Als der Song Contest noch Song Contest hieß

Es hätte ein großer Abend werden können, gestern in der Düsseldorfer Tonhalle. Der WDR hatte geladen und sein Sinfonieorchester mitgebracht. Heldinnen und Helden der Grand-Prix-Geschichte wie Mary Roos, Ingrid Peters, Katja Ebstein und Johnny Logan waren gekommen, um die Klassiker aus dem Wettbewerb noch einmal live und im Orchester-Arrangement zu singen und sich feiern zu lassen, von der dankbaren, treuen Fangemeinde.

Es sind große, unvergessene Schlager: „Wunder gibt es immer wieder“, „Nur die Liebe lässt uns leben“, „Über die Brücke gehn“, „Aufrecht gehn“… Das Publikum sang begeistert mit, nahm raunend zur Kenntnis, was für eine coole Sau Nino de Angelo ist, der Toto Cutugnos „Insieme“ interpretierte, und freute sich über die groovende Swing-Nummer, die Guildo Horn aus Michelles „Wer Liebe lebt“ machte und die sogar Versatzstücke von Monty Pythons „Always Look On The Bright Side Of Life“ enthielt. Die Künstler strahlten, als hätten sie seit Jahren nicht mehr einen solchen Zuspruch erfahren (was womöglich stimmt), und ließen sich zu der frenetisch geforderten Zugabe überreden.

Es hätte ein großer Abend werden können — sogar trotz Ralph Morgenstern, der ihn zu moderieren versuchte — nostalgisch natürlich, aber mitreißend. Aber diese „Grand Prix Classics“ waren nicht nur ein Begleitprogramm zur Finalwoche in Düsseldorf; sie waren auch ein Gegen-Programm. Sie wurden zu einer Demonstration derjenigen, die sich gegen die Modernisierung sträuben, die der Wettbewerb in den vergangenen gut zehn Jahren erlebt hat und in deren Geist auch das Finale von Düsseldorf stattfindet. Sie sehnen sich nach dem zurück, was der Grand Prix einmal war, oder genauer: wozu sie ihn verklärt haben.

Das fängt schon an mit dem auch und insbesondere unter Journalisten nicht ausrottbaren Irrglauben, die Veranstaltung heiße erst seit kurzem „Eurovision Song Contest“. Dies ist die Schrifttafel zu Beginn des vermeintlichen „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ 1983 in München:

Warum es überhaupt besser sein soll, den Liederwettbewerb im Deutschen mit einem französischen Namen zu benennen, erklärt sich vermutlich aus der Ablehnung des Englischen als böse, böse Sprache, die alle anderen (und nicht zuletzt die deutsche) aufzufressen drohe.

Entsprechend die andere Klage, die immer wieder erklingt: Dass die Länder beim Grand Prix nicht mehr wie früher™ in ihrer Landessprache singen müssen. (Diese Regel galt übrigens keineswegs von Anfang an und gab es auch in den siebziger Jahren zeitweise nicht.)

Beim WDR-Abend in der Tonhalle verhedderte sich Katja Ebstein heillos beim Versuch, gegen das Singen auf Englisch zu plädieren.

Katja Ebstein: Ich finde, intelligente Menschen können auch gut auf deutsch singen. (Demonstrativer Recht-hat-sie-Beifall aus dem Publikum.) Auch wenn es nicht so geschmeidig ist wie das Englische. Wir wollen was erzählen. Und die Menschen, die da zuhören, zumindest in unserem Land, brauchen das Deutsche, weil sie dem Text der Geschichte sonst nicht folgen können. Und ich finde, wenn man die Beliebigkeit sieht – wir haben gestern mal reingeschaut, in diese Vorconteste da, die singen jetzt alle, ob Russen, Türken, wer auch immer, alles singt englisch. Kein Mensch hört mehr auf die Geschichten, weil die es ja gar nicht hören können, verstehen können, bis auf eine Zeile. Das ist zuwenig.

Ralph Morgenstern: Aber es ist doch ein internationaler Wettbewerb.

Katja Ebstein: Macht doch nichts.

Also, ich persönlich verstehe eventuelle Geschichten in den russischen, türkischen und aserbaidschanischen Beiträgen besser, wenn sie mir auf englisch erzählt werden statt in der jeweiligen Landessprache. Wenn Verständlichkeit das Argument wäre, wäre es ein Argument dafür, alle auf englisch singen zu lassen.

Natürlich hat Katja Ebstein Recht, wenn sie die Gefahr der Beliebigkeit anspricht. Natürlich ist es merkwürdig, wenn ein Land wie Aserbaidschan Beiträge schickt, die moderner, internationaler und, mutmaßlich, unaserbaidschaniger klingen als alle anderen im Wettbewerb. Aber sagt uns das nicht mehr über das Land und wie es sich der Welt darstellen will als ein aserbaidschanischer Chanson?

Wenn es – jenseits der unfreiwilligen Komik, die allein einen solchen Wettbewerb aber nicht über 55 Jahre am Leben erhalten hätte – etwas gibt, das den Eurovision Song Contest faszinierend macht, dann doch das: Dass man sehen kann, wie sich Künstler aus verschiedenen Ländern auf dieser Bühne präsentieren, und interpretieren kann, was das über diese Länder aussagt. Und während der Punktevergabe kann man auch noch spekulieren, warum wer wem Punkte gab, und was das wiederum über Europa aussagt.

