Aber als Kombi ein echter Hingucker

Es gibt vieles, was an der „Aktuellen Stunde“ des WDR-Fernsehens verstörend ist. Vielleicht nichts so sehr, dachte ich bisher, wie die Doppelmoderationen mit ihrer roboterhaften Natürlichkeitssimulation und der täglichen Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Synchronkartenhalten.

Am Montag sagten sie mit ihrer unverwechselbaren Lust an der Debilität den vierteiligen Jahresrückblick des Regionalmagazins an:

Martin von Mauschwitz: „Unser Jahresrückblick ist — jetzt auch schon traditionell — ein Bildgewitter und Fernsehkunst. Manchmal wild, aber definitiv bewegend. Heute sind wir im Winter, also Januar bis März.“

Susanne Wieseler: „Was war da los? Zu Guttenberg wird zurückgetreten. Das Wetter dreht Pirouetten. Und dann natürlich die Katastrophe von Fukushima.“

Martin von Mauschwitz: „Ganz düster. Und auch der Mond war finster. Teilweise, Phasenweise.“

Der Vorteil einer solch grunzdämlichen Moderation ist es, dass der entsprechend angesagte Beitrag im Vergleich mit ihr fast zwangsläufig intellektuell wirken muss. Es sei denn, es gelingt ihm, sie an stolzer Gedankenlosigkeit noch zu übertreffen. Herzlich Willkommen zum Jahresrückblick 2011 der „Aktuellen Stunde“.

Beschäftigen wir uns exemplarisch mit dem dritten Teil: „Sommer“.

Verschriftlicht lässt sich der Inhalt des fünfminütigen Films und also der Sommer 2011 in der „Aktuellen Stunde“ vielleicht etwa so wiedergeben:

TOT REGEN KRIEG PIRATEN BUMM MERKEL DUMM KUSS TIERE SCHLAGANFALL HAARE MOSLEMS BUG REGEN REGEN REGEN SONNE LUSTIG SCHEISSE KRASS SÜSS GEIL TOT TOT GIRAFFE KIND SCHWUL SCHEISSE GEIL OPFER SALAT BERLUSCONI TOT ENTE.

Das wird der Komplexität der Aussage und der „Fernsehkunst“ natürlich nicht wirklich gerecht. Dafür hätte ich die Buchstaben noch farbig machen müssen.

Man muss es selbst gesehen haben. Auf den Internetseiten des WDR. Oder in einer von mir etwas gekürzten Variante hier:

Sie finden das fraglos toll, was sie sich da zusammengeschnitten haben. Fast so toll wie sich selbst. Sie feiern ihre eigene Infantilität, wie ihnen damals zur Anmoderation eines Beitrags über Kupferdiebstahl der Satz eingefallen ist: „Rot, das ist die neue Lieblingsfarbe der Diebe“. Sie laden die Zuschauer ein zum Schenkelklopfen mit der Redaktion, wenn man gemeinsam noch einmal Thomas Bug in der Hauptrolle der Zweipersonen-Bauerntheater-Posse „Gegen Regen“ sieht.

Es ist alles eins. Sind das Randalierer in Athen oder Plünderer in London? Egal. Geile Bilder. Wetter war auch gut. Und schlecht.

Die ganze Diskussion darüber, wie zwiespältig es ist, aus Katastrophenbildern Musikvideos zu machen, ist an der „Aktuellen Stunde“ so vollständig vorbeigegangen, dass hier schon der Gedanke abwegig erscheint, dass Katastrophenbilder überhaupt irgendetwas anderes sein könnten als Schnittmaterial für Musikvideos.

Darauf muss man erst einmal kommen: An die süßen Aufnahmen von einem Affen, der einem Tigerbaby in einem Zoo in Thailand die Flasche gibt, nahtlos die Bilder des Duisburger Bürgermeisters anzuschließen, der von seiner moralischen Verantwortung für eine Katastrophe mit 21 Todesopfern spricht. War das ein subversiver Kommentar? Müsste man sich aus dem Off die Stimme eines der Moderatoren denken, wie er sich eine Überleitung zusammenhitlert: „Apropos Zoo, in Duisburg gibt es ja auch einen“, oder: „Für eine Flasche halten viele Duisburger auch ihren Oberbürgermeister“?

Dann wird die Musik ganz düster und bedrohlich, und wir sehen Moslemmänner mit Zottelbärten und Moslemfrauen mit Kopftüchern. Zottelbärte und Kopftuchfrauen sind böse und gefährlich, weiß die „Aktuelle Stunde“. Der Film denunziert die Unbekannten als Leute, die dank ihrer Religion die Lizenz zum Töten zu haben glauben, wobei etwas unklar bleibt, ob die Gezeigten nur die Opfer des 11. September 2001 und der Loveparade oder auch die Mutter des Tigerbabys auf dem Gewissen haben; jedenfalls scheinen sie so etwas wie Islam-Nazis zu sein.

Dann liegen auch schon die Opfer des Massakers in Norwegen noch einmal für ein paar Sekunden am Strand, Schwule ziehen halbnackt durch irgendeine Stadt, ein wehrloser Marienkäfer klettert einen Stengel herunter, irgendetwas brennt, ein Denkmal für den Euro ist zu sehen, Leute machen Kampfsport, Kanonen schießen, Sportler jubeln, irgendwas wird in Flaschen oder Gläser gefüllt, Moslems beten, Panzer fahren, ein Kind schaukelt, ein Bulli steht in einem leeren Parkhaus, Utøya aus der Luft, Wolken, ein Kinderkarussel, Nonnen, Berlusconi…

Am Ende wird alles ein Bildstroboskop: Anders Breivik gefühlt in der Wanne mit Müller-Lüdenscheidt und Doktor Klöbner, eine Explosion, Kinderleichen im Wasser, Plastikenten wurden nicht verletzt.

Man würde sie fast fragen wollen, was sie sich dabei gedacht haben, wenn es nur irgendeinen Grund zur Annahme gäbe, dass sie sich irgendetwas dabei gedacht haben könnten. Aber es handelt sich ja nur um die „Aktuelle Stunde“, die perfekte Regionalfernsehparodie, die aus etwas geworden ist, das man früher als journalistisches Magazin im öffentlich-rechtlichen Dritten Programm bezeichnet hätte.

