und wer sein eigenes Spiegelbild nicht erkennt…

  33. Was darf denn Satire noch alles nicht? Wenn es nicht mal erlaubt sein soll, uns – jenseits aller political correctness – den Spiegel vorzuhalten, dann bin ich von Niggemeier etwas enttäuscht.

    Somuncu jammert sicher nicht darüber, daß er von“den großen Fernsehsendern“ nicht gezeigt wird.

    Er verbreitet auch nicht die Parolen einer Partei, deren Namen Niggemeier nicht einmal zu schreiben wagt.

    Somuncu provoziert – ja. Aber vor allem den Widerspruch, von dem er glaubt, daß er in jedem von uns steckt. Er möchte zum Nachdenken und sich selbst hinterfragen anregen. Das tut manchmal weh. ;-)

  34. Ich war mal großer Fan, finde ihn aber mittlerweile vor allem handwerklich sehr schlecht. Vor wenigen Wochen sah ich ihn bei TV Total. Da hat er eine Stand Up-Nummer über „Bauer sucht Frau“ gemacht und imitierte die „Honks“ (wie er die Darsteller nannte) so schlecht, dass ich das Gefühl hatte, er hat die Sendung keine 15 Minuten gesehen. Dann machte er so ziemlich alle Witze über die Sendung, die auch schon Raab in den Wochen davor regelmäßig in seiner Show gemacht hatte. Ausschweifend erzählte Somuncu von einer bestimmten Badewannen-Szene, die aber schon bestimmt ein Dutzend mal bei TV Total lief. Am Ende kam er schließlich zur Einsicht, das im Unterschichten-Programm von RTL Assis die Rollen von Assis für Assis spielten. Genau das hatte Raab schon letztes Jahr auf einem Podium gesagt.

    Am schlimmsten fand ich aber, wie Somuncu sich dauernd bei Raab einschleimte, unbedingt mit ihm Musik machen wollte oder mit ihm „Blamieren oder Kassieren“ spielen wollte. Wie ein kleines Kind dieser Typ!

  35. Stefan, ich glaube, mit Deiner Einschätzung liegst Du wirklich falsch. Bitte, gib ihm (als der Künstler, der er ist) eine Chance und unterhalte Dich mit ihm, ganz unverbindlich – wenn er das zulässt. Ich bin mir sicher, dass Du Deine Meinung daraufhin änderst.

    @26 (JandeGraaf): das sehe ich genauso, danke!

  36. Nehmen wir einfach mal an, es sei Somuncus Ziel die homophoben (etc.) Gedanken und Denkweisen der Zuschauer zu entlarven. Und alles wäre Ironie.
    Dann ist der damit schlicht gescheitert! Oder lachen und applaudieren die Zuschauer alle, weil sie soeben erkannt und ihrer Homophobie überführt wurden? Wohl kaum…

  37. es ist große kunst, wenn es in dem medienbusiness voll einerlei noch gelingt, so sehr zu verunsichern und damit zu provozieren und fragen zu evozieren. Hut ab vor somuncu.

  38. die comedy-figur des rechtslastigen spießers gibt es ja nun schon seit ekel alfred, der im prinzip eine harmlos-biedere variante somuncus war. bei semuncu ist diese figur gebrochen (er ist selbst türkischstämmig), aber doch noch erkennbar.
    problematisch wirds, wo die grenzen verschwimmen: will der mann auf der bühne, daß seinem publikum das lachen im halse stecken bleibt? das tut es ja offensichtlich nicht. wenn er aber gegen das publikum arbeitet (was ja aller ehren wert wäre): warum feuert er es dann immer weiter an, statt die show mal zu brechen?

  39. Sumuncu ist meiner Meinung nach ein großer Künstler und ich finde es Schade, dass Sie Herr Niggemeier sich nicht genug mit ihm beschäftigt haben, bevor er einfach dem rechten Lager zugeordnet wird. Sein Programm besteht eben nicht aus reiner Meinungsmache… sondern daraus, wie er auch in seinem Programm sagt „es wird flächendeckend beleidigt“
    Das ganze hier sieht leider nach: Im Fernsehen gesehen, und kurz auf Wikipedia recherchiert aus!
    Schade war, bin eigentlich ein großer Fan von Ihnen!

  40. „wenn er aber gegen das publikum arbeitet (was ja aller ehren wert wäre): warum feuert er es dann immer weiter an, statt die show mal zu brechen?“
    Tut er doch. Hast Du mal eine Show von ihm gesehen?

  41. oliver: Ich weiß nicht mehr, ob es hier oder bei dem anderen Artikel schon geschrieben wurde, aber Serdar Somoncu bittet tatsächlich darum, keine Mitschnitte und Aufnahmen seiner Shows zu machen, eben weil sie aus dem Kontext ders gesamten Programms gerissen ein gänzlich anderes Bild abgeben. Wobei man es auch wieder als entlarvend ansehen kann, welche Sequenzen als „besonders lustig“ bei youtube hochgeladen werden.. oder als doppelt entlarvend, dass man dem Hochlader Unverständnis unterstellt. ;-)

  42. Ich kenne sein Programm nicht, aber frage mich, ob Somuncu eigentlich auch Judenwitze/’Judenwitze‘ macht? An Reaktionen darauf kann man i.d.R. doch gut ablesen, wie unpolitisch korrekt man sein soll/darf/kann/muss…oder hat da Henryk B. ein Copyright drauf?!

  43. Es ist nicht nur tragisch, dass die Partei, deren Parolen er so überzeugend verbreitet, ihn nicht aufnehmen würde, es ist auch tragisch, dass er insbesondere bei seiner Lesung von „Mein Kampf“ den Anhängern dieser Partei die Argumente gegen jemanden, der das Buch Hitlers öffentlich liest und vermeintlich Aufklärungsarbeit leisten will, auch noch in Geschenkpapier überreicht hat. Der Vortrag strotzte nämlich vor Fehlern und hat damit den Nazis permanent die Möglichkeit gegeben, zu sagen: „Seht hin, da versucht jemand mit falschen Behauptungen das Buch zu verleumden.“
    So zum Beispiel als er über das Kapitel „Im Elternhaus“ spricht. Somuncu liest da aus dem zweiten Absatz vor, was eine Schwafelei über Deutsch-Östereichische Verhältnisse ist und wo Hitler vor allen Dingen über seinen Unmut bezüglich der kleindeutschen Lösung schwadroniert. Dann bricht Somuncu ab und guckt halbernst, halbtriumphierend und erklärt dann in angespannt oberlehrerhaftem Ton, dass es in diesem Kapitel immer so weiterginge und dass das der beste Beweis dafür sei, wie Hitler sein Lesepublikum versucht hinters Licht zu führen und wie er agitatorische Botschaften in Passagen verpackt, die zunächst nicht danach aussehen.
    Tja, dumm nur, dass Somuncu entweder selbst nur bis zur zweiten Seite gelesen hatte (und somit aus Dilettantismus Unwahrheiten verbreitet) oder (was noch schlimmer wäre) schlicht wusste, dass ab der zweiten Hälfte des zweiten Absatzes des zweiten Seite der Vater Hitlers das Thema ist und auch für einige Seiten bleibt, woraufhin es um die Schule geht, dann darum, dass er studieren sollte und später um den Tod der Mutter und allerlei andere Jugendthemen. Zwischendrin kommt Hitler immer wieder auf den vermeintlich schrecklichen Zustand, in welchem sich Österreich befände, zurück und redet über Politik und den ersten Weltkrieg, was allerdings nichts daran ändert, dass es im Kapitel „Im Elternhaus“ hauptsächlich um seine Jugendjahre und seine Eltern geht.
    Somuncu verbreitet, es gehe nur um Politik und agitatorische Plaudereien. Und das wirft ganz andere Fragen auf. Warum behauptet jemand, über „Mein Kampf“ Bescheid zu wissen, wenn er nur Halbwissen hat und tritt dann damit auf? Weshalb glaubt er in seinen zwischenzeitlich aufklärerisch palabernden Vortragsteilen den Leuten etwas beibringen zu können? Und wie gefährlich ist jemand, der aus Unwissen oder Absicht Falsches über „Mein Kampf“ in Deutschland vor einem deutschen Publikum behauptet?

  44. Mir gefällt die Bezeichnung „Porno für Lesbenhasser“. Ein Porno ist sowohl echt als auch inszeniert. Aber bei einem Porno ist es unerheblich, ob die Akteure tatsächlich aufeinander stehen, hauptsache es kommt glaubwürdig rüber und macht geil. Und vielleicht ist es denen, die auf Hass stehen, ebenfalls egal, ob das nun echt ist oder nur gespielt.

  45. @Stefan Niggemeier #18
    Serdar Somunca will ein Jonathan Meese , aber ohne Kunstwerk oder Richtung, sein. In ganz, ganz klein halt. Jedenfalls hat er bei ihm wohl das Konzept geklaut. Ach ja – lustig soll das auch noch sein – haha.

  46. somuncu mach also quasi eine comedy-parodie, verstehe ich das richtig, und der konflikt rührt daher, daß einige diese parodie verstehen und andere nicht. bliebe die frage, wie moralisch verwerflich es ist, solche konflikte zu schüren.

  47. Sobald in einem Programm die Leute unterhalten werden, die damit kritisiert werden sollen, ist es im besten Fall mangelhaft, im schlechtesten schädigend.
    GUTE Satire ist nunmal, leider, nicht von der Realität zu unterscheiden.

    Wenn ich nun im Publikum sitze und das Kotzen/Heulen bekomme, während die Homophoben vom Nachbarsitz sich kringelig lachen, dann hat Herr Somuncu versagt. Er kritisiert nicht, er unterstützt nur den Status-Quo.

    Die einzige Möglichkeit, wie man derart „glaubwürdig gespielte“ (ich glaub immer noch, dass er das schon recht ernst meint, auch wenn er wo anders gaaanz lieb ist) Satire verwenden kann, OHNE in die Hände der kritisierten zu spielen ist, indem man die Rolle bricht. Absolut komplett ohne Vorbehalt.
    Dazu müsste Somuncu allerdings spätestens bei der Hälfte des Programms aufhören, seine primären Opfer zu belästigen und sich auf deren Seite stellen. Was er wohl nicht kann. Sonst hätte er ja ein breiteres Sortiment an Witzchen.

  48. Bin irgendwie auch enttäuscht von Herrn Niggemeier. Vermutlich einfach nur, weil es recht selten vorkommt, dass ich seine Meinung so überhaupt nicht teile. Sei es drum.

  49. @7. In der Tat, das geht schnell, aber schnell ist ja nicht gleich schlecht. Obacht: Was ich sagen will ist nicht, legt dem Herrn das Handwerk, denn er ist ein in jedem Fall ein Menschenverachter, sondern: Mag er das tun, aber ich kann schon aus den wenigen Zitaten erkennen, dass er ein Konzept verfolgt das mich stört, weil es ein Muster verfolgt, dass man mit ein wenig Lebenserfahrung schon Mal gesehen hat. Es geht wohl darum Dinge so zu formulieren, dass sich die üblichen Spießer aufregen und die üblichen vermeintlichen Antispießer freuen können, dass sich die üblichen Spießer aufregen.

    Inzwischen habe ich auch Youtube befragt und fühle mich bestätigt.

    Deshalb, liebe @15, handelt es sich auch nmitnichten um einen mutigen Künstler. Der zynische Junge Mann, den nichts vom Hocker reißt und der denjenigen Geben will, der über jeder political correctness steht und dem Spießer ins Gesicht lacht, der ist keineswegs einsam auf deutschen (TV-)Bühnen. Ironiebaukästen für Möchtgernspaßvögel nutzen viele. Humor ist aber etwas anderes, als sich über Dinge lautstark lustig zu machen. Das ist Komik und teilweise das Gegenteil von Humor.

    Ich glaube, dass der Autor unseres Artikels hier durchaus weiß, was Ironie ist, aber ich verstehe es, wenn er einfach mal die Frage aufwirft: Warum tut dieser Mensch das alles andauernd auf genau diese Art und Weise.

    Ich möchte allerdings nciht so schnell damit sein, ihm eine politische Gesinnung zu unterstellen. Ich glaube, dass er gar keine hat, sondern einfach gerne auf den Putz haut. Und dann ist die psychologische Komponente nach meiner eigenen und höchstpersönlichen Lebenserfahrung in der Tat ruckzuck da. Das muss freilich nicht jedem ebenso gehen.

  50. http://www.youtube.com/watch?v=GkatabhSOcE

    Sieht man Interviews mit ihm, habe ich durchaus den Eindruck, er denke ausnehmend reflektiert und versuche durch bewusste Überspitzung eine bestimmte Denke zu entlarven. Wie kann es da zwei Meinungen geben? (In dem Ausschnitt geht es auch um konkrete politische Haltungen)

    Ein Konzept wie dieses ist weder revolutionär noch an sich problematisch: Verfolgen nicht bspw. Gerhard Polt, Gerd Dudenhöffer, Georg Schramm und viele andere ein ganz ähnliches?

    Somuncu ist vielleicht provokanter oder subtiler; aber ihn die rechte/homophobe Ecke zu stellen ist kurzsichtig und unfair.

    PS: IM dritten Teil des Interviews sagt Somuncu explizit, viele würden ihn mit seiner Rolle verwechseln.

  51. Die Diskussion zeigt ja vorallem recht gut, wie es um die (deutsche?) Comedy-Industrie bestellt ist…immer mehr, lauter, gnadenloser Schreien und dann sagen ‚ist doch Satire!‘. Wer lacht ist ueberfuehrt, wer nicht lacht erst recht, wer kritisiert ist ein deutscher Spiesser, wer nicht kritisiert ist ein Duckmaeuser. Comedy spitzt zu, was ja in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft passiert, naemlich, dass es ‚gut‘ oder ’schlecht‘ nicht mehr gibt. Wer Singen kann wird Justin Bieber, wer nicht singen kann kriegt 40Mio YouTube-Aufrufe und ist ‚kult‘. Wer die Hauptstadt Deutschlands nicht kennt kriegt eine Doku-Soap, weil man sich endlich mal frei machen muss von ‚politisch korrekten‘ Konventionen wie ‚Bildung‘ oder ‚Manieren‘. Das mag in der Medienwelt funktionieren, aber viele verkennen, dass es eben eine Inszenierung ist. Ich moechte nicht wissen, wie viele Buero-/Arbeitskollegen/Menschen in der realen Welt sich dumme Sprueche anhoeren muessen, weil Dieter Bohlen und Serdar Somuncu das auf der ‚Buehne‘ so machen. Die lesbische/uebergewichtige/muslimische Kollegin soll sich mal locker machen, ist doch alles Spass, wir demaskieren hier doch nur heiter Vorurteile. So ueberwiegend reflektiert wie hier ueber Satire geschrieben wird geht es doch nicht zu in der realen Welt.

  52. Die Provokation im Sinne Somuncus ist also, dass er glaubt, er hält der Welt den Zerrspiegel vor. Warum? In dem Interview hat er dazu gesagt, dass es kein warum gebe: er sei halt Künstler und die Idee, die ihm Wert genug erscheine, gemacht zu werden, die mache er halt dann auch.

    Wenn das sein Programm ist, dieses „Ich machs, weil ichs heut morgen geil fand“, dann darf man ihn auch wörtlich nehmen. Das mindeste, was man von einem Künstler erwarten kann, der der Gesellschaft den Spiegel vorhalten will, ist ja wohl, dass er nicht selbst fortwährend in einen Spiegel reinkuckt. Diese Selbstproduktion, dieser Narzissmus, das ist doch völlig kontraproduktiv. Dieses Missverständnis, das hier einige sehen, dass nämlich Serdar Somuncu (Privatperson) ungleich Serdar Somuncu (Schauspieler) ungleich Serdar Somuncu (Regisseur) sei, das ist ein kalkuliertes und deswegen kann man das auch vernachlässigen, wenn man keinen Bock hat, allzu offensichtlich hinters Licht geführt zu werden.

    (Überhaupt, dieses „Spiegel vorhalten“, das ist ja inzwischen für jede Begründung gut. Das nimmt doch jeder für sich in Anspruch, der sich zwar Medienresonanz herbeiprovozieren will, aber bloß nicht wörtlich genommen werden will. Da kann der Broder ja auch mit anfangen oder, sagen wir, die RTL-Nachmittagsformate. Da gibts keinen Unterschied mehr.)

  53. Die Mehrheit versteht Somuncu nicht, die lässt sich lieber im seichten Kabarett ihre vorgefestigte Meinung bestätigen und hält das dann für anspruchsvoll. Einfache Ideologien funktionieren immernoch am besten.
    Somuncu bringt es herrlich auf den Punkt. Was sind denn die Anspielungen auf „Schwesterwelle“ und das Aussehen von Angela Merkel? Ist das politisches Kabarett? Wenn Pocher Witze über die Sexualität dieses DSDS Sängers macht wird von Homophobie gesprochen, wenn ein Kabarettist Westerwelle tuntig nachäfft, dann ist das also Niveau? Somuncu hat es nur simpel und ergreifend auf den Punkt gebraucht, was diese Menschen eigentlich sagen. (Worum geht es denn bei Westerwelle meistens? Um seine Politik? Nö, um seine Haut und seine sexuelle Orientierung.)
    Es ist in meinen Augen mit dem „Nazo-Meter“ und vor allem mit den Reaktionen darauf zu vergleichen. Da wird Leuten der Spiegel vorgehalten und sie merken es nicht einmal.

    Mich würde im übrigen auch mal interessieren wie Sie, Herr Niggemeier, denn zu ihrem Sangesbruder Raab stehen von wegen „Ich war auch mal schwul…bis man mich geheilt hat.“

  54. Gleich vorweg: ich habe noch keine komplette Live-Show mit Somuncu gesehen, nur TV-Auftritte (Nightwash-Special u.ä.). Ich erinnere mich nicht mehr, ob er da Schwulenwitze gerissen hat, nur noch, dass ich teils geschockt über das war, was er vom Stapel ließ, aber ihn gleichzeitig großartig fand. Gerade, weil ich geschockt war, gerade weil er Publikumsbeschimpfung betrieb, gerade weil ich nicht immer auf Anhieb erkennen konnte, ob er nun satirisch zuspitzt oder das (teilweise) ernst meint – schlicht, weil er es mir nicht so leicht gemacht hat.

    Live habe ich mal Gerhard Polt gesehen, den ich ebenfalls verehre. Dabei hatte ich aber auch das bestürzende Gefühl, dass mindestens ein Drittel der anwesenden Besucher bei seinen bayerischen Spießerpersiflagen aus genau den falschen Gründen gejohlt und geklatscht hat – weil sie das Gesagte völlig ironiefrei für bare Münze nahmen und eben nicht den Spiegel erkannten, der ihnen dort vorgehalten wurde. Ich betreibe selbst eine Internetseite mit ironisch gemeinten Lästereien über den Eurovision Song Contest und erlebe selbst oft, wie viele Menschen Ironie eben nicht verstehen.

    Sehr üble Lesbenbeschimpfungen habe ich schon von der Berliner Dragqueen Nina Queer (bekannt u.a. aus Gastrollen in diversen RTL-2-Unterschichten-TV-Produktionen) gehört – und über diese ebenso herzhaft gelacht wie bei Semuncu. Das Entscheidende dabei ist für mich, dass beide als Angehörige einer diskriminierten Minderheit in meinen Augen einen Freifahrtschein für das Absondern politischer Inkorrektheiten haben – weil sie damit ja auch immer sich selbst angreifen und eigentlich klar ist, dass das Gesagte ironisch gemeint ist. Während ich bei entsprechenden Äußerungen von Raab oder Bohlen eben nicht lachen kann.

    Mein bisheriger Eindruck von Somuncu war eher der eines großartigen, Grenzen überschreitenden Satirikers als der eines ernsthaften Homophoben.

  55. Ich gestehe Serdar Somuncu mal zu, dass er eventuell alles was er so sagt tatsächlich garnicht meint. Verschiedene Kommentatoren nennen das seine „Rolle“ – gut, das ist zumindest plausibel. Dummerweise ist er aber nicht soweit bekannt, dass alle Zuschauer wüssten wie man ihn einschätzen muss. Schon garnicht wenn er, anders als bei Bühnenprogrammen, vorher keinen erklärenden Disclaimer abliefern kann. Wenn Ironie oder Satire nicht verstanden werden, dann liegt das gemeinhin nicht daran, dass die Zuschauer zu blöd dafür sind, sondern daran dass mit der Ironie oder Satire von vornherein etwas nicht stimmt.

  56. @65 mike: Der Witz von Raab ist mMn tatsächlich komisch. Denn um ihn zu verstehen muss man dafür erstmal akzeptieren, dass Schwulsein keine Krankheit ist.

    Bei Somuncu dagegen fehlt das völlig. Dessen „Satire“ ist genau das, was bspw. von homophoben Islamfanatikern abgesondert wird. Was da genau hintergründig ist, kann ich nicht erkennen. Die „Hate Night“ ist für mich soviel Satire, wie Dirk Niebel ein fähiger Entwicklungsminister. Wobei Niebel der bessere Komiker ist…

  57. @Nina St. Kont
    Das Interview ist ja ganz nett und zeigt, dass Herr Somuncu reden und auch noch anders kann. Das freut mich und erfüllt meine Minimalanforderung, dass wir es nicht mit einem Geisteskranken zu tun haben. Dieses Interview wurde jedoch zu einem Zeitpunkt geführt, in dem ein anderes Konzept verwirklicht wurde: Etwas schlechtes (Hitler, die BILD) wurde durch die Provokation ans Adsurdum geführt und sollte Reaktionen beim Publikum auslösen.

    In den neuen Projekten von Herrn Somuncu, die Herrn Niggemeier kritisiert, wurde das bestehende Konzept auf etwas „nicht negatives“ übertragen. Daher sind auch alle bisherigen Interviews und jedes bisherige Wissen obsolet, da sie ein anderes Programm beschreiben. Ein neues Konzept muss auch auf einer neuen Basis besprochen werden.

    Wenn sich Schwule und Lesben von diesen Stücken beleidigt und zu tiefst verletzt fühlen, finde ich das mehr als verständlich und ich frage mich: was soll das bitteschön? Was will ein Künstler mit diesem Ansatz bewirken? Nicht nur ich frage mich das und nicht umsonst wurde 2010 seine Internet-Show „Hatenight“ auch verboten. Eine Antwort darauf habe ich bisher noch in keinem neuen Interview von ihm gehört.

    Ebenfalls finde ich es absolut fair, den Provokateur bei den eigenen Hörnern zu packen, seine Verletztheit zu zeige und laut zu rufen: „Serdar Somuncu ist homophob! Und ein Frauenhasser dazu!“

    …Wo ist eigentlich ISI?…

    Das blöde an der Sache ist nur, dass man solche Menschen weder ertragen noch ernst nehmen kann. Er sagt mir nichts Neues. Ich finde alles weder lustig, noch provoziert es mich, geschweige denn möchte ich für so etwas Geld ausgeben. Kunde verloren. Schade auch.

  58. @65: „Den Spiegel vorhalten“ wird in der Regel eine Ausrede sein. Wem es damit nämlich ernst wäre, der wäre möglicher Weise auch schlau genug zu erkennen, dass das gar nicht funktionieren kann; denn hier johlt doch nur, wer sich mit im Boot wähnt: „jaha, wir sind alle so dermaßen schlau sind, dass wir die Unzulänglichkeiten der spiegelvorhaltungswürdigen Mitmenschen durchschauen“. Da geht es um gegenseitige Bestätigung der Individualität, weniger um die Leute, denen der Spiegel vorgehalten werden soll. Ein gegenseitiges, zustimmendes auf den Schenkel hauen ist das. Nicht mehr und nicht weniger.

    Das ist nicht grundsätzlich verkehrt und bei Gerhart Polt mache ich da auch durchaus gerne. Aber dieses Einziehen einer zweiten Ebene, bei jedem, der (vermeintlich) provoziert, das ist doch Unsinn.

    Es ist sehr einfach den Bogen zu überspannen und anderen auf den Schlips zu treten.

    @67: in der Psychologie ist umstritten, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die überhaupt in der Lage sind Ironie zu verstehen. Es ist so wohl nicht richtig, dass ein Spass, der von jemandem nicht verstanden wird, generell ein schlechter Spass ist. Das wäre ja noch schöner.

    Es ist aber die um sich greifende, alles vereinnahmende Ironisierung, die mich nervt. Alles wird nur noch ironisch kommentiert. So spart man sich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Sache. Das beste Beispiel hierzu ist der ehemalige Blog von Kai Diekmann. Ein Lehrstück pennälerhafter Vorlautheit und Dauerflucht in die Ironie. Hinter der Ironie kann man sich immer verstecken.

    Humor mag ja also sein, wenn man trotzdem lacht. Wer aber alles lächerlich macht, der ist kein Humorist, sondern ein Zyniker.

    Und wer jetzt nicht mehr folgen will, der sehe bitte im Duden folgende Begriffe nach: Humor, Zynismus, Satire und Sarkasmus. Alles ganz unterschiedliche Sachen. Und Zynismus wird oft für schick gehalten, ist aber eigentlich ziemlich dämlich.

  59. @mike: Zeigen sie mir Kabarett, das sich auf Westerwelles Äußeres bzw. auf seine Sexualität beschränkt. Mir fällt spontan nichts ein. Endweder bin ich vergesslich – oder ich habe eine andere Definitopn von Kabarett :)

  60. @ teekay: Oder wir überlegen einfach mal, bei wie vielen Menschen es funktioniert, dass sie einsehen, wie verletzend ihre „spaßigen“ Äußerungen eigentlich sind und welche hässliche Fratze sie sich damit aufziehen. Ich hab keine Ahnung, bei wie vielen Leuten das der Fall ist. Anscheinend kann man das aber aus irgendeinem Grund ausschließen, den ich gerne hören würde.

  61. Das hier ist wohl der uninformierteste, am wenigsten durchdachte und schlicht verkehrteste Beitrag, den dieses Blog je gesehen hat. Niggemeier hat einfach nichts kapiert, schreibt trotzdem drüber und rückt dann jemanden in die Nähe der NPD, der dort aber auch nix, gar nix zu suchen hat. Das ist schlicht peinlich. Vielleicht eine Affekthandlung nach der n-tv-Sendung?

    Man kann Somuncu ja tatsächlich kritisieren. Für handwerkliche Schwächen bei dem was er macht. Und so, wie man die Titanic möglicherweise kritisieren kann. Aber nicht dafür, dass er intolerant oder schwulenfeindlich sei. Das ist schlicht falsch. Und wäre eigentlich auch gar nicht so schwer herauszubekommen gewesen. Bin gespannt, ob Niggemeier sein Hirn doch noch bemüht und auf diesen von ihm verbocken Mist irgendwie reagiert…

  62. Interview mit Serdar Somuncu vom 09.03.11 auf 1Live:
    http://www.wdr.de/radio/home/podcasts/channelausspielung.phtml?channel=planbtalk

    Ab der Mitte gehts übrigens um sein Programm und seine Motivation:
    „hab angefangen ganz selbst bewusst zu diskriminieren, hab gesagt, ich hasse Türken, ich mag keine Neger, ich finde schwule schrecklich, aber natürlich unter der Devise, […] jede Minderheit hat ein recht auf Diskriminierung, erst wenn es alles trifft ist es gleichmäßig verteilt, dann ist auch glaubhaft das ich es garnicht ernst meinen kann. aber mit Befindlichkeiten und political correktness spielen will. Denn nichts ist verlogener als diese political correctness die einem ständig suggeriert wird, man muss aufpassen was man sagt, vielmehr müsse man eigentlich aufpassen was man denkt. […] das ehrlichste was man machen kann, ist doch wirklich das zu sagen, was man denkt und in kauf zu nehmen das [der andere das anders sieht].“
    Habe momentan das Gefühl, dass sich Herr Niggemeier mit Herrn Somuncu nicht wirklich beschäftigt hat.

  63. Der vermeintlich aufgeklärte Mensch, der bei seinen Ausflügen in Sexismus/Rassismus/Homophobie ein anderes, erschreckendes Gesicht zeigt. Vielleicht etwas pathetisch formuliert.

  64. „Somuncu wurde dadurch bekannt, dass er mit „Mein Kampf” auf Lesereise ging und Hitlers Werk demystifizierte“
    -was genau wurde denn demystifiziert?
    -wieviele Menschen in Deutschland besitzen das Buch und haben es gelesen?

  65. Herr Niggemeier (der sie sonst fast immer den Nagel auf den Kopf treffen), ich glaube sie sind hier auf dem Holzweg.

  66. @Horst
    Da es ja der Job der Konservativen ist Political Correctness anzugreifen, darf ich daher Herrn Somuncu als konservativ und rechts sehen – oder ist er nur blöd und wirft mit Vokabeln um sich, deren Bedeutung er überhaupt nicht einordnen kann?

    Dann wäre auch Herr Niggemeiers Einordnung nach Rechts korrekt.

  67. @nona

    Wenn Ironie oder Satire nicht verstanden werden, dann liegt das gemeinhin nicht daran, dass die Zuschauer zu blöd dafür sind, sondern daran dass mit der Ironie oder Satire von vornherein etwas nicht stimmt.

    Das stimmt so nun aber mal gar nicht. Trotz des inflationären und sinnbefreiten Gebrauches des Begriffs „Ironie“ (Da bin ich bei Sir Lanzelot) können die meisten Rezipienten Ironie noch nicht einmal erkennen, wenn sie mit der Nase reingestossen werden. Und das gilt nicht nur (aber besonders) für pubertierende Teenager, sondern auch für den traurigen Rest der Menschheit. Humor, im Sinne von zuallererst mal über sich selber lachen zu können, ist dann doch eher selten.

    Im Übrigen: Wenn Somuncu vermeintlich das gleiche sagt, wie das NPD-Programm, heißt das trotzdem noch lange nicht dasselbe. Sid Vicious, der ein Hakenkreuz trägt (unterstellt, er tut das bewußt), ist schließlich auch kein Nazi.

  68. @ 75: mmmh….das befreit ihn vielleicht von dem Vorwurf, seine Attacken ernst zu meinen, dafür erhärtet es den Vorwurf, Somuncu bewege sich gesinnungsmäßig tatsächlich DOCH im rechtskonservativen Spektrum.

    Mit Verlaub, die von Ihnen zitierten Äußerungen könnten (in etwas anderer und freilich sharmloser formulierter Form) auch von Henryk M. Broder oder Jan Fleischhauer stammen. Wettern gegen die PC-Gebote all dieser Gutmenschen, Forderung nach „BEstimmte Sachen einfach mal sagen dürfen“, dazu dann eben Verbreiten von pejorativen Stereotypen über den Islam (weil man es sich als Türke ja leisten kann) usw.

    Vielleicht habe ich mich doch geirrt, vielleicht hat Herr Niggemeier doch nicht so Unrecht?

    Somuncu hat recht: Man sollte weniger über Sprech-, als über Denk“verbote“ nachdenken.
    Aber gerade da setzt er ja nicht an; er tut ja nichts, um Vorurteile, Ressentiments und blöde Meinungen besser zu machen (also das Denken zu erneuern), sondern kratzt nur an der Oberfläche (der PC-Tabus).

  69. @Jo: Schön, wenn man ein Schwarz/Weiß Weltbild hat.

    Darüberhinaus wollen Sie doch nicht ernsthaft behaupten Konservative wären Rechtsextrem?

    Es ist schon allerhand überhaupt Somuncu direkt mit der NPD in Verbindung zu bringen und das nicht, weil er türkischstämmig ist.
    Über gewisse Vokalben sich aufregen aber selbst immer wieder mit der Keule ankommen. Großes Kino. Ein Kommentar hat es sehr gut gesagt: In Sachen Schwule gibt Niggemeier die Alice Schwarzer, genauso furienhaft und diffamierend.

    Des Weiteren ist zwischen öffentlicher Person/Rolle und Privatmensch zu unterscheiden. Mir sind nur zwei Kabarettisten bekannt, die keinen Hehl aus ihrer Partei machen. Hildebrandt (SPD) und Pispers (Die Linke). Wobei Hildebrandt nicht nur deutlich intelligenter und talentierter ist, sondern auch nicht einfach nur das Parteiprogramm runterbetet im Gegensatz zu dem anderen Herren.

  70. Wenn all die Kritiker hier, durch Somuncu nun zu zivilcouragierten Bürgern werden, die auch mal aufstehen, wenn in Bus oder Bahn Lesben, Schwule, Behinderte, Ausländer oder Deutsche bepöbelt werden, dann hat Somuncu schon einiges erreicht. Wenn das hier eine pseudoakademische Diskussion über ihn als Person, seine Bühnenrolle, seine möglichen Botschaften und Intentionen bleibt (ohne dabei jemals eine seiner Vorstellungen besucht zu haben, was an sich schon jede Diskussion überflüssig machen würde), wäre ich bei aller zur Schau gestellten moralischen Entrüstung einigermaßen enttäuscht.

  71. In der ganzen Diskussion ist mir eigentlich nur eins wirklich klar geworden: Dass ich kein besonderes Bedürfnis verspüre, mir das Programm des Herrn Somuncu einmal anzusehen. Mag sein, dass da Ironie dahinter steckt, aber wenn es so gestaltet ist, wie es hier beschrieben wird, würde ich das wohl nicht lange aushalten…

  72. Serdar Somuncu ist Künstler. Er ist äußerst intelligent. Und seine Auftritte sind sein Weg mit dem Wahnsinn und dem Stumpfsinn in der Welt umzugehen. Kann man das nicht einmal so stehen lassen? Das ist einfach Kunst, was er macht, an die keine political correctness anzulegen möglich ist. Jeder versteht seine Kunst anders. Ist es nicht der Reiz an S. Somuncu, dass man nie genau weiß, ob er es vielleicht doch ernst meint? Für den einen ist er homophob, für den anderen spielt er, wenn auch schlecht, einen Soziopathen, was immer das auch sein mag. So ist das eben mit Kunst, jeder kann sich herausholen, was er darin sieht. Eye of the beholder. Außerdem ist es Unterhaltung. Wem es nicht gefällt, braucht nicht einzuschalten. Ich aber finde seine Kunst großartig. Ich liebe ihn dafür, dass er für uns alle böse ist und ausspricht, was wir Normalos nicht zu sagen wagten. Aber selbst wenn Somuncu es ernst meinen würde, warum wäre er dann ein Soziopath? Ich finde, Homosexualität ist nichts Natürliches und man muss Homosexuelle nicht mögen. Ich halte Homosexualität bei Menschen für einen Ausdruck unserer kranken, narzisstischen Gesellschaft. Aber das würde ich niemals öffentlich unter meinem Klarnamen sagen. Dafür habe ich Serdar. Er sagt, was ich nie wagte. Ist das nicht sogar eine kathartische Funktion von Schauspiel seit der Antike? Es spricht also meines Erachtens nicht für Herrn Niggemeier, dass er Serdar Somuncu kritisiert. Er hat ihn nicht verstanden. Kunst ist Kunst und darf alles. Ende. Aus.

  73. @86/fernetpunker: Nur so viel: Das sehe ich anders.

    @87/Sebastian: Gilt das schon als reingefallen?

  74. Ich verstehe Somuncu nicht recht. Ein paar Sachen finde ich gut, aber mit den Westerwelle-Äußerungen (übrigens noch schlimmer: „Wie kann einer, der sich in den A… Aussenminister werden?“) und der Hatenight geht er entweder „Full circle“ und bedient mehr oder weniger kalkuliert einen unironischen Markt, hat aber, angeblich oder auch nicht, eine ironische innere Haltung, die gar nicht erkennbar wird.

    Oder er ist ganz schlecht darin, Ironie als Ironie darzustellen und an die Situationen, in denen er sich befindet, anzupassen. So könnte man die Situation bei 4 gewinnt auch verstehen.

  75. „Die Leute verwechseln die Rolle mit mir selbst. Der echte Serdar Somuncu ist ein ganz anderer, als die Rolle, die auf der Bühne steht. Die Rolle enthält Teile von mir, das ist klar, aber die Idee, die diese Figur darstellt, ist, dass man vom Underdog zum Täter wechselt und nicht immer sagt „wir armen Türken, wir armen Juden, wir armen Schwulen – wir werden unterdrückt, wir sind eine Minderheit“, sondern dass man sagt „okay, wir können auch unterdrücken“ und in die Gegenoffensive geht, um zu zeigen, wie sich das anfühlt, wenn jemand intolerant ist.“

    Serdar Somuncu bei „Oriental Night“ am 26. März 2011 (http://rbnbr.info/kk)

  76. Ziemlich schlechter Beitrag, der null zu irgendwas beiträgt. Ist der noch nicht fertig? Wirkt auf mich so, als ob er schnell geschrieben, im Zuge des Artikels „Schwuler Schmuddel“, mit hinzukommen musste.

    Ich kann mit dem Artikel genau so wenig anfangen, wie mit dem Programm von Serdar Sommuncu. Wär das Verhältnis ja auch geklärt.

  77. Jedenfalls muss man Somuncu um seine Fans beneiden, die so sehr davon überzeugt sind, dass er ein Guter ist, dass sie es sich gar nicht vorstellen können, dass er etwas Böses tut.

    Interessant finde ich auch, wie viele Leute mir vorwerfen, ich hätte sein Bühnenprogramm ansehen müssen, bevor ich über seine Fernsehauftritte schreibe, sich aber offenbar nicht einmal die Mühe gemacht haben, sich die Fernsehauftritte anzusehen, die Thema meines Artikels sind.

