Sterben hautnah — eine AZ-Media-Reportage und ihre Folgen

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) will die Zusammenarbeit mit Filmteams, die seine Helfer bei Einsätzen begleiten, überprüfen. Anlass ist eine Blaulicht-Reportage von AZ Media auf RTL vor zehn Tagen.

„Ein 46-jähriger Mann gibt keine Lebenszeichen mehr von sich. Seine Ehefrau hat den Notruf abgesetzt.“ So nüchtern beschreibt der Sprecher den Fall, zu dem ein Rettungswagen des Hamburger Roten Kreuzes gerufen wurde. Aber die Filmemacher wissen, was für ein Hingucker die Aufnahmen sind, die sie in den folgenden Minuten gemacht haben. Deshalb haben sie sie gleich am Anfang ihrer Reportage schon gezeigt. Und dann noch einmal vor der Werbepause, um die Zuschauer vom Umschalten abzuhalten.

Die Filmemacher sind dabei, als die beiden Rettungsassistenten zum Einsatzort fahren. Sie laufen hinter ihnen die enge Treppe hinauf in das Zimmer, in dem der Mann auf einem Bett liegt. Sie zeigen, wie die Helfer fühlen, ob er noch warm ist. Sie zeigen, wie sie versuchen, ihn vom Bett auf den Fußboden zu tragen. Sie zeigen, wie die Ehefrau mit anfassen muss, weil der Mann stark übergewichtig ist. Sie zeigen, wie der Sanitäter im Rhythmus auf das Brustbein des Mannes presst, um ihn wiederzuleben.

Wir hören, wie die Frau im Hintergrund stöhnt und schreit, und sehen, wie der Sanitäter weiterpumpt, während er zu ihr sagt: „Wir geben jetzt unser Bestes. Setzen Sie sich hin. Beruhigen Sie sich. Ok?“

Dann übernimmt seine Kollegin, und während sie mit beiden Händen sein Herz massiert, sagt sie zu den Fernsehleuten, die neben ihr stehen: „Wir drücken jetzt auf jeden Fall so lange weiter, bis der Notarzt kommt.“

Der Notarzt kommt, und der Sprecher sagt aus dem Off: „Der Patient hat es nicht geschafft. Todesursache: Vermutlich Herzversagen. Todeszeitpunkt …“ Der Satz wird von der Sanitäterin im Bild vervollständigt: „… elf Uhr zwölf.“

Gesicht und Teile des Körpers des Mannes sind unkenntlich gemacht. Aber die Aufnahmen sind auch so drastisch und schockierend. Ein Glücksfall. Wie man den Arm des Sterbenden im Rhythmus des Pumpens seiner Brust rudern sieht. Wie seine Frau wimmert. Wie sie mit anfassen muss, um den schweren Körper vom Bett zu hieven.

„Die Retterinnen“ heißt die Sendung. Sie lief in der Reihe „Die große Reportage“. Angefloskelt wurde sie mit den Worten: „Drei Frauen gehen täglich an ihr Limit, im Kampf ums Überleben. Von Null auf Hundert innerhalb kürzester Zeit. Adrenalin pur.“

Die Sendung läuft im Fensterprogramm der Produktionsfirma AZ Media, das RTL laut Rundfunkstaatsvertrag zeigen muss. Solche Zwangsausstrahlungen von irreführend „unabhängige Dritte“ genannten Firmen dienen vorgeblich der Sicherung der Meinungsvielfalt, tatsächlich aber ausschließlich als Mahnmal für die Idiotie des deutschen Rundfunkrechts. Sie müssen eigentlich „einen zusätzlichen Beitrag zur Vielfalt … insbesondere in den Bereichen Kultur, Bildung und Information leisten“.

AZ Media steht nach den Worten von AZ Media „für exzellente Information und Unterhaltung mit dem Anspruch, wahrheitsgetreu und glaubwürdig zu berichten unter Beachtung der journalistischen Grundsätze, die der Rundfunkstaatsvertrag vorgibt“.

Ich habe die Firma angesichts der Aufnahmen gefragt:

  • Hatte das Filmteam das Einverständnis der Ehefrau, mit den Rettungsassistenten in die Wohnung zu kommen und die Reanimation zu filmen?
  • Hat die Frau nachträglich die Erlaubnis gegeben, die Aufnahmen zu verwenden?
  • Glauben Sie, dass man es, wenn man selber in einer solchen Notlage ist, hinnehmen muss, dass man selbst sowie die Retter dabei gefilmt werden?
  • Gab es Auflagen vom DRK Hamburg-Harburg, was den Einsatz des Kamerateams angeht?
  • Hat AZ Media selbst Richtlinien, die festlegen, wie weit Kamerateams in solchen Situationen gehen dürfen und welche Aufnahmen gezeigt werden?

Die Antwort von AZ-Media-Chefredakteur Markus Engelhart auf diese Fragen lautet vollständig:

Wir können Ihnen versichern, dass alle für die Dreharbeiten der Reportage „Die Retterinnen“ notwendigen Genehmigungen rechtzeitig eingeholt wurden.

Der Sender RTL hat zwar keinerlei redaktionellen Einfluss auf die Fensterprogramme, betrachtet aber anders als die im Dienste der Meinungsfreiheit privilegierten AZ-Media-Verantwortlichen nicht schon das Beantworten kritischer Fragen als Zumutung. Ein Sprecher erklärt:

Wir haben interne redaktionelle journalistische Richtlinien für die Arbeit unserer Redaktionen von infoNetwork [der RTL-Magazin- und Nachrichtentochter]. Sie sind Leitfaden für das journalistische Vorgehen und Umsetzen insbesondere kritischer Situationen wie dieser. Für Auflagenprogramme gelten die Richtlinien nicht. In diesem Fall ist das Thema jedoch aus unserer Sicht angemessen und mit der nötigen Sorgfalt dargestellt worden. Dass Rettungssanitäter bzw. -Assistenten Menschen in Notsituationen medizinisch erstbehandeln, ist Titel und somit auch Gegenstand der Reportage. Reanimationen gehören zum Alltag der dargestellten Berufsgruppe dazu. Die Angehörige wurde im Bild nur kurz und hier auch verpixelt gezeigt.

Richtig: Reanimationen gehören zum Alltag von Rettungsassistenten. Das beantwortet aber ebenso wenig die Frage, ob sie deshalb auch im Fernsehen gezeigt werden müssen, wie die, ob wir wirklich wollen, dass in einer solchen Extremsituation plötzlich nicht nur Retter, sondern auch Fernsehleute in unserem Wohnzimmer stehen, und die Retter neben ihrer Arbeit den Fernsehleuten noch erklären, was sie da tun. Es gibt Rettungsdienste, die das Filmen von Reanimationen und das Filmen in Wohnungen untersagen.

Der Kreisverband Hamburg-Harburg des DRK, für den die gezeigten Sanitäter arbeiten, erklärte mir: „Das Filmteam hat die Ehefrau des Verstorbenen bei Betreten der Wohnung gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn in der Wohnung gefilmt wird.“

Man stelle sich das kurz praktisch vor.

Die gezeigte Assistentin habe versichert, so das DRK Hamburg-Harburg weiter, „dass sie und ihr Kollege durch die Kamera und das Filmteam zu keinem Zeitpunkt in ihrer Arbeit beeinträchtigt wurden. Das Filmteam hatte von uns die Vorgabe, Personen unkenntlich zu machen, keine Namen und Adressen zu nennen und die Arbeit der Rettungsdienstmitarbeiter nicht zu stören.“

Zusätzlich werde das DRK-Harburg aber in Zukunft darauf hinweisen, „dass Filmteams keinen Zutritt zu Privaträumen erhalten“.

Das ist vermutlich eine Reaktion darauf, dass die Szene in der Berliner Zentrale des DRK gar nicht gut angekommen ist. „Wir sind der Auffassung, dass die angesprochene Reportage-Szene die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet und so nicht hätte gesendet werden dürfen“, sagt der Kommunikationschef Jörg Angerstein. Und weiter:

Das DRK regelt diese spezielle Form der Zusammenarbeit zwischen Medien und Einsatzeinheiten bisher nicht. Wir unterstützen und wertschätzen die Arbeit der Medien —  und verlassen uns darauf, dass die Medien den Pressekodex einhalten. Die vorliegende Kooperation zeigt uns aber, dass das nicht immer der Fall ist. Daher werden wir den Fall zum Anlass für eine verbandweite Diskussion über die Grenzen von Medienkooperationen nehmen.