Und gestern standen sie schon wieder rehäugig da, hielten sich an ihren lächerlichen Festhaltekarten fest und moderierten routiniert den nächsten Teil des Jahresrückblicks weg: „Alles nicht neu, aber als Kombi ein echter Hingucker“, sagte die Frau vorweg. Sphärische Musik, die Killer-Nazis, der Papst, Steve Jobs, Wutbürger, dann begann „Freude schöner Götterfunken“, und ich habe ausgemacht.

98 Replies to “Aber als Kombi ein echter Hingucker”

  1. Guter Text.Ich kann mich an Zeiten erinnern, da wirkte es, als hätten diese Regionalsendungen wirklich etwas wichtiges mitzuteilen. War ich nur jung und naiv, oder war das wirklich mal so…?

  2. Also ich weiß vor 20 Jahren war die „Aktuelle Stunde“ in NRW absolut essentiell, wenn man wissen wollte, was im „Pott“ und Umgebung passiert. Da lief aber auch im Nachmittagsprogramm noch Bildung.

  3. Meine Fernbedienung oxidiert so langsam vor sich hin. Sie wird nur beim Staubwischen ab und an mal angehoben… ;-)

    Es war wirklich nicht mehr auszuhalten.

  4. Ja guter Text und ja das macht ganz den Anschein als hätte es ihnen Spaß gemacht das alles zu einem Musikvideo zusammen zu schneiden, hat auch irgendwie drive. Flammen, Affenbabys, tote Kinder, Doktor Klöbner und immer wieder Wetter, den Auftakt macht Wum der immer Loriots Aussage für alles ist egal war.

    Nachrichten sind eine Unterhaltungssendung wie jede andere geworden und damit müssen sie auch die gleichen Voraussetzungen erfüllen. Einschaltquoten betrachtet man hier wie den Facebook „gefällt mir“ Button, Breivik oder Hochzeitskuss alles „gefällt“. Entspricht das nicht der Forderung von Ronald Koch anno 2009 mehr RTL aktuell für mehr Quote? Hauptsache es rockt…

    Ist halt nur Schade das damit der ganze Sinn des öffentlich rechtlichen verloren geht aber das merken die erst wenn sie weg sind.

  5. Jetzt, wo sie dann auch endlich beim WDR die Schnitt-Techniken der späten 90er Jahre so langsam verinnerlichen, müssen sie sich austoben. Da ist kein Halten mehr. Das Layout ist selbstreferentiell und alles andere als souverän. Man schneidet so, weil man es kann, es dient keinem anderen Zweck. Man möchte ach so gerne ach so hip sein.

    Die inhaltliche Substanz der AKS ist tatsächlich verflacht auf ein seichtes Boulevardmagazin. Die Zahl der selbst recherchierten Beiträge ist überschaubar. Bevorzugt wird die Lokalzeitung vom Tage abgefilmt. Und, ja, „nett“ soll es vor allem sein.

    Man wird beim WDR dennoch nicht verstehen, was all die Kritik soll. Denn die Quote sei doch hervorragend. Zwar könnte man einwenden, dass auch qualitativ höherwertige Beiträge Quote machen können. Aber andererseits: wenn ein Sender argumentiert wie ein kommerzieller Sender – wo ist dann der Unterschied?

    Danke für diesen Beitrag, Stefan.

  6. Hm, ich persönlich habe das jetzt nicht als so schlimm empfunden. So ein Jahresrückblick, in dem man einfach versucht, alle Bilder eines Jahres zusammenzuschneiden, ohne einen Off-Kommentar, der meint alles zu erklären zu müssen, fand ich besser als vieles was so als Jahresrückblick durchgeht. So ein Jahr ist eben Loriot und Osama bin Laden, es ist Weltmeisterschaft und Fukushima. Es ist das auf und ab des Lebens. Wenn man das verdichtet, liegt schönes und grausames eng beieinander.

    Die Qualität der AKS war gefühlt auch schon mal schlechter, im Moment gehen mir eigentlich nur S.Wieseler und T.Bug auf den Geist, wenn sie zusammen moderieren. Viel zu oft gibt die AKS sich mit Plattitüden ab „die Bahn ist immer zu spät“ „das Klima außer Kontrolle“ und wenn ein Gast noch etwas zu sagen hat, ist keine Zeit mehr. Wer aber richtig schlechtes Fernsehen gucken will, muss sich anschließend die WDR Lokalzeit ansehen (in meinem Fall Bergisches Land), danach ist man dankbar für die AKS.

  7. Vor (gefühlten) tausend Jahren waren die dritten Programme in unserer Region (NRW) sogar mal wirklich gut und haben ihren Bildungsauftrag auch ernst genommen. O tempora, o mores!

  8. Ich hatte erst überlegt, ein Video daraus zu schneiden, in dem die Einblendung „Aktuelle Stunde“ unkenntlich gemacht ist und raten zu lassen, von welchem Sender das ist. Ich glaube, die meisten Leute hätten sich nicht vorstellen können, dass es woanders lief als auf RTL2. Allerdings vermute ich (ohne es überprüft zu haben), dass RTL2 so eine Art der Montage längst nicht mehr machen würde.

  9. Ja, wahrscheinlich hätte ich spontan ‚RTL2 oder so‘ gesagt, weil ich sowas vom WDR eigentlich nicht erwartet hätte. Aber wahrscheinlich haben die Kommentatoren weiter oben Recht: die Quote ist doch prima, also ist doch der Zuschauer ganz offensichtlich zufrieden, also kann das doch nicht schlecht oder falsch sein! Und bei vielen Radioprogrammen sieht es kaum anders aus.

