Gegen einen Notgroschen für besseres öffentlich-rechtliches Fernsehen

Morgen entscheiden die Ministerpräsidenten, was mit den überschüssigen Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag passieren soll. Nach der Umstellung auf die Haushaltsabgabe wurde viel mehr Geld eingenommen, als dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zusteht.

Sechs Verbände von Schauspielern, Drehbuchautoren, Filmschaffenden und Produzenten haben heute einen Vorschlag gemacht: Rund 100 Millionen von dem zuviel eingenommenen Geld sollen ARD und ZDF behalten dürfen, um damit besseres Programm zu machen.

Gut, eigentlich sollen ARD und ZDF das Geld natürlich den Schauspielern, Drehbuchautoren, Filmschaffenden und Produzenten geben, damit die damit ein besseres Programm machen können. Es ist insofern ein leicht durchschaubares, aber völlig legitimes Werben in eigener Sache. Aber die Argumentation dahinter ist von rührender Naivität.

In der gemeinsamen Presseerklärung heißt es:

Die Produzentenallianz und verschiedene Kreativen-Verbände haben sich in mehreren Stellungnahmen dafür ausgesprochen, jedenfalls Teile der zu erwartenden Überschüsse zu nutzen, um ARD und ZDF in die Lage zu versetzen, eine Programmoffensive zu starten (…).

Ahem. Wenn die Sender statt, grob gerechnet, 8 Milliarden Euro 8,1 Milliarden Euro zur Verfügung hätten, dann wären sie plötzlich „in der Lage“, eine Programmoffensive zu starten? Mit all den tollen innovativen Sendungen, die bislang irgendwie nur das Ausland hinkriegt?

Ja, genau so stellen sich das die Filmverbände vor:

Eine solche Programm-Initiative würde es beiden Sendern ermöglichen, vermehrt Programme in Auftrag zu geben, die international Qualitätsstandards setzen und die mit Produktionsbudgets ausgestattet wären, welche es den Produzenten ermöglichen, den Kreativen und den Filmschaffenden Arbeits- und Vergütungsbedingungen zu bieten, die der hohen Qualität ihrer Leistungen entsprechen.

Und dann gibt es endlich auch ein deutsches „House of Cards“, ein deutsches „Homeland“, ein deutsches „Downton Abbey“, ein deutsches „Borgen“? Genau:

Die Mittelkürzungen in den Programmetats von ARD und ZDF sind eine Ursache dafür, dass die heute international anerkannten Programmideen nicht mehr aus Deutschland kommen. Hier sind etwa die TV Serien („House of Cards“, „Homeland“, „Downton Abbey“, „Borgen“ etc.) zu nennen, die weltweit — und auch in Deutschland — wegen der Qualität und Sorgfalt, mit der sie produziert wurden, Anerkennung finden.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Produzenten mit „nicht mehr“ meinen. Welche frühere international anerkannte Programmidee kam denn aus Deutschland? Okay, „Derrick“.

Die Bedingungen, unter denen in Deutschland Fernsehen entsteht, sind sicher schwieriger geworden; Etats, Drehtage, Gagen schrumpfen. Der Anspruch an ARD und ZDF, Arbeitsbedingungen zu schaffen, unter denen hochwertiges, auch innovatives Fernsehen entstehen kann, ist absolut berechtigt. Das ist ihr Auftrag.

Aber was für ein absurder Gedanke, dass dieser Auftrag nicht mit 8 Milliarden Euro erfüllt werden könnte. Oder wenn er nicht mit 8 Milliarden Euro erfüllt werden kann, dass er mit 8,1 Milliarden Euro erfüllt würde.

Ich bin prinzipiell ein Freund des dualen Systems und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Finanzierung durch die Allgemeinheit (obwohl mir die Programme von ARD und ZDF zunehmend Probleme bereiten, das zu begründen). Aber die Idee, dass man den Sendern zusätzlich Geld geben müsste, damit sie herausragendes Fernsehen machen, ist komplett abwegig.

Es ist eine Frage des Wollens. Es ist eine Frage der Prioritätensetzung. Und es ist eine Frage der Senderkultur. Man kann das am Beispiel des dänischen Fernsehens nachlesen, dass deren besonderen, hochwertigen, erfolgreichen Produktionen eben in einem besonderen Umfeld entstanden sind, mit Menschen, die eine Vorstellung von dem hatten, was sie tun wollten, mit einem Sender, der sich seines besonderen Auftrages bewusst war, mit einer Kultur, in der nicht Angst und Risikovermeidung und Quotenfixierung herrscht, sondern die Kreativität ermöglicht, Freiräume schafft, Talente fördert.

Es stimmt schon, dass Geld dabei auch hilft, aber so sehr es in den Sendern aufgrund der eher sinkenden Programmbudgets an einigen Stellen empfindlich kneifen mag, kann doch niemand ernsthaft behaupten, dass es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland insgesamt an Mitteln fehlt.

(Und, wie gesagt, das schreibe ich als einer von gefühlt gar nicht so vielen Menschen, die ARD und ZDF das Geld, das sie jetzt bekommen, noch verhältnismäßig gern zugestehen und sie nicht auf irgendwelche Schwarzbrot- oder Pay-TV-Programme reduzieren wollen. Zur vor-vor-(vor?)-letzten Gebührenerhöhung hab ich noch in der FAS einen Artikel mit der Überschrift „Gebt’s ihnen“ geschrieben. So einer bin ich.)

Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs hat vorgeschlagen, den Rundfunkbeitrag um 73 Cent zu senken. Das entspricht der Hälfte des Betrags, der nach ihren Schätzungen gerade zuviel eingenommen wird. Die andere Hälfte soll zurückgelegt werden, für den Fall, dass sich diese Schätzungen als falsch herausstellen, und als Puffer, damit der Beitrag dann nicht sofort wieder erhöht werden muss.

