Noch Fragen?

Kann jemand den Leuten von „Spiegel Online“ die Drogen wegnehmen?

Oder wiedergeben?

Kann da wenigstens mal jemand in der Redaktion vorbeifahren und die Latten am Zaun zählen?

Wie verzweifelt muss man sein, eine Artikelattrappe mit Fragen zum Coming-Out von Thomas Hitzlsperger zu veröffentlichen, ohne über die Antworten nachgedacht zu haben oder wenigstens über die Fragen?

War gestern Abend die vorgegebene Mindestzahl an zu veröffentlichenden Artikeln noch nicht erfüllt? War die Klickzahl noch nicht voll, aber der Kopf schon leer?

Warum ziert die Sportredaktion von „Spiegel Online“ sich, „schwul“ zu schreiben?

Wenn die Sportredaktion von „Spiegel Online“ fragt, warum sie sich ziert, „schwul“ zu schreiben, fragt sie das uns?

Wie kommt „Spiegel Online“ darauf, dass Hitzlsperger über sein „Sexualleben“ gesprochen hat?

Wenn die Redakteure von „Spiegel Online“ fragen, ob ein Interview mit Hitzlsperger allein nicht ausgereicht hätte und ob es unbedingt auch noch ein Videostream dazu sein musste, haben sie dann mal auf die Seite geguckt, für die sie schreiben? Oder ihren Arbeitgeber gefragt?

Wäre es falsch, diesen Text einen journalistischen Offenbarungseid zu nennen? Oder wenigstens eine öffentliche Kapitulation?

Handelt es sich womöglich um einen stillen Hilfeschrei der Redaktion, einen halb verklausulierten Protest gegen das Leben und Arbeiten in diesem Hamsterrad, in dem ununterbrochen neue Artikel, Klickstrecken, Eilmeldungen produziert werden müssen, ganz egal ob etwas passiert ist oder jemand schon zum Nachdenken gekommen ist?

Wer ist eigentlich gerade Chef da? Rüdiger Ditz? Wolfgang Büchner? Weiß die Redaktion die Antwort auf die Frage?

Reichen diese Fragen oder müssten es noch ein paar mehr werden?

Hallo?

91 Replies to “Noch Fragen?”

  1. Wenn sie den Schwulen eine Plattform bieten wollen – lasst sie. Es versteckt sich vielleicht auch ein ebensolcher Journalist dahinter. Ich muss kotzen.

  2. @Eric

    Was ich ja noch schlimmer finde, wenn Schwule Blogs als Plattform nutzen. Das finde ich widerlich.

  3. Jaha, aber was meinte Erik. (Ich frage für einen Freund mit Heugabel und Fackel in der Hand.)

  4. Gerade die Reaktionen aus den Sportredaktionen und beim DFB zeigen, wie notwendig Hitzlspergers Schritt ist, und lassen erahnen, mit wie viel Dämlichkeit sich Fußballer tagtäglich konfrontiert sehen.

    Der 11 FREUNDE war es in ihrem verdrucksten Kommentar am allerwichtigsten, herauszustellen, dass man bereits vor Tagen über Hitzlspergers Schritt informiert gewesen sei, um dann nahtlos eine Dramaturgie zu stricken, in der Hitzlsperger ja schon immer anders als die anderen war. Oliver Bierhoff, für den es offenbar immer noch schlimm ist, mit dem Thema überhaupt in Verbindung gebracht zu werden, hat die Feststellung oberste Priorität, von all dem nichts gewusst zu haben. Zu allem Überfluss sagt er Hitzlsperger dann auch noch alle erdenkliche Unterstützung zu, als wäre er nicht schwul, sondern schwer krank. Und beim Blick in den heutigen Print-KICKER schämt man sich vor lauter unreflektierter Dummheit einfach nur noch fremd und wundert sich, wer da als Chefredakteur ein vermeintlich seriöses Blatt verantworten soll.

    Für Hitzlsperger, der sich ja schon sein ganzes Leben mit diesen Leuten auseinandersetzen muss, wird wenig davon überraschend sein. Schon allein deshalb gebührt ihm — und der abgeklärten, seriösen und bestimmten Art, mit der er das Thema angeht — allergrößter Respekt.

  5. „Warum hat das Sexualleben von Menschen – egal ob prominent oder nicht – überhaupt einen Nachrichtenwert?“

    Das ist die verquere Argumentation von Menschen, die nichts aber auch gar nichts verstanden haben. Die gleiche Sülze musste ich mir gestern im sonst sehr hörenswerten WDR5 „Politikum“ anhören. „Warum ist es wichtig, was ein Herr Hitzelsperger im Bett macht?“. Also ich weiß das bis heute nicht, nur das er mit einem Mann zusammen lebt und das nicht länger verheimlichen möchte. Damit sagt er so viel über sein Sexualleben wie ein Foto meiner Tochter auf dem Schreibtisch.