Nachtrag, 25. Oktober. Ein Kommentator weist darauf hin, dass auch Spiegel-TV keine Hemmungen hat, solche Aufnahmen zu drehen und zu zeigen.

77 Replies to “Sterben hautnah — eine AZ-Media-Reportage und ihre Folgen”

  1. Unglaublich. Und ich frage mich bei solchen Themen und Sendungen immer, ob das wirklich noch von den Privilegien der Medien (Verfassung und so) gedeckt ist, bzw. sein sollte. Ein kleiner Lichtblick ist immerhin, dass der Pressesprecher des DRK die Szenen der Reportage rückblickend für geschmacklos hält.

  2. Es ist erschreckend, dass gewisse ethische Grundsätze anscheinend keinerlei Bedeutung mehr haben bei den Medien.
    Mag sein, dass man die Frau vor Betreten der Wohnung nach der Drehgenehmigung gefragt hat, aber hätte sie in einer weniger extremen Situation dem ebenfalls zugestimmt? Mit einem Rest Anstand hätte man sie wenige Tage später noch mal gefragt, abgesehen davon, dass so etwas nicht gefilmt gehört.

    Diese Art der Berichterstattung finde ich einfach widerlich, scheint aber leider inzwischen völlig normal zu sein, wie der Sprecher von RTL ja auch bestätigt.

  3. Ich freue mich ja schon auf die Diskussion, die hier gleich losbrechen wird. Den Tenor wage ich schon vorherzusagen: Journalisten, die mit Blauchlichtthemen zu tun haben, sind Abschaum. So pauschal wird ja gern argumentiert. Da mache ich mir längst keine Illusionen mehr.

    Ich persönlich empfinde eigentlich nur Bedauern. Bedauern über diese auf RTL ausgestrahlte Grenzüberschreitung, die nicht den Alltag darstellt. Und Bedauern darüber, dass an die Stelle von gesundem Menschenverstand nun – wieder einmal – Auflagen treten sollen. Danach verlangen Sie, Herr Niggemeier, mit ihren Fragen ja förmlich.

    Ganz ehrlich, solche Auflagen führen in der Praxis nur dazu, dass Sie selbst mit den seriösesten Absichten kaum mehr belastbare Auskünfte bekommen. Ich kenne das aus der Lokalzeitungspraxis. Mitunter schrammt man da hart an der Grenze, wo man Meldungen mit den vorhandenen Informationen überhaupt noch lesbar formulieren kann. Das Problem hat der Spiegel-Journalist ja wahrscheinlich nicht, er kann zur Not auch einmal wochenlang außenrum recherchieren. (Warum es journalistische Notwendigkeit sein kann, über Unfälle und Todesfälle zu berichten, darüber brauchen wir hoffentlich nicht streiten. Sonst können wir gleich alle einpacken.)

    Was ist denn so problematisch am gesunden Menschenverstand? Warum können wir dem nicht mehr vertrauen? Der sagt ja klar, dass es in solchen Situationen nicht angemessen ist, ein Kamerateam mit in die Wohnung zu lassen. Und er sagt dem Kamerateam, dass Draufhalten eigentlich keine Option ist.

    Meine Erfahrung ist, dass das mit dem gesunden Menschenverstand in nahezu 100 Prozent aller Fälle an der Unfallstelle gut funktioniert. Absprachen klappen, vor allem wenn man sein Gegenüber von Polizei und/oder Rettungsdienst kennt. Und aus dieser Praxis heraus konstatiere ich hier auch einen Einzelfall. Den wird mir kein Kommentator hier abnehmen, ich weiß schon. Mein Gegenbeispiel ist dann immer: Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal in einer Regionalzeitung wirklich blutige Fotos von einer Unfallstelle gesehen habe. Die gibt es in diesem Feld meines Erachtens nach so gut wie nicht. Aber vielleicht lese ich auch zu wenige Medienblogs.

    Gelegentliche Grenzüberschreitungen sind der Preis dafür, dass wir ansonsten relativ frei berichten können. Ich finde das eine gute Abwägung. Aber ich glaube, dass die Gesellschaft längst dazu neigt, im Zweifelsfall pauschal gegen jeden Form von Berichterstattung zu votieren. Aber vielleicht führt das angesichts des hier geschilderten Falls auch viel zu weit.

  4. @kayron: Das müssten Sie mir mal zeigen, wo ich hier nach Auflagen rufe. Ich frage nach Richtlinien, die sich eine Firma wie AZ Media selbst gibt, und ich frage nach Richtlinien, die das DRK selbst beschließt. Ich finde es erstaunlich, dass es sowas beim DRK nicht gibt. (Bei AZ Media erstaunt mich nichts.)

  5. „Warum es journalistische Notwendigkeit sein kann, über Unfälle und Todesfälle zu berichten, darüber brauchen wir hoffentlich nicht streiten. “

    Bin keine Journalistin, also bitte klären Sie mich auf: Warum besteht diese Notwendigkeit?

  6. @kayron

    Wer wird denn Aufagen verlangen nur damit ein paar Menschen menschenwürdig behandelt werden? Und das obwphl RTL dabei doch gut Geld verdienen kann? Das wäre doch wirklich anscheulich.

    *den obligatorischen langen text um mein geschwafel bedeutungsvoll erscheinen zu lassen brauch ich nicht.

  7. @kayron: Wo war denn der gesunde Menschenverstand des Filmteams und der nachbearbeitenden Journalisten? Dieses Regulativ scheint ja nicht zu funktionieren.
    Unglaublich auch, dass man ernsthaft der Meinung ist, mit der Frage an die Frau, ob das Filmteam rein darf in DIESER Situation alle notwendigen Genehmigungen zu haben…

  8. Welche Nummer muss ich denn wählen, wenn ich ein Rettungsteam garantiert ohne Kamerateam brauche? Die 112 oder 19222 kann’s ja offenbar nicht sein. Dass sich das DRK Hamburg-Harburg (welche anderen Ortsverbände noch?) für so was hergibt und das auch noch okay findet, müsste Konsequenzen haben.

    Falls solche unerwünschten „Gäste“ im Notfall auftauchen, kann man wohl nicht mal mehr die 111 anrufen, weil die Polizei ja ebenfalls mit einem Kamerateam anrücken könnte.

  9. Wäre ich RTL oder AZ Media, würde ich diese Sendung genau jetzt auf „Scripted Reality“ umstellen, denn das hätte nur Vorteile:

    Notfallpatienten und Angehörige muss man unkenntlich machen, Laiendarsteller nicht.

    Fingierte Rettungseinsätze lassen sich viel besser planen.

    Für rechtliche Anfechtungen würde die Angriffsfläche sofort deutlich kleiner. Für kritische Medienjournalisten auch. ;-)

    Der Dokumentationscharakter könnte pro forma erhalten bleiben. Schließlich würde ja nur nachgestellt was auch in Wirklichkeit hätte geschehen sein können.

    Zum Glück bin weder RTL noch AZ Media.

  10. Ich hatte letztes Jahr im September das erste und bislamg einzIge Mal die Notwendigkeit gesehen für mich eine Notarzt zu rufen. Das kostet einen wirklich Überwimdung, weil man ja immer denkt „so schlimm isses ja nicht“ — war es zum Glück am Ende auch nicht. Als die Rettungssamitäter eintrafen besserte sich mein Zustand deutlich, als der Notarzt kam war ich vollkommen ruhig. Wenn da ein Filmteam in der Tür gestanden hätte, hätten weder meine Frau noch ich die Kraft gehabt denen die Tür zu weisen, wie man das mit gewöhnlichen GEZ, UNICEF oder ZEitschriftenabo-Drückern normalerweise so macht. Ich hätte mich überhaupt nicht beruhigt, was in meinem Zustand sehr schlecht gewesen wäre.

    @kayron: Sie haben schon lange nicht mehr nach 17:00 Uhr ARD oder ZDF und ihre unsäglichen Blaulichtreportagen gesehen, sonst würden Sir nicht so einen Unsinn schreiben!

  11. Es ist ja schon eine große Leistung, dass die Frau des ‚Patienten‘ beim Betreten der Wohnung durch Rettungskräfte und Reporter gefragt wurde, ob es okay ist zu filmen. Klar, dass man in so einer Situation eine rationale Entscheidung trifft, die man später auch sicher nicht bereut. Oh man…

  12. „(Warum es journalistische Notwendigkeit sein kann, über Unfälle und Todesfälle zu berichten, darüber brauchen wir hoffentlich nicht streiten. Sonst können wir gleich alle einpacken.)“ (#3).

