Die eigenen schärfsten Kritiker: Wie die BBC mit ihren Skandalen umgeht

Wenn bei der BBC etwas schiefläuft, setzt ein bemerkenswerter Reflex ein. Brutal schonungslos berichtet sie über ihre eigenen Fehler und gibt ihren Kritikern breiten Raum. Das hat fast etwas Masochistisches, ganz sicher jedenfalls etwas Kathartisches: als solle die Schmach — soweit möglich — dadurch wettgemacht werden, dass sie in brutaler und journalistisch vorbildlichster Offenheit aufgearbeitet wird.

Es ist eine Art Überkompensation im Dienst der eigenen Glaubwürdigkeit: Niemand soll der BBC vorwerfen können, dass sie mit sich selbst weniger hart ins Gericht geht als mit anderen.

Das Ergebnis ist im Sinne des Publikums: Die BBC ist ein guter Ort, sich über Vorwürfe über die BBC zu informieren. Ich kenne keine andere journalistische Institution, für die das in diesem Maße gilt.

Am vergangenen Freitag musste sich „Newsnight“, das wichtige werktägliche Nachrichtenmagazin der BBC, entschuldigen. Die Sendung hatte einen hochrangigen Politiker fälschlicherweise in Verbindung mit einem Kindermissbrauchsfall gebracht. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass „Newsnight“ im vergangenen Jahr eine Bericht über die Vorwürfe gegen den legendären BBC-Moderator Jimmy Savile aus dubiosen Gründen nicht ausgestrahlt hatte.

Die „Newsnight“-Sendung vom Freitag hätte einen Platz in den Wörterbüchern verdient, unter cringeworthy. Es ist gleichzeitig schwer anzusehen und unmöglich wegzusehen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Moderator sich hinterher etwas angetan hat.

Oder anderen.

Und hier kann, nein: muss man das Radio-Interview hören, das BBC-Star-Moderator John Humphrys am Samstagmorgen in der „Today“-Sendung auf Radio 4 mit dem Generaldirektor der BBC, George Entwistle, führte, der vor der Sendung offenbar noch glaubte, seinen Job behalten zu können.

43 Replies to “Die eigenen schärfsten Kritiker: Wie die BBC mit ihren Skandalen umgeht”

  1. Wow – wenn ich das mit den zahmen ÖR-Mediensendungen vergleiche, in denen immer nur die Linie des Senders nachgebetet wird…

  2. Ein anderes Beispiel vom amerikanischen National Public Radio. Als die Sendung „This American Life“ dem Geschichtenerzähler Mike Daisy Raum bot und dessen Erzählungen als Realität verkaufte, obwohl der seine Erlebnisse recht frei ausgeschmückt und Details gelogen hatte, veröffentlichte die Redaktionen eine volle Stunde über ihr Versagen.

    Etwas bitterer Beigeschmack: Ira Glass greift zum fingerpointing.

    http://www.thisamericanlife.org/radio-archives/episode/460/retraction

  3. „Wenn bei der BBC etwas schiefläuft, setzt ein bemerkenswerter Reflex ein. Brutal schonungslos berichtet sie über ihre eigenen Fehler und gibt ihren Kritikern breiten Raum. “

    Was lange währt wird endlich gut?

    „Der frühere BBC-Starmoderator Savile soll über Jahre hinweg Hunderte Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Spekulationen und Gerüchten dieser Art war die BBC nicht nachgegangen. Ein Beitrag über Savile, der eigentlich in der Sendung „Newsnight“ laufen sollte, war nicht ausgestrahlt worden. Angeblich hatte die BBC-Spitze interveniert“
    Quelle: Spiegel

  4. In Kenntnis von Humphrys‘ Interviewtechnik hat mich an der Causa Entwistle vor allen Dingen verwundert, dass er überhaupt eingewilligt hat, dieses (und das kaum weniger desaströse 5Live Interview im Anschluss) zu geben. Es war Samstagmorgen und das Thema hatte beileibe keine Temperatur, die ihm nicht die Möglichkeit gegeben hätte, bis zum Abend oder sogar bis heute zu warten und eine klare Entscheidung mit personellen Konsequenzen zu verkünden.

    Die Offenlegung seiner eigenen Unkenntnis des Themas war das wirklich Erstaunliche. Das Gefühl, als Hörer mehr über die Vorgänge bei der BBC zu wissen als der DG. Wie gesagt, höchst erstaunlich.

  5. Zum einen wird der BBC vorgeworfen, nicht über die Vorwürfe gegen Savile berichtet zu haben („BBC-Spitze soll interveniert haben“).