    Vielleicht als kleinen Ersatz für alle, die sich nicht die Zeit nehmen wollen, die Folgen hier und hier anzusehen — dies ist das von mir eingangs meines Textes beschriebene Gesicht von Somuncu, als er merkt, wie gut sein „dilettuntisch“-Witzchen beim Studio-Publikum angekommen ist:

    Aber ich versuche einmal zusammenzufassen, was ich heute gelernt habe über Somuncu. Sein Konzept besteht also darin, sich gegen Intoleranz durch Intoleranz zu wehren, die er aber nicht so meint. Er warnt die Menschen am Anfang seiner Bühnenshow, dass er das nicht meint, was er gleicht sagt, und lässt dann seinem Hass freien Lauf.

    Er wehrt sich angeblich dagegen, dass die Menschen Videos mit Ausschnitten aus seinem Programm hochladen, weil dann der warnend-erklärende Disclaimer am Anfang gehlt, produziert aber selbst Videos mit Hassausbrüchen ganz ohne Disclaimer. Er spielt angeblich nur eine Rolle, sitzt aber in Talkshows, in denen er auf Nachfrage mehrmals betont, was er nicht nur ironisch und als Witz meint, sondern ernst, zum Beispiel die Intoleranz gegenüber verschleierten Muslimen. Deutlicher kann er nicht sagen, dass er seine Rolle als Hass-Spaßvogel verlassen hat und als „echter“ Somuncu spricht, und andererseits kann er, wenn er dort angeblich in seiner Rolle sitzt, natürlich diese Rolle gar nicht verlassen.

    Es gibt für mich zwei Möglichkeiten, die Hassausbrüche Somuncus zu interpretieren. Entweder hat sich hier jemand fürchterlich verheddert in seinem Rollenspiel. Oder er hat die perfekte Form gefunden, gleich zwei Zielgruppen anzusprechen, die sich sonst ausschließen: Er kriegt Beifall von den Leuten, die ihn dafür lieben, dass er die krassesten und unkorrektesten Witze macht. Und von den Leuten, die glauben, dass er damit das Machen solch krasser Witze und das Lachen darüber anprangert. Er kann die geilsten Witze machen, ohne Rücksicht auf Verluste, denn je rücksichtsloser er ist, desto mehr ist wirkt es für seine intellektuellen Fans wie ein Plädoyer für Rücksicht.

    Mich stößt das ab.

    Übrigens: Ich habe sehr bewusst nicht geschrieben, dass Somuncu Anhänger von NPD-Thesen ist. Ich habe nicht den leisesten Schimmer, woran er wirklich glaubt. Ich habe geschrieben, dass er ihre Parolen verbreitet. Das tut er — genau wie er schwulenfeindliche und lesbenverachtende „Witze“ verbreitet.

  78. @Patrick (#42):

    Somuncu jammert sicher nicht darüber, daß er von”den großen Fernsehsendern” nicht gezeigt wird.

    Nicht?

    Ich war einmal eingeladen bei Cindy aus Marzahn, die Sendung heißt „Die jungen Wilden“. Was stattfand waren eher „Die alten Domestizierten“. Ich spielte damals in Halle und sagte vor der Kamera: „Scheiß Ossis, kommen nach Deutschland und nehmen uns Türken die Arbeitsplätze weg!“ – das fanden die Redakteure gar nicht lustig. Am Ende haben sie meinen Auftritt ganz gestrichen. 25 Jahre RTL ist zuweilen härter als 12 Jahre Hitler.

    Serdar Somuncu, „Die Welt“, 14.4.2010

    „Wenn ich im WDR auftrete, darf ich neuerdings nichts gegen Frau Merkel sagen, wenn ich bei Pro 7 auftrete, darf ich nur gegen RTL wettern. Man trifft überall auf Lobbys und missbraucht die Vielfalt der Medien und die demokratische Kultur, Kaufkraft zu generieren. Die Art, wie hier über die Köpfe der Leute hinweg bestimmt wird, was richtig und falsch ist, hat viel mit Faschismus zu tun. Das ist das angewandte Führerprinzip. Deswegen heißt der neue Hitler auch TV.“

    Serdar Somuncu, „Leipziger Volkszeitung“, 6.6.2009

    Ob da Serdar Somuncu spricht oder „Serdar Somuncu“ oder „‚Serdar Somuncu'“ kann ich natürlich nicht sagen.

  79. @Stefan:
    „Es gibt für mich zwei Möglichkeiten, die Hassausbrüche Somuncus zu interpretieren. Entweder hat sich hier jemand fürchterlich verheddert in seinem Rollenspiel. Oder er hat die perfekte Form gefunden, gleich zwei Zielgruppen anzusprechen, die sich sonst ausschließen: Er kriegt Beifall von den Leuten, die ihn dafür lieben, dass er die krassesten und unkorrektesten Witze macht. Und von den Leuten, die glauben, dass er damit das Machen solch krasser Witze und das Lachen darüber anprangert.“

    Das ist wohl die Methode der „mehrfach gebrochenen Ironie“.

  80. Ich finde es nebenbei auch bemerkenswert, wie Friedrich Küppersbusch all seine eigenen weisen Worte beiseite schiebt, wenn es ums eigene Produzenten-Portemonnaie geht.

    Der C-Klasse-Witzchen-Erzähler Serdar S., den ich bis heute nicht kannte, versucht offenbar nur eine Nische für sich zu finden. Die Rolle „Cindy aus Marzahn“ war schon besetzt. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie Küppersbusch ihn fürsorglich bei seinen Texten berät.

  81. @95:
    Danke. Damit faßt Du die Gedanken, die mir beim Lesen der Diskussion kamen, schön zusammen.
    99,9% seiner Zuschauer bekommen keinen Disclaimer; sie bekommen eine 5-minütige Hassrede in irgendeiner TV-Comedy-Show, und dann isser auch schon wieder von der Bühne.
    Eins muß ich ihm lassen: er spielt den Psychopathen verdammt überzeugend. Mir macht er Angst.

  82. @Stefan Niggemeier,

    Wer sich wie Sie vollkommen ironiefrei darüber Gedanken macht ob jemand „ein Guter oder ein Böser“ ist, ohne auch nur ansatzweise zu bemerken wie lächerlich das wirkt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

    BTW, Hella von Sinnen oder Anne Will, möchte man sich wirklich nicht beim Sex vorstellen, völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

  83. @ 95 „Jedenfalls muss man Somuncu um seine Fans beneiden, die so sehr davon überzeugt sind, dass er ein Guter ist, dass sie es sich gar nicht vorstellen können, dass er etwas Böses tut.“

    Je nun. Vielleicht muss man aber auch einfach Stefan Niggemeier darum beneiden, dass er so sehr davon überzeugt ist, dass er ein Guter ist, dass er sich gar nicht vorstellen kann, dass er einmal voll daneben gegriffen hat.

    Der Beitrag jedenfalls wird dem Künstler Somuncu nicht gerecht und ist – gerade für Niggemeier – erschreckend oberflächlich.

  84. „Jedenfalls muss man Somuncu um seine Fans beneiden, die so sehr davon überzeugt sind, dass er ein Guter ist, dass sie es sich gar nicht vorstellen können, dass er etwas Böses tut.“

    Gut und böse, interessante Kategorien, in denen ich nicht mehr gedacht habe seit ich in der 10. Klasse war.

    Was Somuncu denkt ist völlig irrelevant für sein Programm, imo dient es dazu die eigenen Vorurteile zu hinterfragen, und fast jeder hasst mal den jemanden und wenn es der Autofahrer vor sich sei, wenns auch nur ne Sek. ist.

    Und auf den Lesben Hate zu kommen, die wenigsten denken so, allerdings muss ich eingestehen, dass wie LV bereits gesagt hat, ich mir Anne Will oder Hella von Sinnen mir auch nicht beim Sex vorstelle.

    Und was jetzt Witze sind, oder was in ihren Augen schon verachtend ist sei dahingestellt, allerdings hoffe ich da auf Einsicht, das für manche Menschen, die Sie vielleicht für schlecht halten, Witze über Minderheiten nicht per se Verachtung ausdrücken, und über diese Witze gelacht wird, ohne dass gleichzeitig Minderheiten von diesen Menschen missachtet oder diskriminiert werden.

  85. Stefan, Dir weht hier deutlich Wind entgegen. Bitte handle doch so, wie Du es Dir von anderen Journalisten immer wünscht – wenn sich ein etwaiger Fehler herauskristallisiert, genauer hinschauen und gegebenenfalls die eigene Meinung überdenken.

    Lass Dich da nicht von Deinem Hass/Stolz/Deiner Verletzung blenden.

  86. Ihr dürft die Begriffe „gut“ und „böse“ gern durch „richtig“ und „falsch“ ersetzen. Die scheinen im Gegensatz zu den anderen ja nicht tabu zu sein. Alternativvorschlag also:

    Jedenfalls muss man Somuncu um seine Fans beneiden, die so sehr davon überzeugt sind, dass er das Richtige will, dass sie es sich gar nicht vorstellen können, dass er etwas Falsches tut.

  87. Ich finde übrigens Herrn Somuncos „Comedy“ auch ätzend. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass ich nicht auf diese Art und Weise auf die Gesellschaft hingewiesen werden muss und über solcherlei krasse Witze über Homosexuelle nicht lachen kann. Ich mag auch nicht Gerhard Polt oder den Nockerberg und was dort verzapft wird.

    Ich kann nachvollziehen, dass man ihn als Homosexueller unerträglich findet. Sowieso habe ich in den letzten zwei Tagen hauptsächlich gelernt, wer in den Medien noch alles homosexuell ist – und verstehe jetzt auch, warum sich der oder die Personen mehr über Leute wie Somuncu aufregen.

    Für mich ist er hauptsächlich ein Schreihals und wie Bohlen ein Proll. Das Problem aber ist, wie bei den Nazis, nicht der Schreihals vorne, sondern die breite Masse hinten. Von daher fehlt mir die ganze Zeit, bei jedem Artikel, immer der passende Nachsatz. Obama macht nicht genug. Somuncu darf so nicht auftreten. RTL sollte reagieren.

    Ich finde das hilft überhaupt nicht. Da versucht man, die ganze Arbeit über die Zensur zu regeln bzw. den Wirkungsgrad einer einzigen Institution zu überfrachten.

    Was meiner Meinung nach wirklich hilft ist, das eigene Umfeld zu beackern. Wenn man bei solchen Artikeln nicht am Ende fordert, dass wir selbst unser Verhalten jeden Tag dahingehend ausrichten sollten, dass auf Intoleranz eingegangen wird.

    Und zwar nicht mit „Sowas sagt man nicht“ oder „Wer sowas sagt ist nicht mein Freund“ sondern mit „Warum sagst Du das?“ und „Wieso glaubst Du, dass Du damit Recht hast?“

  88. Lieber Stefan, Du möchtest die Welt in Gut und Böse einteilen. Oder in Richtig und Falsch. Eigentlich sind doch nur Juristen so bekloppt. Schau dir die Welt doch mal genauer an. Das Gute ist niemals nur gut. Das Böse niemals nur böse. Gibt es überhaupt einen Unterschied und wenn ja, für wen?

    Du musst auch gar nicht in die große Welt hinausschauen. Beobachte einfach nur dich selbst. Du bezeichnest S. Somuncu als Hassprediger, der alles, allen voran Minderheiten, wie Schwule und Lesben, hasst und nieder macht. Ja, das ist ein Bühnenprogramm, S. Somuncu ist gelernter Schauspieler. S. Somuncu spielt nach, wie die Menschen ticken.

    Zum Beispiel dieser Penner von Autofahrer auf der linken Spur der Autobahn, die der mit 120 km/h befährt. Dieser Arsch. Warum fährt der nicht rechts. Was, warum nicht? Der will einen LKW überholen? Mit 120? Das ist doch mir egal, der soll sich von dieser Spur verpissen oder in einem Tempo überholen, dass mich nicht behindert. Am liebsten würde ich ihn von der Spur rammen. Bestimmt ist das ein Ossi, – oder der ist schwul. Scheißdreck hier.

    Was…?! Dir würden solche oder ähnliche Gedanken niemals kommen? Auch nicht nach dem 10. Kriecher in ner halben Stunde auf der linken Spur? Ja, na gut… ein bisschen nervös und stinkig würde dich das auch machen? Na klar! Aber… ja, bitte – was aber. Ach.. Du würdest aber niemals denken, dass der so gestört langsam fährt, weil der schwul oder ein Ossi ist? Was würdest Du dann über ihn denken? Und wäre das dann besser und nicht so böse? Wie bitte? Selbst wenn Du das denken solltest, würdest Du das für dich behalten?

    Ja, ich weiß. Und genau dafür gibt es das Bühnenprogramm.

    Man muss das nicht verstehen. Ich verstehe auch nicht alles. Niemand versteht alles.

    Man muss auch nicht alles gut finden. Ich finde auch nicht alles gut. Niemand findet alles gut.

  89. Stefan, es geht hier mittlerweile wirklich nicht mehr um Serdar Somuncu, sondern eher um Dich. Ich bin wirklich erschrocken, wie verbissen und blind Du gerade bist.

  90. Es ist schon erschreckend, mit welcher Distanzlosigkeit die Somuncu-Anhänger ihrem Führer an den Lippen hängen.

  91. @H.M.Voynich #99: Mir machen die vielen dämlichen »das ist doch Kunst«- und »der ist Schauspieler in einer Rolle«-Aufsager viel mehr Angst. Die Homophobie der Gesellschaft scheint weitaus größer zu sein, als ich sowieso befürchtete. Und diese vollkommen irrationale weit verbreitete Angst, dass Homosexualität eine Krankheit sei, die man heilen müsse und könne, an der man sich Anstecken könne…sind sowieso alles Kinderficker, diese Schwulen…AAAAAHHHHHRGGGG!

    @LV #100 + Horst #102: Stellen Sie sich lieber Ihre Eltern beim Sex vor, als Anne Will oder Hella von Sinnen? Oder Ihre kleine Schwester? Oder Helmut Kohl? Oder Justin Bieber? Alles natürlich in hetero, das muss doch dann eine schöne Vorstellung für Sie sein? Noch armseliger geht es nicht mehr?

    (was mach‘ ich hier, die sind doch so minderbemittelt, das diskutieren lohnt sich doch eh‘ nicht!)

    @Stefan: Serdar Somuncu tut ganz offensichtlich das Falsche, da hast Du vollkommen recht. Wenn er es so nicht meinte, dann könnte er es jetzt ja lassen. Das wird er nicht tun.

  92. Ich hatte auch schon einmal das „Vergnügen“ Somuncu live zu erleben. Und ich weiß bis heute nicht, ob er ein Genie ist, oder nur vollkommen gewissenlos.

    Die Genie-Erklärung lautet: Er macht sich über sein Publikum lustig, und zwar dafür, dass es ihn großartig findet. All die überintellektuellen, extra-korrekten links-alternativen Studenten, die sich im Grunde ihres Herzens doch freuen, wenn ein Schwulenwitz ertönt, solange das Ziel „nur“ Guido Westerwelle ist. All jene oberschlauen Kabarettisten-Fans, welche die Frauenfeindlichkeit der BILD-Zeitung anprangern, nur um bei Gerhard Polt wieder über Altherren-Witze zu lachen, solange Angela Merkel das Ziel ist. Jene Amnesty International-Spender, die Nazis am liebsten brennen sehen würden. Alle, die im Zweifel fanatisch, ja faschistisch sein können, solange sie glauben, dass sie der politisch korrekten Seite zugehören.

    Dazu eine Episode aus dem Programm: Ein Zuschauer mit weißer Hose verlässt den Saal. Somuncu schriet ihm sinngemäß hinterher: „Ey, du Schwuchtel, du mit deiner scheiß weißen Hose, komm runter, wenn du Probleme mit dem Programm hast. Ich geb dir auch das Mikro. Oder hast du Angst, dass du in die Hose machst, und man das auf deiner schön schwul-weißen Hose sieht?“ Der Betroffene wehrt sich, erwidert irgendwas, was man im weiten Saal nicht versteht, irgendeine Beleidigung. Somuncu: „Ey, du Nazi. Hau bloß ab, verschwinde, verpiss dich. Nein, komm her, wenn du dich traust, hier ist das Mikro, hier kannste reden.“ Und der Typ mit der weißen Hose kommt tatsächlich nach vorne, und will reden, aber er wird niedergebuht von der Menge. Einige fangen an rhytmisch zu rufen „Raus mit ihm“. Von Somuncu angefeuert, macht bald der halbe Saal mit. Sportpalast 1943.

    Und wenn er genau das vor Augen führen und kritisieren wollte, dann ist er ein Genie. Aber da er es selbst am Ende des Programm nicht thematisierte, nix sagte, keinen Spiegel vorhielt, halte ich ihn einfach fnur für einen gewissenlosen Demagogen, der gemerkt hat, dass man mit rechten sprüchen Säle füllen kann, solange man nur im Programm sagt, dass sie ironisch sind.

  93. Niggemeier darf über alles spotten, darf polemisieren und persönlich werden: Alles zu bestaunen auf dieser Bühne hier. Andere dürfen das auch.

    Nur wenn jemand es auch nur wagt, die Minderheit zur Zielscheibe von Spott zu machen, der Niggemeier angehört, dann ist das natürlich gleich eine Hasspredigt und ganz, ganz schlimm. Witze über Schwule? Und dann auch noch welche, über die andere Menschen lachen? Das ist faschistoid, wie Niggemeier im letzten Satz überdeutlich andeutet.

    Was mich ebenso erstaunt ist die Verwunderung hier in den Kommentaren über die Homophobie in der Gesellschaft. Ganz ehrlich: Nur weil hier und da mal eine schwule Persönlichkeit oder eine schwule Veranstaltung hingenommen wird, ist die große Mehrheit weiterhin trotzdem festgefahren in ihrer Einschätzung.

    Mimosenhafte Verkniffenheit bei Witzen über sich selbt wird diese wohl eher noch verstärken.

  94. Ansatzweise kamen bei mir ganz leise Assoziationen zu Karl Nagel und der APPD hoch. Doch von der „Kunst“ von Somuncu bleibt nur zerstörerischer Hass übrig. Es wird weder irgendeine Form der Spiegelung, Läuterung oder Selbsterkenntnis bei echten Hassern ausgelöst. Die perfide Ironie führt dazu, dass die, die sich von Somuncus „Komik“ zutiefst getroffen und verletzt fühlen, von ihm als „Künstler“ vollkommen alleine gelassen werden und es salonfähig, fernsehfähig und schreibfähig wird, Hassworte ungestraft zu verbreiten. Man kann sich jederzeit hinter „Kunst“, „Ironie“, „Witz“ verstecken und sich gar den Bauch vor Lachen halten, wenn Opfer völlig hilflos echtem oder vermeintlichem Hass ausgesetzt sind, der offenbar wieder vollkommen salonfähig geworden ist in Deutschland.

    Man muss das nicht verstehen.
    Man muss auch nicht alles gut finden.
    Man kann aber auch etwas vollkommen scheiße finden.

  95. @110 (fernetpunker): Wenn Sie schon meiner harmlosen (natürlich ironischen!!!einself!) Provokation auf den Leim gehen, wie kommen Sie dann eigentlich dazu anzunehmen, dass die Zuschauer Somuncus noch weit härtere Provokationen als Ironie erkennen?

    Was mich an Somuncu schon immer wundert: Wenn doch jede Minderheit ein Recht auf Diskriminierung hat (so sagt er), wieso werden dann in seinen Programmen (zumindest den zweien, die ich kenne) zum Beispiel nur Schwule beleidigt (siehe auch die Anekdote von BBL), nie aber die Schwulenhasser (welche ich mal optimistisch zur Minderheit erkläre)? Und würde er, nur mal angenommen, irgendwann doch gegen Schwulenhasser wettern, wie ernst ließe sich das dann nehmen, immerhin ist es ja ohnehin bloß Ironie, nicht wahr?

  96. #109
    „Es ist schon erschreckend, mit welcher Distanzlosigkeit die Somuncu-Anhänger ihrem Führer an den Lippen hängen.
    — Matthias — 20. April 2011, 8:47“

    ironischerweise könnte man das selbe ( oder das gleiche, ich versteh das nie ) auch über die Niggemeier-Jünger sagen, die ihrem Herrn und Meister in schöner Regelmäßigkeit beispringen, wenn er mal wieder die Welt in Gut und Böse, bzw. Gut und Schlecht einteilt.

    Das Wunder des Meinungspluralismus.

    Wir drehen uns hier im Kreis. Jede Seite hat für ihre bereits vorgefassten Ansichten die Belege, die sie braucht. Alles andere sind nur noch Abnutzungsgefechte ohne irgendeinen Fortschritt.

  97. … Und genau deswegen erwähnt er auch noch einmal explizit, es gehe in seinem nicht nur um die Intoleranz gegen Minderheiten, sondern vorallem gegen Deutsche. Und genau deswegen, weil er eben genau das konsequent durchzieht und man ihn so gar nicht ernst nehmen kann, halten ihn viele für einen begnadeten Künstler und fühlen sich von ihm gut unterhalten.
    Und deswegen war ich von ihrem Artikel auch irgendwie ein bisschen enttäuscht.

  98. Wir drehen uns hier im Kreis. Jede Seite hat für ihre bereits vorgefassten Ansichten die Belege, die sie braucht. Alles andere sind nur noch Abnutzungsgefechte ohne irgendeinen Fortschritt.

    — B.Schuss — 20. April 2011, 10:37 #

    Naja im Prinzip hast du Recht. Es gibt über Satire immer unterschiedliche Meinungen und es wird auch immer Leute geben, die das kritisieren und für überzogen halten etc. danach dreht man sich im Kreis und wirft sich gegenseitig verschiedene Dinge vor.

    Wenn man allerdings dann den Artikel über Nestbeschmutzung hinzuzieht und bedenkt, dass Herr Niggemeier die mangelnde Selbstkritik der ZEIT kritisiert, dann ist der Artikel und seine Reaktion darauf schon fast wieder amüsant.

    Es fällt auf, dass sich die Recherche zu diesem Thema augenscheinlich auf das Schauen zweier TV-Sendungen und dem Besuch der Homepage bestand. Ich erwarte mehr, wenn sich jemand ein Urteil über einen Künstler anmaßt.

    Niggemeier stellt hier die Andeutung ins Netz, dass Sumuncu rechtsradikale Parolen verbreitet und suggeriert, dass er diese ernst meint ohne dies zu wissen. Also verbreitet er ein Gerücht. Um ihn selbst leicht abgewandelt zu zitieren.

    „Das ist eine Kunst: beim Reflektieren und Nachdenken so uneinsichtig und arrogant zu wirken.“

    „Das wäre doch mal ein Thema für das nächste Selbstkritik-Special (…) [von Stefan Niggemeier] : Wie man als seriöse [r] [Medienjournalist] (…) Gerüchte verbreitet, und zwar gerade vage genug, dass es richtig interessant klingt.“

  99. @bettkantenschläfer

    „Ich erwarte mehr, wenn sich jemand ein Urteil über einen Künstler anmaßt.“

    Aber doch nicht hier: Hier weiß jeder, dass Niggemeier auf der richtigen Seite steht und wer auf der richtigen Seite steht, der muss nur behaupten und empört sein und das möglichst laut.

  100. @118 bettkantenschläfer:

    Niggemeier stellt keine Andeutungen ins Netz, dass Somuncu rechtsradikale Parolen verbreitet, sondern dass er menschenverachtende Parolen verbreitet. Und das tut Somuncu ja auch. Von rechtsradikal hab ich nix gelesen. Aber wahrscheinlich braucht man genau eine solche Leseungenauigkeit, damit man Somuncu erträglich oder sogar gut finden kann.

    Einige glauben daran, dass es alles nur ironisch meint, andere nicht. Ich denke, dass auch wenn jemand behauptet, es sei alles ja nur ironisch, das noch nicht den Tatsachen entsprechen muss. Oft sind es gerade die Meinungen, die mit „ich hab‘ ja nix gegen dasunddas…“ anfangen, die dann genau gegen „dasunddas“ vom Leder ziehen. Für mich ist Somuncu ein erbärmlicher Comedian, der auf Kosten von einigen wenigen Minderheiten versucht, seinen Geldbeutel zu füllen. Ich hab kein Programm von Somuncu gefunden, in dem er geifernd und spuckend über dicke kleine Männer mit Hakennase und Glatze herzieht, die in der Kindheit keine Zahnspange tragen wollten (oder einer Teilmenge davon…soviel zu „jeder hat das Recht auf Diskriminierung“). Das wäre dem „Künstler“ und dem Publikum dann wohl zu offensichtlich ironisch… oder er hat mit diesen Minderheiten halt selbst kein Problem. Mein Eindruck ist, dass Somuncu die eigenen Parolen so ironisch meint, wie Dirk Niebel (der im Übrigen aufgrund seiner absoluten Unglaubwürdigkeit ein grandioser Satiriker wäre, wenn er denn einer wäre). Viel platter als Somuncu ist mMn nur noch Mario Barth. Aber das ist ja auch nur meine Meinung, die keiner teilen muss.

  101. @120 alter Jakob:
    Da war ich selber leseungenau: Er verbreitet Lesben- und Schwulenfeindliche Parolen. Die sind zwar auch menschenverachtend, aber so ist’s genauer.

  102. Kommentar Nr. 85 finde ich wirklich exemplarisch beispielhaft. Da kommt also der Punker vom Dienst an und meint, dass er Somuncu dafür bewundert, dass der sich die Hasskappe aufzieht, die er selbst der gesellschaftlichen Konventionen wegen sich nicht zu tragen traut. Na, wenn das mal keine Ironie ist.

    Dieser Witzbold wird dafür geschätzt, dass er das sagt, was man selber meint, obwohl er ja gar nicht meint, was er da sagt. Aber ich bin Kunst, und das ist auch gut so. Im realen Leben dann aber bitte nichts, was dem empfundenen Normalen widerspricht, denn wenn ich mich zähneknirschend dem ungeliebten Status Quo unterwerfe sollen die anderen das gefälligst auch tun. Tabubrüche sind nur im Reservat der Bühne geduldet. Keinen Spaß für niemand!

    Aber solange wir uns alle in unserem Hass suhlen können sind wir ja zufrieden und die Welt ist in Ordnung. Für die wahren Tragödien braucht es doch immer noch einen Schuss Liebe dazu.

  103. @Stefan Niggemeier #105

    Das sehe ich genau so und habe auch die Antwort in dem 1live Interview gefunden, wo sein Fehler liegt. Sein Konzept liegt in der regulierenden Interaktion mit dem Publikum und diese fehlt im Internet oder Fernsehen.

    Unterschiede, Probleme und Verantwortung eines Massenmedium sind ihm unbekannt. Dazu äußert er sich nicht. Mediengesetze kennt er nicht und über seine Verantwortung will er nicht nachdenken. Da hat seine von ihm so hochgehaltene Intelligent plötzlich seine Grenzen und nur noch der emotionale Künstler spricht. Für ihn sei alles eine Bühne – und genau dahin, und nur dahin, gehört er für meinen Geschmack mit diesem Programm auch hin.

    Red:
    Ich kann mir total gut vorstellen, dass es bei einem Bühnenprogramm funktioniert. Weil da hast Du das Publikum vor dir sitzen, du hast die Reaktion des Publikums, du kannst darauf reagieren, Du kannst einordnen. Aber jetzt andere Frage. Du hast …

    Sumunci:
    Im Fernsehen funktioniert es nicht. Warum?

    Red:
    Nein. Nein. Fernsehen kommen wir gleich zu. Reden wir später drüber. Ich gehe jetzt auf deinen Kanal ein, den du im Internet hast. Da machst Du das gleiche. Aktuelle Sendung geht es um Lesben, die beschimpfst Du, Du sagst wo Du sie überall penetrieren möchtest, was Du überhaupt mit ihnen machen möchtest. Da kannst Du nicht als Korrektiv einwirken. Da kann sein, dass sich Leute das angucken und wirklich so aufnehmen und so aufnehmen wollen wie Du es gerade willst.

    Sumunci:
    Ich mach doch niemanden dümmer als er sowieso schon ist. Ich mach auch niemanden intelligenter dadurch dass ich intelligent bin. Ich bringe da ein Statement und das was daraus entsteht sind Statements. Und an den Statements kannst Du erkennen, dass der große Teil der Zuschauer und Zuhörer versteht was ich damit meine. Ein ganz wichtiges Stilmittel des Theaters ist Abstraktion. Und dass ein Zuschauer Abstraktionsverständniß mitbringen muss um zu verstehen dass Mac Beath…

    Red:
    Im Theater kann ich das auch verstehen.

    Sumunci (sehr verärgert):
    Internet ist genau so eine Bühne. Fernsehen ist genau so ne Bühne. Mich ärgert das. Mich ärgert das das Fernsehredakteure, Fernsehmacher, Programmmacher, Zeitungsschreiber meinen, die Leute seien zu dumm nicht zu verstehen was sie sagen wollen und dann zurückfallen auf so ein Einfallsprogramm, Leute vorführen reihenweise, ist das nicht viel asozialer?…

  104. @Jo

    Er redet in dieser Passage doch über etwas vollkommen Anderes. Er beklagt den fehlenden Mut von Programmmachern, anspruchsvolles, herausforderndes, intelligentes Programm zu machen. Und deshalb nur Einheitsbrei fabrizieren.

    Seine Kritik lautet doch im Grunde, dass das Publikum aufgrund vermeintlicher Mediengesetze permanent für dumm verkauft wird und man den Zuschauern überhaupt nichts zutraut, und dass er das für falsch hält. Er will die „Unterschiede, Probleme und Verantwortung eines Massenmediums“ nicht gelten lassen, wenn dadurch jeder Anspruch an Inhalte zunichte gemacht wird.

    Das MUSS er als Künstler doch auch und ich würde das gerne mit ganz dicken Stiften unterstreichen.

  105. meinst du das wirklich ernst?

    anfangs dachte ich mir auch „was ist das denn für ein käse…“, aber mittlerweile finde ich es eher entlarvend, wenn das publikum über das lacht, was er sagt und nicht darüber, wie er es rüberbringt.

    es gab mal auf youtube ein tolles video, wo er und sarah kuttner sich über die rolle unterhielten, die er auf der bühne verkörpert und wieviele von denen, die sich das anschauen, wohl verstehen würden, dass er kein schwulenhasser, neonazi etc. ist…

  106. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht ganz entscheiden, ob ich dem Künstler per se zugestehe, ob es ihm für seine Kunst egal sein muss, ob und wie sein Publikum ihn versteht, oder ob es da tatsächlich irgendeine Art von Verantwortung gibt.

    Bei den Onkelz und ihren zahlreichen Fans von ganz weit rechts würde ich letzteres wohl bejahen, bei Somuncu tendiere ich zum ersten. Das mag wohl aber eher persönlicher Sympathie geschuldet sein. Andererseits sehe ich auch bei Pocher und Raab (ohne die in einen Topf werfen zu wollen), dass ihr Publikum weitaus prolliger ist, als die beiden selbst und die ein oder andere feine Ironiespitze mit dem Holzhammer verwechselt und den dann ungefiltert weiterträgt. Und ob ich das so prima finde, weiß ich auch nicht.

  107. @Ulf Pohlmeier
    Auf seiner Homepage wird man unmittelbar mit seinen Hassausbrüchen konfrontiert, ohne Einleitung über ihn und seine Philosophie. Es fehlt eine Einleitung und ein Ende. Der Zuschauer steh allein da und sieht nur 5 Minuten Beleidigung. Sein Bühnenprogramm also. Auf die Frage, dass er als Korrektiv im Internet und im Fernsehen nicht eingreifen kann, geht er nicht ein und stellt sich ihr nicht.

    Er lenkt ab und gibt keine Antwort auf die Frage.

    Und nein, Fernsehredakteure, Fernsehmacher, Programmmacher, Zeitungsschreiber denken nicht, dass ihr Publikum doof ist. Aber Meinungsfreiheit hat nun einmal ihre Grenzen. Und diese sind nicht von Fernsehredakteure, Fernsehmacher, Programmmacher, Zeitungsschreiber gesetzt, wie Herr Somuncu gerade allen weiß machen will. Sie liegen im Grundgesetz 5.2: „Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.“ Auch Kants kategorischer Imperativ steht dem Ganzen im Weg.

    Niemand hat das Recht jemand anderen zu beleidigen oder zu verletzen. Und nichts anderes tut Herr Somuncu durch seine gewählte Form im Internet und im Fernsehen.

    Das ist doch jetzt nicht so schwer zu verstehen, oder?

  108. Jo

    Richtig ist, dass die Grenzen dessen, was ein Künstler wie Somuncu auf der Bühne machen kann, natürlich ganz andere sind als die, die uns in den Medien durch Grundgesetz, Programmgrundsätze etc. vorgegeben sind.

    Dieser Konflikt lässt sich nicht lösen, sondern ist ein potentiell ständiger Widerspruch zwischen künstlerischer, insbesondere satirischer Tätigkeit und redaktioneller Arbeit.

    Was er aber offensichtlich meint, zumindest verstehe ich das so, dass sich Programmmacher gerne hinter solchen Argumenten verstecken und es an Wagemut fehlt (unabhängig davon, ob man vermeintlich beleidigende Auftritte von Serdar S. sendet oder nicht). Ich mag dem mal gar nicht widersprechen, und über diesen Mißstand scheint es ja auch Konsens zu geben, sonst müsste Niggemeiers Blog ja recht leer sein.

    Und mit seiner Antwort weicht er nicht aus oder lenkt ab, sondern er stellt in Frage, ob die Zuschauer ein Korrektiv benötigen, oder ob es für einen halbwegs intelligenten Menschen nicht möglich ist, seine Satireform zu verstehen.

    Wo man auf seiner Seite direkt mit Hassausbrüchen konfrontiert werden, erschließt ich mir nicht. Es gibt Rubriken für Aktuelles, Presse, Termine, Biographie etc. und es gibt einen Link zu seiner Hatenight-Show, vor deren „Betreten“ man über den möglicherweise jugendgefährdenden Inhalt gewarnt und gefragt wird, ob man 18 ist.

    Meiner Meinung nach bietet die Seite in jedem Fall (über u.a. eine ausführliche Biographie und eine große Menge an Presseveröffentlichungen über Serdar Somuncu und sein Schaffen) alle erforderlichen Informationen, um sich ein aussagekräftiges Bild über ihn zu machen.

    Ich mag übrigens auch nicht alles, was er macht, bin kein sonderlicher Fan der Hatenight. Aber ich bin unendlich dankbar für jeden Künstler, der was wagt und der es überhaupt schafft, bei seinem Publikum eine Reaktion zu provozieren.

  109. @95 + 104/Stefan Niggemeier
    Sie machen den Fehler, den Sie so oft anderen vorwerfen: Sie rubrizieren diejenigen, die Somuncus Äußerungen nicht in Bausch und Bogen verdammen, als seine „Fans“. Damit vereinfachen Sie und polarisieren – genau das, was Somuncu angeblich auch macht (ich vermag mangels Interesse an solchen fast immer zutiefst langweiligen Pseudo-Provokationen deren ästhetische Qualität nicht nachzuvollziehen). Sie kennen dabei nur „richtig“ oder „falsch“ – eine fatale Situation, weil sie nach einer Instanz verlangt, die diese Kategorien festlegt. Wer soll das sein?

    Mir scheint, die Vorbringungen von Frau Özkan bezgl. einer Mediencharta, die vor knapp einem Jahr für Furore sorgte, dient hier zuweilen als eine gewisse Inspiration. Das ist dann irgendwann nicht mehr weit entfernt vom orwellschen „Schönsprech“.

    „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich“ (Mt. 12,30) ist kein Maßstab für die Bewertung ästhetischer Phänomene. Das gilt weniger für Somuncu selber als für die Leser, die Sie hier vorschnell in das Lager Somuncus treiben wollen. Persönliche Betroffenheit ist selten ein guter Ratgeber. Mir war Ihre Reaktion schon im „Fall“ Kaminer viel zu schablonenhaft.

    @120/alter Jakob
    Niggemeier stellt keine Andeutungen ins Netz, dass Somuncu rechtsradikale Parolen verbreitet, sondern dass er menschenverachtende Parolen verbreitet. [@121 präzisiert] Und das tut Somuncu ja auch. Von rechtsradikal hab ich nix gelesen.

    Ihre Exegese ist leider falsch. Der subtil angebrachte Hinweis auf die „Partei, deren Parolen Somuncu so überzeugend verbreitet“ ist eindeutig. Natürlich wird nicht explizit gesagt, dass Somuncu Parolen der NPD verbreitet – diesen Zusammenhang herzustellen wird dem Leser überlassen und nahegelegt.

    Niggemeier kann das natürlich machen, aber die (Neo-)Nazi-Keule hervorzuholen droht irgendwann zum stumpfen Schwert zu werden, wenn sie inflationär benutzt wird.

  110. @129 Gregor Keucschnig:

    Nicht jede menschenverachtende These ist gleichzeitig rechtsradikal. Die NPD vertritt aber auch nicht nur rechtsradikale Thesen, sondern auch Schwulenfeindliche und andere menschenverachtende Parolen. Vielleicht haben wir aber auch nur unterschiedliche Definitionen von „rechtsradikal“. Ich gehe mit dem Duden konform und da sehe ich bei Somuncu eben keine großen Überschneidungen.

    http://www.duden.de/definition/rechtsradikal

    Das Problem, das ich gesehen habe, ist, dass oft versucht wird eine Aussage zu konstruieren, die so nicht getätigt wurde. Quasi eine „trojanische“ Aussage in den Text zu schmuggeln. Diese Aussage wird dann widerlegt und so der versucht, die eigentliche Aussage als unbegründet/unbelegt/ etc. zu diskreditieren.

