Büchner-Preisträgerin ekelt sich vor auf „abartigen Wegen“ gezeugten Halbmenschen

Die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff hat am vergangenen Sonntag in Dresden eine ungeheuerliche Rede gehalten, in der sie die künstliche Befruchtung verurteilte und sich voller „Abscheu“ über Kinder äußerte, die auf solch „abartigen Wegen“ entstanden sind: Sie seien „Halbwesen“, „zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas“.

Ungeheuerlich ist auch, was danach passierte: fast nichts. Es gab keinen Aufschrei, keine bestürzten Reaktionen im Literaturbetrieb, der Sibylle Lewitscharoff seit Jahren mit Preis um Preis auszeichnet, keine aufgeregten Debatten in den Feuilletons, die sie im vergangenen Jahr feierten, als sie auch noch die bedeutendste literarische Auszeichnung des Landes erhielt, den Georg-Büchner-Preis.

Die „Sächsische Zeitung“ attestierte Lewitscharoff in ihrem Bericht über die Rede „Mut“, dass sie mit dem Thema ihrer Rede „vermintes Gelände“ betreten habe. Die Berichterstatterin scheint zwar verblüfft über einige Positionen und Worte von Lewitscharoff und darüber, dass kein Protest aus dem Publikum zu hören gewesen sei. Aber sie kommt zu dem versöhnlich-verdrucksten Schluss, die Schriftstellerin habe immerhin „Stoff zum Nachdenken und Diskutieren“ geboten, „auch zur empörenden Reaktion auf die Empörung“.

Aber die „Sächsische Zeitung“ kann oder will offenbar auch nicht unbefangen über Lewitscharoff berichten und angemessen scharfen Reaktionen keinen Raum geben. Weil sie Mitveranstalterin der „Dresdner Reden“ ist und insofern auch Mit-Einladerin der Schriftstellerin.

Der Chefdramaturg des Schauspielhauses, Robert Koall, wollte und konnte die Rede dennoch nicht unwidersprochen lassen. Ich dokumentiere seine Antwort mit freundlicher Genehmigung Koalls.

 

Offener Brief an die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff
als ­Antwort auf ihre Dresdner Rede vom 2. März 2014
von Robert Koall

Die Autorin Sibylle Lewitscharoff hat am 2. März im Dresdner Schauspielhaus im Rahmen der traditionsreichen „Dresdner Reden“ auf Einladung des Staatsschauspiels Dresden und der „Sächsischen Zeitung“ gesprochen. Frau Lewitscharoff gehört zu den profiliertesten deutschsprachigen Autorinnen und wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2013 mit dem Georg-Büchner-Preis. Ihr Vortrag war angekündigt unter dem Titel „Von der Machbarkeit. Die wissenschaftliche Bestimmung über Geburt und Tod“.

Sehr geehrte Frau Lewitscharoff,

als Chefdramaturg des Staatsschauspiels bin ich mitverantwortlich für Ihre Einladung nach Dresden — was eine öffentliche und kritische Antwort auf Ihre Rede eher ungewöhnlich machen mag.

Aber lieber verletze ich die guten Sitten und Gebräuche der Gastgeberschaft als Ihnen nicht zu widersprechen. Ich fühle mich durch Ihre Worte zu sehr persönlich getroffen. Nach der Rede im Foyer ließ sich feststellen, dass ich mit dieser Einschätzung nicht alleine bin. Im Übrigen weiß ich, dass Sie Einspruch schätzen.

In Ihrer Einleitung hatten Sie am Sonntag mit einem feinen Lächeln vorgewarnt und um Entschuldigung dafür gebeten, dass es heute wohl nicht gelingen werde, der Rede „durch Scherze und ein kleines Fluten der Ironie eine gewisse Leichtigkeit zu verschaffen“. Die Rede sei ernst. Nach dem Vortrag lässt sich ­sagen, dass „ernst“ nicht das richtige Wort war. Welcher Ausdruck wäre besser? Menschenverachtend? Gefährlich?

Im ersten Teil ihres Vortrags widmeten Sie sich dem Tod und dem Sterben. Ihre Thesen dazu sind wenig spektakulär, im Wesentlichen sprachen Sie über das Gottvertrauen, dessen Sie sich zu bemächtigen versuchen, wenn Sie sich überfordert fühlen von den Zumutungen der Existenz. Und darüber, dass die moderne Medizin und die Möglichkeit der Patientenverfügung Ihnen zu sehr eingreifen in das, was nach Ihrer Auffassung Aufgabe der Schöpfung wäre: den Zeitpunkt des Todes zu bestimmen.

Ich teile Ihre Sicht nicht, aber das ist unerheblich.

Danach jedoch ging es um das menschliche Leben und seinen Beginn.

Und erstaunt musste ich feststellen: Eine der meistbeachteten deutschen Schriftstellerinnen pflegt öffentlich ein Menschenbild, das Verklemmung mit Verachtung paart. Ein beängstigendes Menschenbild.

Sie, Frau Lewitscharoff, um es mal zusammenzufassen, plädieren für die Kopulation. Die lassen Sie gelten. Zwischen Mann und Frau natürlich. Das ist der einzige Weg zur Menschentstehung, den Sie akzeptabel finden.

Leihmutterschaft aber ist Teufelswerk, und Onanie mögen Sie auch nicht, wie Sie uns wissen lassen. Ein „Onanieverbot“ erscheint Ihnen „weise“. Vor allem die Abgabe von Samen zum Ziele der künstlichen Befruchtung ist Ihnen „nicht nur suspekt“, sondern Sie finden sie „absolut widerwärtig“.

Und was folgt für Sie daraus? Dass Menschen, die auf künstlichem Wege gezeugt wurden, nicht menschlich sind. Sondern monströs:

„Der eigentliche Horror resultiert für mich dabei […] aus den Methoden, auf künstlichen Wegen eine Schwangerschaft zustande zu bringen. Frau Doktor und Herr Doktor Frankenstein, die weithin geschätzten Reproduktionsmediziner, haben ein sauberes Arztkittelchen an und werkeln nicht mit brodelnden Glaskolben und in einer mit giftigen Dämpfen erfüllten mittelalterlichen Bogenhalle. Es geht dabei sehr rein und fein und überaus vernünftig zu. Der Vorgang selbst ist darum nichts weniger als abscheulich.“

Diejenigen, die hier einwenden mögen, dass die Reproduktionsmedizin ein Segen für Menschen mit unerfüllbarem Kinderwunsch ist und ein Segen für die Kinder, die ihre Existenz nur dieser Wissenschaft verdanken, werden von Ihnen brüsk belehrt:

„So simpel können nur Menschen denken, die auf die psychische Bedeutung von Ursprungskonstruktionen noch nie einen Gedanken verschwendet haben. Wie verstörend muss es für ein Kind sein, wenn es herausbekommt, welchen Machinationen es seine Existenz verdankt.“

Das alles ist schon sehr herablassend und abwertend. Aber nun wird es grotesk:

„Grotesk wird es aber spätestens in anderen, inzwischen durchaus zahlreichen Fällen, […] in denen sich lesbische Paare ein Kind besorgen, indem entweder ebenfalls ein anonymer Spender oder ein naher Verwandter der Freundin der künftigen Mutter herangezogen wird, um sein Sperma abzuliefern.“

Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz einhaken: Es gibt in meinem Bekanntenkreis ein dreijähriges Mädchen, das nicht in einem klassischen Familienmodell aufwächst — sie hat eine Mutti und eine Mama. Ihre Existenz verdankt sie der Wissenschaft, die Sie verteufeln. Sie ist ein intelligentes, fröhliches und geliebtes Mädchen, sie ist ein Kind Gottes, und ihr Dasein ein Segen.

Nicht aber für Sie, Frau Lewitscharoff. Für Sie ist dieses Mädchen kein vollwertiger Mensch. Sie haben nur Abscheu für sie übrig,

„weil mir das gegenwärtige Fortpflanzungsgemurkse derart widerwärtig erscheint, dass ich sogar geneigt bin, Kinder, die auf solch abartigen Wegen entstanden sind, als Halbwesen anzusehen. Nicht ganz echt sind sie in meinen Augen, sondern zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas. Das ist gewiss ungerecht, weil es den Kindern etwas anlastet, wofür sie rein gar nichts können. Aber meine Abscheu ist in solchen Fällen stärker als die Vernunft.“

Halbwesen. Widerwärtig. Abscheulich. Abartig. Man muss sehr viel Selbstbeherrschung aufbringen, um sich vom Sprachduktus nicht an Zeiten erinnert zu fühlen, in denen eine solche Wortwahl dazu diente, die Würde von Menschen antastbar zu machen.

Sie aber, Frau Lewitscharoff, fahren ungebremst fort:

„Mit Verlaub, angesichts dieser Entwicklungen kommen mir die Kopulationsheime, welche die Nationalsozialisten einst eingerichtet haben, um blonde Frauen mit dem Samen von blonden blauäugigen SS-Männern zu versorgen, fast wie harmlose Übungsspiele vor. Ich übertreibe, das ist klar, ich übertreibe […].“

Was wollen Sie mit dem letzten Satz sagen? Dass nur, weil man etwas sagt, das noch lange nicht heißt, dass man es auch so meint?

Das wäre eine enttäuschende Haltung für einen denkenden Menschen.

Sie sind Schriftstellerin. Sie sind in der Sprache zuhause. Eine Unschuldsvermutung gibt es für Sie in diesem Fall kaum.

Es fällt sehr schwer zu glauben, dass Sie nicht wussten, welche Worte Sie wählten, welche Vergleiche Sie zogen. Dass Sie nicht bemerkten, in welchem Sprachraum Sie sich bewegen.

Wir haben Sie, Frau Lewitscharoff, als streitbaren Geist eingeladen. Wir begreifen Theater als Ort der lebendigen, kritischen Auseinandersetzung. Wir setzen uns ein für Differenz, für das Unbequeme und für Haltung und Gegenhaltung. Das alles muss eine Gesellschaft und das alles muss ein Theater aushalten. Wenn aber die Würde der Menschen angetastet wird, kann das nicht unwidersprochen geschehen.

Man könnte Ihre Worte abtun und hoffen, dass sie schnell vergessen werden.

Man könnte aber auch sagen, dass man es leid ist, dass immer wieder so getan wird, als würden Worte nichts bedeuten. Es gibt einen Punkt, der die Dresdner Rede vom 2. März gefährlich macht. Das ist das Tendenziöse, die Stimmungsmache, das tropfenweise verabreichte Gift.

Die Art der Argumentation und die Wortwahl verbreiten sich immer mehr.

Wenn der durchaus prominente Journalist Matthias Matussek jüngst in der „Welt“ offen darüber schwadroniert, dass sein privates Unbehagen gegenüber Schwulen für viele ja offenbar schlimmer sei als Antisemitismus (und damit nur sagt, dass er ein bisschen Homophobie offenbar für absolut okay hält). Wenn Populisten wie der verwirrte Thilo Sarazzin öffentlich beklatscht vor dem „Tugendterror“ warnen (und damit eigentlich nur Raum für Vorurteile, Lügen und Ressentiments schaffen wollen). Wenn schließlich in einer Rede Leihmutterschaft und lesbische Elternpaare als Fortführung nationalsozialistischer Familienpolitik mit anderen Mitteln bezeichnet werden (und dann als harmlose rhetorische Volte abgetan werden).

Dann befördert all das einen schleichenden Klimawandel in der Gesellschaft.

Das alles bemüht sich nicht um Toleranz und Solidarität, um Gemeinschaft und Gemeinwohl. Das befördert Absetzung, Ausgrenzung, Abschottung, Abschaffung.

Ihre Worte sind nicht harmlos, Frau Lewitscharoff. Aus falschen Worten wird falsches Denken. Und dem folgen Taten. Deshalb sind es gefährliche Worte.

Hochachtungsvoll
Robert Koall
Chefdramaturg am Staatsschauspiel Dresden

  • Auf den Seiten des Staatsschauspiels Dresden kann man Lewitscharoffs Rede anhören und jetzt auch nachlesen.
Nachtrag, 20:00 Uhr. Lewitscharoff hat sich gegenüber der „FAZ“ geäußert: „Darf ich nicht sagen, was ich denke?“

273 Replies to “Büchner-Preisträgerin ekelt sich vor auf „abartigen Wegen“ gezeugten Halbmenschen”

  1. Es ist eigentlich traurig, wenn man sich ansieht auf welchem Weg sich unsere Gesellschaft befindet.

  2. Stellt das nicht die Frage nach dem Anspruch vom Georg Büchner Preis und Anderen ? Man kann doch nicht voraussetzen dass der Preis nur an Leute verliehen wird , von denen man ausgehen kann dass die nie verwirrte Kommentare abgeben. Das stelle ich mir auch schwer vor .
    Wie soll man bei der Vergabe von Preisen Rücksicht auf die persönlichen Psychosen der potentiellen Preisträger nehmen.
    Nur so könnte man sicherstellen oder zumindest unwahrscheinlich machen , dass solche kranken Aussagen nicht passieren (Schlagzeile : ‚Vorgesehen für den Georg Büchner Preis und durch die psychologische Prüfung gerasselt‘)
    Versteht mich nicht falsch : das ist für mich ein ganz dicker ‚An-den-Kopf-Tipper‘ was die gute Frau sich hier geleistet hat. Das ist aber eben halt nur eine Person die , vielleicht zu Unrecht, hochgejubelt wurde und dadurch eine Plattform bekam Unsinn von sich zu geben. Der Unsinn ist haarsträubend aber die Person eher unwichtig. Es ist die Plattform die das Ganze über dummes Kneipengelaber erhebt (wobei man sowas in meiner Stammkneipe nciht ungefährdet sagen dürfte :-)).
    Dummes Zeug labernde Leute sind aber diese Tage (eigentlich shcon immer) keine Mangelware.

  3. @ludoergosum, #3: Wieso? Sie ist doch auf dem richtigen Weg, die Gesellschaft! Natürlich gibt es widerstreitende Kräfte, aber die gibt es doch immer.

  4. Die Rede ist absolut unerträglich.

    Aber immerhin zeigt hier jemand auch mal eine konsequente Haltung (die ich, ich muss es nochmal deutlich sagen, nicht einmal ansatzweise teile).

    Ich kann mir immer nur fassunglos an den Kopf fassen, wenn Menschen Abtreibung als „Gott ins Handwerk pfuschen“ geißeln und strikt ablehnen (und das natürlich für alle Mitmenschen gleich mit), gleichzeitig aber keine Probleme mit sämtlichen Bemühungen der künstlichen Zeugung haben, selbstredend nur, um Gottes Auftrag zur Vervielfältigung nachzukommen.

  5. Ja bitte, widerprechen und den Rest, die angedeutet Empörung á la K. ist mir suspeckt. Ein Meinungsbild ist ein Meinungsbild und L. ist keine Amtsträgerin und gefährlich sind die Äußerungen überhaupt nicht, sie sind blödsinnig. Die Preisträgerin ist keine moralische Instanz des Deutschen Kulturbetriebs. Sie hat auch ein Recht „Blödsinn“ zu verworten. Wieso auch nicht? Mir war vööööllig fremd so eine Schlussfolgerung zu ziehen – Halbwesen – das erstaunt schon. Ich dachte diese Begriffe gehören in die Mottenkiste mythologscher Betrachtungen. Es wird widersprochen, alles ist in Ordnung. Die langatmige Ausführung von K. ist nicht überzeugend.

    „I should be inclined to say that as plants are stifled with too much moisture, and lamps with too much oil, so too much study and matter stifles the action of the mind, which, being caught and entangled in a great variety of things, may lose the ability to break loose, and be kept bent and huddled down by its burden.“Michel de Montaigne

  6. Was für ein entsetzlicher Scheißdreck. Ich hoffe man gibt diesem Individuum keine Plattform mehr.

  7. Das macht das Alter. Es gibt etliche Genies, die durch den Großteil ihres Lebens mit einer bewundernswerten Einstellungen geschritten sind und zivilisatorische Glanzleistungen vollbrachten. Um dann aber bedauerlicherweise mit zunehmendem Alter einem merkwürdigem Wandel zu unterliegen. Und merkwürdiges Zeug abzusondern. Leider. Denken wir an die akademische Welt nach 1933 in Deutschland: das waren eben keine ungebildeten Bauerntölpel, die die Rassengesetze tolerierten. Wir denken immer, wir bleiben unser Leben lang der gleiche Mensch – aber Pustekuchen: wir verändern uns ständig, ob wir das wollen oder nicht. Diese Dame stellt da keine Ausnahme dar. Aber deswegen ihre bisherige Leistungen, ihr Lebenswerk, in Frage stellen? Eine neue Riefenstahl? Natürlich nicht! Aber eben sehen, dass das jetzt gerade (- und in Zukunft, wird ja meist schlimmer, nicht besser) eben nicht mehr die gleiche Person ist, die da vor einem steht. Sie hat vermutlich ihre persönlichen Gründe, so einen Stuss vom Stapel zu lassen. Vielleicht ein Trauma in der Verwandschaft, keine Ahnung. Verständnis und Toleranz sind angebracht. Ich persönlich wünsche ihr, dass ihre Altenpflegerin (oder Pfleger), den sie in ihrem letzten Lebensabschnitt haben wird und sie jeden Tag betreut, füttert, wäscht und pflegt – ein sogenanntes „Retortenbaby“ sein wird, von dem sie jetzt so verächtlich als „Halbmensch“ redet.

    In Süddeutschland würde man sagen „der geht’s zu gut“.

  8. Sagen wir es, wie es ist: Die Meinungsfreiheit gilt auch (und vor allem) für Menschen, die eine andere Meinung vertreten als man selbst oder der Mainstream. Frau Lewitscharoff, die zwar offenbar preisgekrönt ist und deren Namen dennoch vermutlich 99 von 100 befragten Passanten in einer beliebigen Fußgängerzone nicht korrekt zuordnen können, ist wohl strenggläubige Katholikin. Und zum theologischen Überbau dieser Religion gehört es nun mal, dass Kinder durch Geschlechtsverkehr entstehen, dass Abtreibung Mord ist und Homosexualität Sünde. Ich kann die Frau verstehen. Natürlich ist es für ungewollt Kinderlose schrecklich, keine Kinder zu haben, und wer will es ihnen verdenken, dass sie zu jedem Mittel greifen, das Abhilfe verspricht. Aber wenn man so etwas wie die „Schöpfung“ als wahr antizipiert, muss es einem grotesk erscheinen, wenn sich der Mensch dort einmischt, zum Beispiel, indem er Embryonen im Reagenzglas züchtet und diejenigen aussondert, deren Chance auf Erfolg ihm nicht so hoch erscheinen. Die ethische Problematik sehe ich ähnlich gelagert wie bei genmanipulierten Pflanzen. Sehr vielen Menschen ist – aus durchaus honorigen Gründen – äußerst unwohl dabei, wenn der Mensch der Natur hier ins Handwerk pfuscht. Derweil argumentieren Gen-Befürworter damit, dass man so den Ertrag verbessern und die Welt vor Hunger schützen könnte.
    Man muss Frau Lewitscharoffs Meinung nicht teilen. Aber man sollte ihr doch ihr Recht auf eine eigene Meinung lassen. Oder hat sie das verwirkt, nur weil sie den Büchner-Preis gewonnen hat?

  9. Hatta recht. Was mich allerdings anwidert ist, dass bei solchen Debatten Menschen, deren Meinung man nicht teilt, gleich als wirr darzustellen. „verwirrte Thilo Sarazzin“. Gilt übrigens auch für Niggemeier. Das hat so etwas Bild-Zeitungsartiges…

  10. @Frank: Und nicht vergessen, dieses ewige Onanieren. Da fängt es doch an. Die Leute onanieren einfach!

    Im Ernst: Was heißt das denn, man muss ihr ihre eigene Meinung lassen? Ich kann sie ihr ja nicht nehmen. Ich kann ihr aber mitteilen, dass sie mich empört. Dass ich es inakzeptabel finde, dass sie Menschen verurteilt und als abartige Mischwesen bezeichnet, die auf eine andere Weise gezeugt wurden, als Frau Lewitscharoff für akzeptabel hält. Und ich wünsche mir, dass es viele Leute gibt, die ihr das mitteilen. Die ihr zeigen, dass es in dieser Gesellschaft bei allen Meinungsunterschieden Grenzen gibt, und eine davon ist die, Menschen das Menschsein abzusprechen.

    Ich kann ihr ihre Meinung nicht nehmen. Aber kann mir wünschen, dass sie einen Sturm der Entrüstung erntet, auch aus Solidarität mit den Menschen, deren Verachtung sie auch noch für ehrenwert hält. Ich kann mir wünschen, dass sie sich überall erklären muss für diese Worte, für ihre stolze Verachtung bestimmter Menschen. Ich kann mir wünschen, dass die Journalisten und Preisverleiher sich wenigstens damit auseinandersetzen, was Frau Lewitscharoff da für Thesen vertritt.

    Es ist gefährlich, wenn Leute sich öffentlich so äußern, insbesondere, wenn sie an so hervorgehobener Stelle stehen wie Frau Lewitscharoff. Und am gefährlichsten ist es, wenn sie dafür keinen Widerspruch ernten.

  11. Am meisten kotzt mich an, dass meine Kinder, für die sie als „Halbwesen“ nichts als Verachtung übrig hat, für diese Person eines Tages die Rente finanzieren müssen.

  12. @ Frank, #12: Oh ja, wirklich unmöglich, Gott einfach so ins Handwerk zu pfuschen. Schon wie damals die Ernährung auf eine bessere Basis gestellt wurde dank der Dreifelderwirtschaft, wirklich unerhört!

    Und Frank, nur weil Sie sagen, dass Sie sich Lewitscharoffs Meinung nicht anschließen, entlastet Sie das nicht von einer Reaktion: Meinungsfreiheit bedeutet nicht, sagen zu können: „Du Arschloch!“ Meinungsfreiheit ist begrenzt, wo Beleidigungen anfangen. Und Meinungsfreiheit ist erst recht und zu allererst begrenzt durch den Ersten Artikel unserer Verfassung!
    Für Sie zum Mitschreiben: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
    Und: “ Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft…“

  13. Vielen Dank, Stefan, dass Sie diesen Brief hier veröffentlicht haben und ich, aufgrund Ihrer Leserschaft, ihn im Netz finden und lesen konnte!

    Mich besorgt auch dieser Rechtsruck, der durch unsere Gesellschaft geht und noch durch die üblichen Verdächtigen, wie Sarazzin, Matussek & Co., befeuert wird. Nun auch eine hochdekorierte Autorin, die sich ähnlich wie Bernd Lucke, der gern mal von »entarteter Demokratie« redet, aus Ihrer wohl durchdachten Wortwahl herauszuwinden versucht.

    Aber nicht nur diese »Vordenker« bereiten mir Unbehagen, sondern auch der inflationäre Gebrauch des Wortes »antideutsch« (zu sehen in der Diskussion um Anne Helm), der für mich ein verletztes und falsches Nationalgefühl widerspiegelt.

    Was ist denn momentan mit den Menschen los, dass sie sich an solche Banalitäten, wie Nationalität, Herkunft, Hautfarbe und Zeugungshintergrund (alles Eigenschaften die sie selbst nicht einmal beeinflussen konnten) klammern? Momentan ist davon auszugehen, dass wir, wir alle, das einzige intelligente Leben im ganzen großen Universum sind. So lange nicht das Gegenteil bewiesen ist! Das sollten wir uns alle einmal vergegenwärtigen. Vielleicht sehen dann mehr Menschen ein, wie wertvoll das Leben an sich ist und lernen es mehr schätzen, egal ob es schwarz, weiß, schwul oder belgisch ist!

    Ich hoffe, dass die Kommission des Georg-Büchner-Preises den Mut hat und die Notwendigkeit erkennt, Sybille Lewitscharoff den Preis wieder abzuerkennen. Denn wir brauchen Signale, dass unsere Gesellschaft solche Denkweisen nicht honoriert und toleriert!

    @Kreuselhirn: Ja, man kann von der Kommission des wichtigsten deutschen Literaturpreises verlangen, dass sie sich intensiver mit den Kandidaten auseinandersetzt. Und die Rede ist weit mehr als ein verwirrter Kommentar!

  14. Das ist echt ein Hammer. Was Skurriles erwarte ich bei ihr jederzeit, aber das lässt an ihrem Verstand zweifeln. Vielleicht hat sie zu viele Preise und andere Ehrerbietungen erfahren — jetzt hält sie sich für sakrosankt.