    Zum anderen wird der BBC vorgeworfen, einen Bericht ausgestrahlt zu haben, der Vorwürfe gegen einen Politiker erhoben haben soll, die offenbar nicht zutreffend sind.

    Zugleich haben wir es mit einer Thematik zu tun, bei der objektive Beweise oft nicht vorhanden sind, sondern unter Umständen nur „Aussage gegen Aussage“ steht.

    Die Frage ist hier doch: Wann sind denn solche Vorwürfe so konkret, daß man über sie berichten kann/darf/soll/muß?

    Nachdem sich der BBC-Generaldirektor als verantwortlich für alle Inhalte der BBC sieht (was rechtlich wohl auch der Fall ist, ähnlich bei Intendanten deutscher ÖR-Sender): Hätte es möglicherweise nicht auch Getuschel gegeben, wenn er den Beitrag über den Politiker verhindert hätte (Motto: „Zuerst wird der Skandal im eigenen Hause lange totgeschwiegen, jetzt deckt man auch noch Politiker“)?

    Wie kann eine verantwortungsvolle Berichterstattung denn bei dieser Thematik überhaupt aussehen? Es wird immer davon geredet, was alles „falsch“ gelaufen sei, aber wie sieht denn das „Richtige“ aus? Vor allem in der schnellebigen Medienlandschaft von heute, in der die Gier nach brisanten Neuigkeiten groß und die Zeit für sorgfältige Recherche immer geringer wird?

  6. @Christian A.: Der BBC-Generaldirektor ist wohl auch Chefredakteur. Und notwendig wäre es im aktuellen Fall natürlich mindestens gewesen, den Beschuldigten mit den Vorfällen zu konfrontieren.

  7. Fabelhaft war gestern auch BBC News. Dort wurde zur vollen Stunde jeweils ein anderer Experte oder Kritiker befragt. Und irgendwann hat man auch ein Männlein eine Straßenumfrage machen lassen, in der u.a. auch Verschwörungstheoretiker zu Wort kamen und am Ende sogar gefragt wurde ob man noch gerne seine Rundfunkgebühr bezahlt.

  8. Am Umgang der BBC mit solchen Vorkommnissen können sich Frau Piel und die Herren Gniffke, Bellut und Theveßen mal eine Scheibe abschneiden!

  9. Lieber Stefan Niggemeier,

    vielen Dank fürs Posten des Links zum Radiointerview. Enorm interessant, weil ich mir gerade vorstelle, ob so etwas in Deutschland möglich wäre. Da redet sich ein Chefredakteur/Generaldirektor um Kopf und Kragen, stottert, man spürt förmlich, wie ihm heiß wird, und trotzdem dauert dies alles sagenhafte 15 Minuten! In Deutschland wäre so etwas nicht möglich. Da wäre das Gespräch schon nach einigen Minuten beleidigt abgebrochen worden (durch wen auch immer) und der Abbruch wäre dann wohl eher Gegenstand der darauf folgenden Medienberichterstattung, als vielmehr sein Inhalt.

    Und wen haben wir, den wir wirklich als investigativen „Radioreporter-Star“ bezeichnen können?
    Sollte das Interview Schausten/Deppendorf vs. Wulff wirklich der Höhepunkt einer solchen Interviewtechnik gewesen sein?

    Irgendwie habe ich das subjektive Gefühl, die Briten können dies besser, geduldiger und professioneller. Oder ich täusche mich und es war einfach der Notwendigkeit geschuldet, dass es endlich passieren musste, da die BBC die Ausstrahlung des damaligen Berichts von Meirion Jones im eigenen Haus verhindert hat und ihn stattdessen ITV gebracht hat.

    Wie sehen Sie dies, Stefan Niggemeier?

    Viele Grüße
    Christian E.

  10. Tatsächlich scheint wohl der angelsächsische Journalismus generell kritischer mit sich selbst (der Branche) und der eigenen Publikation umzugehen.
    Als ein New York Times Reporter vor Jahren ertappt wurde, über Jahre Geschichten erfunden und gefälscht zu haben, setzte die NYT mehrere eigene Top-Reporter auf die Fährte und recherchierte nach, entlarvte klagte (sich selbst) an. Auch die Washington Post tat ähnliches, als eine ihrer Starreporterinnen für Sozialreportagen in D.C. sogar den Pulitzer-Preis erhielt.
    „Selbstkasteiung“ mindestens Reue und Transparenz fehlen vielen deutschen Medien.