  6. Genau solche Artikel trieben mich dazu, Spiegel Online nicht mehr zu lesen. Und das funktioniert schon seit einem Jahr ziemlich gut. Es gibt bessere Nachrichtenquellen im Netz.

  7. Diese öffentlich ausgewalzten „Homo-Geschichten“ sind meiner Meinung nach so oder eh höchst peinlich. Dabei meine ich „ausdrücklichst“ nicht das Bekenntnis, sondern eher die scheinbar notwendige Hysterie darum.
    Eine Gesellschaft, die sich derart daran aufziehen kann, ob oder das der eine oder andere egal in welchem Bereich oder Genre tätig, homosexuell ist oder sein könnte, zeigt doch nur wie plump und kindlich mit dem Thema Sexualität (speziell Homosexualität) umgegangen wird.

    Konkrete Beispiele für den minderbemittelten Umgang mit diesem Thema in den Medien hat Marc-Oliver ja bereits genannt.

    Ich bin nur froh für Herr Hitzlsperger, dass er nicht mehr aktiv spielt, da ihm sein „Coming out“ (meiner Meinung nach) bei einer aktiven Karriere umgegrätscht hätte. Egal was der DFB, die Liga oder andere Funktionäre gesagt hätten; diese Unsicherheiten zum Thema, dieses dümmliche „Ich-habe-mir-fast-sowas-gedacht“, dieses „Der-klopft-mir-auf-die-Schulter,-will-er-nun-was-von-mir?“, dieses „Ist-Homosexualität-ansteckend?“ hätte ihm jedes weiterkommen verbaut.

    Das ist traurig und peinlich – fast schon lachhaft, wenn es nicht so blöd wäre.

  8. @Marc-Oliver: „Zu allem Überfluss sagt er Hitzlsperger dann auch noch alle erdenkliche Unterstützung zu, als wäre er nicht schwul, sondern schwer krank.“
    Kann er in einem homophoben Umfeld wie es der Fußball zu sein scheint Unterstützung nicht gebrauchen?
    Außerdem würde ich das Solidaritätsbekundung werten…

  9. @Daniel: „Außerdem würde ich das Solidaritätsbekundung werten…“

    Es soll natürlich eine sein, und ich hätte das bei den meisten wohl auch so gewertet. Aber im Kontext von Bierhoffs Vorgeschichte zum Thema „schwule Fußballer“ (Stichwort: TATORT) hat es einen schalen Beigeschmack. Für mich steht die damals offenbar gewordene Denke dieses Mannes exemplarisch für vieles, was im Fußball bei dem Thema falschläuft.

    Vielleicht hat er ja dazugelernt, aber der erste Teil seines Statements von gestern lässt das nicht vermuten. Da steht die Berührungsangst mit dem Thema immer noch an erster Stelle.

  10. Da muss niemand die Latten am Zaun zählen und es ist auch egal wer da gerade den Häuptling gibt. Es geht nur darum die weißen Stellen zwischen der Werbung mit irgendwelchem Schwachsinn zu füllen. Das funktioniert und der Spiegel ist fertig.

    Das ist Journalismus 2014.

    Kein Grund zur Aufregung. Alles bleibt gut.

  11. Mein Favorit: „Warum scheint die korrekte Wortwahl beim Thema Homosexualität so viel wichtiger zu sein als in anderen Bereichen?“ Geradezu herrlich dumm.

  12. Das mit dem „Sexualleben“ hat mich auch irritiert. Als ob er über darüber Auskunft gegeben hätte wann and wo er wie sex hatte. Schade übrigens dass das ganze offenbar noch als „mutig“ gelobt werden muss, ist der Fußball ein Jahrhundert hinter dem Rest der Gesellschaft??

  13. Ich möchte SPON fast in Schutz nehmen, sie haben doch „nur“ jeden absolut noch so dämlichen Gedankengang aufgeschrieben, den das Deutsche Volk bei der Nachricht wohl hatte.

    Mich wundert das nicht, ist diese Quelle was den Intelligenzgehalt der „Artikel“ angeht doch direkt neben Bild online verordnet. Spätestens seitdem da Leute von Bild online angeheuert haben.

    Von daher – passt doch. Das muss so dämlich. Sonst wird die Leserschaft verprellt.