  15. Ich danke sehr für diesen Blog und die Darstellung der couragierten Reaktion von Herrn Koall. Über einige Kommentare kann ich mich dagegen nur wundern. Nein, Lewitscharoff hat hier kein „Meinungsbild“ abgegeben, es ist auch nicht „eine konsequente Haltung“, die sie hier zeigt. Bitte mal kapieren: Wenn persönliche Geschmacksurteile oder sonstige Willkür dazu führen, dass Menschengruppen abgewertet werden, dann ist das keine Haltung! Natürlich kann man über Reproduktionsmedizin sprechen, und natürlich auch besonders in ihrer ethischen Dimension. Dazu kann man dann auch gerne eine Haltung entwickeln. Aber daraus Schlussfolgerungen auf lebende Menschen zu ziehen, ist schlicht nicht zulässig. Die „Vollwertigkeit“ von Menschen an die Art ihrer Erzeugung zu binden, ist ungefähr so intelligent, wie den Geburtsort, das Geburtsland, die Hautfarbe, sexuelle Präferenzen und wasweißichnochalles zum Kriterium zu machen. Gerade weil ich Lewitscharoff immer für eine sehr kluge (und durchaus unterhaltsame) Frau gehalten habe, bin ich regelrecht entsetzt.

  16. »Wie verstörend muss es für ein Kind sein, wenn es herausbekommt, welchen Machinationen es seine Existenz verdankt.« Ja, genau, wie viel weniger verstörend ist es, wenn ein auf »normalem« Weg gezeugtes Kind herausbekommt, welchen Kopulationen seiner Eltern es seine Existenz verdankt. Wer stellt sich das nicht gerne bildlich vor? Scherz beiseite, ich kann mir vorstellen, dass sich Kinder viel besser vorstellen können, dass das Sperma im Internet bestellt und fein säuberlich verpackt in Dosen verschickt wird.

    Da die Büchner-Preisträgerin mit dem Nazi-Vergleich vorgelegt hat, kann man ja ruhigen Gewissens nachlegen. Der Unterschied zwischen Lebensborn und Reproduktionsmedizin läuft meiner Meinung nach darauf hinaus, dass ersteres auf eine staatliche/ gesellschaftliche Regulierung der Reproduktion abzielt, während letzteres individuelle Entscheidungsfreiräume öffnet, wo vorher keine waren. Das eine läuft auf eine staatliche/ gesellschaftliche Restriktion und Organisation der Fortpflanzung heraus, das andere auf ein mehr an individueller Freiheit. Die Bessessenheit von der Autorin, mit der sie für eine Einschränkung der Reproduktionsmöglichkeiten anderer Leute argumentiert, deren Fortpflanzung sie »unnatürlich« und nicht wünschenswert ansieht, verortet sie also klar auf der ersteren Seite. Aus dieser Perspektive betrachtet ist Leihmutterschaft aber ein anderes Thema, denn hier können Konflikte mit der Entscheidungsfreiheit der Leihmutter entstehen. Abtreibung ist ebenfalls ein Sonderfall, da man abhängig von der Dauer der Schwangerschaft dem ungeborenen Kind Rechte zusprechen kann oder nicht.

  17. Natürlich kann jetzt jeder angewidert auf diese Rede reagieren. Aber – jetzt bitte ehrlich sein: Wer kannte Frau Lewitscharoff vor ihrer Erwähnung in diesem Blog? Ich bin weder religiös noch bibelfest, aber nach allem was ich so weiß, entspricht ihre Haltung ziemlich exakt der einer strenggläubigen Katholikin. Nicht mehr und nicht weniger. Und wer sich jetzt bemüßigt fühlt, der Dame seine Abscheu ins Gesicht zu schreien, der kann gleich bei ein paar Millionen anderen Katholiken weitermachen, die er bis heute auch nicht gekannt hat und die genauso ticken. In meinen Augen ist ein Büchner-Preis eine Auszeichnung für kulturell hochwertiges literarisches Schaffen. Ich sehe darin keinen Preis für eine staatstragende Ethik.

  18. @ Frank: Da vergisst die streng gläubige Katholikin aber anscheinend, dass auch Jesus ein durch keine vaginale Penetration legitimierter Halbmensch war.

  19. Danke, Herr Niggemeier, dass Sie darauf aufmerksam machen!

    Bei den zitierten Passagen aus ihrer Rede läuft es mir kalt den Rücken herunter. Ich bin froh über die sehr gelungene Reaktion von Herrn Koall und kann Ihrem Kommentar #15 nur zustimmen. Es erstaunt und schockiert mich, dass die Mehrzahl der Kommentare hier dies als Meinungsäußerung abtun, mit der man halt leben müsse. Hilfe, ihr Weltbild ist wirklich erschreckend und gefährlich!

  20. @Frank: Ah, der Gegensatz zu „Menschenverachtung“ ist „staatstragende Ethik“?

    Ich bin auch weder religiös noch bibelfest, aber in meiner katholischen Jugend gab es keine Unterscheidung zwischen vollwertigen Menschen und abscheulichen Halbwesen. Und vor der Unterstellung, dass „ein paar Millionen andere Katholiken“ Kindern, die mit künstlicher Befruchtung gezeugt werden, nur mit Abscheu begegnen und sie nicht für vollwertige menschliche Wesen halten, möchte ich diese paar Millionen unbekannten anderen Katholiken auch in Schutz nehmen.

    Wir müssen aber gar nicht darüber spekulieren, was ein paar Millionen unbekannte Katholiken so privat vor sich hinsagen. Frau L. hatte diese öffentliche Bühne, weil sie eine preisgekrönte, weithin anerkannte Schriftstellerin ist. Nur darum konnte sie diese Ungeheuerlichkeiten in einem solchen hervorgehobenen öffentlichen Rahmen aussprechen. Und deshalb muss man ihr auch öffentlich widersprechen.

  21. Für Stammtische ist dieses unsägliche Geschwurbel viel zu pseudo- intellektuell. Ich bezweifele auch, dass sich „die paar Millionen Katholiken“ dem ohne weiteres anschliessen würden.

    Ganz im Ernst, wie kommt man darauf, sich so einen Scheiss auszudenken? Und das Ganze dann auch noch in einem wirklich total wichtigen Duktus als ernstzunehmenden Diskussionsbeitrag vorzutragen?

  22. Der erste Teil des Kommentars #23 ist preisverdächtig und hat mir den Tag gerettet. Ansonsten: Selbst weder religiös noch bibelfest, möchte ich mal den einen oder anderen Katholiken in Schutz nehmen. Ich kenne viele, die künstliche Befruchtung ablehnen. Ich kenne aber keinen einzigen, der oder die deshalb Menschen in bessere und schlechtere unterteilen, je nachdem, auf welchem Wege sie „hergestellt“ wurden. Es besteht kein Grund, aus Lewitscharoffs randständigen und unverfrorenen Beleidigungen hier einen gesellschaftlichen Common Sense zu machen!

  23. Interessanter Nazivergleich, Kinder von LGB Paaren mit Lebensbornheimen zu vergleichen …

    Ich musste eigentlich bei den Äußerungen über die Halbmenschen erst an die Uruk-Hai und dann an die nationalsozialistische Rassenhygiene und das lebensunwerte Leben denken…

  24. – nur zur Information: Sie mag wie eine wildgewordene katholische Fundamentalistin klingen, aber als gute Schwäbin ist sie Protestantin, und da gibt es nicht minder irrige Standpunkte. Nicht an allen Ausfällen sind Katholiken schuld.

  25. Um jetzt mal die von Lewitscharoff (deren Name man durchaus kennt, wenn man sich auch nur vage für deutsche Literatur interessiert) Nazi-Logik gegen sie zu verwenden: Sie spricht schlicht und einfach den nicht natürlich gezeugten Kindern die Existenzberechtigung ab und unterscheidet somit zwischen lebenswerten und lebensunwerten Menschen.

    Kann man ja mal testweise mit anderen Menschengruppen ausprobieren (Behinderte, Homosexuelle, Dunkelhäutige) – vielleicht hilft das ja einigen „regt euch nicht so auf“-Kommentatoren bei der Unterscheidung, wo eine zulässige, wenn auch womöglich blödsinnige Meinung aufhört, und wo verbrecherischer Menschenhass anfängt.

  26. „Aber meine Abscheu ist in solchen Fällen stärker als die Vernunft.“

    Damit hat doch Frau Lewitscharoff selbst ihre Einlassungen eingeordnet: Bauch statt Hirn.

    Und da – da es um den Bauch geht (in doppeltem Sinne ;-) – kommt man mit Argumenten nicht weit.

    Bedenklich ist es jedoch, dass der Widerspruch zu den Äußerungen bis dato so dünn ist – vlt. eine Art von „Schockstarre“.

  27. Scherz beiseite, ich kann mir vorstellen, dass sich Kinder viel besser vorstellen können, dass das Sperma im Internet bestellt und fein säuberlich verpackt in Dosen verschickt wird.
    Genau. „Mama, wo kommen die Babys her?“ – „Na, wo alles herkommt: Von Amazon!“.

    Bei solchen Reden müsste jemand aufstehen und ihr Kontra geben, Problem ist immer: Es ist eine gewisse Überwindung und man erwartet ja bei einer solchen Gelegenheit keine solch wirren Thesen.
    Man könnte ja z.B. erwidern, dass es andere Ereignisse im Leben eines Kindes gibt, die es mehr beeinflussen. Dass es Menschen gibt, die künstlich gezeugt wurden und völlig normal sind. Was denkt die Frau eigentlich über Organverpflanzungen? Wer steht da eigentlich auf welcher Seite des Nazivergleichs?

  28. @ Frank

    Tut mir leid, aber Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man nicht für seine Meinung kritisiert und einem nicht wiedersprochen werden kann. Ganz im Gegenteil, Meinungsfreiheit bedeutet eben genau das.
    Aber das verstehen viele in der Post-Sarrazinen Zeit eben nicht mehr, in der jedes Wiedersprechen sofort als Eingriff in die Menschenrechte wahrgenommen wird…

  29. Wenn es irgendeine unnatürliche Lebensform gibt, kommt Sie dem zölibatär lebenden katholischen Geistlichen noch am nächsten.Aber der Mensch ist eben nicht nur Natur.

  30. Natuerlich stellt sich aus medietheoretischer Sicht die Frage, ob nicht kollektives (Ver)Schweigen die bessere Wahl gewesen wäre anstatt nun eine pseudo-Debatte vom Zaun zu brechen. Menschen reden viel Quatsch (um höflich zu bleiben) und heutzutage gibt es da ja keine echte Debatte. Die alte konservative Frau wird nicht von ihrer Position abruecken, ‚wir‘ schwingen ärgerlich mit der Faust und passieren wird nix. Ich glaube, dass man den Schaden am besten begrenzen kann, wenn man beharrlich schweigt anstatt jede radikale Meinung oder Gruppierung mit Argumenten kontert. Wer sich mit Klimawandel, Ausländern oder kuenstlicher Befruchtung nicht auseinander setzen will, der wird ja nicht nach 19 Blog posts einsichtig, sondern schreibt lieber ein Buch ueber den ‚Tugendterror’…

  31. Ich nehme an, viele hier kennen die warteschlangen-szene aus woody allens stadtneurotiker, als das objekt einer dummen rede, nämlich marshall mcluhan, zum genau richtigen zeitpunkt persönlich zur verfügung steht, um den dummen redner zurechtzuweisen.

    Wäre es nicht wundervoll, wenn diesmal auch im „richtigen“ leben die objekte einer mehr als dummen rede anwesend gewesen wären? Oliver wimmelbacher aus deutschland oder zlatan jovanovic aus österreich, die beiden nunmehr 31-jährigen mitteleuropäischen premieren-retortenkinder, zb? Wenn sie diese impertinente katastrophenkatholikin auf der bühne auffordern hätten können, ihnen nochmals offen in gesicht zu sagen, dass sie eigentlich nur „abartige, zweifelhafte halbwesen“ seien?

    Lewitscharoffs reaktion hätt ich dann sehr gerne gesehen!

  32. @39
    Ganz genau. Das wird sich bei der mental nichts ändern. Der Taz-Schreiber hat das schon ganz gut ausgedrückt, am Schluß seines Artikels. Die Patina läßt sich eben nicht einfach wegwischen.

  33. Es geht doch gar nicht darum, ob sich die Mehrheit der Katholiken (oder meinetwegen der Papst) gegen die künstliche Befruchtung ausspricht. Es geht auch nicht darum, Frau Lewitscharoff das Recht auf diese Meinung abzusprechen.

    Das skandalöse ist doch, mit welchen (rhetorischen) Mitteln sie ihre Meinung vertritt, nämlich in dem sie Menschen als Halbmenschen bezeichnet und ihre ausdrückliche Abscheu gegenüber diesen Kindern formuliert.

    Das ist widerwärtig. Die von Frank ins Spiel gebrachte Frage, ob Katholiken nicht mehr gegen künstliche Befruchtung sein dürfen, ist doch eine reine Scheindiskussion, die vom eigentlichen Thema ablenkt.

  34. Es fällt mir schwer, zu verstehen, wie jemand auf der einen Seite Kinder als Halbmenschen ansehen kann und auf der anderen einen Nazivergleich benutzt. Nun, wahrscheinlich ist sie genauso überschätzt wie Ingeborg Bachmann (es gibt ja zahllose bessere Autorinnen, die nicht mit dutzenden Preisen bedacht wurden).

    Als Morrissey vor einiger Zeit Chinesen als Subspezies bezeichnet hat, da war das irgendwie noch nachvollziehbar.

  35. …und ich hatte bereits angemerkt, dass diese ‚Katastrophenkatholikin‘ evangelisch ist. Was ich damit sagen will: Es handelt sich hier weder um ein konfessionelles, noch um ein grundsätzlich religiöses Problem (denn mit Abtreibung hätten die Nazis ähnliche Probleme gehabt, aus völlig anderen Gründen, genauso wie sie mit Schwulen Probleme hatten), sondern um abgestandene, moralisierende Verbohrtheit, die sich – da menschenverachtend – menschenverachtenden Jargons bedient und leider immer öfter an die Oberfläche blubbert, und zwar mittlerweile nicht mehr nur von den Rändern und aus den Nischen. Und man macht es sich zu einfach, wenn man reflexhaft oder schulterzuckend in eine Richtung zeigt und sagt: Die Katholiken mal wieder. Auf solchen Hass trifft man aus vielerlei Richtung.

  36. Mich überrascht vor allem die Ausdrücklichkeit von Lewitscharoffs Rede, weniger die Argumentation an sich, denn ähnliches findet sich bereits in ihren Poetikvorlesungen, die ja längst gedruckt vorliegen. Man hätte also durchaus ahnen können, welche Positionen man sich da ins Haus holt (sofern man sich eben vorher kundig macht). Und wenn man eine solche Einladung (trotzdem) ausspricht, dann will man solchen „Meinungen“ offensichtlich eine Plattform bieten. (Womit nicht Robert Koall widersprochen werden soll, der natürlich völlig Recht hat mit seiner Gegenrede.)

  37. Mich wundert, dass jetzt noch niemand auf die Schweigen des Publikums eingegangen ist.
    Bescheuerte Thesen wie die der sich vermehrenden Kopftuchmädchen von Sarrazin, „Ich bin homophob“-Matussek oder Schwachsinn aus der AfD wird aufgesogen von einer bestimmten Klientel. Saßen solche Zustimmer im Publikum? Zustimmend nickende Menschen? Nicht die Demagogen machen Angst, sondern die schweigende zustimmende Mehrheit

  38. @teekay: Nicht völlig falsch, aber auch nicht völlig richtig. Richtig ist, dass man nicht auf alles antworten muss. Falsch wäre es aber meines Erachtens, wenn bei einer in dieser Weise in der Öffentlichkeit getätigten Äußerung, sich aus falsch verstandenem Respekt vor dem literischen Werk jener Dame, niemand finden würde, der sagt: Das kann ich nicht hinnehmen, dass das unwidersprochen bleibt. Und wenn man das dann im richtigen Ton macht, so wie hier m.E. geschehen, dann ist das auch kein Tugendterror, sondern eine hoffentlich mehrheitsfähige Äußerung, dass man Menschen nicht zu Halbwesen erklärt.

    Es geht hier weniger darum, Frau Lewitscharoff zu überzeugen, als darum Leuten, die das hören mitzuteilen: Also, falls ihr das falsch fandet, mir geht es genau so. Das ist auch keine ganz unwichtige Sache. Denn das Totschweigen von Gegenpositionen ist häufig auch nur reine Bequemlichkeit.

    Im Übrigen will ich darauf hinweisen, dass mir die seltsame Haltung, die auch in der Rede zu Tage tritt, in letzter Zeit häufiger begegnet, nämlich dass manche Leute einfach sagen: Ich nehme mir das Recht heraus, dies oder jenen zu diskriminieren, obwohl ich kein vernünftiges Argument dafür habe, sondern weil mir danach ist (Mattussek et. al, 2014). So eine Art von Begründung war auch von Frau Merkel zu hören, als sie ein Bürger in einer dieser Town-Hall-Sendungen mit guten Argumenten zum Adoptionsrecht für Homosexuelle löcherte.

  39. „Kinder, die auf (…) abartigen Wegen entstanden sind, als Halbwesen anzusehen“, hat eine schlimme christlich geprägte Tradition. Wir hatten auch ein schlimmes Wort für solche Kinder: „Bastard“.

  40. Schrecklich und ja, dass kein Aufschrei folgte ist auch verstörend.
    Ihre geheuchelte Sorge um diese Kinder und wie schlimm es für diese sein muss zu erfahren wie sie gezeugt wurden ist zum erbrechen. Ja klar, es muss für ein Kind sooo schlimm sein zu erfahren, dass die Eltern es unbedingt wollten und deshalb viel Geld ausgaben damit ihnen ein Arzt half (viele Menschen stellen sich das wohl lieber vor als sich vorzustellen, das man tatsächlich gezeugt wurde weil die eigenen Eltern Sex hatten) aber zu lesen, dass es Menschen gibt, die einem als Halbwesen bezeichnen ist überhaupt nicht schlimm, klar.

  41. Frau L. hat selbstverständlich das Recht auf ihre Meinung. Kein Recht hat sie darauf, dass andere ihre Meinung nicht für abscheulich und menschenverachtend halten und finden, dass sie sich damit für jegliche Auszeichnung disqualifiziert hat. Denn es gibt eine Grenze dessen, was wir als Gesellschaft, als Menschen, tolerieren können und sollten: die endet dort, wo anderen Menschen die Menschenwürde abgesprochen wird. Da stimme ich Stefan Niggemeier zu. Das _ist_ ein Skandal.

    Ich persönlich frage mich die ganze Zeit, wenn Menschen, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, „Halbmenschen“ sind – was sind denn dann in L.s Augen wohl Kinder, die aus Vergewaltigungen hervorgegangen sind?

  42. Allein das religöse Menschen sagen, dass Gott nur eine „natürliche“ Zeugung wünscht und dieselben Leute gleichzeitig die Frage ignorieren, warum Gott uns dann überhaupt erst die Möglichkeit einer „unnatürlichen“ Zeugung gibt, sagt doch schon alles über die Denkfaulheit dieser Leute.

  43. Onanie ist schlimm, steht schon in der Bibel, ein Gräuel dem Herrn. Und Homo erst, ganz schlimm! Ja, dass es noch immer Leute gibt, die sowas glauben, ist zwar schwer zu begreifen, aber ist offenbar so. Die Frau L. soll in der Jugend Trotzkistin gewesen sein, wie das halt so war in den 70ern, links und irgendwie religionsfern. Gute Voraussetzungen, sollte man meinen. Dann studierte sie ausgerechnet Religionswissenschaft. Das spricht sehr für eine (Re-)Konvertierung hin zur Religion. Konvertiten sind gern besonders extrem, ja fundamental, in ihrer Affirmation auch des größten Reli-Quatsches, für den Schon-immer-Religiöse nix übrig haben und ihren gesunden Menschenverstand nutzen können, sich das Sinnvolle aus ihrer Religion rauszupicken und den Rest Folklore sein lassen. Spätberufenen gelingt das auffallend häufig nicht. Und so findet Frau Lewitscharoff Onanie schlimm, extravaginales Sperma schlimm, künstliche Befruchtung schlimm und lesbische Mütter erst recht und besonders bescheuert: selbst die daraus entstandenen Kinder sind schlimm. Während andere dem Christentum ein durchaus nützliches und positives Menschenbild entlocken können, gelingt ihr das glatte Gegenteil: Entmenschlichung. Ich habe nie etwas Literarisches von ihr gelesen, aber es wäre schon interessant, ob sich dieser Reli-Murks darin widerspiegelt – oder vielleicht kommt das erst in den kommenden Büchern.

  44. @ST # 18: Für Sie zum Mitschreiben: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.»

    Ich glaube genau darum geht es,… Inwieweit ist das „künstliche herstellen“ eines Menschen ein Verstoß gegen genau diese Würde?

    Wenn ich jetzt schon lese, dass es bald Kinder mit drei Eltern geben könnte, wird mir mulmig, vor allem da sich das ja sicher noch auf eine beliebige Anzahl „perfektionieren“ ließe:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/1-kind-von-3-eltern-fda-zu-fortpflanzung-und-umstrittener-befruchtung-a-955727.html

    Ich bin fest davon überzeugt, dass vor allem die Kinder alles andere als Verachtung verdient haben. Aber wenn man sich schon auf Menschenrechte o.ä. beruft, dort heisst es auch in den grundlegenden Menschenrechten (also den wirklich wichtigen!), dass es ein „Schutz vor…, Menschenversuche(n) ohne Einwilligung des Patienten“gibt. Solche Versuche sind aber Vorraussetzung, um die Verfahren überhaupt erst möglich zu machen bzw. weiter zu entwickeln. Hier entstehen zweifellos ethische Fragen, die dann auch auf Schwangerschaftsdiagnostik abziehlen könnten/müssten, da man das Kind auch dazu nicht befragen kann. Die Frage ist auch, wie geht man mit „Fehlschlägen“ (Behinderungen, Missbildungen,…) um, wer trägt die Verantwortung oder sollte man die dann einfach abtreiben?

    Irgendwie ist mir nicht ganz klar, wie es völlig selbstverständlich ist gegen Genmais und Hormon-Fleisch auf die Barrikaden zu gehen, aber bei Menschen finden wir das alles bereits „total“ normal.

    Nochmal: Die Kinder können am wenigsten dafür!
    Aber die Debatte, sowohl mit Hinweis auf die „Normalität“ als auch auf die „Abnormalität“ der Kinder zu führen, ist absurd. Sonst endet man schnell in der Argumentation „Der Zweck heiligt die Mittel“ und die halte ich nicht für besonders angemessen in diesem Zusammenhang,….

  45. Das Gedankenschlecht dieser Dame ist beängstigend. Wenn sie künstliche gezeugte Kinder als „Halbmenschen“ betrachtet, ist dann noch weit zum Gedanken, ihnen Menschenrechte abzusprechen? Oder noch drastischer – das Recht auf Leben? Wo ist die Grenze?

    Und wieso werden so viele Errungenschaften der Nachkriegszeit in letzter Zeit ständig in Frage gestellt?

  46. Wenn jemand öffentlich und auf einer Veranstaltung, die noch dazu mit öffentlichen Geldern (mit-)finanziert wird, zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben unterscheidet, geht es nicht mehr um Meinungsfreiheit, sondern um Volksverhetzung.

    㤠130 Strafgesetzbuch
    Volksverhetzung

    (1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
    1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder
    2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,

    wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.“

    Wenn hier dieser Tatbestand nicht vorliegt – wann dann?

  47. @56 : nicht das künstliche Herstellen ist der Verstoss, sondern Irgendwem die Menschlichkeit abzusprechen

  48. @61: hmmm,… und ich meinte, dass man erstmal darüber diskutieren müsste ob das künstliche herstellen ein Verstoß ist. Ich denke man kann dieser Meinung durchaus sein. (Unter anderem wegen des vorgetragenen Arguments der Menschenrechte (Recht auf Schutz vor Menschenversuchen,….)

  49. @60: Dem sollte man in der Tat mal nachgehen. Werde am Wochenende mal Anwaltfreunde befragen… Das juckt mich schon in den Fingern. Die Rede ist ja dokumentiert, welcher Staatsanwalt wäre da zuständig?

  50. @Simon #56:

    Ich glaube genau darum geht es,… Inwieweit ist das »künstliche herstellen« eines Menschen ein Verstoß gegen genau diese Würde?

    Ich hab bei diesem ersten ganz groben Denkfehler das Lesen gestoppt. ich hatte Angst es kommen noch hanebüchenere Aussagen. Gegen wessen „Würde“ kann das „künstliche Zeugen“ eines Menschen denn verstoßen (der übrigens dann doch durch ganz natürliche biologische Reaktionen heranwächst) ?
    Gegen seine jedenfalls nicht, denn dieser Mensch erhält ja seine Würde erst durch die künstlich Zeugung (davor gab es keinen Menschen). Gegen Ihre jedenfalls auch nicht, denn Ihre Würde wird von einer künstlichen Zeugung, die ja nicht an Ihnen durchgeführt wird, auch nicht beeinträchtigt. Also wessen Würde wurde verletzt?
    Oder wollten Sie eigentlich sagen, dass künstlich gezeugte Menschen nur künstliche Menschen sind und daher auch nur eine künstliche Würde haben? Also die Würde der künstlich gezeugten Menschen, die eigentlich dazu bestimmt waren natürlich gezeugte Menschen zu sein, dadurch verletzt wurde, dass Ihnen die Chance genommen wurde eine echte Würde zu bekommen?