Der Grand Prix lebt von seiner Vielfalt. Er ist für Länder wie Aserbaidschan und Armenien der Versuch, sich mithilfe von Popmusik als moderne Länder im westlichen Sinne darzustellen. Er ist für Länder wie Griechenland und die Türkei immer wieder ein Anlass, neue Verknüpfungen von traditionellen einheimischen Rhythmen mit internationalem Pop zu suchen. Die Franzosen kommen in diesem Jahr mit einem Tenor, der auf korsisch singt, und glauben, dass gerade das die perfekte Kombination ist um mal wieder weit vorne zu landen. Und wer weiß, womöglich haben sie recht? (Ich glaube nicht.)

Dieser Wettbewerb soll besser sein, wenn man den Ländern vorschreibt, in welcher Sprache sie zu singen haben, und möglichst auch noch, dass für uns exotische Völker gefälligst für uns exotisch klingende Musik von zuhause mitbringen müssen? Wie kleingeistig.

Es sind jedes Jahr viele merkwürdige Beiträge dabei, was kein Wunder ist, denn es handelt sich um einen merkwürdigen Wettbewerb. Ein europäisches Wettsingen — was für eine grandiose Quatschidee. Natürlich geht es dabei nicht nur um die Qualität von Musik (als ob die sich irgendwie objektiv messen ließe), es geht um Sympathien gegenüber Künstlern, Auftritten und Nationen, es geht um Entertainment und es geht darum, wer es schafft, den Funken überspringen zu lassen und die Herzen der unterschiedlichsten Menschen vor den Bildschirmen zu erreichen, und sei es nur für exakt drei Minuten.

Natürlich kann man sagen, dass diesem Großereignis jede Relevanz fehlt, aber trifft das nicht auf alle Unterhaltung zu, nicht zuletzt auf Fußball? Ich habe das schon vor über zehn Jahren mal in einen Artikel geschrieben, aber das Gefühl, es täglich wieder irgendwohin schreiben zu müssen. Der Grand Prix ist — wie Fußball — exakt so wichtig, wie man ihn nimmt:

Fußball ist unser Leben, und der Grand Prix auch. Nicht für dieselben Leute, klar, auch nicht für ganz so viele, aber doch. Der europäische Schlagerwettbewerb ist genau so unendlich wichtig wie eine Europameisterschaft. Und natürlich genau so unendlich egal. Aber erheben sich vor dem Endspiel oder nach einem 0:3 gegen Kroatien mahnende Stimmen, die sagen: „Regt Euch ab, ist doch nur Fußball?“ Also.

Aber ironischerweise kann man, wenn man ihn dann wichtig nimmt, den Grand Prix, viel Spaß haben. Oder, natürlich, sich in seiner eigenen Engstirnigkeit einmauern. Und so sitzen sie da, die alten Grand-Prix-Knacker in der Tonhalle in Düsseldorf, und jammern, dass alles nicht mehr so „gemütlich“ ist, wie es vor 40 Jahren war, als ob irgendetwas anderes noch so „gemütlich“ wäre wie vor 20, 30, 40 Jahren. („Gemütlich“ ist auch nicht das erste Wort, das mir einfiele, um etwa die Anmutung des Song Contest 1983 in München zu beschreiben). Sie klagen, dass es kein Orchester mehr gibt, was tatsächlich schade ist – andererseits aber auch nur reflektiert, dass moderne Musik heute nicht von Orchestern gespielt wird. Und überhaupt ist ihnen das alles nicht geheuer. Und dann kommt natürlich, wie immer, der Hinweis, dass es sich nicht um einen Sänger-, sondern einen Komponistenwettstreit handele. Das ist richtig, aber dem Publikum herzlich egal, und zwar immer schon. Ich glaube nicht, dass jemand anders als Lena 2010 mit „Satellite“ den Eurovision Song Contest gewonnen hätte.

Leider treffen die Nostalgiker und Dogmatiker bei denjenigen, die für den Song Contest von heute verantwortlich sind, umgekehrt auf ähnliche Ignoranz. Stefan Raab und seine Leute haben sich nach meiner Wahrnehmung noch nie besonders für die Historie dieses Wettbewerbs oder die ihn umgebene schwule Kultur interessiert, die wiederum ihnen nicht geheuer ist (von deren Tauglichkeit als Zielscheibe für Spott natürlich abgesehen).

Lena muss in diesen Tagen übrigens für diverse Einspielfilme der Produktionsfirma Brainpool Kartoffelsalat an die verschiedenen Delegationen verteilen. Der Gedanke, dass sie mit den anderen Sängerinnen und Sängern musizieren könnte, war offenbar zu abwegig.

61 Replies to “Als der Song Contest noch Song Contest hieß”

  1. Stefan, Dein Engagement für LGBT-Themen in allen Ehren, aber ich fürchte, die Reduktion der Kultur um den ESC allein auf den schwulen Anteil wird dem nicht-schwulen Anteil an der ESC-Kultur nicht gerecht.

