„Spiegel“-Autor Neef: „Das ‚Stoppt Putin jetzt‘-Titelbild war misslungen“

Christian Neef, der für den „Spiegel“ unter anderem aus der Ukraine berichtet, hat sich vom „Stoppt-Putin jetzt!“-Titel distanziert. Anders als die Verschwörungstheoretiker glauben wollten, sei das Cover zwar nicht von der CIA initiiert, aber ein Beispiel dafür, „dass wir in Zeiten wie diesen noch mehr über Titelzeilen und -bilder nachdenken müssen.“ In einem Gastbeitrag für das „Medium Magazin“ schreibt er:

Das Titelbild von Heft 31 war misslungen. Zum einen, weil die Zeile „Stoppt Putin jetzt“ missverständlich ist — auch wenn ich den Gedanken dahinter teile. Zum anderen, weil die Fotos der Opfer von MH 17 von vornherein unterstellten, dass Russland die Boeing abgeschossen hat. Und drittens, weil es ein „unspiegeliger“ Titel war — „Spiegel“-Titel sollten klug, anregend und mitunter auch doppelsinnig sein, keinesfalls plakativ. Vielleicht sollten wir unseren Lesern mitunter auch Einblick in die heißen Debatten gewähren, die jeden Freitag im Titelbild-Ressort des „Spiegels“ entbrennen.

Ich denke, darauf können wir noch lange warten.

Das „Medium Magazin“ beschäftigt sich in seiner aktuellen Titelgeschichte „Ihr lügt doch alle!“ aus vielen Perspektiven mit der „Glaubwürdigkeitsfalle“, in der sich Medien befinden. Zu Wort kommen unter anderem WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich, ARD-Korrespondentin Golineh Atai, „Zeit“-Politikchef Bernd Ulrich und der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Thevessen. FAZ-Herausgeber Günther Nonnenmacher äußert sich in einem ausführlichen Interview zur Redaktionskultur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und den Vorwürfen von Udo Ulfkotte. Und der Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger kritisiert (auch frei online in der Leseprobe) die inzwischen berühmte Untersuchung von Uwe Krüger über den „Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten“ und wirft dem Kollegen schwere wissenschaftliche Versäumnisse vor. (Von mir stehen auch ein paar Zeilen zu Ulfkotte im Heft.)

41 Replies to “„Spiegel“-Autor Neef: „Das ‚Stoppt Putin jetzt‘-Titelbild war misslungen“”

  1. Hat überhaupt jemand ernstlich behauptet, das sei von der CIA initiiert?
    Und ist es Verschwörungstheorie zu glauben, dass der Neef mit dem Halbsatz implizit die Medienkritiker mit Aluhelmträgern gleichsetzen tut?

  2. Durchaus begrüssenswert, dass nun auch eine Journalismus-interne Diskussion über die Art der Berichterstattung bei den Leitmedien ensteht. Doch bei Ihrer Aufzählung stelle ich fest, dass nur die Kritisierten in dem Heft Gelegenheit erhalten, Ihre Sicht der Dinge zu vertreten. So stelle ich mir aber eine Diskussion nicht vor.

    Einen Artikel wie ihn Paul Freyer heute auf telepolis zu diesem Thema publiziert hat, wird daher wohl leider in dem Heft fehlen:

    http://www.heise.de/tp/artikel/43/43237/1.html

  3. Und bei den erwähnten „vielen Perspektiven“ die Frage, warum weder Ulfkotte, noch Krüger, noch sonst wer aus dem anderen Lager zu Wort kommen darf. Würde das nicht gewissermaßen dazugehören?

  4. @J. S.: Ulfkotte und Krüger haben doch selbst publiziert. Das sind jetzt u.a. die Reaktionen darauf. (Ich muss doch nicht, wenn ich über ein Buch schreibe, auch noch den Buchautor wieder zu Wort kommen lassen.)

