Von Putinverstehern und Journalistenverstehern

Man kann es sich natürlich so einfach machen wie Udo Grätz, der stellvertretende Chefredakteur des WDR. Der twitterte als Reaktion auf meinen Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über die wachsende Kritik an den etablierten Medien:

Weiterhin. Er hätte angesichts der vielstimmigen und keineswegs immer unbegründeten Kritik an der Arbeit auch seiner Redaktionen wenigstens sagen können: „Noch präziser arbeiten“, aber selbst das war wohl schon zuviel verlangt.

Nicht beirren lassen, das ist eine Reaktion auf den spürbaren Gegenwind, den die Mainstream-Medien derzeit erfahren. Was mich, je nach persönlicher Stimmung, wütend macht oder besorgt, ist diese Selbstgewissheit, die aus manchen Reaktionen etablierter Medien auf die Kritik spricht (und natürlich vor allem auch den Nicht-Reaktionen); die Überzeugung, dass man sich nichts oder jedenfalls nichts Gravierendes vorzuwerfen hat; die Diffamierung der Kritik als von Russland gesteuert.

Ich weiß es ja auch nicht. Ich weiß nicht, wie viele Kommentatoren von Russland gekauft sind, so wenig wie ich weiß, wie viele Journalisten von den Vereinigten Staaten gekauft sind. Vielleicht bin ich da naiv, wenn ich in beiden Fällen die jeweilige Verschwörungstheorie so lange für unwahrscheinlich halte, wie ich das Verhalten der Betroffenen auch anders erklären kann.

Und es sind ja, im Fall der Kritiker, nicht nur irgendwelche anonymen „Trolle“, die das Gefühl haben, dass sie von den Medien nicht umfassend informiert werden. Es sind nicht nur die Paranoiker und Leute, die mit Hysterie Geschäfte und Politik machen wie Ulfkotte und der Kopp-Verlag oder die Bindestrichphobiker von den „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“. Es sind zum Beispiel auch die Nachdenkseiten von Albrecht Müller, die einer politischen Nähe zu Kopp & Co. unverdächtig sind. Und es sind, glaube ich, tatsächlich unauffällige, politisch interessierte und zunehmend von den Mainstream-Medien desillusionierte Menschen.

Ein Leser schreibt mir:

Ich selbst gehöre auch zu den Einwohnern Deutschlands, deren Vetrauen in die Medien dieses Landes in den vergangen Wochen besonders gelitten hat. Um jegliches Missverständnis auszuräumen: Ich habe nie in einem Internetformum oder im Kommentarbereich irgendwelcher Medien Beiträge gepostet oder mich als Troll betätigt.

Ich habe mir einfach nur eine kritische Berichterstattung zu den Dingen gewünscht, sei es in der Ukraine, Syrien oder von einem der sonstigen Kriesenherde der Welt.

Als besonders frustrierend dabei habe ich empfunden, wie Medien teilweise die von den Zuschauern/Lesern angebrachte Kritik beim Thema Ukraine aufgenommen haben: Als Antwort darauf wurden auch auf den Seiten der FAZ Artikel darüber veröffentlicht, dass vom Kreml gesteuerte Agenten die Foren zumüllen und Propaganda betreiben. Nicht gerade das was man souverän nennt.

Ich selbst hatte vor einigen Jahren das Buch von Peter Scholl Latour über Russland gelesen. Meine Meinung zum aktuellen Konflikt fußt wesentlich auf diesem Buch. Mir dann pauschal zu unterstellen, ich wäre mit meinen Ansichten Opfer oder gar Teil eines von Moskau gesteuerten Netzwerks, finde ich schon ein besonders starkes Stück. Wie soll ich dann solchen Institutionen Vetrauen schenken? Man wundert sich eben.

Auf Twitter schrieb mir jemand:

Ich habe mich erkannt. Ich bin in den 80ern in der BRD aufgewachsen. Grundkoordinate war, dass „wir“ die „Guten“ sind, nicht die DDR. Ich habe am 2. Mai das Odessa Massaker im Livestream gesehen, wie aus Fenstern Fallende am Boden liegend tot geschlagen wurden. Die deutschen MSM [Mainstream-Medien]: Bei einem Unglück (!) sind auf unbekannte Weise (!) durch einen Brand (!) Menschen verstorben. Das hat alles, an was ich geglaubt habe (wir sind die Guten!), zerstört und eine lodernde Wut entfacht, die bis heute andauert.

Marco Herack schrieb schon im April in seinem FAZ.net-Blog „Wostkinder“:

Und fürwahr, es gab in den letzten Jahren wohl nur wenige Diskurse, in denen die Meinung zwischen den Gatekeepern und den Bürgern soweit auseinanderging wie in Bezug auf die Ukraine. Während die Artikel klar gen bösen Putin weisen, erschöpfen sich viele Leserkommentare in genau dem Gegenteil. Nicht Putin ist der Böse, man äußert ein gewisses Verständnis und zweifelt an dem Treiben der eigenen Regierung. Umfragen deuten darauf hin, dass es sich hierbei keineswegs um Russen handelt, die im Auftrag von Putin die Kommentarspalten bevölkern. Die öffentliche Meinung, die Bürger dieses Landes, sind schlichtweg anderer Meinung und äußern sie.

Die Reaktion auf diese andere Meinung der Bürger war im Politik-Bereich dieser Zeitung genau das, was man der Lesermeinung vorwarf. Verschwörungstheorie, geäußert von Julian Staib. Aber auch andere Zeitungen zogen nach, zum Beispiels Jens Bisky in der Süddeutschen. Das zeigt vor allem, dass man nicht bereit ist den Fehler bei sich selbst zu suchen. Und warum Worte wie „Systemmedien“ in Mode sind. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Bestsellerlisten Büchern führen, die davon handeln, dass Meinungen unterdrückt werden.

Einer dieser Bestseller ist Udo Ulfkottes Buch „Gekaufte Journalisten“, kommende Woche auf Platz 6 der „Spiegel“-Liste. Ulfkotte ist in vielerlei Hinsicht irre, aber ich halte es für falsch, so zu tun, als gäbe es ihn nicht und als wäre sein Buch kein Erfolg. Es enthält neben absurden Übertreibungen und Verdrehungen bekannte, aber tatsächliche journalistische Skandale, und die atemberaubende Mischung aus beidem macht das Buch brisant und für manchen Leser womöglich glaubwürdig.

Ein anderer Bestseller ist „Wir sind die Guten“ von Mathias Bröckers und Paul Schreyer. Es stellt viele unbequeme Fragen, an die Rolle der Amerikaner und des Westens im Ukraine-Konflikt — vor allem aber auch an die Medien, die diese Rolle so wenig hinterfragen. Es ist von seiner Haltung und seinem Tonfall mit Ulfkottes Pamphlet nicht zu vergleichen, aber es hinterlässt umso mehr das Gefühl, dass es hier eine Leerstelle gibt in der Berichterstattung der etablierten Medien.

Und dieses Gefühl wird dadurch verstärkt, dass es in eben jenen Medien keine große Auseinandersetzung gibt über das Buch. Dass es nicht als Anlass gesehen wird, sich mit den Fragen, die es aufwirft, auseinanderzusetzen — und sei es, sie nüchtern und klar zu beantworten und der Analyse zu widersprechen.

Ich kenne mich da nicht aus. Ich weiß sehr wenig über die Ukraine, und ich bin — anders als gefühlt erstaunlicherweise jeder andere — kein Experte für ukrainische Geschichte, russische Psyche oder die Grenzen des Völkerrechts. Umso mehr bin ich darauf angewiesen, Menschen, die darüber berichten, zu vertrauen. Es gibt vielleicht Dinge, die ich nachprüfen kann, und Aspekte, die mit meinem Vorwissen übereinstimmen. Aber am Ende bleibt ein großer Teil, bei dem ich einem Augenzeugen, einem Reporter, einem Kommentator, einem Medium schlicht vertrauen muss.

Dieses Vertrauen ist an vielen Stellen angeknackst.

Ich glaube nicht, dass viele deutsche Journalisten in irgendeinem engeren oder weiteren Sinne gekauft sind. Ich glaube aber, dass sie nicht unvoreingenommen sind. Dass die Berichterstattung tatsächlich, vermutlich oft unterschwellig und unbewusst, geprägt ist von einer klaren Überzeugung, dass es hier eine gute Seite und eine böse Seite gibt. Dass man den Aussagen der einen Seite prinzipiell glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist, und den Aussagen der anderen Seite prinzipiell nicht glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist.

So ließen sich auch die vielen, oft kleinen Fehler erklären, die in der Berichterstattung zuungunsten der russischen Seite zu passieren scheinen. (Die Seite der Kritiker erliegt natürlich demselben Phänomen und interpretiert die Berichterstattung ausschließlich vor der Schablone, dass sie vermutlich falsch, gesteuert und anti-russisch ist und hat eine entsprechend gefärbte Wahrnehmung, die zu Fehlurteilen führt. Viele Anti-Mainstream-Medien-Blogs sind insofern mindestens so voreingenommen.)

Um ein vergleichsweise läppisches Beispiel zu nehmen: Im Frühjahr, als die umstrittene Abstimmung auf der Krim über den Anschluss an Russland stattfand, sahen die deutschen Medien, dass dort durchsichtige Wahlurnen verwendet wurden, und nahmen das als weiteres Indiz dafür, dass es kein Wahlgeheimnis gab und die Wahl also eine Farce sei. Tatsache ist, dass in der Ukraine solche durchsichtigen Wahlurnen Tradition haben. Tatsache ist sogar, dass die OSZE den Einsatz solcher Urnen als vertrauensbildende Maßnahme aktiv unterstützt.

Aber weil die Organisatoren des Referendums böse waren, war klar, dass auch hinter dem Einsatz der für uns ungewöhnlichen Kisten eine böse Absicht stecken musste. Dafür ist gar keine Absprache, keine Verabredung, kein „Kauf“ der Journalisten nötig, nur eine entsprechende Voreingenommenheit, die den Blick auf alles, was passiert, entsprechend prägt — und trübt.

Ich habe bewusst ein kleines Beispiel gewählt, weil es in größeren Zusammenhängen natürlich schnell unübersichtlich und komplex wird; zum Beispiel etwa, wenn es darum geht, welche Vorgänge verfassungswidrig sind. Die Abspaltung der Krim von der Ukraine? Die Absetzung Wiktor Janukowitschs als Präsident?

Mein subjektiver (und natürlich zu pauschaler) Eindruck ist, dass die Berichterstattung über die Vorgänge in der Ukraine von solcher Voreingenommenheit geprägt ist. Dass die etablierten deutschen Medien sich erstaunlich wenig mit den zweifelhaften Umständen der Revolution beschäftigt haben — Bröckers und Schreyer liefern Beispiele dafür.

Gerade das wäre aber nötig. Gerade in einem Konflikt, der so gefährlich ist und uns so sehr betrifft. Viele Medien wirken, als betrachteten sie sich als Teil der Auseinandersetzung; sie kämpfen mit und für „den Westen“ gegen Russland und seinen irren, gefährlichen, skrupellosen Präsidenten. Es ist nicht nur Gut gegen Böse, sondern sogar Wir Guten gegen Die Bösen.

Bröckers und Schreyer schreiben:

Ob sie es selbst nun merkten oder nicht, viele Journalisten hatten im Frühjahr 2014 bereits in den Kriegsmodus geschaltet, dessen Logik vor allem besagte: Traue niemals dem Feind. (…)

Im Ergebnis dient das Vehikel der „russischen Propaganda“, ebenso wie der in anderen Zusammenhängen häufig verwendete Begriff „Verschwörungstheorie“, einer pauschalen Abwertung und Ausgrenzung jeglicher missliebigen Information. Da die vorgeblichen Fakten ja vom Feind stammen und der Feind bekanntlich gerne lügt, ist eine weitere Diskussion von Einzelheiten überflüssig. Ende der Debatte also. Wir sind doch nicht blöd und glauben am Ende noch den Russen — so der mehr oder weniger unterschwellige Tenor.

Es geht dabei nicht darum, der russischen Propaganda blauäugig gegenüberzutreten. Es geht darum, zu erkennen, dass dem russischen Propagandafeldzug nicht auf der anderen Seite Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit gegenübersteht; dass auch „der Westen“, die Nato, die „westlich orientierte“ Regierung der Ukraine diesen Kampf um die Meinungshoheit mit allen Mitteln führt. Und zu erkennen, dass es die Aufgabe freiheitlicher Medien ist, gerade auch diese vermeintlich eigene und vermeintlich gute Seite besonders kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Ich vermisse dieses Bewusstsein in der Berichterstattung.

Die WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich schreibt im „Medium Magazin“:

Trotzdem gewinne ich dem Rauschen aus dem Netz einiges ab, denn er schärft mein Selbstverständnis als Journalistin. Von Zeit zu Zeit muss das sein! Erst beim Irak-Krieg stellten wir die Grundsatzfrage, ob wir „embedded“ arbeiten dürfen. (Als ob Kriegsreporter zuvor nicht auch mit einer der Parteien „reingingen“.) Erst als CNN beim Bombardement von Bagdad News in Real Time lieferten, beschäftigten wir uns mit den Folgen der beschleunigten Übertragungswege. Und ja, erst bei dieser neuen Eiszeit zwischen Ost und West verdrängen wir nicht mehr, dass unsere Arbeit Propagandastrategien direkt und indirekt beeinflusst. Wir sind Kriegsteilnehmer, ob wir es wollen oder nicht.

Das stimmt, und doch ist der vorletzte Satz erstaunlich umständlich formuliert. Die Arbeit von Journalisten beeinflusst nicht nur Propagandastrategien, sie ist auch von Propagandastrategien beeinflusst — und Journalisten scheinen da erstaunlich wenig Widerstand oder Selbst-Bewusstsein zu entwickeln.

Bei einer Diskussion bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises Ende Oktober an Golineh Atai sagte Mikich:

Wir erleben hier einen qualitativen Sprung sondergleichen, mit dem Internet als Echo-Raum. Wo alles, was wir sagen, zehnfach zurückkommt. Verzerrt, gehässig, manchmal kritisch und gut, aber auf jeden Fall schwierig, Arbeit machend und so weiter. (…) Wir machen Nachrichten, Berichte in einer Empörungsdemokratie, die da im Internet unendlich stark auf uns einwirkt, und zwar so einwirkt, dass man sich verkrampft. (…) Wir verkrampfen uns. (…) Ich verkrampfe mich. Wenn ich jetzt überlege, Golineh will einen Bericht machen, meinetwegen über junge russische Demokraten: Macht sie das, um einer Öffentlichkeit, um dieser Internetgemeinde zu sagen, wir sind ja gar nicht so, wir sehen das auch? Oder macht sie das, weil sie journalistische Neugier hat. Diese Verkrampfung halte ich wirklich für einen ganz großen Schaden, und der ist dem Internet vor allem geschuldet.

Ich verstehe, was sie meint, und natürlich dürfen sich Journalisten nicht einschüchtern lassen, nicht von einem oft maßlos formulierenden und unfassbar aggressiv agierenden Mob, und schon gar nicht von persönlichen Drohungen, denen sich Korrespondenten wie Atai offenbar ausgesetzt sehen.

Andererseits höre ich Sätze wie „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht unter Druck setzen lassen“, wie sie „Spiegel“-Autor Christian Neef formulierte, mit einem Unbehagen. Weil das auch ein bequemes Abtun der Kritik bedeuten kann.

Gerade angesichts der vielfältigen Kritik müsste es doch ein viel stärkeres Problembewusstsein geben in den Redaktionen. Stattdessen passieren absurde Pannen wie der gleich mehrfache grob irreführende Einsatz von alten Fotos zur Illustration aktueller Vorgänge im WDR. Man sollte doch denken, dass Journalisten inzwischen so sensibilisiert sind — sensibilisiert, nicht verkrampft — dass sie den Einsatz jedes Symbolfotos zu diesem Konflikt doppelt hinterfragen. Wie viele „reine Unaufmerksamkeiten“ können denn passieren? Ja, Fehler passieren immer und überall und lassen sich nicht vermeiden, aber kann man vom Qualitätsjournalismus wirklich nicht verlangen, unbestätigte Meldungen über angebliche russische Truppenbewegungen in der Ukraine nicht mit Fotos von russischen Truppenbewegungen in Russland zu bebildern, wie es die „Frankfurter Rundschau“ gerade wieder gemacht hat?

Und wie ist es zu erklären, dass ARD-Korrespondent Udo Lielischkies, der von den Kritikern besonders massiv angegangen wird, nach der Parlamentswahl in der Ukraine in der 20-Uhr-„Tagesschau“ zur Legitimation dieser Abstimmung sagte: „Mit einer Wahlbeteiligung von gut 52 Prozent immerhin höher als der Durchschnitt der letzten drei Parlamentswahlen“ — wenn es mit Abstand die niedrigste Wahlbeteiligung war?

(Soviel zum Thema „weiterhin journalistisch präzise arbeiten“, Herr Grätz.)

ZDF-Chefredakteur Peter Frey hat bei der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis-Diskussion gesagt, das ZDF habe eine Art internen Qualitätszirkel eingerichtet und die eigene Berichterstattung kritisch reflektiert.

Natürlich müssen wir das beachten, was uns da entgegenschlägt. Es darf uns aber nicht im Mark verunsichern. Denn: Die Glaubwürdigkeit der Nachrichtensendungen hat nicht Schaden gelitten. Das Interesse der Zuschauer ist doch groß. Einen Glaubwürdigkeitsverlust der großen Plattformen, „Tagesschau“, „heute“, „heute-journal“, „Tagesthemen“, kann ich nicht erkennen. (…) In dieser Situation ist es gar nicht möglich, keinen Fehler zu machen. Aber am Ende seien wir doch selbstbewusst, dass unsere Redakteure und Korrespondenten, jedenfalls zu 98 Prozent hier, einen Prima-Job gemacht haben.

Es gab Applaus an dieser Stelle.

Ich bin nicht so überzeugt. Ich glaube, dass wir von unseren Qualitätsmedien erwarten können, dass sie genauer berichten. Dass sie weniger Fehler machen, vor allem, wenn es um Krieg und Frieden geht. Dass sie sensibilisiert sind für eine mögliche eigene Voreingenommenheit, was die Berichterstattung kleiner Details angeht, aber auch das große Ganze. Dass sie in einem viel größeren Maße ihre Rolle reflektieren, die Position, die sie einnehmen. Dass sie bewusst die Perspektiven wechseln und sich nicht als Kriegs- oder Konfliktpartei verstehen. Und dass sie sich kritisch und selbstkritisch mit Vorwürfen, wie sie zum Beispiel Bröckers und Schreyer erheben, auseinandersetzen — all das, was die staatlich gelenkten russischen Propagandamedien nie tun würden.

410 Replies to “Von Putinverstehern und Journalistenverstehern”

  1. Ich stimme mit ausnahmslos jedem Ihrer Sätze überein! Danke für diesen ausgewogenen und sachlichen Beitrag, jenseits aller Verschwörungstheorien.

    Besonders einen Satz möchte ich hier nochmal zitieren:
    „Ich weiß es ja auch nicht. Ich weiß nicht, wie viele Kommentatoren von Russland gekauft sind, so wenig wie ich weiß, wie viele Journalisten von den Vereinigten Staaten gekauft sind. Vielleicht bin ich da naiv, wenn ich in beiden Fällen die jeweilige Verschwörungstheorie so lange für unwahrscheinlich halte, wie ich das Verhalten der Betroffenen auch anders erklären kann.“

    Das sollten sich einige mal hinter die Ohren schreiben und beherzigen!

  2. Danke für die Artikel (auch den in der FAZ), sie arbeiten gut das Spannungsverhältnis zwischen Ignoranz auf der einen Seite und Paranoia auf der anderen Seite heraus.
    Damit meine ich: Angesichts der Fehleranzahl und des Niveaus der Berichterstattungs z.B. im Ukrainekonflikt kann man mit Sicherheit die Kritik nicht als „Menschen machen nunmal Fehler“ beiseite wischen. Ich würde feststellen, dass einige wirkungsmächtige Journalisten zumindest keinen Wert darauf legen zu überprüfen ob die Geschichte stimmt, wenn sie der „richtigen“ Seite nützt und auch intern setzt man sich wohl nur gefährlicher Kritik aus wenn die Falschdarstellung der „falschen“ Partei nützte (Ich habe allgemein den Eindruck, dass sich eindeutig im, simpel formuliert, Mainstream positionierende Journalisten nen ziemlich bequemen Job haben – ob die Geschichte stimmt interessiert dann kaum, während jemand der kritisch berichtet und auf ne Falschdarstellung hereinfällt wahrscheinlich sich Einiges von anderen Medien/Journalisten anhören muss).
    Auf der anderen Seite geht die Kritik teils in die Paranoia auf, dass die gesamte Berichterstattung gesteuert würde und praktisch Alles aus böser Absicht geschehe. Dabei gibt es natürlich auch teils andere Berichte und Manipulation ergeht nicht immer aus zentraler „Steuerung“.

    Nen interessantes Scharnier zwischen fundierter Kritik und Paranoia finde ich ja die auch im Beitrag verlinkte Propagandaschau. Die Seite enthält durchaus ordentliche Recherchen (in der Tat werden dort viele Falschdarstellungen berichtigt und auf Fragwürdigkeiten hingewiesen), übertreibt dabei aber leider öfters die mit anscheinend viel Wut verfasste Interpretation so stark ins Vereinfachende und Polemische, das es sich schwer abseits der Faktendarstellungen lesen lässt.

  3. Das gruseligste, was ich in den letzten Monaten bei mir festgestellt habe: Bis ungefähr zu Beginn der Ukrainekrise hatte ich eine sehr klare Meinung über die russische Führung. Nicht über Russland, nicht über die russische Bevölkerung an sich, genauso wie auch meine Meinung über Deutschland nicht gleich meiner Meinung über die CDU ist. Wenn aus keinem anderen Grund als dem, wie die russische Führung mit Minderheiten, mit vermeitlich schwächeren, mit Sündenböcken umgeht. Ich kann aus der Ferne nicht beurteilen, wer von den ehedem erfolgreichen Oppositionellen wie viel Dreck am Stecken hatte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht alle sind. Aber ich bin mir extrem sicher, dass, wie Russland mit Schwulen umgeht, grauenvoll ist. Bösartig. Menschenverachtend.

    Seit der Berichterstattung speziell über den MH17-Absturz wird mir aber klar, dass ich alle Informationen darüber, wie „Russland“ mit Schwulen umgeht, aus den selben Medien habe, die „Stoppt Putin Jetzt!“-Titelbilder machen, Fakten zu Massakern unterschlagen, denen immer wieder solch einseitigen „Fehler“ passieren. Und ich mir sicher sein kann, dass ich aus den Medien der „anderen“ Seite erst recht keine objektiven Informationen bekomme. Zumal hierzulande die, die am Lautesten gegen die „Systemmedien“ wettern, auch die sind, die am Lautesten gegen eine „Schwule Weltverschwörung“ wettern …

    Dass ich jetzt nicht weiß, wem ich glauben soll — nicht weiß, ob da tatsächlich Leute wie ich verfolgt, misshandelt, ins Gefängnis oder schlimmeres gesteckt werden, oder ob ich da nur eingelullt werde, weil wir die idealen Opfer sind — deren Misshandlung ist nicht ganz so unglaubwürdig wie die Gräueltaten, die dem nahöstlichen ennemi-du-jour unterstellt werden (Giftgaslaster!) sind, aber wir sind (in den Augen) wehrlos, objektifizierbar, und „weit weg“ — das macht mich echt fertig.

  4. Guter Beitrag.
    Meines Erachtens liegt es einfach daran, dass gerade im Fernsehbereich zuviel nur in kleinen Häppchen angeboten wird, die einfach das komplexe Bild nicht liefern können. Dazu kommt natürlich ein „Westneigung“ hinzu, die aber nicht absichtlich Anti-Russland ist. In Deutschland wird halt nur in 90 Sekundenbeiträgen oder 20 Sekunden live Schalten berichtet. Ein Format wie zB „Newsnight“ von der BBC fehlt völlig. Auch Reportagen eines Scholl Latour oder Ruge die mal über 70min laufen und im Hauptprogramm vor 22Uhr gezeigt werden gibts nicht mehr – obwohl das angesichts der Brisanz des Themas angebracht wäre.
    Mache ich einen Fehler in einem 90sek Bericht, ist das prägend, einen in einem umfassenden Bericht, fällt er weniger auf und prägt nicht die Aussage.

    Was die Kritikfähigkeit angeht: Hier müssen vor allem ARD/ZDF souveräne Wege finden, sich mit Kritik auseinanderzusetzen und auch fähig zu sein, zu sagen: wir haben was falsch gemacht. Klar darf und muss man nicht jedem Troll zuhören. Aber es gibt gerade auch in Deutschland viel fundierte Kritik (wie zB von Niggemeier, aber auch anderen). Die kann man ruhig beachten ohne „klein bei“ zu geben.

  5. Danke für den Artikel. Aber gerade Bröckers mit den Worten „der in anderen Zusammenhängen häufig verwendete Begriff „Verschwörungstheorie“, [dient]einer pauschalen Abwertung und Ausgrenzung jeglicher missliebigen Information“ entbehrt ja auch nicht einer gewissen Realsatire…

  6. Ergänzend zum letzten Beitrag stellt sich natürlich die Frage wie weiter? Ich habe bei allem Optimismus keine Hoffnung, dass sich die Situation für Journalisten verbessert und die Verlage ernsthaft auf mehr Qualität setzen. Er erscheint auch schwer vermeidbar das die berechtigte Kritik nicht in Paranoia und in das umgedrehte Niveau übergeht, dass Alles was angeblich medienkritisch ist gleich gut und berechtigt sei (etwa Ulfkottes gut verkaufendes Buch), wodurch dann auch keine neuen Erkentnisse gewonnen werden. Aber bei Letzterem habe ich noch Hoffnung, etwa durch alternative Medienangebote die es wirklich besser machen wollen (ich bin hier mal Krautreporter freundlich-optimistisch ;) ) und das Äußern berechtigter Kritik die sich auch fundiert (nicht paranoid) mit Missständen auseinandersetzt.

  7. Es ist ja nicht nur die Ukraine. Auf den Nachdenkseiten gibt es eine schöne Zusammenfassung über die Ursachen des GDL-Streiks, das ist ein Beitrag wie es von unseren Qualitätsmedien erwartet hätte und nicht dieses stumpfe GDL-Bashing. Und so ist es leider bei vielen Themen. Man kann wirklich das Gefühlen bekommen, das es Absprachen für die Agenda der Berichterstattung der großen Medien gibt auch ohne an sonstige Verschwörungstheorien zu glauben. Sehr traurig, aber leider ist es soweit gekommen.

  8. Ich stimme dem Hausherren in seiner Analyse zu und möchte, nur am Rande, ergänzen, dass eine Motivation zu „schlechterem“, hastigerem, ungenauerem Journalismus auch eine Ressourcenfrage sein kann – es muss neben dem Willen auch schlicht die Zeit (das Geld) für Qualität da sein.
    Umso schlechter, wenn hier Medien genannt werden, denen Ressourcen vermutlich reichlich, mindestens aber ausreichend (nicht „unendlich“, das behaupte ich nicht) zur Verfügung stehen.
    In solchen Fällen fallen die Ausreden für Murks und Meinungsmache noch abstoßender auf.

  9. Das Problem ist gar nicht so sehr, dass Journalisten voreingenommen sind und ihre Beiträge entsprechend ausfallen. Das ist – bei allen hehren Grundsätzen – schlicht nicht zu vermeiden.

    Das Problem ist , dass viele Journalisten in die gleiche Richtung >/i> voreingenommen sind. Das liegt imho daran, dass Journalisten keinen Querschnitt der Bevölkerung darstellen, sondern eine eher homogene Gruppe sind, gerade was politische Überzeugungen angeht. Wahlumfragen in diversen Redaktionen belegen das ja sehr schön.

  10. Wonach entscheiden Sie, ob ein Beitrag von Ihnen in diesem Blog, bei Krautreporter oder in der FAZ/FAS landet? Dieser lange Beitrag hier hätten Sie doch durchaus auch als Krautreporter dort einstellen können.

  11. Ich persönlich finde es sehr schwierig aus einigen tausend Kommentaren auf SpOn, Zeit oder Tagesschau-Artikel auf einen Wandel der Wahrnehmung von Journalismus durch den „Durchschnitts-Leser“ zu schließen. Natürlich ist die große Mehrheit der über die Berichterstattung der „Mainstream-Medien“ empörten Kommentatoren nicht von Russland gekauft. Allerdings vertreten diese Kommentatoren teilweise genau die Argumente, die sie bei den „Deutschen Wirtschafte Nachrichten“, KenFM & Co aufgenommen haben. (Leider nähern sich die Nachdenkseiten in einigen Artikeln bedenklich diesem Niveau an.)

    Viele dieser Menschen haben ein Herz für Putin und Assad, wollen weniger Asylbewerber und lehnen die EU ab. Somit entsprechen sie zumindest meinem Klischee des AfD-Wählers. Ihre Meinung und das ist ihr gutes Recht (!) äußern sie sehr häufig, was dann womöglich auch die Wahrnehmung der Diskussion in den Kommentaren verzerrt.

    Allerdings bin ich auch der Meinung, dass insbesondere der Online-Journalismus durch die Fixierung auf Klickzahlen & Geschwindigkeit sowie ungenügende Finanzierung in der Regel qualitativ nicht sehr hochwertige Artikel generiert. Das gilt insbesondere für das News-Portal schlechthin: Spiegel-Online.

    PS: Auch der große Peter Scholl-Latour hat sich schon in diversen Analysen geirrt.

  12. Ihre Kritik an den Medien ehrt Sie, Ihren Thesen über die Arroganz von Journalisten stimme ich zu. Aber das Thema Ukraine eignet sich nicht. Ich finde es gut, dass die so harsch kritisierten Medien an ihrem Putin-Bild festhalten. Das scheint mir stimmig zu sein. Im Gegensatz zu den irritierenden Auffassungen vieler Deutscher.

    Gegenfrage: Was wäre denn damit gewonnen, wenn die Ukraine voller Faschisten wäre? Wäre dann die militärische Aggression Russlands gerechtfertigt?

  13. Dass viele Journalisten meinen und Ihren Ansprüchen an Unaufgeregtheit und Sorgfalt nicht gerecht werden, hat sicherlich Gründe: Das mögen mangelnde Allgemeinbildung, mangelnde Ausbildung, mangelnde Recherche, Effekthascherei uvm sein.

    Dass aber gerade die Masse der „Mainstream-Media“-Kritiker noch viel weniger Unaufgeregtheit, Abwägung, Recherchelust, Präzision an den Tag legt, ist doch evident. Gerade diese Herden sollten nun wirklich nicht Richtungen vorgeben, in die sich tatsächlicher Journalismus zu ändern hätte.

  14. Schöner Artikel, Danke. Da kann ich ja meinen Aluhut wieder absetzen.

    Und man sieht es jetzt, bei den Parlamentswahlen in der Ukraine und den USA, wieder. Die Partei des amtierenden Präsidenten der USA bekommt (geschätzt) etwa 40 % der Stimmen, das gilt als Niederlage.
    Die Partei des amtierenden Präsidenten der Ukraine bekommt nur 20 %, tatsächlich hat nur jeder Zehnte sie gewählt, und alle schreiben unisono: Erfolg.

  15. @Sigmund: Es gibt einen Unterschied zwischen einem Verhältnis und einem Mehrheitswahlrecht, einem Viel- und einem Zweiparteiensystem, mit dem Sie sich beschäftigen sollten.

  16. @Siegmund:… Sie demonstrieren bilderbuchartig die Kombination aus (aus der Luft gegriffenen) vorgefasster Meinung und mangelndem Verständnis (oder mangelndem Willen zum Verständnis) der Dinge, die bei den allermeisten „Mainstream-Media“-Kritikern zu diagnostizieren ist.

  17. Mir sind die Unterschiede in den verschiedenen Wahlsystemen sehr wohl geläufig. Ich kann sogar zwischen einem „unechten Grabenwahlsystem“ und einem „echten“ unterscheiden.

    Aber so eine Wahl ist ja auch ein „Stimmungsbarometer“ (in Journalistendeutsch).
    Da kann man sich schon mal ein allgemeines Werturteil erlauben.
    (Drehen Sie’s mal rum: Wenn bei der nächsten russischen Präsidentenwahl Jedinaja Rossija ein Ergebnis wie der Block Poroschenko bekommen würde, glauben Sie, das Spiegel/Zeit/Süddeutsche usw. das alle übereinstimmend als „Erfolg für Putin“ bezeichnen würden?)

    Und ist nicht ihre Allgemeinbeschimpfung (ohne zusagen, was GENAU falsch an meinem Beitrag ist, die Art von „mangelnden Verständnis“, welche sie mir jetzt vorwerfen.

  18. *schüttel*
    …es fröstelt mich, auf dctp.tv zum Thema Öffentlichkeit von [Spiegel-Autor] wahrscheinlich voller Unterbewusstsein und anscheinend auch aus den besten Gründen im Grunde und nachvollziehbar sogar argumentiert zu bekommen, im Sinne eines NSA-kritischen und transantlantisch-kritschen Kontextes, -vollkommen überzeugt von der Idee der Theorie -, das Europa unbedingt ein eigenes Google bräuchte.
    Für die Öffentlichkeit.
    Ein eigenes Google für Europa.
    Sagt der Spiegel-Autor.

    Das soll gar nicht so kontextfern klingen, deswegen:
    Was heißt denn das für die dauernd so vielberaunten Mainstream-Medien, wenn die Idee eines eigenen Google für Europa (- und das bitte bis an seine Grenzen(sic) denken) in den Oberen Etagen geisterte;
    und das nur als Motiv. Dramatisch auch „als Menetekel“.
    Je länger man das betrachtet, desto mehr fällt einem dazu ein.

  19. Es geht nicht um gekauften Journalismus, sehr geehrter Herr Niggemeier. Es geht um korrupten Journalismus. Das ist ein feiner, aber wesentlicher Unterschied.
    Der deutsche Journalismus ist nicht mehr selbstbewusst genug, um eine eigene Überzeugung bilden zu können. Darum lassen sich die Redakteure einfach vereinnahmen und wie Waschlappen benutzen. Dies vollzieht sich nur in eher seltenen Fällen durch Bargeldtransfers, häufiger jedoch durch Stellenangebote und am häufigsten aus Bequemlichkeit.

    Dieser verängstigte „Krampf“ von Mikich über „Verkrampfung“ bestätigt doch diese Überlegungen. Alles, was irgendwie zu arg kritisch ist, wird als Bedrohung und Feindseligkeit aufgefasst.
    Der begeisterte Reporter sollte das jedoch als Quelle der Inspiration begreifen. Das Internet bietet eine gigantische Meinungsvielfalt an und beinahe unbegrenzte Möglichkeiten der Recherche. Das Internet ist ein Paradies für nach Erkenntnis strebende Journalisten.
    Aber absurder Weise ist die vorherrschende Reaktion nicht euphorische Freude, Aufbruchstimmung und Pioniergeist, sondern Angst und Verunsicherung. Es ist die Verlustangst und besorgte Besitzstandswahrung, welche diese „falschen Hasen“ treibt.
    Ein trauriger Beweis dafür, dass jemand seinen Beruf völlig verfehlt hat.

    Sie betreiben einen sehr vorsichtigen und feinsinnigen Journalismus, Herr Niggemeier. Das empfinde ich als vorbildlich. Jedoch sind Sie dabei auch arg zurückhaltend, wenn es um das Aufzeigen von klaren Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen geht. Derartige Betrachtungen implizieren stets eine Form von Schuldzuweisung.
    Ich glaube beinahe, dass Sie sich davor fürchten.Warum?
    Es kann doch eine Kausalität dargestellt und anschließend relativiert werden, indem die Komplexität der Gesamtsituation in Rechnung gestellt wird.

    Die Medienmacher sind nicht unschuldig, sie täuschen sich auch nicht nur ein bisschen und sie wehren sich auch nicht nur ein wenig mit Ignoranz.
    „Sie wissen nicht, was sie tun.“ Der deutsche Journalismus ist verunsichert durch das Internet, durch die dynamische Entwicklung der Medienlandschaft. Aber nicht wegen der radikalen Putinversteher oder der im Netz hausenden Trolle, sondern sie wissen selbst nicht mehr, was wahr ist. Und so erfahren sie einen Kontrollverlust.

    Der Journalismus hat das Gespür für Authentizität und Ehrlichkeit in vielen Fällen verloren. Es sind den Journalisten die persönlichen Wahrheitskriterien abhanden gekommen, mit deren Hilfe sie ihre eigene, mittlerweile tief verwurzelte Korruption erkennen könnten.
    Und das sind unter anderem die Ergebnisse ihrer Ausbildungs- und Karrierewege, welche durch geistlose Reproduktion, Obrigkeitshörigkeit und bedingungslosen Opportunismus sowie bequeme Quoten gekennzeichnet sind.

    Sie hingegen, sehr geehrter Herr Niggemeier, schreiben anders, formulieren ehrlicher und zeigen sich tatsächlich inspiriert durch das Internet. Sie bewahren sich Ihre Unabhängigkeit.
    Das ist der feine, aber wesentliche Unterschied.

  20. @Peter Stollewerk: Das entwickelt sich sicher im Lauf der Zeit, das Gefühl, was wo am besten hinpasst. Der Vorteil bei der FAS ist, dass ich mich auf eine bestimmte Länge beschränken muss. Der Vorteil hier ist, dass ich mich nicht auf eine bestimmte Länge beschränken muss.

