„Erinnert an den frühen Stockhausen und Boulez“: Beckmann re-rezensiert

Seit ich gestern über die merkwürdige Welle von ähnlich klingenden Jubel-Rezensenten zu Reinhold Beckmanns Platte auf Amazon geschrieben habe, sind ein paar Kritiken dazu gekommen. Einige davon sind in bester Tradition eines unterschätzten literarischen Genres verfasst: der, nun ja, grandios irren Amazon-Rezension. (Zählt das schon als Mem? Und gibt es dafür einen Namen?)

Jedenfalls lesen sich die schönsten und irgendwie angemessensten Besprechungen von Reinhold Beckmann & Band: „Bei allem sowieso vielleicht“ jetzt so:

Jens Schüßler:

Ein must-have für Fans chilliger Ober- und Zwölftonmusik

Im Jahre 1889 lernte der französische Komponist Claude Debussy die indonesische Gamelan-Musik während der Pariser Weltausstellung kennen und war begeistert. Sofort versuchte er, die Tonleitern dieser Musik auch für seine eigenen Kompositionen zu verwenden. Auch der Ragtime, ein Musikstil, der von schwarzen Pianisten im Süden der USA entwickelt worden war, interessierte ihn sehr und inspirierte ihn zu einigen Kompositionen. Zur selben Zeit schrieb der schon ältere tschechische Komponist Antonin Dvorcak während eines Amerikaaufenthaltes die Sinfonie “Aus der Neuen Welt”. In dieser verwendet er indianische und afroamerikanische Themen in einer Weise, die der Einbeziehung europäischer Volksmusik in den Kompositionen von Brahms, Mahler und Grieg entsprach. Diese Offenheit für außereuropäische Musik setzte sich weiter fort und war eine wichtige Quelle für den Durchbruch zur Atonalität. So hat etwa Igor Strawinskys in seiner Ballettmusik “Sacre du Printemps” aus dem Jahre 1913 Einflüsse aus dem russisch-asiatischen Raum verarbeitet. Unter dem Eindruck der explosionsartigen Verbreitung der Jazzmusik in den 20er Jahren schrieben u.a. Strawinsky, Paul Hindemith und Ernst Krenek Kompositionen, die vom Jazz beeinflusst waren. In den USA versuchten George Gershwin, Paul Whiteman und Aaron Copland, einen amerikanischen Kompositionsstil unter Einbeziehung von Jazzelementen zu entwickeln.

Alles das toppt Beckmann nun mit diesem Album. Ein must-have für Fans chilliger Ober- und Zwölftonmusik.

Karte für das Konzert in Harsewinkel lag schon unterm Weihanchtsbaum. Wir sehen uns dort

radionase:

Wuchtige Expulsationen, kristalline Strukturen, mächtige Klangsprache

(…)

in seinem Werk erhebt dieser Komponist eine neue, eine aufregende und unverbildete Stimme, erinnert letztlich an die ersten Stücke der „Musique concrete“, auch an den frühen Stockhausen, an Nono und Boulez. In ruhigen, introvertierten Passagen lässt sich bisweilen der Einfluss der Minimal-Komponisten um Riley erahnen, doch ist hier das tonale Feld einfühlsamer bestellt, klarer abgegrenzt gegen den Einfluss banaler Linien, die die stark strukturell beeinflusste Klangwelt gerade dieser Komponisten immer mit sich nach unten auf die Ebene von Popmusik zu ziehen droht. Strenge Klangökonomie, ja –ökologie durchweht dieses Werk, jeder Anflug von Süßlichkeit zerstiebt schon im Ansatz. Beckmann errichtet kristalline Strukturen, webt klangliche Protuberanzen innerhalb der Möglichkeiten seiner sich selbst auferlegten, strengen Kompositionsmatrix. Trotzdem verleugnet er nicht den musikantischen Impetus, der in seiner immanenten Unschuld an Hindemith erinnert und damit Adorno Lügen straft.

Fazit: Herrlich leichte Sommerlektüre mit Pfiff!

K.K.:

Ich kann das oben angegebene Produkt $article_name vorbehaltlos empfehlen. Als ich $article_medium endlich erwerben konnte, war ich mehr als positiv überrascht. Ich werde auch in Zukunft $article_name immer wieder konsumieren und habe gleich noch einmal zugegriffen, da auch der Preis $article_price für das Produkt $article_name sehr gut ist. Ich freue mich schon auf weitere sehr gute Angebote von $article_manufacturer.

