Ganz unten: Zu Besuch bei der RTL-Erfolgsshow „Das Supertalent“

Es ist heiß, der Abend zieht sich, aber es gibt einen Grund durchzuhalten: Zur Halbzeit soll es kostenlos Wasser für alle geben.

Es spricht eher nicht für eine Veranstaltung, wenn der Höhepunkt, mit dem der Anheizer das Publikum in den Umbaupausen bei Laune zu halten versucht, die Ankündigung ist, dass es nur noch fünf, vier, drei, zwei Auftritte sind, bis es endlich etwas zu trinken gibt. Ich frage mich, ob es den Etat der Produktion wirklich gesprengt hätte, den Durst der Zuschauer früher und mehrmals zu stillen. Ob es etwas anderes als das Wasser geben könnte, auf das es sich zu freuen lohnte, ein spektakulärer Akt auf der Bühne etwa, frage ich mich irgendwann nicht mehr.

Es ist Freitagabend, die zweite Aufzeichnung der RTL-Show „Das Supertalent“ im Berliner Tempodrom. Eineinhalb Stunden hat es gedauert, bis wir auf unseren Plätzen saßen. Dann beginnt das Warm-Up. Der dafür engagierte Mann lässt die Zuschauer auf Kommando für die Kameras applaudieren und vor Begeisterung beim Jubeln aufspringen. Keine Sorge, sagt er, RTL werde das später natürlich nur an die Stellen in die Sendung schneiden, wo es tatsächlich eine solche Reaktion gab. Gelächter im Publikum.

Trotz der langen Wartezeit sind die Leute unbedingt amüsierbereit. Die Macher der Sendung testen jetzt mal, wie lange das hält. Die Fernsehkameras fangen immer wieder einzelne Gesichter von Zuschauern ein und zeigen sie in Großaufnahme auf einer Leinwand, die eigens auf die Bühne gestellt wurde. Der Anheizer macht lustige Kommentare oder Geräusche dazu. Das geht sehr lange so.

Es ist nicht klar, ob das ein heiteres Vorprogramm sein soll, ob die Aufnahmen für den Schnitt gebraucht werden oder ob bloß Zeit geschunden werden muss, weil Dieter Bohlens Haare noch nicht fertig sind. Was klar ist: Der Stimmung tut es Abbruch.

Widerwille wird hörbar. In einer Gruppe junger Frauen fasst sich eine ein Herz. „Wir sehen nichts!“, ruft sie. Und: „Es ist unlustig!“ Es stellt sich heraus, dass sie bei diesem Programmpunkt, der so aufregend ist, als würde man Wandfarbe beim Trocknen zusehen, nicht einmal die Wand sehen können: Von ihren Plätzen aus haben sie keinen Blick auf die Leinwand. Monitore fürs Publikum gibt es nicht. Die Gruppe stimmt aus Protest und Langeweile „Kumbaya My Lord“ an.

Irgendwann, als kaum noch jemand damit rechnet, tritt Moderator Daniel Hartwich auf und begrüßt das Publikum. Die drei Juroren — Michelle Hunziker, Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen — werden nacheinander auf die Bühne gerufen und marschieren ein wie beim Karneval. Bohlen wirft im Übermut seine offene halbleere Wasserflasche im hohen Bogen auf die Bühne. Die muss nun wieder trocken geschrubbt werden, was den Beginn der Aufzeichnung weiter verzögert. Ein Profi.

„Dieter for president“, ruft jemand aus dem Publikum. „Wenigstens einer, der Ahnung hat“, antwortet Bohlen.

Der erste Kandidat, der auftritt, heißt Jack Hill. Er wird angekündigt als „jüngster DJ der Welt“ — ein Titel, den er, was nicht gesagt wird, vor fünf Jahren bekam. Jetzt ist er zwölf und bewirbt sich um den Titel „Das Supertalent“.

Seit mindestens zwei Stunden haben die Zuschauer vor Ort gewartet, dass es losgeht. Ihre Geduld wird dadurch belohnt, dass sie aus der Ferne einen Jungen mit Kopfhörern auf der Bühne sehen, der hinter zwei Turntables steht und womöglich Regler hin- und herschiebt.

Gut, auf den Bildschirmen zuhause wird das natürlich anders rüberkommen. Da wird man von Nahem sehen, wie ein Junge mit Kopfhörern hinter zwei Turntables auf der Bühne steht, und womöglich wird man sogar erkennen können, welche Regler er hin- und herschiebt. Das wird großes Fernsehen.

Jack spricht kein Deutsch, was die Kommunikation mit den Juroren noch mehr erschwert als es die räumliche Distanz ohnehin schon täte. Thomas Gottschalk informiert ihn darüber, dass er selbst als DJ angefangen hätte. Er fragt: „Du bist der jüngste DJ der Welt. Was ist dein Traum? Der älteste DJ der Welt zu werden?“ Ratlosigkeit.

Irgendwie einigt man sich endlich darauf, dass es schwer ist, in so einer Show bei einem DJ das genaue Talent zu erkennen, aber der Junge eher kein Fall fürs „Supertalent“ ist.

Kandidat zwei ist ein Feuerspucker. Er ist kein besonders guter Feuerspucker, er ist nicht einmal ein besonderer Feuerspucker, aber verloren hat er schon, als er, nachdem er sich vorgestellt hat, Ewigkeiten braucht, bis er seine Flammenschälchen angezündet hat. Man weiß nicht, warum er das nicht vor dem Auftritt vorbereiten durfte. Die Produktion hat kein Interesse daran, die Kandidaten gut aussehen zu lassen.

„Warum hast du keine Assistentin?“, fragt Dieter Bohlen, während der Mann auf der Bühne herumbastelt, „ne Geile?“

Vom Auftritt des Mannes bleibt: die Brennflüssigkeit auf der Bühne. Das muss die Produktion völlig überraschend getroffen haben, jedenfalls sind nun Heerscharen von Bühnenarbeitern eine endlose Zeit damit beschäftigt, mit immer neuen Mittelchen, Lappen, Putz- und Wischtechniken zu versuchen, das Zeug wieder von der Bühne zu entfernen.

Wir haben ja Zeit, und irgendwann später, viel später, soll es angeblich kostenlos Wasser geben für alle.

Nach Ewigkeiten kommt die nächste Kandidatin an die Reihe: Eine Hundeschulenbesitzerin mit ihren zwei kleinen Hunden, die Tricks vormachen. Es sind keine besonders schweren Tricks und sie machen sie nicht besonders gut.

Drei Acts bisher, und dreimal die Frage: Was machen die hier auf der Bühne?

Vielleicht hat man, für Gottschalk, tatsächlich kurzfristig all die furchtbaren Trash-, Ekel- und Menschenvernichtungsnummern, die das Format sonst ausgemacht haben, herausgeschmissen und die freien Plätze auf die Schnelle mit irgendwelchen Leuten aufgefüllt, die gerade in einer Fußgängerzone herumstanden und mittelschwere Dinge mittelgut konnten. Die Frage, wer von denen, wenn schon kein Supertalent, so doch wenigstens gute Fernsehunterhaltung sein könnte, spielte bei der Auswahl sichtlich keine Rolle.

13 Kandidaten sollen in unserer Aufzeichnungsrunde auftreten. In dem Tempo, in dem sich das dahinschleppt, dürfte das mehr als drei Stunden dauern. Einige Zuschauer sind auf Kommando immer wieder voll dabei. Vor uns sitzt eine Gruppe Jungs, die sich nach nicht durchschaubaren Kriterien jeweils in den ersten fünf Sekunden entscheidet, ob sie für oder gegen einen Kandidaten sind, und ihn oder sie dann hemmungslos anfeuern oder von der Bühne zu brüllen versuchen.

Teile des Publikums sind aber inzwischen ununterbrochen in Bewegung. Sie sind entweder auf dem Weg vom oder zum Klo, holen sich draußen gegen Geld etwas zu trinken oder werden von Produktionsmitarbeitern gerade wieder umgesetzt, damit die Lücken im Saal nicht so auffallen. Viele Plätze bleiben frei.

Die „B.Z.“ wird später berichten, dass die Produktionsfirma inzwischen Zuschauer bezahlt, um die Ränge zu füllen. Sie bekommen 30 Euro Gage. Wir haben 15 Euro Eintritt bezahlt. Das scheint ein schlechter Deal zu sein für uns. Andererseits möchte ich wetten, dass die 30-Euro-Gage-Leute bis zum Schluss der Aufzeichnung bleiben müssen, egal was nicht passiert. Ich hätte nicht tauschen wollen.

Die Bühnenarbeiter sind nun damit beschäftigt, eine große Stoffunterlage auf dem glänzenden Bühnenboden zu befestigen. (Sowas wäre bei dem Feuerspucker vorhin praktisch gewesen.) Sie fixieren sie mit Klebestreifen außen um den Rand. Es tritt auf: Eine Gruppe junger Akrobaten.

Es sieht gefährlich aus, wie sie tanzen und einander durch die Luft wirbeln. Es ist auch gefährlich, denn der Klebestreifen hält die Unterlage nicht, auf der sie turnen. Nach kurzer Zeit hat sich die Matte gewellt, ein Akrobat, der aus einem halsbrecherischen Sprung auf dem wegrutschenden Stoff landet, kann sich nur knapp noch fangen. Bevor sich einer von ihnen das Genick bricht, werfen sie die Matte mitten in ihrer Vorstellung in die Ecke und turnen auf der glatten Bühne weiter.

Die Leute, die die Gesundheit dieser Akrobaten auf Spiel setzen, sind keine Handlanger irgendeiner Klitsche, auch wenn alles an diesem Abend danach aussieht. Es sind Mitarbeiter der führenden Show-Produktionsfirma Grundy Light Entertainment, die zum Ufa-Konzern gehört, der nicht nur riesig ist, sondern sich und anderen auch einredet, einem besonderen Wertekodex zu folgen. Ihnen fehlt jedes Verantwortungsbewusstsein für die Kandidaten, die sich ihnen ausliefern. Sie sind hoffnungslos überfordert.

Die Produktion schleppt sich dahin. An keiner Stelle hat man das Gefühl, es mit Profis zu tun zu haben. Nicht auf der Bühne, nicht davor, nicht dahinter.

Es ist nicht zu glauben: Dieses Gestolpere ist die Aufzeichnung einer der erfolgreichsten Sendungen des deutschen Marktführers RTL, hergestellt von einer der größten Produktionsfirmen, inszeniert vom Star-Regisseur Volker Weicker. Ich weiß, dass solche Sendungen nicht für das Saalpublikum vor Ort, sondern für das Fernsehpublikum gemacht werden. Es ist nicht die erste Aufzeichnung einer Fernsehshow, die ich mir angesehen habe. So etwas habe ich noch nicht erlebt.

Schwer zu sagen, ob Thomas Gottschalk sich fragt, wo er hier gelandet ist. Die drei Jurymitglieder sitzen an ihrem Tisch und wirken schlecht gelaunt. Auch in den endlosen Pausen suchen sie nicht den Kontakt zum Publikum. Gottschalk hat die unglücklichste Rolle. Er versucht den Kandidaten, die von RTL unerklärlicherweise ausgewählt wurden, auf dieser Bühne zu stehen, mit Menschenfreundlichkeit zu begegnen und ihnen irgendwie schonend beizubringen, dass sie ja sympathisch seien und womöglich auch nicht ganz untalentiert, aber man hier doch ein „Supertalent“ suche. Bohlen darf den Betroffenen dann kurz darauf mit gelegentlich sogar wohltuender Direktheit sagen, dass das nix war.