  11. „Irgendwie habe ich das subjektive Gefühl, die Briten können dies besser, geduldiger und professioneller.“

    Zur Ehrenrettung vieler Redakteurinnen und Redakteure in den Öffentlich-Rechtlichen: es gibt in Deutschland viele, die Ähnliches könnten. Sie wurden und werden aber kaltgestellt. Letztlich stinken die ÖR in Deutschland vom Kopf her. Die Aufsichtsgremien hierzulande sind verkommene Institutionen. Die obersten Führungspositionen in einem Sender werden nach politischer Zuverlässigkeit besetzt, die Pöstchen darunter nahezu ausschließlich nach Loyalitä, kaum bis gar nicht nach nach Kompetenz.

    Im Übrigen wäre das, was bei der BBC passiert ist, in einem kommerziellen Unternehmen überhaupt nicht denkbar.

  12. In Deutschland hacken sich die großen Medien nichtmal gegenseitig ein Auge aus. Da erwartet doch bitte niemand diese professionelle Form der Selbstkritik der BBC?

  13. … (Zusatz zu #12)… Eher springt die Süddeutsche noch der Bildzeitung bei. Uups… ist ja schon passiert. ;)

  14. @Christian A. #5: Konkret wäre der Vorwurf gewesen, wenn der Reporter dem Zeugen ein Foto des vermeintlich Beschuldigten gezeigt und gefragt hätte: „War’s der?“ Und der antwortet: „Ja, der war’s“. Das geschah aber offenbar nicht. Im Gegenteil: Wenn ein Foto gezeigt worden wäre, hätte der Zeuge wohl die Frage verneint.

  15. @S. Schwarzmeister:
    „Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass »Newsnight« im vergangenen Jahr eine Bericht über die Vorwürfe gegen den legendären BBC-Moderator Jimmy Savile aus dubiosen Gründen nicht ausgestrahlt hatte.“
    Quelle: Obiger Blogeintrag

  16. Es ist schon für einen Deutschen, der für die BBC arbeitet, verblüffend wie Deutsche die BBC Probleme werten und wie sie staunen …es gibt und gab NIE einen Zweifel, dass wir JournalistInnen in und für die BBC das so berichten wie z.B. über Syrien. DAS ist unser Job, hat mit Masochismus nichts zu tun und was ihm blühen könnte wusste auch der DG als er ins Radio 4 Today Studio ging. Und sorry er ist Editor- in-Chief und war mal Newsnight Editor ! Die Today Presenters sind berüchtigt dafür, diese Fragen zu stellen, die in der ARD oft unter den Tisch gekehrt werden. Hoffentlich haben einige deutsche Journos auch mal die TV Sendung mit Andrew Marr am Sonntag gesehen, als er den BBC Trust Chairman Lord Patten befragte. Über allem stehen in der BBC die Editorial guidelines.- Wer dagegen verstösst, geht ! Siehe Helen Boaden. There might be more to come ! Und noch etwas: viele KollegInnen haben wg. der Sparmassnahmen die BBC verlassen müssen und das ohne 450,000 Pfund Abfindung !

  17. @Udo Seiwert-Fauti: Dass das zum BBC-Ethos gehört, ist mir schon klar. Ich staune, weil es so ungewöhnlich ist in dieser Radikalität. Und ich finde es vorbildlich und bewundernswert.

    Aber wenn ich mir den Newsnight-Moderator am Freitagabend ansehe, finde ich den Gedanken an eine gewisse Schmerzlust, die eigene Katastrophe zu zelebrieren, auch nicht ganz abwegig.

  18. Der Moderator war keiner der üblichen Moderatoren wie z.B. Kirsty Wark oder Jeremy Paxman, sondern wurde aus einem anderen Bereich eingesetzt, auf Anweisung des DG. Kommentieren darf ich nicht, daher nur so viel: die BBC erhebt den Anspruch das weltbeste Newsangebot zu machen, das auf Vertrauen (trust) aufbaut . Der aktuelle Vorgang geht um diesen Punkt , daher die Reaktionen. BBC Journalisten nehmen Verlässlichkeit, Vertrauen, Professionalität sehr ernst. Was Mr Paxman meint und sagt , können alle hier nachlesen http://www.dailymail.co.uk/news/article-2231325/Jeremy-Paxman-Newsnight-anchor-lambasts-incompetents-cowards-BBC.html

  19. Ich würde mir sooo sehr mehr von dieser Haltung bei deutschen Medienvertretern wünschen. Die Reaktionen der ARD-Verantwortlichen auf die Kritik an der Jauch/Kachelmann-Sendung neulich fand ich schlimmer als die Sendung selbst. Ich kann jemandem eine schlappe Recherche verzeihen, aber die Öffentlichkeit mit der arroganten Nullantwort abzubügeln, man sei unerschütterlich davon überzeugt, alles richtig zu machen, zumal wenn man in öffentlichem Auftrag arbeitet und von öffentlichem Geld lebt, finde ich beleidigend. Das ist dann sozusagen nicht mehr nur fahrlässige, sondern vorsätzliche Pflichtvergessenheit. Und Raab kriegt jetzt von (fast) allen Seiten Flak, weil er nicht seriös sei, was immer das gemessen an Jauch-Standards sein soll. Pfui bah.

