Der Kuzy

Es ist an der Zeit, eine neue journalistische Textgattung neben etablierten Formen wie Reportage, Nachricht oder Glosse zu benennen: den Kuzy. Die Definition würde ungefähr so lauten: Ein Kuzy ist ein sich von sich selbst distanzierender Text.

Benannt wäre er nach „Spiegel Online“-Redakteur Stefan Kuzmany, und ein besonders anschauliches Beispiel für einen Kuzy wäre seine Meldung über die Wahlen der Miss Deutschland 2012 vom Pfingstmontag:

Und noch ne Miss: Die 20-jährige Susan Henry aus Kassel ist zur Miss Deutschland 2012 gewählt worden – nicht zu verwechseln mit der Miss Germany, das ist Isabel Gülck. Die Geschichte der Schönheitswettbewerbe ist kompliziert, aber wen interessiert das eigentlich?

Berlin/Halle – Wer kann schon genau wissen, wer die schönste Frau des ganzen Landes ist? Für den Verfasser dieser Zeilen ist es selbstverständlich die eigene Gattin, aber alle anderen haben da ihre ganz eigene Meinung. Mit Recht!

Auf halber Strecke unterbricht er den Versuch, die verschiedenen Titel angeblich schönster Frauen auseinanderzudröseln, verweist stattdessen auf Wikipedia-Artikel zum Thema und fügt hinzu:

(und verzeihen Sie, dass wir an dieser Stelle nicht tiefer in die Recherche einsteigen mögen, dafür ist das Wetter draußen einfach zu schön).

Der Artikel endet mit den Worten:

Sollten Sie diesen Text tatsächlich bis zu dieser Stelle gelesen haben, kann das eigentlich nur daran liegen, dass Sie den Link zu den Fotos von Susan Henry noch nicht finden konnten. Kleiner Tipp: Sie müssen einfach nur auf das große Foto oben klicken. Gern geschehen.

In der 23-teiligen Bilderstrecke finden sich dann Unterschriften wie die folgenden:

Insgesamt 18 Teilnehmerinnen buhlten um den „Miss Deutschland“-Titel. Hier posieren sie vor einer Piraten-Kulisse, fragen Sie aber bitte nicht, warum. Scheint wohl gerade im Trend zu liegen.

Diese Bildergalerie wird Ihnen präsentiert vom SPIEGEL ONLINE-Feiertagsdienst. Hier sehen Sie: „Miss MGO Hessen“, die Siegerin und frisch gekrönte „Miss Deutschland“. Wie war gleich ihr Name? Ach ja: Susan Henry.

Sie haben Sie wahrscheinlich bereits vermisst, aber hier ist sie doch: Daisy Matzke, die „Miss MGO Sachsen“.

Und zuletzt noch ein besonderes Schmankerl: Adrijana Vidakovic, die „Miss MGO Niedersachsen“. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben sich tatsächlich durch alle 23 Bilder geklickt. Jetzt können Sie gleich nochmal von vorne anfangen!

Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres erschien auf „Spiegel Online“ ein Kuzy, der die Nachrichtitis von „Spiegel Online“ und das Genre des Livetickers veralberte: Ein Liveticker „Normalität 2011“:

Atom, Arabien, Ehec, Euro, Bin Laden, Guttenberg und kein Ende: Der Ausnahmezustand ist 2011 zum Alltag geworden – und der Alltag zur Ausnahme. SPIEGEL ONLINE hat sie trotzdem gefunden: die einzige normale Minute des Jahres. Verfolgen Sie die beruhigenden Ereignisse im Liveticker.

[08:23:04] Der Rentner Olaf B. aus Wuppertal, ein ehemaliger hochrangiger Angestellter der städtischen Stromwerke, hat eine folgenlose Idee: Er will sich einen schwarzen Tee zubereiten und das Wasser dafür in einem elektrischen Wasserkocher erwärmen. Kurz nachdem er den Wasserkocher eingeschaltet hat, beginnt das Wasser zu brodeln.

[08:23:10] Ein durchschnittlich gekleideter Mann mittleren Alters betritt unauffällig eine Filiale der Volksbank in Celle. Er zieht seinen Personalausweis und eröffnet ohne Vorwarnung ein Konto.