Ein älterer Mann tritt an. Er erzählt, dass er arbeitslos ist. Dass seine Frau schwer krebskrank ist. Dass man ihm seinen Sohn weggenommen und ins Heim gesteckt hat. (Vorhin war schon eine Sängerin da, die erzählt, dass sie arbeitslos ist, weil sie unheilbar krank sei. Super Talente für RTL.)

Der Mann will was malen. Er sagt, er kann malen.

Man hat ihm zwei leere Staffeleien mit leeren Leinwänden auf die große Bühne gestellt, und nun beginnt er zu malen. „Der Schrei“ von Munch. Er ist kein Schnellzeichner. Er malt mit breiten Pinselstrichen. Es wird sich herausstellen, dass er nicht gut malen kann, aber vorher noch stellt sich heraus, dass ein Mann, der auf der Bühne steht und in aller Ruhe ein Bild malt, nichts ist, das ein Publikum, das seit Stunden hier herumsitzt und Durst hat und schwitzt und sich von dem Abend irgendeine Form von Unterhaltung versprochen hatte, mit Ausdauer, Geduld, Wohlwollen oder Anstand verfolgt.

Die gelangweilten Zuschauer feuern die Jury-Mitglieder an, endlich auf die Buzzer zu drücken, mit denen die Kandidaten vorzeitig von der Bühne vertrieben werden. „Dieter, hau drauf“, brüllt einer. Der Mann malt. Plötzlich scheint irgendjemand in der Regie gedacht zu haben, dass man vielleicht Musik einspielen könnte, um es weniger langweilig zu machen. Der Mann malt. „Dieter, Dieter“, feuern die Leute Dieter Bohlen an, von dem sie hoffen, dass er als erster ein Erbarmen haben wird. (Mit ihnen, nicht mit dem Mann auf der Bühne.) Als Bohlen endlich gedrückt hat, wird Gottschalk genauso angefeuert: „Thomas, Thomas“. Der Mann malt.

Irgendwann ist das grausame Schauspiel vorbei. Die Jury beschließt, dem Mann, der arbeitslos ist, eine krebskranke Frau hat und dessen Sohn im Heim ist, zu helfen: Sie setzen ihre Unterschriften auf das misslungene, dreiviertelfertige Bild, damit es etwas Wert wird und er es versteigern kann. Bohlen erzählt, dass neulich ein paar Turnschuhe von ihm 3000 Euro bei eBay gebracht hätten. Er meint das als Aufforderung ans Publikum, auch für dieses komische Bild eine nennenswerte Summe zu zahlen. Aber es verstärkt noch die Demütigung des Tropfes auf der Bühne.

Er geht ab, und die Mitarbeiter beginnen, seine Utensilien wegzuräumen, da kommen Rufe aus dem Publikum: „Wir wollen das Bild sehen!“ Ach ja: Schätzungsweise ein Drittel der angeblich über 2000 Zuschauer konnte während dieser ganzen Peinlichkeit nicht einmal sehen, was da verlacht, ausgebuht, signiert wurde, weil sie von der Seite oder von hinten auf die Staffelei guckten.

Die RTL-Sendung „Das Supertalent“, „die erfolgreichste Show-Reihe im deutschen Fernsehen“ (RTL), hat keine Monitore, auf der die Zuschauer sehen können, was passiert. Vielleicht kann sich der Sender das nicht leisten. Vielleicht ist es auch nur Ausdruck der allumfassenden Gedankenlosigkeit und Unprofessionalität, die den Abend prägt.

Wenn man das erlebt hat, wirkt es irreal, dass fast jeden Tag neue Meldungen über „Das Supertalent“ veröffentlicht werden, die so tun, als wäre die Show ein Hochglanzprodukt, ein Höhepunkt des deutschen Fernsehprogramms.

Wir haben das Wasser abgewartet, das in dem erwartbaren Chaos mühsam unter das Volk gebracht wurde, und uns dann bald verabschiedet. Ich habe beim Rausgehen noch geguckt, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, Geld zu spenden.

138 Replies to “Ganz unten: Zu Besuch bei der RTL-Erfolgsshow „Das Supertalent“”

  1. Ich habe schon immer Leute bewundert, die sich freiwillig im Publikum einer TV-Show ausliefern. Dass es auch Leute gibt, die dafür zahlen ist mir neu.
    Dein Bericht ist klasse!

  2. Warst Du zum Privat“vergnügen“ dort oder hat Dir wenigstens der Spiegel die 15 Euro gezahlt?

    Ich finde ja das Programm schon im Fernsehen (zumindest die eine Sendung, die ich genötigt wurde, das anzusehen) total langweilig, aber aus Publikumssicht klingt das ja noch schlimmer…

    Und da soll noch jemand was gegen den ESC sagen. Da sind wenigstens Profis am Werk!

  3. Wow. Das ist die erste Sendung „Das Supertalent“, die ich mir komplett angetan habe. Wenngleich nur über diesen Artikel hier.
    Und ich merke: es wird das einzige mal bleiben.

  4. Ich kenne (persönlich!) Menschen, die sich diese Sendung freiwillig zu Unterhaltungszwecken ansehen, regelmäßig, die nächste Sendung aufgeregt erwarten, ihren Verlauf am folgenden Tag sogar für konversationswürdig halten. Es gibt eine Menge eher unangenehme Tätigkeiten, die ich solcher Unterhaltung vorziehen würde. Aber ich habe wirklich nicht gewusst, dass das live sogar eine noch größere Qual ist.

  5. Das ist RTL ich wunder mich über garnichts mehr. Vieleicht wird erkennen die Deutschen irgendwann das unser fernsehprogramm immer schlechter und demütigender wird , nicht nur für den der mit macht.
    Danke für deinen bericht. Ein wahres Wort zu einem traurigen Thema!

  6. schön geschrieben. auf jedem anderen blog wäre der artikel untergangenen. dort wäre er dann wahrscheinlich genauso treffend aber wesent kürzer erschienen.
    ungefähr so: „Ich war bei der Aufzeichung vom ‚Supertalent‘ auf RTL. WTF!!!11 @Facepalm @Fail“

  7. „holen sich draußen gegen Geld etwas zu trinken“ Man konnte sich also was zum trinken kaufen, was soll dann das ganze Geheule wegen dem Wasser. Aber das ist halt die ,Ichwillallesumsonst, Generation. Wenn ich zu einem Konzert gehe erwarte ich doch auch nicht das es kostenlose Getränke gibt.

  8. Mir fällt der Begriff „Freakshow“ ein. Ein altbewährtes Rezept zur Volksbelustigung. Nun wohl in einem zeitgemässen Gewand. Auf die Quoten der nächsten Staffel darf man gespannt sein.

  9. Erschreckend.
    Aber ein kollege der wohl mal bei einer früheren aufzeichnung mit gewonnenen karten sass hatte ähnliche eindrücke zu berichten.

  10. Ich war mal bei ner generalprobe zu „Verstehen Sie Spaß“, als Harald Schmidt die noch gemacht hat. DAS war mal großartig. Die eigentliche Sendung am nächsten Tag war nur halb so lustig. aber das war ja früher…

  11. Wieso sollte man denn „Profis“ beschäftigen? Billiger klappts doch – so vermute ich zumindest für diesen Fall – mit Praktikanten, Leiharbeitern, freien Mitarbeitern, oder Outsourcing. Dass am Ende als Qualität „you get what you pay for“ herauskommt, werden Bertelsmänner nie verstehen.

  12. @Tilman Ich war auch bei der Aufzeichnung. Ironischerweise hat man beim Supertalent die gleichen Köpfe gesehen wie schon bei „Gottschalk Live“. Biernat hat beim Supertalent ja personell viel verändert, vielleicht hat das Team bei der Show ein glücklicheres Händchen…

  13. Wie so oft bei RTL-Formaten: schlechte Redaktion, schlechte Vorbereitung, schlechte Grundeinstellung. Man fummelt nur noch an den PR-Effekten rund um die Sendung statt am Format selbst.
    Der Kern des Problems könnte darin liegen, das insbesondere RTL mangels Mut zu neuen Projekten alle seine Erfolgsformate solange zu Tode reitet, bis alle Beteiligten sich wohl nur noch mit Zynismus durch den Arbeitstag retten können.
    Von der Redaktion über die Regie bis zum letzten Aufnahmeleiter: Spaß hat bei solchen Produktionen keiner mehr, das Organisieren und Verwursten dieser Opferparade ist nur noch quälend. Und diese Attitüde überträgt sich im Saal durch eine unterschwellige Aggression gegenüber der Show, die für nichts steht und nichts transportiert außer Krawall und Zynismus.
    Na ja, einmal muß es jetzt noch gehen, der Standardspruch hinter der Bühne ist immer „Ich lache auf dem Weg zur Bank“.

  14. „Denkbar wäre ja auch, der lustige Glückshase käme praktisch als Überraschung erst am Ende des zweiten Refrains. Muß aber nicht.“

  15. @Sebastian Flad
    Der Satz musste ja hier noch fallen!

    Gibt es eigentlich eine Analogie zu Godwins Law für Diskussionen übers Fernsehen? So etwa: Mit zunehmender Länge einer Diskussion übers Fernsehen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einer bekanntgibt, dass er (gottseidank!) gar keinen Fernseher mehr hat.

  16. Danke. Wieder ein Beweis warum Blogger oft besser berichten als ersetzbare Angestellte welche die politische Meinung der Verleger-Familie berichten oder auch als schon mal ÖR-Sender.

    Bei Meedia hiess es m.W. von 12 Aufzeichnungen. 2 pro Tag. Die Abend-Aufzeichnungen wären ausverkauft und die am Wochenende. (Teilweise habe ich das vielleicht falsch erinnert). Evtl waren Freitag-Abend die erfahreneren Mitarbeiter schon zu Hause und arbeiten vielleicht am liebsten von 9-16 Uhr und Freitags vielleicht nur bis 12… . Interessant wäre also, wie viele Sendungen daraus geschnitten werden.

    Bei Superstar sieht man halt auch mal Kleinkunst und nicht nur Comedy o.ä. populäres was ständig im TV läuft.

    Bei der Castingshow mit Nena („The Voice“ ?) wird ja vor-selektiert. Bei DSDS kann wohl jeder sich in die Warteschlange stellen.

    Wenn man weiss, ob man durchgekommen ist, kann man schlecht nachträgliche „gestellte“ Aufnahmen von der Lebensgeschichte o.ä. aufzeichnen wenn die sich freuen oder sauer sind weil sie das Ergebnis (weitergekommen bzw. nicht) ja schon kennen. Also muss man Gespräch hinter der Bühne, Gespräch mit den Juroren und Auftritt hintereinander aufzeichnen. Eine breite Bühne wo auf einer Seite aufgebaut wird während die andere Seite ihren Auftritt macht, wäre auch eine Idee. Oder zwei Schlangen, eine mit Vorbereitung für die eine Seite der Bühne und welche ohne Vorbereitung und dann wird wie bei der Autobahn eingefädelt. Die Kameras können dann ja passend stehen. Die Auftritte werden ja auch nicht in Reihenfolge gesendet und vermutlich auch nicht alle Auftritte. Die Jury dürfte schnellere Abwicklung bzw. kürzere Zeiten zwischen Kandidaten wohl begrüßen.

    Hat übrigens jemand Promi-Tweets beobachtet wo die Jury während der Aufwärmzeit war oder gesehen wurde oder sich gemeldet hat ?

    Wer länger wartet und nicht raus geht, kann sich auf den Sitzen nach vorne bewegen oder wohin wo man mehr sehen kann. Das wäre eine sinnvolle Regel. Operngläser gibts auch aus solch einem Zweck. Vielleicht gibts ja Handy-Apps dafür aber wo soll man das Handy laden… .

