Wer für exklusive „Bild“-News bezahlt, ist nur zu blöd zum Googeln

Die Leute von „Bild“ scheinen ernsthaft überzeugt davon zu sein, dass sie im Streit gegen „Focus Online“ und den „Content-Klau“ die Guten sind. Dabei sind sie vor allem: die Blöden.

Der Springer-Verlag arbeitet seit Jahren erfolgreich daran, der Medienwelt zu suggerieren, dass er, wie kein anderer Verlag in Deutschland, das Geschäft mit dem Digitalen kapiert hat. Die Paid-Content-Strategie von „Bild“ lässt mich erheblich daran zweifeln. Und das liegt nicht daran, dass sie von bösen, auf die „dunkle Seite“ gewechselten Burda-Leuten sabotiert wird.

Die „Bild“-Zeitung meldete gestern abend exklusiv, dass der FC Bayern München die Verträge mit Philipp Lahm und Thomas Müller langfristig verlängert habe. Der Sport-Informationsdienst sid verbreitete die Meldung unter Bezug auf „Bild“ um 22:49 Uhr; dpa zog um 23:08 Uhr nach.

Mit anderen Worten: Die Nachricht steht jetzt ungefähr überall.

Außer auf Bild.de. Wer sich dort informieren will, bekommt diese tolle Collage zu sehen:

Die Antwort, um wen es sich handelt, bekommen bei Bild.de nur zahlende Kunden. Als „Bild-Plus“-Abonnent landet man auf dem Artikel mit der Auflösung. Wer nicht gezahlt hat, steht außen vor der Bezahlmauer.

Nun gibt es bestimmt Leute, die an dieser Stelle auf die Formulierung „Diesen Artikel gibt es nur bei BILD+“ hereinfallen, das Portemonnaie zücken und zahlen. Paid Content funktioniert hier wie eine Dummen-Steuer: Es bezahlt nur, wer so blöd ist, nicht darauf zu kommen, dass die Enthüllung der „VERTRAGS-SENSATION!“ natürlich an anderer Stelle längst frei im Netz steht. Über eine Suchmaschine finden sich schnell ungezählte Quellen, darunter auch die Online-Ausgabe der „Welt“, die ebenfalls im Springer-Verlag erscheint.

Dadurch, dass die „Bild“-Zeitung die Namen auf ihrer Seite um keinen Preis verschenken will, tauchen sie auch nicht in der Überschrift oder der URL des Paid-Content-Artikels auf. Das Ergebnis ist verblüffend: Die exklusive „Bild“-Information steht überall im Netz, außer bei „Bild“. Wer nach Lahm und Müller googelt, findet alle möglichen Artikel mit den „Bild“-Informationen, aber er kommt nie direkt zu „Bild“. Der Paid-Content-Artikel ist bei der Nachrichtensuche von Google nicht gelistet (warum „Bild“ das so handhabt, ist mir nach wie vor ein Rätsel). Und bei der Web-Suche spielt er keine Rolle, weil er die entscheidenden Suchbegriffe nicht enthält.

Die Sport-Ressortseite von Google-News ist voller Artikel über die Exklusiv-Nachricht von „Bild“. Und ohne einen Artikel von „Bild“. Und das hat nichts mit „Diebstahl“ oder „Hehlerei“ oder „Content-Klau“ zu tun, sondern nur mit der verrückten Art, wie die „Bild“-Zeitung ihre Pay Wall gebaut hat und glaubt, ihre exklusiven Nachrichten schützen und zu Geld machen zu können.

Grundsätzlich kommt nur ein sehr kleiner Anteil der Bild.de-Leser über Google auf die Seite. Das wird immer gerne als Beweis dafür genommen, dass „Bild“ als Marke an sich so ein starker Anlaufpunkt ist und Bild.de es nicht nötig hat, seine Inhalte mit dubiosen Methoden für Suchmaschinen zu optimieren. Da ist womöglich etwas dran. Es ist aber auch Ausdruck davon, wie ungeschickt sich „Bild“ mit seinen exklusiven Inhalten anstellt und wie blind die Bezahl-Strategie umgesetzt wird.

57 Replies to “Wer für exklusive „Bild“-News bezahlt, ist nur zu blöd zum Googeln”

  1. Nun ja, seitdem ich den Tipp hier gefunden habe, dass auf „Focus“ die Bezahlartikel der Bild nachzulesen sind, entgehen mir ja auch die Super-Exklusiv-Sensations-Meldungen nicht mehr. Und so konnte ich heute auch gleich noch kostenlos nachlesen, was „der Franz“ EXKLUSIV zu den Korruptionsgerüchten gesagt hat. Die Vertragsverlängerungen von Lahm und Müller hatte ich vorher schon beim Überfliegen von Welt-Online erfahren………

  2. Wie auch immer »Bild« ihre Seite für »Google« aufbereitete, letztere täte gut daran solche Inhalte herauszufiltern – denn nichtssagende Suchergebnisse sind sehr frustrierend.
    Ich kann mir in der heutigen Presselandschaft kaum eine Situation vorstellen, in der ich für Nachrichten¹ bezahlen würde: Wenn ein Ereignis unwichtig ist, bezahl ich für seine Mitteilung nichts und wenn es wichtig ist, berichten alle darüber – eine exklusive Nachricht ist ein unmögliches Ding. Exklusiv kann nur der frühestmögliche Zeitpunkt der Mitteilung sein, aber damit ich für ihn etwas bezahlen würde, müsste die Nachricht nicht nur relevant, sondern auch dringend sein. Online-Börsenhändler sind in so einer Situation, aber selbst die erhalten die Information über die Kursentwicklung heute kostenlos (glaub ich zumindest) in Echtzeit.
    Für wen könnte die Nachricht von »Bild« also relevant und dringlich sein? Doch höchstens für einen Fussballmanager der just jetzt überlegt, mit wem er in Verhandlungen für seinen Verein tritt – im Durchschnitt also weltweit ca. 0,000000…000000001 Personen (Nachkommastellen bitte selbst auffüllen, ich kenn mich im Fussball nicht so aus).
    Wenn die Presse anders strukturiert wäre, sähe die Lage freilich anders aus: Soweit ich weiß, beziehen Presseerzeugnisse heute Nachrichten ihrerseits von Presseagenturen, vermutlich – ich kenne die Kosten nicht – zu für Endverbraucher schlicht unerschwinglichen Abopreisen. Wenn es diesen Zwischenhandel, sprich On- und Offline Zeitungen etc., nicht gäbe, müsste ich also für Nachrichten selbst die Presseagenturen bezahlen (denn die sind die einzigen, die Nachrichten »exklusiv« haben) – aber deren Preismodelle wären dann wohl ganz andere als heute.