  5. „Einen Artikel wie ihn Paul Freyer heute auf telepolis…“
    Der Autor heißt Paul Schreyer. und der Artikel ist SEHR gut, lesbar und aufklärend.

  6. @4 Doch !
    … man sollte den Buchautor auch zu Worte kommen lassen; denn, wie in dem hier verlinkten Heise-Artikel dargestellt, werden den Autoren von den Betroffenen z.T. Sachen vorgeworfen, die garnicht… …aber man lese den Heise-Artikel selbst, der Link ist ja hier ein paar Kommentare weiter oben.

  7. @1, J. S.

    Hat überhaupt jemand ernstlich behauptet, das sei von der CIA initiiert?

    Von nebenan (J.S. 192):

    […]und eine maßvolle Zuspitzung, um eine Pointe zu haben, ist ganz normal.

  8. #2, es sollte natürlich Paul Schreyer heissen, sorry!

    #4, @Stefan Niggemeier. Was bringt ein Diskurs, wenn nur eine Partie vertreten ist, die dann bestimmt einmütig darlegt, dass der Vorwurf von einseitiger Berichterstattung doch nicht in dem Masse ……… und nach bestem Wissen und Gewissen …………….?

    Aber ich muss zuerst mal die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift im iKiosk kaufen, damit ich seriös Kritik anbringen kann. Vielleicht irre ich mich ja und die von Ihnen aufgezählten Journalisten beginnen wirklich endlich die Kritik ernst zu nehmen und sich zu hinterfragen.

  9. Es schmerzt mich doch sehr, dem Axel Springer Verlag (=Inhaber von iKiosk) 7.99 Euro bzw. 10 Schweizer Franken zu überweisen. Doch wie versprochen so getan. Bin gespannt, wie viel Selbstkritik in der aktuellen Ausgabe des Medium stecken wird …

  10. Man muss nicht alle Positionen von Uwe Krüger teilen, um den Artikel von Christoph Neuberger als sehr dünn zu bezeichnen.
    Zitat: „Krüger sammelte Verbindungsdaten fast nur in öffentlich zugänglichen Quellen. Dies war der falsche Weg, wenn er „Schweigekartelle“ entlarven wollte. Die Verbindungen, die er anprangert, sind jedenfalls transparent gewesen.“
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Hausherr hier ebenfalls der Meinung ist, Transparenz sei dadurch hergestellt, dass man – wenn man nur lange genug das Web durchforstet – schon etwas finden könne.
    Auch der Bezug zur Kausalität von Verbindungen und Kommentierungsweise ist sehr fragwürdig. Weil man eine Kausalität nicht einwandfrei nachweisen könne, gibt es laut Neuberger keine Probleme. So simpel schaut es also aus, wenn ein Medienwissenschaftler sich für eine bestimmte Gruppe führender Journalisten ins Zeug legt. Er wird schon wissen, was er davon hat.

  11. @yxz #9:
    Klar, aber für manche dürfte sich das auch wie eine Gleichsetzung mit Aluhelmträgern lesen, um einem sachgemäßen Diskurs aus dem Weg zu gehen.

    Aber davon mal abgesehen:
    @Stefan Niggemeier:
    Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie auf ihrem Blog auch durchaus kontroverse Diskussionen zulassen, ebenso wie ihr Artikel in der FAZ sehr sachlich war.
    Mir geht es hierbei nicht um Schleimerei, sondern mir ist bewusst, dass es für Sie einen erhöhten Moderationsaufwand bedeutet und sowas auch aus guten Gründen nicht selbstverständlich ist.
    Was die Diskussion angeht, die ich hier mit einigen hatte, denke ich halt, dass das meiste gesagt ist und ein grüner Zweig nicht in Sichtweite.
    Mir ist klar, dass Sie und andere da nicht mit mir einer Meinung sind. Muss man auch nicht.
    Egal, den Dank wollte ich vorher noch aussprechen.

