„Pofalla ist auf jeden Fall dabei“ und weitere Informationen aus gut informierten Kreisen

„Spiegel“-Leser waren natürlich nicht die einzigen, für die die Besetzung des neuen Kabinetts besondere Überraschungen enthielt:

„Huffington Post Deutschland“, 6. November 2013:

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel wird nicht als Minister in eine schwarz-rote Bundesregierung eintreten. Das erfuhr die Huffington Post Deutschland am Rande der Koalitionsverhandlungen aus gut informierten Kreisen in Berlin. Gabriel soll künftig als „Supermann“ der SPD nicht nur die Partei, sondern auch die Bundestagsfraktion führen.

„Berliner Zeitung“, 28. November 2013:

Ronald Pofalla, 55, wird im Kabinett bleiben – hätte aber gern einen anderen Posten als Chef des Kanzleramtes. Er könnte Wirtschaftsminister werden.

„Welt“, 29. November 2013:

Die CSU wird auch künftig Peter Ramsauer als Bundesverkehrsminister in das neue Bundeskabinett schicken. Auch Hans-Peter Friedrich (CSU) behält sein Amt als Innenminister.

Wie die „Welt“ aus CSU-Kreisen erfuhr, ist die Entscheidung darüber gefallen.

„Focus“, 2. Dezember 2013:

Das Innenministerium soll weiterhin CSU-Mann Hans-Peter Friedrich leiten, das Ressort Justiz ginge dann an Thomas Oppermann von der SPD. Thomas de Maiziere (CDU) bleibt Verteidigungsminister. Ursula von der Leyen müsste für die CDU das ungeliebte Gesundheitsministerium übernehmen, während Manuela Schwesig von der SPD das Familienressort erhielte. Gute Chancen, Verkehrsminister zu bleiben, hat auch CSU-Mann Peter Ramsauer. Aufsteigen wird CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt; er wird als neuer Landwirtschafts- oder Forschungsminister gehandelt — wenn Amtsinhaberin Johanna Wanka einen Wechsel als Staatsministerin für Kultur akzeptiert. (…) Der jetzige Kanzleramtschef Ronald Pofalla ist auf jeden Fall dabei — ob in alter Funktion oder auf neuem Posten, etwa im Verbraucherschutzministerium.

Nachtrag, 16:50 Uhr. „Cicero Online“, undatiert:

Cicero Online enthüllt: Offiziell ist sie noch ein Geheimnis, doch tatsächlich steht die Kabinettsliste der Großen Koalition längst. Nur eine Personalentscheidung ist dem Vernehmen nach noch offen. Die nächste Bundesregierung, exklusiv für alle SPD-Mitglieder, die noch eine Entscheidungshilfe brauchen.

Frauenquote ist bei der SPD ein Gesetz. Deshalb wird Barbara Hendricks Entwicklungshilfeministerin.

Bildung und Forschung bekommen ein neues Gesicht: Julia Klöckner.

Die CSU schickt als Innenminister einen alten Bekannten ins Rennen: Hans-Peter Friedrich bleibt — mangels personeller Alternative!

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Für Alexander Dobrindt der Lohn für treue Dienste als CSU-Generalsekretär.

Minister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Peter Ramsauer bleibt, muss die PKW-Maut ausbaden.

Thomas Oppermann gilt als neuer starker Mann in der SPD und große Nachwuchshoffnung. Er wird Justizminister. Sollte er sich allerdings doch noch entschließen, Fraktionsvorsitzender zu werden, dann steht für das Kabinett schon eine alte Bekannte bereit….

….Brigitte Zypries.

Den Rest des Kabinetts kennen Sie schon: Muttis Bester Peter Atmaier bleibt Umweltminister, nur für die Energiewende wird er nicht mehr zuständig sein.

Verteidigungsminister bleibt Thomas de Maizière (CDU), trotz Drohnen-Affäre.

Der ewig junge Ronald Pofalla wäre gerne ins Arbeitsministerium gewechselt, aber da ist für ihn kein Platz. Also bleibt er Chef des Bundeskanzleramtes und Ausputzer der Kanzlerin.

Gesundheitsministerin: Ein anderer Job blieb für die Christdemokratin Ursula von der Leyen nicht übrig.

(via Henning Kornfeld, Matthias Daniel)

23 Replies to “„Pofalla ist auf jeden Fall dabei“ und weitere Informationen aus gut informierten Kreisen”

  1. Eigentlich doch ganz schön zu sehen, dass es noch ein Rest an Distanz zwischen Politik und Politikjournalismus geben muss.

  2. Also zumindest beim Focus wurde sich doch mit „soll“ und „ginge“ in das Reich der Spekulation herübergerettet, oder sehe ich das falsch?

  3. Da sieht man schön den Unterschied zwischen ‚Gut geraten‘ und ‚Schlecht geraten‘.
    Die sind also ‚Schlecht geraten‘.. also die Meldungen..

    Macht ja aber eh kaum einen Unterschied .. ich kann die Leuts nur schwer auseinander halten. Das geht höchstens noch an ihren Unarten und nicht an dem was ich glaube glauben zu dürfen was sie erreichen wollen.