    Fn. 1: Ich unterstelle hier mangels besseren Wissens die vollständige Klassifizierbarkeit aller Pressebeiträge als Nachricht, Bericht oder Kommentar. Diese klassische Dreiteilung ist sicher nicht optimal (schon weil man so verschiedene Sachen wie Analysen, Reportagen und Literaturrezensionen in die eine Kategorie Bericht tun muss), aber für mein Argument ausreichend: Denn für »Berichte« sind Menschen – wenn sie es sich denn leisten können – sehr wohl bereit zu zahlen, für »Nachrichten« oder »Kommentare« nicht.

    PS: Suchergebnisse, die nicht das Ergebnis einer Suche sein können, weil sie einen zu einer verschlossenen Tür führen, sind nicht nur bei Nachrichten, sondern auch bei einfachen Informationsfragen nervig. Kennt jemand eine Suchmaschine oder ein Browser Add-on bei der bzw. mit dem man bestimmte Seiten per Blacklist aus den Suchergebnissen entfernen kann?

  3. Das mit der „Dummensteuer“ ist natürlich ziemlich wahr, und sowas in der Art kommt mir immer in den Sinn, wenn wieder mal irgendwer irgendwelchen unreflektierten und ideologisch verquengelten Quatsch von wegen einem „Ende der Kostenlos-Mentalität im Internet“ verzapft. Wenn etwas etwas kostet, dann kaufen die Leute da wo es weniger kostet. Und wenn es nebenan garnichts kostet, gehen sie eben da hin. Höhere Preise bedürfen wiederum eines echten rechtfertigenden Mehrwertes, für den es dann auch eine Nachfrage braucht. Das hat nichts mit „Kostenlos-Mentalität“ zu tun, sondern das nennt sich Wettbewerb und Marktwirtschaft. Hat im Internet schon immer so funktioniert.

  4. Da zitiere ich mich gern selbst:

    Es zeigt sich also das Problem, dass sich schon von Anfang an abzeichnete: Die typischen „Bild“-Inhalte eignen sich kaum als Premium-Bezahl-Content. Exklusiv-Infos erschöpfen sich bei „Bild“ meist in wenigen Zeilen, deren Kern dann von anderen Nachrichtenagenturen und anderen Medien weitergetragen wird: kaum Anreiz für Nutzer, dann für das „Bild“-Original extra ein Abonnement abzuschließen. (3.7.2013)

  5. @Schorsch: Zu den Börsenhändlern. Es gab da irgendwo im TV mal einen ganz interessanten Bericht darüber, dass Reuters im Grunde ein Nachrichtendienst für die Börse ist (und keine normale Nachrichtenagentur, als die ich als Laie sie eher kannte). Die bieten ein wohl ziemlich teures Paket mit super-schnellen Informationen an (den Begriff „Echtzeit“ vermeide ich hier mal, da ich den nur in der Informatik ordentlich definieren kann). Das wäre dann ein Beispiel dafür, dass Leute tatsächlich zahlen, wenn sie Informationen schnell brauchen.

  6. War nicht Aufmerksamkeit die andere Währung im Netz? Und hat BILD die nicht selbst hier erzielt? Inzwischen ist die Meldung auch auf bild.de „frei“ – nur eben in der Anfangsphase nicht.
    Die Botschaft des BILD-Prinzips ist doch sehr simpel: bild.de-Leser sollen über die Zeit verstehen, dass es bequemer ist, den Gegenwert einer Schachtel Zigaretten in ein Monatsabo zu investieren und dafür viele „exkusive“ Inhalte sofort im Zugriff zu haben, statt sich alles zusammengoogeln zu müssen.
    Ob es funktioniert, sei dahingestellt. Aber den Versuch ist es aus meiner Sicht wert.
    Ich zumindest gehe zu meinem Bäcker um die Ecke und zahle 10 Cent mehr für ein Brötchen, statt für das billigere Aufbackbrötchen 500m bis zum Discounter zu laufen.

  7. Schön auch, dass ein Artikel von WELT.de in den Suchergebnissen gelistet ist. Damit kontakariert Springer ja seine Paid-Strategie…

  8. Ich habe nicht nachgesehen, könnte aber fast wetten, dass die Nachricht heute auch in der gedruckten Bild auf Seite 1 steht, zumindest in der „München“ Ausgabe. Und die Headlines sind immer so plakativ, dass man nur am Zeitungsregel oder einem Zeitungsautomat vorbeilaufen muss, um die wichtigsten Bild „News“ zu lesen. So mache ich das schon lange und hatte noch nie das Bedürfnis die Zeitung anschließend auch zu kaufen. Was sollte auch der Mehrwert sein, zwei Spieler verlängern ihre Verträge, alle weiteren Details kann man sich heute direkt von der FCB Homepage oder auch überall sonst für lau holen.