    Kommentar 5 hatte ich zuerst misverstanden. Das hat mich aber auf die Idee gebracht, das Du mal z.B. per Twitter rausfinden könntest wer sonst noch als Zuschauer (auch bei anderen Aufzeichnungen) dort ist oder war und was dort ähnlich und was anders war. Auf guten Events gibts ein einheitliches Hashtag und man kann gemeinsam per Handy in der Halle/Stadion/vor dem TV-Bildschirm/… diskutieren oder gemeinsam die Halle scribbeln (aufzeichnen) und wo man sitzt und was man sehen kann. Presse die sich benachteiligt fühlt oder zur Konkurrenz gehört, berichtet gerne über solche Schwächen.

    Keiner wird gezwungen, dort aufzutreten. Die Leute blamieren sich also eher freiwillig. Zu DSDS meinte Bohlen mal, er müsste das machen was eigentlich Aufgabe der Freunde und Verwandten wäre und den Leuten klar sagen das sie nicht singen können. Eine gute „Gewerkschaft“ würde die Kandidaten sich gegenseitig in der Warteschlange für DSDS und Superstar bevoten lassen wenn es nicht gerade Aufbauten erfordert. Ggf. (mit Einverständnis natürlich) mit Handy aufnehmen und sehen was man besser machen kann bzw. ob man (DSDS) vielleicht doch nicht so toll singen kann oder den Auftritt optimieren sollte. Die werden ja nicht wie z.B. Rennfahrer in Asien voneinander ferngehalten um Wettmanipulationen zu erschweren.
    Viele treten ja vielleicht auch nur auf, um ihre 5 Minuten Ruhm zu ernten. Geh in Deine Personalabteilung und lass Dir (falls das erlaubt ist) mal den Bewerbungs-Stapel zeigen und check schnell durch, wer die Anforderungen erfüllt oder lass Dir die fertigen Stapel („tauglich – über Einladung nachdenken“ „untauglich – Absage schicken“ „potentieller Kandidat“) zeigen. In einer Ausbeute-mäßig ähnlichen Situation ist evtl. die Jury.

    Quoten-Zahlen wären noch interessant und vielleicht Vergleiche z.b. mit Tatort oder anderen regelmäßigen Formaten (jeweils für Zielgruppe und alle Zuschauer) damit man die Relevanz erkennen kann.
    Auch interessant wäre, wie viele der Kandidaten durchkommen bzw. sich bewerben. Bei DSDS wird das ja gesagt, bei Superstar weiss ich es nicht. Daraus kannst Du dann abschätzen wie viele Kandidaten pro Show auftreten müssen um dann die daraus zusammengefügten Sendungen zu produzieren (wie viele Kandidaten (akzeptierte und weggeschickte) werden da gezeigt ?) und danach dann (wann?) die Live-Shows (mit wie vielen Kandidaten?) zu zeigen. Sowas ist für normale Presse vielleicht uninteressant oder macht mehr Arbeit als die Presseberichte wiederzugeben. Die Teilnehmer-Anzahlen der Filter-Stufen (und auch pro Aufzeichnung, pro Sendung usw.) als Grafik oder Tabelle wäre aber doch mal nett.

    Die halbwegs gute Wirtschaftslage bzw. im Vergleich zu früher spürbar bessere Arbeitsmarkt-Situation verändert vielleicht auch die Kandidaten-Struktur für Casting-Shows, Reality-Dokus oder Laien-Auftritte.
    Bei DSDS steigen bestimmte Zahlen (Bewerber, Zuschauer, Anrufer, Markt-Anteil,…) möglicherweise nicht mehr ganz so stark. Branchenerprobt (siehe Gottschalks Vorabend-Talkshow oder auch Fußball-Vereine oder Zeitungs-Verkäufe) ist, die jahrelang erprobten und bewährten und bisher erfolgreichen Techniken nicht wegen kurzer Flauten über Bord zu werfen sondern lieber so lange zuzuschauen bis man dann große Änderungen macht. Die meisten Schüler machen Hausaufgaben ja auch nicht Wochen im Voraus.

    Irgendwo berichteten mal Kandidaten von ihrem Auftritt bei „Wetten das“. Die meinten, sie hätten nur sehr wenig mit Gottschalk geredet und vom Rest auch nicht viel mitbekommen. Das Gesamtbild kriegt also nur die Redaktion/Schnitt/Regie und das fertige Produkt der Zuschauer. Arbeitsteilung und Aufgabenzuweisung.

    Bezahlte Studenten um Säle zu füllen damit bei Konferenzen die Talkrunden nicht so leer aussehen oder aktuell möglicherweise Militär-Personal um Olympia-Hallen zu füllen sind weitere Beispiele bezahlter bzw. gestellter Zuschauer. Bei der EM hätte die Regie bzw. Kameraleute leere Bereiche nicht gefilmt bzw. gezeigt.

  17. […] Stefan Niggemeier hat sich dieses Spektakel nun live angetan und kommt zu dem Schluss, dass es an Folter grenzt. Ist Sowas nicht eigentlich verboten? […]

  18. Großartiger Blogbeitrag. Ich fühle ja so mit dir. Als ich damals in Hamburg gelebt habe, hatte ich das „unfassbare“ Glück, einen Mitbewohner zu haben, der bei Peep arbeitete. Ja ja, da war doch was. Peep, diese schlüpfrige, peinliche Show mit Vroni Feldbusch. Was soll ich sagen. Ich hatte kaum Kohle und das Catering war für umme. Die Produktion hatte damals immer große Probleme, überhaupt Zuschauer für die Aufzeichnungen zu bekommen und wenn die Ränge dann nur zur Hälfte gefüllt waren, wurde ich von den Mitarbeitern immer zwischen lüsternen alten Männern gesetzt, denen die Sabber regelrecht aus dem Mund tropfte, sobald die Feldbuch im knappen Mini die Bühne betrat. Fürs Bild, hat man mir damals gesagt…die Fernsehzuschauer müssen sich auch im Publikum „wiederfinden“ .. bla bla bla. Zwei Stunden ging der frivole Spaß. Von den Einspielern, die zwischendurch gezeigt wurden und den Anheizer will ich hier gar nicht erst anfangen. Das war das hart erkämpfteste Abendessen meines Lebens.

  19. Ganz unten? Ja. Es war immer „ganz unten“. Entsprechend mag man sich an der ganzen Umgebung und den Protagonisten delektieren. Besonders gelungen immer wieder diese öffentliche Masturbation in den Kommentaren seit Jahren keinen Fernseher mehr zu haben – das ist etwa so als preise sich jemand, nicht zu lesen, weil er gehört hat, dass Karl May schrecklich sei. Aber wer erwartet schon von einem Couch-Potatoe einen Marathonlauf unter drei Stunden? Die Sendung spielt für eine Parallelwelt, in der sich Niggemeier wie auch jeder andere halbwegs vernünftige Mensch völlig deplatziert fühlen muss. Willkommen in der Privatfernseh-Hölle, sozusagen (keine Sorge, das öffentlich-rechtliche holt auf!). Wie schön, dass man einem dann noch einmal mitteilt, dass eine Sch****sendung eine Sch***sendung ist.

  20. „Besonders gelungen immer wieder diese öffentliche Masturbation in den Kommentaren seit Jahren keinen Fernseher mehr zu haben — das ist etwa so als preise sich jemand, nicht zu lesen, weil er gehört hat, dass Karl May schrecklich sei.“

    Danke, Gregor :-)

  21. @ Karl, # 28

    Ich zitiere aus dem Text:

    „Zuschauer bezahlt, um die Ränge zu füllen. Sie bekommen 30 Euro Gage. Wir haben 15 Euro Eintritt bezahlt.“

  22. @Gregor: Nein, das ist überhaupt nicht so, weil, wenn man sich ein Buch kauft, nicht vorne und hinten massenhaft Karl May, Thilo Sarrazin und Dieter Bohlen dran klebt und die Lektüre nicht dauernd von deprimierend stumpfsinniger Werbung unterbrochen wird, die man nicht überblättern kann, so dass man dann immer für ein paar Minuten was anderes lesen muss, wenn man sie vermeiden will. Schräger Vergleich? Eben.

    Ich spekuliere jetzt, aber „kein Fernsehen gucken“ dürfte in den meisten Fällen nicht heißen, dass man überhaupt keine Serien, Filme, Shows, Dokumentationen, Reportagen usw. mehr schaut, sondern dass man dafür das Internet nutzt. Und das Internet ermöglicht gerade nicht mehr und nicht weniger als das, was man bei Literatur immer schon konnte: wählen. Ja, kann man beim Fernsehen auch, aber in engeren Grenzen und mit mehr Mühe, und diese Mühe ist schlicht überflüssig.

    Sie selbst reden von Privatfernseh-Hölle und deuten an, dass die ÖR sich auch in diese Richtung bewegen, und dann ist es Masturbation, wenn einer sagt, dass er den offensichtlichen Schluss gezogen hat, seine Freizeit woanders zu verbringen als in dieser Hölle? Warum ist es so verwerflich, das zu sagen, kann mir das jemand erklären? Ist es ähnlich verwerflich, wenn ich sage, dass ich die Bild-Zeitung nicht lese, obwohl man auch aus ihr ein paar brauchbare Informationen herausklauben könnte?

  23. das ist panem et circenses vom sozialamt. glücklicherweise gehen die quoten dieser show nach unten. vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren.
    bitte, herr niggemeier, schreiben sie für uns dann noch über die ausstrahlung. das ist sicher viel verlangt, aber es wäre wissenswert, welche teile der aufzeichnung reingeschnitten wurden.
    was hat gottschalk eigentlich geritten, da zu unterschreiben? kopfschüttel.

  24. In der heutigen Zeit ist es am besten man verkauft seinen Fernseher oder schafft sich erst gar keinen an. Es gibt kaum noch Sendungen mit einem Bildungswert, und wenn doch kann man sich die wenig später im Internet auch ansehen.

  25. Stellt sich die Frage, wieso muss man sich das überhaupt antun? Wäre nie auf die Idee gekommen mir die Show anzusehen. Weder im Fernsehen und erst recht nicht live.

  26. #31, #34:

    Wer bei derart vielen Kanälen, die es derzeit gibt, meint, er finde nichts Sinnvolles, dem kann man nicht helfen. Die Aussage „Fernsehen ist blöd“ hat in etwa den Gehalt von „das Internet ist böse“.

    Ich mag ungern Sendungen via Internet schauen, weil mir die Bildqualität in aller Regel nicht genügt. Stattdessen habe ich einen Festplattenrekorder, mit dem wunderbar einzelne Sendungen aufnehmen und sogar Werbeblöcke überspringen kann.

    Im Übrigen sind viele Internetangebote (ÖR-Mediatheken) gebührenfinanziert.

  27. @35 – einer muss es ja machen. Hat was mit dem Unterschied zwischen Vorurteil und Urteil zu tun, würde ich sagen.

  28. Wer einmal im Publikum von „Schlag den Raab“ saß weiß, wie professionelles, spannendes und ausnahmsweise auch für die dortigen Zuschauer interessantes Fernsehen funktioniert, bei dem man sogar fast traurig ist, wenn es schon um 1:30 Uhr zuende ist. Und das Publikum muss zum klatschen noch nicht einmal gezwungen werden. Vielleicht ist das ein Unterschied zwischen Brainpool und Grundy, dass Brainpool sich auch um die Zuschauer „kümmert“.