Ich bin sehr für diese Senkung, weil genau das immer die Geschäftsgrundlage für die Umstellung der Rundfunkgebühren war: Wenn dadurch mehr eingenommen wird, bekommen die Bürger das zurück. Das war auch ein entscheidendes Argument, den hysterischen Medienberichten der vergangenen Jahre zu widersprechen, die immer neue, immer höhere Prognosen brachten, wie viel Mehreinnahmen zustande kommen könnten: Dass sich das Geld, das ARD und ZDF bekommen, nicht danach richtet, wieviel eingenommen wird, sondern danach, was sie brauchen und ihnen von der KEF zugestanden wird. Dass man erbittert darüber streiten kann, wie viel das sein sollte, liegt in der Natur der Sache. Aber dieses Prinzip jetzt in Frage zu stellen, wäre falsch und ein gefährliches Signal an die rundfunksbeitragsskeptischen Rundfunkbeitragszahler.

Mögen die 73 Cent auch läppisch wirken: Die Reduzierung wäre ein klares Zeichen und eine vertrauensbildende Maßnahme. Und die Kreativen müssen das Geld, das sie brauchen, um bessere oder wenigstens besser bezahlte Arbeit zu machen, aus dem bestehenden Etat heraus verhandeln. Hilft alles nix.

59 Replies to “Gegen einen Notgroschen für besseres öffentlich-rechtliches Fernsehen”

  1. Hast Du in Deiner Argumentation für die Senkung auch bedacht, dass die KEF nahelegt, vor allem bei der Altersversorgung der Mitarbeiter zu kürzen? Das entlastet dann jeden Haushalt um sagenhafte 73 Cent – trifft die künftigen Rentner der Ö-R-Sender allerdings wesentlich härter.

  2. @Udo Stiehl: Nein, das hab ich nicht bedacht. Aber das ist eine andere Frage: Ob die einzelnen Sparvorgaben, die die KEF macht, sinnvoll und wünschenswert sind

    Mir geht es um die grundsätzliche (und womöglich im Einzelnen detailblinde) Frage, ob die Beitragszahler das zuviel eingenommene Geld zurückbekommen sollen.

  3. Mir würde es schon genügen, wenn ARD und ZDF mir das Geld in Form von nicht gesendeter Werbung zurückgeben würden. Dann fiele vielleicht schon mal dieser falsche Anreiz weg, möglichst werbefreundliches Umfeld zu schaffen.

  4. @Udo Stiehl

    Ohne mich im Einzelnen mit den Sparvorschlägen der KEF beschäftigt zu haben, finde ich Ihre Argumentation unredlich. Die Fernsehgebühren kommen letztlich den Beschäftigten des ÖR zugute – das ist eine Binse. Und jetzt kann man immer die finanziellen Vorteile einer höheren Rundfunkgebühr für (wenige) privilegierten Mitarbeiter des ÖR mit den finanziellen Nachteilen aller Gebührenzahler ins Verhältnis setzen… und schwups, ist die finanzielle Mehrbelastung für jeden Haushalt ganz wenig und der Vorteil für den ÖR und seiner Mitarbeiter ganz groß. Das ist aber argumentativ nicht viel überzeugender, als wenn vorrechnen würde, dass eine einmalige Zahlung an mich in Höhe von 1 EUR pro Mitbürger ja wohl kaum weh tun würde, aber ich mit EUR 80 Mio. so richtig was davon hätte….

    Verstehen Sie mich nicht falsch, ich gönne Ihnen eine angemessene Altersvorsorge, aber eben nur genauso, wie ich es auch jedem Nichtbeschäftigten des ÖR gönne. Warum nun aber eine einkommensunabhängige (und daher eher unsoziale) Mehrbelastung von EUR 0,73 pro Haushalt (wenigen) zugute kommen soll, will mir nicht einleuchten.

  5. Der Grund, warum das Ausland viel bessere Qualität produziert, ist, dass es dort viel weniger Fördermittel gibt, sondern dass Produzenten sich auf einem kommerziellen Markt behaupten müssen.

  6. Kleines Erweckungserlebnis gestern: Im Autoradio statt WDR2-Dauergedudel WDR5 eingeschaltet. Da waren ein paar Stunden am Stück meine Gebühren gut angelegt.

  7. Ich würde den Beitrag beibehalten und für die nächsten 20 Jahre festschreiben, wenn’s sein muss im Grundgesetz (dann könnte man sich auch bis auf weiteres der leidigen KEF entledigen). Dafür würde ich Werbung auf allen öffentlich-rechtlichen Programmen abschaffen.

    Die Folge wäre, dass es kein Alibi für ARD&ZDF mehr gäbe, die Programmplanung am Werbefenster im Vorabend auszurichten, oder die Hörfunksender an konsumindustriefreundlichen Zielgruppen auszurichten. (So naiv, die Abschaffung von Werbung alleine würde die Programme automatisch besser machen, bin ich allerdings nicht.) Vor allem aber hätten ARD&ZDF plötzlich fast perfekte Planungssicherheit.

    Unter dem Verweis auf die angeblich fehlende Planungssicherheit ihren öffentlich-rechtlichen Kernauftrag zurückgefahren (denn Fachredaktionen, Korrespondentenstudios und Orchester sorgen nunmal für langfristige Kosten), und haben stattdessen darauf geachtet, ihren genehmigten Finanzbedarf mit kurzfristigen „Investments“ möglichst auszuschöpfen, um die entsprechenden Mittel in der nächsten Gebührenperiose nicht gestrichen zu bekommen, und dafür sinnlose Kosten geschaffen wie etwa das ZDF mit den Champions-League-Rechte.