BlueCaravan:

Ich denke, ich spreche für viele eingefleischte Beckmann-Fans, wenn ich sage, dass er es uns in den letzten Jahren nicht immer leicht gemacht hat. Angefixt durch seine New-Wave-beeinflussten Anfänge, bin ich ihm freudig in seine (stilprägende!) Hochphase in der frühen Romantic-Punk-/Gothic-Szene (The Cure wären ohne ihn ebensowenig denkbar gewesen wie Arcade Fire) gefolgt und ging auch seine – für damalige Verhältnisse – absolut kühne Grunge-Antizipation aus voller Überzeugung mit. Seine Ausflüge in den Grindcore machten es mir dann schon etwas schwerer, aber mit einigen Jahren Abstand muss ich einräumen, dass gerade seine Stockhausen-Adaption den Test der Zeit hervorragend bestanden hat.

(…)

Was auf dem Cover noch nach Altersmilde und Biedermeier aussieht, entpuppt sich bereits beim ersten Durchlauf als radikale Neuinterpretation der Prog-Chanson-Tradition. Vom ersten Ton an ist klar: Hier musiziert einer, der es nicht nötig hat, sich auf irgendwelche Vorbilder zu berufen, im Gegenteil. An seinem nach wie vor vorhandenen (oder im TV-Exil wiedererwachten?!) Anspruch, selbst derjenige zu sein, auf den sich andere berufen, lässt Beckmann keinen Zweifel. (Und tatsächlich ließen die Huldigungen von Avicii bis Van Morrison nicht lange auf sich warten, selbst Brian Wilson soll sich schon lobend geäußert haben.)

(…)

Lothar:

Zuerst war ich enttäuscht, aber dann merkte ich gerade noch rechtzeitig, dass ich aus Versehen das Beckmann FS1 Frühbeet Typ Allgäu gekauft hatte (aber 5 Sterne). Als ich dann endlich den richtigen Artikel hatte, sah die Welt schon ganz anders aus.

Wie aus einem Ü-Ei gepellt präsentiert Funsport-Legende Beckmann ein Album, das erquicklicher kaum sein könnte. Schon die Ouvertüre, die er nach dem Vorbild noch viel berühmterer Musiker verfasste, beeindruckt mit der verblüffenden Kombination mehrerer gleichzeitig bespielter Instrumente. Von der Gitarre bis zum Schlagzeug ist alles am Start.

Track 2, der bekanntlich auf jedem Album einen besonderen Stellenwert hat, macht mit dem 8-minütigen Didgeridoo-Solo in der Mitte (das Smoke-on-the-Water-Riff) Appetit auf mehr. Zum Beispiel auf Stairway to Heaven oder aber auch Wonderwall. Stattdessen jedoch kommt — wieder eine Überraschung — Track 3: Werder Bremen gegen den HSV. Die Leistungen beider Mannschaften pendeln sich Mitte der ersten Halbzeit auf niedrigem Niveau ein und die Partie bleibt torlos, aber dem Künstler kann man das natürlich nicht vorwerfen. Da muss auch einfach mehr aus dem Publikum kommen.

(…)

62 Replies to “„Erinnert an den frühen Stockhausen und Boulez“: Beckmann re-rezensiert”

  1. Also am besten gefällt mir noch die Rezension von „K.K.“.. mit den Datenbankvariablen drin. :) Sehr, sehr geil.. supergeil :D

  2. Hmm, die Rezensionen als Buch könnten erfolgreicher werden als die CD. Passt doch gut zu Amazons neuer Funktion als Verleger.

  3. Habe die Scheibe meiner Nichte zum Geburtstag geschenkt. Ist glaube ich prima angekommen.
    Klare Kaufempfehlung!

  4. Amazon-Empfehlung „Wird oft zusammen gekauft“:

    Zu viel Information – Fan Edition von Annett Louisan – Audio CD EUR 16,99

    Gilt das schon als Rufschädigung? Und vor allem: für wen?

  5. Gerne nutze ich die angebotene Kommentar-Funktion um meine persönliche Meinung abzugeben:
    Den obig von Blogger Stefan Niggemeier verfassten Beitrag habe ich mit Begeisterung verschlungen. Ich empfand den Text als geistreich und amüsant. Selbstverständlich freue ich mich darauf, den Blogpost in den hiesigen sozialen Netzwerken mit meinen Freunden zu teilen. Mit Spannung erwarte ich weitere Beiträge des Autors Stefan Niggemeier.