  14. @Bernadette:
    Einerseits ist es gut für Hitzlsperger, dass er nicht mehr spielt (allerdings hätte er, würde er noch spielen – denn 31 ist im Fußball noch lange kein Rentenalter, trotz der allgemeinen Dogmen -, damit garantiert weiter hinter dem Berg gehalten, aus exakt dem Grund, den Sie benannt haben).

    Die Kehrseite der Medaille ist, dass der deutsche Profifußball wahrscheinlich genau diesen einen Spieler braucht, der noch aktiv ist, der Stammspieler ist und der die ganze dreckige Kehrseite seiner sexuellen Orientierung im Fußballbetrieb zu spüren bekommen muss, damit er als eindeutiges – und mit Wiedererkennungswert für weitere Fälle – schlechtes Beispiel für den Umgang von DFB, DFL und Vereinen mit einer Problematik, die eigentlich weder eine ist noch sein sollte, dienen kann. Daran wird die Offenbarung Hitzlspergers nichts ändern.

    Es hat ja auch die Affenlaute gegen farbige Spieler wie Souleyman Sané oder Bachirou Salou geben müssen, bis ein gewisser Eindämmungsgrad an Rassismus im Stadion erreicht war, von dem man Mitte der 90er nicht zu träumen gewagt hätte (was nichts daran ändert, dass der aktuelle Stand noch immer zu viel ist, aber es war eben auch schon wesentlich schlimmer).

  15. Was ist denn überhaupt passiert?

    Ein bestens versorgter Frührentner kriegt endlich den Mund auf, nachdem er nichts mehr zu verlieren hat, und vermittelt gleichzeitig allen jüngeren Schwulen im Fußball, dass die aktive Zeit kein „guter Moment“ für ein Coming-Out ist.

    Anschließend gebärdet sich alle Welt – Regierung und Presse inbegriffen – als sei Jesus persönlich in der Sportschau erschienen.

    Dass der Spiegel das auf seine bewährte Art ausschlachtet, dürfte wohl niemand überraschen und Stefan Niggemeier erst recht nicht.

  16. Das Problem ist. Schwule Fußballer haben keine Spielerfrauen über die die Boulevardpresse ausgiebig berichten kann. ;)

  17. @ 24: Es gibt durchaus eine Menge Gerüchte – besonders unter Sportjournalisten – die genau das heftigst bezweifeln würden. Da gibt es angeblich durchaus eine ganze Menge an Spielerfrauen über die berichtet werden könnte.

  18. Halb-OT: Wer mal richtig schlechte Laune kriegen will, dem sei zu diesem Thema die Lektüre der Userkommentare auf faz.net empfohlen.

  19. Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Ist doch äußerst geschickt, sich bei einem Thema, zu dem man offensichtlich keine eindeutige Stellung beziehen will, mit einem Fragenkatalog aus der Affäre zu ziehen. So muss man gar keine Aussagen treffen, sondern kann sich bei eventuellen Nachfragen hinter Eventualitäten verstecken. War ja nur ne Frage! Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass Journalismus auch ab und zu aus Aussagen bestehen sollte. Aber das machen wir dann wieder, wenns um ein uns weniger unangenehmes Thema geht, gell?

  20. zu Susanne /#26:
    „Und je prominenter das Geschlechtsorgan ist…“

    es ist nicht hitzlspergers problem, dass Sie jetzt an geschlechtsorgane denken.

  21. Der Satz „Es gibt im Profifussball keine offene Homosexualität“, wie er auch in H.s Videobotschaft mehrfach in verschiedenen Variationen vorkommt, stimmt nicht. Es gibt sie sehr wohl. Bei einer Spezies, die dem Profifussball vielleicht noch ein kleines bisschen ferner ist als Schwule: Frauen.
    Die Diskussion wird so geführt, als gäbe es diese gar nicht, als wären sowohl Fussball als auch Homosexualität Themen, die per se nur Männer betreffen können. Es gibt aber Frauenfussball, und Frauen, die Profifussballerinnen sind, heiraten ständig ihre Lebensgefährtinnen.
    Keine Ahnung, was das jetzt über diese ganze Debatte aussagt, aber es liegt mir seit diesem Coming-out-Zirkus auf dem Herzen.

  22. @28: fast alle Kommentare auf faz.net sind soweit ok. Da kann man hier bisweilen Schlimmeres lesen.

    Und zu den Spiegel-Fragen. Das sind eben die, die sich die meisten stellen. Kann man journalistisch so machen. Kein Glanzlicht, aber akzeptabel.

  23. Wenn ich Spiegel-Chef wäre (Gott behüte), würde ich den Sportredakteuren einfach jemanden, der selbst schwul ist (und das eben zufällig, neben seinen Qualifikationen als Sportler/Journalist) zur Seite stellen. Vielleicht den Hitzlsperger?