    Mit langfristiger Planungssicherheit und ohne Werbung könnten die Anstalten nicht mehr andere für ihr Programmversagen verantwortlich machen, sondern müssten selbst für ihr Angebot einstehen. Meine leise Hoffnung ist, dass das tatsächlich die notwendige Qualitätsdebatte auch innerhalb der Anstalten befördern würde.

  8. Pardon my french, aber dass sich die beitragsskeptischen Bundesbürger über 73 Cent weniger Gebühr wahnsinnig freuen und zum Glauben an die Existenzberechtigung der Öffentlich-Rechtlichen bekehrt werden, ist doch genau so realitätsfern wie die Annahme, dass mit den 100 Millionen zusätzlich kreatives und mutiges Fernsehen gemacht wird.

  9. @freiwild
    Das Konzept der Inflation und ihres Ausgleiches sollten Sie aber schon nochmal bei Wikipedia nachschlagen…
    Kleiner Tipp: Auf 20 Jahre bedeutet eine Festschreibung unter der Annahme von 2 % jährlicher Inflation (also rund 1 Prozentpunkt unterhalb der EU-Konvergenzkriterien) eine Kürzung von 1/3. Möchten Sie, dass Ihr Gehalt im gleichen Zeitraum um 33% gekürzt wird? Und das berücksichtigt noch nicht mal den Wegfall von Werbeeinnahmen, womit wir bei einer Kürzung von bis zu 50% wären…

  10. Ich glaube nicht, dass die Werbefixierung das Problem der ÖR ist. Es ist eher die Fixierung auf die Zielgruppe 60+, die noch genug fernsieht, und ihnen genug Quote beschert, um Systemrelevanz vorzutäuschen. Daraus resultiert dann die altersgerechte Werbung am Vorabend und Serien wie „In aller Freundschaft“ und Degeto-Schmalz.
    Dagegen versucht man verzweifelt anzukämpfen, indem man einen Jugendkanal an Start kriegt. Man lesen:
    http://t.co/JsCw0BBxsC
    Trimedial, sag ich nur.

  11. @ jj preston #9
    Das eine Festschreibung der Mittel über einen langen Zeitraum eine effektive permanente Mittelkürzung ist, war und ist mir durchaus bewusst und auch so beabsichtigt. Ich bin ein Freund des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, aber ich habe bisweilen das Gefühl, dass die öffentlich-rechtlichen nicht zu wenig, sondern zu viel Geld haben, um gutes Programm zu machen. Umgekehrt sollen Sie aber die Werbeeinnahmen der Öffentlich-Rechtlichen noch einmal nachschlagen – die machen inzwischen deutlich weniger als 10% des Gesamtetats aus (es gibt verschiedene Berechnungsgrundlagen, die hier „objektive Zahlen“ schwierig machen). Da außerdem in meinem Modell die öffentlich-rechtlichen Anstalten die Zusatzeinnahmen aus der verbreiterten Gebührenzahlerbasis behalten dürfen (die ihnen ja eigentlich nicht zustehen), käme somit mitnichten eine effektive Mittelkürzung von 50% dabei heraus, sondern (bei 2% jährlicher Inflation über die zwanzig Jahre gerechnet) von gemittelt 16,6%. Das halte ich durchaus für vertretbar.

  12. Ich (meines Zeichens den ö/r, ihren Programmen und ihrem System durchaus wohlwollend gegenüberstehend) könnte sehr gut mit einer dramatischen Werbereduzierung leben. Werbung bescheisst. Werbung ist ätzend. Werbung nervt. Sehr. Sowohl im Radio als auch im Fernsehen. Wieso muss mir irgendeine Sendung oder irgendein Beitrag von einem Werbepartner „präsentiert“ werden, der mit dem Präsentieren, der Sendung oder dem Beitrag ansonsten absolut nichts zu tun hat? Unfug, sowas. Sollen sich die Werbeschaffenden in Privatsendern austoben und das Gebührenfinanzierte gebührenfinanziert sein, und gut is‘.

  13. Werbung weg – richtig, würde ich aber auch vom Pay-TV verlangen.
    Statt Kauf teurer Fußballrechte, Wahrnehmung der gesetzlich verbrieften kostenfreien Kurzberichterstattung.
    Beamtenähnlichkeit der Beschäftigungsverhältnisse beenden. Faire Abfindungsangebote an Beschäftigte, die sich schon in innerer Emigration befinden, auch wenn das zunächst sehr teuer wird.
    (Teilweise) Direktwahl der Aufsichtsgremien durch das Publikum.
    Öffnung strategischer Programmentscheidungen und -investitionen für Publikumsmitbestimmung – es würde sich nur eine engagierte Minderheit daran beteiligen, aber es wäre eine, der der ÖR auch (noch!) wichtig ist.
    Insgesamt: viel mehr Interaktivität ins gesamte Programm, und nicht nur als Petersilie in Talkshows.
    Politische Freigabe und Nutzung aller technischen Verbreitungswege, und zwar zügig! Öffnung der Archive für die Allgemeinheit, die sie bezahlt – Schatzkammern auf. Künstliche Verknappung öffentlichen Reichtums ist pfui.
    In diese Richtungen müsste es gehen. Wenn damit noch lange gezögert wird, erledigt sich das Thema bald von selbst.

  14. Der ÖR-Rundfunk ist fett. Er ist so gut gepolstert, dass er gar nicht mehr weiß, dass man auch mit viel weniger Geld als diesen unfassbaren 8 Milliarden deutlich besseres Fernsehen und Radio machen könnte. Wieso müssen denn teure Sportübertragungsrechte eingekauft werden? Wieso müssen noch schlechtere Soaps produziert werden als bei den Privaten?

