„Nachtmagazin“ produziert Anfang nach Panne noch einmal neu fürs Netz

Sie mögen das bei ARD-aktuell, aus irgendwelchen Gründen, wenn die Moderatorin oder der Moderator des „Nachtmagazins“ am Anfang der Sendung ein paar Schritte quer durchs Studio geht. Deshalb stehen sie nicht auf ihrer ersten Moderationsposition, sondern laufen immer erst vom Tisch über das teure Nachrichtenparkett dahin. Währenddessen fliegt die Kamera eine Runde durchs Studio, vermutlich nach dem Motto: Wenn das schon technisch möglich ist, sollte man es auch machen.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gab es Komplikationen:

Kann mal passieren, und Gabi Bauer ist ohnehin nicht so leicht aus der Fassung zu bringen.

Interessant ist aber, dass die Sendung im Archiv auf tagesschau.de ohne die Panne beginnt. Stattdessen sieht man in ganzer Pracht, was sich die Redaktion ausgedacht hatte, um die gewaltige Projektionswand zu bespielen.

Der Anfang wurde also nach der Sendung noch einmal produziert. Was doch ein erstaunlicher Aufwand ist. Kai Gniffke, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, erklärt es mir so:

Die Nutzer von tagesschau.de haben Anspruch auf inhaltlich und technisch fehlerfreie Informationssendungen. Dabei lassen wir uns von folgender Überlegung leiten: Ist eine Nachrichten-Website ein reiner Ausspielkanal für all das, was man im linearen Fernsehen gesendet hat, quasi als Dokumentation des Senders, oder ein Portal, das den Nutzern die Möglichkeit gibt, sich zeitunabhängig mit Hilfe von Videos auf Abruf zu informieren? Wir haben uns ganz eindeutig für das Letztere und damit für die meines Erachtens modernere Interpretation entschieden, auch wenn wir diejenigen Nutzer enttäuschen, die auf unserer Website auch gerne Sendestörungen wiedergegeben sähen.

Na gut. Müssen die Sendestörungsgucker halt hierher kommen.

[mit Dank an Robin D.!]

53 Replies to “„Nachtmagazin“ produziert Anfang nach Panne noch einmal neu fürs Netz”

  1. Angesichts der ganzen Schlampereien in den Medien ist ein wenig Perfektionismus nun nichts, über das man abfällig berichten muss.

  2. Ich weiss nicht ob man das unbedingt gleich als „moderner“ überhöhen muss, aber davon abgesehen finde ich Gniffkes Argument sachlich überzeugend.

  3. Mhh, mal schnell hinterher aufgeräumt. Extra fürs Netz. Warum nicht. Irgendwie auch süss.
    Mir fiel nebenbei auf, dass Frau Bauer den Bericht über den, an sich ziemlich kriegerischen Sachverhalt, eher wie ein spannendes „Sportevent“ anmoderierte …

  4. Für verwerflich halte ich es auch nicht. Als glühender Verehrer medialer Transparenz – inhaltlich sowie produktionstechnisch – hätte ich es allerdings mit Panne ins Netz gestellt.

    BTW: Die Bildästhetik der „neuen“ tagesschau-Inszenierung finde ich persönlich übrigens höchst gelungen. Der großflächige Einsatz von sehr gut gewählten Fotos erinnert mich zuweilen an den Magazinjournalismus. Äh, also, den guten Magazinjournalismus. Muss man ja heute schon dazu sagen. Ob dann jedes mal die Kamera drüber weg jetten muss, ist dann tatsächlich Geschmackssache.

  5. „Sie mögen das bei ARD-aktuell, aus irgendwelchen Gründen, wenn die Moderatorin oder der Moderator des „Nachtmagazins“ am Anfang der Sendung ein paar Schritte quer durchs Studio geht. “

    Das mögen sie beim ZDF auch. Beim Wetterbericht nach dem heute-Journal kommt der Moderator auch immer vom rechten Bildrand forschen Schrittes reinmarschiert. Ich frag mich dabei immer: Wer denkt sich sowas aus und vor allem: was soll das?

  6. Das hat ein „1984“ feeling, wenn Archive „korrigiert“ werden. Was wird sich Gniffke beim nächsten Mal erlauben? Tagesschau nochmal drehen wenn „Terrorismusexperte“ Rainald Becker wieder Unsinn redet?

  7. @Tilman

    Das ist in meinen Augen auch genau der Knackpunkt. Es wird korrigiert, aber wer sagt, wo da die Grenze ist. Im Live-Interview verhaspelt sich die Kanzlerin oder einem Hinterbänkler rutscht „Autobahn“ raus und dann wird das im Netz alles glatt gezogen, weil ja nur wichtig ist, dass die eigentliche Info rüberkommt, für all die, die sich online „bloß“ informieren wollen. Das Drumherum ist editierbar? Bei manchen Online-Herausgebern hat sich eingebürgert, auf erfolgte Korrekturen am Ende des Textes hinzuweisen. Wird das die Tagesschau dann auch tun? („In der ursprünglichen Fassung ist die Moderatorin über die Klippe gestolpert und Herr Gauck hat Putin mit Hitler verglichen, meinte aber eigentlich Mussolini. Wir haben das in der Netzversion richtig gestellt. Danke.“

  8. @ Axel (# 9)

    »Es wird korrigiert, aber wer sagt, wo da die Grenze ist.«

    Das es für stillschweigende Korrekturen eine Grenze gibt, heißt nicht, dass jede Korrektur diese Grenze auch überschreitet. Die Grenze, ab der eine Korrektur kenntlich zu machen ist, ist erst erreicht, wenn sie den Sinn der ursprünglichen Äußerung verändert.
    An dieser einfachen Regel orientiert sich dieses Blog von Stefan Niggemeier (Kommafehler in Artikeln werden stillschweigend korrigiert, sinnverändernde Nachträge werden kenntlich gemacht) und an ihr kann sich auch die ARD orientieren.

  9. Ehrlich gesagt freut es mich durchaus, dass man extra für das Netz nochmal eine fehlerfreie Version „einspielt“. In diesem Sinne: Danke ARD. Alles richtig gemacht!

    Grüße

  10. Och Leute, natürlich ist das kein Weltuntergang, aber ich finde die Begründung schon interessant. Was ist daran modern? Und was ist das für eine tricky Unterscheidung um die sich der Chefredakteur bemühte? Die Möglichkeit Informationen zeitunabhängig abzurufen wird doch durch den klein Patzer am Anfang nicht gestört. Mehr Mut zu Fehlern! Und Applaus für die Moderatorin, die sehr souverän reagiert hat! Sowas sollte man mehr zeigen.

  11. Ob eine Neu-Aufzeichnung generell klug war, weiß ich nicht. Dr. Gniffkes Argumentation ist sicher nicht ganz falsch —

    A B E R: Ungeheuerlich (ich mag dieses Wort) ist, dass ARD-Aktuell für die Web-Version die Uhr zurückdreht (beide Sendungen sollen um 00:08:XX begonnen haben) — das zeigt doch sehr eindrucksvoll, dass dem Web-Nutzer eben doch suggeriert werden soll, dass SEI eine glaubwürdige Dokumentation dessen, was im linearen TV lief.
    Dr. Gniffkes Argument, man wolle den Web-Nutzer einfach »nur informieren«, ohne, dass der sich noch mit der dämlichen Panne aus dem linearen TV rumärgern müssen, greift nicht mehr.

    Ich verstehe nicht, was das soll. Bei ARD-Aktuell arbeiten doch hauptsächlich kluge Menschen (Rainald Becker arbeitet ja für den SWR) – warum muss man irgendwelchen ollen Verschwörungsaffen also immer wieder Futter in ihren stinkenden Käfig werfen?

  12. „Modern“ ist das wohl insofern, dass das Internet damit gewissermaßen als eigenständiger „Kanal“ betrachtet wird und eben nicht nur als Abladeplatz für für’s Fernsehen produzierte Sendungen.

    Daher halte ich das auch für okay, die in vorherigen Kommentaren angesprochene Grenze ist natürlich dennoch überaus wichtig.