    Krautreporter ist weniger als Ort für Meinungstücke gedacht, und das hier ist ja doch ziemlich persönlich geworden und passt deswegen vielleicht am besten hier in mein Privatblog. Fand ich.

  21. @Auceza: Naja. Wenn ich den Tonfall, die Hysterie, die Paranoia auf Seiten wie der Propagandaschau lese, kann ich schon verstehen, dass die betroffenen Kollegen das Internet nicht „als Quelle der Inspiration begreifen“.

    Ich stehe da ja zum Glück meistens nicht in erster Front und kriege nicht die volle Wucht des Hasses ab, aber schon zu sehen, was in so ein Stück wie meinen FAS-Text hineingeheimnist und interpretiert und unterstellt wird — das alles richtig zu stellen, wäre unmöglich. Auch sich überhaupt in die Diskussion zu begeben, erscheint abwegig. Und ich nehme an, dass das für jemanden wie Golineh Atai mindestens hundertfach schlimmer ist.

    Und wenn ich hier vorsichtig formuliere und mich bei diesem Thema zurückhalte mit Schuldzuweisungen, dann liegt das schlicht daran, dass ich mir unsicher bin. Dass ich halt auch nicht genau weiß, was da gerade passiert und ob ich mit meinen Beobachtungen und Erklärungsversuchen und Interpretationen richtig liege.

  22. Ja, sie – wir – machen alle Fehler: „die“ Mainstream-Journalisten und „die“ Qualitätsmedien. Auch „die“ Politiker und selbst „die“ Demokratie erzeugen Störfälle. Alternative? Besser machen oder eher abschaffen? Das kommt dann wohl darauf an, ob man hier einzelne Fehlleistungen oder pauschales Versagen oder Verschwörungen am Werk sieht. Und das lässt sich leider weder in die eine noch in die andere Richtung abschließend belegen. „Ich weiß sehr wenig …“

    Mir drängt sich bei der gegenwärtigen Journalismus-Schelte ein anderer Gedanke auf. Weniger eine Verschwörungs- als eine Konflikttheorie: Wir erleben einen heftigen Verteilungskampf um politische Macht. Dabei spielt das symbolische Medienkapital mittlerweile eine solch wichtige Rolle, dass die vielen Interessensgruppen es kaum länger Journalisten oder Medienmarken überlassen wollen. Sei es, weil sie letztere für unfähig halten (wofür es immer Argumente gibt) oder weil Medien einfach im Weg stehen.

    Interessant wird also immer die Frage sein, wer warum welchen Medien das Vertrauen entzieht. Unvollkommen war Journalismus jedenfalls seit seiner Erfindung, fass es die überhaupt gegeben hat.

  23. Nachrichten zu machen könnte so einfach sein:

    Ohne Theatralik die zur Verfügung stehenden Informationen berichten. Sich widersprechende Meldungen bringen und den Widerspruch betonen.

    Das wäre eine wissenschaftliche Vorgehensweise.

    Es ist doch so, dass die Medien die Fakten und die Wahrheit nur in den seltensten Fällen kennen. Es gibt dort doch nur Indizien und Hinweise auf die Wirklichkeit. Wenn sich Medien anmaßen, die Wahrheit zu kennen, oder aus vorliegenden Meldungen die Wahrheit richtig interpretieren zu können, können sie nur falsch liegen.

    Ich kenne die Ukraine schon ein bisschen und auch Russland kenne ich. Ich wage mir trotzdem incht anzumaßen, hier gut und böse zu erkennen oder gar zu wissen, was wirklich vorgeht.

  24. Bester Artikel, den ich bisher in diesem Blog gelesen habe. Er zeigt und handelt vom in jeglicher Selbstreflexion entscheidenden Schritt: ‚Könnte es nicht doch sein, dass die Andersmeinenden mit dem, was sie über mich sagen, in Teilen recht haben?‘
    Wir alle sind wohl psychisch solcherart tiefenstrukturiert, dass dieser Schritt als Ereignis möglichst unwahrscheinlich ist und bleibt.

  25. @24… Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird.

    Auch ich wurde schon vielfach im Internet bepöbelt, beleidigt und des öfteren sogar mit Morddrohungen überschüttet.
    Am Anfang hatte ich Angst, große Angst sogar. Ich dachte, dass morgen irgendein Psychopath vor der Tür steht und…
    Es passierte am Ende überhaupt nichts.

    Irgendwann einmal lernte ich dann tatsächlich einen dieser Trolle näher kennen. Das war ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mensch. Er trollte in allen möglichen Foren herum… aus Spaß. Er verbreitete Angst, weil er gerne andere erschrecken wollte.
    Das ist infantil – aber im Grunde harmlos.
    Viele Trolle sind so. Die mögen gerne „Stimmung“ machen und freuen sich wahnsinnig, wenn sich alle aufregen.
    Deshalb gibt es auch folgende Internetweisheit: Don’t feed the troll.

    Darüber hinaus gibt es noch jene Choleriker, die total außer sich sind, vor Wut schäumen und mit den Hufen scharen. In dieser Gefühlslage formulieren sie sehr üble Dinge.
    Am nächsten Tag haben sie schon fast alles wieder vergessen oder schämen sich vielleicht sogar.

    Natürlich gibt es auch gefährliche Leute im Internet, richtige Psychopathen.
    Aber nun einmal zu den Zahlen… wie viele Leute wurden nachweislich ermordet wegen ihrer Internetaktivität? Wie viele? 1, 5, 10, 1,000?
    De facto sind es nur sehr wenige und vermutlich ist die Wahrscheinlichkeit höher durch einen Autounfall umzukommen.
    Die Psychopathen des Internets hätten nämlich viel zu tun, wenn sie jeden umbringen wollten, der ihnen gerade dumm kommt.^^

    Was das Verstehen und Missverstehen von Texten anbelangt, ist natürlich das Internet ein „Wilder Westen“. Jedoch zeigt sich an dieser Stelle wie schwierig eigentlich der Kommunikationsprozess und wie vielseitig die Interpretationsmöglichkeiten sind.
    Es ist nicht so, dass früher die Texte besser verstanden worden sind als heute.
    Es ist heute nur so, dass relativ schnell und umfangreich ein feedback erfolgt.
    Damit persönlich umzugehen ist nicht einfach, es ist am Ende eine Frage von Medienkompetenz, denke ich.

  26. Nein, nein, nein. Das ist ja fürchterlich, was Du da schreibst, Stefan.

    Du zitierst allen Ernstes Mathias Bröckers (!!!), der – hurra! – mal wieder ein Buch geschrieben hat. Diesmal keines über den 11. September, bei dem ja irgendwie – laut Bröckers – die Juden die Hände im Spiel hatten. Du wirst es ja wissen: Mathias Bröckers ist jemand, der davon überzeugt ist, dass der 11. September nicht das Werk islamistischer Terroristen war, sondern eine große Verschwörung. Das ist eine so spinnerte, hanebüchene, absurde Vorstellung, in der Absurdität und Irrealität für mich vergleichbar mit der Holocaust-Leugnung, dass ich niemals, unter keinen Umständen, ein Werk dieses Autors auch nur erwähnen würde. Bröckers hasst die USA. Alles, was er denkt und schreibt, ist von diesem Hass bestimmt. Der Ukraine-Konflikt und die Berichterstattung darüber ist für einen wie ihn nur aus dem einen Blickwinkel verständlich, dass nämlich eigentlich irgendwie die USA schuld sind und Russland falsch verstanden wird. Ich finde es schlimm, dass Du so jemanden geradezu als eine Art Kronzeugen verwendest.

    Was die um sich greifende Medienkritik angeht: Es stimmt, dass in Foren mittlerweile der Teufel los ist. Jede Auslandsberichterstattung, ob zuletzt über Syrien, Ukraine, ob früher über den Iran, Ahmadinedschad, Libyen etc. pp., wird von großen Teilen der Foren-Kommentatoren als unwahr bzw., ja, „verhetzend“ dargestellt. Viele Menschen sind mittlerweile der grundsätzlichen Überzeugung, dass sie von „den Medien“ insbesondere in Bezug auf Auslandsberichterstattung belogen und verhetzt werden. Aber sind die Ursache hierfür, wie Stefan Niggemeier offenbar meint, tatsächlich Fehler in der Berichterstattung? Weit gefehlt. Nach meiner Überzeugung wirken Ressentiments und das Internet hier in fataler Weise zusammen.

    Meiner Überzeugung nach spielt die treibende Rolle dabei der unfassbar starke und weiter um sich greifende Antiamerikanismus, also der Hass auf die USA, aber auch jener auf den Westen insgesamt. Nahezu alle diese negativen Kommentare sind von der Grundüberzeugung getragen, dass Amerika, Israel, der Westen an sich grundböse seien und eigentlich schuld an all dem Dilemma. Und da die klassischen Medien die Realität beschreiben bzw. dies versuchen und nicht etwa eine Scheinrealität, die jenem Ressentiments entspricht, wird das als unwahr und als Hetze wahrgenommen.

    Besonders war das zu beobachten im Falle Syriens und der Ukraine: Bei Syrien wurde nicht etwa – in den Foren – Assad kritisiert, der ja tatsächlich sein Volk abschlachtet, sondern es wurde den Amerikanern unterstellt, eigentlich an allem schuld zu sein. Die Giftgasangriffe Assads auf die Zivilbevölkerung etwa wurden und werden schlicht geleugnet oder der anderen Seite zugeschrieben. Aktuell etwa wird behauptet, die Amerikaner hätten IS groß gemacht, indem sie IS u.a. Waffen geliefert hätten. Das ist schlicht falsch, aber es taucht an allen möglichen Stellen im Internet immer und immer wieder als Vorwurf auf, einer plappert es dem nächsten nach, bis es eine scheinbare Wahrheit geworden ist. Im Fall der Ukraine ist der Hauptangriffspunkt der Blog- und Forenschreiberlinge, dass in Wahrheit gar nicht Russland der Böse sei, sondern dass der Westen in Wahrheit hier mal wieder seine schmutzigen Hände im Spiel hätte: Der Westen hätte den Majdan unterstützt, der Westen hätte den Putsch unterstützt, der Westen würde mit Truppen (Blackwater und so) in der Ukraine aktiv sein, den Abschuss des Flugzeugs hätten nicht etwa russische Separatisten unternommen, sondern die Ukraine etc. pp. Es wird einfach alles immer und immer wieder gegen den Westen gedreht, gegen die USA. Während die Medien nüchtern beschreiben, wie Putin – was Fakt ist – in einer völkerrechtswidrigen Art und Weise, die man gar nicht stark genug kritisieren kann, einen Teil der Ukraine abgespalten hat, wird eine solche Darstellung in dieser Forenöffentlichkeit als Hetze wahrgenommen, weil in dieser Forenöffentlichkeit der Westen, Amerika, an allem Schuld hat.

    In meinen Augen ist in diesen Teilen der Öffentlichkeit eine Zweitrealität entstanden, die mit der eigentlichen Realität nicht viel zu tun hat, und so erklären sich auch die wütenden Reaktionen auf die Berichterstattung der Medien. Angefangen hat es wohl mit dem 11. September und dem Irak-Krieg, der für viele eine Art Bestätigung war. Die Zweit- oder Gegenrealität sieht in Auszügen so aus: Den 11. September hat es entweder nie gegeben oder er war gefaket, um gegen Afghanistan und Irak zu Felde ziehen zu können; der Irakkrieg basierte auf einer klaren Lüge der USA (und nicht etwa auf Fehlinformationen); die USA ziehen ausschließlich in Kriege, um Öl zu sichern und / oder um ihre Waffenindustrie zu stützen; die USA sind an allen Konflikten der Welt in der Weise beteiligt, dass sie diese Konflikte schüren und nicht etwa eindämmen; in Syrien sind die USA und ist nicht etwa Assad Schuld am Bürgerkrieg; alle Informationen der hiesigen Medien, die dieser Weltanschauung entgegenstehen, sind Lügen oder falsche Darstellungen, was auch damit zu tun hat, dass Deutschland US-hörig ist und dass die Medien geheimen US-Befehlen gehorchen. Man könnte weitergehen und unterstellen, was man zumindest auch bei vielen Kommentaren mittlerweile liest, dass Amerika bzw. die amerikanische Medienlandschaft bzw. die amerikanische Finanzindustrie von ein paar „Familien“ regiert werde, womit wir endgültig wieder bei den Protokollen der Weisen von Zion angekommen wären.

    Um das alles zusammenzufassen: Es sind nicht tatsächliche Faktenfehler, wie Niggemeier meint, die hier solch wütende Proteste hervorrufen und einen „Vertrauensverlust“ in die klassischen Medien. Es ist viel komplizierter. Zugrunde liegen m.E. vor allem massive Ressentiments in der deutschen Öffentlichkeit, die sich gegen USA, Israel, den Westen insgesamt richten und die unterstellen, an allem Schlechten sei eigentlich irgendwie – indirekt oder direkt – einer dieser Beteiligten oder alle zusammen schuld.

    Leute wie Bröckers, der unsägliche KenFM, auch die Autoren der „Nachdenkseiten“, Augstein und wie sie alle heißen, befeuern diese Ansichten.

  27. Kritische Stimmen wurden und werden gleich mit dem Schlagwort Putinversteher mundtot gemacht. So ist es auch mir ergangen, obwohl ich im Gegensatz zu vielen anderen schon gegen Putin demonstriert habe.

  28. Erstaunlich, daß sich diese Fragen erst beim Ukrainekonflikt auftun und nicht schon lange zu Syrien. Auch dort wird seit Jahren von Rußland verlangt, seine „falsche“ Parteinahme endlich zu beenden. Die westliche Unterstützung für die Rebellen bleibt dagegen unhinterfragt, obwohl inzwischen jeder merken könnte, wen man da unterstützt hat. Diese Erkenntnis wird aber behindert durch die platte Propaganda der (fast aller) Medien, die die Verbrechen der „Rebellen“ ausblendet und einseitig alles Böse nur bei Assad sieht.
    Die Regierung hat vorgestern übrigens den Rebellen ein Bündnis gegen ISIS angeboten. Warum kam das hier in keiner Nachrichtensendung?

  29. @#30 Alfons:

    ja, und umgekehrt ist es genauso. Wer sagt, Russland darf die Krim nicht annektieren, der ist ein USA Versteher. Oder von den USA geblendet usw. Das ist auch ein Problem bei der Auseinandersetzung, keiner ist bereit, respektvoll die Meinung des anderen anzuhören, ohne ihn sofort hart zu kategorisieren und mit einem Label zu versehen.
    Um auf die Journalisten zu kommen: was heute auch irgendwie fehlt sind wirkliche Instanzen, denen eine große Mehrheit aus Erfahrung Glauben schenkt. Heute zweifeln viele alles grundsätzlich an, was berichtet wird. Es fehlen bei uns irgendwie die großen Gesichter und Namen bei den Journalisten, so jemand wie Ruge oder Scholl Latour eben. Mit ihrer Meinung konnte man sich reiben, aber ihren Berichten (!) also der Wiedergabe was sie dort sehen, haben die meisten vertraut. Das fehlt heute.. vielleicht sollten die Journalisten auch nicht mehr Einordnung mit Bericht vermischen. Gerade ARD/ZDF sagen immer, wir müssen für die Menschein einordnen. Sie sollten aber zunächst einmal einfach berichten. Das wiedergeben, was sie sehen und hören und zunächst nicht mehr -gerade Auslandskorrespondenten.

  30. Danke für den Artikel, er formuliert einige Punkte genau aus zu dem, was auch bei mir ein Gefühl war, und was Jörn @9 geschrieben hat: es fehlt in den großen Nachrichtenmedien an Pluralität der Einschätzungen. Mir ist das zum wiederholten Mal beim Sehen der „Anstalt“ aufgefallen.
    Sowohl im Artikel als auch im Kommentar gab es ja den Verweis auf die Nachdenkseiten. Auf deren Inhalt will ich mich gar nicht beziehen, aber: Müsste nicht auch die Nachrichtenberichterstattung gelegentlich zum Nachdenken anregen?

  31. Vielen Dank Herr Niggemeier

    „Ich glaube, dass wir von unseren Qualitätsmedien erwarten können, dass sie genauer berichten. Dass sie weniger Fehler machen, vor allem, wenn es um Krieg und Frieden geht. Dass sie sensibilisiert sind für eine mögliche eigene Voreingenommenheit, was die Berichterstattung kleiner Details angeht, aber auch das große Ganze. Dass sie in einem viel größeren Maße ihre Rolle reflektieren, die Position, die sie einnehmen. Dass sie bewusst die Perspektiven wechseln und sich nicht als Kriegs– oder Konfliktpartei verstehen.“

    Vielen Dank Herr Niggemeier
    Ich wünsche mir, Ihre Kollegen werden den Artikel in Ruhe lesen.
    Es ist aber schwer vorstellbar, dass Journalisten mit einem Mal eine neue Haltung einnehmen und plötzlich „neutraler“ schreiben.
    Es ist auch schwer vorstellbar, dass ihre Chefs das wollen.
    Denn soweit ich bisher lese, wird von den Journalisten geradezu erwartet, eine starke „westliche Position“ einzunehmen.

    Zur allgemeinen Aufregung im Internet mchte ich anfügen, vielen von uns geht der Krieg in der Ukraine sehr ans Gefühl.
    Wir haben Bilder gesehen von in Stücke zerrissenen Zivilisten, und es fällt schwer, zu glauben, diese Menschen wurden von einer Armee beschossen, die sich einer pro-europäischen Wertegemeinschaft angeschlossen hat.
    So wird uns aber die ukrainische Regierung vorgestellt, und zwar wie ein Mantra.

    Wie kommt man zu mehr Ausgewogenheit. Vielleicht so:
    Medienvertreter von der anderen Seite ins Fernsehen einladen, wöchentlich. Internationaler Frühschoppen hiess das früher mal.
    Russische und westliche Zeitungsleute schreiben Gastbeiträge in unseren und deren Blättern.
    So lernen die uns verstehen, und wir lernen die verstehen.

  32. @SN: Gibt es eigentlich einen Grund dafür, wieso dein – sehr gelungener – fas-artikel scheinbar nicht kommentiert werden kann?

  33. @duese: Das weiß ich nicht. Ich habe es darauf geschoben, dass die mutmaßlich nicht so üppige Sonntags-Besetzung bei FAZ.net genug zu tun hatte, ohne auch noch die Kommentare da zu moderieren. Aber: Ich weiß es nicht.

  34. Wow. Ein großartiger Text. Er spricht mir (und sicher vielen anderen hier) in weiten Teilen aus der Seele. Und ich freue mich, dass auch solche Texte – die Bestenlisten der Dritten in Ehren – (weiterhin) gerade in diesem Blog zu lesen sind. Danke.

    Im positiven Sinne erstaunt mich auch, dass hier bisher angesichts dieses Themas noch relativ wenig, dafür aber überwiegend gut kommentiert wurde. Ohne das jetzt beschreien zu wollen.

  35. >> Im positiven Sinne erstaunt mich auch, dass hier bisher angesichts dieses Themas noch relativ wenig, dafür aber überwiegend gut kommentiert wurde<<
    Liegt wohl auch daran, dass beide Seiten zu Wort kommen. So kann man auch Meinungen eher akzeptieren (nicht teilen!) die sich nicht mit der eigenen decken. Wenn bei SpON und ähnlichen zum dritten Mal der Kommentar ohne erkennbaren Grund nicht veröffentlicht wird vergreift sich mancher vielleicht auch mal im Ton….

  36. Als jemand, der zitiert wurde, möchte ich meinen Teil beitragen; nicht so sehr auf Medien, sondern auf die Sache bezogen.

    Seit dem Beginn des modernen Völkerrechts (1648) ist die staatliche Souveränität ein Grundpfeiler. Dieser besagt, dass die Staatsmacht nach innen auf ihrem Staatsgebiet absolute Macht ausübt und nach außen, dass alle Staaten gleich sind. Dies ist in Art. 2 Abs. 4 UN Charta kodifiziert. Ohne die Zustimmung eines Staates kann kein anderer Staat auf seinem Staatsgebiet Waffengewalt ausüben. Beispielsweise hat der Internationale Gerichtshof 1986 erkannt, dass die USA Nicaraguas Souveränität verletzt haben, weil sie den Contra Rebellen Waffen geliefert habe (Iran-Contra-Affäre, Russland lässt grüßen).

    Von der absoluten staatlichen Souveränität macht das Völkerrecht – jedenfalls die UN Charta – nur zwei Ausnahme: Die Selbstverteidigung nach Völkergewohnheitsrecht (Art. 51 UN Charta) und ein Eingreifen nach Kapitel VII UN Charta (Art. 2 Abs. 7 UN Charta), wenn der Sicherheitsrat eine Gefahr für den Weltfrieden feststellt (hier spielt die Vetomöglichkeit ein erhebliches Problem).

    Insbesondere seit dem Kosovo-Krieg 1999 ist diese Grundlage ausgehebelt, weil die NATO damals ohne Mandat des Sicherheitsrates Waffengewalt gegen Serbien angewendet hat. Man hat zwar versucht, mit der Begründung der „humanitären Intervention“ dies zu kaschieren, aber es blieb ein Bruch. Weiter ging es mit dem Irak-Krieg 2003: Wieder keine Legitimation des Sicherheitsrates. Dann die Bombardierung Libyens 2011, wo der Westen eine Resolution des Sicherheitsrates zur Einrichtung einer Flugverbotszone und Schutz der Bevölkerung „umgedeute“ hat zur Ausübung von Waffengewalt (den Rebellen wurde der Weg nach Tripolis freigebombt). Weiter hat man sich der Hilfskrücke des „R2P“ bedient, was aber noch kein Völkergewohnheitsrecht darstellt. Dann die Waffenlieferungen an syrische Rebellen (IGH Entscheidung gegen die USA aus 1986) und nun Bombardierungen mit Drohnen im syrischen Bürgerkrieg.

    Meine Fragen: Gehen diese Maßnahmen konform mit dem Völkerrecht? Kann man Russland den Bruch des Völkerrechts vorwerfen, wenn man selber seit 15 Jahren nach Belieben verfährt? Welche argumentative Position hat der Westen vor diesem Hintergrund? Kann man gegenüber Russland mit Recht argumentieren und bei den eigenen Zielen allein mit Interessen? Konkret: Was passiert, wenn sich die Handlungen von Staaten allein an Interessen ausrichten und nicht mehr am Völkerrecht? Was hat die Instabilität des Völkerrechts für Folgen im Hinblick auf Krieg und Frieden? Herr Prof. Dr. Kirchhof hat im Hinblick auf die Euro-Krise in der FAZ einen Satz formuliert, der bei mir hängen geblieben ist: Die Instabilität des Rechts wirkt schwerer als die Instabilität der Finanzen. Könnte man daraus ableiten (wenn man diese These teilte), dass die Instabilität des Völkerrechts schwerer wiegt, als das militärische Eingreifen ohne Legitimation, um bedrängten Menschen zu helfen? Welche Alternativen dazu gibt es?

    Das sind alles Fragen, die ich mir stelle und bei denen ich sehr glücklich wäre, wenn sie von Journalisten auch einmal Entscheidungsträgern gestellt werden würden. EIn unreflektiertes „Wir sind die Guten!“ in Artikeln (ja, ich spitze zu!) weckt bei mir und manchen anderen den Eindruck, dass Journalisten mit Entscheidungsträgern in einem Boot sitzen und sich nur gegenseitig die Bälle zu spielen.

    Ich habe noch viel mehr zu schreiben, möchte es damit aber bewenden lassen.

  37. Ein Schlüsselerlebnis wie das ihres zitierten Twitterers (Jodocus Quak) teilen mittlerweile sehr viele meiner Bekannten, auch die älteren. Das ging jedesmal einher mit zunehmender Internetkompetenz. Die Leute fragten sich ab einem gewissen Punkt „Wie kann dieser Journalist so unwissend sein, wenn selbst ich das spielend in Erfahrung bringen kann?“. EIN derartiges Erlebnis reicht und – natürlich – stellt der Betroffene in der Folge alles Vorgelegte in Frage. Zu Recht!

    „Symbolbilder“ gab es auch früher und auch Interviews wurden geschnitten. Und „Vielseitiger“ war die veröffentlichte Meinung wahrscheinlich auch nicht. Nur ist es damals eben keinem aufgefallen.

    Die Deutungshoheit der Medien der alten Form verschwindet. Die bräsige Selbstgefälligkeit mancher Entscheidungsträger beschleunigt den Zerfallsprozess. (Wir kennen das: Ist ja nicht die erste Branche, die durch die neuen Medien gestresst wird) Egal ob man das bedauert oder als Chance begreift: Auf jeden Fall wird man sich damit arrangieren müssen.

  38. Man fühlt sich leicht schmutzig, wenn man bedeutende Szenen, die man relativ gut mit eigenen Augen erkennen kann, fast in Echtzeit Online abrufen kann, beim Endverbraucher von den eigenen Medien entweder nur schlecht oder gar immer öfters Falsch erhält.. Im aktuellen Ukraine-Konflikt gibt es sehr viel Videomaterial das mich staunen lässt wie die Medien die Masse beeinflussen in dem sie einfach nichts sagen. Und diese Stille tritt ziemlich oft in heutigen Konfliktherden auf.

    Ist denn keiner in den Redaktionen für solche Fragen zuständig? Fragen, die ihre Leser haben.
    Heutzutage sollten die Medienleute doch mitgekriegt haben dass ein livestream schneller ist als ein geschriebener Text. Und ein aufmerksamer User kann in dem Fall eine wichtige Quelle sein..

    Jede Quelle zu prüfen ist schwer, aber nur durch Zusammenarbeit kann man den User binden, nicht durch Ignoranz oder Verunglimpfung.

    Noch ist die Bildung bei uns das Maß am Fortschritt, wehe wenn wir sie verlieren. Die Verrohung wird rapide sein.

    @niggi

    das Medium wandelt sich. Der beste Reporter ist in Zukunft derjenige mit ’ner Handycam.
    In diesen Tagen wird mediale Geschichte geschrieben, die dem Informationsfluss zum besseren verhelfen wird… wovor Angst haben? Vor der Wahrheit?

  39. @Harris
    Vor der Wahrheit muss niemand Angst haben.
    Aber vor seinem Auftraggeber. Ob der für Wahrheit auch zahlt.

    .

  40. Kleine Metafrage:
    Wodurch wird eine Qual-i-tätsmedium zu einem Qualitätsmedium?
    Dem Eindruck nach genügt es, sich selbst als solches zu bezeichnen.

    Bonusbegriff: Gell-Mann Amnesia

    Mit süffisanten Grüßen
    Ein Qualitätskommentarschreiber,
    der die Hausaufgabennachhilfe für die im Text erwähnte Rundschau vor zwei Jahren nach deren Gibraltardebakel (damals ebenfalls fehlillustriert) endgültig einstellte, weil deren Korrekturen nur instransparent vorgenommen wurden, und die Hinweise+Richtigstellungen nicht einmal mit einem schlichten >Danke< honoriert wurden. "Ich nehme diesen Preis nicht an!"

  41. Vor einem Jahr habe ich Verschwörungstheoretiker noch belächelt, inzwischen bin ich (leider) selbst einer geworden.

    Schönes Beispiel: MH17 – Nach dem Absturz wurde sofort von einem Abschuss durch Rebellen mit einer BUK-Rakete berichtet, die Schuld wurde in den Medien sogar Putin persönlich zugeschoben.

    Bald zeigte sich jedoch, daß das Cockpit von MH17 von 30-mm-Geschossen (Bordkanone!) durchlöchert ist. Plötzlich wird über das Thema kaum noch berichtet, die offizielle Untersuchung wird in die Länge geschoben …

    Die meisten Journalisten sind wohl keine Militärexperten. Aber im Zweifelsfall könnte man einen Experten zu Rate ziehen – einen Artikel eines BUK-Experten habe ich nur im Neuen Deutschland gelesen. Dieser Experte bezweifelt jedoch die vorherrschende „offizielle“ Meinung!

    Im professionell gemachten Video MH-17: The Untold Story von RT wird die „Theorie“ des Abschuß per Bordkanone vom der russischen Luftwaffe verifiziert: Ein am Boden stehendes „Übungsziel“, offenbar ein ausrangierter Kampfjet, wird von einer SU-25 im Überflug mit der 30-mm-Bordkanone beschossen – und tatsächlich sind am Ziel danach genau die Ein- und Ausschußlöcher feststellbar, die man auf den Fotos der Trümmer der MH17 sehen kann. Am Schluß des 23-minütigen Videos werden dann noch einige plausible Argumente gebracht, die gegen den Abschuß mit einer BUK-Boden-Luft-Rakete sprechen.

    Das Video ist professionell gemacht, die „Beweisführung“ überzeugend – nachdem ich es gesehen habe, frage ich mich wirklich, warum in unseren Medien immer noch die „BUK-Theorie“ präferiert wird. Vermutlich, weil nicht „sein kann, was nicht sein darf“!

    Ein Titelbild „Stoppt Jazenjuk und Poroschenko jetzt“ werden wir wohl nirgendwo sehen!

  42. […] Von Putinverstehern und Journalistenverstehern Man kann es sich natürlich so einfach machen wie Udo Grätz, der stellvertretende Chefredakteur des WDR. Der twitterte als Reaktion auf meinen Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über die wachsende Kritik an den etablierten Medien: „Weiterhin journalistisch präzise und unabhängig arbeiten.“ Er hätte angesichts der vielstimmigen und keineswegs immer unbegründeten Kritik an der Arbeit auch seiner Redaktionen wenigstens sagen können: „Noch präziser arbeiten“, aber selbst das war wohl schon zuviel verlangt. Ich glaube nicht, dass viele deutsche Journalisten in irgendeinem engeren oder weiteren Sinne gekauft sind. Ich glaube aber, dass sie nicht unvoreingenommen sind. Dass die Berichterstattung tatsächlich, vermutlich oft unterschwellig und unbewusst, geprägt ist von einer klaren Überzeugung, dass es hier eine gute Seite und eine böse Seite gibt. Dass man den Aussagen der einen Seite prinzipiell glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist, und den Aussagen der anderen Seite prinzipiell nicht glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist. So ließen sich auch die vielen, oft kleinen Fehler erklären, die in der Berichterstattung zuungunsten der russischen Seite zu passieren scheinen. (Die Seite der Kritiker erliegt natürlich demselben Phänomen und interpretiert die Berichterstattung ausschließlich vor der Schablone, dass sie vermutlich falsch, gesteuert und anti-russisch ist und hat eine entsprechend gefärbte Wahrnehmung, die zu Fehlurteilen führt. Viele Anti-Mainstream-Medien-Blogs sind insofern mindestens so voreingenommen.) Quelle: Stefan Niggemeier […]

  43. Der Begriff der „Systemmedien“ liegt dann auch bei anderen Themen nahe, wie zZt die Berichterstattung ueber die GDL und deren Vorsitzenden…

  44. Ich glaube ein Grundproblem liegt darin, dass wir Moral und Politik verwechseln. Moral, edle Ziele sollten nicht Gegestand der Politik sein.
    Die schlimmsten Diktatoren und Regime vertraten eine Moral, ein gesellschaftlich in ihren Augen richtiges, das einzig richtige Weltbild, sie wollten eine moralisch richtige Welt schaffen. Dieser Moral, dieser richtigen Welt wurden dann Tausende/Millionen geopfert. Von Hitler, Stalin, den roten Khmer bis zu ISIS. Sie alle hielten sich für die Guten, waren im Besitz der alleinigen Wahrheit.

    Moral, gut und böse haben in der Politik nichts zu suchen, Gute Politik vertritt Interessen, ist sachlich und konsequent, aber Moral ist das schlimmste Gift in der Politik.

  45. Eigentlich sollte hier nicht über Detailfragen ohne Bezug zur Journalismus-Debatte diskutiert werden, aber den Beitrag zu #MH17 darf man nicht unkommentiert stehen lassen, da er absolut falsch ist.

    Abgesehen davon, dass die ominöse (und auf Radaraufzeichnungen nicht existente!) ukrainische Su-25 nicht in der Lage ist eine auf Reiseflughöhe & mit Reisegeschwindigkeit fliegende 777 abzufangen, da sie als Erdkampfflugzeug konstruiert wurde, spricht das Trefferbild für ein Abfangen durch eine Boden-Luft-Rakete.

    Im Übrigen sollte man wohl kaum Beiträge des russischen Staatssenders RT zu einem Vorfall indem die russische Regierung indirekt verwickelt ist (Unterstützung der Rebellen) als neutrale Quelle werten und dementsprechend sehr kritisch prüfen.

  46. Sehr geehrter Herr Niggemeier, leider stellen Sie die Diskussion um die gläsernen Wahlurnen nicht richtig bzw. unzulässig verkürzt dar. Der Kritikpunkt war nicht, dass die Urnen durchsichtig waren, sondern dass die Wahlzettel offen in diese Urnen eingeworfen wurden, womit das Kriterium einer geheimen Wahl ad absurdum geführt wurde.

    Gerade im Fall der Krim fürchteten Menschen aufgrund dieser „Transparenz“ (und Erfahrungen mit der Sowjetunion), dass eine Neinstimme Folgen hätte haben können. Wie das Ergebnis lauten würde, war den Menschen ja vorher recht klar, und schon deshalb sind viele Leute lieber gleich zu Hause geblieben. Wer den Wahlzettel gefaltet hätte, hätte sich angesichts der gläsernen Urnen dem Verdacht ausgesetzt, er hätte mit Nein gestimmt. Aus gutem Grund wird man z.B. in Deutschland dazu gezwungen, den Wahlzettel zweimal zu falten. Um das Kriterium einer geheimen Wahl zu erfüllen, hätte dies – besonders bei durchsichtigen Wahlurnen – auch in der Ukraine erfolgen müssen. Da dies nicht geschah, wurde dem „demonstrativ richtig wählen“ Vorschub geleistet.

    Auch aus anderen Gründen (manipulative Fragestellung, Einschüchterungen, einseitiger Wahlkampf etc.) erfüllte die Krimabstimmung nicht die Mindestkriterien, die an eine völkerrechtlich anzuerkennende Wahl zu knüpfen sind.

    Die Boulevardzeitungen haben sich möglicherweise nicht mit diesen Feinheiten aufgehalten, die seriösere Presse hat das aber schon entsprechend differenziert betrachtet.

    Erstaunlicherweise wiederholen Sie Ihre eigene manipulativ-verkürzte Darstellung in diesem Beitrag, obwohl Sie seinerzeit sogar in Kommentaren zu Ihrem Tweet auf die tatsächlichen Umstände der Kombination gläserne Urne/ungefaltete Wahlzettel hingewiesen wurden.

    Vielleicht nehmen Sie es selbst mit der journalistischen Sorgfalt nicht so genau?

  47. „Vielleicht bin ich da naiv,“
    Ich befürchte: ja. Und das meine ich positiv.

    Zwei kleine Fragen.
    Ich versuche, mir einen kurzen Überblick zu verschaffen und schaue neben den deutschen Qualitätsmedien auch bei den Online-Angeboten von Guardian, Telegraph, WaPo und NYT vorbei.
    Frage: Warum gibt es „dort“ keine „Troll“-Debatte ? Hat Putin seine bezahlten Freunde nur in Deutschland platziert aber nicht in UK und USA ?

    Ich lese den FAZ-„Teaser“ ;:“Luxemburg-Leaks …. berichten mehrere Medien“
    und „rate“. Süddeutsche Zeitung, NDR, WDR.

    Bingo ! Wieso „weiß“ ich das ?

  48. Mich überrascht, daß diese Kritik an den Medien erst im Zuge des Ukraine-Konflikts aufkommt.

    Ich habe dieses ungute Gefühl seit langer Zeit. Mangelnde Recherche, unkritische Fragen in Interviews, wenig Vertrautheit mit den laufenden Diskussionen im jeweiligen Thema usw.

    Mein Eindruck ist, daß sich viele Journalisten einfach nicht für ihre Themen interessieren. Man macht einen Bericht, weil man diesen Bericht nun mal machen muß und es ein paar gelernte Verhaltensweisen gibt, um diesen Bericht für das deutsche Publikum und die Kollegen nach Journalismus aussehen zu lassen. Aber es ist nur Journalismus der Form nach, Scheinjournalismus.

  49. @Stanz (30): Sehr guter Kommentar, der übrigens auch den blinden Fleck des Hausherrn herausarbeitet. Ich erklär mir das ja wohlwollend mit der Opposition gegen den Springer-Verlag, durch die dessen selbstgewählte „Freunde“ als verdächtig wahrgenommen werden.

  50. Mit großem Abstand der beste Artikel zu dieser Thematik den ich seit langem gelesen habe. Vielen Dank dafür. Der Artikel spiegelt all das wieder, vor Allem das nötige Reflektionsvermögen, das ich bislang beim Lesen der einschlägigen Presse vermisse.
    Dass sie beim Projekt Krautreporter mitarbeiten, dass ich von Anfang an unterstützt habr, lässt mich hoffen, dass ihre Einstellung auch von ihren Kollegen geteilt wird, was ich bisher noch nicht so beobachten konnte.

    Kurzum: Ich danke ihnen für diesen Beitrag.

  51. @Stanz (30)

    Es geht doch gar nicht um Ressentiments gegen die USA, gegen Europa oder gegen wen auch immer.

    Es ginge nur darum, bei einem Konflikt nicht eine Konfliktpartei bei der medialen Analyse massiv zu schonen (beim Ukrainekonflikt die EU, die USA und die Ukraine selbst) und gegen die andere Seite massiv die Stimmung anzuheizen (hier gegen Russland).