    Ich finde hier ja eher SN etwas naiv. Offenbar hat er geglaubt, die ÖR würden freimütig die erwartbaren Mehreinnahmen wieder herausrücken. Dabei sollte doch das Prinzip, nachdem sämtliche staatlichen Einrichtungen funktionieren, mittlerweile bekannt sein: Jedes Jahr muss alles Geld, was da ist, ausgegeben werden, und noch ein klein wenig mehr. Denn wenn ein Einzeletat nicht ausgeschöpft bzw. sogar überzogen wird, droht im Folgejahr eine Budgetkürzung.

  15. Naja, ich bin mir bei der Forderung nach einer mehr oder weniger schleichenden Privatisierung der ÖR nicht so sicher, ob das die erhoffte Qualität und vor allem ein kritisches und konstruktives Denken erbringt. es sollte vielmehr was bei der Filmförderung und Ausbildung geschehen. Junge Drehbuchautoren und Filmemacher geht es genauso beschissen wie Journalisten die Klickstrecken befüllen oder mal wieder was mit Till Schweiger auflegen müssen.

  16. Nachtrag: Dass „Verbände von Schauspielern, Drehbuchautoren, Filmschaffenden und Produzenten“ fordern, das Geld weiterhin den ÖR zukommen zu lassen, zeigt ja, dass sie immer noch ein beliebter Auftrags- und Arbeitgeber sind. Aber die sehen wohl selbst nicht mehr den Wald vor lauter Bäumen. Statt Leuchttürme konzentriert zu fördern ist die Filmförderung hierzulande viel zu breit aufgestellt, jeder soll berücksichtigt werden, also kriegt jede Hochschule und jedes Filmboard ein klein wenig was. Hier ist Deutschland wie in vielen Bereichen ein Hasenfuß.

    Dieser Beitrag kann auch Unsinn sein, ich wünsche mir mehr Input und Meinungen dazu.

  17. Da Schatz und ich seit Neuestem in Schottland leben, kommen wir jetzt in den Genuss des BBC-Programms. Während ich also über diesen Überschuss und die Frage, wie er verwendet werden könnte, lese, läuft im Hintergrund QI (Quite Interesting) mit Stephen Fry. (Übrigens eine Sendung, in der m.M. vorbildhaft mit Homosexualität umgegangen wird: offen, freundlich scherzend, unaufdringlich, selbstironisch – eben als das, was es ist: eine stinknormale Eigenschaft von vielen, die ein Mensch haben kann).
    Wieviel kostet so eine Quizshow mit einigen Comedians und einem Trupp von Recherchierenden im Hintergrund? Unsummen bestimmt nicht, sonst hätte nicht so viel davon produziert werden können.

    Der Unterschied scheint hauptsächlich zu sein, dass die BBC nicht davon ausgeht, dass *alle* Zuschauer sabbernde Weißbrote sind, und daher auch Programme mit Grips anbietet.
    Ach ja, lt. Wikipedia hatte die BBC 2011/2012 ein Budget von knapp 5 Milliarden Pfund.

    Nein, das Geld alleine macht es nicht. Sondern der gute Wille.
    Sofern vorhanden.

  18. Der Grund weshalb in Deutschland kein gutes Fernsehen gibt liegt nicht am Geld, sondern an den verkrusteten Strukturen der Sender. Es liegt daran, dass nicht die Autoren und Produzenten bestimmten was gemacht wird, sondern irgendwelche Redakteure und sonstige Deppen bei den Sender. Die bestimmen einfach viel zu viele Kleinigkeiten und Details. Am Ende kommt immer der gleiche Murks raus.

    Die BBC und skandinavische Sender zeigen, das man auch mit relativ wenig Geld Weltklasse produzieren kann.

  19. Unsere ÖR haben wirklich mehr als genug Geld. Das davon soviel in Strukturen und so wenig in das Programm geht ist das eigentliche Problem.
    Da hilft auch ein paar hundert Millionen mehr nichts… das versickert dann auch in den Strukturen oder wird an irgendeiner Stelle verschwendet…
    Wenn die Produzenten mehr Geld wollen sollen sie sich für eine Reform unsere ÖR einsetzten.

  20. Sie haben Recht, lieber Herr Niggermeier. 100 Mio.€ auf 8 Mrd. € entsprechen gerade mal 1,25%.

    Jetzt soll mit Zusatzeinnahmen von 1,25% auf das Gesamtbudget plötzlich besseres Fernsehen realisiert werden? Tja, wenns so einfach wäre, wäre dies längst geschehen.

    Nein, es ist so, wie Sie es sagen: Nicht an Geld fehlt es, sondern am Mut. Mut, sich von bestimmten Programmschienen zu trennen, um Platz für Neues und Anderes zu schaffen; Mut, bei fiktionalen Stoffen nicht immer auf die Quote zu schielen, sobald man ein Qualitätsprodukt hat; Mut, die Kreativen einfach mal machen zu lassen, ohne in alle Bereiche der Stoffentwicklung reinzureden. Und, und, und.

    Jeder wünscht sich bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung der Kreativen, aber woher die Verbandsvertreter den Glauben nehmen, dass mit dem selben Leuten auf Senderseite und 1,25% zusätzlicher Einnahmen auf das Gesamtbudget besseres Programm machbar wäre, erschließt sich mir nicht.

    Damit sich was ändert, müsste an dutzenden Stellschrauben gedreht werden.

