Brigitte Nielsen

Parodontose. Brigitte Nielsen hat Parodontose. Fiese Parodontose und Zahnverfärbungen, wie eine RTL-Sprecherin sagt, die hinzufügt, dass das ja auch kein Wunder sei, wenn man ihren Lebenswandel kenne.

Wenn sie das gewusst hätten, die CDU-Frauen, die gegen die Ausstrahlung der vierteiligen Reihe „Aus alt mach neu“ demonstriert haben, in der Ärzte und Spezialisten versuchen, mit aufwändigen Um- und Rückbauten den Zustand der, äh, Schauspielerin vom Ende der achtziger Jahre zu rekonstruieren, dann hätten sie stattdessen Fördermittel der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung organisiert. Das, liebe Kinder, passiert, wenn ihr so ein Lotterleben führt wie diese Promis, die ihr für Vorbilder haltet: schlechte Zähne! Und das ist der wahre Grund, warum die Männer im Fernsehen der Nielsen immer so angestrengt auf ihre Brüste schauen: um nicht ihre Zahnfleischentzündung sehen zu müssen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte im Vorfeld hyperventiliert, dass Nielsens Grundrenovierungs-Soap „eine neue Dimension des Reality-Fernsehens“ darstelle. Vermutlich haben die Kollegen sehr lange nicht mehr ferngesehen und zum Beispiel verpasst, wie RTL vor vier Jahren eine Brustvergrößerung live übertrug (kommentiert von Markus Lanz, der heute beim ZDF ist). Nein, auf Bekenntnisse zu Schönheits-OPs, Sex- und Drogen-Exzessen kann sich heute kein Prominenter mehr ausruhen. Zahnfleischbluten ist das letzte Tabu. Was wir brauchen, sind mehr prominente Menschen wie Brigitte Nielsen, die sich gemeinsam hinstellen und auf einem „Stern“-Cover (jeder mit einem angebissenen grünen Apfel in der Hand) mutig zugeben: Ja, wir haben Parodontose.

Niedlich auch, dass die CDU-Frauen zu glauben scheinen, dass die Reduzierung von Brigitte Nielsen auf ein „sanierungsbedürftiges Bauwerk“ Schönheitsoperationen für junge Mädchen attraktiv erscheinen lassen könnten. Das klingt nicht ganz so, wenn die RTL-Sprecherin beschreibt, dass die Eingriffe bei der vom Arzt als „vorzeitig gealterten“ beschriebenen 44-Jährigen teilweise nicht nur kosmetischer Natur, sondern auch medizinisch notwendig seien: Nach 18 Jahren hätten zum Beispiel bei den Brustimplantaten der Nielsen „nicht schöne Verwachsungen stattgefunden“.

OP-Aufnahmen will RTL nicht zeigen. Für Kinder oder zarte Gemüter ist die Reihe dennoch nichts: Der Sender schließt nicht aus, Großaufnahmen der Gesichter von Nielsens zweitem Ehemann Silvester Stallone und womöglich sogar seiner Mutter zu zeigen.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung