Wolfram Kons

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Wie viele Männer mögen da zu Hause rote Flecken im Gesicht bekommen haben vor Erregung, als sie das gesehen haben: Der berühmte wehende Rock! Die Monroe! Gebaut aus Dominosteinen! Geil.

Ja, so schmerzfrei muß man als Kommentator erst mal sein, an dieser Stelle am Mikrofon tatsächlich sexuelle Ekstase zu spielen. Und Uli Potofski und Wolfram Kons, die für RTL am Freitag den „Domino Day“ kommentierten, taten pflichtbewußt so, als würden sie zu Hause sonst aus Legofiguren Pornos bauen.

Der jährliche Weltrekord im Steine-Umfallen-Lassen ist einer der bizarrsten Fernseherfolge – der achten Ausgabe sahen sieben Millionen Menschen zu. Und für Wolfram Kons ist es sichtbar ein Tag wie Weihnachten, Geburtstag und Silvester zusammen. Kons moderiert seit ungefähr 100 Jahren die Frühnachrichten auf RTL. Aber einmal im Jahr, am Domino Day, da darf er im „Domino-Rausch“ zeigen, was er nicht kann. Das Niveau des Gefrozzels, das er mit Potofski nun über mehrere Stunden veranstaltet, etabliert er früh mit dem Satz: „Uli freut sich auf die Musik der 20er Jahre, da war er gerade durch die Pubertät.“ Dann legt er los: „Sie bleiben fröhlich, sie bleiben froh, die Steine fallen sowieso.“ Zu einer Oktoberfestszene fällt ihm ein: „Hopfen und Malz / erleichtern die Balz.“ Von Xavier Naidoo läßt er sich inspirieren zu: „Dieser Weg ist dominosteinig und schwer.“ Weil ein Mädchen schweißnasse Hände hat: „An dir möcht ich ewig kleben, denn du versüßt mein Dominoleben.“ Als eine Steine-Aufbauer ein Mädchen in den Arm nimmt: „Bauer sucht Frau.“ Ganz ohne Anlaß: „Sind die Bauer fleißig schlau, interessiert das keine Sau? – Doch!“ Und was ist der Mensch, der das Spekakel organisiert? Nicht nur ein großer Motivator, sondern auch ein… na? Richtig: „Dominator“.

Abrupt brach RTL die Live-Sendung ab, vor der Verabschiedung, dem Abspann – es war noch nicht einmal die Rekord-Steinzahl vorgelesen. Entweder war das ein weiterer Teil der aktuell von den Sendern gemeinsam veranstalteten Tests der Leidensfähigkeit der Zuschauer. Oder einer der Techniker konnte das Gesabbel einfach nicht mehr ertragen.

Vielleicht hat aber auch nur jemand die Kalauerpolizei gerufen.

5 Replies to “Wolfram Kons”

  1. Bizarr fand ich den Erfolg des Dominoday bisher auch – bis ich Freitag abend nach einer anstrengenden mehrstündigen Zugfahrt von meiner vor dem auf RTL eingestellten TV begrüßt wurde und das abrupte Ende des Spektakels miterleben musste.
    Meine Mutti fand das spannend – die „lustigen“ Kommentare hat sie einfach überhört. Ich glaub, die Leute blenden das Blahblah aus…
    Erstaunlich fand ich, wie gut man auf einmal die schlimme Frauke L. finden musste – im Kontrast zu Ulli P. und Wolfram K. Sie wirkte so professionell im Vergleich zu den anderen…

  2. […] Zum Beispiel wollte ich über die tolle Show mit den Dominos von RTL schreiben, aber ausser ein Kopfschütteln fiel mir nicht ein. Ich denke Stefan hat es so ganz gut getroffen. Diese dämlichen Kommentare und dann noch der tolle Abgang am Schluss. Also da hatte ich schon bessere *grins* […]

Comments are closed.