  24. ich tippe auch auf eine heftige neid-reaktion auf die sorgfältig vorgehende und geduldig arbeitende konkurrenz, verbunden mit absonderung von farbigem auswurf und unkontrollierbarem schluckauf.

  25. Ist es bisher noch keinem Schwulen gelungen in die Sportredaktion von Spiegel Online vorzudringen, um den dortigen Heten die Antworten auf alle ihre Fragen in aller Stille geben zu können?

    (Zur Not haben sie doch bestimmt irgendwo eine Quoten-Lesbe, die sich auskennt, zur Hand.)

  26. Ja, Herr Niggemeier, das sind alles berechtigte Fragen, die Sie da stellen. Da kann man sich natürlich Gedanken über die Qualität von SPON machen (wenn man das nicht schon vor Jahren aufgegeben hat). Man kann fragen, ob die wahnsinnig geworden sind und ob es da einen verantwortlichen Redaktionsleiter gibt. Und jetzt sind Sie ein ziemlich guter Medienjournalist und sitzen heute morgen an ihrem Rechner und raufen sich die Haare über viele der Artikel, die online zu diesem Thema erschienen sind. Vielleicht raufen Sie sich auch noch viel mehr die Haare über die Vielzahl von fürchterlichen Kommentaren, die unter den Artikeln stehen (so wie ich). Da wissen Sie auf einmal, dass sie dazu einen Artikel online posten wollen. Diesen hier oben. Und jetzt schwenken wir zu DEM Qualitätsmedium in Deutschland. Da sitzen die ganzen Bildungsbürger zu Hause und blättern in ihm. Ach was, sie brauchen nur auf die erste Seite zu schauen. Oder jetzt gerade auf den Onlineauftritt. Und da gibts einen von ihnen. Einen Bildungsbürger. Aus der Mitte der Gesellschaft. Dem wurden die härteren Drogen gegeben oder wegnommen. Der hat noch weniger Latten am Zaun. Was der seit Jahren über Schwule in DEM Qualitätsmedium veröffentlicht, das ist so ekelhaft, dass man sich fragt, ob der keinen Chef hat, der sowas absegnet. An dem müssten Sie sich abarbeiten. Bei dem wärs wichtig. Was SPON schreibt, das nimmt kein mir bekannter zurechnungsfähiger Mensch ernst. Was in der FAZ steht, schon. Da gibts Artikel und Autoren, die sind relevanter und gefährlicher, als der auf SPON und die Hansel, die ihn geschrieben haben. Sie, Herr Niggemeier, wollen über das Thema was veröffentlichen. Das finde ich toll und wichtig. Und ich will von Ihnen unbedingt was online dazu lesen. Trotzdem schreiben Sie dann einen Artikel über Fliegengewichte. Über Leute, die absolut unwichtig sind und Ihnen eh nicht das Wasser reichen können. Sie hätten das Standing, den Jasper zu kritisieren. Machen Sie aber nicht. Warum nicht? Das Argument „ehemaliger Arbeitsort“ zählt jetzt nicht mehr. Beim Spiegel haben Sie auch gearbeitet.

  27. Aha, jetzt gehts also gegen Jasper van Altenbockum. Dessen Artikel sind also gefährlich und ekelhaft. Kann das sein, dass hier grad mal eine ungute Portion Paranoia im Spiel ist? Hey, Schwule, Ihr seid nichts besonderes, nur weil Ihr schwul seid.

  28. @ „Baton Rouge“: Paranoia? Auf jeden Fall. Ich meine, echtjetzt: „Es sollte nicht so weit kommen, dass Mut dazu gehört zu sagen: „Ich bin heterosexuell, und das ist auch gut so.““. Also, wenn dieser von Altenbockum nicht paranoid ist, wer dann?

  29. Oh, und wo wir schon dabei sind. Da ist noch so ein Schmankerl:
    „Es ist eine Form der Diskriminierung, die sich mindestens genau so rechtfertigen sollte, wie das die Politiker oder Geistlichen oder Eltern tun müssen, denen Homophobie unterstellt wird, nur weil sie eine abweichende Meinung haben, etwa über den künftigen Schulunterricht in Baden-Württemberg.“
    Die „nur eine abweichende Meinung“, für die sich die ach so armen „Politiker oder Geistlichen oder Eltern“ rechtfertigen müssen, besteht unter anderem in der Auffassung, eine erhöhte Suizidgefahr unter homosexuellen Jugendlichen sei eine „negative Begleiterscheinung des homosexuellen Lebensstils“ und nicht etwa des intoleranten Klimas, das der neue Lehrplan in Baden Württemberg gerne ein Stück weit bekämpfen möchte. Ja, das ist in der Tat ekelhaft. Und zynisch. Und widerwärtig. Und…

  30. Wieso haben Sie für den „Spiegel“ gearbeitet, wenn er doch so ein schwulenfeindliches Blatt ist?

  31. @Piet
    Wo hätte Stefan denn Ihrer Meinung nach lieber gearbeitet? An der Bar im Stahlrohr? Als Assistent von Glööckler? Als Bassist bei Status Quo? Weil, haha, nur bitte nichts verändern?

