Super-Symbolfotos (46)

So bebildert die Koblenzer „Rhein-Zeitung“ heute die Festnahme von zwei Männern in einem Flugzeug auf dem Flughafen Köln-Bonn, die nach Angaben des Landeskriminalamtes „völlig unspektakulär“ und ohne eine „Erstürmung“ der Maschine abgelaufen ist:

Unter das Bild hat die Zeitung folgenden Text geschrieben:

Schneller Zugriff: Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat zwei mutmaßliche Terroristen auf dem Köln-Bonner Flughafen gefasst. Unser Foto zeigt eine entsprechende Einheit bei einer Übung in voller Kampfmontur. Der Ernstfall in Köln lief nicht ganz so spektakulär ab. Die Polizisten, die den Zugriff ausführten, näherten sich den ahnungslosen Islamisten eher unauffällig.

[via Torsten Kleinz]

(Ach so, und von welchem Medium stammte ursprünglich die Falschmeldung, die Maschine sei „gestürmt“ worden? Richtig.)

27 Replies to “Super-Symbolfotos (46)”

  1. Blöde Sache, wenn einem die Realität die ganze Story kaputtmacht. Dann kann man immerhin noch so bebildern, wie man es gerne berichtet hätte. Ich finde das sehr menschlich, dass uns Zeitungsredakteure auf diese Weise gerne Einblick in ihre feuchten Träume verschaffen. ;-)

  2. @4 „Böser Spott“?
    Wo in dem kurzen Niggemeier-Text ist denn der? Er drückt sich hier – wie eigentlich meist – sehr sachlich aus.
    „Spott“ oder gar „bösen Spott“ benötigt’s selten, denn die Zeitung oder den Schreiber einfach nur zitieren: das ist meist entlarvend genug.

  3. Also wenn 30.000 Menschen im Jahr in Deutschland an Krankheiten in Krankenhäuser sterben sollen, die sie sich dort erst eingefangen haben, dann ist ja der angeblich vorherrschende Terror in Deutschland im Grunde keine Silbe in den Medien wert.

    Von den jährlich 30.000 Toten (+ Dunkelziffer) hört man allerdings nichts oder lassen die Medien erst immer eine derartige Zahl anwachsen um dann mal darüber zu berichten?

    Von wem werden die Prioritäten diktiert?

  4. @Jeeves

    Der „böse Spott“, den ich meinte, ergibt sich aus dem Link. Das können andere natürlich ganz anders bewerten, denn mit Ironie und Sarkasmus habe ich es sonst tatsächlich nicht so.

    Meine Formulierung sollte also keine Kritik an Stefan Niggemeier sein. Am sachlichen Fundament dieses Beitrages wie auch der anderen Beiträge Stefans zweifle ich nicht. Und wenn doch einmal, dann sage ich das nicht durch die Hintertür. Das kam aber bisher nur ein einziges mal vor, wenn ich mich jetzt richtig entsinne.

    Aber der Link kommentiert sich selbst. Für mich ist das Sarkasmus, bitterer oder „böser“ Spott also (und angemessen). Und da der Link von Stefan gesetzt wurde…

    Aber, wie gesagt, das kann man auch ganz anders sehen.

  5. Wahrscheinlich spielt der Bildredakteur(also der für Bilder zuständige, nicht der von BILD) zuviele Killerspiele – dachte zuerst das ist ein Screenshot.

  6. Aber schön zu wissen, dass es laut letztem Satz der Bildunterschrift „Islamisten“ waren – und zwar „ahnunglose“ und nicht etwa „mutmaßliche“.

  7. Hier bei uns im Hunsrück (die Rheinzeitung erscheint hier als „Hunsrücker Zeitung“) passiert ja nur alle zehn Jahre was Aufregendes, daher müssen die Schlagzeilen in der Presse wenigstens was hermachen ;-)

  8. Mit Meldungen unter „Terrorist im Flugzeug“ holt man heute wohl niemanden mehr hinterm Ofen vor. Oder warum wartet man extra bis die beiden in einem Flugzeug sitzen?

  9. “ Für mich ist das Sarkasmus, bitterer oder „böser” Spott also (und angemessen). Und da der Link von Stefan gesetzt wurde… Aber, wie gesagt, das kann man auch ganz anders sehen.“

    In welchem der drei Links in dem kurzen Niggemeier-Artikel sehen Sie „bösen Spott“?
    1) „So“ = das unkommentierte Foto der „Rhein-Zeitung“
    2) „Torsten Kleinz“? = zahmer Blog-Artikel über den gleichen Fall
    3) „Richtig“? = Screenshot von simpler Google-Listung
    Also ich seh‘ da nirgends „bösen Spott“, weder bei den Links und erst recht nicht beim Herrn Niggemeier. Obwohl diese Rhein-Zeitung reichlich Spott verdient hätte. Aber wie bereits bemerkt, mit Zitieren erreicht man oft viel mehr.