  29. danke für diesen wundervollen bericht.denn genauso habe ich es empfunden , als ich am wochenende in der show war.im großen und ganzen hatten wir alle spaß , aber ich fühlte mich vom team, securiti und der ganzen grundy gemeinsschaft als zuschauer echt verarscht. ich habe 6 euro bezahlt um mal hinter die kulissen zu schauen und bin froh , das es so wenig war.weder ein foto , noch ein autogramm bekamen wir , die juri kam echt wie die höhere gesellschaft rüber und ließen die zuschauer voll abfatsen.schade, hätte mehr erwartet. sandra

  30. Schön zusammengefasst Herr Niggemeier. Ich bin schon seit längerem TV-Landschaft fern geblieben und frage mich was die Leute antreibt sich solchen Schmus anzuschauen oder gar mitzumachen. Ich hoffe wenigstens Sie können die Tortur irgendwo in Form von Spesen geltend machen.

  31. Super Beitrag.. fand ich sehr interessant. Ich glaube, bei fernsehkritik.tv wurde über eine ähnliche Aufnahme auch schon berichtet.

    Ich war in den vergangenen Jahren bei „Schillerstraße“ im Publikum, bei „Genial Daneben“ und danach noch bei einer Ausgabe von „Extreme Activity“. Dort fühlte ich mich eigentlich recht gut unterhalten. Sind aber natürlich nur kleine Produktionen gewesen.. ;)

  32. @ theo

    Ich frage mich gerade, warum jemandem überhaupt geholfen werden muß, der freiwillig auf den Fernsehkonsum verzichtet? Gut, er mag die ein oder andere Rosine in diesem Sch…haufen verpassen, aber es gibt Schlimmeres.

  33. Sehr interessant. Ich hätte mir so etwas kein bisschen uninteressanter vorgestellt, aber dennoch nicht derart unprofessionell. Wieso Menschen, die nicht darüber berichten, sich so etwas vor Ort antun, ist mir ein absolutes Rätsel.

  34. (Was sind das für Leute, die einen Aufriss darüber machen, dass »Trash TV« Trash TV ist?)

  35. #46:

    Wegen der ein oder anderen Rosine gehe ich auch zum Zeitungs- und Zeitschriftenkiosk. Dass – aus meiner Sicht – der weitaus größte Teil der ausliegenden Druckerzeugnisse Dreck ist, hindert mich nicht daran, das zu kaufen, was ich lesen möchte.

    Im Web ist das Verhältnis von Rosinen zu „Sch.“ auch nicht viel anders. Ähnliches gilt für den Buchmarkt. So what? Nur wegen der Attitüde, mit dem proklamierten TV-Verzicht quasi geistige Größe beanspruchen zu wollen?

    Ist mir zu verkrampft.

  36. Sehr schöner Beitrag, vielen Dank!
    Ich selbst war einmal bei einer tvtotal- Aufzeichnung und zweimal bei der englischen Version von „Schlag den Star“, die in Köln aufgezeichnet wurde (was schon viel aussagt…), und mein Fazit des Ganzen war: Mein Fernseher lügt und es war informativ, sich sowas einmal angeschaut zu haben, aber ich würde nicht nochmal hingehen. Und das dachte ich wohlgemerkt nach der Aufzeichnung von 40 Minuten TV, saß dort also höchstens gute 90 oder 100 Minuten. Derartige Marathonsendungen hätte ich mir mit mindestens 30 Euro bezahlen lassen.

    Gerade wurde mir aber ein Artikel zugespielt, der ihren Artikel in gewisser Weise noch unterstreicht: http://www.bild.de/unterhaltung/tv/michelle-hunziker/michelle-hunziker-unfall-klinik-25624294.bild.html

    Das muss einen Abend nach ihrem Besuch gewesen sein, wenn ich nicht irre, oder?

  37. […] Ganz unten: Zu Besuch bei der RTL-Erfolgsshow »Das Supertalent« Es spricht eher nicht für eine Veranstaltung, wenn der Höhepunkt, mit dem der Anheizer das Publikum in den Umbaupausen bei Laune zu halten versucht, die Ankündigung ist, dass es nur noch fünf, vier, drei, zwei Auftritte sind, bis es endlich etwas zu trinken gibt. Ich frage mich, ob es den Etat der Produktion wirklich gesprengt hätte, den Durst der Zuschauer früher und mehrmals zu stillen. […]

  38. Das Unprofessionalität keine Domäne von RTL oder »Al« Grundy ist durften gestern Abend alle Zuschauer erleben, die dem Kommentar der dreisten Drei Tom »wir mussten nicht viel sagen« Bartels, »ich, als Expertin« Franzi und Rolf Seelmann-Eggebert nicht entkommen konnten…

  39. Der Artikel erinnert mich stark an den Markus-Lanz-Beitrag vor ein paar Wochen. Alle bekommen nur das bestätigt, was sie sowieso schon gewußt oder zumindest geahnt haben. Wo ist der Erkenntnisgewinn?

    Für den geschilderten Ablauf hätte auch ein schlichter Satz gereicht:

    „War gestern Abend bei Supertalent, war Mist, wie erwartet!“

    P.S. Ich besitze ein Fernsehgerät und mache skandalöserweise sogar regelmäßig Gebrauch davon!

  40. Das Flüssigkeiten-Management ist so rätselhaft nicht. Durch knappe Portionierung soll in den Pausen der Exodus zur Toilette minimiert werden, damit die Leute auf den Stühlen sitzen, wenn es wieder los geht. Also genau das Problem, was auch im Text angesprochen wurde.

  41. Was im Welt.de Artikel fehlt steht bei dwdl.de: http://www.dwdl.de/nachrichten/37069/unfall_bei_supertalent_michelle_hunziker_verletzt/

    Der Vorfall hat insofern einen bitteren Beigeschmack, weil schon vor zwei Jahren ein Notarzt einschreiten musste, als sich damals Sylvie van der Vaart verletzte. Der Einsatz machte Schlagzeilen, weil die Rettungssanitäter angeblich Statisten waren, die für ihren Einsatz eine Gage erhielten. Ganz aus der Welt räumen konnte RTL die Zweifel damals nicht. So wird diese Geschichte aus dem Jahr 2010 beim heutigen Zwischenfall zum Boomerang: Einige Beobachter in Berlin hielten den Absturz zunächst für inszeniert. Doch diesmal, so viel ist sicher, waren die Ärzte echt.

  42. Was ist RTL durch für ein Glückssender, dass es mit dem Unfall ein Jurymitglied und keinen Kandidaten erwischt hat…

  43. Zweimal tue ich mir RTL an.
    Stern.TV
    Formel 1 (noch)
    Ansonst ist der Sender Tabu, auch weil ich zu alt bin (63) für diesen „Sender“.
    Was ist Pro7/ Sat1? Was zum Trinken wie der Lebertran?
    Seh zwar wenig ARD und ZDF, aber viel deren Phoenix, Arte, den WDR (da zu hause).
    Mich können die Privaten mal, aber bitte mit sauberer Zunge!

  44. Wollen wir jetzt alle aufschreiben, welche Sender wir gerne gucken und welche nicht?

    Und eine Frage habe ich noch: Ich finde Mario Barth nicht lustig, werde ich jetzt auch in den Kreis der elitären Superhirne aufgenommen? (Auch schonmal bei Harald Schmidt gelacht und Dieter Hildebrandt ist mir namentlich bekannt)

  45. Lieber Stefan Niggemeier,
    vielen Dank für diesen Artikel! In den 1990er Jahren war ich mehrfach bei der Aufzeichnung von Talk Shows im Publikum und einmal als Gast. Damals schien es noch gesitteter zuzugehen als heute.
    Und eine dieser Shows waren die Piloten von „TV Kaiser“. Mein Gott, war das eine geile Sendung! Trash TV eigentlich, aber mit Dialogen, die auf den Punkt pointiert waren. Und ein Sprungbrett für Schauspieler, wie z. B. Anna Loos. Nicht zu vergleichen, mit dem Driss, der von SAT1 derzeit ausgestrahlt wird.
    Seitdem South Park nicht mehr dort läuft, schalte ich RTL nur noch zum Nachtjournal ein oder wenn mich der Hunger plagt und ich etwas brauche, bei dem mir übel wird. Das „Supertalent“ habe ich letztens bei Nachbarn gesehen – genug RTL für das kommende Jahrzehnt.
    Ihr Artikel zeigt mir, dass es mit dem Medium Fernsehen nicht besser wird.
    Beste Grüße aus Köln
    Thomas Berscheid

  46. Lt. RTL sollen 44.000 (!) Bewerbungen für diese Show eingegangen sein…
    Wenn ich mir diesen unterhaltsamen und aufschlussreichen Bericht durchlese, frage ich mich, nach welchen Kriterien die ca. 165 Kandidat/inn/en für die Casting-Shows ausgewählt wurden bzw. was die über 43.000 anderen Bewerber/innen geboten hätten…
    Hat eigentlich mal ein Journalist mit einer größeren Auswahl von Bewerber/innen über ihre Motivation gesprochen?
    (also ernsthaft, mit menschlichem Interesse – nicht von vornerein als „Sozialtrash“ verachtend)

  47. @theo, 36:

    Wer bei derart vielen Kanälen, die es derzeit gibt, meint, er finde nichts Sinnvolles, dem kann man nicht helfen.

    Weiß ich nicht, ob man dem helfen kann, aber ich habe das genaue Gegenteil geschrieben: Das Sinnvolle findet man auch, ohne sich durch die Zumutungen zu wühlen.

    Im Übrigen sind viele Internetangebote (ÖR-Mediatheken) gebührenfinanziert.

    Ja, ich zahle dafür auch gern meine Gebühren, obwohl mein Fernseher im Keller steht, und freue mich über jeden Ausbau dieser Angebote.

    @Stefan Niggemeier, 53: Auf den Literaturvergleich hatte ich oben schon mal geantwortet. Der Unterschied ist die Möglichkeit, unabhängig zu wählen. Man hat jederzeit auf die gesamte Literaturgeschichte Zugriff, beim Fernsehen nur auf das, was zufällig gerade läuft, wenn man Zeit hat. Und das ist eben oft nicht so doll. Die Entsprechung unter einer Buchrezension wäre eher: „Deswegen lese ich Bücher schon lange nur noch gezielt“. Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist.

    Dass es irgendjemandem darum gehe, „geistige Größe beanspruchen zu wollen“, ist eine Unterstellung. Ich wundere mich umgekehrt darüber, dass sich manche durch die Bemerkung, dass jemand den Fernseher abgeschafft hat, auf den Schlips getreten fühlen. Ich höre übrigens auch Musik gezielt. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn irgendwo Radio läuft, aber zu hause lege ich CDs auf, statt das Radio anzumachen. Ist auch das ein Affront?

    Wenn man nahelegen würde, jemand, der fernsieht, müsse ja dumm sein, wäre das einer. Aber das tut niemand.

  48. Der Artikel ist interessant, weil er teilweise beschreibt, wie es hinter den Kulissen solch einer Produktion vor sich geht. Wobei das alles wenig überraschend ist, es sickert ja immer mal derlei durch und wird dann sogar von den Boulevardmedien gierig aufgegriffen.

    Die passenden Worte zu diesem erbärmlichen Unterschichten-TV-Dreck hören wir dann hoffentlich in den neuen Folgen von Kalkofes Mattscheibe. Leider gibt es außer Kalkofe in diesem Land niemanden, der diese grauenhaften Sendungen so gnadenlos zerreißt, wie er es tut.

  49. Ich habe seit 97 keinen Fernseher mehr –
    Es waren genau die Gründe die mich in Deinem Beitrag verstärkt haben das es die richtige Entscheidung war.

