Widerruf

In einer Kolumne in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 7. September 2008, die auch in diesem Blog veröffentlicht wurde, habe ich die Behauptung aufgestellt, dass Schafe „es nicht übertreiben mit der Intelligenz“ und sie vor allem „durch ihr Talent [glänzen], sich in jedem beliebigen Gelände in ausweglose Situationen zu bringen“.

Diese Aussagen widerrufe ich hiermit als unwahr.

In dem englischen Ort Marsden, West Yorkshire, haben laut einem Bericht der BBC Schafe gelernt, das Viehgitter, das sie von den schmackhaften Gärten der Dorfbewohner fernhalten soll, zu überqueren. „Sie legen sich auf die Seite, oder manchmal auf den Rücken, und kullern einfach über die Gitter, bis sie drüber sind“, beschreibt eine Ratsfrau und Augenzeugin den Trick. Die Schafe hätten auch jede Scheu verloren: „Wenn man versucht, sie zu bewegen, gucken sie dich an, als wollten sie sagen, dass das ihr Gelände ist und du ja wohl nicht ganz richtig im Kopf bist.“

Eine Vertreterin der britischen Schafvereinigung NSA erklärte: „Schafe sind ziemlich intelligente Wesen und haben mehr Grips, als die Leute ihnen zugestehen wollen.“ (Dennoch haben sich in der NSA — anders, als der Name suggeriert — nicht die Tiere, sondern ihre Halter zusammengeschlossen.)

[via Armin in den Kommentaren]

40 Replies to “Widerruf”

  1. Also ich denke ja, dass das auch nur eine weitere Suizidmethode der Schafe ist. Sie hoffen darauf beim Eindringen in fremdes Land von den Besitzern erschossen zu werden.

  2. Määhhh!
    Wusst ichs doch, Schafe sind kleine diabolische Viecher, wenn wir nicht aufpassen werden sie bald die Weltherrschaft erlangen und uns alle umbringen. ;o)

  3. Mist, jetzt wollte ich auch auf „Glenkill“ hinweisen, aber das hat natürlich schon jemand erledigt. Auf jeden Fall auch als Hörbuch großartig.

  4. Also ein „Gitterrost = grate“ ist das natürlich nicht, sondern hierbei werden mehrere drehbar gelagerte Stangen oder Rohre eng nebeneinander, quer zur Laufrichtung im Boden eingelassen, dass die Schafe oder auch Kühe mit ihren relativ kleinen Hufen keine sichere Auftrittsfläche haben und somit die von Menschen oder Fahrzeugen problemlos zu passierende Sperre nicht überwinden können.

  5. PR-Stunt der NSA, den eine solche Organisation auch bitter nötig hat. Denn bisher hat die NCA (National Cow Association) mit BSE etc. ständig alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

  6. Empfehlung: Nicht nur für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreiben, sondern sie auch mal lesen.
    Tipp:
    „Wenn Dein Schaf die Seite wechselt“ vom 20.07.2008

  7. Das Auf-den Rücken-legen und Kullern habe ich auch ohne Gitterrost auf Nordseedeichen mehrfach beobachtet. Vielleicht kratzte denen die Wolle nur? (Freilich, die auf dem Bild sind kahl.)

    Im übrigen sind Schafe natürlich Meister des Understatement.

  8. @Gregor Keuschnig: Das Foto ist aber auch nur ein Symbolfoto. Die gezeigten Schafe sind nicht einmal englische Schafe, sondern neuseeländische!

  9. Ich finde die Idee des „Virtual Cattle Grids“ ja ziemlich lustig. Ob Schafe dann auch Zebras nicht übersteigen würden? ;P

  10. Hach du jeh, was hab‘ ich denn da losgetreten… ;-)

    Klaus, Stangen/Rohre, drehbar gelagert? Jein. Gibt’s auch, aber die meisten sind doch eher nur einfache Stahltraeger (I-Profil, laut Wikipedia in Deutschland auch „Doppel T“ genannt), nebeneinander mit ausreichenden Luecken dazwischen. Und ein paar Querstreben zur Verstaerkung darunter gibt’s auch noch, da sich das ganze sonst im Laufe der Zeit doch durchbiegt.