    Mir ist auch unklar, warum es erstrebenswert sein soll, so eine Information ein paar Stunden vor jemand anderem zu haben. Klar wenn man irgendwelche Wetten auf Transfers macht oder der Superfan ohne sonstige Hobbies ist, kann so etwas interessant sein. Aber Otto Normal sitzt am Abend lieber im Biergarten oder vor dem Fernseher und bekommt überhaupt nicht mit, was Bild.de eine Stunde vor dem Rest der Welt zu vermelden hat.

    Ich glaube die Online Strategie von Springer ist völlig unausgegoren und mehr ein teures Hobby als alles andere. So wie die Bild uns seit Jahren (durchaus erfolgreich) einredet „Volkes Stimme“ und weiß nicht was noch alles zu sein, redet man auch die Online Aktivtiäten zum Erfolg. Ob das tatsächlich so ist, spielt bei einem so großen Konzern ja nicht wirklich eine Rolle.

  9. Nachtrag zur „Dummensteuer“: Jeder, der an einem Autobahnrasthof stoppt und dort (freiwillig) tankt/ein Wasser kauft zahlt also eine „Dummensteuer“, weil er nicht bereit ist, den (Such)-Umweg über die nächste Abfahrt zu machen? Ist das nicht auch Marktwirtschaft?
    Die Begriffe „blöd“, „dumm“ und „Steuer“ hier so anzuwenden, ist wunderbarste „BILD-Polemik“ – die doch sonst immer so heftig kritisiert wird.

  10. Ach Guck mal einer an, jetzt habe ich bei Niggi erfahren, das Lahm und Müller bei Bayern verlängert haben. Wäe doch sonst glatt an mir vorbeigerauscht.

  11. Ich finde es ein bisschen gefährlich (rein finanziell gesehen), die Leute bei Bild als „die Blöden“ zu bezeichnen. Wohlgleich es natürlich stimmt, dass die bei Bild die Blöden sind.

  12. Das Konzept mit einer „dummen“ Leserschaft Geld zu machen, funktioniert bei Springer doch auch in den Printausgaben.Warum sollte das Online anders sein?

  13. Wenn ich immer sage ‚Was Nichts kost‘ ist auch Nichts‘ gehe ich davon aus dass klar ist das der Umkehrschluss ‚Was was kostet ist Was‘ nicht valide ist

  14. Ich verstehe jetzt nicht so ganz die Message. Ist es, dass einige User, die für die Bild-News zahlen, zu blöd sind? Ok, aber es gibt zahlreiche Beispiele dafür (auch in den Kommentaren). Oder dass die Bild blöd ist, weil sie glaubt, einige Leute damit reinlegen zu können. Naja, wird schon bei einigen Funktionieren (siehe Punkt zuvor). Oder dass Bild ihre News nicht bei Google indexieren lässt, weil es eben Paywall ist? Ist letztlich nur konsequent…
    Im Grunde lautet die Botschaft doch: Die Bild hat das Online-Business nicht verstanden. Dem stimme ich nur bedingt zu. Ich denke, im Prinzip ahnen sie es, aber sie sind selbstbewußt (oder größenwahnsinnig) genug, sich gegen die Entwicklung zu sträuben. Man hofft bei Springer offenbar immer noch, dass man stark genug sei, um ein eigene Online-Modell zu etablieren. So sehr ich die Bild auch für ihre manipulativen Schlagzeilen verabscheue, aber dieses Paroli-Bieten nötigt mir in gewisser Weise doch Respekt ab. Wenigstens versuchen sie, Google die Stirn zu bieten (wenn auch fragwürdig) …
    Gruß, Martin

  15. @Mißfeldt: Warum ist es konsequent, Paid-Content-Inhalte nicht bei Google indizieren zu lassen? Das lässt sich ja so machen, dass nur der freie Anriss erscheint. Und inwiefern versuchen die, Google die Stirn zu bieten?

  16. Habe gerade mal gegengecheckt:

    Bild+: Der nächste GZSZ-Star steigt aus! Und schon wieder verlässt ein Publikumsliebling die Daily Soap. Die Kollegen sind eingeweiht, die weitere Karriere ist bereits geplant. (ähnliches Bild, wie bei Müller und Lahm).

    Focus berichtet: „GZSZ“-Liebling Raul Richter verlässt Kult-Soap.

    Klasse Strategie ;) Von Google mal abgesehen: Nutzern aktuelle News vorenthalten und somit die eigene Site bei den Lesern irrelevant zu machen, macht auf Dauer keinen Sinn. Ich stelle mir auch die Arbeit der Redakteure recht unterhaltsam vor, wenn der Redaktionschef sagt: „Hier hast du ne Nachricht, aber schreib es so, dass es keiner merkt, um wen es geht.“

  17. @Stefan: Klar, den Anrisstext zu indexieren wäre sinnvoller (Google macht ja eh nix anderes). Ich habe auch nicht gesagt (bzw. gemeint), dass ich das Vorgehen von Bild schlau finde :-)
    „Die Stirn bieten“: wundert mich, dass Du das nicht nachvollziehen kannst. Der Springer-Konzern mit der Bild als Flaggschiff versucht doch offensichtlich andere Wege zu gehen und Google ständig ans Bein zu pinkeln. Nach dem Motto: irgendwann wird das Fundemant vielleicht doch mürbe.

    Mir ist es im Grunde lieber so als anders herum: wenn Springer die Möglichkeiten, die Google ihnen bietet, nutzen würde, dann hätte das eine ungeheure Dominanz in den Google-Ergebnissseiten zur Folge. Durch gezielte Verlinkung könnten sich die Springer-Seiten bei sehr vielen Suchphrasen ganz nach vorne pushen, vor allem auch bei solchen, die sie bislang noch gar nicht nutzen (siehe dazu auch Deinen vorherigen Artikel über die Online-Werbung). Und bis irgendwelche Kartell-Wächter das checken würden, vergingen Jahre.
    Gruß, Martin

  18. Wie verhält es sich denn mit der Paywall-Strategie bei faz.net? Auch dort zahlt nur 2 Euro für Archiv-Artikel wer nicht auf die Idee kommt, den Titel des Artikels zu googeln. Gibt es dafür einen Grund?