    Es ginge darum, ganz nüchtern beide Seiten des Konflikts zu beleuchten. Und auch einmal die Rolle der EU und der USA zu benennen, wie es beispielsweise dieser hervorragende Artikel tut:

    http://www.infosperber.ch/Artikel/Home/Ukraine-Der-Russe-ist-an-allem-schuld

    Wenn das schon Antiamerikanismus ist, dann weiss ich auch nicht mehr ….

    Es ist immer das einfachste, alle Medienkritik als Antiamerikanismus und als Ressentiments gegen den Westen abzutun, anstatt einmal wirklich zu schauen, was falsch läuft.

    Die Medien fördern mit ihrer einseitigen Parteiergreifung ja gerade die Ressentiments gegen den Westen, da viele Leute sich intuitiv auf die Seite desjenigen stellen, der in ihren Augen zu Unrecht zu massiv kritisiert wird.

    So verteidigen viele Leute die Politik Putins, die noch vor einem halben Jahr äusserst kritisch dessen Politik gegenüberstanden, weil sie das Gefühl haben, dass Russland in einer Art und Weise versucht wird, der „Schwarze Peter“ zugeschoben zu werden, die nicht legitim ist.

    Das müsste man einmal hinterfragen anstatt mit der „Antiamerikanismus“-Keule anzutanzen.

  52. @Stanz, #30
    Ist Ihr erster Satz/Abschnitt ernst gemeint? Naja.
    Ansonsten mögen Sie Recht haben, die Fehler und Defizite der Medien sind nicht die Ursache der Abneigung bestimmter Kreise. Aber sie geben ihnen Nahrung. Und sie erschweren die Verteidigung eigentlich guter „Werte“. Das eine – die Vorurteile waren schon vor den Fehlern da – schließt hier das andere – die Fehler sind Fehler und leisten Vorurteilen Vorschub – ja nicht aus.
    Wer vorher Antisemit war, hat den jüngsten Gazakrieg nicht dazu gebraucht, wer Antiislamist war brauchte keinen IS und wer Kirchenfeind war brauchte dazu keine Missbrauchsskandale mehr. Aber für die Meinungsbildung genügend anderer Leute waren das trotzdem entscheidende Geschehnisse. Ein Henne-Ei-Dilemma. Aber um solche Dinge zu kritisieren braucht man wirklich kein Antisemit, Antiislamist oder Antiklerikaler zu sein. Ebenso wenig braucht es Antirussentum um Putin, bzw. Antiamerikanismus um die Berichterstattung zu Recht zu kritisieren.

  53. „Weiterhin. Er hätte angesichts der vielstimmigen und keineswegs immer unbegründeten Kritik an der Arbeit auch seiner Redaktionen wenigstens sagen können: „Noch präziser arbeiten“, aber selbst das war wohl schon zuviel verlangt.“

    Was ist an dem freundlich gemeinten, ja: lobenden „weiterhin“ auszusetzen? Ist das nicht etwas zu dünnhäutig, Herr Niggemeier? Sie haben bisher gutes geleistet und werden das auch weiterhin tun, unterstellt Ihnen da ein Kollege. Das ist doch freundlich.

    Werden sogar Sie langsam nervös und überreagieren? …weil Ihr Beruf generell in Frage gestellt wird, wegen der vielen Taugenichtse, Tagediebe, Reklamefuzzies & Lügner, die’s neben den wenigen „Guten“ (wie Sie) leider gibt, und was man täglich immer wieder und noch sehen und lesen kann. Und hören: ich schalt‘ inzwischen sogar die stündlichen Nachrichten im Radio weg.

  54. Hallo!

    Ich verzweifle zunehmend in vielen Themenbereichen an der Berichterstattung in den Medien.

    Aktuell regt mich die Kampagne gegen die GdL am meisten auf . Kleine Einschränkung: Ich glaube nicht, dass es sich um eine gezielte Kampagne handelt – Verschwörungstheorien gehen mir auf den Zeiger. Ich glaube eher, dass viele Journalisten durch die Streiks persönlich in Ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind und aus ihrer persönlichen Verärgerung her über die Streiks schreiben.

    Wieso vergessen so viele Journalisten ihre Grundhandwerkzeug? Kaum einer beleuchtet den Hintergrund. Warum will die GdL nicht mit der EVG kooperieren? (Ausnahme Jens Berger auf den Nachdenkseiten mit „Ich bin ein GdL-Versteher“)

    Wenn Verhandlungen scheitern wird kritiklos die Pressemeldung der Bahn als Schlagzeile verwurstet („Wir standen kurz vor einer Einigung“ während die Wirklichkeit wohl sehr weit davon entfernt war).

    Man kann die Tarifverhandlungen und das Handeln der GdL sehr wohl kritisch sehen, aber zu ignorieren, dass es auch bei der GdL eine Tarifkommission gibt und nicht nur Herrn Weselsky (obwohl wir ja per Postillon jetzt wissen, dass es sich um einen Dämon aus der Niederhölle handelt), die Historie im Betrieb, usw. macht mich sprachlos und wütend.

  55. # 46 Horst L.: Ihr Beitrag ist ein typisches Beispiel für den üblichen Unfug von Verschwörungstheoretikern. Schon allein der Anfang: „Bisher habe ich Verschwörungstheoretiker ja immer belächelt, aber jetzt…!“ Ein geradezu typischer Beginn eines Beitrags eines Verschwörungstheoretikers.

    In der Sache bringen Sie nicht mehr als ein Video des russischen Staats (RT). Das erklärte Ziel von RT ist, „dem Publikum ‚die russische Sichtweise‘ auf das internationale Geschehen vorzustellen“ (Zitat Wikipedia). Voila! Also präsentiert Putin in einem Video einen „Beweis“, dass sehr wohl auch ein Kampfflugzeug derartige Schäden verursacht haben könnte, was Putin zur eigenen Verteidigung stets behauptet hat. Da Putin bzw. Russland verdächtigt wird, selbst hinter dem Abschuss zu stecken bzw. diesen über an Separatisten gelieferte Waffen mit verursacht zu haben, ist das Video m.E. vollkommen irrelevant. Sie wissen doch überhaupt nicht, was da wie manipuliert wurde. Es ist hanebüchen, ein Video des russischen Staates als Beweis dafür zu bringen, dass an der (m.E. absurden) Theorie eines Abschusses durch ein Kampfflugzeug doch etwas dran sein könnte.

    Sie und andere tun immer so, als sei Russland ein ganz normaler demokratischer Staat. Als sei Russland ein Staat wie Deutschland oder die USA. Ist er aber nicht. Russland ist ein undemokratischer Staat, zutiefst korrupt, nationalistisch, mit einer kaputten Justiz. Ich verstehe überhaupt nicht, wieso ausgerechnet Russland mit einer solchen Vehemenz in Deutschland verteidigt wird. Wieso ausgerechnet ein Video Russlands, das gerade in der Ukraine-Krise zigfach erkennbar gelogen hat, als Beweis oder Beleg angeführt wird.

    Und was Verschwörungstheorien angeht: Auch zum 11. September gibt es ja unzählige sehr überzeugende „Belege“, dass an der „offiziellen Theorie“ nichts dran sein könne. Wer das unbefangen liest, könnte ins Zweifeln geraten, viele tun das ja auch. Dass an jedem einzelnen dieser Schein-Belege eben doch nichts dran ist, ist mühsam zu widerlegen. Ich empfehle da immer, sich mal über Holocaustleugner und deren Argumente zu informieren. Es gibt auch bezüglich des Holocausts sehr überzeugende (Schein-)Belege, warum es einen Holocaust in Wahrheit nie gegeben haben kann. Arbeitslager, ja, aber doch keine Vernichtungslager! Man muss sich diesen Stuss wirklich mal durchlesen und erkennt sehr rasch die Parallelen zu anderen Verschwörungstheorien. M.E. können Sie in der heutigen Zeit bei jedem erdenklichen Ereignis irgendwelche angeblichen Ungereimtheiten ausmachen und darauf eine Verschwörungstheorie stützen.

  56. @kdm, #61
    Ich habe das Lob so verstanden, dass es nicht an Niggemeier gerichtet war, sondern ausdrücken sollte, was er als Reaktion auf die Kritik an den Medien im Allgemeinen, bzw. der Ukraineberichterstattung im Besonderen zu tun gedenkt. Niemand hat etwas gegen „journalistisch präzise und unabhängige Arbeit“. Aber das „weiterhin“ macht deutlich, dass hier wohl kein Handlungsbedarf gesehen wird. Und wenn ich Ihren letzten Absatz lese, kann ich mir schwer vorstellen, dass so eine Reaktion Ihnen das Gefühl vermitteln würde, zukünftig wieder die Radionachrichten zu hören.

  57. Doch, es geht in erster Linie um Antiamerikanismus, denn für sich gesehen dürfte Putin – ein autoritärer intoleranter Machtmensch, Ex-KGB, Oligarch und sonst noch so einiges, das eine Identifizierung mit ihm eigentlich unmöglich macht – kaum echte Sympathien einer „progressiven“ Internetgemeinde erwecken. Populär ist Putin vor allem als Projektionsfigur gegen die USA („der zeigts den Amis“).

    Die Ukraine oder die Krim ist dabei den meisten recht egal. Erst wenn man die USA in das Spiel verwickeln kann, wird es interessant, und so konnte man eine weitgehend irrelevante Victoria Nuland zur Initiatorin eines „Naziputsches“ aufbauschen.

    Putin verteidigen, weil er so ungerecht angegangen wird? Aber schließlich war es Putin, der die Krim völkerrechtswidrig annektiert hat, und es sind russische Truppen, die sich in der Ostukraine einmischen, und es ist Russland, das mit dem Projekt Novorossiya die Ukraine zerstören möchte. Kein ukrainischer Soldat steht auf russischem Boden und von historischen Ansprüchen Kiews auf Moskau ist mir nichts bekannt.

    Die Diskussion in bestimmten Webforen ist so vergiftet, dass jeder, der Putins Aktionen kritisiert, zumindest der Sympathie mit den „Faschos und Nazis“ in Kiew verdächtigt wird, egal, wie unsympathisch der Putinkritiker auch die Regierung in Kiew finden mag.

    Es geht vielen Leuten auch gar nicht darum, wirklich herauszufinden, was in der Ukraine passiert. Stattdessen sucht man nach Quellen, die die längst in Stein gemeißelte Ideologie bestätigen. Und selbst wenn sich eine Meldung ganz einfach beweiskräftig widerlegen lässt, wird sie am nächsten Tag wiederholt. Vieles daran erinnert an die völlig sinnlosen Diskussionen um 9/11, und Herr Bröckers ist ja gerade rechtzeitig auf den neuen Zug aufgesprungen.

    Von echtem Journalismus ist ein Herr Bröckers so weit entfernt wie Putin vom demokratischen Pluralismus. Ein Herr Niggemeier sollte das eigentlich wissen.

  58. Ach, jetzt versteh‘ ich: Der WDR meint nicht Sie, Hernn Niggemeier, sondern SICH, den WDR ?!
    Sorry, bin nicht gewohnt, diese Kindersprache retardierte Sprache bei Twitter zu verstehen.

  59. @ Swissli, #59:
    „Es geht doch gar nicht um Ressentiments gegen die USA, gegen Europa oder gegen wen auch immer. Es ginge nur darum, bei einem Konflikt nicht eine Konfliktpartei bei der medialen Analyse massiv zu schonen (beim Ukrainekonflikt die EU, die USA und die Ukraine selbst) und gegen die andere Seite massiv die Stimmung anzuheizen (hier gegen Russland).“

    Was Sie schreiben, ist falsch. Es wird keine Stimmung gegen Russland gemacht, sondern es wird die Realität dargestellt. Die Realität heißt, dass tatsächlich Russland in Sachen Ukraine völkerrechtswidrig, aggressiv und verlogen vorgegangen ist und weiterhin vorgeht. Das ist nicht einseitig, das ist die Beschreibung der Realität. Wenn man natürlich, wie Sie, eine andere Realität wahrnimmt – in Ihrer Realität haben die EU, USA, Ukraine offenbar erhebliche Schuld an den Ereignissen -, dann ergibt Ihr Beitrag Sinn. Das meinte ich ja mit meiner Beschreibung, dass viele Menschen mittlerweile eine Zweitrealität aufgebaut haben, in der beispielsweise Russland völlig nachvollziehbar vorgegangen ist und in der der Westen erhebliche Mitschuld an den Ereignissen hat. Aber das hat eben mit der wirklichen Realität nicht viel zu tun.

    Ein Beispiel: Sie verlinken in Ihrem Beitrag einen Text („Infosperber“). Ich habe mir diesen teilweise durchgelesen. Er vertritt falsche Thesen, die man immer wieder hört. Vor allem beschäftigt sich der Text mit der angeblich gegen Russland gerichteten NATO-Osterweiterung und dem Umstand, dass Russland schon sehr frühzeitig gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine protestiert habe. Das wird als Beleg dafür genommen, dass die NATO eigentlich schuld an der ganzen Misere sei. Das ist aber falsch – und im Übrigen mit Blick auf die dahinterstehende Geisteshaltung auch bedenklich.

    Erstens: Was ist denn passiert? Die osteuropäischen Länder standen jahrzehntelang unter der Knute der SU mit all ihren fürchterlichen Auswüchsen, die ich nicht weiter ausführen muss. Als die SU zusammenbrach, flüchteten die osteuropäischen Länder unter den Schutzschirm der NATO, weil sie weiterhin Angst vor Russland hatten. Sie hatten ihre Erfahrungen mit den Russen gemacht und wollten Schutz. Was ist denn dagegen zu sagen? Gerade mit Blick auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker? Länder wie Polen, Estland, Ukraine usw. haben das jederzeitige, unbedingte Recht, sich einem Verteidigungsbündnis anzuschließen, wenn sie das wollen. Das hat Russland schlicht nicht zu interessieren. Russland würde mit Blick auf seine gewalttätige Vergangenheit vielmehr gut tun, sich in Demut zu üben.

    Zweitens: Ein NATO-Beitritt der Ukraine stand doch überhaupt nicht zur Debatte. Es gab mal dahingehende Überlegungen, aber mehrere Mitgliedsländer hatten sich klar gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. Zumindest zum Zeitpunkt der Krim-Krise gab es keine Veränderung in Sachen NATO-Frage, die ein Eingreifen Russlands gerechtfertigt hätte.

    Es ging / geht bei der ganzen Geschichte ausschließlich um einen russischen Machtanspruch. Russland wollte sich die Militärbasen auf der Krim weiterhin sichern und Russland wollte / will der Ukraine zeigen, dass sie ohne Russland nicht weiterkommen, dass Russland in der Lage ist, die Ukraine dauerhaft zu destabilisieren. Nur darum geht es. Das ganze Gerede von NATO etc. ist ein Ablenkungsmanöver der Russen, dem Leute wie Sie bereitwillig auf den Leim gehen.

  60. Vielen Dank, Herr Niggemeier, für diesen differenzierten Beitrag zum Thema. Er hebt sich wohltuend ab von allem anderen, was dazu publiziert wurde.

  61. Wer den Kommentator ‚Stanz‘ ernst nimmt, ist selbst dran schuld. Behauptet er doch tatsächlich im Jahr 2014 noch, dass die Irakkriegslüge von George W. Bush nichts anderes wäre als ein bedauerlicher Fehler. Und jegliche andere Behauptung des Kommentators passt dann ins Schwarz-Weiß-Schema. Das ist die genaue Antithese des Blogbeitrages.
    Um mich davon abzuheben, eine Art Disclaimer: Einzelne Behauptungen des Kommentators können Elemente von Wahrheit enthalten. Z.B. die Völkerrechtswidrigkeit der Krim-Besetzung (die ja auch gegen bilaterale Abkommen Russlands mit der Ukraine verstieß, und eingestandenermaßen gegen die Verfassung der Ukraine).

  62. @Stanz: Sie tun sich mit Ihrer Art zu kommunizieren, keinen Gefallen. Selbst, wenn Sie recht haben sollten, überzeugen Sie die Zweifler nicht, indem Sie sie anbrüllen: RUSSLAND IST SCHULD. NUR RUSSLAND. AUSSCHLIESSLICH RUSSLAND. NIEMAND SONST. DAS DURCH UND DURCH VERKOMMENE RUSSLAND. IST SCHULD. NUR.

    Ich mache mir, glaube ich, gar keine Illusionen über die Skrupellosigkeit von Putin und seinem Regime. Gerade als schwuler Mann hege ich da keinerlei Sympathien. Ich glaube nur, dass es genügend Hinweise darauf gibt, dass es in diesem Konflikt eben nicht nur um den Machtanspruch Russlands geht, sondern auch den Machtanspruch des Westens. Und dass die Methoden der USA keineswegs immer die sind, die eines freiheitlichen Rechtsstaates würdig sind, ist, glaube ich, umfangreich belegt. Deshalb wünsche ich mir, dass Medien sich dem Konflikt auch aus der Perspektive widmen.

    Nicht um am Ende zum Ergebnis zu kommen, dass alle gleich sind, der Westen so schlimm wie Russland. Sondern um ein vollständiges Bild zu haben.

  63. Schöner Artikel. Für mich persönlich ist da allerdings mehr Hoffnung oder guter Glaube , als ich selbst noch aufbringen kann.

    Denn die Positionierung Russlands als Gegner begann viel früher. Nicht erst mit der Ukraine. Seit dem Besuch Putins in Hannover ging es massiv los. Ich hatte damals keine Ahnung warum. Gut, ab Dezember wussten wir es dann alle.

    Aber bereits vorher wurde mit Halbwahrheiten gearbeitet. Die Themen waren:

    Pussy Riot: jeder kennt die Bilder der hüpfenden Mädchen in der Kirche, die vorangegangenen Aktionen hat man uns dann allerdings nicht in den Nachrichten zum Abendbrot serviert. Denn das Mitgefühl mit den Mädchen wäre dann womöglich bei dem einen oder anderen auf der Strecke geblieben.

    Nawalny: was durften wir nicht alles lesen und hören, der charismatische Blogger, der sympathische Anwalt, der Oppositionsführer, der Putinkritiker. Der Spiegel ging sogar so weit zu schreiben: in Deutschland wäre Nawalny vermutlich in der CSU und würde sich da um die Jungwähler bemühen. Nachdem Leser in den Foren unermüdlich monatelang darauf aufmerksam machten, dass dieser Held ein Faschist ist, hatte sich das dann leider nicht mehr so ganz ignorieren lassen. Also nannte man ihn einen Nationalisten, also ab und zu. Aber noch immer bleibt der Parteilose der Oppositionsführer. Dass er zum Genozid an Kaukasiern aufrief: weitestgehend unbekannt.
    Sein Abschneiden bei der Bürgermeisterwahl in Moskau kommentierte die ARD als „Achtungserfolg“.

    Homosexuelle: ja, da mag in Russland so einiges im Argen liegen. Aber ich finde ein Land, das von einer Bundeskanzlerin regiert wird, die sich „schwer tut“ bei dem Gedanken, dass Homosexuelle Paare Kinder adoptieren, denn das Kindeswohl stehe im Vordergrund, sollte vor der eigenen Türe kehren.

    Was wurde hier gejubelt, als Pfarrer Gauck Putin nicht empfing (Hannover 2013) wegen der Homosexuellenrechte. Weil wir hier Werte haben. Gut, die hatte der Pfarrer und mit ihm die gesamte Presse beim Empfang des Emirs von Katar kurz vergessen.

    Diese Themen wurden immer und immer wieder aufgelegt. Lange bevor wir was über die Ukraine hörten. Und noch länger vor der Krim. Mit der jetzt auch plötzlich alles angefangen zu haben scheint.

    Und dann immer wieder Schlagzeilen, die jeder Beschreibung spotten. Mein persönliches Highlight: der Focus im April: Ende mit Schrecken – Putin löscht seine Exfrau aus.
    Ja, da denkt man erst mal Übles. Aber nur der Status des Präsidenten wurde auf „geschieden“ geändert. Da wird dann eben nicht mehr geschrieben „geschieden von…. “ sondern eben nur „geschieden“.

    Das war systematisch.

    Und genauso systematisch geht es jetzt weiter, und genau deshalb habe ich keine Hoffnung mehr:

    Lielischkies mit seinem Machwerk Tödliche Falle von Ilowajsk, das von Fehlern, Annahmen, Ungenauigkeiten nur so strotzt.

    Eine Katrin Eigendorf, die „gerade erlebt, wie ein Checkpoint angegriffen wird“ und zwar so intensiv, dass man dafür Logistik braucht, also: die Russen kommen. Und jeder kann sehen: da passiert gar nichts.
    http://www.youtube.com/watch?v=5dZZ1s5tkxQ

    Ein Kleber der verkündete, es gibt keine Faschisten in der Ukraine. Und wer das dennoch glaubt, der ist ein Opfer der russischen Propaganda. Obwohl bereits der Spiegel im April 2014 erklärte, dass es der Rechte Sektor war, der Janukowitsch stürzte.

    Flüchtlingszahlen, die sich ständig verändern. Mal haben laut UN, was dann von Tageschau übernommen wurde mehr als 1 Mio Menschen aus dem Osten der Ukraine in Russland Zuflucht gesucht, während der Wahlen im Osten, waren es dann nur noch 400 000.

    Das ist doch keine russische Propaganda. Das bedeutet nur: es gibt Zuschauer, die merken sich auch was sie gesehen haben, es gibt Leser, die erinnern sie, was da zu Lesen war. Und sie merken, da stimmt nichts mehr.

    Und sie merken auch: jede Menge Fragen bleiben offen (Maidanschützen) und andere werden erst gar nicht gestellt.

    Wie zum Beispiel die Verkündigung des BND Präsidenten Schindler, dass das Waffensystem mit dem MH 17 abgeschossen wurde, offenbar nicht von den Russen geliefert sondern von den Rebellen von einem ukrainischen Stützpunkt erbeutet wurde. Da geht man nicht nach. Da werden keine Fragen gestellt. Mal ganz abgesehen davon, dass weder Deutschland noch die USA oder sonstwer jemals für die Tragödien verantwortlich gemacht wurden, die die gelieferten Waffen verursachten, sollte man spätestens jetzt mal inne halten und sich fragen, ob die Hetzjagd auf Russland nicht doch mal ein Ende finden müsste.

    Aber statt dessen geht sie verstärkt weiter. Im Tagesspiegel spricht ein Herr Casdorff offen von einem geächteten Russland.

    Nein, ich habe keine Hoffnung. Wenn sich Minister hinstellen und zum Fressen fürs Vaterland aufrufen „one apple a day keeps Putin away“, wenn Bürger als Agenten, Trolle und was weiss ich noch alles diffamiert werden, wenn man nach Aufrüstung schreit, dann frage ich mich schon lange nicht mehr, wo wir hier sind. Ich frage mich, WANN wir sind.

  64. Genau das ist ja das Problem. Wenn die Journalisten sich wenigstens kaufen lassen würden, fände ich es moralisch verwerflich, aber ich könnte zumindest die Motivation erkennen. Wieso allerdigns Leute für fast einen Hungerlohn den Mächtigen ihre Dienste anbiedern werde ich nie verstehen.

    Diese Kritikfähigkeit hat auch mit der massiven Macht der Medien zu tun, für mich ist dieser eine Österreicher in Erinnering geblieben, der in irgendeiner östterreischischen Sendung mit Sido aneinander geraten ist und dieser ihn veralberte. Der bedrohte Sido dann ganz einfach vor der Kamera, dass er ihm mächtig eines auswischen wird. Jeder normale Mensch hätte kurz danach gemerkt wie heftig er sich daneben benommmen hatte und dass eine negative Geschichte natürlich keine Glaubwürdigkeit mehr hätte. Die Geschichte über Sido kam natürlich trotzdem, weil es solche Denkprozess beim Großteil der Journalisten auch gar nicht gibt. (Sido hat dann wenigstens vor Gericht Recht bekommen, aber man weiß ja wie Zeitungen bewusst Klagen in Kauf nehmen und das Gegengerechnet wird mit den möglichen Gewinnen. Auch so eine Sache, die in einem funktionierenden Rechtsstaat mal zu deutlich höheren Strafen für Medien geführt hätte. Es ist doch auch im Interesse aller „richtiger“ Journalisten, dass die anderen die Lügen verbreiten mächtig bestraft werden und nur Wahres in die Zeitungen kommt.

  65. @tisiphone
    Das es Schieflagen bei der Ukraineberichterstattung gibt, ist unbestritten. Aber eine „Hetzjagd auf Putin“ zu beklagen, nur weil der halt etwas Land von einem souveränen Staat annektiert hat und noch wesentlich mehr abspalten will, ist vielleicht die größere Schieflage.

  66. @tisiphone: Wenn Sie das Zögern der Bundesregierung bei der vollkommenen Gleichstellung von homosexuellen mit heterosexuellen Paaren wirklich vergleichbar finden mit der Verfolgung und Diskriminierung von Schwulen in Russland — dann, fürchte ich, kommen wir nicht zusammen. (Um jetzt auf die Schnell mal nur einen Punkt von vielen herauszugreifen.)

  67. @ Buenavista

    Ich kann das nicht beurteilen, ob es sich da um eine Annektion gehandelt hat. Ich bin keine Völkerrechtlerin. Mich irritiert zum Beispiel, dass man auch hierzu so wenige Informationen erhalten hat und das Wording „Annektion“ einfach mal übernommen wurde. Ich passe nicht in diese Zeiten. Denn ich stelle mir Fragen, ich hinterfrage.

    Ich stellte mir zum Beispiel die Frage: war das Verschenken der Krim überhaupt legal. Wir leben doch nicht im Feudalismus, wo man mal hurtig 2,2 Millionen Menschen verschenken kann. Könnte Deutschland einfach hingehen und das Saarland an Frankreich verschenken? Wäre das in Ordnung?

    Ausserdem ist das Selbstbestimmungsrecht ebenfalls Teil des Völkerrechts.

    klar kann man sagen, nun das war in den 50ern. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Schenkung erst mit dem Zusammenbruch der Sovjet Union Auswirkungen auf die Menschen hatte.

    Die Krim war länger ein Teil Russlands, als es Deutschland als Deutschland gab. Und trotzdem sprach 1989 keiner von Annektion eines von der UN anerkannten souveränen Landes, sondern ganz selbstverständlich von „Wiedervereinigung“.

    Sie sehen, für mich ist da gar nichts klar. Ich habe eine Menge Fragen. Aber statt Antworten gibt es feste Sprachregelungen.

    Und abschliessend: wie ich anmerkte: es begann nicht mit der Krim. Lange lange davor ging es los. Und wie ich ebenfalls bemerkte: inzwischen hat man alles davor vergessen.

    Und das ist nicht legitim. Denn die Krim hat gar nichts ausgelöst. Sie war das Resultat.

  68. @ Stefan Niggemeier

    Ich vergleiche gar nichts. Ich bezweifle nur, dass diese Aufschreie wegen der Homosexuellen Rechte in Russland aufrichtig sind. Denn diese Rechte wurden beim Gespräch mit dem Emir von Katar zum Beispiel nicht mal thematisiert. Und dort gilt Homosexualität als Verbrechen.

    Ich sage: man hat die Lage der Homosexuellen in Russland instrumentalisiert, um Stimmung gegen Russland zu machen. Weil es einfach war. Weil einfach Mechanismen greifen: zeig wie schlecht es in Russland ist, dann fühlen sich alle viel besser. Und wenn man sich erst mal besser fühlt, dann ist es leichter den anderen als Gegner zu sehen.

    Ich bezweifle nicht, dass die Lage der Homosexuellen in Russland alles andere als optimal ist. Aber ich zweifle erheblich daran, dass die Sorge der Deutschen um das Wohl der Homosexuellen so aufrichtig ist.

  69. Ich habe wenig Zweifel, dass es sich bei Putin und sein postsowjetisch-autokratischem Regime um etwas Negatives, Menschenrechts-, Freiheits- und Demokratiefeindliches handelt. Auch habe ich keinen Zweifel über seine negative Rolle im Ukraine-Konflikt. Dazu reicht ein Blick auf die Fakten, z.B. die Landkarte (Grenzen der Ukraine vorher, faktische Grenzen jetzt …) . Es bedarf wenig Propaganda, sondern schlichtes Bleiben bei der Wahrheit reicht, um ein Bild zu zeichnen, das zwar nicht mehr rein Schwarz-Weiß, aber doch hinreichend Dunkelgrau-Hellgrau ist mit immer noch ausreichend Kontrast. Aber gerade deshalb ist die ggw. Rolle der Medien fragwürdig, sie vernebelt mehr als sie aufklärt, die Plumpheit schürt mehr Zweifel als sie nimmt und verspielt so Glaubwürdigkeit, nicht nur ihre eigene, sondern auch die Glaubwürdigkeit der offensichtlichen Realität und schafft so erst Platz für krude Ideen.

  70. @Stanz
    Ich hoffe doch, daß auch Ihnen als „USA-Versteher“ die „Blätter für deutsche und internationale Politik“ bekannt sind. Falls diese nicht automatisch Ihrer großzügig konzedierten anti-amerikanisch-Stigmatisierung anheim fallen, sei Ihnen der dort 2008 erschienene Artikel „Die Welt als Schachbrett – Der neue Kalte Krieg des Obama-Beraters Zbigniew Brzezinski“ nahegelegt. Im Netz zu finden. De rien.

  71. @tisiphone

    Dass Chruschtschow 1956 die Krim verwaltungstechnisch (mehr war es in den Zeiten der UdSSR ja nicht) der Ukraine zugschlug, hatte v.a. wirtschaftliche Gründe. Man sieht ja noch heute, dass die Krim hauptsächlich von der Ukraine abhängt.

    Was aber 1956 geschehen ist, das ist aus heutiger völkerrechtlicher Sicht völlig irrelevant ebenso wie die Eroberung der Krim durch Katharina die Große. Es zählt allein, dass Russland spätestens 1994 mit dem Budapester Memorandum die Ukraine in ihren damaligen Grenzen (also inkl. Krim) völkerrechtlich anerkannt hat. Und dadurch wird die Angliederung der Krim, die Teil eines von Russland anerkannten Staats war, zur Annektion. Es gab auch zum Zeitpunkt der Annektion keinerlei Bedrohung der auf der Krim lebenden russischstämmigen Bevölkerung, die eine Intervention gerechtfertigt hätte.

    Gebietsansprüche einseitig gegen einen Staat durchzusetzen, den man zuvor völkerrechtlich verbindlich anerkannt hat, sind immer völkerrechtswidrig. Oder hätte Deutschland plötzlich wieder Ansprüche auf Ostpreußen, wenn in Moskau Putin gestürzt würde? Oder auf das Elsass, wenn Marine Le Pen an die Macht kommt?

    Tatsache ist, Putin hat die momentane Schwäche der Ukraine schlichtweg ausgenutzt, um die Krim zu annektieren. Dass die Ukraine dies zuließ (und tatsächlich blieb ihr keine Wahl), hat die Fortsetzung im Donbass erst möglich gemacht. Hätte die Ukraine wieder nichts unternommen, hätte sie bereits jetzt die komplette Ostukraine inklusive Odessa verloren und wäre ein handlungs- und nicht lebensfähiger Rumpfstaat.

    Differenzierte Betrachtung ist immer gut. Aber wer der Aggressor ist, sollte man deswegen nicht aus den Augen verlieren.

  72. Sehr guter Artikel, volle Zustimmung in allen Punkten.
    Was mich – weder „Putinversteher“ noch von Russland bezahlt – so wütend macht: nahezu unreflektiert wird in unseren „Qualitäts-Medien“ die offizielle – sprich amerikanische – Lesart wiedergegeben, dass Russland grundsätzlich schuldig an allen Vorgängen ist. Jegliche Aktion Russlands wird in diesen Kontext hineingesetzt. Ein Hinterfragen, eine Andeutung, dass auch Putin berechtigte Interessen haben könnte (z. B. der Komplex der Bedrohung durch eine NATO-Osterweiterung mit der Ukraine), die er vertritt, kommt nicht vor (oder zumindet nicht in nennenswertem Umfang).
    Das ganze mediale Gewitter erinnert an die bekannten Muster, die wir bei vergangenen Konflikten beobachten konnten: mobile Giftgaslabors im Irak, die Giftgasraketen in Syrien… Wüste Behauptungen und wilde Spekulationen werden mit aller Macht durch alle Medien in die Welt verbreitet. Kommt Widerspruch von den so Angegriffenen, ist das natürlich nur ein Beweis, dass an den Vorwürfen irgendetwas dran sein muss. Beweise muss nur der so Angegriffene liefern, nicht der Angreifer. Kann oder will er das nicht, ist er natürlich erst recht schuldig.
    Haben unsere Medien nichts gelernt aus den letzten Konflikten? Wo sind die mobilen Giftgaslabors? War wirklich Assad verantwortlich? Nein – es wird wieder nur das nachgeplappert, was unsere „Freunde im Westen“ vorgeben. Damit machen unsere Medien sich ohne Wenn und Aber zu einem Teil der Maschinerie, die direkt auf einen Konflikt mit Russland zusteuert.
    Dann diese Selbstbeweihräucherung lesen zu müssen, man sei ja zu 98% ganz toll und vereinzelte Fehler kommen schon mal vor, ist nur sehr schwer erträglich. In diesem Kontext ist auch sehr einfach zu verstehen, wie sich die bedauerlichen, vereinzelten, ach-so-seltenen Fehler einfach zu Verschwörungstheorien verdichten lassen.
    Qualitäts-Journalismus kann – darf! – sich solche Fehler nicht wieder und wieder leisten, will er nicht in den Geruch von Voreingenommenheit geraten. Insbesondere bei derart brisanten Themen wie dem Konflikt in der Ukraine.
    Sieht man dann noch, welche Themen in den Medien alle nicht vorkommen (Maidanschützen, Brand in Odessa, extrem rechte Milizen…), wird es immer schwerer, an eine zufällige Blindheit der versammelten Medien zu glauben. Für derartige Informationen muss man mittlerweile auf andere Quellen im Internet ausweichen.
    Letztendlich bringen sich unsere Medien so um sämtliche Glaubwürdigkeit und sehen offenkundig noch nicht einmal ein Problem darin. Sehr, sehr traurig.

    Disclaimer: Ja, es gibt vereinzelt Medien, die sich wohltuend von diesem Schema abheben. Die großen, die Meinungsführer / -macher, sind sich aber aus meiner Sicht sehr einig, was und wie es zu berichten ist.

  73. Werden Sie bei diesem Thema dranbleiben und auch in Zukunft das Phänomen der Medienskepsis intensiv bearbeiten, Herr Niggemeier?
    Sie sind einer der wenigen durch und durch seriösen sowie glaubwürdigen Journalisten, die sich aktuell kritisch und sehr klug mit diesem Themenkomplex befassen.

    Es würde mich freuen, wenn Sie sich damit weiterhin auseinandersetzen und schließlich auch Erkenntnisse formulieren könnten, welche sich nicht in „Ich weiß es ja auch nicht.“ oder „Ich kenne mich da nicht aus.“ erschöpfen.
    Bitte missverstehen Sie den letzten Satz nicht falsch.
    Ich respektiere Ihre vorsichtige und sehr präzise, abwägende Herangehensweise, welche selbstverständlich mehr Zeit beansprucht als die vielen Schnellschüsse aus der Hüfte bei der Propagandaschau.
    Dennoch gibt es einen gewissen Zeitdruck.
    Die Phänomene der Manipulation in den Mainstream-Medien sind kaum mehr zu leugnen und es geht tatsächlich um Krieg und Frieden, um Menschenleben, wenn die Krisenregionen der Welt betrachtet werden.

  74. Laut einem Twittereintrag von Udo Ulfkotte soll heute Donnerstag die «Süddeutsche» sein Buch «Gekaufte Journalisten» rezensiert haben. Weiss jemand, ob das stimmt?

  75. @ Stefan Niggemeier

    Ach, was verrät Ihnen denn meine Sprache über mich?

    Hinter diesem Satz stecken viele Gedanken. Die Sie gar nicht kennen können. Weil ich sie nicht formulierte, wie ich gerne zugebe. Ich gehe auch nie davon aus, dass jemand wissen kann, was ich meine. Nur, wenn er es wissen will, dann soll er fragen. Aber aus einem Satz schon eine Grundhaltung ableiten, ohne zu hinterfragen, finde ich… spannend.

    Vielleicht sollten Sie es sich auch fairerweise nicht so einfach machen.

  76. @tisiphone:
    Sie verbreiten horrenden Unsinn. Ich greif mal wahllos 3 Punkte heraus:
    Man muss kein Völkerrechtler sein, um eine Annektion zu erkennen. Es genügt, ein Grundverständnis davon zu haben, was das Wort bedeutet. In Ansätzen.
    Die angebliche „Schenkung“ ist doch eine sinnlose Behauptung. Die Ukraine war ja gar kein eigenständiger Staat, sondern lediglich eine Verwaltungseinheit der Sowjetunion. Da hat wohl vorher die Sowjetunion sich eine Ukraine geschenkt, also sowas wie Kleinrussland und Neurussland zusammen, und da später die ebenfalls von Potjomkins Agentur besiedelte Krim noch dazugetan. Welcher dieser Verwaltungsakte war da jetzt falsch? Oder doch der Zerfall der Sowjetunion in plötzlich unabhängige Staaten? Ein ernstzunehmender Verfassungsrechtler würde jetzt sagen, dass spätestens mit dem Budapester Memorandum da alle Messen gelesen waren. Russland hatte sich selbst verpflichtet.
    „Deutschland als Deutschland“, das ist besonders erklärungsbedürftig. Was verstehen Sie unter Deutschland? Man kann da gut bei Karl dem Großen anfangen. Oder behaupten, ein Deutschland als solches gebe es gar nicht. Ihre Bemerkung ist nur als Nonsens zu verstehen. In diesem Sinne war die Krim noch niemals ein Teil Russlands. Sie hat mal zusammen mit der Ukraine (und u.a. Finnland) zum Zarenreich gehört. Zur Zeit gehört sie in den Augen Russlands zur Russischen Föderation. Das ist allgemein international nicht anerkannt. Und „Deutschland als Deutschland“ ist per Definition das Land, in dem die Deutschen leben. Von der Maas bis an die Memel. Oder so ähnlich.