  21. @StefanNiggemeier:
    Ich schätze Ihre Posts und diesen im Speziellen. Ihn einem Punkt bin ich nicht bei Ihnen: Sie glauben, ein besseres Fernsehprogramm sei eine Frage des Wollens. Mir ist das zu kurz gedacht. Gegenfrage: Warum wollen die Fernsehmacher denn nicht? Kann es nicht vielleicht vielmehr so sein, dass das (für 8 Milliarden Euro zu schlechte) Programm die Folge von (falschen) Strukturen ist? Im Kern in dem Sinne, dass sich die Fernsehmacher nicht um die (zahlungsfähige) Gunst der Zuschauer kümmern müssen? Ökonomische gedacht ist die Sache nämlich ziemlich simpel: Ein Unternehmen, das Einnahmen unabhängig von der Qualität seines Angebotes hat, wird diese Qualität auf Dauer senken. Weil sich schlicht die Anstrengungen für Qualität nicht auszahlen. Im Übrigen: Wenn diese Überlegung stimmt, dann verschlimmert der neue Rundfunkbeitrag die Situation im Vergleich vorherigen Einzug durch die GEZ. Weil es jetzt praktisch gar keine Möglichkeit mehr gibt, ein Angebot, das man nicht bestellt hat, auch nicht bezahlen zu müssen.

  22. In dieser Diskussion wird immer wieder davon gesprochen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk qualitativ hochwertiges, also „gutes“ Fernsehen anbieten sollte. Aber wer entscheidet eigentlich, was „gut“ ist? Letztlich ist das doch ein in hohem Maße subjektiver Begriff, jeder muss für sich selbst entscheiden, was er oder sie gut findet. Ist es nicht eigentlich zutiefst illiberal, wenn eine kleine (selbsternannte) Elite sich aufschwingt und sagt, was „gut“ ist? Ich halte den RTL-„Reality“-Mist für absoluten Müll, aber wer bin ich denn, dass ich diese persönliche Ansicht für Allgemeingut halte? Wer es sich anschauen will, soll es doch tun. Irgendwann wird auch er genug davon haben, dass Mandy und Cindy sich anschreien.

    Ich würde noch weiter gehen und behaupten, dass einige Fernsehkritiker inzwischen völlig außerhalb der Gesellschaft stehen, die sie mit „gutem Fernsehprogramm“ zwangsbeglücken wollen. Ganz gut war das an „Lerchenberg“ ersichtlich, das ja in Medienkreisen zuvor hochgelobt wurde. Ich muss sagen, dass ich selten etwas Langweiligeres gesehen habe. Auch das ist natürlich in erster Linie meine persönliche Meinung, die ich nicht auf „die Gesellschaft“ übertragen möchte. Der Punkt ist ein anderer: ich gehe davon aus, dass die Serie voller Bezüge zum Alltag im öffentlich-rechtlichen Rundfunk war, die man als Medienschaffende/r versteht und lustig findet (und ich hätte sie wahrscheinlich auch lustig gefunden, wenn ich sie verstanden hätte). Dumm nur, dass erschreckend viele Menschen *nicht* in der Medienbranche arbeiten – und dass den Verfassern der ganzen Lobgesänge dies ebenso wenig bewusst war wie der Umstand, dass Wissen die Grundlage für Humor ist. Eigentlich ein Armutszeugnis für Menschen, deren Beruf es ist, für eine breite Masse zu schreiben statt sich auf immer höhere Metametametaebenen zu begeben.

  23. Die meiner Ansicht nach beste Mediensatire ist immer noch
    „Zwei Tote im Sender und Don Carlos im PoGl“ auch vom ZDF aus dem Jahr 1982. Hat auch nach über dreißig Jahren noch nichts von seiner Aktualität eingebüßt!

  24. ich wollte gerade noch „traumschiff“ schreiben … habe mich dann aber an „love boat“ erinnert.

    bleibt also nur noch die schwarzwaldklinik, oder haben wir das konzept auch irgendwo eingekauft?

    ob die ör’s in zukunft weiterhin so finanziert werden wie bisher oder privatisiert werden, ist mir persönlich inzwischen egal.
    ich könnte mir auch vorstellen, dass man die kooperation mit den skandinavischen sendeanstalten weiter ausbaut. in vielen dieser hochelobten krimiserien hängt doch mittlerweile das zdf fett drin. warum nicht? wir geben das geld und die anderen (die das scheinbar besser können) stellen diese tollen serien her, die dann rückgekauft werden.

  25. @6 Torsten
    Das Erlebnis habe ich regelmäßig, auch im Fernsehen. Die eigentliche ör Qualität wird – vermutlich mit einem Bruchteil der Gebühren – in den so genannten Sparten- und Nischensendern erzeugt.

  26. Die ÖR haben zumindest meinem Empfinden nach das Problem, weniger durch eigene Kreativität glänzen zu wollen als bestehende Konzepte bis zum Exitus (Polit-Trash-Talk) und darüber hinaus auszuschlachten und die privaten Sender kopieren zu wollen (z.B. Telenovela-Müll).

    Besonders nervig aber ist die Sendelandschaft im Radio. Welche Arten von Sendern gibt es denn da? Sender für …
    … Oldies und Volksmusik
    … 80er und 90er
    … aktuelle Charts / Pop
    … Kultur
    … Klassik
    … Nachrichten
    Durch die lokale Aufteilung der Sendebereiche entstehen so Gruppen austauschbarer Klonsender, die alle mehr oder weniger die gleiche -mindestens auf Dauer äußerst nervige – Playlist spielen. Beispiel: SWR3, MDR Jump, HR3, Bayern 3, NDR 2, WDR 2
    Daraus resultiert ein Musikangebot, das einzelne Genres fast völlig ausblendet (Metal wird repräsentiert durch „Metallica – Nothing else matters“) oder neue Trends komplett ignoriert (z.B. Synthwave). Dank Podcasts, Soundcloud, Mixlr usw. gibt es aber mittlerweile die Möglichkeit, sich das eigene Musik-Programm mit Mixtapes und Aufzeichnungen von Radiosendungen, die nicht im hiesigen UKW-Radio empfangbar sind, selbst zusammenzustellen. Ein netter Nebeneffekt dessen ist, nicht halbstündlich dieselben Nachrichten hören zu müssen, deren Inhalt man nach längeren Autofahrten dann am Abend auswendig runterbeten kann.