  4. Finde die größte Sensation ja die Cicero-„Nachwuchshoffnung“ Thomas Oppermann. Der Mann wird im April 60.

  5. Hätte nie gedacht, dass ich das mal von mir geben würde, aber das macht ja jetzt doch den Eindruck, als hätte die Politik noch mehr Grips als der Journalismus. Im Vergleich zu diesen Spekulationen ist das Kabinett-Roulette ja noch glimpflich abgelaufen…

  6. Ganz interessant finde ich, dass man definitiv im Vorfeld nicht raten konnte, da Kompetenzen heute gar keine Rolle mehr spielen.
    Die Politiker wollen irgendwie nur Macht, egal wie. Irgendein Posten, egal, ob der „einem liegt“ oder nicht.
    Schlimm finde ich, dass mir persönlich mittlerweile so viele Politiker unsympathisch sind, weil sie auf ihrem Posten Entscheidungen treffen die weit von der Realität und von der Mehrheit der Bürger entfernt sind (imho).
    Eigentlich müsste es mehr Politiker geben, die mit den Alltagsproblemen zu tun haben. Die keine 8000 Euro monatlich brutto haben, sondern 2500. Die in der gesetzlichen Krankenversicherung sind, die im Aldi oder Lidl einkaufen gehen, mit ihrem Passat Kombi oder Dacia Logan. Politiker, die Online einkaufen und Probleme bei Sepa im Vorfeld erkannt hätten. Ich könnte das lange so weiter führen. Fakt ist, das ein Großteil der deutschen Bevölkerung den derzeitigen Politikern das Vertrauen entgegenbringt, was ich persönlich nicht tue. Vielleicht liegt es am Alter… keine Ahnung.

  7. @Patrick Delor:

    Das ist ja alles ganz richtig, was Sie sagen, aber:

    Wenn Sie zu den „normalen“ Bürger gehören, gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran und in die Politik.
    Ich höre dauernd, dass über „die da oben“ (oft natürlich zu Recht) gemotzt wird, aber wenn man dann fragt, ob derjenige sich politisch engagiert, kommt so etwas wie: „Ich kann ja eh nix ändern“. Wenn die alteingesessenen Politiker keine Konkurrenz spüren, ist es ja kein Wunder. Auch eine Merkel oder ein Gabriel haben mal politisch ganz unten angefangen.

  8. @9
    ganz im Gegenteil, bei fehlender Kompetenz bleibt nur noch raten. Und genau das haben die Leerzeichenersetzer getan.

  9. @ Thomas K.

    Ist leider nicht jedermanns Sache sich durch Jahrzehnte Vereinsmeierei und Clübbchenwirtschaft irgendwohin zu kämpfen wo man dann nach Lust und Laune Amok labern darf. Ich habs probiert (ich red‘ so gerne) und kann da nur dringend von abraten !
    Aber wenn das wirklich ein Beruf ist, das Politikersein : wo bleibt denn da die Qualitätskontrolle. Wenn mir ein Metzger Wurst herstellt die ich nicht essen mag, dann wechsel ich doch auch den Metzger und gehe nicht zur Hausschlachtung über.

  10. Naja, immerhin haben die Journalisten allesamt richtig vorhergesagt, dass Merkel Kanzlerin bleibt. Das hätte Stefan Niggemeier fairerweise würdigen müssen. So ist das eine völlig tendenziöse Darstellung ;)

  11. Naja, offenbar sind die gut informierten Kreise nicht immer sooo gut informiert – eigentlich ganz beruhigend. Warum sollte das im Bereich Politik anders sein als in anderen Bereichen. Merkt man halt immer wenn’s so offensichtlich ist oder wenn es um Themen geht von denen man selbst Ahnung hat.

    @Patrick Delor:
    Ich bin von diesem Kabinett sehr positiv überrascht.
    So viele Besetzungen nach Kenntnis hat es selten gegeben. Man kann z.B. über Frau Schwesig oder Frau Nahles viel schlechtes sagen, aber nicht das sie in den Bereichen, die sie jetzt übernehmen keine Ahnung haben.
    de Maiziere, Steinmeier, Schäuble, Wanka hatten ihre Ministerien schon vorher (mal).
    Gabriel ist mindestens mit Teilaspekten seiner neuen Aufgaben vertraut.

    Im übrigen muss der Vorstandsvorsitzende der Allianz auch nicht zwingend Versicherungsvertreter sein…

  12. Nein, der muss kein Versicherungsvertreter sein aber das hilft schon vom Fach zu sein :-)
    Etwa so wie bei UPS wo mans im Management leichter hat wenn man mal zugestellt hat :das hilft wohl die Konsequenzen der Entscheidungen besser einzuschätzen

  13. Der Cicero Online Artikel erinnert mich an die lustigen Berichte über die Zuverlässigkeit von Langzeit-Wetterprognosen in diesem Blog.
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/der-wetter-astrologe/
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/der-wetter-astrologe-2/

    Vielleicht wendet der Cicero jetzt exklusiv neueste meteorologische Datenmodelle auch auf die politische Berichterstattung an. Mit entsprechenden Trefferquoten.

    Demnächst ebenfalls bei Cicero & Co.: Deutschland wird garantiert Fußballweltmeister 2014, sagen gut informierte Kreise rund um Jogi Löw. Oder auch garantiert nicht. Egal. Hoffentlich merkt hinterher keiner, dass wir mal wieder nur wild spekuliert haben.

  14. […] Aber dies ist ein wunderbarer Anlass, um wieder einmal von der wichtigeren und für Redaktionen schmerzvolleren Debatte abzulenken: Warum glauben die Menschen eher einem Satire-Blog als der “Saarbrücker Zeitung”? Sind die alle dumm (woran die Redakteure der Nation schon länger glauben)? Oder ist dieses Verhalten nicht eine gelernte Schlussfolgerung aus dem Medienkonsum der vergangenen 15 Jahre? Haben sie sich vielleicht gemerkt, dass die Medien, die nun Pofalla zur Bahn schieben ihn vor einigen Wochen als definitives Mitglied der neuen Regierung auswiesen? […]

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