Boot schlägt Fass die Krone ins Gesicht

„Dass es bereits 5 vor 12 sei, hat die internationale Staatengemeinschaft dem Iran nun schon mehrere Male signalisiert. Vergeblich: In Teheran gehen die Uhren anders. Deshalb muss es spätestens jetzt bei den UN 13 schlagen (…)“.

Darf man sagen, dass jemand, der einen „Tagesthemen“-Kommentar so anfängt, nicht ganz richtig tickt? Aber Stephan Bergmann vom Bayerischen Rundfunk beließ es nicht bei Uhren-Metaphern:

„Auch Russland und China müssen jetzt ins Sanktionsboot geholt werden. Und wenn es nur um den Preis kleiner, bescheidener Schritte ist. (…) Jetzt sollte es für Teheran wenigstens ein bisschen eng werden, allen (…) politischen Hasenfüßen in Europa übrigens zum Trotz. Schon versucht Iran (…) wieder einen Keil zwischen die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland zu treiben. (…) Mit seiner Patenschaft für die libanesische Hisbollah (…) hat Iran deutlich gezeigt, wohin die Reise gehen soll. In West wie Ost müssen deshalb jetzt endlich die Alarmglocken schrillen (…).“

Hilfe. Wir sollen uns alle in dieses verdammte Sanktionsboot quetschen, aber für Teheran, das dann allein am sonst menschenleeren Anleger steht, soll es eng werden? Wohin geht die Reise mit dem Sanktionsboot, warum lassen wir uns den Weg ausgerechnet von diesem Iran zeigen und wieso fahren wir mit dem Boot nicht einfach auf dem Wasser, anstatt es mit Schritten anzutreiben (kein Wunder, dass die nur klein und bescheiden ausfallen)? Wie schnell leckt ein Boot, in das man einen Keil treibt? Ist auf dem Unterdeck wirklich noch Platz für Tiere, oder sollten wir uns lieber zwischen Chinesen, Russen und Hasen entscheiden? Und müssen wir auf dem Weg zu den Alarmglocken die Uhren zurückstellen oder kommen wir eh nicht mehr vor dem Abendläuten an?

Vorschlag zur Güte: Könnte man die Zahl der Metaphern pro „Tagesthemen“-Sendung, alle Beiträge inklusive, vielleicht auf, sagen wir, 17 begrenzen?

13 Replies to “Boot schlägt Fass die Krone ins Gesicht”

  1. Auja, können wir diese Regelung mit der Metapher-Höchstzahl bitte auch auf den geschätzten Herrn Delling ausdehnen, bei dessen Anmoderationen sich mir auch regelmäßig die Zehennägel kräuseln.

  2. Und? Muss man nun diesem antifeministischen, antizionistischen Regime wieder den kleinen Finger hinhalten und es nimmt sich dann die ganze Hand? Ist es wieder soweit?
    Soll der ein oder andere, von denen da oben, sich doch mal an die eigene Nase fassen. Die brennen doch darauf, wie Nachbars Lumpi, ihre Flügelflitzer gen Westen zu schicken.
    Muss der kleine Mann das halt wieder ausbaden.
    Legal? Illegal? Ikea-Teheran! Ein gesundes Nicht-Vergeben und -Vergessen ist doch des Pudels Kern.
    Ihre spitze Feder hat hier den Horizont des Lichts am Ende des Tunnels des Nahost-Konfliktes mehr als überschritten, ist stumpfer als das (bleiern be-)Schwert und wird anal in der Geschichte eingehen. Alles Gute.

  3. passt wunderbar zu der Nachricht, die ich heute oder gestern weiss Gott wo gelesen habe und in der es darum ging, dass nur noch 12 Prozent (!?!?) der Tagesschau-Zuschauer überhaupt alles verstehen, was da von den Sprechern gesagt wird. Wer sich so verschwurbelt ausdrückt, der muss sich nicht wundern, wenn irgendwann das Gehirn der Zuschauer auf Durchzug schaltet :-)

  4. Dieses gekünzelte Intellektuellengehabe in den Kommentaren des Ersten und des ZDF gehen mir sowieso gut auf den Senkel. Bitte benutzt so viel Metaphern wie Möglich, so schwachsinnig sie auch sein mögen, benutzt sie um alle nicht Intellektuellen raus zu ekeln?!
    Selbst die etwas besseren Kommentatoren scheinen bei solch wichtigen Themen darauf zurück zu fallen

  5. Wir saßen hier zu zweit vorm Fernseher und konnten diese ganzen schiefen Bilder überhaupt nicht fassen. Klang für mich, als ob da jemand zum Kommentieren gezwungen wurde, der nicht wollte. Und da hat er sich gedacht: Na gut, dann bekommt ihr halt von mir einen stilistisch so richtig miesen Kommentar.

  6. Da ist ja selbst der König der Zulu-Metaphern (Gremliza über Theo Sommer), ne kleine Wurst dagegen, um es mal metaphorisch auszudrücken.

  7. In den Kommentaren wurde ein Deutschkurs für ÖR-Redakteure vorgeschlagen. Der teure Kurs wäre vielleicht nicht notwendig, wenn der Kommentator sich einfach das Buch „Deutsch für Profis“ von Wolf Schneider zu Gemüte führen würde. Das kostet als Taschenbuch acht Euro.

    Das Buch beginnt mit den Worten: „Wer sich aus Funk und Presse informieren will, wird großenteils mit miserablem Deutsch bedient“.

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