  6. Ich kann mich meinen Vorrednern überhaupt nicht anschließen, das Steak war einfallslos und der Pizzateig labberig. Nie wieder!

  7. Wollte schon klugscheißen, dass das „Meme“ heißen muss. Dann hab‘ ich gegoogelt und etwas Neues dazugelernt. Mensch …

  8. blog kam mit sprung in der Huelle an.. wollt mich beschweren aber, finde keine servic Adresse, keine Rueck name kein GEld zurueck, kein gar nix. Abzocke hoch3!! Nie wieder!!!

  9. Mir gefällt ja die Rezension von BlueCaravan am besten: Beckmann hat mal New Wave, Gothic und Grunge gemacht, und The Cure und Arcade Fire wären ohne ihn undenkbar? Vielleicht sollte ich mich doch mal mit seiner Musik beschäftigen, der Mann scheint ja Talente zu haben, die nicht nur ich ihm nicht zugetraut hätte.

  10. Niggemeier gestehen Sie! Welchen Deal haben Sie mit Beckmann, Aufmerksamkeit für seine Produkte zu erzeugen?

  11. Super Symbolfoto!

    Andererseits muss die Frage erlaubt sein, ob es nichts wichtigeres gibt, als Beckmanns Auftritt beim ESC. Außerdem habe ich meinen Fernseher schon vor Jahren verschrottet.

  12. Wie sagte Elmar Hörig mal so schön: „Ich kann die Platte leider nicht spielen. Sie ist mir eben in der Hand zerbrochen.“

    Und @19: Ich habe gar keinen CD-Spieler mehr…

  13. Super Album! Ist auf Anhieb gut gelungen. Wir haben Beckmann weggelassen und stattdessen Ingwer und Kokosmilch genommen. Meinem Männe hat das richtig gut geschmeckt und unsere Jüngste hat sogar nochmal nachgefasst (das macht sie sonst nie!!).

  14. Also, ich bin total begeistert von diesem Blog. Wir haben den Niggemeier für eine Party gemacht und alle haben richtig zugelangt, da ist nix auf den Tellern geblieben. Allerdings haben wir statt Fisch lieber Erdbeeren genommen, das macht alles noch viel leckerer! Total lecker, vielen Dank für den tollen Tipp!

  15. Bei vielen Kommentaren habe ich mich beim Schmunzeln erwischen müssen. Hatte ich nicht erwartet – das Blog habe ich mir nur aus einer Laune heraus angesehen – und bin sehr positiv überrascht.

  16. […] Artikel (diesem Zitatehaufen über drei von Niggemeier eigenhändig hingewichsten Absätzchen) legte der Meister nun mit einem weiteren Häufchen nach. Denn inzwischen hat sich (oh Wunder) die Zahl der Rezensionen unter der Beckmann-Produktion auf […]

  17. Der Beitrag und seine Kommentare haben mir den zähen Morgen versüßt :’D am besten fand ich die letzte Rezension im Artikel. Der Schwenk auf Fußball ^^ hach.

  18. Dafür muss man Verständnis haben. Der von langer Hand geplante Wechsel in den musikalischen Olymp machte sich zwingend notwendig. Aus TV-Sachzwängen heraus. Dabei wird aus wie immer gut unterrichteten Kreisen gemunkelt: Solche Interviews wie mit dem protestantischen Ostseepfarrer im Berliner Schloss haben die Sehnsucht nach dem Aufbruch zu neuen musikalischen Ufern signifikant verstärkt.

    Überlegt wird auch eventuell etwas mit Mode zu machen.

    http://www.youtube.com/watch?v=KwmpkLNSIWA

  19. Zwei Punkte: zu den Beiträgen ,gefakte Rezensionen sind doch nichts neues‘: Wir reden hier über einen öffentlich rechtlichen Journalisten, bei dem Glaubwürdigkeit zum Berufskodex gehört. Und wie ich gerade Spiegel online entnehmen konnte: abends Interview mit Bundespräsident, nachmittags – ich nehm den allerfreundlichsten Fall an – mit sowas von offensichtlich gefälschten Besprechungen in Verbindung stehen berechtigt zur Nachfrage/Augenmerk.
    Und wobei es einem in jedem Fall schon mal schaudert: die Medienkumpanei. Da wird in der NDR Talkshow, also dem Haussender, vom deutschen van Morrison gesprochen, die ,Bunte‘, derer ich gestern das Vergnügen hatte, vergleicht Beckmann mit Tom Waits, und NDR-Kollehin Barbara Schöneberger, die laut Bunte auch mit ihm bei Konzerten auftritt, bescheinigt eine Stimme zwischen Bruce Springsteen und Tom Waits. Das alles ist so absurd und eklig inzestuös, da verhindert der Kopf im Po des Medienkumpels, dass man noch irgendwas hört.
    Nur zum Abgleich, wir reden hiervon:
    http://m.youtube.com/watch?v=Un8x3MCkPno
    Das hält der oben gelinkte Matthias Schumacher übrigens in seiner, äh, furiosen Abrechnung mit dieser Diskussion allen Ernstes für den Beleg, dass Harald Schmidt vor drei Jahren bereits von Beckmanns Sangeskünsten angetan war. Noch Fragen? Die Welt ist verrückt geworden.