  27. @Twipsy #10: Ja, die Fixierung auf die ältere Zielgruppe ist sicher Teil des Problems, allerdings hat man mit Sendern wie ZDF Neo und Eins Festival ja schon versucht, da gegenzusteuern. Allerdings sind diese zum einem nicht frei empfangbar, und zum anderen zeigen sie leider auch, dass die ÖR eben leider völlig verlernt haben, wie man junges Publikum gewinnt, da das, was auf diesen Sendern läuft, bislang großenteils ja auch mehr so na ja ist und so bemüht jung und hip sein will, dass es das in Wahrheit kein Bisschen ist.

  28. @Sigur Ros 28
    Zdf Neo oder Eins Festival sind eher Alibi Veranstaltungen in meinen Augen. Wie gesagt sind sie schlechter Empfangbar, sind weitgehend unbekannt und haben ein auch nur ein Mini – Budget. Damit erreicht man die Jugend nicht.
    Deshalb hoffe ich auch das die Alibi Veranstaltung Jugendkanal heute nicht genehmigt wird…

  29. Wenn’s halt nicht so traurig wäre…

    Ich finde, man sollte das mal so machen, um zu sehen, was dann Epochales passiert. Die Degeto hätte Geld für 50 weitere Schmonzetten, es könnten noch einige Sokos zu den jetzigen 17 in Hoyerswerda, Meppen oder Castrop-Rauxel installiert werden. Vielleicht auch noch ein Kommisar (beliebigen dt. Schauspieler einsetzen) mit Familie in Bukarest mehr machen. Dazu der ultimative Fernseh-Event, der ganz dolle mit Guido Knopp als Berater das Zielpublikum darüber aufklärt, wie das denn nun eigentlich damals war mit dem Postkartenmaler und warum wir Deutsche den Juden Auschwitz niemals verzeihen.
    Der Krampf wird gerade so weitergehen, solange man bei der Seniorenbeglückung noch die 10%-Quotenmarke reißt und das als Erfüllung des Programmauftrages verkaufen darf.
    Icke freue mir schon.

  30. @Patrick S, #29: Ja, genauso sehe ich es auch – das sind Feigenblätter, um zu sagen: Seht her, wir machen doch was für junge Leute. Aber wie gesagt, ein wirklich insipiriertes Jugendprogramm sieht anders aus. Zumal der Anteil der Eigenproduktionen ohnehin nicht sehr hoch ist und viele ARD/ZDF-Altlasten recycelt werden. Wirklich ärgerlich ist zudem, dass dort hochwertige ausländische Serien laufen, die man sich im Hauptprogramm nicht zu zeigen traut.

  31. aber es gibt doch noch deutsche Programme, die erfolgreich ins Ausland verkauft werden:

    „Cobra 11“ oder „Schlag den Raab“etwa.

    Ooops, das sind ja gar keine Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen. Mmmmh, bedeutet dass, man vielleicht die 100 Mio. den Privatsendern geben sollte?

  32. Über die 0,73 EUR Ermäßigung freut sich insbesondere die nicht geringe Gruppe der Menschen, die irgendwann mal ihren Fernseher abgeschafft hatten und nur noch „neuartige Rundfunkempfangsgeräte“ wie z.B. PC genutzt hatten. Deren Beitrag hatte sich rund verdreifacht und damit haben sie ein enormes Sparpotential…

    Ironie off

  33. @Twipsy 35
    Über DVB T ist ZDF NEO auch nicht überall empfangbar… auf jeden Fall nicht den ganzen Tag… (teilweise nur von 21-6 Uhr)
    Außerdem ist die analog Kabel Fraktion auch nicht so klein.
    Die ARD und das ZDF ist auf jeden Fall besser empfangbar.. auch als HD.

  34. Ich mach’s zu Hause auch immer so: Nehm meine 800 Euro Haushaltsgeld fürs Wochenende und setz meiner Familie Discounter-Spaghetti-Gerichte vor, weil ich die restlichen 799 Euro für meine administrativen Kosten und mein Hausfrauengehalt brauche.

    Wenn ich demnächst 10 Euro mehr bekommen, kauf ich davon frische Tomaten, Kräuter und besten Parmgiano Reggiano und entführe Mann und Kinder in höchste kulinarische Höhen.

    Versprochen!

  35. Man kann m. E. die deutschen ö-re. Anstalten nicht fair mit der BBC vergleichen, denn das Geld verteilt sich hierzulande auf mehr Sendeanstalten mit mehr Kanälen und jeweils eigenen Verwaltungsapparaten. Dies ist, so lange der Bayerische Rundfunk existiert, wohl kaum konsensfähig, aber den Gedanken wird man äußern dürfen: Um einen Vergleichsmaßstab zu schaffen, müsste die Gebührenmedienszene in Deutschland zentralisiert werden.

