Ein Abschiedsgericht für Barbara Salesch

Das war eine der erstaunlichsten Erfahrungen, als Michael Reufsteck und ich damals versuchten, für unser „Fernsehlexikon“ herauszufinden, was eigentlich die letzten zehn, dreißig, fünfzig Jahre im Fernsehen gelaufen ist: Die Sender selbst wissen es auch nicht.

Beim NDR hat mich ein Kollege in weit abgelegene Räume geführt, wo Unmengen bestenfalls viertelsortierter Programmablaufpläne und Presseausschnitte vor sich hinrotteten. Bei RTL sagte man uns, dass man in den Anfangsjahren voll und ganz damit ausgefüllt war, Fernsehen zu machen, und sich nicht auch noch darum kümmern konnte, für die Nachwelt festzuhalten, was man da tat. Und bei Sat.1 bestand das historische Archiv, soweit die Kollegen sich erinnern konnten, im Wesentlichen aus einer Sammlung von Ausgaben der Fernsehzeitschrift „TV Movie“ ab 1991 oder so. (Und vermutlich hat auch die jemand nach der Zwangsumsiedelung zu ProSieben nach München kurzerhand entsorgt.)

So gesehen ist es kein Wunder, dass heute fast überall steht, Barbara Salesch – die zum Ende des Jahres ihre Gerichtsshow aufgeben will – hätte ihre Fernsehkarriere in einer Sendung namens „Schiedsgericht“ begonnen. Verbreitet wird das unter anderem von der Nachrichtenagentur dapd:

Salesch ist den Angaben [von Sat.1] zufolge Deutschlands dienstälteste TV-Richterin. Ihre Fernsehkarriere startete die Juristin am 27. September 1999 in der Sat.1-Sendung „Schiedsgericht“, in der echte zivilrechtliche Fälle verhandelt und rechtskräftige Urteile gesprochen wurden. (…) Seit Oktober 2000 werden in dem Format „Richterin Barbara Salesch“ ausschließlich fiktive strafrechtliche Fälle verhandelt.

Es gab aber nie eine Sendung namens „Schiedsgericht“. „Richterin Barbara Salesch“ hieß vom ersten Tag an „Richterin Barbara Salesch“. Der Fehler stammt aber nicht von den dapd-Leuten (denen das unbedingt zuzutrauen wäre), sondern von Sat.1 selbst, wo mit großer Wahrscheinlichkeit außer Frau Salesch und dem Comedy- und Show-Redakteur Josef Ballerstaller niemand mehr arbeitet, der dort auch schon 1999 gearbeitet hat.

Und weil offenbar die Neuen nichts mehr haben, wo sie es nachgucken könnten (außer, natürlich, hoffentlich, ein Exemplar des unverzichtbaren „Fernsehlexikons“), beginnt die heutige Pressemitteilung mit den Worten:

Unterföhring, 1. Juli 2011. Eine TV-Ära geht zu Ende: Am 27. September 1999 startete „Richterin Barbara Salesch“ in SAT.1 als „Schiedsgericht“.

Die Formulierung findet sich seit 2004 in den Pressemitteilungen des Senders (zur 1000. Sendung „Richterin Barbara Salesch“, zur 1500. Sendung „Richterin Barbara Salesch“, zur 2000. Sendung „Richterin Barbara Salesch“). Und das Lustige ist, dass sie stimmen würde, wenn man die Anführungszeichen um „Schiedsgericht“ wegließe, denn es handelte sich um ein solches.

Aber spätestens mit dem heutigen Tag ist die Sendung „Schiedsgericht“, die es nie gegeben hat, nachträglich Bestandteil der Geschichte des deutschen Fernsehens geworden.

48 Replies to “Ein Abschiedsgericht für Barbara Salesch”

  1. …das ist auf seltsame Art und Weise faszinierend. So leicht trainwreck-mäßig.

    Aber tsktsk, unsubtile Selbstwerbung!

  2. Die Kritik war auch nicht ganz ernst gemeint, aber bei weniger-als-einen-Absatz-Kommentaren komm ich mir immer leicht unproduktiv vor.
    So wie ich mich jetzt leicht ärgere, dass mir kein zweiter Satz einfällt (ist dieser Satz jetzt postmodern oder einfach meta oder einfach doof?)