    (Sehr schön übrigens, wie Raab gestern sagte, er habe sich ja vorbereitet, und bei dem Wort „vorbereitet“ Anführungszeichen in die Luft setzte. Bei Jauch undenkbar, aber allem Anschein nach wäre es dort viel wahrer gewesen.)

  20. Also bitte: Der BBC passiert nicht irgend ein Fehler. Die BBC hat mit Savile so unfassbar gegen alles verstoßen, was im Journalismus wichtig ist. Wenn jetzt auch noch ein Kollege der BBC sich oben rühmt, dass sie ja so einen tollen Reinigungsprozeß haben, ist man gewillt, die Skandale der BBC in den letzten Jahren, die sich beileibe nicht nur auf Pädophilie etc. beschränken heraus zu zerren. Hier ist von einer ganzen Redaktion der selbstversätnldiche Standard der Täterkonfrontation nicht erfüllt worde. Das ist nicht ein Fehler. Das ist keine Schlamperei. Das ist ein System. Mir ist es schleierhaft, wie man die gerade erst beginnende Aufarbeitung der BBC feiern kann. Das ist ein verdammt kranker Haufen, eher an „Brazil“ erinnernd, als an ein House of Honour and Ethics. Ich kann mich an kaum einen vergleichbaren Skandal in Deutschland erinnern. Sollte so etwas passieren, wird es ähnlich gehen. Davon bin ich überzeugt. Vielleicht geht man nicht mit der Radikalität vor. Ich bin auch nicht sicher, ob das nicht schlicht eine Masche ist, um ein Opfer, einen Sündenbock zu haben. Mir geht dieser Verweis auf die dufte Aufarbeitung der englischen Kollegen schwer auf den Keks.

  21. „Ich kann mich an kaum einen vergleichbaren Skandal in Deutschland erinnern. Sollte so etwas passieren, wird es ähnlich gehen. Davon bin ich überzeugt.“

    Martin (19), ich mag es, wenn Menschen so sehr ans Gute glauben. Wirklich.

  22. @19: Jetzt bin ich doch erleichtert ob der klugen Worte. @ die anderen Diskutanden: Glaubt ihr ernsthaft – gesetzt den Fall – Dalli-Dalli-Rosenthal hätte sich an Jungens vergangen, dass also darüber kein ÖR-Sender berichten würde? Das ist doch absurd.

  23. Meine Überzeugung entspringt weniger einer Gutgläubigkeit, als vielmehr einer Erfahrung im Geschäft selbst. Ein Beitrag aus dem eigenen Haus zurückhalten? Macht hier keiner, weil keiner dichthält. Unsauberes Arbeiten, schlampige Recherche und Hetzjagden – das ist alles drin. Aber einen alten Star, aus was fuer Gruenden auch immer, nicht hinzurichten, das lässt sich keiner entgehen

  24. @Martin:

    Das ist nicht ein Fehler. Das ist keine Schlamperei. Das ist ein System.

    Das ist bloße dahinbehauptet. Es ist ein Skandal, ja, aber ein System?

    Aber einen alten Star, aus was fuer Gruenden auch immer, nicht hinzurichten, das lässt sich keiner entgehen

    Ahem. Die BBC hat es sich „entgehen“ lassen. Das war ja das Schlimme.

  25. @daste: Das ist die einzige Alternative, die Ihnen einfällt? Entweder so radikal wie die BBC oder gar nicht?

    Natürlich würden und müssten ARD und ZDF in ähnlicher Situation berichten. Aber den obersten Chef in dieser Art und Weise zum Rücktritt drängen, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich wüsste auch gar nicht, welcher Journalist das tun sollte.

    Ich will das Verhalten der BBC gar nicht verklären. Nicht nur, was die Skandale selbst angeht, auch was den Umgang damit angeht. Vgl. den Ausschnitt aus „Newsnight“: Keiner der BBC-Verantwortlichen wollte vor die Kamera. Auch der verantwortliche Redaktionsleiter beim Savile-Skandal kniff. Da gibt es nicht nur gravierende Versäumnisse, in dem Laden, sondern auch feige Verantwortliche. Aber da gibt es eben auch diese Journalisten, die das im Programm schonungslos anprangern.