  20. @34: ja, das ist fies.
    Wobei ich so ganz nebenbei noch die Gefahr sehe, dass man was darüber sagen wollte und sich von den gefaketen Kommentaren bei Amazon inspirieren liess (Cut&Paste ist sooo schön einfach) ohne zu verstehen, dass das in den meisten Fällen inzwischen bis zum äussersten getriebene Ironie ist => Dummheit gepaart mit Unsensibilität , gestützt von komplett fehlender Medienkompetenz.
    Da weiss ich wirklich nicht was ich schlimemr finde die hemmungslose Seilschafterei oder die komplette Ahnungslosigkeit.

  21. Der eine glaubt Beckmannmucke spiele sich im magischen Dreieck zwischen T. Waits, Van Morisson und B. Springsteen ab – der andere denkt Gedichte seien nur Reime (die er dann nicht erkennt wenn er sie vor der Nase hat). Die musischen Fächer sind halt unterbewertet in der Schule.

  22. Mein All-Time-Favorite ist Arthur J Bullocks Pop Quiz zu Ridley Scotts Logikbombe „Prometheus“. Ich find den so gut, dass ich glatt ne Übersetzung geschrieben habe.

  23. Sämtliche Rezensionen und die darin enthaltenen Vergleiche sind eine Beleidigung für die mit Beckmann verglichenen Künstler. Ich habezugegebenermaßen zwar nur ein Lied von ihm gehört, aber das soll angeblich eines der tollsten gewesen sein und war meiner Meinung nach gerade mal Durchschnitt. Mit wem hat Beckmann eigentlich noch eine Leiche im Keller?

  24. Was da in den Amazon-Bewertungen „abgeht“ ist natürlich sehr unerfreulich. Und ich glaube auch nicht, dass sich da jemand einen Gefallen damit tut. Das Vertrauen in die Seriosität wird so zerstört.

    Andererseits frage ich mich auch, was ich von ein paar Kommentaren hier halten soll, deren Verfasser zugeben, dass sie noch nie im Leben auch nur einen einzigen Ton von Beckmann gehört haben, aber dann versichern, dass sicher noch Hunde besser singen können als jener. (Siehe einige Antworten zum letzen Blog-Eintrag.)

    Dass Beckmann Musik macht, ist mir erst durch die eine nächtliche Radio-Sendung aufgefallen. Dort wurde sein Song „Bremen“ gespielt und der Moderator meinte, dass die Musik besser sei, als er das erwartet habe. Dem würde ich mich anschließen. Enthusiastische Jubelstürme und Attribute wie „genial“ und „großartig“ sind gewiss fehl am Platze. Aber für jemanden, der eigentlich kein Musiker ist, finde ich die Performance akzeptabel. Jedenfalls ist sie nicht schlechter als manches, was man sonst so geboten bekommt:
    http://www.youtube.com/watch?v=QUT_UeTqEHw

    Das ändert aber natürlich nichts an der berechtigten Kritik bzgl. der äußerst merkwürdigen Vorgänge bei Amazon.

  25. @Olaf Mertens, @DaW:

    Die Liebe bringt schon mal Verdruss,
    im Gegensatz zum Musenkuss.
    Der stellt sich unvermittelt ein
    in eines Dichters Kämmerlein,
    zeugt mit ihm Werke groß und klein,
    mal mit und auch mal ohne Reim.

  26. Ach, Beckmann und seine Band
    machen Musik für andre Leute als mich
    Wie ein Filmeinzelbild vom Endoskop
    ist jeder einzelne Ton ganz widerlich
    Polyphem, der Kommentar-Zyklop,
    der keinen besseren Ausweg kennt,
    ums Ohr zu befrei’n von der Scheißmusik,
    die zerfrisst eines jeden Hörers Gehirn,
    zieht sich zurück in Grußkartenlyrik,
    ehrend die Kultur ohne Amazonstern.