    Vielleicht, liebe #3, wäre es doch ganz vernünftig ab und an über dieses Thema einmal zu streiten, um sich wieder darauf besinnen und verständigen zu können, wann diese „journalistische Notwendigkeit“ tatsächlich einmal bestehen kann. Denn immer besteht diese sicher nicht, was Sie ja offenbar auch wissen.

    Wenn man nämlich erst einmal den Grund verstanden hat, warum man etwas tut, dann fällt es einem vielleicht auch leichter den „gesunden Menschenverstand“ einzusetzen, um zu entscheiden wie man das dann tut.

    Darüber hinaus, finde ich den Begriff „journalistische Notwendigkeit“ etwas hoch gegriffen. Das hört sich so an, als könnte die Gesellschaft ohne Berichterstattung über Unfälle gar nicht recht weiter existieren. Ich glaube aber, dass sie das könnte. Es handelt sich wohl eher um einen journalistischen Ehrgeiz, der aber im Großen und Ganzen nicht so altruistisch ist, um bloß eine „Notwendigkeit“ zu erfüllen. Für „notwendig“ halte ich es eher, dass Rettungssanitäter ihre Arbeit ungestört verrichten können, um Leben zu retten und dass sichergestellt ist, dass von solchen Unfällen betroffene sich nicht für solche Medienberichte ausgenutzt fühlen.

  13. @3
    Journalistische Notwendigkeit über Unfälle zu berichten…Absprachen klappen, vor allem wenn man sein Gegenüber von Polizei und/oder Rettungsdienst kennt…
    Bei der Lokalpresse ist das womöglich so. Der Fotoreporter, der das Provinzblatt bzw. dessen Webseite mit Klickstrecken von verunfallten Autos und LKWs (geil ausgelaufene Flüssigkeiten) füllt, trifft den Polizeichef womöglich bei der Vereinssitzung. Oder ist in derselben Partei. Dabei würde eine Meldung wie „2 Tote auf der A X wegen überhöhter Geschwindigkeit“ doch genügen. Die einzige Notwendigkeit ist ein Abschreckungseffekt. Dafür brauchts aber keine 20 teilige Klickstrecke, die Polizei macht ja auch selbst Bilder, die die Presse dann übernehmen kann.
    Gabs eigentlich schon Meldungen wie „Pressefotograf auf dem Weg zum Unfall von der Straße abgekommen, Grund: Raserei“? Oder: „Angehörige verprügeln Kamerateam, Richter erkennt auf Schuldunfähigkeit“? Falls Sie mal so was hätten, @3: Immer her damit.

  14. @ Stefan Niggemeier

    Wenn sie solche Artikel schreiben können, brauchen sie ihre (und meine) Zeit doch nicht mit irgendwelchen Focus Money Auflistungen von sich wiederholenden Themen zu vergeuden!

    Danke für die Bekanntmachung dieses voyeuristischen Wahnsinns!

  15. Ich bin ja eigentlich relativ abgebrüht und sehe solche Dinge mit einer relativ großen Distanz.
    Allerdings habe ich genau an dem Abend eingeschaltet, als die DRK Menschen auf die Dame zugelaufen sind und habe mir diese „Szene“ angeschaut.
    Das hat mich dann zwei Stunden Schlaf gekostet. Ich war depremiert, ich empfand diesen Beitrag als Widerwärtig, mir tat diese Frau leid.
    Mir ging die Szene nicht aus dem Kopf. Man stelle sich vor, man hat ein relativ kleines Schlafzimmer und man entdeckt den eigenen Partner leblos im Bett, ruft den Notruf und kurze Zeit später stehen auf diesen paar Quadratmeter ein Kamerateam (mind. mal drei Personen) und die Rettungskräfte. Gleichzeitig sieht man seine Welt zusammen brechen. Danke AZMedia. Das braucht die Welt. m(

  16. Natürlich kann man über Unglücke oder Todesfolgen berichten – aber das geht auch ohne Blutfotos und Bilder von weissen Laken oder ausgebrannten Blechklumpen.

    Das sind bloß emotionale Wichsvorlagen vom Unglück Dritter zur Befriedigung des voyeristischen Triebs, welche von verkommenen Personen für ihre eigenen Interessen geschaffen werden. Das gilt sowohl für die Bildbeschaffer als auch für die Bildbetrachter.

    Einfach nur widerlich und unterste Schublade.

  17. Dankenswerter Weise durfte ich in einer Großstadt arbeiten, in der der Träger des Rettungsdienstes nach den ersten, frühen Erfahrungen mit ‚Notruf‘ in den 90’ern sofort die Bremse angezogen hat. Seitdem ist jede Begleitung von TV Teams – egal welcher Coleur – bis heute untersagt.

    Richtig so.

    Ich kann jedem Kollegen nur intensiv abraten, sich auf solcherlei einzulassen. Einmal gedreht, haben wir leider kaum noch Möglichkeiten in die Verwendung des Materials einzugreifen. Ergebnis: siehe oben.

    ..und ganz ehrlich – ich zitiere:

    „Todeszeitpunkt …« Der Satz wird von der Sanitäterin im Bild vervollständigt: »… elf Uhr zwölf.«“

    …wird im echten Rettungsdienstalltag so vermutlich nie vorkommen. Ich denke mal, die Kollegin wurde durch das TV Team hierzu ‚ermuntert’… Traurig.

  18. @Daniel Bröckerhoff: Humbug. Ich glaube, man kann ganz gut entscheiden, ob man es für notwendig und richtig hält, in einer solchen Situation plötzlich ein Kamerateam im Schlafzimmer zu haben, ohne das Ergebnis gesehen zu haben. Es gibt in diesem Fall (mindestens) zwei Grenzüberschreitungen: Das Betreten der Wohnung und Filmen der versuchten Reanimation sowie das Ausstrahlen der Bilder.

    Und ansonsten: http://rtl-now.rtl.de/die-grosse-reportage/die-retterinnen-im-einsatz-fuer-das-leben.php?film_id=87249&productdetail=1&season=0

    (Auch im Text verlinkt.)

  19. @Daniel Bröckerhoff: Ich glaube auch, dass man über das berufliche Selbstverständnis des AZ-Media-Chefredakteurs urteilen kann, ohne ihn getroffen oder den von ihm verantworteten Film gesehen zu haben. Seine Antwort spricht für sich.

  20. Die Leute auf den RTWs, Notarztfahrzeugen und Hubschraubern machen einen Knochenjob und werden meist miserabel bezahlt. Klar haben sie ein Interesse, dass ihr Job mal gezeigt wird. Und klar ist auch, dass du als Rettungsassistent in so einer Situation ziemlich überfordert bist auch noch zu entscheiden, was gedreht werden kann und wie gedreht werden soll.
    Gerade deswegen ist es notwendig, dass es klare Regelungen gibt. Die Berufsfeuerwehr Hamburg ist in dem Fall als Träger des Rettungsdienstes übrigens ebenso in der Pflicht, dem zuständigen OV des DRK die – für die BF Hamburg bestehenden – Regeln für solche Fälle klar zu machen. Zum Beispiel, dass Reanimationen grundsätzlich nicht gefilmt werden. Und dass dieses Hineinstürmen mit Kamera in die Wohnung nicht okay war.

    Generell sollte sich die Feuerwehr Hamburg mal überlegen, ob das Mitfahren von Kamerateams auf Rettungswagen, so wie es in Hamburg praktiziert wird, eine gute Idee ist.

    In diesem Fall konnte sich die Frau nochmal im Fernsehen das Ableben ihres Mannes anschauen. Und das ist unterirdisch.

    @Daniel Bröckerhoff:

    Bevor jetzt die Leute jeweils 99 Cent für Einzelabrufe des Films in die Kasse der Produzenten spülen – es ist genau so, wie Stefan Niggemeier es notiert hat.

    Man muss sich auch davon lösen, dass es Firmen wie AZ Media um eine Arbeitsreportage geht. Der Alltag von Rettungskräften besteht nicht nur aus Reanimationen. Da gibt es jeden Tag viele, viele kleine Einsätze – die bisweilen nerven können, die auch belastend sein können, aber halt nicht so spektakulär sind. Wenn es ihnen um den Arbeits-Alltag ginge: warum sieht man dann nur die heftigsten Einsätze?

    Die Begleitung von Rettungskräften ist in solchen Streifen meist nur Vorwand, um bestimmte Szenen aufnehmen zu können. Es geht um „geile Bilder“. Und mit Tatütata ist man ja schnell vor Ort. Den Rettungskräften sagt man, das sei doch notwendig, man mache das doch nur, um sie in einem guten Licht zu präsentieren. Den Angehörigen und Betroffenen sagt man, man wolle ja nur zeigen, was für einen anstrengenden Job die Helfer hätten.