  51. @62: Weder eine Eizelle noch eine Samenzelle sind „ein Mensch“, Auch ein 8-Zeller (der dann in der Petrischale „heranwächst“) kann noch nicht als menschliches Wesen bezeichnet werden. Darum stellt sich die Frage gar nicht. Die Zellen sind menschlichen Ursprungs, sie werden ja nicht „hergestellt“ (wie auch?) , sie wwerden lediglich dabei unterstützt, zusammen zu finden. Was sie bei regulärer Befruchtung im Mutterleib ebenso täten. Übriges gibt es keine erwiesene Häufung von Missbildungen bei Kindern die mit ICSI oder IUI gezeugt wurden.

  52. @alter Jakob #64: Entschuldigung, dass ich Ihnen Angst eingejagt habe, dass war nicht meine Absicht. Ich vermute einfach mal das der despektierliche Tonfall daher rührt,…

    „Dieser Mensch erhält ja seine Würde erst durch (sic!) die künstliche Zeugung.“ Ich glaube nicht, dass irgendjemand „durch „die künstliche Zeugung irgendeine menschliche Würde erhält. Das erscheint mir schlicht falsch.

    Die menschliche Würde kommt durch das „Menschsein“ zu, dass ich nicht in Abrede stellen möchte. Diese wird ihm auch nicht feierlich verliehen o.ä.. Die Gefahr der Würdeverletzung besteht zum einem im Akt des „künstlichen Machens“ (Die Motive spielen hier beispielsweise eine wichtige Rolle), also liegt dann bei demjenigen der es veranlasst bzw. demjenigen der erlaubt/ermöglicht so etwas zu tun. Und sie besteht evtl. in der Verantwortung die man gegenüber dem „Gemachten“ dann hat.

  53. @ Leocat: „Auch ein 8-Zeller (der dann in der Petrischale »heranwächst«) kann noch nicht als menschliches Wesen bezeichnet werden. “

    Ich schätze mal diese Aussage ist dogmatischer Natur, dafür braucht es heutzutage keine Begründung mehr.

  54. @ Leocat: Die Aussage „kann noch nicht“ – finde ich dabei besonders eindrucksvoll, weil es ja die „Unmöglichkeit“ dessen unterstellt. Wirklich Bemerkenswert!

  55. @Simon, Künstliche Befruchtung ganz unauffällig mit Gentechnik gleichzusetzen ist so billig.
    Pfui!
    Schämen sie sich!

  56. @marcy: Können Sie das näher ausführen, damit ich wenigstens weiß, wofür genau ich mich schämen muss,…

  57. @ Simon #62

    „und ich meinte, dass man erstmal darüber diskutieren müsste ob das künstliche herstellen ein Verstoß ist. Ich denke man kann dieser Meinung durchaus sein.“

    Nein. Über die „Menschenversuche“, die keine sind, verweise ich mit Freude auf die klugen Kommentare # 64 und 65. Aber auch sonst trägt das Argument nicht:

    Fakt ist, es gibt bereits Menschen, die durch künstliche Befruchtung in die Welt kamen. Meint „erst mal darüber diskutieren müssen“ also, dass bis nach Klärung des unterstellten „ursprünglichen Fehlers“ diese bereits lebenden Menschen als „Halbmenschen“ klassifiziert werden dürfen (oder gar müssen)? Dass man dem Angriff auf die Würde diese Personen durch „verdiente Kulturtreibende“ nicht widersprechen darf, zumindest bis zweifelsfrei feststeht, dass es sich um – ja was eigentlich? – Menschen handelt? Weil einzelne „die Meinung vertreten“, dass ihre Zeugung wahlweise „falsch“, „würdelos“ oder gar „abscheulich“ sei? Einzelne, die mit dem Zeugungsprozess und dem daraus entstandenen Menschen unterstelltermaßen rein gar nichts zu tun haben, möchte ich ergänzen. Sich aber trotzdem ein Urteil erlauben.

    Diese Art der Argumentation finde ich – mit Verlaub – falsch und abscheulich. Ansonsten verweise ich auf die alte Adage „Leben und leben lassen“.

  58. Kinder für die Sünden der Eltern zu verachten geht zu weit, und Frau Lewitscharoff muß dafür sorgen, daß ihre Vernunft wieder größer wird als ihre berechtigte Abscheu vor den Tätern.

    Abscheu hilft sowieso nicht viel, denn das ganze Milieu, das sie anspricht, ist doch felsenfest verwurzelt in seinem Hedonismus. Warum Lustmaximierung nicht das höchste Gut ist, muß man den Anhängern dieser Philosophie haarklein erklären. Auf der emotionalen Ebene redet man aneinander vorbei.

  59. Sehr gut gefallen hat mir der Kommentar @39 von teekay. Nützt es, die Reichweite der Aussagen von Frau Lewitscharoff zu vergrößern, indem man sich in der Filterbubble versichert, wie sehr man doch gegen sie ist?

    Was ich ziemlich übel fand, das war in der Tat die Wortwahl, da werden Tabus verletzt, das ist kritikwürdig und da muss sich die Dame schon Nachfragen gefallen lassen.

    Ich habe andererseits selten jemanden gelesen, der künstliche Befruchtung in der Öffentlichkeit so entschieden als „unnatürlich“ brandmarkt wie sie. Und ich finde, das ist ein bedenkenswerter Standpunkt. Lies: Darüber sollte man mal ergebnisoffen nachdenken. Ich bin dagegen, alles zu machen, was technisch machbar ist, dazu gehört für mich, Pflanzen zu entwerfen, die auf natürlichem Wege so nicht entstehen würden, Kinder heranzubrüten, die auf natürlichem Wege nicht wachsen würden – und sicherlich auch tote Körper maschinell am Leben zu halten, nur weil man es kann.

    Der Hinweis, man könne künstliche Befruchtung nicht mit Genmanipulation vergleichen,weil nach der „Empfängnis“ ja alles ganz natürlich weiter laufe, zieht nicht. Auch ein genmanipuliertes Maiskorn wächst erst dann zu einer Pflanze heran, wenn es mit Wasser, Licht und Nährstoffen versorgt wird. Was ich an der künstlichen Befruchtung sehr unethisch finde, das ist die gefährliche Nähe zur Selektion. Der Befruchtungsarzt hat mehrere Zellhaufen zur Auswahl und wählt aus diesen aus, welche er für am geeignetsten hält. Die gesetzlichen Regelungen dafür sind in verschiedenen EU-Ländern unterschiedlich strikt ausgeprägt, weshalb wohl auch auffällig viele deutsche Paare nach Tschechien oder Österreich fahren… Tut mir leid, aber für meinen Geschmack ist man da schon weiter in Bereichen der Eugenik, als man es sein sollte.

    Was natürlich gar nicht geht, weil es einfach ungehörig ist: Die Empörung über die künstliche Befruchtung an den solchermaßen gezeugten Kindern auszulassen. Da laviert Lewitscharoff ziemlich herum – und sieht dabei nicht besonders gut aus.

    Aber rein medientheoretisch gesprochen, hat jeder in Deutschland das Recht, ein Idiot zu sein, auch Frau Lewitscharoff oder Herr Sarrazzin. Und bei letzterem zeigt sich, wozu öffentliche Erregung führt: Er ist mit seinen Scheiß-Büchern reich geworden.

  60. Endlich sind Sie wieder bei ihrer Kernkompetenz angekommen. Die Wiedergabe von TAZ-Artikeln in eigenen Worten. Medienjournalist? Das war einmal. Dafür haben wir hier unter den Kommentatoren – und das nun schon seit Wochen – eine ungeheurer Anzahl von Menschen mit überlegener Moralkompetenz in Verbindung mit einem mehr als überdurchschnittlich IQ (Disclaimer: Können Texte, die inzwischen zurückgezogen wurden, besser verstehen als Zwölfjährige und der Analphabet Matussek). Zeigt doch mal wieder, dass das Potential unerkannter Genies in Deutschland wirklich groß ist. Glückwunsch!

  61. Sybille Lewitscharoff ist Protestantin, zumindest hat sie evangelische Theologie studiert und es findet sich in Selbstbeschreibungen der Hinweis, dass sie aus einem protestantischen Haushalt pietistischer Prägung stamme.

    (eigentlich egal, nur um die Absurdität von Franks Katholizismus-Diskussion, die eh nur Stellvertretercharakter hat, noch etwas mehr herauszustellen).

  62. @ „Otto Hildebrandt“: Willkommen zurück, mario/ Inge Fischer/ Fritz Chen Klein/ Michael Sachlich/ werauchimmer! Haben Sie mal wieder einen neuen Namen für sich gefunden? Ist Ihnen PI mal wieder zu langweilig geworden?

    Auf konkrete Argumente gehen Sie ja gar nicht erst ein. Und dass Sie das Ernstnehmen von Art. 1 GG sarkastisch als „überlegene Moralkompetenz“ brandmarken, lässt mehr Rückschlüsse auf Sie als auf die von Ihnen kritisierten zu.

  63. @Simon #67:
    Nein, es ist nicht falsch, dass jemand „durch“ künstliche Zeugung die Würde erhält. Wie Sie richtig ausführen hat jeder Mensch eine Würde (sie Sie ebenfalls richtigerweise auch künstlich gezeugten Menschen nicht absprechen wollen). Da ein künstlich gezeugter Mensch aber erst durch die künstliche Zeugung die Möglichkeit hat ein Mensch zu werden (anders wäre er nicht auf dieser Welt), kann er auch nur dadurch die Würde erhalten. Dass Sie diese Würde durch den einzigen Akt beschädigt sehen wollen, durch den dieser spezielle Mensch überhaupt auf die Welt gekommen ist, ist absolut unlogisch. Wie kann eine Mensch durch seine Zeugung in seiner Würde beschädigt werden? Das geht nur, wenn man den Menschen selbst als minderwertig ansieht (so wie es Frau Lewdingens macht).

    Keine Frage, es gibt schon Konstellationen, in denen bei künstlicher Befruchtung auch die Würde anderer Menschen verletzt werden kann. Bspw. wenn eine Frau künstlich befruchtet werden würde, die das nicht will (das nennt man dann Vergewaltigung). Die verletzung der Würde wäre bei einer (natürlichen) Vergewaltigung aber ebenso gegeben. Die künstliche Befruchtung selbst kann also kein Grund für eine verletzte Würde sein.

  64. @roland Sorry für das Verwechseln der Geschmacksrichtungen. Aber nach meiner Wahnehmung lehnen Christen ab einem gewissen Härtegrad alles mögliche ab, was moderne, hedonistische Großstadtmenschen gut finden. Das kann man vermutlich auf fast alle tiefreligiöse Menschen übertragen, oder bejahren tiefgläubige Moslems neuerdings Homosexualität und künstliche Befruchtung? Hab‘ ich da was verpasst in der Tagesschau?

    Und wenn ich über den theologischen Werdegang der Dame lese, wundern mich ihre Aussagen auch nicht besonders.

  65. ich kannte die dame vorher nicht (auch wenn ich schon das ein oder andere buch zumindest in der hand hatte, wenn nicht sogar als kippelhilfe unter dem sofabein) … aber zeigt das beispiel doch wieder mal sehr schön, dass sich talent und können in einer sache nicht automatisch auf anderen feldern fortsetzen müssen.
    die dame hat nun aus welcher motivation auch immer, einen großen haufen bullendreck hinterlassen. man hat ihr gesagt, wie blöd man das findet und dass man sicherlich abstand vom kauf ihrer bücher nehmen wird.
    das sollte jetzt eigentlich reichen. die ganze geschichte reicht ohnehin nichtmal für nen shitstorm auf facebook …

  66. „Ich habe andererseits selten jemanden gelesen, der künstliche Befruchtung in der Öffentlichkeit so entschieden als »unnatürlich« brandmarkt wie sie. Und ich finde, das ist ein bedenkenswerter Standpunkt. Lies: Darüber sollte man mal ergebnisoffen nachdenken.“
    Ja, die gesellschaftliche Debatte hierüber hat ja auch niemals stattgefunden. Niemand hat je über künstliche Befruchtung gesprochen, keiner kennt die Namen der ersten Retortenbabys und es gibt auch keine Ethikkomissionen, die sich irgendwelche Gedanken über die Reproduktionsmedizin machen. Auf die Idee, zu diskutieren, ob Präimplantationsdiagnostik ethisch vertretbar ist, ist auch noch niemand gekommen. Da sollte man doch nach über dreißig Jahren In-Vitro-Fertilisation endlich mal ergebnisoffen drüber nachdenken! Jedenfalls in Ihrer Welt, Frank.

  67. Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Und siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben. 32 Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; 33 und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein. 34 Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das sein, da ich keinen Mann kenne?

    http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/lukas/1/#1

  68. Aus falschen Worten wird falsches Denken. Und dem folgen Taten. Deshalb sind es gefährliche Worte.

    Hm, wäre dann nicht Zensur ein zumindest diskutables Mittel? Wie sonst will man effektiv verhindern, dass „falsches Denken“ entsteht – gerade in Zeiten des Internets?

    Übrigens: Kompliment, Stefan, dass Du die Original-Rede komplett verlinkt hast. (Hier übrigens auch zum Nachlesen (PDF)) So kann man sich ungefiltert ein Bild davon machen, was kritisiert wird. Danke!

  69. @75, Frank: „Ich bin dagegen, alles zu machen, was technisch machbar ist, dazu gehört für mich, […] Kinder heranzubrüten, die auf natürlichem Wege nicht wachsen würden.“

    Echt jetzt? Und was genau macht man dann mit einer Frühgeburt? Weglegen?

  70. Die konservative Reaktion schlägt bisweilen erbarmungslos zu. Es gilt, den Anfängen zu wehren, damit die unantastbare Würde jedes Menschen nicht zur Disposition gestellt wird. Was da aus der sog. „Mitte der Gesellschaft“ entspringt, erinnert an schlimmste menschenfeindliche Auswüchse nicht nur deutscher Geschichte.

  71. Naja, dass eine solche Preisvergabe ausgerechnet in Dresden erfolgt, wundert mich (der dort seit ein paar Jahren lebt) gar nicht. Wir erinnern uns, 2009 bekam hier Vladimir Putin noch den Sächsischen Dankesorden verliehen.

    Auch dass die Sächsische Zeitung hier verhalten Beifall klatscht ist jetzt nicht so ungewöhnlich — ich kann mich an kaum einen Tag der letzten Jahre erinnern, an dem auf ihrer Hauptseite nicht gegen Umweltschützer, Ausländer (gerade aktuell: „Giftiges Gold aus Tschechien“), Linke und andere Randgruppen gestänkert wird.

    Was mich an den Aussagen von Frau Lewitscharoff etwas verwirrt: Wenn ich sie richtig verstehe, wäre an einem lesbischen Elternpaar nichts auszusetzen, sofern der Samenspender beliebiger Orientierung die -Spende unmittelbar (also mit Eindringen, nach ggf hilfreichen Kartoffelsäcken überm Kopf) eingebracht hätte? (Alternativ darf auch Vattern das Kind mit nach Hause nehmen zu seinem eigenen Partner, Hauptsache es kam neun Monate vorher nicht mit Reagenzgläsern in Berührung)

  72. Ich hab’s gerade schon auf Facebook gesagt und wiederhole es sehr gerne: Als erstes muss sie ihren Georg-Büchner-Preis samt der 50.000 Euro zurückgeben. Und ihr neues Buch „Killmousky“ aus dem Suhrkamp-Verlag sollte einfach mal boykottiert werden!

  73. Vorab: Der sprachliche Duktus dieser Frau ist unerträglich, weckt Assoziationen, und das zweifelsohne vorhandene sprachliche Gespür lässt befürchten, dass genau diese beabsichtigt worden sind. Alternde Menschen verlieren manchmal jedes Gleichgewicht, jedes Maß, und versteigen sich in derartigen Brandreden, dafür hab ich keine Belege, nur Erfahrungen.

    Dennoch möchte ich die Sachebene von der rhetorischen Ebene trennen. Auch ohne durch Reproduktionsmedizin entstandene Kinder als „Halbmenschen“ zu empfinden, kann man gute und gut vertretbare Gründe gegen diese Form der Medizin bringen. Einer davon ist die fehlende Notwendigkeit, in einer eh schon an die Grenzen der Belastbarkeit bevölkerten Erde Kinderwünsche um jeden Preis erfüllen zu müssen. Ein weiterer die Feststellung, dass zwei Männer oder zwei Frauen einander lieben können und dürfen, aber nun einmal keine Kinder bekommen werden. Ich als Frau kann auch nicht im Stehen pinkeln, und werte das auch nicht als Ausdruck von Ungleichheit und Diskriminierung.

  74. Abscheu essen Seele auf – und das Hirn steht fasziniert von sich selbst daneben und und kleidet das alles in Worte, die geradewegs zur Unmenschlichkeit führen. Die gefeierte Literatin hat hier nicht mal kurz einen imaginären Löwen in das Arbeitszimmer des Philosophen bugsiert, sondern real existierende Menschen als „Halbwesen“ diffamiert. Warum sagt sie nicht gleich „Homunculus“und greift auf Paracelsus, Goethe, Huxley und mystifizierende Stummfilme vor 100 Jahren zurück? Hier soll persönliches Betroffenheitsgeraune der Autorin dazu dienen, den Verstand auch bei anderen auszuschalten und dumpfe Aversionen gegen die Doktoren „Frankenstein“ zu schüren. Die Assoziation „Monster“ zu deren Produkten liegt nahe. Sollen jetzt also „Halbwesen“ empirisch gesucht, gefunden und … ja, wie? „behandelt“ werden? Sibylle, mir graut vor Dir!

  75. Wer den evangelikalen Fundamentalismus des schwäbischen Pietismus‘ kennt, wird sich über die krausen, menschenverachtenden Thesen von Sibylle Lewitscharoff kaum wundern. Und auch nicht über das Betschwesterntremolo, mit dem oftmals Lewitscharoff ihrer Rede das Fluidum einer sogenannten Stunde (Bibelandacht in Bauern- und Bürgerhäusern) gegeben hat. Gewiss – Literaturpreise sind kein Antibiotikum gegen Frömmeleibakterien und die literarische Qualität der Lewitscharoff ist ja nun wirklich auch nicht über alle Zweifel erhaben, trotz Büchner-Preis. Doch bei historischen Vergleichen sollte die Dame vorsichtiger sein, denn vorzugsweise – wie Wahluntersuchungen gezeigt haben – waren es die pietistischen Kreise, die im Schwabenland seinerzeit vorzugsweise die Nazis gewählt haben. Es ist nachgewiesenermaßen historischer Unsinn, wenn Lewitscharoff in ihrer Rede behauptet: „…angesichts dieser Entwicklungen kommen mir die Kopulationsheime, welche die Nationalsozialisten einst eingerichtet haben, um blonde Frauen mit dem Samen von blonden blauäugigen SS-Männern zu versorgen, fast wie harmlose Übungsspiele vor.“ Die üble Kolportage, die Heime des „Lebensborn“ seien „Zuchtanstalten“, gar „SS-Bordelle“ gewesen, ist schlicht blühender Unsinn und wird auch durch Wiederholung um keinen Deut besser. (siehe dazu auch: http://morgenblatt.blog.de/2013/12/06/himmlers-kinder-rezension-17261621/ ). Für Lewitscharoffs Dresdner Rede kann sich bestenfalls fremdgeschämt werden.

  76. @jausenclown, 94: Doch, zwei Männer und zwei Frauen können sehr wohl Kinder bekommen, entweder durch Adoption oder (vor allem letzteres Pärchen, erstes durch Leihmutterschaft) auch durch künstliche Befruchtung.

  77. @ Anderer Gregor:

    Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die einzig wahre SZ (also die aus Dresden :)) bewusst gegen irgendwen stänkert. Sie ist halt eine typische Lokal- und Regionalzeitung, bei der ich manchmal das Gefühl habe, dass man nicht wirklich sein eigenes Tun reflektiert, sie wirkt auf mich immer etwas unbeholfen. Und die Görlitzer Lokalausgabe hat ja auch einen wöchentlichen „Blick zum Nachbarn“, also nach Polen und Tschechien.

    Auch sonst: Ja, Dresden hat einen relativ starken Fokus nach Russland. Das finde ich – durchaus als Kritiker Putins – erstmal auch gar nicht schlecht. Und ich möchte den Ruf Dresdens verteidigen, seine 500.000 Bewohner sind nicht alle stockkonservative Menschenfeinde.

  78. @89, gebimmel:

    „Echt jetzt? Und was genau macht man dann mit einer Frühgeburt? Weglegen?“

    Wie wär’s mit: Nachdenken?

    Das mit der technischen Machbarkeit ist halt so eine Sache. Pflanzen und Tiere werden seit Jahrtausenden gezüchtet. Es herrscht vermutlich Einigkeit darüber, dass der Status der Welternährung heute anders aussähe, wenn die Menschheit dies nicht getan hätte. Jetzt dreht sich die Spirale weiter: Pflanzen werden genmanipuliert, bei Tieren wird das nicht mehr lange dauern, bis es auch so weit ist. Da ist bei vielen Leuten auf einmal die rote Linie erreicht. Warum eigentlich? Können Sie mir das logisch erklären?

    Ich habe meinen Standpunkt dargelegt: Man sollte nicht alles machen, was technisch machbar ist (was ja nicht heißt, dass man nichts von dem machen sollte, was technisch machbar ist). Vielleicht haben Sie ja einen anderen Standpunkt. Vielleicht meinen Sie aber auch nur, Polemik würde Sie interessanter machen.

  79. @ Frank: Bei der Eugenik geht es im Allgemeinen um politische Eingriffe zur staatlichen Steuerung der Fortpflanzung, um die Nachkommenschaft von als minderwertig definierten Kranken zu verringern oder zu verhindern. Eine Methodik ist das Verhindern der Fortpflanzung Kranker. Das ist moralisch zu verdammen, weil es eine extreme Einschränkung der individuellen Entscheidungsfreiheit in einem zentralen Lebensbereich bedeutet. Worüber reden wir hier? Es geht darum, dass bestimmte Menschen beispielsweise durch Krankheit oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht auf üblichem Wege Kinder bekommen und daher die Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen wollen. Das will Frau Lewitscharoff verbieten, denn sie hält die Methode für unnatürlich und hält die dadurch entstandenen Kinder für minderwertig. Nicht allein aufgrund ihrer Wortwahl fällt es leichter diese Ablehnung bei den geistigen Vätern der Eugenik zu verorten als die Mediziner, die Menschen – gleich welchen Hintergrunds – in ihrer individuellen Entscheidung unterstützen, Kinder zu bekommen. In vielen Kommentaren, die hier Reproduktionsmedizin grundsätzlich ablehnen, finden sich die Überlegungen, inwieweit denn die Kinder der anderen überhaupt »notwendig« sind oder einen gesellschaftlichen Mehrwert bringen. Zusätzlich vermischen sie biologistische und moralische Argumente. Sich nun auf den Standpunkt zu stellen, man müsste vermeintlich minderwertigen Eltern ohne »natürliche« Reproduktionsfähigkeit die Fortpflanzung verbieten, um der Eugenik vorzubeugen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

  80. @alter jakob:
    „Da ein künstlich gezeugter Mensch aber erst durch die künstliche Zeugung die Möglichkeit hat ein Mensch zu werden (anders wäre er nicht auf dieser Welt), kann er auch nur dadurch die Würde erhalten.“

    Das ist leider immernoch falsch, weil es für die Würde schlicht unerheblich ist „auf welche Weise“- „jemand“(hier steckt ja schon Person drin) gezeugt wurde. Und bevor Sie mich weiter missverstehen: Es ist für die Würde des Menschen sogar unerheblich „ob und wie“ er überhaupt gezeugt wurde. Die Tatsache seiner menschlichen Existenz reicht völlig aus.

    Es kommt nur und ausschließlich darauf an dass er Mensch ist. Nach Ihrer Logik (also wenn jemand „durch“ künstliche Zeugung Würde erhält) könnte man ansonsten zwischen einer Würde „durch“ künstliche Zeugung und einer Würde „durch“ natürliche Zeugung unterscheiden. Diese Unterscheidung wäre der einzige Grund an Ihrer Argumentation festzuhalten und die ist schlicht unnötig (evtl. sogar gefährlich).

    Nochmal: Ich habe an keiner Stelle behauptet, wie Sie mir krampfhaft unterstellen, dass die Würde des Kindes „beschädigt“ wäre. Nein es geht vielmehr darum zu sehen, welche ethischen Probleme, die künstliche Befruchtung, neben allen Chancen, mit sich bringen kann. Und sich darüber auszutauschen. Denn:

    @ricu:
    „Fakt ist, es gibt bereits Menschen, die durch künstliche Befruchtung in die Welt kamen. Meint „erst mal darüber diskutieren müssen“ also, dass bis nach Klärung des unterstellten „ursprünglichen Fehlers“ diese bereits lebenden Menschen als „Halbmenschen“ klassifiziert werden dürfen (oder gar müssen)? “

    Es geht eben nicht, wie sie unterstellen, um die Abwertung, sondern, darum über den „künstlichen Akt“ zu sprechen. Die Argumentation „es gibt ja schon solche Kinder, also muss der Akt auch gut sein“ ist keine besonders gute Argumentation.