  2. Ja, dann versteht man wenigstens nicht, dass der Song „Я люблю Беларусь“ tatsächlich „I Love Belarus“ heißt.

  3. @V: Und eigentlich dachte ich, ich hätte gerade auf gefühlt 2000 Zeilen dafür plädiert, den ESC in seiner ganzen Vielfalt wahrzunehmen, also auch nicht auf seinen schwulen Anteil zu reduzieren. Das ist allerdings der, mit dem sich Raab & Co. so schwertun.

  4. Ich verlange, dass endlich mal Tor-Kameras und Video-Beweis eingeführt werden. Schließlich geht es um Millionen €, da kann man sich keine Fehlentscheidungen leisten.

  5. schön zu lesen, dass es neben jan feddersen inzwischen auch einen esc-experten aus der blogosphäre gibt. stefan: 12 points from lana.

    ich muss eingestehen, dass ich früher ™, also so um 1982 herum, die skandinavischen länder mit ihren smörebröd-texten lustig fand. bei der jetzigen regelung ist ja hin und wieder noch ein lied in der landessprache dabei.

    was mir bei der diesjährigen show aufstößt, ist die beteiligung eines produzenten (raab) an der moderation. raab hatte sich schon im ard-finale, als lenas song gekürt wurde, abfällig über mitbewerber anderer länder geäußert. das ist nicht gerade sportsmanlike. niemand anderes als hape kerkeling hätte diesen esc moderieren dürfen. er hätte die rollen der comoderator/innen spielend übernommen und den sendeanstalten noch etwas gage gespart.

  6. Hm – Herr Niggemeier – Hm

    Ich meine der Herr Raab dürfte Ihnen in den letzten paar Tagen/Wochen schon mal über den Weg gelaufen sein und Sie beiden sind ja nicht doof. Dann packen Sie sich doch bitte mal ein Herz und führen mal ein Interview mit ihm darüber. Mich würde nämlich die Position und Argumentation von Herrn Raab interessieren, wie auch Ihre eigene.

  7. Ach wie schön. Endlich ist hier „früher™“ angekommen.
    Demnächst steht das bestimmt auch so im Duden.

  8. Ich vermute ja, dass die Idee mit dem Kartoffelsalat (und dem Kuchen) auf Lena selbst zurück geht. Sie hat ja mehrfach betont, wie sehr sie sich darauf freut, diesmal die Gastgeberin zu sein.
    (Auch beim USFD-Einspielfilm von „A Good Day“ hat sie ihre Vision einer Fünfziger Jahre Petticoat Mutti beschrieben, die die Tür öffnet und ihrer Familie Plätzchen serviert).

  9. Es gibt doch auf jeden Fall und unbestritten eine Sache, die beim Contest in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden ist: die Art und Weise, wie die Zeit des Voting filmisch und musikalisch überbrückt wird (2010 etwa der Flashmob-Dance).

    Und ich füge hinzu: ich schau den Contest nur deswegen. Denn zu keiner Zeit sonst ist der abendliche Wettbewerb auch nur annähernd so kreativ.

  10. Also das einzige, was mich in diesem Jahr wirklich genervt hat war die Tatsache, dass es keine Alternative gab.
    Die quäkelnde Lena oder niemand. Das ist für mich einfach nur noch Verarsche. Ich fand die bisherigen Entwicklungen gar nicht mal so verkehrt, bis zum jüngsten Jahr.

    Mal schauen, ich sehe es ja schon kommen, dass der Raab zukünftig nur noch die deutschen Kandidaten auswählt und wir letztlich keinerlei Mitsprache mehr haben.

  11. Also den vorhergehenden Kommentar muss ich ja nicht verstehen, aber ich kann’s auch nicht. Da wird also eine Show veransteltet, wo „wir“ derart maximale Mitsprache haben, wie noch nie zuvor, dann wird die vermeintlich „quäkende“ (1000 Gähnpunkte für die sinnloseste Verwendung des mittlerweile unoriginellsten Stänker-Attributs für Lena im Web 2.0) von „uns“ gewählt, dann ist aber wieder ärgerlich, dass es keine Alternative gab (weil der Herr dann gerne etwas anderes gesehen hätte?) gleichzeitig will er aber dann doch bei dem Grand Prix noch mehr mitbestimmen, den er ja offenbar doch jet nicht sooooo gerne sieht, bzw lieber auch mal eine Alternative anguckt. Autsch. Den Kommentar finde ich irgendwie „quäkend“.

  12. @12, der letzte Absatz stimmt ja schon.

    (Das sage ich wertungsfrei, mir ist relativ wurst, wer da antritt. Die Metal-Monster-Nummer war ja schon bei den Finnen, danach kann eh nichts mehr kommen ;) )

  13. „Grand Prix“ ist einfach kürzer, griffiger, wohlklingender und besser sprechbar als „Eurovision Song Contontest“

  14. Sie haben schon 2000 das web gebloggt, Herr Niggemeier? Lange vor huffington, techcrunch & co? Respekt.

    Ich verstehe auch nicht, dass nicht Hape Kerkeling den ESC moderieren darf, zumal es (denke ich zumindest) ein kleiner Lebenstraum in Erfüllung gehen würde. Und möglicherweise würde gerade er diese Brücke bauen können zwischen Tradition und Moderne, auch wenn es nach Ansicht des Autors eben das nicht das Problem ist. Aber Hape hätte allen ein heimeliges Gefühl geben können.

    Was soll das? Warum moderiert Hape Kerkeling nicht den ESC? Bitte besprecht das im duslog.