  13. Ich habe mit manchen ARD-Positionen so meine Schwieigkeiten, aber in diesem Falle halte ich die Entscheidung, eine technisch verpannte Livemoderation fürs Netz nochmal neu einzusprechen, für absolut begründet und nachvollziehbar.

    Anders wäre es beispielsweise, wenn man (wie es leider im öffentlichen-rechtlichen Radio ständig passiert), bei einer vorab aufgezeichneten Interviewschalte die Fragen des Moderators nochmal neu aufzeichnet, ohne dies kenntlich zu machen. Aber darum geht es hier ja nicht.

  14. Sonst nix los heute?
    Gniffkes Argumente sind doch überzeugend, und im obigen Artikel findet sich kein einziges Gegenargument, also what genau is the point nochmal…?

    (Geht das anderen eigentlich auch so? Oft kommentiert man nur, wenn man was zu meckern hat. Dabei bin ich meistens hier zufrieden. Ich sag halt nur dann nichts.)

  15. Hier gibt’s aber nunmal was zu meckern!

    Wenn ARD-Aktuell auf die Online-Sendung vorne »11. September 2013 – 00:08:33« draufschreibt, dann darf man erwarten, dass auch der 11. September, 0.08 Uhr, drin ist. Und nicht 0.30 Uhr, als die echte Sendung vorbei war.

    Gut, das Problem ist nicht, was ARD-Aktuell tatsächlich gemacht hat. Das Problem ist die Wirkung, die es haben kann.

    Viel zu viele Menschen verlieren Vertrauen gegenüber Journalisten. Da ist es einfach nur dumm, sich mit solchen unnötigen Eitelkeiten angreifbar zu machen.

    Ja, richtig, ich weiß ja, wäre eine redaktionelle Änderung vorgenommen worden, dann wäre das in jedem Fall kenntlich gemacht worden. Aber der erste Eindruck ist nunmal dahin. »Aha, die faken [sic] sogar das Nachtmagazin. Wenn schon das Intro falsch ist, was ist dann erst mit den Beiträgen«.
    Das hat die beste deutsche TV-Nachrichtenmannschaft nicht nötig.

    PS.
    Man hätte den verpatzten Start für’s Netz auch einfach wegschneiden können, um direkt mit Bauers Moderation zu beginnen (die originale; da hat ja nur das Hintergrundbild gefehlt). Dann müsste Herr Niggemeier nichtmal das elendige Umherstolzieren ertragen.

  16. @Tilman/8:
    Die Online-Version der „Tagesschau“ soll ja aber eben nicht bloß eine archivierte Ablage der Offline-Version sein – genau das sagt Herr Gniffke doch.
    Aber stimmt schon, wenn im Taschenbuch stillschweigend ein Druckfehler aus der gebundenen Erstausgabe berichtigt oder das Autorenfoto aktualisiert wird, ist Orwell echt Realität.

    Und überhaupt, die eigentliche Frage ist doch: Was wusste der Mossad?

  17. @amfenster: ein Taschenbuch ist kein Archiv von irgendwas. Und im Taschenbuch steht „xx. Auflage“. Analog wäre es z.B. wenn die Tagesschau irgendeine Flagge noch falsch hat (damit haben die ja manchmal Probleme), aber die nächste Ausgabe 3 Stunden später dann richtig, nicht dass die Web-Kopie klammheimlich korrigiert wird. Bei der Tagesschau im WWW steht „Sendungsarchiv“ und ein Datum und Uhrzeit. Gniffke tut das was er oft tut, wenn er mal wieder ertappt wurde: er versucht das was getan wurde, als den Normalfall darzustellen. Hier behauptet er nun kackdreist, dass das Sendungsarchiv (mit Uhrzeit und Datum) „zeitunabhängig“ sei.

  18. …naja, habe gerade Rolf-Dieter Krause von vor 25Jahren auf ARD-Alpha gesehen.
    Welch ein Glück, dass es damals noch kein Internet heutiger Prägung und daher auch noch keine etwas mühevolle Blog-Beiträge gab, bei allem Respekt!
    Schönes Wochenende…

  19. „…ein Portal, das den Nutzern die Möglichkeit gibt, sich zeitunabhängig mit Hilfe von Videos auf Abruf zu informieren? Wir haben uns ganz eindeutig für das Letztere … entschieden[…]“
    Meint Gniffke damit, daß „tagesschau.de“ ein eigenständiges publizistisches Medium ist ?