  77. Stefan Niggemeier schrieb: „Ich glaube nicht, dass viele deutsche Journalisten in irgendeinem engeren oder weiteren Sinne gekauft sind. Ich glaube aber, dass sie nicht unvoreingenommen sind. Dass die Berichterstattung tatsächlich, vermutlich oft unterschwellig und unbewusst, geprägt ist von einer klaren Überzeugung, dass es hier eine gute Seite und eine böse Seite gibt.“

    Genau so ist es. Und soll es ja auch sein. Denn Pressefreiheit an sich bedeutet ja nicht, dass Presse frei von Meinungen zu sein hat, sondern frei in der Entscheidung, welche Meinungen sie vertritt. Im Idealfall wird daraus Vielfalt, welche allerdings nicht quantifizierbar ist. Irgend jemand sieht sich und seine Meinung, fälschlicherweise zumeist als „Wahrheit“ bezeichnet, immer unterrepräsentiert.

    Das ist kein Totschlagargument. Im Gegenteil: Misstrauen ist durchaus angebracht. Aber nicht mit Blick auf mögliche „Verschwörungen“, sondern auf die simple Tatsache, dass Medien von Menschen gemacht werden. Von Menschen mit höchst unterschiedlichen Charakteren, Werten und Ansprüchen. Es wäre seltsam, wenn dabei nicht auch vieles herauskäme, das ich als falsch, dumm oder manipulativ empfinde.

    Dass all die vermeintlichen und tatsächlichen Unzulänglichkeiten von Medien und Journalisten dank Internet überhaupt erkennbar werden, betrachte ich aber zunächst mal als Gewinn, nicht als Problem. In der Summe fühle ich mich heute jedenfalls deutlich besser informiert als vor 40 Jahren, als ich mangels Alternativen alles glauben musste, was in der Tageszeitung stand, die morgens im Briefkasten lag.

  78. @ Stefan Niggemeier: Sie haben schon Recht. Aber geht es Ihnen nicht bei manchen Dingen auch so, dass Sie am liebsten schreien würden? Weil Sie denselben Unsinn wieder und wieder und wieder lesen?

    Hier wieder, @78, schreibt davon, der Vorwurf der Homosexuellen-Diskriminierung würde dazu genutzt, Russland schlecht zu machen. Mal abgesehen davon, dass der Vorwurf schlicht stimmt und damit nicht dazu dienen kann, Russland schlecht zu „machen“: Im Westen hat doch bis vor der Ukraine-Krise niemand Russland als Feind gesehen. Putin war (und ist) im Westen durchaus beliebt. Mit der NATO gab es keine größeren Probleme, im Gegenteil: Seit 1991 arbeiteten die NATO und Russland in Fragen der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik zusammen. 1997 wurde die „Grundakte über gegenseitige Beziehungen, Zusammenarbeit und Sicherheit“ zwischen NATO und Russland unterzeichnet. 2002 wurde der NATO-Russland-Rat gegründet. Einen ersten Bruch gab es zwar 2008, im Zusammenhang mit dem Kaukasuskrieg, aber das hatte sich ja auch wieder berappelt. Erst jetzt kommt langsam zum Bewusstsein, im Zuge der Ukraine-Krise, dass Russland sich tatsächlich als Feind oder zumindest Konkurrent zum Westen begreift.

    @71, Nobilitatis: Wieder und wieder ist von der „Lüge“ der USA im Zusammenhang mit dem Irak zu lesen. Eine Lüge ist eine bewusste (!) falsche Darstellung von Tatsachen. Die USA haben nicht gelogen, sondern haben auf Basis schlechter Informationen der Geheimdienste – und, das ist zuzugestehen, sicherlich auch bereitwillig – falsche Schlüsse gezogen. Saddam Hussein selbst hat immer wieder behauptet, der Irak produziere weiterhin Chemiewaffen, offenbar um das Ausland zu täuschen. Wenn Sie behaupten, die USA hätten gelogen, müssen Sie das auch beweisen können. Also nicht die falsche Tatsachendarstellung, sondern den Umstand, dass dies bewusst erfolgte, zwecks Täuschung. – Es hat sich eingebürgert, von einer Lüge der USA im Zusammenhang mit dem Irakkrieg zu sprechen. Dass es anders gewesen sein könnte, ist Leuten wie Ihnen nicht einmal mehr bewusst, diese Möglichkeit existiert gar nicht. Nur deshalb schreiben Sie, dass einer wie ich „noch im Jahr 2014“ so eine Behauptung aufstellen würde, sei ja unfassbar.

  79. Im Hinblick auf die Krim empfehle ich jedem die Lektüre des Aufsatzes von Herrn Prof. Dr. Merkel aus der FAZ, der eine juristische stringente Argumentation führt, die leider kaum Beachtung gefunden hat.

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-krim-und-das-voelkerrecht-kuehle-ironie-der-geschichte-12884464.html

    Von mir eine kurze Zusammenfassung der für mich wichtigen Punkte: Völkerrechtlich stehen die territoriale Integrität eines Staates und die Abspaltung eines Staatsteils im Widerspruch. Die territoriale Integrität ist als Rechtsgut kodifiziert. Ein Recht auf Abspaltung gibt es nicht (gleichwohl existiert das Selbstbestimmungsrecht der Völker). Allerdings: Verboten ist die Abspaltung völkerrechtlich auch nicht. Wenn also kein Recht auf und kein Verbot einer Abspaltung kodifiziert ist, gibt es ein Problem. Herr Prof. Dr. meint, dass Sezessionskonflikte per Definition inner staatliche Angelegenheit und deswegen für das Völkerrecht nicht relevant sind. Dafür verweist er auf das Rechtsgutachten des IGH zur Abspaltung des Kosovo. Zudem zieht er den Vergleich zum innerstaatlichen Recht, bei dem alles Erlaubt ist, was nicht verboten wurde.

    Mein Zusatz: Es hat in der Geschichte zahlreiche Abspaltungen gegeben, die von der Staatengemeinschaft recdhtlich akzeptiert wurden. Wenn Staaten also eine Abspaltung akzeptieren, muss dieser Umstand auch völkerrechtlich nachvollzogen werden. Man schafft im Sinne des Völkergewohnheitsrechtes ein Recht auf Sezession (Rechtspraxis + opinio juris). Ansonsten dürfte die USA gar nicht als Staat existieren, weil die Staatengemeinschaft der Abspaltung vom UK 1776 bis heute die Anerkennung verweigern müsste.

    Wenn ein Teil eines Staates sich abspaltet, entsteht ein neuer Staat. Dieses neue Völkerrechtssubjekt kann einem anderen Staat problemlos beitreten. Dieser Beitritt ist – im Gegensatz zur Annektion – völkerrechtlich ein legitimer Gebietserwerbstitel. Die entscheidende argumentative Abgrenzung in dem Aufsatz von Herrn Prof. Dr. Merkel: Wenn die Krim vor dem Beitritt zu Russland unabhängig war, konnte Russland keinen Teil der Ukraine mehr annektieren. Die Bezeichnung des Gebietserwerbs der Krim als „Annektion“ ist folglich irreführend.

    Warum greifen Medien diese Argumentation nicht auf, setzen sich damit auseinander? Warum kommt man zum Urteil „Annektion“ ohne kritische Stimmen zu hören? Man kann meinetwegen nach dem Abwägungsprozess bei dem begründeten Urteil der „Annektion“ bleiben, aber durch die Durchführung der Abwägung gibt man zu erkennen, dass man sich mit dem Problem auseinandersetzt und es umfassend beleuchtet. Von mir verlangt jeder Richter, dass ich Anträge begründe, Ähnliches verlange ich von Journalisten auch.

  80. @ Nobilitatis

    Mein horrender Unsinn.. wie Sie es höflich formuliert haben:

    Zur Frage der Annexion gibt es offenbar nicht nur eine Meinung unter den Juristen. Z.B. hier:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-krim-und-das-voelkerrecht-kuehle-ironie-der-geschichte-12884464.html

    Weiter zum Budapester Memorandum:
    Die USA selbst haben dazu kommuniziert: es ist kein rechtsverbindlicher Vertrag, sondern ein politisches Bekenntnis (April 2013, Pressemeldung der US Botschaft in Minsk)

    Was nun Deutschland betrifft. Beginn ist für mich da die Mediatisierung durch Napleon und der Prozess endete mit Gründung des deutschen Reiches 1871.
    Und dass die ehemaligen DDR Gebiete ganz selbstverständlich dazu gehören und es deshalb eine Wiedervereinigung war und nicht die Annexion eines souveränen Staates war.

    Das mit der Maas und der Memel sollten Sie noch mal überdenken…. ich mein.. so geographisch… wenn es um Deutschland geht.

  81. @ Copytexter:
    Hier ging es aber nicht um Zulässigkeit von Meinungen, sondern um die Qualität der Berichterstattung. Und das ist kein einklagbarer Tatbestand gegen einzelne Journalisten, sondern eine implizite Anspruchshaltung der Allgemeinheit an das Mediensystem. Und da gab es „früher“ eben „Qualitätszeitungen“ und heute nur noch schwache Abbilder dessen.

  82. @Niggemeier: Der @stanz tat der Debatte sehrwohl einen Gefallen, da er versucht strikt zu trennen zwischen Beschreibung der Realitäten und der Stimmungen™, in die Leser dieser Beschreibungen nachfolgend geraten oder solche beim Beschreibenden ausmachen zu können glauben.

    Beispielsweise ist die Faktenlage in Bezug auf die NATO und der diesbezüglichen Entscheidungen ehemaliger Sowjetrepubliken so, wie @stanz sie nüchtern darlegt. Das aber bestreiten die „Putinversteher“, wie Sie sie schimpfen. Das ist logisch und in der „Debbatierkunde“ nicht richtig. Was solche Menschen hingegen valide tun können, ist Verständnis für Russland aufgrund dieser Fakten äußern, nicht aber im Überschwang der Wut gleich die Fakten mit vom Tisch wischen (und etwa NATO-Handlanger, CIA-Marionetten, Freimaurer am Werk sehen).

  83. #91, Stanz:
    Zu der Problematik Konstruktion eines Kriegsanlasses durch die Administration der USA unter George W. Bush empfehle ich Ihnen zeitgeschichtliche Werke aller Art. Z.B. Themennachmittage von Phönix.
    Ich vermute aber wegen Ihres sonstigen kommentiererischen Hintergrundes eher bewusste Realitätsverweigerung. Ich hatte das ja auch so ausgedrückt.

  84. @Jodocus Quak

    Auch Professoren können offenbar ziemlich hanebüchenes Zeug verbreiten. Hier scheitert es schon an der Tatsache, dass alle Phasen der Loslösung der Krim von der – zunächst geleugneten, später von Putin eingeräumten – Präsenz und Einmischung russischer Truppen auf der Krim (nicht vom Stationierungsvertrag gedeckt) – „fürsorglich“ begleitet wurden. Dass ein Professor für Völkerrecht dieser nun wirklich völlig offenkundigen Farce sein Plazet gibt, ist traurig.

    Eine frei selbstbestimmte Loslösung der Krim hat es nie gegeben. Der Prozess wurde von Anfang an von Russland (die berühmten „grünen Männchen“) bestimmt und kontrolliert.

  85. @tisiphone:
    Wie bereits bemerkt. Sie verbreiten Unsinn. Dass das ein einzelner, nicht ernstzunehmender Staatsrechtler auch mal getan hat, ist ja keine Entschuldigung. Der Link ist ja nicht neu. Die dort vorausgesetzten Bedingungen entsprechen im Wesentlichen der russischen Propaganda. Ich muss das hier nicht nochmal ausbreiten. Wesentlicher Punkt: Erst kam die militärische Besetzung und dann die lächerliche Referendumsfarce. Eine unabhängige Krim hat es nie gegeben, welche dann hätte eigenständig der RF beitreten können.
    Unter Juristen gibt es bekanntlich mehr Meinungen als Juristen. Und die sind käuflich.

    Das Budapester Memorandum stellt ohne den Hauch eines Zweifels die staatsrechtliche Anerkennung der Ukraine IN DEN DAMALIGEN GRENZEN dar. Strittig sind die Verpflichtungen der Vertragspartner bei Bruch des Vertrages, wie hier durch Russland. Folgerichtig gab es durch die Unterzeichnerstaaten auch keinerlei vertraglich vereinbarte Reaktionen auf die Annektion der Krim.

    Ihre Replik auf den Deutschland-Begriff ist genauso hirnlos wie die vorherige Bemerkung („Deutschland als Deutschland“). Dem kann ich eigentlich lediglich entnehmen, dass Sie sich irgendwie auf das Staatsgebiet des Deutschen Reiches ab 1871 stützen. Warum sollte ich dann meine Begriffsbestimmung des Deutschlandbegriffs überdenken? Ich nehme zu Ihren Gunsten einfach wieder Unkenntnis an.

  86. @niggi (86)

    Das Ja bezieht sich wohl darauf, dass ein Redaktor dran ist, eine Rezension zu schreiben. Und das Nein bezieht sich darauf, dass die Rezension noch nicht heute erschienen ist.

    Richtig erraten?

  87. Ich komme nicht drüber hinweg:

    Das die Idee eines „eigenen Google“ beinhaltet – ich weiß, volkkomen fremd hier reingeworfen und doch mir ein Puzzlerstück, das ich jetzt tatsächlich öffentlich hier reinschreibe – das man „voreingenommen“ ist, das man nicht weiß, was da einen anleitet:
    Die Idee, eines europäisch-(informierten)-Bezugsraums, als Abgrenzung zur USA und Anlehnung an die (ich sag das jetzt wertfrei) chinesische Etablierung von telekommunikativen und also informativen Grenzgebieten.

    Die Idee eines Nationalstaates ins Supranationale erhoben.
    Ausversehen, in Konkurrenz der Systeme glorifiziert, dass Europa eine eigene Ansicht braucht – ein eigenes Image, ein eigenes Google, einen eigenen Informationsraum, letztlich Ordnung wo der Markt „versagt“.

    Das würde mir Putintrolle (Russland als Imagefaktor, als weiter Idee eines Supranationalen-Konkurrenten) als verqueren Mechanismus dieses uneingestandenen Grenzkrieges der Deutungshoheit noch eher erklären: man sieht die Feinde, die man sich vorstellt.

    Vieles wird zum „Gegner“ und zur Gemeinheit, wenn man einen Gedanken gerade verfolgt und nicht zu Ende denken darf; und so richtig durchdacht scheint mir momentan das tatsächlich nicht, aber das Motiv ist schön – es inspiriert und gibt eine Richtung vor, für die es viele Wege gibt.

  88. Buenavista, ich möchte Ihnen Ihre Aufassung nicht nehmen. Wenn Sie Sie begründen, denke ich darüber auch nach. Lesen Sie nochmals den Aufsatz nach und setzten Sie sich mit der Stelle auseinander, an der Herr Prof. Dr. Merkel auf diesen Umstand eingeht. Ich mache aber dicht, wenn Sie einem promovierten und habilitierten Juristen „hanebüchenes Zeug“ vorwerfen. Wer sind Sie genau, dass Ihnen dieses Urteil und insbesondere diese Wortwahl zusteht?

    Im Übrigen: Ich habe mal gelernt, dass die Nutzung von Wörtern wie „offenbar“ oder „völlig offenkundig“ auf eine fehlende Argumentation schließen lässt (lese ich auch immer wieder in Artikeln der MSM). Sei’s drum, Arbeit ruft.

  89. Danke für den Artikel.
    Ich finde Ihn sehr persönlich, offenbart er doch die Denkvorgänge und die innere Zerissenheit des Autors. Unabhängig davon wie es in Kopf von SN weitergeht, fühlen sicher viele mit, die an diesem Punkt des Denkens schon vorbei sind.
    Es ist schön, wenn es jemand vermag, diese Phase in Wort und Schrift zu verbildlichen.
    Vielen Dank dafür.
    Möge der Prozess, des sich ständigen Weiterentwickelns und Hinterfragen den Autor noch lange erhalten bleiben.

  90. @ 90 Copytexter…
    Das Problem ist ein gänzlich anderes.
    Natürlich sollen die Leute in den Medien eine Meinung haben und diese frei äußern dürfen ohne wegen ihrer Meinungsäußerung drangsaliert zu werden.
    Und genau dies geschieht nicht.
    Die innere Pressefreiheit in de Redaktionen ist keineswegs gewährleistet in Deutschland.
    https://www.youtube.com/watch?v=iVjq1iDXa1E

    Natürlich erlaubt das Internet den interessierten Bürgern, die Dinge misstrauisch zu hinterfragen und selbst zu recherchieren. Dadurch entsteht mehr Meinungsvielfalt und so tritt die Einseitigkeit mancher Redaktionen deutlicher hervor.
    Aber darum geht es überhaupt nicht mehr. Diesem Umstand wurde schon längst Rechnung getragen. Die Mainstream-Medien hatten über Jahre die Möglichkeit, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, indem sie beispielsweise dem Publikum mehr Dialog und mehr Gestaltungsräume auf ihren Plattformen anbieten.
    Allerdings wurde der Dialog zwischen den Journalisten und dem Publikum nicht gefördert sondern zunehmend einseitig gesteuert. So ist überall zu beobachten:
    Je unterschiedlicher die Meinungen im Internet werden, desto einheitlicher vollzieht sich die Meinungsbildung in den Mainstream-Medien. Deshalb findet sich mittlerweile überall in den Massenmedien eine ausgeprägte inhaltliche Kommentarzensur.
    Dies führt selbstverständlich zu einer wachsende Medienskepsis und sollte dringend sowohl erklärt als auch beseitigt werden.

    Zum Vergleich: Die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt. Depression und AHDS sowie andere Erkrankungen werden überall immer mehr diagnostiziert.
    Das wäre ein Grund, sich Sorgen zu machen und Kritik am Arbeitsleben und den Lebensumständen vieler Bürger zu üben. Es wäre auch ein Grund, die Leistungsfähigkeit von Psychologie und Psychiatrie zu bezweifeln.
    Das geschieht jedoch nicht, vielmehr wird oftmals betont, dass heute nur (aufgrund unserer Fortschrittlichkeit) die seelischen Krankheiten bewusster werden.
    Dies ist genau derselbe, ignorante Reflex wie bei der aktuellen Medienskepsis.
    Wir haben es also nicht nur bei den Medien sondern auch innerhalb der Politik und vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen mit demselben Mechanismus zu tun.

    Der Hintergrund ist vermutlich, dass die neuen Medien alte Machtstrukturen infrage stellen und eine Modernisierung einfordern. Das Establisment wehrt sich dagegen.

    Das wäre alles schön und gut und nachvollziehbar, wenn wir nicht über schreckliche Massenvernichtungswaffen verfügen würden und der Versuch unterbliebe, unsere innergesellschaftlichen Verwerfungen mit Hilfe von äußeren Feinden sowie einem ablenkenden Neomilitarismus zu übertünchen.

  91. @ Nobilitatis:

    Auch Sie machen den Fehler, ganz selbstverständlich Ihren Anspruch als „Anspruchshaltung der Allgemeinheit“ zu betrachten und alles weitere daraus abzuleiten. Sie müssen meine abweichende Haltung ja nicht teilen, aber Sie sollten sie wenigstens zur Kenntnis nehmen. „Die Allgemeinheit“ ist nämlich genauso wenig eine homogene Gruppe wie es Journalisten sind. Welche übrigens zu einem großen Teil früher komfortablere Arbeitsbedingungen hatten, aber auch weniger unter Beobachtung standen. Dass sie vor diesem Hintergrund früher per se bessere Arbeit abgeliefert haben sollen, halte ich für eine Mär. Es kam uns nur so vor.

  92. @stanzilein, Sie sind so schlecht, daß Sie eigentlich wieder gut sind.

    Was Sie zum Irak-Krieg und den angeblichen WMD wissen müssen, können Sie hier lesen:
    http://www.sueddeutsche.de/politik/irak-krieg-der-krieg-war-laengst-beschlossene-sache-1.274213

    Oder, wie wäre es hiermit:
    Wesley Clark: Ex-SACEUR:
    He says, “We’ve made the decision we’re going to war with Iraq.” This was on or about the 20th of September. I said, “We’re going to war with Iraq? Why?” He said, “I don’t know.” He said, “I guess they don’t know what else to do.” So I said, “Well, did they find some information connecting Saddam to al-Qaeda?” He said, “No, no.” He says, “There’s nothing new that way. They just made the decision to go to war with Iraq.”

  93. @Müller (#50):

    Die Frage nach dem Schuldigen für den Abschuß von MH17 ist für mich keine „Detailfrage ohne Bezug zur Journalismus-Debatte“.

    Die von Ihnen aufgestellten Behauptungen werden im Video MH-17: The Untold Story widerlegt: Laut den russischen Radarbildern war ein Kampfflugzeug in der Nähe von MH17, es wurde von Augenzeugen gesehen und das Trefferbild zeigt Treffer von 30-mm-Geschossen. Ob es überhaupt eine Su-25 oder eine Mig-29 war, geht aus den russischen Radarbildern übrigens nicht hervor, modernisierte Versionen der Su-25 können durchaus 10 km hoch fliegen.

    Eine BUK-Rakete verursacht einen Höllenlärm (den niemand gehört hat), eine mindestens 10 km lange und minutenlang sichtbare Rauchspur (die niemand gesehen oder fotografiert hat) und weitaus stärkere Zerstörungen am Flugzeug. (Zitat: … auch mit bloßem Auge war zu sehen, dass die von Fla-Raketen getroffenen Ziele alle in Flammen aufgingen und dann brennend zur Erde fielen.)

    Die im Juli verhängten Sanktionen wurden zwar nicht formal, aber zumindest verbal auch mit dem Abschuß von MH17 begründet. Dass die russische Seite ein berechtigtes Interesse daran hat, solche (möglicherweise falschen) Vorwürfe zu entkräften, sollte verständlich sein. Ob „Beiträge des russischen Staatssenders RT“ per se unglaubwürdiger sind als Beiträge unserer „deutschen Staatssender“, wage ich zu bezweifen, denn auch die deutsche Regierung ist auf der Seite der aktuellen ukrainischen Regierung in diesen Konflikt verwickelt. Und die zweifelhafte Rolle der deutschen Medien wird ja gerade auch in diesem Kommentarbereich heiß diskutiert!

  94. Kritik an den Medien und der Politik ist legitim. Aber die Kritiker sollten aufpassen, dass sie nicht zu „nützlichen Idioten“ der Autokraten, Diktatoren und deren deutschen Bewunderer werden.

    Und man sollte Verschwörungstheorien auch weiterhin als das bezeichnen was sie sind: Gefährlicher Unsinn. Mich beunruhigt es, wenn Anrufer bei Sendungen wie „Kontrovers“ im Deutschlandfunk, „Redezeit“ bei NDR Info oder „Presseclub“ in der ARD die krudesten Verschwörungstheorien vortragen können und die Moderatoren und Gäste das mittlerweile kommentarlos akzeptieren. Wo bleibt da der Mut, Shitstorm hin oder her, dagegen anzugehen und zu sagen: Das, was Sie eben gesagt haben, ist totaler Unsinn!

  95. @Swissli:

    Laut einem Twittereintrag von Udo Ulfkotte soll heute Donnerstag die «Süddeutsche» sein Buch «Gekaufte Journalisten» rezensiert haben. Weiss jemand, ob das stimmt?

    Ja, ich weiß es. Nein, es stimmt nicht.

  96. Ein sehr wohltuhender Artikel in der derzeitigen Medienlandschaft.

    Es werden zwar viele wichtige Punkte unterschlagen, welche meiner Meinung nach sehr wichtig für die Einschätzung der derzeitigen Lage sind (Schließung von Foren und Kommentarfunktionen z.B.), aber angesichts der Masse ist es schwer alles in einem Artikel mit aufzunehmen ohne etwas zu vergessen.

    Auch ich bin der Meinung, dass zumindest nicht die Mehrheit der Journalisten gekauft ist. Was aber auch garnicht nötig ist. Durch Mitgliedschaften in diversen ThinkTanks und Elitennetzwerken (siehe Die Anstalt) werden einfach genau die Journalisten gefördert, welche die gewünschte Einstellung von sich aus vertreten. Diese rutschen dann ganz von alleine in entscheidende Positionen (z.B. Chefredakteure) und sorgen Ihrerseits wieder dafür, dass eher angepasste Unterstellte in Ihrem Einflussbereich eingestellt werden.

    Zur allgemeinen Kritik an Russland:
    Ja, vieles an Russland ist kritikwürdig. Definitiv. Aber aus einem liberalen und sehr lange demokratischen Land (mit sehr Positiven Erfahrungen mit der Demokratie!) lässt sich ein Land, welches erstens noch nicht sehr lange demokratisch ist (mehr oder weniger) und noch dazu damit eher schlechte Erfahrungen gemacht hat (jelzin-Ära) leicht verurteilen.

    In Deutschland war Homosexualität bis 1969 verboten. Und man kann eindeutig sagen, dass auch erst seit den 90er Jahren die gesellschaftliche Akzeptanz begonnen hat zuzunehmen.
    In Russland ist die gesellschaftliche Akzeptanz extrem gering (leider). Unter diesen Gesichtspunkten orientiert sich die russische Politik also an der öffentlich vorherrschenden Moralvorstellung.
    Der Wunsch, dass die Politik Vorreiter gegenüber der öffentlichen Moralvorstellungen ist, ist in dieser Hinsicht zwar wünschenswert, aber illusionär.
    Man muss der russichen Bevölkerung die gleiche Zeit geben für einen gesellschaftlichen Wandel, die auch Deutschland hatte (und welcher ja auch bereits passiert).
    Das bedeutet nicht, dass man nicht positiv einwirken darf. Aber eine Haltung „unsere Moral ist die einzig richtige und ihr habt sie gefälligst zu übernehmen“ ist dafür kontraproduktiv.

    Und dies lässt sich auf die meisten kritischen Bereiche übertragen. In einer Welt, in welcher schwerkriminelle Oligarchen (Morde inklusive) die Macht inne hatten und haben lassen sich westliche Werte und Moralvorstellungen was die Art und Weise der Politik angeht sicherlich nur beschränkt übertragen.
    Zu diesen Schwerstkriminellen Oligarchen gehört übrigens auch der vom Westen hofierte Chodorkowski.

  97. @niggi Ich habe auch nicht behauptet, dass „ein Großteil der Kritiker von Russland gesteuert“ sei, sondern dass z.B. Kritik an den deutschen Medien in Russland in aller Regel als Beleg für die Thesen herangezogen wird, dass die deutschen Medien generell nur Lügen über Russland verbreiten würden.

  98. @Copytexter, #104:
    Sie haben mich missverstanden. Ich hatte versucht, auseinanderzusetzen, dass die von Ihnen beschriebene Meinungspluralität nichts mit dem Anspruch an differenzierte und von Verzerrungen ideologischen Ursprungs freie Berichterstattung zu tun hat. Sie können eine dezidierte Meinung haben und trotzdem wahrheitsgemäß und vollständig berichten. Darum ging es m.E. in dem Blogbeitrag des Hausherren. Ich unterstütze diese Sichtweise. „Früher war alles besser“ ist eine mögliche Realität, aber eine bisher unbewiesene.

  99. Kann mir jemand von den vielen Usern hier bitte nocheinmal erklären, wieso die Theorie einer Verschwörung gefährlicher Unsinn ist?
    Da benötige ich nochmal Nachhilfe.
    Ist ja nicht so, dass es in der Weltgeschichte keine anerkannten Verschwörungen gibt.
    Ich erinnere mal an die deutsche Begründung für den Feldzug gegen Polen. Seit 05:45 wird …

    Wenn sich nun jemand hinstellt und sagt, könnte es nicht so oder so sein, wieso diesen jemand nun als gefährlich, realitätsfern, krank oder bezahlt hinstellen? Eine generelle Verweigerung von Thesen einer Verschwörung birgt gleich doppelt Gefahr.
    1. man macht sich zum einfachsten Opfer, tatsächlicher Verschwörung
    2. das Mauern bestätigt den Zweifelnden.

    Nicht zu vergessen, dass man ja mittlerweile mehr Angst haben muss, ein Verschwörungstheoretiker, denn ein Verschwörungspraktiker zu sein.

    Niemand sollte blind Vertrauen und niemand sollte blind die Gegenmeinung vertreten.

    Lasst uns immer mehr an uns selbst arbeiten, als wir es von anderen verlangen.

    Ein Grundsatz, den ich auch im Artikel vom Autor erkenne.

  100. @Jodocus Quak #101:
    Wenn Ihnen diese Kritik an dem von Ihnen ebenfalls eingebrachten Link nicht ausreichend erscheint:
    Nehmen Sie meine Kritik von #98. Ist ja derselbe Artikel. Und diese stark verkürzte Kritik stammt von einem mit einer Hochschulbildung in internationalem Recht. Akzeptieren Sie zudem, dass Kommentare in Foren und Blogs zwangsläufig stark verkürzt sind und nicht immer komplexe Probleme ausführlich diskutiert werden können, zumal sie zum Blogthema nur in peripherem Zusammenhang stehen.

  101. #114: Weil sich genausogut jemand hinstellen kann und behaupten, dass die deutsche Regierung 1939 überhaupt nichts manipuliert hat, sondern sich eindeutig gegen einen aggressiven polnischen Schurkenstaat zur Wehr setzen musste, der Deutschland beinahe den Krieg erklärt hatte. Und alles, was Sie heute in den Geschichtsbüchern lesen ist das Ergebnis einer solchen Verschwörung der alliierten Siegermächte.

  102. @Horst L., #106:
    Irgendwie haben Sie die Argumentation aus #50 nicht verstanden. Es ist völlig sinnlos, die Argumentation eines Staatssenders mit Sendungsbewusstsein zu übernehmen, dessen einziges Bestreben, nach einfacher Deduktion, es sein muss, die Wahrheit zu verschleiern. Das wird niemand bei klarem Verstand als Beweis akzeptieren. Der Absturz wird ja immerhin von Luftfahrtexperten untersucht. Denen würde ich eher glauben. Auch andere Argumente hielt ich für stichhaltig. Z.B. die Selbstbezichtigung der Separatisten, als sie noch dachten, es handele sich um ein ukrainisches Flugzeug. Und deren eigene Meldung, über das Buk-Abwehrsystem zu verfügen. Bei der Meldung über die Präsentation des BND war ich wieder vorsichtig. Aber sie ging in dieselbe Richtung.

  103. @ Auceza:

    Ich kenne diese Videos und Artikel. Sie werden in solchen Diskussionen immer wieder verlinkt. Und meine Reaktion ist auch immer derselbe: Was genau soll mir damit bewiesen werden? Dass – Überraschung! – nicht alle Journalisten kompetent, klug, edel und unbestechlich sind?

    Danke, das weiß ich. Schon lange. Aber ich verallgemeinere es nicht und leite nicht das Gegenteil daraus ab.

    Wie an anderer Stelle schon gesagt: Wer glaubt, es gäbe keine Journalisten, die lügen, verfälschen und manipulieren, dem ist genauso wenig zu helfen wie dem, der glaubt, sie würden das grundsätzlich tun.

  104. “ Es ist völlig sinnlos, die Argumentation eines Staatssenders mit Sendungsbewusstsein zu übernehmen, dessen einziges Bestreben, nach einfacher Deduktion, es sein muss, die Wahrheit zu verschleiern.“

    Wir reden über ARD und ZDF ?

    Oder reden wir über den „Rechercheverbund“, der seit einiger Zeit,ultratop-geheime Geheiminformationen aus US-amerikanischer Quelle bekommt ?

  105. Herr Niggemeier, sie haben mit dem Artikel genau das ausgedrückt, was ich zu sagen versuchte (aber zugegebenermaßen scheiße gemacht habe), und ich stimme darin 100% überein.
    Allem voran den Absatz hier:

    Ich glaube nicht, dass viele deutsche Journalisten in irgendeinem engeren oder weiteren Sinne gekauft sind. Ich glaube aber, dass sie nicht unvoreingenommen sind. Dass die Berichterstattung tatsächlich, vermutlich oft unterschwellig und unbewusst, geprägt ist von einer klaren Überzeugung, dass es hier eine gute Seite und eine böse Seite gibt. Dass man den Aussagen der einen Seite prinzipiell glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist, und den Aussagen der anderen Seite prinzipiell nicht glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist.

    So ließen sich auch die vielen, oft kleinen Fehler erklären, die in der Berichterstattung zuungunsten der russischen Seite zu passieren scheinen.

    Mit einem Zusatz: Es gibt keinen Anlass, das ganze monokausal zu sehen. Selbst wenn es eine große Verschwörung gäbe (was sich dann aber meines Erachtens deutlicher zeigen würde, da sich so etwas kaum geheim ließe, es gibt also keinen Anlass das auch nur für realistisch zu halten), so könnten einzelne Fehler immer noch Patzer sein.
    Und umgekehrt: Es scheint mir bei vielen „Fehlern“ sich auch um bewusstes Wegschauen etc. zu handeln.

    Oder wir nehmen mal die Gesetze der Statistik zur Hand: Angenommen es gibt 100 Fehler, und die Wahrscheinlichkeit für jeden einzelnen von ihnen, dass er Absicht sei, wäre 1%, weil: Recht unrealistisch (aber möglich). Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler unabsichtlich geschehen wäre, läge also bei 99%. So läge die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Fehler ein Versehen wäre, dennoch gerade mal bei 36,6%.
    Es kann aber mit Fug und Recht behauptet werden, dass die von ihnen formulierte These für die meisten Fälle die wahrscheinlichste ist.

    Um mal zu den anderen Dingen Stellung zu nehmen, die hier schon einmal erwähnt wurden:
    Zum Verbot der „Propaganda nichttraditioneller Beziehungen“, wie es genannt wird, kann man diese oder jene Haltung haben. Es handelt sich jedoch nicht um ein Verbot homosexueller Beziehungen, sondern geht auf die Annahme zurück, dass Homosexualität ein sündiges, westliches Kulturphänomen ist, das nicht durch Gene verbreitet wird, sondern durch falsche westliche Vorbilder. Solche Leute, die „Unsere Familie ist in Gefahr“ rufen, gibt es auch in Deutschland zur Genüge. Für die Schwulen in Russland hat sich dadurch die Situation kaum geändert.
    Dieses Hochgehype von Pussy Riot, das auch wieder für eine gewisse Voreingenommenheit westlicher Medien spricht, tut den Liberalen in Russland keinen Gefallen und tut die eigene Haltung unterminieren.
    Religionsfreiheit ist das Recht, seine Religion frei auszuleben. Das kann man nicht, wenn da ein paar Leute vorm Altar rumpöbeln und dadurch einem das Gefühl geben, dass man nicht einmal hier in Ruhe gelassen wird, sondern dass beständig auf den religiösen Gefühlen dieser Personen rumgetrampelt wird. Egal ob Moschee, Synagoge, oder egal welche Art von Kirche: Ich empfinde solche Aktionen als verabscheuenswert und zutiefst intolerant.
    Kommt hinzu, dass eines der Kreuze, die von FEMEN und Konsorten umgesägt wurden, zur Erinnerung an die Opfer der stalinistischen Diktatur in Arkhangelsk aufgestellt wurde. Also der letzten Station vor dem „Archipelag Gulag“, das erste von vielen und das vielleicht bedeutendste, wo über 10.000 ihr Leben ließen.

    Su-25 vs Buk: Es machen meines Erachtens die Leute sich lächerlich, die die Unfallursache kennen wollen, ohne echte (!) Militärexperten zu sein, und zumindest für mich (als Laien) ist aus den Kratzern und Einschlaglöchern nicht deutlich erkennbar, was die Ursache war.
    Dem einzigen, wo ich es wage zu widersprechen, ist das Gerede von der unzureichenden Flughöhe der Su-25. Ja, sie ist ein Erdkampfflugzeug, aber erstens kann sie durchaus höher als die 7.000 Meter fliegen (m.W. liegt die Rekordhöhe beim doppelten Wert), zweitens gibt es etwas, was man Parabelflug nennt. Es entspricht ungefähr dem Wurf eines Steines, das Flugzeug baut Geschwindigkeit auf, fliegt erst hoch und dann runter, letzteres erst, wenn die nach oben gerichtete Geschwindigkeit v durch die nach unten gerichtete Schwerkraftacceleration g (- die nach oben gerichtete Kraft der Triebwerke) ins Minus geht.
    Man kann es auch so sehen: Selbst wenn die Russen lügen würden, so würden sie sich wohl kaum dabei auf einen Flugzeugtypen festlegen, bei dem das unmöglich wäre.
    Die Buk ist auch nicht das einzige Raketenabwehrsystem, das in Frage käme, so haben NATO-Flugzeuge die Aktivität von S-125ern in der Region festgestellt.

    Es ist aber auch festzuhalten, dass die Milizen nach eigenen Angaben von der ukrainischen Armee eines von mindestens 3 nötigen Buk-Fahrzeugen erbeutet haben, diesem war aber nach ihrer Aussage erstens die Elektronik ausgebaut worden (was sich mit der offiziellen ukrainischen Version insofern deckt, dass diese keine funktionsfähige Buk verloren haben will, bei der Eroberung der Basis den Milizen aber nicht näher erläuterte alte und nicht funktionsfähige Fahrzeuge zurückgelassen haben will), zweitens wäre sie ohne russische Hilfe aufgrund der Komplexität schwerlich zum Feuern in der Lage, allenfalls auf gut Glück.