    Aber was kann man schon dagegen tun? Beschwerden bei den Sendern bringen nichts außer mehr oder minder standardisierten Antworten, manchmal garniert mit dem Hinweis auf ‚intensive Diskussionen auch hier im Sender‘. Bei diesen Diskussionen scheint die Qualität regelmäßig zu verlieren…

  10. Was ist das für ein Videoplugin, das hier eingebunden ist, und welches Browserplugin benötigt man zum Abspielen?
    (Windows, Opera Browser, Flash ist installiert; das Video mag nichts spielen, aber die geöffnete Seite hier zwingt meinen (noch nicht vollständig eingerichteten) Rechner in die Knie)

  11. Mich persönlich erinnern die Bilder vor allem an eins: Jauchs jährlichen Jahresrückblick auf RTL.
    Und wie so oft: Wenn man sich bei den Öffentlich-rechtlichen „weiterentwickeln“ will, übernimmt man einfach etwas von RTL.

  12. Ich verstehe den Grund der Aufregung nicht: Der Zweck des Fernsehen ist letztendlich immer Unterhaltung. Nichts darf dröge, kompliziert oder bedrohlich sein: Information heißt im Fernsehen Infotainment. Fühlten Sie sich schlecht unterhalten? Dabei soll es sogar Leute geben, die fordern, dass gerade öffentlich-rechtliches Infotainment zu einem wichtigen Bestandteil des Internets werden solle. Die aufschreien, wenn beliebte Unterhaltungssendungen „depubliziert“ werden. Aber solche Leute sind sicher nicht hier zu finden.

  13. Jahresrückblicke müssen eigentlich scheitern, weil man über die Ereignisse nie in der gegebenen Zeit angemessen berichten kann.
    Dieser Rückblick macht dagegen nicht mal einen Versuch, irgendwas wirklich aufzugreifen. Man müsste es als Propaganda bezeichnen, wenn eine Ideologie dahinerstünde. So aber ist es einfach niveauloser Scheiß.

  14. @Stefan Niggemeier
    Bei RTL2 waren vor ein paar Tagen die Toten 2011 als Einspieler zu sehen. Da gab es dann so Perlen wie Bernd Eichinger (Schauspieler) und Gary Moore (Sänger).

    Auch wenn man zumindest beim zweit genannten sagen kann, dass das irgendwie atimmt, lässt sich daran schön sehen, wie wenig sich die RTL II Redaktion mit dem Bockmist beschäftigt, den sie da über den Äther schicken. Über andere Sachen wie „Loriot (Humorist)“ und „Ryan Dunn (MTV Star)“ wollte ich mich dann schon nicht mehr aufregen.

  15. Hmm… weiß nicht. Das scheint mir doch ein sehr zweifelhafter Anlass für eine derartige, zum Teil ja doch persönlich beleidigende Abrechnung zu sein. Da schneidet der WDR also die Bilder eines Jahres zusammen, ohne den üblichen bewertenden Offtext drüber zu legen – früher hätte es das nicht gegeben!

    Mal abgesehen davon, dass dieser kulturpessimistische Käse vom vor 20 Jahren angeblich besseren Fernsehen nur eines ist, kulturpessimistischer Käse nämlich, mal eine Frage: Wer verachtet das deutsche Fernsehpublikum eigentlich mehr: Eine WDR-Redaktion, die den Leuten ausnahmsweise mal unkommentierte Bilder vorsetzt oder ein Medien-Journalist, der ihnen nicht mal zutraut, sich ihre eigenen, einordnenden Gedanken zu machen. Oder anders gesagt: Wer in der Abbildung von ein paar Burka-Trägerinnen gleich einen Generalvorwurf gegen den Islam sieht, dem wird wohl auch mit einem noch so differenzierten Off-Kommentar nicht zu helfen sein.

    Soll heißen: Natürlich kann man über das Filmchen geteilter Meinung sein, auch ich finde es ästhetisch eher fragwürdig und hier und da unangenehm suggestiv geschnitten – aber das sind schwülstige, mit Sarah Brightman-Musik oder einem textlich mehr oder weniger passenden Deutschrock-Stück unterlegte Jahres-Zusammenschnitte, die es nach meinem Gefühl eigentlich schon immer und auf allen Sendern gab, eben auch.

    (Und, weil ich es gerade mit Publikumsverachtung hatte: Wie soll man denn bitte den hier immer wieder vorgebrachten, angeekelten Verweis auf die ‚gute Quote‘ finden? Die Leute hatten also offensichtlich ihre Freude dran – und das, obwohl die Niggemeier-Comunity doch kollektiv den Daumen gesenkt hat… Man sollte ihnen ihre Fernseher weg nehmen…)

  16. @Igby: Wie kommen Sie darauf, dass mir an dem Jahresrückblick ein bewertender Off-Text gefehlt hätte? Stärker als durch die Art der Musikauswahl (vgl. Moslems) und den Schnitt (vgl. auch Merkels Euro-Zitat und die nächste Szene) lassen sich die Bilder gar nicht bewerten.

    Nein, was mir an dem Jahresrückblick gefehlt hat, in einem Wort: Respekt.

  17. Schön, dass Du nicht auf YouTube hostest. Wie aufwändig war es denn, den Videoplayer zu installieren? Läuft die Videodatei ganz normal von Deinem Webserver?

  18. Ich denke, das vielleicht größte Problem der Aktuellen Stunde ist der immer stärkere Bezug auf ihre Moderatoren („Lesen Sie jetzt auf unserem Blog, was ich über Kartoffelanbau im Sauerland denke und diskutieren Sie mit!“). Diese stehen immer mehr im Mittelpunkt der Sendung und vermischen objektive Berichterstattung und subjektive Kommentierung ohne erkennbare Trennung. Noch dazu immer im Bestreben, die Mehrheitsmeinung zu treffen.