  20. „Der Anfang wurde also nach der Sendung noch einmal produziert. Was doch ein erstaunlicher Aufwand ist.“

    Die Kohle dafür haben die satt.

    Ansonsten: die Tagesschau ist eine Institution. Wenn eine Sendung eigens fürs Web produziert wird, dann sollten zumindest die angegebenen Zeiten stimmen. Gniffkes Argument ist ein Hilfsargument. Tatsächlich haben sie in eigener Sache manipuliert. So etwas mag anderswo vorkommen, aber für die Tagesschau und das Selbstverständnis der Redaktion ist das eine heikle Kiste.

  21. @16, Jan: Das ist ein interessanter Gedanke, aber wenn das Internet als eigenständiger Kanal betrachtet werden würde, dann sehe ich trotzdem keinen Grund den Patzer aus der Fernsehaufzeichnung zu korrigieren. Ich glaube eher dass die Entscheidung für ein Seh-Komfort für die Internetuser fiel, schlicht und einfach, wahrscheinlich hatten sich in der Vergangenheit die vielen Smartphone-Nutzer-Nachtschicht-U-Bahn-Nachrichtengucker beschwert; für das nachträgliche Internet darf es keinen Luxus des Live geben, nur Stromlinienförmigkeit….pfft.

  22. Für den Live-Zuschauer ist es amüsierend, wenn in den ARD-aktuell-Sendungen Fehler passieren. Warum auch immer, diese Patzer schaffen es ja auch immer in die Zeitungen.

    Bei anderen aufgezeichneten Sendungen werden ja auch Fehler herausgeschnitten, wieso dann nicht auch nachträglich für tagesschau.de? Ebenfalls nachträglich bearbeitet wurde übrigens erst vor einigen Wochen eine tagesschau-Ausgabe, als das Wetter in der Live-Sendung nicht kam. Da gab es dann die Verschwörungstheorie, dass die tagesschau nicht live ist, weil Jan Hofer professionell reagiert hat, indem er darauf gar nicht reagiert hat – und konnte sich so einen erneuten Dreh der Verabschiedung sparen.

    Ich finde es gut, dass man sich die Mühe gemacht hat, dafür den Anfang extra nochmal zu drehen. Verlangen würde dies sicherlich niemand, es zeigt für mich aber, dass man dort im Gegensatz zu vielen anderen Online-Ablegern „traditioneller“ Medien ebenfalls qualitativ auf entsprechendem Niveau arbeitet. Dass davon kein redaktioneller Inhalt betroffen sein darf, versteht sich von selbst. Gerade bei ARD-Nachrichten würde das eh sofort auffallen, irgendwelche Leute scheinen sich ja auf die Beobachtung nur dieser spezialisiert zu haben.

    Nebenbei: Gabi Bauer ist toll!

  23. Ich bin schon erstaunt, wie viele Leute überhaupt kein Problem damit haben, dass ARD-aktuell alles tut, den Eindruck zu erwecken, die Sendung sei so gewesen, wie sie auf tagesschau.de zu sehen ist, inklusive gefaketer Uhrzeit, ohne jeden Hinweis, dass es sich um eine nachträgliche Bearbeitung handelt. Wo würde ein „redaktioneller Inhalt“ anfangen ,der davon nicht betroffen sein dürfte?

    Ich meine: Es gibt nur eine einzige sinnvolle Grenze, und die liegt vor jeder nachträglichen Änderung. Man zeigt die Sendung entweder, wie sie war. Oder man es transparent, dass es sich nicht um die Originalaufnahme handelt.

  24. Vielleicht könnte man das auch grundsätzilch über das „tagesschau“-Archiv als Hinweis setzen: Hier sehen Sie nicht die Sendungen, wie sie ausgestrahlt wurden, sondern wie wir sie gerne ausgestrahlt hätten.