[08:23:41] Niemand rechnet an diesem strahlenden Morgen auf der Baleareninsel Mallorca damit, dass in wenigen Minuten eine sechzehn Meter hohe Monsterwelle die friedlichen Strände und tausende Menschen unter sich begraben könnte. Zu Recht.

[08:23:59] Tausende Leser eines Livetickers auf SPIEGEL ONLINE warten auf eine Schlusspointe. Doch das Leben geht auch ohne weiter.

Für das neu verpackte Reiseressort von „Spiegel Online“ steuert er eine viertelwitzige und sicherheitshalber schon als „ironisch“ anmoderierte Arbeitsverweigerung bei. Er empfiehlt, mal das Brandenburger Tor zu besuchen:

Nur wenigen bekannt, obschon mitten in Berlin gelegen, ist der Pariser Platz. Leicht zu entdecken ist er zwar nicht, doch wer sich ein wenig mit den Geheimnissen des Berliner Nahverkehrs beschäftigt, wird den Weg finden: Am besten steigen Sie an der Haltestelle „Brandenburger Tor“ aus, erreichbar allerdings leider nur mit der U55, der S1, S2 und S25, oder aber dem Bus der Linie TXL 100.

(Jaja, es gibt keine Linie TXL 100.)

Während des Berichterstattungs-Tsunamis zur Frage, wer Gottschalks Nachfolger bei „Wetten dass“ wird, schreibt er auf „Spiegel Online“ den 70.000 Text zu diesem Thema. Darin bringt er folgenden Absatz unter:

Die Republik starrt gebannt auf die sogenannte Wettcouch, als würde sich ihr Schicksal nicht im Kanzleramt, nicht bei den Verhandlungen um die Euro-Rettung entscheiden, sondern genau hier, bei Gummibärchen und einem Glas Sekt. Online-Medien berichten live, an prominentester Stelle und mit einer Vielzahl von Texten (sollte Sie an dieser Stelle die Logik zwicken: das geht vorbei) – aber warum nur?

Stefan Kuzmany ist der Hofnarr von „Spiegel Online“, mit der ganzen Zwiespältigkeit, die diese Rolle mit sich bringt. Einerseits ist es rundweg zu begrüßen, dass sich „Spiegel Online“ einen solchen Hofnarr leistet, der zum Vergnügen einiger fortgeschrittener Leser mit dem Medium spielt. Andererseits ist ein solches Narrentum womöglich nicht subversiv, sondern eher systemstabilisierend.

Vermutlich werden in Zukunft größere Teile insbesondere des Online-Journalismus sowohl für die Autoren als auch das Publikum nur durch solche Texte erträglich, die sich von sich selbst distanzieren. Journalistisch ist der Kuzy eine Kunstform. Psychologisch könnte man in ihm natürlich auch einen Hilfeschrei sehen.

[Offenlegung: Stefan Kuzmany hat mal eine Weile in meinem Büro gesessen. Und ich schreibe gelegentlich für „Spiegel Online“.]

55 Replies to “Der Kuzy”

  1. Diese Art Ironie ist billig und hat immer etwas Trauriges an sich, wie alle Witze über die eigene Überflüssigkeit. Einen Text würde ich allerdings ausnehmen: Die Liveticker-Parodie finde ich großartig. Da redet er ja auch nicht über den Text, den er gerade schreibt (schreiben muss?), sondern über ein zunehmend nerviges Genre.

  2. Falls sie geglaubt haben, ich würde mich nun aus Neugier oder Langeweile durch die 23-Bilder-Klickhure wühlen, haben sie sich getäuscht, no way!

  3. Ich freue mich ja auf die Spin-Offs des Konzepts, insbesondere Politik, die sich von sich selbst distanziert („Die Bundeskanzlerin und ich haben in einem sehr freundschaftlichen Gespräch und jetzt seien Sie mal ehrlich, Sie hören mir doch schon längst nicht mehr zu, weil Sie schon längst genau wissen, dass ich sowieso nichts sagen werde, richtig?“).
    Kann man gar nicht nachdrücklich genug unterstützen, denke ich.

  4. „in meinem Büro gesessen“

    er in ihrem oder sie in seinem? warum nicht mehr?

    muss man hier denn um alle infos betteln?