  15. @12, 14: 2009 hatten „wir“ (ich nehme das mal im Sinne von „das Publikum“) gar kein Mitspracherecht – weder beim Lied noch beim Künstler. Und die freien Auswahlen in den Jahren davor haben jetzt auch nicht die Super-Ergebnisse gebracht. Wird sich zeigen, wie es weitergeht – aber das Quasimonopol eines einzelnen Songschreibers hatten wir Ende der 80er bis Mitte der 90er schon mal.

  16. @Stefan (5): Dann habe ich das wohl übersehen/lesen. Ich kann schwer einschätzen, was für ein Problem Raab (in seiner Rolle als ESC-Moderator) mit Homosexualität hat. In seiner Sendung, klar, da ist das „witzig“, weil gefühlte 98% der Zielgruppe Schwulenwitze lustig finden und Raab sonst nicht viele Lacher auf seiner Seite hat (womit wir dann wieder bei Deinem Artikel über DSDS, Bohlen, Schreyl und Sedar Dingsda wären), aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er als ESC-Moderator in der Hinsicht irgendwelche Spitzen gebracht hätte.

    Es kann aber auch durchaus sein, dass ich zumindest für den Verlauf der gestrigen Sendung auf dem homophoben Auge blind war, schon allein weil ich viel zu fixiert darauf war, Bosnien-Herzegowina alle verfügbaren Daumen zu drücken.

  17. @8: Tolle Idee, allerdings befürchte ich, dass der Medienprofi Raab sich darauf nicht einlassen würde, was er sagen könnte und was er nicht sagen dürfte. Das sieht man ja schon an seinem Umgang mit den Springermedien.

  18. Vorgestern habe ich zufällig diese Pro7-Sendung „Eurovision Total“ gesehen, in der ein (wohl wiederkehrender) Beitrag namens „Lenas Tagebuch“ vorkam.

    In diesem besuchte sie die Gruppe 3J (oder wie diese holländischen Teilnehmer auch heißen) auf deren „Hausboot“. Kartoffelsalat wurde da nicht überreicht. Statt dessen hat sie lustig mit denen „Taken by a Stranger“ gesungen. Auch wenn ich den Titel nicht so sehr mag, muss ich gestehen, dass mich Lenas Showtalent in diesem Moment sehr überzeugt hat.

    In einem weiteren Einspieler waren Raab und die Engelke beim Empfang in der Tonhalle unterwegs und habe dort die Leute verulkt (Raab wie in besten Zeiten mit Ukulele bewaffnet). Das war schon ziemlich pupertär, aber die beiden harmonierten überraschend gut (habe allerdings die beiden Halbfinals nicht sehen können).

    Ich hatte im Vorfeld auch auf Kerkeling als logische Wahl getippt, aber der Einfluss von Pro7/Brainpool war wohl zu groß, vielleicht klappts ja wann anders (muss ja nicht wieder fast 30 Jahre dauern).

  19. Also, ob früher alles besser war, weiß ich nicht, denn ich habe als Kind nie den Wettbewerb verfolgt und mache das bis heute nicht. Aber eines weiß ich: Natürlich ist Fußball eine wichtige und ernste Sache. Bill Shankly bezeichnete Fußball gar mal als eine Sache, die ernster als die Frage um Leben und Tod ist. Und für alle, denen der Name Bill Shankly nichts sagt: http://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Shankly

    :-)

  20. Nicht nur sprachlich hat jedes Land eine Identität (oder mehrere), auf die es zurückgreifen könnte, sondern auch musikalisch. Beides findet nicht statt. Der Pop wird glattgebügelt bis jeder Beitrag gleich langweilig ist. Dann entsteht ein „spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen“, heißt so viel wie: Die Musik ist sowieso egal(isiert) und öde, die besten Titten machen das Rennen.

  21. @24 DrNI:
    Dumm nur, dass unter den letzten 5 Gewinnern nur 2 Frauen waren – und dass Lena letztes Jahr nur wegen Ihrer Oberweite gewonnen hat, höre ich zum ersten Mal.

    Im Ernst:
    Du hast natürlich Recht, dass da Unmengen an sog. „Euro-Dance“-Nummern dabei sind, aber das wird in vielen der betreffenden Ländern nun einmal gerne gehört. Leute wie Modern Talking oder Scooter haben in ganz Osteuropa riesige Erfolge gefeiert, ob uns das gefällt oder nicht.

    Andererseits waren beim ESC auch immer genügend (mehr oder weniger) folkloristisch angehauchte Titel am Start – oft auch auf den vorderen Rängen.

  22. …,weil sie dem Text der Geschichte sonst nicht folgen können.

    Geschichte am Arsch! Welcher Depp hört sich den ESC denn wegen der Geschichten an. So ein Blödsinn. Da soll sie lieber bei einem Poetry Slam mitmachen, da macht’s auch Sinn auf Deutsch zu lesen. Ich persönlich bin ja sogar der Auffassung, dass die Leute den ESC ja nicht mal wegen der Musik ansehen (die ist mMn nämlich oft nicht gut), sondern nur wegen dem Ereignis, also weil’s halt der ESC ist.