  10. Das hat mit Hunsrück nichts zu tun. Auch die BZ in Berlin titelt heute so (und zz. auch noch im www). Obwohl die Polizei bereits gestern Vormittag deutlich machte, dass nicht einmal Angehörige einer Spezialeinheit (wie z.B. SEK) zum Einsatz kamen, sondern Beamte der am Flughafen ständig präsenten Bundespolizei die Festnahmen durchführten..

  11. Witzig!
    Als ich gestern im Schneideraum ausschließlich in B- und Express-online… jaja Postproduction ist eine Art innere Einkehr. Da bleibt einem nur noch das Lesen von online „news“… von einer Stürmung der Maschine las wollte ich es eigentlich direkt an bildblog schicken. Vorher wollte ich allerdings noch sehen, wie viele (inkl. dpa) das denn auf die Schnelle abschreiben. Die „24 Action-wärdochgeilwennindeutschlandauchmalwasspäktakulärespassiert“-Variante hat es dann am Ende doch nur in mein Heimat-Käseblatt RZ in Form von einer Art „CallOfDuty“ Screenshot geschafft. Vielleicht kann man das Bild dann vor Weihnachten nochmal benutzen um über Gewaltvideospiele zu berichten… SEK, LKA, CIA, C&A… das ist doch im Grunde alles das Selbe!

  12. „Ach so, und von welchem Medium stammte ursprünglich die Falschmeldung, die Maschine sei „gestürmt” worden?“

    Ist das jetzt Kritik an der Bildzeitung oder an der dpa. Ich mein, dass die Bild „gestürmt“ schreibt ist klar, is ja ne Boulevardzeitung. Das andere Medien einen dpa-Bericht ungeprüft übernehmen, is auch klar.
    Aber warum schreibt die dpa ständig irgendwas falsches von der Bild ab?

  13. Genauso Schwachsinn: SPON schreibt jetzt: „Staatsanwaltschaft erlässt Haftbefehl gegen Terrorverdächtige“.

  14. @ Thomas #16
    Es ist mir ein Rätsel! Aber der Glaube scheint verbreitet, dass eine Presseagentur in irgendeiner Weise Journalisten beschäftigt, und Informationen hätte. Tun die nie, haben die nicht. Journalisten wie Informationen kosten Geld und Zeit. Sie müssen abschreiben, anders kriegen die keine Zeile gefüllt. Bild leistet sich wenigstens noch seinen Stall von Reportern, die machen es nicht richtig – aber immerhin tun die noch was.

  15. @grey: Ich habe selber mal bei der dpa (Hospitanz) gearbeitet und kann Dir versichern, dass da zum größten Teil Journalisten arbeiten. Sogar sehr gute.

    Mir ist aber noch ne andere Idee gekommen: Wenn die Fehlerrate, vor allem auch peinlicherer Fehler, bei dpa/Bild-Meldungen so groß ist, dann sollten die Zeitungen vielleicht diese Meldungen nicht ins Blatt heben, entsprechend wird die dpa auch weniger produzieren.
    Oder man setzt sich zusammen und bespricht das Problem mal, wenn es denn ein Problem ist – denn nicht jeder wird das so wahrnehmen wie Stefan Niggemeier. Allerdings vermute ich, dass Bild auch dpa-Kunde ist und der ASV sowieso. Entsprechend veröffentlicht man auch gerne was Kunden schreiben, und da ja der Betrag den die dpa von ihren Kunden bekommt wohl von der Auflagenstärke abhängt… Schwer.

  16. @Rob, #12: Weil ein Flugzeug eine prima Falle ist?
    Die zu verhaftenden sehen kaum, daß sich überhaupt jmd. nähert, es gibt nur einen Ausgang, es ist eng, und solange die Maschine am Boden steht ist das wie eine Thunfischdose.

    Und wenn es gemeldet wird, macht es was her. Flugzeug!!9!11!!

    Die Zeitung dient der Unterhaltung, und soll etwas mit der Realität zu tun haben.
    Nachrichten sind Waren die vor allem hübsch verpackt sein müssen.

    Wer es besser weiß kann sich seine Meldungen ja selbst schreiben.

  17. Das Bild ist nicht das einzige, was an dem Artikel nicht stimmt. So werden zum Beispiel per Überschrift die Jugendlichen, die die Polizisten überfallen haben zu „Märtyrern“ erklärt – dabei hatten die nach allen vorliegenden Informationen keineswegs vor, zu Märtyrern zu werden.

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