  5. „Die merkwürdige Art seines Fragens und Diskutierens verwirrte viele, so ganz sicher war man nie, wie weit der Ernst, wie weit die Ironie ging, und es war nicht leicht, ihn von den Sophisten zu unterscheiden“. Raten Sie doch mal, wer hier treffend charakterisiert wird?! Nein, Sie werden es so schnell nicht herausbekommen. Die zitierte Stelle findet sich in Otto Weinreichs Einleitung zu „Aristophanes, Sämtliche Komödien“ (1970, S. LXXXVIII) und meint immerhin den Hofnarren der Athener gebildeten Gesellschaft, den Protagonisten der „Wolken“, also – Sokrates. An Stelle Kuzmanys würde ich das Epitheton „Hofnarr“ als Riesenkompliment auffassen – und das, was Sie, lieber Herr Niggemeier, als „Zwiespältigkeit“ apostrophieren, ist geradezu der Ehrentitel eines solchen. Wäre der Hofnarr nicht ambivalent veranlagt, könnte er seine Rolle als Medienteilnehmer und zugleich Medienkritiker nicht spielen.
    P.S. Ach, neuerdings hat auch SpOn, in Gestalt von G. Diez, Aristophanes wiederentdeckt. Wie schön!

  6. Das ist so voll meta-ironische, dass ich unsicher bin, ob das jetzt eine große Watschn oder die ultimative Lobhudelei war…

  7. Ist das Gefasel, das unser Niggi in letzter Zeit in diesem Blog absondert, auch eine neue journalistische Textgattung?
    Seine Zeilenschinderei im gedruckten Spiegel nervt nicht minder.

  8. @ wortwart: Äh, ja. Selbstironie ist echt total traurig. Völlig überflüssig. So wie pseudo-journalistische Texte auf web.de, die Miss-Wahlen zum tragenden Staatsereignis stilisieren. Ganz ehrlich: Wie geil ist der Kuzy dagegen? Er nimmt sich selbst und vor allem diesen unheimlich bedeutenden Wettbewerb nicht wichtig. Und er unterhält. Mich jedenfalls. Subtiler Humor, ein wenig Intellekt: Ist doch genial – und nicht traurig. Traurig ist es, wenn man nicht über sich selbst lachen kann.

  9. Spiegel Online ist ja für Büroarbeiter_innen sowas wie die Seifenoper für Hausfrau_en: Zwischendurch guckt man mal kurz hin, wenn man gestört wird und weiterarbeiten muss verpasst man nichts, wenn man wieder hinguckt, steht schon wieder was Neues da, das genauso belanglos ist. Spätestens nach ein paar Arbeitsjahren hat man das durchschaut und liest die meisten Artikel nur noch an, da man eh weiß, wie es weiter geht. Und genau an diesem Moment entdeckt man dann einen Kuzy und merkt, dass der einen nicht gepflegt langweilend die Zeit bis zum Feierabend vertreibt, sondern überrascht und man sich echt gestört fühlt, wenn vor dem Ende der Lektüre jemand das Büro betritt. Die Spirale muss dann aber natürlich demnächst weitergedreht werden.

  10. Ich frage mich, ob „Der Kuzy“ nicht selbst ein „Kuzy“ ist…
    In jedem Fall aber ist *log.tv ein filmischer Kuzy, insbesondere in diesem Jahr an diesem Ort gewesen!

    Der „Live-Ticker“ ist allerdings ein großartiges Stück Selbstironie aus dem Innersten der Maschine heraus. Obwohl: Derartiges Niveau sind SpOn-Leser eher selten gewöhnt. Und denen des gedruckten Spiegel geht es wohl neuerdings auch nicht anders.

  11. Ach, eigentlich nur, dass ich bei SPON nicht leide, ganz im Gegenteil. Insofern sind das auch keine Hilfeschreie, sondern eher Jauchzer.

  12. Und dann gibt es seit Kurzem noch den Kompa – einen Text, der sich aus rechtlichen Gründen von seinen sämtlichen Aussagen und Quellen distanziert. Damit er nicht verklagt wird, weil er darüber berichtet, dass er wegen einer früheren Äußerung verklagt wird, die im Zusammenhang der Berichterstattung über eine Klage getätigt wurde. Was, im Gegensatz zum Kuzy, das Leseverständnis ungemein erschwert

  13. @21 „Hollerö dö dudl dö …“? „Du dödl di! Di dudl dö ist zweites Futur bei Sonnenaufgang …“ SPON als Jodelschule?!