  25. Das Nachtmagazin wird doch mehrmals auf Tagesschau24 wiederholt. Vielleicht war auch dies ein Grund für das Nachspiel. Oder gab es dort die echte Wiederholung?

  26. Für mich beginnt der „redaktionelle Inhalt“ da, wo die eigentlichen Nachrichten anfangen.
    Konkret für diesen Fall: Das vom defekten Kameraflug begleitete Intro mit Anmoderation von Gabi Bauer gehört da – meiner Meinung nach – sicher nicht zu. Es wurde kein Beitrag verändert, kein Interview, der Ablauf der Sendung blieb der gleiche. Selbst der Begrüßungstext blieb der gleiche (Teleprompter sei Dank).

    Die Einblendung der Uhrzeit bei den online abrufbaren Sendungen ist für mich Unsinn. Wenn ich sie online sehe, interessiert mich die genaue Uhrzeit der ursprünglichen Ausstrahlung doch nicht. Ein einfaches „Sendung vom 11.09.2014“ würde es auch tun. Dem Vorwurf der gefakten Uhrzeit stimme ich deshalb auch zu.

  27. Thomas K.: „Die Einblendung der Uhrzeit bei den online abrufbaren Sendungen ist für mich Unsinn.“

    Vor allem dann, wenn der Chef des Ganzen behauptet, seine Nachrichten-Website sei KEIN „reiner Ausspielkanal für all das, was man im linearen Fernsehen gesendet hat“.

    Gestern haben sie das Intro geändert. Morgen ist es dann vielleicht eine Anmoderation mittendrin, eine falsche Frage im Interview, was weiß ich. Es gibt so vieles, was man glätten kann.

  28. @Stefan Niggemeier: Das würde ja dann wieder das Sehvergnügen stören: „Wie jetz? Ich seh was anderes als die anderen?!“ Daher: Einfach so lassen oder gleich komplett anderes Format fürs Netz mit eigenen Patzern anbieten. Wenn ich Online-Archive durchstöbere, erwarte ich eigentlich die Fernsehsendungen zu finden und zu sehen, nach denen ich suche….

  29. @ 31/32 Stefan Niggemeier
    Mhh, ja, die Glaubwürdigkeit einiger Medien ist wohl durch die zurückliegende, oftmals hartnäckig tendenziös erscheinende Ukraine-Berichterstattung und auch wegen der entbehrlichen „Rangmanipulationen“ in unnötigen Beliebtheitslisten, mittlerweile soweit erschüttert, dass es für den einen oder anderen Zuschauer auf eine „korrekte Einbettung“ der Nachrichten vermutlich nicht mehr so unbedingt ankommt. Genauer betrachtet, scheinen ja selbst die vermeldeten Nachrichten häufig genug so eine Art „zusammengebastelte“ Informationswirklichkeit zu sein. Nicht selten beeinflusst durch ein „vorauseilendes Konformitätsverhalten“ (Schere im Kopf), an sich leitendender, freier Redakteure.
    Letztendlich steht dahinter für die Konsumenten sicherlich auch die ebenfalls nicht unberechtigte Frage, in wie weit sie sich heute noch „unbesehen“ auf die Informationsdarstellung einiger klassischer Medien berufen, bzw. verlassen können oder mögen.
    Irgendwie schade, diese kontinuierlich scheinende Entwicklung in Richtung einer ungebremsten „medialen Leichtfertigkeit“ allenthalben. Jammerschade.

    „Schimpfe“ gabs hier: http://bit.ly/1ukCtt6

  30. Ich denke nicht, dass ‚Kompromisslösungen‘, wie die Nichteinblendung der Uhrzeit (Thomas K. (# 34); theo (# 35)) oder ein genereller Korrekturhinweis (Stefan Niggemeier (# 31, 32), gangbar sind: Die Uhrzeit gibt den Redaktionsschluss der Nachrichtensendung an und stellt daher eine wesentliche Information dar; ein genereller Korrekturhinweis würde auch über das Maß der stillschweigenden Korrektur hinausgehende Änderungen erlauben.
    Im Gegensatz zum Medium der Schrift, wo summarische Angaben wie »Typos korrigiert« und umfängliche Errata für den Leser gleichermaßen verständlich sind, kennt das Video keinen Standard der Korrekturangabe (Probleme des Mediumübergangs zeigen sich ja schon in jedem Zeitungsinterview, die eben keine Transkriptionen sind). Die einzige Möglichkeit der expliziten Korrekturangabe ist daher die Wiedergabe des Originalvideos.
    Daher kann man entweder den Videopublikationen, wie auch anderen Publikationen, die Möglichkeit der stillschweigenden Korrektur einräumen, oder man muss ihnen diese Möglichkeit versagen und auf den Originalvideos bestehen.