    Dazu die Angewohnheit der Redaktion, viele Berichte entweder absichtlich oder mangels Qualifikation zu Lasten von Informationsgehalt und Recherche emotional aufzuladen. Gerade bei vermeintlich kontroversen Themen wäre es doch zu empfehlen, den einen oder anderen Schritt Abstand zu einer Story einzunehmen und sie erst einmal in Ruhe zu betrachten. So aber landen dann die Beiträge und gerade auch die Moderationen auf einem bedenklichen Niveau („Warum denkt denn keiner an die Kinder?“, „Die da oben …“, „Wieso wird so jemand wieder frei gelassen“ usw.). Und wenn die Redaktion weiß, daß man es manchmal vielleicht doch nicht mit eigenen Worten sagen sollte, werden einfach ein paar Leute auf der Straße befragt. Da wird man schon den passenden Kommentar finden, damit die Leute zuhause zufrieden nicken können. Zwischendurch streut man dann ein paar Belanglosigkeiten ein (Gutes/Schlechtes Wetter oder besser noch neugeborene Zootiere) und schon sind vierzig Minuten wieder rum. Mein persönlicher Höhepunkt der vergangenen Tage war an der Stelle übrigens der Bericht über eine Frau, die vor einem Jahr bei Eisglätte gefallen ist und sich den Arm gebrochen hat. Wenn es kein Schneechaos gibt, berichtet man halt noch einmal über das vom letzten Jahr.

    Ich glaube, die AKS sieht sich selbstgerecht als moralischer Meinungsführer des Landes. Jedes Urteil, jeder Unfall, jede Wetterlage hat das Potential, einen Beitrag zu drehen, der betroffen macht. Aus einer Sendung für regionale Berichterstattung ist ein Boulevardmagazin mit Wetterbericht geworden. Daß die Quoten so gut sind, wie sie sind, verheisst da nichts Gutes.

    Die Jahresrückblickmusikvideos sind mir – um letztlich doch zum Thema zu kommen – ebenfalls negativ aufgefallen. Auch weil ich oft gar nicht wusste, an welches Ereignis ich mich jetzt erinnern sollte. Hauptsächlich aber, weil man kein Jahr auf ein paar unkommentierte Minuten reduzieren kann, ohne essentielles zu vergessen.

  19. @Torsten: Mittelaufwendig und vom Ergebnis nicht ganz zufriedenstellend (vgl. Kommentar #18). Ich probier nachher nochmal ein anderes WordPress-Plugin aus. (Ja, läuft von diesem Server aus.)

  20. @Stefan:
    … tja, sorry, dann verstehe ich den Text noch weniger: keine Ahnung, was respektlos daran sein soll, in einem Jahresrückblick die Bilder eines Jahres aneinanderzureihen – is‘ ja nunmal so passiert.

    (und auf das Thema Offtext komme ich wegen dem hier: „…War das ein subversiver Kommentar? Müsste man sich aus dem Off die Stimme eines der Moderatoren denken, wie er sich eine Überleitung zusammenhitlert…“ Missverständnis, sorry wie gesagt. Und in Zukunft natürlich immer Respekt, den kriegen Bushido und mein 80jähriger Nachbar ja schließlich auch.)

  21. Einfach noch mal 20, 30 Jahre älter werden, dann gehören auch Sie Herr Niggemeier zur Zielgruppe der AKS und werden langsam begreifen was das soll. Das war die Pinkelpause für die Blasenschwachen. Der Zielgruppe der AKS kann man keine 40 Minuten Dauerfernsehen zumuten ohne Pinkelpausen einzuplanen. Da der WDR keine Werbeunterbrechungen schalten darf, muss dann halt sowas hin.

  22. @Igby: Stimmt, und länger als je eine Achtelsekunde muss man die ja auch nicht sehen, die Bilder des Jahres.

    „is‘ ja nunmal so passiert“ ist aber eine rührend naive Umschreibung für die redaktionelle Entscheidung, süße „Affen, Tiger & Co“-Aufnahmen mit den Kinderleichen aus Norwegen zu kombinieren und Anders Breivik wie eine Figur aus einem Loriot-Sketch erscheinen zu lassen.

  23. Insofern damit nicht nur der WDR-Jahresrückblick, sondern sämtliche vor Tumbheit und Eitelkeit nur so strotzende Jahresrückblicke treffend beschrieben werden, finde ich den Kommentar dann doch etwas merkwürdig. Auch hinsichtlich der Frage, ob es jemals anders war.

  24. es gibt sinnvollere Rants als diesen hier… was ist nur los, Herr Niggemeier? und die claqueure hier unter dem kommentatoren machen schon fast dem lawblog konkurrenz. schade

  25. Timo/#28 kann man so unterschreiben. Die AKS hat bestimmte Mechanismen und Lieblingsthemen verinnerlicht (Kinder, Straftäter, Viren, Wetter, etc.), die immer gehen, und die möglichst auch immer gerne wertend emotionalisiert werden, sei es sprachlich oder durch Hintergrunddudelmusik in feinster Wochenschaumanier. Damit z.B. der blöde Zuschauer auch unterschwellig kapiert, dass das dargestellte Schicksal im Beitrag ein tragisches ist. Immer wieder gerne genommen ist auch der extrem konstruierte Zusammenhang – ein Beitrag z.B. über einen Flugzeugabsturz in Hinterlampukistan hat dort mangels Relevanz eigentlich so gut wie nichts verloren, er wird trotzdem in die Sendung gepackt weil man in Oer-Erkenschwick eine Familie ibn ihrem Wohnzimmer interviewen kann, die vor acht Jahren schonmal in Hinterlampukistan im Urlaub war und jetzt ganz betroffen auf die Videos vom Absturz auf ihrem Laptop starren muss.

    Die Argumentation mit der Quote ist bei der AKS übrigens trügerisch, denn erstens ist der Sendeplatz aus Quotensicht ein automatisch funktionierendes Filetstück, zweitens gibt es beim WDR ansonsten eh keine tägliche Hauptnachrichtensendung für das Bundesland (wobei, echte Nachrichten mit tatsächlich wichtigen Meldungen, Lokal- und Landespolitik und dergleichen, gibt es nur in den Fensterblöcken und in wöchentlichen Magazinen á là „Westpol“ u.ä.), drittens wird die AKS häufig einfach noch aus uralter jahrzentelanger Gewohnheit eingschaltet. Es gab nämlich mal Zeiten, da war das eine richtig gute und frische Nachrichtensendung, anstatt ein weichgespültes moralinsaures Semiboulevardmagazin dessen Beiträge weitgehend genauso auch bei „Brisant“ oder dergleichen laufen könnten.

    Das sind allerdings auch keine neuen Erkenntnisse, die treiben das so schon seit diversen Jahren.