  14. Kuzmany gehört für mich (neben Lobo) zu den Witzigsten und Originellsten auf SPON. Dass er sich dabei auch gelegentlich mal verhaut (z.B. Anke Engelke für eine fähige Nachfolgerin Gottschalks hält), gehört zum Geschäft. In den letzten Wochen habe ich allerdings nichts Witziges mehr von ihm gelesen. Er wird doch nicht nachlassen? Erstaunlich (wie zugegebenermaßen auch ein bißchen bezeichnend) finde ich, dass das Netz-Renommee des hiesigen Blogbetreibers vergleichsweise wenig auf Spiegel Online zum Tragen kommt.

  15. Wenn man wie ich über die Menschen nur schlechtes denkt, kann man Herrn Kuzmanys Artikel auch als larmoyanten Anbiederungsversuch an das Publikum interpretieren, nach dem Motto:
    Wir sind genauso wie die anderen aber wir wissen es wenigstens, habt uns deshalb trotzdem lieb!

    Als Konsequenz dieser Selbstreflexion sollte SPON sofort dichtmachen, schließlich gibt es noch dutzende andere Nachrichtenportale, die natürliche Ausdünnung dieses Überangebots ist sowieso überfällig!

  16. @Frank Reichelt
    Erstmal gibt es keinen Journalisten, der nicht auch bei irgendwem ankommen will. Weil er schließlich davon lebt. Die Frage ist nur, wie originell und eigensinnig er das will. Kuzmany ist originell, weil sich seine Ironie ja beileibe nicht nur auf sich selbst bezieht, sondern weil er seine Gegenstände selbst auch bemerkenswert originell und witzig aufgreift. Seine Selbstironie sehe ich eigentlich nur als einen zusätzlichen witzigen Unterboden seiner Schreibe. Weil nur die besten in den Garten kommen, mußte er damit zwangsläufig irgendwann bei den SPON-Ironikern aufschlagen. Spiegel Online ist im übrigen nicht wie die anderen News-Anbieter, sondern an der Spitze, weil besonders originell und spektakulär am Puls der Zeit und dessen Aufbereitung.

  17. „..die natürliche Ausdünnung dieses Überangebots ist sowieso überfällig!..“

    Welch ein Satz…. Also, liebe Natur, dann mal ran.

  18. „Iawaramoi do fragt mi dann mei Bua: He Vater, sog mer nur, wer san die Bled’n, wer die Gscheit’n?“ (Hubert von Goisern). Na, die Gescheiten sitzen im TXL, die Blöden im 100er – oder doch umgekehrt? Das weiß nur der weiße Bim – oder auch nicht. „Doch das Leben geht auch ohne weiter“ (StKuzmany). Das ist hochstehende Alltagsphilosophie – wie die Sentenz des allergnädigsten Firlefranz „Schau’n mer mal“.

  19. @ Frank Reichelt, #27

    Verstehe ich Sie da richtig? Es gibt Ihrer Ansicht nach ein Überangebot von Dutzenden von Nachrichtenportalen und Sie empfehlen dem Einen, bei dem es Ihnen gelingt, einen Unterschied ausmachen zu können, die Schließung?

  20. @ 31) Olly

    Ja, denn nur der Einsichtige kann die Konsequenzen aus seinem handeln ziehen und mit gutem Beispiel vorangehen, die anderen würden mich gar nicht verstehen.

    Mein Spiegel-Abo habe ich vor kurzem gekündigt, die Lektüre in letzter Zeit unter der Post-Aust Chefredaktion war absolut langweilig!