  32. Ich finde den Artikel auf Spiegel Online schlicht überflüssig. Die Art der Kritik daran auf diesem Blog erscheint mir allerdings überheblich und auf umnehme Art fast schon gehässig. Schade.

  33. @Piet Schwarz: Im Blogbeitrag steht nichts davon, dass der Spiegel ein schwulenfeindliches Blatt sei. Die Kritik bezieht sich hauptsächlich auf die miese Qualität eines (ja richtig: eines) Spiegel-Online(!)-„Artikels“. Da man für diese Erkenntnis gerade mal durchschnittliche Lesekompetenz benötigt, gehe ich davon aus, dass Sie ganz bewusst einen Strohmann aufgebaut haben. Naja, wenn einem die Argumente fehlen, muss man sich halt Sachverhalte erfinden, für die man glaubt, welche zu haben.

  34. Leider konnte oder wollte es Thomas Hitzlsperger nicht bei dem Zeit-Interview belassen und läßt sich heute von „Bild“ interviewen. Aber noch weniger als seine sexuelle Orientierung interessiert mich sein momentaner Beziehungsstatus!
    Der Auftritt bei „Lanz“ läßt damit sicher auch nicht mehr lange auf sich warten!
    Damit büßt er jedenfalls bei mir einige der gewonnenen Sympathiepunkte wieder ein, Schade!

  35. @niggemeier
    Okay, ich wusste nicht, dass Sie jetzt wieder fest bei der FAZ sind. Steht auch nicht in Ihrer Übersicht. Ich dachte, Sie veröffentlichen nur hin und wieder Artikel dort, wenn es grad was Aktuelles gibt. Umso besser, dass die FAZ jetzt wieder ihr gegenwärtiger Arbeitsort ist. Da können Sie dem Jasper ja ins Gesicht sagen: „Hallo?“.

  36. „Leider konnte oder wollte es Thomas Hitzlsperger nicht bei dem Zeit-Interview belassen und läßt sich heute von »Bild« interviewen. Aber noch weniger als seine sexuelle Orientierung interessiert mich sein momentaner Beziehungsstatus!“

    Aber lesen tun Sie das alles natürlich trotzdem, aus reinem Desinteresse.

  37. @Stefan Pannor

    Seufz! Was ich zitiert habe steht in den Überschriften und Verlautbarungen z.b. im Radio. Dem kann man sich leider in der heutigen Medienwelt nicht immer entziehen. Das sollten Sie als Journalist eigentlich wissen.

  38. @theo: „Nonchalance“ist aber ein sehr irreführender Begriff dafür, dass ich mich zu dem Kommentar von Altenbockum einfach gar nicht geäußert habe (wie zu unendlich vielen anderen Artikeln auch).

    Ich finde es selbst unbefriedigend, aber ist das so schwer zu verstehen, dass ich mich mit kritischen Bemerkungen zu den Medien zurückhalte, von deren Aufträgen ich gerade lebe?

  39. @niggemeier: Nein, ist nicht schwer zu verstehen. Ich hätte mir den Kommentar auch gespart, wenn ich gewusst hätte, dass Sie zu Ihrem alten Arbeitgeber zurück sind. Um das Wort „Ort“ zu vermeiden.

  40. Bevor ich mir die Ohren zuhalten und laut anfangen zu singen konnte, um so mein Desinteresse an der Meldung in den Radionachrichten zu dokumentieren, war sie schon in mein Bewusstsein gedrungen, meine Schuld, ich weiß.

  41. @niggemeier: Hm, ein bisschen überraschend finde ich diese Aussage aber doch. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass dieser Widerspruch in der Medienkritik grundsätzlich möglich ist – ging beim Spiegel ja auch, sogar mit eigenem Watchblog.

  42. Vielleicht ist es völlig normal in Kritiker-Kreisen, dass man auf andere draufhaut und die eigenen verschont, selbst wenn es um die gleiche Sache geht.

    Es dient aber nicht der eigenen Glaubwürdigkeit.