  111. @Stefan Niggemeier #95

    Ich mache es mir da etwas einfacher:
    Wenn es ernst gemeint ist, ist es braune Soße. Wenn es nicht ernst gemeint ist, ist es weder besonders gut gespielt noch trickreich satirisch oder lustig. Wenn es so ein bisschen ernst gemeint ist und so ein bisschen nicht, ist es verwirrender Quatsch.

    Für Serdar Somuncu spricht aber keines davon. Und damit auch nichts dafür seine „Kunst“ zu verteidigen.

  112. @Gregor Keuschnig: Ich meinte mit „Fans“ nicht diejenigen, die Somuncus Äußerungen nicht in Bausch und Bogen verdammen, sondern seine Fans.

    Und ich kenne auch nicht nur „richtig“ und „falsch“ und verlange schon gar nicht nach einer Instanz, die darüber entscheidet. Dies ist aber zum Teil eine moralische Diskussion, und in der geht es genau darum, zu streiten, was ist richtiges Verhalten und was ist falsches (vgl. „Gut“ und „Böse“ weiter oben). Es gibt am Ende keinen Ringrichter, sondern eben: eine Diskussion.

    Und Sie meinen wikrlich, wenn ich vereinfache und polarisiere, mache ich dasselbe wie Somuncu, der über Lesben sagt: „Macht doch mal ein paar Kinder ohne uns [Männer]. Da müsst ihr euch die Wichse einspritzen lassen, im Sperma-institut“?

  113. @Sebastian Beitrag Nummer 105

    Beiträge wie Ihrer sind es, die mich angesichts dieser Diskussion einfach wütend machen. Weil das, was Sie in den letzten beiden Absätzen einfordern, genau das ist, was Somuncu am Ende seines Programms von seinem Publikum einfordert. Courage, Haltung, Spannung, WENN ES DRAUF ANKOMMT. Intoleranz nicht hinzunehmen, wenn sie uns im wahren Leben begegnet.

    Stattdessen wird hier ein Künstler in eine homophobe, rechtspopulistische Ecke gestellt, wo er nachweislich überhaupt nicht hingehört.

    Und das stört mich nicht deshalb, weil es um Somuncu geht, den ich neben anderen Künstlern zugegebenermaßen bewundere, sondern weil unser satirefeindliches Land nach meiner Ansicht von pseudomoralistischen Gutmensch-Nazis terrorisiert wird. „Oh, der hat Fo…, Fi…, Schwu… gesagt“, da muß man sich sofort empören, den Saal verlassen, Briefe an Gremien schreiben. Laut „sexistisch“ schreien, oder „Schwulenfeind“, „Ausländerhasser“!!!

    Aber die Leute machen sich nicht mal die Mühe, einen Beitrag, Auftritt was auch immer, bis zum Ende zu hören und zunächst mal für sich einzuordnen, welcher Haltung dieser entspringt, welches Motiv dahinter steht, oder ob das am Ende vielleicht gar nicht so gemeint ist.

    Es geht bei Satire um Übertreibung, Verfremdung, Verzerrung. Und es ist die verdammte Pflicht eines Zuschauers, diese Grundprinzipien zunächst mal zu akzeptieren und auf dieser Basis einen künstlerischen Beitrag für sich zu bewerten und zu reflektieren.

    Natürlich kann ein Künstler das auch so missverständlich und/oder schlecht machen, dass es für keinen Betrachter nachvollziehbar ist. Aber wie ich bereits in meinen ersten Beiträgen schrieb, ERKLÄRT Somuncu es ja sogar noch selbst, was er eigentlich bei seinem Publikum erreichen will. Dass sie Intoleranz, wie er sie übertrieben darstellt und SPIELT, im echten Leben nicht hinnehmen sollen. Dass sie sich mit den Dingen, die um sie herum passieren, beschäftigen und sie hinterfragen sollen.

    Und dann wird der Mann aus Ignoranz oder aufgrund schlichter Deutungsdefizite an den Pranger gestellt.

    Aus einem großen Teil der hier geäußerten kritischen Beiträge zu Somuncu ist deutlich rauszulesen, dass der Künstler überhaupt nicht bekannt ist und die Autoren gar nicht wissen, was der eigentlich genau macht, warum er seine Grenzüberschreitungen und Tabubrüche auf der Bühne betreibt.

    Ich habe schon mehrere Auftritte von ihm gesehen (was jetzt nicht überraschen wird), und da ja viele hier meinen, seine Fans würden wohl aus den falschen Gründen in sein Programm gehen und über die falschen Witze aus falschen Motiven lachen, so kann ich aus meiner Erfahrung nur versichern:

    Da sitzen keine Nazis und Schwulenhasser, die sich freuen, dass ihre niedrigsten, unausgesprochenen Instinkte ENDLICH MAL ausgesprochen werden. In erster Linie sitzt da ein Publikum, das dankbar für einen Künstler ist, der sich und sein Publikum fordert, der mehr abliefern will als eine 90-minütige Berieselung, der zum Nachdenken anregt, der leidenschaftlich gegen Intoleranz und Fanatismus gegenüber allen Bevölkerungsgruppen plädiert.

    Und dann gibt es immer ein paar vereinzelte Besucher, denen es zu hart oder zu viel ist. Die gehen dann schon zur Pause und beschweren sich hinterher, dass da wohl ein rechtsradikaler, sexistischer Schwulenhasser auf der Bühne stünde.

    Die Groteske hier übertrifft sich natürlich am Ende selbst, wenn Herr Niggemeier, von zahlreichen Sekundanten unterstützt, schreibt, Serdar Somuncu sei ein Schwulenhasser und dies wiederum Leute auf den Plan ruft, die Somuncu Recht geben wollen, indem sie beisteuern, dass Homosexualität ja wirklich etwas Unnatürliches sei.

    Ich habe übrigens ein ganz anderes Humorverständnis: Ich lache über gute Pointen, ich lache über gute Schwulenwitze, über gute Behindertenwitze, über gute Ausländerwitze, über gute Witze über Frauen und über gute Witze über mich selbst. Und ich habe viele schwule, behinderte, ausländische Freunde. Manchmal lachen wir auch zusammen. Die Witze dürfen sogar hart sein.

    Und gleichzeitig kann ich mich für einen Schwulen, Behinderten oder Ausländer einsetzen, weil ich glücklicherweise zu Zivilcourage erzogen worden bin und keine Vorurteile habe (jeder Mensch hat Vorurteile, schon klar, aber ich hoffe, man versteht meinen Punkt).

    Und ich empfinde eine große Traurigkeit darüber, dass bei uns jeder -ismus von beiden Seiten so dogmatisch betrieben wird, dass wir uns in lähmenden, atemraubenden Diskussionen über so Pillepalle verlieren.

    Spiegel vorhalten, darf man-darf man nicht, gut-böse, richtig-falsch, das ist doch alles scheißegal. Somuncu hat Recht, dass es ihn eigentlich nicht geben dürfte. Aber die entscheidende Frage ist nicht, ob wir uns über IHN aufregen müssten, sondern ob wir reagieren, wenn wir das, was er spielt, in der Realität erleben.

    Lächerliche Stellvertreterdiskussion hier.

  114. @B.Schuss: „ironischerweise könnte man das selbe ( oder das gleiche, ich versteh das nie ) auch über die Niggemeier-Jünger sagen,“

    Könnten Sie mir vielleicht erklären, wieso man das „ironischerweise“ sagen könnte? Wo ist denn da die Ironie?

    Mir scheint, als bestätigten Sie nur Linus, der schrieb:

    „Trotz des inflationären und sinnbefreiten Gebrauches des Begriffs „Ironie” (Da bin ich bei Sir Lanzelot) können die meisten Rezipienten Ironie noch nicht einmal erkennen, wenn sie mit der Nase reingestossen werden.“

    Wäre also nett, wenn Sie mir kurz erklärten, was an dieser ‚Selber, selber‘-Replik, die mein Sohn im Kindergartenalter auch eine Weile gerne verwendet hat, „ironisch“ sein soll. Danke.

  115. „Niemand hat das Recht jemand anderen zu beleidigen oder zu verletzen. Und nichts anderes tut Herr Somuncu durch seine gewählte Form im Internet und im Fernsehen.“

    Er beleidigt doch niemanden. Das wird nur nicht verstanden. Er mischt all die Vorurteile und Dummheiten die Menschen so absondern (und wenn nur in ihrem eigenen Hirn) so zusammen, dass einem die Dummheit die hinter diesen Parolen steckt, förmlich in Gesicht springen muss. Das wird hier ja auch durch seine Kritiker deutlich. Ja verdammt, „Serdar“ ist vorverurteilend und menschenverachtend, da habt ihr vollkommen Recht. Nur ist das bei ihm eine Form von Kunst, die ein spätestens dann trifft, wenn man sich selbst angegriffen fühlt. (Wenn man nicht allzu unterbelichtet ist, schnallt man es meist aber auch schn früher).
    Das mag nicht der Geschmack aller sein – es zwingt aber auch wirklich keiner einen dazu einzuschalten.
    „Und nein, Fernsehredakteure, Fernsehmacher, Programmmacher, Zeitungsschreiber denken nicht, dass ihr Publikum doof ist. Aber Meinungsfreiheit hat nun einmal ihre Grenzen. Und diese sind nicht von Fernsehredakteure, Fernsehmacher, Programmmacher, Zeitungsschreiber gesetzt, wie Herr Somuncu gerade allen weiß machen will. Sie liegen im Grundgesetz 5.2: „Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.” Auch Kants kategorischer Imperativ steht dem Ganzen im Weg. “
    Aha, also hindert das Grundgesetz Fernshemacher daran intelligentes und kreatives Fernsehen zu machen und im Gegenzug schützt es unsere Jugend und persönliche Ehre… schonmal RTL geschaut?
    Ich glaube die Aussagen aus dem Interview wurden einfach nicht verstanden. Es ging gar nicht mehr um die Rechtfertigung seiner Kunst, sondern um Medienkritik…aber egal. Die Legitimationsgrundlage für seine Auftritte in Fernsehen und Internet liegt im Satz zuvor. Es sind genauso Bühnen wie Theater-Bühnen. Das finde ich wiederum nichtso schwer zu verstehen. Warum ist den Leuten im Theater klar, das es sich um eine Inszenierung handelt und im Fernsehen (das Medium, welches die Inszenierung sozusagen perfektioniert hat) soll das nicht klar sein? öhm Sinnalarm? Mal abgesehen davon: Was ist mit Bühnenprogrammen, die im TV gezeigt werden?

    „Niemand hat das Recht jemand anderen zu beleidigen oder zu verletzen. Und nichts anderes tut Herr Somuncu durch seine gewählte Form im Internet und im Fernsehen. “
    Schlichtweg falsch. RTL oder die Bild beleidigt seine Zuschauer, Leser und die Menschen die sie zur Schau stellen und zwar in übelster Form – und daran wird auch der Unterschied deutlich – während „Serdar“, dass was er tut, mit einem positiven Hintergedanken macht (mag er noch so klein sein), seine „Parolen“ also ein Stilmittel sind um Reaktionen beim Publikum hervorzurufen, so beleidigt RTL ausschließlich um Krawall zu erzeugen. RTL will uns keinen Spiegel vorhalten, um uns zu zeigen wie dumm wir eigentlich sind diesen Mist auch noch zu subventionieren. RTL will dass die Beleidigung unterhaltend genug ist um abendfüllend zu sein. Das ist bei „Serdar“ eben nicht der Fall. Würde seine künstlerische Leistung nur aus den beschribenden Beleidigungen bestehen, würde er entweder schon lange Pleite sein und keine Fans mehr haben oder aber man würde dies an der Zusammsetzung seines Publikums sehen (mit PI-Mann vor der Halle). EGAL.

    zu Stefan Niggemeier: Das Foto was du gepostet hast, is ja wohl an lächerlichkeit nicht zu überbieten. Ich reiß mal eben was aus dem Kontext und füg es als Beweis meiner Argumentation an.
    Genauso gut könnte ich behaupten, dass „Serdars“ Gesicht lediglich zum Ausdruck bringt, wie sehr er sich darüber amüsiert, dass er im achso toleranten Deutschland (weil schwuler Aussenminister und Frau als Kanzlerin), auf ntv, einem Nachrichtensender der zur RTLGroup gehört (welche ja bekanntlich ein recht positives Verhältnis zu Schwarz/Gelb hat), billigste Zoten über das Schwulsein unseres Aussenministers machen kann und das Publikum auch noch am johlen ist (leider gibt es viel zu viele die zu einer solchen Zote johlen, nichtmal weil es sich um einen „Witz“ handelt, sondern weil sie gleicher Meinung sind – „Ich finde es peinlich für Deutschland, dass unser Aussenminister schwul ist – In China wusste keiner wie man seiner First Lady begenen sollte – Schwesterwelle“ usw.).
    Eigentlich sollte diese unglaubliche Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Anspruch und der Realität Thema eines Artikels sein. Aber „Serdar“ als dumpfen Hassprediger abzukanzeln ist anscheinend einfacher.

    Auch möchte ich in diesem Zusammenhang auf den PI-Artikel zu „Serdar“ verweisen. gibt es was schöneres als PIler die mit „Serdar“ argumentieren und den man dann bewusst macht, dass sie die ganze Zeit vorgeführt wurden, von einem „Türken“, der das was er tut so offensichtlich tut, dass es einem nur hochgradig peinlich sein kann darauf reinzufallen.
    Diese Leute jubeln einer Figur zu die sie für real halten (Sie jubeln nicht weil sie es lustig finden, sondern weil sie es richtig finden, was er sagt). Diese Figur hat offensichtlich (was hier ja keiner bestreitet) soziopathische Züge, naja besser gesagt, sie ist ein Soziopath. Also jubeln diese Menschen einem offensichtlichen Soziopathen zu (Weil sie denken es ist echt, also Herr Somuncu keiner Rolle spielt). Das machen sie solange bis sie mal ein vollständiges Bünenprogramm oder ein Interview mit dem echten Herrn Somuncu zu Gesicht bekommen.
    Nennen sie mich einen Zyniker, aber ich fühle mich dadurch, von der Kunstfigur „Serdar“ und vom Künstler Hernn Somuncu grandios unterhalten und muss zusätzlich mein eigenes handeln und denken hinterfragen: Gehör ich vieleicht auch zu den Deppen, weil ich es eigentlich peinlich finde, dass unser Aussenminister schwul ist? Und in dem Moment einfach nicht mehr die Trennung zwischen „Serdar“ und Herrn Somuncu hinbekomme?

    Das schöne ist doch dass es nicht bei den Vorurteilen gegen Schwule bleibt. Dieses Gefühl zu den Deppen zu gehören, kann sich auch einstellen bei Themen wie: KanzlerIN, Türken, Moslems, Amerikaner, Russen, Hartz4-bashing, Behinderte, Lehrer, „Gutmenschen“ usw. (Themenabhängige Deppen)

    Wenn man dann erkannt hat, dass man zu den Deppen gehört, kann man auch daran arbeiten und sein Verhalten versuchen zu ändern.

    Ich glaube fest daran, dass lediglich max 5% der Deppen überhaupt so weit kommen. Aber besser max 5% als max. 0%, sowie bei RTL.
    Bei themenabhängigen Deppen, die verstanden haben was Herr Somuncu da versucht, dürfte diese Quote allerdings höher liegen.

    Letztendlich bleibt mir nur zu sagen, dass die im Artikel getroffene Analyse der Kunstfigur „Serdar“ mangelhaft ist. Diese Analyse verlässt niemals die eine Perspektive, die vorgibt neutral zu sein, aber eigentlich schon von Anfang an eine negative Marschroute hat, die sich lediglich bis dahin steigert Herrn Somuncu vorzuwerfen er wiederhole NPD-Parolen, ohne aber sich damit zu beschäftigen warum er das tut.
    Stefan Niggemeier sagt ja selbst, dass er Hernn Somuncu kein rechtsradikales Gedankengut vorwerfen will. Aber es geht ihm am A… vorbei warum er diese Parolen von der Bühne schreit. Es geht nur darum dass es auch NPD-Parolen sein könnten. Warum er sich und seinen Lesern diese unglaublich wichtige Frage nicht stellt? Ich weiß es nicht, vieleicht war die Spalte in der FAZ zu Ende.

  116. [OT: Dann liegt es wohl mal wieder an einem Erweiterungskonflikt. Meiner sieht nur den Hauptfeed. Aber die URL ist ja immer …/feed, dass kann ich mir auch so merken.]

  117. Hier wurde behauptet, dass Somuncu schlecht spielt, wenn er denn nicht ernst meint, was er da sagt. Bitte? Nähere Erläuterung?

    Es ist also schlecht, wenn er den Schwulenhasser, der Synagogen anzünden möchte, Bushido für einen Untermenschen hält und sowohl Schwarze als auch Kinder nicht leiden kann, nicht besonders glaubwürdig verkörpert? Offensichtlich doch glaubwürdig genug, wie die Diskussion schon zeigt.

    Viele die hier kommentieren müssten mal erleben, wozu er ein Publikum allein durch Demagogie in seinen Live-Shows bewegen kann – obwohl er vorher sagt, was er mit ihnen vorhat. Da sitzen die aufgeklärten, intelligenten Kabarettbesucher und ergehen sich in Lust daran, wenn ihr eigenes Vorurteil zelebriert wird.

  118. @faulersack

    Nähere Erläuterung: Es reicht halt weder für Satire noch Kabarett aus einfach nur das zu wiederholen, was man kritisiert. Mann muss die neue Ebene schaffen, z.B. durch Zerrbilder, Überhöhungen, Umwidmungen und Gleichnisse.

    Serdar Somuncu ist nicht gut, wenn sein Publikum mit seiner Figur lacht*. Er wäre dann gut, wenn ihnen das Lachen im Hals stecken bleibt.


    *Dies wäre nur dann so, wenn sein Publikum ausschließlich aus dem parodierten Personal besteht, wie z.B. beim angeblichen Abriss des Entwicklungshilfeministeriums mit Mitarbeiterbefragung durch Extra 3.

  119. „Es ist also schlecht, wenn er den Schwulenhasser, der Synagogen anzünden möchte, Bushido für einen Untermenschen hält und sowohl Schwarze als auch Kinder nicht leiden kann, nicht besonders glaubwürdig verkörpert? Offensichtlich doch glaubwürdig genug, wie die Diskussion schon zeigt.“

    Naja, entweder er spielt zu schlecht, da kein Unterschied zwischen Kunstfigur und Realität erkennbar ist oder spielt zu gut, da kein Unterschied zwischen Kunstfigur und Realität erkennbar ist (nur blöd, dass es sich bei Bühnenprogrammen eigentlich immer um Kunstfiguren handelt).
    Hauptsache du kommst zu dem Ergebnis, dass es kein Unterschied zwischen Kunstfigur und Realität gibt. :)
    Ich bin ja der Meinung, dass Satire dann erst wirklich gut ist, wenn es Deppen gibt die das für voll nehmen. Weil dadurch gut deutlich wird was für Deppen die Deppen sind und vieleicht sogar so manchem Depp bewusst wird was er für ein Depp doch ist/im besten Fall war (Ich verweise nochmal auf den PI-Artikel) – aber das ist ja zum Glück. Geschmackssache.

  120. „Nähere Erläuterung: Es reicht halt weder für Satire noch Kabarett aus einfach nur das zu wiederholen, was man kritisiert. Mann muss die neue Ebene schaffen, z.B. durch Zerrbilder, Überhöhungen, Umwidmungen und Gleichnisse.“
    Macht er doch. Wenn du bei „Serdar“ keine Zerrbilder oder Überhöhungen mitbekommst, hast du wahrscheinlich das falsche Video bei Youtube angeklickt also von einen anderen Künstler. Weswegen wird hier denn diskutiert? Ich dachte eigenlich weil seine Kritiker der Meinung sind, dass er schamlos überhöht und Zerrbilder nutzt, welche dann aber nicht von der realen Person des Herrn Sumuncus getrennt werden können. Was zur Folge hat(laut Vorwurf zumindest im Fernsehen und Internet, dass man nicht weiß was ernst, also Herr Somuncu ist und was seiner Kunstfigur zuzuordnen ist.
    Aber vieleicht gefällt dir auch einfach nicht was er macht. Braucht es auch nicht. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Aber nur weil es dir nicht gefällt heißt es doch noch lange nicht, dass das was er tut nicht in die künstlich geschaffenen und schwammig definierten (gerade in Deutschalnd) Schubladen Satire oder Kabarett passt.

  121. Was man bei der Sache vielleicht nicht vergessen sollte: Der Mann ist Schauspieler, und nach seiner Vita zu urteilen, kein besonders schlechter. Das heißt, die Diskussion darüber, ob er den Hassprediger nun besonders überzeugend oder besonders schlecht gibt, sollte man sich schenken. ER gibt ihn anscheinend so überzeugend, dass es genügend Leute mißverstehen. Ein guter Schauspieler hat auf der Bühne keine Distanz zu seiner Rolle. In die Rolle zu schlüpfen macht Spaß. Auch bei einem Hassprediger. Würde er beim Spielen (eigentlich geht es bei der Schauspielerei nicht ums spielen, sondern ums sein) seine kritische Distanz bewahren, wäre er ein schlechter Schauspieler.

    Ulrich Matthes (immerhin mal Schauspieler des Jahres) bricht sich schwafelnd einen ab, wenn er gefragt wird, ob er denn seine Rolle (in diesem Falle Goebbels) lieben könne. Bruno Ganz sagt auf die gleiche Frage schlicht: Ja klar. Und das sieht man im Untergang. Matthes spielt schrecklich, aufgesetzt und künstlich, Ganz IST Hitler. Das ist Handwerk, da hat die Politk, Moral oder sonstewas nichts zu suchen.

    Klar ist ist die Lesbennummer und der Westerwelle-Akne Witz inhaltlich fürchterlich. Dem Spieler aber vorzuhalten, er habe Spaß dabei, sowas zu sagen, zeigt, dass man nicht so ganz verstanden hat, wie Theater, Schauspiel oder Kunst ganz allgemein funktioniert. Ob das alle Anhänger Somuncus verstanden haben, steht auf einem anderen Blatt.

  122. @LV 100:

    Ihr Kommentar Anne Will würde man sich nicht beim Sex vorstellen wollen ist eigenartig.

    Meine These: Das würde über eine heterosexuelle Anne Will nicht gesagt. Sie erfüllt die gängigen Schönheitsstandards n¨mlich anders als Hella von Sinnen, voll und ganz.

    kleiner Beleg der das 08 15 Männerherz höher schlagen lässt
    ;-) http://dbliedtner.files.wordpress.com/2008/06/anne.jpg

  123. @Ulf Pohlmeier: na dann ist das doch prima wenn der Herr Somuncu das macht.

    Ich finde nur leider hat sein Programm wirklich sehr mindere Qualität. Wenn er wenigstens gut wäre bei dem was er da tut.

    Und damit erhält er dann ein Stück weit die Qualität der „Onkelz“.

    Nur muss ich ganz ehrlich sagen dass die Onkelz auch keine Nazis sind und nur weil jemand schlecht ist bei dem was er tut und die Gefahr besteht, dass seine Zielgruppe zu doof ist zu kapieren, was er erreichen will, bleibt meiner Auffassung nach nicht als einziger Schluß, dass die Person eine Homophobie hat. Denn im Gegensatz zu den Onkelz finden sich ja Beispiele zuhauf wo er eindeutig sagt was er erreichen will.

    Wenn ich mich als Kritiker dann mit

    Wenn es ernst gemeint ist, ist es braune Soße. Wenn es nicht ernst gemeint ist, ist es weder besonders gut gespielt noch trickreich satirisch oder lustig. Wenn es so ein bisschen ernst gemeint ist und so ein bisschen nicht, ist es verwirrender Quatsch.

    Für Serdar Somuncu spricht aber keines davon. Und damit auch nichts dafür seine „Kunst“ zu verteidigen.

    winden muss, dann kann ich über die Kritik an der Kunst genau das Gleiche sagen wie über das Kritisierte.

    Es ist in keinem Fall so deutlich wie Stefan oder VonFernSeher es gerne hätten.

    Nochmal: ich finde das Programm auch affig und weder lustig noch intelligent aber nur weil mir die Qualität nicht zusagt und ich Angst vor der großen stumpfen Masse habe, kann ich nicht einen Künstler in eine bestimmte Ecke drängen.

    Ich versteh vor allen Dingen nicht wie ich es auf der einen Seite schaffen soll, das „Dschungelcamp“ in die hochqualitative Ecke zu stellen und dort nicht die Wirkung auf die dumpfe breite Masse zu beachten aber das dann doch bitte von Somuncu zu verlangen. Dieses Cherry-Picking geht mir gehörig auf die Nerven.

  124. @VonFernSeher: Jetzt müssen sie schon entschuldigen, aber wie kann man denn die nahezu groteske Überzeichnung der Kunstfigur übersehen?

    Ich habe bis jetzt bei jedem Interview, jedem Video im Netz und bei seinen Bühnenshows sowieso immer sofort gemerkt ( oder gemeint zu merken ), wann Serdar Somuncu und wann die Figur spricht. Er vermischt das, das ist wahr, aber ich persönlich halte das für zulässig. Eben weil ich es für offensichtlich halte, womit ich aber offensichtlich falsch liege.

    Zum Thema „Lachen muss im Halse stecken bleiben, sonst keine Kunst“: Umgekehrt. Wenn man bedenkt, dass man in einem aufgeklärten Pubikum sitzt und dann merkt, das jedes der ausgewalzten Vorurteile trotzdem irgendwo zu finden ist, ist das nur mit Humor zu ertragen. Und zack, erwischt es einen auf einmal eiskalt selbst.

    Es zeigt sich, dass die eigenen Moralvorstellungen nicht immer deckungsgleich sind mit den eigenen Empfindungen.

  125. @faulersack:

    Ich habe bis jetzt bei jedem Interview, jedem Video im Netz und bei seinen Bühnenshows sowieso immer sofort gemerkt ( oder gemeint zu merken ), wann Serdar Somuncu und wann die Figur spricht.

    Herzlichen Glückwunsch! Erklären Sie mir, wer von beiden sagt, Burka- u.ä.-Trägerinnen sollen dahin gehen, wo sie herkommen? ( http://www.n-tv.de/mediathek/sendungen/vier_gewinnt/Ich-verschenke-keinen-BMW-article3109246.html ca. ab 20 Min.)

  126. Gleich bekommen wir noch erklärt, dass Serdar Somuncu, Entschuldigung, der intelligente Bühnen-, Fernseh- und Internet-Künstler, Erschaffer grandios überzeichneter Kunstfiguren (die nichts, ja aber auch gar nichts mit dem Menschen Serdar Somuncu zu tun haben) und phantastische Schauspieler Serdar Somuncu – soviel Zeit muss sein – nicht nur der Retter des Abend- und Morgenlandes ist, nein, er hat bestimmt auch noch geschnitten Brot erfunden und wird in Kürze sowohl die Finanzkrise bewältigen, die Energiewende einleiten und Freibier leistungsunabhängiges Grundeinkommen für alle schaffen.

    Und klar, das geht nur wenn man Schwule und Lesben beleidigt, Intoleranz gegenüber verschleierten Muslimen praktiziert und den Ossis zeigt, wo der Hammer hängt. Wie auch sonst? Voll platt und krass. Aber rein ironisch, selbstverständlich. Und wer das nicht verstehen will, der ist ja wohl total doof.

    Und ich dachte immer, ich sei ein Fanboy…

    (Geht kopfschüttelnd ab durch die Mitte)

  127. Eine Formulierung, von der ich wünschte, sie wäre mir eingefallen, um Somuncus irre Haltung zu beschreiben: Man darf die Schwulenfeindlichkeit nicht den Schwulenhassern überlassen.

    Ich empfehle allen zur Frage, was Somuncu mit seinen Witzen auslöst, die Reaktionen auf seiner Facebook-Seite: http://www.facebook.com/serdarsomuncu/posts/109138479169623 . Aber all die, die mich da als „Schwuchtel“, „PC-Faschisten“ und „Kackestampfer“ bezeichnen, „Geh in den Kinderpuff und bums Schweine“ und „Scheiss gutmenschen pack“ rufen; die sich wünschen, er hätte zu Sascha Lobo, der „total scheiße“ war, „hasserfüllt geschrien: HALT DIE FRESSE!!!“… all diese Leute meinen das natürlich, genau wie er, eigentlich gar nicht so. Sind alles Künstler, wie er. Haben manche ja sogar Smiley-Disclaimer gesetzt. Aber wenn ich die Argumentationen oben richtig verstanden habe, beweisen ja gerade solche Kommentare, wie wichtig das ist, was Somuncu macht.

    Und, wer von dem Thema immer noch nicht genug hat: Ich bin heute um ca. 20.10 bei Tommy Wosch auf Radio Energy zu hören. http://www.energy.de/on-air/wosch-energy-abendschau/

  128. Guten Abend!

    Die letzte Stunde habe ich damit verbracht, mir den Artikel und sämtliche Kommentare und Links – sofern noch nicht bekannt – einzuverleiben. Herrn Niggemeier kannte ich bis dato noch nicht, auf den Artikel stieß ich (Profiler aufgepaßt!) über Somuncus Facebook-Link, der sogleich mit einigen grenzwertigen Kommentaren von „Hassismus-Fanatikern“ bedacht wurde.

    Ich selbst habe sämtliche Aufzeichnungen der Programme Somuncus von 2001 an gehört und gesehen, teilweise mehrfach, mit einem gleichaltrigen/-jungen Freund kritisch reflektiert und die eigenen Reaktionen dazu beobachtet und gespannt unter die Lupe genommen. – Aus diesem Grunde bin ich der Meinung, mir trotz meiner zarten, pubertierend-teenagerischen 16 Jahre ein relativ klares Bild über Somuncu und seine Rolle bilden gekonnt zu haben.

    Die hiesige Diskussion halte ich für höchst interessant, denn sie offenbart die – wie es scheint, Intellektuellen angehaftete – Überzeugtheit der Partizipanten von ihrem eigenen Welt-/Menschenbild. Ich habe selbst mit diesem Phänomen zu kämpfen; ich halte Somuncu für einen großartigen Kabarettisten und es schmerzt mich, dass sich viele der Schreibenden hier einer intensiveren Beschäftigung mit der Thematik und Person verweigern. An dieser Stelle möchte ich nur noch einmal kurz darauf hinweisen, dass Somuncu zwar Musik – Schlagzeug als Hauptinstrument – studiert hat, aber sich (vgl. Interviews) an erster Stelle als Schauspieler betrachtet. Das impliziert, dass seine Auftritte zumindest nicht seinen Haupt-Broterwerb darstellen. Seine als Schauspieler erworbenen Qualitäten und Qualifikationen verwendet er offensichtlich jedoch auch im kabarettistischen Teil seines Lebens.

    http://somuncu.de/cnt/gal/serdar_somuncu-gal09.jpg

    Wie bei dem Vorhandensein solcher Bilder die Überzeichnung und Ironisierung der Beiträge Somuncus infrage gestellt werden kann, ist mir dabei allerdings völlig schleierhaft.

    Einen kleinen neuen Anstoß möchte ich geben: Ist nicht völlig egal, was der Künstler selbst meint, sondern das ausschlaggebend, was der Konsument an Informationen auffasst, wie er sie weiterverarbeitet und, allgemein, damit umgeht?

    Und was beobachten wir hier? Eine Solidarisierung mit Homosexuellen. Eine kritische Auseinandersetzung mit Ironie und ihrer Erkenntlichkeit. Ein hitziger Disput über die Grenzen von Kabarett und Satire. Wir beobachten eine Beschäftigung mit unterschiedlichen Gebieten, die von der Form, dem Kabarett Somuncus, in den Inhalt, die Probleme, die er thematisiert, übergeht.

    Das ist schön, oder?

    Genau das ist es auch, was ich an Somuncus Arbeit so schätze: dass er Kontroversen aufzeigt, indem er sie sich selbst erschließen lässt. Indem er nicht Meinungen einfach so vertritt („Entweder, Sie sind für einen Mindestlohn, oder Sie sind eine extrem unappetitliche Körperöffnung.“ – Kollege Pispers, den ich, nebenbei bemerkt, auch schätze), gibt er Denkstoff, fördert die Beschäftigung mit der eigenen Weltsicht der Zuschauer und -hörer.

    Vielleicht stimmen manche mit den Parolen überein. Das ist in meinen Augen schade, da es – so vermute ich es zumindest, sagen kann es außer Somuncu niemand – nicht seinen Absichten entspricht. Andere jedoch, und das sind hier 100 Prozent der Beteiligten, setzen sich kritisch und kontrovers mit den Plattitüden auseinander und wischen sie vom Tisch. Damit findet bei Erfolg der Intentionen eine tiefgreifende Selbstreflexion statt.

    In diesem Sinne bedanke ich mich herzlich für die Denkanstöße.
    Beste Grüße – Max Niemann

  129. @Stefan Niggemeier

    Und was genau ist jetzt daran so schlimm, dass das eventuell seine persönliche Meinung (also nicht die des Hasspredigers) sein sollte? Er begründet sie mehr oder weniger plausibel, ob das dann letztendlich meiner Meinung entspricht, ist dabei dann völlig irrelevant. Ich habe in dem Ausschnitt jedenfalls keinen islamo-/homophoben Hetzer gesehen.

    Somuncu (und damit dürfte er auch außerhalb der rechten Szene nicht alleine sein) sieht Burka als ein politisches Statement, dass der Unterdrückung der Frau dient und sie illustriert. Gehen wir davon aus, dass es in Europa common sense ist, dass die Unterdrückung der Frau nicht so prall gefunden wird und schon gibt’s ein Problem. Und zwar zwischen mehreren Grundrechten. Freie Entfaltung der Persönlichkeit, Religionsfreiheit etc. etc. Die Entscheidung ist letztendlich immer eine politisch-moralische, da gibt es kein absolutes richtig oder falsch.

    Ich kann nicht erkennen, dass er fordert, dass man seine Ansichten („dahin, wo sie herkommen“) so in die Tat umsetzen sollte. Es ist lediglich eine völlig legitime Meinungsäußerung, die genau plalkativ zugespitzt wird, wie alles andere, was so in den Medien deklamiert wird. Nochmal: Wo genau liegt das Problem?

  130. @fernetpunker: in Wahrheit bin ich Sascha Lobo bei der Trollstudie unter Pseudonym. Ich muss ab und an dem Troll Futter geben damit er nicht verhungert ;-)

  131. Und natürlich illustrieren die Reaktionen auf seiner Fansite, wie dämlich manche Leute sein können. Völlig unironisch, schmerz- und humorbefreit. Seine vermeintlichen Verteidiger, jetzt.

  132. Wahrscheinlich werden die Meinungen zu den künstlerischen Aufführungen/Interaktionen von Herrn Somuncu weiter auseinander gehen. Es gibt nicht „die Guten“ und „die Bösen“. Ich möchte erklären, was mich an dieser Art von Kunst ärgert: Wenn nur die Leute, die sich an den Hass-Worten und dem Gelächter des Publikums stören, also die Empörten, Verärgerten und Aufgewühlten auch hier im Blog, die eigentlichen Adressaten sind, verabscheut Somuncu nicht dann sein eigenes Bezahl-Publikum, das ihn verehrt und nicht merkt, dass es nur Staffage für die Hassprediger-Show ist? Jede/r einzelne dort macht sich doch so klein es geht, um ihm nicht aufzufallen, nicht zur Sau gemacht zu werden und dann im Hohn-Gelächter des Publikums unterzugehen. Da bleibt doch nur das wohlige Gefühl über alle „Opfer“ zu lachen, Hauptsache es trifft einen nicht selbst. Aber was für einen künstlerischen Effekt hat dann so eine Show? Doch den, sich möglichst zu ducken, unauffällig zu bleiben, erleichtert über andere Opfer zu lachen? Was nimmt man mit nach Hause? Lernt man nicht sogar, möglichst unauffällig das Weite zu suchen, wenn draußen andere oder man selbst zum Opfer werden könnte?
    Aus Schlingensief-Aktionen (Christoph konnte seine freiwilligen und unfreiwilligen Akteure wunderbar in die Irre führen) weiß ich, dass man bei seinen Aktionen und durch ihn letzten Endes immer etwas über sich und andere gelernt hat und eine große Lust und Kraft spürte, sich einzumischen und seine Stimme zu erheben. Vielleicht wirkt das heute noch nach…
    Wenn Somuncu tatsächlich etwas zum Besseren bewegen könnte mit seiner (meiner Meinung nach) sehr riskanten und missverständlichen Art von Kunst, dann möge er das tun.
    Mir tun die potentiellen Opfer dieses Weges nur jetzt schon leid. Und mir fehlt das passende (Kunst-)Verständnis.

  133. Ich habe ein großes Problem schon mit der Formulierung „dahin gehen, wo sie hergekommen sind“, vom „minderbemittelt“ einige Sätze weiter ganz zu schweigen. Das sind die NPD-Parolen, die ich meine.