  21. Meedia verschweigt leider, wie auch schon Röhl, dass es im Bildblog nicht um Verständnis für Mely Kiyak ging, sondern darum, dass die Bild hier ihre schützenden Hände über ein fremdenfeindliches Hassblog legt und dieses zugleich zu ihrem Stichwortgeber macht. Was ist schlimmer: Eine einzelne, sofort zurückgenommene verbale Entgleisung einer weitgehend unbekannten Kolumnistin oder die alltägliche rassistische Hetze in einem Blog mit zehntausenden von Lesern, die hunderte davon zu Hass- und Drohbriefen aufstachelt und nebenbei noch von Mainstreammedien flankiert wird? Röhl kann sich nicht vorstellen, dass man das zweite schlimmer findet. Für ihn ist das Erbsenzählerei.

    Man sollte auch darauf hinweisen, dass der Bildblog-Beitrag, für den Niggemeier den heiligen Zorn Röhls auf sich zog, von Christoph Schultheis geschrieben wurde.

  22. Röhl ist nicht weit von denen entfernt, die rassistische Hetze betreiben. Es gibt zwischen PI und Achgut keine klare Grenze.

  23. @theo: Deine primitive Rassismuskeule kannst Du wieder einpacken.
    Ich lese regelmäßig „Niggi“. Der „Röhl“ fiel mir bisher gar nicht auf.

  24. Christoph Schultheis hat schon bessere Beiträge geschrieben als diesen.
    Der Angriff der Frau Kiyak auf Herrn Sarrazin war pure Hetze. Ihre Entschuldigung war keine. Hätte sie sich als Kurdin in der Türkei so über einen Regierungspolitiker ausgelassen, wäre sie mit Sicherheit für einige Jahre im Gefängnis verschwunden.

  25. @Camillo Meilenstein

    Ihre Logik möcht ich mal haben: Weil man als Kurdin für etwas in der Türkei ins Gefängnis kommt, darf man das in Deutschland dann erst recht nicht? Das ist ist ungefähr so, als würden Sie Moslems ihre Religionsfreiheit in Deutschland erst dann zugedeihen lassen, wenn überall auf der Welt die Christen in Ruhe gelassen werden.

    Was Sarrazin betreibt ist üble Hetze. Und der ist noch nicht mal Regierungspolitiker. Nur profilneurotischer Provokateur. Schlimm genug.

  26. @39, 40 Das Unangenehme an Frau Kiyaks verbaler Entgleisung ist, daß sie tief in den Sudeltopf des rechten Mobs gegriffen hat. Das Wort „Menschenkarikatur“ ist auch dann nicht zu rechtfertigen, wenn Sarrazin keine körperlichen Beeinträchtigungen hätte – und die Verharmlosungstaktiken wohlmeinender Glossatoren („D. Bax: „flapsige Randbemerkung“, TAZ) machen die Geschichte nur schlimmer.

  27. @kampfstrampler: stimmt. Das war eins der wenigen Male, wo ich auch mindestens, um Stefan Niggemeier zu zitieren, einen „Mulm“ beim Lesen des Bildblogs spürte. Emotional mag ich Frau Kiyaks Affekt nachvollziehen können, aber rechtfertigen kann man das nicht. Es mag schwer sein, sich beim Kampf gegen das, was man als das Böse empfindet, letzterem nicht anzuverwandeln. Umso disziplinierter muss man es zu vermeiden trachten.

    Bei der Reaktion des Bildblogs geht es mir ähnlich: Emotional nachvollziehbar, sich darüber zu empören, dass das im Vergleich zu denen auf der anderen Seite nicht „so“ schlimm ist. Aber das ist letztlich so eine „Selber, selber!“-Schulhofroutine — oder schlimmer: eine „Auge-um-Auge“-Haltung –, deren Vermeidung erst klarmachen sollte, zu welcher Seite man gehört. Welches Menschenbild, welche Diskussionskultur man vertritt.

    In bezug auf beide Aspekte hat Kiyak so eklatant versagt, dass man einfach mal — und nicht zuletzt in Kiyaks eigenem Interesse — sagen muss: Nee. Das kritisieren wir jetzt auch mal scharf. Oder, wenn wir emotional nicht distanziert genug sind, wir ignorieren es. Aber es als „keine so gute Idee“ o.ä. zu bezeichnen, es radikal zu verharmlosen, das macht angreifbar und schwächt die eigene Glaubwürdigkeit in ebenso nachhaltiger wie überflüssiger Weise.