  81. Wieso stell ich mir Frank als Mönch im Klostergarten wie er mit Erbsenpflanzen experimentiert vor? Hihi…

  82. @89: Vielleicht ist es aber auch einfach nur so, dass ihr Standpunkt in den Konturen recht unscharf ist. Sie argumentieren nicht stichhaltig und ich soll darüber nachdenken? Erst einmal haben Sie für sich selbst eine „rote Linie“ gezogen. Erklären Sie mir doch, wo genau sie verläuft? An der Grenze zwischen „Natürlichkeit“ oder „Unnatürlichkeit“?

  83. @ Stefan Niggemeier: Stimmt, das erklärt auch, wieso es keinen Hinweis auf den Mitveranstalter gibt. Aber ist zumindest ein Anfang.

  84. Vor diesem Artikel war mir übrigens gar nicht klar, dass Menschen auch aufgrund von sowas diskriminiert werden.

  85. Verräterisch ist Frau Lewitscharoff’s Wortwahl, wenn sie schreibt, dass ihr die »Selbstermächtigung der Frauen« »zutiefst suspekt« ist. Ja, wo käme man denn hin, wenn jede Frau über ihre Fortpflanzungsorgane selbst bestimmen könnte? Schön, dass es hierzulande so viele besorgte Mitmenschen gibt, die da gerne ein Wörtchen mitreden wollen.

  86. @95
    Es hat tatsächlich 95 Kommentare gebraucht, bis endlich mal jemand darauf hinweist, dass die „mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin“ ihre Vergleiche mit historisch längst widerlegten „Fakten“ füttert. Ich dachte immer, eine gewisse Allgemeinbildung wäre erforderlich, um Büchner-Preis-würdige Literatur schreiben zu können.

  87. Mein wunderbaren, süßen, liebevollen Kinder sind „Halbmenschen“, „halb künstliches Weißnichtwas“, fast schlimmer als die Lebensbornkinder? Ich bin richtig empört über diese Aussagen. Homophobe Aussagen von dummen Menschen, geschenkt. Hinterwäldlerische Kommentare von nicht aufgeklärten Menschen, auch geschenkt. Aber Kinder als „lebensunwert“ hinzustellen, denn darauf läuft es doch hinaus, ist schlicht und einfach ein Affront.

  88. @103 Ich weiß nicht, wieso Sie darauf kommen, dass ich in einem Klostergarten arbeiten soll. Ist schwierig als Atheist.

    @104 Nicht ich habe für mich eine rote Linie gezogen. Zumindest habe ich das dort nicht geschrieben. Aber ich bringe Verständnis für Gegner der Reproduktionsmedizin auf. Es gibt wahrlich genügend Kinder, die auf natürliche Art und Weise gezeugt werden. Es gibt keine Notwendigkeit, möglichst viele Menschen zu produzieren.

  89. @ 100
    „Das mit der technischen Machbarkeit ist so eine Sache“, das ist richtig. Um darüber einen ausführlichen ethischen Diskurs in Gang zu bringen, braucht es allerdings keine Diskriminierung von Menschen als „Halbwesen“, denn der findet – wie anderswo in diesem Kommentarstrang vermerkt – längst seit Jahrzehnten statt. Darum kann es Frau L. also nicht gegangen sein. Es sei denn, sie hätte den genauso wenig mitbekommen wie die wissenschaftliche Widerlegung des Märchens von den Nazi-Kopulationsheimen.

  90. @ Anna: Wie jetzt, Kinder zwar nicht, aber Homosexuelle dürfen als unwert bezeichnet werden, weil geschenkt? Ihr Aufschrei ist etwas einseitig.

  91. @ Frank: Naja, es gibt für vieles keine „Notwendigkeit“, aber es wird trotzdem gemacht, zum Glück! Das ist doch immer totaler Quatsch mit diesem Utilitarismus.

  92. @ Frank: Und um zu entscheiden, welche Kinder »notwendig« sind und welche nicht, haben wir ja glücklicherweise Sie.

  93. Ich habe wirklich ernsthaft und engagiert versucht, ob dieser an Harm wenig armen und als intellektuelle Leistung maskierten Tirade der Frau L. an mich zu halten. Es ist mir nur unzureichend gelungen, wie ich nun unter Beweis stelle.

    Es scheint auf jeden Fall ein weiterer unterstützender Faktor für die Theorie zu sein, dass ausgerechnet jene ein besonders beschränktes Weltbild und ein extrem gestörtes Verhältnis zu frei ausgelebter und selbstbestimmter Sexualität anderer Personen haben, bei welchen man als Außenstehender nicht unbedingt darauf kommen würde, dass sie eine zufriedenstellende Sexualität, hormonelle Ausgeglichenheit oder zumindest eine von Hänseleien hinsichtlich äußerer Merkmale freie Persönlichkeitsentwicklung besitzen.

    War das deutlich genug?

  94. @Simon#102:
    Sie haben in Bezug auf die Diskussion über die Menschenwürde von künstlich gezeugten Kindern/Menschen folgenden Satz geschrieben:

    Ich glaube genau darum geht es,… Inwieweit ist das »künstliche herstellen« eines Menschen ein Verstoß gegen genau diese Würde?

    (siehe #56)
    Sie behaupten damit, dass das „künstliche Herstellen“ eines Menschen (feine Wortwahl übrigens) gegen die Menschenwürde verstoßen könnte und implizit, gegen die Menschenwürde des künstlich gezeugten Menschen. Einen anderen Sinn kann ich insbesondere vor Ihrem Bezug auf den Satz „die Würde des Menschen ist unantastbar“ aus #18 auch mit viel gutem Willen nicht erkennen.

    Ich habe Ihnen als Reaktion darauf lediglich nachgewiesen, dass es nicht funktionieren kann, dass das künstliche Herstellen eines Menschen gegen seine Würde verstoßen kann bzw. wollte von Ihnen wissen, wessen Würde durch den Akt der künstlichen Befruchtung denn verletzt werden könnte. Das haben Sie ja konsequenterweise auch nicht beantworten können, weil ja auch keine Würde verletzt wird, insbesondere nicht die des Gezeugten. Dass Sie das jetzt aber auch so sehen, dass die Menschenwürde unabhängig von der Zeugung besteht, finde ich gut. Alles in Ordnung, also.

    Die „ethischen Fragen“ auf die Sie jetzt ausweichen wollen sind jedenfalls welche, die nicht die Menschenwürde der künstlich gezeugten Kinder betreffen (um was es in dem Artikel von SN und in Ihrem oben zitierten Satz geht), sondern eben ethische Fragen zur Präimplantationsdiagnostik. Da wiederum will ich nicht mitdiskutieren.

  95. So, während meine Frau gerade unsere beiden ekelhaften Halbmenschen aus der KiTa abholt habe ich kurz Zeit etwas zu scheiben: Wenn das Thema künstliche Befruchtung ab und an mal zur Sprache kommt verblüfft es mich immer wieder wie viele Menschen dabei die wildesten Vorstellungen aus der Mottenkiste hervorkramen. Was ist daran verwerflich wenn Menschen geholfen wird ein körperliches Problem zu überwinden? Werde würde einen Gehbehinderten aus seinem Rollstuhl werfen weil das „unnatürlich“ ist? Wieso muss ich als zeugungsunfähiger Mann mir Salbaderei über das Wesen des Zeugungsaktes anhören mit der mir am Ende das Recht auf Kinderwunsch abgesprochen werden soll?
    Wenn Herr Doktor Frankenstein im weißen Kittelchen ganz abscheulich Spermien und Eizellen zueinander bringt dann ist das ganz ganz übel, aber wenn bei Mutti Krebs diagnostiziert wird dann darf und muss selbstverständlich alles aufgefahren werden was die moderne Medizin zu bieten hat – Doppelmoral ahoi! (Nun weiß ich natürlich nicht ob Frau L. eventuell die moderne Medizin generell ablehnt, aber die Erfahrung zeigt dass die meisten Leute die sich das Recht herausnehmen „sowas“ verbieten zu wollen selber regelmässig zum Arzt gehen und kein Problem mit OPs und Medikamenten haben)

    Allen die hier der Meinungsfreiheit applaudieren sei gesagt: es gibt Meinungen die man zwar haben kann aber nicht äußern sollte bzw. darf. Wer andere als „halbe Menschen“ bezeichnet hat auf jeden Fall eine Grenze überschritten – und vor allem gibt es an dieser Stelle nichts zu diskutieren, auszuloten oder zu überdenken, auch künstlich gezeugte Kinder werden immer vollwertige Menschen sein.

  96. Die Frau kann sagen was sie will, sie wurde ja zum Reden eingeladen. Da sollte der Veranstalter eben zukünftig deutlicher hinschauen, wen er da an seine Mikrofone bittet.

    Warum sich das jemand bis zum Ende anhört, muss sich jeder selbst beantworten. Ich wäre schon nach dem Selbstmord des Vaters Kaffeetrinken gegangen.

    +

    Der offene Brief –als ansichtlich lautes Zeichen von verspäteter Wehrhaftigkeit– verliert durch das „Hochachtungsvoll“ als Gruss. Wofür denn Hochachtung? Dann wäre doch ein Dankes- und Gratulationsschreiben fällig gewesen.

    ACR

  97. @ 116, @ 118
    Deutlich sexistisch, ja.* Endlich. Das fehlte in dieser ganzen Angelegenheit bisher noch, damit wäre jetzt hoffentlich alles abgedeckt.

    *Ich kann mich zumindest nicht erinnern, derlei „Arguemente“ in den Sarrazin- oder Matussek-Debatten gelesen zu haben.

  98. […] ← Und sieht zum Beispiel die Web-Bahnhofstafel für Essen aus: iris.noncd.db.de/wbt/js/index.… Wie kann man so über die Not von Menschen sprechen? Lewitscharoff über Medizin: “widerwärtig”, “abartige Wege” http://www.staatsschauspiel-dresden.d… → Autorin Sibylle Lewitscharoff nennt mit Hilfe von Ärzten gezeugte Kinder: “zweifelhafte Geschöpfe”, “Halbwesen”: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/… […]

  99. @111: „Es gibt keine Notwendigkeit, möglichst viele Menschen zu produzieren.“ Genau das ist ja auch das erklärte Ziel der Reproduktionsmedizin…

  100. Wahnsinn, die genaue Wortwahl …auf beiden Seiten!

    Abgesehen von der hitzigen Debatte, ist es gewiß überlegenswert, ob wirklich alles, was technisch möglich (geworden) ist auch wirklich gemacht werden muß.
    Die breite gesellschaftliche Meinungsbildung hinkt der heutigen rasanten Entwicklung (der Macht, des von Wenigen etablierten Faktischen) in vielen Bereichen sehr-sehr hinterher (von Gentechnik bis hin zu Big Data).
    Die (hochtechnisierte) Erfüllung sehr individueller Kinderwünsche entgegen der Naturgegebenheiten muß sich halt auch (sachlich!) mit (extrem polarisierenden) Fragen Andersdenkender auseinandersetzen.
    Und in bestimmten Fällen wird ja leider auch genau die genetische Veranlagung dadurch künstlich reproduziert, welche den natürlichen Zeugungsweg verbaute und psychisch belastete…
    Und so, wie Homöopathiegegner diese nicht als Kassenleistung mitfinanzieren wollen, so darf doch die weit-weit überwiegende Mehrheit der natürlich Fortpflanzungsfähigen etwa Adoption empfehlen oder die Luxusfrage aufwerfen, ohne gleich als menschenverachtend abgestempelt zu werden.

  101. @oggi/124: Man kann vielleicht die Technik der künstlichen Befruchtung diskutieren, man darf aber nicht den dadurch entstandenen Menschen das Menschsein absprechen.

  102. „Das eingewurzelte Misstrauen, das die jüdisch-christliche Tradition gegen den Selbstmord hegt, scheint sich allmählich zu verflüchtigen.“

    Ach, wie herrlich. So ähnlich wie „Gutmenschen“ ist „christlich-jüdische Tradition/Kultur“ inzwischen ja ein ausgesprochenes Signalwort für Unfug gröbster Sorte geworden. Selbst eine preisgekrönte Bellestrik-Schriftstellerin kommt augenscheinlich nicht um dieses Denkmuster und die zugehörige Formulierung umhin.

    Man tut so, als gäbe es einen homogenen Urstamm deutscher oder gar europäischer Kultur, der qua geschriebenem Wort eines Meinungshabers nun dazu dienen soll, den Status Quo als christlich-jüdisch und damit quasi gottgegeben und „natürlich“ zu zementieren. Alle davon abweichenden Einflüsse bekommen den Stempel, wenigstens fragwürdig zu sein, wenn nicht gar widernatürlich und rundheraus abzulehnen.
    Dabei ist schon die Konstruktion „christlich-jüdische Tradition/Kultur“eine künstliche, die es in dieser Reinform nie gegeben hat.

    Auch sonst läuft Lewitscharoff so einiges durcheinander. Sie sagt, sie kann sich – weil es 1954 noch keine künstliche Befruchtung und keine pränatale Diagnostik gab – relativ sicher darüber sein, wer ihre biologischen Eltern sind. Zum einen muss die Frage erlaubt sein, was die pränatale Diagnostik mit der Klärung der Elternschaft zu tun hat.
    Zum anderen schränkt Lewitscharoff direkt wieder ein – gut, es gab damals noch keine DNA-Tests. Eigentlich – das spricht sie nicht aus – konnte man sich also viel weniger sicher als heute darüber sein, wer die biologischen Eltern waren.
    Früher war „Sicherheit“ in diesen Fragen die Glaubwürdigkeit der betroffenen Eltern bezüglich ihrer ehelichen Treue, und ein gerüttelt Maß an Nachbarschaftsklatsch dazu, ob denn nicht Müllers Sohn viel mehr Ähnlichkeit mit dem Nachbarn, Herrn Suhrbier, habe.
    Die gute alte Zeit eben.

  103. „Die breite gesellschaftliche Meinungsbildung hinkt der heutigen rasanten Entwicklung (der Macht, des von Wenigen etablierten Faktischen) in vielen Bereichen sehr-sehr hinterher (von Gentechnik bis hin zu Big Data).“

    Die „heutige rasante Entwicklung“ liegt im konkreten Fall etwa dreieinhalb Jahrzehnte zurück…

    „Und so, wie Homöopathiegegner diese nicht als Kassenleistung mitfinanzieren wollen, so darf doch die weit-weit überwiegende Mehrheit der natürlich Fortpflanzungsfähigen etwa Adoption empfehlen oder die Luxusfrage aufwerfen, ohne gleich als menschenverachtend abgestempelt zu werden.“

    Und wieso? Was geht das die „natürlich Fortpflanzungsfähigen“ an? Und wenn die Bezeichnung von Bürgerinnen und Bürger dieses (und vieler anderer Staaten) als „Halbmenschen“ nicht menschenverachtend ist, was ist dann für Sie menschenverachtend?

  104. Achso, Nachtrag @oggi/124: Homöopathiegegner wollen Homöopathie nicht als Kassenleistung, weil sie Homöopathie als unwirksam ansehen. Künstliche Befruchtung hingegen ist offensichtlich wirksam, die Ablehnungsgründe sind andere. Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich…

  105. @alter Jakob:

    „Sie behaupten damit, dass das »künstliche Herstellen« eines Menschen (feine Wortwahl übrigens) gegen die Menschenwürde verstoßen könnte und implizit, gegen die Menschenwürde des künstlich gezeugten Menschen.“

    Ja tatsächlich ich behaupte, genau das, nämlich, dass das „künstliche Herstellen“ eines Menschen gegen die Menschenwürde des „Erzeugers/Erschaffers“ verstoßen „könnte“ und sie „könnte“ auch gegen die Würde des künstlich Gezeugten verstoßen. Wenn das in Ihren Augen unmöglich ist, dann halte ich Sie, gelinde ausgedrückt, für naiv.

    Aber nur weil etwas oder jemand gegen meine (oder die eines anderen) Würde verstößt, bin ich nicht minderwertig oder „beschädigt“ (wie Sie es ausdrücken), das ist ein völliger falscher Gedanke den Sie mir unterstellen.

    Komischerweise sind Sie gar nicht auf meinen Einwand eingegangen,dass Ihre Behauptung völlig falsch ist, dass der Mensch seine Würde „durch“ die künstliche Zeugung erhält, ich nehme das mal so zu Kenntnis.

    Vielmehr stellt sich bei der Debatte die Frage, wann liegt so eine Verstoß vor (Kind als Haustierersatz/ Kind als Ersatzteillager für Organe/ oder schon bei: Kind, weil ich anders keins bekommen kann) und desweiteren damit die Frage, ist der Würdeverstoß evtl. dem Anliegen immanent. (Natürlich müsste man auch diskutieren inwieweit bestimmte Aspekte auch bei „natürlicher Zeugung“ eine Rolle spielen können, die gegen die Menschenwürde verstoßen.)

  106. Da jemand sich – wie ich auch – gefragt hat, wie sie zu Organspenden und durch Vergewaltigung entstandenen Kindern steht, hier zwei Zitate aus der vollständigen Rede:

    „Ganz zu schweigen von den unheimlichen Wirrnissen, die entstehen, wenn einem hirntoten Patienten, dessen Leib aber trotzdem noch lebt, Organe entnommen werden. Da sind Fran-kensteins Machinationen nicht allzu fern. Mir bereiten solche Vorstellungen Beklemmungen.“

    „Verstehen Sie mich jetzt aber bitte nicht falsch. Ich zähle mich nicht zu den Abtreibungsgegnern, niemals würde ich ein Begehren unterschreiben, das den Paragraphen 218 wieder einführen möchte. Ganz gewiss nicht. Den jüngsten Fall eines Mädchens in Köln, das von einer Klinik in katholischer Hand abgewiesen wurde, weil es nach einer Vergewaltigung auf Nummer sicher gehen wollte, dass aus diesem Frevel kein Kind entstehen kann, finde ich skandalös.“

    Zu dem Artikel:
    Ich finde es durchaus berechtigt und ok, ethische Fragen zur künstlichen Befruchtung an sich zu stellen und kontrovers zu diskutieren. Wurde ja auch bei ihrer Erfindung schon gemacht. Aber Menschen, die dadurch überhaupt am Leben sind, ihr Mensch-sein abzusprechen, ist so widerlich und verachtenswert, dass dieser Person aber UNBEDINGT vehement widersprochen werden muss!

    Man kann hässliche Gedanken in eine noch so schöne Wortwahl fassen, das macht das Gesagte trotzdem nicht weniger hässlich. (Ich denke dabei immer an das Buch „Das Parfüm“. Sprachlich literarisch von seiner Wortwahl und seinem Ausdruck auf hohem Niveau und anspruchsvoll geschrieben, dennoch hat mich das Buch inhaltlich angewidert und -geekelt.)

  107. @ Simon #102
    Sie drehen sich die Ihnen entgegengehaltenen Gegenargumente aber auch schon ein bisschen zurecht, oder? In dieser Diskussion (und im OP!) ging es um die herabwürdigenden Äußerungen einer preisgekrönten Autorin gegenüber Kindern, die auf „nichtklassischem Wege“ gezeugt wurden. In Ihrem ersten Kommentar (#56) beziehen Sie sich auch explizit auf Kommentar #18, der im Wesentlichen sagt: Die Äußerungen der guten Frau darf man – mit Verweis auf die Würde des Menschen – nicht unwidersprochen hinnehmen. Quasi als Antwort darauf schreiben Sie: „Ich glaube genau darum geht es,… Inwieweit ist das »künstliche herstellen« eines Menschen ein Verstoß gegen genau diese Würde?“ Und in Kommentar #62: „und ich meinte, dass man erstmal darüber diskutieren müsste ob das künstliche herstellen ein Verstoß ist. […] (Unter anderem wegen des vorgetragenen Arguments der Menschenrechte (Recht auf Schutz vor Menschenversuchen,.…)“

    Was passiert hier? ST (#18) referiert mit seinem Verweis auf die Würde des Menschen auf so grundsätzliche Rechte wie das Recht, nicht als Mensch zweiter Klasse zu gelten; das Recht, nicht in der persönlichen Ehre angegriffen zu werden und – nicht zuletzt – das Recht auf Leben, dass Frau Lewitscharoff den „abscheulichen Halbmenschen“ offenbar gern absprechen würde. Ihre „Argumentation“ verschiebt nun nicht nur die Debatte weg von dieser zentralen – und für alle „nachfolgenden“ Menschenrechte grundlegenden, weil logisch daraus folgend – Würdedefinition und hin zu der Frage, ob das „künstliche Herstellen“ ein Verstoß sei. Sie nehmen ein „Folgerecht“, denn das Verbot von Versuchen am Menschen gegen seinen Willen „folgt“ (zwingend) aus dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, um – bewusst oder unbewusst – zu implizieren, dass diese Menschen nicht existieren würden, wäre gegen ihre Würde nicht schon verstoßen worden. Im Kontext (Bezug auf #18) liest sich das so, als hätten die Betroffenen (und alle anderen) das doch bitteschön hinzunehmen, das man ihnen das Recht auf Leben (grundlegendes Menschenrecht) absprechen will, weil Sie meinen, dass ein „Folgerecht“ (eh schon?) verletzt sei.

    Dass selbst dies nicht zutrifft, hat „alter Jakob“ eigentlich gut dargelegt: »Da ein künstlich gezeugter Mensch aber erst durch die künstliche Zeugung die Möglichkeit hat ein Mensch zu werden (anders wäre er nicht auf dieser Welt), kann er auch nur dadurch die Würde erhalten.« Das ist völlig richtig, gerade weil – Ihre Antwort – „es für die Würde schlicht unerheblich ist »auf welche Weise« »jemand« […] gezeugt wurde“. Nichts anderes sagt der Beitrag von „alter Jakob“, also warum schreiben Sie, er läge falsch? Wahrscheinlich, weil man diesem Argument nicht widersprechen kann, ohne offensichtlich Mitmenschen künstlicher Zeugung die Würde abzusprechen. Also wiederholen Sie die Aussage Jakobs mit anderen Worten, um sich dann einzelne Worte aus Jakobs Kommentar herauszugreifen und ihm zu unterstellen, er unterscheide zwischen „natürlich“ und „künstlich“ gezeugten Menschen. Das tut er nicht. Sie können – zur Probe aufs Exempel – das Wort „künstlich“ in seinem Beitrag in gedankliche Klammern setzen: das Argument funktioniert immer noch. Er weist nämlich lediglich darauf hin, dass es VOR der Zeugung keinen Menschen gibt. Da die Menschenrechte nun aber – um gültig und anwendbar zu sein – die Existenz des Menschen voraussetzen, ist ihr Hinweis auf die vermeintliche Menschenrechtsverletzung Makulatur – ihm fehlt der Bezugspunkt, denn es gibt (noch) keinen Menschen. Wenn Sie das anders sehen, begründen Sie dies bitte. Ansonsten klingt das so, als wollten Sie den Betroffenen mit Verweis auf die Menschenrechte DAS grundlegende Menschenrecht, nämlich das Recht auf Leben, absprechen. Makaber.
    Dazu passt, dass Sie als bisher einziger (neben Frau Lewitscharoff) im Rahmen einer rhetorischen Volte auf eine Unterscheidung zwischen „einer Würde »durch« künstliche Zeugung und einer Würde »durch« natürliche Zeugung“ kommen. Man muss den Jakob schon missverstehen wollen, um bei dieser Interpretation seines Kommentars anzukommen.

    Nach all den rhetorischen Salti drehen Sie auch mir noch die Worte im Mund herum: „Es geht eben nicht, wie sie unterstellen, um die Abwertung, sondern, darum über den »künstlichen Akt« zu sprechen. Die Argumentation »es gibt ja schon solche Kinder, also muss der Akt auch gut sein« ist keine besonders gute Argumentation.“
    Es ging in der gesamten Diskussion (und im OP) um die Abwertung TATSÄCHLICH EXISTIERENDER Menschen: daher verstehen Sie meinen Kommentar bitte, wie er gemeint ist: Die Debatte, ob künstliche Befruchtung zulässig oder gar „richtig“ ist (wie auch immer begründet, dazu traf ich mit Absicht KEINE Aussage), ist für die Betrachtung, ob man Menschen herabwürdigen darf, UNERHEBLICH. Diese Menschen gibt es, und es ist natürlich nicht zulässig, sie aufgrund ihrer Zeugung zu Menschen zweiter Klasse zu degradieren.

  108. @125 „Man kann vielleicht die Technik der künstlichen Befruchtung diskutieren, man darf aber nicht den dadurch entstandenen Menschen das Menschsein absprechen.“

    Just for the record: Ich habe nie den Wert oder die Würde von Menschen in Frage gestellt, die per künstlicher Befruchtung gezeugt wurden, das wäre ja auch völlig abwegig. Und wenn sich Lewitscharoff in ihrer Rede in einem Punkt ins Abseits gestellt hat, dann in diesem. Sie laviert da noch etwas rum, aber das macht es auch nicht viel besser.