  26. Als echter clacqeur hab ich natürlich auch schon irgendwo was in nen Baum geritzt… falls sich jemand erinnert.

  27. Ich warne seit langen vor diesem schrecklichen Medium „Fernsehen“. Aber einige Menschen müssen sich ständig das volle Programm geben, als wäre das eine moderne Form der Selbstgeißelung. Gibt es denn kein Aussteigerprogramm? Ich mache mir ernsthaft sorgen. Am Ende bekommt der Herr Niggemeier noch den Karrierekiller „Bambi“ geschenkt und dann ist alles zu spät.

  28. »Sie finden das fraglos toll, was sie sich da zusammengeschnitten haben. Fast so toll wie sich selbst. Sie feiern ihre eigene Infantilität,«
    „Sie“ am Wortanfang ist böse, weil doppeldeutig xD bitte Aufzeigen, wer sich ausser mir noch angesprochen gefühlt hat ^^

  29. Die RTL II News haben übrigens immer zum Wochenschluss den Wochenrapblick des Duos Kunstrasen im Programm. Und gerade gab es den Jahresrapblick. Wie auch schon im letzten Jahr.

  30. „wie er sich eine Überleitung zusammenhitlert“
    Bin ich der einzige, der sich an dieser Formulierung stößt?

  31. Nur um die Frage nochmal klarzustellen, ich hab kein Problem mit Worten wie „Hitler“ oder „Autobahn“. Ich versteh nur den Sinn der Formulierung nicht. Scheint in meiner Gegend nicht gebräuchlich zu sein. (Vielleicht reduziert diese Klarstellung die Sinnloskommentare wie 48 etwas.)

  32. Das ist audiovisueller Urin.
    Ich stelle mir wirklich die Frage, ob tätsächlich der Zuschauer danach verlangt, solche Pisse trinken zu wollen oder ob er sie nur säuft, weil es nichts anderes gibt.

  33. Also, unter dem satirischen Aspekt ist das durchaus ein gelungenes Filmchen, denn es verbindet auf teils sehr gelungene (ich möchte fast sagen kongeniale Weise) die Themen des Jahres miteinander – und gerade die wilde Mischung, die Mixtour macht den Reiz aus. Insofern ist der Vergleich mit taff oder RTL 2 absoluter Blödsinn, denn solche intelligenten Beiträge würde es dort niemals geben.

    Womöglich braucht man aber einen gewissen Zugang dazu. Und vermutlich ist ein gewollt seriöses Regionalmagazin wie die „Aktuelle Stunde“ eben der falsche Platz, um einen solchen Beitrag zu senden. Da stimme ich vollkommen überein. Auch stimme ich zu, dass die Anmoderation völlig daneben ist.

    Diejenigen aber, die diese interessante Vermengung von Themen des Jahres einfach als niveaulos oder respektlos abtun, haben nur eines nicht: Respekt vor dem Redakteur und dem Cutter, die diesen Film in vermutlich mühevoller Arbeit erstellt haben.

    Die Berichterstattung eines jeden Tages besteht aus politischen, gesellschaftlichen, tragischen, humorvollen, dramatischen, tiefsinnigen, flachsinnigen, menschlichen und unmenschlichen Momenten – warum soll da ein Filmbeitrag nicht einfach die Dreistigkeit besitzen, all dies zusammenzubringen?

  34. Was für ein Glück das man als Medienjournalist nie beweisen muss das man es selber besser machen könnte. Lästern und kritisieren reichen anscheinend als Daseinsberechtigung völlig aus. Und wer zum Himmel zwingt eigentlich S.N. die Aktuelle Stunde des WDR anzuschauen? Ist das Berliner Regionalfernsehen womöglich noch niveauloser?

  35. „Für diese Bilder besitzt der WDR keine Rechte zur Veröffentlichung im Internet.“

    Mich nervt was anderes: Die Aktuellen Stunde hat geile Kameramänner. Und geile Tonmenschen. Und Cutter. Und unter einem Jahresrückblick der Aktuellen Stunde verstehe ich einen Zusammenschnitt der besten Bilder eines Jahres – und zwar von der Aktuellen Stunde selber produziert.

    Zwar weiß ich es natürlich nicht, ob ein Team der Aktuellen Stunde in Norwegen war, auf einem Konzert von Amy Winehouse oder in Monaco (o. k., in dem Fall weiß ich: Sie war es nicht). Ebenso wenig habe ich mitgestoppt, wie viele der Bilder nun wirklich von der Aktuellen Stunde stammen. Oben genannter, ständig erscheinender, nerviger Hinweis zeigt wohl, dass es zu wenig selbst produzierte Bilder gegeben hat, um daraus einen eigenen Jahresrückblick zu schneiden. Und das bei dem Personal!

    Wenn dem so ist: Ja warum gebt ihr dann nicht die Teams ab an die, die gute Beiträge produzieren können?! Also ich würde sie ja sofort nehmen …

  36. @Fernsehkritiker: Die „Aktuelle Stunde“ als „gewollt seriöses Regionalmagazin“ zu bezeichnen, ist angesichts des täglichen Gegenbeweises originell.

    Aber was ich eigentlich fragen wollte: Worin besteht jetzt die behauptete „Intelligenz“? Dass es aufwändig war, den Film zu schneiden, bestreitet ja niemand. Das macht ihn aber noch nicht intelligent.

    Und ist der Jahres-Rap-Blick von RTL 2 (hier der von 2010: http://www.youtube.com/watch?v=HvVh5c0jy4A ) weniger „intelligent“? Ich finde ihn deutlich weniger gedankenlos.

  37. Ich finde die Kritik an der Bebilderung dramatischer Musik mit Naturkatastrophen berechtigt. Das ist pietätlos und gibt bspw. auch nicht meine Emotionen beim Betrachten der Ereignisse, als sie erstmals im Fernsehen gezeigt wurden, wieder.