  19. @ Mißfeldt (# 21), Stefan Niggemeier (# 19): Derartige »Nachrichten« nicht zu indizieren bzw. indizieren zu lassen, kann für beide, Google wie Bild, schon Sinn machen: So ziehen sie sich nicht den Unmut der Suchmaschinenbenutzer zu.
    Suchtreffer sollten immer für sich stehen können, wenn ich z.B., ohne jetzt eine Diskussion über Open Access starten zu wollen, nach Artikeln zu einem wissenschaftlichen Thema suche, dann möchte ich in den Ergebnissen zumindest ein Abstract lesen können, um danach zu entscheiden, ob ich den Artikel kaufe (oder in meiner Abwegung von finanziellem Aufwand zu Bequemlichkeit wohl eher eine Unibibliothek aufsuche) oder dumm sterbe. »Nachrichten«-Treffer wie »Rate mal wer gerade seinen Vertrag verlängert hat« oder »Rate mal wer bei GZSZ aussteigt« taugen vielleicht für ein etwas bizarres Gesellschaftsspiel, aber selbstständige Informationen sind das nicht.

  20. Wer interessiert sich überhaupt für „Exklusiv“-Nachrichten über den FC Bayern? Das können ja nur Leute sein, die nicht wissen, was Fußball-Fan-sein bedeutet.

  21. @schorsch (#23): Interessante Sichtweise, aber auch erschreckend. Das ist in meinen Augen genau die Einstellung, auf die Google die User trimmen will: „Findmaschine statt Suchmaschine“ (habe ich schon eine Reihe von Artikeln zu geschrieben). Nur das Google eben die Inhalte automatisch aggregiert – man könnte auch sagen: woanders klaut. Naja, „klaut“ stimmt insofern nicht, als dass es höchstwahrscheinlich jeweils Vereinbarungen darüber gibt (z.B. beim Google Knowledge-Graph mit Wikipedia).
    Gruß, Martin

  22. @jh, 8: Aber in diesem Fall ist doch das billige Aufbackbrötchen um die Ecke (BILD) während das 500-m-Laufen (googlen) zumindest die Chance auf ein vernünftiges Brötchen bietet…

  23. Na ja, die Frage ist doch, ob die Strategie funktioniert oder nicht. Erhellend ist der Verweis auf die Alternativen. Erstens Modell Krautreporter: Man bezahlt für einen Artikel, den andere umsonst lesen können. Blöd. Zweitens Modell Print: Man bezahlt für eine unhandliche Papierversion, die man später auch noch entsorgen muss, obwohl man es umsonst im Internet lesen könnte. Blöd. Drittens Modell Internet: Man liest es umsonst im Internet. Das ist schlau. Vom Leser. Aber blöd von der Zeitung. Es ist doch klar, dass die Aufgabe der Medien meist nicht darin besteht, eine Nachricht aus dem Nichts zu erzeugen (oder ihre Verbreitung zu unterdrücken), sondern darin, die öffentlich zugängliche Information auszuwählen, aufzubereiten und schnell zugänglich zu machen. Die BILD-Zahler haben im besten Fall die Nachricht etwas schneller und müssen sie nicht suchen. Und haben gewohnte BILD-Qualität (vergleichbar mit McDonalds – man bezahlt nicht dafür, dass es gut ist, sondern dafür, dass es immer gleich schmeckt – der Magen ist schon dran gewöhnt). Für diesen Luxus zahlen sie. Alle anderen müssen selber googeln oder Fokus lesen. Ähnlich funktionieren auch andere Bezahlmodelle. Leute bezahlen für Filme, Musik und Bücher. Alle nur zu blöd zum googeln? Oder zu bequem? Wären doch schon zwei gute Gründe zum bezahlen. Welches Modell sich durchsetzt, werden wir sehen.

  24. „Dadurch, dass die „Bild“-Zeitung die Namen auf ihrer Seite um keinen Preis verschenken will, tauchen sie auch nicht in der Überschrift oder der URL des Paid-Content-Artikels auf.“

    Mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass sich die „Auflösung“, wer in einem Artikel gemeint ist, in der URL des Bildes auf der der BILD-Startseite fand‘. Bspw. hier:

    http://bilder.bild.de/fotos-skaliert/a-carpaendaehl_38891967-1401389989-36189284/3,w=658,c=0.bild.jpg

  25. @27 Jan – Wenn man die Diskussion von der prinzipiell ja immer „bösen/blöden/polemischen/sonstwas-BILD“ lösen würde, wäre sie vielleicht etwas erhellender. Es geht ja am Ende doch ums „Klauen“, sprich: Blöd ist, wer nicht klaut.

    Ich hätte einen einfachen Vorschlag: Medien, die Exklusivmeldungen aus Paywalls „befreien“ und „zitieren“ (oder „zitierende“ Quellen „zitieren“), müssen die Originalquelle in der Artikelüberschrift, im Vorspann und der URL benennen und verlinken (nicht erst im zweiten oder dritten Absatz, wie es Focus-online gerne macht). Hier also die Headline: BILD.de meldet: Lahm und Müller verlängern Vertrag…

    Ich möchte wetten, wenn derart prominent zitiert werden müsste – und Zuwiderhandlungen Geld kosten würden“ – hätten die Abschreiber deutlich weniger Spaß an der Sache – ohne dass die Freiheit des Zitierrechtes selbst auch nur im geringsten eingeschränkt würde.
    Die Googlesuche selbst würde nämlich schon schön fett zeigen, welche Journalisten die eigentlich Arbeit geleistet haben.