    Formate wie „Borgen“ oder „Das Verbrechen“ sind sorgfältiger entwickelt und besser produziert und inszeniert, als das eine deutsche Landesrundfunkanstalt, einer der kleinen Konsens-Sender Arte oder 3Sat oder ein Privatsender könnte. Bei dem „Können“ spielen drei Faktoren eine Rolle: 1. und wichtigstens Geld. So etwas ist teuer. 2. Das Wollen, denn um das Geld zu haben, müsste möglicherweise die eine oder andere Nachmittags- oder Vorabendserie ungedreht bleiben (für die arbeitende Bevölkerung: das ist das Billigzeug zwischen den Werbeblöcken, über das eure Kinder lachen, wenn sie nach dem Hausaufgabenmachen mit Keksen oder Chips vor dem Fernseher chillen), damit die Sender genügend Mittel für Top-Ware zusammenwerfen könnten. Statt dessen werden möglichst alle Strukturen und Verwaltungsapparate konfliktfrei erhalten, während Schreiben und Produktion von TV-Spielfilmen oder Serien an externe Dienstleister ausgelagert und immer schlechter honoriert werden. 3. Der Mut, Neues zu wagen, ohne die Quote schon vorab zu kennen, und es dem Publikum nicht erst um 23.30 Uhr oder nur auf Einsfestival oder im Theaterkanal zu präsentieren.

  36. Klar, das dänische Fernsehen für ~ 5 Millionen Dänen hat natürlich ganz andere Möglichkeiten als der WDR für ~ 17,5 Millionen.

    Das ist doch Quatsch.

  37. Bewusste Ansprache mit einem falschen Namen, und sei es einem Pseudonym, ist ganz schlechter Stil.

  38. Die Ö-R, deren System ich im Grundsatz eigentlich schätze, sind in den letzten mind. 5 Jahren einfach krankhaft gewuchert (nicht gewachsen). Es geht ja eigentlich um viel mehr als 73 Cent…Aber das ist egal.
    Wenn man 20% des Gesamtetats von ARD/ZDF kürzen würde, etliche Sender wie RB oder SR einstellen würde und Programme wie das NordwestRadio von heute auf morgen abschalten würde, es würde kaum einer merken… und es wäre verschmerzen.
    An der Qualität der Programme änderte sich jedenfalls nichts,
    Wer oft mit der ARD und ZDF zu tun hat, weiß wie krank und „nimmersatt“ die sind. Ich sage nur „Dolce Media“ und „Wetten, dass“… Und sie finden natürlich immer neue Legitimationen, warum sie noch mehr Steuer-Geld brauchen.

  39. @22
    Nach der Logik müsste das Privat-Fernsehen in Deutschland super Sachen produzieren. Tut es aber nicht. Und die öffentlich finanzierten Sender in anderen Ländern müssten genauso Schrott produzieren. Tun sie aber nicht immer.

  40. @Journaistenlehrer: Auch die BBC ist ein sehr heterogenes Gebilde mit zig Tochtergesellschaften: Allein der Hauptsender unterteilt sich in BBC 1 bis 4, dazu kommen BBC Scotland, BBC Wales, BBC Northern Ireland, BBC World News, BBC America, usw., die auch alle nicht für lau arbeiten. Trotzdem investiert man viel in innovative Show-Formate und Serien.

    @StefanS: Ein Beispiel, dass man auch als deutscher Privatsender auf Qualität setzen kann und nicht jeden Blödsinn mitmachen muss, ist Tele 5 – bis vor ein paar Jahren waren die noch eine Abspielstation für Uralt-Filmgurken, jetzt etabliert man sich als ernsthafter Comedy- und Unterhaltungssender. Sehr interessant ist in dem Zusammenhang das Interview mit Tele 5-Chef Kai Blasberg in der letzten Folge Fernsehkritik-TV – sehr sympatischer Typ, solche Leute braucht das deutsche Fernsehen viel mehr.

  41. Fernsehen für ältere und vielleicht konservative Konsumenten bietet der österreichische Sender Servus: Heimat ist dort keine Volksdubelei, sondern sehr nice gefilmte Landschafts- und Regionen-Dokus. Die ÖR mühen sich ab mit „Das wilde Deutschland“, was man erstmal versteckt auf ARTE getestet hat. Ich sag nur nochmal Hasenfuß.

  42. Sie, Herr Niggemeier, waren es doch, der gegen die polemisiert hat, die höhere Einnahmen durch die Haushaltsabgabe erwartet hatten.

  43. @38:

    Man kann m. E. die deutschen ö-re. Anstalten nicht fair mit der BBC vergleichen, denn das Geld verteilt sich hierzulande auf mehr Sendeanstalten mit mehr Kanälen und jeweils eigenen Verwaltungsapparaten. Dies ist, so lange der Bayerische Rundfunk existiert, wohl kaum konsensfähig, aber den Gedanken wird man äußern dürfen: Um einen Vergleichsmaßstab zu schaffen, müsste die Gebührenmedienszene in Deutschland zentralisiert werden.

    Tja, der Wunsch Adenauers nach einer „Konkurrenz“ (hust) für die ihm damals nicht genehme ARD wirkt bis heute nach.
    Im Endeffekt haben wir jetzt zwei ÖR-Vollprogramme, die parallel von Königens Hochzeit, Fußball-WM oder Olympischen Spielen berichten – natürlich mit jeweils eigenen Experten und eigenem Equipment.

  44. Ein Beispiel, dass man auch als deutscher Privatsender auf Qualität setzen kann und nicht jeden Blödsinn mitmachen muss, ist Tele 5 — bis vor ein paar Jahren waren die noch eine Abspielstation für Uralt-Filmgurken, jetzt etabliert man sich als ernsthafter Comedy– und Unterhaltungssender.

    Und selbst wenn Tele 5 eine „Abspielstation für Uralt-Filmgurken“ war; diesen Sender hat jemand mit seinem Geld und auf eigenes Risiko finanziert und offensichtlich gab es Leute, die diesen Sender daher sehen wollten.
    Teile der ÖR sind ebenfalls „Abspielstation für Uralt-Filmgurken“, werden aber im Unterschied dazu von der Allgemeinheit zwangsfinanziert.