  3. Man müsste die Frau direkt zum perfekten Dinner laden.

    Mich würde rückblickend aber mal interessieren… war dieser Übergang von realen zu fiktiven Fällen eher schleichend oder hat man da quasi von ein auf den anderen Tag radikal mit dem bisherigen Konzept gebrochen? Und in beiden Fällen stellt sich auch die Frage, wie wurde das kenntlich gemacht? Ich meine mich noch aus meiner Schulzeit erinnern zu können, dass es ganz lang keine Einblendungen gab, dass die Fälle fiktiv waren (obwohl sie es aufgrund der schlechten Laiendarsteller definitiv waren).

    Ich meine, mit der Zeit ist das den meisten sicherlich aufgefallen (wenngleich eine Freundin mir letztens erzählte, ihre Oma wollte ihr das nicht glauben, dass das keine echten Fälle seien), allerdings bestand ja gerade am Übergang großes Täuschungspotential auf Zuschauerseite.

  4. Mal eine Zwischenfrage bezüglich der Formulierung „Deutschlands dienstälteste TV-Richterin“: Gab es nicht schon lange vorher im ZDF (?) eine Sendung mit Richtern im TV namens „Wie würden Sie entscheiden?“

  5. Ah, o.k., mein Fehler, verdammt.

    (und wo ich gerade eh schon rumnerve: inzwischen habe ich die Sendung auch beim Fernsehlexikon gefunden, irgendwie kam die Suchfunktion weder mit dem „ü“ noch mit dem „?“ klar… bin dann mal lieber weg)

  6. Das das Broadcasting dieses ganzen laufenden Fernsehbullshits so schlecht dokumentiert ist, liegt m.E. vorallem daran, dass die Programmpläne als „Datenbanken“ urheberrechtlich geschützt sind. Klingt bizarr, ist aber so.

    So kommt es denn z.B. auch, das das freie Programm „TV-Browser“ – welches sich überglücklich schätzen darf, überhaupt das aktuelle Fernsehprogramm anzeigen zu dürfen – die Programmdaten der Vergangenheit automatisch löschen muss!
    http://wiki.tvbrowser.org/index.php/FAQ#Rechtliche_Fragen_zu_den_TV-Daten

    Die Programmdaten gehören den Sendern, welche diese offensichtlich schlecht Archivieren. Andere „Nutzer“ dürfen diese nicht ohne Lizenzierung verwenden/öffentlichen. Und das kommt dann dabei raus.

  7. Lieber Herr Niggemeier,

    der Herr Ballerstaller heißt aber Josef, nicht Joseph wie im Artikel. Nur damit sich da kein weiterer Fehler in die Fernsehgeschichtsschreibung einschleicht.

  8. Ich liebe das Fernsehlexikon.

    Ich habe in den Jahren 2005/06 als armer Schüler Stunden in der Buchhandlung verbracht und darin geschmökert, bis ich es mir dann als (nicht weniger armer) Student gekauft habe, als es von 50 auf 30 Euro runtergesetzt war, und seitdem liegt es eigentlich mit nur kurzen Unterbrechungen auf meinem Nachttisch zum immer-wieder-drin-blättern. Der Einband hat das leider nicht überlebt. Aber ich fürchte, eine aktualisierte Neuausgabe wird es wohl nie geben, richtig? (Ja, ich weiß, es gibt die Website, aber das ist nicht dasselbe.)

    Was ich damit eigentlich nur sagen wollte, weil sich hier die Gelegenheit ergab: Danke für das Buch, Stefan und Michael. Es ist wirklich toll. Und durch das ‚Zapp‘-Buch weiß ich auch, dass es das ‚Rhein-Ruhr-Clübchen‘ nicht gab. :)

  9. Hm, dass die Sendung gern mal „Schiedsgericht“ genannt wurde, hab ich heut zum ersten Mal gelesen, aber OK, man lernt ja gern dazu.
    Aber mal so nebenbei, eine kleine Grabrede auf die Sendung:
    Salesch war wohl der Anfang des heutigen TrashTV. Zu meiner Schulzeit hab ich sie gern mal nachmittags gesehen, und die letzten 7, 8 Jahre ab und zu mal, je nach Arbeitszeit (schickt mich dafür in die Hölle). Aber, was mir aufgefallen ist: Wenn man die schauspielerische Leistung bei Salesch mit dem bei RTL gebotenen Gegenprogramm vergleicht, ist diese bei Salesch schon geradezu Oscar-verdächtig. Und Frau Salesch ist mir sehr sympathisch. Aber: Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Ich trauer der Sendung nicht nach. Und ich bin vor allem auf das Sat.1-Nachmittagsprogramm im nächsten Jahr gespannt.