    Aber lassen wir das mal dahingestellt, das ist eine Frage der persönlichen Meinung. Interessant finde ich, dass Du diese Aussage so interpretierst, dass sie der wahre Somuncu getätigt hat, nicht seine Hassprediger-Rolle. Warum? Weil Du seine Aussage für eine „völlig legitime Meinungsäußerung“ hältst. Plötzlich sitzt da angeblich nicht mehr eine Figur, sondern der Schauspieler und redet selbst? Er redet aber genau so hasserfüllt („pointiert“) wie seine Figur?

    Somuncus Trick funktioniert erstaunlich gut. Jeder Zuhörer nimmt das, was er akzeptabel findet, für bare Münze und alles, was er nicht akzeptabel findet, als eine groteske Übertreibung einer Kunstfigur. Viele Zuhörer finden anscheinend auch die Westerwelle-Witze für völlig akzeptabel.

    Ich wiederhole mich: Ich glaube, hier hat sich jemand heillos in seinem vermeintlichen Konzept verheddert und kann selbst nicht mehr unterscheiden zwischen seiner angeblichen Kunstfigur und sich selbst.

  134. „Ich wiederhole mich: Ich glaube, hier hat sich jemand heillos in seinem vermeintlichen Konzept verheddert und kann selbst nicht mehr unterscheiden zwischen seiner angeblichen Kunstfigur und sich selbst.“

    Ok das ist ein sehr gutes Argument.

    Erinnert dann wenig an de Effekt auf die Schüler in „Die Welle“, versteh ich das richtig?

  135. @Sebastian: Ich kenne Somuncu nicht, deshalb ist das eine reine Spekulation, aber: Ja. Ich glaube, dass es schon ein sehr mächtiger Effekt ist, wenn man merkt, wieviel Beifall, Lacher und Schlagzeilen man mit solchen Hass-Sprüchen bekommt.

  136. Lustig ist aber in jedem Fall, wie Lobo einfach kein bisschen den Humor von Somuncu mitbekommt.

  137. @Stefan Niggemeier: Serdar Somuncu persönlich. Vollkommen offensichtlich und mit Ansage.

    Er hat was dagegen, wenn Frauen sich verschleiern, da es im Großteil der Fälle nicht freiwillig ist. Und wenn man Frauen zu etwas zwingt, würden die Regeln, nach denen die europäische Gesellschaft funktioniere, verletzt.

    Das ist seine Meinung und er begründet sie. Man muss sie nicht teilen. Aber das ist kein originäres Statement der Neonazis.

    Und ich muss nochmal fragen: Wieso stand überhaupt in Frage, wer an dieser Stelle spricht, Somuncu oder seine Figur?

  138. Ich halte die Aussage auch für die Meinung des echten Serdar Somuncu. Nicht weil ich sie auch nur annähernd akzeptabel finde (im Gegenteil), sondern weil er sie in anderen Formaten, in denen er ausschließlich der Mensch Serdar Somuncu ist (oder ich ihn dafür halte) genau so oder ähnlich getätigt hat. Zum Beispiel ein Auftritt im Nechtcafe zum Thema Islam.
    Grundsätzlich sagt er aber schon auch Dinge, die ich unterstreichen würde. Und jetzt kommt der Teil in dem einem kein Beispiel einfällt ;) Aber beim Thema Moschee und Kopftücher (Islam ?) denkt er eben komplett anders.

  139. @Schnub

    Ich bin ja der Meinung, dass Satire dann erst wirklich gut ist, wenn es Deppen gibt die das für voll nehmen.

    Das reicht doch nicht. Weil der Depp (wenn Sie so wollen) es eben solange nicht erkennt, solange es keine Überhöhung oder Überspitzung gibt. Wenn der Depp im Publikum keine Veränderung erfährt, hat doch für ihn auch die Satire nicht stattgefunden. Dann wird er in seinem Urteil genauso gestärkt wie wenn da Udo Pastörs gestanden wäre. Nur dass der – unfreiwillig – komischer ist als Somuncu.

    Ich dachte eigenlich weil seine Kritiker der Meinung sind, dass er schamlos überhöht und Zerrbilder nutzt, welche dann aber nicht von der realen Person des Herrn Sumuncus getrennt werden können. Was zur Folge hat(laut Vorwurf zumindest im Fernsehen und Internet, dass man nicht weiß was ernst, also Herr Somuncu ist und was seiner Kunstfigur zuzuordnen ist.

    Das verstehe ich nicht. Er verzerrt also soweit, dass es nicht mehr verzerrt ist. Er überhöht so schamlos, dass es von seiner realen Person nicht zu trennen ist. ???

    Aber vieleicht gefällt dir auch einfach nicht was er macht. Braucht es auch nicht.

    Dann ist ja gut. Aber schreiben, dass ich es für nicht künstlerisch wertvoll halte, darf ich schon noch, oder?

    @Linus

    Ein guter Schauspieler hat auf der Bühne keine Distanz zu seiner Rolle.[…]Dem Spieler aber vorzuhalten, er habe Spaß dabei, sowas zu sagen, zeigt, dass man nicht so ganz verstanden hat, wie Theater, Schauspiel oder Kunst ganz allgemein funktioniert.

    Richtig, so funktioniert Theater- und auch Filmschauspiel. Aber doch keine Kleinkunst. Wenn einer im ernsthaften Film Hitler spielt, muss er ganz Hitler sein. Wenn er aber in der Talkshow sitzt oder auf der Kabarettbühne steht, reicht das nicht. Da braucht es ein bisschen mehr. Als positives Beispiel, wie so etwas gelingen kann, fällt mir gerade Rolf Miller ein.

    @Sebastian
    „Wenn es ernst gemeint ist, ist es braune Soße“ ist doch kein Winden. Qualitativ scheinen wir uns ja einig zu sein. Die einzige Ecke, in die ich Somuncu stelle, ist genau die: nicht mein Anspruch.

    Neben dem wird er seinem eigenen formulierten Anspruch aber auch nicht gerecht, wenn er z.B. in einer Talkshow, in der er über seine Rolle sprechen soll, die Rolle sprechen lässt. Vielleicht amüsiert er sich aber einfach nur an seiner eigenen Provokation und sein Anspruch ist erfunden.

    @faulersack

    Zum Thema „Lachen muss im Halse stecken bleiben, sonst keine Kunst”: Umgekehrt.

    Das habe ich so nicht behauptet. Würde ich aber auch umgekehrt nicht.

    Und zack, erwischt es einen auf einmal eiskalt selbst.
    Es zeigt sich, dass die eigenen Moralvorstellungen nicht immer deckungsgleich sind mit den eigenen Empfindungen.

    Mag sein, bloß dass mir das bei Somuncu noch nicht passiert ist. Das sagt dann wohl mehr über die aus, die ihn (wiederholt) besuchen als über die, die es nicht tun.

  140. Hilfe. Entschuldigung für meine Unfähigkeit den Konjunktiv durchgehend zu benutzen. Hätte im 2. Absatz ( #167 ) so sein sollen.

    Und weil in der Antwort an Linus meine Frage ja auch schon beantwortet wurde:

    Seine Hassias-Rolle ist dermaßen überspitzt, dass man sehr gut sieht, wann er sie an/ablegt. Ansonsten tritt er immer gerne als provozierender Sexist auf, was wahrscheinlich daran liegt, dass der echte Somuncu gerne provoziert und Sexismus immer gut funktioniert.

    Den Westerwelle-Witz hätte er sich klemmen können, andererseits war es ein Wortspiel, inhaltslos. Ist das schon echte Schwulenfeindlichkeit?

    Und wenn man ihn partout nicht versteht, kann das an Somuncu liegen. Oder auch an einem selbst.

  141. @faulersack: Ich dachte wirklich, der wäre gar nicht da gewesen, der echte Somuncu. Weil, wenn ich’s richtig verstanden habe, hat er sonst in den beiden Sendungen selbst kein Wort gesagt. Aber lustig, dass er auch sofort ausfällig wird wie seine Figur. Oder war das mit dem „minderbemittelt“ schon nicht mehr er selbst?

  142. Was ist, außer der konkreten Formulierung, die Ihnen nicht gefällt, daran falsch, eine menschenverachtende Ideologie, als deren Ausdruck er die Burka sieht, als solche zu bezeichnen?

  143. Oder mache ich mich, wenn ich Nazis als Idioten, meinetwegen auch minderbemittelte, bezeichne, auch irgendwie der Hetze schuldig?

  144. Wenn Somuncu ein „Künstler“ sein soll (ob er es will weiss ich nicht), dann wäre seine Kunst die Persiflage, meinetwegen auch Parodie, oder?
    Dazu gehört aber auch, dass dem Publikum die Möglichkeit gegeben wird, diese Performance zu durchschauen und als diese zu entlarven. Er verweigert diese Interpretationsansätze, lässt gewissermaßen den Zuschauer allein mit sich und den Ansichten, die ihm um die Ohren gehauen werden. Die „freundliche“ Art der Persiflage, wie man sie von vielen Kabarettisten kennt, und in der – auch immer mal wieder recht gnadenlos – das gutbürgerliche Spießertum bis zu, Exzess seziert wird, liefert stets den Blick hinter die Fassade des Darstellenden. Der pädagogische Zaunpfahl winkt oft mit und schlägt auch mal zu, und das Publikum versteht, nickt und ist dankbar, dass man einer Meinung sein kann.
    Somuncu muss, wenn er wirklich so etwas wie eine Message (ein schreckliches Wort, aber „Botschaft“ klingt in diesem Zusammenhang für mich noch perfider) hat, darauf vertrauen, ein überaus linkes, kluges, aufgeklärtes, reflektierendes Publikum zu haben, das nicht beeinflussbar und empfänglich ist für dumpfe – nun doch – Botschaften. Woher er dieses Vertrauen nimmt weiss ich nicht.

  145. @VonFernseher

    Nun, es ging – irgendwo weiter oben – darum, dass Somuncu alles als Bühne sieht, eben nicht nur klassischen Film und Theater. Insofern verwischen bei ihm die Grenzen und das macht die einordnende Rezeption für einige (ausdrücklich ohne jemandem Dummheit, Kunstfeindlichkeit oder sonstwas unterstellen zu wollen) schwierig.

    Aber, um Mißverständnisse zu vermeiden, ich finde die Reaktionen seiner Anhänger (siehe Facebook-Zitate) reichlich panne. Und da müßte / könnte / sollte Somuncu eingreifen, um diesen geifernden Vollidioten zu zeigen, dass sie nichts verstanden haben. Ob er dazu Lust hat, wenn man ihn in die homphobe braune Ecke stellt, weiß ich nicht. Könnte aber auch natürlich sein, dass der Mann sich in der Rolle des Provokateurs einfach zu wohl fühlt und seine hehren Vorsätze ob des eigenen Kontos hintan stellt. Ich halte ihn aber – verglichen mit dem peinlichen Herrn Sarrazin, der ja auch meint, er könne nicht dafür, wenn ihm die NPD applaudiert – für refklektierender und schlicht intelligenter.

  146. @Linus
    Wie bitte ordnen Sie jetzt Burkaträgerinnen (und die wohl mitgemeinten Ehemänner) so eindeutig einer menschenverachtenden Ideologie zu wie Nazis den Idioten?

    Einer Frau, die eine Burka trägt, zu unterstellen, sie gefährde damit die Freiheit anderer Frauen, ist die absurde Idee, um die es geht. Nicht darum, dass auch Frauen zum Burkatragen gezwungen werden.

    Die Burka ist Ausdruck einer religiösen Überzeugung und auch für viele ein Symbol der Unterdrückung. Das Hakenkreuztattoo im Nazinacken ist immer Symbol und Ausdruck der Gesinnung in einem.
    Solche Vermischungen kommen aus der Ecke wie die Leute, die einen immer auf die ungehörigen Zeichen auf den indischen und nepalesischen Souvenirtextilien ansprechen. Denn wenn die Burka weg ist und das Hakenkreuz weggelasert, ist der Nazi immer noch ein Nazi und die unterdrückte Muslimin wird immer noch unterdrückt.

  147. @VonFernSeher: Es würde nur etwas über die Besucher Somuncus Programm aussagen, wenn ihre Analyse seiner Person und seines Schaffens korrekt ist. Ich zweifele das an.

    @Stefan Niggemeier: In allen Interviews, die ich gesehen habe, ist Somuncu immer provokant und macht den einen oder anderen geschmacklosen Spruch. Das ist aber nicht der Hassias. Der war in der n-tv Sendung nie da. Möglich, dass Somuncu auch ganz privat einfach gerne provoziert und geschmacklose Sprüche klopft.

    Er hält eine Gruppe von Menschen, in der Frauen unterdrückt werden, für minderbemittelt.

    Er ist meiner Meinung nach in der Sendung nie in die Hassias Rolle abgeglitten und sie fragen sich, ob er sie je verlassen hat. Wir kommen wohl schwer zueinander.

    Dass die von ihm vertretenen Inhalte diskussionswürdig sind, ist geschenkt. Ihrer Analyse seines Rollenverständnisses kann ich aber nur widersprechen.

  148. Ich ordne gar nichts zu, ich hatte lediglich versucht, seine (Somuncus) Position zu verdeutlichen.

    Ich habe zu Burkas keine völlig befriedigende Antwort. Dazu bin ich zu sehr Politologe. Und Waage. Natürlich gehört es einerseits zur freien Entfaltung der Persönlichkeit, wenn eine Frau entscheidet, sich zu verschleiern. Ob sie das allerdings immer freiwillig macht, aus einer halbwegs aufgeklärten Geisteshaltung heraus, lässt sich für mich so einfach nicht ergründen. Ähnlich sehe ich das übrigens mit Kruzifixen im Klassenzimmer.

  149. @faulersack: Über 178 Kommentare lang will mir die Mehrzahl der Kommentatoren erklären, dass der Mensch, der über Guido Westerwelle sagt, er finde ihn „ekelhaft“, weil er schwul ist, und der fragt, wie so jemand Außenminister werden kann, gar nicht Serdar Somuncu ist, sondern seine übertrieben hassende Kunstfigur. Und jetzt kommen Sie und sagen: Nee, das ist schon der Somuncu selber, der diese Schwulenwitze raushaut.

    I rest my case.

  150. @Linus

    Nun, es ging – irgendwo weiter oben – darum, dass Somuncu alles als Bühne sieht, eben nicht nur klassischen Film und Theater. Insofern verwischen bei ihm die Grenzen und das macht die einordnende Rezeption […] schwierig.

    Tut mir leid, das klingt mir zu sehr nach Persilschein. Wer darf denn dann wo kritiklos seine Hetze loslassen, wenn er nur schön bescheid gibt, er sehe sich selbst als auf der Bühne stehend? Und wer nicht?

  151. Also ich finde bei Westerwelle die Frage, wie so jemand Außenminister werden kann, völlig berechtigt.

  152. @Fernseher

    Alle Auftritte, die wir hier diskutieren, finden auf einer Art Bühne statt. Das zu erkennen, sollte einem nicht so schwer fallen, da muss er nicht „Bescheid geben“. Wie gesagt, dass er, auch in „ernsten“ Interviews gerne ziemlich schnell zwischen Rolle und (medialem) Privatmenschen hin- und herspringt – meiner Ansicht nach eben auch, wenn er über Westerwelles Pickel und/oder seine Homosexualität hetzt – ist etwas, was ich im Theater täglich erlebe, wenn auch vielleicht in etwas anderem Kontext. Wenn man dann jedesmal erklären muss, dass man gerade ein autokratischen Regisseur oder einen tumben Hausmeister oder faulen Beleuchter zitiert und nachäfft, macht es keinen Spaß mehr.

  153. Das kenn ich aus seiner Bühnenshow.

    Ich hab den n-tv Beitrag jetzt nochmal angeguckt. An welcher Stelle sagt er das?

  154. @Stefan Niggemeier

    Sicher ist der Spruch schwulenfeindlich, eklig und völlig daneben. Bezweifelt auch keiner. Meinen Sie nicht aber, dass es genügend Leute gibt, die genau sowas denken? Verkürzt gesagt (weil mir ein bißchen die Worte fehlen, künstlerische Mechanismen adäquat zu erklären): Somuncu zitiert hier. Eben den handelsüblichen Stammtischbruder, Bildzeitungsleser, Internettroll. Und persifliert qua Stoßrichtung (wie gesagt, ich kann mit Westerwelle nix anfangen, aber nicht wegen seiner Sexualität) den höflichen Linken, der Westerwelle doof findet, aber vor lauter Zwang, das akademisch begründen zu müssen, ihm gerne trotzdem irgendwas um die Ohren hauen würde, sich mit solchen Äußerungen aber diskreditieren würde und deshalb lieber gar nichts sagt, gleich mit.

    Aber vielleicht täusche ich mich und er meint das ernst. Dann wäre er ein Arschloch. Das glaube ich aber (nach Ansicht mehrerer verschiedener Interviews) nicht.

  155. Ähm… Das Ziel von Herrn Somuncu ist es ja, dass Menschen in der Realität bei einer öffentlichen Diskriminierung aufstehen und eingreifen. Ich möchte an der Stelle feststellen, dass niemand von Somuncus ach so inspirierten Fans auf Facebook mal den Schneid hat eingreift. Es tut keiner. Daher ist das ein recht krasser Beweis dafür, dass sein Konzept nicht aufgeht. Nicht in der Theorie, sondern in der gerade stattfindenden Praxis. Herr Somuncu hat also mit seiner Arbeit komplett versagt.

  156. Erstaunlich wie viele Leute meinen, dass jemand, der Ironie verwendet am Besten zuvor so eine Art Ironiebedienungsanleitung vorgeben müsste, damit auch ja keiner was missversteht. Nur mal eine Frage: Was für einen Sinn hätte dann noch Ironie? Das wäre ja als verrät man die Pointe vor dem Witzanfang: „Achtung, jetzt kommt ein Karton!“.

    Natürlich darf man ironisch sein. Natürlich darf ein Künstler ironisch sein. Natürlich darf er im Grunde erst einmal tun und lassen was er will. Und weil er das darf (Kunstfreiheit etc.) darf die Öffentlichkeit ihm auch auf die Finger gucken. Und jeder, dem es nicht gefällt (auch ein Stefan Niggemeier), darf sagen das es ihm nicht gefällt und was ihm daran nicht gefällt.

    Daher sind die ganzen Aufforderungen an Stefan Niggemeier, er möge doch bitte einsehen, dass er sich geirrt oder vergriffen hat, blanker Unsinn. So wie Somuncu seine Späße straflos verbreiten darf, darf auch jeder seine Meinung dazu haben.

    Und wenn jemand sich einmal so einen Ironiekünstler zur Brust nimmt und fragt: Ist bei dem denn wirklich noch alles Spaß?, dann setzt er sich natürlich der Gefahr aus, dass man ihm gleich an den Kopf wirft: Du Dämel, siehst den Spass vor lauter Ernst nicht.

    Und wenn es doch anders ist, lieber Hobbyskeptiker hier? Wenn da vielleicht der ein oder andere ja doch mal den Ernst vor lauter Spaß nicht sieht?

    Sehr aufschlussreich waren in diesem Zusammenhang alle Zitate aus Interviews mit dem Mann. Es sind die gleichen Rechtfertigungsmuster, wie bei Bohlen, wie bei Diekmann, wie bei wasweißichwem: ist doch nur Spaß, kommt mal alle runter.

    Das man etwas nicht witzig findet, muss nicht immer bedeuten, dass man den Spaß nicht versteht. Mir geht es auch so, dass ich etwas nicht witzig finde, weil ich den Spass verstanden habe.

    Vielleicht helfen ja diese Zeilen dem ein oder anderen, die ein oder andere Meta-ebene aus der Diskussion zu bekommen.

    Griazies.

  157. Jetzt nehmen wir doch mal „faulersack“ und irgendeinen anderen, der behauptet, man könne eindeutig sagen, wann die Kunstfigur und wann der Künstler spricht, spielt ihnen eine Sequenz des Bühnenprogramms vor und schaut hinterher, ob sie dieselben Stellen der einen oder der anderen Rolle zugeordnet haben…

    Dieses merkwürdige „Satire“-Konzept ist wirklich GENIAL: Jeder bekommt sowohl das angenehme „Endlich-sagt-mal-jemand-wie’s-ist“- als auch das „Ich-kann-mich-überlegen-fühlen-weil-ich-nicht-so’ne-rassistische/schwulen-/islam-/sonstwasfeindliche-Sau-bin“-Gefühl geliefert, je nach eigenem Standpunkt in unterschiedlicher Dosierung. Darauf muss man auch erstmal kommen.

  158. Es ist unfassbar: Hier gibt es doch mittlerweile wirklich ein paar Kommentare, die erklären, um was es ihm geht. Nur Sie, Herr Niggemeier wollen es einfach nicht verstehen. Und mittlerweile glaube ich, dass Sie sich einfach keinen Fehler eingestehen wollen/können. Denn eines ist doch klar. Der Text da oben, der ist für die Komplexität dessen, was Somuncus macht und für das, was er mit dem was er macht, auslöst, viel zu platt, zu dürftig. Wenigsten das, könnten Sie doch jetzt, nach fast 200 Kommentar zugeben.

    Oder Sie haben es wirklich nicht verstanden, dafür würde ein Satz wie der hier sprechen:
    „Ich empfehle allen zur Frage, was Somuncu mit seinen Witzen auslöst, die Reaktionen auf seiner Facebook-Seite“

    Doch um genau die Reaktionen geht es ihm doch. Und wohl auch um solche Diskussionen wie hier. Welche andere „Kunst“ löst solche Diskussionen aus? Mir fallen auf Anhieb wenige ein. Und kann das nicht auch einen kathartischen Effekt haben? Er selbst würde doch keine dieser Reaktionen unterschreiben. Aber Sie werfen ihm dennoch vor, wie andere seine Äußerungen und Äußerungen über ihn kommentieren! Als könnte – Achtung, Zuspitzung! – Mohammed etwas dafür, dass Menschen in seinem Namen Juden ermorden.

    Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Ich bin echt baff erstaunt über so wenig Reflexionsvermögen, über dieses eindimensionale Stimulus-Response. Das ist doch viel zu einfach gedacht. Wenn man ihm böse will, dann könnte man ihn als agent provocateur bezeichnen. Wenn man ihm böse will, dann müsste man die Legitimität eines agent provocateur hinterfragen.

    Doch eigentlich macht er „nur“ sichtbar, was vorhanden ist an Intoleranz und Hass. Ein Künstler, der der Kunst misstraut und mit den Medien spielt. Er hasst nicht selbst.

    Und selbst wenn die Grenze zwischen der Kunstperson und ihm selbst zu sehr verschwimmt, wenn er tatsächlich auf die ein oder andere Weise hasst, wird man, noch einmal, ihm mit so einem platten Text wie dem da oben nie und nimmer gerecht.

  159. Ha! Genau DAS meine ich. Louis C.K. Genau DIE Art von Witzen möchte ich machen dürfen ohne dass eine Horde politisch-korrekte Frauenrechtlerinnen um die Ecke gerannt kommen und mir den gehobenen Zeigefinger unter die Nase halten.

    Statt dessen muss ich mir von Linus dieses neckische Kettenargument anhören von wegen „Und ja, man darf Tucken nervig finden. Man muss auch nicht zum CSD. Aber das hat dann andere Gründe.“

    Leute wie Somuncu brauch ich nicht, die sind meiner Ansicht nach nicht lustig.

    (nur find ich halt auch weiterhin, dass das dann immer noch nicht sofort und zweifelsfrei bedeutet, dass er ein Problem mit Homosexuellen hat. Vielleicht ist er einfach nur im Vergleich zu richtig guten Comedians verdammt untalentiert.

    Wobei Louis C.K. sowieso der Held ist weil er Donald Rumsfeld gefragt hat, ober eine Alien-Echse ist ^^;

  160. Wenn ich sage, dass ich den Somuncu so eklig finde wie die Schwulen, über die er Witze macht – bin ich dann toleranz-, schwulen- und/oder türkenfeindlich oder ein feiner Verwender noch feinerer Ironie?

  161. @Sebastian

    Ich trage wahrscheinlich Eulen nach Athen, wenn ich sage:

    Genau DAS sage ich Ihnen die ganze Zeit. Genau DIE Art von Witzen können Sie jederzeit frisch fromm fröhlich frei machen. Ob dann allerdings nicht doch vielleicht „eine Horde politisch-korrekte Frauenrechtlerinnen um die Ecke gerannt“ kommt, liegt außerhalb meiner Zuständigkeit und Macht. SIE tun aber so, als dürften Sie das irgendwie nicht.

  162. Ich kannte den Somuncu bis eben grade fast nicht (wusste nur, dass es irgendjemanden gibt, der auf Bühnen aus der Bild vorliest) und habe mir jetzt die beiden ntv-Filmchen plus die Hateshow angeschaut. Irgendwie interessant, als Medienphänomen: Er schafft es mit mittelmäßigem Talent immerhin, dass hier und anderswo über ihn diskutiert wird. Das ist für den wahrscheinlich schon die halbe Miete.

    Aus Gründen der Aufmerksamkeitsökonomie gibt der einfach Vollgas. Möglichst das sagen, was auffällt. Dass Westerwelle nicht Außenminister sein darf, weil er Analverkehr hat und dass es ein Burkagebot nur für hässliche Frauen geben soll: mein Gott, das ist rechter Stammtischwitz, sonst nix. Und es kann schon sein, dass er genau den persiflieren will, aber dazu fehlt ihm dann wirklich das Talent. Gegen eine solche Absicht spricht, dass er sich in Sachen Burka ja auch ernsthaft äußert, und da kommt eben auch nicht mehr bei raus als: Wer bei uns ist, muss sich anpassen.

    Somunclu fordert in der Hateshow ja auch, Lesben „die Fotze zuzunähen“. Dass daraus noch eine Persiflage wird, dafür brauchte er dann noch mehr Talent.

    Fast noch schlimmer als den Somuncu finde ich das Publikum, das bei den erwähnten Stellen begeistert klatscht sowie Heiner Bremer (heißt der so?), der ja allen Ernstes meint, dass man den Analverkehr bei einem Außenminister sehr wohl kritisieren dürfe.

    Das ganze is eh ein ziemlich billige Runde für gehärtete Männer und Blondinen. (Was macht der ttt-Typ da?)

    Interessant auch, wie viele Kommentatoren hier zu wissen meinen, dass sie die wahren Absichten Somunclus kennen und Niggemeier nicht. Es ist schon so, wie weiter oben von einem Kommentator geschrieben: die Reaktionen seinens Publikums sind eindeutig, das reicht. (Kommt mir vor wie die Reaktionen der „Störkraft“-Mitglieder Anfang der Neunziger: Die konnten ja angeblich auch nix für die Sieg-Heil-Rufer bei ihren Konzerten.)

  163. Das Problem ist doch das Folgende: wenn Louis C.K. zu diesem Homosexuellen jetzt „Schwuchtel“ sagt, weil er alle Leute aus Phoenix Phoenizier nennt, ist es dann vollends nachvollziehbar dass die hypothetischen Frauenrechtlerinnen ihn als Schwulenhasser beschimpfen?

    Ich denke sowohl Du als auch Linus würden das bejaen, weil C.K. das wohl nur sagen dürfte, wenn er danach fünf Minuten lang erklärt, warum er das gesagt hat. Weil er früher Schwuchtel gesagt hat ohne dabei überhaupt zu wissen, was es bedeutet, weil er klein war, aber weil es irgendwelche Arschlöcher jetzt dauernd hasserfüllt benutzen er es jetzt nicht mehr sagen darf.

    Aber vielleicht ist das einfach so. Witze über Minderheiten sind nur ok, wenn man stundenlang erklärt, was man gedacht hat, und warum man deshalb jetzt kein Minderheiten-Verachter ist.

  164. @Genova

    Sie beklagen sich also, dass in einer „ziemlich billige Runde für gehärtete Männer und Blondinen ziemlich billige Witze gerissen werden? Und beklagen Talentlosigkeit, weil jemand, der einen Stammtischwitz reißt, wirkt wie jemand, der einen Stammtischwitz reißt? Habe ich da irgendeine Meta-Ebene verpasst?

    Und soweit ich das mitbekommen habe, hat sich Somuncu nicht zum verbalen Durchfall seiner „Anhänger“ geäußert. Also tun Sie bitte nicht das, was Sie anderen vorwerfen, nämlich zu wissen, warum der gute Mann was wie und warum macht oder nicht.

  165. Ach, Sebastian. Das ist doch das, was Louis C.K. von Herrn Somuncu unterscheidet. Es ist witzig, es ist klug, und er muss es gar nicht erklären, weil es sich selbst erklärt.

    Der Ausschnitt behandelt übrigens genau den Punkt, über den Du Dich vor hunderten Kommentaren irgendwo gefetzt hast. Louis C.K. sagt auf wunderbar unlangweilige Art, dass er nichts dagegen hat, dass Leute schwul sind (wofür sie nichts können). Er hat aber etwas dagegen, dass Leute Arschlöcher sind (wofür sie etwas können).

    Das heißt nicht, dass sein Auftritt nicht provokant und heikel ist und dass Leute deshalb Anstoß daran nehmen können und dürfen. Gute Satire erregt Anstoß. Aber nicht alles, was Anstoß erregt, ist gute Satire.

  166. @Sebastian

    Wenn man ihn als Schwulenhasser bezeichnen wollen würde, wäre das nu wirklich arg absurd. Von daher würde ich das wohl kaum bejahen. Wie das die Frauenrechtlerinnen sehen, ist mir wurst. Warum haben Sie denn solche Angst vor denen?

    Übrigens funktioniert diese Art Humor auch in einer halbwegs aufgeklärten Runde (oder wahlweise vor halbwegs aufgeklärtem Publikum), bei der man sich solche stundenlangen Disclaimer sparen kann. Somuncu hat diese Disclaimer wohl (ich hab noch keins gesehen) im Programm. Schlimm genug.

  167. Es ist witzig, es ist klug“ ist nun aber letztendlich (unter aufgeklärten, halbwegs intelligenten Menschen) dann doch eher Geschmackssache, oder nicht?

    Stefan Raab unterstellen auch viele (besonders die, die vor 10 Jahren aus Protest ihre Fernsehgeräte verbrannt haben), er sei ein prolliger schwulenfeindlicher Nichtskönner, der sich auf Kosten anderer amüsiert und machen dabei den Fehler, von seinem Publikum auf ihn selber zu schliessen.

  168. Da stimme ich zu und ich denke es ist mehr als offensichtlich, dass ich absolut kein Problem habe, nach einem „Anstoß erregen“ etwas auszudiskutieren.

    Nur ist es meinem Empfinden nach meistens so, dass die Leute überhaupt nicht diskutieren wollen. Sie wollen verurteilen. Wie oft habe ich erlebt dass ich irgendwas sage und statt dass man mich darauf anspricht und fragt, wie ich das meine, werde ich in eine Schublade gesteckt und damit hat es sich. Das ist auch der Grund, warum ich solche Sachen wie „er hat ein Problem mit Homosexuellen“ als Satz nicht mag. Es kann ja stimmen aber es wirkt auf den ersten Blick wie genau dieses „einfach in die Schublade stecken“.

  169. Stefan, jetzt hab‘ Dich nicht so. Ich warte darauf, das jemand wie Marsal ob Deiner Weigerung, die Wahrheit™ anzuerkennen laut schreit:

    „Junge, wenn de krank bist, dann verzeih isch Dir!“

    Ich hab‘ oben übrigens noch fließend warm Wasser vergessen.

    inga, lass‘ uns einen trinken gehen, das bringt hier nichts mehr…

  170. Linus,

    meine Rede: Somuclu reißt Stammtischwitze und wirkt so, als wolle er Stammtischwitze reißen, und das kritisiere ich. Und? Beklagen Sie meinen Ausdruck „Blondine“?

    Ich weiß nicht, wie Somuclu seine Äußerungen meint, ich vermute nur. Aber selbst, wenn ich wohlgesonnen annehme, dass er nur persiflieren will, halte ich es für misslungen. Will er es nicht, dann sowieso. Da er sich nicht dazu äußert, kann ich nur annehmen, aber das ist letztlich auch egal. Des Künstlers Relevanz ist die Kunst.

  171. Könnte man sich darauf einigen, dass viele Leute Somuncu als guten Satiriker sehen, viele Leute aber auch nicht?
    Letztlich wird hier doch eine Frage des persönlichen Humorempfindens diskutiert.

  172. @Sir Lanzelott, ich finde, ihr Beitrag führt zu nichts. Wenn ich sage, der Künstler Somuncu darf ironisch sein. Herr Niggemeier darf seine Schwulenwitze nicht mögen. Warum darf ich dann nicht sagen, dass Herr Niggemeier als Schwuchtel nicht der Richtige ist, um sich zu beschweren und Kritik zu üben? Auch wenn das Herrn Niggemeier nicht gefallen mag. Jeder darf alles sagen, Meinungs- bzw. Kunstfreiheit, wie Sie selbst sagen. Ende, Gelände. Aus die Maus.

  173. Quote Niggemeier: „Gute Satire erregt Anstoß. Aber nicht alles, was Anstoß erregt, ist gute Satire.“ Darum gehts. Genau. Das Problem ist nur, dass es darum in dem absolut unterkomplexen FAZ-Beitrag nicht geht.

    Da geht es drum, dass, Quote Niggemeier, „Serdar Somuncu ein Problem mit Homosexuellen hat. Er macht daraus auch keinen Hehl.“ Und: „Er hetzt darin so überzeugend gegen Lesben, dass es egal ist, ob er da womöglich eine Rolle spielt und das demaskierend meint.“
    Falsch. Völlig falsch. Aber das einfach mal zuzugeben, dazu ist der Herr Niggemeier nicht in der Lage. Und das ist tatsächlich traurig, weil er selbst das die ganze Zeit von allen möglichen Leuten erwartet.

  174. @fernetpunker
    So. Jetzt reicht´s mir aber wirklich: Lassen Sie auf der Stelle die Maus aus dem Spiel. NICHTS GEGEN NAGETIERE!

    All Ihrer Unlogik: Wenn man eine Frau beleidigt, muss man sich dann wundern, wenn diese einen Scheiße findet? Hofft man auf eine glückliche und tiefe Partnerschaft, wenn man einen Türken mit „Du bist aber ein geiler Kanacke“ anspricht? Ist es ein Zeichen von Freundschaft, einen unbekannten Schwulen als Schwuchtel zu nennen? Wo beginnt bei Ihnen eigentlich das Wort Blödheit, wenn nicht da? Und vor allem: was hat die Maus damit zu tun?

  175. @genova

    Mit Verlaub, Sie haben mich mißverstanden: Sie sahen es als Beweis mangelnden Talentes, dass jemand, der Stammtischwitze reißt, aussieht wie einer der Stammtischwitze reißt. Darum mein „häh?“

    Dass er Stammtischwitze überhaupt meint, reißen zu müssen, kann man gerne kritisieren, ihn als talentlos zu bezeichnen, ist dann doch etwas daneben gezielt.

  176. @Marsal und andere Somuclufans:
    Selbst wenn ich davon ausgehe, dass Somunclu nicht gegen Homosexuelle hetzen will und er das nur „demaskierend“ meint:

    Findet ihr die Sprüche von ihm witzig, lustig? Vor dem Hintergrund der real existierenden Homophobie? Und wenn ja: warum? Wo ist der Witz an der Forderung, „Lesben die Fotze zuzunähen“, weil sie nicht mit einem Mann schlafen wollen?

  177. Linus,

    über das Aussehen von Somunclu habe ich mich nicht geäußert. Ich wüsste auch nicht, warum ich das tun sollte. Ich halte ihn für talentlos, wenn er die Absicht hatte zu persiflieren. Hatte er diese Absicht nicht, ist er ein billiger Stammtischwitzereißer und somit per Definition talentlos, zumindest was das Witzereißen angeht.

  178. SOMUNCU heißt der Herr. Bitte!

    Frage zwischendurch: Finden Sie Hagen Rether lustig? Ich selten. Kabarett muss nicht lustig sein, oder was sagen Sie? Sehen Sie in Kabarett einen (nach Pispers meinetwegen auch mit Champagner) weichgespülten, lustigen Zeitvertreib?

  179. Max,
    hier geht es nicht um Hagen Rether, aber soll Ihre Frage implizieren, dass sie Herrn SOMUNCU angesichts der Ausschnitte, die hier diskutiert werden, für einen Kabarettisten halten? Dann halten Sie wahrscheinlich auch jeden Autofahrer, der Vollgas gibt, für Harald Schumacher.

  180. @Genova

    Es geht nicht darum, ob ich irgendetwas für witzig halte. Es geht darum, dass es genügend Leute gibt, die solche Witze witzig finden. Sie zu hören, sie zu erzählen. Oder warum laufen die Leute scharenweise zuj Mario Barth? Das ist das Gleiche in Grün, nur viel, viel verklemmter. Und das führt (meiner bescheidenen Meinung nach) Somuncu vor.

    Und nochmal: Wenn Somuncu einen Witzreißer persiflieren will und Witze reißt, dann finden Sie das talentlos? Wie soll das gehen? Wie genau sieht den eine Persiflage aus? So, dass Lieschen Müller erkennt, ach so, das is ’ne Parodie. Oder doch vielleicht anders?

  181. Einerseits wundere ich mich ein bisschen, dass Serdar Somuncu nicht mal selbst Stellung nimmt, aber andererseits isses natürlich verständlich, dass er sein Erfolgskonzept nicht entzaubern will.

    @Stefan
    Hast du nicht den Drang bei Somuncu mal direkt anzufragen, was dieser Blödsinn und dieses Durcheinander von Privatperson und Bühnenfigur soll, oder gehst du davon aus erst gar keine zufriedenstellende Antwort zu bekommen?