    Die wirtschaftliche Abhängigkeit kann man nachvollziehen. (Droht denn eine Kündigung durch die FAZ, wenn man JVA in einem Blog kritisierte? Hui, wenn das der Hanfeld wüsste, da könnte der seine Betrachtungen zum Thema „Redaktions-Toleranz“ glatt über die taz hinweg ausbauen…)

    Aber müsste man dann als Kritiker nicht darüber nachdenken, sich manchmal etwas weniger aus dem Fenster zu hängen? Zugegeben: das denke ich bei vielen anderen Kritikern weit häufiger als hier.

  43. @theo: Ich finde nicht, dass eine solche Abhängigkeit (die grundsätzlich ja ganz natürlich ist) im Widerspruch zum Aus-dem-Fenster-hängen stehen muss. Kritik ist immer so gut und angebracht wie ihre argumentative Substanz, wer sie äußert und aus welchen Motiven, sollte da erstmal zweitrangig sein. Ich finde allerdings, dass die hier so oft zu lesende (berechtigte) Aufforderung an Medien, doch Mut zur Selbstkritik zu zeigen, mit einem solchen Eingeständnis etwas an eben jener argumentativen Substanz verliert.

  44. @Niggemeier: Selbstkritik in jenem erweiterten Sinne, wie er auch hier immer wieder gemeint wird. Also nicht (oder zumindest nicht zwangsläufig) in persönlicher Zuschreibung eines individuellen Autors oder Redakteurs – sondern einer Redaktion als Gesamteinheit. Natürlich kann man es so sehen, dass Sie als freier Mitarbeiter dieser Redaktion eben nicht zuzurechnen sind. Allerdings hätte ich gedacht, dass man bei der FAZ die kritische Stimme eines eigenen Mitarbeiters sportlich nehmen würde – so wie es beim Spiegel ja sogar zum Prinzip erhoben wurde (oder war vielleicht gerade das der Grund für das Ende dieses Projekts?).

  45. Noch eine Frage:
    Muss der in der Vergangenheit nur noch durch dämlichste Gewinnspiele und PR-Aktionen überhaupt wahrgenommene Privatradio-Dudelsender für Bayern wirklich auch noch auf diesen Zug aufspringen?
    http://www.youtube.com/watch?v=FDMqAxapg1w

    (Und ich muss noch einmal daran erinnern, dass die Antenne-Bayern-Chefin zukünftigt für den gesamten WDR-Hörfunk verantwortlich gemacht wurde.)

  46. @Marc-Oliver: Sie müssen sich nicht schämen. Sie müssen versuchen, zu begreifen. Ein seriöses Fachmagazin hat in diesem Thema nie und nimmer etwas zu suchen. Sich dem Medienhype zu entziehen, ist eine gute, eine wichtige Reaktion. Gerade in diesen Zeiten, in denen an jedem Tag ein neues Thema groß gespielt wird. Gestern Schumacher, heute Hitz. Und morgen? Merken Sie etwas? Bereits heute geht es nicht mehr um Hitzlsperger, es geht um seinen „Beziehungsstatus“ oder wie man „plötzlich schwul wird“ und woran „man das merkt“ (Bild). Es geht um „unseren Tag mit Hitzlsperger“ (11Freunde). Ich bin stolz auf meine Zeitung (Redakteur dort seit 33 Jahren) und meinen Chef, dass er uns aus dieser gequirlten Gemengelage raus gehalten hat. Ach ja: Ich lese seit Juni 2010 keine Boulevardzeitung mehr, dazu zähle ich auch Spiegel und Stern. Keine! Den Zeilen kann man sich nicht entziehen. Die Inhalte kenne ich nicht. Aber sie werden meist nichts enthalten als Sensationsgeilheit. Und jetzt, mein lieber Marc-Oliver, noch mal das Hirn einschalten, nachdenken, in den Spiegel schauen (den an der Wand) und vor lauter unreflektierter Dummheit rot werden. Wir haben uns mit Hitzlsperger auseinandergesetzt, mit seinem Job, seiner Leistung. Mit sonst nix. Und du kannst sicher sein, dass er das als korrekt empfand. Und jetzt raus aus dem Elfenbeintürmchen und rein ins Leben.

  47. @Frank: Vielleicht können Sie sich ein bisschen mäßigen?

    Und mir erklären, was an dem Thema, dass der erste (ehemalige) Bundesliga-Profi sich traut, seine Homosexualität nicht mehr zu verstecken, eine „quirlte Gemengelage“ ist?