  31. Reiner Ausspielkanal oder die Möglichkeit sich zeitunabhängig zu informieren? – Beides. Die einzelnen Beiträge auf der Startseite sollten stets auf dem neusten Stand sein, um sich schnell über ein Thema zu informieren. Das Archiv sollte aber die Sendungen so enthalten wie sie gesendet wurde. Ich informiere mich zB auch gerne mal, wie die ersten Berichte über ein Thema aussahen, als man noch wenig Details wusste und eventuell Fehlinformationen hatte. Das würde nicht gehen wenn man die Sendungen später korrigiert.

  32. @39 Mela: Meines Wissens gibt es dafür eine Videotext-Seite.
    Ansonsten: @ Herrn Niggemeier:
    Perönlich finde ich diese angesprochene „Verifikation“ nicht problematisch. Eher, dass das möglich ist und gemacht wird.
    Insoweit danke für den Hinweis.
    Veranlasst mich, noch kritischer den „Angeboten“ gegenüber zu sein.
    Grüsse

  33. @3 Twipsy; Stanley Kubrick lebt nicht mehr. Aber Sie haben recht: Neben „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Doktor Schiwago“ würde ich gerne noch einmal „2001-Odysse im Weltraum sehen(wollen).
    Wie gewohnt auf ARTE, versteht sich. Schliesslich ist man nicht irgendeiner.

  34. „… ein Portal, das den Nutzern die Möglichkeit gibt, sich zeitunabhängig mit Hilfe von Videos auf Abruf zu informieren?“

    Ich les es mit Verwunderung. Darauf, das zu sein, haben die ÖR doch längst ausdrücklich verzichtet, dachte ich. Ohne den Zuschauer zu fragen, ob er sowas gerne hätte. Hab ich da was versäumt oder gilt der Drei-Stufen-Test zum Depublizieren nun nicht mehr? Der ist doch gerade nicht zeitunabhängig, z.B. werden Beiträge (wieder) eingestellt, wenn ein aktueller Bezug besteht. Wen ich mich momentan gerade nicht für den Konflikt in der Ostukraine interessiere, sondern den im Ostkongo hab ich eben Pech gehabt.

  35. @34 Thomas K. Jeder Medienbeitrag über etwas ist nicht nur Dokumentation dieses etwas, sondern auch der Medien selbst. Das zu übersehen mag auch das Problem von Herrn Gniffke sein. Er sieht sich anscheinend in der Position eines objektiven Berichtverwalters, der alles ändern darf, solange er nur am eigentlichen Gegenstand nix ändert. Und was der „eigentliche Gegenstand“ ist, definiert natürlich er, denn er ist ja objektiv.

  36. Aber der verbumfeite Anfang ist ja nicht weg, sondern wird auf ewig im Sendearchiv der ARD konserviert sein wie alles, was jemals über den Sender gegangen ist. Die Onlineversion war letztlich nur das, was man in der Musikindustrie als Remix oder Radio Edit bezeichnen würde.
    Ich verstehe nicht ganz, wie man ernsthaft meinen kann, die Internetpräsenz der Tagesschau sei der Ort, für alle nachvollziehbar und 1:1 den Output des Linearfernsehens zu dokumentieren (auch wenn da alte Tagesschau-Ausgaben bereitstehen und das dann „Sendungsarchiv“ heißt – Archiv hier ja wohl eher im Sinne von: „alles was älter ist als die neueste (Online-)Ausgabe“). Natürlich wird da vorwiegend auf das zurückgegriffen, was eh schon fürs TV produziert wurde. Aber die Dokumentation des Gesendeten geschieht da wo sie hingehört: irgendwo in den Tiefen der Sendeanstalt, wo diese Panne für jedermann/-frau genauso zugänglich oder eher unzugänglich sein wird wie Jo Brauners drittletzte Tagesschau oder die schönsten Versprecher von Florian Silbereisen. Und ich sehe keinen Anlass zu der Vermutung, das sei in diesem Fall anders, nur weil für die Internetausgabe ein bisschen Kosmetik betrieben wurde.

