Wenn man als Redaktion einen Fehler gemacht hat…

Dass die WAZ-Zeitschrift „Neue Welt“ vor zwei Wochen behauptete, die schwedische Kronprinzessin Victoria habe, hurra, einen Jungen zur Welt gebracht, obwohl sie doch, naja, nur ein Mädchen gebar, lag, anders als gedacht, nicht daran, dass der Redaktionswürfel kaputt war, sondern daran, dass Menschen „aus dem allerengsten Umfeld“ der Königsfamilie, „unter anderem eine enge Verwandte von König Carl Gustav“ der „Neuen Welt“ das falsch erzählt hatten.

Das weiß ich aus dem Editorial der „Neuen Welt“, in dem sich das Team, ohne lange um den heißen Brei herumzureden, bei den Leserinnen und Lesern entschuldigt:

Der lustigste Satz ist natürlich dieser:

Wir möchten, dass Sie sich auf Ihre Zeitschrift auch weiterhin verlassen können.

Ich habe am vergangenen Donnerstag per Mail bei Paul Binder nachgefragt, dem Pressesprecher der WAZ-Gruppe:

Können Sie mir sagen, ob die Redaktion der „Neuen Welt“ sich auch für die zahlreichen anderen Fehler aus den letzten Monaten (Maxima wird jetzt Königin, Maxima bekommt einen Jungen, Maxima bekommt Zwillinge, etc.) bei ihren Lesern entschuldigen wird? Oder ist dies schon geschehen?

Ich habe noch nichts von ihm gehört, aber er meldet sich bestimmt, sobald die hausinterne Umgehungsstraße um den heißen Brei fertiggestellt ist.

Bis dahin bleibt leider auch meine andere Frage an ihn unbeantwortet: Wer ist dieser Peter Voss?

36 Replies to “Wenn man als Redaktion einen Fehler gemacht hat…”

  1. „Hallo, Herr Voss? Ja, hallo, die Neue Welt hier. Ja, wir bräuchten Sie mal wieder zum Entschuldigen. Ja, das wäre wirklich nett. Diesmal würde sogar ein Hunderter dabei rausspringen, wie man so schön sagt. Ja, wir haben uns diesmal ein wenig sehr verhoben. Also, würden Sie das wieder machen? Super, vielen Dank, ja, und herzliche Grüße auch an Ihre Frau … äh ja, Hildegard, wie auch immer. Ja, dann äh tschü-hüß.“

  2. Das aktuelle Bild wird die Neue Welt ja sicher nicht Mitte der sechziger Jahre für „Peter Voss“ verwendet haben. Gibt es irgendwo eine Dokumentation seiner Metamorphosen?
    Desweiteren: Bald 50-jähriges Dienstjubiläum!

  3. Dem Foto nach könnte es sich bei Peter Voss um Matusseks verlorenen Zwilling handeln, mit verlorenen Zwillingen jedenfalls kennt die Neue Welt sich ja wohl aus.

  4. @1 mooooooooment. peter voss ist also eigentlich jürgen köpcke und schrieb bereits 1971 für die neue welt im zarten alter von 42?! und jetzt ist er 73 aber kein stück gealtert?

  5. „Umgehungsstraße um den heißen Brei“, großartig! Wieso erinnert mich der Herr Voss eigentlich so frappant an Ede Zimmermann???

  6. Ich bin mir nicht sicher, ob das Teil des Gags ist – aber WAZ-Sprecher Peter Binder heißt ja in echt Paul!

  7. @Ole: danke, dass du den ’72er spiegel aufgemacht hast! sehr gehaltvoll, leicht angriffslustig im abgang:
    „Bauer-Porno unterscheidet sich von gutem ehrlichen Dänen-Porno durch zweideutige Schmuddeligkeit nach ordinärer deutscher Stammtisch-Zotenart.“

  8. Steht da wirklich „in Zukunft jede einzelne Informationen“, oder ist nur ein Teil abgeschnitten worden?

  9. Sicher, dass Peter Voss existiert? Vielleicht haben die nur ein Stock Photo, vielleicht mit dem Namen „Vorsitzender“, genommen, und sich jemanden ausgedacht, dem es leid tut, dass sie das beim letzten Mal behauptet haben?

  10. Die Unterscheidung zwischen „engem Umfeld“, „engstem Umfeld“ und „allerengstem Umfeld“ lernt man bestümmt auf der Schule für Schwerwiegenden Journalismus.

  11. @ BloodyFox: Eigentlich eher Analytische Journalistik. Die Komparative Journalistik beschäftigt sich mit dem Vergleich der Umfelder verschiedener Personen.

  12. Im Hinblick auf die sonstige Fehlerquote wäre ein Entschuldigung wie „Leider war unsere zuständige Journalistin, die für das schwedische Königshaus zuständig ist, längere Zeit erkrankt. Unserer engagierten und zuverlässigen Praktikantin, die nicht so gut schwedisch spricht, hat leider bei dem Telefonat mit der engsten Verwandtschaft von Carl Gustav etwas missverstanden, was wir bedauerlichweise so übernommen haben. Wir bitten dies zu entschuldigen“. Den Hinweis, dass sie sich nur auf zuverlässige Insiderquellen verlassen, sollte man besser nicht zu stark betonen.

  13. Macht doch bitte nicht alle den Fehler den armen Carl Gustaf fälschlicherweise mit v hinten zu schreiben, sowohl im Artikel als auch in den Kommentaren.

  14. Ich find dieses neue Design irgendwie irritierend. Hab jetzt ewig überlegt, wo bei dem Schlußsatz „Ich habe am …“ die Pointe ist bis mir endlich eingefallen ist, daß man die Beiträge nun anklicken muß um sie vollständig zu lesen.

    Also der insgesamte neue Style ist schön, aber dieses „Click-to-read“ finde ich echt bescheuert. Wenn man einen Beitrag bis dahin gelesen hat, dann will man ihn auch lesen. Oder man merkt etwas früher oder etwas später, daß er einen nicht interessiert. Aber nahezu nie an der Sollbruchstelle.

  15. Ich finde das nicht so erstaunlich, dass Herr Voss nicht im Impressum dieser Zeitschrift auftaucht. Er ist der hauptamtliche Entschuldigungsredakteur der gesamten WAZ-Gruppe, der, analog zum Sitzredakteur früherer Zeiten, immer dann seinen Kopf hinhält, wenn in den diversen Publikationen etwas schiefgegangen ist. Der Bedeutung der Aufgabe angemessen berichtet er direkt an die Geschäftsführung ;-)

  16. Ist das jetzt wirklich soooo schlimm, wenn die Klatschpresse ihre Leser bei derart weltbewegenden Fragen verarscht? Haben die etwas anderes verdient?

  17. Die Formulierung „nur ein Mädchen gebar“ entbehrt – zwei Tage vor dem Weltfrauentag – ja nun auch nicht eines gewissen chauvinisteschen Beigeschmacks… Obwohl es wahrscheinlich genau SO und somit entlarvend gemeint war. Oder? Wie wäre denn die Schlagzeile gewesen, wenn man schon die erschütternde Wahrheit gewusst hätte? Etwa so:
    „Hm, naja, schon wieder ein Mädchen“ oder „Hauptsache gesund“ oder „Ist ja zum Glück für die Thronfolge egal, also nimmt man was kommt“…..

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