Programmhinweis (41)

Mehrere Freunde von mir hassen mich seit Wochen dafür: Ich bin heute in der „Hörbar Rust“. Das ist insofern eine Unverschämtheit, weil sie im Grunde ihr ganzes Leben schon auf eine solche Einladung hinarbeiten und im Kopf immer wieder neu die besten, treffendsten, coolsten, verwegendsten acht bis zehn Musiktitel sortieren, mit denen sie sich und ihr Leben in so einer Sendung präsentieren würden. Und stattdessen sitzt dann da ein Banause wie ich.

Ich habe mich bei der Auswahl meiner Wunschtitel nach längerem Überlegen entschieden, relativ offensiv zu den Abgründen meines (früheren) Musikgeschmacks zu stehen. (Purple Schulz mit „Kleine Seen“ ist dann am Ende aus Zeitgründen rausgefallen; ich bin mir aber gerade nicht ganz sicher, ob diese Information eher beruhigend oder furchteinflößend wirkt.)

Nachher können Sie mich also zwei Stunden lang reden hören über die Tücken der Lage des Franziskushospitals, die Eingemeindung von Harderberg nach Georgsmarienhütte, das Blutwunder von Rulle, die vermutlich gefälschte Gründungsurkunde des Gymnasium Carolinum, die musikalische Vorgeschichte von Sia, die Piefigkeit des RBB-Fernsehens und die Zeichentrickserie „Es war einmal der Mensch“. (Nicht dass ich mich mit alldem auskennte, was man in der Sendung ganz gut merkt.)

(Nachtrag: Weil die Schweine einfach schon nach gefühlt zwanzig Sekunden aus der Nummer rausgegangen sind, hier die grandiose Blassportgruppe-Version von „Solang man Träume noch leben kann„.)

26 Replies to “Programmhinweis (41)”

  1. Waaas? Du unterschlägst uns Purple Schulz?
    Frechheit! ;-). Aber toll, jetzt fehlen nur noch Tietjen und Desert Island Discs.

  2. Ein möglicher Job für den Auslandsreporter:
    Henning Wehn und Stefan Niggemeier erklären den Britten in einem Blog den ESC.

  3. Wow – Osnabrücker Regionalgeschichte im RBB. Respekt! In einem Punkte eine kleine Korrektur: Gründungsurkunde des Carolinum „vermutlich“ gefälscht? Die ist ganz sicher gefälscht (von der Diplomatik, also der kritischen Urkundenforschung, nachgewiesen schon 1909, aber von Osnabrücker Lokalpatrioten bis heute beharrlich geleugnet), und zwar vom Osnabrücker Bischof Benno II. höchstpersönlich (im Jahre 1077).

  4. Wie kann man auf SOLCH‘ Musikvorlieben so stolz sein, dass man extra noch darauf hinweist? … Notwehr?

  5. Ich muß Klaus ein klein bißchen in Schutz nehmen (also ein klitzekleines…). Mein erster Impuls bei den letzten 40 Minuten, die ich als Hörer dazustieß, war ebenfalls, zu überlegen, wie man dem Herrn Niggemeier ein wenig zur Geschmacksbildung verhelfen kann. Mein aufrichtiges sorry dafür.
    Man hält inne und merkt alsbald, daß dies völlig sinnlos und auch anmaßend wäre. Zumindest verstehe ich jetzt besser, warum Sie soviel Begeisterung für den Grand Prix Eurovision de la Chanson aufbringen. Ich hatte dies bisher für eine etwas absonderliche Begeisterung an den Auswüchsen pseudokultureller Abgründe gehalten. Aber es ist wohl echte Neigung. Das macht etwas ratlos.

    Wenigstens waren die Musikunterbrechungen wieder unterhaltsam. Und auch etwas länger. Reden nämlich höre ich Sie noch immer ausgesprochen gern.

  6. Nur so als Anregung für das nächste Mal: einfach mal einen oder zwei Tage(!) vorher Bescheid geben und nicht anderthalb Stunden? Das hätte z.B. bei mir geholfen.

  7. @etg: Tut mir leid, ich weiß es selbst erst seit gestern und hatte dann noch anderes um die Ohren. Aber ich trage nachher oben noch die Trackliste nach und dann kann man sich’s ja zusammen mit dem Podcast selbst wieder zusammenbauen.

  8. Ich hörte neulich Frau Rust zum ersten Mal als Frank Spilker zu Gast war. Mir war ihr fahriger, unkonzentrierter und etwas unvorbereiteter Stil zu anstrengend. Ich probiers mit der neuen Ausgabe noch mal und hör später rein.

  9. @sven: Danke! Ich bin also nicht der Einzige, der bei Frau Rusts naiv-banalen Interviews schnell mal Fremdscham empfindet. Allerdings habe ich sie mit Gast Niggemeier diesmal gerne ertragen.

  10. Ob „naiv-banal“, „fahrig“ oder sonstwas. „Hörbar Rust“ hat ja nun nicht den hehren Anspruch, Investigativjournalismus betreiben zu wollen. Das sind nette Plauderstündchen, wo man über einen, den man vielleicht kennt, was Neues erfährt oder einen Wildfremden kennenlernt. Wir hier unter der Käseglocke kennen Niggemeier, aber draußen kennen ihn viele nicht. Und das war eine ganz nette Vorstellung.
    Udo hätte ich zwar schon ganz gern zu Ende gehört, aber man hat ja alle seine Schallplatten und Kassetten. Dass sich Stefan allerdings um die Prognose für „Gottschalk live“ gedrückt hat und die Rust das zuließ, ist unverzeihlich. Und das im niggemeiergelobten RBB-Radioland! Heute ist übrigens Jesus bei Thommy!

  11. @Matthias: Danke, das lag mir gerade auch auf den Fingern.
    Und dass Stefan Niggemeier einen, sagen wir, nicht-mainstreamigen Musikgeschmack ha, sollten gerade jene nicht anprangern, die sonst gern über den medialen, musikalischen und politischen Mainstream sich beschweren. Jeder hat ein Recht darauf, Udo Jürgens und Bläsersätze zu mögen.

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