  37. Ich find’s gut die verpatzte Stelle nochmal neu zu machen. Allerdings hätten sie es sich sparen können dass der Typ im Hintergrund seine Blätter durchgeht, so als würde er später noch sprechen. Das ist Verarsche.

  38. Irgendwie kommt mir den Anspruch, das Internet und insbesondere tagesschau.de sollten so etwas sein wie eine VHS-Kassette, tatsächlich etwas altmodisch vor. Noch mal was passiert ist: Statt eines aufwändig (von unseren Gebühren!) finanzierten Vorspann sieht man, wie Frau Gabi Bauer dumm in den Kulissen herumsteht und nicht weiß ob sie von links nach rechts gehen soll oder lieber umgekehrt. Und nun ist für die vielen Internet-guckenden Gebührenzahler der schöne, aufwändig produzierte Vorspann im Internet. Hätten die Sender nun beispielsweise eine Falschmeldung in den Nachrichten verbreitet, wäre natürlich zu überlegen, ob das transparent korrigiert werden müsste. Aber der Nachrichtenwert von Frau Gabi Bauer, die verloren in Kulissen steht, ist gleich null. Denn Gabi Bauer bleibt ja toll, selbst wenn sie verloren in Kulissen steht. Der Skandal ist also nicht, dass die Internetnutzer nun den tollen Vorspann sehen, sondern dass die Fernsehgucker den tollen Vorspann nicht gesehen haben. Das lässt sich aber ohne Zeitreisen schlecht korrigieren. Für alle, die sich dafür interessieren, wie Gabi Bauer kurz die Fassung verliert und dabei trotzdem super souverän und sympathisch rüberkommt, gibt es youtube und diesen Blog. Also alles super. Beim Video die Uhrzeit anzugeben ist sinnvoll, denn die Sendung spiegelt den Zustand der Welt zu dieser Uhrzeit wieder (nicht den Zustand von Gabi Bauer). Natürlich hätten die ard-Leute drunter schreiben können „Leider wusste Gabi Bauer am Anfang der Sendung nicht genau wo sie stehen sollte, wir haben das jetzt korrigiert“, aber das ist nun mal wirklich irrelevant, Schwamm drüber. Da gibt es schlimmere Manipulationen. Wenn es nur drum geht, ob jemandem der Busen aus dem Dekolleté fällt, sich wer verspricht, schwitzt, einen Popel hängen hat, oder dumm in der Gegend steht, dann darf man das ruhig nachbearbeiten, finde ich. Weil es eben keine inhaltliche Relevanz hat. Wenn in deutschen Medien nicht berichtet wird, dass Frau Merkel am Strand das Handtuch wegweht, dann ist das keine Zensur, sondern einfach Höflichkeit und Anstand. Natürlich ist es schwer, die Grenze zu Manipulation zu ziehen. Aber mit solchen Unsicherheiten muss man leben. Ein Beispiel: Wenn man 18 ist, darf man den Führerschein machen und Auto fahren. Neuerdings ab 16. Wo soll man da die Grenze ziehen? Irgendwann tritt man vor die Tür und wird von einem Dreijährigen in einem SUV plattgemacht! Am sichersten ist es, man verbietet allen sofort das Autofahren!

  39. Ich hätte übrigens eine ganz einfache erste Regeln für Änderungen, die man nachträglich nicht einfach machen kann. Wenn man irgendwo eine Uhr einblendet und sie auf eine andere Zeit stellt, als es tatsächlich gerade in diesem Moment ist.

  40. @SN: Mit Vorspann meinte ich »Anfang«, der war doch angeblich »erstaunlich aufwändig« produziert? Sorry, wenn ich die falschen Wörter benutze, bin nicht vom Fach. Die Regeln fände ich spannend, Sie haben sich darüber bestimmt mehr Gedanken gemacht als mancher andere.