  27. verpackung war bei lieferung aufgerissen und die flecken gingen auch mit dr. beckmann nicht raus. miese verarbeitung und produkt hält nicht, was es verspricht. finger weg, leute!

  28. @ Olaf Mertens:

    Das kann ich so nicht stehen lassen –
    ich kann den Vorwurf gar nich fassen!
    Natürlich muss sich ein Gedicht nicht reimen!

    Und selbst wenn vorhanden ist ein Reim
    so sagte schon des Goethes Bauch
    muss es nicht immer ein Paarreim sein
    ein Kreuzreim tut es auch.

    Wogegen ich mich nur verwehre
    sind schlechte Reime
    denn das widerspricht meiner Ehre.
    ____

    Apropos: http://wortfeld.de/offenerbrief/ (Man beachte die Funktion „Grassifizieren“ – zu Ehren von Günter Grass)

  29. @ Stefan B.

    „Enthusiastische Jubelstürme und Attribute wie ‚genial‘ und ‚großartig‘ sind gewiss fehl am Platze. Aber für jemanden, der eigentlich kein Musiker ist, finde ich die Performance akzeptabel.“

    Das Problem ist: wenn ich Geld für Musik ausgebe, sollte die halt etwas mehr als „akzeptabel“ sein.

  30. Dichter-Fürstchen

    Ein Verslein, das in seiner Brust
    zum Reime mühsam sich nur windet,
    die Ehre, höchste Götterlust,
    die wie ein Meteor verschwindet,
    wenn Text gequält wird und er bricht.
    Wie darf man Goethe so verhöhnen?
    Nein, solche Dichter braucht es nicht,
    da lasse ich mich nicht versöhnen.

    Das Bauchgefühl, in allen Ehren,
    kann schon mal den Verstand versehren.
    Wer glaubt, er könne Goethens Bauch,
    beschwören, nun, der kann mich auch.

    Wer Ehre und Geschmack verwechselt,
    weil er verzweifelt Verse drechselt,
    der reimt auch schon mal ohne Sinn,
    doch ein Gedicht kriegt er nicht hin.

    DaW, Ihr könnt mich – nicht mal kreuzweise. :-)
    (Kann Spuren aus Faust und von Spott enthalten)

  31. @ polyphem: Okay, Sie haben gewonnen, ich steige aus dem Battle aus. :) Nicht ohne auf diesen – zumindest auf einer ironischen Ebene – kongenialen Reim hinzuweisen, den Tic Tac Toe bei ihrem Comebackversuch fabriziert haben:

    Denn ich möchte nicht mehr schön sein
    Nein!

    Achja, ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie die ironische Ebene meiner Machwerke („Gedichte“ wäre ein „Euphemismus“) verstanden haben. Ab einer gewissen Anzahl von Ironieebenen wird es unübersichtlich, vor allem in der schriftlichen Kommunikation.

  32. @DaW:

    Zitat:
    „Das Problem ist: wenn ich Geld für Musik ausgebe, sollte die halt etwas mehr als »akzeptabel« sein.“

    Das mit dem „nicht genial, aber für einen Nicht-Musiker akzeptabel“ ist nur meine persönl. Meinung. Und genau genommen bezieht sie sich auch nur auf einen Song. Die Geschmäcker der Menschen sind jedoch sehr verschieden: Es gibt beispielsweise viele Leute, die Geld für Musik ausgeben, wo man mir umgekehrt einen ganzen Batzen Geld geben müsste, damit ich sie mir auch nur anhöre. Das sei jedem überlassen.

    Ob jemand bei der Bewertung seines Produkts trickst, und wie gut dieses Produkt selbst ist, sind jedoch erst mal zwei ganz verschiedene Fragen, und die muss man trennen. Wenn manche Leute hier erklären, dass sie a) keinen Ton von Beckmann gehört haben und b) ihre emotionale Abscheu vor dessen Musik zum Ausdruck bringen oder gar versichern, dass wohl jeder Hund besser singt, dann gelingt diese Trennung offenbar nicht.