  12. Ich denke, das Hauptproblem ist, dass der „Spiegel“ inzwischen meistens recht „unspiegelig“ ist, zumindest was das Ursprungsblatt angeht. Vielleicht sollte man sich da grundsätzlich mal wieder zurückbesinnen…

  13. Beim Namen Neef schießt sofort mein Blutdruck gegen die Decke. Vor einer Woche lief im Fernsehen eine Diskussion genau zu diesem Thema, und da stellte sich der Herr doch tatsächlich hin und sagte, beim Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa sei unklar, wer die Menschen darin ermordet hätte.
    Klar, da drin verbrennen (der Einfachheit halber) „Ostukrainer“ und draußen jubeln „Westukrainer“. Aber die Täterschaft ist unklar. Aber bei den Pogromen von Rostock Anfang der Neunziger ist die Täterschaft ja bekanntermaßen auch unbekannt, waren bestimmt keine Nazis.

    Und der gleiche Mann weiß aber beim Flugzeugabsturz bereits einen Tag später: „Der Russ‘ war es!“

    Und abgesehen davon, daß man hier den Täter heute noch nicht gefunden hat, gibt es noch einen anderen, entscheidenden Unterschied:
    Wer immer das Flugzeug abgeschossen hat (Ich tippe allerdings auch auf die Ost-Seite), der Abschuß war
    UNBEABSICHTIGT.
    Man wollte kein Passagierflugzeug abschießen, es gab auch gar kein Motiv.
    Aber da hat Herr Neef sofort losgebrüllt.

  14. Unter dem Teppich ist`s anscheinend schon recht voll. Es sollte also weiter darüber dislutiert werden. Trotz der „Nebelkerzen“.

    Ein lesenswerter telepolis Artikel von Herrn Paul Schreyer:

    Prof. Haller:“Tatsächlich benimmt sich SZ-Außenpolitikchef Stefan Kornelius wie ein Kickboxer, der einen Schachspieler mattsetzen möchte, indem er das Schachbrett umkippt.“

    Meine Vermutung bleibt: Manch ein Medienmacher ist so eingebunden, dass die Umsicht verloren gegangen ist und die Sicht „auf das Ganze“ eingeschränkt bleibt. Sie merken es häufig nicht einmal und fühlen sich entsprechend zu Unrecht angegriffen.

    Hajo Friedrichs meinte übrigens im SPIEGEL-Interview (am 5. April 2011):

    […]“Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“[…] (Hajo Friedrichs/SPIEGEL-Interview (5. April 2011) )

    Wobei man mit „öffentlicher Betroffenheit“ ja erfahrungsgemäß gleichzeitig viel von der medial gewünschten „öffentlichen Aufmerksamkeit“ erringt…

  15. @ theo @ meykosoft

    … und die Aussage von Friedrich war vom 27.03.1995.
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9176410.html

    Was hat sich in den Jahren geändert: Ein Krieg folgt dem anderen.
    Distanz halten geht nicht mehr.
    WIR sind wieder „Westen“.
    Wir sind NATO, wir sind Papst – wir sind embeddet.

    Noch ein Zitat der Reporterikone Peter Scholl-Latour:
    „Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung“
    Das bezog er auf unsere heutige Epoche.

  16. Was ich mich auch frage: Ist die nichtöffentlich tagende Spiegel-Redaktionskonferenz eigentlich auch ein in „stalinistischer Manier tagendes Geheimgericht“?

  17. Was mir so auffält beim Bertrachten des Covers Medium-medienmagazin.de:
    http://www.mediummagazin.de/e-paper/11-2014/

    Die fette Mittelzeile: Ihr lügt doch alle !

    Ja, das klingt wie vom erbosten Bürger, dem Wutbürger.

    Drumherum weitere Reizworte:
    manipuliert, Medienhetze, käuflich, korrupt, einseitig … usw

    Dann ganz unten:
    zentralgeschaltet

    Nanu ? Das Wort gibts nur als Elektriker-Fachbegriff. Googeln sie mal ..