  10. @BloodyFox: Das war ein radikaler Schnitt, da man vor so einem Schiedsgericht nur eher unspektakuläre Fälle behandeln konnte („Maschendrahtzaun“, etc.). Von einer Staffel zur nächsten wurde dann auf fiktive Fälle mit Laiendarstellern umgestellt.

  11. @ TKEDM

    Nein, Frau Salesch war sicherlich nicht der Beginn des TrashTV. Vor den ganzen Gerichtsshows gab es noch eine lange Phase mit Talkshows, die qualitativ ähnlich waren.
    Rückblickend muss ich feststellen, dass mit steigender Anzahl an Sendern die Qualität zunehmend gesunken ist. (Vielleicht gibt es nur eine begrenzte Menge Qualität, die bei steigender Senderanzahl auf immer mehr Sendeplätze verteilt werden muss?)

  12. „Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten –, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.”

    1984

  13. „Das Fernsehgericht tagt“ in den späten 1950er Jahren
    vom NDR produziert, brachte uns den klugen, weisen
    Richter näher.
    Er sah ein bisschen aus wie Carl Wehry.
    Amtsgerichtsdirektor i.R. Dr. August Detlev Sommerkamp, 72
    Als „Papa Gnädig“ blieb er uns in Erinnerung.
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46172906.html
    Ja, die Salesch war noch nicht geboren damals.
    Das konnte man beim NDR nicht wissen.

  14. Ich hätte schon gedacht, dass TV-Sender ihre Sendungen archivieren. Das ist ja sozusagen Firmengeschichte. Stattdessen produziert man das quasi für die „einmalige“ Ausstrahlung und wirft es dann weg?

    Hab übrigens vor ein paar Jahren mal versucht, über einen Radiosender an eine etwa acht Jahre alte Radiosendung ranzukommen. Die hatten da aber auch kein Archiv. (Genauer gesagt wollte ich wissen, welche Musik im Vorspann lief. Keine Schangse!)

  15. Im Zusammenhang mit Gerichts-TV kann man auch mal wieder eine Lanze für die ÖR brechen. Dort gab es vor dem Boom bei den Privaten „Streit um drei“, vom Format her ähnlich, aber zivil, oft amüsant und ganz ohne Sozialkloake.

  16. Man kann die Pressemeldung so lesen, als ob „Schiedsgericht“ der ursprüngliche Titel gewesen wäre. Ich vermute aber eher, daß man damit sagen will, daß die Sendung eben ursprünglich eine Art Schiedsgericht war.

    Was alte Fernsehprogramme betrifft, kann ich (wie im Thread bereits geschehen) auch nur auf die Seite http://www.tvprogramme.net verweisen, wo es einzelne Programmtage aus allen möglichen Jahren gibt.

    @Wilz: Es geht hier erstmal nur um die Infos, was wann gesendet wurde (also Programmabläufe etc). Die Sendungen selbst werden in der Regel durchaus archiviert – wobei auch da längst nicht alles dauerhaft im Archiv behalten wird (manche Sendungen wurden früher irgendwann gelöscht oder einzelne Sendungen sind irgendwann einfach technisch nicht mehr sendefähig). Das ist übrigens auch ein Thema, das bislang relativ wenig erforscht zu sein scheint, obwohl es nähere Forschungsarbeit verdient hätte.

  17. und wundern tut mich das rein gar nicht das auf der einen Seite (E)PG-Daten auf keinen Fall von jemanden ohne Gebühr benutzt werden dürfen und auf der anderen Seite genau diese Daten dann verloren gehen, weil keiner die Fantastilionen zahlt, die sie in der Vorstellung von BWLern darstellen…

    Frag mal jemand bei EA nach Spielen aus den 80er von den geschluckten Firmen, würde mich arg wundern wenn von mehr als 1% eine firmeneigene original Diskette aufgetrieben werden kann…
    (Firmen die Spielesammlung von damaliegen Spielen vertreiben, müssen daher darauf Hinweisen das trotz Cracktros die Spiele legal sind, was bedeuted, das die“dezentrale Sicherungskopie“ nicht nur eine faule Ausrede ist. *duck*)

  18. Bringt die aktuelle wenn es soweit ist eine exclusive Story über die Henkersmahlzeit von Frau Salesch?

  19. Auf jeden Fall empfand ich diese Gerichtsshows damals als Fortschritt gegenüber den schrecklichen Nachmittags-Talkshows, die davor immer liefen.