  26. Der Gedanke von BILD.Plus ist ja im Ansatz nicht einmal dumm. Für mehr Hintergrund, exklusive TopStorys und aufwendige Artikel Geld verlangen. Das Ergebnis bei BILDPlus sind aber jeden Tag neue Plus Artikel wie: „Haben Forscher Atlantis entdeckt?“ „Der Hund von Olli Kahn hat einen Kosenamen!“ „Kann ich Trinkwasser wirklich trinken?“ – Die Überschrift suggeriert eine Hammer-Geschichte und der Artikel dahinter wird dann dieser Erwartung nie gerecht. Vielmehr muss der Artikel dann meist einfach nur erläutern, warum Atlantis halt wieder einmal nicht gefunden wurde.

  27. Im Grunde genommen hat Bild das Problem des Print-Boulevardjournalismus nur ins Netz übertragen. Dieses Problem besteht darin, dass Boulevard nur kurze, knackige Informationen benötigt. Aus diesem Grund reicht mir beim morgendlichen Brötchenkauf am Bäcker bereits die Schlagzeile auf dem Titelblatt: Denn Warum Promi XY jetzt genau gegen einen Baum gefahren ist, kann ich ja selbst ergoogeln. Früher mag da noch ein gewisser Reiz bestanden haben, die Zeitung tatsächlich zu kaufen, um im hinteren Teil die ganze Auflösung zu erfahren.

  28. Im Grunde ein klassisches Dilemma: Alle Zeitungen würden profitieren, wenn Bezahlschranken akzeptiert und kostenpflichtige Angebote genutzt würden. Durch kostenlose Inhalte lockt man aber Kunden und treibt die werberelevanten Parameter in die Höhe. Also ist es verführerisch, billiger zu sein als die Konkurrenz. Das bedeutet im Internet: umsonst. BILD macht es eigentlich ganz schlau – als ein Marktführer mit kostenpflichtigen Angeboten vorpreschen und versuchen, die anderen mit der entsprechenden Propaganda zum Mitmachen zu bewegen. Angeboten wird ein Mix aus angeblichen Exklusivmeldungen, ernst gemeinten Inhalten und Quatsch, was die Marke BILD gut repräsentiert. Viele Zeitungen haben in Print mehr und ausführlichere Artikel als online, man sieht und merkt aber nicht, dass einem etwas fehlt, wenn man online ist. Bei BILD ist das anders, man sieht, dass man etwas verpasst. Außerdem werden Leser nicht nur mit Teasern, sondern auch mit Fortsetzungsartikeln gelockt. Zusätzlich werden die hinter der Bezahlschranke versteckten Inhalte mit Zeitverzögerung auch auf BILD.de kostenlos nachgereicht, um die zahlungsunwilligen Leser nicht zu verprellen. Kann man fast nicht besser machen.

    Interessant finde ich übrigens auch: Der BILD unterstellt man gerne eine politische Agenda. Jetzt werden viele dieser Propaganda-Stücke ebenfalls hinter der Bezahlschranke versteckt (wo sie weniger Schaden anrichten, weil sie weniger gelesen werden). Das zeigt, dass auch die Stammtischparolen schlicht zum Angebot gehören und eine Nachfrage bedienen – und ihre politische Wirkung nur sekundär ist.

  29. Ich halte die Kritik an BILD und auch an den „Blöden“ für – soviel Spaß muss sein – billig. Mit „Zu blöd zum Googeln“ erheben sich die „Eingeweihten“ des Internet über diejenigen, die nicht alles wissen. Wenn alle alles wüssten, bräuchten wir weder BILD noch Google. Aber um alles zu wissen, braucht mensch viel Zeit – und auch Lust zum Googeln. Und wenn mensch diese Zeit und die Lust zum Googeln nicht hat, kauft mensch sich die gewünschte Information beim Anbieter seines Vertrauens. Ok, BILD ist sicher nicht Ihr bevorzugter Anbieter, aber einige Leser sollen sie ja haben… Bin gespannt, ob Krautreporter es besser macht…

  30. @jh, 30:

    Ich hätte einen einfachen Vorschlag: Medien, die Exklusivmeldungen aus Paywalls „befreien“ und „zitieren“ (oder „zitierende“ Quellen „zitieren“), müssen die Originalquelle in der Artikelüberschrift, im Vorspann und der URL benennen und verlinken (nicht erst im zweiten oder dritten Absatz, wie es Focus-online gerne macht). Hier also die Headline: BILD.de meldet: Lahm und Müller verlängern Vertrag…

    Da erschließt sich mir nicht, warum das nur für Quellen gelten soll, die hinter einer Paywall lagen – das finde ich sehr unfair gegenüber sehr vielen, die Inhalte ohne Paywall generieren.

  31. Ich möchte mich Walter Claassen ausdrücklich anschließen – und stehe hoffentlich angesichts meiner Beiträge hier nicht im Verdacht, BILD-Leser zu sein.

  32. @j36 Jan – weil gemäß der üblicherweise im „freien“ Internet propagierten Logik, freie Inhalte frei geteilt werden dürfen – mit einer Quellennennung am Ende (Common Licence)?

    Die, die das nicht wollen und ihren Content für wertvoll halten (ob er das ist, ist dabei völlig egal) und ihn eben deshalb hinter einer Paywall veröffentlichen, sind ja „blöd“, weil sie beklaut werden (können). Zumindest lese ich dass hier aus einigen Kommentaren heraus.

  33. Am besten funktioniert bei Google News die Suche mit „laut Bild“. So kriegt man alle mehr oder weniger exklusiven BILD-News im Überblick. Das lässt sich auch als Mail-Alert einrichten. Ob die News dann stimmt, ist ein andere Frage. Das lässt sich auch mit Google nicht so leicht beantworten.