    Die Neutralität zur Täterfrage einschränkend ist festzuhalten, dass, von diesem möglichen Fall abgesehen, kein einziges ukrainisches Flugzeug von den Milizen mit etwas komplizierterem als MANPADS abgeschossen wurde, geschweige denn mit einer BUK, dass es schon einmal einen ähnlichen Fall gegeben hat, wo die Ukraine ein Passagierflugzeug abgeschossen und dann ein miserables Verhalten an den Tag gelegt hat, und dass mindestens ein Video, das die Fahrt einer angeblich von Rebellen besessenen Buk mit einer fehlenden Rakete zeigen soll, dadurch als falsch nachgewiesen werden konnte, dass Straßenschilder & Reklametafeln die Aufnahme als auf damals von der ukrainisch kontrolliertem Territorium lokalisieren konnten.

  106. @114… Patrick Braun
    Das wesentliche Problem mit den Verschwörungstheorien ist, dass sie vielfach stark spekulative Momente und kaum beweisbare, hypothetische Kausalitäten beinhalten. Dies führte immer wieder dazu, dass die Bodenhaftung verloren ging und sich Verschwörungstheoretiker verrannt haben in heillosem, phantastischem Unfug.

    Aufgrund dieser Erfahrungen ist der Terminus „Verschwörungstheoretiker“ heutzutage abwertend und bedeutet vielfach: „Spinner“. In ähnlicher Weise ist es seinerzeit den Esoterikern ergangen.

    Sie haben recht, dass es vermutlich geheime Übereinkünfte in den Hinterzimmern der Politik gibt und diese teilweise gegen die Interessen der Bevölkerungsmehrheit wirken. Die Medien flankieren diese Prozesse möglicherweise. Dies ist aber nur sehr selten eindeutig belegbar. Zudem nimmt der seriöse Nachweis einer Verschwörung zuviel Zeit in Anspruch. Bis derartige Fälle völlig aufgeklärt werden können, ist „das Kind schon längst in den Brunnen gefallen“, wurden kaum revidierbare Tatsachen geschaffen.

    Deshalb ist der Ansatz, Verschwörungen zu vermuten und über sie zu spekulieren, sehr problematisch.
    Der bessere Weg, undemokratische, verschwörerische Prozesse zu unterbinden ist es, die politischen Entscheidungsprozesse transparenter zu machen und die Berichterstattung in den Medien zu verbessern.
    Verschwörungstheorie ist unfruchtbar und somit der falsche Weg der Argumentation.

  107. #116
    Wie dann aber zur Erkenntnis einer realen Verschwörung kommen?
    Bevor man eine Verschwörung stichhaltig beweisen kann, muss man sie ja erstmal theoretisch äußern.

    Kann man eine Theorie nicht von der Hand weisen hilft blindes Vertrauen auch nicht viel.

    Es müsste den Menschen zu 99% wie SN gehen.
    Wir wissen es nicht. Wir waren und sind auch meistens nicht dabei. Wir können bei sich diametral gegenüberstehenden Erklärungen für etwas meist nur abwägen. Folgen beide oder mehrere Erklärungen einer in sich schlüssigen Logik wird es um so schwieriger.
    Jemanden zu verurteilen, weil er einer anderen als der eigenen geneigt ist offenbart wieviel Arbeit vor einem steht. Arbeit an sich selbst.

  108. @Nobilitatis

    Ein Flugzeug stürzt im Separatistengebiet brennend vom Himmel. Die Separatisten haben bereits vorher Flugzeuge abgeschossen und haben selbst keine Flugzeuge. Natürlich gehen die erstmal davon aus, dass irgendwer von Ihnen (verschiedene Gruppen ohne übergeordnete Führung) ein ukrainisches Flugzeug abgeschossen hat.
    Die Erfolgsmeldungen mögen Indizien sein, aber Beweise sind es lange nicht.
    Und sie hatten eine Buk erobert. Hat auch die ukrainische Regierung zugegeben. War aber laut UA nicht funktionsfähig und gemäß Experten (auch westlicher!) nicht ohne Ausbildung daran bedienbar (insbesondere ohne vollständigen Feuerleitstand).

  109. #121
    „Der bessere Weg, undemokratische, verschwörerische Prozesse zu unterbinden ist es, die politischen Entscheidungsprozesse transparenter zu machen und die Berichterstattung in den Medien zu verbessern.“

    Genau darum geht es!

  110. @ 122

    Das Problem scheint mir, dass „Verschwörungstehoretiker“ sich selten damit begnügen, in einem Einzelfall eine Verschwörung zu vermuten, sondern auf der Verschwörungstheorie ein ganzes Weltbild aufbauen, in das jedes Einzelereignis integrierend und die Theorie erhärtend einfließt.

    Diese Theorien sind irgendwann hermetisch total abgeriegelt, weil jedes mögliche Gegenargument als Beleg FÜR die Verschwörungstheorie interpretiert wird. Selbstverständlich sind Beweise, die das Gegenteil belegen, vom Verschwörer gestreut, um die Allgemeinheit in Sicherheit zu wiegen. Die Verschwörungstheorie ist selbsterhaltend und damit antiaufklärerisch. Sie trägt quasireligiöse Züge, weil sie das diabolische (oder göttliche) Walten eines omnipotenten Masterminds (oder aber eines Geheimnbuns mehrerer solcher Genies) im Hintergrund annimmt. Weitaus realistischer wäre es, einfach davon auszugehen, dass – pardon my French – „Scheiße passiert“ oder Menschen Fehler machen – vor allem in Extremsituationen wie etwa 9/11.

    Diese superelaborierten Pläne, die die Verschwörer da angeblich ausgeklügelt haben sollen, über etliche Umwege und scheinbar unverbundene, Jahre und Erdteile auseinanderliegende Einzelaktionen, kranken m. E. daran, dass sie aus rein logistischer Sicht total unpraktikabel sind. Das ganze Kartenhaus bräche zusammen, wenn nur einer dieser Bausteine umfiele. Zudem: Wenn jemand die Fähigkeit hätte, solche Pläne auszuhecken und durchzuführen, ist es schlicht nicht ersichtlich, warum er dann daran scheitern sollte, sie vor einem Verschwörungstheoretiker geheimzuhalten.

  111. @Chronos # 123:
    Es crashte auf Separatistengebiet. Es überflog beide Gebiete und Abschuss selbst fand irgendwo in der Nähe der Front statt. Die Reichweite einer Buk ist außerdem recht groß.
    Die Milizen haben vorher und nachher Militärflugzeuge abgeschossen, aber IMMER mit MANPADS, nie mit so etwas kompliziertem wie einer Buk, und nie in einer annähernd so hoher Flughöhe, wie der Passagierflieger sie hatte.

    Die „eroberte Buk“ war ein Fahrzeug von 3en (Kommandowagen und Radar wären eig. noch nötig), die für den Betrieb nötig sind, und hier gehen schon die Expertenmeinungen auseinander, ob da überhaupt irgendein Schuss außer ins Blaue möglich ist. Jane’s sagt ja, i-ein Professor von Harvard sagt nein.
    Das eine Fahrzeug war auch nach Milizenangaben bar jeglicher Elektronik und nicht funktionsfähig.

    „Erfolgsmeldungen“ eines kurz davor erstellten und kurz danach gelöschten Social-Media-Accounts ist mit Verlaub so rein gar nicht brauchbar.
    Ich hätte mich jetzt bei der Kommentarerstellung „Chronos“ nennen können und meine Worte ihnen in den Mund legen können. Wäre halt nicht die Wahrheit.

  112. Lieber „Stanz“,

    gestatten Sie mir nur mal an einem Bsp. aufzuzeigen, welchen Unsinn Sie hier zum Besten geben.
    Sie schreiben:

    „In der Sache bringen Sie nicht mehr als ein Video des russischen Staats (RT). Das erklärte Ziel von RT ist, „dem Publikum ‚die russische Sichtweise‘ auf das internationale Geschehen vorzustellen“ (Zitat Wikipedia). Voila! Also präsentiert Putin in einem Video einen „Beweis“, dass sehr wohl auch ein Kampfflugzeug derartige Schäden verursacht haben könnte, was Putin zur eigenen Verteidigung stets behauptet hat. Da Putin bzw. Russland verdächtigt wird, selbst hinter dem Abschuss zu stecken bzw. diesen über an Separatisten gelieferte Waffen mit verursacht zu haben, ist das Video m.E. vollkommen irrelevant. Sie wissen doch überhaupt nicht, was da wie manipuliert wurde. Es ist hanebüchen, ein Video des russischen Staates als Beweis dafür zu bringen, dass an der (m.E. absurden) Theorie eines Abschusses durch ein Kampfflugzeug doch etwas dran sein könnte. “

    Dieser Logik folge ich nun mal.
    Sagen wir: Sie sind Angeklagter in einem Mordprozess (Gott bewahre).
    Sie, bzw. ihr Verteidiger, bringen Hinweise, Anhaltspunkte oder Beweise, um aufzuzeigen, dass Sie unschuldig sind.
    Nach Ihrer Logik („Da Putin bzw. Russland verdächtigt wird, selbst hinter dem Abschuss zu stecken bzw. diesen über an Separatisten gelieferte Waffen mit verursacht zu haben, ist das Video m.E. vollkommen irrelevant.“) würde das bedeuten: Die von ihrem Verteidiger bzw. von Ihnen vorgetragenen Hinweise, Anhaltspunkte etc. sind grundsätzlich: „irrelevant“!
    Okayyyyy!
    Komplexitätsreduktion at its best!

    Schade, wäre ich jetzt nicht am Arbeiten, würde ich mir sofort ein Weizen gönnen und eine Tüte Chips zur Hand nehmen. Ihre Kommentare haben einen hohen Unterhaltungswert. Bitte (ganz ironiefrei): Weiter so!

  113. Zu den eher deprimierenden Erkenntnissen gehört, dass sehr viele Menschen im Netz nicht die Beantwortung der Frage „Was ist passiert und wer war es“ suchen, sondern „Was sollte bitte passiert sein und wer sollte es gewesen sein, damit es in mein Weltbild passt.“

    Und da findet sich für jeden das passende Youtube-Filmchen.

  114. @124 … Patrick Braun
    Und nun schließt sich der Kreis:
    https://www.youtube.com/watch?v=kHt3AA2UFb4

    Es gibt immer mehr Verschwörungstheoretiker, weil die Transparenz in der Politik und ebenfalls bei der medialen Berichterstattung offenkundig unterbunden wird. Beispielsweise werden auch die Ergebnisse der MH-17-Kommission nicht öffentlich gemacht und auf den Tisch gelegt. Vielmehr wird plötzlich dazu nach dem „Stoppt Putin jetzt!“ – Titel geschwiegen.
    Medien und Politik schaffen den besten Nährboden für spekulative Verschwörungstheorien und diskreditieren anschließend alle Menschen, welche sich kritisch äußern, als verschwörungstheoretische Spinner.

  115. @ Nobilitatis:

    Ja, okay, aber bei „wahrheitsgemäß“ geht’s doch schon los. Was ist denn wahr? War es jetzt ein „Klarer Elfer!“, wie die einen schreien, oder doch eher eine „Schwalbe!“, wie die anderen nicht minder empört rufen? Um mal ganz bewusst ein einfaches, unverfängliches Beispiel zu nennen.

    In anderen Themenbereichen ist es noch viel schwieriger, weil eben nicht alle dieselben Bilder sehen. Meistens hat man nur Ausschnitte, Standbilder oder Beschreibungen von Bildern. Oft genug auch nur Beschreibungen von Beschreibungen von Ausschnitten. Der Rest ist Interpretation. Und da spielen eben zwangsläufig, ob man will oder nicht, eigene Erfahrungen, Werte und – ja, auch Sympathie oder Antipathie mit rein.

    Es ist ja in Ordnung, seine Meinung für die richtige zu halten. Tue ich auch. Aber mit dem Begriff Wahrheit sollten wir vorsichtiger sein.

  116. so sehr ich deine absicht schätze, vielem in deiner post eindeutig zustimmen würde und die post selbst für bedenkenswert halte: es ist ein elefant im raum.

    warum wird die einflussnahme „fremder mächte“ (wer-immer-sie-auch-bezahlen-mag) in unseren foren nicht wirklich thematisiert. du tust das hier in deiner post nonchalant als zwar existent aber im grunde vernachlässigenswert ab … ich frage mich wiederum,w ieviel von „unserer“ diskussionin den letzten 10 jahren wirklich „unsere“ war und in wie weit „in wirklichkeit“ die themen „gesetzt“ wurden und gar nicht unsere sind.

    vieles von dem, was heute in sachen russland diskutiert wird, halte ich für das ergebnis eines solchen themensettings und frage mich, ob wir in den (durchaus faulen und von mir, was die mainstreammedien betrifft, verachteten) journalisten nicht den falschen prügeln.

    einmal abgesehen davon, daß ich eh keine MSM lese oder mir diese hohlen „nachtichten“-sendungen in den ÖR’s angucke … ich ziehe das wortradio eindeutig vor und fühle mich von menschen wie gesine dornblüth oder florian kellermann _hervorragend_ informiert, bei letzterem sogar genau so, wie ich mir das vorstelle, nämlich ohne einfache antworten.

    aber, wie gesagt, es ist ein elefant im raum und wir sollten masl langsam anfangen, auch ernsthaft über ihn (nashbots, CHQ, NSA etc) zu diskutieren.

  117. @PP
    Das können Sie doch anhand eines Videos von RT wirklich nicht beurteilen. Eine seriöse forensische Untersuchung der Wrackteile konnte noch gar nicht erfolgen. Jetzt ballert jemand in ein Flugzeug und sagt guckt mal,

    Ja aber was gucken? Die im Internet kursierenden JGP-Bildchen einiger weniger Trümmerteile, von denen Sie noch nicht mal wissen, ob da nicht jemand nach dem Abschuss vom Boden aus reingeballert hat?

    Sollten wir das nicht wirklich den Spezialisten überlassen?

    Das ist doch das eigentliche Problem. Das meiste, was uns aufgetischt wird, können wir gar nicht beurteilen. Und gerade von RT ist so viel Unsinn verzapft worden (und manchmal konnte er beweiskräftig widerlegt werden), dass die Aussagekraft solcher Meldungen gegen Null tendiert.

  118. @Buenavista.
    Ich stimme Ihnen in allem zu.
    Völlig richtig:
    Natürlich BEWEIST das Video erstmal nichts.
    Und natürlich ist die Quelle mit Vorsicht, um nicht zu sagen: mit äußerster Vorsicht (!) zu betrachten.

    Nur die pauschalisierende Aussage, die „Stanz“ anführt, sind einfach….(sorry, ich muss gerade wieder lachen)…. nun ja, ich habe ja schon was dazu gesagt.

  119. @127, PP:
    Sie haben mich offenkundig falsch verstanden und machen es sich beim Nachdenken zu einfach.

    Ihr Beispiel (Mordprozess) entspricht nicht meiner Kritik. Vielmehr wäre der Beispielsfall dahingehend zu modifizieren, dass der Beschuldigte sagt, Moment, liebes Gericht, ich hab da mal ein Filmchen gedreht, das zeigt, dass ich es ja gar nicht gewesen sein kann. In dem Film sieht man dann, wie der Beschuldigte auf eine Puppe einsticht und hinterher anhand irgendwelcher Einstiche demonstriert, dass das ja ganz andere Einstiche seien als bei dem Ermordeten. Das Gericht, das auch Gerichtssachverständige geladen hatte, sagt daraufhin: Okay, das Filmchen hat mich überzeugt, Freispruch.

    Darum geht’s. Wissen Sie, was RT in dem Video manipuliert hat? Nochmal: RT ist ein russischer Staatssender.

  120. @Buenavista

    Natürlich ist es möglich, dass jemand am Boden auf die Teile geschossen hat.
    Aber es ist eben möglich!, dass der Beschuss durch ein anderes Flugzeug statt gefunden hat.

    Eine Möglichkeit, welche die westlichen Medien konsequent und vehement ausgeschlossen haben.
    Selbst der Untersuchungsbericht schließt diese These nicht aus („durchsiebt von extrem schnellen „Objekten“).

    Aber die Flugzeugthese ist ja auch nur eine von vielen.
    Es gibt dann noch die Satellitenbilder Russlands über Buks der UA, welche vor dem Zwischenfall an die Front verschoben wurden (und danach zurück).
    (Es gab auch vor MH17 Warnungen der ukrainischen Regierung, man werde russische Flugzeuge abschießen, sollten sie den ukrainischen Luftraum verletzen)

    Es gibt die Möglichkeit Russland hat funktionsfähige Buk den Separatisten bereit gestellt.

    Oder die eroberte Buk war doch funktionsfähig und die Separatisten haben MH17 aus versehen abgeschossen.

    Wieso war den westlichen Medien immer hundert prozentig klar, dass nur die letzten beiden Möglichkeiten wahr sein können?

  121. @134, Ulfkotte-Interview
    Oklahoma liegt also an der Ostküste! Ulf, Ulf, Ulf!
    Wie wird hier immer gern z.b. bei den Schummeleien der Ranking-Sendungen argumentiert: Wenn er sich schon bei so kleinen Sachen irrt oder nicht richtig erinnert, wie mag das dann erst bei den wichtigen Dingen sein?

  122. @PP: Mit Ihren arroganten Aussagen („sorry, ich muss gerade wieder lachen“) in Post 135 machen Sie sich jetzt lächerlich. Sie hatten schlicht meinen Beitrag nicht verstanden, obwohl Sie ihn sogar zitiert hatten. Es ist dann geradezu peinlich, so zu tun, als sei der andere ein Depp. Ihr Beispiel mit dem Mordprozess war schlichtweg dumm.

    Mein Satz lautete: „Da Putin bzw. Russland verdächtigt wird, selbst hinter dem Abschuss zu stecken bzw. diesen über an Separatisten gelieferte Waffen mit verursacht zu haben, ist das Video m.E. vollkommen irrelevant. Sie wissen doch überhaupt nicht, was da wie manipuliert wurde.“ – Diesen zweiten Satz ignorieren Sie vollkommen. Aber eben das ist der Grund, warum das Video des russischen Staates irrelevant ist.

  123. Es muss natürlich Udo, Udo, Udo heissen! Immerhin habe ich es gleich gemerkt, wenn auch zu spät!

  124. „Kann man eine Theorie nicht von der Hand weisen hilft blindes Vertrauen auch nicht viel.“

    Solche Sätze machen mich immer wieder wütend.

    Wenn etwas nicht widerlegbar ist, muss es ja stimmen. Das ist Anti-Logik vom Feinsten. Ich kann auch nicht widerlegen, dass es Aliens gibt, also muss da schon was dran sein.

    Nein.

    Mal davon abgesehen, dass die meisten Verschwörungstheorien keine Theorien sind, sondern bestenfalls Thesen, ist natürlich derjenige, der sie äußert, in der Bringschuld. Und nicht derjenige, der sie ablehnt.

    Das ist ein ganz pragmatischer Ansatz. Wenn wir alles zusallen, was nicht automatisch wiederlegt werden kann, füllt sich der Diskurs mit jedwedem Schwachsinn, den sich irgendein Mensch ausdenkt.

    Was im Übrigen exakt das ist, was in vielen Kommentarspalten deutschsprachiger Medien derzeit geschieht.

    Damit wird jeder Diskurs verhindert, und zwar in der Regel von denen, die am lautesten um Beachtung schreien.

  125. Lieber Herr Niggemeier,

    zu Ihrem Beispiel mit den durchsichtigen Wahlurnen bei der Krim-Abstimmung lässt sich noch anfügen: Auch bei der Präsidentschaftswahl im Mai und der kürzlichen Parlamentswahl hat sich keiner mehr an den durchsichtigen Wahlurnen gestört. Weil jeweils das Ergebnis rausgekommen ist, das dem so genannten Westen in den Kram gepasst hat?
    Außerdem scheinen durchsichtige Wahlurnen nicht nur in der Ukraine üblich zu sein. Der Wikipedia-Artikel über Wahlurnen ist unter anderem mit einem Bild illustriert, das ein durchsichtiges Exemplar zeigt. Das Foto stammt aus Frankreich. Sollte Frankreich im Ruf stehen, eine Militärdiktatur zu sein, in der jede Wahl eine Farce ist, ist mir das zumindest bisher entgangen.
    Man könnte unzählige weitere Beispiele nennen, an denen sich deutlich machen lässt, dass man kein Putin-Unterstützer sein muss (bin ich auch nicht), um die Berichterstattung als einseitig, unvollständig und tendenziös zu empfinden. Das war von Anfang an so. Der Konflikt hat sich ja an dem Assoziierungsabkommen entzündet, das die EU mit der Ukraine abschließen wollte. Ich kann mich an keinen einzigen Beitrag in den so genannten Leitmedien erinnern, der erklärt hätte, was in diesem Abkommen eigentlich drinsteht. Es wurde immer suggeriert, es gehe darin ausschließlich um „europäische Werte“ wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dass dem nicht so ist, hat sich erst herumgesprochen, als der Konflikt längst am Eskalieren war.
    Oft wird ja der Paragraph zitiert, in dem es um „militärische Zusammenarbeit“ geht. Aber auch der wirtschaftliche Teil des Abkommens (der im Gegensatz zum politischen Teil, den man mühelos über Google findet, meines Wissens nirgendwo im Wortlaut veröffentlicht ist) scheint einige Fragwürdigkeiten aufzuweisen. Soweit ich weiß, geht es darin vor allem um die Privatisierung von Staatseigentum (was Entlassungswellen nach sich ziehen würde), Streichung von Subventionen, Kürzung/Einfrierung von Löhnen, Gehältern und Renten (was die vielen Armen im Land noch ärmer machen würde) und die Anpassung der ukrainischen Infrastruktur und Wirtschaft an EU-Normen (die für den Staat sehr teuer wäre und viele, gerade kleinere Unternehmen, in die Pleite treiben würde).
    Ein Journalistenkollege aus Charkiw hat mir gesagt, er hält das Abkommen aus ukrainischer Sicht für schlecht verhandelt. Es werde für das Land – zumindest auf kurze Sicht – viele Nachteile bringen. Ob es irgendwann Vorteile bringt, meint er, hängt davon ab, ob die Regierung entsprechende Reformen anpackt. Und dieser Kollege ist, obwohl er aus der Ostukraine kommt, überhaupt kein „Pro-Russe“ (hier ein interessanter Artikel zu diesem Propagandabegriff: http://www.heise.de/tp/artikel/41/41787/1.html), sondern ein klarer der Befürworter einer EU-Mitgliedschaft der Ukraine.
    Warum hat uns kein Journalist, jedenfalls nicht in den „Leitmedien“, den Inhalt des Assoziierungsabkommens erklärt? Jeder 18-jährige Lokalzeitungspraktikant lernt als erstes: Mach es konkret! Speise den Leser nicht mit Schlagworten/Fachbegriffen/Allgemeinplätzen ab, sondern erkläre ihm so anschaulich und lebensnah wie möglich, um was es geht! Haben deutsche Alpha-Journalisten diese simple Regel vergessen?
    Warum ist niemand darauf eingegangen, dass – zumindest vor der Krise – ein Drittel der ukrainischen Exporte nach Russland ging und nur ein Fünftel in die EU? Warum hat niemand die Frage gestellt, ob es – auch vor diesem Hintergrund – klug ist, ein Land wie die Ukraine, das schon vor dem Konflikt vor der Pleite stand, zu einer Entscheidung zwischen „Westen und Osten“ zu zwingen? Warum hat man den Eindruck erweckt, Präsident Janukowytsch hätte das Abkommen nur deshalb nicht unterzeichnet, weil er „pro-russisch“ gewesen sei (Wenn das der Grund gewesen wäre, warum hätte die Regierung dann Jahre damit verbracht, das Abkommen auszuhandeln?) – anstatt die Gründe für die Nicht-Unterzeichnung im Abkommen selbst zu suchen? Weil die Journalisten dessen Inhalt nicht kannten? Weil sie sich darauf verlassen haben, dass die EU diesen Vertrag aus reiner Selbstlosigkeit abschließt – mit dem Ziel, der Ukraine zu helfen, und der Vertrag deshalb bestimmt nur Dinge beinhalten wird, die der Ukraine in jedem Fall nützen? Oder weil die problematischen Seiten des Abkommens nicht ins Bild der guten EU gepasst hätten, die die arme Ukraine zu deren eigenem Nutzen vom bösen Russen wegziehen will? Das werden wir alles nie erfahren.
    Merkwürdig finde ich außerdem, dass deutsche Journalisten anscheinend alles, was die russische Seite mitteilt, von vornherein als unglaubwürdig einstufen, während sie alles, was die Regierung in Kiew meldet, für bare Münze nehmen (hier ein Beispiel: http://www.heise.de/tp/artikel/42/42557/1.html). Warum soll die eine Kriegspartei glaubwürdiger sein als die andere? Die meisten Ukrainer – unabhängig von ihrer politischen Haltung – bestätigen, dass man Aussagen von Politikern aus ihrem Land immer mit Vorsicht genießen sollte. Deeskalierend ist das nicht, was unsere Journalisten da tun. Manchmal wirkt es geradezu kriegstreiberisch.
    Über die vielen anderen Fragwürdigkeiten und Merkwürdigkeiten in der Berichterstattung (auffällige Zurückhaltung beim Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa, Vorverurteilung nach dem Absturz von MH17, falsche Schuldzuweisung bei Tötungen, mangelnde Aufklärung über die Umstände des Umsturzes im Februar und über politisch fragwürdige Kräfte in der neuen Regierung etc.) ist schon so viel geschrieben worden, das ich das nicht nochmal ausbreiten muss. Jedenfalls habe ich mein Vertrauen in deutsche so genannte Leitmedien verloren. Ob sie es irgendwann zurückgewinnen, weiß ich nicht. Durch ihre überwiegend selbstherrliche, dünnhäutige und ignorante Reaktion auf Kritik von Zuschauern/Lesern tun sie das jedenfalls nicht.

  126. @ Stefan Pannor

    „Mal davon abgesehen, dass die meisten Verschwörungstheorien keine Theorien sind, sondern bestenfalls Thesen, ist natürlich derjenige, der sie äußert, in der Bringschuld. Und nicht derjenige, der sie ablehnt.“

    Hm, die russische Regierung hat Radardaten vorgelegt, aus denen hervor geht, dass eine ukrainische Militärmaschine in der Nähe von MH17 war.
    Sie hat Satellitenbilder vorgelegt, die die ukrainischen Buk-Stellungen gezeigt haben.

    Soviel mal zur „Bringschuld“.
    Und wie sieht es mit der Bringschuld der Gegenseite aus?
    Erfolgsmeldungen über den Abschuss aus sozialen Medien…

    Wer hat da jetzt mehr gebracht?

  127. @Chronos

    „Möglich“ ist in der Tat so gut wie alles. Ich könnte Ihnen noch zehn alternative Szenarien aufzählen, die allesamt zumindest theoretisch „möglich“ sind.

    Vielleicht sollten wir uns aber zunächst mal mit „plausibel“ und „wahrscheinlich“ auseinandersetzen.

  128. Zurück zum Thema:

    Stefan Niggemeier schreibt: „… Dass die Berichterstattung tatsächlich, vermutlich oft unterschwellig und unbewusst, geprägt ist von einer klaren Überzeugung, dass es hier eine gute Seite und eine böse Seite gibt. Dass man den Aussagen der einen Seite prinzipiell glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist, und den Aussagen der anderen Seite prinzipiell nicht glauben kann, bis das Gegenteil erwiesen ist.“

    Wenn es um Russland geht: Ist das nicht aber auch richtig? Russland hat doch in der Krim-Ukraine-Krise zigfach gelogen. Angefangen bei dem Umstand, dass Putin zunächst öffentlich behauptete, auf der Krim seien gar keine russischen Soldaten tätig und man könne solche Uniformen kaufen. Später wurde erkennbar, dass russisches Militär noch vor der Abstimmung den Hafen mit versenkten Schiffen blockierte, dass russische Soldaten die „Wahl“ bewachten, dass russische Soldaten auf die Krim gebracht worden etc. Noch später räumte Putin dann öffentlich ein, dass eben doch russische Soldaten auf der Krim gewesen seien. Dann wurde von russischer Seite bis zuletzt geleugnet, irgendeinen Einfluss auf die „Separatisten“ zu haben, was ebenfalls eine erkennbar Lüge ist.

    Russland ist ein korrupter, undemokratischer, intransparenter, nationalistischer Staat. Ja, ich glaube einem solchen Staat von vornherein weniger als den demokratischen westlichen Staaten. Zumal nach den geschilderten Erfahrungen in Bezug auf die Ukraine-Krise.

  129. @Buenavista

    Und warum ist der Abschuss mit einer gem. UA nicht funktionsfähigen Buk wahrscheinlicher, als der Abschuss durch eine Buk der ukrainischen Armee?
    Die vorher gedroht hat, russische Flugzeuge, welche den ukrainischen Luftraum verletzen werden ohne Warnung abgeschossen.
    Von denen es Satellitenbilder in vorgezogener Stellung gibt.

  130. Chonos: Ich habe nicht von MH17 geredet. Allerdings ist das Thema wohl das neue 9-11, wo plötzlich jeder Experte ist und sich seiner Wahrheit ganz sicher – oder mindestens sicher, dass die Gegenseite unrecht hat. Das ist Truther-Territorium, und das betrete ich nicht mal mit vorgehaltener Radarpistole.

  131. @Jodocus Quak

    Der entscheidende Satz in Prof. Merkels Argumentation: „“Die Zwangswirkung der russischen Militärpräsenz bezog sich weder auf die Erklärung der Unabhängigkeit noch auf das nachfolgende Referendum. Sie sicherte die Möglichkeit des Stattfindens dieser Ereignisse; auf deren Ausgang nahm u hatte sie keinen Einfluss.“

    Und das entspricht schlichtweg nicht der Realität. Die russische Militärpräsenz sorgte für Einschüchterung, verhinderte einen wie auch immer gearteten „Wahlkampf“, stützte eine Putschregierung, die den Anschluss schon vor der Abstimmung als fait accompli erklärte und sorgte dafür, dass jeder Bewohner der Krim von vorneherein wusste, dass der Anschluss erfolgen würde.

    Es war eine Annexion, der man ein äußerst dünnes demokratisches Mäntelchen umhängen wollte.

  132. Der liebe Herr Niggemeier hatte im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Anteil der Medienpräsenz verschiedener Ansichen dazu es bereits einmal verstanden (→John Oliver): Es gibt kein Prinzip, dass verlangte, jeder noch so abstrusen Idee, jedem noch so verschrobene Weltbild einen „fairen“ Anteil der Präsentationsmöglichkeiten zu geben oder sie zu gleichen Anteilen zu diskutieren oder vorzustellen.

  133. @Chronos

    Ob die Separatisten eine funktionsfähige BUK hatten, oder nicht, das wissen Sie nicht. 99,9% aller Forenten wussten letztes Jahr sicher nicht einmal, was eine BUK ist. Tatsache ist, die Separatisten haben sich u.a. im russischen TV damit gebrüstet, eine BUK zu haben.

    Ihr zweites Szenario ist zumindest eine denkbare Möglichkeit. Die Fülle der Indizie weist allerdings nicht in diese Richtung.

  134. Im übrigen bedeutet die im Budapester Memorandums versicherte Einhaltung der territorialen Integrität der Ukraine, dass die Unterstützung von Separatisten, deren staatliche Anerkennung und nur Stunden später erfolgte Eingliederung des separatistischen Gebiets ein grober Vertragsbruch zwischen Staaten und somit ein Verstoß gegen des Völkerrecht war.

  135. Vielen Dank an Stefan Niggemeier für den Bolgeintrag und die Mitkommentatoren für das halten des Niveaus; gerade bei diesen Themen.

    Stellt es nicht die Pflicht eines jedes dar, bei Fehlern in von ihm selbst finanzierter Arbeit in den öffentlichen Sendeanstalten diese auch zu beanstanden, um einen weiteren Qualitätsverlust im Sinne aller solidarisch zu verhindern?

    Gläsernen Wahlurnen: Auch bei der letzten vom Westen vorab anerkannten Parlamentswahlen wurden in UA durchsichtige Urnen genutzt und auch hier trauten sich ein Teil der Stimmberechtigten nicht gefaltet den Stimmzettel abzugeben. Warum nur? Es wurde medial toleriert, wenn auch dies für diese Krise eines der wirklich harmlosen Doppelsprechbeispiele darstellt. Andere ungeniert übersehene Ungereimtheiten zu Maidanschüssen, den Mariopol- oder Odessa-Massaker, Einsatz ballistischer (sic) Raketen in Donezk sind frei zugänglich – in Bild, Ton und Schrift. Als auch der Gebrauch der Zeichen und Ideologie eines dunklen Zeitalters, nachdem die Eugenik (wiki hilft) nicht zuletzt auch über den Teich nach Europa kam, als auch schon zuvor dort selbst „erforscht“ wurde, durch gewisse Strafbataillone… Victoria Nulands Ausspruch zur EU wurde nun einmal getätigt und sollte mit den realwirtschaftlichen und finanztechnischen Hintergründen qualifizierend bewertet werden. Ein reines vom-Tisch-Wischen gleicht einem Befreiungswedeln.
    Zur Krim – war es denn das, wie es aussah? Was wäre ohne die grünen Männchen passiert? Darüber gibt es ein Video, das vom ZDF ausgestrahlt wurde, in der Annahme es handle sich um gewalttätige Separatisten, die verhindern wollen, dass die Menschen wählen gehen. Ohne diese Annahme wäre es niemals ausgestrahlt worden. Und just wenige Monate später entschuldigt sich das ZDF öffentlich für die versehentliche Falschdarstellung (die damals schon Proteststürme entfesselte). Es stellt sich raus, dass es Strafbataillonsangehörige waren, die da versehentlich Menschen erschossen, wie wahrscheinlich Natoversteher argumentieren würden. Interessant ist ebenso sich mal die Wahlergebnisse (nach Gebiet) der letzten 3 Parlaments-, als auch der Präsidentenwahlen anzusehen, wie sich wo welche Bevölkerungsgruppen verteilen… Übrigens war der Beginn der Intervenierung der USA gegen ISIS mit dem Schutz der eigenen Bevölkerung begründet – ein Grund der nicht zum ersten Mal in der Geschichte andere Bevölkerungen dezimiert hat.

    Als damals vor der Haustüre der Weltmacht USA auf einer kleinen Insel große Raketen installiert wurden, passierte genau was? Wollte da nicht auch ein Fidel Castro gegen den allmächtigen großem Gegner Schutz erhalten? Wenn Russland Militärbasen behauptet, handelt es sich um einen Machtanspruch – bauen andere Länder hunderte Militärbasen auf fremdes Gebiet ist das was? Wenn Besitzstandswahrung (auf der Krim war bereits die NAVAL-Gruppe dabei Friedenssicherung und Sicherung der Stabilität. Richtig – auch wenn davon etliche Dutzend in quasi zwangsdemokratisierten Gebieten liegen und meist danach an gleicher promineter Stelle durch das angeblich nicht vorher kalkulierte Machtvakuum eine Hölle auf Erden entsteht. Dies konterkariert dann die Vorgaben der Feldzüge unisono. Der Internationale Gerichthof hat auch eine kleine Zuständigkeitsbeschränkung – denn wer sperrt denn schon den Polizisten selbst ein, wenn er Uranmunition benutzt oder großflächig Entlaubungsmittel ausbringt, was beides vermeintlich ungeahnte Auswirkungen bei der dortigen Bevölkerung, als auch bei den eigenen armen zu verheizenden Zwangsfrontkämpfern, ob ihres sozialen Heimatstatus, auslöst. Zur Erinnerung, die Führung dieses Landes verstand sich zu diesen Zeiten sehr wohl noch als die Weltpolizei samt Weltretterstatus. Bleibt zu fragen, welche Welt damit gemeint ist und wie weit die vernebelte Sicht reicht; die so ähnlich als auch medienwirksam in einem kleinen polnischen Dorf Militärhubschrauber landeten lies, um zu zeigen, wie sehr der Schutz der dortigen Bevölkerung am Herzen liegt. Klassenfoto der Bevölkerung mit den Soldaten eingeschlossen, bis diese vom Kommandostab, der schon nervös war, da die Geschehnisse natürlich unangemeldet passierten, dann Stunden später ermahnt wurden nun doch bitte „nach Hause“ zu kommen.
    Pussy Riot hätte in D ebenfalls mit einer Strafe zu rechnen gehabt – war da nicht etwas mit Femen und einem Auftritt in der Kirche, der religiöse Gefühle verletzte? Ja, aber Herr Gauck, wir sind hier doch nicht in Russland, eine Entschuldigung samt Begnadigung ist das mindeste, Herr Pastor.
    Im Übrigen kann sich jeder überzeugen, wie das Spiel funktioniert, wenn es dann gen China geht und mediale anschwellende Berichte lassen vermuten, dass es mittelfristig so weit ist; die Meeresstraßen werden bereits mit neuen Basen und zufälligen Kooperationen abgeschnürt, während D mit Nordkorea zum heimischen wirtschaftlichen Aufschwung eine Annährung stattfindet. Wer glaubt in den Amtsstuben der Macht langweilen sich nur einige, ob ihres Einflusses und Status, dem sei eine Studie verschiedenster Fachpublikationen zum Thema Macht, Streben und Einfluss empfohlen.