  182. @Stefan Niggemeier, ich bin sonst im PI-Forum. Ich komme hier nur her, um mich darüber zu beömmeln, wie sich Schwule über Schwulenwitze beschweren und meinen Führer Serdar Somuncu in den Dreck ziehen wollen! ;-)

  183. Wenn man sich auf eine Bühne stellt und 1:1 das wiederholt, was der fanatische Mullah in seiner Hasspredigt oder irgendein rechter Spacken in seiner Kameradschaft über Schwule und Lesben sagt, dann ist man ein „Künstler“? Also einfach irgendwas unreflektiert provokantes sagen, dann von genau den Leuten Beifall bekommen, die tatsächlich die unreflektiert provokante Meinung haben und schwupps… Westerwelle mit seinen Tiraden über spätrömisch dekadente HartzIVler, Holger Apfel, Ahmadinedschad, alles Künstler?

    Ne, lieber nicht. Somuncu ist doch eher talentlos.

  184. JO (#188) „Das Ziel von Herrn Somuncu ist es ja, dass Menschen in der Realität bei einer öffentlichen Diskriminierung aufstehen und eingreifen.“

    Wer sagt das? Somuncu? Sie? Muss Kunst einen politischen Zweck verfolgen? Ist große Kunst nicht immer Selbstzweck? Warum soll einen ein Somuncu weniger Rätsel aufgeben als ein Rembrandt, Picasso oder van Gogh?

  185. @Stefan Niggemeier #134

    „wie Somuncu, der über Lesben sagt: „Macht doch mal ein paar Kinder ohne uns [Männer]. Da müsst ihr euch die Wichse einspritzen lassen, im Sperma-institut”?“

    Womit er rein faktisch gesehen nicht ganz unrecht hat. ;)

    Recht unverständlich ist mir allerdings, wie man sich gleichzeitig über Somuncus Schwulenwitze und über seine Äußerungen über fundamentalistische Moslems aufregen kann.
    Wo doch fundamentalistische Moslems nicht unbedingt als besonders schwulenfreundlich gelten.

  186. @Max Niemann (216)

    „Da, wo das literarische Kabarett zelebriert wird. Wo man […] das im Halse steckengebliebene Lachen in der Pause mit Champagner runterspült.“

    Ist das das Zitat von Pispers, dass sie meinten?

  187. Stefan, man kann sicherlich darüber diskutieren, ob es so glücklich ist, wenn Somuncu seine Hasstiraden in einer normalen TV-Show rauslässt, ohne dass der Rahmen gegeben ist, der normalerweise bei seinen Bühnenshows existiert – denn dort erfolgt eine Einordnung. Und ja, eine solche ist tatsächlich möglich und Somuncus Programm ergibt dann auch tatsächlich einen Sinn.
    Diskussionswürdig ist aber auch die Art und Weise, wie Du hier mit Somuncu umgehst. Denn offenkundig beziehst Du Dein Wissen aus einer TV-Sendung, die Dir missfallen hat. Das könnte man zum Anlass nehmen, um über die TV-Show zu reden oder eben über die oben gestellte Frage. Du aber redest über Somuncu, schreibst „Serdar Somuncu hat ein Problem mit Homosexuellen.“

    Hat er das? Oder hast Du ein Problem mit Somuncu? Denn um eine solche Behauptung aufzustellen, sollte man sich auf mehr beziehen, als nur ein oder zwei TV-Ausschnitte. Für eine Buchbesprechung reicht es ja schließlich auch nicht, nur den Klappentext zu lesen.

    Richtig gruselig wird es aber, wie dann Kritiker diskreditiert werden. Da ist die Rede von Somuncus Fans, die die Wahrheit einfach nicht wahr haben wollen. Toller Kniff, die braucht man dann ja schon mal nicht ernst zu nehmen.

    Die sogenannten Fans haben aber einen klaren Vorteil: Sie wissen, worüber sie reden, ganz anders als manche Niggemeier-Fans, die in den Kommentaren offen zugeben, von Somuncu zwar nichts zu kennen, das alles aber ganz schrecklich zu finden. Vom Informationsstand scheinst Du diesen Deiner Fans nicht sonderlich weit fern zu stehen – und reitest damit einen Gaul, den Du normalerweise schlägst: Einen Artikel zu schreiben, ohne so recht eine Ahnung vom eigentlichen Thema zu haben. Denn das war hier der Künstler Somuncu und nicht nur sein Auftritt in den Sendungen.

    Du aber beschwerst Dich auch noch, dass Dein Publikum erwartet, dass Du das ganze Buch gelesen hast, bevor Du eine Besprechung schreibst – also auch sein Bühnenprogramm kennen sollst. Ohne das aber wirst Du Somuncu nicht gerecht. Denn wer seine Bühnenshow sieht und sich anschließend nicht ein paar Gedanken darüber macht, inwieweit er nicht selbst für manche Vorurteile anfällig ist, der hat ein ganz anderes Problem, als nur seine Vorurteile. Und lustigerweise entblößt Somuncu auch hier Vorurteile – nämlich die, die ein Medienjournalist gefasst hat, nachdem er Somuncu im Fernsehen gesehen hat.

    Und nein, ich bin kein Somuncu-Fan. Ebenso wie ich kein Niggemeier-Fan bin. Ich mag in weiten Teilen sein Bühnenprogramm, wie ich auch viele Deiner Artikel mag. Bloß dieser Artikel, der war nichts. Und Deine Reaktion auf die Kritik darauf war bislang genauso wenig.

  188. @alter Jakob

    Wenn sich irgendjemand einfach nur auf eine Bühne stellt und dumpfen Unsinn wiederholt, ist das erstmal keine Kunst, sondern dumpfer Unsinn. Tut das ein Künstler in seiner Funktion als Künstler, ist es selbstverständlich Kunst. Und die Qualität der Witze hat so gar nichts mit der Qualität der dargeboteten Kunst zu tun. Warum sollte jemand, der schlechte Witze als solche darstellen will, dazu gute Witze erzählen? Das macht keinen Sinn.

    Ist eine bloße Dissertation über Penisverletzungen bei Masturbationen mit Staubsaugern Kunst oder wenigstens Unterhaltung? Nein. Wenn Heinz Strunk und Charlotte Roach das gleiche halbwegs unkommentiert vorlesen, ist es Unterhaltung. Und sogar Kunst. Sehen Sie den Unterschied? Nochmal: Serdar Somuncu ist von Haus aus Theaterschauspieler und -Regisseur.

  189. Oder anders: Wenn Hitler „Mein Kampf“ vorliest, ist es keine Kunst. Tut Somuncu das, ist es Kunst. Macht er das jedoch am Stammtisch mit seinen Saufkumpanen, weil er das Buch knorke findet, ist es wieder keine Kunst. Das ist aber auch kompliziert.

  190. Sieht mir auch danach aus als hätte der Mann sich in seinem Rollenspiel verstrickt und dass er selbst nicht mehr so genau weiß was er ernst meint und was nicht.
    Dennoch finde ich den Artikel von Herrn Niggemeier ziemlich schwach und daneben. Bisher fand ich eigentlich jeden Niggemeier-Artikel gut bis extrem gut, aber irgendwann musste das ja mal passieren. Wäre ja auch fast schon gespenstisch, wenn ich IMMER genau der gleichen Meinung wie Herr Niggemeier wäre. :)

  191. @Linus:
    „Tut das ein Künstler in seiner Funktion als Künstler, ist es selbstverständlich Kunst.“
    Kunst entsteht bei der Rezeption. Solange es Betrachter gibt, die es für Kunst halten, ist es welche.

  192. Linus,
    ja, es gibt anscheinend viele Leute, die die erwähnten Somuncu-Auftritte toll finden. So wie viele Barth toll finden. Aber warum geht es darum? Soll ich Somuncu deswegen nicht talentlos finden dürfen?

    Und nochmal: Ich finde es talentlos, wenn ich persiflieren will, das aber nicht hinkriege.

    Wie eine gelungen Persiflage aussieht: Darüber kann man lange diskutieren. Gucken wir mal kurz bei Wikipedia: Eine Persiflage

    „ist eine geistreiche, nachahmende und oft auch kritische Verspottung eines Genres, eines künstlerischen Werks oder einer bestimmten Geisteshaltung allgemein“

    Geistreich, kritisch… Ich denke, wir sind uns einig: Das, was Somuncu da oben macht, ist keine Persiflage. Die Frage, um die es hier einzig noch gehen kann ist die, ob er persiflieren WOLLTE. Wenn er es nicht wollte, ist er eh eine homophobe und sexistische Dumpfbacke.

    Der alte Jakob (222) bringt das ganz gut auf den Punkt. Eins zu eins ist keine Persiflage.

    Mir ist nicht ganz klar, wieso ausgerechnet in diesem Blog so viele komische Leute auftauchen. Hat Homophobie tatsächlich wieder Hochkonjunktur? Hat was von Sarrazin: Der eine betreibt angeblich Gesellschaftskritik, der andere persifliert doch nur. Und wehe, man zweifelt daran.

    Stefan (223): Die Antwort auf die Nachfrage wäre dennoch interessant, denke ich.

  193. @Tommot:
    Ein oder zwei Fernsehauftritte sind kein „Klappentext“, sondern sind alles, was 99,9% (eher mehr) seiner Zuschauer zu sehen bekommen. Und das weiß er auch.

  194. Der Unterschied besteht also darin, dass der eine „ein Künstler“ sein soll. Wenn also Westerwelle jetzt sagt, er sei ein Künstler… ne, tut mir leid, dem kann ich nicht zustimmen. Ich habe bspw. keine Folge der „HateNight“ gefunden, für die ich die Interpretation „Künslter“ gelten lassen würde. Im Gegenteil, in der „HateNight“ ist Somuncu mMn tatsächlich bl0ß jemand, der sich auf eine Bühne stellt und (mal mehr und mal weniger dumpfen) Unsinn wiederholt. That’s it.

    Wenn das auf einer Bühne anders und besser funktioniert, dann sollte der Mann da bleiben. Oder eben sein Programm irgendwie auf das andere Format anpassen. Das kann er aber offensichtlich nicht. Für mich kein Hinweis auf großes Talent.

    Und ja, ich sehe einen großen Unterschied zwischen Heinz Strunk (Roche kann ich nicht beurteilen) und Somuncu, einen himmelweiten Unterschied.

  195. 220 Kommentare später, und immer noch nur schwarz und weiß…im Grunde ist dieser Kommentar hier überhaupt nicht mehr nötig, Kommentar #153 hat eine sehr passende Analyse eigentlich schon abgeliefert. Trotzdem nochmal der Versuch: Bei derart flächendeckenden Beleidigungen, wie Somuncu sie in seinen Programmen abliefert (und ich kann jedem nur empfehlen, sich so ein Programm mal komplett anzuschauen) ist es im Grunde wirklich komplett unmöglich, einen Teil davon ernst zu nehmen. Alles und jeden zu hassen ist komplett unmöglich, das sollte jedem unmittelbar klar sein. Das, was er auf der Bühne macht, ist eben kein schwarz und weiß…er sagt selbst oft genug, dass er nicht verraten wird, wann er Sachen ernst meint und wann nicht, und genau das ist der springende Punkt des Programms.

    Man kann das alles wiederlich, abstoßend etc. finden, aber dann soll man bitte nicht so tun als würde er aktiv einer bestimmten Gruppe zuspielen, mit der er garantiert nichts am Hut hat. Jeder mag es eben anders…wenn ich drüber lache, hervorragend, kann gefährlich sein, aber darüber muss ich eben nachdenken. Wenn ein NPD-Mitglied drüber lacht…auch okay, sowas muss man dann eben akzeptieren. Wenn die Hoffnung besteht, dass die Person sich nach dem Programm fragt, warum sie über welche Stellen gelacht hat, dann ist das schonmal ein Fortschritt, und genau das habe ich bei mir auch häufig genug entdeckt.
    Wiegesagt, in einer Zeit, in der Ironie ein nie endendes Stilmittel ist (häufig genug ja auch in diesem Blog) unterscheiden zu wollen, wann jemand etwas ironisch meint und wann nicht, ist ein völlig hilfloses Unterfangen, denn Ironie liegt eben nicht immer bei uns, sondern meistens bei denen, die unsere Aussagen erreichen.

    Soweit meine 2 Cents…nicht dass das jetzt irgendwas bringen würde, aber dieser Text war dann doch einfach enttäuschend, den hätte ich eher in der Welt oder den Stuttgarter Nachrichten erwartet. Kritik sollte immer sein, und es gibt genug Sachen an seinem Programm, die kritisch sind…aber das hier ist eben genau das Missverständnis, was sich nie wird auflösen lassen, und was man dementsprechend auch kaum diskutieren kann.

  196. @H.M. Voynich

    Kunst entsteht bei der Rezeption. Solange es Betrachter gibt, die es für Kunst halten, ist es welche.

    Nö. Sehe ich komplett anders. Weißer Adler auf weißem Grund ist erstmal keine Kunst, nur es jemand vielleicht dafür hält. Wenn es ein Künstler als Kunstwerk zu diesem Zwecke anfertigt, ist es Kunst. Das muss mir dann nicht automatisch gefallen, und seine Art, Kunst zu machen, auch nicht zusagen, am Kunstbegriff (meinem) ändert das nichts.

    Wenn Picasso n Haufen setzt, weil er halt k**cken muss, ist das allerdings keine Kunst. Auch wenn das Betrachter anders sehen mögen.

  197. @ H.M. Voynich # 234
    Jup, mag sein. Bloß erwarte ich von einem Medienjournalisten, dass er mehr kennt, bevor er einen Artikel schreibt.

  198. @alter Jakob

    Wenn also Westerwelle jetzt sagt, er sei ein Künstler…

    Dumm nur, dass er keiner ist. Er labert seinen spätrömischen Dekadenzmist nicht in einer Performance. Und Sarrazin ist auch keiner. Kunst kommt von einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk. Eine einfache politische Meinungsäußerung ist keine Kunst.

    Was Somuncu so schwer fassbar macht, dass er die Konventionen der gemeinsamen Verabredungen bricht. Gehe ich ins Theater, weiß ich qua Verabredung, dass das jetzt Theater ist, dass die Leiche sich nachher abschminken wird, dass der Sex oder die Gewalt nicht echt waren. Somuncu unterläuft das. Hebt die (künstliche) Distanz zwischen Bühne und Alltag auf. Oder doch nicht?. Ich kann nicht mehr unterscheiden. Hab ich jetzt dafür bezahlt, dass mich da einer anpöbelt? Hallo? Oder ist da mehr? Das alleine ist Kunst. Und wie gesagt, mir muss das nicht gefallen. So zu tun, als wäre da keine zweite Ebene, ist etwas ignorant.

    Und ich sprach auch nicht über die Person Heinz Strunk, sondern über diesen konkreten Abend. Ist das Kunst? Wenn Professor Doktor seine Dissertation vorliest, ist es keine. Tut Strunk genau das gleiche (er wird besser vorlesen können), ist es Kunst.

    Und wieso kann „eins zu eins“ nicht die viel perfektere Persiflage sein? Warum muss ich überhöhen, damit Hein Blöd das auch brav rafft, dass da gerade persifliert wird?

  199. @VonFernseher

    Wenn Sie mir dann noch erklären, wie Sie gerade auf diesen Zirkelschluss kommen, muss ich nicht dumm sterben.

  200. @Tommot:
    Muß man Franz Josef Wagners Lebenswerk kennen, um über seine „Briefe“ urteilen zu dürfen?
    Diese Fernsehauftritte sind das, was die allermeisten seiner Zuschauer zu sehen bekommen und das, was er sie zu sehen bekommen lassen WILL. Die sind ja nicht gegen seinen Willen zusammengeschnitten.

    @Linus:
    Es ist nicht nötig, einen Konsens zu finden. Jeder mag für sich ein eigenes Urteil finden, was er als Kunst empfindet und was nicht.
    Die Diskussion über sowohl die Intention als auch über die tatsächliche Wirkung kann unabhängig davon stattfinden.

  201. @H.M. Voynich

    Najanu, es macht aber schon einen Unterschied, ob man sagt, der Typ isn Arsch oder ob man mit seiner Kunst aus verschiedensten Gründen nichts anfangen kann, oder?

  202. @fernetpunker
    O.k., kurzer Exkurs:
    Der Beuyssche Satz , jeder Mensch sei ein Künstler, bedeutet nicht, dass jeder Mensch ein Maler, Bildhauer, Musiker, Schriftsteller sei. Unter einem Künstler versteht man einen Menschen, die die Aussagenansprüche die sie vertreten ausschließlich selbst vertreten. Auf der Arbeit, in der Politik, in der Gesellschaft, überall benötigt man eine Legitimität um diese Position einzunehmen. Die einzigen, die sich selber legitimieren sind Künstler. Und zwar bewusst. Es ist somit immer eine individuelle Aussage, eine Beispielhaftigkeit, die von keinem Kollektiv getragen wird und interessant ist. Das ist die Bedeutung im Beuysschen Sinn.

    Auf der anderen Seite steht ein Künstler immer im direkten Bezug zu seiner Zeit, zum Zeitgeist. Als Spiegel der Gesellschaft. Die von Ihnen genannten Künstler werden daher auch als besonders erachtet, da man durch die Beschäftigung mit ihren Bildern eine Aussage über die Zeit erhält. Wichtiger als das ist jedoch, das Künstler eine Vision und Wertung von der Zeit und vor allem der Zukunft hatten. Sie sind nun Ausdruck des Zeitgeists.

    Nimmt man diese Definition nun, stelle ich erst einmal fest, dass Sumoncus Aussagen nicht seine sind. Sie sind lediglich kollektive Stammtischparolen. Nichts eigenes also. Dem zu folge wäre Herr Sumoncu erst einmal gar kein Künstler. Er wird es jedoch dadurch, dass er durch seinen Auftritt, durch sein Programm das Publikum nervt. Auf dem Theater ist das ok, im Bereich Fernsehen, Internet jedoch nicht. Dort findet diese Interaktion nicht statt, er vertritt keine eigene Meinung, keine individuelle Aussage und ist somit kein Künstler.

    Betrachtet man nun die Zeitgeistebene, fragt man sich, nach Somuncus Vision, gelangt man zu seinem Wunsch: Jeder Mensch hat ein Recht auf Diskreminierung. Ist dies nun ein Wunsch, eine Ausdruck für unsere Gesellschaft? Nein, natürlich nicht. Dies ist eine individuelle Aussage die aber rein gar nichts mit dem modernen Zeitgeist und unserer Gesellschaft hat.

    Daher ist er auch ein sehr schlechter Schauspieler, da er sich von der Gesellschaft abgewandt hat, von ihren Wünschen und Bedürfnissen. Übrig bleibt nur noch ein egozentrisches Lebens, in dem er sich selbst verloren hat. Als Mensch, als Künstler. Und vor allem:

    Er ist nicht lustig!

  203. „Ist es eigentlich schlimmer, dass ich die Witze mache, oder dass Sie darüber lachen?“;-) – Sedar Somuncu

    Sie haben recht Herr Niggemeyer, Somuncu ist böse, so absolut böse!!!!;-) Er versucht das noch nicht einmal zu verbergen.
    Und jeder „Gutmensch“, der das bestreitet, ist ein verdammter Gutmenschheuchler. Denn sie ignorieren ganz einfach, was Somuncu ganz offen für böse, menschenverachtende Sachen sagt.
    Und wer oder was entlarvt diesen Heuchler-in-einem-Selbst (nicht mit dem Finger auf andere zeigen)? – Somuncu’s absolut geniale beispielose Kunst!

  204. @Linus:
    Bei der Burka-Aussage z.bsp. waren sich beide Seiten doch ziemlich einig, daß sie ernst gemeint war, oder?
    Es besteht aber noch keinerlei Einigung, in welchem Maße Mißinterpretationen seiner Kunst von ihm billigend in Kauf genommen werden oder gar gewollt, gar Geschäftsmodell sind.

  205. @H.M.Voynich

    Zur Burka: Ja, aber das würde ich gerne inhaltlich, strukturell und sprachlich auf einer anderen Ebene diskutieren wollen, als die Schwulen-, Lesben-, Ossi- oder Kanackenwitze, um die es sonst zu gehen scheint. Hier setzen wir uns (womöglich) mit seiner Meinung auseinander.

    Zur Rezeption: Keine Ahnung. Ich kann lediglich aus dem, was er anscheinend sonst so Vernünftiges von sich gibt, schließen, dass ihm die Problematik bewußt sein dürfte. Vielleicht hält er aber naiverweise auch sein Publikum für zu intelligent. Dafür wiederum halte ich ihn zu intelligent.

  206. Lieber Stefan, ich bin der Meinung, dass du in der Regel hervorragende journalistische Arbeit leistest. Doch bei diesem Thema bist du augenscheinlich nicht imstande sachlich und objektiv zu sein. Ein, zwei Fernsehausschnitte sind keine ausreichende Grundlage um sich ein fundiertes Urteil bilden zu können, das erlaubt einen seriösen Artikel zu verfassen. Ganz unabhängig von deiner Meinung zu Serdar Somuncu. „Gute Satire erregt Anstoß. Aber nicht alles, was Anstoß erregt, ist gute Satire.“ Du musst seine Arbeit nicht gutheißen. Ein Bewunderer seines Programms bin ich ebenfalls nicht, obwohl ich über einiges davon lachen kann. Aber auch zu einer kritischen Auseinandersetzung gehört mehr, als stur die eigene (vorschnell gebildete) Meinung zu wiederholen. Dass du schwule Jugendliche anführst, die sich das Leben nehmen, zeigt, dass hier die Emotionen hochkochen. Dieser Artikel war leider nichts. Das ist okay. Es geht nicht darum fehlerlos zu sein, sondern darum, wie man mit eigenen Fehlern umgeht und ob man sie überhaupt einsieht. Hier wurden einige bemerkenswerte und ausführliche Kommentare geschrieben, deren Argumente von dir leider nicht aufgegriffen wurden. Wenn du an deine Arbeit denselben Maßstab anlegst, wie an die Berichterstattung anderer, solltest du mit berechtigter Kritik anders umgehen. Zunächst einmal in Ruhe wirken lassen, gerne auch eine Nacht darüber schlafen, dann nachdenken. Nicht sofort zurückschießen. Normalerweise lese ich mir nur deine Artikel durch und belasse es dabei. Diesmal habe ich auch die meisten der Kommentare gelesen. Meinen Eindruck von der Situation hier, will ich mal etwas überspitzt formulieren: In diesem Fall bist du Alice Schwarzer, die von Gerichtsverhandlungen berichtet bei denen sie nicht anwesend war und die Funktion des Stefan Niggemeier teilen sich die Kommentatoren Ulf Pohlmeier, Tommot, bettkantenschläfer, Schnub und Max Niemann. Nichts für ungut und beste Grüße

  207. @H.M. Voynich

    Ich bin auch der Überzeugung, dass die Leute, die in der Lage sind über meine Aussagen nachzudenken, in der Mehrheit sind […] Ich versuche meine Arbeit nicht abhängig zu machen von dem Empfinden der Zuschauer. Es gibt immer jemanden, der es besser weiß oder der Anstoß an einer Aussage findet. Doch man würde wahnsinnig werden, wenn man allen Armleuchtern dieser Welt gefallen wollte. Da muss man eben selbst manchmal ein ignoranter Armleuchter sein.

    NRZ, 12.03.2011 (gefunden unter „Presse“ auf seiner Website)

  208. @Linus
    Zirkelschluss: Wenn Sie kurzerhand jede fragwürdige Aktion Somuncus zur Kunst erklären, um dann mit der künstlerischen Freiheit zu argumentieren, mache ich es halt gerade andersherum.

    An dieser Stelle aber jetzt: Gute Nacht!

  209. @Stefan Niggemeier: Danke. Ich war irrtümlich der Ansicht, dass die Westerwelle-Nummer auch in dem Video sein müsse, wo es u.a. um’s Burka-Verbot geht.

    Ich kenne den Spruch 1:1 aus seinem Programm. Es ist ein Satz seiner Rolle.

    Gehört er bei dieser Sendung eigentlich zur Stammbesetzung? Wird er vielleicht dafür bezahlt, den Hassias ab und an mal rauszulassen?

    Er hält sich offensichtlich nicht daran, Bühnenfigur und Privatmensch sauber zu trennen. Das macht seine ureigenen Ansichten natürlich schwer greifbar ( beim Burka-Verbot war er ja andererseits sehr deutlich ).

    Er hat hier die Karte der maximalen Provokation gespielt, vielleicht gewollt, vielleicht auch gesollt, oder sogar beides.

    Wieso bleibt eigentlich bei den anderen der ( eigentlich doch mal wirklich angebrachte, oder? ) Empörungstsunami aus?

  210. Wie bei vielen anderen Einträgen auch, beschleicht mich bei diesem Beitrag wieder einmal der Verdacht, dass es für Herrn Niggemeier einfacher ist moralische Standards aufzustellen, als sich an sie zu halten.

    Wieso bezieht Somuncu Prügel dafür, dass er Leute, deren Einstellung eh so überhaupt nicht teilt als „minderbemittelt“ zu titulieren, während das beim Hausherrn durchaus gang und gäbe ist. Z.B hier
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/riekelhaft/
    „An Beklopptheit, weiß Patricia Riekel sicher, kann sie ihre Konkurrentin bei der Jagd auf Jörg Kachelmann nicht schlagen.“

    Auch wird Somuncu in einem anderen Beitrag abgewatscht dafür, dass er schwulen Sex als etwas bezeichnet, das er nicht sehen will.
    Gleichzeitig hat der Hausherr keinerlei Probleme damit, gleiches über die Sexualität älterer Frauen zu sagen: „Weil er Dinge im Bett macht, die ich mir bei Frau Riekel nicht vorstellen möchte?“
    Könnte man hier nicht auch sagen: Niggemeier diskriminiert ältere Frauen?
    Lächerlich würden viele von ihnen sagen.
    Ich würd sagen, es ist immer leichter Ironie zu erkennen, wenn man nicht Gegenstand des betreffenden Witzes ist.

  211. @134/Stefan Niggemeier
    Ja, das meine ich. Wenn Sie in Kommentar #209 zynisch fragen ob, „schwule Jugendliche, die sich das Leben nehmen, […] nur ein Kollateralschaden der Meinungsfreiheit“ seien, dann simplifizieren Sie nicht nur, sondern unterstellen, dass dieser Somuncu indirekt etwas mit diesen Selbsttötungen zu tun hat. Wenn man auf dieses Niveau begibt, muss man jegliche Meinungs- und Presseäußerung untersagen, da irgendwo irgendjemand zu irgendetws inspieren könnte, was dann ihn selber oder andere zu Schaden bringt.

    Das von ihnen in #134 gebrachte Beispiel von Somuncu ist Gossensprache, die man überall hören kann, wenn man es denn möchte (ich möchte es nicht). Man kann und darf darüber streiten, worin der ästhetische Mehrwert liegt, einen solchen Drecksjargon zu veröffentlichen (ich halte dieses Mehrwert für nahe Null). Das wäre eine ästhetische Diskussion. Die zu führen sind Sie aber gar nicht bereit. Sie schwenken sofort in die moralische Kategorie, was sich auch daran zeigt, dass Sie sich in die Diskussion um das „Künstlerische“ nicht beteiligen. Das brauchen Sie dann auch nicht mehr, weil die moralische Komponente dominant wird und alles andere überlagert. Dies ist eine Immunisierungstechnik, die nicht ungefährlich ist, weil sie zu gesinnungsästhetischen Urteilen von Kunst aber auch von Journalistik generell führt. Daher führte ich diese „Mediencharta“ an, die m. E. zu grossen Teilen heute schon Usus ist (außer eben im sogenanten Boulevard). Man kann von der sprichwörtlichen „Schere im Kopf“ sprechen, zu denen solche moralpolizistischen Aktivitäten führen wird.

  212. @253/Karl
    Sehr guter Einwand. Ich hatte mich auch über diesen teilweise denunziatorischen Text über Frau Riekel geärgert. Niggemeier wird vermutlich auf die Prominenz der Protagonistin rekurrieren. Das ist ja auch das einzige Argument, weswegen das „Dschungelcamp“ goutiert wird und „DSDS“ verteufelt. Also letztlich auch wieder eine moralische Kategorie. Die armen Castingkandidaten müssen von der rauen Wirklichkeit geschützt werden. Die dummen C-Promis dagegen verdienen diesen Welpenschutz nicht.

  213. Es geht vielleicht eher darum, dass Sexualität das individuellste und verletzbarste ist, das ein Mensch besitzt. Wenn jemand diesen Bereich in einer extremen Weise entwertet und eine Minderheit entwürdigt, ist das grundsätzlich problematisch. Hier in der Diskussion begegnen diesem Problem die meisten mit dem Hinweis darauf, dass Kunst alles dürfe. Eine weites Feld, der Kunstbegriff, aber zumindest sollte man den Anspruch an Kunst nicht so weit herunterschrauben, dass alles Kunst ist, was vermeintliche Grenzen überschreitet.

    Ich bin weder schwul noch lesbisch, finde aber die Sprüche von Somuncu zu dem Thema verletzend und grenzüberschreitend. Wenn das die Betroffenen ähnlich empfinden, kann man das vielleicht einfach mal respektieren. Es ist ein weiteres Kapitel dieses in Mode gekommenen pubertären und vermeintlich mutigen Tabuverletzenwollens, wo es doch praktisch keine Tabus mehr gibt und das Ergebnis solchen Handelns meist nur Diskriminierung ist.

    Westerwelle im Jahr 2011 aufgrund seiner Sexualität anzugreifen, ist halt billig, egal ob ironisch oder stammtischmäßig. Wer meint, das Thema auf einer Bühne überhaupt noch bringen zu müssen, ist schätzungsweise homophob.

    Interessant ist vielleicht noch die Frage, ob er nicht sauber trennt zwischen Rolle und Privatperson. Da spielt dann mit rein, dass man „künstlerisch“ extrem gut sein müsste, um einen Spruch wie den mit der zugenähten Fotze „künstlerisch wertvoll“ zu handeln.

    Somuncus Aussage in Posting 250 überzeugt auch nicht. Wer sich gegen seine extreme Diskriminierung wehrt, ist also ein Armleuchter.

    Verwunderlich, wie schon gesagt, dass dieser Hampelmann hier so vehement verteidigt wird. Was da wohl dahinter steckt?

  214. „In diesem Fall bist du Alice Schwarzer, die von Gerichtsverhandlungen berichtet bei denen sie nicht anwesend war und die Funktion des Stefan Niggemeier teilen sich die Kommentatoren Ulf Pohlmeier, Tommot, bettkantenschläfer, Schnub und Max Niemann.“
    — Ruediger Musenhain — 21. April 2011, 1:53

    Ich glaub, mein Schwein pfeift.

  215. @ H.M. Voynich #243
    Nein, Wagners Lebenswerk muss man sicher nicht kennen. Es würde mir aber nicht reichen, wenn jemand, der einen Artikel über Wagner schreibt, nur einen seiner Briefe gelesen hat und ansonsten nichts über Wagner weiß.

    Über Somucus TV-Auftritte an sich kann man ja – wie ich bereits geschrieben habe – durchaus diskutieren. In dem Artikel wurde aber ein Urteil über Somuncu gefällt und nicht nur über die Auftritte. Dafür sollte man dann aber auch mehr kennen, als nur die TV-Sendung.

  216. @Gregor Keuschnig (#255): Nein, das ist kein gutes Argument. Die „Beklopptheit“ bezieht sich eindeutig auf die „Jagd nach Kachelmann“, somit auf das Tun von Schwarzer, während „minderbemittelt“ eine Aussage über das Sein der entsprechenden Person ist. Das ist schon ein erheblicher Unterschied.

  217. @241 Linus:

    Wenn Strunk die Diss von einem Prof genau so vorlesen würde, wie der Prof, dann hätte das auch keinen Mehrwert für mich und ich fände es schlecht. Wenn Strunk aber die Diss vorliest, dann wird er das nicht so tun wie der Prof. Da bringt er sich selbst ein (was man allerdings mögen muss) und entwickelt die Vorlesung. Wenn Somuncu sich dagegen in seinem Auto spuckend über Minderheiten und andere Geschehnisse auf der Welt ereifert, dann seh ich nur einen erbärmlichen Minderwertigkeitskomplex, der schimpft wie Otto Normalverbraucher. Eine peinliche 1:1 Kopie von manchmal größerem und manchmal weniger großem Dumpfsinn, der leider in der Welt so vorkommen kann. Und das ist keine Persiflage.

    http://www.duden.de/definition/persiflage
    http://de.wikipedia.org/wiki/Persiflage

    Somuncu gelingt es eben nicht, das Stilmittel der Übertreibung einzusetzen. Und damit scheitert er auch an der Ironie und an seiner „Rolle“ (wenn es denn eine ist). Denn eine 1:1 Kopie ist eben keine Übertreibung, ist nicht geistreich und auch nicht kritisch, sondern schlicht und einfach nur platt. Der Zuschauer bekommt dadurch keine Möglichkeit zu erkennen, dass das Satire sein soll (es sei denn man kennt Somuncu schon und glaubt ganz fest daran, dass er das nicht ernst meint). Ein Beispiel für eine gute Satire, die die Leute demaskiert gefällig? Sacha Baron Cohen alias Borat. Das funktioniert natürlich nicht allein ineinem Taxi, aber deshalb hat Cohen das ja auch nicht allein in einem Taxi gemacht.

    Und wer definiert denn, wer ein Künstler ist und wer nicht? Sobald Westerwelle das von sich behauptet, ist er ja nach Ihrer Definition einer. Oder ist nur jeder von dem Sie behaupten er wäre Künstler einer, alle anderen nicht. Ne ne, das ist mir zu beliebig. Meine persönliche Definition: Kunst ist etwas zu (er)schaffen, das nicht jeder zu tun in der Lage ist. Und da kackt Somuncu halt ab. Das, was er bei der „HateNight“ macht, kann nicht nur jeder, es machen auch noch viele. Nur werden die dabei nicht gefilmt. Wie gesagt, wenn seine „Kunst“ auf einer Theaterbühne funktioniert, dann wäre er besser da geblieben. Die „HateNight“ und seine Fernsehauftritte finde ich einfach nur schlecht (besonders handwerklich).

  218. Religion und Sexualität sind zwei völlig unterschiedliche Angelegenheiten, die auch durch „Ersetzen“ der Begriffe nicht zueinander kommen. Das eine ist von außen ans Individuum herangetragen, das andere ist innen und hat ein notwendiges Recht, sich nach außen diskriminierungsfrei zu artikulieren.

  219. kleiner tip für all die menschen hier in diesem blog, die eine bühnenshow von serdar nicht gesehen haben und lediglich ihre meinung aufgrund von youtube und hatenightclips bilden. vielleicht kann das schauen dieses 44 minütigen ausschnitts seiner aktuellen bühnenschow einige unklarheiten hier beseitigen und zu einem bessern verständnis führen:
    http://www.myspass.de/myspass/shows/tvshows/serdar-somuncu/Der-Hassprediger-Hardcore-live!–/3732/
    ps: leider ist es lediglich zwischen 22 uhr und 6.00 uhr zu schauen.

  220. @ 262: Da steckt ein Apfel in Ihrer Argumentation. Die youtube- und hatenightclips sind allein schon zahlenmäßig für eine begründete Aussage ausreichend.

  221. ich muss meinen eintrag von vorhin dahingehend korrigieren daß das video mit der bestätigung der alterseingabe (über 16) jederzeit zu schauen ist.

  222. Komisch, eine simple Abfrage mit „Ja“ zu beantworten sollte doch für den Großteil hier kein Problem sein. Aber ja, der erste Teil falsifiziert viele der genannten Argumente und zeigt seine Intention bei seinem Programm. Man muss ihn ja nicht mögen, man muss es nicht witzig finden oder sich gut unterhalten fühlen, aber deswegen sollte man ihn noch lange nicht als schwulenfeindlich oder sonst was bezeichnen.

  223. Jetzt wird hier langsam aber doch richtig albern oder? Ich sehe Leute, die versuchen zu diskutieren, wo man objektiv die Grenzen dessen ziehen darf, was lustig zu finden ist und wo der Spass aufhört.

    Liebe Internetgemeinde: Wie soll denn das gehen? Bei Religion ja, bei Sexualität nein, da hört der Spass auf, bei Hautfarbe nein, bei Haarfarbe aber ja? Bei dicker Nase nein, bei dickem Po schon?

    Folgender Denkanstoß: Jeder darf selbst entscheiden was er lustig findet. Und jetzt kommts: Er muss das noch nicht einmal begründen können. Was sagt Ihr dazu?

    Im Übrigen hat das alles nicht mehr mit Niggemeiers Artikel zu tun. Der hat die Frage aufgeworfen, ob der Spaß heir überhaupt immer tatsächlich Ironie ist, oder ob der „Künstler“ das vielleicht selber gar nicht mehr so ganz genau im Griff hat.

    Übrigens noch ein Denkanstoß: Wenn S die Sprüche raushaut, weil er auch mit seiner eigenen dunklen Seite humorvoll umgeht, dann wäre das ja ein Anflug von Selbsterkenntnis, aber dann darf doch die Frage gestattet sein, ob eine solche Form der Selbstbewältigung auf der Bühne oder im TV unbedingt als applauswürdige Kunst anzusehen ist.