    Der wilde Zusammenschnitt lässt sich aber auch so betrachten, dass sich ein Jahr zwar chronologisch oder nach Ressorts getrennt zusammenfassen ließe, die chaotische Abfolge jedoch der Willkürlichkeit unserer eigenen Erinnerung entspricht. Man könnte der Redaktion der AKS quasi unterstellen, sie fördere damit die Reflexion des erlebten Jahres auf digressive Weise. An der Uni habe ich gelernt, dass dies eine Methode postmoderner literarischer Strömungen ist. Vielleicht daher die Behauptung, es handele sich um Fernsehkunst.

    Ich weiß jetzt nicht, ob der verantwortliche Autor des Beitrags so weit gedacht hat. Vielleicht sollte der Einspieler auch einfach „knallen“.

  38. @57: Stimmt. Die haben sich wenigstens was einfallen lassen. :-) Und man merkt erstaunt, wie wenig (sehr, sehr wenig) dazugehört, es respektvoller zu präsentieren als die Aktuelle Stunde.

    @53: Respekt für den Beitrag? Immer wieder lustig finde ich ja, wenn Respekt für etwas eingefordert wird, was selbst respektlos ist.

  39. @Stefan Niggemeier: Die Intelligenz besteht in der Komposition der Bilder. Das ist wie ein Musikstück, das man komponiert. Sie machen den Fehler, dass Sie eine kreative Leistung unter einem journalistischen Aspekt betrachten. Das kann ja nur scheitern. Im Übrigen finde ich auch den Rap-Rückblick von RTL 2 erstaunlich gut – nun muss ich hier sogar schon RTL 2 verteidigen, soweit ist es gekommen :)

    Was die „Aktuelle Stunde“ angeht, schaue ich diese Sendung nicht (warum auch?) und kenne sie daher kaum. Mit „gewollt seriös“ meinte ich, dass man so tut als ob man es sei. Dass die bei geilen, blutigen Unfällen mit der Kamera genauso drauf halten ist klar.
    Im Vergleich zum NRW-Regionalmagazin von RTL (haben Sie das schon mal gesehen?) ist die „Aktuelle Stunde“ aber tatsächlich noch einigermaßen seriös.

  40. @Fernsehkritiker:

    Diese Stücke liefen nicht im Rahmen einer Videoperformance in einer Galerie für moderne Kunst. Sondern in einem Regional-Magazin.

    Und, mit Verlaub, wenn Sie das als „intelligente Bildkomposition“ und „kreative Kunst“ verkaufen wollen, haben Sie die Lacher auf ihrer Seite.

  41. Sehr interesanter Artikel. Er beschreibt aber m.E. nur die Spitze des Eisbergs. Eine inhaltliche Verflachung zieht sich kontinuierlich durch alle 3. Programme. Dazu kommen inhaltliche Überschneidungen. Da leistet sich jeder Sender ein eigenes Ratgeberformat. Die Shows sind fast identisch. Und, und, und …

    Insgesamt ist das aus meiner Sicht ein Kostenblock innerhalb der öffentlich Rechtlichen, der nicht zu unterschätzen ist und der nichts mehr mit Grundversorgung zu tun hat.

    Falls der Spiegel mal wieder Kapazitäten frei hat, die ja wohl aktuell bei Herrn Wulff gebunden sind, wäre das sicher mal ein interessanter Themenkomplex für 2012.

  42. @60: Und wie ist das sonst so mit kreativen Leistungen, darf man die, wenn schon nicht unter journalistischen, so doch vielleicht unter ethischen Aspekten beurteilen?

    Und journalistische Beiträge über Literatur, Musik, Malerei und Film können dann auch „nur scheitern“?

    Herr Fernsehkritiker, mal im Ernst und bei allem ehrlichen Respekt: Das ist alles recht unreflektiert, was Sie schreiben.

  43. Lieber Stefan Niggemeier,

    als Zuschauer dieser unsäglichen vier Jahresrückblick-Schnipsel können mein Mann und ich Ihre journalistische Bewertung „voll inhaltlich“ :-) unterschreiben.

    Als festangestellte Kollegin dieser AKS-Präsentierer schäme ich mich schon eine ganze Weile für deren unterirdisches Niveau.

    Ob es 2012 besser wird? *grrrrr

  44. @65 Sind Sie etwa die gleiche „Karla Popper“ die sich schon unten im Morast des PI mit „Kollegen“ solidarisiert, die da in der typischen Manier gegen den Islam hetzen ? Das fände ich etwas gruselig. Wenn nicht, bitte ich um Verzeihung.

  45. @52: Danke für den Hinweis auf den Google-Jahresrückblick. Erstens, weil er inhaltlich so viel mehr bringt als die hier bereits umfassend und zu recht kritisierte Arbeit aus Köln. Zweitens, weil er zeigt, dass man optisch starke Bilder auf eine graphisch-dynamische Weise zusammenbinden kann, so dass eine eigene Geschichte entsteht und keine Parodie. Und drittens, weil es so viel mehr bringt, sich an den besseren Vorlagen zu orientieren anstatt am gängigen Ramsch aus den Video-Backstuben dieser Welt.

  46. @61: Genau, ich habe die Lacher auf meiner Seite :)

    @63: Unreflektiert ist Ihre Reaktion auf das, was ich geschrieben habe. Die Frage darf eben nicht sein: Ist es ethisch vertretbar, das Massaker von Norwegen mit dem Tod von Loriot zu vermengen? Die Frage muss sein: Darf Kunst das? Und da sage ich: ja, natürlich darf sie das! Ob Sie das persönlich als Kunst akzeptieren oder nicht, ist ja Ihre Sache. Ich, der selbst viele Bildkompositionen geschnitten hat (u.a. in unserer kleinen Reihe „Die 5 Tageszeiten“) maße mir jedenfalls an, einen professionellen Blick dafür zu haben. Und mich hat das Filmwerk durchaus unterhalten. Dass es in der falschen Sendung gezeigt wurde steht, wie schon betont, außer Frage.

  47. @68 Man darf ja wohl Kunst auch kritisieren. Natürlich kann man sagen, „Kunst darf das“. Heißt ja nicht, dass man dieses Stück Kunst gut finden muss, sondern dass man auch sagen kann, dass dieses Stück Kunst pietätlos ist und vllt. auch unethisch. Völlig egal, in welcher Sendung das steht.