    @15 Benjamin:
    15.„Grand Prix” ist einfach kürzer, griffiger, wohlklingender und besser sprechbar als „Eurovision Song Contest”

    „Wettfahrt“ ist auch irgendwie kürzer und griffiger als „der große Preis von Hockenheim“. Vergleichen wir dagegen mal „Grand Prix“ mit „Contest“ oder den „Grand Prix de la Chanson d’Eurovision“ mit „Eurovision Song Contest”…

  23. Die Pflicht in der eigenen Landessprache zu singen, ist doch eindeutig ein Nachteil für manche Länder. Es ist sicher kein Zufall, dass es so viele englisch- oder französischsprachige Siegertitel gibt.

    Manche Sprachen haben einen schöneren Klang oder stehen uns einfach näher. Ich bin mir sicher, jeder Song würde in Deutschland auf englisch gesungen wesentlich besser als zb auf finnisch ankommen.

  24. Wenn Hape Kerkeling moderieren würde, würde sogar ich mir dieses Event komplett ansehen.

  25. es ist auf dauer ein bisschen ermüdend, wenn die bedeutung einer sogenannten „schwulen kultur“ jetzt auch in zusammenhang mit themen erwähnt werden muss, die damit im kern eher nicht so viel zu tun haben. sonst ist alles schön.

  26. dieses eurovision song contest gedöns … das sollte wieder grand prix usw. heissen. kann sich keine behörde der vereinten nationen dieser sachfrage mal annehmen?
    auch dieser gesungene einheitsbrei … was soll das? wer will denn diese texte verstehen? geht es um texte beim grand prix? und wenn ja, seit wann das denn? die griechen haben gefälligst lustige tsirtaki nummern mit ganz viel eingestreuten „hellas“ rufen zu bringen. die wilden karpatenvölker bitte leder, peitschen und fackeln. alles andere misst diesem ganzen quark viel mehr bedeutung bei, als er verdient.
    wenn ich schon höre: „eine möglichkeit für die länder ihre kultur darzustellen“ … wieviele länder haben sich in der vergangenheit die lieder, den komponisten und den interpreten „eingekauft“?! oder was hat jetzt ralph siegel bitte mit malta zu schaffen gehabt? das ist eine unterhaltungssendung. nicht mehr nicht weniger. da werden keine popkulturellen trends gesetzt. nicht mal dokumentiert. da wird nur geld verdient. gut, ein trend wurde mit der quäkenden (es erzeugt immer so ein wohliges gefühl, dieses angeblich überstrapazierte, kritische wort auf diese göre anzuwenden) lena letztes jahr dokumentiert. der einbruch von castinggeschöpfen in so ziemlich alle bereiche der gesellschaft. beim nächsten mal sollte man gleich auf die idee kommen, den dsds gewinner auch zum grand prix zu entsenden. gelungenes crossover zwischen öffentlich rechtlichem und privatfernsehen.
    deshalb würde es dieser ganzen veranstaltung nicht schaden, wenn jedes land sich entsprechend unseren klischeevorstellungen dort zu präsentieren hat. das schliesst natürlich die vorgeschriebene singsprache mit ein.

  27. Also ich finde ja, die mindestens 25jährigen Teilnehmer müssten einen Stammbau über vier Generationen einreichen, der nachweist, dass sie auch wirkliche Staatsbürger ihres Landes sind. Sie dürften nur in der Amtssprache ihres Landes singen (dialektfrei!) und zwar traditionelle Lieder von einheimischen (siehe oben) Komponisten und Textern. Des Weiteren müssten Choreografie, Marketing, Vertrieb und Management mit ausschlißlich einheimischen (siehe oben) Mitarbeitern ausgestattet werden. Die Aufnahmen von Bild und Ton dürften nur mit einheimischer Technologie in einheimischen Studios in einheimischen Formaten basierend auf einheimischen Patenten vorgenommen werden.

    Alles andere wäre doch eine Verwässerung des Grundgedankens.

  28. @32:
    Das Gleichsetzen von „Unser Star für Oslo“ mit DSDS, kann nur bedeuten, dass Sie mind. eine der beiden Formate nur vom Hörensagen kennen (vermutlich ersteres).

    Ansonsten hat SvenR (Nr. 34) Ihre öberflächliche Betrachtung gut hochgenommen (danke!).

  29. Beim Grand Prix müssen die Lieder nicht in der Landessprache sein, der Komponist muß nicht aus dem Land kommen, und die Interpreten auch nicht.

    Abgestimmt wird aber Länderweise.

    Jetzt ist Abstimmen über Musik, und Darbietung schon ohnehin etwas zweifelhaftes, aber wieso hat nicht jeder Zuschauer eine Stimme? Erst mal muss man sich mit seiner Hausrotte zusammenrotten. Während auf der Ebene von Text, Melodie, Rhythmus, Tanz, Klamotten, Besetzung und so weiter alles sich vermischt und internationalisiert wird das Stimmvieh separiert. Der Künstler ist nur noch ein gemeinsam gewählter Avatar, aber um Spannung zu erzeugen, das ‚wir haben gewonnen‘-Feeling zu bekommen muss natürlich das Volk auf seinen Avatar eingeschworen werden,

    Gibt es eigentlich eine Regel, dass ein Künstler nur 1 Land vertreten darf, oder könnte Lena, wenn sie wieder gewinnt, nicht nächstes Jahr für alle Länder antreten? :)

    Vielleicht sogar mit dem gleichen Lied für mehrere Länder? :)

    Was auch lustig wäre: Man läßt all die Künstler auftreten, und die Leute abstimmen, aber verrät erst am Schluß welcher Künstler welches Land vertreten hat. :) Ich schätze es gäbe nur noch ¼ der Zuschauer.