    DAS aber wiederrum, darf doch jeder selbst entscheiden, oder?

  224. @253 Naja, die Riekel hat mit den Bettgeschichten ja angefangen.

    Trotzdem bin ich genauso wie Herr Kreuschnig (#254), gelinde gesagt, überrascht, dass sich SN so wenig mit der Motivation und Wirkung Somuncus auseinandersetzt. Man hat fast den Eindruck, er sei der Meinung, irgendwelche depperten Neonazis kämen ohne die Schützenhilfe von Somuncu gar nicht aus. Die biegen sich aber ihr Weltbild auch ohne ihn zurecht. (Ob es aber völlig unproblematisch ist, wenn die PI-Meute versucht, Somuncu vor ihren Karren zu spannen, steht auf einem anderen Blatt.)

  225. Wer über „Schwesterwelle“ lachen kann, müsste auch „Niggaymeier“ gut finden. Ich kann über beides nicht lachen.
    Ich meine, Herr Niggemeier hat sich in diesem Artikel verrannt. Über wirkliche oder gespielte Schwulenfeindlichkeit könnte man doch als etablierter Medienjournalist erhaben sein.

  226. Man soll über Schwulenfeindlichkeit erhaben sein?
    Merkwürdige Idee. Über welchen anderen Übeln der Welt soll man noch stehen? Eine Liste wäre schön.

  227. »hier geht es nicht um Hagen Rether, aber soll Ihre Frage implizieren, dass sie Herrn SOMUNCU angesichts der Ausschnitte, die hier diskutiert werden, für einen Kabarettisten halten? Dann halten Sie wahrscheinlich auch jeden Autofahrer, der Vollgas gibt, für Harald Schumacher.« – genova // 217

    Lieber genova,

    Was bezwecken Sie mit dieser in meinen Augen höchst unpassenden Analogisierung? Anhand der hier diskutierten Ausschnitte halte ich Somuncu nicht für einen Kabarettisten, ich beurteile dies mithilfe der – in meinem Text auch erwähnten – Programme, die ich von ihm gesehen und gehört habe. In Kommentar 197 schreiben Sie selbst, dass Ihnen Somuncu vor diesem Artikel quasi unbekannt war. Sie haben eine aus dem Text Niggemeiers resultierende und damit stark negativ konnotierte Vorinformation, als Sie sich mit seinen Auftritten beschäftigen.

    Ich fürs Meine bin durch Zufall und danach persönliches Interesse auf Somuncu gestoßen. Betrachte ich meine ersten Reaktionen auf die YouTube-Ausschnitte, so lauteten diese ähnlich wie die Ihrigen: Ein sexistischer, asozialer und nutzloser Schreihals (»Mein Hass ist zügellos und ziellos.«), der mit nichts und niemandem zufrieden ist und keinen erkennbaren Zweck verfolgt. »… hat keine Bedeutung, nicht, dass Sie anfangen, nachzudenken.« – So formuliert er es am Ende seines »demagogischen Blindtests«. (Es geht um einen Abschluss-Song, aber es ist durchaus auch allgemein treffend.) »Warum macht er’s denn dann?« – Gute Frage. Was tun wir denn, wenn jemand uns extra noch darauf hinweist, dass man nicht nachdenken brauche und etwas keinerlei Bedeutung habe? Wir denken darüber nach und bemessen dieser Sache durchaus eine Bedeutung zu.

    Dummerweise ergab das Lied trotzdem keinen Sinn. Und gerade durch diese Willkür sehe ich in Somuncu einen frischen Wind im Kabarett. Hagen Rether (mit dem Somuncu übrigens 2004 den Prix Pantheon gewonnen hat) möchte ich mit ihm nicht vergleichen, da ging es mir nur um die Intention von Kabarett: zu reflektieren, nachzusinnen, zu hinterfragen und einen kritischen Blick zu bewahren. Auf alles; auch auf den Kabarettisten selbst.

    »Ist das das Zitat von Pispers, dass sie meinten?« – ach // 226

    Ja, darauf sollte das anspielen. Auch ihm geht es dort ja darum, dass die Beschäftigung nicht nach den dreieinhalb Stunden aufhört (die bei Pispers auch ziemlich überdimensioniert waren, wie mir vor einem Monat in Hannover auffiel) oder zumindest aufhören sollte.

    Beste Grüße,
    Max Niemann

  228. @alter Jakob

    Kunst ist etwas zu (er)schaffen, das nicht jeder zu tun in der Lage ist. Und da kackt Somuncu halt ab. Das, was er bei der „HateNight” macht, kann nicht nur jeder, es machen auch noch viele.

    a) Das ist ein ziemlich elitärer und meiner Ansicht nach antiquierter Kunstbegriff. b) HateNight machen viele? Aber ohne Kamera? Häh? Also machen Sie kein HateNight. Ganz einfach. Wenn er dumme Sprüche mit einem Heidenspaß vor der Kamera raushaut ist das etwas anderes, als wenn jemand die gleichen dummen Sprüche am Stammtisch seinen Kumpels zum besten gibt. Da steckt eine andere Intention, ein anderes Bewußtsein hinter. Den Unterschied muss man doch verstehen und sehen können? Im Auto sitzt kein Privatmensch, der seinen Hass in die Welt posaunt. So doof kann man doch gar nicht sein, das nicht merken zu wollen.

    Und nein, auch wenn Strunk das genau so vorliest wie der Prof, ist es Kunst. Kunst muss Ihnen keinen Mehrwert bieten. Parodie oder Persiflage muss auch nicht übertreiben. Wenn Westerwelle im Kabarett auftritt, oder ne Fernsehshow betreibt oder ähnliches, dann ist er Künstler. Ob er ein guter ist, weiß ich nicht. Nur weil er einfach hetzt, ist er kein Künstler. Wenn er dies auf einer Bühne zu einem anderen Zwecke als zur politischen Meinungsäußerung tut, ist er einer.

    Man sollte vielleicht einfach mal davon runterkommen, zu definieren, das Kunst etwas vermeintlich hochwertiges, geschmackssicheres und moralisch auf der richtigen Seite stehendes sein MUSS. Das ist Quatsch. Viele der Somuncu-Kritiker hier in den Kommentaren sehen einfach nur den Typen im TV und schließen auf den Charakter des Künstlers dahinter (oder darunter oder daneben). Weil sie seine Kunst nicht mögen. Letzteres ist völlig ok, ersteres ist schlicht infam.

  229. Witzig finde ich ja den Vorwurf, dass Somuncu deshalb nicht gut sei, weil er das Stilmittel der Übertreibung nicht einsetze ( #260 ).

    Er ist gegen alles und jeden, findet alles scheiße und benutzt die deftigst möglichen Ausdrücke. Kann man noch mehr übertreiben? Wenn das nur 1:1 ist, wie sieht dann unsere Realität aus?

    Und nochmal zum Topic: Bei der Burka-Sache ist er zwar in Rage, vertritt aber ganz offensichtlich seine persönliche, echte Meinung.

    Beim Westerwelle-Bash spult er 1:1 einen Ausschnitt aus seinem Programm ab. Ob man in solcher Weise eine Kunstfigur mit der Privatperson vermischen sollte, ist eine andere Frage.

    Ich wage übrigens die These, dass n-tv garantiert nicht den Privatmann Somuncu, sagen wir mal, „pur“ in dieser Sendung haben möchte.

    Somuncu versucht so aufzutreten, dass man nicht mehr wissen soll, was er ernst meint und was nicht. Das regt die Leute bestenfalls dazu an, ihr eigenes Gehirn einzuschalten – was genau eine der Intentionen von Somuncu ist. Und das – muss man ihm ja wohl lassen – funktioniert ganz ordentlich, sei man jetzt dafür, dagegen, oder dazwischen.

  230. @ alter Jakob: Ich würde gerne meine Frage wiederholen, die ich am Anfang schon mal gestellt habe: Ist Somuncu gescheitert, wenn er auch nur einen Menschen dazu bewegt, Somuncus Rolle zu erkennen und Selbstreflexion zu betreiben? Oder ist er erst erfolgreich, wenn 51% seiner Zuschauer ihn verstehen? Kann das davon abhängen, wie viele Menschen die Intention erfasst haben? Sagen wir einfach mal, er möchte etwas positives mit seinem Verhalten auslösen. Wenn es jetzt schlecht ist, dass viele Menschen ihn missverstehen, wäre es nicht umgekehrt gut, wenn ihn viele Menschen missverstehen bei der Intention, die Herr Niggemeier ihm anheften möchte? Wäre er dann nicht damit gescheitert, „böse“ zu sein und würde damit auch diesen Anspruch verlieren? Oder gilt das umgekehrt nicht?

  231. @272/yuppiduh
    Man soll über Schwulenfeindlichkeit erhaben sein?
    Merkwürdige Idee. Über welchen anderen Übeln der Welt soll man noch stehen? Eine Liste wäre schön.

    Langsam kommen wir zum Kern der Diskussion: Soll ein Journalist (persönlich betroffen oder nicht) die Übel der Welt nicht nur aufzeigen und benennen, sondern auch noch gleich eine moralische Wertung sozusagen als Beipackzettel beiliefern? Soll er den aufklärerischen Impetus zu Gunsten eines gegenaufklärerischen – im Einzelfall durchaus begründeten – Programms quasi aufgeben?

    Immer wieder bekommt man diese Meinung, die sich in der Hybris der „Vierten Gewalt“ besonders drastisch zeigt, zu lesen, zu hören oder zu sehen. Ich habe allerdings etwas gegen Publizisten, die mir ihre wie auch immer fertige Meinung als Gesamtpaket anbieten und mich mit moralischer Verachtung oder gar Fantum des Gegners abstrafen, wenn man ihrer wohlmeinenden Interpretation nicht folgt.

    Im konkreten Fall: Ist es nicht möglich, dass Somuncu einfach ein schlechter Komödiant oder Kabarettist ist, ohne dass er gleich moralisch diskreditiert gehört? Kann es nicht sein, dass seine rüde Konfrontation mit der Wirklichkeit nur deswegen derart moralisierend verworfen wird, weil es das so mühsam zusammengezimmerte Stübchen der Behaglichkeit droht zum Einsturz zu bringen? Oder spielt ja jemand mit der Lust an der Provokation – und dahinter zeigt sich nur ein armes Würstchen?

    Diese Fragen gehörten im Vorfeld erörtert. Sie beinhalten eine Auseinandersetzung mit dieser Figur, die vielleicht anstrengend ist, aber unumgänglich. Ansonsten verkommt das alles zu einem bunten, aber auf Dauer öden Meinungsaquarium.

  232. Ich möchte der inhaltlichen Diskussion über Serdar Somuncu gar nichts mehr hinzufügen, das dreht sich mittlerweile ohnehin etwas im Kreis.

    Allerdings möchte ich Sie, lieber Stefan Niggemeier, nun doch mal fachlich kritisieren.

    Wenn ich mich recht entsinne, stammt die Rechtfertigung von Ihnen, dass Sie Somuncu nicht in seinem Werken als Künstler auf der Bühne oder sonstwo kritisieren würden, da sie Fernsehblogger seien und es um Äußerungen in einer TV-Sendung ginge, wodurch ihn ja wohl 99 Prozent der Leute kennenlernen würden.

    Ich hoffe, ich habe das in etwa sinngemäß korrekt widergegeben, was ich weiter oben so gelesen habe.

    Zunächst mal möchte ich bezweifeln, dass Somuncu einen relevanten Teil seiner Bekanntheit einem Auftritt in einer n-tv-Sendung verdanken könnte, erst recht nicht 99 Prozent davon. Von wieviel Prozent Marktanteil reden wir hier eigentlich? 0,7%?

    Somuncu hat sicher nicht den Bekanntheitsgrad von Mario Barth und möglicherweise auch nicht den von Volker Pispers und Dieter Hildebrandt in der Kabarettszene. Anderseits ist er seit 15 Jahren ein vielbeachteter Protagonist der Comedy- und Kabarettszene, ich glaube nicht, dass eine recht unbedeutende Sendung auf n-tv irgendeinen Einfluß auf seine Bekanntheit hat.

    Nun zum Kern meiner Kritik:

    Es geht hier viel darum, ob Somuncus Schauspiel zu erkennen sei, ob er noch auf der satirischen Ebene zu verorten ist. Gerade Sie werfen ihm vor, dass die Grenze zwischen Hassprediger-Figur und Privatperson Somuncu nicht erkennbar sei.

    Und machen das fest am Beispiel DIESER SENDUNG???

    Ich habe mir das im Zuge dieser Diskussion jetzt erst angesehen, weil ich das Format gar nicht kenne. Und bin nach Betrachten der Show zu dem Ergebnis gekommen, dass Sie leider wirklich mit großem Anlauf unter dem sonst von Ihnen gewohnten Niveau durchsprinten. Aus welchen Motiven, weiß ich nicht, will ich auch nicht drüber spekulieren. Sei es, dass Sie sich als Homosexueller beleidigt fühlen, das ist persönlich auch ihr gutes Recht, allerdings sollten Sie sich dann dennoch fragen, ob Sie an dieser Stelle Ihren professionellen Maßstäben gerecht werden.

    Denn: Von was für einer Sendung reden wir hier eigentlich?

    Eine pseudosatirische Krawalltalkshow, die sich nicht entscheiden kann, ob sie „Hart aber fair“, „“7 Tage – 7 Köpfe“, „Friedmann“, „Der heiße Stuhl“ oder „Schillerstraße“ sein will.

    Somuncu wird vorgestellt als „die türkische Königin“. Sonst nix.

    Ganz offensichtlich sind die Teilnehmer dazu angehalten, sich gegenseitig nicht mit Samthandschuhen anzufassen, sondern mit „offenem Visier“ und auch plakativen, provokanten Äußerungen unter verbales Feuer zu nehmen. Sascha Lobo ist ja auch vom ersten Satz an unter Strom.

    Und dann picken Sie sich Somuncu raus und kritisieren ihn dafür, dass er dort die Rolle einnimmt, die man von ihm als Künstler kennt?

    Tut mir leid, das ist, völlig jenseits von jeder potentiellen Widersprüchlichkeit, die Somuncus künstlerisches Schaffen an Diskussionsstoff birgt, in meinen Augen ungewohnt schlechtes Geschmiere von Ihnen.

  233. a) Das ist meine Definition von Kunst, die kann nach ihrer Ansicht gerne antiquiert sein. Für mich ist auch Beuys Fettecke keine Kunst. Zugegeben, von Kunst an sich habe ich weniger Ahnung als von Satire und Comedy. Ich wüsste aber nicht, wo ich verlangt hätte, dass Kunst (oder Satire) besonders moralisch sein sollte. Aber von mir aus ist Somuncu für mich dann halt ein besonders schlechter „Künstler“. Ich will ihm seinen Scheiß ja auch nicht verbieten, sondern ich find ihn einfach grottenschlecht. Das können Sie natürlich gerne anders sehen.

    b)„HateNight machen viele? Aber ohne Kamera? Häh? Also machen Sie kein HateNight. Ganz einfach.“

    Nochmal zum Mitlesen was ich geschrieben habe:
    „Das, was er bei der „HateNight” macht, kann nicht nur jeder, es machen auch noch viele“. Für das, was er bei „HateNight” macht, braucht man aber keine Kamera. Schimpfen kann jeder Vollpfosten. Ganz einfach.

    Und die Intention von Somuncu kann man nicht aus den „HateNight“-Clips ersehen. Dass da kein Privatmensch sitzt, der seinen Hass hinausgröhlt, ist mir klar. Nicht klar wird aus den Clips, ob da ein Schauspieler sitzt, der mit dem Hass ’ne schnelle Mark machen will, weil ihm damit Doofe einfach auf den Leim gehen (was auf Facebook ja auch zu funktionieren scheint). Und ob die Privatperson nicht auch mit seiner Figur übereinstimmt. Wahrscheinlich nicht mit allem, aber möglicherweise mit Vielem. Einen anderen Rückschluss kann ich nicht aus den N24 Ausschnitten in Verbindung mit der „HateNight“ ziehen.

  234. Herr Pohlmeier (#278) bringt auf den Punkt, was mir beim Lesen des Artikels und Betrachten der n-tv-Sendung durch den Kopf ging. Was will diese Sendung sein? Was erwartet sie von ihren Gästen? Sicherlich keine ernsthaften Diskussionen.

    Ich mochte Somuncus Bühenprogramme, mit den HateNight-Clips kann ich jedoch nichts anfangen, da dort die Reflektion fehlt – und lustig finde ich es auch nicht. Der Link, den gregor samsa gepostet, zeigt vielleicht auch den Unterschied zwischen Bühnenprogramm und HateNight:

    http://www.myspass.de/myspass/shows/tvshows/serdar-somuncu/Der-Hassprediger-Hardcore-live!–/3732/

  235. @279 ging an @Linus.

    @276 Patrick:

    Über sein Bühnenprogramm kann ich nicht reden, weil ich das nicht kenne. Vielleicht funktioniert es da ja tatsächlich.

    Seine Fernsehauftritte und das Format „HateNight“ tragen mMn allerdings nicht dazu bei, dass sich sein Publikum hinterfragt. Als ich das das erstemal im Fernsehen gesehen habe, hab ich mich nur gefragt, was das für ein erbärmliches Format sein soll, 08/15-Gekeife in einem Taxi zu zeigen.

    Diejenigen, die seine Performance abstößt oder die sich tatsächlich überlegen, „bin ich vielleicht auch so?“, die brauchen keine schlechte Hasspredigt dafür. Im Gegenzug gibt es dafür einige, die ihm für seinen „Mut“ und seine „Ehrlichkeit“ auf die Schulter klopfen. Dazu hätte ich eine Gegenfrage: Hat Somuncu sein Ziel erreicht, wenn sich diejenigen, die tatsächlich denken was er sagt, ermutigt fühlen das jetzt auch mal lauter zu sagen? Man muss doch auch mal sagen dürfen…

  236. @alter Jakob

    „Das, was er bei der „HateNight” macht, kann nicht nur jeder, es machen auch noch viele”. Für das, was er bei „HateNight” macht, braucht man aber keine Kamera. Schimpfen kann jeder Vollpfosten. Ganz einfach.

    Können vielleicht. Machen tuts aber nicht jeder. Das vor der Kamera. Die Kamera, die BÜhne ist elementar. Wenn jemand privat Sex hat, meinetwegen auch im Swingerclub, ist er daduch bitte kein Pornodarsteller. DAS ist der Unterschied.

    Und wenn Sie beim Anblick der Fettecke sagen: Das ist keine Kunst (meistens gepaart mit dem impliziten Ausspruch „Das könnte ich auch“), ist das nicht nur antiquiert, sondern spießigste Ignoranz. Sie machen es nicht. Sie wollen es nicht machen udn sie würden es auch nicht machen. Das ist der Unterschied.

    Ich finds im Übrigen etwas anstrengend, mit Leuten zu diskutieren, die Toleranz einfordern und dabei engstirnig ihre eigenen Ansichten verteidigen, ohne von sich zu abstrahieren und die Perspektive zu wechseln. Sie finden, dass ist alles keine Kunst und deshalb ist Somuncu ein homophobes Arschloch. Wer sind Sie, dass sie das definieren wollen, wie intolerant ist das denn bitte?

  237. Genau das ist der Punkt. Dieser Typ ruft in seiner Hate- Show dazu auf, Lesben „die Fotze zu zunähen“ und sie korriegend zu vergwaltigen. (“ Bums die Lesbe gerade“). Wenn ich als Lesbe davon angegriffen fühle, etwa weil diese „korrigierenden Verwaltigungen“ an Lesben in vielen Länder an der Tagesordnung sind, oder weil ich keinen Bock, mir seine Phantasien über Genitalverstümmelungen anzuhören – dann bin ich nicht nur nicht „objektiv“, weil persönlich betroffen, sondern auch noch intolerant, ja? Wie sehr soll man denn „von sich abstrahieren“, um nicht mehr „engstirnig“ zu sein?
    Nehmen die vielen schwulen und lesbischen Jugendlichen, die sich umbringen, sich selbst einfach viel zu ernst?

    Für solche Aussagen würde ich dir am liebsten voll ironisch eins auf die Fresse geben.

  238. @arassai

    Was zu beweisen war: Alles durcheinander bringen, nichts verstehen (wollen) und (ironisch, hu) mit Gewalt drohen.

    Sie glauben wahrscheinlich auch, Dr. Brinkmann wäre wirklich Arzt.

  239. @282 Linus:
    Wie gesagt, was Sie für Kunst halten ist mir relativ egal.

    Ich finde übrigens nicht, dass Somuncu ein intolerantes Arschloch ist, weil er meiner Meinung nach keine Kunst macht. Ich vermute das er homophob ist, weil ich sehe und höre, was er unreflektiert so vom Stapel lässt, zumindest aber homophobie fördert (willentlich oder unwillentlich, tja, dass wissen wir beide nicht). Ich sehe allerdings schon auch die Möglichkeit, dass er einfach mit dem Medium Fernsehen nicht klar kommt und überfordert ist. Das befreit ihn aber nicht von der Verantwortung, wie sein Blödsinn aufgenommen werden kann.

    Es tut mir ja leid, dass sie immer wieder versuchen mich von Ihrer Meinung zu überzeugen. Oder sollte ich besser fragen „Wer sind sie, dass sie definieren wollen was ich zu meinen habe“? Vielleicht hilft es, wenn ich Ihnen sage dass es mich anstrengt mit Leuten zu diskutieren, denen ich immer wieder erklären muss, was ich tatsächlich geschrieben habe, obwohl man es nur hätte lesen müssen. In diesem Sinne bin ich jetzt raus, denn neue Erkenntnis bekomme ich hier nicht mehr.

  240. jaja, über deutsche politiker, schwule, lesben, hartz4ler usw. usf. witze zu machen ist schon wahnsinnig lustig und originell, denn darüber haben wir ja noch nie etwas satirisches gehört, egal, wie krass man es formuliert. stattdessen lachen wir alle herrlich über türkei´s erdogan, pierre vogel und seine spinner, das dämliche gebrüll von moscheen in fremden ländern und dicke, verschleierte frauen mit flaumigen oberlippenbärten. die verstehen nämlich dort alle wahnsinningen spass und lachen gerne mit, besonders über karikaturen.

  241. @alter Jakob

    Ich möchte Sie keineswegs zu irgendwas zwingen. Wir scheinen nur über verschiedene paar Schuhe zu reden. Und das ist anstrengend.

    Wenn Sie so in Sorge sind, dass Somuncus vermeintlich schlechtes Kabarett im Fernsehen völlig mißverstanden wird, würde ich mich ja eher um die Dumpfigkeit der Rezipienten kümmern wollen, anstatt alles, was Leute falsch verstehen könnten (als „Betroffene“ oder als Publikum) nicht stattfinden zu lassen. Das ist immer das Hauptargument vieler Fernsehmacher: Die Leute verstehen das nicht. Und dann haben wir stattdessen Konsensprogramm mit Schunkelpflicht.

  242. Somuncus Bühnenprogramm ist in der Tat eine andere Nummer, ich habs mir gerade im Link von (280) angeguckt. Man merkt zumindest, dass er professioneller Schauspieler ist und mit seiner Stimme umgehen kann. Sein Witz funktioniert da auch um Längen besser. Teilweise ziemlich witzig.

    Es ist eine Gratwanderung, die bei n-tv oder seiner Hatenight nicht mehr funktioniert. Die Kritik von Niggemeier ist insofern völlig berechtigt.

  243. @genova: Ich z.B. habe erst sein Bühnenprogramm gesehen und später erst HateNight, Interviews etc.

    Vielleicht ist das ein Knackpunkt: Man nimmt ihn ganz anders war, wenn man sein komplettes Programm vorher schonmal gesehen hat.

    Dann funktioniert für einen selbst auch vieles, was andere abstößt.

    Aber ich finde, der Hausherr hätte diesen Blickwinkel durchaus selbst einnehmen können, so weit sollte man schon differenzieren. Man kann ja trotzdem zum Ergebnis kommen, dass Somuncu sich in seiner Rolle verrannt hat. Ich bin da aber ganz bei Gregor Keuschnig ( #277 ). Der Artikel wirft Fragen auf, die man bereits vorm Verfassen hätte klären müssen.

  244. weitere Gedanken zu dem Thema:

    „Westerwelle im Jahr 2011 aufgrund seiner Sexualität anzugreifen, ist halt billig, egal ob ironisch oder stammtischmäßig. Wer meint, das Thema auf einer Bühne überhaupt noch bringen zu müssen, ist schätzungsweise homophob.“

    Olvier Welke ist homophob, Stefan Raab, und noch ein halbes dutzend anderer Menschen, die den „dilettuntisch“ Witz im TV gemacht haben (oder etwas ähnliches, dass die Sexualität von Westerwelle thematisiert). Der Spruch wurde glaube ich von nahezu jedem Witzereißer im TV gemacht. Das sagt nichts über die Qualität des Witzes aus. Ich finde ich relativ platt. Die Frage ist, ob dies direkt ein Anzeichen für Homophobie ist.

    relativ am Anfang wurde mein Hinweis, dass Stefan Niggemeier nicht besser ist als die ZEIT, mit dem Hinweis abgebügelt, dass er ihn ja gar nicht explizit in die rechte Ecke stellt. Natürlich passiert das nicht, aber es wird darüber spekuliert und nahegelegt.

    „Es ist fast tragisch, dass die Partei, deren Parolen Somuncu so überzeugend verbreitet, ihn wegen seines Migrationshintergrundes wohl nicht aufnehmen würde.“

    Ob das jetzt besser ist, als die Wiedergabe eines Gerüchtes in Bezug auf die sexuelle Neigung Guttenbergs? Niggemeier suggeriert, dass Somuncu seine Aussagen ernst meint, ohne es zu wissen.

    Was Ruediger Musenhain ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Vielen, die hier Somuncu verteidigen geht es überhaupt gar nicht darum, ob seine Witze geschmacklos sind, das trifft auf viele Commedians zu.

    Wenn es in dem Artikel um die Qualität von Somuncu als Entertainer ginge, dann wäre ich mit Stefan vollkommen einer Meinung. Ich finde ihn echt blöd und unlustig (das geht mir z.B. bei Schmidt, Nuhr und dem Satirgipfel genauso). Aber ich würde nie, nur weil ich seine Witze schlecht finde, auf die Idee kommen daraus abzuleiten, dass Somuncu das genauso meint, er also gar nicht „auftritt“, sondern platt gesagt, einfach seine wirkliche und echte Meinung sagt.

    Beim Thema Atomkraft glaubt Stefan Anführungszeichen zu hören. Aber bei der Aussage, dass Angela Merkel eine Burka tragen soll, wiel sie hässlich ist, gibt es keine Anführungszeichen? Sagt wer? Stefan, weil er sie nicht hört?

    Irgendwann wurd ein Video von Louis C.K. gepostet. Wenn man sich die Kommentare, die sich unter seinen Videos so finden durchlese, dann bin ich mir nicht mehr sicher, ob er nichts erklären muss, da er ja einfach lustig ist und man ja einfach so versteht. Einige Kommentatoren haben ihn augenscheinlich nicht verstanden. Aber bei ihm ist das Kunst, auch wenn ihn einige verstehen. Warum eigentlich?

  245. @Serdar #107: „.. Dir würden solche oder ähnliche Gedanken niemals kommen?“
    Nein, wie Herr Niggermeier habe ich mein „Gutmenschentum“ schon so internalisiert, dass ich nicht einmal bemerken wuerde, wenn mein „Es“ noch einen solchen Gedanken hegen wuerde.

    Hier ist aber der Hund begraben wie mir scheint: Den Kommentatoren, die hinter Herrn Somencu und seinem Programm stehen, fuer die scheint noch eine gewisse, reinigende Wirkung von dieser Guelle und den Abartigkeiten auszugehen, die Herr Somencu da kuebelweise ausgiesst.
    Was Pispers auch ueber diese Katharsis sagt:
    „Sie wissen: Kabarett ist dann gut, wenn es richtig böse ist. Wer böse ist, ist schlecht. Also ist Kabarett dann gut, wenn es schlecht ist.“ – das scheint Herr Somencu immer weiter treiben zu wollen. Vielleicht schon in einer nicht mehr aufhaltbaren Eigendynamik: gegen alle Tabus und jeden Geschmack so hart und unnachgiebig zu verstossen als moeglich.. und auch das muss wieder getoppt werden. Damit ist er so schlecht wie es nur geht. Nicht nur inhaltlich-moralisch, sondern die ganze Jauche wird einem auch noch ungefiltert und unverkuenstelt vor die Fuesse gekippt. Natuerlich hat das System, aber.. ist es nicht auch furchtbar langweilig?
    (liegt dort vielleicht der Grund fuer die gegenseitigen Affronte: die einen koennen nicht verstehen, wie man unberuehrt bleiben kann, wenn da die ganze Schlechtigkeit und der Abschaum der Welt auf die Buehne gekotzt wird – und die anderen denken achselzuckend, warum soll ich mir das denn antun, andere Kuenstler haben ihre Exkremente noch wenigstens in Dosen verkauft.. und die Bild kostet auch nur 40 Cent?)

    Mit der moralischen Aburteilung, die Sie, Serdar, kritisieren und die z.B. auch die Kritik von Herrn Keuschnig (z.B. #254) bestimmt, haben Sie allerdings auch einen Punkt beruehrt, der mir an dem Artikel problematisch erscheint: dieser letzte Satz – welch ueberfluessig, moralinsaure Pointe… fordert er, denunziatorisch gelesen, nicht Widerspruch heraus?

  246. @ alter Jakob (281): „Diejenigen, (…) die sich tatsächlich überlegen, „bin ich vielleicht auch so?”, die brauchen keine schlechte Hasspredigt dafür“
    Ach nein? Woran machen sie das fest, dass jemand, der mit der Nase in seine eigenen Verhaltensweisen gestoßen wird, niemanden braucht, der ihn mit der Nase in seine eigenen Verhaltensweisen stößt?
    Zu ihrer Gegenfrage: Das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob man das irgendwie aufwiegen könnte. Das ist nun mal das Problem der Interpretation/des Künstlers, auf das ich auch mit dem letzten Teil meines vorhergegangenen Postings eingehen wollte. Warum ist Somuncu ihrer Meinung mit seiner guten Absicht gescheitert und nicht mit seiner schlechten? Warum ist seine angeblich schlechte Absicht das Durchscheinende und nicht seine gute? (Gut und schlecht mal aus vorherigen Postings übernommen). Gerade das ist es doch, was im Artikel fehlt und was eine Beschäftigung zeigen würde. Der Satz „Er hetzt darin so überzeugend gegen Lesben, dass es egal ist, ob er da womöglich eine Rolle spielt und das demaskierend meint“ zeigt, dass man sich nicht damit beschäftigt hat. Egal kann es auf keinen Fall sein.

  247. @bettkantenschläfer

    Großes Interview. Wobei, nee, stinknormales Interview. Ich darf mal zitieren:

    In diesen Episoden von [Hate Night] spiele ich eine Figur. Ich spiele einen verbitterten, einsamen Typen, der alles hasst, der vor allem eine nicht mehr schweigende Mehrheit repräsentiert, der auf Dinge reagiert, die ihm geschehen. Bankenkrise, Dschungelcamp, Wahlen, Sex und Crime. Und er sagt das auf deutliche, direkte und rücksichtlose Art und Weise. Inmitten einer Welt voller Grauzonen wirkt das wie ein gerader Strich, den man zieht. Erholsam kathartisch, wertfrei und ungerecht zugleich.

  248. Stefan, der Fernetpunker meint das gar nicht so, lass‘ Dir das mal vom Linus erklären. Das ist Kunst. Und da Linus ja auch ein großer Künstler ist, kann er das am besten bewerten und uns nichtsnutzige Grottenolme ans Licht führen.

    Spürst Du es nicht auch schon…?

  249. Na ja Stefan, Somuncu hin oder her, seine Fans kann man sich nicht aussuchen.

    Ich mein es ist ja schön dass Du auf die Leute hinweist, die dich jetzt anfeinden, aber das ist ungefähr so zu tun als ob flamen im Internet was Neues wäre oder dass die Trottel ein Nachweis dafür wären, dass Du Recht hast. Wenn’s danach geht finde ich Dir in Null Komma nix per Google im Netz zu jedem Thema Leute, die es hassen.

    Vor allen Dingen kann ich mich immer noch nicht mit dem Schluss anfreunden, dass Somuncu dafür sorgt, dass sich mehr Jugendliche umbringen.

    Meiner bescheidenen Auffassung nach gehören dazu verdammt viele Faktoren und vor allem und zu allererst ob sie seelisch gesund sind und ein gefestigtes Umfeld haben oder nicht, und ob wenn jemand den Schwachsinn von Herrn Somuncu verwendet und Homosexuelle anfeindet von anderen zur Rede gestellt wird oder nicht.

    Wenn überhaupt muss was gegen die stumpfe Masse getan werden, die zu doof ist um Sarkasmus, Ironie und Zynismus zu begreifen. Find ich jedenfalls.

    Ich versteh natürlich dass Du das alles unerträglich findest aber was Deine Schlussfolgerungen angeht machst Du es Dir wirklich ziemlich einfach…

  250. @Sebastian et al.: Mein Kommentar mit den toten schwulen Jugendlichen als Kollateralschaden bezieht sich auf den Kommentar zuvor:

    „Jeder darf alles sagen, Meinungs- bzw. Kunstfreiheit, wie Sie selbst sagen. Ende, Gelände. Aus die Maus.“

    Menschen sind für die Folgen dessen, was sie sagen, verantwortlich. Und, ja, das gilt auch für Herrn Somuncu.

  251. Ah ok. Das ist die Umkehrbehauptung und die ist natürlich genau so Käse. „Das hat gar keinen Effekt“ kann man genauso wenig behaupten denn dass die tumbe Masse sich die Sprüche von Somuncu nicht zu eigen macht, ist glaube ich mehr als abwegig.

    Damit versteh ich den Link auf Facebook jetzt auch besser.

  252. @Stefan Niggemeier: Heißt das nicht konsequenterweise, dass, sobald sich irgendjemand durch etwas, was ich gesagt habe, auf den Schlips getreten fühlt und darauf in irgendeiner Weise reagiert, ich damit für diese Reaktion (mit)verantwortlich bin?

    Ganz genau so? Doch eher nicht, oder?

  253. @SvenR

    Und woraus schließen Sie jetzt nochmal genau, dass ICH mich für einen großen Künstler halte? Und fernetdingens nicht genauso für einen grenzdebilen Vollhorst? Und wo steht, dass ich Somuncu für einen großen Künstler halte? Und wo, dass er nicht auch die Konsequenzen seines Tuns, auch und gerade als Künstler tragen muss? Hab ich das irgendwo geschrieben?

  254. Naja Stefan,

    wenn du jetzt sagst, dass man deinen Kommentar im Zusammenhang mit dem vorherigen Kommentar sehen muss, damit man ihn richtig einordnen kann, dann muss dass für Somuncu doch auch gelten, oder?

    Du hast einen Teil seiner Arbeit genommen und eben nicht nur seine Arbeit kritisiert, sondern daraus eine Geisthaltung bei ihm abgeleitet. Die Frage ist, wie du zu diesem Urteil kommen kannst, ohne dich mit dem Künstler intensiv beschäftigt zu haben?

    Es ist ja das eine, sein künstlerisches Programm zu kritisieren. Daraus aber Rückschlüsse auf seine persönliche Geisteshaltung zu ziehen ist die andere Sache und da erwarte ich von einem Journalisten eben genaue und gründliche Recherche. Die vermisse ich hier irgendwie. Es wirkt, als ob du egal, was jemand schreiben würde, trotzdem auf deiner Meinung beharren würdest und das ist exakt das, was du bei anderen immer wieder zu Recht kritisierst!

  255. Wenn man sich den ein oder anderen Kommentar hier anguckt, kann man Anderson Cooper für seine Strategie nur bewundern. Leider.

  256. Mal eine Frage an diejenigen hier, die Somuncu verteidigen oder verstehen oder was auch immer:
    Woher wollt ihr wissen, dass der Mann, der dort auf der Bühne steht, es nicht auch ernst meint? Wieso seid ihr davon überzeugt, dass Herr Niggemeier sich irrt und nicht ihr, die ihr vielleicht einem Fantatiker hinterherlauft, der einfach nur eine geschickte Verpackung für seine Propaganda gefunden hat?

    Wenn ich mir nur die Bühnenauftritte von Herrn Somuncu anschaue, kann ich ja locker der Überzeugung sein, dass das Show ist. Dafür steht der Mann schließlich auf der Bühne. Aber wenn er im Fernsehen als vermeintlicher Privatmann dann sehr ähnliche Meinungen vertritt, muss ich doch skeptisch werden.

    Martin Sonneborn macht auch manchmal sehr provokante Dinge, die ihn auch in die Nähe eines Faschisten rücken könnten und er legt seine Rolle auch nie ab, auch wenn er als vermeintlicher Privatmensch im Fernsehen auftritt. Aber er schießt wenigstens in alle Richtungen, so dass man zu der Überzeugung gelangen kann, dass er nicht einem Dogma fanatisch folgt. Bei Somuncu bin ich mir da nicht so sicher. Umso mehr überrascht mich hier die Treuherzigkeit, mit der ihm viele Folgen und alle Skeptiker damit abfrühstücken, dass sie ihn nur nicht wirklich verstehen würden.