  20. Dafür ein Dank an Frau Salesch.

    Auch wenn die Fälle, glaub ich, mit den Jahren immer schlimmer und „asi-mäßiger“ wurden. Wenigstens gibt es vor Gericht die Strafprozessordung und nen Richter, der auf den Tisch haut, wenn es zu übel wird. Hab die Shows aber lange nicht mehr gesehen. :)

    (Mail-Adresse korrigiert und hiermit gespeichert.)

  21. die urteile vom „Schiedsgericht” waren rechtskräftig?! wusste ich garnich o.O man lernt nie aus. o.O

  22. Das die Sendung immer schon „Richterin Barbara Salesch“ hieß kann man u.a. auch mit Raabs Maschendrahtzaun belegen. Die erste Erwähnung des legendären Ausschnitts und die erste Präsentation des dazugehörigen Songs fand in der TV total-Ausgabe vom 08.11.1999 statt. Raab nennt die Sendung so, wie sie bis heute noch heißt und erklärt auch, worum es in dieser Sendung geht, was daruf hinweist, dass Salesch zu diesem Zeitpunkt noch recht frisch und relativ unbekannt gewesen sein muss. Und da ich es selbst gewesen bin, der ich in meiner Eigenschaft als Sichter bei TV total damals den Ausschnitt für die Sendung gefunden habe, kann ich bestätigen, dass ich mich genau daran erinnere, dass ich ins Feld „Sendungstitel“ definitiv „Richterin Barbara Salesch“ geschrieben habe. Aber mich hat auch niemand von dapd etc gefragt…
    http://tvtotal.prosieben.de/tvtotal/videos/player/?contentId=43562
    (url klickbar machen kann ich nicht, weiß nicht wie…leider)

  23. @ Stephan, #31 (und genaugenommen auch nur an Stephan, da so dermaßen off topic…, daher auch: Entschuldigung dafür an Stefan)

    Stephan B. oder Stephan R.?

    Falls B.: Nevermind, wir kennen uns so gut wie gar nicht
    Falls R.: Hallo langjähriger Mitbewohner ;)

  24. Es gibt Leute, die Anführungszeichen zur Betonung eines Begriffs verwenden. Das ist nach Duden nicht statthaft, aber es wird praktiziert, sogar von großen Firmen (z.B. DHL hat auf einige Lieferfahrzeuge die Aufschrift WIR SIND „NATÜRLICH“ UNTERWEGS drucken lassen, um für besondere Umweltfreundlichkeit zu werben, ohne sich bewusst zu sein, dass man die Anführungszeichen in dem Zusammenhang als Ironiemarkierung lesen kann, was quasi das Gegenteil der beabsichtigten Aussage bedeuten würde).

    Wenn das bei „Schiedsgericht“ auch so sein sollte, läge der Fehler doch wieder bei dapd, die den Interpunktionsfehler von Sat.1 falsch interpretiert haben.

  25. @Olly bin leider nur B.
    Aber interessant, dass ich als B zumindest bekannt zu sein scheine… ;)
    Sorry ebenfalls für off topic

  26. @Stephan: uuh, spannend!

    Darf man fragen, ob du damals irgendeine Ahnung hattest, welche Wellen der Ausschnitt schlagen würde? Und wessen Idee es war, ‚Maschen-droaat-zoaun‘ zu einem Countrysong zu verwursten? War es Raab selber (würde ich angesichts seiner Musikalität sogar vermuten)?

  27. @Rax Ich hatte absolut keine Ahnung, als ich den Ausschnitt sichtete und für die Verwertung vorschlug. Ich war zu jenem Zeitpunkt auch noch ganz frisch im Team und habe es selbst erst gemerkt, als ich die Sendung auf Pro7 sah, in der die Sache startete.
    Wer die Idee zum Countrysong hatte, weiß ich beim besten Willen nicht. Die Ausschnitte wurden zunächst den Autoren gezeigt, bevor Raab sie zu sehen bekam und meine Vermutung ist, dass sich der Song, bzw. die Idee zum Song entwickelte, als man Raab den Ausschnitt zeigte. Chefautor zu der Zeit war ein gewisser Jens, der auch als Mitverfasser auf der Single vermerkt ist.