    Und warum Ihr Chef sich und Sie da nicht einfach ganz rausgehalten und das Thema ignoriert hat und stattdessen einen Kommentar dazu geschrieben hat? Einen Kommentar, der jeden, der sagt, er habe nichts gegen Schwule, solange sie ihn nicht damit behelligen, dass sie schwul sind, bestätigen muss? Einen Kommentar, der so tut, als könnten schwule Profi-Fußballer in Deutschland ganz normal zu ihrer Homosexualität stehen, wie ihre heterosexuellen Kollegen zu ihren Freundinnen und Frauen?

    Und wie Sie aus der „Bild“-Zeitung von heute und gestern zitieren können, wenn Sie seit Juni 2010 keine Boulevardzeitung mehr gelesen haben?

    (Unreflektierte Dummheit, indeed.)

  48. Wenn man das natürlich so verstehen will – bitte. Ich zitiere nicht aus den Artikeln, ich zitiere die Zeilen. Bitte genauer lesen. Und dann mäßigen. Was soll das „BAH“? Ganz schwach, sorry.

  49. Für alle, die nicht wissen, worüber wir reden: Der Kommentar des „Kicker“-Chefredakteurs.

    „(…) Schon der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte das Thema — in einer fast beängstigenden Form — staatsmännisch anmaßend zu einem zentralen Problem des Fußballs erhoben.

    In einem weltoffenen Deutschland aber sind weder Sexualität noch Religion eines Sportlers zu thematisieren (…).“

  50. @Stefan Niggemeier: Der große Bild-Blogger nutzt einen Tweed eines Bild-Redakteurs, um den armen kicker in den Senkel zu stellen. Mensch, Herr Niggemeier, das hätte ich Ihnen auch mailen können.
    Zeilen liest man übrigens, weil sie einen anspringen. Selbst in Portugal, wo ich mich aktuell aufhalte. Und im Bildblog. Und bei Twitter natürlich. Und bei Niggemeier.de. Und bei Google.news. Es gibt da schon ein paar Möglichkeiten. Ich denke, wir können die Diskussion hier beenden. Gibt da irgendwie keine Ebene, auf der man sich vielleicht treffen könnte. Sollte ich unmäßig in der Form gewesen sein, dann entschuldige ich mich dafür. Für den Inhalt nicht. Kommentare ungefragt zu twittern, halte ich übrigens auch nicht für die feine Art. Aber sei’s drum – ich kann damit leben.

  51. Das gibts doch wohl nicht! Jetzt twittert der Niggemeier sogar schon ungefragt Kommentare. Ungefragt!! Ganz ganz schlechter Stil. Das wird mir jetzt aber zu einer ganz schön gequirlten Gemengelage, deswegen beende ich meinen Kommentar jetzt hiermit. Gottseidank bin ich so tolerant!

  52. Ich warte bei Frank ja noch auf die abgewandelte Begründung, kicker-Leser seien gar nicht an solchen Artikeln interessiert bzw. sei es gar nicht auszudenken, was passiert, wenn ein kicker-Redakteur es wagt, ja, den Mut hat, mit einer Meldung auf Seite 19, nach dem eigentlichen Ende der Berichterstattung (aber noch vor den Tabellen & Ergebnissen), das Wörtchen Homosexualität ins Blatt zu schmuggeln. Diese Leserreaktionen dürfe sich kein armer einzelner Redakteur aussetzen müssen. Frank unterstützt auf der anderen Seite aber sicherlich jeden anderen Kollegen, der sich diesem Thema in einem anderen Blatt annimmt, in jeder erdenklichen Weisen.

  53. Das nennt man dann wohl „mailing it in“, also so ungefähr „Dienst nach Vorschrift“ oder noch weniger als das.

    „Na und?“

    Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Das Browser-Tab mit Spiegel Online zu, und alle Fragen offen.

  54. Bin ich mit der Ahnung alleine, dass es hier nicht mehr um das Thema „Homosexualität in den Medien/im Fussball“ geht, sondern nur noch um sich gegenseitig auf den Kecks zu gehen und seine eigenen verbliebenen Krümmel als Indiz des Vandalismus vor zu zeigen?

  55. Habe ich das richtig verstanden?

    Hat tatsächlich ein kicker-Mitarbeiter einen öffentlichen Kommentar verfasst und sich dann darüber mokiert, dass in besagter Öffentlichkeit auf diesen Kommentar hingewiesen wird???

    Da kann man mal sehen, was 30 Jahre Journaille aus Menschen so machen können.

    Naja, eine solche Gemütsverfassung hat auch seine Vorteile – derartige Menschen liegen nicht der Allgemeinheit auf der Tasche, weil sie immer wieder einen Job kriegen; bei BILD, Spiegel (On- und Offline), Frau aktuell, Freizeitrevue – und eben auch beim kicker… ^^

  56. @Frank, 68: Von dem seriösen Fachmagazin, für das der KICKER sich hält, würde ich erwarten, dass man aktuelle Themen des Fußballs mit gut recherchierten Berichten aufarbeitet, auch über die Passquote und die Zahl der Torschüsse hinaus.