    Luxemburg-Leaks wurde bereits seit Wochen in den wirklich freien Onlinemedien, Foren und Blog herumgereicht und wird gerade eben als neu und vom freundlichen amerikanischen Institut gefunden verkauft. Auch die Anstalt nahm sich des Themas an. Und nun verkauft es die hiesige Presse als Neuigkeit, nachdem der Druck nun doch zu groß wurde und es jetzt im Interesse einiger Spieler ist, JC Junker (und damit die EU) zu destabilisieren. Fragt die Qualitätsjournaille nicht mehr – wem nutzt es? Oder wer war vor dessen Ernennung größter Gegner? Wer wünschte sich, dass Europa in dem jetzigen Zustand der Starre verharren muss und nicht Luft holt und die Krisen, die wohl gemerkt, über den Teich schwappen und zuerst die Banken, dann die Staaten über den finanziellen Abgrund brachte, deren beider Missmanagement durch liberale Vorstellung vorab befeuert wurden?

    Ferner für alle, die an nur an das Gute im Staate (wozu nach vielerlei Ansicht auch die zwangsfinanzierten Medienanstalten gehören) glauben einige Begrifflichkeiten: Gladio; stay behind, NSA [global big brother], NSU, Curveball, Celler Loch, Brutkastenlüge, MDW, Watergate, bereinigte Lohnentwicklung im Langzeitchart in D [20 J], Arbeitslosenzahlen (mit Dauerzwangsfortgebildeten]… Nur um mal dem inflationär gebrauchten Wort „Verschwörungstheorie“ im Sinne der Diffamierung und als Totschlagsargument ein wenig aus der Grube zu helfen. Alternativ sind Nazivergleiche oder das in die rechte Ecke stellen ebenso in vermeintlich sinngeprägten Diskurs zu meiden, um nicht der Beschuldigung, dass die eigenen Argumente zu Neige gehen, anheimzufallen.

    Ist nun „Antiamerikanismus“ schlimmer als „Antiantiamerikanismus“ oder die Keule der beiden? Dazu sollte jedem halbwegs begabten Menschen bemerken, dass es nichts hilft, die Vorteile der einen Scheindemokratie mit den Nachteilen der anderen Scheindemokratie oder umgekehrt gegenzurechnen. Weder auf der einen als auf der anderen Seite stehen Heilige – nur soll das dem nachzurichten Menschen so nicht bewusst werden.

    Zur GdL und Medienhetzte die Gedankenanstöße „Das Verschwinden von James Hoffa“ Oder: Boulevardzeitung Bild am 7. Februar 1968: „Man darf auch nicht die ganze Dreckarbeit der Polizei und ihren Wasserwerfern überlassen.“ Sie rief Tage vor dem Attentat zum „Ergreifen“ der „Rädelsführer“ auf.
    Personalisierte Diffamierungskampagnen zeugen von argumentativem Notstand, dem Willen die Person tendenziell steigernd und damit erst unterschwellig dann aber nachhaltig zu zerstören und deren Aussagen zu diskreditieren um die Gegenposition durchzudrücken. Diese bösartigen Aktionen beruhen auf ideologisch verankertem Glauben an ein System, in dem die „selbst“ auferlegte diametrale Weltanschauung und deren Fortbestehen das eigene Ikarussyndrom zu befriedigen bedingt. Doch das Murren auf der Planetenoberfläche wird lauter, wenn sich viele vor dem Zentralgestirn in immer höheren Sphären drängen wollen, und damit die Strahlen nicht mehr herabreichen. Die Schere öffnet sich weiter und es wird sich zeigen, wie lange ein Schnitt verhindert wird.

    Oder stellt sich die Frage, dass wenn die immer noch printtechnikbasierte und demensprechend arbeitende Journaille mit Abstrichen in Gänze der politischen Doktrin (wessen auch immer) folgt, diese in Zeiten eines neuen schnelleren Mediums obsolet wird und sich viele Konsumenten dann im Einheitsbrei lieber mit der Gegenmeinung befassen um ihre Identität zu bewahren und dabei entdecken, dass auch vorher vieles schöngeschrieben, aber nicht schön nach journalistischen Grundsätzen geschrieben wurde um den eigenen Holzstuhl nicht verlassen zu müssen?

    Vielleicht noch ein Gedanken frei von (geo)-, (partei)politischen oder ideologischen Implizierungen zum Schluss:
    „Wir sind die Guten und stehen auf der richtigen Seite.“ Sehr einfach, da lacht das Herz.
    Andere sagen: „Wir stehen auf der falschen Seite.“ Schwieriger, da eine Gesamtbewertung nur versteckt impliziert wird.
    „Wir sind die falsche Seite.“ Da wird es richtig hart für das eigene Ego. Wer gesteht sich so etwas ein?

    Die Wahrheit wird nicht ob ihrer Herkunft zur Lüge. Niemals.

  136. Um mich zu wiederholen: Christian Neef fand noch vor zwei Wochen, bei einer Podiumsdiskussion u.a. mit einem Vertreter des Programmbeirates, das man bei der Brandstiftung von Odessa gar nicht wissen könne, wer es war; und ist sich gleichzeitig beim Flugzeugabsturz sofort sicher.

    Und mal ganz grundsätzlich, so schrecklich der Absturz war, es ist doch offenkundig, das niemand, weder Ost- noch Westukraine, mit böser Absicht ein Passagierflugzeug (!) eines unbeteiligten (!) Staates abschießt.
    Das war ein Unfall, so wie seinerzeit KAL 007 oder Iran Air 655.
    Da könnte man juristisch von fahrlässiger Tötung reden, aber ein ungewolltes Unglück kann man schwer politisch verurteilen.

    Ich muss auch immer ein bischen lachen, wenn ausgerechnet Polen, das Baltikum und Georgien über einen angeblich drohenden russischen Einmarsch lamentieren. Abgesehen davon, das das nicht passieren wird, haben ausgerechnet diese Länder doch kein Problem mit so etwas. Sie waren doch Parter der USA beim -völkerrechtswidrigen- Einmarsch im Irak. Wo waren da eigentlich die Sanktionen?

    Und zum Budapester Memorandum: Da steht auch was von „politischer Unabhängigkeit“.
    Aber wenn man sich so in einen innenpolitischen Konflikt einmischt, nicht als Vermittler, sondern mit „uneingeschränkter Solidarität“ auf eine Seite, mit massiver politische und ja, auch finanzieller Unterstützung, egal was die machen (es sin übrigens auch etwa 30 Polizeibeamte auf dem Maidan getötet worden), dann hat man die politische Unabhängigkeit NICHT respektiert.

    @Christian Schulz
    ist es zur Zeit nicht der Westen, der vorgibt, edle Ziel und KEINE Interessen zu vertreten?

    @Buenavista (#67)
    Ja, die Diskussion ist so vergiftet, das jeder, der nicht „Der Iwan ist an allem schuld“ schreibt, sofort von anderen niedergeschrien wird.
    Lese Sie bsp. mal die Kommentare der User „Standpunkt“, oder „MX“, oder „Zzzzeit“ auf Zeit Online, und achten sie mal auf den Akkord und die Monothematisierung. (Warum gelten die eigentlich nicht als gekaufte Propagandatrolle?).

    Und man könnte noch viel mehr nennen.

  137. „Ja, die Diskussion ist so vergiftet, das jeder, der nicht „Der Iwan ist an allem schuld“ schreibt, sofort von anderen niedergeschrien wird.“

    Ich erlebe es eher umgekehrt, nämlich umgehend als Faschistenfreund beschimpft zu werden, wenn ich in sachlichem Ton gewisse Dinge beim Namen nenne. Schön, dass das Niveau hier ein anderes ist.

    In der Ukraine herrscht Bürgerkrieg, und in Bürgerkriegen gibt es nicht Engel gegen Teufel. Das war auch im Spanischen Bürgerkrieg nicht so.

  138. Ich hab keine Ahnung, wer da auf welcher Seite steht und welche Journalisten ihre Arbeit unsauber machen, mir bleibt von diesem ganzen Konflikt immer nur dieses eine Bild im Kopf.

  139. @ 157… Erwin Krawinkel
    „Ich hab keine Ahnung, wer da auf welcher Seite steht und welche Journalisten ihre Arbeit unsauber machen, mir bleibt von diesem ganzen Konflikt immer nur dieses eine Bild im Kopf.“
    http://media.rotefahne.eu/2014/02/Ukraine-Oleh-Tjahnybok01.jpg
    …und vielleicht noch dieses andere Bild…
    http://i2.wp.com/didf.de/didfjugend/wp-content/uploads/2014/02/ukraine-faschisten-steinmeier.jpg
    …und dazu vielleicht noch dieses video…
    https://www.youtube.com/watch?v=VZBNF3k6uKw
    :)

  140. Zu:
    Stanz says:
    6. November 2014 um 16:09
    @127, PP:
    Sie haben mich offenkundig falsch verstanden und machen es sich beim Nachdenken zu einfach.

    Und:

    Stanz says:
    6. November 2014 um 16:16
    @PP: Mit Ihren arroganten Aussagen („sorry, ich muss gerade wieder lachen“) in Post 135 machen Sie sich jetzt lächerlich. Sie hatten schlicht meinen Beitrag nicht verstanden, obwohl Sie ihn sogar zitiert hatten.
    ____________________

    Lieber „Stanz“,

    ruhig Blut! Einfach durchatmen.
    Nehmen Sie es mir nicht krumm. Aber: Ich lache schon wieder. Aber, ich lache Sie als Person gar nicht aus, und, nun ja, wenn Sie meinen, dass dies ein „arrogantes Lachen“ ist.. nur zu. Worüber ich nur lache ist: Ihre Aussage, auf die ich mich in meinem Posting bezogen haben. Also der Sinngehalt …grandios!
    Ich will Sie jetzt mal an dem festmachen, was Sie gesagt haben.

    Sie schreiben:
    „In der Sache bringen Sie nicht mehr als ein Video des russischen Staats (RT). Das erklärte Ziel von RT ist, „dem Publikum ‚die russische Sichtweise‘ auf das internationale Geschehen vorzustellen“ (Zitat Wikipedia). Voila! Also präsentiert Putin in einem Video einen „Beweis“, dass sehr wohl auch ein Kampfflugzeug derartige Schäden verursacht haben könnte, was Putin zur eigenen Verteidigung stets behauptet hat. Da Putin bzw. Russland verdächtigt wird, selbst hinter dem Abschuss zu stecken bzw. diesen über an Separatisten gelieferte Waffen mit verursacht zu haben, ist das Video m.E. vollkommen irrelevant.

    Nehmen wir mal die sinntragende Aussage aus diesem Gedankenausstoß raus:

    „Da Putin bzw. Russland verdächtigt wird, selbst hinter dem Abschuss zu stecken bzw. diesen über an Separatisten gelieferte Waffen mit verursacht zu haben, ist das Video m.E. vollkommen irrelevant.“

    Um einen großen Analysten zu zitieren: „Voila!“

    „Da Putin verdächtig wird (Bsp: „Mordprozess“….also „Sie)…..und das Video von einem Sender Staatssender geliefert wird (Vorsicht Propaganda!) ist das Video vollkommen irrelevant.

    Also, wenn ich ihr Denken richtig verstehe (und ich meine, ich verstehe es recht gut), dann ist prinzipiell alles, was Putin und sein Staatstreuer Sender an „Beweisen“ (oder wie auch immer man das nun nennen will), grundsätzlich, kategorisch, und überhaupt und sowieso: „irrelevant“.

    Nochmals: Okayyyyy
    Wenn Sie meinen…. .

    Also, genau das ist das, was Sie sagen. Lesen Sie es nach. Schauen Sie selbst.
    Ich finde es köstlich, wie Sie im im Nachhinein ihre Aussagen verändern, erweitern, kunterbunt.
    Sie malen sich schon so ein bisschen die Welt, wie Sie Ihnen gefällt. Kann das sein?
    Aber wie gesagt, das macht gar nichts. Weiter so.
    Der Abend rückt näher, vielleicht steigt der Unterhaltungswert noch.

  141. @ 155, Sigmund: Zu Ihrem ersten Gedanken:

    Ich sehe das Problem auch nicht darin, dass jemand das Flugzeug absichtlich abgeschossen hat, das behauptet ja keiner. Das Problem in meinen Augen ist, dass es hier einen militärischen Konflikt gibt, der notwendige Voraussetzung für diesen tragischen Konflikt war, und dass dieser militärische Konflikt nicht denkbar ist ohne die ständige Befeuerung Russlands. Wenn Russland sich nicht so eingemischt hätte, hätte es die Krim-Problematik nicht gegeben und würde es keinen Bürgerkrieg im Osten der Ukraine geben. Wenn Putin klar gesagt hätte, dass er die „pro-russischen Separatisten“ nicht unterstützt, wenn russischen Grenzschützer die Grenze dicht gemacht hätten – statt jedem russischen Soldaten im Urlaub den touristischen Besuch der umkämpften Ostukraine zu gestatten -, dann gäbe es diesen Konflikt nicht.

    Und dann wäre es auch nicht zum Abschuss gekommen.

  142. „Ich verstehe, was sie meint, und natürlich dürfen sich Journalisten nicht einschüchtern lassen, nicht von einem oft maßlos formulierenden und unfassbar aggressiv agierenden Mob, und schon gar nicht von persönlichen Drohungen, denen sich Korrespondenten wie Atai offenbar ausgesetzt sehen.“

    Apropos einschüchtern lassen, apropos maßlos formulieren, apropos unfassbar aggressiv — Die Kollegen vom Focus stehen den schlimmsten Internettrollen aber auch in nichts nach:

    http://www.focus.de/finanzen/news/unternehmen/so-lebt-der-gdl-chef-claus-weselsky-der-streikfuehrer-hinter-der-schicken-altbau-fassade_id_4218134.html

    Jemand der sowas schreibt gehört in den Fokus der Kritik! Nicht der harmlose Ulfkotte oder die propagandaschau, der wir zahlreiche Hinweise auf Tatsachenverdrehungen zu verdanken haben. Während die Propagandaschau die wahren Umstände über den Mord an zwei Donezker Zivilisten aufklärte, war dieser Blog mit irgendwelchen Ranking Shows des WDR beschäftigt und der „Watchblog“ Bildblog fand den Artikel „Oliver Pocher verdient sein Geld jetzt als DJ“ erwähnenswert.

  143. @ Buenavista (zu #97) und Nobilitatis (#98)
    Das ist genau die Art von Zirkelschluss, von der ich unter dem anderen Artikel schrub.
    Auf der einen Seite wird jede Art von Mißtrauen in die großen Medien als „antidemokratisch“ oder „verschwörungstheoretisch“ diffamiert. Aber wenn ausnahmsweise mal nicht die eigene Meinung in der FAZ, ja, dann gilt das nicht mehr, ja dann darf man schon mißtrauisch gegen die FAZ sein.
    Ich verwette meine monatliche KGB-Zuwendung: Hätte der Prof das Gegenteil geschrieben, würden Sie ihn „ernstnehmen“ nennen und den Widerspruch verdammen.

    Und Buenavista (#156)
    die Arroganz und Ignoranz ist doch schon an Formulierungen wie „offenkundig“, „entspricht der Realität“ erkennbar. Das heißt: 1. Hab ich recht, 2. hab ich recht, Basta.

    Nebenbei, nach ihrer Argumentation waren dann wohl auch die Wahlen in AFG und Irak undemokratisch, denn sie fanden ja unter „amerikanischen Bajonetten“ statt.
    Ach nee, Quatsch. Amerikanische Bajonette sind ja die Demokratie-Bajonette.

  144. @ 158, PP: Seufz. Ist das so schwer zu begreifen? Ich meine keineswegs, dass alles, was Putin an Beweisen vorlegt, irrelevant ist. Das habe ich auch nicht geschrieben.

    Ich schrieb (ich wiederhole mich): „Da Putin bzw. Russland verdächtigt wird, selbst hinter dem Abschuss zu stecken bzw. diesen über an Separatisten gelieferte Waffen mit verursacht zu haben, ist das Video m.E. vollkommen irrelevant. Sie wissen doch überhaupt nicht, was da wie manipuliert wurde.

    Den letzten Satz lassen Sie erneut bewusst weg. Wäre das ein anders gearteter Beweis, würde ich das ja anders sehen. Wenn Putin überprüfbare (!) Satellitenbilder vorlegen würde, die belegen, dass das Flugzeug von ukrainischen Truppen abgeschossen wurde: no problem. Aber ein Video, fabriziert vom russischen Staatsfernsehen, also dem russischen Staat, in dem gezeigt wird, wie ein Flugzeug von einem Flugzeug beschossen wird, als Beweis? Das ist m.E. tatsächlich: irrelevant. Also ich würde aufgrund eines solchen Videos nicht zum Verschwörungstheoretiker, wie der Herr, um dessen Beitrag es hier die ganze Zeit eigentlich geht, oben geschrieben hat.

    Vorsorglich: Weitere entsprechende Beiträge zu diesem Punkt von Ihnen werde ich nicht mehr beantworten. Zum einen, da ich nicht das Gefühl habe, dass Sie aufrichtig diskutieren wollen, zum anderen, da es eine absolute Nichtigkeit ist.

  145. @Philipp, #144

    Aber auch der wirtschaftliche Teil des Abkommens (der im Gegensatz zum politischen Teil, den man mühelos über Google findet, meines Wissens nirgendwo im Wortlaut veröffentlicht ist) scheint einige Fragwürdigkeiten aufzuweisen. Soweit ich weiß, geht es darin vor allem um die Privatisierung von Staatseigentum (was Entlassungswellen nach sich ziehen würde), Streichung von Subventionen, Kürzung/Einfrierung von Löhnen, Gehältern und Renten (was die vielen Armen im Land noch ärmer machen würde) und die Anpassung der ukrainischen Infrastruktur und Wirtschaft an EU-Normen (die für den Staat sehr teuer wäre und viele, gerade kleinere Unternehmen, in die Pleite treiben würde).

    Das ganze Abkommen ist nicht nur bei Wikipedia verlinkt, sondern auch, ganz normal, im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Auch im Wortlaut. Hier: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=uriserv:OJ.L_.2014.161.01.0003.01.DEU

    Es ist zugegebenermaßen sehr lang und sperrig zu lesen. Ob es gut und für die Ukraine günstig verhandelt wurde, kann ich nicht beurteilen, auch nicht ob und wie es in den hiesigen Medien thematisiert wurde. Aber nach einer groben Suche kann ich keine Hinweise auf die von Ihnen angedeuteten (so weit Sie wissen) Schreckensinhalte entdecken. Vielleicht haben Sie das nicht so gemeint, aber bitte deuten Sie doch nicht an, hier wäre in intransparenten, geheimen Abkommen die Ukraine mit dem Ziel eines dortigen wirtschaftlichen und sozialen Kahlschlags von der EU schwer über den Tisch gezogen worden. Erst recht nicht, wenn Sie selbst feststellen, dass das Land vorher, also ohne das mutmaßlich böse Abkommen bereits fast vor der Pleite stand.

  146. Es sprechen einfach viele Argumente gegen eine BUK: Die laut Wikipedia 690 kg schwere und 5,55 m lange Rakete macht beim Start einen Höllenlärm und hinterläßt (abhängig vom Abschußwinkel) eine mehr als 10 km lange Rauchspur direkt vom Abschußgerät (TELAR) bis zum Ziel, die bei dem ruhigen Wetter am 17. Juli minutenlang sichtbar hätte sein müssen. Das hätten viele Bewohner in der Gegend hören und sehen und wohl auch fotografieren können! Der 50 kg schwere Splittersprengkopf hätte das Flugzeug wahrscheinlich schon in der Luft in Brand gesetzt. Dafür gibt es allerdings keine Augen- und Ohrenzeugen und auch keine Fotos. Ob die Zerstörungen am Flugzeug von einer BUK sind, müssen die Experten beurteilen!

    Der „Vorteil“ der BUK-Theorie für die westliche Seite: Die Rakete könnte von den Separatisten (aber auch von den Ukrainern) abgeschossen worden sein.

    Auf einen Abschuß per Bordkanone deuten die runden Einschußlöcher am Cockpit auf den Fotos, die kurz nach dem Absturz gemacht wurden. Die sehen (laut Experten) nach 30-mm-Bordkanone aus. Das können nur die Ukrainer gewesen sein – und daher hört man in unseren Medien diese Hypothese nur ungern – weil „nicht sein kann, was nicht sein darf“, wie ich schon oben geschrieben hatte. Für die Anwesenheit eines Kampfjets gibt es im Video Augenzeugen und angeblich einen russischen Radarbeweis!

    Ob das „gerichtsfeste“ Beweise sind, kann ich nicht sagen. Die vielen „weichen Argumente“ aus sozialen Netzen zählen doch allenfalls als Indizien – meines Wissens gab es eine im Netz verbreitete und dann wieder gelösche „Erfolgsmeldung“ der Separatisten, von den Ukrainern zusammen geschnittene und somit gefälschte Telefongespräche, usw. Es geht doch darum, die Benutzung einer BUK zum Abschuss von MH17 nachzuweisen und nicht den Besitz einer BUK.

    Daher tippe ich momentan eher auf einen absichtlichen Abschuß von MH17 durch einen ukrainischen Kampfjet als auf einen versehentlichen Abschuß durch die Separatisten mit einer BUK!

  147. @Pepito, #167: Genau diese selektive Wahrnehmung prägt eine große Masse der internet-kommentierenden Menschen. Ich kann das nur auf eine Mischung aus mangelnder Bildung und einer psychologischen Komponente, vermutlich der des Gefühls, generell benachteiligt zu sein, schieben.

    Stefans Selbstkritik-Impuls ist erklärlich anlässlich der vielen kleinen Fehler und unerklärlichen großen Nachlässigkeiten zeitgenössischer Journalisten. Aber dass die SpON-Kommentatoren bisweilen auf dieselben Fehler verweisen, ist bloße Koinzidenz – sie erfänden andere konstruierte Kritikpunkte, sollten einmal keine realen zu finden sein.

  148. @Pepito

    Im Assoziirungsabkommen sollte es ursprünglich zu einem beidseitigen Freihandelsabkommen kommen.

    Damit wären Zölle für Europäische Produkte weggefallen und die einheimischen (minderqualitativen) Produkte hätten da nicht mithalten können.
    Die EU behauptet, dass dadurch ein „modernisierungsanstoß“ entstehen sollte.
    Nur von welchem Geld sollen die Ukrainer ihre Fabriken denn modernisieren?

    Das nur einer der negativen Punkte z.B.

    Und das Land steht heute da wo es steht, wegen den Oligarchen und der Korruption. Daran hat sich im übrigen mit der neuen Regierung absolut nichts geändert.

  149. Ach so, im übrigen ist das von ihnen verlinkte assoziierungsabkommen, jenes welches nicht mehr die von russland abgelehnten punkte beinhaltet (die kritischen).

  150. @Sigmund
    Wieviel zahlt der KGB (eher FSB) wenn so? Nur interessehalber, denn die Wette würden Sie verlieren. Ich lese Zeitungen wie die FAZ nicht, um bestätigt zu bekommen, was ich schon weiß oder zu wissen glaube. Ich schätze Meinungsvielfalt.

    De facto war die Krim vor der Abstimmung von russischen Truppen besetzt, da diese sich außerhalb der laut Stationierungsvertrag aufhielten und ukrainische Truppen daran hinderten, die Souveränitätsrechte der Ukraine auszuüben. Unter diesem Vorzeichen wurde eine Abstimmung organisiert, in der die Menschen über einen Anschluss an das Land entscheiden sollen, das sie de facto bereits besetzt hat.

    Selbst eine russische Kommission hat übrigens die massive Wahlfälschung der Abstimmung bestätigt. Das ist dann etwa so als würde man sagen, die DDR-Wahlen vom Mai 1989 waren zwar gefälscht, aber dennoch gültig, denn über 50% hätte Honni schon bekommen.

  151. @Horst L

    „Auf einen Abschuß per Bordkanone deuten die runden Einschußlöcher am Cockpit auf den Fotos, die kurz nach dem Absturz gemacht wurden. Die sehen (laut Experten) nach 30-mm-Bordkanone aus.“

    Wenn Sie das für plausibel halten, dann müssen Sie aber auch erklären, wie man mit einer Bordkanone aus dann wohl recht naher Entfernung bei schönem Wetter „irrtümlich“ auf das Cockpit eines Passagierflugzeugs schießen kann, auf dem groß „MALAYSIAN AIRLINES“ steht.

  152. @ 155 Sigmund

    Völlig richtig. Die Absichtserklärung beinhaltete nicht nur die territioriale Unversehrtheit, sondern auch die politische Nichteinmischung. Und von Nichteinmischung seitens der USA/NATO/EU kann ja – außer in der Wahnwelt der US-Trolle – keine Rede sein.

    Auch die deutschen Medien halten es offenbar für „normal“, dass sich die USA mit sagenhaften 5 Milliarden Dollar in die ukrainische Politik einmischen. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: 5 Milliarden, das sind die gesamten Ausgaben, welche CDU/CSU/SPD/FDP/Grünen/Linke in einem Zeitraum von 10 Jahren tätigen. Wohlgemerkt im Hochlohnland Deutschland.

    Und natürlich gehören diese 5 Miliarden nur zu den Dingen, von denen wir wissen. Was da hinter den Kulissen noch so abgeht, lässt sich nur erahnen. Wenn man aber weiß, wie sich die USA ggü. „Verbündeten“ verhalten („Fuck the EU!“, NSA-Überwachung usw.), dann kann man sich vorstellen, was die mit dem erklärten Feind Russland machen.

  153. Ich finde es prima, dass es Russia Today endlich auch in deutscher Sprache gibt.
    Da schöpfe ich Hoffnung für den Michel, dass er vielleicht doch nicht komplett einseitig verblödet.

    Um hier gleich einige Missverständnisse auszuräumen: RT sollte ursprünglich gar nicht in deutscher Sprache gesendet werden. Daran hatte RT überhaupt kein Interesse, weil die Russen die guten Beziehungen mit Deutschland schätzen und nicht unnötig belasten wollten. Es bestand die Sorge, dass RT in deutscher Sprache als einseitige russische Propaganda aufgefasst wird (sic).
    Allerdings engagierten sich einige deutsche Journalisten (sic), um dies dennoch zu realisieren.
    Endlich hat es geklappt!
    Das kann nicht sein? Oh doch, genau so war es!
    https://www.youtube.com/watch?v=mvRV0ACg0LA

  154. @Auceza, 175
    Der Schuss könnte aber auch nach hinten losgehen!
    Wenn wir „Russia Today“ nun in deutscher Sprache lesen können, wird umso klarer, wie prorussisch die Seite berichtet. Ich will ja nicht wieder das arg strapazierte Wort „Propaganda“ in den Mund nehmen, aber ein erstes drüberlesen und das Video-interview mit Ulfkotte stimmt mich nicht gerade hoffnungsfroh, dass ich hier ausgewogener informiert werde als in den so stark kritisierten deutschen Medien, eher im Gegenteil!

  155. @Wilz,

    zu den Gemeinsamkeiten mit 9/11 gehört, dass auch bei der Ukraine die Mems bis zu Erschöpfung wiederholt werden.

    Die 5 Milliarden wurden INSGESAMT seit der Unabhängigkeit der Ukraine, also seit 1991, ein Zeitraum von 23 Jahren, für den Aufbau demokratischer Institutionen aufgewendet. Also gut 200 Mio pro Jahr.

  156. 172 Buenavista

    Nein, die „russische Kommission“ hat überhaupt nichts „bestätigt“. Das stand zwar in dem Qualitätsmedien, entspricht aber nicht der Wahrheit. Der sog. Menschenrechtsrat hat lediglich wiedergegeben, was er in stichprobenartigen Interviews erfahren hat. Dass sich diese Daten vom offiziellen Wahlergebnis unterscheiden, ist nicht verwunderlich. Die haben keine flächendeckenden Exit-Polls gemacht, sondern nur ein paar Leute befragt. Die Qualitätsmedien haben daraus allerdings gemacht, was du hier wiederkäust: Menschenrechtsrat bestätigt Wahlfälschung.

    Im Übrigen hat Putin auch nicht „zugegeben“, dass russische Truppen militärische Gewalt ausgeübt oder irgendwas besetzt hätten. Er sagte lediglich: „unsere Leute haben den Selbstverteidigungskräften den Rücken freigehalten.“ Daraus eine Invasion/Besetzung zu konstruieren, ist von ähnlichem Niveau, wie die angeblich bestätigte Wahlfälschung.

    An Leuten wie dir sieht man prima, wie Propaganda wirkt.

  157. 177 Buenavista

    Es ist eine klare Einmischung in ukrainische Politik und damit ein Verstoß gegen das Budapester Memorandum. Da helfen dir deine Strohmänner auch nicht.

  158. Ah ja.

    Wenn demnächst in Deutschland stationierte US-Truppen bewaffneten bayrischen Separatisten „den Rücken freihalten“, reden wir nochmal über Völkerrecht.

  159. @179 Wilz
    Das ist doch kompletter Unsinn. Dieser finanzierte Aufbau der demokratischen Institutionen in der Ukraine fand mit Unterstützung der jeweiligen Regierungen der Ukraine statt.

  160. „Auch die deutschen Medien halten es offenbar für „normal“, dass sich die USA mit sagenhaften 5 Milliarden Dollar in die ukrainische Politik einmischen. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: 5 Milliarden, das sind die gesamten Ausgaben, welche CDU/CSU/SPD/FDP/Grünen/Linke in einem Zeitraum von 10 Jahren tätigen. Wohlgemerkt im Hochlohnland Deutschland.“

    Allein die GEZ nimmt 7 Mlrd. EUR im Jahr ein.

    Der Bundeshaushalt 2013 betrug 302 Mrd. EUR.

    Die USA investiert weniger in die Ukraine als jährlich in den ÖR-Rundfunk fliessen.

  161. „Unter diesem Vorzeichen wurde eine Abstimmung …“

    @buenastanz, wenn man entdeckt, daß man ein totes Pferd reitet, sollte man absteigen.

    Die Wahlen auf der Krim sind gelaufen, mit überragender Wahlbeteiligung und überragend eindeutigem Ergebnis. Keine „grünen Männchen“ und keine „massiven“ (Belege ?) Wahlfälschungen können daran etwas ändern.

    Selbstbestimmungsrecht der Völker.

    It´s over.

  162. Zu #134:

    Ich finde die Diskrepanz des „Seriösitäts-Faktors“ bemerkenswert, die Udo Ulfkotte auf verschiedenen Kanälen herüberbringt:

    Auf twitter pöbelt er wild drauf los.

    Bei dem oben verlinkten Interview hingegen wäre ich noch beinahe geneigt ihm wenigstens eine Chance zu geben, damit ich seine Aussagen auf Wahrheitsgehalt und Plausibilität überprüfe …

  163. #182:
    Dann steigen Sie doch endlich ab. „mit überragender Wahlbeteiligung und überragend eindeutigem Ergebnis“ wurde Honnecker regelmäßig gewählt. Und it’s over now. Sie können gern der RF beitreten. Als selbstbestimmtes Volk.

  164. „Für Anwälte des Selbstbestimmungsrechts eines Volkes ist das Volk oft nur notwendiges Instrument der Machtergreifung“ (Ralf Dahrendorf 1989)

  165. Im übrigen werden wir sehen, wie energisch Putin das Selbstbestimmungsrecht der Völker verteidigen wird, wenn Dagestan oder Inguschetien sich an den Präzedenzfall Krim erinnern.

  166. @Buenavista (173):

    „Wenn Sie das für plausibel halten, dann müssen Sie aber auch erklären, wie man mit einer Bordkanone aus dann wohl recht naher Entfernung bei schönem Wetter „irrtümlich“ auf das Cockpit eines Passagierflugzeugs schießen kann, auf dem groß „MALAYSIAN AIRLINES“ steht.“

    Da haben Sie mich falsch verstanden. Ich hatte geschrieben: „… ich tippe momentan eher auf einen absichtlichen Abschuß von MH17 durch einen ukrainischen Kampfjet„.

    WARUM der Flug MH17 über dieses Gebiet geleitet und abgeschossen wurde und dann die Schuld daran den Separatisten gegeben wurde, weiß ich nicht.

    Nennen Sie es „Verschwörung“ oder „Komplott“ oder „false flag attack“ – da könnte man noch lange spekulieren, ob der Konflikt verschärft oder internationalisiert werden sollte oder ob die Absicht bestand, das Flugzeug in der Nähe eines eingekesselten ukrainischen Truppenverbandes stürzen zu lassen um diesen ggf. zu befreien oder ob ein Pilot einfach die Nerven verloren hat und das ganze dann vertuscht werden sollte.

  167. Ich glaube nicht, dass die Medien früher besser waren. Immer schon war das Ziel von vielen Journalisten nicht, die »Wahrheit« aufzudecken, sondern den Lesern ein einfaches Narrativ anzubieten, mit dem sie leicht leben können und das sie leicht in ihre Weltsicht integrieren können. Ich glaube, dass selbst Wissenschaftler und Kriminologen der Versuchung erliegen, einfache, plausibel klingende Geschichten zu erzählen anstatt die »Wahrheit« aufzudecken – die (zu) oft lauten müsste: »Wir wissen es nicht«. Vielleicht sind Journalisten, mit einem politischen und geisteswissenschaftlichen Hintergrund für das Geschichten erzählen besonders anfällig (oder werden dazu ausgebildet)? Ein einfaches Narrativ, das vielen Lesern gefällt, lautet vielleicht: »Wir sind die Guten. Wer nicht für uns ist, ist böse.«

    Was sich geändert hat, sind vielleicht weniger die Medien als die leichte Verfügbarkeit von Informationen im Internet, die dieser einfachen Geschichte widersprechen. Wer will, weiß also, dass die Geschichte nicht stimmt. Wie geht man mit dieser Erkenntnis um? Eine Möglichkeit wäre Selbstzensur, man ignoriert alle inkonsistenten Information oder erklärt sie für falsch. Eine andere wäre Zynismus, man beruft sich nicht länger auf moralische Prinzipien, sondern auf seine egoistischen Interessen. Eine dritte wäre, die Verantwortung abzuschieben – entweder zieht man sich ganz aus dem Politischen (zu komplex, zu unschön, zu beängstigend) ins Private zurück und erlaubt sich keine Meinung mehr. Oder man schiebt die Verantwortung ab (die Politiker, die Medien haben sich gegen uns verschworen). Selbsthass wäre auch eine Lösung. So kann man die Kommentarstränge auch lesen.

    Die Medien andererseits hätten dann die Möglichkeit, diese Bedürfnisse zu bedienen (über einseitige Berichterstattung, Zensur von Kritik, Zerstreuung, Medienkritik, Politikerschelte, die Betonung der eigenen Interessen oder moralische Selbstzerfleischung). Möglicherweise spiegeln die Medien ja einfach nur proportional die Lösungen ihrer Leser wieder? Die unterscheiden sich aber vermutlich zwischen verschiedenen Themen wie Russland oder Syrien, weil das Eigeninteresse unterschiedlich stark involviert ist. Ach, vergessen, man könnte natürlich auch aushalten, dass man in einer ambivalenten Welt lebt und Informationen schlecht einschätzen kann. Gibt es vielleicht auch ein Nischenpublikum dafür (wenn überhaupt?), aber eine Zeitung wird man damit wohl kaum finanzieren können…

  168. Schade, dass der Diskurs über die Medien nun eingeengt auf den Ukrainekonfikt, besser -krieg stattfindet. Sicher ein Teilaspekt des Problems, doch fernab dieser fast schon ideologischen Debatte geht es da um weitaus mehr Themas die von den Qualitätsmedien nach eigenen Vorstellung, die es zu hinterfragen gilt, aufbereitet dargeboten werden.

    Wie bereits im letzten Post geschrieben öffnet sich hier schon länger eine Schere, die sich nicht zuletzt um ein Vielfaches durch die frei verfügbaren Informationen und schier unendlichen Möglichkeiten der Eigenrecherche ergeben.

    Die Regierungen und solche, die nach eigenen Belieben mal Seit an Seite mit diesen stehen, ein andermal wieder Opposition bilden, sind darauf bedacht, noch so lange wie nur irgendwie möglich diese Wissensdatenbank nur insoweit zu unterstützen, wie es ihnen und ihren Vorstellungen nutzt – denn dieses „Neuland“ (für so manche) stellt mehr die Währung der Zukunft dar, als jede andere vorher genutzte Technologie, hat keine Begrenzungen, werden diese nicht gewaltsam eingeführt und kennt keinen Herren, wenn diese nicht manipulieren und komplette Datenbestände auswerten – was nicht umsonst schon geraume Zeit praktiziert wird. Gefahr als auch Nutzen – mit der Möglichkeit für die Verbesserung vieler selbstgemachter Probleme. Das sich hier ihrer Macht durchaus bewussten ehemalige Meinungsmacher nun anschicken, hier auch die Meinungshoheit zu behalten oder wieder zu erlangen, kann doch nicht wirklich verwundern und zeugt nur von Angst und Furcht, die eher den Geheimdiensten anheim steht, als der schreibenden Zunft. Solange die Masse es noch nicht beherrscht, sich hier frei zu bewegen, werden diese Versuche stetig zunehmen und weiter im Gro Erfolg haben.

    Journalist – ein ungeschützter Begriff – Beruf – Tätigkeit, was auch immer. Warum? Wem dient dies? Stellt das nicht auch einen Schüssel dar, für die nun offensichtlichen Versuche, durch Bagatellisieren von Andersmeinungen und Anzahl der Andersdenkenden hier wieder das Heft in die Hand zu bekommen? Liegt hier nicht ein Grund für diese fast greifbare Urangst all der vielen, zu großen Teilen mit einem Taschengeld beschäftigten, bislang zu einem gewissen Teil unbestrittenen Masters of Information?
    Was wird passieren, wenn das Vertrauen in deren Schriften komplett abrutscht und die Begrifflichkeit des Ministeriums für Wahrheit die komplette bekannte lohnschreibende Journaille umfasst?

