Wofür Frank Plasberg nicht mehr wirbt

Der ARD-Moderator Frank Plasberg wird nun doch nicht für den kostenpflichtigen Unternehmenswettbewerb der Agentur Compamedia werben. In einer Presseerklärung zitiert das Unternehmen Plasberg:

„Ich bin gebeten worden, beim Unternehmenswettbewerb ‚Top Job‘ als Mentor zu fungieren. Dieser Wettbewerb schien mir geeignet, einen Impuls für zeitgemäßes Personalmanagement in mittelständischen Unternehmen zu geben. Insbesondere die wissenschaftliche Begleitung und Bewertung entsprechen meinen Vorstellungen von wettbewerblicher Qualitätsverbesserung. Mittlerweile habe ich feststellen müssen, dass mein Engagement von kritischen Beobachtern ganz anders empfunden wird. In den Mittelpunkt der Betrachtung rückte die Werbewirkung meiner Mentorenschaft, verbunden mit der Frage, ob meine journalistische Unabhängigkeit ein solches Engagement zulässt. Das wiegt schwerer als meine Überzeugung, in keiner Weise Beeinflussungen zu unterliegen oder meine Unabhängigkeit zu gefährden. Deshalb bin ich von der geplanten Mentorenschaft zurückgetreten.“

Offenbar war ich nicht der einzige, der ein Problem damit hatte, dass ein imageprägender ARD-Journalist mit branchenüblich abwegigen PR-Sprüchen für eine kommerzielle Veranstaltung wirbt.

Formell hatte der WDR an Plasbergs Engagement allerdings nichts auszusetzen, wie die Nachrichtenagentur dapd am Mittwoch meldete. Die Antwort des Senders klingt allerdings nach zusammengebissenen Zähnen.

Auf die Frage, ob Plasberg mit seinem Engagement gegen die Statuten des Senders verstoßen habe, teilte der WDR mit, die Vorschriften seien allein für fest angestellte Mitarbeiter gültig. Plasberg aber sei freier Mitarbeiter des Senders. Ob sein Engagement als fester Mitarbeiter legitim wäre, war zunächst nicht zu erfahren.

Offen ließ der Sender die Frage, ob Plasbergs Engagement dem WDR und der ARD insgesamt gut zu Gesicht stünde. Der Sender teilte dazu mit, das Engagement „inhaltlich nicht bewerten“ zu wollen. Die Sprecherin betonte: „Wir sehen keinen Fall darin. Die Zusammenarbeit mit Frank Plasberg beruht auf Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung.“

Das eigentlich Erstaunliche an der ganzen Sache finde ich allerdings, dass ein erfahrener Mann wie Plasberg nicht geahnt haben will, dass sein Engagement kritische Nachfragen hervorrufen würde.

19 Replies to “Wofür Frank Plasberg nicht mehr wirbt”

  1. Gratuliere, die Kritik scheint gefruchtet zu haben.
    Mir stellt sich jetzt die Frage (die aber nie geklärt werden kann), ob Plasberg tatsächlich nochmal ins Grübeln kam und dann aus Gewissens- oder Geschmacksgründen sein Engagement zurückgezogen hat, oder ob er lediglich sein vermeintlich sauberes Image gefährdet sah und der Rückzieher ein rein taktisches Manöver ist.

  2. „Dieser Wettbewerb schien mir geeignet, einen Impuls für zeitgemäßes Personalmanagement in mittelständischen Unternehmen zu geben.“

    Wenn Plasberg tatsächlich so verquast sprechen würde, könnte ich auch daran glauben, dass er von sich aus ohne Senderdruck gehandelt hat. ;-)

  3. Ich bin wirklich erschüttert darüber, was Leute im öffentlichen
    Leben – in diesem Falle Herr Plasberg – immer alles nicht zu wissen, oder sich nicht vorzustellen vermögen. Wenn das wirklich so sein sollte, dann müssten sie sehr flott ihre Jobs aufgeben. Tatsache ist natürlich, dass diese Details jeweils belegen, dass sie gerne öffentlich einen Eindruck erwecken, den sie privat nicht einhalten (mögen). Insofern: Schön, dass das hier recht klar bei einem großkopferten Journalisten nachgewiesen wurde.