    Das alles ist Heuchelei. Man kann so etwas bildlich auch anders umsetzen, ohne die Würde der Menschen zu beschädigen. Die Antwort von Markus Engelhart zeigt, dass es AZ Media im Wesentlichen darum geht, juristisch unangreifbar zu sein. Über Moral, journalistische Ethik muss man mit ihm wohl nicht reden. Das sind wohl Fremdworte im Reich von AZ Media.

  21. Diese Unterwegs-mit-Polizei/Feuerwehr/Rettungsdienst-Sendungen sind mir schon länger ein Dorn im Auge.

    Zum einen haben sie sich im Programm immer mehr ausgeweitet (ähnlich wie Scripted-Reality), vermutlich weil sie relativ billig zu produzieren sein dürften. Das wiederum dürfte sie dann auch für die „unabhängigen Drittanbieter“ interessant machen, weil dort ja meines Wissens die Sender nicht nur hinsichtlich der Inhalte, sondern auch in Bezug auf die Kosten der zwangsweise eingekauften Sendungen keine große Kontrolle haben. Das läßt vermuten, daß von einer billigen Produktion eher der „unabhängige Dritte“ profitiert (mehr Gewinn) und nicht der Sender in Form von niedrigeren Kosten. Roger Schawinski hat in seinem Buch „Die TV-Falle“ da einige sehr interessante Dinge zur Drittanbieterverpflichtung geschrieben.

    Zum anderen frage ich mich schon lange, wie in solchen Sendungen bzw. Beiträgen (es gibt ja auch in den Boulevardmagazinen hin und wieder mal ähnliche Reportagen) eigentlich mit den Rechten der dort gezeigten Personen umgegangen wird. Besonders stört mich bei solchen Sendungen, daß dort die Polizei etc. teilweise geradezu glorifiziert wird. Kritische Auseinandersetzung mit deren Handlungen oder gar ein kompetentes Hinterfragen findet dort überhaupt nicht statt. So könnte man auch in einer Bananenrepublik Programm machen.

    Und schließlich „versauen“ diese Sendungen mit ihrer oft praktizierten Machart auch die Grundlage für eine seriöse Aufbereitung solcher Themen.

  22. Mein Vater ist unter ganz ähnlichen Umständen verstorben. Wenn ich mir vorstelle, das wäre gefilmt worden und würde jetzt womöglich irgendwo bei YouTube rumgeistern, dann wird mir ganz schlecht.

  23. @ Daniel Bröckerhoff:
    Ich muss dann wohl auch erst einer Hinrichtung beigewohnt haben, um mich gegen die Todesstrafe aussprechen zu dürfen?

    @ kayron:
    Natürlich KANN es journalistische Notwendigkeit sein, über Unfälle und Todesfälle zu berichten. Diese sehe ich beim privaten Sterben eines Privatmanns allerdings nicht. Nicht einmal die Details tödlicher Unfälle im Lokalteil meiner Zeitung erfüllen, objektiv betrachtet, irgendeine journalistische Notwendigkeit außer der, die manchmal schwer zu füllenden Seiten vollzubekommen.

  24. @3: eine „journalistische notwendigkeit“ solche einsätze zu zeigen? also darüber würde ich sehr gern diskutieren, ich wüsste nämlich nicht worauf die sich stützen sollte.
    die prinzipielle neugier im hinblick auf die arbeit von polizei, rettungsdienst und krankenhäusern kann man seit jahrzehnten mit allen möglichen fernsehserien stillen, und auch wenn dort vieles wenig realitätsgetreu dargestellt wird dürfte wohl spätestens seit der schwarzwaldklinik kaum jemand noch bedarf dafür haben, mal unbedingt sehen zu müssen wie so eine herzmassage durchgeführt wird. worin besteht also der informationswert derartiger reportagen? welchen nutzen zieht der zuschauer daraus mal einen echten menschen sterben zu sehen statt eines schauspielers?

    und da sind wir schon bei der ungeheuerlichkeit dieser „reportage“: als ich jung war wurden heimlich videokassetten mit „gesichter des todes“ herumgereicht – skandalös, schockierend, ab 18! von az media wird sowas jetzt ganz normal zwischen kaffee-werbung und comedyserien mit eingestreut ins abendprogramm: kommense rein, da sehnse nen dicken mann sterben, kuckense ruhich hin wie der zuckt! das ist UNETHISCH, und ich würde gern wissen wie ein journalist mir begründen will weshalb es wichtig ist die ganze nation in dieses schlafzimmer blicken zu lassen in dem ein mensch mit dem tode ringt – und verliert.

  25. Ungeachtet irgendwelcher Genehmigungen, die entweder nicht vorlagen oder nicht auf vertretbarem Weg erlangt wurden (Frage in Anbetracht einer Notsituation): Wozu, wenn nicht zur Befriedigung primitivster voyeuristischer Gelüste, sollen derartige „Reportagen“ denn dienen?

    Und wie rechtfertigen die Rettungsdienste mit Mitfahrt von Kamerateams? Das abgeschmackte Argument der „postiven Darstellung der Arbeit in den Medien“ kann doch nur vorgeschoben sein. Weder sind Rettungsdienste darauf angewiesen, positiv wahrgenommen zu werden, noch glaub ich, dass diese ohne bewegte Bilder ein Imageproblem haben. Bei mir haben sie es eher, wenn sie die Würde der Menschen, denen sie helfen sollen, einem kühlen Kalkül opfern.

  26. @ ingo

    Ich glaube „kayron“ hat den Standpunkt der Kommentatoren hier inzwischen begriffen, jetzt sollte es auch mal gut sein, meinen sie nicht auch?

  27. @ S.N. warum wird das dann nicht in ihrem Beitrag aufgegriffen? Ein Zweiteiler aus eigenem Haus hätte ihnen doch auffallen müssen. Eine Diskussion zu dem Thema ist ja gut, aber dann müsste man doch fairerweise erwähnen, dass auch Flagschiffe wie Spiegel TV das Thema genau so offensiv angegangen sind und es offensichtlich auch nach wie vor völlig in Ordnung finden, die Bilder weiterhin frei zugänglich zu verbreiten.

  28. @ommel: Die Spiegel-TV-Sendung ist, wenn ich es richtig sehe, vom Mai 2010. Sie ist mir weder damals noch heute aufgefallen, aber ich mache gleich einen Nachtrag, in dem ich darauf hinweise.

    (Klarstellung: Ich bin freier Mitarbeiter des „Spiegel“. Insofern ist die Formulierung „aus eigenem Haus“ im Zusammenhang mit Spiegel-TV höchstens in einem sehr weiten Sinne zutreffend, suggeriert aber eine praktisch nicht vorhandene Nähe.)

  29. Alex (#20):

    „und ganz ehrlich — ich zitiere:

    »Todeszeitpunkt …« Der Satz wird von der Sanitäterin im Bild vervollständigt: »… elf Uhr zwölf.««

    …wird im echten Rettungsdienstalltag so vermutlich nie vorkommen. Ich denke mal, die Kollegin wurde durch das TV Team hierzu ›ermuntert‹… Traurig.“

    Schwachsinn. Ich habe die Doku gesehen, man hielt sich mit dem TV-Team im Hintergrund, evtl. war es sogar ungeschnitten – da wurde sicher niemand vom TV-Team ermuntert. Aber solange wir Besserwisser wie dich hier haben, die – ohne den Inhalt der Sendung zu kennen – die wildesten Gerüchte verbreiten (und dann auf eben diesen Gerüchten ihre Meinung gründen), ist ja alles in Ordnung!

  30. Kritiker:

    „Man hielt sich mit dem TV-Team im Hintergrund“? Dichter konnte man ja gar nicht mehr rangehen, es war eine enge Wohnung. Oder meinen Sie, das Team habe nicht ins Geschehen eingegriffen? Na, während der Wiederbelebung gewiss nicht. Aber das, was Alex sagt, ist mir ebenso aufgefallen. Das mit dem laut daher gesagten Todeszeitpunkt ist nicht gerade üblich in der Form.

    „evtl. war es sogar ungeschnitten“.

    Das ist allerdings nun totaler „Schwachsinn“. So blind kann man doch gar nicht sein, die Schnitte zu übersehen. Oder sprechen wir von verschiedenen Filmen?

  31. @Kommentar 4: Stefan, das Problem ist, dass das DRK zu föderalistisch strukturiert ist, das ermöglicht den einzelnen Kreis- und Ortsverbänden sehr viele Freiheiten. Im Guten wie im Schlechten! Dennoch danke für den Anstoß, es wird jetzt diskutiert, was getan werden kann.