  34. > (warum „Bild“ das so handhabt, ist mir nach wie vor ein Rätsel)

    Sonst cached google den Artikel und man kann ihn sich einfach anschauen indem man auf google cache schaut. Funktioniert super um Paywalls der Financial Times etc. zu umgehen.

  35. @4: Das mag bei Nachrichten, die von überregionalem Interesse sind, noch stimmen. Meine Lokalzeitung (die Rhein-Zeitung) hat aber beispielsweise um sämtliche lokalen Inhalte (und einige andere, bei denen ich das nicht nachvollziehen kann) eine Paywall gezogen, und an solche Infos kommt man eben nicht auf jeder beliebigen anderen Nachrichtenseite. Da stellt sich dann die Frage „zahlen oder (etwas länger) graben?“

  36. die Diskussion, warum exklusive Beiträge bei Bild kostenpflichtig sind, aber bei der Welt kostenfrei zu lesen sind, könnte sich damit erkären lassen, dass Bild ausreichend groß ist einen Versuchsballon zu starten und innerhalb des Betriebes durch Werbung querzufinanzieren. Es geht während der Umstrukturierung durch D. darum neue Möglichkeiten zu erkunden. Jeder „Verlust“ durch die Paywall muss als Investition in die blühende Bezahllandschaft der Zukunft gewertet werden. Damit ist der Verlust aber kein Verlust mehr, sondern eine steuermindernde Maßnahme. – Der Steuerzahler finanziert doch große Teile. ;-)

    .
    Auch ist es möglich herauszufinden, wofür der Kunde bereit ist zu bezahlen und wie weit man gehen kann. Eine umfangreiche Auswertung von Metadaten dürfte stattfinden. DIe Datenbasis der Bild dürfte eine ausreichende Größe haben und läßt sich konzernintern ebenfalls abgleichen.

    .
    Der Wert von Nachrichten, wie Rob Vegas es um 16:35 geschrieben hat [31] kommt noch on Top. Nicht alles was eine Überschrift verspricht wird gehalten.
    Zu Schulzeiten hatte ich eine Reihenfolge von „wissenschaftlichen“ Zeitschriften, die den Wert der Nachrichten abbildet:
    a) Peter Moosleitners Magazin – gibts das noch? (Passt in jedem Fall in Robs Beispiel mit Atlantis) :-D
    b) Bilder der Wissenschaft
    c) Spektrum der Wissenschaft
    Die Reihenfolge und den Anspruch mag jeder für sich selber festlegen ;-)

  37. „Gerüchte, Spekulationen und Halbwahrheiten werden zu angeblichen Fakten zusammengekocht. Und plötzlich titelt sogar der angeblich seriöse „Tagesspiegel“: „Beckenbauer unter Verdacht!“
    Unter welchem Verdacht denn? Dass er seine Stimme an Katar verkauft hat? Und jetzt von den Petro-Dollar der Scheichs lebt?“

    Vielleicht offtopic, aber das ist auf Bild.de zu lesen, ich glaube das nicht…

  38. In 8 von 10 Fällen bin ich grundsätzlich der gleichen Auffassung wie Stefan Niggemeier. Diesmal nicht -ich halte die Kernthese von diesem Blogpost:

    „Bild agiert blind und ungeschickt bei der Umsetzung der Bezahlstrategie“

    für schlichtweg falsch.

    Da das anscheinend sonst niemand hier so sieht, möchte ich gerne meine Argumente zur Diskussion beitragen. Ich tippe schnell weil ich ins Bett muss – Tippfehler bitte großzügig übersehen. Danke.

    1. Google Suche ist ungleich Google News

    Content-Webangebote bekommen in Deutschland zwischen 40 und 90% ihres Traffics über die Google Suche. Wenn Bild.de wenig Traffic über die Google-Suche bekommt, sind das immernoch 40-50%. Wenn irgendwo etwas anderes steht, ist es falsch.

    Google News dagegen ist gar nicht so erfolgreich wie man meinen könnte. Ich kenne die Reichweite nicht genau – geraten: unter 10 Mio. User im Monat. Also schon viel, aber die Nutzerzahlen der Google-Suche sind 3-6x so hoch wie von GNews.

    Deshalb: GNews ist für Nachrichten-Angebote sehr wichtig, aber die meisten Zeit wenn jemand von Google-Optimierung spricht, meint er die Suche.

    2. Zielgruppe Google-News-Nutzer

    Der eigentliche Grund, warum die Verlage GNews hassen: jeder regelmäßige Nutzer bekommt ja in kürzester Zeit einen Crashkurs verpasst, wie Nachrichten-Journalismus tatsächlich funktioniert. Also er merkt sehr schnell, dass die meisten Texte auf den ganzen Webseiten von wenigen Quellen (dpa etc.) gespeist werden. Und oft nur diese Quellen paraphrasiert werden. Geht ja oft auch gar nicht anders – klar, aber es ist für den Nicht-Journalisten schon ernüchternd. Mir gerade passiert bei diesem Höhlenforscher-Unglück: nach 15 angeklickten Seiten – man kann auch nur Spon lesen, letztlich basieren alle Texte auf den Infos einer Pressekonferenz. Thats it.

    Diese aufgeklärten Nachrichten-Nutzer nun von Bild+ zu überzeugen, dürfte nahezu unmöglich sein. Ein Google-News-Nutzer ist also bestimmt nicht mehr die Zielgruppe von einem Paid-Content-Boulevard-Angebot. Der ist im Grunde verloren.

    3. Zielgruppe potentielle Bild+ Abonennten

    Auch wenn es uns allen unerklärlich scheint: es gibt Menschen die sich nun seit Jahrzehnten aus der Bildzeitung informieren. Und davon gibt es welche, die Bild.de direkt aufrufen. Das sind sicher irgendwas zwischen 2 und 4 Millionen Leute im Monat. Und die gilt es davon zu überzeugen, Bild+ zu abonnieren. Das sind nicht die GNews-Nutzer.

