Déjà-vu

Von einem Freund gerade auf einen interessanten Artikel über Bastian Pastewka hingewiesen worden. Lars G. hat ihn vor einem Dreivierteljahr in der [Name der Zeitung nachträglich von mir entfernt] veröffentlicht. Und ganz viel von dem, was der Mann schreibt, kann ich unterschreiben. Besser noch: Ganz viel von dem, was der Mann schreibt, habe ich unterschrieben.

Lars G. über Bastian Pastewka in der [Zeitung], November 2005:

Stefan Niggemeier über Bastian Pastewka in der „Süddeutschen Zeitung“, Dezember 1999:

Ein Moderator [Brisko Schneider] mit festgegelter Playmobil-Männchen-Frisur in zu engen Klamotten. Er konnte eine einzige Silbe über drei Oktaven dehnen.

Moderiert wird sie von einem Mann mit festgegelter Playmobil-Männchen-Frisur in zu enger Kleidung (…) Brisko kann eine einzige Silbe über drei Oktaven ziehen.

… oberflächlich besteht sein Talent aus einem unerschöpflichen Repertoire unglaublich dämlicher Gesichtsausdrücke. Weniger oberflächlich aus der Fähigkeit, verschiedensten Figuren binnen drei Minuten gleichzeitig Tiefe, Glaubwürdigkeit und Witz zu geben.

Oberflächlich besteht dieses Talent aus einem unerschöpflichen Repertoire unglaublich dämlicher Gesichtsausdrücke. Weniger oberflächlich aus der Fähigkeit, verschiedensten Figuren in der Wochenshow in drei Minuten gleichzeitig Tiefe, Glaubwürdigkeit und Witz zu geben.

Wenn einer, so lange er denken kann, das Fernsehen als besten Freund hatte, weil es „immer das Beste war, was es gab“, er mittwochs schlecht schlafen konnte aus Sorge, donnerstags „Sindbad, der Seefahrer“ zu verpassen, er heimlich bei der Oma „Aktenzeichen XY“ guckte, wenn einer vier Videorekorder hat, um das Nachtprogramm zu konservieren, für so einen ist es dann ein sehr großer Tag – wenn „Wetten, dass…?“ anruft.

Wenn einer, so lange er denken kann, das Fernsehen als besten Freund hatte, weil es „immer das Beste war, was es gab“, er mittwochs nicht schlafen konnte aus Sorge, donnerstags Sindbad der Seefahrer zu verpassen, er heimlich bei der Oma Aktenzeichen XY guckte und sich an die ARD-Kindersendung Spaß am Montag erinnert, wenn einer vier Videorekorder hat, um das Nachtprogramm zu konservieren, dann ist es für einen erst 27-Jährigen ein großer Tag – wenn Wetten dass…? anruft!

Bei Gottschalk bot er eine eigene Wette an. Behauptete, er wisse 40 Titel der Kinderkrimis „Die drei ???“ auswendig. Und gewann. Nicht nur die Wette. Gottschalk fragte vor der Sendung: „Hat der junge Mann schon Wetten-dass…-Größe“? Später titelte die „B. Z.“: „Wenn Gottschalk ehrlich ist, dann hat ihm dieser junge Mann die Show gestohlen.“

Er wettet also, dass er 40 Titel der Kinderkrimis Die drei ??? auswendig kann – und gewinnt. Nicht nur die Wette. Gottschalk fragt eingangs: „Hat der junge Mann schon Wetten-dass-Größe?“ Später titelt die B.Z: „Wenn Gottschalk ehrlich ist, dann hat ihm dieser junge Mann die Show gestohlen“.

Die Leute von „Wetten, dass…?“ wollten, dass er den Brisko Schneider gibt. Das hat er abgelehnt. Weil ein Auftritt als Kunstfigur „rätselhaft“ sei. Weil Brisko als Zugabe lustiger sei. Und weil Brisko neben realen Menschen verpuffe. Pastewka ist einer, der sehr viel reflektiert.