    @Kommentar 17: Patrick, genau mein Reden. Als jemand, der schon einige Male die Angehörigen nach einem Todesfall erlebt hat, finde ich es einfach pietätlos von AZ Media, so zu berichten!

    @Kommentar 25: Dein Kommentar trifft es! Volle Zustimmung!

    Ich möchte außerdem noch mal meine Kollegen in Schutz nehmen: Gerade in einer solchen Situation, bevor man weiß, was wirklich los ist, sind wir gedanklich mehr als genug beschäftigt, uns mental auf alle Eventualitäten vorzubereiten und nebenbei noch ein knapp vier Tonnen schweres Fahrzeug durch nicht existente Rettungsgassen zu bugsieren, ständig in der Gefahr, dass doch noch jemand ausschert o.ä., wie in der Doku richtig erwähnt wird: Es kann alles und nix sein! Insofern sind wir in solchen Momenten voll darauf fixiert, schnellstmöglich den Patienten zu erreichen und zu untersuchen, um ihm schnellstmöglich die beste Therapie zukommen zu lassen. In dem Fall sind Menschenleben (das des Patienten, während der Fahrt auch unseres und das der anderen Verkehrsteilnehmer) das einzige, was zählt. Und ich hoffe, dass ihr versteht, dass dieses Handeln nur in eurem Sinne ist!

    Dennoch ist fraglich, ob diese Art von Berichten überhaupt sein muss. Meines Erachtens sollte lieber mal eine Aufklärung über die Arbeits- und vor allem Lohnbedingungen im Rettungsdienst erfolgen. Vor allem über die Rolle der Krankenkassen, die in Großstädten mit vielen privaten Anbietern (wie es in Hamburg der Fall ist) die Preise ordentlich drücken, was am Ende die Mitarbeiter ausbügeln dürfen durch Dumpinglöhne etc., weil sonst die Firma Pleite geht. So auch passiert, Hamburg hatte mal mehrere hauptamtliche DRK Rettungsdienste, von denen nur das DRK Hamburg-Harburg überlebt hat, welches jedoch inzwischen in ganz Hamburg operiert.
    Die Geschichte des ASB Rettungsdienstes in Hamburg ist auch mehr als abenteuerlich geworden durch diese Rahmenbedingungen!

  32. Hi,

    jetz muss ich mich doch auchmal zu Wort melden. Ich bin Rettungssanitäter, und war bis vor kurzem in einer deutschen Großstadt beim Rettungsdienst hauptamtlich beschäftigt.

    1. Nennung des Todeszeitpunktes ist meiner Meinung nach durchaus realistisch, weil auf deutsch jeder „Scheiß“ dokumentiert werden muss. Also z.B. wann genau welches Medikament in welcher Dosierung verabreicht wurde usw. Und da ist es dann doch logisch, dass man etwas nicht ganz unwichtiges wie den Todeszeitpunkt nochmal nennt, damit alle Protokolle übereinstimmen.

    2. Hat der Rettungsdienst eine richtige Darstellung des Alltages nicht nötig? Nein! Viele Leute denken z.B. dass im Rettungsdienst entweder die ganze Zeit Action ist; Blut und Körperteile überall. Das ist ganz und gar nicht so! Gefühlt 90% der Einsätze sind „Business as usual“, das heißt alles vom einfachen Krankentransport (Oma Else kommt ins Pflegeheim) bis zus Intensivverlegung und selbst Herzinfarkt, Schlaganfall sind meistens Routineeinsätze. Wie gesagt, die große Masse der Einsätze sind normale Krankentransporte, wobei wir ja hier vom medizinisch qualifizierten Krankentransport reden, wo jeder Patient medizinische Hilfe benötigt oder benötigen kann. Also viel Taxifahren, aber eben mit dem gewissen etwas.
    Und oft wird man als Rettungsdienstler „angepöbelt“, dass man selber ja nix könne, doch jetzt einfach Oma Elsa mitnehmen sollen, und es uns doch egal sein kann, ob die nun infektiös ist (Norovirus oder so) oder wieviel Sauerstoff die jetzt genau noch im Blut hat….

    3. Klar ist es für Außenstehende der super-Gau is bei einer Reanimation zu sein, für einen Rettungsdienstler sollte das zum Alltag gehören. Bei der Reanimation muss eigentlich kaum gedacht werden, der Algorithmus ist festgelegt und der wird abgearbeitet, punkt aus. Bei einer Reanimation muss man einfach funktionieren, und das tut man eigentlich auch, denn wenig wird so oft geübt wie eine Reanimation. Natürlich ist es für Außenstehende komisch, wenn der Rettungsdienstler zwischendurch Zeit hat, Sachen zu erklären, aber in Wahrheit ist es eben so, dass etwas falsch laufen würde, wenn diese Zeit nicht wäre.

    4. Ich gebe zu: Ich als Angehöriger wäre dagegen, dass mein Angehörigter dabei gefilmt wird. Aber ich kann jetzt nur von meiner Erfahrung reden: Der einfache Rettungsdienstler darf eigentlich keinen Kontakt mit der Presse haben. Alles wird vom Einsatzführungsdienst abgesegnet, und ich glaube nicht, dass im vorliegenden Fall die Aufnahmen nicht freigegeben wurde, und sich eine schriftliche Freigabe geholt wurde. Dass bei so einer Reportage wenig normale Einsätze gezeigt werden ist doch aber logisch: TV-Sender leben von Werbeeinnahmen, und damit Leute einschalten, muss eben was passieren. Das ist nunmal Markwirtschaft.

    5. Ich bin für Berichterstattung über den Rettungsdienst! Die Leute müssen wissen was hier den ganzen Tag getrieben wird, und vor allem, dass hier hochwertige Arbeit geleistet wird, die in der Öffentlichkeit (und vom Kostenträger) oft viel zu wenig honoriert wird.

    So, hoffentlich hat euch die Länge nicht erdrückt ;-)
    ciao

  33. Achja: Eine gute Möglichkeit die es mal in Australien gab: Mitgefilmt haben an den Rettern montierte Kameras, so dass gar keine Reporter dabei waren.

  34. Keine Ahnung was perverser ist! Die Tatsache dass ein Kamerateam „draufgehalten“ hat, oder die Tatsache dass an dieser Stelle noch weiter diskutiert werden muss und es noch weiter an die große Glocke gehängt wird!! Dass bei den „Verantwortlichen“ auch niemand soviel Anstand und Charakter beweist und sagt: „Es tut mir/uns aufrichtig leid was hier geschehen ist. Wir werden uns dieser Sache als Anlass nehmen, und das Konzept noch mal gründlich überdenken!“

    Es ist wirklich sehr unglücklich gelaufen! Aber die „Szenen“ die sich hier abspielen, sind auch nicht gerade besser. Für die Psychohygiene gibt es andere Stellen, an denen man sich wenden kann.

    MfG
    Paulchen M.
    Rettungsassistent

  35. Das muss man sich mal vorstellen: Die kriegen den Mann nicht aus dem Bett gehoben, also muss seine Frau mit anpacken. Und daneben steht ein Kamerateam und filmt, statt zu helfen.

    Was für eine kranke Welt.

  36. „…die in Großstädten mit vielen privaten Anbietern (wie es in Hamburg der Fall ist) die Preise ordentlich drücken, was am Ende die Mitarbeiter ausbügeln dürfen durch Dumpinglöhne etc., “

    Die Dumpinglöhne wurden vom ASB, Roten Kreuz und den Maltis eingeführt. Beim ASB in HH wurde ich nur zu 70% bezahlt, jetzt arbeite ich bei diesen privaten Anbietern und werde übertariflich bezahlt und habe bessere Arbeitsbedingungen etc…. aber danke, dass du dich unabhängig informiert hast und nicht nur die gängigste Stammstischparole der HiOrg’s ablässt, die schon länger nicht mehr im guten Licht dastehen, wenn es um die Bezahlung ihrer Mitarbeiter geht.

  37. Stammtischparole wäre wohl eher, dass die Privaten die Preisdrücker sind. Ich sagte jedoch, dass die Krankenkassen die Preise drücken. Zumal der Stundenlohn sich in Hamburg nicht viel nimmt, egal ob Privat oder HiOrg. Woher ich das weiß? Von Angestellten div. Hamburger Unternehmen.
    Aber das soll auch nicht das Thema hier sein, zumal das ganze kein lokales Problem ist!