    Hätte es nicht heissen sollen:
    Gleichgeschaltet ?
    Gleichgeschaltete Leitmedien ?
    Gleichgeschaltete Mainstreammedien ?

    .

  18. Neuberger wirft im „mm“ ausgerechnet der „Anstalt“ vor, auf die persönliche Ebene auszuweichen, statt Sachargumente zu bringen.
    Abgesehen davon, dass es seltsam ist, von einer Satiresendung, also Komikern zu eine supergenaue und ausdifferenzierte Argumentation vorzubringen, wenn das die Journalisten mit ihren eigenen Titelblättern nicht machen.
    Sind nicht „Putinversteher“, „Verschwörungstheoretiker“, „Putins 5. Kolonne“ usw. usf. nicht genau das, Argumente ad personam statt Sachargumente?

    Und dann schreibt er von einem Frame, in dem nur das aus der Untersuchung vergeht, was man erwartet hat (NATO-Nähe von Journalisten). Aber ist das nciht genau die Vorgehensweise der Journalisten, in der nur das wahrgenommen wird, was die ostukrainische/russische Seite als „böse“, die westukrainische als „gut“ aussehen lässt?

  19. @meykosoft #22

    danke für den link . bezüglich der gewinnerin des preises :
    man kann als journalist sicherlich lustige dinge sagen, und als „preisträger“ kann man sogar noch lustigere dinge sagen, aber das hier :

    Golineh Atai : >>Dafür sind wir da, dafür sind Augenzeugen vor Ort da, um bestimmte Situationen, schon Jahre bevor sie passieren, einzuordnen…<<

    zeigt konzentriert die ganze hybris und selbstbezogenheit des "wirklichkeits-hausmeister-clans". unbewusst ausgesprochen belegt frau atai das selbstbild der journalistischen elite.

    tja: kindermund tut wahrheit kund.

  20. Und jetzt sind wir aufgeklärt?
    Das Glaubwürdigkeitsproblem ist kein Problemchen, welches mit einem kleinen, „kostengünstigen“ Heftchen im ebook-Format abgehandelt werden kann – womöglich noch auf seriösem, wissenschaftlichem Niveau.

    Die Wissenschaft ist schon längst sprachlos angesichts der Umwälzungen in der Medienlandschaft und kommt inhaltlich nicht mehr mit. Des Weiteren werden Aussagen nicht automatisch klüger, weil ein Medienwissenschaftler sie formuliert hat.
    Zudem kann Einsichtiges nicht unbedingt von jenen erwartet werden, welche über längere Zeiträume uneinsichtig gehandelt haben.

    Weshalb wird nun in dieser Form durch den dubiosen, bekennenden „Qualitätsjournalismus“ das Thema aufbereitet? Da werden Leute zu Rate gezogen, welche gezündelt, welche aktiv zur Entstehung der Vertrauenskrise mit ihrem Handeln beigetragen haben.
    Das sollen Experten sein?^^

    Der Spiegeltitel war nicht unglücklich und nicht unspiegelig wie ein Spiegelei sondern er war eine klarer Aufruf zum feindseligen Handeln gegenüber Putin und Russland. Das nenne ich Volksverhetzung nach § 130 StGB:
    (1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
    1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert…“

    Der Spiegel lieferte eine inhaltlich substanzlose Vorverurteilung des russischen Präsidenten auf einem niedrigem intellektuellem Niveau, voller Widersprüche und unhaltbarer Spekulationen: Das war reine Verschwörungstheorie.
    Es gibt jemanden, der das alles seinerzeit sehr plakativ auf den Punkt gebracht hat.
    https://www.youtube.com/watch?v=y_6Yh9zS41o
    Warum wird dieser Kritiker und Experte nicht eingeladen zum Dialog?