  48. Also ich finde diesen wilden Zusammenschnitt gar nicht so übel. So funktioniert nun mal das Fernsehen. Das wird jedes Jahr mehr oder weniger immer wieder so gemacht.

    Wenn es Ihnen nicht gefällt, einfach nicht ansehen.

    Das meiste im TV ist ja ohnehin eine große Zeitverschwendung. Was da so alles gezeigt wird, ist der Wahnsinn. Ich empfehle über die Gefahren des Fernsehens folgendes zu lesen:
    http://kids.yahoo.com/parents/kids-media-guide/1604/1–Physical+Health+and+Kids+Media+Consumption

  49. @68:
    Sagen wir mal, es handele sich hierbei tatsächlich um Kunst. (Ich finde, darüber kann man streiten.)
    Auch Kunst kann dumm und falsch sein!
    Riefenstahl darf man bedenklich finden, oder nicht?
    Arno Breker auch, oder?
    Frauen- und schwulenfeindlichen Rap auch, oder?

    Zu sagen „Weil es Kunst ist, ist es OK, dass es so ist, wie es ist und steht über aller Kritik“, halte ich in der Tat für sehr unreflektiert.
    Die von Ihnen selbst oft kritisierten Sendungen wie „Schwer verliebt“ sind doch auch Kunst, oder? Fiktive Geschichten, von Leuten mühevoll zusammengeschnitten. Dennoch sind sie falsch, oder?

  50. Herr Niggemeier hätte noch länger am TV bleiben sollen!! Danach kommen beim WDR nämlich die ‚LOKALZEITEN‘ wo die ‚richtige‘ journalistische Qualität zu Tage tritt. :-(
    Demnächst folgt wahrscheinlich Stadtteilfernsehen. Hauptsache noch eine Sparte und noch eine Sparte um die GEZ-Gebühren halbwegs legal zu verplempern und allen z.g. ‚Journalisten‘ bequem Lohn und Brot zu geben.

    Im Übrigen: Ich kenne niemanden, auch bei intensiver Nachfrage in anderen Foren, der von Mediacontrol o.ä. gefragt wurde. Die QUOTE scheint mir sehr verdächtig was das seriöse Zahlenwerk betrifft.

  51. „Ich, der selbst viele Bildkompositionen geschnitten hat (u.a. in unserer kleinen Reihe „Die 5 Tageszeiten“) maße mir jedenfalls an, einen professionellen Blick dafür zu haben.“

    Habe mir gerade eine Folge der „5 Tageszeiten“ angeschaut. Mich hat das an eine filmische Ausgabe einer Schülerzeitung erinnert. Von der Warte aus ist dann auch die Clipschule der AKS Kunst.

  52. @Fernsehkritiker

    Was hat Kunst denn bitte in der Aktuellen Stunde zu suchen? Die gehört da nicht hin. Bei dem Publikum schon gar nicht. Da kann man sich dann auch nicht mit herausreden, wenns daneben geht. Und wie kommen Sie auf die Idee, Kunst sei irgendwie weniger Kritik auszusetzen? Kunst und Kreativität sind per se erstmal keine qualitativen Merkmale. Und ob man Loriot und Breivik zusammenschnipselt ist keine Frage des dürfens, sondern des wollens. Kunst darf viel. Sie darf sogar auch deplaziert, moralisch verkommen und verachtenswert sein. Und das kann man dann auch gerne sagen dürfen.

    Und dass das Dingen technisch halbwegs professionell zusammengefuckelt wurde, möcht ich bei dem großen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender doch bitte erwarten.

  53. @Theo: Ich liebe konstruktive Kritik :D

    Ansonsten kann ich nur unterstreichen, was hier in den letzten Postings geschrieben wurde: Man soll, darf und muss Kunst kritisieren. Aber dazu muss man sie erstmal als solche akzeptieren – und das ist in dem Artikel von Herrn Niggemeier nicht deutlich geworden.

  54. @75:

    Wenn Kritik hilft, die Selbstwahrnehmung zu überprüfen, ist sie immer gut. ;-)

    Kunst ist das nicht. Das ist Handwerk, was sie vergleichbar – bezogen auf die technische Komponente – täglich auf diversen Kanälen sehen können. Und was den Aufwand betrifft: Einen solchen Clip schneidet ihnen ein versierter Cutter in einer halben Schicht, wenn der Autor gut vorbereitet ist.

    Die Kunst hätte darin bestanden, auf billige Gags zu verzichten. Der Vorwurf aber geht nicht so sehr gegen den Autor, sondern gegen eine Redaktion, die so etwas durch gehen lässt.

    dwdl hat kürzlich ein Interviw mit den AKS-Verantwortlichen geführt, aus dem ich ein hübsches Zitat vom Redaktionsleiter erwähnen möchte:

    „Wir sind bei der „Aktuellen Stunde“ von der Doppelmoderation sehr überzeugt, weil sie es uns ermöglicht, auch sperrige Nachrichten und Themen menschlich zu verkaufen, weil wir da ein Duo haben, das auch schon mal miteinander über ein Thema ins Gespräch kommt. Das ist Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Zuschauer.“
    (Quelle: http://www.dwdl.de/interviews/34208/service_ist_nicht_infotainment_sondern_orientierung/)

    M.E. zeigt sich hier die ganze Malaise. Die Dampfplauderei eines Thomas Bug als bürgernahe Info-Kultur verkaufen zu wollen, ist schon entweder besonders nett geschwindelt. Oder aber, und ich tendiere dahin, der Redaktionsleiter meint das wirklich ernst.

  55. Ein frohes neues Jahr für alle Beitragenden.

    … und zur Sendung: Zum vergessen, sonst ärgert an sich nur.

  56. Bin ich jetzt abgestumpft? Erwarte ich nichts mehr vom ÖR-Fernsehen? Ich frage mich, Herr Niggemeier, so what? Warum regen Sie sich darüber auf?
    Ich bin zwar noch nicht in der Zielgruppe, aber ich wäre vermutlich auch aufs Klo gegangen…

  57. Glaube ich nicht, dass das so als journalistisch aufbereiteter Rückblick auf 2011 gelaufen ist. Als Trailer vielleicht…

  58. Ich fand den Jahresrückblick toll. Die Musik und die Bilder haben mir gefallen.

    Bin ich jetzt ein schlechter Mensch?