  38. Was hat sich der Chefredakteur von AZ-Media nur dabei gedacht?Der Medien-Blog-Papst, ach was sag ich, -Gott , befragt ihn und er fertigt ihn mit einer Zeile ab, als wäre es ein kleiner dicker TV-Nerd. Das ist mindestens Majestätsbeleidigung wenn nicht Gotteslästerung und die inquisitorischen Maßnahmen dafür sind seit dem Mittelalter die gleichen: Pranger und Scheiterhaufen. Der dagegen namentlich nicht genannte „ein RTL-Sprecher“ scheint mit derart peinlichen Befragungen der heiligen Fernseh-Inquisition besser vertraut zu sein , er schreibt artig eine angemessen professionelle Rausrederei und darf sich weiter anonym hinter seinem Sender verstecken. Man würde der scheinbar letzten moralischen Instanz der untergehenden deutschen Fernsehlandschaft ja so gerne in vielen Dingen Recht geben, wenn dahinter nicht die gleiche Selbstgefälligkeit lauern würde, wie bei den skrupellosen TV-Machern. Ein mir persönlich bekannter Philosoph pflegt das mit den Worten zu umschreiben: „Das Schmeißfliegen scheiße riechen liegt daran , dass sie auf Scheiße fliegen“

  39. @ Ralf Bartels: Toll, so einen Philosophen bei der Hand zu haben. Was würde der nur dazu sagen, dass Sie hier immerhin ca. 150 Wörter und einen gewissen Teil ihrer kostbaren Zeit investiert haben?

  40. „Die Leute müssen wissen was hier den ganzen Tag getrieben wird, und vor allem, dass hier hochwertige Arbeit geleistet wird, die in der Öffentlichkeit (und vom Kostenträger) oft viel zu wenig honoriert wird.“

    Was für eine Platitüde: als sei es die Aufgabe des Fernsehens, den Arbeitsalltag von Berufsgruppen abzubilden, damit diese – durch einen von Ihnen bitte noch zu benennenden Mechanismus – angemessene Achtung und Entlohnung erfahren.

    Auf diese Art quasi indirekt aus der Telegenität des Todes Kapital schlagen zu wollen, das nötigt mir eher gar keine Achtung ab. Oder, um es einfacher zu schreiben: Über Müllmänner berichtet keiner, weil Müll nicht spektakulär ist. Deshalb als Rettungsdienst die Ressource „Mensch in Not“ zu verscherbeln, wie sie es letztenendes anregen, ist das Allerletzte.

  41. @Alberto Green: …er hat Verständnis dafür , wir sind aber beide der Meinung , dass es jetzt Genug ist – beste Grüße und ein schönes Leben noch!

  42. Ich arbeite selbst im Rettungsdienst und habe viele gute Reportagen gesehen und weiß, wie man unsere Arbeit auch ohne viel Blut und Sterben ablichten kann. Unsere Arbeit kennt fast niemand. Auch sind diese Fälle nicht unbedingt die Wirklichkeit, wie es draußen wirklich zugeht. Die vielen kleinen Dramen sind aber nicht so gut zu verkaufen, so ist das leider nun mal.

  43. Da gibt es nur eine Möglichkeit, wenn einem so etwas selber passiert: alle Beteiligten verklagen, dass es weh tut. Da mit der rechtlichen Abklärung, ob die Mieter mit einer filmischen Dokumentation einverstanden wären, wichtige Zeit verloren ging, sollte die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden. Wenn die Sanitäter damit rechnen müssen, dass der Patient selber nicht mehr entscheiden kann, muss schon die Rechtsabteilung die Filaufnahmen genehmigen-alle anzeigen!

  44. „Unsere Arbeit kennt fast niemand.“

    Und? Meine auch nicht. Woher kommt dieser aus diesem Bereicht erstaunlich oft geäußerte Wunsch, jeder möge die Arbeit kennen, die dort gemacht wird? Warum ist das prinzipiell wichtiger als zum Beispiel die Arbeit eines Metzgers, Webdesignern oder Fitnesscoachs. Mir schwappt da immer ein fies unsympathischer Standesdünkel entgegen.

  45. Ich würde nach einem Unfall trotzdem lieber von einem Sanitäter wiederbelebt als von einem Webdesigner. Wenn ich mir von einem Sanitäter meine Homepage designen lassen müsste, nähme ich das im Zweifel lieber in Kauf.

  46. Allerdings wäre es bei einem Webdesigner für Sich wahrscheinlich wichtiger, sich über dessen Arbeit ein wenig auszukennen, als bei einem Rettungssanitäter.

    Gleich können wir Berufe nach deren Bedeutung für die Gesellschaft sortieren und daraus dann gleich ableiten, wer hier die besten Menschen sind. Ich lasse allen Rettungssanitätern demütigst den Vortritt, selbst denen, die Bildern von Sterbenden ans Fernsehen verkaufen.

  47. Wieso gibt es keine Dokumentation „Leben am Quellcode – Die Arbeit der Webdesigner“ oder „Geht sterben – Medienjournalisten bei der Arbeit“? Wobei… über den BildBlog meine ich schon mal einen Bericht gesehen zu haben.

  48. Je mehr ich drüber nachdenke….
    Offstimme: Stefan N. hat wieder einen Artikel über PI geschrieben. Nun fordert das Community Management seine ganze Aufmerksamkeit.
    „Ja, ich hab einen Artikel über PI geschrieben, nun kommen die Trollkommentare im Sekundentakt. Das is…ja, also wenn Du hier nen Fehler machs, dann löschste den einzig sinnvollen Kommentar und hast nen User verprellt. Die kommen nie wieder. Also, frühestens morgen.“
    Offstimme: Weil Stefan N. keine Zeit hat, hat der Bürohund Bambam sein Geschäft in der Teeküche verrichtet.
    „Och nee, immer dasgleiche. Na, zum Glück haben wir die Regale mit den ganzen Bildausgaben, da ist das schnell wieder beseitigt.“
    Tine Wittler betritt das Büro….

  49. „hat der Bürohund Bambam sein Geschäft in der Teeküche verrichtet“

    der sozialkompetente Hund schätzt Fliesenware. ;-)

  50. Noch einmal einen guten Tag!

    So im Nachhinein kann ich diese ganze Aufregung nicht wirklich verstehen! Denn hey; wenn ich in ein italienisches Restaurant gehe, dann muss ich auch damit rechnen, Pizza und Pasta zu Essen zu bekommen. Dann kann ich mich auch nicht am Tisch laut Hals beschweren, dass es nur Pasta und Pizza gibt.

    Wenn ich aber in das gleiche Restaurant gehe und ich finde auf der Speisekarte nur Döner Kebap, Currywurst, Croque etc. nur keine italienische Küche, dann kann ich mich zu recht laut beschweren. Und so verhält es sich auch hier mit dem Fernsehen. Denn wir unterhalten uns an dieser Stelle über eine Sendung auf RTL! Na Sie wissen schon der Sender mit „Alarm für Copra 11“, „Dschungelcamp“, „Punkt 12“ etc. und dann regen Sie sich noch über die erfolglose Wiederbelebung auf? Viele unter uns hier, lesen auch sicher die BILD! Na Sie wissen schon; der RTL Sender unter den Tageszeitungen (um es noch höflich auszudrücken). Was hat neulich mal ein Kabarettist im seinen Programm erzählt? O Ton:

    „Ich habe noch noch gelernt wegzusehen, wenn jemand am Wichsen war! Doch heute hält man noch mit der Kamara drauf!“

    Und der Mann hat recht. Denn man muss wirklich nicht gleich alles in der Öffentlichkeit breit treten. Doch aber noch mal zu Erinnerung: Das eigentliche Thema hier ist abstoßend und unmoralisch (oder wie man es auch immer nennen mag), soweit sind wir uns alle einig! Aber mal Hand aufs Herz: Glauben Sie wirklich ernsthaft daran, dass sich die Welt ändern wird, nur weil wir uns hier eine schönere wünschen? Sie sind wirklich so moralisch bestürzt darüber, was einst mal im TV zu sehen war? Dann beschweren Sie sich doch bitte an den richtigen Stellen und hören damit auf hier rum zu heucheln. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für den Blogger Herrn N.*

    *Bitte nehmen Sie mir dies nicht persönlich sondern nur mal als Anlass, dieses Thema auch mal von einer anderen Seite zu sehen. Daher war auch meine Aussage nicht böse gemeint!

  51. @Paulchen M

    Ich würd’s an deiner Stelle bei Kreymeiers fernsehkritik.tv versuchen, da sind noch ein paar mehr mit einer etwas vereinfachten Weltsicht.