    Dennoch bleibt es dabei, dass die kleine Panne bei ard inhaltlich keine Relevanz hat. Das ist oft so, dass es bei Fragen der Ethik ums Prinzip geht, vielleicht ist das unvermeidlich. Da sind wir dann wieder bei der Frage, ob es unethisch ist, wenn man Schwitzflecken retouchiert oder die Lichtverhältnisse in einem Bild im Nachhinein ändert. Ich bin persönlich eher skeptisch, ob ganz einfachen Regeln (und ihre strikte Einforderung bei so harmlosen Sachverhalten wie hier) immer die beste Variante ist. Wie ich oben schon ausgeführt hab, bestehen »einfache Regeln« meist in sehr weit reichenden (vollständigen) Verboten (z.B. Schwangerschaftsabbrüche, Drogen, usw.). Liberalere Regelungen sind oft Kompromisse und viel komplizierter. Ich kann insofern jeden verstehen, der für einfache Regeln plädiert. Andererseits sind vollständige Verbote oft übertrieben restriktiv und im Einzelfall auch nicht sinnvoll.

    Ein Beispiel: Es ist Standard, Interviews mit Politikern nachträglich inhaltlich zu verändern. Das ist problematisch, denn immerhin wird dabei suggeriert, dass das Gespräch so stattgefunden hat. Die Panne am »Anfang« der Tagesschau ist aber eher mit dem Streichen von „Ähs“ und der Korrektur von Grammatik in einem Interview zu vergleichen, was manchmal vielleicht notwendig ist, sonst wären die oft nicht lesbar (zumindest nicht bei ungeschulten Interviewpartnern). Natürlich würde man sich weniger gefilterte Nachrichten und Interviews wünschen, in der die Politiker ihre wahre Meinung sagen. Wenn sich andererseits alle hinterher auf jeden Versprecher, jede Grammatikschwäche stürzen und Schwitzflecken politisch ausgebeutet werden, finde ich das auch nicht in Ordnung.

    Die Uhr ist natürlich ein gutes Argument. Eine Uhr ist immerhin ein Präzisionsinstrument und muss »manipuliert« werden, um die falsche Zeit anzuzeigen. Außerdem zeigt sie immer die falsche Zeit an, wenn man sich die Sendung auf tagesschau.de anschaut. Was wäre gewesen, wenn die Panne darin bestanden hätte, dass die Tagesschau am »Anfang« das falsche Datum und die falsche Zeit eingeblendet hätte? Hätte man die dann im Nachhinein auf das »richtige« Datum und die »richtige« Uhrzeit ändern dürfen? Ich frage deshalb, weil die falsche Uhrzeit zum Zeitpunkt der Ausstrahlung ebenso falsch gewesen wäre wie die richtige zum Zeitpunkt der Nachbearbeitung.

    (Für alle Rätselfreunde die Lösung: Man darf die Uhrzeit ändern, aber nur wenn man die Nachbearbeitung genau um die Uhrzeit vornimmt, die angezeigt werden soll. Insofern ist es schon möglich, einen korrekten »Anfang« nachzuproduzieren, allerdings nur zu einer bestimmten Uhrzeit. Für die Korrektur des Datums muss man ein Jahr warten. Die Schwitzflecken dürfen nicht retouchiert werden, allerdings darf man die Lichtverhältnisse des Bilds so ändern, dass die Schwitzflecken nicht mehr zu sehen sind.)

  41. Das hier ist m.E. allerdings wirklich übel (wenn es denn stimmt, was SPON schreibt):

    „Das Wappen des Bataillons „Asow“ ist zu sehen, die Wolfsangel, ein Symbol, das auch bei deutschen Neonazis beliebt ist. Als Kritik daran aufkam, schnitt das ZDF den Bericht aus der Internetversion des „heute-journals“ heraus, weist an der Stelle aber nicht auf den Grund hin.“

    Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/ukraine-internet-aktivisten-werfen-ard-und-zdf-antirussische-propaganda-vor-a-994067.html

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