  59. „This instrument can teach, it can illuminate; yes, and it can even inspire. But it can do so only to the extent that humans are determined to use it to those ends. Otherwise it is merely wires and lights in a box.“

    (Edward R. Murrow, 1958)

  60. Papperlapapp! Was soll diese Kritik!? Man muss die AKS ja nicht angucken!

    Ach ja: Man muss sie aber bezahlen. Zu dumm.

    Schlimme Sache, schöner Artikel. Ich würde mich über eine ähnliche Auseinandersetzung mit dem morgendlichen Flachtainment der Öffentlich-Rechtlichen freuen. Was mir da – abgesehen von den drei Minuten Tagesschau – an umgrinsten Nichtigkeiten geliefert wird, zieht mir oft die Pantoffel aus.

    Geschmackvoller Pappdeckel oben drauf: „Rote Rosen“ ab 9. 05 Uhr.

    Man mag über die „News“ von beispielsweise RTL2 entsetzt sein oder belustigt.

    Erstens: Man muss es aber nicht gucken. Zweitens: Man muss es vor allem aber auch nicht bezahlen. Drittens: da sind wir dann (im Westen) bei AKS :-)

  61. „[…] Am Ende wird alles ein Bildstroboskop […]“

    Komisch. Genauso stroboskopartig kam mir das Weltgeschehen in diesem Jahr auch vor: Dort draußen ein Schlagabtausch von Ereignissen und Dramen, deren Auswirkung und Bandbreite wirklich einzuschätzen mir fast unmöglich erscheint, während hier drinnen mein kleines Leben weiter relativ unberührt seinen Lauf nimmt. Von daher finde ich diesen Rückblick aufs Jahr gar nichtmal so falsch: Alle Bilder gleichrangig neben- und nacheinander zustellen. Die Ordnung und Gewichtung muss dann durch den Betrachter erfolgen.

  62. @86, Rudi
    Doch, du zahlst für RTL 2 – auch, wenn du nicht guckst. Genau so, wie für RTL und SAT 1 und Pro7 und all die anderen privaten Rundfunkveranstalter, die sich zu einem großen Teil über Werbung refinanzieren: Die Ferrero Küsschen würden ohne sie weniger kosten. Das nennt man „Duales System“.

  63. Das läßt sich problemlos auf den Audiobereich des WDR erweitern: Hier breitet sich die WDR-2-isierung unter der Ägide von Monika Piel inzwischen auf alle anderen Programme aus. Alles Boulevard, nur für verschiedene Generationen.

    Einslive als zwanghafte, nichtgekonnte Dauerblödelei unterbrochen vom Chartboarding im musikalischen Ermüdungsbecken. WDR2 als Patient Null für alle, die in den 80ern (musikalisch) zurückgeblieben sind und denen das Jetzt in einer verniedlichten warmen Tunke erträglich gemacht wird – „Alles nicht so schlimm“. Auf WDR4 ist man schon dort angekommen, wo die anderen Programme noch hin wollen: der Tag wird mit einem Wortschatz durchsungen, der die BILD wie einen Duden erscheinen läßt. Vormittags versuchen zunehmend keck-unhöfliche WDR5-Moderatoren die Welt in Einsdreissig-Beiträge und besserwisserische Interviews zu pressen, um am Nachmittag von gefühlig-boulevardeskem Lokalgeplapper abgelöst zu werden.
    Einzig die Klassik-Trutzburg auf WDR3 sendet stoisch die Hits vom 14. – 19. Jahrhundert und das Beste von vor den Weltkriegen.

    Alles zusammen ist jedoch nur Füllmaterial für die eigentliche Existenzberechtigung dieser Rundfunkanstalt: Programmhinweise! Wären substanzielle Radiobeiträge Wein und die Programmhinweise Wasser, müßte man beim WDR von alkoholfreier Traubenschorle sprechen. [/offtopic]

    (Tut mir leid für das Ranten, aber wenn ich „WDR“ höre, kann ich nicht mehr an mich halten …)

  64. @schläfer

    auch hier mussst Du nicht einschalten. DLF ist ganz nett.

    Ich finde bloß diese Vergeudung von GEZ Gebühren unverschämt zumal die ja auch noch Werbeeinnahmen haben. Siehe auch #72#

  65. @ V40
    Für anspruchsvolle Wortbeiträge höre ich inzwischen Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen.
    Ich bin nur enttäuscht, dass es der WDR trotz fünf Radio-Programmen nicht schafft, wenigstens bei einem das Nivea zu halten, sondern alle gleichmäßig im Banalen versinken läßt.

  66. Ich habe laut gelacht. Der 4. Teil des Jahresrückblicks ist noch abstruser. Griechenland wird gerettet, der Papst auch, London, Ermittler wühlen sich auf dem Friedhof in einen braunen Sumpf, die Angehörigen spielen fröhlich im Hochseilgarten, wir sind 7 Milliarden Menschen auf der Welt, Tote zählen auch dazu…

  67. @Michael: „Mit Frank Plasberg wäre das nicht passiert“?? Frank Plasberg ist als ehemaliger AKS-REdaktionsleiter ganz maßgeblich mitverantwortlich für das heutige Layout der „Aktuellen Stunde“ im WDR Fernsehen. Und das inhaltliche Niveau seiner Einspielfilme in „Hart aber fair“ korrespondiert kongenial mit dem Niveau von AKS-Stücken. Man müsste also formulieren: Mit Frank Plasberg IST es passiert …

  68. Hektor,

    das ist einige Jahre her. Und so, wie Du es schreibst, stimmt es nicht. Frank Plasberg setzte seinerzeit zwar auf etwas mehr Boulevard, hatte aber auch Ansprüche. Und er hatte ein gutes Gespür für das, was sich gehört und was nicht.

    Der Trend zum Kuschel-TV, sehr seicht und mit geringer Kompetenz, setzte erst später ein.

    Die Mini-Einspieler der Talkshow mit AKS-Berichten zu vergleichen ist zudem völlig absurd.

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