  45. […] Gegen einen Notgroschen für besseres öffentlich-rechtliches Fernsehen « Stefan Niggemeier Morgen entscheiden die Ministerpräsidenten, was mit den überschüssigen Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag passieren soll. Nach der Umstellung auf die Haushaltsabgabe wurde viel mehr Geld eingenommen, als dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zusteht. via Pocket […]

  46. Ich glaube, besseres Fernsehprogramm ist eine Frage des Mutes. Man müsste etwas riskieren und nicht nur das nachmachen, was woanders schon gut gelaufen ist. Denn das schauen die Menschen immer noch lieber im Original als im zweiten Aufguss. Verständlicherweise.

  47. Die Öffentlich-Rechtlichen leiden einfach an der großen Anzahl ihrer Sender. Das sind ganze 22. Und wenn 22 Sender mit 24 Stunden Programm zu befüllen sind, bleibt eben viel auf der Strecke. Da kann vieles nicht mehr als Durschnitt sein. Uninteressante, langwelige, innovationslose Inhalte verwässern dann das gesamte Programm enorm, in dessen Umfeld auch mal gute Sendungen eben nicht mehr wahrzunehmen sind.
    Als Beispiel kann der BR herhalten: Niemand außerhalb Bayerns kommt auch nur auf die Idee mal den BR einzuschalten. Was soll da schon kommen, was mich interessiert? Genau das sorgt dafür, dass nur wenige die Chance haben, auch mal eine Perle wie „quer“ zu entdecken.

    Alle dritten Programme sind quasi nur noch Wiederholungsschleifen von Sendungen, die irgendwann auch mal im Ersten liefen. Und mit eigenem Nachmittags-Tee-Tratsch-Service Nonsense. Da machen (fast) alle mit:
    hr – „hallo hessen“, MDR – „MDR um Vier“, WDR – „daheim & unterwegs“, NDR – „Mein Nachmittag“, SWR – „Kaffee oder Tee“, BR – „Wir in Bayern“. Was soll das? Als könnte die nette Rentnerin Elga aus Kiel auf gar keinen Fall ihre neusten Gesundheitstipps am Nachmittag vom WDR bekommen? Nein, das kann der NDR nicht akzeptieren. Elga hat ein Anspruch darauf, dass sie im NDR zugucken kann, wie einer der ungefähr 1000 Fernsehkochs seine Weisheiten mit ihr teilt („Salz vorm Kartoffelkochen reinmachen“)!!

    Die Telenovelas „Sturm der Liebe“ und „Rote Rosen“, die werktäglich Nachmittags im Ersten laufen, werden von allen Dritten mit Ausnahme des WDRs am Folgetag wiederholt. „In aller Freundschaft“ läuft meist völlig willkürlich programmiert in sämtlichen Dritten, „Brisant“ wird kurz nach der Erstausstrahlung im Ersten vom MDR & hr gezeigt (und am Folgetag nochmal). Nicht zu vergessen diese Kameramann-filmt-Tierpfleger-im-Zoo-beim-Arbeiten-Dokus. Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, völlig ohne Unterbrechung 24/7 irgendwo in den Tiefen der TV-Landschaft nur diese Zoo Dokus zu konsumieren!

    Die einzige Legitimation für die Dritten sind die Regionalnachrichten. Die Studios sehen zwar meistens so aus als würden darin auch vernachlässigte Hunde einen neuen Besitzer suchen oder Sibylle Weischenberg über die neuesten Promi-Patzer palavern, aber naja: sind ja Nachrichten.
    Inhaltlich auch nicht viel besser. Oft irgendwelche herzerwärmende Geschichten, Großbrände und Autounfälle. Seriösität nimmt man sich da auch nicht so zu Herzen; da steht dann auch mal der Moderator der „hessenschau“ während der Faschingszeit im Narrenkostüm hinterm Pult.

    Die Dritten haben meiner Meinung nach optimistisch geschätzt täglich jeweils zwei Stunden Programm, dass entweder den ÖR-Auftrag erfüllt oder einfach gute Unterhaltung ist.

    Also warum nicht alle Dritten abschaffen und sie zu einem Programm zusammenführen? Warum dieses verzweigte Konstrukt der neun Landesrundfunkanstalten aufrechterhalten, dass das „Wollen“ per se weniger wollenswert macht?

    Würde man alle „guten“ Sendungen aller Dritten jetzt zusammenführen, käme schon mal ein ordentlicher Sender bei raus.
    Die Regionalnachrichten bleiben natürlich erhalten, man bietet „Das Dritte“ dann im Zusatz mit dem jeweiligen Sendungsgebietes an – z.B. „Das Dritte – Hessen“. Dort kann man dann außer den Nachrichten auch noch Regionalfenster ins Programm einbauen, die dann Themen enthalten, die hauptsächlich in dem jeweiligen Bundesland Relevanz besitzen.

    Klar, das ist völlig illusorisch. Keine der LRAs wird sich freiwillig abschaffen. Aber träumen darf man ja.

  48. Man kann auch für 4 Mrd Euro gutes Programm machen, insofern scheiß auf die 48 Cent! Runter mit den Gebühren auf 10 Euro, GEZ dicht machen, alles über die Steuer abwickeln – fertig!

  49. Jetzt mal völlig unabhängig von der Inhaltsdiskussion:
    Schön wäre, wenn die Beitragsdebatte zukünftig seitens der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ehrlich geführt würde. Ich fühlte mich als Beitragszahlerin nämlich hinter die Fichte geführt, wenn die Anstalten ironiefrei behaupten, nach einer Reform sei mit Mindereinnahmen zu rechnen, obwohl mehr Leute den bisherigen Maximalbetrag zahlen.
    Und dann ist man auch nicht so schnell bei der Gretchenfrage der Legitimation. Nur wer lügt, dem glaubt man nicht.

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