    4. Hypothese: Bild+ in Google News könnte sogar kontraproduktiv sein

    Das absolute Bestcase-Szenario für Bild+ in Google News wäre folgendes:

    Ein Thema – Beispiel „Vertragsunterzeichnung Fußballer“ ist schon auf der Startseite von GNews. 100 Artikel spekulieren, ob xyz nun seinen Vertrag unterzeichnet oder nicht. Jetzt kommt Bild+ mit der Meldung: „wir wissen es genau, er hat… bitte hier klicken“.

    NUR IN DIESEM EINEN FALL macht es für Bild+ Sinn, in Google News vertreten zu sein. Denn nur dann wird damit der Mehrwert deutlich – wir von Bild wissen es, aber es kostet halt. Wie oft tritt das nun auf und vorallem: wie lange hält diese Situation an? 30 MInuten? 60 Minuten? Nach 90 Minuten steht die gleiche Info auf zahlreichen weiteren Seiten, praktisch nur wenige Zentimeter neben dem Paid-Content-Link. Das bringt Bild dann ja letztlich nichts mehr, außer dem Nutzer deutlich zu sagen: „schau für diese Info musst du bei uns bezahlen, bei den anderen gibts die umsonst“

    Und wenn 100 Webseiten über eine exklusive Nachricht von Bild berichten, dann bringt das im Zweifelsfalle selbst wenn es keine Klicks bringt – immernoch Credibility für die Bild-Redaktion.

    Viel profitabler könnte es deshalb sein, den Stamm-Besuchern von Bild.de diese Nachricht als Paid-Inhalt anzubieten. Weil es dabei ja darum geht: ein Stammbesucher klickt immer wieder auf für ihn interessante Artikel, und kommt immer wieder an die Bezahlschranke. Und irgendwann sagt er sich eben: ok na gut, dann werde ich jetzt halt Mitglied, ist mir diese Woche schon 3x passiert.

    Das entscheidende dabei: das kann man genau sagen, wenn man die Zahlen kennt – wenn man weiß, wieviele Anmeldungen jetzt zum Beispiel diese Fußball-Geschichte bei Bild+ innerhalb der ersten paar Stunden gebracht hat. Ob bei Springer da nun jemand sitzt, der diesen Job ordentlich macht und auf die „richtigen“ Artikel die Bezahlschranken legt, ist durchaus eine interessante Frage. Nur kann man die eben nicht beantworten, ohne dass man diese Zahlen hat (die man nie bekommen wird, denn das ist nun wirklich absolut intern).

    Zusammenfassung:
    —-

    Es könnte sein, dass Bild.de die Konvertierung ihrer Nutzer zu Bild+ – Nutzern suboptimal aussteuert und dabei Fehler macht. Und das ist auch sicher kein einfaches Geschäft. Ziemlich sicher ist aber dass dabei der Auftritt in Google News eine bestenfalls marginale Rolle spielt – ganz generell sind Google-erfahrene Nutzer nicht die Zielgruppe dieses Paid-Angebotes.

    Und wie gut oder schlecht die Bild-Leute das nun machen, kann man nicht beurteilen, ohne sich eine Menge interner Zahlen genau anzuschauen. Deshalb: ja, ich finde das von Außen gesehen auch erstaunlich wie die das tun, aber ich kann das nur zur Kenntnis nehmen. Und ganz allgemein und generell: der Springer-Verlag hat im Business-Bereich schon ein paar schlaue Leute, also ich würde denen ohne genaue Kenntnis der Zahlen nicht mal eben pauschal Ahnungslosigkeit oder Naivität unterstellen.

  39. Also ich finde den Schritt von Bild der Bezahlschranke bemerkenswert und mutig. Denen war auch klar, dass gewisse Inhalte von anderen abgekupfert werden und dann kostenfrei online gestellt werden. Zu beschissen es auch ist. Es ist aber der richtige Weg, den Bild.de hier einschlägt. Die kostenlos-Kultur im Netz ist einfach nicht finanzierbar. Es hängen ja auch eine ganze Reihe Arbeitsplätze und /oder Existenzen dran. Deshalb finde ich, dass man auch einfach mal die „Anderen“, die sich fleißig an den „gesperrten“ Geschichten bedienen hier an den Pranger stellen sollte. Und nicht die Leute beleidigen („Dummensteuer“ oder „zu dumm zum googlen“), die Redakteure (und Verlage) für Geschichten und Meldungen bezahlen.
    Ich schätze Sie, Stefan Niggemeier, seit Jahren und lese gerne Ihre, durchaus kritischen, Beiträge, Artikel oder Blogs, doch finde ich diese Polarisierung bzw. Hetze einfach nicht richtig.

    Zahle ich ja auch „Dummensteuer“ weil ich mir ein „Abo“ bei Krautreporter gesichert habe?! Dort stehen Sie, Herr Niggemeier, ebenfalls dafür ein, dass gute Geschichten schreibbar sein sollen (ohne Abhängigkeit durch Werbefinanzierung). Aber Geld brauchen auch Sie, selbst als Krautreporter dann schlussendlich doch, um zu publizieren und am Ende auch noch was zu beissen und zum wohnen zu haben.
    Deshalb finde ich, dass Sie, so kurz vor dem Ziel 900.000€ eingesammelt zu haben, den Krautreportern mit diesem Beitrag einen Bärendienst erweisen, denn niemand mag sich gerne als dumm bezeichnen lassen, wenn er Geld für eine gute Idee oder Geschichte hinblättert. Schade eigentlich.
    PS: Ich bestelle mein Abo bei Krautreporter trotzdem nicht ab, weil ich auch dort den Weg der Finanzierbarkeit und gegen die Kostenlos-Kultur Internet für richtig halte

  40. @DaW, Walter Claassen und jh:
    Nein, keine Sorge, niemand würde auf die Idee kommen, euch als BILD-Leser zu verdächtigen, die würden diesen Blog gar nicht erst finden und sich aufgrund dem Fehlen von aufgebauschten Skandalmeldungen und Hetz-Kampagnen gegen Minderheiten hier sowieso nur langweilen…. wenn dann seid ihr selber beruflich mit der BILD bzw. dem Hause Springer verbunden :-P

    BILD-Mitarbieter sind auch sicher nicht doof, da finden sich manchmal sogar sehr intelligente Leute – die Leute, die für diesen Laden arbeiten sind einfach nur ein bißchen charakterlos und haben keine Moral. Das hat aber nichts mit Intelligenz zu tun.