    Übrigens geht es Niggemeier hier wohl eher nicht um die Zuschauer, sondern um die im Fernsehen Gezeigten. Also in deinem Bild um die zu Hungerlöhnen in der Küche deiner Pizzeria Beschäftigten.

  52. Sie müssen das verstehen!
    Das Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit die Verhältnisse wirklich ändern zu können wird durch angestrengte und gekünstelte Empörung kompensiert! Geht mir auch so!

  53. Das ist eine der schwersten Fragen, die man sich überhaupt stellen kann: Was darf unter welchen Umständen gezeigt werden? Findet eine Abbildung der Realität überhaupt noch statt, sobald ein Kamerateam filmt? Frei nach dem Satz was man erforscht das verändert man. Ich kann das nur für mich beantworten und muss sagen warum sollte es verwerflich sein etwas zu zeigen das alltäglich ist? Die manchmal schockierende, ekelhafte Realität darf nicht abgebildet werden aber gescriptete Scheinrealitäten laufen rauf und runter, worunter im weitesten ja auch Filme fallen.
    Durchaus streitbar sind natürlich die Präsentation, die Schnitte und die Sätze des Off-Sprechers und eben der Kontext in dem das Material entsteht.
    Von den vielen Beispielen die sich anbieten nehme ich mal den Autounfall: Verfolgungsjagten und Crashs gehören zu jedem Actionfilm der was auf sich hält, kein Unfallbericht kommt ohne die entsprechenden Bilder der kaputten Autos aus, die zermatschten Körperteile werden nicht gezeigt. Zensierte Realität. Ja, das ist ja auch ekelhaft die zum Teil verstümmelten Leichen zu zeigen- Richtig das empfinde ich auch so aber Ekel ist kein Argument um eine Alltäglichkeit nicht zu zeigen.
    Was sagte der Typ der für den Tatort die Leichen gestaltet noch sinngemäß: Würde ich sie realitätsgetreu darstellen würden alle Zuschauer sagen, die sieht aber unecht aus.
    Kurzum ich würde meine persönliche Grenze, was gezeigt werden darf, noch weiter hinausschieben als wir es derzeit im TV vorfinden.

  54. Partizipator:

    Mir scheint, Sie haben da echt ein kleines Problem mit Scheinwelten und der Realität.

    „Ekel ist kein Argument um eine Alltäglichkeit nicht zu zeigen.“

    Wie wäre es denn mit Persönlichkeitsrechten?

  55. @Montgomery Fireproof

    Ihre Aussage bezüglich meiner „vereinfachten Weltansicht“ finde ich hoch interessant! Denn ich glaube zu wissen, dass wir uns nicht kennen. Aber nun gut mal abgesehen davon, versuchen Sie meine Aussage unter ein ganz anderes Licht zu stellen. Wenn es aber jedoch denn noch Ihre Meinung sein sollte (weil Sie mich falsch verstanden haben) dann akzeptiere ich diese. Ich muss mit dieser sicher nicht übereinstimmen, aber ich nehme sie denn noch an. Zu guter Letzt lasse ich mich sicher nicht an dieser Stelle auf einen Schlagaustausch ein. Denn dafür ist meine Weltansicht etwas zu primitiv! Daher bin ich sicher auch kein…. Ach es ist besser die Dinge so stehen zu lassen. Guten Tag :)

  56. @Partizipator

    Sie schießen so weit am Ziel vorbei, dass es fast schon wieder sinnvoll ist, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen.

    In aller Deutlichkeit: Es geht nicht um die Zuschauer, es geht um die Gezeigten. Nicht darum, was Sie meinen, sich zumuten zu können, oder was sich Ihrer Meinung nach alle zumuten können müssen. Sondern darum, ob man nicht die Rechte von Sterbenden und deren Angehörigen respektieren kann.

    Wie sieht’s aus: Darf ich Sie auf der Toilette filmen? Ist ekelhaft, aber noch viel alltäglicher als der Tod. Ein echter Mensch beim Kacken darf nicht gezeigt werden, aber gescriptete Scheiße?

  57. Mit wäre im Programm von RTL nie im Leben aufgefallen, dass die laut Rundfunkstaatsvertragsdingenskirchen irgendwie zu einer Programmvielfalt verpflichtet sind. Das ist alles derselbe Boulevardbrei. Und wie in diesem Beitrag schön zu erkennen ist, eigenet sich diese Verpflichtung scheinbar von Senderseite noch allzu gut, um die Verantwortung weit weg zu schieben. So kann RTL ohne schlechtes Gewissen noch schamloseren Unsinn senden. Es wäre doch mal eine Recherche wert, wie diese Sendeverpflichtung von den Sendern auf diese Weise regelmäßig unterlaufen wird.

  58. Zitat Martin #41:

    „…weil auf deutsch jeder »Scheiß« dokumentiert werden muss. Also z.B. wann genau welches Medikament in welcher Dosierung verabreicht wurde usw.“

    Ich hoffe, dass Sie nicht irgendwann mal mein Rettungssanitäter sind, sollte ich einen brauchen. Denn ein Sani, der die Dokumentation von Art und Dosis verabreichter Medikamente als „Scheiß“ bezeichnet, hat seinen Beruf verfehlt. Wird sowas nicht dokumentiert, kann das sehr schnell tödlich enden. Der Arzt im Krankenhaus hat dann nämlich keine Ahnung, was schon so alles an Wirkstoffen im Körper des Patienten rumschwirrt und donnert fröhlich irgendwelches anderes Zeugs rein. Aber Ihre schlamperte Dokumentation kann dann ja im Zweifelsfall wieder die Vorlage liefern für die nächste Reportage über einen Krankenhausskandal. Nur mal so offtopic…

  59. @Montgomery Fireproof
    Ich stimme Ihnen völlig zu eine RTL-Reportage über das beliebter werdende Analbleaching sollte nur mit Einverständnis der Protagonisten stattfinden, nur bei allem was mit dem Tod zu tun hat ist es sehr schwer die Leute im Vorfeld zu fragen. Folgt daraus nun das man Sanitätereinsätze nicht dokumentieren darf? Nein, die Frage ist wie man es tut und auch ob man entstandenes Material überhaupt sendet und verwendet, sollte sich der oder die Überleben dagegen aussprechen – findet das Material natürlich keine Verwendung.
    Ich kann gerne noch eine andere Grenzüberschreitung aufzeigen: In einen Brisant-Bericht war das Kamerateam am Unfallort und filmte einen eingeklemmten LKW-Fahrer der noch ansprechbar aber nicht mehr zu befreien war und später am Unfallort verstarb. Vor seinem Tod, beim Sterben, sah er also noch wie er gefilmt wurde. Natürlich wurde der Mann zensiert und nur der Off-Sprecher erklärte dass die Feuerwehrmänner und Sanitäter ihm ein Schmerzmittel verabreicht haben.
    Man hält auf Eingeklemmte und im sterben Liegende einfach keine Kamera, bei schon Verstorbenen sehe ich das anders. Doch auch hier ist es eine Kontextfrage.
    Ich empfinde die Fragestellung, wie gesagt als sehr schwer. Mir persönlich will nur nicht einleuchten das Alltäglichkeiten so grausam sie auch sind und die auch ohne Dokumentation stattfinden, bei der Einhaltung von Persönlichkeitsrechten, nicht gezeigt werden dürfen.

  60. 68, Partizipator:

    („bei schon Verstorbenen sehe ich das anders. Doch auch hier ist es eine Kontextfrage.“)

    Auch bei Verstorbenen gelten Persönlichkeitsrechte. Ist mir inzwischen bei Ihnen völlig wurscht, ob Sie das nachvollziehen können. Da ich mit Begriffen wie Pietät bei Ihnen gar nicht erst anfangen möchte, hier etwas Lesestoff zur Rechtslage (damit wir diesen Nebenstrang zur Diskussion hoffentlich beenden können):

    http://de.wikipedia.org/wiki/Recht_am_eigenen_Bild

    http://www.gesetze-im-internet.de/kunsturhg/__22.html

  61. @theo
    Es wäre doch Pietätlos die Gehirne von verstorbenen Nonnen zu zerschneiden und diese im Fernsehen zu zeigen – oder?
    Nun, eben das, wurde in einer Reportage über Demenz gemacht. Die Nonnen des Ordens erklärten sich bereit regelmäßig, bis zu ihrem Tod, die kognitiven Test des Akademikers zu machen und um zu evaluieren ob sie zerstörte Hirnzellen haben bzw. Demenzerkrankt waren, haben sie sich auch zu der pathologischen Auswertung bereit erklärt, deren Ergebnisse waren optischer Teil der Reportage.
    Schön das wir uns also einig darüber sind, dass es Kontextabhängig ist oder kurzum es um die Einwilligung der Beteiligten geht.
    (Die schwarzen Flecken in den Hirnen waren übrigens der Beweis, dass sie alle Demenz erkrankt waren. Bedingt durch Ihre Lebensführung machte sich die Erkrankung bei, den ausschließlich über 100 Jahre alt gewordenen Frauen, in den Tests nicht bemerkbar. Da die abgestorbenen Nervenzellen durch vitale ersetzt wurden, die durch ihre rege Nutzung, die abgestorbenen Regionen im Hirn ersetzten.)