  109. @oggi: In Bezug auf die „weit weit überwiegende Mehrheit“ wäre ich etwas vorsichtig, natürlich ist es eine Mehrheit, aber sicher nicht so deutlich wie das viele denken werden. Wer öfter mal Kinderwunschzentren von innen sieht kommt selbst manchmal nicht aus dem Staunen heraus wie viele Menschen dort auf Hilfe hoffen.
    Und was soll man nun zur „Luxusfrage“ sagen? Sicher MUSS man keine Kinder haben, aber wie oft wurde schon nach Sondersteuern für Kinderlose gerufen – wollen wir nun Kinder oder nicht? Ist es nicht letztlich auch ein Dienst an der Allgemeinheit Kinder groß zu ziehen? Und wo ziehen wir die Grenze, sind Beinprothesen dann auch ein Luxus den die weit überwiegende Mehrheit der Laufenkönnenden nicht mittragen will? Solche Grundsatzdebatten sollte man doch bitte gesamtheitlich beginnen und nicht religiös/weltbildlich motiviert bei bestimmten Krankheitsbildern ansetzen, wieso muss ausgerechnet bei simplen Kinderwunschbehandlungen darüber gegrübelt werden ob man alles machen sollte was man machen kann, warum kommt fast nie jemand und versucht solche Diskussionsansätze bei Dialyse, Kunstherzen oder Brandopfer-Therapien?
    Ich selbst bin übrigens in Folge eines Unfalls nicht direkt zeugungsfähig, da wurde also weder eine Veranlagung mitreproduziert noch gab es eine andere Möglichkeit. Adoption war auch keine Lösung, mit Mitte 30 waren wir einfach zu alt, und ohnehin sind die Wartelisten erschreckend lang.
    Ganz so einfach wie der unbeteiligte Bürger (so wie ich früher ja auch) sich das immer vorstellt ist das alles nicht …

  110. @Frank, #125

    Zitat:
    „Just for the record: Ich habe nie den Wert oder die Würde von Menschen in Frage gestellt, die per künstlicher Befruchtung gezeugt wurden, das wäre ja auch völlig abwegig. Und wenn sich Lewitscharoff in ihrer Rede in einem Punkt ins Abseits gestellt hat, dann in diesem. Sie laviert da noch etwas rum, aber das macht es auch nicht viel besser.“
    /Zitat

    Aber genau darum geht es doch gerade!
    Nicht darum, dass sie einfach nur ethisch beleuchtet und kritisiert, ob künstliche Befruchtung richtig ist oder nicht, sondern dass sie Menschen, die auf diese Weise das Licht der Welt erblickt haben, zu nicht vollwertigen Halbmenschen degradiert!

    Wenn sie zu DIESEM Schluss kommt, ist nun tatsächlich die einzige noch von ihr zu beantwortende Frage, die hier in den Kommentaren ja schon mehrfach gestellt wurde:
    Wie geht es weiter, wenn man nun festgestellt hat, dass Menschen aus In-Vitro-Verfahren nur „Halbmenschen“ sind?

    Möchte sie ihnen das Recht auf eigene Kinder verwehren? Ihnen das Wahlrecht entsagen? Ihnen einen Behindertenausweis ausstellen? Wenn sie diese Kategorisierung vornimmt, was folgt dann darauf, in dieser Kategorie „Halbmensch“ gelandet zu sein?
    Oder denkt sie den Gedanken gar nicht weiter sondern hält sich tatsächlich einfach nur für besser, weil sie NICHT aus dem Reagenzglas stammt sondern durch einen Penis in einer Vagina gezeugt wurde?

  111. @ricu:

    „Die Debatte, ob künstliche Befruchtung zulässig oder gar „richtig“ ist (wie auch immer begründet, dazu traf ich mit Absicht KEINE Aussage), ist für die Betrachtung, ob man Menschen herabwürdigen darf, UNERHEBLICH. Diese Menschen gibt es, und es ist natürlich nicht zulässig, sie aufgrund ihrer Zeugung zu Menschen zweiter Klasse zu degradieren.“

    Okay, nochmal: Ich bin der selben revolutionären Ansicht wie Sie, dass man Menschen nicht herabsetzen darf oder versuchen sollte sie zu entwürdigen. Weil alle Menschen die selbe Würde haben. Vielleicht habe ich das deshalb auch gefühlte 25 Mal geschrieben. Mir ging es tatsächlich um die Sache der künstlichen Befruchtung „an sich“. (Aber darüber wollten sie ja mit Absicht keine Aussage treffen – von dem her sind Missverständnisse vermutlich vorprogrammiert)

  112. @Simon#130:

    Ja tatsächlich ich behaupte, genau das, nämlich, dass das »künstliche Herstellen« eines Menschen gegen die Menschenwürde des »Erzeugers/Erschaffers« verstoßen »könnte«…

    Das es hier um freiwillige künstliche Befruchtungen geht, das haben Sie aber schon mitbekommen? Und auch,dass ich Ihnen schon erläutert habe, dass es bei tatsächlichen Verstößen gegen die Menschenwürde von Beteiligten nicht auf die „Künstlichkeit“ der Befruchtung ankommt, sondern darauf, dass dann etwas gegen den Willen der Beteiligten gemacht wird? (siehe #82)

    …und sie »könnte« auch gegen die Würde des künstlich Gezeugten verstoßen. Wenn das in Ihren Augen unmöglich ist, dann halte ich Sie, gelinde ausgedrückt, für naiv.

    Naiv sind Sie wenn Sie meinen ich würde einen solchen Unsinn glauben, ohne dass Sie darlegen wie das funktionieren könnte. Wie der Akt der Zeugung eines Menschen gegen seine eigene Würde verstoßen können soll, haben Sie immer noch nicht erklärt. Wird auch schwierig, denn der durch künstliche Befruchtung entstandene Mensch, der dann tatsächlich die Würde hat, war zum Zeitpunkt der Befruchtung ja noch gar nicht auf der Welt und konnte daher noch keine Würde haben. Eine andere Zeugungsart hätte diesen Menschen auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht entstehen lassen, weswegen dieser Mensch nur aufgrund der künstlichen Befruchtung überhaupt zum Mensch geworden ist.

    Wenn Sie also behaupten, dass die künstliche Befruchtung gegen die Menschenwürde des damit gezeugten Menschen verstoßen würde dann implizieren Sie, dass die künstliche Befruchtung minderwertiger als die „natürliche“ wäre. Die Entstehung des Menschen ist aber Teil von ihm und daher sehen Sie den künstlich gezeugten Menschen als minderwertig an. Das können Sie natürlich weiter leugnen, das folgt aber zwingend aus Ihren Einlassungen. Wenn jemand sagt dass Homosexualität zwar minderwertig sei, er selbst sei aber nicht homophob, dann glaubt einem das auch keiner.

    Komischerweise sind Sie gar nicht auf meinen Einwand eingegangen,dass Ihre Behauptung völlig falsch ist, dass der Mensch seine Würde »durch« die künstliche Zeugung erhält, ich nehme das mal so zu Kenntnis.

    Ich bin darauf eingegangen (#82), nur haben Sie es offensichtlich nicht verstanden. Was ich noch ergänzen möchte ist nur, dass es im Hinblick auf die Menschenwürde keinen Unterschied macht, wie jemand gezeugt wurde. Wer sie hat, der hat sie. Aber genau da scheinen wir beide uns offenbar zu unterscheiden, denn Sie machen ja eine Wertunterscheidung zwischen „künstlicher“ und „natürlicher“ Befruchtung.

    Auch wenn Sie seit etwa 100 Beiträgen noch nicht formulieren konnten, wie die künstliche Befruchtung gegen die Menschenwürde des Gezeugten verstoßen könnte.

  113. @Simon, #136:

    Zitat:
    „Mir ging es tatsächlich um die Sache der künstlichen Befruchtung »an sich«. (Aber darüber wollten sie ja mit Absicht keine Aussage treffen -“

    Wozu auch? Die Meinung zu künstlicher Befruchtung an sich ist ja auch gar nicht Thema des Blogeintrages, ebenso wenig die Meinung einer Autorin über In-Vitro, sonst hieße der Artikel ja „Preisträgerin hält Ärzte für künstliche Befruchtungen für Frankensteins!“

    Der Titel spricht aber EXPLIZIT von ihrer Meinung über die in den Verfahren gezeugten MENSCHEN, und die Meinung, die sie dabei öffentlich äußert, ist einfach menschenfeindlich und verachtenswert.

    Zum Austausch über den Standpunkt über künstliche Befruchtung allgemein gibt es sicher andere viel besser geeignete Orte.

  114. Schöner Kommentar auf den Seiten des Börsenblatts dazu (ich vermute @86, Torsten, wollte darauf auch hinaus):

    — Die allerste der künstlich befruchteten (Leih-)Mütter, die Frau Lewitscharoff so verabscheut, war ja wohl die Jungfrau Maria.
    Und Jesus war das erste Kind, das nicht durch Kopulation, sondern „auf solch abartigen Wegen entstanden“ ist. In der Tat war er ja ein „Halbwesen … nicht ganz echt …, sondern ein zweifelhaftes Geschöpf, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas“. —

  115. @Simon Nachtrag zu #130:

    Vielmehr stellt sich bei der Debatte die Frage, wann liegt so eine Verstoß vor (Kind als Haustierersatz/ Kind als Ersatzteillager für Organe/ oder schon bei: Kind, weil ich anders keins bekommen kann) und desweiteren damit die Frage, ist der Würdeverstoß evtl. dem Anliegen immanent. (Natürlich müsste man auch diskutieren inwieweit bestimmte Aspekte auch bei »natürlicher Zeugung« eine Rolle spielen können, die gegen die Menschenwürde verstoßen.)

    Da vermischen Sie etwas, was nichts mit der künstlichen Zeugung an sich zu tun hat. Der Verstoß liegt bei diesen Beispielen nicht in der künstlichen Zeugung, sondern in dem späteren Vorhaben das Kind als Ersatzteillager zu gebrauchen. Soll heißen, das herausnehmen der Organe stellt einen Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit dar, nicht die künstliche Zeugung. Analog gilt das für die anderen Beispiele.

  116. @140

    „– Die allerste der künstlich befruchteten (Leih-)Mütter, die Frau Lewitscharoff so verabscheut, war ja wohl die Jungfrau Maria.
    Und Jesus war das erste Kind, das nicht durch Kopulation, sondern »auf solch abartigen Wegen entstanden« ist. In der Tat war er ja ein »Halbwesen … nicht ganz echt …, sondern ein zweifelhaftes Geschöpf, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas«. –“

    Ich glaube, solche Wortspielereien helfen niemandem weiter. Nach der Diktion der Bibel (so man ihr in diesem Punkt glauben will) war an der Zeugung Jesu eben außer der Jungfrau Maria KEIN Mensch beteiligt, sondern Gott. ich gehe mal davon aus, dass das auch der Punkt ist, der viele religiöse Menschen gegen die Reproduktionsmedizin aufbringt: Dort tun Menschen etwas, was normalerweise Gott vorbehalten ist. Bisweilen wird ja auch die Arbeit von Medizinern mit den Worten kritisiert, sie spielen Gott“. Und je nachdem, wie heftig sie „Gott spielen“, darf man sie dafür auch durchaus kritisieren, finde ich.

    Wenn man nicht an Gott glaubt, dann wird es einen nicht weiter stören, dass Menschen Dinge tun, die nach Ansicht von Gläubigen nur ein Gott tun kann. Aber: Wenn man nicht an Gott glaubt und die ganze christliche Kirchenlehre für Quatsch hält (was ja völlig legitim ist), wieso kommt man dann auf den Gedanken, eine Frau namens Maria könnte vor gut 2.000 Jahren auf eine andere Art schwanger geworden sein als durch Beischlaf?

    PS: ich bin jetzt raus hier. Schönen Tag noch.

  117. Um noch was hinzuzufügen:

    Diese „Kopulationsheime“ mit den blonden Frauen haben mich sehr neugierig gemacht. Leider ist es eine komplette Wortneuschöpfung, kein Mensch hat dieses Wort vorher jemals im Netz verwendet. Sind jene Kopulationsheime also phantastische Erfindungen?

    Hier ist sofortige Aufklärung des Netznutzers vonnöten!

  118. @143 Da hat sich Frau L. halt eine kreative Bezeichung für etwas ausgedacht. Immerhin, das ist ja ihr Job als Schriftstellerin.

  119. Was genau ist denn jetzt an den ganzen „Anthropotechniken“ (Sloterdijk) so übel? Dass wir das alle ja eh nur schamlos ausnutzen und uns blonde und blauäugige FDP-Wähler wünschen mit vollem Haar? Hm… was hat das mit der Technik und den Kinderwunsch von Leuten die sich Hilfe holen zu tun? Man sollte da schon schön trennen zwischen Brave New Mutanten World mit Hakenkreuzen in den Augen und den Menschen die sich ein Kind wünschen, aber der eine oder andere zeugungsunfähig ist.

  120. Ich bin auch sehr geschockt über die Rede und die damit einhergehende Diskussion. Nur werde ich den Verdacht nicht los, dass es sich um eine miese PR-Nummer handelt – getreu dem Motto „Besser schlechte als gar keine PR.“ Sollte es ein Plan sein, scheint er aufzugehen … nun wird bald auch der „Letzte“ mit dem Namen der Dame etwas anfangen können … Dass man derartige „Register ziehen“ muss, ist allerdings erschreckend und regelrecht furchtbar.

  121. in Ergänzung zu vorangegangenem Kommentar: eine Buchveröffentlichung der Dame sei wohl für April angedacht …

  122. @Ste /#113

    „@ Anna: Wie jetzt, Kinder zwar nicht, aber Homosexuelle dürfen als unwert bezeichnet werden, weil geschenkt? Ihr Aufschrei ist etwas einseitig.“

    Ich muss meinen Kommentar (#110) klarstellen: Ich bin selbst homosexuell. Ich meinte nicht, dass es ok ist, Homosexuelle als unwert zu bezeichnen. Ich kann mit solchen Aussagen lediglich besser umgehen und darüber lachen, da ICH beleidigt werde. Ich kann mich wehren, ich kann meinerseits die rhetorischen Waffen auspacken, ich bin ein mündiger, erwachsener Mensch.
    Meine Kinder können sich nicht wehren und daher sind die Aussagen dieser Frau um so viel schlimmer als die übliche Homophobiekeule.

    Alles klar?

  123. Es ist traurig wie viele Leute nicht kapieren was Meinungsfreiheit bedeutet. Meinungsfreiheit heißt, dass der Staat niemanden bestraft für das was man sagt. Es beutetet nicht das private Institutionen einem eine Plattform für seine Meinungen bieten müssen. Und schon gar nicht, dass man frei von Kritik ist.

    Was auch erschreckend ist und was man in letzter Zeit ständig hört, ist dass es mutig und gut ist kontroversen Unfug zu sagen, einfach weil dann eine Kontroverse da ist. Aus reinem Selbstzweck. Siehe auch Maischberger.

  124. Die Dame hat laut 3sat-kulturzeit geäußert, sie habe von ihrer Polemik nichts zurückzunehmen. Also hält sie auch fest an ihrer infamen Äußerung von den „zweifelhaften Geschöpfen“ und „Halbwesen“. Es wäre bedauerlich, wenn solche Worte der Entmenschlichung in Deutschland nicht justitiabel wären. Langsam scheinen hier einige Dämme zu brechen, die mühsam als Folge der Verbrechen der Nazis gebaut wurden. Das Recht auf freie Rede beinhaltet nicht das Recht zur Diffamierung und Beleidigung. Und das sollte auch so bleiben, wenn sich nicht ein zivilisatorischer Bruch wiederholen soll.

  125. Diese Apologetik in der FAZ macht die Sache in meinen Augen nur noch schlimmer. Allein dieser Satz: „Die Nachbarn, die Freunde, alle reden darüber, wie komisch das Kind auf die Welt kam. Machen Sie sich bitte nichts vor: Irgendwann wird es natürlich auch das Kind erfahren.“ Wie kann ein so intellektueller Mensch so blind sein nicht zu sehen, dass er genau diese Art von Reaktionen mit seinen Worten geradezu perpetuiert? Wieso trägt Frau L. nicht einfach dazu bei, dass diese Kinder, wenn eines Tages die Frage auf ihre Herkunft aufkommen sollte, entweder gleichgültig oder glücklich reagieren, weil WIR sie spüren lassen, dass das, was zählt, die Liebe zwischen seinen Eltern ist, die es hervorgebracht hat.

    Übrigens entlarvt sich die ganze Bigotterie der Lewitscharoff’schen Rhetorik im selben Satz noch deutlicher: „alle reden darüber, wie komisch das Kind _auf die Welt kam_.“ Das ist nämlich der springende Punkt: auf die Welt kommen auch im Reagenzglas gezeugte Kinder, und zwar auf zwei Arten „normal“, d. h. entweder infolge „natürlicher“ Geburt (Frau L. mag das gottgewollt nennen), oder aber per Kaiserschnitt. Und da würde es mich schon sehr interessieren, ob etwa Kinder, die auf so „unnatürliche“ Weise wie durch einen Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind, ebenfalls komische Halbmenschen sind.

    Es wurde irgendwo in den Kommentaren weiter oben schon gesagt: die selektive Wahrnehmung der Fortschrittskritiker ist manchmal schlichtweg atemberaubend.

  126. Ich möchte noch klarstellen, dass ich mit „die Liebe zwischen seinen Eltern ist, die es hervorgebracht hat“, jegliche Konstellation meine, die ein für Kinder positives Umfeld bedeutet.

  127. Oh – mein – Gott…

    Die Nachbarn, die Freunde, alle reden darüber, wie komisch das Kind auf die Welt kam. Machen Sie sich bitte nichts vor: Irgendwann wird es natürlich auch das Kind erfahren.

    Was für das Kind ja kein Problem sein sollte. Es sei denn Lewitscharoff hat lange Monologe über Halbmenschen gehalten… Andererseits, dann erfährt das Kind wenigstens was Frau Lewitscharoff in Wahrheit von ihm denkt und kann sich in Zukunft von ihrem Lebkuchenhaus fernhalten…

  128. @ ingo

    schicke ein *highfive* von meinem Gatten rüber, der auch Ingo heißt und unser ICSI-„Halbwesen“ gerade ins Bett gebracht hat.
    Was Sie schreiben kann ich noch einmal kurz verdeutlichen: Ungewollt kinderlos ist in Deuschland jedes 7. Paar – Tendenz steigend. Zählen Sie mal auf der Straße die Pärchen ab: Sie werden sich wundern, alle wieviel Meter Sie denken werden: Die auch. Das sind 2 Millionen Paare in diesem Land – 4 Millionen Menschen. 5% der Bevölkerung. Nicht dazu gerechnet die Paare, die bereits das Glück hatten, nach einer schweren Zeit Eltern geworden zu sein. Alle diese Menschen und deren geborene und ungeborene Kinder wurden in hohem Maße diffamiert. Ich finde, Kommentator 60 hat Recht. Zumal die Frau nochmal nachgelegt hat – Link FAZ: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/sibylle-lewitscharoff-im-gespraech-darf-ich-nicht-sagen-was-ich-denke-12835124.html
    Einfach unfassbar.
    Niemand macht eine ICSI/IVF/IUI freiwillig – es ist in jedem Fall eine schreckliche, angstvolle Zeit – und kostspielig obendrein. Apropos: wie steht die Dame zur IUI? Da finden Spermium und Eizelle immerhin im Körper zueinander – Ach nein, da ist ja dann vorbereitend quasi Onanie im Spiel! Jehova!.

  129. Büchner hat übrigens im „Woyzeck“ ganze drei Figuren dafür gebraucht, um die Hauptfigur wegen genau dieser Dinge zu demütigen – einer unehelichen Beziehung, einem unehelichen Kind und seiner Unfähigkeit, seine natürlichen Triebe völlig zu unterdrücken. Ein vollkommeneres, nicht-fiktives Feindbild Büchners ist nach dieser Rede also kaum vorstellbar – und das, immerhin, in unserer Zeit.

  130. Machen Sie sich bitte nichts vor: Die Nachbarn tratschen doch auch, genau wie Frau Lewitscharoff – in der FAZ. So etwas gilt als intellektuell? Anscheinend ist die Frau nicht in der Lage, eine kohärente und widerspruchsfreie Position zu formulieren, geschweige denn zu begründen oder auch nur sinnvoll auf Fragen zu antworten. »Ich habe mich im ganzen Leben noch nie in irgendeiner Weise polemisch gegen Onanie ausgesprochen und würde sie niemandem verbieten wollen. Aber dass manchmal bestimmte Dinge, die in der Bibel vorhergesagt sind, in dem Moment, in dem sie zu einer so katastrophalen Entwicklung führen können, plötzlich eine ganze andere Dimension bekommen, das kann man doch sagen.« Doch hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben.

  131. Die Empörten teilen allerorts die Auffassung mit der Autorin, dass Halbmensch zu sein etwas Verwerfliches ist, sonst würde man sich nicht über sie aufregen. Dieses Paradigma teile ich nicht. Halbwesen zu sein, ist etwas Gutes, Natürliches und Ganzes. Man soll den Worten nicht hinters Gebüsch folgen. Da lauern Wegelagerer a la Lewitscharoff.

  132. Sibylle Lewitscharoff hat 2011 übrigens auch den Kleistpreis erhalten. Ihre damalige Preisrede war auch nicht ohne und ging in der Öffentlichkeit quasi unter, obwohl sie für Suizidgefährdete, Überlebende von Suizidversuchen, Angehörige von Menschen, die durch Suizid ums Leben gekommen sind und eigentlich alle, die halbwegs bei Verstand sind und irgendwie so etwas wie Empathie besitzen, sehr eigenwillige Botschaften transportierte. Die Süddeutsche dokumentierte damals den Wortlaut. Frau Lewitscharoff sagte über Heinrich von Kleist und alle, die dasselbe traurige Ende fanden wie er: „Gleich will ich vorwegnehmen, weshalb meine Sympathie für den Mann gleichsam auf langen Zähnen transportiert wird: Da wäre der theatralische Mord und Selbstmord ins Feld zu führen, mit dem er geendet hat und dem ich nichts Anziehendes abgewinnen kann. Selbstmörder sind charakterlich zumeist eine ungute Mischung aus Weichlichkeit und Härte, die auf mich abstoßend wirkt. So auch der weichlich harte Mann Kleist.“

  133. @Muyserin: Danke. Um das kurz noch zu Ende zu denken – mich würde interessieren, was Frau Lewitscharoff zu (politisch-aufgeklärten, demokratischen) Weltbild sagt, das Büchner im Hessischen Landboten oder „Dantons Tod“ verschriftlicht hat (worin er sich auch gegen religiösen Eifer usw. ausspricht). Ich habe keins ihrer Bücher gelesen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand mit solchen Ansichten da überhaupt irgendwelche Gemeinsamkeiten mit ihm hat.

  134. @Peter #165: Falls das nicht zu OT ist: inwieweit sollte ein Büchner-Preisträger denn laut den Statuten des Preises mit Büchner konform gehen?

  135. @Martin 164. Ich weiß nicht – man steckt nicht drin, wie es sich anfühlt als Kind eines Selbstmörders. Dass da Wut oder Schmerz mitschwingt, wenn man über diese Todesart reflektiert, finde ich menschlich. An der Stelle kann man ihr diesen subjektiven Blickwinkel vielleicht nachsehen?

  136. @6: Sehe ich genauso. Hier wird unterschwellig eine Gesinnungskontrolle bei der Preisvergabe gefordert. Woody Allen hat auch zu Recht Oscars gewonnen, unabhängig von seinem Privatleben. Auch das Polanski ein guter Regiesseur ist wird ihm wohl kaum jemand absprechen können. Bei Leni Riefenstahl sieht die Sache anders aus, sie war vor allem als weibliche Künstlerin in diesen Zeiten eine Besonderheit, allerdings hat ihr Werk direkt menschenfeindliche Ideologien unterstützt und verbreitet.

    Überspitzt gefragt: Haben Sie ihren Grimme-Onlinepreis zurückgegeben nach dem sie einen diskriminierenden Tweet über Autisten abgesendet haben, Herr Niggemeier? (Der Preis, der ja auch nicht auf Leistung basiert, sondern Ideologie getrieben ist, siehe „Aufschrei“) Oder kam da was aus Marl? Die Kollegen werden wohl kaum etwas negatives schreiben.