  28. @ 43) Wendy Gondelntrauertragen

    Ich bin auch ein großer Bildblog-Fan, ihren Kommentar sollten die sich aber als tägliche Mahnung zur Aufrichtigkeit ans schwarze Brett pinnen.

  29. Zurück zum Kuzy – wech von den häßlichen, eindimensionalen Realitäten. Bei Aristophanes, Wolken, steht ein prä-kuzyanischer Dialog zwischen dem alten Betrüger Strepsiades und Sokrates: „Ich beschwöre dich bei dem allmächtigen Zeus, wer sind sie denn, Sokrates, die so prächtig singen, so furchtbar schön? Halbgöttinnen, sollte man glauben!“ Sokr. „Bewahre, die himmlischen Wolken sind’s, der Müßigen göttliche Mächte, die Gedanken, Ideen, Begriffe, die uns Dialektik verleihen und Logik, und den Zauber des Worts und den blauen Dunst, Übertölplung, Floskeln und Blendwerk“.

  30. @Plum Plum

    Deutschland schafft sich ab, weil sich Moslems wie die Karnickel vermehren, dabei aber nur – ob der inzestiös bedingten geringeren Intelligenz – Nachschub für den Obst- und Gemüsehandel produzieren? Da finde ich „Menschenkarikatur“ geradezu wohlwollend dagegen.

  31. Hallo Herr Niggmeier,

    ich war sehr lange Fan Ihres Blogs, bin dann aber in letzter Zeit etwas seltener als ich eigentlich gewollte auf Ihrer Seite gewesen. Nun wollte ich das ändern & bin erschreckt vom neuen Design. Das Lesen macht überhaupt keine Spaß mehr. Der Text ist viel zu weit links auf der Seite, man muss erst einmal auf einen Pfeiler klicken, um den gesamten Text lesen zu können etc. So geht das doch nicht. Anfangs dachte ich, dass die Seite vielleicht gerade überarbeitet wird bzw. an einen Darstellungsfehler meines Browsers. Doch scheinbar soll das so sein. Das muss sich unbedingt ändern, denn sonst bin ich bald kein Leser mehr Ihres Blogs (so gut die Artikel auch sein mögen). Das Design entscheidet eben auch über die Qualität einen Blogs. Bestes Beispiel: Die neue heute.de-Homepage ist vor einigen Monaten ebenfalls umstrukturiert wurden. Und auch wenn ich ein Freund von ‚Neu-ist-immer-besser‘ bin, auch diese Seite ist nicht mehr lesenswert: unübersichtlich, kein eyecatcher, nein Danke.

    Ich hoffe sehr, dass sich bald etwas auf Ihrer Seite ändert.

    Danke :)

    Beste Grüße,
    Anni

  32. Es entbehrt nicht einer gehörigen Portion Ironie, wenn SPON wie die meisten Medien ähnlicher Coleur Liveticker bringt oder (immer wieder) klickstarke Fotostrecken über Miss-Wettbewerbe – und dies dann wiederum kritisch thematisiert. Aber das ist nicht gleichbedeutend mit „Das Medium kann sich abschaffen“, weil es sich ja offenbar selbst nicht möge. Im Gegenteil: Ich halte das für eine wichtige Selbstreflexion. Auch wenn es im Umkehrschluss nicht dazu führt, dass Liveticker seltener oder Bilder von der Pole Dance WM nicht existent werden.

  33. Der Kuzy ist ein Guter, leider hat er sich heute in eine blöde Manege begeben. Der Live-Stream mit Gottschalk ist – was SPON betrifft – an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Jenni Zylka, die sich regelmäßig – aus welchen Gründen auch immer – als Fernsehexpertin anbietet, wanzt sich heran und versucht angestrengt, dem Moderator „auf Augenhöhe“ zu begegnen. Und Kuzy muss sich via Schalte von einem SPON-Vize anhören lassen, er würde es begrüßen, wenn „der liebe Thommy“ mit seinen Leuten doch bitte, bitte die Diskussion etwas härter führen könnte. Avanti, dilettanti, das hat Kuzmany nicht verdient.

  34. Ich hielt die Liveticker immer für ein entschleunigtes Twitter, das Belangloses durch scheinbare Unmittelbarkeit mit Bedeutung auflädt. Bis die Blase platzt. Oder so. Herrje.

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