    Letztlich ärgere ich mich nur über mich selbst grade.
    1-2 mal im Monat schaue ich was die Medienwelt so vorbringt und kann bereits mit diesem Abstand wirklich gut und laut darüber lachen.

    Wieso liebe Leser – tut Ihr Euch das an?
    Ich meine Fernsehen, Berichte über das Fernsehe, Facebook und der ganze vergleichbare Kindergartenschnulli – den wirklich niemand brauch zum glücklich oder erfolgreich werden.

    Die Manipulationsmaschiene Medienwelt ist eben nur eine „MEDIENWELT“ – nichts weiter! Nicht die Realität.

    Nur ein Schauspiel – was erst zur Realität wird wenn man ihr Beachtung schenkt.

    Schenkt doch mal Euren Nachbarn Beachtung – Eurem Partner einem erfüllten Leben oder wenigstens Eurem eigenen Genital.
    Ich bin sicher ihr verbringt mehr Zeit mit Fernsehen als mit Sex!

    Wie Armselig ist das denn ?

  50. Herr Niggemeier, ich fürchte, was ich jetzt schreibe, ist ihnen und den meisten Ihrer Leser sowieso längst bekannt – sagen Sie nach der Lektüre also nicht, Sie wären nicht gewarnt worden!

    Ich habe mir vor einem Jahr mal meine Gedanken zum Niedergang des deutschen Fernsehens und Fernsehen allgemein gemacht (um mich vom Lernen fürs Abi abzulenken :-) ) und hier ist so die Zusammenfassung:

    1. Im Gegensatz zum Rest der Welt hat Deutschland keine richtige Kurzfilmszene. Es gibt zwar eine handvoll renommierter Wettbewerbe und ein paar herausragende Filmemacher, aber keine breitere Öffentlichkeit. Es gibt einige wenige Nischenkinos, die aber in der Regel auf Mainstreamfilme angewiesen sind; es gibt kaum Werbung, Kritik oder überhaupt eine Anregung seitens der Öffentlich-Rechtlichen, zu deren Bildungsauftrag eben auch gehören müsste, dass sie sich nicht an Quoten orientieren und Einfluss auf die Medienlandschaft nehmen – dass sie das Maß aller Dinge sind. Sind sie aber nicht.

    2. Für viel Geld werden ein paar Episoden der besten britischen oder amerikanischen Serien eingekauft (Breaking Bad, Spooks, Luther, Mad Men, Sherlock), um sie dann in einem für Normalsterbliche unempfangbaren Kanal um kurz vor Mitternacht zu verfeuern (aber wieviele in unseren Bekanntenkreisen haben jemals von „The Wire“ oder „Corner“ gehört?). Vielleicht weil wir uns dann nicht so für unsere Eigenproduktionen schämen müssen? Freakshows auf RTL (letztendlich gibt es keinen Unterschied zwischen Dieter Bohlen, Inka Bause und Sonja Zietlow), inhaltsleeres Geplauder in den Talkshows der ARD. Hin und wieder mal ein bombastisches Riesenquiz- der Tiere mit Jörg Pilawa in ARD/ZDF – sozusagen als Alibi für den andern Scheiß.
    (Na gut, „Citizen Kane“, der lange als bester Film aller Zeiten galt, kam vor Kurzem ausnahmsweise zur besten Sendezeit – aber wieviele Menschen in meinem Alter schauen schon Arte!)

    3. Dazu kommt der bis heute dauernde Zoff zwischen GEMA und Youtube, der ebenfalls dafür sorgt, dass man ohne Proxy ziemlich scheiße dran ist, wenn man sich ernsthaft über ein Video unterhalten will, auf dass man nicht zugreifen kann. Natürlich hat die Welt auch ohne das Internet irgendwie funktioniert, und die Youtube-Zensur, die nicht als solche gemeint oder zu verstehen ist, ist keine Ausrede für schlechteres Fernsehen oder Kreativität.

    3. Die „Wir wollen ja bloß keinen erhobenen Zeigefinger“-Scheißphilosophie, die sich in mindestens jedem zweiten Tatort manifestiert. Der moralische Anspruch wird einem dann eben so oft „subtil reingekloppt“ (z.B. war auf Bildblog vor einiger Zeit ein Text zum „Innocent Child Molester“ verlinkt), dass man sich hinterher fragt, wie so man eigentlich immer noch Tatort schaut – außer aus rein rituellen Gründen.
    Als Gegenbeispiel fällt mir immer die – wie ich finde – furchtbar schöne Szene aus „James Bond – Leben und Sterben lassen“ ein, in der Roger Moore die biologischen Merkmale von Krokodilen erklärt bekommt, bevor er ihnen vorgeworfen wird.
    (http://www.youtube.com/watch?v=kmH0PP_zAKo)

    ————–
    Jetzt speziell zur Devolution des Zeichentrickfilms, was so gut wie nichts mehr mit dem Supertalent zu tun hat…aber m.E. genauso viel Kritik verdient.

    5. Das Kinderprogramm ist ebenso idiotisch. Als Kind der frühen 90er bin ich mit den alten Warner-Cartoons und Stummfilmen großgeworden, die im dritten Programm bei „Boris Masurke“ gezeigt wurden, und die mein Vater auf VHS aufnahm (zugegeben, die Zwischenmoderation war oft überflüssig, aber heute gibt es auch so eine Einordnungshilfe nicht mehr; man verlässt sich lieber darauf, dass die Interessierten bei Wikipedia nachschauen anstatt ihnen das nötige Wissen direkt zu vermitteln).

    Ich habe auch das Glück gehabt, als kleiner Junge die Superman Cartoons von Fleischer gesehen zu haben (auf Youtube abrufbar, gottseidank), die einer der Gründe waren, weswegen ich schon immer Zeichentrickfilme machen wollte. Technisch und künstlerisch waren sie Disney und Warner in Vielem voraus (auch damals, bevor Disney richtig scheiße wurde), allerdings standen sie finanziell sehr viel schlechter da und der hohe qualitative Anspruch wurde ihnen irgendwann zum Verhängnis.

    Winsor McCay, der Schöpfer von Little Nemo in Slumberland und damit einer der Pioniere des Comic Strips (wenn nicht überhaupt der Urvater des Comics) hat, wenn man den Zwischentiteln seines Werks glauben darf, in einem einzigen Monat einen Trickfilm mit 4000 Einzelbildern gezeichnet, und jedes einzelne davon ist 4000mal besser als alles, ALLES, was heute an Zeichentrickfilmen produziert und als künstlerisch wertvoll betrachtet wird. Ohne Computer und die technischen Hilfsmittel, die wir heute haben. Aber ich bin auch nicht für eine Rückkehr zur Steinzeit.
    Es schon ironisch:
    Die Zeit McCays war vom technischen Fortschritt geprägt wie unsere, aber dass die Kreativen dieser Zeit eine völlig andere Arbeitsmoral hatten, hatte auch mit einer geringeren Wertschätzung von Cartoonisten in der Öffentlichkeit zu tun, gleichzeitig gab es viele sehr talentierte und kaum imitierbare Zeichner, mit einer wirklich verfeinerten Technik und einem für die damalige Zeit hervorragenden Kunstverständnis, erzählerische Originalität und einem Mut zum Experimentieren mit den Regeln des Mediums. Sie hatten etwas zu sagen, und wussten was und wie (ja, etwas platt, ‚tschuldigung).

    Dagegen sind neuere Zeichentrickfilme und -serien, selbst die kürzesten Einspieler, künstlerisch der reinste Albtraum – sie besitzen keinerlei kulturellen oder gesellschaftlichen Wert, sie sind nicht mal ein rein visuelles beeindruckendes Erlebnis, wie z.B. die abstrakten Filme von Harry E. Smith (die heute, in Zeiten des Windows Media Players, viel zu wenig Wertschätzung erfahren – aber egal, sind ja zum Glück auch auf Youtube!!).

    Ich erwähnte bereits die Superman-Filme der Fleischer Studios. Als Kind ich hin und wieder eine Folge von „Batman: The Animated Series“, aber nur, weil Batman darin vorkam. Wikipedia zufolge gilt dieser schematische, starre, oberflächliche Müll als einer der besten Zeichentrickserien aller Zeiten. Was haben wir nur falschgemacht? Bleiben wir spaßeshalber mal bei Batman: Würde es uns überraschen, wenn in einer Episode von „The Brave and the Bold“ ein Teletubby auftauchen würde? Zeichnerisch sind wir jetzt hoffentlich am untersten Ende angelangt; es kann von jetzt an nur noch aufwärts gehen.

    Das soll nicht falsch verstanden werden: früher war nicht alles besser, aber das hier schon. Deutschland hatte zu Beginn der Nachkriegszeit, aber auch vor dem Krieg, einige der Besten auf diesem Gebiet, z.B. Oskar Fischinger, Hans Fischerkösen, Lotte Reiniger und Walter Ruttmann (man könnte Loriot hinzufügen, der zwar ein guter Zeichner war, aber nicht wirklich innovativ). Wer kennt die heute noch, und wen der heutigen Trickfilmer könnte man auch nur annährend mit diesen vergleichen?

    7. Ein letzter, schwacher Punkt, bei dem ich lange überlegt habe, ob er es überhaupt wert ist, erwähnt zu werden – weil er mit Kunst allgemein zu tun hat: Nichts ist Kunst, weil es „Manga“ ist. Mangas können vielleicht Kunst sein, aber nicht weil sie „Manga“ sind – genausowenig wie ein behauener Stein Kunst ist, weil er halt behauen wurde. Wahrscheinlich will ich damit sagen: wer zuviel RTL2 schaut, bekommt ein völlig pervertiertes Kunstverständnis; wer glaubt, dass alle Mangas „automatisch“ Kunst sind, wird nicht von selbst wissen, was richtige, gute Kunst ist.

  51. Sehr guter Artikel.

    Ich war selber Kanidat dieses Jahr, und ich kann nur zustimmen.

    Den kanidaten hinter der Bühne geht es (zumindest mir) noch ne nummer schlimmer als die im Publukim saßen.

  52. Ich sollte vllt. noch ein paar Links hinterherschicken:

    McCay, Little Nemo (Animation kommt ziemlich am Ende)
    https://www.youtube.com/watch?v=kcSp2ej2S00

    Smith:
    https://www.youtube.com/watch?v=RrZxw1Jb9vA&feature=plcp

    Ruttmann:
    https://www.youtube.com/watch?v=bzjYDFseuKM

    Lotte Reiniger
    https://www.youtube.com/watch?v=yS4jit16Fd8

    Fischinger
    https://www.youtube.com/watch?v=KnyfysH3h9A

    Fischerkoesen:
    https://www.youtube.com/watch?v=d5-J1TnMaok

    Einer der im Kommentar erwähnten Fleischer-Cartoons:
    https://www.youtube.com/watch?v=q4Wd3225Vjw

    Ein x-beliebiger Clip von Batman: TAS
    https://www.youtube.com/watch?v=13H_4XOFn28

    Und wer dachte es kann nicht schlimmer kommen:
    https://www.youtube.com/watch?v=VWc2JQcyOhI

  53. @Peter: Ich würde mich trotzdem freuen, wenn Sie zum Thema kommentieren würden, also zu dem des Eintrags. (Und „Sherlock“ ist nun wirklich kein gutes Beispiel für Serien, die das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen versteckt. Das Erste, 21.45 Uhr und 20.15 Uhr.)

  54. @69: Auf der einen Seite bin ich froh, dass es 69 Kommentare gedauert hat bis der Begriff fiel, aber auch traurig, dass ihn doch jemand bemüht.