  137. @Muyserin: Ist sicher nicht OT, aber die Antwort darauf hängt, glaube ich, von dem ab, was man in Büchners Texten sehen kann – und das ist halt doch recht viel angesichts seines überschaubaren Werks – es gibt ja unzählige Dissertationen zu ihm.
    Ich meine aber, es gibt schon ein paar „Grundlinien“, die büchnerpreisgekrönte Texte zeigen sollten – Aufklärung, Gerechtigkeit, Gleichheit und Toleranz – wie man als Einzelner in einer Gesellschaft scheitert, die nur den Erhalt der bestehenden Verhältnisse ausgerichtet ist, wie man auf die absurdeste Weise diffamiert wird, bis man sich nicht mehr zu verteidigen wagt und dadurch gleichsam seine Schuld eingesteht und jemand anderen verantwortlich macht (wie z.B. Woyzeck) oder, wie man versucht, das ungerechte System selbst von innen zu verändern (Danton), aber auch hier auf Widerstand ausgerechnet seitens jener stößt, die man einst zu seinen Verbündeten gezählt hat und einsehen muss, dass man dabei nicht viel besser als das, was man einst bekämpft hat – aufgrund der durch die Revolution herbeigeführte Instabilität vielleicht eher noch schlechter, und dass es ein schwacher Trost ist, dass nachfolgende Generationen davon profitieren, wenn man sich selbst zum Monster gemacht hat und sich dessen bewusst ist.
    Gut, ich denke, der Gedankengang ist einigermaßen klar…

  138. FAZ-Interview zusammengefasst:

    Man wird doch wohl noch mal was menschenverachtendes so dahin sagen dürfen.

  139. @ Peter #179: Danke, nochmals. Ich muss gestehen, meine Büchner -Lektüre reicht in graue Abi-Vorzeiten zurück, ist also rudimentär. Aber lieber lese ich nochmals Dantons Tod, als Frau Lewitscharoffs neues Buch. ;)

  140. Was man aber ganz sicher nicht in Büchners Werk sehen kann, ist ein Aufruf zum Hass auf irgendeine Gruppe oder der Gedanke, dass irgendein Leben weniger Wert besitzt als ein anderes, auch nicht dass eines Aristokraten gegenüber dem eines Bauern. Für Büchner sind ja beide mehr sowas wie Symptome eines kranken Systems.

  141. Also hier wird teilweise die Aberkennung von Preisen gefordert – ich habe deswegen nachgelesen was die Grundlage zum Beispiel des Bücher-Preises ist.
    So weit ich es verstanden habe sind dies Leistungen auf dem Gebiet der Literatur, nicht der Gesinnung.
    Es ist eine uralte Diskussion ob man z.B. das
    Werk eines Mörders als Kunst wahrnehmen und genießen kann.
    Meine Meinung: 1.) Ich habe Frau L. nicht mit Mördern Vergleichen wollen – 2.) ich habe keine einzige Zeile von ihr bislang gelesen, was ich in der Presse lese ist Stuss.

  142. Naja, der Fall Edathy hat ja gezeigt, dass die linken Sexuallobbyisten auch nicht sooo widerspruchsfrei sind, wie vermutet – insofern ist Matthias Matusseks Einwand schon gerechtfertigt, denn Schwule und sexueller Missbrauch von Kindern … das passt eben leider doch besser zusammen als von den linken Schwulen und Alleinerziehenden gewünscht. Was allerdings Sarrazin, einer der wenigen, die dieses Mädchenzimmergetue in der Medienlandschaft offen beim Namen zu nennen wagt (und dafür sogar seinen Job verliert … wie damals in der DDR !) – was also Sarrazin in dieser Runde zu suchen hat ist mir vollkommen schleierhaft. Ausser vielleicht die Vorstellung, dass alle drei irgendwie nicht in Ordnung sind und man das dumme Volk mit salbungsvoll-kopfschüttelnden Worten vor ihnen schützen muss …
    Was die Autorin eigentlich sagen wollte geht eigentlich wohl gegen die totale Entrechtlichung der Väter in unserer Gesellschaft, und das ist mutig, überfällig und wertvoll.

  143. @155 (Darf ich nicht sagen, was ich denke?):

    „Dass ich nicht mehr mit saurem Schweiß
    zu sagen brauche, was ich nicht weiß,
    schau alle Wirkungskraft und Samen
    und tu nicht mehr im Sperma kramen…“
    („Faust“ – in der Tasche)

    Die Gedanken sind frei. Aber muss fraumann alle aussprechen? Irgendwo habe ich heute was von geistiger Inkontinenz gelesen. Eindeutiges Schließmuskelversagen bei Frau L.

  144. @Frieder, falls das auch an mich gerichtet war:
    Ich habe gar nicht nach der Aberkennung des Preises verlangt, ich finde es nur absurd, dass jemand mit solchen Ansichten ihn hat.
    Und ja, selbstverständlich hat Literatur auch immer etwas mit Gesinnung zu tun. Hätte „Mein Kampf“ einen Literaturpreis verdient, wenn es das am stilvollsten geschriebene Buch der Welt wäre?

  145. @175 Markus

    “ (…) denn Schwule und sexueller Missbrauch von Kindern … das passt eben leider doch besser zusammen als von den linken Schwulen und Alleinerziehenden gewünscht.“

    Ich bin sicher, Sie werden das auch noch mit Zahlen und Fakten belegen. Bis dahin werden Sie damit leben müssen, dass ich Ihre These als Auswuchs homosexuellenfeindlichen Ressentiments interpretiere.

  146. @Markus
    Wieder mal totaler Schwachsinn. Praktisch alle (95%+) Pädophile identifizieren sich als heterosexuell. Sie fühlen sich zu Kindern hingezogen, nicht zu einem Geschlecht.

  147. @175: „insofern ist Matthias Matusseks Einwand schon gerechtfertigt, denn Schwule und sexueller Missbrauch von Kindern … das passt eben leider doch besser zusammen als von den linken Schwulen und Alleinerziehenden gewünscht.“
    Ohne Belege einfach nur daherschwafeln … das passt eben leider doch nicht so gut in eine Diskussion, wenn man ernstgenommen werden will.
    Wobei der Verweis auf Matussek doch interessant ist und meine Ideen dahingehend beflügelt, dass eine gemeinsame schöpferische Kooperation bzw. Kopulation Matussek-Lewitscharoff eine Kreatur hervorbringen könnte, der eine bisher ungekannte moralische Vollkommenheit innewohnt … oder aber der größte Kotzbrocken aller Zeiten.

  148. Es ist schon ein starkes Stück „Meinungsfreiheit“vor sich her zu tragen, wenn es eigentlich darum geht Kritiker Mundtot zu machen. Kein Mensch hat ihr den Mund verboten – im Gegenteil sie bekommt eine riesige Bühne für ihren Hass. Wahrscheinlich fühlt sich diese Art von Mensch auch dann bereits unterdrückt, wenn es jemand wagt ihr nicht zuzuhören.

    Das wirklich paradoxe ist: Unsere Gesellschaft ist so tolerant, dass es auch völlig intolerante Menschen wie sie, für sich nutzen können. Prinzipiell finde ich das sogar gut.

    Nur: Manipulativ, und nicht mehr aktzeptabel wird es mindestens dann, wenn jemand Menschenverachtende-Positionen durch die Welt posaunt und dann im Namen der Toleranz, die Kritik an seiner Person zu diffamieren versucht.

    „Ich darf doch meine Meinung wohl noch sagen!“ Ja, hast du doch auch. „Dafür kann mich keiner kritisieren.“ Achso!!!!! Wenn ich also finde das Frau Schawupp Unsinn redet, dann darf ich diese Meinung nicht äußern, denn das ist „Tugendterror“.
    Was bilden wir uns nur alle ein, ihrer Meinung die unsere entgegenzusetzen. Das ist eindeutig nicht fair.

  149. Mir fiel noch folgende Stelle besonders auf:

    Den jüngsten Fall eines Mädchens in Köln, das von einer Klinik in katholischer Hand abgewiesen wurde, weil es nach einer Vergewaltigung auf Nummer sicher gehen wollte, dass aus diesem Frevel kein Kind entstehen kann, finde ich skandalös.

    Evangelikale in den USA behaupten allen Ernstes, dass eine Frau nach einer Vergewaltigung nur dann schwanger werden kann, wenn es ihr Spaß gemacht hat. Deswegen sei ein Abtreibungsrecht für Vergewaltigungsopfer nicht nötig – diese seien eben keine solchen, wenn sie schwanger würden. Spielt sie darauf an, mit dem “auf Nummer sicher gehen wollte”? Ich würde doch formulieren “Die nach der Vergewaltigung nicht schwanger werden wollte”. Es klingt doch so, als sei eine Schwangerschaft eigentlich nicht zu befürchten – sie will nur auf Nummer sicher gehen.

  150. @175 / Markus:
    Neben den Punkten, die andere hier schon aufgegriffen haben, stolperte ich über Deinen letzten Satz:
    „Was die Autorin eigentlich sagen wollte geht eigentlich wohl gegen die totale Entrechtlichung der Väter in unserer Gesellschaft, und das ist mutig, überfällig und wertvoll.“
    Auf welche Passage der Rede stützt Du Deine Interpretation? Vielleicht bin ich blind oder taub, aber so richtig kann ich das nicht herauslesen bzw. -hören.
    Die Rednerin spricht über Menschen, deren Zeugung auf nicht-traditionelle Weise (um es mal mit Putin zu sagen) geschah. Die Menschen tituliert sie u.a. als „Halbwesen“. Und genau DAS ist der Punkt in der Kritik: Menschen werden klassifiziert und damit gegenüber anderen Menschen herabgesetzt.
    Das ist weder mutig noch überfällig geschweige denn wertvoll.

  151. Diese unsägliche Person war gerade auch im „ZDF morgenmagazin“ zu Gast und hat sich für den „Halbwesen“-Satz entschuldigt, um direkt hinterher zu schieben, dass dieser Satz für das Thema auch gar nicht wichtig sei. Sinngemäß: Sie sei ja Schriftstellerin, da ist es normal, dass einem mal spitze Formulierungen rausrutschen. Und: Sie wusste ja nicht, dass so viele ihren Auftritt dort mitbekommen.

    Zum Glück hatte ich noch nichts gegessen.

    (Und nebenbei: Schön auseinander genommen vom Schmiese, diese Frau.)

  152. Ich finde das ja ausgesprochen faszinierend, was für Kreise so etwas immer zieht… da sagt eine prämierte Schriftstellerin Etwas was in keinem Rahmen akzeptabel sein kann und schon haben wir Diskussionen um Grundwerte , Fortschritte in der Medizin, Schulen-und Lesbenrechte , Lebensborn, Jungfernzeugung ….

    Mir kommt es so vor als wenn die wirklich langen Blogs früher oder später Alle in dieser Schleife landen . Wäre das nicht ein schönes Thema für einen Medienwissenschaftler solche Abläufe mal zu untersuchen ?

    Ist es bei dem grossen Bogen der durch die Diskussionen hier gespannt wird nicht irgendwie lustig, dass die Frau, über die wir uns Alle oder zumindest fast Alle aufregen, inzwischen auf dem Standpunkt ist ‚ Ich bin Schriftstellerin, ich laber schon mal daher und ich wusste ja nicht, dass man mir zuhört‘ ?
    Das ändert natürlich Nichts daran , dass sie mit dem Spruch , sei er auch noch so ‚dahergelabert‘ eine klare und ziemlich fiese Aussage über ihre Geisteswelt und ihr Wesen gemacht hat.

  153. Ich hoffe inständig, dass ich noch die Zeiten erlebe in denen sich eine Person alleine dadurch, dass sie überhaupt Religion öffentlich in Spiel bringt, von vornherein disqualifiziert und nurmehr als armer Irrer gilt.

    Derartig kranke Gedanken werden ausschließlich von Religioten jedweder „Fachrichtung“ geäußert, und auch wenn es in diesem Fall einmal leichten Gegenwind gibt, so kommt man in dieser Gesellschaft nach wie vor problemlos mit den abscheulichsten Ideen durch, sofern man einfach behauptet sie aus irgendeinem antiken Märchenbuch ableiten zu können.

  154. Für mich stellte sich die Frage: “Sibylle Lewit… – wer oder was? Nie gehört. Muss ich die kennen?

    Muss ich nicht, denn sie ist selbst eines dieser Retortenwesen, der sich nur noch selbst befriedigenden Kulturszene, die längst in einer gesellschaftlichen Parallelwelt existiert.
    Sie gehört zu dem Teil unserer Gesellschaft der es versteht sich von uns allen alimentieren zu lassen, weil sie uns Glauben macht Träger unserer kulturellen Identität zu sein.

    Sie ist Teil einer sich selbst genügenden Parallelwelt aus Literaturpreisen, Opernhäusern und Staatstheatern denen es genügt sich selbst zu gefallen, sich selbst für wichtig und unentbehrlich zu halten.

    Eine selbsternannte, vermeintliche Elite, die solchen Unsinn verbreitet, ist genauso entbehrlich wie die dumpfen Köpfe über den Stinkefüßen in den braunen Soringerstiefeln.

  155. Ich finde betreffende Dame und Ihre Äußerungen geprägt von eigener Resignation / Angst und neurotischen Zügen. Hinzu kommt natürlich ( und das in diesem Alter ) unglaubliche Unwissenheit. Ihre eigene Angst vor dem Tod und Ihr alleinsein projeziert sie mit unheimlicher Wut und Provokation auf die Gessellschaft und Eltern und Kindern aus einer KB.Sie muss unglaubliche Angst vor der eigenen Endlichkeit haben- eine traurige verbitterte Frau der ich desweiteren auch als ex..Altenpflegerin sagen kann das mit dieser Einstellung zum Leben und zum Tod ihr eigenes Ende ( bei gewissen Erkrankungen ohne med.oder pfl. moderne Hilfe ) grausam sein kann. Nicht umsonst gibt es Hospizorganisationern e.c. und Medikamente die wir auch der modernen Medizin zu verdanken haben.Mit dieser Einstellung und ihrem jetzigen Bekanntheitsgrat kann sie sich schon einmal auf solche Dinge einstellen. Ich finde den fehlenden Widerspruch bei der Rede skandalös und zeigt er doch fehlende Courage so manches Zuhörers. “ nur nicht als erster voranschreiten “ Den offenen Brief finde ich toll und gratuliere dazu.
    Der Weg einer IVF / ICSI Behandlung ist desweiteren nur zu einem gewissen Grad als “ künstlich “ zu bezeichnen. Es handelt sich um menschliches Erbgut ( egal woher es stammt ) was aus dem Körper kurzzeitig entnommen wird ( Eizelle / Sperma ) und lediglich zum Zwecke der Befruchtung außerhalb des Körpers befindlich ist. Alle weiteren Vorgänge sind wie vor tausend Jahren dem natürlichen Rhytmus überlassen und finden im menschlichen Körper statt. Allso schlich und einfach Unwissentheit und null Interesse aber Vorurteile auf Seiten dieser Frau. Ihre Bücher kenne ich nicht / bin auch nicht mehr interessiert diese zu lesen.So wenig Respekt vor dem Menschen finde ich krankhaft. Es sei dazu gesagt das ich im Sozialwesen arbeite und weiss wovon ich spreche. Diese Dame weiss nicht wovon sie spricht.

  156. @Onigorom, #163

    Zitat:
    „Die Empörten teilen allerorts die Auffassung mit der Autorin, dass Halbmensch zu sein etwas Verwerfliches ist, sonst würde man sich nicht über sie aufregen. Dieses Paradigma teile ich nicht. Halbwesen zu sein, ist etwas Gutes, Natürliches und Ganzes. Man soll den Worten nicht hinters Gebüsch folgen. Da lauern Wegelagerer a la Lewitscharoff.“

    Ich glaub Sie haben Recht. Wir haben sie vermutlich einfach missverstanden, da sie vergessen hat zu erwähnen (s. mein Beitrag # 136), WAS genau es in ihren Augen bedeutet, ein Halbmensch zu sein. Vielleicht ist es ja etwas positives!

    Wie jemand anderer bereits sagte, muss Jesus nach ihrer Definition auch ein „Halbmensch“ gewesen sein, und da er der Sohn Gottes ist, zur anderen Hälfte ja dann konsequenterweise Halbgott!
    Es ist also TOLL, wenn man in die Kategorie der Halbmenschen fällt! Wir haben sie bloß völlig missverstanden, weil sie einfach mit dem Begriff um sich wirft, ohne ihn zu erklären.

  157. Frau L hat sich angeblich im Morgenmagazin für die Halbwesen-Äußerungen entschuldigt.

    Eine bitte an die Kommentatoren: Man gibt denjenigen, die sich in Ihrer Meinungsfreiheit beschnitten fühlen, durchaus etwas Futter, wenn man alles miteinander vermischt und verschwurbelt. Dass Frau L etwas gegen Reproduktionsmedizin oder von mir aus auch Onanie hat, ist diskutabel. Die Tatsache, dass dies nicht gerade progressive Ansichten sind, ist ein Attribut dieser Meinungsäußerung, aber kein Argument dagegen.

    Was an der Rede falsch ist, ist also nicht die Meinung, die darin vertreten wird, sondern die Beleidigungen, Diskriminierungen und Abwertungen gegenüber den Kindern, die aus Reproduktionsmedizin entstehen oder den Ärzten die das machen. In einer solchen Weise emotional zu werden ist unangebracht und eben auch verdächtig.

    Und das ist hier deshalb der Fall, weil polemisch zu werden, zwar grundsätzlich ok ist, aber man sich insbesondere als Literatin doch fragen lassen muss, ob man nicht genauer und besser überlegen kann, wann und wie man Polemik einsetzt. Um ein Publikum über moralische Bedenken bezüglich gewisser wissenschaftlicher Entwicklungen zu informieren, ist Polemik wohl schon grundsätzlich ein fragwürdiges Mittel. Um allgemein moralisch zu argumentieren, wohl auch. Wenn man die Polemik dann auch noch so einsetzt, wie es hier geschehen ist, ist das nicht nur schwach, sondern, wie Koall es wohl auch sieht, verdächtig und womöglich gefährlich. Wem solche Gedanken so einfach über die Lippen kommen, der muss es sich gefallen lassen, wenn man sich fragt, ob er noch alle Latten am Zaun hat.

    Die sonstigen Ansichten von Frau L mögen diskutabel sein, zu verurteilen sind sie aber nicht.

  158. Fassen wir also zusammen: Ihr Vater war Gynäkologe und hat sich selbst getötet.
    Sie mag keine „Selbstmörder“- furchbares Wort – (siehe Kleist-Preis-Rede) und hat Vorurteile gegenüber Reproduktionsmedizinern (und deren Patienten). Gynäkologen allgemein kann sie wohl nicht hassen, weil sie hin und wieder wohl selbst einen braucht.

    Laienpsychologisch betrachtet hat da jemand ein Vater-Trauma nicht aufgearbeitet. Das gibt ihr noch lange nicht das Recht, sich entsprechend zu äußern und andere Menschen damit zu diskriminieren. Da hilft auch eine – noch dazu sehr halbherzige – Entschuldigung nichts.

  159. @ Peter #177
    Ich habe mich nach der Verleihung des Büchnerpreises auch gewundert, dass Frau Lewitscharoff zu Büchner ein eher ablehnendes Verhältnis hat. In einen Zeit-Interview war zu lesen:
    »ZEIT: Und wie stark wirkt der Name Büchner?
    Grünbein: Er bleibt bahnbrechend für alle. Früh verstorben, bleibt er die Spernova der deutschen Literatur, alterslos. Er ist der erste genuin moderne unter den deutschen Klassikern. Noch Kleist steht viel mehr in künstlerischen Traditionen. Büchner ist auf eine rätselhafte Weise darüber hinaus. Er hat den Kreis gesprengt.
    Lewitscharoff: Ich fühle mich vom Namensgeber des Preises nicht in Schach gehalten, weil Büchner kein Autor meines glühenden Herzens ist. Das wäre bei mir bei Kafka der Fall, der mich schwer in Bedrängnis bringen würde. «
    http://www.zeit.de/2013/44/gespraech-sibylle-lewitscharoff-durs-gruenbein
    Man vergleiche die Eloge Grünbeins (auch er ein Büchnerpreisträger) auf Büchner gegen den Satz Lewitscharoffs.

  160. Nachdem ich mir den Morgenmagazin Beitrag angeschaut habe (Das MoMa ist in meiner Achtung grade gestiegen) muss ich schon sagen dass das ja nicht im eigentlichen Sinne eine Entschuldigung ist , wenn man vom Moderator in die Ecke gedrängt sagt,dass man die Aussage zurückziehen will. Das ist ja mehr eine peinlich berührte Form von ‚was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, lasst mich doch in Ruhe‘.
    Was auf jeden Fall über bleibt ist die Frage nach der Geisteshaltung von Jemand der mal einfach so Anderen das Menschsein abspricht und sei es noch so dahergeredet. Vielleicht ist es sogar umso bedenklicher weil es ehrlicher aus der Person kommt , wenn auch vermutlich weniger durchdacht als man das für Äusserungen vor so einem breiten Publikum erwarten darf.

  161. @194, Bernd Oehler:
    Danke für den Link, das wird ja immer seltsamer:

    Lewitscharoff: „[…]Die private Heimsuchung veränderte sich bald in ein vertrautes religiöses Kindheitsmuster: Alle würden sich irgendwann irgendwo wieder versammeln. Heute ist ein fast naives kindliches Vertrauen in das Nachleben bei mir wiedergekehrt.

    Grünbein: Hattest du je die fixe Idee wie Kafka, dass dein Vater deine Bücher lesen sollte?

    Lewitscharoff: „[… ]Ich habe auch die Vorstellung, meine Großmutter legt im Himmel Fürbitte für mich ein, wenn ich ein böses Kind bin. Diese Vorstellungen klingen albern für einen erwachsenen Menschen, aber sie begleiten mich.“

    Dann hoffe ich mal, dass ihre Großmutter sich jetzt ganz besonders energisch für ihren Unfug einsetzt.

  162. Bemerkenswert auch ihr Bild von Italien (am Schluss des Interviews), ganz so, als ob die Filme der 50er die Wirklichkeit abbilden. Als Autor müsste man es eigentlich besser wissen. Aber der Disneykonzern ist ja traditionell auch eher rechtskonservativ, da ist so ein etwas kitschig-eklektisches Weltbild keine Überraschung.

  163. Ich verstehe die Aufregung hier nicht. Frau L. (noch nie was von ihr gehört, geschweige denn gelesen) ist gegen gewisse Dinge und legt dies auf recht polemische Art und Weise dar . Gleichzeitig entschuldigt sie sich sogar im Text dafür. Wo ist das Problem? Das mit den „Halbwesen“ ist so offensichtlich absurd, das kann doch niemand ernst nehmen. Ich kann auch nichts Homophobes erkennen und ein Nazivergleich…mein Gott. Mich nervt dieses Aufschrei-Gehabe zunehmend hier.
    Ich finde es geradezu erfrischend, wenn sich noch Künstler finden, die sich trauen, ihre Meinung öffentlich zu äußern, egal welche und egal wie.
    Aber demnächst müssen wohl nicht nur ZDF-Moderatoren, Politiker und Journalisten, sondern auch Künstler Angst vor einem öffentlichen „Aufschrei“ haben.

    PS: Auch interessant: Der Chefdramaturg kritisiert ihren Nazivergleich und macht gleich selbst einen, indem er ihr vorwirft, ihre Worte erinnern doch sehr an andere Zeiten….Naja.

  164. @144, 145:
    Nachdem ich mich eingelesen habe, muss ich davon ausgehen, dass die erwähnten „Kopulationsheime“ als eben solche nie existierten. Das heißt nicht, dass die wirklich der Phantasie der Rednerin entsprangen (Es gab sicherlich unzählige schändliche SS-Puffs, außerdem gab es diese Lebensborn-Sache, diese schrecklichen Weisen- und Frauenheime. Außerdem gab es anscheinend Legenden in alle Richtungen, die sie womöglich aufgeschnappt hat.)

    Es heißt aber, dass der Begriff, so schön sie sich ihn auch ausgedacht hat und so schön schrecklich sie ihn auch dahergeschwallt hat, trotzdem falsch ist. Es gab keine Kopulationsheime in dem gemeinten Sinne.

    Genau das ist es auch, was die Frau in dem Vortrag tut, sie schwallt viel Scheiße, begründet ihre Worte allein durch Gefühle und durch die Schönheit der benutzten Sprache ohne dass der Inhalt eine logische oder eine moralische Grundlage hätte.

  165. @kleinerniemand (#181):
    „..Was bilden wir uns nur alle ein, ihrer Meinung die unsere entgegenzusetzen. Das ist eindeutig nicht fair…“

    Da haben Sie die Methode „Thilo S.“, „Frau L.“, „Eva H.“ und Konsorten mit Ironie wunderbar auf den Punkt gebracht. Kompliment. Sie haben das Zeug, ein großer Niemand zu werden.

  166. @Naschau. Was soll denn dieser Ausdruck „unzählige schändliche SS-Puffs“? Seit Menschengedenken waren im Tross von Truppen stets auch Prostituierte – vom alten Persien über die Marketenderinnen der Landsknechtshorden (siehe die Mutter Courage) bis zu den von Magnus Hirschfeld in seiner Sittengeschichte der Weltkriege beschriebenen Truppenbordellen aller Nationen. Prostituierte und Bordelle sind ein genuiner Bestandteil der Menschheitsgeschichte, weil die Sexualität ein biologisch fixierter Hauptantrieb des Mannes ist. Moralinsaures Getue von wegen „schändlich“ ist genauso verquer, wie Lewitscharoffs Gezeter über „Halbmenschen“.