    Zumindest in Grossbritannien, andere Laender kann ich nicht beurteilen.

  11. Vielleicht sollte sich die britische NSA mal bei der Zweigstelle in den USA erkundigen, wie mein seine Schäfchen im Auge behält!

  12. Einer meiner Berufsschullehrer hat(te) Schafe. Dann und wann, wenn er nachdenklich aus einem Fenster des Klassenraumes schaute, sagte er „Sie werden es mir nicht glauben, aber Schafe sind wie Menschen!“.

  13. @23: Hey, unter der URL ist gleich mal ein Virus! Achtung!

    Ich wusste schon immer, dass Schafe die besseren Menschen sind :-)

  14. Genau genommen, sind wir nicht nur nicht blöd, wir »rulen« sogar, wie man so schön sagt. Und sind Ihnen, werter Herr Niggemeier, in etwa um Jahre voraus in Sachen Verbreitung schafsrelevanter Nachrichten. Mir als führendem Schaf im Internet etwa war diese Cattle-Grid-Geschichte vor knapp vier Jahren eine Meldung wert.

    In diesem Tonfall soll der Kommentar aber nicht zu Ende gehen. Darum schreibe ich Ihnen hier mal eben noch ein paar Belege für Intelligenz bei Schafen auf:

    – Schafe wählen aus verschiedenen Medikamenten das wirksamste aus.
    – Wir trauern, wenn Artgenossen zum Schlachthof gebracht werden.
    – Wir können mindestens zehn Menschen und 50 Schafe identifizieren.

    Mäh!

  15. Sag ich doch. (s. „schiebcontent“ zum Hadrians Wall)

    „Ein Kaiser namens Hadrian, der baute eine Mauer
    zur Sicherung des Römerreichs, doch die war nicht von Dauer

    Ein Hammel namens Hadrian, der stand vor dieser Mauer.
    Da kam ein Fotograf herzu und legt sich auf die Lauer.

    Der Bildreporter überlegt: „Was tut das Schaf für Taten?
    Vollbringt es eine Schweinerei?” Er muss nicht lange warten.

    Der Wollbock, der sich langeweilt, der schubbert sich am Steiße
    und denkt (sic!) „I tear down this wall”, wie einst auch Oder-Neiße.
    (ist ja ein englisches Schaf – und mit Berliner Mauer hab ich nichts hingekriegt.)

    „Will Mauern, Zäune, Stacheldrahtverhaue niederreißen.
    Sind sie erst klein dann kann sogar ein Lämmchen darauf sch..”

    Hört meine Orwell-Fantasie von einer Farm mit Tieren:
    „Lasst keine Schweine an die Macht, lasst Schafe nur regieren.” „

  16. Beitrag Nr. 23 sollte vielleicht doch entfernt werden, bevor Google die Seite auf den Malware-Index setzt. Wie Nr. 26 schon sagt lauert dort ein HTML-Script-Virus.

  17. Naja, als jemand, der mit Schafen aufgewachsen ist, möchte ich Deinen Widerruf widerrufen. Es gibt zwar in Sachen Intelligenz durchaus Unterschiede zwischen den einzelnen Schafrassen, aber trotzdem gehören Schafe eindeutig zu den eher wenig bis gar nicht intelligenten Tierarten. Aber dies hat ja durchaus auch seine Vorteile, wenn sie z.B. als Rasenmäher gehalten werden.

  18. @7 Ich kann vor diesem Glenkill-Buch nur warnen. Ich hab’s nach etwa 80 Seiten verschenkt, so dröge war’s. Gäbe es die Sparte „Hausfrauenliteratur“, d e r Begriff träfe es.

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