Aber die Kamera wird gleich zufahren

Ein spezielles Vergnügen bei medialen Großereignissen wie diesem ist es, beim Rumpelsender n-tv vorbeizuschauen, der es schon an normalen Tagen nur mühsam schafft, seine Moderatoren rechtzeitig nach den Beiträgen zu wecken und den Sendebetrieb aufrecht zu erhalten.

38 Replies to “Aber die Kamera wird gleich zufahren”

  1. Schön. Schön auch, dass immer argumentiert wird, wegen dieser privaten Nachrichtenangebote seien öffentlich-rechtliche Nachrichtenkanäle überflüssig, das könnten die die Privaten doch viel besser.

  2. Ein Freund hatte die Tage mal bei n-tv angefragt, ob er denn Mitschnitte von deren Wetterberichten erhalten könne, weil er darüber gerade seine Bachelorarbeit schreibt. Im Antwortschreiben meinte man dann, man könne keine Zuarbeit für Studienarbeiten leisten, weil man die ganze zur Verfügung stehende Zeit auf die Ausarbeitung der redaktionellen Inhalte verwenden würde.

    Wie viel Zeit das war, stand leider nicht im Schreiben.

  3. Schön auch die vorgetäuschte Studioatmosphäre, die Kamera, die vor der „Zufahrt“ rechts im Bild angeschnitten ist, wird erst nach ein paar Sekunden eingeblendet.

  4. Ich tippe eher darauf, dass der Moderator das sinnierende „Nachuntenblicken“ bewusst als Stilmittel einsetzt, um dem geneigten Publikum eine Atempause in der permanenten Nachrichtenhektik zu gönnen.

  5. …werd‘ auch gleich müde wenn ich das sehe.
    Ist aber viel sympatischer als die agressive gute Laune anderer Moderatoren am Morgen, z.B. im Radio.

  6. Lustig… Vielleicht ist die Stille auch durchaus gewollt, und ein Stiller Tribut an Heinrich Bölls „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“?!?! Fühlte mich bei Deinem Video jedenfalls sehr daran erinnert! :-)

  7. Rumpelsender? Was ist dann bitte N24? Ein sich unsichtbar machender Nachrichtensender? Dann lieber Gerümpel.

  8. Wenn man schaut, wie professionell Ende der 90er bei n-tv gearbeitet wurde, und was die cost-cuttenden Bertelsmänner in den letzten Jahren aus dem Sender gemacht haben, wundert mich gar nichts mehr.

    Deutschland hat nur einen einzigen Nachrichtensender, und der heißt EinsExtra.

  9. Also, ich find diese kurzen Pausen nach einem Beitrag jedenfalls besser als jenes Hineinquatschen in den Beitrag, das bei anderen Sendern gepflegt wird. Und so ne Kamerapanne kann mal passieren, der Mann da hat doch sehr souverän reagiert.
    Bei n-tv gäbe es wahrlich genug Wesentlicheres zu kritisieren, Deutschlandfixiertheit, den Zuschauer für blöd Haltung, unkritisches Nachplappern von Politikergeschwafel, neoliberalistische Tendenz.
    Ein sehr ordentlicher Nachrichtensender auf Deutsch ist Euronews.

  10. @ 1

    Du wirfst da einiges auf einen Haufen: Diese Schweigesekunden sagen nichts über die Qualität der folgenden Nachrichten aus. Und: Die Qualität jetziger privater Nachrichten sagt nichts über deren mögliche Qualität beim Fehlen von gebührenfinanzierten Nachrichten aus. Wenn qualitativ hochwertige Nachrichten gewünscht sind, dann werden diese einen Sender finden, ganz einfach durch Angebot und Nachfrage. Wenn aber zu wenige Menschen Nachrichten mit Niveau sehen wollen, dann gibt es eben keine. Die Politiker sollte aufhören zu glauben, besser zu wissen, was gut für die Menschen ist. VATER Staat braucht niemand.

  11. Schlimm war auch die, well …ich nenne es mal „Liveberichterstattung“ zum Erdbeben und Tsunami in Japan. Alle 15 Minuten die Wiederholung der vorhergehenden 15 Minuten, schlecht Nachrichtensprecherinnen darstellende Models, die sich schön gegenseitig -wie ferngesteuert- alle 60 Sekunden anschauten… grauenhaft.

  12. @zumba

    Sie haben aber n-tv schonmal geguckt, um um die Qualität der Nachrichten zu wissen, oder? Nennen Sie mir doch im gleichen Atemzug mal einen seriösen unabhängigen Nachrichtensender, der nicht gebührenfinanziert ist.

  13. Revidiert, denn jetzt habe ich es doch gesehen. Mich wundert diese Konfusion.
    Jeder Sender leistet sich heutzutage dermaßen dümmliche Patzer, dass es zum Wegrennen ist. Da werden beispielsweise Leute in einer Bauchschleife mit Namen genannt, die nicht so heißen. Es werden selbst bei ARD und ZDF falsche Namen eingeblendet und niemanden scheint es zu stören.
    Eine Frau wird interviewt und unter dem Beitrag steht: „August Meier – Nachbar“, dabei war es eine Frau und die hieß vielleicht in ihrem früheren Leben so, aber die Unfälle mit falschen Namen häufen sich. Daran erkennt man wohl die Schnelllebigkeit des Journalismus – Hauptsache dabeisein, was nebenher passiert kann ja mal passieren.
    Ich als GEZ-Zahlerin will aber nicht, dass das passiert, denn sowas zeugt von Egalität mit einer Prise ‚Scheiß drauf‘. Es ist zum Davonrennen, wie die Sender Namen und damit auch Schicksale oder Begebenheiten ad absurdum führen indem nur die Story Platz hat, aber Namen wohl tatsächlich Schall und Rauch sind.