  28. @ Stephan (sorry nochmal, Stefan, hiernach hör‘ ich auf, versprochen, aber ich will noch kurz dem Stephan erklären, warum ihn ein dahergelaufener Kommentator identifizieren kann. Ich an seiner Stelle würde das nämlich sonst ziemlich creepy finden…)

    Ich hab‘ den Job auch ein paar Jahre gemacht, aber gemeinsam waren wir nur wenige Wochen da. Du wirst Dich nicht an mich erinnern, das ist ja schon ewig her und ich habe am Anfang nur gezappt. Frag‘ mich nicht, wieso ich das noch weiß, aber… es gab zu der fraglichen Zeit nur 2 Sichter namens Stephan: Dich und meinen alten Mitbewohner (den Du eher kennen dürftest, Ihr habt ziemlich lange zusammen gearbeitet)

    Liebe Grüße,

  29. @wtfler: Ein Schiedsgerichtsverfahren ist nicht ganz dasselbe wie ein Zivilrechtsverfahren vor Gericht. Die Urteile sind nicht „rechtskräftig“, sondern in der Regel für die Parteien „rechtlich bindend“. Sie können allerdings anschließend von einem ordentlichen Gericht für vollstreckbar erklärt werden.

  30. Dann müssen wir jetzt nur noch den Alexander Hold loswerden und wir können ein langes dunkles Kapiter der deutschen TV-Geschichte hoffentlich für immer schließen.

  31. „Frau Richterin, ich muss jetzt auch mal was dazu sagen. Ich HALTE das nicht mehr AUS!“

    Ja ja, das war damals eine Revolution in der Trash-Unterhaltung, als die Beliebigkeit der ganzen in Schau-dich-doch-mal-an-Schreierei versumpfenden „Dogshows“ plötzlich durch Gerichtsshows mit moralisch abgesicherten Happy Ends abgelöst wurden.

    Ich hatte übrigends gehört (was ich jetzt aber nicht belegen kann), dass die Maschen-Draht-Zaun-Geschichte maßgeblich für den Switch zum fiktionalen Konzept verantwortlich war. Diese Frau Zindler war so massiv von Presse und Schaulustigen belagert worden, dass man sich bei Sat1 Gerüchten zufolge vor Klagen zu fürchten begann. Ich nehme aber mal an, dass es auch eine Rolle spielte, dass man vor dem Schiedsgericht keine spannenden Sachen mit Sex und Morden abhandeln darf.

  32. Ich glaube, ein Grund, warum alte Sendungen nicht mehr aufzufinden sind: Damit soll verschleiert werden, dass es alles schon mal gab, z.B. (nicht ganz so alt wie in #20) das „Königlich Bayerische Amtsgericht“ ;-).

    Und wie hieß denn noch diese Show damals in den öffentlich rechtlichen, in der (glaube ich) Städte in verschiedensten Spielen gegeneinander antraten?

  33. Es ist mir wieder eingefallen: Spiel ohne Grenzen. Laut wikipedia „neben dem Grand Prix Eurovision de la Chanson die einzige wiederkehrende sprachübergreifende Unterhaltungssendung“.

  34. „Streit um drei“ wollte ich auch einwerfen – so kann ich nur nachtragen, dass diese Sendung angeblich auf echten Fällen beruhte.

    Die Prismasuche liefert auch für 1.Sep.1999 im ZDF um – Überraschung! – 15:00 Uhr, cirka.

    „Deutschlands dienstälteste TV-Richterin“ könnte allerdings das Geschlecht der Richterin betreffen.

    „Wie würden Sie entscheiden?” hatte auch einen TV-Richter? Oder war es nicht doch sehr anders? Sonst werfe ich in den Ring „Kleist, Der zerbrochene Krug“ im Theater anno dunnemals, oder Pilatus bei den Kreuzigungsspielen in Oberammergau, beides weit vor Erfindung des Fernsehens überhaupt.

  35. Wenn ich mich recht erinnere waren es bei „Wie würden Sie entscheiden“ in jeder Sendung echte Richter, die das Urteil ihrer Kollegen vom wirklich entscheidenden Gericht vorgetragen haben.

    Da gab es so einen Standardspruch wie bei den Lottozahlen. („Der Aufsichtsbeamte…“)

  36. So richtig beliebt ist Frau Salesch auch im Kölner Raum nicht mehr. Derzeit werden für die Aufzeichnungen Zuschauer gesucht.
    Fürs Zugucken von 12:15 bis 20:45 zahlt die Produktion 30,- EUR.

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