    Viele Medienmacher haben in meinen Augen abgewirtschaftet.
    Die Vertrauenskrise ist von bestimmten, durchaus identifizierbaren Menschen – von Chefredakteuren – zu maßgeblichen Teilen verursacht worden. Die Vertrauenskrise ist kein von irgendwelchen fremden, womöglich außerirdischen Mächten zu uns gebrachtes, obskures Phänomen der 4. Art.
    Auch wenn andere Faktoren die Vertrauenskrise begünstigten wie Brandbeschleuniger, sollten dennoch die grob fahrlässig handelnden Redakteure nicht ungeschoren davonkommen.

    Jene Journalisten, welche den Karren nachweisbar mit Falschdarstellungen in den Dreck gezogen haben, sind zu ersetzen. Sie sind in verantwortungsvolle Positionen gebracht worden, um Verantwortung zu tragen. Sie sind dabei gescheitert und müssen nun die Verantwortung übernehmen, zur Verantwortung gezogen werden und gehen – ohne goldenen Handschlag.
    Andernfalls besteht bei Überzeugungstätern Wiederholungsgefahr.

  21. wenn es um die glaubwürdigkeit „der“ medien im allgemeinen der frankfurter allgemeinen geht, braucht man ja nicht bis russland schauen, sondern kann ja auch vor dem eigenen (hosen-)stall kehren.

    also, stephan, kommt dazu von dir auch noch was:

    http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/experten-warnen-vor-zu-frueher-aufklaerung-von-kindern-13203307.html

    oder bietest du alternativ anderen zu diesem thema ein breiteres publikum, wie z.b.:

    http://www.alexandervonbeyme.net/2014/10/16/unter-dem-deckmantel-des-journalismus/

    mir scheint dieses thema bei der offensíchtlichen verlogenheit und den politischen folgen (hamburgs spd hat ja bereits „reagiert“) doch wichtiger als abstruse hitlisten.

  22. @niggemeier #4
    „….Ulfkotte und Krüger haben doch selbst publiziert. Das sind jetzt u.a. die Reaktionen darauf. (Ich muss doch nicht, wenn ich über ein Buch schreibe, auch noch den Buchautor wieder zu Wort kommen lassen.)“

    genau darüber hat sich z.b. kornelius im fall krüger aber beschwert. er hätte nämlich gerne zu wort gekommen wollen sein. (futur III courtesy „der postillion“)

    die grossbaustelle „glaubwürdigkeit der MSM“ erinnert inzwischen an den flughafen berlin brandenburg.

  23. Habe den Artikel von Neuberger (die Kritik an der Forschungsarbeit von Krüger) überflogen und bin ernüchtert falls der Rest des Hefts auch so dürftig ausfällt (wobei die Kritik an Ulfkotte wahrscheinlich mehr Hand und Fuß hat, im Krautreporter wurden ja von Niggemeier schon fundiert recherchierte Fehler genannt und eingeordnet).

    Neuberger verwendet beispielsweise das Strohmann-Argument über Krüger (Zitat Neuberger S. 10): „Nähe setzt er umstandslos mit „Vereinnahmung“ gleich, wobei es für ihn nur eine Richtung geben kann: Eliten beeinflussen Journalisten …“. Krüger stellt in seiner Forschungsarbeit die Beziehung zwischen Journalisten und Elite natürlich nicht so versimpelt dar, so ist es natürlich auch etwa möglich das die Journalisten wegen ähnlicher Ansichten gerade erst von den bedeutenden Organisationen aufgenommen wurden (Neuberger verzerrt Krügers Argumentation wodurch er sie dann natürlich leicht widerlegen kann). Genau denselben Punkt hatte auch Kornelius gebracht, Zitat Kornelius über Krüger: „Er beansprucht quasi, in unsere Hirne reinzukriechen und zu sagen: Nur weil wir da Mitglied sind, beten wir das wieder, was die sagen.“, was auch der an seiner Replik wahrscheinlich meist kritisierte Punkt war (siehe z.B. hier http://www.heise.de/tp/artikel/41/41841/1.html und http://www.maskenfall.de/?p=5239 )

