Sven Lorig

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Der Plan war, über Sven Lorig zu schreiben, einen der Nachfolger Jörg Pilawas am ARD-Show-Fließband, was, zugegeben, angesichts der Schlafhormone, die er verströmt, ein gewagter Plan war, aber immerhin nicht ganz unmöglich erschien. Doch dann war in der „großen ARD-Weltreise“, die Lorig nun moderiert, auch noch Jens Riewa als Kandidat zu Gast, der erzählte, dass er immer seine Nachtischlampe in den Urlaub mitnimmt, weil die so schönes rotes Licht macht, und vor lauter Langewwwww

Die neue BBC-Serie „Mongrels“ beginnt damit, dass die Katze Marion ihrer betagten Besitzerin erzählt, wie sehr sie sie mag. Dann fällt die Frau über ein Wollknäuel und fällt die Treppe hinunter, und in der nächsten Szene sehen wir, wie Marion versucht, sie durch Maul-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. „Gib’s auf, das wird nichts mehr“, sagt eine Katze neben ihr. „Das weißt du nicht, du bist kein Arzt.“ – „Aber es sind jetzt vier Monate!“ Marion lässt ab von der Frau, die anderen Tiere machen sich über die Leiche her, und der Zuschauer hat keinen Zweifel mehr, dass dies keine normale Puppenserie ist. „Mongrels“ läuft erst um 22.30 Uhr auf dem schmutzig-kleinen Digitalkanal BBC Three und überschreitet in den Geschichten über Marion, zwei Füchse, eine eitle Afghanische Windhündin und eine gewalttätige Taube in London fast alle Grenzen. Weder echte Serienkiller noch Anne Frank sind als Themen für Anspielungen tabu, und so unglaublich geschmacklos die Witze sind: Sie sind lustig.

Die Charaktere schillern clever zwischen menschlichen Verhaltensweisen und den unüberwindlichen Einschränkungen eines Tieres und erzählen typische Dramen moderner Großstädter: Wie das von dem Fuchs, der sich auf Facebook als Mensch ausgibt und so in eine Frau verliebt, die sich beim ersten Date aber als Huhn herausstellt, was sich langfristig trotz aller gemeinsamen Interessen als ein unüberwindliches Hindernis erweist. (Am Ende verliert das Huhn seinen Kopf, aber nur, weil es den Fuchs, nachdem er aus der Mikrowelle flüchten konnte, mit dem Tranchiermesser angegriffen hat.)

„Mongrels“ sprüht vor Originalität und Lust an der Provokation. Wäre es nicht schön, wenn sowas im deutschen Fernsehen wenigstens denkbar wäre?