  62. @ommel und andere: Es ist natürlich unfair, dass Niggemeyer nun in jedem seiner medienkritischen Beiträge Beispiele gezeigt werden, in denen Spiegel / Spiegel TV / Spiegel Online ebenfalls genau die Grenze überschritten hat, um die es im jeweiligen Artikel gibt. Gerade Spiegel TV und Spiegel Online scheinen da eher locker zu sein. Was ich bei Spiegel Online schon alles an verwerflichen Praktiken entdeckt habe, von Klick-Generatoren über Schleichwerbung bis hin zu Eilmeldungen, die sich schon nach kurzer Zeit als Ente entpuppt haben und dann halt wieder ohne Entschuldigung einfach verschwunden sind, geht auf keine Kuhhaut (sagt man das so?). Dazu berichtet SPON über jeden Landfrauen-/Bäuerinnen-/Studentinnen-/Sportlerinnen-Kalender, solange die Damen wenigstens etwas nackte Haut zeigen – incl. großer Bildstrecke (die Texte liest da ja eh niemand). Dafür kann aber Niggemeyer nichts, so lange ist er ja noch nicht für den Spiegel tätig.

  63. Ich kenne den Chefredakteur von AZ Media noch von früher, wir waren 9 Jahre auf derselben Schule, habe ihn aber letztmalig vor 8 Jahren kurz gesehen. Als rücksichtslosen, ethisch minder gesegneten Menschen habe ich Ihn nie erlebt, sondern im Gegenteil als ausgenommen freundlichen Menschen mit durchaus gefestigten, moralischen Grundsätzen.

    Aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit habe ich der Neugier wegen des öfteren Sendungen der AZ Media gesehen und diese als manchmal belanglos, öfters aber als durchaus informativ und üblicherweise fern von plumper Sensationsgier erlebt. Da ist man von vielen Sendungen unserer Privatsender weit Schlimmeres gewohnt.

    Besagte Szenen aus der Sendung über die Rettungssanitäter sind allerdings in der Tat äußerst unglücklich und die Verantwortlichen dieses Beitrags hätten besser auf besagte Szenen in Ihrer Deutlichkeit verzichtet oder zumindest von fernerer Position gefilmt und/oder besser verfremdet.

    Vielleicht ist man als ein privatwirtschaftliches Unternehmen gezwungen, etwas mit dem unschönen Trend zu gehen oder bildet sich das zumindest ein. Traurig, aber Realität.

    Mir geht es nicht darum einen dicken Kumpel aus gemeinsamen Schultagen zu verteidigen, denn das waren wir nie, auch wenn wir uns für Schüler eines Jahrgangs relativ gut verstanden haben, jedoch ohne eine freundschaftliche Beziehung über die Schule hinaus zu haben.

    Ich finde es nur etwas übertrieben, nur aufgrund einer -zugegebenermaßen- etwas unglücklich formulierten Standardantwort, welche vielleicht nicht einmal von Markus Engelhardt persönlich stammt, auf die minderen ethischen Grundsätze dieser Person zu spekulieren und ihn quasi in Grund und Boden zu schreiben.

    Nichtsdestotrotz wurde diese Antwort in seinem Namen gegeben und natürlich hätte auch ich mir eine umfassendere, vielleicht sogar einige Worte des Bedauerns beinhaltende Antwort gewünscht.

  64. Ich denke, „alltagimrettungsdienst“ (51.) hat Recht, es gibt Reportagen, die durchaus funktionieren. Natürlich leben sie immer ein Stück weit von Sensation und Heldentum, doch das heißt nicht, dass Ethik und Ästhetik sofort ausgesperrt sind. Deswegen stört mich die hier wiederkehrende Wehklage „diese miesen Blaulichtreporter“ und „diese billige Sensationsgier“.

    Ich habe selbst schon häufig Rettungsteams begleitet, am Boden und im Helikopter, in Deutschland und im Ausland. Dabei habe ich recherchiert und fotografiert, war „embedded“, zum Teil sogar im Auftrag der Hilfsorganisationen (einen Rettungshubschrauber zu betreiben ist z.B. immens teuer und lässt sich mit Zahlungen der Krankenkassen allein nicht finanzieren, sodass Spenden – und ergo Öffentlichkeitsarbeit – unverzichtbar sind).

    Durch langjährige ehrenamtliche Arbeit fürs DRK war und bin ich mit ein wenig Hintergrundwissen gewappnet. Auch als Reporter vergesse ich nie, dass die Rettung absoluten Vorrang genießt: Wird noch eine helfende Hand gebraucht, um Material zu holen, eine Infusion zu halten, Angehörige zu trösten … fliegt die Kamera in die Ecke. Meine Story bekomme ich trotzdem, kein Problem. Und die Geschichten werden meist gerne gelesen, nicht nur von RTL-II-Prekariat, sondern auch von Akademikern und nicht zuletzt von all jenen, die selbst haupt- oder ehrenamtlich in der Notfallmedizin mitmischen.

    Im Rahmen der Recherche passiert es natürlich, dass man mit dem Rettungsteam an einer Einsatzstelle ankommt, sich mitten im Geschehen befindet und sich die Dramatik erst ad hoc herausstellt, weil sich die „bewusstlose Person“, von der über Funk die Rede war, als reanimationspflichtig erweist. Umgekehrt sind viele „bewusstlose Personen“ schon wieder erfreulich fidel, wenn der Notarzt eintrifft. Auch das gehört – im Leben wie in der Geschichte, die es zu erzählen gilt – zum Alltag der Rettungskräfte: Die schwere Atemnot, die sich als Schnupfen entpuppt, die Unterzuckerung im Altenheim, zu der der Rettungshubschrauber kommt, weil in Deutschland nur ein Arzt Medikamente spritzen darf.

    Solche Reportagen setzen gegenseitiges Vertrauen voraus. Journalisten-Kollegen, die über das Ziel hinausschießen, erschweren leider allen anderen die Arbeit. Entsteht ein solcher Aufreger wie in diesem Fall, sind häufig über-harte Richtlinien die Reaktion.

  65. Das kann ich noch kaum glauben, aber hoffen. Dass außer dem drüber diskutieren auch die Richtlinien verändert werden.

    Denn krass finde ich, wenn die jungen Zuschauer auf die so was ausstrahlenden Sender gezogen werden. Es läuft nichts wirklich Spannendes auf den anderen Kanälen ab 17.00 Uhr, und deren Blaulicht-Clips sind insgesamt kürzer. Soll die Botschaft an sie sein: wenn etwas spektakulär werden könnte – draufhalten, ist ja normal? Und am gleichen Tag noch einstellen und zeigen, ganz gleich, ob der der zu sehen ist das okay findet oder weiß.

    @11 SvenR.: Genau! Heute wissen viele, dass bei Gewalt oder Unfall häufig gefilmt wird. Es muß damit gerechnet werden. Egal, ob die Einsatzführung sie mitfahren läßt, sonst „erfahren“ sie eben sonstwie von dem Ereignis und tauchen da einfach auf. Wenn Schwerverletzten und ihren konfusen Angehörigen das bekannt ist und sie das noch aus einigen Metern Entfernung fürchterlich finden, aber selber nichts dagegen tun können, wird sie das aufregen. Alleine der schwer kompensierbare Blutdruckanstieg ist dann wie eine zusätzliche Körperverletzung.

    Und mein Persönlichkeitsrecht möchte ich nicht erst posthum einklagen dürfen! Ich möchte, dass es zu allen Zeiten respektiert wird. Was ist das für ein Rechtsstaat?! Eine Entschädigungssumme in Himmelstalern kann sowieso keiner aufbringen.

  66. @Stefan Niggemeier:

    Der ultimative Fall an menschenverachtendem und sensationsgeilem „Journalismus“ lief gestern in einer Wiederholung auf Kabel 1 – Abenteuer Leben.

    Thema: „MPD Crime Suppression Unit – Einsatz mit der Spezialeinheit von Miami“.

    Dieser Beitrag wäre eigentlich einen eigenen Blogartikel wert.

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