  24. Am schönsten ist Neefs Aussage, dass es wohl auch ein bisschen ehrliche Kritik gibt, aber die Mehrzahl der Kritiker sind Hassblogger, Meinungsagenten und Verschwörungstheoretiker. Und Letztere kritisieren gar nicht, weil Neef & Co. etwas falsch gemacht haben, sondern weil sie „antiwestliche Ressentiments“ hegen. Anders gesagt: wer den Neef kritisiert, der muss erstmal einen Gesinnungstest bestehen, bevor Neef überhaupt in Betracht zieht, die Kritik ernst zu nehmen.

    Immerhin gibt er zu, dass die Medien in der Berichterstattung zur Ukraine – früher natürlich! – Fehler gemacht haben. Die Fokussierung auf die pro-westliche Gasprinzessin und den pro-westlichen Boxerkönig war eine grobe Vereinfachung der politischen Wirklichkeit.

    Daraus lässt sich natürlich keinesfalls schließen, dass man später, während der Ukraine-Krise, auch grob pro-westlich vereinfacht hat. Neiiiin! Daraus lässt sich nur schließen, dass die Leser/Meinungsagenten/Hassbloger jetzt _denken_, man würde wieder grob pro-westlich vereinfachen. Aber das ist natürlich nur eine „bizarr verzerrte Wahrnehmung“.

    Man sieht schon, der Mann ist ein Ausbund an Selbstreflexion und Objektivität ist sein zweiter Vorname. Er sollte irgendeinen Preis bekommen.

  25. @wilz
    Der permanente Zirkelschluss. Gleichzeitig genial wie hinterfotzig.

    Vergleichbar dem Vorwurf der Befangenheit an den Richter in einem Gerichtsverfahren.
    Wenn der Richter zu meinen Gunsten entscheidet, ist das weise und rechtsstaatlich.
    Wenn er zu meinen Ungunsten entscheidet, ist er befangen.
    Woran man die Befangenheit erkennt: Na er hat mir nicht recht gegeben.

  26. € 7.99 für ein gläschen selbstreferentielle journo-mousse?
    da ist´s ja am stammtisch billiger. und man darf umsonst aufs klo.

    könnte einer der mitproduzenten und promoter dieses ikiosk-produktes mitteilen, was denn springer an die geneigten mitstreiter ausschüttet?

    oder soll man besser beim springerleistungsschutzrechtsbevollmächtigten chris „the law“ keese nachfragen?

  27. #36
    „@Klaus Scharff: Dann lesen Sie’s einfach nicht…..“

    ich habe „es“ gelesen, herr niggemeier. alles. leider.
    und eben drum habe ich nach der entlohnung für die traktate gefragt. aber soweit ich das sehen kann, sind sie gar nicht adressiert.

    „…..Und kommentieren hier nicht blöd rum.“

    „blöd“? na dann zitiere ich mal die chefredakteurin von „medium magazin“, frau annette milz:
    „Unversehens stehen Journalisten mitten im Gefecht um die Deutungshoheit und müssen um ihre Glaubwürdigkeit ringen. Propaganda und Leserattacken machen sie mürbe und wütend, draussen an der Front wie drinnen in den Heimatredaktionen ……..“

    haben sie DAS gelesen, herr niggemeier?
    war das € 7,99 wert?

    nochmals, herr niggemeier: sie sind weder der kellner der mir dieses rattattatouille serviert hat, noch der unterbezahlte koch, und auch sicher nicht der inhaber der i-gulaschkanone, die springer da gerade in stellung bringt. ich habe trotz unziviler preise meine rechnung beglichen und wenn ich für diesen schrott, für den ich ehrlich bezahlt habe, das attribut „selbstreferentielle journo-mousse“ ausgebe , dann ist das sicher noch milde und bestimmt nicht „blöd“.

    und nun: ich arbeite seit dreissig jahren erfolgreich in der unterhaltungsindustrie.
    also versuchen sie um gottes willen nicht, mich zum lachen zu bringen.