  257. Wenn tumbe Masse kritisch wird,
    Hat sich Einstein wohl geirrt.

    Hauptsache, sie wird nicht überkritisch, wie die Masse mancher Kommentarbäume, dann sind wir nachher alle noch verstrahlter.
    _________________

    Menschen sind für die Folgen dessen, was sie sagen, verantwortlich. Und, ja, das gilt auch für Herrn Somuncu.

    Nun, was sind die Folgen dieses Berserkers? Ein paar bejubeln ihn, weil er ihren verborgenen Schweinehund durchprügelt (Karthasis? – könnte man ihm nicht dazu auch mal ein paar Sarrazin-Jünger vorbeischicken?), ein paar sind angeekelt, ein paar gelangweilt. –

    Was sagte Pispers noch über die erzieherischen Fähigkeiten des Kabaretts?
    „An solchen Orten läßt man sich die Kritik am eigenen Lebenswandel genauso folgenlos um die Ohren schlagen wie in der Kirche.“

    (Nicht dass man mich jetzt zu sehr für’n Pispers-Fanboy hält, aber dessen Publikumsbeschimpfung, mit der er sein Programm begann war schon nicht schlecht: http://www.mimuse.de/mimuse/ueber-uns/kuenstler-ueber-uns/volker-pispers – nur wenn man’s ernst nimmt, dann sollte man besser zu Hause bleiben.. und komische Kommentare ins Netz stellen?)

  258. @Konstantin

    Somuncu legt nicht seine Rolle auch nie ab. Er wechselt nur ziemlich schnell. Und sagt noch nicht einmal Bescheid dabei. Das ist vielleicht anstrengend und verwirrend und führt (siehe diese Diskussion) zu einigem an Durcheinander, ist aber wohl eines seiner Stilmittel. Die kann man dann auch gerne scheiße finden. Man sollte sich nur hüten, Rückschlüsse über seinen Charakter zu ziehen. Zumal er in (halbwegs) eindeutig „ernsten“ Interviews seine Rolle, seine Intentionen, seine Stilmittel ziemlich genau beschreibt. Ob ihm das immer genau so gelingt, sei dahingestellt, letztendlich ist es wohl eine Frage des Humors oder Geschmackes.

    [Sonneborn]schießt wenigstens in alle Richtungen, so dass man zu der Überzeugung gelangen kann, dass er nicht einem Dogma fanatisch folgt

    Dann sollten Sie sich das Programm von Somuncu vielleicht doch mal anschauen oder sich damit beschäftigen. Weit weg davon Fan zu sein, kann man auch schon zur Erkenntnis kommen, dass er mit grobem Korn schießt und gezielt trifft. Aber etwas ganz anderes, als was ihm hier viele unterstellen möchten. Nicht jeder, der einen homophoben Hetzer spielt, ist auch einer. Das ist dann aber wohl letztendlich Glaubenssache und damit Stochern im Nebel.

  259. @Konstantin: Hilfe! Somuncu schlägt ja nun wirklich auch nach allen Seiten aus. Das hier kritisierte ist bloß ein winziger Ausschnitt.

    Ist er bei n-tv als Privatmann angestellt? Ich weiß das nicht. Jedenfalls scheint er hier sowohl Figur als auch Privatmann zu sein, ohne offensichtlich zu trennen. Ist das Kunst, oder kann das weg, darüber wurde hier schon ewig ergebnislos diskutiert.

    Natürlich kann es sein, dass alle Fans ihn falsch verstehen und nur seiner Propaganda aufsitzen. Aber schauen sie sich sein Programm an: Was genau ist seine Propaganda? Ihn für einen Propagandisten zu halten ist quatsch. Und auch Stefan Niggemeier geht eher davon aus, dass Somuncu sich in seiner Rolle verrant hat, als alles bierernst zu meinen, was er so sagt.

  260. „@Konstantin:die ihr vielleicht einem Fantatiker hinterherlauft, der einfach nur eine geschickte Verpackung für seine Propaganda gefunden hat?!“
    Also jemand der rechte Propaganda betreibt, kritisiert nicht z.B an anderer Stelle, dass durch die Medien ein kriminelles Bild vom ausländischen Jugendlichen verbreitet wird und für Wahlkampfzwecke ausgeschlachtet wird. Und viele andere Aussagen von S. die klar zeigen dass er keine rechte Gesinnung haben kann.

  261. @konstantin:

    2 Anmerkungen:

    1. In welche Richtung schießt Somuncu denn nicht? Nennen sie doch mal zwei bis drei Beispiele

    2. Er war als Privatmann bei NTV? Dann war er quasi der einzige. Die drei anderen waren glaube ich nicht als Privatpersonen da, sondern schon in ihrer Rolle als Journalisten etc.

  262. Auch wenn er es vielleicht so bierernst nimmt, was er sagt, hat es trotzdem folgen, und darum gehts ja wohl in dieser diskussion.

    er spielt ja seine rolle, um fanatiker zu demaskieren, wie hier schon mehrfach gesagt wurde. aha, er sieht sich also in einem aufklärerischen auftrag. Nur, wenn er glaubt, fanatiker, demagogen und das ganze gesocks dadurch demaskieren zu können, indem er ihren hass mit seiner rolle potenziert und noch derbere sprüche gegenüber z.B. schwule/lesben reisst, dann ist er einfach hoffnungslos naiv. zumindest dieses „erfolgsrezept“ sollte man als fan anzweifeln können.

    außerdem funktioniert das ja auch nur, wenn man weiß, was jetzt ironisch war und was nicht. Dumm nur, dass es ja genau sein konzept ist, dass man es NICHT wissen soll. Diese gewollte irritation lese ich zumindest aus seinem bühnenprogramm heraus. Es ist also falsch zu behaupten, er meint das alles nur ‚ironisch‘, denn genau diese unklarheit macht doch sein programm erst aus..

    und deshalb kann man sich natürlich ewig streiten, was er ernst meint und was nicht. das spielt aber schlichtweg keine rolle.

  263. Um sich in einer Rolle zu „verrennen“ muss man ja einen Zustand erreicht haben, in dem man Realität nicht mehr von der Rolle unterscheiden kann. Insofern übernimmt er immer mehr die Charakterzüge seiner Rolle, weil sie große Beliebtheit und Zuneigung erfährt. Das ist ein psychologisches Phänomen, aber damit will ich jetzt niemanden langweilen.

    Was ich mich eben nur frage ist die Fähigkeit der Unterscheidung zwischen Rolle und Privatmensch. Er ist dort bei n-tv sicherlich nicht als Kabarettist in dieser Diskutiersendung oder wie ist das? Klar hätte er trotzdem das Recht, seine „witzige“ Rolle dort auszuleben, die Frage ist nur, was es bringen soll in einer Situation, in der er für die Allgemeinheit nicht als Künstler zu identifizieren ist, seine sehr gefährliche Kunst weiter zu praktizieren. Dass er die „Kunst“ selbst auch für gefährlich hält, könnte ja die Verwendung eines Disclaimers vor der Bühnenshow zeigen.
    In diesem Fall wäre die fehlende Abgrenzung zu seiner Rolle fahrlässig, denn natürlich hat die rhetorische Wucht seiner Aussagen einen demagogischen, hetzerischen Charakter, den man gerade im Fernsehen, anders als auf der Bühne, nicht sofort in die Nähe von Kunst rückt.
    In dem anderen Fall, ist der Disclaimer am Anfang des Bühnenprogramms nur der Vorwand, hinter dem sich ein fanatischer Propagandist versteckt, um überhaupt spielen zu dürfen.

    In jedem Fall sehe ich es aber auch so, dass ein Künstler eine Verantwortung seinem Publikum gegenüber hat. Ich erinnere mich da immer gerne an die letzten Zeilen aus dem Buch „Mephisto“ von Klaus Mann: „Ich bin doch nur ein Schauspieler“, der die Hilflosigkeit des Protagonisten spiegelt, der sich ohne einen ideologischen Vorsatz mit Mächten paktiert hat, die ihn letztendlich benutzt haben.
    Ähnliches ist im Hinblick auf die hasserfüllten Kommentare bei facebook durchaus nicht von der Hand zu weisen. Wenn Somuncu sich zum Sprachrohr für antihumanistische Ideologien entwickelt und diese Zusammenschweißt, dann sollte er sich fragen, ob es das wirklich wert war.

  264. ich kann mich an eine szene aus dem film „magnolia“ erinnern, in dem der homophobe vater seinem sohn im auto sagt, er finde die „schwuchteln“ ekelhaft. Sein sohn, selbst völlig frei von homophober gesinnung, sagt daraufhin: „recht hast, man sollte sie alle am nächsten baum aufhängen“ (sinngemäß) der vater ist daraufhin ganz perplex, ob dieser deutlichen worte, stimmt ihm halblaut zu und hält fortan die klappe. der sohn hat ihm also mit seinen eigenen waffen das maul gestopft, wenn ich das mal so sagen darf.

    das problem bei Somuncu ist nur, dass er sich völlig überschätzt, wenn er meint, dass selbst im großen rahmen „deutsche gesellschaft“ auch erreichen zu können. er unterschätzt völlig, dass seine hasstiraden eine eigendynamik bei den wirklich homophoben entwickeln, die er nicht mehr steuern kann.

  265. außerdem funktioniert das ja auch nur, wenn man weiß, was jetzt ironisch war und was nicht.

    Auf eigenes Nachdenken, was denn nun „ironisch“ sein könnte, sind Sie nicht gekommen? Nochmal: Sie glauben erst dann, dass Dr. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik kein wirklicher Arzt ist, wenn man ihnen das vorher oder hinterher sagt?

    Ich finde den „privaten“ Somuncu so dermaßen deutlich unterscheidbar von seiner Bühnenrolle, dass ich es schlicht nicht verstehe, wie man das überhaupt in einen Topf werfen kann. Und nur weil der „private“ Somuncu Ansichten hat, die sich vielleicht nicht mit den eigenen decken mögen, heißt das nicht, dass im Umkehrschluss Figur und Privatperson doch irgendwie komplett deckungsgleich sind.

  266. Und diejenigen, die ständig das Publikum davor in Schutz nehmen wollen, Sachen zu hören, die sie vielleicht einfach nicht verstehen könnten, sollten den Fehler nicht machen, die Menschen für dümmer zu halten als sie sind. Genauso wie Somuncu sie eben nicht für intelligenter halten sollte.

  267. @konstantin: Wenn jemand mit „die türkische Königin von Berlin“ (sinngemäß, ich habe gerade keine Lust es nachzuhören) für eine Diskutiersendung angekündigt wird, dann ist zumindestens klar, dass er nicht als reine Privatperson auftritt. Die meisten anderen Aussagen, die er trifft, legen nahe, dass er nicht als Privatperson dort ist.

    Für mich ist die Frage, ob man das wirklich objektiv beurteilen kann? Sie stellen die Frage ja selber. Stefan sagt, dass er das kann und zieht daraus den Schluss, dass Somuncu homophob ist. er muss ja ernstgemeinte Aussagen von Somuncu sehen, dass er zu diesem Schluss kommen kann. Außerdem zieht er den Schluss daraus, dass Somuncu im allgemeinen die Thesen der NPD verbreitet.

    Würde Stefan nun schreiben: „Da sieht man mal, dass es dumme Comedy gibt, die nicht lustig ist und in der der Kabarettist sich nicht darum schert, was aus seinen Äußerungen wird und das sein Kabarett so schlecht ist, dass das Missverstanden werden kann.“

    dann würde man ihn wohl über den Unterschied Comedy und Kabarett aufklären und es gäbe einige, die schreiben „ne der ist aber wohl lustig“

    Stefan schreibt aber genau das nicht. Stefan schreibt:

    „Serdar Somuncu hat ein Problem mit Homosexuellen. Er macht daraus auch keinen Hehl. Aber weil er als Kabarettist auftritt, denken die, die nicht mitlachen, er meint das ironisch.“

    Dieser Absatz besagt eindeutig: Somuncu ist homophob und der meint das ernst. Das gilt nicht für jeden Kabarettisten, der Witze über Schwule macht, sondern explizit für diesen! Der letzte Satz sagt noch etwas weiteres aus:

    Die, die bei Somuncu [b]nicht[/b] mitlachen denken, dass er das ironisch meint.

    Jetzt die Preisfrage: Was glaubt Stefan denken die Menschen, die darüber lachen?

    @arassai: Den Vorwurf halte ich vielleicht sogar für berechtigt. Das Problem ist, dass er Artikel weiter geht und besagt, dass Somuncu homophob (und wenn man bedenkt gegen was er noch so alles hetzt) und alles mögliche andere ist, denn immerhin vertritt er die Thesen der NPD. Worauf sich diese Annahmen stützt ist irgendwie schleierhaft.

  268. @312: Ich bin zwar nicht Konstantin, aber hier drei Richtungen, in die ich ihn noch nie habe schießen sehen/hören: Gegen Schwulenhasser, gegen Lesbenhasser, gegen Islamhasser. Wenn Sie bitte entsprechende Passagen aus seinem Programm zitieren/verlinken könnten…

  269. @arassai,
    Es geht von S. etwas Beängstigendes aus. Da muss ich durchaus zustimmen. Und es ist mit Sicherheit auch so von ihm beabsichtigt eine Aura des Unbehangens und der Angst zu erzeugen.
    Er erinnert an eine größenwahnsinnige, die Menge täuschende, sich selbst überschätzende, menschenverachtende Person, die sich selbst gern als Führer bezeichnet sehen will. Oder er könnte tatsächlich ein gefährlicher Irrer sein….

    Ich halte seine Kunst nicht für gefährlich, er stellt nur „etwas Gefährliches“ in seiner Rolle dar. Und das so gut, dass die Menschen glauben, seine Rolle könnte tatsächlich gefährlich werden.

  270. @Linus #304: ich habe Sie in Generalhaftung genommen, für alle die in Serdar Somuncu auschließlich den Künstler sehen (wollen) und das geifernde hetzende Arschloch, dass sich dahinnter verbergen könnte oder für das man ihn halten kann, nicht sehen (können).

    Und so, wie Se argumentieren, klingt es für mich, dass Sie sich als Künstler selbst angegriffen fühlen, wenn die andere Fraktion die Kunst bestreitet.

    Ich halte fernetsackgesicht für einen so großen (Selbstzensur), wie ich Somuncu verabscheue, den Sie als Künstler verteidigen. Wahrscheinlich haben Sie mit dem nichts zu schaffen.

    Dafür bitte ich um Verzeihung.

  271. @ linus,

    erzählen sie mir bitte nicht, man könne durch nachdenken dahinterkommen, was ernst gemeint ist und was nicht. Damit sind Sie in seine eigene Falle getappt- denn der gute will „neue denkstrukturen“ erschaffen, wie ich im interview erfahren habe. Ich interpretiere diese Denkstrukturen als Ausdruck eines „postmodernen“ denkens, hübsch, nur leider völlig beliebig. auswechselbare identitäten, heute so, morgen so – die totale verwirrung. Somit dürfen sich alle und niemand angriffen fühlen, freie auswahl.

    Wenn Menschen Situation als real definieren, sind sie in ihren Konsequenzen real. Wenn jemand homophobe witze macht, schafft er eine homophobe wirklichkeit.

    ich wüsste nicht, warum man bei bei YT nach irgendwelchen privatinterviews suchen sollte (das ich mir übrigens auch angesehen habe), um sich zu vergewissern, ob der das jetzt so meint oder nicht, das sollte man schon selbst hinkriegen. Wie gesagt, ich hab’s gesehn, der kerl ist nicht doof, aber er hat sich auch dort nicht mit humanistischer gesinnung präsentiert. Auch nicht dagegen, aber auch nicht dafür-
    Das spielchen geht weiter.

  272. @SvenR

    Passt schon.

    Übrigens: Man kann Somuncu für einen Künstler halten UND für ein geiferndes hetzendes Arschloch. Das muss einander nicht ausschließen. Tut es meiner Ansicht nach in diesem Falle allerdings schon. Wäre er kein Künstler, der in einem Programm eine bestimmte Rolle spielt (so wie das fast alle mehr oder weniger talentierten Komiker wie Mario Barth, Olaf Schubert, Atze Schröder, Cindy etc. etc. tun), bräuchten wir das wohl kaum diskutieren. Bei Fips Asmussen bin ich mir über die Trennung Rolle/Privatperson nicht so sicher, hier dagegen schon. Und das ist für mich keine Frage des Mögens. Ich kann auch zu diesem Schluß kommen, wenn ich Somuncu und sein Programm grottenschlecht finde.

  273. @arassai

    Ist ok, Sie wollen es nicht verstehen. Mache ich als Schauspieler in einem Theaterstück einen homophoben Witz, bin ich dann homophob und schaffe eine schwulenfeindliche Realität? Oder ist nicht vielleicht eher so, dass ich (oder der Regisseur oder wer auch immer) eine schwulenfeindliche Realität darstelle? Weil ich mich dazu verhalten will? Oder den Zuschauer dazu bringen will, sich dazu zu verhalten?

    Wie gesagt, Somuncu verwischt bewußt die Grenzen, negiert die Verabredungen, projeziert den Theaterkontext in den Alltag (nicht in seinen, wohlgemerkt). Das ist dann Denksport. Ein Aufheben der Sicherheiten, die man im Theatersaal hat. Da weiß ich (ich wiederhole mich), dass die Leiche nach dem Black wieder aufsteht.

    Irgendjemand hat mal festgestellt, dass die Rezeptionsgeschichte der Entwicklung im Theater um 70 Jahre hinterher hinkt. Das hier ist ein gutes Beispiel dafür. (Ich sehe allerdings eine Verantwortung des Theatermachers, den Zuschauer mitzunehmen, anstatt ihn einfach damit zu konfrontieren, das muss dann aber keinesfalls im gleichen Atemzug stattfinden.)

  274. arassai/322: Das ist ja wirklich ärgerlich, wenn einem der Künstler nicht haargenau erklärt, was von seinen Aussagen man gut finden soll und was von seinen Aussagen man schlecht finden soll. Da müsste man ja tatsächlich ein selbständig denkendes Wesen werden!

  275. @Linus #323: Ich kann nicht unterscheiden, was er privat meint und was er in seiner Rolle sagt. Viele halten auch Dieter Bohlen für einen Künstler. Oder Daniela Katzenberger. Ich halte das, was und wie er es macht, für sehr gefährlich. Und ich denke, dass in seiner Bühnenfigur genau so viel er selbst enthalten ist, wie in der öffentlichen Verona Pooth die private enthalten ist. Und ich’s wundere mich, dass Sie das ausschliefen.

  276. @SvenR

    Ich mag das nicht ausschließen (ich kenn‘ den nicht mehr, als ich durch Lektüre und zuviel Youtube gestern Nacht in Erfahrung gebracht habe).

    Aber abgesehen von Lautstärke, Stimmlage und „Provokateur im Nacken“-Gesicht sehe ich dazu einen enormen inhaltlich qualitativen Unterschied zwischen „Bums die Fotze gerade“ und „Ich lerne nicht die Terminologie von Leuten, die ich für minderbemittelt halte„. Ich muss letzterem nicht zustimmen, aber erkenne doch zumindest einen Ansatz für eine anregende politische Diskussion. Und ja, den erkenne ich auch bei „Wer in Europa lebt, muss sich den Gepflogenheiten der Europäer anpassen. Und wenn er das nicht will, soll er dorthin gehen, wo er herkommt“. Unabhängig davon, ob ich dem zustimme. Auch hier kommt es auf den Absender an. Mit einem Nazi hätte ich keine Lust, so einen Satz zu diskutieren. Mit Somuncu schon.

  277. Ach so: Dieter Bohlen ist Künstler. Haarscharf. Aufgrund der Tätigkeit (Musiker, Sprücheklopfer), die er ausübt, weniger aufgrund der Qualität derselben. Bei ihm sehe ich z.B. keine bzw. kaum eine Distanz zwischen Rolle/Privatperson gibt. Bei Poth (ein bißchen) und Katzenberger (ein bißchen mehr) ist die Distanz schon eher sichtbar, auch wenn das inhaltlich nicht auffällt. Es geht um das Bewußtsein, dass man eine Rolle spielt.

  278. @Linus

    (Irgendjemand hat mal festgestellt, dass die Rezeptionsgeschichte der Entwicklung im Theater um 70 Jahre hinterher hinkt.)

    Beziehst Du dabei die n-tv-Nummern ein?

    IMHO besteht ein Unterschied zwischen einem längeren Bühnenstück und dem Servieren von einzelnen Sprüchen. Ich glaube auch kaum, dass Produzent Küppersbusch seinen Künstler so einsetzt, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.

    Und der Künstler selbst möchte auf diese Weise seinen Marktwert steigern. Es ist ja nicht davon auszugehen, dass ein Großteil der n-tv-Zuschauer die Bühnenprogramme des Herrn kennt und somit dessen intellektuellen Anspruch berücksichtigen kann.

    Ich halte es für ein schwaches Argument, wenn seine Fans hier fortwährend auf Bühnenprogramme verweisen, um damit die Fernsehauftritte erklären zu wollen.

  279. tja, nur die realität ist aber kein postmodernes theaterstück, für das man sich eine eintrittskarte kauft und das nach zwei stunden vorbei ist. daran wird auch s. mit seinem „grenzen verwischen“ nichts ändern.

    wenn Sie als Schauspieler einen schwulen witz machen, sind sie immer ein schauspieler, und zwar mit einem anderen namen, als ihrem echten. warum trägt S. dann keinen künstlernamen, wenn er als kunstfigur auftritt? Ist mir schon klar, was jetzt kommt: man soll sich ja zu dem, was er sagt, positionieren und selber denken.

    Wenn bei ihm die grenzen ununterscheidbar sein Sollen, warum beharren Sie dann so darauf, dass man den „echten“ herauslesen kann, bzw. sollte? das ist ein widerspruch.

    ich beurteile ihn in genau der zweideutigkeit, mit der er gesehen werden will. Sie kramen immer den vermeintlichen ‚echten‘ heraus.

  280. Legitim ist es also, wenn man über so genannten Minderheiten Witze reißt. Zu dieser Thematik könnte man sogar eine Doktorarbeit schreiben, um die verherende und lapidar hingenommende Süffisanz des Serdar Somuncu anschaulich zu machen.
    Serdar Somuncu steckt voller Aggressivität und Hass aber seine Jünger relativieren es mit „Spiegel der Gesellschaft“.

    Schauen wir uns den Mann doch mal genau an: Ich habe seine agressiven Reden schon oft verfolgt und finde nicht, dass er da eine Gesellschaft widerspigelt, sondern genau das rausposaunt, was er tief in sich trägt.
    Er hasst Homosexuelle ganz offensiv und macht sich über sie lustig.

    Jetzt zu behaupten, dass er nur Mittel anwendet um den Deutschen widerzuspiegeln ist mehr als gestört.
    Dazu passt, dass der Mann zu dem Programm des Küppersbusch gehört und lässt kaum noch Fragen offen. Friedrich Küppersbusch ist auch so ein ekelhafter Trommler, bei dem sich mir alles gefriert.
    Mies und Mies gesellt sich gern.

  281. @linus,
    „Wer in Europa lebt, muss sich den Gepflogenheiten der Europäer anpassen. Und wenn er das nicht will, soll er dorthin gehen, wo er herkommt”.
    Ich allerdings glaube, dass dieser Satz ironisch gemeint war von Somuncu. Erinnert es doch stark am die ähnliche Aussage:
    „Ausländer sollen sich den Gepflogenheiten der Deutschen anpassen, oder dahin verschwinden, wo sie herkommen.“

  282. @phönixia,

    wenn der satz ironisch gemeint war, warum hat er dafür dann beklatschen lassen? wenn ich etwas ironisch sage, was für bare münze genommen wird, dann stelle ich das doch klar. hat er aber nicht. oder denkt er wirklich, dass die leute das ironisch aufgefasst haben, und klatschen, weil er der gesellschaft jetzt so schön den spiegel vorgehalten hat? find ich ein bisschen weit hergeholt.

  283. @arassai

    wenn Sie als Schauspieler einen schwulen witz machen, sind sie immer ein schauspieler, und zwar mit einem anderen namen, als ihrem echten.

    Sie waren aber schon länger nicht mehr im Theater, oder? Kann ich nicht mit meinem richtigen Namen auch ein homophobes Alter Ego spielen? Was machen denn ein Mittermeier? Ein Otto? Ein Mario Barth? Sind die immer sie selbst auf der Bühne? Oder ist da auch ein Alter Ego unterwegs?

    Wenn bei ihm die grenzen ununterscheidbar sein Sollen

    Wer sagt denn, dass sie ununterscheidbar sein sollen? Sie sind unterscheidbar.

    @theo

    1. bin ich kein „Fan“. Warum muss man, wenn man jemand verteidigt, immer gleich ein „Fan“ sein? Ich kann den Typ extrem scheiße finden und trotzdem genau so argumentieren, oder nicht?

    2. Sie wollen mir aber nicht wirklich erzählen, dass sie das Fernsehen für die Realität halten und alle darin auftretenden Personen für „echt“? Und ja, man kann auch für Sekunden Theater spielen und danach wieder umswitchen. Theater ist nicht (mehr) abhängig davon, ob ich in einem schwarzen Raum mit Guckkastenbühne sitze und allen vorher mitteile, dass jetzt Theater kommt.

    3. Wenn Sie davon ausgehen, dass der gemeine N-TV Zuschauer einen Happen dusselig ist, spielt Somuncu in der Tat ein gefährliches Spiel, wenn die ironische Brechung einzig durch seine Herkunft erklärbar ist. Man könnte aber auch darauf kommen, dass niemand, der ganz bei Trost ist, die Westerwelle-Sprüche auch nur ansatzweise ernst meinen kann. Das sagt im Umkehrschluss dann mehr über die Facebook-Kommentatoren, als über Somuncu.

  284. @SvenR

    Ich bins nicht. Ich bin von Haus aus Politologe, da erscheinen mir Dinge, die unglaublich offensichtlich scheinen (Somuncu=homophob) suspekt, noch dazu, wenn man sich mit dem Herrn auch außerhalb seiner Bühnenexistenz (soweit das möglich ist) beschäftigt. Und als Theatermacher kann ich seinen Ansatz mehr als nachvollziehen. Und weil ich nur Theatermanagement und nicht -wissenschaft studiert habe, kann ichs nicht adäquat erklären.

  285. @Phönixia

    Vielleicht falle ich ja ein bißchen aus der Rolle, aber ich kann an der Aussage „man muss sich den Gepflogenheiten anpassen“ nichts anstößiges erkennen. Es kommt natürlich ein bißchen auf die Intention der Aussage an. Will ich das eklige Ausländergesocks einfach nur irgendwie weghaben, bin ich Nazi. Mit vollem Recht. Gebe ich zu bedenken, dass, wenn ich z.B. nach Thailand zöge, mir nicht im Traum einfallen würde, dort nackt in die Tempel zu marschieren, ist das doch eher eine Diskussion.

  286. @arassai,
    “ oder denkt er wirklich, dass die leute das ironisch aufgefasst haben, und klatschen, weil er der gesellschaft jetzt so schön ….“
    Aber die andere Erklärung wäre doch, das geklatscht wurde, weil man es ernst genommen hat UND der Aussage zugestimmt hat!
    Das möchte ich auch nicht so einfach glauben ;-)

  287. Serdar Somuncu ist und bleibt ein Widerling.

    Natürlich „spielt“ der Mann seine Position aus und will uns lehren, dass wir alle blöd sind – außer er. Natürlich.
    Dieser Mensch ist eine Maschine – er witzt vor allem über sich selber und seine Späße.
    Selbst als sein Jünger, Linus, dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass der Sie voll und ganz in den Händen hat.

  288. @ mittermeier, otto und co. haben tatsächlich ein alter ego, aber keins, dass schwulenfeindliches denken bedient. ein kleiner aber feiner unterschied.

    wenn der echte somuncu nicht schwulenfeindlich ist, warum freut er sich, wenn sein westerwelle- witz im studio ankommt? ist das auch s. in seiner rolle, der mitgrinst? ist das auch theater?

  289. »wenn Sie als Schauspieler einen schwulen witz machen, sind sie immer ein schauspieler, und zwar mit einem anderen namen, als ihrem echten. warum trägt S. dann keinen künstlernamen, wenn er als kunstfigur auftritt?«

    Die somuncu-abgeneigten Kommentare vorher waren ja noch zu ertragen, aber hier reißt selbst mir der Geduldsfaden. Wenn Max Uthoff einen Waffenhändler spielt, Georg Schramm seine Lieblingsfiguren, tun sie dies nicht unter einem Künstlernamen, KEIN Kabarettist oder Comedian weiter oben trägt einen idiotischen Künstlernamen.

    Viele von Ihnen betrachten die Dinge, die Somuncu tut, als einzigartig. Sind sie aber nicht. Auch andere Kabarettisten benutzen solche Mittel, nur dass sie einfacher zu verstehen sind. Vielleicht ist Somuncu auch einfach ein Künstler, dessen Zugänglichkeit zu dem in der ersten Schicht seiner Worte adressierten »intellektuellen Prekariat« eine ungute Sache ist. Die Masse, der Stammtisch versteht und hinterfragt nicht, sondern nimmt auf.

    Ich finde es auch grenzwertig, zu Pispers zu gehen, ohne sich eigenständig mit den Themen auseinanderzusetzen – das merke ich an meiner eigenen Kabarettisten-Geschichte.

    Zuletzt noch einmal etwas anderes aufgegriffen: Wieso geht es Ihnen um Somuncu, wie er denkt? Wieso nicht um Somuncu, wie er sich »verkauft«, wie er bei dem Großteil aufgenommen wird? Genausowenig wie bei Sonneborn kann ich mir vorstellen, dass ein Großteil seiner Anhänger die vertretene politische Gesinnung gut findet…

    Viel Spaß beim »Weiterdisputieren«.
    Max Niemann

  290. @arassai

    Was macht denn bitte Mario Barth? Ich finde sein Programm konsequent zu Ende gedacht zutiefst Frauen-, Männer- und damit Menschenverachtend. Versichern statt Verunsichern. Und vor allem extrem humorlos. Man muss noch nicht mal irgendwie ansatzweise Humor haben, um da zu lachen. Das ist das, was in Kontaktanzeigen gerne unter „humorvoll“ steht. Ekelig.

  291. @328: „sehe ich dazu einen enormen inhaltlich qualitativen Unterschied zwischen „Bums die Fotze gerade” und „Ich lerne nicht die Terminologie von Leuten, die ich für minderbemittelt halte„“

    Nun ja – ist „Bums die Fotze gerade” dann seine eigene Terminologie oder er hat sie doch gelernt?

  292. @ niemann,

    wenn schramm einfach schramm ist, geht er keine minderheiten an, sondern im gegenteil die elite.
    somuncu gegen aber nicht die schwulen- und lesbenhasser an, sondern die schwulen und lesben. kleiner unterschied wie ich finde. Und weil diese ‚ironische brechung‘ von vielen nicht verstanden wird, bzw. gar kein bedürfnis danach besteht, habe ich mit diesem versteckspiel ein problem.

    @ linus,

    naja, barth ist frauenverachtend und zementiert ein chauvi- Männlichkeitsbild. Männerverachtend ist das nicht, humorvoll auch nicht. und?

  293. @arassai

    Wie entmystifiziert man „Mein Kampf“? Indem man draus vorliest. Völlig ernsthaft, ungebrochen und unkommentiert. Wie entmystifiziert man das Hakenkreuz? Indem man es trägt.

    Wie stellt man Schwule- und Lesbenhasser am besten bloß? Indem man sie eins zu eins wiedergibt. Für sich selber sprechen läßt. Unkommentiert, ungebrochen. Das reicht dann schon aus, dass halbwegs denkende Menschen sich an den Kopf greifen. Lachen darf man aber trotzdem. Nicht nur, weil man das Konzept verstanden hat, sondern weil die Sprüche infach so doof und drüber sind, das man es nicht fassen kann. Kein normaler Mensch, bei dem das Hirn halbwegs funktioniert kann das ernst meinen. Kein normaler Mensch, bei dem das Hirn halbwegs funktioniert, kann Nazi sein. Kein Mensch, der sich über die Entstehung faschistischer Strukturen ernsthaft Gedanken macht, kann homophob sein. Das geht nicht.

    Das heißt nicht, dass es das nicht gibt. Aber es geht nicht. Ich kann nicht meine Frau schlagen und ernsthaft grün wählen. Ich kann keine Frauenrechlerin sein und für die „Bild“ werben. Das geht nicht.

  294. @346/Linus
    Warum muss man „Mein Kampf“ entmystifizieren? Wer bezieht sich denn heute noch darauf oder verherrlicht es? Soll vielleicht Hitler entmystifiziert werden? Aber könnte dies so gelingen? Sehr oft ist es doch so: die einen sind Anhänger/Befürworter einer Person oder Bewegung, andere sind aus guten Gründen dagegen. Ersteren wird man mit Argumenten nicht beikommen üssen, bei letzteren ist es nicht nötig. Das selbe Proplen hat das politische Kabarett generell. Wenn ich heute führenden Politikern von den „Grünen“ ihre Aufsätze vorlesen würde, in denen sie für das Recht minderjähriger auf freie Sexualität eintreten, kommt als Antwort nur, dass das doch schon 15 Jahre her sei. Ihre Anhänger wird das in keinster Weise beeindrucken, weil sie nicht an Inhalte glauben, sonder an Personen. Wenn es um Logik ginge, wäre zwischen 1914 und 2011 so einiges nicht passiert!

  295. @ linus,

    er stellt gibt aber niemanden eins zu eins wieder, wenn er sagt, ein außenminister ist in afghanistan nicht glaubwürdig, wenn er kurz vor abreise noch ‚hinten bedient‘ wurde. gerade gehört in seiner show. die leute lachen. er legt den nächsten witz nach. über merkel und westerwelle. die leute lachen wieder.

    wo stellt damit homohasser bloß? das sind doch genau diesselben witze, die man sonst auch hört. was ist daran jetzt entlarvend??

  296. er stellt gibt aber niemanden eins zu eins wieder “ vs. „das sind doch genau diesselben witze, die man sonst auch hört

    Sie merken den Widerspruch aber schon?

  297. wenn man den letzten Kommentar von arassai liest, dann kommt man zu dem Schluss, dass viele Kabarettisten homophob sind, da sie exakt dieselben Witze machen. Wenn dem so ist, dann erübrigt sich die Diskussion. Die Frage, warum es noch keinen Artikel über Mario Barth gibt, der ja dann offensichtlich frauenverachtend ist, stellt sich dann allerdings schon!

  298. ok, ich verstehe, also man lernt in seinem programm, seine eigene schmerzgrenze zu überwinden, damit man immun wird, wenn andere mal wieder hetzen. ist das der reinigende moment…?

  299. gut, ich bin jetzt bei der hassprediger- show folge 7 und ich muss sagen, ich sehe jetzt, was seine gefolgschaft meint. ich habe von ihm zuerst nur die lesben-hasspredigt gehört und seinen n-tv auftritt gesehen…daraus allein ergibt sich wirklich ein anderes bild.

  300. @298/Stefan Niggemeier
    Menschen sind für die Folgen dessen, was sie sagen, verantwortlich. Und, ja, das gilt auch für Herrn Somuncu.
    Wie wäre es, wenn Sie statt Moralgesetze zu postulieren einfach mal auf die beispielsweise von Linus, Max Niemann, Ulf Pohmeier, arassai und anderen vorgebrachten Einwürfe reagieren würden? Sie fordern doch – richtigerweise – immer eine Auseinandersetzung mit dem Leser, Zuhörer, Zuschauer. Warum entziehen Sie sich dem und werfen den Leuten nur Plattitüden für die Füsse? Oder ist das Ausdruck dafür, dass Sie einen im Affekt geschrieben Text geschrieben haben, der ungemein schlecht recherchiert ist?

  301. @346/Linus:

    „Kein normaler Mensch, bei dem das Hirn halbwegs funktioniert kann das ernst meinen. […] Kein Mensch, der sich […] ernsthaft Gedanken macht, kann […]“

    Genau hier liegt meiner Meinung nach der Knackpunkt. Ich denke eben, dass es sehr wohl möglich ist, (halbwegs) intelligent zu sein und dennoch in bestimmten Bereichen eine so fest vorgefasste Überzeugung zu haben (und sie sie noch so irrational), dass man diese nicht mehr hinterfragt und neue Argumente beharrlich so deutet, dass sie zur eigenen Überzeugung passen oder man sie als irrelevant abtut oder dergleichen. Dazu kommt, dass m.E. auch nicht jeder Mensch so kritisch ist sich und andere ständig zu hinterfragen.

    Auf der anderen Seite kann, wer schon einen gewissen Hass auf bestimmte Minderheiten besitzt, sich durch extremere Aussagen bekräftigt fühlen. Wenn die Diskrepanz zwischen der eigenen, leicht ablehnenden Haltung und der extremen, hasserfüllten Haltung, wie sie Somuncu vorträgt, groß genug ist, regt das vielleicht zum Nachdenken an. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dieser Unterschied tatsächlich immer so groß ist, oder ob nicht ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Bevölkerung gar nicht so weit zumindest von einigen dieser Ansichten entfernt ist. Und das finde ich in diesem Zusammenhang v.a. dann problematisch, wenn diese Menschen nur einen Ausschnitt aus Somuncus Schaffen mitbekommen, z.B. im Fernsehen. Dann, fürchte ich, kann eben doch unreflektiert Hass geschürt werden.