  4. @2

    Das wird es wohl eher sein. Ich bezweifle ebenfalls stark, um den letzten Satz im Eintrag aufzugreifen, dass er nichts von dem Geschmäckle geahnt haben will. Er wird lediglich gehofft haben, dass ihn niemand (kritisch) darauf anspricht. Nachdem das dann passiert ist, wird der WDR sicherlich kurz mit ihm haben reden wollen.

  5. Und der SPIEGEL schreibt’s allein dem Stefan zu – irgendwie ziemlich „creepy“, dieser „Seht her, das war einer von uns!“-Schwanzvergleichsversuch aus dem Hause Augstein…

  6. @all: Plasberg hat zügig und konsequent auf einen Fehler reagiert, auf den ihn Dritte hingewiesen haben. Alles andere bezüglich seiner Motivationslage ist zunächst einmal (ggf. boshafte) Spekulation.

  7. Sollte es im Januar bei „Hart aber fair“ zum Wulff-Talk kommen, erwarte ich von Plasberg jetzt aber erst recht die Aussage „Das eigentlich Erstaunliche an der ganzen Sache finde ich allerdings, dass ein erfahrener Mann wie Christian Wulff nicht geahnt haben will, dass sein Kredit kritische Nachfragen hervorrufen würde.“

  8. @Jos, #9:

    Na, man soll nun wirklich nicht zu viel spekulieren, das stimmt schon. Aber dass er zügig und kosequent reagiert habe, scheint mir als Formulierung doch etwas sehr schmeichelhaft. Gegenüber Stefan hat er sich ja so geäußert: er habe alles genau geprüft, eine Super-Sache, und sein Engagement dafür sei völlig in Ordnung.

    Da hätte er doch besser gleich etwas weniger großspurig auf Stefans Anfrage reagiert und nicht erst darauf gewartet, dass – na wer wohl? – ihn auf einen „Fehler“ hinweist.

  9. Schön, schön.

    Nur „zusammengekniffene Zähne“ gibt’s nicht. Zusammenkneifen kann man höchstens die berühmten A…backen.

    „Zusammengebissene“ Zähne vielleicht?

  10. ich bitte den off topic kommentar eines meiner abstrusen plagiate zu entschuldigen. weder ist er in 7 jähriger mühevoller kleinarbeit entstanden, noch während meiner zeit als familienvater im bundestag.

    zum thema: herr plasberg ist mir ohnehin suspekt. die zeiten des knallharten, investigativen journalisten im talkmastergewand sind vorbei. jetzt wird der bekanntheitsgrad genutzt und abkassiert. das soll er meinetwegen tun, irgendwann muss sich das abarbeiten an talkshowopfern ja mal auszahlen. aber das herumgeeiere um die tatsache, dass es einfach nur ein werbedeal für einen beweihräucherungsveranstaltung ist, hat wiederum mich als zuschauer amüsiert und unterhalten.

  11. Ich finde ja, dass es bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern keine Moderatoren geben darf, die freie Mitarbeiter sind. Weil sie nicht als solche wahrgenommen werden. Und was von der Werbung ausgenutzt wird.

    Wo ist das Problem die fest anzustellen? Teuer sind diese Fernsehgesichter so oder so. Und dank der Rundfunkgebühren, können die Sender jetzt schon jeden Sch… bezahlen.

    Aber mit festangestellten TV-Gesichtern wäre einiges klarer geregelt. Gibt dann leider keine Kochshows mehr. Aber ist das so ein Verlust? Äh… nein. (Siehe auch: Heuchler am Herd) Und wenn können die Privaten das ja gerne übernehmen.

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