    Geht aber natürlich schlecht, wenn der Chef plötzlich nur noch im HAZMAT-Anzug zur Arbeit erscheint.

  57. Die Argumente für einen offen Umgang mit schwulen Spielern sollten eigentlich aus dem Fußball selbst kommen. Denn dem Fußball kann es doch auch nicht egal sein, wenn einigen seiner besten Spielern das Leben unnötig schwer gemacht wird und unzählige Talente dadurch verlorengehen.

    Der Fußball vergeudet Talente, und das soll kein Thema für die Fachpresse sein?

    Der Lebenslauf vieler Schwulen & Lesben würde anders aussehen, wenn die sexuelle Orientierung gesellschaftlich egal wäre, viele von ihnen wollen erst gar nicht bestimmte Berufe ergreifen, weil es ihnen einfach zu blöd wäre, sich irgendwann rechtfertigen, oder ein Doppelleben führen zu müssen. Hitzlsperger hat sich davon nicht beirren lassen, und hat es ganz nach oben geschafft, aber er ist sicherlich eine Ausnahme. Viele talentierte Fußballspieler werden sich erst gar nicht eine Profikarriere antun wollen.

    Letztendlich geht es doch darum: wenn nur wenige Lebenswege gesellschaftlich akzeptabel sind, fallen viele Menschen raus. Und das betrifft ja auch Heterosexuelle. Nicht jeder hat z.B. Bock auf Familie, gründet aber dennoch eine, weil das für bestimmte Berufe / Positionen / Karrieren einfach Voraussetzung ist.

    Nicht die Schwulen & Lesben können die Situation ändern – sie bestimmen nicht die Regeln. Das müssen schon die Heten selbst tun. Aber auch sie haben etwas davon, wenn die Gesellschaft Vielfalt zulässt.

  58. @Frank,
    Es ist ein wenig bedauerlich, dass Sie mit einer prinzipiell achtenswerten Haltung die Relevanz eines Themas auch für ein vermeintlich seriöses Fachmagazin übersehen.
    Das Paradoxe am Outing von Thomas Hitzlsperger ist, dass es dieses öffentliche Bekenntnis in der Fußballbranche überhaupt erst braucht, um auch in diesem Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens zur Normalität zu gelangen und festzustellen, dass es derlei Bekenntnisse eigentlich gar nicht brauchen sollte.
    Tut es jedoch, aber durch Hitzlspergers Bekenntnis künftig vielleicht nicht mehr (so sehr). Und vielleicht erreichen wir dann auch im Fußball mit der Zeit eine Atmosphäre, in der Homosexualität eines Akteurs mit der gleichen Unaufgeregtheit akzeptiert wird wie in Medien, Künsten, Musik, Schauspiel und (allen? zumindest vielen) anderen Lebensbereichen.
    Im Fußball war es aber bislang so, dass die Existenz von Homosexualität (im Männerfußball) bislang geleugnet oder totgeschwiegen wurde.
    Viel schlimmer noch: Sowohl der amtierende Kapitän der Nationalmannschaft als auch sein Vorgänger (Lahm und Kahn) haben in Interviews schwulen Spielern von einem Coming Out abgeraten aufgrund der möglichen homophoben Reaktionen in Stadien. Was ist das für ein fatales Signal, dass man Menschen rät, sich vor potentieller Diskriminierung zu verstecken, anstatt ein klares Signal gegen Diskriminierung zu setzen? Was bedeutet es für einen Menschen, wenn er möglicherweise über Jahre aus Angst vor Diskriminierung, vielleicht sogar effektivem Schaden für seine berufliche Karriere, ein Versteckspiel betreiben muss? Mit Alibi-Freundinnen und dem Zwang, sich jeden Tag verstellen zu müssen? Inwieweit das zutreffend ist, kann man nur spekulieren. Aber die Erzählungen von ehemaligen Sportlern, die das durchgemacht und nach einem Coming Out von diesem psychischen Druck berichtet haben, sind da sehr beeindruckend.
    Dass bei uns in Deutschland im Jahre 2014 eine solche Atmosphäre in einem bestimmten gesellschaftlichen Bereich herrscht, ist anachronistisch und absurd. Selbst die Bundeswehr ist da weiter.
    Thomas Hitzlsperger hat mit seinem Bekenntnis hoffentlich eine Tür aufgestoßen, über dessen Existenz wir uns bald keine Gedanken mehr machen müssen.

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