Dirk Bach

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Es sind gar nicht nur der Bauch und die baumelnden Ärmchen und die lustige, figurbedingte Art zu laufen. Es sind vor allem die großen Augen mit diesen langen Wimpern und markanten Augenlidern, die so aussehen wie die aufgeklebten Augen bei den sympathischen Puppen aus der „Sesamstraße“. Es ist eine freundliche, laute, bunte Muppetfigur, die uns aus dem Fernsehen entgegenlacht, wenn Dirk Bach darin auftritt.

Und das tut er seit langer Zeit schon mit erstaunlicher Konstanz. Als vor alberner Freude quietschender Spielleiter in der Improvisationsshow „Frei Schnauze XXL“, die wirkt, als sei einer der größten Posten in ihrem Produktionsetat Eierlikör. Als ebenso vergnügte wie vergnügliche Glückspraline für Sonja Zietlow in der Dschungelshow. Als Schauspieler in mutmaßlich traurigen Fernsehfilmen mit Titeln wie „Popp dich schlank“ oder „Crazy Race“. Oder auch in der „Sesamstraße“ — als (menschlicher) Zauberer Pepe.

Dirk Bach polarisiert. Nach einer repräsentativen Umfrage im Bekanntenkreis ist er für 71 Prozent der Deutschen Inbegriff der Nervensäge im Fernsehen. Aber er ist in dem Einerlei von gesichtslosen Moderatoren, die unser Fernsehen bevölkern, ein Wunder. Und er ist nicht nur schrill, sondern hat sogar Prinzipien. Von morgen an spielt er eine neue Rolle: den Gameshow-Master. Eine Woche lang täglich und dann immer am Dienstag moderiert er um 22.15 Uhr auf Vox „Power of 10“, eine Sendung, in der die Kandidaten das Ergebnis von Meinungsumfragen erraten müssen: Wie viel Prozent der Deutschen halten Versicherungsbetrug für ausgleichende Gerechtigkeit, finden Frauen klüger als Männer oder sagen — ganz philosophisch –, es sei besser, geliebt zu haben und enttäuscht worden zu sein, als nie geliebt zu haben.

Das ist nicht spektakulär, aber (trotz schlimm gecasteter Kandidaten) manchmal ganz unterhaltsam. Und das Schöne ist, wenn man für so eine Show jemanden engagiert, der sonst so übertourig läuft wie Dirk Bach: Er muss sich nicht produzieren, sondern kann sich zurücknehmen und muss nur aufpassen, dass er an der Grenze zwischen unterengagiert und gelangweilt nicht plötzlich auf der falschen Seite steht. Trotz aller Muppethaftigkeit steht Dirk Bach nicht da als der legendäre Showmaster Robert aus der „Sesamstraße“. Es genügt schon, wenn der Kandidat erzählt, dass er, seit er vier ist, Leichtathletik betreibt, einzuwerfen: „Ich auch.“ Und als die Kandidaten über die Frage grübeln, wie viele Deutsche schon einmal eine Leiche berührt haben, sagt Dirk Bach: „Ich hab‘ zumindest Ute Ohoven schon einmal die Hand gegeben, ich weiß nicht, ob das zählt.“