  167. @187, Cchristian Schulz: Ihr Beitrag ist auch voller Hass, Häme und Ressentiment. In der „Kulturszene“ wird hart gearbeitet, wichtige Arbeit getan, und dazu um Gelder gebettelt, Sponsoren gesucht, Spenden gesammelt, von Einnahmen gelebt. Was soll Ihr Humbuk?!

  168. @j.

    Aber demnächst müssen wohl nicht nur ZDF-Moderatoren, Politiker und Journalisten, sondern auch Künstler Angst vor einem öffentlichen »Aufschrei« haben.

    Wenn sie uninformiert geqirlte Scheisse reden, kann ich daran nichts Verwerfliches erkennen? Gucken Sie sich das Interview mit der Dame im MoMa an. Dieses „Ich habe ja nicht damit gerechnet, dass da soviel zuhören“ (und alles andere auch) ist unfassbar peinlich. Wenigstens ist Schmiese ziemlich fit und nimmt die komplett auseinander.

  169. @Christian Schulz

    Inwiefern ist Frau Lewitscharow von „uns“ alimentiert? Und wo hat sie sich selbst zur Elite ernannt?

  170. Frau Lewitscharoff hat ihre Äußerung im Moma zurückgenommen, was ich begrüße. Bleibt zu hoffen, dass sie im Zuge einer Selbstreflexion auch ihr Denken, das diesen beleidigenden Äußerungen zugrundeliegt, kritisch aufarbeitet, denn der Respekt vor der Würde jedes Menschen ist die Grundlage für ein zivilisiertes Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft.

  171. […] Büchner-Preisträgerin ekelt sich vor auf “abartigen Wegen” gezeugten Halbmenschen « Stefan Ni… Die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff hat am vergangenen Sonntag in Dresden eine ungeheuerliche Rede gehalten, in der sie die künstliche Befruchtung verurteilte und sich voller »Abscheu« über Kinder äußerte, die auf solch »abartigen Wegen« entstanden sind: Sie s via Pocket […]

  172. Diese“ Entschuldigung“ kann man in die Tonne treten. Das einzige was sie bereut, ist dass sie jetzt als Dumme dasteht. Sie hat noch 100%ig genau die gleichen Ansichten wie vorher und würde sicher auch nicht dafür zurückschrecken, diesen anderen Menschen ins Gesicht zu sagen wenn keine Kameras da sind.

  173. Und dass die deutsche Literaturszene vollkommen abgehoben und pseudo-elitär ist, ist ja wohl offensichtlich. Dazu braucht man sich nur eine x-beliebige Zeitung anzusehen. Gerade Feuilletons mit ihrem abgehobenen, unlesbaren Geschwurbel. Aber auch sonst nimmt einen Anspruch für sich wahr, der einfach nicht da ist. In anderen Ländern sind Schriftsteller oft (aber auch nicht immer) wesentlich bodenständiger.

  174. @StefanS #211: Hat sie sich denn überhaupt entschuldigt oder um Entschuldigung gebeten? Ich meine nicht. Sie hat lediglich ganz geschwind das Angebot angenommen, die Aussage zurückzuziehen. Quasi als Rückzug ex tunc und jetzt soll man sie mit diesem (unseligen) Satz doch bitte nicht mehr nerven. hat sie ja nie gesagt. Klappe zu, Affe tot.

    Und Rückblickend finde ich es dann doch spaßig und extrem hilfreich, dass sie sich selbst und ohne Not voll in die Kinderfalle gesetzt hat. So fressen bei dem Satz sogar diejenigen Reaktionäre mit beiden Händen Kreide, die ihren Thesen eigentlich zustimmen (läßt sich auch hier im Blog sehen). Hätte sie nur Erwachsene als Beispiel genommen (wie der Homohasser Matussek bspw.), wäre dieser Satz zwar immer noch menschenfeindlich, aber kein so zugkräftiger Empörungsgaul…

  175. Lieber Gott, wache nicht nur über die Ordnung der Kleidung kleiner, sondern auch über die Ordnung der Gedanken großer Mädchen.

  176. Wie schade, dass man bei so unmöglichen Thesen nicht einfach sagen kann: „Wen interessiert’s?“ Am meisten schockieren mich die verharmlosenden Reaktionen.

  177. @StefanS, 212: Ja tolle Fischsuppe, weil Sie nichts kapieren oder kapieren wollen, ist jetzt die ganze „Literaturszene“doof, das Feuilleton sowieso und zick und zack. Ich nenne das, genau das, Ressentiment. Ich mag Thomas Manns Bügelfalte nicht, Goethe fand ich auch schon immer merkwürdig, und trotzdem kotze ich nicht alles breit. Es ist viel heterogener als Sie das sehen in Ihrem Anfall. Also schön auf dem Boden bleiben und zurück zum Thema bitte.

  178. Nicht schlimmer, aber genau so ekelhaft wie die eigentliche Rede ist die Rechtfertigung in der FAZ. Da würde Frau Lewitscharoff gern auch Onanie und Homosexualität verbieten, muss dieses Ansinnen aber abstreiten, um sich nicht endgültig unmöglich zu machen.

  179. Was sind Kinder die durch eine Vergewaltigung gezeugt wurden?

    „Persönlicher“ an Dinge heranzugehen, aufgrund eines Traumas?
    Nette Verteidigung, die aber hier nicht nützt. Das was Frau L. verurteilt ist ein vielfach verwobenes Konstrukt.

    Diese Worte sind menschenverachtend und legitimieren angebliche Kinder „zweiter Klasse“. Was ist mit Operationen im Mutterleib, was ist mit der Pränataldiagnostik? Ist Frau L. „pro choice“ oder dagegen. Ehrlich gesagt, will ich das gar nicht hören.

    #Aufschrei

    Diese Frau* legitimiert die offene Diskriminierung von Menschen die nicht „natürlich“ gezeugt wurden. Ist eine Schwangerschaft durch Vergewaltigung ebenfalls natürlich?

    Wir brauchen ein Durchdenken der Geburtshilfe:
    Hebammensterben zum Sommer, Die Pille danach, hormonolle Verhütung die als Selbstverständlichkeit trotz immenser Risiken hingenommen wird, eine Kaiserschnittrate von 30%, „Risikoschwangere“, Eizelleneinfrieren, Leihmutterschaft, Eizellenspende, und und und.

    Aber NICHT SO! Das legitimiert die Hetze auf Asexuelle, Intersexuelle,homosexuelle (Lesben) -alle kinderlose Paare* oder auch Singles mit Kinderwunsch! Es ist unsagbar grausam wie hier menschliches Leben abgeurteilt wird – wiederfinden und halten werden sich diese Phrasen an den Stammtischen: „Isch des überhaupt ein Mensch?“

  180. Nachdem ich mich durch diesen Beitrag und die Kommentare durchgekämpft habe, möchte ich doch eines betonen, auch wenn es einigen nicht gefällt. Die menschenverachtende Intoleranz von Frau L. hat ihre Wurzeln in der christlich-jüdischen Geschichte. In pietistischen Kreisen war es mit der Würde ihrer zahlreichen normal gezeugter Kinder auch nicht weit her. Viele von ihnen wurden auf dem Altar ihrer Gottesunterwürfigkeit geopfert und mussten mit psychischen Problemen durchs Leben gehen.
    Übrigens, nicht jeder wird „würdig“ sein, dereinst durch das Nadelöhr ins Reich Gottes zu gelangen. Die Christen haben also Erfahrung mit dem unterscheiden zwischen Schafen (die haben Würde) und Böcken (Halbmenschen).

  181. @219: Also jetzt mal halblang. Wenn hier unbedingt mit Bibelzitaten um sich geworfen werden muss, dann doch bitte nicht auf Biegen und Brechen. Es steht ja sicher viel Fragwürdiges oder zumindest aus heutiger Sicht Hinterfragenswertes in der Bibel, aber dieses Gleichnis halte ich für denkbar ungeeignet, Christen bzw. das, wofür sie einstehen, zu dissen.

    Die, die laut Jesus nicht ins Himmelreich gelangen, sind die Reichen. Geld wird hier also moralisch vermintes Gelände reflektiert, denn Geld ist Macht, und Macht ist gefährlich, weil hierarchisch, und überkommene Hierarchien sind eines der Themen, die Jesus immer wieder problematisiert hat (siehe z. B. sein Kontakt mit Maria Magdalena).

    Interessanterweise kann man das Gleichnis vom Nadelöhr auch auf Lewitscharoff anwenden, denn den Reichen mangelt es laut Jesus nicht zuletzt an Demut und Empathie, oder einfacher gesagt, Nächstenliebe – also genau jene Eigenschaften, die Lewitscharoff in ihren öffentlich dahingesagten Einlassungen schmerzlich vermissen ließ. Lewitscharoffs heteronormative Aburteilungen sind nichts anderes: eine Form der Beanspruchung und gleichzeitigen Ausübung von kultureller Hegemonie, und somit von Macht.

    Aber ganz ehrlich, je länger ich die Debatte um die Dresdner Rede und die Verlautbarungen im Nachgang verfolge, desto mehr glaube ich, dass Lewitscharoff wirklich nur das self-professed Krawallkäschperle ist. Denn dass ihre Gedanken zum Thema (wie nannte sie es doch gleich? „Phantasmagorien“) nun besonders tiefschürfend seien, dass sie sich auf eine breite Kenntnis der aktuellen Diskurse der Anthropologie, Soziologie, Biologie und sicher noch einiger anderer Disziplinen (unter ihnen auch Religionswissenschaft, wie Thomas Wessel, Pfarrer der Christuskirche Bochum hier schön darlegt: http://www.ruhrbarone.de/lewitscharoff-der-unterschied-zwischen-halbwesen-und-halbwissen/75190) stützen, nein, diesen Eindruck konnte ich nun wahrlich nicht gewinnen.

  182. Ich befürchte, diese Frau hat ausgesprochen, was noch so einige andere denken. Wenn es vielleicht auch in überspitzter Form gesagt wurde.

    Sie bezieht sich auf das biblische Onanieverbot. In ihrer Rede benutzte sie die Worte „Gottvertrauen“ und „Aufgabe der Schöpfung“. Sie sprach über den einzigen Weg der Menschenentstehung, den sie akzeptabel findet. Sie bedient sich einer Rechtfertigung ihrer Aussagen, die ich nicht zum ersten Mal lese und die immer wieder aus Kreisen kommen, die ebenso gern von „Gottvertrauen“ und „Aufgabe der Schöpfung“ sprechen.

    Nur sprechen die anderen es dezenter aus.

    Vielleicht war es gut, wenn hier mal eine Diskussion darüber in Gang kommt, wo so eine Gedankenwelt herkommt.

    Ich habe meine Kinder mit Hilfe der assistierten Befruchtung erhalten und sehe mich zum Beispiel gerade in Internetdiskussionen mit Nichtbetroffenen häufiger verbal angegriffen. Frage ich näher nach, kommt ganz oft als Begründung der christliche Glaube.

  183. Was man auch bei vielen sieht ist eine totale Unkenntnis und viel Halbwissen über Reproduktionsmedizin. Da werden völlig unterschiedliche Dinge durcheinander geworfen und manche schwadronieren über „Brave New World“, „Gattaca“ und Gentechnik. Und dass man doch eine Diskussion über diese unhaltbaren Zustände haben müsste und dass die Frau mutig ist diese angestoßen zu haben. *kotz*

    Sehr, sehr oft wird In Vitro Fertilisation, mit Samenspenden gleichgesetzt. Dabei ist es Standard, dass wenn ein Partner nicht vollkommen unfruchtbar ist, das genetische Material von beiden kommt. Es wird lediglich außerhalb des Körpers befruchtet und dann wieder eingesetzt.

    Übrigens enden 20-30% der natürlichen Befruchtungen in einer extrem frühen „Fehlgeburt“ ohne dass die Frau davon etwas mitbekommt. Gott ist der größte Abtreiber.

  184. @JolietJake: Das war jetzt einfach nur unnötig, ganz zu schweigen davon, dass es mal wieder in das übliche Muster verfällt, eine Frau nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Mir hat die ganze bisherige Diskussion über gefallen, dass Lewitscharoffs kruden Ansichten auf faktischer Ebene begegnet wurde. „Argumente“ wie die Ihren entwerten diesen Diskurs und spielen Reaktionären wie Matussek in die Hände, die in der hier beteiligten Community nur pöbelnden Plebs sehen.

  185. @227 … Trifft es recht gut. Auch ich habe mir gestern die gesamte Rede in Ruhe angehört.
    So, wie es in den einschlägigen Darstellungen im Feuilleton diskutiert wird, scheint der Vorgang wirklich skandalös … Aber es ist unlauter, die Diskussion anhand von wenigen, aus dem Zusammenhang gerissenen Äußerungen zu betrieben. Ein Text ist ein Text ist ein Text.
    Aber so funktioniert eben der unsäglich Medienbetrieb.

  186. @Demmrink:
    Ich habe mir vorgenommen in allen Fällen die Quelle selbst zu lesen, aber oft bin ich dann in Eile, faul, rasch erregt und schreibe gleich drauf los.

    Zum Glück schaue ich dann vor dem Absenden dann doch meist, ob mein Eindruck überhaupt richtig war, prüfe Zitat und Kontext, und wie oft habe ich mir danach auf die Schulter geklopft das zu tun – so auch hier. Nicht, weil irgendwas falsch zitiert war, aber die ein oder andere Formulierung bewerte ich aus dem Kontext doch etwas anders, will dann vielleicht lieber so als so kritisieren.

  187. @Demmrink: Diese Diskussion wurde zuerst „betrieben“ von Robert Koall, der sie vollständig gehört hat, weil er dabei war. Ich habe mir die Rede angehört und sie verlinkt; sobald der Wortlaut verfügbar war, habe ich auch ihn verlinkt. Auch auf vielen anderen Seiten ist das Original verlinkt.

    Diese Diskussion wird anhand einer ganzen Reihe von „Stellen“ betrieben, die Leute aus dem Gesamttext ausgewählt haben. Ein Text mag ein Text mag ein Text sein, aber wie sonst soll man über ihn reden, wenn nicht anhand von „Stellen“, die man als entscheidend auswählt?

    Dass Ihnen der Text als Gesamtkunstwerk betrachtet weniger skandalös erscheint, bedeutet ja nicht, dass es anderen Leuten auch so gehen muss.

    (Was genau fanden Sie jetzt hier „unsäglich“ am Medienbetrieb?)

  188. Eigentlich hat Herr Koall mit seinem offenen Brief doch angemessen auf die Rede der Dame reagiert und alles notwendige gesagt. Der innere Diskussionsprozess der Initiatoren der Dresdner Rede hat also funktioniert.
    Das reicht den Profiempörern in den Redaktionsstuben aber natürlich nicht, da musste noch ordentlich nachgelegt werden und man wird mit Wortungetümen wie „Klerikalfaschismus“ oder „Herrenreiterin des Kleingeistes“ bombardiert. Die Sache darf nicht beendet werden bis jeder berufene und unberufene seinen Senf dazugegeben hat.
    Diese Geschwätzigkeit ist das unsägliche am Medienbetrieb!

  189. @Frank Reichelt: »Herrenreiterin des Kleingeistes« finde ich aber eine liebevoll gestaltete Bosheit, die mitzubekommen, wenn auch über diesen Umweg, ich mich sehr freue.

    Und so funktioniert der intellektuelle Diskurs, dass jeder dran teilnimmt der möchte, jeder seinen Senf dazugibt, und wer sich nicht dafür interessiert ist selbst gehalten den Fernseher/das Radio aus- oder umzuschalten, die Zeitung weiterzublättern und den Tab im Browser zu schließen, wenn er genug hat. Brauchen Sie dafür ein Kindermädchen, dass Ihnen sagt, wann genug ist und das Licht ausgemacht werden muss?

  190. @Muyserin
    Da ich mich zu der Rede inhaltlich gar nicht geäußert habe, bin ich weder berufen, noch unberufen.
    Ich wollte lediglich die von Herrn Niggemeier, zugegeben nicht an mich, gestellte Frage beantworten.

  191. @Frank Reichelt:

    #243: Es wäre aber sinnoller, wenn Sie im Rahmen der hiesigen Diskussion zur Rede dann auch inhaltlich Position beziehen, statt deren Diskussionsleistung als Geschwätzigkeit zu diffamieren?

    #232: Lewitscharoff veröffentlicht bei einem der renommiertesten Verlage der Republik und wurde mit den prestigeträchtigsten Preisen der Republik bedacht. Um Verbreitung braucht sie sich wahrlich keinen Kopf zu machen (insofern zweifle ich noch, ob ihr halb entschuldigender Hinweis, sie habe ja gar nicht damit gerechnet, von so vielen gehört zu werden, naiv oder dummdreist ist).

    Koall ist Chefdramaturg in Dresden. Obwohl ich dort lebe und auch ab und zu die Nase in die Lokalzeitungen stecke, um mir einen Überblick übers Stadtgeschehen zu verschaffen, war mir sein Name bis dato kein Begriff. Menschen in Berlin, Hamburg oder München wird es ähnlich gehen.

    Finden Sie wirklich, dass das also eine ausgewogene Ausgangslage darstellt? Dass , wenn Millionen von Menschen deren Menschlichkeit abgesprochen wird, eine Gegenstimme reicht? Die überdies ohne die Weiterverbreitung von Herrn Niggemeier eventuell kaum überregionale Beachtung gefunden hätte?

    Und was die „Profiempörer in der Redaktionsstuben“ sowie den „inneren Diskussionsprozess der Initiatoren“ betrifft: Die drei Artikel, die den Vorfall und seine Nachwirkung in der Online-Ausgabe der Sächsischen Zeitung dokumentieren, haben bis dato 15 Kommentare. Von Seiten der Sächsischen Zeitung als Mitinitiator steht bis dato eine Stellungnahme aus.

  192. @Muyserin
    Wenn ich zum Inhalt der Rede auch noch etwas sagen würde, wäre Ihre Bemerkung vom schweigenden Philosophen berechtigt. Dazu ist hier, besonders von den Menschen mit Kindern aus künstlicher Befruchtung, alles gesagt worden.
    Mit der Geschwätzigkeit meine ich ausdrücklich nicht die hiesige Diskussion im Blog, sondern die bezeichnenderweise erst mit viertägiger Verzögerung einsetzende Aufmerksamkeit in den Medien. Dann haben sich aber alle mit Wucht und Genuss an Frau Lewitscharoff abgearbeitet. Wenn man in Zukunft den Namen googelt, wird mit Sicherheit nicht mehr ihr literarisches Schaffen an erster Stelle ausgeworfen werden, allein das sollte Strafe genug sein!

  193. Mir ist herzlich egal, ob Frau Lewitscharoff jetzt oder dereinst bestraft wird, oder ob sie die Reaktionen als Abstrafung empfindet. Frau Lewitscharoffs Befindlichkeiten sind mir egal. (Insofern finde ich auch Forderungen nach der Aberkennung ihrer Auszeichnungen wenig zielführend).

    Nicht egal sind mir ihre postulierten Werturteile. Dass die in Deutschland auf (wenngleich verspäteten) Widerspruch gestoßen sind, empfinde ich als Genugtuung.

    (Ich brauche ein Makro, das den Namen Lewitscharoff per Kurzbefehl einfügt. LewitscharUFF.)

  194. @Stefan #231
    Was ich an vielen Reaktionen in der Presse und auch bei dir nicht in Ordnung fand, ist dass die ganze Rede als quasi unqualifiziertes, wirres oder zumindest absonderliches Geschwurbel abgetan wurde. Das wird der Rede Lewitscharoffs nicht gerecht. Die taz behauptet Lewitscharoff würde ein Onanieverbot fordern ( http://www.taz.de/Rede-von-Sibylle-Lewitscharoff/!134309/ ), die Zeit schreibt im Wesentlichen das Gleiche ( http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-03/lewitscharoff-kuenstliche-befruchtung-onanie ), um dann später in einer oberflächlichsten Glosse von einer metaphorischer Selbstbepinklung zu berichten ( http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-03/sibylle-lewitscharoff-rede-glosse ) Auch du machst dich lustig über die Äusserungen zur Onanie (z.B. #15 „Und nicht vergessen, dieses ewige Onanieren. Da fängt es doch an. Die Leute onanieren einfach!“).

    Du schreibst: „Ein Text mag ein Text mag ein Text sein, aber wie sonst soll man über ihn reden, wenn nicht anhand von »Stellen«, die man als entscheidend auswählt?“
    Naja, zumindest kann man den Kontext festhalten, in dem die Sätze zur Onanie gefallen sind. Und der macht das ganze nicht halb so lächerlich, wie es dargestellt wird. Es geht offensichtlich nicht um ein allgemeines Onanieverbot, sondern darum, dass Frau Lewitscharoff ein Problem damit hat, wie die männliche Onanie zur künstlichen Befruchtung gebraucht wird. Das wird aus dem Kontext ziemlich klar, die Rede hast du ja selbst verlinkt.

    Also konkret ist das Problem, dass schlimmstenfalls Kinder aufwachsen und nach ihren biologischen Ursprüngen forschen, deren Väter irgendwelche anonymen Studenten mit für Samenbanken attraktivem Profil sind, die sich in einem sterilen Kämmerlein zu Pornoheftchen eins von der Palme gewedelt haben, nur um ihr Budget etwas aufzubessern, und die am liebsten mit ihren so dutzendfach gezeugten Nachkommen nie etwas zu tun haben wollten.

    Das Problem sind schlimmstenfalls Mama Clara und Mami Rike, die sich Onkel Werner ausgeschaut haben um Zuchtbulle für Claras Kind zu werden, Onkel Werner aber niemals in irgendeiner als Vater für das Kind sehen, sondern ihn nur in der Rolle des Samenspenders belassen wollen. Also in etwa das überspitzt dargestellte Vaterschaftsverhältnis von Big Lebowskis ungewollt gezeugtem Kind.

    Um das Ganze noch etwas zu erklären: Ich bin nicht gegen Homoehe oder gegen künstliche Befruchtung oder gegen Elternschaft homosexueller Paare. Ich finde, dass Lewitscharoff wertvolle Einwände gegen mögliche und teilweise schon verbreitete furchtbare Entgleisungen der Reproduktionsmedizin aufgezeigt hat.

    Ich finde auch, dass Lewitscharoffs eigene Entgleisungen in ihrer Rede diese wertvollen Beiträge im Wesentlichen überschatten. Wer Kinder aufgrund ihrer Zeugungsart als „Halbwesen“ bezeichnet hat zum einen die Kränkung nicht verkraftet, dass wir Menschen nunmal biologische Erscheinungen, wabbelnde Zellansammlungen sind, die aus Spermien und Eizellen und nicht aus Feenstaub entstanden sind. Zum anderen und vor allen Dingen verletzt sie die Würde der so von ihr als „Halbwesen“ abgewerteten Menschen.

    Dennoch ist ihr Beitrag keine Rede einer verklemmten, frömmelnden Trulla, die nicht mit Selbstbefingerung und Gewixe klarkommt und diese als Teufelswerk abtut, so wie es teilweise in den Medien dargestellt wurde. Ganz im Gegenteil, macht ihre Rede weitestgehend Sinn. Wenn man Lewitscharoff kritisieren will, sollte man es anhand der Stellen tun, wo sie meiner Meinung nach schon fast ins volksverhetzende abrutscht, und nicht anhand der Stellen die durch Sinnentstellung billige Peinlichkeitslacher bringen.

  195. @Linus
    habe mir das Moma-Interview mal angeschaut. Ja, Schmiese war fit, aber er hat es doch leider auch nur darauf angelegt, seine Schlagzeile zu bekommen. Mit Erfolg. „Sie können sich JETZT vor Millionen von Menschen entschuldigen“ usw. Lachhaft.
    Seit Neuestem muss sich jeder halbwegs Prominente öffentlich entschuldigen, für jeden Quatsch, den er sagt oder macht. Wie im Kindergarten. Als peinlich habe ich Frau L. überhaupt nicht empfunden. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich selbst nicht so ernst nimmt und reflektiert (was ich für glaubwürdig halte). Das machte sie für mich sogar sympathisch. Eine gewisse Narrenfreiheit sollte Künstlern zugestanden werden, solange sie gute Arbeit abliefern.

  196. Mir fehlt noch die Analyse eines Aspektes, der bisher nur von Leocat aufgegriffen wurde. Es fiel mir beim Anhören der Rede auf, aber meine erste Spekulation war, sie könnte einen Hass auf Gynäkologen und deren Kunst unbewusst von ihrem Vater übertragen haben, der sich aus dem Staub machte als sie 11 war, sie verriet und alleine ließ.

    Wut und Hass wären keine allzu überraschende Reaktionen darauf, aber diese dann auf die Reproduktionsmedizin zu übertragen wäre natürlich ungerecht.

    Ich weiß nicht, ob im Moma oder in der Kulturzeitsendung von Donnerstag abend auf 3sat (ich glaube es war letzteres) – da erklärt sie ausdrücklich, dass die Betonung der Rolle ihres Vaters am Anfang kein Zufall ist. Das hat mir schon ein gehöriges Stück die Sprache verschlagen.