    Der Geist ist aus der Flasche und wer ihn kostet, der wird nimmer glauben nimmermehr. Zu verantworten haben dies die Herren über Wissen und Nachrichten, Informationen und Neuigkeiten selbst. Die Schuld bei den ehemals Gläubigen zu suchen, könnte der Doktrin des Vatikans entstammen, der auch die Balken in den eigenen Augen nicht erkennen kann und darf. Nur eine völlige Offenbarung und komplette Transparenz kann den Journalismus in dieser jetzigen Form noch retten. Und dieses Brechen des eigenen Egos ist nahezu ausgeschlossen. Unmöglich, mit den augenblicklichen Meinungs- nicht Informationsverbreitern, die glauben ihnen würde hoch zu Ross gut zu Leibe stehen. Also schlittert (fast) eine ganze Zunft, getrieben durch Egozentrik und Hochmut weiter auf den Abgrund zu. Diejenigen die unter 40 sind und glauben damit das Rentenalter zu erreichen, haben die Entwicklungen nur der letzten 5 Jahre komplett verschlafen oder nicht sehen wollen. Dissonanz – fallbezogen kognitiv, wie in vielem, was das Web in den letzten beiden Jahrzehnten auch nur berührt hat. Links, rechts, prowestlich, prorussisch, islamisch, christlich, schwarz, weiß – e g a l. Keine Referenz, keine Existenz, kein Vision – das beinhaltet nichts mehr. Alles verwischt, keine klaren Abgrenzungen mehr, außer durch Informationen. Das Wort „Informationszeitalter“ wurde nicht umsonst gewählt.

    Journalismus in der Krise – doch was ist Journalismus? Wird er wie die Banken und Versicherungen, ja ganze Länder durch die Politik, die sich immer auch selbst wieder am Schopfe selbst aus dem Sumpf ziehen muss, ebenfalls gerettet, was zugleich dessen kompletter Untergang wäre?

    Journalismus, angezählt und attestiert mit Münchhausensyndrom – bis zur letzten Serife.

  169. @187 Horst L.

    Wenn Sie noch ein wenig nachdenken, fallen Ihnen bestimmt noch abwegigere Szenarien ein. Nur Mut!

  170. @ Buenavista
    Ihre Antwort (172) geht eigentlich auf meine Argumente nicht ein, sondern herum.

    1. Warum die FAZ mit DIESEM Artikel nicht glaubhaft ist, aber bei den „Putinistderböse-Artikeln schon, haben sie nicht gesagt.

    2. Sind Afghanistan und Irak nicht besetzt? Und das russische Soldaten den Krim-Bewohnern wohl näher stehen und weniger als Besatzung empfunden werden als G.I. im Irak und AFG, werden sie doch wenigstens zugeben.

    3. Wahlfälschung. Also ich bin kein Experte, aber laut wikipedia sind die offiziellen Ergebnisse der letzten Parlaments- und Präsidentenwahlen in RU ziemlich übereinstimmend mit den Umfragen.

    4. Krim-Referendum. Damals hieß es: Ein Ergebnis von 96 % KÖNNE einfach nicht stimmen. Abgesehen davon, das das in dieser Einfachheit und Bestimmtheit Quatsch ist (wurde nicht der vom Westen hochgelobte Saakaschwili mit 96 % gewählt).
    Anfang der Neunziger gab es in der UA das Unabhängigkeits-Referendum. Im Westen stimmten weit über 90 %, bei einer Wahlbeteiligung von ebenfalls über 90% für die Unabhängigkeit. Nach ihrer und der Medien-Logik KANN ja dieses Ergebnis nicht stimmen, was ja lustigerweise bedeuten würde, das die UA immer noch zu RU gehören mußte. Aber Spaß beiseite.

    Und schon damals waren es auf der Krim und Sewastopol NUR KNAPP ÜBER DER Hälfte, bei deutlich niedriger Wahlbeteiligung. Und heute sind die sicher nicht begeisterter über die WESTukrainische Regierung. Übrigens liegen auch bei den jüngsten Wahlen die Wahlbeteiligung als auch die Ergebnisse für die westukrainischen Parteien in den Ostregionen sehr niedrig.

    Man muß einfach akzeptieren, das die aktuelle Regierung in Kiew NICHT die Regierung der ganzen Ukraine ist, sondern nur die des Westens.

    [Danke, Herr Niggemeier, das sie meinen Link repariert haben.]

  171. Aktuelle mediale Erleuchtung – ja Erweckung, wenn auch das Thema in Gänze weder aufbereitet, noch durchleuchtet wurde. Da die Medien ja mal immer wieder ein für sie neues Thema entdecken, das vom Neuigkeitsgehalt nur ein müdes Kopfschütteln bei den mit dem Thema Vertrauten auslöst – es gibt sie also doch und sie kooperieren mit der Staatsgewalt. Oh! Nein! Doch! http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-11/ukraine-maidan-homophobie-molodist-filmfestival
    Und morgen wird wahrscheinlich das personalisierte Böse im Osten schuld daran tragen dürfen… Nur weil es so schön (was es nicht ist) neben den hier abgelaufenen Who-shot-MH17-Diskurs passt – ein Mosaiksteinchen des großen Bildes – ein Faden im Webteppich der Zeit – ein Schliff im Kaleidoskop des Raums.
    Und für den weiteren Fortverlauf als auch Frontverlauf zeichnet sich der durch große Agenturen bevormundetet und CopyPaste-Stress verfallene Journalismus mit schuldig, nachdem Landesteile nun nach offizieller Lesart voreilig schon zum EU-, als auch NATO-Raum gezählt werden. Vorbei die Zeiten in denen die vermeintlich vierte Gewalt gegen Entwicklungen anschrieb und mit Hilfe ihrer Leser es noch Ziele zu erreichen gab; Zeiten in denen Kontrolle und Durchsetzung als auch Wahrung der Rechte durch Wahrheit praktiziert wurde.
    Dort herrscht nun die beste Demokratie, die man für 5 Milliarden kaufen kann.

  172. @dank

    Ich wollte die Diskussion eigentlich nicht auf die Ukraine verengen. Guter Journalismus ist heute angesichts der zur Verfügung stehenden Informationsfülle notwendiger denn je. Man muss ihn aber auch bezahlen wollen.

    Die meisten Kritiker der „Mainstream Media“ (auch so ein Kampfbegriff) möchten alles online und umsonst, möglichst mit Adblock. Wenn die Krautreporter eine Alternative aufzeigen, nur zu. Aber bisher sieht das noch eher wie eine Ansammlung längerer Blogbeiträge aus.

    Zeitungen wie SZ, FAZ, NZZ etc. produzieren täglich im Print Texte, deren Anschlagszahl pro Zeitung insgesamt über einer Million liegt (entspricht etwa 3 Büchern). Nur ein Bruchteil davon kommt überhaupt in der Onlinediskussion vor.

  173. @tisiphone:
    Da andere offensichtlich auf stur schalten, möchte ich ihnen mitteilen: Ich kann nachvollziehen was sie sagen wollen und kann dem beipflichten.

  174. @192 Sigmund

    „1. Warum die FAZ mit DIESEM Artikel nicht glaubhaft ist, aber bei den „Putinistderböse-Artikeln schon, haben sie nicht gesagt.“

    Die FAZ wird durch diesen Artikel weder glaubhafter noch weniger glaubhaft. Prof. Merkel vertritt hier schlichtweg eine Meinung, die ich aus o.a. Gründen nicht teile.

    „2. Sind Afghanistan und Irak nicht besetzt? Und das russische Soldaten den Krim-Bewohnern wohl näher stehen und weniger als Besatzung empfunden werden als G.I. im Irak und AFG, werden sie doch wenigstens zugeben.“

    Es wäre mir neu, dass Afghanistan oder Irak unter der Besatzung für einen Anschluss an die USA stimmen müssen. Einfach nicht vergleichbar. Ebenso gut könnten wir die ersten Wahlen zum Deutschen Bundestag verwerfen.

    „3. Wahlfälschung. Also ich bin kein Experte, aber laut wikipedia sind die offiziellen Ergebnisse der letzten Parlaments– und Präsidentenwahlen in RU ziemlich übereinstimmend mit den Umfragen.“

    Dazu habe ich mir gar nicht geäußert.

    „4. Krim-Referendum. Damals hieß es: Ein Ergebnis von 96 % KÖNNE einfach nicht stimmen. Abgesehen davon, das das in dieser Einfachheit und Bestimmtheit Quatsch ist (wurde nicht der vom Westen hochgelobte Saakaschwili mit 96 % gewählt).“

    Nicht vom Volk, vom damaligen Parlament nach der „Rosenrevolution“. In den Präsidentschaftswahlen 2008 erhielt er etwa 53%

    Wahlergebnisse von über 90% müssen nicht unbedingt abwegig sein (siehe z.B. Referenden über EU-Beitritte). Da kann durchaus ein sehr breiter Konsens herrschen. Das Krim-Ergebnis ist aber, wenn man die Verhältnisse dort etwas einschätzen kann, nicht realistisch. Im übrigen war die Auszählung absolut intransparent und wurde von einer Putschregierung vorgenommen, die den Anschluss schon beschlossen hatte

  175. Ach, ich geb’s auf (auch mit rücksicht auf den Hausherrn).
    1. Zum dritten Mal: Sind „Mainstreammedien“ glaubwürdig oder nicht?
    Ihre antwort ist: Manchmal ja, manchmal nicht. Das ist ja auch meine Antwort.
    Nur mein „manchmal“ ist liegt woanders als ihr „manchmal“.
    Aber ihre Arroganz ist es zu behaupten, das ihr manchmal das richtige manchmal ist, und das manchmal der anderen eine antiamerikanische VT.

    2. In AFG/I geht es natürlich nicht um „Anschluss“, sondern um eine US-freundliche oder weniger freundliche Regierung. Konnten Sie sich das nicht denken?

    3. Genau der Zirkelschluss. Mal ist ein Wahlergeniss glaubwürdig, mal nicht.
    ich hab mir vorhin die Mühe gemacht, zu erkäutern, warum ich das Krim-Ergebnis für nachvollziehbar halte.
    Sie sagen einfach nur: manchmal ja, manchmal nicht.
    Und wie trennt man diese beiden manchmals:
    Auch hier drängt sich der Eindruck: Ist es „prowestlich“, ist es gelebte Demokratie, ist das nicht, Diktatur.
    Aber so einfach ist die Welt dann doch nicht.

    Gute Nacht.

  176. Zunächst danke an den Hausherrn für den Artikel. Meine Wenigkeit ist Baujahr 1959, Anwalt , WAR langjähriger SPD- Wähler und Spiegelleser. Ich persönlich fühle mich von der Politik und den sogenannten Qualitätsmedien schlichtweg verarscht, wenn ich lese dass

    1. sich die Kanzlerin für mehr Demokratie in China anlässlich der Wahl des neuen Stadtchefs in Hongkong ensetzen soll, weil dieser nicht frei bestimmbar sei. Das haben die Briten 99 Jahre lang so gemacht;
    2. die Türkei undemokratisch sei, weil sie mit Wasserwerfern gegen Demonstranten am Taksim-Platz vorgeht, während das Vorgehen der Wasserwerfer bei Stuttgart21 verharmlost wird;
    3. das grundgesetzlich verbriefte Streikrecht der GDL selbst durch SPD-Politiker negiert wird und kein Presseorgan dagegen aufbegehrt;
    4. die CSU eine Mautgesetzvorlage einbringt, die zu einer vollständigen Überwachung der Bevölkerung führt, was die sogenannten Qualitätsmedien wiederum nicht interessiert.

    Es reagiert derzeit eine große Koalition, die Presse als 4. Gewalt und Kontrolle scheint nicht meht existent zu sein. Was mir als demokratische Hoffnung verblieben ist, ist das Bundesverfassungsgericht – wer weiss, wie lange noch. Einfach gruselig.

  177. Nein die Welt ist nicht so einfach. Deswegen sollte man sich ja auch so gut informieren, wie es geht. Aber ich will das auch nicht weiter hijacken.

  178. @Buenavista
    Auffälligerweise gibt es immer irgendwo einen Artikel der aktuellen Entwicklungen entspricht – aber eine Relation 30/70 egal welcher Richtung erschiene einfach glaubwürdiger. Sogar ein 80/20 wäre mittlerweile ein Fortschritt – doch die alten Begrifflichkeiten und Ausrichtungen, so lobenswert sie waren, sind ausgewaschen. Und bei so viel Gleich und Gleich muss fast ein jeder Denker stutzen und zweifeln, ob denn nun alles so glatt läuft und bei folgenden Recherchen stellt er all zu oft fest, dass eine Bannmeile des Schweigens; ein Wall des Versteckens; eine Mauer der Meinung existiert, die nicht mehr durchbrochen werden will.
    Wenn nur ein Artikel widerspricht, und hier ist nicht die absolute Anzahl festzunageln, sondern die jeweilige Relation zu sehen, dann ist der Stempel mit Aufschrift „Alibi“ durchaus eine legitime Wahl.
    Diese Alibiartikel zu zu den meisten kontroversen zu entdecken – für FanBoys und als Notventil; vielleicht auch mal als: Wir habens doch geschrieben.
    Eine Auseinandersetzung mit anderen Medienbetrieben oder besser deren Artikel finden nur selten statt und wäre gerade jetzt so bitter nötig – Ausnahme stellten letztens Artikel des Handelsblatts dar, das seiner Klientel als auch Leser und deren Wirtschaftsbelangen, notgedrungen Opposition der politisch motivierten Sanktionen, nicht uneins, doch so einiges aus der Berichterstattung der eigenen Wettbewerber oder Regierenden befremdlich fand.
    Um eins vorweg zu nehmen, ein Diskurs kann eine Herausforderung sein, ein Informationsaustausch liegt aber um Stufen höher im Anliegen der Selbstentwicklung.

  179. Mein Kommentar, der eindeutig auf dem Boden des Grundgesetzes steht und wohl kaum eine extremistische Position vertritt, war um 23.15 Uhr noch nicht freigegeben, während andere nach 22 Uhr verfasste Kommentare hier stehen.

    Ist das auch die Methode aus den FAZ-Foren (damals mit einer Zensurquote von 70%), bevor die Redaktion Leserkommentare zur Ukraine-Krise völlig einstellte?

    Und erfährt man auch hier nicht, warum man als Kommentator zensiert wird?

    Genau das nährt das Gefühl eines gezielt herbeigeführten Paradigmenwechsels, der uns kollektiv auf den neuen Hegemonialkurs führen soll.

  180. Es ist wiedereinmal bezeichnend, wie auch hier so viele von „Medien“ verlangen, die Wahrheit™ zu berichten oder vertrauenswürdig™ zu sein dahingehend zu sein, als dass sie es einem abnähmen, sich selbst zu informieren, selbst einen Rundumblick zu wagen, selbst erhaltene Informationen abzuwägen um schließlich selbst zu einer – sicher in den meisten Fällen nicht unumstößlichen – Einschätzung eines Sachverhaltes zu kommen.

    Ein Medium ist natürlich zunächst nur Mittel zur Verbreitung – daher der Name. Und die, die verbreitet werden, ua die Journalisten, können selbstverständlich nur ihrem Vermögen und ihren Möglichkeiten entsprechend dieses Medium – und darüber den Medienkonsumenten – erreichen.

    Ich bin immer erstaunt, welche verfehlte Erwartungshaltung an diesen Prozess gestellt wird; als sei er ein Nürnberger Trichter, der einem Weltenerkenntis zu liefern hätte (und in der Lage dazu sein müsse).

    Selbst ist der pfiffige Bürger! Medienkompetenz bedarf es. Aber „selbst zu sein“ bedeutet nicht, vorgefasste (Verschwörungs-)Theorien anzunehmen und daraufhin in allem Bestätigung dafür zu suchen. Es fehlt bitterlich an mathematischer Allgemeinbildung (da die Mathematik sortiertes, logisches und abstrahierendes Denken lehrt).

    Meine Kritik am Journalismus ist die, das viele es sich zu einfach machen oder einfach nicht (aus-)gebildet genug sind: Dass beispielsweise die Gesetze zur Registrierung gewisser Organisationen als „ausländische Agenten“ der Meinungskontrolle in RU dienen sollen, ist klar. Dennoch ist die Übersetzung doch zweifelhaft – und ich habe noch keinen einzigen Journalisten darüber nachdenken hören: Der „Agent“ ist im Deutschen fast synonym mit dem „Spion“ – doch das muss in anderen Sprachen nicht sein. Ein „Agent“ ist etymologisch ja zunächst nur ein Handelnder, meinetwegen ein Handlanger. Dann klingt das Gesetz schon weniger – um ein BILD-Attribut zu verwenden – „irr“ als kolportiert. Dieser Art Beispiele gibt es mehrere und sie bieten hinreichend Anlass zu Medien(-füller)-Kritik.

    Nicht aber sind die abstrusen und fundamentalen Breitseiten gegen angeblich gekaufte, verschworene, gelenkte (vom BND, CIA, Weltjudentum?) Journalisten und verschworene Medien, die diese Journalisten lenken und verbreiten relevant, die die Wutbürger, „Die-da-oben“-Komplexbeladenen, Alu-Hutträger, Links-Faschisten massiv in jede Kommentiermöglichkeit unter jede Nachricht ballern.

    Und Sie vermischen diese beiden Dinge, die echten kritikwürdigen Probleme und die Phantastereien der Kleingeister, miteinander, Herr Niggenmeier.

  181. @ 190, dank

    Schade, dass der Diskurs über die Medien nun eingeengt auf den Ukrainekonfikt, besser –krieg stattfindet. Sicher ein Teilaspekt des Problems, doch fernab dieser fast schon ideologischen Debatte geht es da um weitaus mehr Themas die von den Qualitätsmedien nach eigenen Vorstellung, die es zu hinterfragen gilt, aufbereitet dargeboten werden.

    Danke! Allein in diesem Blog sind ja schon etliche Kommentarspalten vom eigentlichen medienkritischen Blogeintrag abgekommen, weil irgendwo auch Ukraine im Blogeintrag stand.

    Ich will garnicht wissen, was da in einer durchschnittlichen Kommentarspalte eines durchschnittlichen Artikels eines Online-Ablegers einer der „Massen“-Zeitungen/Zeitschriften los ist und kann daher völlig verstehen, dass die ein oder andere Reaktion ihren Umgang mit Leserkommentaren restriktiver gestaltet.

    Ich würde mir ja glatt mal wünschen, dass so einige Kommentarschreiber erkennen, dass sie auch in der xten Kommentarspalte die Vorgänge in der Ukraine weder lösen noch von allen Seiten beleuchten können. Vorallem wenn man die selben Argumente/Links schon beim letzten Aritkel austauschte. Und bei dem davor und bei dem … .

    @202, Anja Böttcher

    Genau das nährt das Gefühl eines gezielt herbeigeführten Paradigmenwechsels, der uns kollektiv auf den neuen Hegemonialkurs führen soll.

    Oder es zeigt einfach, dass die Betreuung von Leserkommentaren auch Zeit kostet und mitunter nervtötend ist. Etwas, das die typischen ZENSUR!-Schreier anscheinend nicht begreifen wollen.

  182. @194… Buenavista
    „Die meisten Kritiker der „Mainstream Media“ (auch so ein Kampfbegriff) möchten alles online und umsonst, möglichst mit Adblock.“
    Damit sprechen Sie einen sehr bedeutenden, vielleicht sogar den alles entscheidenden Punkt an. Die Mainstream-Medien haben Absatzprobleme, in den USA gab es bereits ein großes Zeitungssterben.
    Das Internet verlangt möglicherweise neue Entlohnungssysteme, welche aktuell nicht entwickelt oder ausgereift sind.
    Der Bild-Chef ist wegen dieser Problematik vor einiger Zeit durch die USA getingelt, um Ideen für neue Einnahmequellen zu sammeln – offenkundig ohne Ergebnis.

    Die Absatz- und Einnahme-Defizite sollen gegenwärtig mit „effizienterem“ Journalismus ausgeglichen werden. Deshalb bleibt den Journalisten weniger Zeit für die Recherche und für das kritische Denken – die Qualität des Journalismus sinkt.

    Der Weg vom traditionellem Abo-Bezahlmodell hin zu dem werbefinanziertem Journalismus ist nicht ohne Fallstricke. Unter den Bedingungen der Werbefinanzierung wächst die Gefahr der Käuflichkeit. Die Werbetreibenden können und werden Einfluss auf die Veröffentlichungen nehmen. Dies jedoch bemerkt irgendwann das Publikum und wendet sich ab.
    Vielleicht denkt Youtube aktuell über ein Bezahl-Abo nach, weil die Werbefinanzierung durch AdBlock stets gefährdet ist. Dies kann jedoch nur dann funktionieren, wenn Youtube weiterhin Monopolist bleibt.
    Die New York Times hat partiell Erfolge mit ihrem Abo-Bezahlsystem im Internet, die London Times ist damit zugrunde gegangen. Auch welt.de versucht diesen Weg zu beschreiten.

    Allerdings haben wir das Copy & Paste-Phänomen. Selbst wenn ein Journalist gute Arbeit leistet und dafür vom Publikum bezahlt wird, schreibt ein anderer Journalist dasselbe in grün nochmal und bietet es etwas billiger oder am Ende sogar kostenlos an.
    Es schreiben mittlerweile zahlreiche Autoren nur für die Chance öffentlich wahrgenommen zu werden bei der Huffington Post für überhaupt keinen Lohn.

    Die Gesamtsituation sieht eher traurig aus. Die Leute müssen irgendwie für gute Informationen bezahlen. Sie sind auch bereit dazu, aber mittlerweile stark verunsichert, was denn wirklich gute Informationen sind.

    Ich fürchte, dass es für den reinen Journalismus kaum ein zukunftsfähiges Entlohnungsmodell gibt. Möglicherweise wäre eine Art von staatlich finanzierter Kulturflatrate eine letzte Lösung, wenn gute Information als allgemeines, öffentliches Wirtschaftsgut anerkannt wird. Aber selbst dann entstünde wieder die Gefahr der staatsnahen Berichterstattung..

    Möglicherweise ist es so, dass der Journalismus, den wir kennen und gewohnt sind, zu sehr in seiner Art und Weise sowie seinem Anspruch an das Printmedium gebunden ist, welches jedoch zunehmend obsolet wird.

    Und angesichts dieser Überlegungen erscheint alles plötzlich in einem anderen Licht:
    Der Mainstream-Journalismus steckt in der Krise, weil er im Grunde noch Print-Journalismus ist und nicht wirklich ins Internet hineinpasst.
    Eine gewagte These, welche jedoch bei längerer Betrachtung einen unleugbaren, wahren Kern beinhaltet.

  183. „Eine gewagte These, welche jedoch bei längerer Betrachtung einen unleugbaren, wahren Kern beinhaltet.“

    Keinesfalls gewagt – die Wahrheit. Und nicht nur der Kern.

  184. Apropos Qualitätsjournamismus:

    Laut SPON und dem Anwalt der Bahn AG soll der Vergleich beim ArbG an einee Forderung der GDL gescheitert sein. Als Aussenstehender Anwalt lach ich mich weg – gute Pressearbeit, Prozess aber verloren

  185. @RASchleicher: Was hat der „Prozess“, ie der Antrag auf einstweilige Verfügung, damit zu tun, wer ein Schlichtungsangebot abgelehnt hat?

    Solche Statements enthüllen verwirrte Kommentatoren, nicht aber gekaufte oder unehrliche Journalisten aka „Medien​“.

  186. Letzer Nachtrag und Frage an den Hausherrn zum Thema Journalismus:

    Frau Carnen Thomas wurde für ihren Versprecher „Schalke 05“ gescholten. Jeder Sportreporter würde vermutlich entlassen werden, wenn er kommentieren würde, dass ein Tor durch eine Ecke, statt durch einen Elfer erziehlt wurde.
    Warum nur musste ich mich gerade beim ZDF anhören, die Bahn AG müsse in Revision gehen.

    PS. Deutschland hat die WM durch Götze durch nen Elfmeterschießen gewonnen.

  187. Für Anwälte des Selbstbestimmungsrechts eines Volkes ist das Volk oft nur notwendiges Instrument der Machtergreifung“ (Ralf Dahrendorf 1989)

    Zitieren von Wikipedia.-Artikeln ?
    Welche Kompetenz hat Dahrendorf, um hier Vorschriften, Anweisungen, Anmerkungen zu geben ? Mir ist er nur bekannt als Hohepriester der Massen-Universität, der, als es mit seinem „Harvard am Bodensee“ nicht so funktionierte, an die elitäre LSE gegangen ist.

    In den Fällen Kosovo und Montenegro war man doch auf NATO-Seite ganz begeistert, den Rumpf- und Res-Staat Jugoslawien zu zerschlagen.

    „Die Mainstream-Medien haben Absatzprobleme …“
    Wenn man hiermit die Print-Medien meint, so sollte man vielleicht nicht vergessen, daß nicht der „Absatz“ entscheidend ist,.sondern wieviel Unternehmen sich die Presse kosten lassen. Meiner Erinnerung nach sind Zeitungsverlage mit satten 15-20% Umsatz-(nicht Eigenkapital-)Rendite bisher eine Lizenz zum Gelddrucken gewesen.

  188. Hallo Herr Niggemeier.,

    ich kann Ihnen in großen Teilen zustimmen. Ich würde mir allerdings eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Propagandaschau wünschen. Beim Lesen der Einträge dort fällt der unsachliche und persönliche Ton sofort auf. Aber sind die Fehl- und Falschmeldungen bzw. Richtigstellungen denn ähnlich aufgebläht wie bei Ulfkotte? Unabhängig von der verbreiteten Hysterie etc. scheint es doch eine beeindruckende Sammlung journalistischer Fehlleistungen zu sein.
    Außerdem fällt auf, dass dort Werbung für durchaus seriöse Seiten/Projekte (z.B. NachDenkSeiten, Telepolis, Störsender.tv) gemacht wird und zumindest aus meiner Sicht nichts Wirres und Obskures zu erkennen ist.

  189. @ Pepito, 167
    Vielen Dank für den Link, das habe ich nicht gewusst.
    Habe ich behauptet, dass das Abkommen (mutmaßlich) böse ist und die Ukraine dadurch über den Tisch gezogen wurde? Ich glaube nicht. Ich habe lediglich kritisiert, dass die Medien uns nicht über den Inhalt des Abkommens aufgeklärt haben – was Sie ja auch nicht in Abrede stellen. Weil sich der Konflikt an dem Abkommen entzündet hat, glaube ich aber schon, dass es wichtig gewesen wäre, mehr über das Abkommen zu wissen, um den Konflikt zu verstehen. Vielleicht reicht angesichts der Länge und „Sperrigkeit“, wie Sie es nennen, eine grobe Suche auch nicht aus, um die „Schreckensinhalte“ (dieser Begriff stammt von Ihnen, nicht von mir) zu entdecken.
    Ich bestreite auch gar nicht, dass das Abkommen der Ukraine auf längere Sicht nützen kann – um das beurteilen zu können, fehlt mir ehrlich gesagt auch das Fachwissen. Aber ist es plausibel anzunehmen, dass der damalige Präsident Janukowytsch dem Abkommen die Unterschrift verweigert hätte, wenn er sicher hätte sein können, dass es ausschließlich positive Auswirkungen haben würde – und zwar sofort? Genau diesen Eindruck habe ich aber gewonnen, wenn ich unseren Leitmedien gefolgt bin. Über möglicherweise problematische Auswirkungen des Abkommens habe ich dort nichts gehört. Über positive aber auch nur in Form von Schlagworten (Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Wirtschaftswachstum etc.).
    Wer Beiträge in so genannten Leitmedien gesehen/gehört /gelesen hat, die den Inhalt den Abkommens ausführlich thematisiert haben, kann mich gerne korrigieren. Aber ich habe solche nicht wahrgenommen. Wenn man als Journalist wochenlang über einen Vertrag berichtet und über einen zunehmend gewalttätigen Konflikt, der sich an diesem entzündet, ohne auf den Inhalt des Vertrages näher einzugehen, halte ich das jedenfalls für ein schweres journalistisches Versagen, das nicht mal einem Anfänger passieren dürfte.

    @ Щастье, 169
    Wenn ich Ihre Worte richtig interpretiere, diagnostizieren Sie bei mir „eine Mischung aus mangelnder Bildung und einer psychologischen Komponente, vermutlich der des Gefühls, generell benachteiligt zu sein“. Bitte korrigieren Sie mich, falls ich Sie falsch verstanden habe.
    Falls nicht: Gratulation, solche qualifizierten und tiefschürfenden Ferndiagnosen möchte ich auch durchführen können! Kann man das irgendwo lernen? Haben Sie Psychologie studiert oder sind Sie ein Naturtalent? Bieten Sie Kurse in psychologischen Ferndiagnosen an Menschen an, die man noch nie in seinem Leben gesehen hat? Wenn ja, würde ich mich gerne anmelden.

  190. @Anja Böttcher: Dies ist mein Blog. Wenn Sie hier kommentieren, kann es sein, dass Ihr Kommentar erst von mir freigegeben werden muss. Das passiert zum Beispiel, wenn er besonders lang ist, wie in Ihrem Fall. Wenn ich diesen Kommentar dann nicht sofort freischalte, kann es daran liegen, dass ich vielleicht ein paar Stunden lang etwas anderes tue. Sie können natürlich dann trotzdem sofort die große Zensurkeule schwingen. Es ist aber nicht so, dass Sie ein Anrecht darauf hätten, Ihre Texte hier auf meiner Seite zu veröffentlichen.

    (Der entsprechende Kommentar ist der Folgende:)

  191. Lieber Herr Niggemeier,

    angesichts eines Medientenors, in dem Darstellungen wie die ihre noch als Versuch um Ballance und Mediation gewertet werden müssen, bin ich schon erschrocken, dass selbst in Ihren Beiträgen ein blinder Fleck hinsichtlich des Kernpunkts des Leserfurors besteht. Um zu zeigen, was ich meine, skizziere ich an dieser Stelle nur wenige, aber durchaus repräsentative Beispiele für das, was hundertausenden Lesern in den letzten Monaten buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren lässt:

    1. Beispiel: Angesichts des immer noch ungeklärten Abschusses von MH17, einer persönlichen Tragödie von nahezu dreihundert Menschen, aus der politisches Kapital zu schlagen mehr als schäbig ist, titelte der Spiegel (ihr eigener Artikel) „Wer stoppt Putin?“ vor dem Hintergrund von Opferfotos und schließt einen Leitartikel an, der mit den Worten „Ende der Feigheit“ übertitelt wurde. Die ARD meldete die Katastrophe am gleichen Tag unter Aufbietung der Verursacherspekulation der Kiewer Übergangsregierung und blendete danach die Mutter eines holländischen Absturzopfers ein, die schrie: „Putin, gib mir mein Kind zurück“. (Was die kommentarlose Überblendung beider Meldungseinheiten für eine Gesamtbotschaft ergibt, muss ich an dieser Stelle wohl nicht darlegen.) Auch alle anderen Leitmedien schossen verbal und emotional in die gleiche Kerbe.

    2. Beispiel: Unter den vielen Falschmeldungen des ZDF, die auf Zuschriften zahlreicher Zuschauer offiziell korrigiert werden mussten, (man erinnere sich nur an die Ente des vermeintlich russischen ‚Oberstleutnant‘, der – sich später als Kabarettist entpuppend – vor einer ukrainischen Polizeieinheit als solcher ‚ausgab‘), war die schäbigste eine, an die ich mich gut erinnere, weil auf ihre Meldung das ZDF u.a. mir selbst eine Enschuldigung für ihr „Versehen“ zusandte: Ich zitiere nun diese meine Mail, die dem ZDF einer Antwort würdig schien: „Im heute-journal vom 12.7.14 führte Ihr Korrespondent Berhard Lichte eine wütende Bürgerin von Donezik als Beispiel dafür an, wie sehr die Bürger der Ostukraine von „russischer Propaganda“ verhetzt seien. Herr Lichte legt der Dame folgende Worte in den Mund, die begleitend zu ihrer immer noch gut hörbaren Stimme übersetzt wurden. Herr Lichtes Fassung lautet: „Merk dir mein Gesicht, Poroschenko. Ich werde persönlich nach Kiew kommen und dich und deine Familie umbringen.“ Tatsächlich aber galt an dieser Stelle die Unmutsäußerung nicht Poroschenko, sondern dem Interviewer. Die richtige Übersetzung kursiert nun im Netz: Die Dame sagte zu den Journalisten: „Geht weg von hier! Ich will leben und meine Kinder in Frieden erziehen.““ Die ZDF-Zuschauerredaktion gab als Entschuldigung an, man habe einen Reutersbeitrag ungeprüft übernommen und lediglich den englischen Text ins Deutsche übersetzt. Es befinde sich jetzt aber das ungekürzte Interview samt korrekter Übersetzung in der Mediathek.

    Das sind nur zwei Beispiele unter hunderten. Und jetzt nur mal ein Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, solche Lapsen, Dramatisierungen, Dämonisierungen & manichäisch strukturierten Beschuldigungen würden in deutschen Medien hinsichtlich der israelischen Regierung und Bevölkerung durch deutsche Medien laufen? Wäre da nicht schon – auch auf ein entsprechendes intenationales Echo hin – längst die Statsanwaltschaft aktiv und ermittelte auf den Strafbestand der Volksverhetzung wegen Antisemitismus?

    Ich lasse bewusst die inhaltlich selektive und schiefe Seite der Berichterstattung aus; ich möchte mich nur auf den Ton und die Diktion konzentrieren: Alleine diese nämlich erschrecken mich bis in Mark. Wie kann man nicht erkennen, dass hier ein Bruch, ein wirklicher Zivilisationsbruch mit einem daran hängenden Paradigmenwechsel unseres öffentlichen Diskurses geschieht? Und das gegenüber einer Nachfolgebevölkerung und ihrer Regierung jener Menschen, die – wenn auch das rassistische Bild von Russen, die ’nur‘ erheblich dezimiert, nicht komplett eliminiert werden sollten – nicht die Radikalität des antisemitischen Zerrbilds erreichten – Opfer des fürchterlichsten massenchauvinistischen Angriffskriegs der Weltgeschichte wurden? Wie kann man hier derart geschichtsverrgessen und blind sein, wie es unsere Journalisten sind? Dafür gibt es keine Entschuldigung!

    Welche Kritik ein Mensch in öffentlicher Position an Russland auch immer äußern mag, als Deutscher, der fest auf dem Grundgesetz steht, hat er kein Recht, dies je in einem anderen Ton als dem der äußersten Sachlichkeit und des klaren zwischenmenschlichen Grundrespekts zu tun. Ich habe in den späten 90ern (in meiner fortgeschrittenen Studienzeit) mehreren Veranstaltungen mit inzwischen greisen ehemaligen russischen Zwangsarbeitern beigewohnt, die von Konzernen eingeladen wurden, die sie damals versklavt hatten. Zwei Drittel der russischen Zwangsarbeiter hat diese Zeit nicht überlebt. Was denken diese alten Leute wohl (diejenigen, die noch leben), wenn sie auf SPON ein Benjamin Bidder hinsichtlich der Russlandsanktionen frohlocken hören, so langsam würde „Russland“ endlich wirklich unter den Wirtschaftssanktionen „leiden“? Was löst in ihnen ein Artikel wie der in der FAZ von Tanja Pritzkau aus, die das Verhältnis von Putin und Russland nach der Analogie eines Märchens von Puschkin mit Äußerungen schließt wie: „Aber das Böse ist nicht Putin, das Böse ist das Kollektiv. […] Heute habe ich Angst vor Russland.“?

    Ich habe, angesichts dieses Mangels an fundamentalem menschlichen Anstand der deutschen Journalisten, – als Deutsche – wieder Angst vor Deutschland. Und nicht nur ich alleine. Es ist der bessere Teil der deuschen Bevölkerung, dem der Zivilisationsbruch, der mit den Hassreden eines Goebbels begann und mit Ausschwitz endete, so sehr unter die Haut gegangen ist, dass sie kollektivistische Hetze durch andere Deutsche in repräsentativen Funktionen nie mehr ertragen können und wollen.

    Zeitungsorgane, die da auf unseren Protest nur mit Leserdiffamierungen und der Hybris von Leuten reagieren, die meinen, sie hätten einen Anspruch auf Deutungshoheit des Zeitgeschehens, mag ich, wie viele andere auch, nicht mehr als Kundin subventionieren. Aber solange sie als Deutschlands öffentliche Meinung wahrgenommen werden, werde ich weiter gegen ihre Berichterstattung auf Heftigste protestieren. Und zwar öffentlich und regelmäßig — bis sie damit aufhören. Ich bin mit der Frage an meine Großeltern „Warum habt ihr nichts getan?“ aufgewachsen. Auf eine ähnliche Antwort der nachwachsenden Generation möchte ich eine aufrichtige Antwort geben können.

    Ihr Artikel in der FAZ, Herr Niggemeier, spricht selbst an, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien erschüttert ist. Aber das Ausmaß, in dem sie es ist, lässt auch er nicht erahnen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Anja Böttcher

    Und das Grundgesetz, das unter dem Eindruck eines deutschen Zivilisationsbruchs verfasst wurde, ist da bei uns, nicht bei denen, die zwischen Stimmungskampagnen und solider Berichterstattung nicht mehr unterscheiden können.