    Der Begriff „Unterschichten-TV“ (in allen Variationen) ist einfach nur widerlich und entlarvt ihre Sicht auf andere Menschen. Und das Sie sich für etwas Besseres halten als dieser dumme, dumme Pöbel.
    Wo unterscheidet sich sowas denn von den typischen BILD.de Kommentaren, wo auch nur gehetzt wird?
    Diese Gleichsetzung von Unterschicht= Dumm wird ironischerweise besonders gerne von Leuten benutzt, die sich sonst jedweder Diskriminierung lautstark in den Weg stellen. (Wahrscheinlich auch nur für sich selbst)

    Zu Harald Schmidt hat der Begriff kongenial gepasst. Erstens weil er sowieso ein Image eines kalten Zynikers hat, zweitens weil er seinem (mittlerweile zweimaligen) Ex-Arbeitgeber einen mitgeben und nachtreten konnte und drittens sich bei selbstbeweihräuchernden Möchtegernintellektuellen einschmeicheln konnte, denn diese haben auch schließlich seine Sendung immer überhöht und gehypt.

    Ich hoffe stark für Sie, dass sie abgesichert sind und nicht ihren Job verlieren. Denn dann müssen sie wohl auch Unterschichtenfernsehen schauen, denn das geht ja offenbar Hand in Hand…

    Hier gehts wiedermal nicht im Geringsten um Sendungen, die medienunerfahrene vorführen, sondern einzig und alleine ums sich-selbst-geil-finden-und-groß-darüber-reden. Das ist besonders eklig, wenn das moralische Ross nur dazu dient von oben herab auf andere zu spuken. Die Opfer dieser Sendungen sind den meisten doch vollkommen egal, es geht nur darum „ich schaus nicht, bin viel zu intelligent dafür, bin ja nicht Unterschicht, pfui, dieser Bodensatz.“ Ich gut, Rest wertlos.

    Was über die Unterschicht in Bezug auf Fernsehen geschrieben wird ist tausendmal krasser als alles was FDP Politiker über sie sagen und die werden von den Benutzern dieses Wortes dann dafür angegriffen. Ein Hoch auf die Verlogenheit.

    Danke, habe fertig.

  55. @Sebastian, #68: „dass sich manche durch die Bemerkung, dass jemand den Fernseher abgeschafft hat, auf den Schlips getreten fühlen“

    Das hat mit Schlipsen nichts zu tun. Es nervt einfach.

    Schlimmer ist nur noch, wenn am Schluss der Satz kommt: „Ich wünsche noch einen schönen Tag.“

  56. Naja, ich fand schon dass es alles damit zu tun hat, weil dieser Mist zunehmend den ursprünglichen Sinn des Fernsehens, wenn es jemals einen hatte, verdrängt. Okay, Sherlock war ein schlechtes Beispiel für die Sendezeit, aber warum hat man hierzulande nichts vergleichbares drehen können und muss sich stattdessen mit dem „Supertalent“ begnügen?

    Ich war mal bei einem Bewerbungsverfahren eines Senders – und habe die ersten Runden alle bestanden, aber am Schluss einfach keine Lust mehr auf den Job gehabt – weil das Verfahren null „Interpretation“ (oder was auch immer man unter Kreativität versteht) zulässt, sondern etwa so geschäftsorientiert, wie das eines Sparkassenangestellten ist. Ich hatte nur den Eindruck, das geprüft wird, ob wir wie Roboter funktionieren, mehr nicht (ich glaube, ich darf die einzelnen Aufgaben hier nicht wiedergeben – sagen wir deshalb einfach, dass es so schwer war, wie die Rätselseite eines Micky-Maus-Heftes). Ich stelle mir vor, dass das bei RTL noch schlimmer ist. Es geht mir nicht um das „Gegen den Strom schwimmen um jeden Preis“, sondern das das Fernsehen einfach nur am Geschäft orientiert zu sein scheint (bin ich deshalb schon weltfremd, wenn es doch so viele Gegenbeispiele gibt?), und überhaupt kein Platz für wirkliche Originalität mehr ist, dass wirklich alles nur noch der sich selbst reproduzierende Einheitsbrei wird… dem Namen nach sollte das „Supertalent“ ja genau das Gegenteil zelebrieren – genuines Talent – aber stattdessen ist es Teil von dessen Entwertung durch die Medien, siehe langer Post von vorhin.

  57. Es würde ja schon reichen, wenn die Macher sich den Scheiß, den sie verzapfen, auch ansehen würden. Niemand, der halbwegs bei Verstand ist, kann das irgendwie gut finden.

    (Oder wie erklärt man sonst die Dummdreistigkeit vom ZDF-Sportchef, der auf Kritik an der Kirmesstrandübertragung der Fussball-EM doch wirklich meinte: Wieso? Die Einschaltquoten geben uns doch recht…)

    Aber das ist ohnehin das Problem: Fernsehen wird von Leuten gemacht, die Fernsehen hassen.

  58. Was mich etwas verwundert, ist die Annahme, der Content zwisschen den Werbeblöcken würde irgendwen interessieren.

    Der Bericht von Herrn Niggemeier zeigt m.E. lediglich auf, das auch die Produktionsfirma, RTL und die „Juroren“ sich ebenfalls nicht dafür interssieren.

    Geld für RTL gibts schließlich nur für Werbung – alles! andere ist Unwichtig.

    Und (kostenlose) Werbung für die Feigenblättchen der Werbeblöcke ist immer gern gesehen …

  59. Der Artikel ist sehr einseitig und polemisch!

    Und das macht Freude. Blogschreiber können und dürfen das was sich herkömmliche Presse nicht herausnehmen darf/will/kann aus den bekannten verschiedensten Gründen und Zwängen.

    Während ich über den Beitrag noch nachdenke, fällt mir auf, dass ich RTL seit Monaten nicht gesehen habe. Nichts … keine einzige Sendung. Was gucke ich überhaupt noch regelmäßig? Ah ja 18 Uhr ProSieben Die Simpsons, auch mal Big Bang Theory – das wars dann schon. Der Rest meines Fernsehdaseins passiert wohl nur noch an den Wochenenden im Nachtprogramm, wenn die öffentlich rechtlichen ihre Schatztruhen öffnen und Spielfilmklassiker zu sehen sind, die man gesehen haben muss, um „mitreden“ zu können.

    Ich denke der Fernseher hat nicht mehr die Stellung wie früher. Er ist spürbar abgedrängt auf ein reines Chill-Gerät. Der „Rest“ und das ist sehr viel läuft heute einfach anders.

    Ich hoffe ich habe das Thema jetzt nicht verfehlt.

  60. Lieber Stefan, was mich -auch in der Annahme, daß Du da potentiell nicht hingefahren bist, um einen positiven Artikel zu schreiben ;-)- interessieren würde:

    – Wie lange hat man Dir vorher gesagt, würde die Aufzeichnung dauern, bzw.: hat man Dir das gesagt? (von wann bis wann o.ä.)
    – nach wieviel vergangener Zeit bist Du schließlich gegangen?
    – bei was für TV-Aufzeichnungen bist Du vorher schon gewesen, was Deinen Vergleich angeht? („Es ist nicht die erste Aufzeichnung einer Fernsehshow, die ich mir angesehen habe. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“)

    viele Grüße, Marco

  61. @Mike

    Hui hui hui, da empört sich aber jemand. Gibt es denn irgendwelche Hinweise darauf, das sich vergleichbare Fernsehsendungen nicht vornehmlich an ein weniger intelligentes Publikum richten? Und dass dieses dann auch dementsprechend sozial oft weniger gut gestellt ist, eingedenk aller Wechselwirkungen, die es da so gibt?

    Welche Sicht auf andere Menschen entlarvt es denn, wenn jemand eine Sendung mit unterirdischem Niveau sieht und feststellt, dass diese von den „üblichen Verdächtigen“ am nächsten Tag dann begeistert rezipiert wird? Vielleicht einfach eine realistische.

  62. @Marco Laufenberg: Ich bin da hingefahren, um mir ein Bild zu machen. Ich hatte eine gewisse Vorstellung davon, wie es werden könnte, hätte aber natürlich genauso gut positiv wie negativ überrascht werden können.

    – 5 Stunden.
    – knapp 4.
    – „TV Total“, „Unser Star für Oslo“ u.ä., „Geh aufs Ganze“, „Was bin ich?“, „Star Search“, „Anne Will“, „Günther Jauch“, irgendeine „beliebteste Fernsehstars der Deutschen“-Sache auf Kabel 1, und vermutlich noch diverse mehr.

  63. @Martin: zu der sache ist mir noch was eingefallen…

    Vielleicht ist das wieder etwas wirr und weit hergeholt, aber ich habe den Verdacht, dass es auch mit dem scheinbar immer absurder werdenden Kunstmarkt zu tun haben könnte, und damit meine ich nicht unbedingt nur Auktionen, oder Museen, sondern auch Buch-Illustratoren und Werbegraphiker.

    Wenn ich ein besserer Zeichner wäre als ich bin, würde ich mich zurecht fragen, wozu man Leute wie mich heute eigentlich noch brauchen kann, wenn heute jeder Depp mit Photoshop und Internetzugang für ein paar Minuten die ganze Aufmerksamkeit der Welt für sich hat, wenn niemand mehr „richtige“* Kreativität zu schätzen weiß. Bis vor 30 Jahren konnte man seinen Eltern dann noch sagen: „Dann gehe ich eben zum Fernsehen.“
    Heute will so gut wie jeder insgeheim berühmt werden, ohne viel dafür zu arbeiten; gleichzeitig sind die Tage von einzelnen, tatsächlich möglichen „Großen Prägern“ sind vergangen, da diese ums Verrecken keine Arbeitsstelle finden würden, jetzt, da nur noch Schein und Show zu zählen scheinen und zum Erreichen des großen Spektakels alles erlaubt ist.

    Will jemand von uns da zusehen oder denen noch helfen, was Besseres zu machen (wenn das überhaupt jemand wollte) ?
    Da spiele ich doch lieber GTA und knalle ein paar Zuhälter ab, das ist weniger traurig und moralisch weniger fragwürdig, als RTL eine ordentliche Quote zu bescheren. Wer weiß, wie lange noch.

    (wie man sieht, frage ich mich das trotzdem, auch als mittelmäßiger Zeichner)

    *ja, ich weiß schon, was jetzt kommt – „everything is a remix“; aber auch da gibt es deutliche Unterschiede. Habe versucht, dass im ersten Kommentar von mir zu zeigen.

    tl; dr

    Wir haben zwar unzählige Refugien, aber ist es nicht ein bisschen komisch, dass gerade das Fernsehen uns dorthin treibt, und nicht umgekehrt?

  64. Es ist also tatsächlich noch schlimmer geworden. Ich hatte mal in der zweiten Staffel die Ehre, mir ein Hamburger Casting anzuschauen. Die Teilnehmer waren damals aber noch gut. Dennoch war die Form der Stimmungmachung von Seiten der Moderatoren und zuvor des Einpeitschers unerträglich. Schade zu sehen war auch, dass eigentlich gute Beiträge es nicht in die Ausstrahlun geschafft haben, dafür aber die, die grauenhaft schlecht waren. Der „Beste“ gewinnt halt nicht.

  65. Unprofessionalität und Zuschauermangel scheinen ein Dauersymptom bei den Grundy-Shows zu sein (und wahrscheinlich nicht nur da). Erstaunlich, was dem Zuschauer im TV letztendlich angeboten wird und wie es wirklich aussieht. Danke für den Insider-Bericht, der alte (Vor?)Urteile wieder einmal bestätigt.