    Was machen eigentlich die Balkan-Baltikum-Gerüchte? Man sagt, sie wollen diesmal 2-3 frische Länder aus anderen Gebieten ins Kartell mischen, damit man nicht mehr so leicht den Verschiebebahnhof durchschaut. Gibt es erste Erkenntnisse wer es sein könnte? Belgien?

  30. Der Grand Prix, als er noch der Grand Prix hieß, damals in den Jahren der Italiensehnsucht, war ein Kind seiner Zeit. Heute ist er manchen zu weit voraus, anderen noch nicht weit genug. Genau das ist unsere Zeit. Zerrissen. Wer weiß, wie die Franzosen, Briten, Weißrussen das sehen, wir Deutschen hadern gern und früher war ja alles besser. Wir war das früher?

    Gestern abend zweites Halbfinale, ich denke: Mensch, so viele Musiker und Zuschauer aus so vielen Staaten, friedlich, singend. Konkurrenten, keine Feinde.

    1989 nahmen 22 Staaten teil, heute sind insgesamt 43 Länder dabei. Allein darum ist der ESC heute besser als der Grand Prix damals.

    Der ESC ist ein letzten Endes nur ein großer Spaß und Katja Ebstein gab gestern die Spaßverderberin… Alles nur „Theater, Theater…“

  31. @ SvenR (#34): Man sollte sich auch überlegen, ob man die überhaupt aus ihren Ländern ausreisen lässt – kann man außerhalb von X-ien überhaupt wirklich x-ische Musik machen, oder wird die Darbietung durch die fremde Luft nicht schon zu sehr verwässert. Die sollten alle in ihren Heimatländern auftreten und live am „Veranstaltungsort“ zugeschaltet werden. Das ist technisch kein Problem (geht ja mit Katastrophenreportagen auch), und in der Folge wäre das Ganze für den Gastgeber billiger.

    @ nurmalso (#32): Das mit der Bedienung unserer Klischeevorstellungen wird schwierig, weil sie diese Klischeevorstellungen von Land zu Land unterscheiden dürften. Will heißen, wir sehen die X-ier ganz anders als die Norweger, Italiener, Maltesen oder Y-ier. Alle diese unterschiedlichen Klischeevorstellungen wird man nicht gleichzeitig bedienen können. Entweder nimmt man also die des Gastgeberlandes, oder man verabschiedet sich ganz von Interpreten aus Fleisch und Blut und verlegt das Ganze in eine virtuelle Welt, in der computergenerierte Personen die Lieder singen. Da gäbe es dann für jedes Zuschauerland eine eigene, an die dort herrschenden Klischeevorstellungen angepasste Version von jedem Beitrag.

  32. der vorschlag, der einige kommentare vorher gemacht wurde, ist gar nicht so schlecht und ließe sich sogar ausbauen. die interpreten treten erst einmal nur mit den liedern an und das publikum darf wählen 1.) welcher song gewinnt und 2.) welchem land der siegertitel zugelost wird. das wäre nur fair.

    zu dem argument, der grand prix sei allein schon besser geworden, weil die teilnehmermasse größer geworden ist: nun ja, bei welt- und europameisterschaften im fussball und uefa wettbewerben spielen nun auch eine ganze reihe von ländern mit, die man vor 20 jahren nicht einmal auf der landkarte gefunden hätte. warum ich mich jetzt aber freuen soll, endlich begegnungen wie liechtenstein gegen moldawien im tv übertragen zu bekommen, erschliesst sich mir immer noch nicht.

    das mit den klischees ist in der tat eine knifflige angelegenheit. vielleicht wird sich das gemachte bild eines landes zwischen anderen ländern geringfügig unterscheiden, aber ich denke, die schnittmenge ist dennoch weitaus größer als der anteil der unterschiede. und ganz ehrlich, ich wäre enttäuscht, wenn sich länder (auf die man sich früher immer verlassen konnte) ausserhalb ihrer gewohnten trampelpfade verirren täten.

    und natürlich war früher alles besser.

  33. Auch wenn die Queer-Szene großen Anteil am Überleben der Wettbewerbes als solches hat, so wurde es doch Zeit, ihn aus dieser Verballhornung rauszulösen.

    Alle „subkulturellen“ Erfolgsformate müssen irgendwann sich von ihrer Zugehörigkeitsstruktur lösen, um für andere Gruppen zugänglicher zu werden.
    Auch der Fußball hat sich über die Jahrzehnte von einem männlichkeitsbejaendem, kernigen Proletensport zu einem Massenevent mit Stehplatz und Business-Lounge gewandelt, was auch so manchem „Nostalgiker“ missfällt.
    Ich dagegen bin froh, dass heute Fußball heute als elegantes, genussvoll zu konsumierendes Spiel transportiert wird.
    Wo heute Guardiola und Morinho in ihren DIOR-Maßanzügen einen Eitelkeitswettbewerb an der Außenlinien austragen, standen früher die Rappolders und Neuruthers in ihrer Ballonseide, während Töpperwien sich in der Kabine an sehr behaarten, verschwitzten Männerbrüsten anlehnte.