    Es muss darum gehen, zu kritisieren, was kritikwürdig ist; und nicht darum, jemanden einfach auf möglichst breiter Front anzugreifen, weil man sich über ihn ärgert. Das ist der Unterschied zwischen Kritik und „Bashing“. Gerade wenn man jemand anderem unfaires Verhalten vorwirft, muss soviel Differenzierung möglich sein. Sie macht die berechtigte Kritik umso glaubwürdiger und überzeugender.

    Das ist – ich betone es – keine Kritik an Herrn Niggemeier oder der Mehrheit der Kommentierenden, aber doch ein Hinweis, der mir angesichts des Verhaltens einer nicht ganz unbeträchtlichen Minderheit als berechtigt erscheint (vgl. auch die Kommentare zum letzten Eintrag).

  33. @ Stefan B.:

    „Es muss darum gehen, zu kritisieren, was kritikwürdig ist; und nicht darum, jemanden einfach auf möglichst breiter Front anzugreifen, weil man sich über ihn ärgert.“

    Da gebe ich Ihnen absolut Recht. Und ich muss zugeben, dass es mir zum Beispiel in der causa Markus Lanz doch etwas zu viel wurde, deshalb bin ich dann auch irgendwann ausgestiegen. Auch eher mäßige Moderatoren sind Menschen.

  34. @DaW:
    Ihr gebt schon auf`? Wie schade drum,
    dass Sie so schnell die Flucht ergreifen.
    Nun schmollt das werte Publikum;
    im Geiste hör ich es schon pfeifen.

    Die Ironie als weiße Fahne
    hisst Ihr, der Hase hisst die Fahne auch.
    Ihr nutzt sie wohl nach einem Plane,
    bei Hasen ist das nicht der Brauch.

    Der Hase flüchtet, rennt und rennt
    und stellt die Fahne ängstlich auf.
    Das, was der Weidmann „Lampe“ nennt,
    das sitzt knapp überm Hinterlauf.

    (Spottgedichte schreibt man nie
    mit Ironie.)
    o-)))

  35. @ polyphem:

    Das Problem ist klar wie Kloßbrühe
    schlechte Reime bereiten mir Mühe
    gar körperliche Schmerzen.

    Reime um des Reimes Willen
    ohne Inhalt
    möchte ich am liebsten killen

    ganz schlimm ist die Popmusik
    wo es so etwas völlig ironiefrei gibt:

    In unseren Augen warmer Glanz
    Wir sind noch immer nicht zerbrochen,
    wir sind ganz

    [Ah! Dieser Schmerz!]

    Und deshalb muss das werte Publikum
    leider pfeifen
    und sich schwingen auf seine Reifen

    denn die weiße flagge* hissen
    ist noch immer besser als meinen Körper
    weiter zu dissen

    Eines noch:
    Ihr solltet Euch entscheiden
    ob Ihr „Sie“ oder „Ihr“ sagt
    in der Höflichkeitsform
    das wäre wirklich enorm
    super.

    ___
    * Die bewusste Kleinschreibung von „flagge“ soll ein Zeichen gegen jeglichen Nationalismus sein. Hurz!

  36. Ich finde ja die vielen extrem negativen Rezensionen die jetzt zahlreich kommen, fast noch besser. Zum Beispiel von dem Herrn, den die CD von seiner chronischen Verstopfung geheilt hat, der aber trotzdem nur einen Stern vergibt, weil jetzt sein Ohr blutet. Köstlich!

    Herr Niggemeier, wollen Sie den 1-Sterne-Rezensionen nicht auch ein paar Zeilen widmen? Das ist große Kunst!
    Und einen Verbesserungsvorschlag hab ich auch: Wenn man hier einen Text eingibt, aber zB seine Mail-Adresse vergessen hat, kommt eine Fehlermeldung. Geht man daraufhin mit der Browserfunktion eine Seite zurück um die fehlende Angabe nachzuholen, ist gleich alles weg (so musste ich den ersten Teil zwei Mal schreiben). Kann man da was machen?

  37. @DaW, 57: Heißt es bei Ich&Ich wirklich „In unseren Augen warmer Glanz“? Ich dachte, das heißt „… war mal Glanz“

    Verdammt, jetzt haben Sie mich wirklich animiert, einen Text von Adel Tawil nachzuschauen…

  38. @ Jay: Das habe ich auch immer verstanden – bis ich neulich den Text zum Rauskopieren gesucht habe. :) Und eigentlich ist es ja auch logischer: wieso sollte der Glanz vergangen sein, wenn man *jetzt* verliebt ist? (Jetzt haben Sie haben mich dazu gebracht, über den Text nachzudenken.)

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