  302. Ich finde seine live- show in Ordnung und …ja, auch im Interview kommt er glaubwürdig rüber.

    Aber hate- night ist unterträglich. Dieser Serdar ist überhaupt nicht wiederzuerkennen. Für mich ist es nicht verständlich, dass das ein und derselbe Typ sein soll. Und seine n-tv Auftritte bringen dann dieses in meinen Augen sehr „schizoide“ Bild auf den Punkt. Aus dem Tv- Auftritt lässt sich kein ‚Homo- Hasser‘ aufbauen, wenn man davon ausgeht, der echte Serdar ist der auf der Bühne mit seiner Hassprediger- Nummer. Aber der Serdar in der Hate- night lässt dann dieses eigentlich positive Bild wieder ins Gegenteil verkehren- und da sehe ich einen Frauenverachtenden Homohasser, und zwar ohne doppelten Boden.

  303. Ich bin mir auch nicht sicher, was er mit den HateNights erreichen will. Wenn man sich Bühnenauftritte und Interviews anguckt und anschließend die HateNights fehlt dort jegliche Reflektion. Vielleicht bin ich auch zu dumm, um es zu verstehen, vielleicht gehört es zum Gesamtkonzept, irgendwas wird er sich bestimmt dabei gedacht haben, aber ich verstehe es nicht. Eigentlich schade.

  304. 353, Gregor Keuschnig:
    „Sie fordern doch – richtigerweise – immer eine Auseinandersetzung mit dem Leser, Zuhörer, Zuschauer. Warum entziehen Sie sich dem und werfen den Leuten nur Plattitüden für die Füsse?“

    Ob das jetzt Plattitüden sind oder nicht: Dieses Verhalten ist mir hier auch schon öfter aufgefallen und das ist ein Grund, weshalb ich diesen Blog kaum noch lese. Niggemeiers Blogartikel sind zwar in der Regel sehr lesenswert, sehr differenziert, man lernt etwas beim lesen. Aber: Anschließend beteiligen sich zig Kommentatoren mit mehreren hundert Kommentaren, sie gehen auf Niggemeiers Thema ein, sie machen sie Gedanken, sie nehmen sich die Zeit. Und Niggemeier: Es scheint ihn nicht mehr groß zu interessieren, dass die Diskutanten die ganze Zeit auf SEINE Anregung hin und nach seinen Vorgaben diskutieren. Der Chef gibt das Thema vor, die Masse bringt die Page Impressions und somit die große Popularität dieses Blogs. Bestenfalls kommt von ihm noch eine Bemerkung zu einem Detail, Fragen, Anregungen, Kritik etc. wird meist ignoriert.

    Nun könnte man sagen, dass der Blogchef viel zu tun hätte, würde er auf all das eingehen. Aber gerade in dieser Diskussion hat sich so viel getan, dass man als ernsthafter Blogbetreiber das diskursiv begleiten müsste. So ist es ein wenig wie den Fischen Brocken hinwerfen. Das ist ein komisches Verhalten für einen Blogger, so wie ich das Bloggen verstehe.

    Aber das ist ein anderes Thema.

    Ich bin jedenfalls froh, diesen Herrn Somuncu kennengelernt zu haben. Seine n-tv- und Hatenight-Auftritte sind das letzte, aber als Diskussionsgrundlage über Satire, Rollen, Kunst etc. ist der Typ sehr brauchbar.

  305. Somuncus Auftrittskonzept ist doch die totale Übertreibung. Umso erschreckender (und wohl auch sein gewollter Effekt) ist es doch, dass das von vielen offenbar gar nicht als Übertreibung wahrgenommen wird sondern lang und breit diskutiert wird, dass es offenbar viele Menschen gibt, die diese Positionen ernst nehmen, für richtig oder lustig halten!

    @341 wer sagt denn, dass er sich freut? Wie er selbst sagt, „ist es erschreckender, dass ich das sage, oder das sie lachen?“.

  306. @Zoidberg:

    Genau da habe ich dann auch mein Problem mit Somuncu. Die HateNights verstehe ich nicht so ganz. Anders als Stefan ziehe ich aber nich den Schluss daraus, dass er das Ganze ernst meint, sondern glaube, dass er etwas im Internet versucht, was so vielleicht nicht funktioniert. Er hat in dem von mir verlinkten Interview ja durchaus geschrieben, dass er im Internet Dinge ausprobiert und versucht Grenzen zu erreichen oder auch zu überschreiten? Möglicherweise hat er dann an der Stelle eine Grenze überschritten ohne sich dessen schon bewusst zu sein.

    Das bedeutet aber nicht, dass er diese Haltung wirklich vertritt.

  307. Meine persönliche Meinung ist ja, dass er mit der HateNight auf krasse Weise zeigen will, wie man es nicht machen sollte.

    Es gibt eine Folge, bei der ich – entschuldigen Sie – kurz vorm Kotzen war, in der er nämlich zu den Videoaufnahmen von Leichenbergen in KZs ein Backrezept für Weihnachten vorträgt. Dieses Maß an Grausamkeit kann (!) nicht ernst gemeint sein. Somuncu ist ein intelligenter Mensch, wie er diese Intelligenz nun einsetzt, stehe hier mal nicht zur Debatte. Nur würde kein vernunftbegabter Mensch so etwas aus ehrlicher Überzeugung darstellen.

    Was er wirklich mit der HateNight bezweckt, weiß ich natürlich aber auch nicht.

  308. ok, also der tieferliegende Sinn von HateNight bleibt wohl vorerst sein Geheimnis. Ich bin aber schon einverstanden damit, bei ihm zuerst mal davon auszugehen, dass er das ‚Richtige‘ will und dabei mitunter arg danebengreift, als ihm gleich vorneweg eine rechte Gesinnung anzuschreiben. Für diese Einschätzung wiegt dann das Gewicht seiner Live- Auftritte einfach zu schwer, um wirklich glauben zu können, seine Grundhaltung wäre in irgendeiner Art ‚rechts‘.

  309. zu #360
    an Tabus kratzen hat halt auch den Effekt, dass diese brüchig werden. Manchmal wirkt das befreiend, wenn einem ein Tabu unsinnig erscheint, manchmal markieren Tabus aber auch Grenzen, die sinnvoll sind. Hier wird ja auch immer wieder über Grenzen der Berichterstattung gesprochen, und dass man nicht alles, was man kann, tun muss. Ich denke, das lässt sich auch – mehr oder weniger – auf die Kunst übertragen.

  310. @bettkantenschläfer (359): Dass die HateNights seine „wahre Gesinnung“ zeigen halte ich auch für abwegig. Dazu passen weder Bühnenprogramm noch seine sonstigen Äußerungen im Rahmen von Reportagen und Interviews. Es handelt sich möglicherweise wirklich um einen Versuch, dessen Ziel mir unklar ist – vielleicht sind es Diskussionen wie diese hier, aber ob das sinnvoll ist?

  311. nun ja, es fällt zumindest auf, dass somuncu sehr widersprüchliches sagt. an anderer stelle formuliert er, homophobie sei eine angst vor der eigenen homosexualität. ich würde das so nicht unterschreiben. aber es zeigt zumindest, dass er und seine figur (oder wie immer man das nun formulieren soll) kein geschlossen homophobes weltbild haben. es ist komplizierter.

  312. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Herr Niggemeier sich persönlich von den Äußerungen des Herrn Somuncu angegriffen und gekränkt fühlt. Anders kann ich mir diese unsachlichen und auf das Persönliche zielenden Beiträge von Herrn Niggemeier nicht erklären. Das Journalistische leidet jedenfalls. Warum ist das so? Ist Herr Niggemeier, wie weiter oben schon vermutet wurde, selbst homosexuell? Wenn ja, warum outet er sich nicht? Ich denke, da liegt einiges im Argen beim Autor.

  313. Ich bin einer von seiner „Gefolgschaft“. Ich mag das, was Somuncu macht einfach. Egal ob man es als Kunst ansehen mag oder nicht. Auch würde ich mich nicht Nazi nennen. Ich habe jedenfalls keine Glatze, keine Springerstiefel, habe nie rechts gewählt oder dergleichen und bin eigentlich grundsätzlich eher links-liberal eingestellt. Habe auch keine Probleme mit Schwulen oder Lesben. Aber trotzdem kann ich über seine Schwulenwitze lachen. Warum? Weil ich WEISS, dass Somuncu zu intelligent ist, um das ernst zu meinen. Ich denke, das kann man auch – zumindest in seinen Shows – sehen, dass es so ist. Nämlich wenn er fordert, Lesben die F*** zuzunähen oder sie „geradebumsen“ will, dann KANN das nur ironisch, satirisch, jedenfalls nicht ernst gemeint sein. Ich verstehe auch nicht wirklich, was und wie Somuncu da mit mir und seiner „Anhängerschaft“ macht. Ich weiß nur, dass es verdammt gute Unterhaltung ist, wenn einer mal so richtig die Sau rauslässt und alles sagt, was einem das ungeschriebene Gesetz der political correctness verbieten würde zu sagen. Ich denke, wenn man nur einen Funken Menschenkenntnis hat und mehr von Somuncu kennt als „Hatenight“ und die hier besprochenen n-tv-Auftritte, dann KANN man eigentlich nicht anders, als das als Kunst oder wie auch immer zu akzeptieren, für etwas anderes ist Somuncu einfach zu intelligent. Und es macht eben einen Unterschied, ob ein intelligenter „Kanacke“, wie er sich selbst bezeichnet, einen Schwulenwitz macht, oder ob ein Nazi in Springerstiefeln dasselbe sagt. Da kann ich meinem Vorredner „Linus“ nur Recht geben.

  314. @Gregor Keuschnig

    „(…) Oder ist das Ausdruck dafür, dass Sie einen im Affekt geschrieben Text geschrieben haben, der ungemein schlecht recherchiert ist?“

    Funktioniert Fernsehkritik nicht immer affektiv und ist das nicht sogar der Sinn? Irgend etwas läuft im Fernsehen und der Zuschauer nimmt dies wahr, ohne vorher Tage lang zu Recherchieren. Mir persönlich gefällt diese Herangehensweise (die übrigens auch genau so gelernt habe), da diese schnell zeigt, was in den Köpfen des „natürlichen“ Publikums vorgeht. Sie zeigt also die Wirkung und die Probleme damit auf.

    Bei Herrn Somuncus besprochenen Auftritten, kommt es eben zu dieser Einschätzung: Seine dargestellte Figur ist halt nicht selbsterklärend und sehr unsauber in der Darstellung. Ebenfalls zeigt die geäußerten Beleidigungen seiner Fans auf facebook und twitter, dass sein Konzept nur den Hass und die Dummheit bei anderen Menschen provoziert und unterstützt. Er wirkt als ein klassischer, negativer Verstärke. Kluge werden dadurch nicht klug sondern verletzt oder verstimmt und dumme werden dümmer, ausfallend und aggressiv. Ist dies nun für unsere Gesellschaft förderlich? Natürlich nicht.

    Wäre dies nun so klar und schnell herausgearbeitet worden, hätte Herr Niggemeier eine intensivere Recherche betrieben? Und, ist es die Aufgabe von einem Fernsehkritiker Entschuldigungen für konzeptionelle Fehler zu suchen? Ich finde nicht.

  315. @Jo

    Es macht aber schon einen Unterschied, ob ich handwerkliche und konzeptionelle Defizite aufzeige bzw. das Gesehene unter aller Kanone finde (das alles meinetwegen auch wütend) oder schreibe:

    „- Serdar Somuncu hat ein Problem mit Homosexuellen

    – Er hetzt darin so überzeugend gegen Lesben, dass es egal ist, ob er da womöglich eine Rolle spielt
    – Es ist fast tragisch, dass die Partei, deren Parolen Somuncu so überzeugend verbreitet, ihn wegen seines Migrationshintergrundes wohl nicht aufnehmen würde.“

    Und wenn der Artikel hier als persönliches, schnell hingerotztes Ding erscheint, hab ich noch nichtmal was dagegen. Aber als Artikel in der FAS geht das Ganze dann schon eher in die Richtung, die Niggemeier Somuncu umgekehrt vorwirft, nämlich unreflektiert Antipathien zu schüren.

  316. @Linus
    In der Tat, eine negative Kritik erfüllt genau diesen Zweck. Im Gegensatz zu Herrn Somuncu bekommen seine ausgewählten und bepöbelten Opfer weder mediale Aufmerksamkeit, noch Geld. Da sich Herr Somuncu bewusst über die „Befindlichkeiten“ anderer hinweg stolziert, sich nicht entschuldigt und nicht auf seine Fans einwirkt, die im Internet munter weiterpöbeln, so dient wenigstens dieser Artikel als Kartharsis. Ließt Anne Will nicht auch die FAS?

  317. @JO

    Eine negative Kritik dient dazu unreflektierte Antiphatien zu schüren? Wenn also jemand nicht die Arbeit eines Künstlers, sondern den Menschen bewertet, dann ist sein Ziel persönliche Antiphatien zu schüren? Ist das denn ok so?
    Damit darf ich also jeden Musiker auch persönlich angreifen, wenn mir seine Musik nicht passt.

    Wenn Privatpersonen das machen, ist das eine Sache. Wenn Journalisten das tun eine ganz andere. Für jemanden, der bei anderen sehr genau hinschaut und auch kleine Fehler bemängelt, hat er einfach schlecht recherchiert und wird meiner Meinung nach damit seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Was Linus dort zitiert + die Anspielung auf die NPD ist letzten Endes nichts anderes als das Verbreiten von Gerüchten und zugespitzt formuliert Hetze.

    Aber das ist natürlich ok, denn Somuncu meint das ja alles ernst, was er sagt und dann darf man das. Damit begibt man sich zwar auf Dauer, auf das gleiche Niveau, aber Opfer müssen wohl gebracht werden

  318. @JO, ich denke, man muss erwachsenen Menschen nicht beibringen, was sie zu sagen haben. Auch muss man Frau Will, glaube ich, nicht bei der Durchsetzung vermeintlicher Ansprüche auf „Geld“ helfen. Wenn sie meinte, ihr wird durch Herrn Somuncu Unrecht getan, dann kann sie das vor Gericht klären lassen wie jeder andere Bürger auch. Aber auch Ihrer Analyse der Kommentare auf der Facebook-Seite von Herrn Somuncu (muss man jedenfalls vermuten, dass das seine Seite ist nach dem äußeren Anschein), kann ich nicht folgen. Wenn man z. B. diesen Kommentar von einem User namens „Charlie Brave“ nimmt:

    „Serdar hat doch selbst gesagt, dass er irritiert. Mit den im Artikel genannten Sprüchen tut er das. Ob er wirklich Schwule und Lesben hasst? Ich spekuliere „nein“, aber eigentlich kann ich keine Aussage darüber machen, er sagt seltenst was …über eigene Meinungen. Richtig ist, dass auch irritierende „Hassreden“ Porno für die Leute sind, die ganz echt hassen. Das denkt Serdar ganz gewiss mit, aber es ist eigentlich nicht sein Problem, sondern das der Leute, die seine Irritationsversuche für bare Münze nehmen.“

    Dann erkenne ich darin eigentlich einen hohen Grad an Reflexion und Kritikfähigkeit, was das Tun von Herrn Somuncu angeht. Könnten Sie sagen, welche Kommentare Sie konkret meinen, wenn Sie in diesem Zusammenhang von „pöbeln“ sprechen?

  319. @bettkantenschläfer
    Ja, man darf Störkraft, die Bösen Onkelz so kritisieren. Und wenn man sich mit einem adaptieren Konzept, dass im Fernsehen und Internet nicht aufgeht eine goldene Nase auf Kosten anderer verdienen will, dann ist das auch gerechtfertigt. Platz 1 bei Amazon bedeutet viel, viel Geld! Vor allem wenn man bereits vor Gericht verurteilt wurde den Internetauftritt zu verändern – und dies nicht tut.

    @streifenhörnchen
    „ich denke, man muss erwachsenen Menschen nicht beibringen, was sie zu sagen haben. (…)“

    Ich denke, dass man das schon machen muss. Sonst gäbe es wohl keine Anklagen wegen Beleidigungen, Volksverhetzung oder sonstige Abmahnungen. Selbst Medienkritik, Redaktionen oder ein Lektorat wären ja sonst überflüssig. Das eigene Recht hört da auf, wo die Rechte und die Würde der anderen anfangen. Wenn man das nicht wahr haben will muss man blechen oder eine Therapie machen. So ist das halt.

    Und wegen der Beispiele siehe Kommentar #151, #295, die gelöschten Kommentare. Lesen bildet.

  320. Das eigene Recht hört da auf, wo die Rechte und die Würde der anderen anfangen. Wenn man das nicht wahr haben will muss man blechen oder eine Therapie machen. So ist das halt.

    @JO,

    das stimmt nur soweit, wie es um die einfache Meinungs- und Pressefreiheit geht. Nur auf die bezieht sich Absatz 2 des Artikels 5 Grundgesetz. Wenn man aber wie ich z. B. der Meinung ist, dass das, was Somuncu macht, Kunst ist, dann hilft Ihnen die genannte Schranke der Meinungs- und Pressefreiheit nicht weiter. Die Kunstfreiheit ist schrankenlos gewährleistet. Lesen Sie ein beliebigen Kommentar zu Art. 5 GG oder ein Lehrbuch, z.B. Pieroth/Schlink. Lesen bildet ja, wie Sie richtig sagen.

    Außerdem verstehe ich nicht, was Sie für ein Problem haben, wenn die von Herrn Niggemeier in Beitrag #151 genannten Beiträge bereits gelöscht wurden, von wem auch immer. #295 zitiert nicht aus Facebook. Ich kann im jetzigen Zustand jedenfalls keine „Pöbeleien“ mehr entdecken auf Facebook. Ob die Herrn Somuncu zurechenbar wären, wäre dann nochmal eine andere Diskussion. Ich denke nicht, und da muss ich Ihnen widersprechen, dass Herr Somuncu quasi als „Lektor“ oder „Staatsanwaltschaft“ fungieren muss, um seine „Anhänger“ zu erziehen. Darum ging es und nicht abstrakt um Beleidigungstatbestände und Abmahnungen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, nicht nur Herr Somuncu, sondern auch seine „Anhänger“.

  321. @streifenhörnchen

    In diesem Fall spricht die Realität gegen Sie. Auch Kunst hat Grenzen, gerade im Internet und Fernsehen:

    Im Juni 2008 startete Serdar Somuncu eine Internet-Show mit dem Titel Hatenight, in der er wöchentlich aktuelle Themen kommentiert. Während die ersten 50 Folgen über Youtube verbreitet wurden, sperrte das Videoportal im Juni 2009 aus inhaltlichen Gründen Somuncus Kanal mit über 2000 Abonnenten ohne Vorwarnung und löschte alle Videos. Seither war Hatenight über Sevenload zu sehen.
    Am 5. März 2010 wurde bekannt gegeben, dass die Sendung aus rechtlicher Sicht eingestellt werden müsse
    , nach Verhandlungen durfte sie aber weiter produziert werden, allerdings sehr verkürzt und entschärft. (Siehe Wikipedia )

  322. Und was die Pöbelleien angeht: Sie bezeugen es doch gerade selbst, die Pöbeleien haben stattgefunden. Auch wenn Herr Somuncu dann wohl das machen musste, was er ja angeblich gar nicht will: Er löscht die Kommentare – macht seine Fans mundtot. Mit Klarheit, Kritikfähigkeit und Transparenz hat das nicht viel zu tun. Ich hoffe nur, dass sein Management und vor allem er selbst daraus eine Lehre zieht.

  323. @JO, Sie meinen die normative Kraft des Faktischen? Ich denke, da haben die Medien (YouTube, Sevenload) eben den Schwanz eingezogen. Herr Somuncu macht sich eben Feinde. Das mag man nicht. Ich habe es auch schon erlebt, dass mir Inhalte gelöscht wurden, obwohl sie einwandfrei waren. Da muss sich nur jemand beschweren und schon wird gelöscht. Das ist nicht schön im Sinne des Art. 5 GG, aber die geschäftlichen Interessen überwiegen dann. Und aufgrund des Hausrechts kann man da als Inhalteanbieter auch rechtlich wenig gegen machen. Auf der eigenen Seite http://www.hatenight.de kann Herr Somuncu jedenfalls weiter seine „Kunst“ verbreiten. Außerdem hat er Verlage, die seine Bücher und DVDs verbreiten. Das dürfte gegen Ihre These der „Grenzen“ der Kunstfreiheit in der „Realität“ sprechen.

  324. Somuncu mag zwar -wie seine Anhänger oder Versteher hier mittels Videoausscnitten zu erläutern versuchten- das „Richtige“ beim Zuschauer auslösen wollen, aber gerade angesichts der zugegebenermaßen lustigen Demaskierung der protestierenden jungen Rechten als „Opfer“ des Humors von Somuncu kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie er reagiert hätte, wenn als Opfer ein schwules oder lesbisches Pärchen aus Protest die Bühne gestürmt hätte. Spätestens in diesem Moment wäre Somuncus Maske gefallen, wenn er denn eine aufsetzt. Mögen sich Somuncu und sein zahlendes Publikum gerne den Bauch vor Lachen ob der dummen Kunstbanausen hier reiben, ich halte die Medienkritik an den Hass-Kurzauftritten im Fernsehen und auf Youtube für berechtigt, auch wenn ich die Freiheit der Kunst für eins der höchsten Güter halte.

  325. @Jo

    Somuncu wurde vor Gericht dazu veruteilt, seinen Internetauftritt zu ändern? Wo haben Sie das denn her? Das ist ne ernste Frage, weil das Zitat aus wikipedia nicht mal ansatzweise in die Richtung zeigt. Rechtliche Gründe ist nicht gleich „vor Gericht verurteilt“.

  326. Sorry Mitleserin, aber „Denkt den keiner an die Kinder“ ist meiner Ansicht nach ein Totschlagargument.

    Ist ja ein lustiges Beispiel, das sie da bringen, aber genau so gut kann ich mir eins stricken in dem ein Klassenlehrer seinen Schülern ein paar Ausschnitte zeigt, danach eine Diskussion mit ihnen führt, und wenn er dann wegen übertriebener politischer Korrektheit seinen Job nicht weggenommen bekommt eventuell 20 von 30 Schülern in der Klasse mehr Toleranz für Homosexuelle herausbilden.

    Das Beispiel ist genau so ein Quatsch wie ihres. Ich finde jeder Mensch hat das Recht, Müll zu reden, so lange er nicht Einzelpersonen diffamiert.

    Nur weil wir in Deutschland ein Gesetz gegen Volksverhetzung haben heißt das noch lange nicht, dass wir dieses gegen alles und jeden als Holzhammer anwenden sollten.

  327. @JO #378

    Jetzt kann ich Ihnen gar nicht mehr folgen. Erst kritisieren Sie, dass gepöbelt wird und Somuncu nicht einschreitet. Jetzt kritisieren Sie, dass gepöbelt worden ist und Somuncu hat löschen lassen. Das ist für mich ein Widerspruch. Wie gedenken Sie den aufzulösen? Was soll Herr Somuncu jetzt machen? Löschen und „mundtot“ machen oder nichts tun und sich so angeblich die Äußerungen von Dritten zu eigen machen.

  328. Sebastian, es geht um die andauernde und fortdauernde Beleidigung von Homosexuellen als Opfer seines Humors gerade in den Kurzauftritten, die von ihm bekannt sind und nicht um political correctness in der Schule. Natürlich beleidigt nur die Kunstfigur, aber die Bisse tun trotzdem weh. Mich interessiert seine ernsthafte persönliche Reaktion auf das „Aua“ der Opfer seiner Bühnenshow. Die jungen Rechten hat er souverän vorgeführt. Was macht er mit anderen „unschuldigen“ (ich drücks mal so aus) Opfern seiner Sprüche und des Gelächters des Publikums? Dazu könnte er sich doch einmal äußern oder ist das wirklich zu viel verlangt?

  329. Mitleserin, die Antwort ist Meinungs- und Kunstfreiheit.

    Lassen sie mich es so formulieren: wenn Somuncu auf Basis der Folgen seiner Aussagen beurteilt werden muss dann muss Stefan Niggemeier es unlogischerweise auch. Wer nimmt Somuncu davor in Schutz dass er von Stefan als homophob bezeichnet wird? Was wenn Somuncu sich deswegen morgen vor einen Zug wirft?

    Mit Hypothesen lässt sich nicht argumentieren.

  330. @streifenhörnchen, #376, #379
    Nur mal so als Zwischeneinwurf (an der eigentlichen Diskussion werde ich mich nicht beteiligen, da ich von Herrn Somuncu bis zu diesem Artikel noch nie etwas gelesen oder gehört habe und definitiv keine Lust dazu verspüre, mich mit seiner „Kunstform“ genügend auseinanderzusetzen, um mir da ein Urteil bilden zu können): es stimmt schon, was JO schreibt, die „absolut schrankenlose Kunstfreiheit“ existiert in der Praxis tatsächlich nicht. Da die Kunstfreiheit nicht über allen anderen Grundrechten des GG steht (schon gar nicht über Artikel 1), muss bei etwaigen Grundrechtskollisionen vor Gericht immer eine Rechtsgüterabwägung des jeweiligen Einzelfalles vorgenommen werden. Dazu gab’s mal ein relativ spektakuläres Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mephisto-Entscheidung

    Dass Fernsehsender nicht unbedingt Lust darauf haben, einfach mal abzuwarten, was bei äußerst kontrovers diskutiertem Zeugs wie der Hatenight ggf. vor Gericht rauskommen würde, kann ich ohne weiteres nachvollziehen.

  331. @Squeedly, das Zauberwort lautet hier „praktische Konkordanz“. Lesen Sie mal was dazu. Lesen bildet, wie ich mir von einem Ihrer Vorredner habe sagen lassen müssen. Ich habe übrigens nichts Gegenteiliges gesagt, aber eine „Rechtsgüterabwägung“ findet eben bei der praktischen Konkordanz, die Sie meinen, gerade nicht statt. Ich hatte nur die einfachgesetzlichen Schranken angesprochen, auf die sich der Vorredner bezog. Die gibt es bei der Kunstfreiheit eben nicht.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Praktische_Konkordanz

  332. @streifenhörnchen
    Habe mir den von Ihnen verlinkten Artikel durchgelesen. Und? Da steht auch nichts anderes, als dass die Kunstfreiheit eben nicht schrankenlos über allen anderen Grundrechten steht. Weswegen Sie sich an dem Wort „Rechtsgüterabwägung“ aufhängen, erschließt sich mir nicht – bin aber auch kein Jurist. Es handelt sich dabei um ein Zitat („Abwägung der Rechtsgüter“) aus dem von mir bereits verlinkten Artikel, kommt gleich im ersten Absatz vor.

    Falls Sie gerade an einer formaljuristischen Korinthenkacker-Diskussion über einzelne Begriffe interessiert sein sollten – danke, kein Bedarf.

  333. http://www.youtube.com/watch?v=m5TupkYQnek

    Ich setz hier mal einen Link zu einem aktuelleren Programm von ihm hin. Mal abseits von den ganzen Hatenight-Sachen.

    Das geht anderthalb Stunden und man kann danach vielleicht den Hassprediger etwas besser verstehen.

    Gegen Ende kommt ein Zitat, was hier sehr gut herpasst.
    Kurz nachdem er auch gegen Behinderte gewettert hat, sagt er sinngemäß:
    „Die Behinderten lachen sich über diese Witze kaputt, weil sie sich endlich angekommen fühlen. Die Gesunden regen sich stellvertretend auf und wettern.“

    Das passt hier sehr gut in diesen Thread.

    Oder auch: „Jede Minderheit hat verdient, diskriminiert zu werden.“

  334. @streifenhörnchen, doch, doch, auch bei der Kunstfreiheit muss geguckt werden, wie man die mit den anderen Grundrechten in Einklang bringt. Spätestens bei der Menschenwürde nach Art. 1 Abs. 1 GG ist dann „Schluss mit lustig.“ Inwiefern die Beiträge von S. Somuncu jetzt gegen die Menschenwürde verstoßen, ist wieder Ansichtssache.

  335. @Mayo,
    [b]Oder auch: „Jede Minderheit hat verdient, diskriminiert zu werden.”[/b]

    Diskriminierung geht ja sehr viel weiter als nur über eine Minderheit Witze zu reißen.
    Kann mir kaum vorstellen, dass durch soziale Diskriminierung, wie Ausgrenzung und Herabsetzung, sich irgendjemand „angekommen fühlt“
    Ich denke, man muss vorsichtig sein, Somuncu, in irgendeiner Weise, wörtlich zu nehmen.

  336. Was ich sagen will: Letztendlich muss jeder Betroffene selbst wissen, ob er sich von Somuncus Worten verletzt oder angegriffen fühlt oder nicht.
    Hier in dieser Diskussion lese ich leider größtenteils: „Ich bin zwar nicht schwul, aber was DER DA über Schwule sagt, geht ja mal garnicht! Pfui Spinne“. Während sich vielleicht der echte Schwule kaputtlacht, vielleicht auch, wenn er sieht, wie hier Partei für ihn ergriffen wird. Wahrscheinlich von Leuten, die ihn auf der Strasse komisch angucken würden, wenn er seinen Partner küsst.

  337. Sorry für Doppelpost: Warum nimmt sich hier nicht jeder selbst den passenden Angriff für seine Person aus Somuncus Ausführungen her, sondern es wird auf dieser Schwulensache rumgeritten?

    Da S. wirklich gegen alles und jeden schiesst, sollte sich da für jeden was finden lassen.

    Oder findet hier etwa ein hundertfaches Outing statt?

  338. Was ist denn das für ein dummes Gekäse, Mayo? Soll man etwa wegschauen, nur weil man nicht betroffen ist?

    Ich finde es gut, wenn sich auch andere äußern, damit Minderheiten nicht allein dastehen. Denn die haben es beleibe nicht einfach, überhaupt wahr- und vor allem auch ernstgenommen zu werden. Aber lieber kategorisiert man Kritiker als Gutmenschen. *augenroll*

    Und nur weil ein Schwuler X die Witze von S toll findet, heißt das doch noch lange nicht, dass das auch für den Schwulen Y gilt.

  339. @Mayo

    Na, Sie sind mir ja ein lustiger. Ich kann doch auch als Hetero ein Interesse daran haben, dass kein homphobes Zeux verbreitet wird.

    Die Ansichten über Somuncu gehen dabei aber weit auseinander: Ist er homphob? Stellt er einen Homphoben dar? Stellt er einen Homphoben bloß? Ich tendiere zu irgendwas zwischen den beiden letzten.

  340. @Linus, @Mayo
    [b] Na, Sie sind mir ja ein lustiger. Ich kann doch auch als Hetero ein Interesse daran haben, dass kein homphobes Zeux verbreitet wird. [/b]
    Ja, Sie sagen es!

    Es wird immer gesagt Somuncu hat Leute beleidigt, Somuncu hat dieses Zeug gesagt ….
    Somuncus Worte sind die Worte der Gesellschaft in der wir leben!
    Es ist die Gesellschaft die beleidigt, die homophob ist, die ausländerfeindlich ist und vieles mehr.
    Über die Gesellschaft sollte man entrüstet sein, aber nicht über Somuncu (seine Person).

  341. @Phönixia

    Aber es ist doch viel einfacher, auf Somuncu einzuprügeln, als sich mit dumpfen (womöglich auch noch eigenen) Vorurteilen im Alltag rumzuschlagen. Wenn man halb soviel Erregungsenergie investiert, dafür zu sorgen, dass es immer weniger Leute gibt, die ihn mißverstehen, anstatt einfach vor der Dummheit derer, die es tun, zu kapitulieren.

  342. @Linus:
    Es steht Ihnen natürlich frei, für eine angegriffene Bevölkerungsschicht Ihrer Wahl Partei zu ergreifen.

    Es werden aber auch Ossis, Türken, Behinderte, Nazis, Thailänder, Deutsche an sich, Assis, Juden und sogar Kinder aufs Korn genommen. Dann möchte ich auch, dass diese Gruppen entsprechend verteidigt werden. Oder haben diese es weniger verdient?

  343. „Die Behinderten lachen sich über diese Witze kaputt, weil sie sich endlich angekommen fühlen. Die Gesunden regen sich stellvertretend auf und wettern.“

    In dem Bild wäre ich jetzt bei Somuncus Schwulenwitzen der Behinderte. Ich bin schwul. Ich lache mich nicht kaputt. Und weil schon mehrer Male Somuncus scheinkluger Satz zitiert wurde, etwa: „ist es erschreckender, dass ich das sage, oder dass Sie lachen?” Ich lache gar nicht. Wie beantworte ich dann die Frage?

    „Jede Minderheit hat verdient, diskriminiert zu werden.“

    Was für ein Scheiß. Minderheiten werden diskriminiert. Und es soll ein emanzipatorischer Akt sein, sie zu diskriminieren?

    Ich mag nicht mehr über diesen Typen diskutieren. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass er ein Problem mit Homosexuellen hat. Und ich finde es süß, wie viele Leute meinen, das dadurch widerlegen zu können, dass er selbst doch sagt, dass es nicht so sei.

    Noch fürs Protokoll: Ich habe den Text nicht im Affekt geschrieben. Ich habe nicht nur die Ausschnitte aus den Sendungen gesehen, bevor ich ihn geschrieben habe. Ich habe vor dem Schreiben recherchiert.

    Somuncu hat einen Weg gefunden, mit seinem Hass fertigzuwerden. Er verbreitet ihn öffentlich. Wenn das für ihn, wie er sagt, eine kathartische Wirkung hat, freut es mich für ihn. Ich halte ihn trotzdem für jemanden, der nicht reinigt, sondern verschmutzt.

  344. 390, Mayo:

    (Kurz nachdem er auch gegen Behinderte gewettert hat, sagt er sinngemäß:
    „Die Behinderten lachen sich über diese Witze kaputt, weil sie sich endlich angekommen fühlen. Die Gesunden regen sich stellvertretend auf und wettern.”)

    Ein Kabarettist, der seinen Humor erst erklären muss und sich selbst Absolution erteilt? Ich weiß nicht, wie dieser Mann wirklich denkt. Auf mich wirkt er eher wie einer, der eine Nische sucht und möglichst laut auf sich aufmerksam machen möchte.

    Und der nette Herr Küppersbusch pusht das Ganze wohl auch weniger aus gesellschaftspolitischen Erwägungen heraus.

  345. @ Stefan,

    bis ich mir gestern angesehen habe, was er auf der Bühne macht, war ich da ähnlicher Meinung. Was er da macht, trägt aber, wenn man sich darauf einlässt, wirklich zu einer Wahrnehmungsänderung bei. Ich bin heute jedenfalls recht beschwingt durch den Alltag gelaufen, und das, obwohl ich nach Ansicht der hatenight- Geschichten, die ich vor seiner Show sah, erstmal kalkweiß angelaufen bin.

    Wenn du sagst, er verbreitet seinen Hass öffentlich um damit umzugehen, dann würde ich erwiedern, er schickt seinen Hass dahin zurück, wo er herkommen ist, nämlich aus den gesellschaftlichen Realitäten, mit denen wir wahrscheinlich alle mehr oder weniger bewusst großgeworden sind und die wie alle ungewollte weitergeben. Er macht öffentlich, was trotz noch so guter humanistischer Glaubensbekenntnisse in vielen von uns steckt: Unbewusste Vorurteile.

    Es ist also nicht sein „ureigenster“ Hass, der da spricht, mit dem er quasi auf die Welt gekommen ist, sondern ein Eiterpickel, den er durch diesen rabiaten Aderlass in den Müll befördert.

    Ich bin sehr bereit, meine Einstellung zu Political correctness, die ich bisher für unumgänglich hielt, zu überdenken, und zwar deshalb, weil dies eine nur oberflächliche Art ist, nett miteinander umzugehen. An die tieferen Schichten kommt der eigenen und fremden Vorurteile kommt ein „Aber es sind doch alle Menschen gleich, deshalb darf man nichts böses gegen sie sagen“ eben nicht ran.

    An dieser Stelle mal ein Gruß an Linus, ohne dessen Hartnäckigkeit mir diese Erfahrung wohl „ersparrt“ geblieben wäre ;o)

    Problematisch ist es deswegen trotzdem, wenn Serdar mit sowas in einer Talk- Show auftritt, in der eben genau das Setting herrscht, dass er ja überwinden will. Da überschneidet sich was, und ruft Missverständnisse hervor.

  346. ps: Guter Punkt: irgendwann ist es wirklich hilfreicher, vor der Dummheit anderer zu kapitulieren, in dem man sich einfach ihre Maske aufsetzt. Man rennt nicht mehr gegen übergroße Feinde an, denn bestimmte Menschen wird man einfach nie ändern. Seine Methode zeigt auf, dass man überhaupt nicht mehr bereit sein muss, sich als ‚vernünftiger Mensch‘ mit ihnen auseinander zu setzen. Denn der Hass ist irrational, deswegen kommt man gegen ihn mit rationalen Argumenten nicht an. Man lässt es einfach bleiben und ersparrt sich viel Energie.

  347. 404:

    (Problematisch ist es deswegen trotzdem, wenn Serdar mit sowas in einer Talk- Show auftritt, in der eben genau das Setting herrscht, dass er ja überwinden will. Da überschneidet sich was, und ruft Missverständnisse hervor.)

    Dieses Problem dürfte ihm und seinem Produzenten ja nicht entgangen sein. Dass beide trotzdem an dieser Art von Auftritten festhalten, sagt mir mehr als so manche Text-Exegese einiger Fans.

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