    Ich muss weder die zur Schau getragenen Männlichkeit (bzw. was früher dafür gehalten wurde) Oberlippenbart tragender Ruhrpott-Recken sehen, noch will ich beim ESC mit von den Quoten-Queers Ücker, von Sinnen und Hermanns tottunteln lassen.
    Ich will-ob mit Sport oder Gesang- gute Unterhaltung, und dafür gibt einen professionellen Raum, der weitestgehend ohne Reminiszenzen an vergangene Tage auskommt.

  34. Wenn ich mal eine Bitte äußern dürfte. Immer nur das Thema „Göre“ find ich langweilig. Wenn wir schon anfangen, längst vergessene Begriffe wieder aus der Mottenkiste zu holen, dann finde ich, sollte der STROLCH auf gar keinen Fall dort bleiben. Passende Exemplare sollten sich hier problemlos finden lassen.

  35. Man sollte eigentlich meinen, zu dem Wettbewerb sei alles geschrieben. Aber Stefan Niggemeier kann es doch mal wieder auf lesenswerte Art und Weise ausdrücken.

    Zum Namen: „Grand Prix“ sind zwei Silben, „Eurovision Song Contest“ sieben. Wenn im Deutschen ein englischer Ausdruck gebraucht wird, kommt häufig das Argument: „Das ist eben kürzer!“ Insofern ist es bemerkenswert, dass heutzutage völlig gegen die Sprachökonomie vor allem das englische Wort verwendet wird.

    Zum Singen in der jeweiligen Landessprache: Länder mit prestigeträchtigen Sprachen hätten einen unschlagbaren Vorteil. Ein Land mit einer anderswo unverständlichen Sprache wie Ungarn hätte keine Chance. Natürlich wäre es schöner, wenn es etwas weniger Einheitsbrei und etwas mehr Vielfalt bei so einem Wettbewerb gäbe. (Ganz im Sinne von: „Natürlich wäre es schöner, wenn die Leute von sich aus mehr Kultur auf arte konsumieren würden und weniger Schund im Privatfernsehen.“ Das kann man immer wünschen, das kommt aber nie!)

    Zum Verstehen der Texte: Gibt es die nicht irgendwo sauber aufgelistet im Internet mit Übersetzung in andere Sprachen? Das ist doch heutzutage kein Ding – zumindest, wenn hinter der Zielsprache ordentlich Geld steht. Deutsch sollte da keine Probleme haben. Dass man den gesungenen Text nicht immer versteht und daher nachlesen muss, ist kein Phänomen der Neuzeit (Stichworte Oper, Libretto).

    Zu den früheren Teilnehmern: Schade, wenn sie sich selbst so demontieren. Bis letztes Jahr konnte man als beleidigte Leberwurst ja noch anführen, dass Deutschland „schon deswegen“ nicht gewinnen könne und dabei alles angaben, was seit etwa Guildo Horns Teilnahme anders gemacht wurde. Jetzt muss man sich doch an Kopf fassen und sagen: Hej, wir haben auf diese Weise gewonnen – und das mit großem Abstand! Und nicht etwa mit einer Riesenbühnenshow, sondern mit einer dunkelhaarigen jungen Dame in schwarzem Kleid, die so auch aus praktisch jedem anderen Land hätte kommen können. Deutschland, das schön normale Land.

    Zum Ablauf des Wettbewerbs: Der ist so europäisch wie es nur geht. Die Abstimmungsregeln werden solange geändert, bis das Ergebnis den großen gefällt. Der Westen wittert eine Verschwörung aus dem Osten und dass die Länder dort einem etwas wegnehmen, was einem doch selbst zusteht. Ist doch genauso wie in der EU…

  36. Ich dachte das „trademark“ wär für die schönen Formulierungen „damals“ und „zu meiner Zeit“ reserviert. Denn damals, zu meiner Zeit hat man im Sektor noch Nussecken geknabbert und dabei für „Guildo zum Grand Prix“ angerufen! :)

  37. alles was recht ist, guildo (und die orthopädischen strümpfe !) war seit langem der würdigste vertreter, den deutschland zum grand prix schickte. dieser einsatz, dieses engagement, diese performance – einfach göttlich. dazu die blöd-zeitung: darf dieser mann für deutschland singen?
    herrlich.

  38. Warum wird eigentlich so ein Popans um diesen Wettbewerb geblasen? Ich versteh`s nicht…

  39. Und ich dachte, Lena WOLLTE gar nicht mit den anderen Musikern musizieren. Nun ja, so kann man sich irren.

    So interpretiert ist Frau Ebsteins Antwort natürlich etwas abwegig. Anders interpretiert meinte sie wahrscheinlich, dass die Musiker erst mal das eigene Publikum ansprechen sollen, bevor sie sich an das restliche wenden. Wobei die eigenen wiederum ja nicht voten dürfen, was wiederum bedeutet.. und so weiter.

    Ich hoffe jedenfalls, der Samstag und die Nacht und so gehen schnell rum. Mir ist die Fr. M.-L. nämlich spätestens seit dem Frank-Elstner-Interview (ok, der war scheiße vorbereitet) extrem unsympathisch.