    Erinnert mich an einen ähnlichen Bericht von einer DSDS-Mottoshow (2008):
    http://www.beehave.de/forum/dsds-mottoshow-2-22-3-08-erfahrungsbericht-t2936.html

  66. Leute, die sich solche Veranstaltungen freiwillig antun, heißen branchenintern übrigens „Klatschvieh“.

  67. Vielen vielen Dank für diesen interessanten Blog-Eintrag. Ich habe heute zum 1. und letzten Mal einen Supertalent-Folge ganz mitverfolgt.

  68. @Stefan: Könntest du noch etwas mehr zu Gottschalk schreiben? Konnte er seine Spontanität und seine Witzigkeit (ja der Mann war mal richtig gut und wirklich lustig) enfalten? Irgendwie habe ich das Gefühl, da bahnt sich für ihn schon das nächste Fiasko an und das hat der Mann nicht verdient….

  69. Ich konnte mir ein böses Grinsen bei der heutigen Meldung, dass Hunziger auf die Schnauze geflogen ist, in Anbetracht dieses Artikels einfach nicht verkneifen. Einfach nur herrlich das Ganze !

  70. Worauf wir uns aber alle freuen dürfen: Wenn in der neuen Staffel immer, wenn etwas auf der Bühne schief geht oder sonstwie Stimmung gemacht werden muss, das Bild eines genervten/entsetzten/verzweifelten S. Niggemeiers im Publikum reingeschnitten werden kann, weil es gerade so schön passt. Wobei: Das wäre schon wieder cool von RTL und ist deswegen eher nicht zu erwarten. Aber wenigstens ein Grund, sich eine Folge mal anzusehen.

  71. @77, Rita: Dass es „nervt“, ist ja nur ein anderer Ausdruck. Warum es „nervt“, warum unter Dutzenden oder Hunderten von Kommentaren, die ebenfalls keine dringend benötigte Information enthalten, ausgerechnet das diejenigen sind, die „nerven“, weiß ich immer noch nicht. Warum kann man sie nicht einfach zur Kenntnis nehmen oder ignorieren und seiner Wege gehen? Warum kann nicht einfach jeder nach seiner Façon glücklich werden?

    Ich würde nie auf die Idee kommen, mir zu verbitten, dass jemand übers Fernsehen redet, oder jemandem den Fernseher auszureden. Ich sage oder denke auch nicht, dass Sie etwas Falsches tun, wenn Sie den Fernseher einschalten. Ich habe kein Problem damit, was Sie in Ihrem Wohnzimmer tun. Warum haben Sie ein Problem damit, was ich in meinem Wohnzimmer tue? Oder ist es noch ok, den Fernseher abzuschaffen, aber nicht ok, das öffentlich zu erwähnen? Dann nochmal: warum nicht?

  72. @Herr Ärmel(#1):

    Ich war bei zwei TV-Shows im Publikum und fan, dass es sich sogar gelohnt hat, etwas dafür zu zahlen. Und das, obwohl es RTL war. Einmal „Wer wird Millionär?“ (Jauch und sein Warmupper haben die Pausen fast genauso interessant gehalten, wie die eigentliche Sendung)
    und einmal „Guinness Show der Rekorde“ (was allerdings auch eine Live-Show war und daher Tempo ahben musste… )

    Es kommt halt auf die Sendung an, ob das wirklich interessant ist, bei den Castingshows hätte ich eher wenig Interesse, die Live-Shows dürften da aber zumindest weniger Längen haben…

  73. Die Einstellung „we’ll fix it in the post“, die bei RTL offensichtlich ohnehin herrscht, ist natürlich auch für das Studiopublikum unerträglich.

    Verblüffend ist dabei natürlich, dass die überhaupt Publikum bei der Aufzeichnung dabei sein lassen. Man könnte ja auch einfach ein paar Schüsse auf klatschende, erstaunte, weinende oder garstige Personengruppen zusammenschustern.

    Das würde aber wohl voraussetzen, dass das Elend, das man da offenbar sehen kann, bei den Produzenten auch erkannt wird.

    Das ist wohl dann doch nicht der Fall.

  74. Mein Ältester (12) wünscht sich so sehr einen 3D Drucker. Und weil der vom Taschengeld und dem Ersparten nicht zu bezahlen ist, hat er sich kurzerhand beim Supertalent beworben. Da gibt’s 100.000 Euro zu gewinnen. Und selbst wenn das nicht klappt, kann er den Bekanntheitsgrad seiner Kinderband vielleicht so weit steigern, dass es für die nächsten Gigs mehr Gage gibt.

    Und dann kam der Anruf: Casting in den Parkstudios Potsdam! Helle Aufregung und Stress für Papa. Einen Tag Urlaub nehmen, Bühnenoutfit besorgen (dabei in die neue Blitzerfalle auf der Bundesallee getappt) Kabel fürs zweite Keyboard löten, Transport der Instrumente regeln und und und. Letztendlich hat’s hingehauen. Der Tross, bestehend aus vier aufgeregten Jungs, elf und zwölf Jahre alt, drei noch aufgeregteren Müttern und einem völlig fertigen Vater, kam pünktlich in Potsdam an.

    Wie hatte der Produktionsbeauftragte am Telefon noch gesagt? Beschallungsanlage, Mischpult und zwei Mikrofone sind vorhanden? Jo, war dann auch so. Für den Partykeller bei Konopkes nebenan völlig ausreichend. Aber für das Casting einer der quotenstärksten Fernsehshows schlicht und einfach erbärmlich. Doch auch diese Hürde haben wir genommen, dank eines mitgebrachten Kabels, das ich noch schnell gegen das vorhandene defekte getauscht habe. 8 Minuten haben wir für Aufbau und Soundcheck gebraucht. Neuer Rekord! Nach einer kurzen Vorstellung der Band durch meinen Jüngsten (11), er ist der Frontman, ging’s los mit dem ersten Song. Auf nachdrücklichen Wunsch der Redaktion ein Coversong. Dabei liegt das Talent der Jungs doch gerade darin, wirklich starke Songs zu schreiben. Deswegen waren sie nach eigenem Empfinden ja schließlich hier. Das hat bei den Vorjuroren ab so wirklich niemanden interessiert. Zwar durften die Jungs dann noch zwei ihrer eigenen Songs spielen, das Ende der Vorstellung war dann aber wieder auf nachdrücklichen Wunsch ein Coversong. Verabschiedet wurden die Buben dann mit der Frage, ob sie sich auch vorstellen könnten, in der großen Show Coversongs zu spielen. Was anderes als ein widerwilliges „Jjjjaa“ sollten sie jetzt auch sagen. Schließlich hatten sie jetzt Blut geleckt und wollten in die Show. Das Problem hierbei ist nur, dass es bestimmt Hunderte Kinderbands gibt, die wesentlich besser covern können, das eigentliche Talent der Truppe liegt eben im Texten und Komponieren. Nach dem Casting wurden dann ein paar Interviews aufgezeichnet und ca. eine Stunde im Park neben den Studios Material für den Schnitt gedreht.

    „Ihr hört auf jeden Fall von uns. Mitte bis Ende Juli sagen wir euch, ob ihr dabei seid oder nicht. Aber bitte nicht anrufen. Wir melden uns! Auf jeden Fall! Ganz sicher!“ Mit diesen Worten wurden die Kinder dann entlassen. Immerhin waren die Buben dann auch für 2 Sekunden in einem Trailer zu sehen, was die Hoffnung weiter schürte. Anfang August, als die Aufzeichnungen für die Show längst liefen hat meine Frau dann doch mal angerufen. Der Kinder wegen, die natürlich nöhlich und ständig ungeduldiger wurden. „Wenn Sie bis jetzt nichts von uns gehört haben, gehen Sie davon aus, dass die Kids nicht dabei sind.“ Also, Kinder trösten und abhaken. Gott sei Dank! Dann, zwei Tage später der Anruf: „Haben die Kinder am 11.oder 12. August Zeit? Sicher ist das noch nicht. Wir melden uns!“ Und alles geht wieder von vorne los!!!!!

    Die Aufzeichnungen sind gelaufen. Die Mützen, so heißt die Band, waren nicht dabei! Es war bestimmt die letzte Bewerbung für eine Castingshow, die mein Großer abgeschickt hat und es war auch eine zusätzliche bittere Erfahrung für die Jungs. In einer Dinks-Gesellschaft ist noch nicht einmal Platz für Kindergefühle. So ähnlich jedenfalls hat sich mein Jüngster zu der Sache geäußert.

    Außerdem, mein lieber Sohn, fehlte euch der Schicksalsschlag, nach dem doch schon im Bewerbungsformular gefragt wurde. Mit solch „langweiligen“ Kindern kann man eben keine Quote machen. Oder hätten wir uns doch als schnellste Band bewerben sollen? Zumindest was Aufbau und Soundcheck angeht!

  75. @ ckwon, #99

    Das ist wohl das eigentlich entscheidende: Ob es live ist oder nicht. Bei Aufzeichnungen wird gern alles in die Länge gezogen, bei Umbauten etc. getrödelt, das merkt man dann später auch an unpassenden Schnitten in der Ausstrahlung (mal abgesehen von Formaten wie „WWM“, wo auch die Aufzeichnung minutengenau läuft).

    Und gerade beim Supertalent verstehe ich das nicht, weil die Live-Shows später ja ähnlich den Castings ablaufen.

    Ist eine Live-Show wirklich soviel teurer als eine doppelt so lange Aufzeichnung?! Expertenwissen wär hier mal interessant.

  76. @Jörg Goertz

    Ich frage mich, was ich erbärmlicher finden soll: Eine Produktionsfirma mit dem Auftrag, eine kurzlebige, für ein paar Abende leidlich unterhaltsame Talent-Sichtung durchzuführen, oder einen Vater, der es offensichtlich nicht schafft, seinem Sohn klarzumachen, worum es bei derartigen Sendungen geht, wie wahrscheinlich dort ein Sieg ist, und welchen Wert es hat, sich eben nicht ganz und gar wirklichkeitsfernen Spinnereien hinzugeben.

    Eltern, die allen ernstes glauben, die noch nicht einmal pubertierenden Sprösslinge schrieben „wirklich starke Songs“, die bereitwillig alles stehen und liegen lassen, um diese auf die erstbeste Bühne zu bringen, die meinen, Jungs in diesem Alter wären tatsächlich im Scheinwerferlich besser aufgehoben als auf dem Sportplatz, am Baggersee oder bei den Pfadfindern, sind auf jeden Fall ein wertvoller Teil des Kalküls, dass für RTL und Co. noch etliche Jahre lang aufgehen wird.

  77. Was wäre ich für ein Vater, der Kinderträume mit blödsinnigen, erwachsenen Argumenten unterdrückt? Meine Kinder sind sehr wohl von mir und ihrer Mutter darauf hingewiesen worden, was sich hinter solchen Shows verbirgt und womit sie zu rechnen haben. Die Hinhaltetaktik durch die Produktionsfirma war auf jeden Fall ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Möglichkeit für meine Söhne, sich vor einem großen Publikum zu präsentieren nicht unbeding gegen Null tendierte. Und das war eigentlich alles was sie wollten. Das ist das, was jeder Künstler will. Ob 8 oder 80. Daran ist nichts Abwegiges oder Schlechtes.