Die Leute von Wetten dass…? wollten, dass er den Brisko Schneider gibt, seine populärste Figur. Das hat er abgelehnt. Weil ein Auftritt als Kunstfigur „rätselhaft“ sei. Weil Brisko als Zugabe lustiger sei. Und weil Brisko neben realen Menschen verpuffe. Pastewka ist einer, der ganz viel reflektiert.

Ich kenne diesen Lars G. nicht. Aber vielleicht sollten wir uns mal kennenlernen.

24 Replies to “Déjà-vu”

  1. Ich finde den rechten Text trotzdem in jedem Fall besser. Es ist einfach schöner geschrieben und klingt nicht so geklaut ;o)

  2. Mir ist gerade aufgefallen, dass ich schon sehr, sehr lange keinen Text mehr zweimal gelesen habe …

  3. Tja, da ist der Fall wohl klar. Du bist Schizophren und arbeitest heimlich nachts für eine kleine Zeitung. Jetzt weißt du auch, warum du morgens nie ausgeschlafen bist.

  4. Also ich bin auch dafür, das Sie den Mann mal kennen lernen. Vielleicht ein verschollener Zwilling. Da soll es ja bekanntlich übersinnliche Parallelen geben.

  5. ein frechling. einerseits. eine arme wurst. andererseits. der bekommt jetzt sicherlich einen redaktionell verpassten satz heiße ohren. und dann einen platz vor der tür. ein arbeitsarmer freier mehr. wie blöd kann man auch sein…

  6. Ich kenne Lars G. Wir sind keine Freunde, aber wir kennen uns aus Schultagen und halten locker Kontakt. Was da passiert ist, dass er von Dir abgeschrieben hat, weiss ich nicht. Aber Lars ist ein wirklich netter Mensch, kein Arsch, der die Arbeit von anderen Leuten klaut (naja, zumindest normalerweise macht er das nicht). Wenn Du einen Kontakt möchtest, sag mir Bescheid, ich gebe Dir seine Nummer (oder ihm Deine). Bis zur Klärung würde ich nur bitten, die Sache niedrig zu hängen. Lars ist wirklich ein Netter.

  7. Wenn der Fakt des derart dreisten Abschreibens nicht so schockierend wäre, könnte man das ganze als Kompliment an Herrn Niggemeier verstehen. Oder als Demutsbekundung.

  8. In meiner letzten Bürogemeinschaft hat der Kater des Bürobesitzers irgendwann meine Lieblingsreisetasche, gefüllt mit einigem technischen Equipment, als zweites Katzenklo auserkoren – ohne dass ich es gleich bemerkte.
    Wer weiß, wie wochenalte Katzenpisse riecht kann ja mal raten, ob der Hinweis, das sei eine Sympathiebekundung seitens des Katers versöhnlich wirkt.
    Ziemlich genau so kommen mir auch diese „Die Kopie als Kompliment“-Hinweise auch immer vor. Eine Kopie ist kein Kompliment sondern erstmal vor allem eine Kopie.

  9. Was geschieht jetzt weiter? Ist ja ein recht offensichtliches Plagiat. Hat man irgendwelche Mittel gegen solche Leute in der Hand? Zurück nehmen kann man es ja schwer.

  10. Ist doch ganz klar: Solche Schreiber dürften eigentlich nie wieder irgendwo auch nur ein Wort plublizieren dürfen. Und Druck hin oder her, Demutsbekundung undsoweiter – all das ist noch lange keine Entschuldigung dafür, ungeniert und skrupellos abzuschreiben, das ist wirklich das Letzte.

  11. Eigentlich war meine Frage gar nicht so allgemein gemeint, wie sie klingt, sondern ganz konkret: Was passiert oder ist schon mit dem Autor des Plagiats geschehen? Wer jetzt sagt, ich sei neugierig, der hat recht!

  12. Ja, Herrgott: Wenn das Prekariat in seiner Not zu Übergriffen neigt …

    Was sagt eigentlich der Bastian Pastewka dazu, dass er gleich zweimal dieselbe Tracht Prügel bezieht?

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