  41. Es geht hier nicht um das „Abkupfern“ von gewissen Inhalten. Es geht um das Verbreiten von Nachrichten. Die „Bild“ hat etwas herausgefunden, und das soll nur die „Bild“ erzählen dürfen? Dürfen die anderen Medien, Nachrichtenagenturen etc., in Zukunft die Nachricht auch nur als Teaser verbreiten? „Nach Informationen der ‚Bild‘-Zeitung sind die Verträge von 2 Fußball-Stars verlängert worden. Wenn Sie wissen wollen, um wen es sich handelt, gehen Sie auf Bild.de und bezahlen?“

    Dürfen Leute sich untereinander weitererzählen, was passiert ist, oder gehören die auch schon an den Pranger? Angenommen, die Nachricht der „Bild“-Zeitung ist richtig. Ab welchem Zeitpunkt dürften andere Medien sie ihren Lesern mitteilen?

    Es handelt sich hier um Nachrichten. Die Nachricht von der Vertragsverlängerung hatte „Bild“ womöglich als erster. Aber in dem Moment, wo sie veröffentlicht war, hatte „Bild“ sie nicht mehr exklusiv. Nachrichten sind frei. Der Versuch, für die bloße Nachricht Geld zu bekommen, kann nicht gelingen.

    Das hat auch nichts damit zu tun, ob man die Entscheidung von „Bild“ für Paid Content grundsätzlich für richtig oder falsch hält. Es geht darum, wie merkwürdig sie ihre Strategie in diesen Fällen umsetzt.

    Mit Krautreporter hat das exakt nichts zu tun.

  42. @ Holger #48

    Ich halte es grundsätzlich für einen Unterschied, um was es sich für Inhalte handelt.

    Im Ursprungsbeitrag ging es um Nachrichten, die aufgrund ihrer „Nicht-Exklusivität“ spätestens nach einigen Minuten anderswo zu lesen sein werden.

    Ihr Kommentar dürfte eher in die Richtung ziehlen, dass jemand sich die Mühe gemacht hat wirklich etwas exklusives zu produzieren.

    .
    Beide Punkte werden um das oben schon vonn Rob #31 genannte „Atlantis-Problem“ erweitert und es stellt sich die Frage, ob der toll exklusive Beitrag das Geld überhaupt Wert war.

    .
    Noch interessanter wird die Frage: Muss ich alle Beiträge bezahlen, wenn die Basisinformation schon bekannt ist aber auch mal die Tonalität, Zwischentöne oder Wertung interessant wird?
    – Z.B. für eine Auswertung / Bildung eines Eindrucks? Es ist doch manchmal wesentlich informativer, was jemand weggelassen hat.
    – Oder wenn es in einer wichtigen Diskussion heißt: Zeitung XY hat geschrieben „….“ und dass man das Zitat zur Kontrolle aufruft, soll dann auch gesperrt sein? Schließlich „könnten“ im Text oder dem Zitat ja Kürzungen oder Hinzudichtungen vorhanden sein.

    Dass Bild an der Stelle eventuell weniger differenziert oder vorhersagbarer formuliert tut der Fragestellung ja nicht weh.

  43. @Stefan Niggemeier

    „Mit Krautreporter hat das exakt nichts zu tun.“

    Da haben Sie völlig recht. Der Planung und Durchführung des Krautreporter-Projekts liegt eine gänzlich andere Art von Blödheit und Dämlichkeit zugrunde, über die ich hier hoffentlich in den nächsten Tagen etwas mehr erfahren werde!
    (Dabei würde ich mich freuen, wenn das Projekt wider Erwarten doch noch zustande kommen würde)

  44. @Stefan Niggemeier.

    Das sich hinter BILD Plus zum größten Teil Schwachsinns-Nachrichten, die kein Geld der Welt wert sind verbergen, brauchen wir glaube ich nicht wirklich diskutieren. Da sind sich glaube ich die meisten einig. (vgl. Rob #31).

    Es geht mir um die Tatsache, dass ich den Weg der Monitarisierung von (Nachrichten-)Websites durchaus etwas positives abgewinnen kann. Ganz frei von etwaigen Bewertungen des Inhaltes ansich.

    Und, ja, ich gebe Ihnen Recht: Nachrichten sollten ein freies Gut sein.

    So viel ich weiß (Twitterkrieg zwischen den Chefs Bild.de und Focus.de), gibt Bild seine Nachrichten inkl. BIld Plus immer mit Sperrfrist raus, sodass die anderen Medien die Nachrichten sehr wohl übernehmen können, aber eben mit deutlicher Zeitverzögerung. Und das finde ich in diesem Beispiel auch in Ordnung, wenn die Herren Lahm und Müller bzw. der FCB die Nachricht der Bild halt exklusiv gibt.

  45. @Holger: Es geht an dieser Stelle nicht um die „Schwachsinns-Nachrichten“, sondern einfach um Nachrichten. Und, nein, man kann keine Meldung mit Sperrfrist herausgeben und gleichzeitig selbst veröffentlichen; das tut auch Bild nicht.

  46. @Schorsch (3)
    Gibt es: Nennt sich „Hide Unwanted Results of Google Search“. Aktuelle Version 1.4.1

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