  14. So oft wie der Herr seine Augenbrauen ruckartig hochzieht hat der am Ende eines Tages doch garantiert Muskelkater in der Stirn Oo

  15. Sehr interressant, wie gelassen der Moderator auf den Zusammenschnitt reagiert. Eigentlich ist ja klar, dass n-tv viel zusammenschneiden muss, aber hier wird es dann doch zu deutlich, als dass der Moderator es umgehen könnte. Die Diskussion hier um die Rolle von privaten Nachrichtensendern versteht ich nur teilweise. Zuerst ist doch jeder Privatsender auf Gewinn hin orientiert. Also bleiben da Fehler ebenso wenig aus, wie bei den öffentlich rechtlichen, die natürlich eigentlich ein höheres Niveau garantieren müssten. Aber die „Suche nach dem besten Nachrichtensender“ ist ziemlich sinnlos, da es immer besser ist Informationen selbst zu suchen als sich berieseln zu lassen.

  16. Diese bedeutungsschwangeren Blicke in die Kamera sollen doch einfach nur davor bewahren noch einen teuren Beitrag mehr in der halben Stunde zeigen zu müssen.

  17. Ein neues Highlight, was ich so auch noch nie gesehen habe, dürfte wohl vorhin die eilige Verkündung von Bin Ladens tot sein.

    Ohne Mikro (so hörte es sich jedenfalls an) und im halb Dunkeln verkündet man den Tot von Bin Laden.

    Leider hab ich kein Mitschnitt, aber das war schon genial ;)

  18. @1 & 23
    Für über 8 Milliarden Euro GEZ Finanzierung kann man ja auch erwarten das der Staatsauftrag der Bevölkerungsinformation erfüllt wird.
    Warum man dann kurioser Weise das meiste Geld in Sportübertragungen steckt sei mal dahingestellt.
    Unabhängigkeit in diesem politverstricktem System ist wohl auch eher ein Wunschtraum.

  19. @27 lil: als mitarbeiter des öffentlichrechtlichen rundfunks kann ich ihnen versichern, dass falsche bauchbinden durchaus als ärgernis wahrgenommen werden. in meiner früheren redaktion mussten wir reporter dafür zwei euro ins redaktionssparschwein werfen. die fehlerhäufigkeit hängt übrigens weniger mit mangelndem interesse, sondern vor allem mit neuer technik zusammen. früher gab es nämlich jemanden, der die dinger ein und ausblenden musste. und weil der da saß, hat er das alles auch noch inhaltlich kontrolliert. weil aber heute mit „redaktionssystemen“ gearbeitet wird (die ard zum beispiel mit „open media“), trägt der reporter während des schnitts die namen der zu benennenden menschen selbst ein und der computer fährt das auf zeit ab. und nun kommt die crux der arbeitsverdichtung. während man da also sitzt und mit dem cutter kommuniziert und textet und anrufe von abnehmenden redakteuren entgegennimmt, das handy klingelt, weil tante emma gerne einen mitschnitt des vor der apotheke abgesonderten o-tons erwünscht, muss man eben auch noch die formalen abläufe einhalten, bauchbinden mit richtigem namen und zeit eintragen, einen internettext verfassen, weil das ja alles eine minute nach der sendung online stehen muss, lizenz- und archivangaben eintragen, weil die gema und die vg-wort uns darbenden journalisten auch noch ein bisschen zusätzliches zukommen lassen wollen… und… und… und…
    das ist im aktuellen tagesgeschäft – das ich prinzipiell für richtig halte – manchmal ein bisschen viel. und so macht ein jeder manchmal einen fehler. das ist übrigens menschlich.

  20. Die Arbeit der Bertelsmänner hat Schule gemacht. Wer heute Nicole Diekmann und Jochen Breyer im ZDF-Morgenmagazin sah, der wird sich den n-tv Kollegen dringend ins ÖR wünschen. Unterirdisch bis hochgradig unproffesionell wäre durchaus eine gerechte Bewertung deren Leistung…

  21. Ich glaube beinahe, dahinter steckt Absicht. Mit youtube-Qualität will man junge Leute wieder als Zuschauer gewinnen.

  22. @ theo (#35): Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis von Zuschauern eingeschickte wackelige und körnige Handyvideos in den Nachrichten gezeigt werden…

  23. Schönes Beispiel für ein sogenanntes „Selbstfahrerstudio“ wo der Moderator auch sein eigener Kamermann/Producer/Regisseur zu sein scheint.

  24. Ich hab‘ mir neulich eine Wii zugelegt, und die Figuren da im mitgelieferten Baseballspiel gucken exakt jedesmal so hoch, wenn sie einen Ball gefangen haben. Ich habe mir daraufhin antrainiert, den Ball so zu schlagen, dass er fangbar ist, weil ich dieses abrupte hoch gucken so lustig finde. Ich wusste ja nicht dass es ein reales Vorbild gibt! *n-tv auf Favoritentaste leg*

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