    Meine Söhne besuchen ein Schnellläufer-Gymnasium und haben beide einen IQ jenseits der 140. Der Älteste hat gerade die 10. Klasse begonnen. Wohl gemerkt: MIT 12! Voraussichtlich wird er nach der 12. Klasse mit 15 sein Abitur in der Tasche haben – der jüngere mit 16 Jahren. Sie sollten also nicht pauschale Verurteilungen in den Ring werfen, ohne die Beteiligten zu kennen. Die Begabungen meiner Söhne sind mir sehr wohl bekannt und ich kann als Musiker sehr wohl beurteilen, welche Kompositionen oder welche Lyrik stark oder schwach sind. Sie irren vollkommen, wenn Sie in mir einen ehrgeizigen Vater sehen, der seine Söhne vermarkten will. Hier ging es um den Spass, das Dabeisein und den Nervenkitzel. Kritik in allen Ehren, aber die Frage nach Erbärmlichkeit sollte man doch erst stellen, wenn man Beteiligte und Hintergründe kennt.

    Fakt ist, dass ich meinen Kindern für jegliche Aktivität, die ihnen nicht nachhaltig schadet, sondern vielleicht sogar fürs Leben lehrt, meine uneingeschränkte Unterstützung zukommen lasse. Finden Sie das erbärmlich?

  78. @lautleser

    Ich finde solche unqualifizierten Bemerkungen nicht gerade reif. Fakt ist, dass ich einfach mal auf einer größeren Bühne stehen oder ins Fernsehen kommen wollte, um meine Band ein bisschen bekannter zu machen. Wenn dann irgendein dahergekommener Fremder meint, er könnte einfach öffentlich einen dummen Kommentar über meinen Vater schreiben, dann sollte er sich schämen: In dem ersten Kommentar meines Vaters stand ausführlich beschrieben, dass niemand anderes als ich die Bewerbung abgeschickt hatte und dass niemand anderes als ich an dieser Castingshow teilnehmen wollte. Aber das haben Sie anscheinend einfach nicht richtig wahrnehmen können. Warum äußern Sie sich zu etwas, dass Sie entweder gar nicht richtig gelesen haben oder von dem Sie schon die Hälfte vergessen haben? Sie haben keine Ahnung, also lassen Sie es lieber, so zu tun als hätten Sie welche. Aber so weit sind Sie anscheinend noch nicht… Nun gut… Ich schreibe das hier ja nicht um dafür zu sorgen, dass Sie sich ändern (das werden Sie wahrscheinlich eh nicht tun, weil Sie solche Kommentare anscheinend als spaßig oder gar intelligent empfinden), sondern um meinen Vater und meine Mutter zu verteidigen. Und darum schreibe ich endgültig:
    Ich wollte zu dieser Castingshow und NICHT meine Eltern.
    Ganz „herzliche“ Grüße
    Keno Goertz

    http://soundcloud.com/keno-goertz/ich-sag-es-lieber-nicht

  79. @ Jörg und Keno Goertz

    Vielleicht schickt ihr beide am besten noch eine eidesstattliche Versicherung an Herrn Niggemeier, damit auch wirklich klar ist, dass niemand anderes als Keno an der Casting-Show teilnehmen wollte!

  80. Wo wir bei Fernsehberichten sind:
    In der 10. Klasse habe ich mit meiner Klasse eine Fahrt nach Köln gemacht und dort haben wir uns dann natürlich auch die RTL Studios angesehen. Nach einer demokratischen Abstimmung wurde im Klassenverband entschieden sich mal in eine Sendung von Oliver Geißen zu setzen.
    Im Studio angekommen erwartete uns eine Platzanweiserin, die mich und meine Freunde (lange Haare, Bandshirts, nerdiges Aussehen etc.) in die hinterste Ecke verwiesen hat während die aufgestylten Mädels aus der Klasse natürlich Sitze in der ersten Reihe angeboten bekamen.
    Es ist müßig zu erwähnen, dass ich mich in der nachher fertig gestellten Aufzeichnung nicht ein einziges mal im Bild befunden habe.

  81. ich war bisher nur bei verhältnismäßig kleinen fernsehaufzeichnungen und hab die schon unerträglich gefunden, sowas kann ich mir nichtmal vorstellen. klingt jedenfalls nach einer riesengroßen frechheit! schlimm find ich auch aufzeichnungen von denen man erzählt bekommt, dass die einheizer angefangt haben, das publikum ob ihrer attraktivität umzusetzen. erniedrigender gehts wohl kaum!
    du da, mit der schiefen nase! ab in die letzte reihe mit dir!

  82. Danke für den Bericht, irgendwie hat man schon immer geahnt, dass es so oder ähnlich zugehen MUSS. Was ich mich eigentlich frage: Warum tut Gottschalk sich das an, der hat mehr als genug Geld, was mag ihn an diesem Format bloß gereizt haben? Die Hunziker doch wohl nicht, die konnte er schon vor Jahren begrabschen :-)

  83. Das es arg ist, wusste ich ja. Aber so wild hätte ich mir das auch nicht vorgestellt. Armer Gottschalk, sowas hätte ich ihm nicht gewünscht – ob der wohl gewusst hat, was auf ihn zukommt?

  84. Ich empfange zwar seit mehr als vier Jahren kein Fernsehen mehr, würde mich aber nie entblöden, mich damit ungefragt in den Kommentaren eines Blogeintrags zu brüsten. Oh, wait … fuck.

  85. @goertzes:
    Wenn also Leute mit einem solchen Super-IQ und einem solchen Supertalent (und zudem mit einem hochgradig fürsorglichen und verantwortungsvollen Papi) in dieser Show auftreten wollen, dann sollte ich mir diese vielleicht mal ansehen.
    Derlei TV-Produkte sind also anscheinend doch nicht der Kontext, in dem das geistige Prekariat gezüchtet wird …

  86. Also ich war vor ein paar Monaten bei „Let’s Dance“, also auch einer RTL-Produktion.
    Da gab es Monitore, wo man alles sehen konnte, der Ablauf wirkte routiniert und die Jury hat auch mal in den Pausen mit uns Publikum gefrotzelt.
    Gut, wir hatten den Bonus, dass wir – also auch ich – eine große Gruppe von Tänzern waren, die von Motsi Mabuse (und ihrem Mann) trainiert werden; da ist der Kontakt halt besser und ein paar durften auch mal ihr Können zeigen! :)
    Weiss jetzt nicht was für „Anfänger“ das „Supertalent“ machen, aber hier sah das alles recht gut aus und auch mal interessant zu sehen, wieviele Leute überhaupt bei solch einer Show involviert sind!
    Zu trinken haben wir aber nix bekommen :(

  87. Auch ich war schon mal bei einem andren Sender dabei und war dann doch entsetzt, wie das da abgeht. Davon sieht man bei der Ausstrahlung leider nichts und so mancher würde sich danach garantiert sowas nicht mehr ansehen.
    LG ChrisTa

  88. Ein toller Artikel, vielen Dank dafür! Sehr interessant. Und gleichzeitig unglaublich, wenn einem das wahre Gesicht einschlägiger Fernsehsender wieder gezeigt wird.

  89. Ich war mal mit meiner Abschluss Klasse auf einer X-Factor Aufzeichnung! Bei uns lief das haar genau so ab, bis auf dass wir uns am Ende eine einzige kleine Wasserflasche mit einer ganzen Sitzreihe teilen mussten! Ach ja stimmt! Wird bekamen irgendwann dann als Entschädigung für das Wasser ein paar Gummibärchen! 5 Stunden in einem stickigen Rau rumsitzen und auf langweilige mittelmäßige Kandidaten zu starren ist echt alles andere als angenehm.. -.-

  90. Das Leben ist keine Zuckerwatte aber dafür hat man die gleiche Luft geatmet wie Popgott Dieter.Da RTL ja zum selbsternannten Bildungsbeautragtenkonzern Bertelsmann gehört,darf der Besucher sich glücklich schätzen einem so hochintellegenten Schauspiel beiwohnen zu dürfen.Also hört auf zu maulen und freut euch dass ihrs überlebt habt.

  91. Ich boykottiere RTL sowie die anderen Privaten sowieso schon seit langem. Anscheinen sind die produktionen noch armseeliger als ich mit bereits dachte :D

  92. Der Bericht ist super, vielen Dank!
    Ich war am 6.8. dort, als Künstlerin. Es war tatsächlich schlimmer, als ich dachte. Ich wurde „vorgeführt“, die Jury liest alles vom Blatt ab, die Regie bestimmt schon vorher, wie es läuft, auf Basis der Vorcastings.
    Ich kann nur abraten, an der Show teilzunehmen. Als Kandidat wird man von Anfang bis Ende belogen.

  93. Wirklich toll geschriebener Artikel!!
    Ich habe noch nie was von diesen RTL-Sat1 verdummungsfernsehen gehalten, aber das klingt ja wirklich schrecklicher als ich es mir ausgedacht habe…

  94. Toller Beitrag! Ich habe ja fasst vermutet, dass es so oder so ähnlich abläuft, aber mein Respekt dafür, dass du dir das „Supertalent“ angetan hast.

    LG
    Kilian

  95. Aber es hat Spaß gemacht! Und war easy, den ganzen Tag nur rumsitzen, irgendwann umziehen und schminken, dann Interview draußen und später 10 Min. auf die Bühne. Am interessantesten und nettesten fand ich die andern Kandidaten, von denen ich gerne mit einigen noch gesprochen hätte.
    Kritik übe ich alleine an der Regie und deren Vorgaben für die Show und zeitweilig daraus entstehende Rufschädigung einiger Kandidten. Manche erleben direkt danach Mobbing-Attacken durch Hater im Netz und können durch den Druck krank oder depressiv werden (z. B. die Tänzerin Nadine Cevic, die am selben Tag dort war wie ich). Ist dies nicht ein Grund, Produzenten wie Grundy kriminell zu nennen?

  96. Wollt ihr wircklich dass ich das alles lese, nein danke. Ihr habt mir nicht geholfen. Dass hatte ich aber schon als gedanken ihr wurdet mir nie helfen. Tschusichen

  97. Der erste Schritt auf dem langen, atemberaubend schönen Weg zur Menschwerdung besteht darin, den Fernseher aus dem Fenster zu werfen.

  98. Wann werden Leute eigentlich anfangen, zu schreiben „Ich habe [optional: seit N Jahren] keinen Computer / keinen Internetzugang mehr“? Und – wo schreiben sie das dann?

  99. ich war auch schon zweimal bei Chartshow..so extrem fand ich das nicht wir bekamen im Fourier etwas zu trinken und der Einheizer ging von Tisch zu Tisch und machte Stimmung..und es traten super Interpreten auf.
    . Ich fand es lustig. Mit welchen Erwartungen sind sie denn dort hin gegangen?
    Es gibt immer wieder Menschen die alles schlecht machen wollen. Wenn sie Niveau erwarten gehen Sie lieber ins Theater und nicht zu Supertalent

  100. Hallo Stefan, danke für den ehrlichen Bericht und den Artikel. Wir werden seit über 6 Jahren immer wieder von Casting Firmen oder RTL angerufen, ob wir nicht beim Supertalent teilnehmen wollen. Jedes Jahr lehne ich ab, vor allem weil keine Gage gezahlt wird. Und jedes Jahr diskutiere ich am Telefon mit dem Anrufer. Ich zahle meine Artisten immer und für eine Leistung soll es auch Gage geben. Letztes Jahr habe ich dann darum gebeten uns aus der Datenbank zu löschen. Wir lehnen ab, weil die Qualität der Sendung miserabel ist und weil wir mit unseren Feuershows und Lichtshows schon lange erfolgreich europaweit im Event Geschäft unterwegs sind. Und ich denke, das gute Shows auch bei einem TV Auftritt eine entsprechende Gage erhalten sollen.

Comments are closed.