    Das heißt doch, dass sie weiß, dass ihre bizarre Einstellung ein persönlicher, schlecht begründeter Hass ist. Eine rationale Reaktion wäre dann doch, dass man versucht die eigene Befangenheit von der öffentlich geäußerten Meinung abzuziehen, oder sich wg. Befangenheit gar nicht zu äußern. Sie hat sich doch das Thema selbst ausgesucht – wieso spricht sie nicht über etwas, bei dem sie nicht persönlich derart belastet ist?

    Stattdessen behelligt sie uns mit einer verschwurbelten Kette an Assoziationen – eine Argumentation, ein Essay ist es ja erkennbar nicht – und übergibt uns ein Minuszeichen, damit wir selbst davon abziehen, was nur ihrem ungerechten Zorn zuzuschreiben ist.

    Sie mag ja einen Roman schreiben, in dem ein finsterer Gynäkologe finstere Dinge tut, und wo Literaturwissenschaftler und Biographen dann enträtseln, wie es mit ihrer Vita zusammenhängt. Aber sie kann doch nicht eine Rede zu Kultur, Politik, Moral und Ethik halten und einen radikalem Subjektivismus ausstellen, in dem man gräßliche Einstellungen und verstiegene Schlussforderungen zur Diskussion stellt.

    Sie reflektiert nicht ihr Trauma, sondern instrumentalisiert es als Entschuldigung für Borniertes.

    Man kann einem Künstler extreme Narzisstische Ausstellung des eigenen Lebens zugestehen, man will es sogar – er soll uns starken Tobak servieren, aber in der passenden Form. In Roman, Erzählung, Poesie und Liedtext mag sie furios in grellen Farben Bilder zeichnen, aber eine solche Rede ist nicht das Medium für unfertige Gedanken, für persönliche, unkontrollierte Affekte.

    Und als Frau des Wortes muss sie das auch wissen. Und ist es nicht vernünftig anzunehmen, dass sie es gewusst hat und immer noch weiß? Was heißt es dann wenn sie es trotzdem macht? Will sie ein neues Genre in den kulturpolitischen Diskurs einführen, oder sucht sie sich ein spezielles Publikum, ein extrem rechtskonservativ-religiöses Publikum?

    War das ein medialer Stinkefinger um die Verkäufe anzukurbeln – nicht bei den meisten der Leser hier, aber bei einer Klientel die mit ihr politisch übereinstimmt ohne auch derart traumatisiert zu sein?

    Will sie eine Position Ornella Muti besetzen?

    Ich fand auch im Momaauftritt einerseits bemerkenswert, wie der Moderator sie nicht einfach von der Angel ließ, und andererseits die Haltung unangenehm, in dem der TV-Zombie sich als öffentlicher Beichtvater aufspielt, bei dem der Promi Läuterung schwören soll, der Gast wie ein Kind behandelt wird. „Stellen Sie sich jetzt hier 5 Minuten in die Ecke und schämen Sie sich“ hätte noch gefehlt.

    Ja, man soll sie fragen und ausquetschen, wie hat sie was gemeint, wieso hat sie ohne Not das Fettnäpfchen gesucht, aber wenn sie nicht von selbst aus irgendwas korrigieren will – was soll dann der Druck erreichen außer geheuchelter Umkehr?

  197. Sie reflektiert nicht ihr Trauma, sondern instrumentalisiert es als Entschuldigung für Borniertes.

    Danke. Ich glaube, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Und bei manchen Claqueuren, die Kunst noch nicht mal erkennen würden, wenn sie ihnen ins Gesicht springt, wird das dann mit einem provokantem Diskussionsanstoß verwechselt. Weil in der Kunst ja alles eine Bedeutung haben muss. Es geht nicht an, dass die Dame einen Happen Dusselig zu sein scheint, das könnte ja den Popanz, den man als ach so kulturbeflissener Bildungsbürger mit sich rum zu tragen pflegt, als komplett hohle Nummer entlarven.

  198. @DaDee
    Aber wer gibt ihr das Recht diese angeblich nötige Diskussion anzustoßen oder zu fordern? Da haben wir wieder das Problem, dass sich der Literaturbetrieb in Deutschland viel zu ernst nimmt. Die großen Schriftsteller meinem sie seien zu allem Experten und die Gesellschaft unterstützt das leider. Und wieso muss darüber jetzt diskutiert werden? Diese „Probleme“ gibt es seit Jahrzehnten.

    Ja, sie kann darüber denken was sie will, aber sie soll sich nicht hinstellen und meinen, dass sie irgendwas neues sagt, oder dass ihre Meinungen irgendeine Relevanz hat. Fakt ist nämlich einfach, dass sich Paare die sich für künstliche Befruchtung entscheiden über diese „Probleme“ sehr wohl bewusst sind, darüber nachdenken und damit selbst umgehen.

  199. O wie lieben wir das, wenn jedes Verbalgemurkse gleich mit dem Schwindeletikett „Kunst“ versehen wird, auf dass solchermaßen schon der Anflug von Kritik einer infamen Gotteslästerung entspreche. Das wünschte sich wohl die schwäbische Pietistenmuse Lewitscharoff, wenn ihr – laut MoMa-Interview – „kurzes Zischen durchs Hirn“ beim Anblick eines Retortenkindes als „Kunst“ geadelt werden würde. Doch wie sagte sie beim Interview im selben Atemzug? Diese Attacke gegen das menschgewordene Ergebnis einer künstlichen Befruchtung sei ihr “ gar nicht wichtig“ , und bezeichnet sodann diese Verdammungspassage ihrer Rede wörtlich als „Zeug“. (Warum hat sie’s dann gesagt?)

    So schlau ist die Büchner-Preisträgerin denn doch, ihre „Abscheu“ vor Kindern, die „halb Mensch, halb „Weißnichtswas-Wesen“ sind, nicht als Kunst zu verkaufen. Wer diese Dresdner Redner zur Gänze gehört UND gelesen hat, kann kaum auf die Idee kommen, es handle sich dabei um Kunst. Wenn auch in Verbindung mit Lewitscharoffs Namen sofort sämtliche Literaturpreise aufgezählt werden, so wie beim schwäbischen Bauern alle bunten Blechschildchen für preisgekröntes Höhenfleckvieh an die Stalltür genagelt sind: Nur diejenigen, die schon bei der Bezeichnung „Schriftstellerin“ ehrfurchtsvoll das Knie beugen, können mit dem Freispruchurteil „Kunst“ die unsägliche Suada der Frau L. quittieren.

  200. Das man dieser Frau den Georg Büchner Preis verliehen hat, hat man einen der größten Dramatiker unseres Landes in den Dreck gezogen!

  201. Wer wie Frau L.von Todestheater Ihrer nahen Angehoerigen spricht hat sich doch in dem Sinne schon als psychisch auffàllig erwiesen.Was glaubt diese Frau zu wissen vom Leben u sterben von Menschen und den Hilfestellungen unserer modernen Medizin.Desweiteren ist sie nicht einmal der Fachsprache màchtig zu Themen von denen sie nichts versteht und daher Vorurteile verbreitet.

  202. das absolute No-Go an den Aussagen dieser sogenannten Autorin ist, dass sie frei ist von jedweder Erkenntnis über Reproduktionsmedizin.
    Worauf sie sich wohl bezieht, das sind Kinder, die (in ihrer Phantasie) genetisch verandertes Erbgut besitzen (ist in Deutschland de facto verboten), die geklont wurden (ist ebenfalls verboten).

    Die IVF (in-vitro-fertilisation) ist im Grunde nur die bestmögliche Nachahmung der Natur:

    sowohl die IUI (intra-uterin-insemination), bei welcher lediglich Sperma per Katheter richtung oder in den Uterus eingebracht wird, ersetzt im Grunde nur den Geschlechtsakt.
    Die Befruchtung selbst erfolgt im Mutterleib, die Spermien machen den Job allein.
    Die IVF umfasst eine normale ausserkörperliche Befruchtung, d.h. einer entnommenen Eizelle wird innerhalb der Petrischale Sperma hinzugefügt, die Beste gewinnt, die befruchteten Ovozyten werden dann per Sonde wieder innerhalb von 5 Tagen in den Mutterleib verbracht.

    Oder, bei schlechter Spermienqualität, wird sortiert, was gut und was schlecht ist, qualitativ. Und wird mittels einer feinen Kanüle dann direkt in die Eizelle eingespritzt.
    Mehr passiert nicht. Nur 28% aller dieser Befruchtungen verlaufen erfolgreich.
    Es ist immer die Natur, die entscheidet, wann ein Mensch entsteht.
    Nicht die Befruchtung ist künstlich, sondern lediglich die Methode.
    Wenn es Frau Lewitscharoff so anekelt, dass es Paare gibt, die nicht miteinander kopulieren, um zu zeugen, weshalb befasst sie, die bewusst kinderlos blieb, laut eigener Aussage, denn überhaupt mit dem Thema?

    Ich denke, sie hat sowas wie Penisneid, nur eben auf die Frauen, denen ein Kind geschenkt wurde, was ihr nicht vergönnt war. Wahrscheinlich hatte sie mal einen Lover, der ihr sagte, Sex, mit dir? Nein danke, dann lieber ein Kind aus der Retorte…

    Anders kann ich mir so ein Verhalten nicht erklären.

  203. @Miraculix

    Ich bezweifle stark, dass die Ablehnung der Retortenkinder etwas mit falschen Annahmen über deren genetische Qualität zu tun hat. Vermutlich glaubt sie eher an seelische Defizite bei einer nicht auf der von Gott vorgesehenen Weise erschaffenen Kreatur. Ich habe ähnliches auch schon von Zeugen Jehovas über Vergewaltigungs- und Scheidungskinder gehört – Kinder, die nicht das Produkt aufrichtiger Liebe sind, seien keine wahren Kinder Gottes.

  204. Oder sie ist eine religiöse Fanatikerin. In ihrer Rede bezieht sie sich selbst auf Religion. Die sind sehr oft Sex-besessen. Die Reduzierung aller Menschen auf ihre Genitalien und die Besessenheit mit PIV Sex ist ein Markenzeichen der Katholischen Kirche. Sie ist zwar Protestantin, aber die extremeren Anhänger von denen sind genauso schlimm wenn es um Sex geht. Und gerade in Südwest-Deutschland tummeln sich sehr viele fundamentalistisch-evangelikale Kirchen, die weit mehr den verrückten Christen in den USA gemein haben, als mit dem heute relativ moderaten deutschen Protestantismus.

    Allerdings stimmt es schon, dass sie praktisch nur von sich selbst auf alle anderen Menschen projiziert. Als Schriftstellerin ist es sicher normal, dass sie auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreift wenn sie Bücher schreibt. Das hört aber dann auf wenn sie ihre Bitterkeit über ihre eigene verhunzte Kindheit (Vater beging Selbstmord, Mutter war Alkoholikerin) an anderen Menschen auslässt.

  205. Sorry. Hatte ich vorher gemacht. Diesmal bin ich bei Auto-Vervollständigen in die falsche Zeile gerutscht :/

  206. um mal alles zusammenzukratzen:

    lesbenpärchen, die leihväter engagieren, um vielleicht noch leihmüttern die geburt des kindes austragen zu lassen …

    das fände ich in der tat, naja, merkwürdig halt.
    vielleicht bin ich da zu rückständig. allerdings hätte ich gegenüber den kindern gegenüber nie solche zuschreibungen verwendet.
    aber wahrscheinlich war es von der dame wohlkalkuliert und sie geniesst den shitstorm. alles möglich.

  207. Wie ist das denn nun?

    Wenn ein Mann sein Sperma im Rahmen des heterosexuallen Geschlechtsaktes (Penis in Vagina, paarmal hin und her rutschen) mittels einer Ejakulation in den Uterus der Frau befördert, dann is‘ alles tutti?

    Aber wenn das Sperma erst vom Mann abgegeben wird (lebende Spermien werden ejakuliert und konserviert) und dann nach einer Zeit der Konservierung in den Uterus einer Frau mittels Pipette eingeführt wird (Pipette in Vagina, ohne hin und her ruschen) dann ist es Teufelszeugs?

    Nur um das mal fest zu halten:
    Es kommt halt immer nur 1 Spermium durch.
    Also in die Eizelle.
    Is‘ halt so.
    Der Rest ist Verschwendung.
    Ob beim Poppen oder bei der Pipette.

    Was macht den einen Vorgang so ungeheuerlich, den anderen aber „Gott gewollt“?
    Darf ein Glaubender (nicht zu verwechseln mit Gläubiger) darüber entscheiden, was (seiner Meinung nach) von Gott gewollt ist und was nicht?
    Oder ist allein das nicht schon eine Anmaßung an Gottes Plan, eine Erhöhung zu einem gottesgleichen Zustand?
    One way tickert – straight to hell, klare Sache und damit hopp.

    Glaube muss ganz schön scheiße sein.
    Überalle Fettnäpfchen, die direkt in die Hölle führen.

    Ich möchte noch einmal einen Exkurs zu dem machen, was allgemein christlich als Idealzustand angestrebt wird:
    Der heterosexualle Geschlechtsakt.

    Hierbei führt der Mann sein erigiertes Glied (Penis, umgangssprachlich auch „Schwanz“ oder „Pimmel“) in die Vagina (Scheide, umgangssprachlich auch „Muschi“ oder „Dose“) der Frau ein.
    Relativ früh, bestenfalls sogar vor der eigentlichen Penetration, beginnt die Frau, eine schleimige Flüssigkeit in Ihrer Vagina zu produzieren. Diese dient dazu, die Einführung des Penis in die Vagina zu vereinfachen. Die schleimige Flüssigkeit der Vagina wirkt hier wie ein Schmiermittel. Je größer die sexuelle Erregung der Frau, desto größer die produzierte Menge des Vaginalsekrets.
    Daher empfiehlt sich eine Stimulation der weiblichen erogenen Zonen durch den Mann im Vorfeld des Geschlechtsverkehrs, um eben diesen Flüssigkeitsausstoß der Vagina zu maximieren.
    Ist der Penis nun in die Vagina eingedrungen, reichen je nach Erregung des Mannes einige Bewegungen aus, um den Orgasmus des Mannes hervorzurufen.
    Der Penis wird möglichst tief in die Vagina der Frau eingeführt, damit das austretende Sperma möglichst nahe zu den Eierstöcken / Eileitern befördert wird. Dies erhöht die Chance einer Schwangeschaft signifikant, was ja ganz im Sinne der Christenheit ist, wie ich vermute.
    Der Orgasmus des Mannes ist eher unspektakulär:
    Der erigierte Penis wird so lange in der Vagina hin und zurück bewegt, bis der Mann eine Ejakulation hat und sein Sperma in die Vagina der Frau entlässt. Hierbei ist der wichtigste Faktor die Eichel des Penis, die stimuliert wird, um einen Orgasmus auszulösen.
    Dies ist ganz pragmatisch so eingerichtet worden und benötigt nicht zwangsläufig eine Vagina zur Ejakulation.
    Sprich, wer seine Hand zur Stimulation der Eichel und des gesamten Penis nutzen möchte, kann dies selbstverständlich tun – physiologisch läuft alles exakt so ab, als würde es in der Vagina passieren.
    Rein psychologisch ist der Unterschied zwischen Masturbation und Geschlechtsverkehr aber nichtreligiös akzeptierbar. Die Begründung, dass Sperma verschwendet würde ist m. E. nicht anwendbar, denn bei einer Ejakulation in der Vagina mit anschließender Schwangerschaft sterben auch 99,99% der Spermien – nur eine einzige überlebt und findet ihr Ziel.
    Der weibliche Orgasmus st natürlich noch einmal viel interessanter:
    Hier gibt es den klitoralen Orgasmus, der durch die Stimulation des Kitzlers (Clitoris, gerne auch nur „Clit“) errreicht wird sowie den vaginalen Orgasmus. Der vaginale Orgasmus ist nicht so einfach zu erreichen, erfordert Geduld und Vertrauen sowie Basiswissen über den so genannten „G-Punkt“.
    Zurück zum eigentlichen Geschlechtsakt:
    Hat der Mann sein Sperma nun erfolgreich in der Vagina der Frau der Frau platziert, kann dieses bis zu 7 Tage in der Vagina überleben. Einzelne Spermien, die nicht überleben, werden mit dem normalen Vaginalsekret abtranportiert und landen schlechtestenfalls in der Unterhose der inseminierten Frau.
    Tipp: Nach erfolgte Samenabgabe im weiblichen Körper sollte sich die Frau auf den Rücken lehnen, das Becken in die Höhe recken um so den Spermafluss im inneren des Körpers in Richtung Uterus zu befördern. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft und dürfte so ganz im Sinne der religiösen Vertreter sein.
    Ein weiterer Tipp: Da sich die die Schleimhaut des weiblichen Uterus regelmäßig einmal pro Monat aus dem Uterus löst und mit einer blutdurchsetzten, schleimigen Flüssigkeit durch die Scheide nach außen transportiert wird, ist der weibliche Körper für. ca. 10 Tage im Monat nicht so sehr fruchtbar, da, wie gesagt, Spermien meist auch nicht länger als 7 Tage in der Vagina überleben .
    Dem entsprechend muss ein passender Zeitpunkt für die Begattung und Befruchtung der Frau gewählt werden.

    An dieser Stelle fällt mir eine weitere Frage ein:
    Kommt man in die Hölle, wenn man am falschen Tag korpuliert und wissentlich Sperma verschwendet?
    Kompliziert ist das …

    Sicher ist:
    Wer den Spermaaustritt innerhalb der Vagina mittels einer dünnen Kunststoffmembran aufhält, der kommt in die Hölle.
    Auch der, der anstatt der Innseiten der Scheide, die Innenseiten seiner Hände benutzt um sein Glied (speziell die Eichel) zu stimulieren und zur Ejakulation zu bringen.

  208. PS:
    Intention meines langen Postings ist, den religiös Argumentierenden einmal zu zeigen, was gleichtgeschlechtliche Kopulation nun de facto bedeutet, denn Viele scheinen hier praxisbezogene Defizite aufzuweisen.

    Sollte sich nun Ekel vor diesem Gott gewollten, heterosexuellen Akt einstellen, besteht die Hoffnung, dass diese den Ekel vor „auf abartigen Wegen gezeugten Halbmenschen“ etwas relativiert.

    Denn ein ordentlicher Schlag in die Schauze lenkt ja auch von Rückenschmerzen ab.

  209. @258: „… den religiös Argumentierenden …“

    http://youtu.be/IWJfdRpHWuk?t=8m12s

    Die Elvis-Analogie verdeutlicht das Problem der Argumentation mit religiösen Überzeugungen recht gut, leider bedingt Religiosität immer auch Immunität gegenüber Rationalität. Was eigentlich nicht weiter schlimm wäre, wenn z.B. der christliche Gott seine Geschöpfe alle gleichsam lieben würde und seine Geschöpfe es ihm nachtun würden. In der Praxis (wie auch z.B. in der Bibel) ergibt sich aber für viele Menschen, dass sie einem rigorosen und irrationalen Ausnahmenkatalog zum Opfer fallen und kein „Like“ bekommen. Vorurteilsfreie Gleichbehandlung ohne Religiosität erscheint zwar zunächst emotionslos und kalt, in Wirklichkeit ist sie aber deutlich mehr Wert als „göttliche Liebe“.
    Und da kann man bei Lewitscharoffs Rede jetzt noch so viel relativieren und anmahnen, dass ihre Worte ja in einem größeren Zusammenhang stehen und daher einzelne Zitate dies nicht erfassen usw. Das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass sie emotional vernebelt über ein Thema spricht, von dem sie keine Ahnung hat und Menschen beleidigt. Entweder hat Lewitscharoff keine Ahnung, welche Wirkung ihre Worte haben – dann ist sie eine schlechte Schriftstellerin – oder aber sie will bewusst provozieren. In beiden Fällen wenig schmeichelhaft …

  210. Dass das Publikum in Dresden schweigt, wundert mich wenig. Ich habe lange darüber nachgedacht. Man sitzt und konsumiert, was einen vorgesetzt wird. Große eigene Ideen werden nicht produziert. Ich, als alte Dresdnerin, maße mir an, das zu sagen.
    Noch ein Punkt, warum Lewitscharoff das Unwort zurück genommen haben könnte: Ich habe mir einfach vorgestellt, was die juristischen Berater von Suhrkamp wohl gesagt haben könnten… Darauf hin, nimmt sie die einzige jusitziable Äußerung zurück – noch Fragen? Eine Anzeige wegen Volksverhetzung wollte sie nicht riskieren, aber eine verkaufsfördernde öffentliche Diskussion schon.

  211. In der SZ erschien übrigens auf der Startseite ein Leserbrief einer Mutter, die ein solches „Halbwesen“ zu hause hat und von der Entstehung dieses Kindes berichtet. Die SZ hat sich also durchaus noch kritisch mit diesem Statement auseinandergesetzt

  212. @ EPull:

    „Dass das Publikum in Dresden schweigt, wundert mich wenig. Ich habe lange darüber nachgedacht. Man sitzt und konsumiert, was einen vorgesetzt wird. Große eigene Ideen werden nicht produziert.“

    Das mag sein, ist aber sicher auch kein Spezifikum für Dresden.
    Wobei ich selbst wahrscheinlich auch erstmal ruhig gewesen wäre – vielleicht auch, weil mir die Tragweite der Aussagen womöglich erst im Nachhinein bewusst geworden wäre.

  213. Bohhh.

    Musste im OP mittendrin abbrechen, konnte nicht mehr.
    Die Ansichten dieser werten Dame sind meines Erachtens in medizinischer Hinsicht (?!Frankenstein?!) so antiquiert wie das Verständnis von Pädagogik einer gewissen Frau S. die sich noch vor ein paar Jahren für das ‚Super-Kindermädchen‘ hielt…

    Und andere Schriftsteller suchen Jahre nach ’nem Verlag, und sowas darf massenhaft ihren Bockmist unters Volk bringen…meine Güte.

  214. Lieber Robert Koall,
    die abgesehen von den irren Haltungen der Autorin auch intellektuell unterdurchschnittliche Rede der Autorin ist es eigentlich nicht wert noch einen Monat später erwähnt zu werden. Ihre Reaktion darauf kann ich allerdings auch im Nachhinein noch als dankbar klug annehmen und sehe darin auch die „Ehre“ Dresdens zumindest teilweise wieder hergestellt. Ohnehin empfinde ich die ausgebliebenen Reaktionen seitens des Publikums eher als Skandal, als die Verlautbarungen recht enger und religiös dogmatischer Normalitätsvorstellungen einer einzelnen Autorin. Darüber müsste noch einmal zu diskutieren sein, ob ein eher „silbernes“ Bildungsbürgertum Dresdens so wenig eigene Zivilcourage besitzt oder noch immer im 19. Jhd. zu Hause ist.
    Ihr offener Brief ist daher ein wichtiges Zeichen. Die Aufrichtigkeit ihrer Worte keine political correctness, sondern Ausdruck einer couragierten Haltung. Dafür vielen Dank.

  215. es geht um designerbabies und konstruierte familien. das sind zutiefst philosophische frage, denen man sich stellen muss. niggemeier zeigt nur den abgrundtief banalen pavlofschen reflex des mainstreams aber keinen echten standpunkt. ein lob auf die lewitscharoff, die diese diskussionen anstösst, auch wenn mit falschen worten und begriffen.

  216. @ Hans Weigl:

    Mir geht es so was von auf den Keks, dass seit Sarrazin ständig irgendwelche dahergelaufenen Möchtegernphilosophen (zuletzt Lewitscharoff und Pirincci) meinen, angeblich notwendige Debatten dadurch anzustoßen, dass man den Mitgliedern ganzer gesellschaftlicher Gruppen pauschal die Menschenwürde und damit auch die Menschenrechte abspricht. Dagegen aufzustehen hat nichts mit pawlow’schen Reflexen, sondern mit dem Verteidigen elementarer Werte zu tun.

  217. Ich bitte den verspäteten Kommentar zu entschuldigen; leider wurde ich erst jetzt auf die Rede dieser Schriftstellerin aufmerksam.
    Für eine andere Autorin, nämlich Eva Herman, folgten seinerzeit auf eine missverständliche (!) Äußerung in Zusammenhang mit dem Dritten Reich weitreichende berufliche und persönliche Konsequenzen. Laut Angabe auf ihrer Homepage sagte sie damals:

    »Mit den 68er wurde damals praktisch alles das, alles, was wir an Werten hatten – es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle – aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft.«

    Die Aussage Frau Lewitscharoffs, angesichts der von ihr beschriebenen Entwicklungen, kämen ihr die Kopulationsheime, welche die Nationalsozialisten einst eingerichtet haben, um blonde Frauen mit dem Samen von blonden blauäugigen SS-Männern zu versorgen, fast wie harmlose Übungsspiele vor, erscheint mir im Sinne einer Verharmlosung des Nationalsozialismus sehr viel weniger missverständlich.

    Folgten oder folgen für Frau Lewitscharoff ebenfalls weitreichende berufliche und persönliche Konsequenzen? Ich weiß es nicht; und das Fragezeichen habe ich bewusst gesetzt.

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