  28. „Ich verstehe, was sie meint, und natürlich dürfen sich Journalisten nicht einschüchtern lassen, nicht von einem oft maßlos formulierenden und unfassbar aggressiv agierenden Mob, und schon gar nicht von persönlichen Drohungen, denen sich Korrespondenten wie Atai offenbar ausgesetzt sehen.“

    Apropos einschüchtern lassen, apropos maßlos formulieren, apropos unfassbar aggressiv – Die Kollegen vom Focus stehen den schlimmsten Internettrollen aber auch in nichts nach:

    http://www.focus.de/finanzen/news/unternehmen/so-lebt-der-gdl-chef-claus-weselsky-der-streikfuehrer-hinter-der-schicken-altbau-fassade_id_4218134.html

    Jemand der sowas schreibt gehört in den Fokus der Kritik! Nicht der harmlose Ulfkotte oder die propagandaschau, der wir zahlreiche Hinweise auf Tatsachenverdrehungen zu verdanken haben. Während die Propagandaschau die wahren Umstände über den Mord an zwei Donezker Zivilisten aufklärte, war dieser Blog mit irgendwelchen Ranking Shows des WDR beschäftigt und der „Watchblog“ Bildblog fand den Artikel „Oliver Pocher verdient sein Geld jetzt als DJ“ erwähnenswert.

  29. Jetzt geht der spiegel bzw SPON nur unwesentlich subtiler vor:

    Die Wahrheit:

    T-online-Meldung:
    „Nach den Nato-Meldungen über russische Manöver im europäischen Luftraum hat das lettische Militär nahe der eigenen Seegrenze Schiffe der russische Marine gesichtet. Die Kriegsschiffe wurden etwa 35 Kilometer vor der Küste in internationalen Gewässern der Ostsee geortet, teilten die Streitkräfte des Nato-Staates Lettland über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.“ (30.10.2014, 16:56 Uhr | dpa, t-online.de)

    Propagandaversion SPON: 27.2.2015

    Ukraine-Krise: Russische Schiffe 17 Kilometer vor lettischer Küste geortet

    „Moskau – Das lettische Militär hat nahe der eigenen Hoheitsgewässer zwei Schiffe und ein U-Boot der russischen Marine gesichtet. Die beiden Korvetten der „Parchim“-Klasse und das Tauchboot wurden etwa 17 Kilometer vor der Küste in internationalen Gewässern der Ostsee geortet.“ (Mka/dpa)

    Selbst die NATO spricht also ausdrücklich davon, dass die russ. Schiffe in internationalen Gewässern befindlich waren – das ist aber keine Meldung, die man im transatlantischen Propagandakrieg zur Diffamierung Russlands verwenden kann. Also wird der Hinweis auf den RESPEKT vor der 12-Meilen-Zone einfach weggelassen. Und da sich ja evtl. Jemand daran erinnern könnte, dass die Völkerrechtlich festgelegten Küstengewässer: 12 Seemeilen, also rund 20,3 km betragen, muss man eben die Distanz der tatsächlichen 35km auf angebliche 6,3, Seemeilen, also 15 km reduzieren.

    Der Vorwurf der Lügenprese ist selbstverständlich unberechtigt, nicht wahr?

    Ach ja: eine RICHTIGSTELLUNG ist selbstverständlich nicht erfolgt….

  30. Tolle Ost-West-Diskussion. Im Streit der Meinungen geht mir besoders der Neef auf die Eier.Seit ich mal
    eine russlandfreundliche Bemerkung veröffentlich habe, kriege ich Woche für Woche Liebesbriefe aus
    dem Schwarzen Haus. Von Obama, Gattin oder Helfern. Ich soll im April wohl Fähnchen schwenken.

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