  40. Ich finde diese ewigen Plädoyers für das Englische komisch: als bräuchte es Verteidiger, als wäre es nicht längst eine internationale Sprache, die in verschiedenen Gegenden der Welt unterschiedlich gesprochen, aber fast überall verstanden wird. Niemand will beklagen, daß man sich nun auch in den entferntesten Ländern, zumindest mit Händen und Füßen, auf einer Sprache – nämlich der Englischen – unterhalten kann, auch wenn man die Landessprache nicht beherrscht.
    Aber es scheint mir doch allzu einseitig, nicht auch die notwendigen Entwicklungen zu bezeichnen, die damit einhergehen. Dadurch, daß jedermann überall Englisch auf eine rudimentäre Weise spricht, ist niemand mehr angehalten, die Sprache eines Landes, in das er sich begibt, auch nur ansatzweise zu lernen, sich mit dem auseinanderzusetzen, wohin man fährt. Das kulminiert darin, daß amerikanische Touristen in Paris nicht mehr fragen: parlez-vous anglais? oder do you speak english? Sondern, meist auch noch mit breitem Akzent, der selbst kaum mehr Englisch ist, kommandieren: big cup of n’importe quoi.
    Es ist nicht zu beklagen, daß Englisch die Sprachvielfalt ergänzt, ich selbst begrüße es aufs Äußerste, sondern daß die Monofixierung auf eine Sprache die Sprachpluralität verdrängt. Früher gab es gut und gerne vier bis fünf internationale Sprachen, heute gibt es eine. Gleichzeitig steht zu beobachten, daß die Sprachen selbst immer schlechter beherrscht werden.
    Wenn man die nicht gerade verwegene These teilt, daß das Reflexionsniveau in einer gewissen Korrelation zum Sprachniveau steht, darf man den Verfall (übrigens auch des Englischen selbst) beklagen, ohne reaktionär zu sein.

  41. @Thom: Ich glaube, es ist ein häufiger Fehler (fehlt noch auf Stefan Niggemeiers Liste), anzunehmen, dass dieser Wettbewerb die Sprach- und Kulturvielfalt Europas zeigen oder irgendwie repräsentieren sollte.

    Um ein Leuchtturm der europäischen „Hochkultur“ zu sein, ist der Wettbewerb zu seicht und zu schrill. Um ein Aushängeschild moderner europäischer Popkultur zu sein (die es durchaus gibt), sind die Beiträge zu kalkuliert und zu sehr auf Konsens gebügelt, um wirklich Avangarde zu sein.

    Um die sprachliche Vielfalt Europas zu zeigen, ist es nicht hilfreich, dies in einem Kontext zu tun, in dem die Sprachen in Konkurrenz zueinander stehen. Zumal hier noch der alte Fehler hinzukommt, dass (zumindest in Deutschland) Punktevergabe mit Sympathien für das eigene Land gleichgesetzt wird.

    Ich hatte es drüben im Duslog bereits erwähnt: Die diesjährigen Teilnehmer aus Moldawien, Zdob şi Zdub, habe ich über das russische Fernsehen entdeckt, ohne zu wissen, dass sie Grand-Prix-Teilnehmer waren. Sie sangen ein Lied in Landessprache. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir unbedingt eine CD kaufen musste.

    Man kann also durchaus Musik in anderen Sprachen kennenlernen. Dass das bei der Situation der Medien (Radio, „Musik“-Fernsehen) schwierig ist, ist keine Frage. Aber das ist eine Schlacht, die an anderer Stelle geschlagen werden muss.

    Es stimmt nicht, dass einfaches Englisch alle Fremdsprachenkenntnisse ersetzt. Das mag der Fall sein bei Leuten, die ohnehin Sprachmuffel sind, oder bei Institutionen, die sich die Kosten für weitere Übersetzungen sparen wollen. Ich habe eigentlich immer erlebt, dass man mit rudimentären Kenntnissen der Landessprache große Freude bei der Bevölkerung auslöst.

    Und ausgerechnet in Deutschland sind die Voraussetzungen, so etwas zu schaffen, gut: Ich kenne eine Bücherserie, mit der man auch „kleine“ Sprachen (unter 10 Mio. Sprechern) und sogar Dialekte für den Urlaub lernen und nachlesen kann.

  42. @ Stefan Niggemeier: Das klingt ungefähr wie: Ich habe gar nicht für seine Tötung plädiert, ich habe nur dagegen plädiert, daß man ihn am Leben läßt. Im Übrigen teile ich natürlich die Auffassung, daß man niemanden zur Landessprache zwingen sollte. Ich sehe es nur nicht so einseitig positiv.

  43. Symphonic Metal ist moderne Musik, bei der durchaus Orchester eine Rolle spielen (können) :-)

  44. was ich nciht versteh ist, warum nicht viele einfach nen einglischen Refrain und mehrsprachige Strophen singen…

    also landessprachenstrophe-englischerRafrain-französischeStrophe-E.Refrain-rausische oder deutsche Strophe- E.Refrain…

    oder ist dass dann nicht erlaubt? (ok insgesamt drei Sprachen würden wohl auch reichen *g*)

    und symphonic Metal wär wirklich was, was sich mal ein Land trauen sollte… aber das in ein drei Minutestück zu pressen wird schon schwieriger *duck*

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