Normen Odenthal

Es ist nicht so, daß sie beim ZDF nicht auch ehrgeizig wären. Gut, die Kollegen vom ARD-„Nachtmagazin“ haben einen kleinen Catwalk, über den die Moderatoren auf- und abtreten, es gibt Interviews und sogar einen eigenen Extra-Mann für die Nachrichten. All das haben sie bei „heute nacht“ nicht. Dafür haben sie einen Moderator, der täglich zu beweisen versucht, daß man jedes beliebige Thema mit jedem anderen durch ein Wortspiel verbinden kann.

„Ein Sturm zieht über Deutschland“, sagt Normen Odenthal, „nein zwei: Das Wetter stürmt und die Volksseele auch.“ Die Sendung an diesem Freitag scheint er fast vollständig dem Motto Das ganze Leben ist eine Luftbewegung zu widmen. Nach einem Beitrag über den Besuch des Außenministers in den USA sagt er: „Von den politischen Stürmen zu denen des Wetters.“ Und dann: „Soviel zum Sturm. Und gleich noch mehr vom Hauch… von Hollywood, der derzeit durch Hamburg weht.“

Wie kommt man von der Internationalen Raumstation zur Fußball-Bundesliga? Odenthal macht’s vor: „Thomas Reiter macht sich Gedanken, wann er wieder runter kommt, und wir sprechen jetzt über ein paar Kandidaten, die möglichst weit hinauf wollen.“ Und wie von „Wetten dass“ zur Wettervorhersage? Gar nicht. Egal. „Und wetten dass ist das Wetter morgen auch.“ Dabei betont Odenthal jedes Wort so, als liege der Fehler, wenn ich vergeblich nach einem Sinn in diesem Satz suche, ganz klar bei mir. Nach dem Wetter wird’s wieder leicht, da empfiehlt er gerne etwas „wärmstens“.

Glück ist für Normen Odenthal, wenn ein Thema wie das Rauchverbot in den Nachrichten ist. Dann beginnt er mit dem Satz: „Hurra, hurra, die Kippe brennt“, fügt hinzu: „Das Rauchverbot ist schon wieder Asche“ und fragt am Ende: „Viel Qualm um nichts?“

Odenthals Vorgänger war Thomas Kausch, der italienische Lässigkeit in die Nachrichten brachte und sich immer mit „Ciao“ verabschiedet. Odenthal aber ist der Oberlässi. Er verabschiedet sich mit: „Tschüß-tschüß“.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

11 Replies to “Normen Odenthal”

  1. Du mußt übrigens aufpassen. Wenn ich hier jeden Montag gratis den wichtigsten Teil der FASZ-Fernsehseite serviert bekomme, fehlt mir demnächst die Motivation, das Blatt beim Bäcker mitzunehmen. ;-)

  2. Naja, niels, eigentlich lohnt sich m.E. fast nur noch die Medien/“Fernseh“seite. Der Literaturteil lebt von großmäuligen aber wenig fundierten Texten (Weidermann, Seidl); im Bereich Musik schreibt man mit ein paar Wochen Verzögerung das, was in einem Magazin wie SPEX schon lange durch ist und einzig Maak und vor allem Körte (Kino!) machen ihre Aufgabe ganz gut.
    Möglicherweise kann Stefan ja direkt weiterhelfen: warum probiert Frank Schirrmacher so verzweifelt „hip“ zu sein im Feuilleton der FAS? Die halbe Tempo-Redaktion ist ja kein gutes Zeichen und dann diese hohe Quote von komplettem Quatsch (Adorjan über die Rolling Stones: „ein einziges gutes Lied, und das geht irgendwo so (…)“ – natürlich ist das eine private Meinung, aber man sollte sie schon auf ein fundiertes Gerüst stellen) oder betont jugendlichem Gehabe – all surface, no meaning.
    Ärgerlich, denn der Gorilla auf dem Titel war gestern ja tatsächlich herzerwärmend…

  3. Musik- und Literaturteil lese ich nur selten.

    Der Politik-Teil ist aber für meinen Geschmack ganz gut gemacht; von dem könnte sich das Mutterblatt auch mal das eine oder andere abschauen.

  4. Ist dieser Artikel einfach nur eine Kopie aus der FASZ oder auch Deine eigene Meinung? Das kommt hier nicht eindeutig heraus.
    Wie dem auch sei. Ich finde es gerade gut, wie Normen Odenthal in „heute nacht“ die Nachrichten präsentiert. Was ist schlecht daran, die Nachrichten des Tages mit etwas Witz und ironischen Anspielungen zu verpacken? Eigentlich genau richtig am Ende des Tages.
    Wer die Witze nicht versteht oder sie nicht mag, muss die Sendung ja nicht anschauen. Und wer Nachrichten auf reine Sachlichkeit begrenzt wissen will, der bekommt diese den Rest des Tages beim ZDF.

  5. „Wer die Witze nicht versteht oder sie nicht mag, muss die Sendung ja nicht anschauen. „

    Hm. Das Argument kommt mir bekannt vor.
    Über eine Sendung (ein Buch, eine Zeitung, ein Film, ein Stück Musik) schreiben und womöglich kritisieren darf man nicht?

  6. @Jeeves: Natürlich darf man Kritik üben! Aber es ist ja nicht so, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als Normen Odenthal zu kucken. Es verhält sich halt, wie bei vielen Sachen: Dem einen gefällt’s, dem anderen nicht. Eben einfach Geschmackssache.
    Sich eine Sendung anzuschauen, die man nicht mag (bzw. ihren Moderator) oder gar darüber einen Artikel zu verfassen, das würde ich bei der Auswahl im dt. Fernsehen einfach nicht machen. Das wäre für mich Zeitverschwendung. Deshalb meine ich, was soll’s: Wer Normen nicht mag, schaut eben ARD oder was anderes. Und gut is.
    @Stefan: Aha. Danke.

  7. […] ertragen. Da ist erstmal der Erzähler, Normen Odenthal, zu dem Stefan Niggemeier erst kürzlich alles Nötige geschrieben hat. In “Album 2006″, ausgestrahlt am letzten Sonntag, reiht er ohne Halt […]

  8. – Tante M. am 22.05.2009 –
    Phopa am 65. kann ich nicht wieder gutmachen; aber bin zuversichtlich, Ärzte erforschen Ursachen. toi, toi, toi for your baby!

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