  26. „Ein Beitrag aus dem eigenen Haus zurückhalten? Macht hier keiner, weil keiner dichthält.“

    Martin (23), ich weiß ja nicht, wo Sie ihre Erfahrungen gesammelt haben. Aber es ist schön zu wissen, dass es sie noch gibt, die Insel der Seligen. Vielleicht kann man da mal altgediente deutsche Journalisten zur Kur hinschicken.

  27. @stefan die bbc zehrt schon zu lange von ihrem nimbus des scheinbaren qualitätsjournalismus. Die massiven Fehler der Vergangenheit im Fall Savile wurden ja nicht von einer Handvoll Journalisten ‚gedeckt‘, sondern von Dutzenden – und das über Jahre. Das ist systemisch. Savile war ein exzentrischer Säulenheiliger. Den pisste man nicht an. Anders den Tory, weil es ins Bild passte. Aehnlich lief es mit den angeblichen Geheimpapueren zum Irak während der Irakkrise oder zu mehreren Beiträgen im Nahen Osten. Zum ‚entgehen lassen‘ : es bezog sich auf hiesige Medien, die sich das ja wohl entgehen lassen würden, so die Meinung vorheriger Diskutanten. siehe 21 Nur mal so: das spitze ‚Ahem‘ ist fad.

  28. @27 klar, hunderte Beiträge schlummern in der Assevatenkammer des Lerchenbergs und anderer Anstalten. Guter, alter Verschwörungsmief

  29. Nee, schlummern tut da wenig. In der Regel wird ein Thema vor der Fertigstellung erstickt – so, wie es ja auch innerhalb der BBC geschehen ist. Aber das wissen Sie ja.

  30. Savile hat in den letzten Jahrzehnten sehr offen über das gesprochen, was er tat, teilweise auch in seiner Autobiographie. Wenn die Zuständigen dann wegschauen und es für „eigenwilligen Humor“ halten-das ist der Skandal.

  31. Dass Savile sein Unwesen jahrzehntelang treiben konnte, ist eine Schande. Glaube aber nicht, dass es in der BBC ein „System“ gab/gibt, pädophile Stars zu schützen. Dass Entwistle darüber jetzt nach nichtmal 2 Monaten stolpert, hilft der Sache meines Erachtens auch nicht. Er hätte sich im Radio nicht so vorführen lassen sollen, sondern eine grundlegende Aufarbeitung organisieren sollen.
    Andererseits kommt mir die Verklärung der Beeb aus deutscher Sicht auch immer merkwürdig vor. Mein Eindruck aus längerem Englandaufenthalt ist, dass es dort jede Menge Mediokres neben exzellentem Journalismus gibt, wie in Deutschland. Und die ohne Zweifel große Kompetenz vieler BBC-Leute ist nicht selten gepaart mit Arroganz. So hat auch dieses Entwistle-Interview für mich durchaus den Geschmack von „jetzt“ zeigen wir den Leuten mal, wie man eine DG auseinander nimmt. Naja.

  32. @Stefan

    Zwei Fragen stellen sich mir?

    1.) Wußtest Du beim Schreiben schon von der 450.000 Pfund Abfindung?

    2.) Wenn nein. Würdest Du den Artikel mit dieser Information nochmal genau so schreiben?

  33. Das Verhalten deutscher Medien (eben nicht nur der öffentlich-rechtlichen), wenn es um Berichterstattung in eigener Sache geht, illustriert gerade sehr schön der Fall FR-Insolvenz: Die einzigen relevanten deutschen Medium, in deren online-Auftritten die Angelegenheit mit keiner Silbe erwähnt wird, sind FR und Berliner Zeitung.

  34. Die schonungslose Offenlegung der gegenwärtigen Skandale war auch aus einem anderen Grund das Klügste, das die BBC gegen die damit verbundene Glaubwürdigkeitskrise unternehmen konnte.

    Die BBC steht schon seit Jahrzehnten unser massiven Beschuss der herrschenden Torys, denen die unabhängige Berichterstattung des Senders ein ständiger Dorn im Auge ist. Sie haben dem Sender mit immer neuen Sparauflagen (man kann schon von Schikanen reden) zugesetzt und würden ihn am liebsten ganz privatisieren.

  35. Mal eine Expertenfrage an alle Brit-Kenner, was ich mich seit Tagen frage: Wofür stehen diese seltsamen hässlichen Pins, die bei der BBC alle am Revers haben?

  36. @41. ich meinte eine stilisierte Apfelhälfte und darauf einen Wolkenkratzer erkannt zu haben, als Symbol für Big Apple und Solidarität mit den aktuellen Hurrikanopfern.

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