  192. das Thema Ukraine ist komplex und undurchsichtig —> also extrem schlecht um daran eine „Medienverschwörung“ festzumachen – – – die gibt es in dem Sinne sicher nicht – aber:

    Themenspezifisch gibt es sehr wohl eine Gleichschaltung -> das jüngste und offensichtlichste Beispiel ist der GDL Streik… Hier wurde der journalistischen Halbintellektuellen-Elite etwas ins Bewusstsein gerufen, dass sie verdrängt hatten. Nämlich, dass auch sowas unwichtiges wie ein Lokführer ihnen einen Strich durch die Rechnung ihres Lebens machen kann.

    Weil’s jetzt langsam dämmert, das man auch als vermeintliche Elite auf den Rest der Welt angewiesen ist, und eben nicht immer am längeren Hebel sitzt, setzt rotköpfige Schnappatmung ein. Dann prügelt man in geschlossener Dämlichkeit auf Grundrechten rum. Vor lauter Elite-Einbildung kann man sich nämlich nicht mehr Vorstellen, dass man diese Grundrechte eines Tages selbst brauchen könnte. Glaubt man doch, die Leute die die Drecksarbeit machen auf die man angewiesen ist, das sind die blöden deren Meinung man bildet.

    Der Kern der immer wieder auftauchenden Gleichschaltung der Medien ist, ist ein eher unvernetztes, gemeinschaftliches, Sich-tief-drin-für-was-deutlich-Besseres-halten. Demokratieverachtung.

  193. @ 217 Anja Böttcher (+218)
    „Und das Grundgesetz, das unter dem Eindruck eines deutschen Zivilisationsbruchs verfasst wurde, ist da bei uns…“
    Diese besondere Situation (Zivilisationsbruch) nutzte, zur Verblüffung unserer Runde, kürzlich eine Juristin in leitender Funktion als Begründung, dieses Grundgesetz nun doch endlich nicht mehr so ernst zu nehmen…
    („…ist lange her, die Menschen waren unangemessen euphorisch nach dem Zusammenbruch und am Neubeginn einer Demokratie…)

  194. Ich habe noch eine Anmerkung bezüglich der Fehler, welche den Journalisten unterlaufen sind in ihrer Berichterstattung.

    Das Problem sind ja nicht einmal die Fehler an sich. Fehler können jedem passieren und auch vom besten Journalisten kann man nicht erwarten, dass er jede Quelle, jedes Bild und jeden Nachweis recherchiert, was hunderte Kommentatoren gemeinsam sammeln (obwohl das wünschenswert wäre).
    Problematisch wird es allerdings, wenn die Hinweise auf die Fehler ignoriert werden oder erst nach zu großem Druck Monate! später eingestanden werden.
    Aus dieser Situation, welche wir heute vorliegen haben, lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen:
    Entweder die Journalisten sind völlig von sich und ihrer Weltsicht überzeugt, so dass das Eingestehen von Fehlern niemals auch nur in Erwägung gezogen wird.
    Oder diese Fehler werden in absolutem Bewusstsein begangen, was den Willen zur korrekten Darstellung der Sachlage von vornherein ausschließt.
    Wo ersteres noch lediglich einen schwerwiegenden Charakterfehler darstellt, welcher den entsprechenden Journalisten als solchen eigentlich diskreditiert, ist letzteres deutlich schwerwiegender, weil eindeutig Vorsatsz besteht.

    Der Umgang der Mainstreammedien mit Kritik (Abschaltung der Foren, Forenzensur, Putintrollartikel) lässt immer mehr daran zweifeln, dass es sich um Hybris handelt.

  195. @Sigmund, #162 und #193
    Sie denken sich da was aus. An keiner Stelle habe ich Misstrauen in Medien als „antidemokratisch“ oder „verschwörungstheoretisch“ diffamiert. Im Gegenteil, kritisches Denken sollte bei allem, was man liest vorherrschen. Blödsinn wird nicht dadurch besser, dass er in der FAZ erscheint. Und etwas, das in der FAZ erscheint (oder von RT gebracht wird) wird nicht allein dadurch unglaubwürdig.
    In Ihrer Welt bedeutet das, dass wenn der Prof. sinnvoll argumentiert, nicht gegen die Realität anschreibt, dann sind seine Ergüsse es wert, darüber nachzudenken. Wenn die Hauptannahmen von vornherein falsch sind, beurteilt er einen falschen Sachverhalt und kann deshalb nicht zu einem sinnvollen Ergebnis kommen. Obwohl er Prof. ist.
    Und wenn Sie das Krim-Referendum beurteilen wollen, dann kommen Sie zu spät, wenn Sie nur über die angebliche Wahlbeteiligung und das Pseudo-Ergebnis urteilen. Zuallererst gab es nämlich gar keine Auswahl. Und wer dagegen war, blieb bekanntlich zu Hause. Die Wahlbeteiligung ist aber absurd hoch. Fakt ist, dass der Zustand der russischen Besetzung schon eingetreten war, das Referendum das nur noch bemänteln sollte und keinerlei Aktivitäten (vulgo Wahlwerbung) von Gegnern des Anschlusses möglich waren. Bis hin zum Verschwinden von „Dissidenten“. Der Putsch im Krimparlament gegen einen eigentlich prorussischen Parlamentsführer und sein Austausch durch einen russischen Mafiosi (Wahlergebnis: 2 %) ist auch nicht mit Demokratie und Volkswillen erklärbar.
    Fakt ist, dass Sie die Ereignisse einseitig darstellen. Und allein darum geht es bei diesem Blogbeitrag. Sie tun es absichtlich, und manche Journalisten vielleicht unabsichtlich.

  196. @meykosoft: “ kürzlich eine Juristin in leitender Funktion als Begründung, dieses Grundgesetz nun doch endlich nicht mehr so ernst zu nehmen…“

    Würden Sie bitte den Namen der Juristin nennen? Es scheint ja eine öffentliche Äußerung gewesen zu sein, womit die Nennung unproblematisch sein dürfte; und können Sie „kürzlich“ präzisieren? Danke.

  197. Sehr geehrter Herr Niggemeier,

    Ihre neue Nachdenklichkeit macht Hoffnung. Ich versuche seit langem zu verstehen was in den Medien vor sich geht und möchte mich mit meinen Erklärungsversuchen an der Diskussion beteiligen. Ich bin auch nicht davon ausgegangen, alle Journalisten wären gekauft, wobei ich nicht übersehen kann, das Verlage auch Unternehmen sind die knallhart ihre wirtschaftlichen Interessen wahrnehmen – kein Mindestlohn für Zusteller. Es ist also nicht davon auszugehen das die eigenen neoliberalen Interessen nicht auch über die journalistische Arbeit transportiert werden.
    Ich bin nicht alleine, wenn ich Kapital, Politik und Journalisten für die Entsolidarisierung unserer Gesellschaft verantwortlich mache. Da reicht ein Blick auf die aktuelle Berichterstattung über den legitimen Streik der Lokführer.

    Erschreckend auch, wie die Saat durch ständige Verunglimpfung von Hartz4 Empfängern, durch Politiker und Medien in der Bevölkerung aufgegangen ist.
    Sie haben geschrieben das überall Fehler passieren. Beim ZDF war die Rede von „unbewussten“ Fehlern. Ich glaube sie wissen nicht wie unser Staat „unbewusste“ Fehler eines Hartz4 Empfängers bestraft und sanktioniert. Aber wenn man es weiß, machen einen die unbewussten Fehler eines fürstlich bezahlten Fernsehintendanten und sein lapidarer Umgang damit, doch recht zornig.

    Die Ukraineberichterstattung hat für mich und viele andere das Fass zum überlaufen gebracht. Der Realitätsverlust und das daraus resultierende unverantwortliche Handeln unserer Politiker machen einen fassungslos. Die Gleichschaltung der Medien macht hilflos, plötzlich steht man alleine mit seiner Meinung und fragt sich, bin ich verrückt oder ist es die Welt?

    Die Realität entlarvt die ständige Beschwörung „wir sind die Guten“, „Neoliberalismus ist alternativlos“ als Religion, nein schlimmer als Esoterik. Das Verhalten der „Eliten“ im Umgang mit Kritik ähnelt dem Verhalten von Esoterikern, deren Weltsicht nichts ins Wanken bringen darf. Meine Erklärung für dieses Verhalten ist Gehirnwäsche durch positive Verstärkung. Das heißt nicht umsonst Think Tank. Was diese Art von Gehirnwäsche anrichten kann, lässt sich an der Wandlung von Joschka Fischer exemplarisch ablesen.
    Mir macht das Sorgen, das ständige Beschwören von Werten täuscht nicht darüber hinweg, das diese Werte nicht mehr gelebt werden.

    http://www.destruktive-gruppen-erkennen.com

  198. #MH17 @Horst.L

    Es gibt eine sehr schöne Dokumentationsseite, auf der man sich selbst eine Meinung über den MH17-Abschuss bilden kann (auf Englisch): https://www.bellingcat.com/tag/mh17/

    @Stefan: Dein kritischer Impuls gegenüber den deutschen Medien in allen Ehren, aber mich wundert schon, wie schnell die europäische Öffentlichkeit über den MH17-Abschuss hinweg gegangen ist. Ich hatte eher den Eindruck, dass die die meisten europäischen Politiker recht froh darüber waren, wegen der verworrenen Faktenlage Russland NICHT an den Pranger stellen zu müssen.

  199. @222 polyphem
    Wie sich sich vermutlich denken können, werde ich niemanden in Schwiergkeiten bringen.
    Es war auch eher privat. Nichtsdestotrotz sehr nachdenklich machend. Betrachten Sie es als ein impulsiv geäussertes „Stimmungsbild“ aus dem letzen Jahr.

  200. Ein guter Artikel und interessante Sichtweisen. Leider entwertet durch den letzten Abschnitt.

    Ich bin nicht so überzeugt. Ich glaube, dass wir von unseren Qualitätsmedien erwarten können, dass sie genauer berichten. Dass sie weniger Fehler machen, vor allem, wenn es um Krieg und Frieden geht. Dass sie sensibilisiert sind für eine mögliche eigene Voreingenommenheit, was die Berichterstattung kleiner Details angeht, aber auch das große Ganze. Dass sie in einem viel größeren Maße ihre Rolle reflektieren, die Position, die sie einnehmen. Dass sie bewusst die Perspektiven wechseln und sich nicht als Kriegs– oder Konfliktpartei verstehen. Und dass sie sich kritisch und selbstkritisch mit Vorwürfen, wie sie zum Beispiel Bröckers und Schreyer erheben, auseinandersetzen — all das, was die staatlich gelenkten russischen Propagandamedien nie tun würden.“

    Aber vielleicht habe ich das auch Missverstanden und sie zählen Spiegel, Bild, Focus, Zeit nicht mehr zu den Qulitätsmedien.
    Denn das was diese Medien in den letzten Monaten getan haben kann man kaum noch als Fehler verharmlosen, das war ausgewachsene und vorsätzliche Hetze.

    Andernfalls.. Weshalb dieses Nachtreten? Weshalb der Verweis auf die „staatlich gelenkten russischen Propagandamedien“ im Vergleich zu unseren Qualitätsjournalisten?
    Gibt es hier keinen der sachlich und ruhig Fehler analysieren und aufzeigen kann. Ohne die zum Schluß Kleinkindermanier zu verharmlosen und mit den Fingern auf andere zu zeigen?

    Wie definieren sie eigentlich „Qualitäsmedien“ und „staatlich gelenkte russische Propagandamedien“ ?
    Fallen ausländische Medien aus der Schweiz, Österreich oder anderen Staaten auch in die Kategorie „staatlich gelenkte russischen Propagandamedien“ weil sie abweichend von unseren Qulitätsmedien berichten und nicht Russland oder Putin als Wurzel allen Übels sehen?

  201. Vielen Dank dem Autor für den wohltuenden, weil selbstkritischen Artikel!

    Die kontroverse Diskussion um die Meinungshoheit macht Hoffnung.
    Denn sich eine eigene Meinung zu bilden, scheint Luxus geworden zu sein, selbstständiges Denken ist wohl dem allgemeinen Sparzwang zum Opfer gefallen.

    Auch wenn an dieser Stelle versucht wird, vernünftig zu diskutieren, weisen darauf jedoch auch hier einige Kommentare hin. Ich möchte einen herausgreifen [@64], der beispielhaft ein grundsätzliches Problem thematisiert:
    In diesem wird laut Wikipedia festgestellt, dass es das Ziel von RT sei, „dem Publikum ‚die russische Sichtweise‘ auf das internationale Geschehen vorzustellen“. Und gleichzeitig „voila“ mit genau dieser Begründung die Inhalte als unglaubwürdig abgetan.

    Ich kann solcherlei Argumentation keinesfalls folgen, und aus Neugier stelle ich hier Fragen:

    Woher kommt diese pauschale Verurteilung?
    Als Menschenfreundin möchte ich trotz dieser und ähnlicher diskriminierenden Äußerungen niemandem unterstellen, latent rassistisch zu sein. Aber worauf fußen solche Unterstellungen?
    Sind es eigene Erfahrungen (welche per se subjektiv sind) oder basieren sie auf „Hören-Sagen“(respektive „Lesen-Schreiben“)?

    Ist es nicht so, dass grundsätzlich jedes Individuum seine eigene Sichtweise, sprich Wahrheit hat?
    Wer gibt dann irgendjemandem das Recht, die andere Sichtweise als Unwahrheit zu diffamieren?
    Wer hat das Monopol auf die alleinige Wahrheit?
    Müssen wir uns nicht vielmehr eingestehen, dass es eventuell mehr gibt als nur eine allgemein gültige Wahrheit?

    Es hat es irgendwie schon den Anschein, dass viele unserer Mitmenschen ihre „eigene“ Meinungsbildung eben jener angeblichen Medienhetze zu verdanken haben, die man nett ausgedrückt auch als Sozialisation bezeichnen könnte. Erkennen kann man das allein schon daran, dass oft unreflektiert, starr und ohne Hintergrundwissen unbewiesene Thesen der Leitmedien wiedergekäut werden, ohne dass sich auch nur das geringste Zeichen von Offenheit oder Kritikfähigkeit zeigt.

    Was gibt es für andere Erklärungen?
    Ich bin dankbar für Anhaltspunkte.

    Davon abgesehen: Ich hätte nicht ganz so große Probleme mit den Mainstream-Medien, wenn diese das tatsächlich ehrbare Ziel hätten wie vorgegeben – ‚die deutsche [inklusive Minderheiten] Sichtweise‘ vorzustellen.
    Tun sie aber nicht. Zumindest weist die aktuelle Diskussion darauf hin.

    Aus ‚meiner SiⒸhtweise‘ kann von Ausgewogenheit schon lange keine Rede mehr sein, im Gegenteil diese Medienberieselung hat unübertrieben Züge einer Gehirnwäsche.
    Und wenn ich mich so umschaue: Bashing und Konkurrenzdenken sind mittlerweile vollkommen etabliert, Moral und Vernunft abgehängt oder in Phrasen missbraucht, je nach Zweck umgedeutet. Wachstum auf Kosten von Humanität. Glück ist zur Ware verkommen, die man zu Weihnachten tauschen kann. Niemand will über den Tellerrand gucken, Toleranz und Mitgefühl werden in der grünen Tonne entsorgt.

    Zwischen den Schlagzeilen des ganzen Medien-Geschreis lese ich vor allem diese Dogmen: ARBEITE, KONSUMIERE, aber stell KEINE FRAGEN! Und wenn schon, dann die richtigen.

    Ich muss mir schon lange die Frage stellen, ob ich diese Werte mit meinem Gewissen vereinbaren kann.
    Und möchte mir nicht vorstellen, dass dies sich dieses Ellenbogen-Verhalten auch in meinem engsten Freundes- und Familienkreis durchsetzt…
    Schliesslich gilt wie im Großen auch im Kleinen: Probleme werden langfristig garantiert nicht dadurch gelöst, indem man sich gegenseitig die Augen aushackt, sondern eher im Dialog auf Augenhöhe.

    In diesem Zusammenhang möchte ich noch jenen Kommentar aufgreifen, der behauptet [@49]:

    „… Moral, gut und böse habe in der Politik nichts zu suchen, Gute Politik vertritt Interessen, ist sachlich und konsequent, aber Moral ist das schlimmste Gift in der Politik.“

    Eine Horrorvorstellung, die ich allerdings bereits als bereits längst gegeben sehe, für mich ist Politik ohne jede Moral!

    Im Übrigen habe ich die Hoffnung, dass sich Menschen jenseits aller politischen Richtungen, Religionen etc., ihrer Verantwortung gegenüber denjenigen bewusst werden, deren Meinung nicht wahrgenommen wird, die aber durch die Folgen unter unserer selektiven Wahrnehmung zerrieben werden.

  202. Herr Niggemeier hat hier irgendwie eine Büchse der Pandora geöffnet.
    Die Beteiligung an dieser durchaus fruchtbaren Debatte ist schon beeindruckend. Vielleicht kann dies als ein Hinweis gewertet werden, dass zumindest ein diskussionswürdiges Problem hinsichtlich unserer Mainstream-Medien besteht.

    Die Debatte zum Thema Medienskepsis findet sich bezeichnender Weise weder beim SPON, noch bei zeit.de, noch bei focus.de, noch bei faz.de, noch bei sueddeutsche.de, noch bei bild.de… Ist allein dies nicht ein äußerst interessanter Umstand?

    Obgleich das Thema nun wirklich nicht langweilig ist und auch sehr viele intelligente Menschen beschäftigt, wird es nicht tage- und wochenlang in den Mainstream-Medien besprochen… so wie beispielsweise der „schreckliche“ Islam.
    Zum einen wird die Besprechung dieses Themas unterbunden, indem einfach die Kommentarfunktion deaktiviert wird, zum anderen gibt es keine mediale Kampagne, welche sich damit fortlaufend befasst.

    Herr Niggemeier äußert an vielen Stellen sich sehr vorsichtig und zurückhaltend.
    Das kann ich nun nachvollziehen.
    Spätestens seit dem Interview mit Herrn Ulfkotte ist bekannt, wie möglicherweise bei der FAZ mit Andersdenkenden umgegangen wird.
    https://www.youtube.com/watch?v=UwE5LO5CphY

    Herr Niggemeier tut gut daran, Herrn Ulfkotte zu kritisieren und in gewisser Weise auch zu dämonisieren: „Ulfkotte ist in vielerlei Hinsicht irre,…“ Andernfalls drohen ihm vielleicht Sanktionen durch die FAZ…. wir wissen es nicht.
    Ich mag Ihnen nicht widersprechen, Herr Niggemeier, wenn Sie Herrn Ulfkotte eine Form von Irre-Sein unterstellen, weil ich diesen Menschen im Grunde kaum kenne. Sie können das wohl besser beurteilen… ich bin mir da nicht sicher.

    Ungeachtet dessen hinterlässt das oben verlinkte Interview bei mir nicht den Eindruck, eine irgendwie durchgeknallten Person kennengelernt zu haben.
    Die Zukunft wird zeigen, inwieweit Herr Ulfkotte sich täuscht. Jedenfalls steht es jedem von ihm benannten Journalisten frei, ihn zu verklagen. Merkwürdiger Weise geschieht dies nicht, obgleich die FAZ doch laut Herrn Ulfkotte recht gerne die Justiz bemüht, um Kritiker einzuschüchtern.,, wir wissen es nicht.

    Womöglich war Ihr Artikel bei der faz.de sehr viel mutiger als ich es bei der ersten Kenntnisnahme dachte, Herr Niggemeier. Es wirkt heute so, dass ein allzu kritischer Tonfall vermutlich niemals veröffentlicht worden wäre. Von daher war Ihnen ein deutliches Fazit unter Umständen nicht gestattet…. ich bin mir da nicht sicher.

    So weit sind wir scheinbar schon in Punkto Meinungsfreiheit.
    Sie mögen erklären, dass Sie sich nicht sicher sind und nicht genau wissen.
    – Ich verstehe.

    Wie soll es nun weitergehen?
    Das Problem der Medienskepsis bleibt bestehen. Der deutsche Mainstream-Journalismus wirkt nicht mehr neutral und überparteilich oder gar unabhängig.
    Die Berichterstattung erscheint manipulativ. Dies ist ein gefährlicher Zustand.
    Gestern wurde gegen Putin gehetzt, heute wird gegen den Islam gehetzt und schon morgen vielleicht gegen Homosexuelle… wir wissen es nicht.

  203. @Auceza, #228
    Nein wir wissen, vieles nicht. Wir können nicht in die Köpfe reinsehen, ob ein Ulfkotte recht hat oder ob ein Niggemeier nur aus Angst nicht noch viel kritischer schreibt. Es ist alles irgendwie Glaubens- und Vertrauenssache. Aber das heißt ja nicht, dass es nicht Indizien und Argumente dafür geben würde, wessen Wort glaubwürdiger ist und bei wessen Wort man vielleicht gewisse Zweifel haben müsste. Und da muss ich bei Niggemeier vs. Ulfkotte nicht lange überlegen.
    Ich glaube nicht, dass Stefan Niggemeier in der FAZ alles Mögliche schreiben dürfte. Ich glaube aber auch nicht, dass er es aus seiner Überzeugung heraus wirklich wollen würde. Jedenfalls habe ich seine Disclaimer bisher nicht in diesem Sinne verstanden.

  204. @Pepito, #229:
    Was in einigen Köpfen für Paralleluniversen zu existieren scheinen, nimmt mich immer wieder Wunder.

    Vor wem sollte Herr Niggemeier bzgl. seiner journalistischen Arbeit denn Angst haben, dass er „aus Angst“ irgendeine Erleuchtung nicht schriebe, von der er heimgesucht worden wäre? Irgend eine Wahrheit™ verschwiege?

    Es ist mehr und mehr meine Überzeugung, dass ein Grundmissverständnis Schuld an der „Krise“ ist: Offenbar grassiert die Ansicht, „die Medien“ hätten eine Wahrheit™ zu verbreiten, auf die der Klagend sich vorher festgelegt hat (oder hat festlegen lassen). Nicht begriffen wird, dass Medien – oder vielmehr ihre Macher, die, die Stücke verfassen und recherchieren – nicht einer Wahrheit™ verpflichtet sind, sondern einer Sorgfalt, einer Überprüfbarkeit, einer Recherchearbeit. Es ist nicht sofort Lüge das, was nicht der eigene Ansicht entspricht. Vielleicht sollte man seine Zeit statt sie mit Empörung über den Dissens (und dessen Verunglimpfung) dazu nutzen, seine eigene Ansicht anhand dieser und anderer Quellen zu falsifizieren.

    Doch nicht nur Argumentationstechniken und Logik beherrschen viele Menschen (vor Wut, Minderwerigkeitskomplex, Verlustangst oder doch wegen mangelnder Bildung, fehlender Wertschätzung der Debatte schon in Schulen?) nicht mehr oder nur mangelhaft, auch fehlt jede Informationskompetenz – oder vielmehr „Informationsbeschaffungs- und -bewertungskompetenz“.

  205. Mit der heutigen Jubelarie auf den Auftritt von „Drachentöter“ Wolf Biermann im Bundestag knüpfen die deutschen „Qualitätsmedien“ (QM) doch nahtlos an ihre tendenziöse Ukraine- und Bahnstreik-Berichterstattung an. Ich fürchte, mit den heutigen QM-Journalisten ist kein Staat mehr zu machen, in dem die Menschen außerhalb der „Eliten“ mehr sind als bloß Kostenfaktoren.

  206. … und mangelnde Sorgfalt ist, was Niggemeier kritisiert und bedenklich findet – zurecht. Doch die hier zahlreich auftauchenden „Danke, danke-danke“-Sager biegen diese Kritik an mangelnder Sorgfalt zur Generalkritik, zum Vorwurf an den Journalismus, er lüge. Aus Angst, aus Interessen™, weil er gekauft sei.

    Und zu solcher Zustimmung kann man nur sagen „danke, aber nein danke – Sie haben es nicht verstanden“.

  207. Ахуенна, #230: Gelogen ist nicht das, was der eigenen Meinung widerspricht, sondern das, was WIDER BESSERES WISSEN (d.h. nicht fehlerhaft, sondern bewusst) nicht den Tatsachen entspricht. Und da gibt es so einiges. Ich verweise nur mal auf die Syrien-Berichterstattung, z.B. das Märchen von den „gemäßigten Rebellen“.

  208. Ein weiteres Beispiel für den Zustand der deutschen Mainstream-Medien: Der Titel des ARD/WDR-Presseclubs am Sonntag lautet gewohnt tendenziös: „Gerecht oder gemein? Wie kleine Gewerkschaften Deutschland lahmlegen“, und dazu sind wieder Journalisten eingeladen, die gemeinsam mit dem Moderator (Demokratie-Abgabe-Schönenborn) zuverlässig dafür sorgen werden, dass die „bürgerliche“, regierungsamtliche Politik eine 4:1-Mehrheit hat. Von Staatsferne der ÖR wie üblich keine Spur und selbstredend keine Reaktion auf die Kritik der einseitigen Berichterstattung. Sonst würde man nicht immer dieselben staatstragenden Journalisten einladen, sondern auch mal Vertreter von Telepolis, Junge Welt, Nachdenkseiten – oder andere Verfechter einer alternativen, nicht neoliberalen Politik. Davon gibt es nämlich genügend.

  209. @„Nobilitatis“, #232: Welcher Journalist sollte da aus welcher Motivation heraus <em<lügen?

  210. @ 232 + 233… Lüge und Wahrheit…
    Vielleicht ist es notwendig zu besprechen, was wahr ist, wenn dem Mainstream-Journalismus skeptisch begegnet wird. Manche Leute mögen denken, dass wir belogen und betrogen werden, also nicht die Wahrheit in den Mainstream-Medien vermittelt bekommen.

    Sofern wir Objektivität und Subjektivität innerhalb der Berichterstattung thematisieren, fragt sich zunächst, inwiefern das eine oder das andere überhaupt möglich ist.
    Vielleicht wirkt es auf manche Menschen erstaunlich: absolute Objektivität gibt es nicht.
    Objektivität ist bestenfalls eine subjektive Vermutung. Dementsprechend gibt es auch kein abgesichertes Wissen sondern bestenfalls die Vermutung, etwas zu wissen.

    Wissenschaftstheoretisch ist dieses Problem erschöpfend aufgearbeitet worden, Jedes wissenschaftliche Modell und jede Theorie hat das Problem des Infiniten Regresses. Dies bedeutet, dass jede Kausalitätskette an irgendeinem Punkt – aufgrund der begrenzten Rationalität des Menschen – abgebrochen werden muss. An diesem Punkt stehen Prämissen. Das sind Glaubensgrundsätze, welche nicht mehr als objektives Wissen bewiesen werden können und deshalb zwingend geglaubt werden müssen – ebenso wie an den Kreationismus geglaubt wird oder eben nicht.

    Jede menschliche Aussage ist also zutiefst subjektiv. Nun gibt es vermutlich eine objektive Welt jenseits unserer Bewusstseinsprozesse und wir glauben gemeinsam daran. Wir einigen uns meistens auf der Basis von Konventionen darüber, was nun richtig und was falsch ist. Dies funktioniert regelmäßig erstaunlich gut und deshalb praktizieren wir das.

    Die Berichte der Mainstream-Medien beruhen ebenfalls auf Konventionen. Wir haben gegenwärtig das Problem, dass die von den Mainstream-Medien kommunizierten Glaubenssätze nicht mehr mit der Realitätserfahrung breiter Bevölkerungsteile übereinstimmen.
    So erscheinen uns die Medienberichte gelegentlich als unglaubwürdig. Wir überprüfen die Aussagen der Journalisten und entdecken Widersprüche. Aufgrund von vielen Widersprüchen geht das Vertrauen verloren.
    Es geht also keineswegs um objektive Wahrheit und um harte, wissenschaftliche Fakten. Diese harten, wissenschaftlichen Fakten sind ebenfalls durch und durch subjektiv.
    Nein? Doch. Das hat Heisenberg sogar für die Naturwissenschaften nachgewiesen.
    https://www.youtube.com/watch?v=9kTuzDcH5OU

    Unser Problem ist die Diskrepanz zwischen den Konventionen der Mainstream-Medien und der Realitätsauffassung der Bevölkerung. Von daher stören sich die angeblichen „Putinversteher“ mehrheitlich nicht daran, dass Putin kritisiert wird, sondern daran, wie er kritisiert wird. Es missfällt den Menschen die Methodik der Konstruktion von Wirklichkeit, welche an bestimmte Glaubenssätze gebunden ist. So wirkt die Art und Weise der Berichterstattung verbogen, wirkt zurecht gebogen.
    Die Glaubenssätze der Medienmacher umfassen nicht mehr das Gemeinsame in der Wirklichkeitserfahrung der Menschen.

    Von daher sind die Mainstream-Medien nicht mehr in der Lage, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie können die Menschen nicht mehr in befriedigender Weise informieren. Sie sind auch scheinbar nicht mehr fähig, ihr eigenes Glaubenssystem zu erkennen, zu überprüfen und zu verbessern.
    Dennoch sind diese Medien darauf angewiesen, dass sie wahrgenommen werden und informieren können, weil die Journalisten damit ihren Lebensunterhalt bestreiten.
    So bleibt ihnen nur noch die Möglichkeit, die Menschen passend zu machen, den Menschen ihre Konvention aufzuzwingen.
    Und dies vollzieht sich in der Form von Manipulation und Propaganda.

  211. #233
    Der Journalist, der den entsprechenden Artikel schreibt. Woher soll der Leser wissen, was dessen Motivation ist?
    Was für eine Antwort hatten Sie auf diese Frage erwartet?

  212. @Auceza, #234:

    Diese harten, wissenschaftlichen Fakten sind ebenfalls durch und durch subjektiv.
    Nein? Doch. Das hat Heisenberg sogar für die Naturwissenschaften nachgewiesen.

    Nein, Sie missverstehen Heisenberg und sein Unschärferelation, außerdem betrifft die die Physik (und auch nur im Quantenmaßstab). Logik, Aussagenlogik ist jenseits jeder Physik. Das ist Mathematik.

  213. @Auceza: Lustig. Sie wundern sich, dass die FAZ-Journalisten Ulfkotte nicht verklagen, obwohl Ulfkotte doch sage, dass die so klagefreudig seien. Und aus irgendeinem Grund finden Sie das merkwürdige daran das Verhalten der Journalisten. Obwohl sich dieser scheinbare Widerspruch doch ganz einfach auflösen ließe.

    Sie kommen sicher selber drauf.

  214. @Stefan Niggemeier
    Warum FAZ-Journalisten Ulfkotte nicht verklagen ?
    Zum einen, das Risiko ist immer, auch zu verlieren.
    Zum anderen könnte es Wirbel auslösen.
    Dem Buch zu noch mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

  215. @231
    Unfassbar, dass frei gewählte Abgeordnete im Parlament von einem geladenen Gast, einem Musiker beschimpft werden. Wenn das Schule macht, können künftige Feierstunden im Parlament „lustig“ werden. Der Bundestagspräsident hätte das nicht zulassen dürfen, nicht nur humorig kritisieren.
    Hoffentlich bin ich jetzt kein „Linkenversteher“

  216. Ich kann mir vorstellen, dass diese unbefriedigende Situation auch auf Sprachbarrieren zurückzuführen ist. Die Sprache des Westens ist Englisch. Ein Journalist erhält viele relevante Dokumente also in einer Sprache, die er einigermaßen versteht, er kann selber gewisse Recherchen betreiben und Quellen grob überprüfen. Das funktioniert zumindest bei offiziellen Aussagen.
    Von russischen, chinesischen oder sonstigen Quellen ist der deutsche Durchschnittsjournalist aber praktisch abgeschnitten, weil er sie nicht versteht. Die Einbeziehung solcher Quellen erfordert einen höheren Arbeitsaufwand und Abhängigkeit von anderen Personen.
    Kein Wunder, dass stark westlich geprägte Standpunkte sich da in westlichen Medien durchsetzen. Umgekehrt wirkt diese Sprachbarriere aber vermutlich auch.

  217. @Alfions, #241: Es klingt wieder so, als richte sich Ihre Empörung gegen eine mysteriöse, subversiv organisierte, breite Front des Bösen. Es war doch bloß „ein Gast, ein[] Musiker“, der Ihrer Ansicht zufolge unartig war.

    @karpatenhund, #242: Es gibt zahlreiche Journalisten, freie oder Korrespondenten vor Ort, die hervorragend die Russisch sprechen.

    Ein Sprachproblem existiert vielmehr für die Massen der Wutkommentatoren in Foren wie bei SpON, von denen – sieht man von solchen mit Migrationshintergrund aus Russland und anderen ehem. Sowjetrepubliken ab – nur ein verschwindend kleiner Teil russische Medien nutzen oder dortige Soziale Netzwerke beobachten können.

  218. Stefan, mein Problem ist – ich habe resigniert. Der Ukrainekonflikt war da nur der Tropfen ins überlaufende Fass. Viel zu oft habe ich in Bereichen, von denen ich berufliche und/oder interessehalber ein wenig Ahnung habe, festgestellt, welcher (grobe) Unfug teilweise publiziert wird. Und ich dachte mir immer, hmmm, wenn da jetzt schon so viel Diskrepanz ist, wieviel kann ich wohl in den Bereichen glauben, von denen ich *keine* tiefergehenden Kenntnisse habe?!

    Und beim Ukrainekonflikt, der ja schon lange schwelte, fragten mich russische, ukrainische, lettische usw Schüler: Sagen Sie mal, was machen die Deutschen da eigentlich? Und haben dann in langen, recht ausführlichen Gesprächen immer wieder auch andere Sichtweisen dargelegt. Ich dachte immer, genau *das* wäre die ureigenste Sache eines Journalisten. Ich habe mich allein gelassen gefühlt.

    Zuletzt der GDL-Streik war so ein Punkt, wo ich „mal wieder reingeschaut“ habe. Und mir wurde einfach nur schlecht, was für ein Kampangenjournalismus da gefahren wurde. Ähnlich wie bei Wulffens gings hier rein um die Person Weselsky und pure Polemik, ja fast schon angestachelter Hass. Und zwar quer durch *alle* mir zugänglichen Medien.

    Leistungsschutzrecht, Wulff, Gemauschel bei ZDF und ARD, Ukraine, Klage der Zeit gegen die Anstalt, GDL, Ebola… Leute, STEFAN – es ist einfach zu viel. Ich kann nicht mehr. Ich will auch nicht mehr. Mein Vertrauen ist ratzeputz weg. Vernichtet. Pulverisiert.

    Ich will keine Medien, die mich anschreien. Ich will keine vorgefertigte Meinung. Ich will keinen Hass, keine Treibjagd. Ich will klug und umfassend unterrichtet werden. Ich möchte alle Seiten einer Sache betrachten können und mir dann ein eigenes Urteil und eine eigene Meinung bilden können. Ihr liefert das nicht (mehr). Gut, aber dann konsumiere ich auch nicht mehr!

    PS: Schau’s dir an: 15 Minuten Recherche, einfach mal so in einem Bild. Ich musste wirklich meinen Brechreiz unterdrücken: http://s14.directupload.net/images/141108/2kektmn7.jpg

  219. @Marcel, #244:
    Ein Journalist produziert immer einen Output – nicht Alternativanalysen, die er nicht, aber irgendjemand vielleicht betriebe. Es sollte Ihre Medienkompetenz sein, selbst verschiedene Quellen zu suchen (nein, keine Bringschuld der Medien™ hier) und Synthese zu betreiben. – Immer wieder diese Anspruchshaltung, gefälligst nach eigenem – natürlich! – Geschmack Vorgekautes eingetrichtert bekommen zu wollen.

    Der Missstand, der in der Tat zu diagnostizieren ist und der sich vermutlich durch die Austeritätsmaßnahmen der Redaktionen verschärft, ist der der „Abschreiberitis“ und der mangelnden Sorgfalt – nicht aber des Kampagnenjournalismus (– der zudem wieder einer verschworenen Lenkungseinheit bedürfte, an deren Existenz nur Verschwörungstheoretiker glauben können).

  220. @245 So ausführlich hat mir noch nie jemand gesagt: Bist du dämlich!

    Quellen suchen, Informationen vergleichen und synthetisieren. Und ich Depp dachte immer genau das machen Journalisten. Wie man sich doch täuschen kann! Tja, dann braucht es die ja eigentlich alle gar nicht…

    Möchte jemand von mir abschreiben? Ist auch keine Kampagne, höchstens trendy…

  221. #246: Und der Begriff des Kampagnenjournalismus, der dem zugrunde liegt, was in #245 geschrieben wurde (Lenkungseinheit!), den würde ich mir auch mal erläutern lassen. Die „Lenkungseinheit“ dürfte hier doch schon die jeweilige PR-Abteilung/ Agentur sein. Deren Existenz ist beweisbar.

  222. Ich bezweifle, dass Medien in Sachen Fehlerkorrektur und Recherchepräzision schlechter dastehen als früher. Vielmehr sehe ich im sich ausbreitenden Glauben an mediale Verschwörungen vor allem eine Reaktion des Bürgers auf die stetige Verkomplizierung politischer Verhältnisse. Die Zeiten sind vorbei, in denen sich die Zuordnung von Gut und Böse auf die Frage nach Kapitalismus oder Sozialismus herunterbrechen ließ. Heute ist der engste Verbündete plötzlich auch der skrupelloseste Spion, zugleich aber wiederum der verlässliche Partner im Kampf gegen den Terrorismus. Das ist alles andere als leicht zu verstehen und zu akzeptieren. Leute wie Herr Ulfkotte unterbreiten da ein verlockendes Angebot. Sie sagen dem verunsicherten Bürger, dass Gut und Böse in Wahrheit immer noch ganz einfach voneinander zu unterscheiden ist – wären da nur nicht die manipulierten Medien, die alles unnötig verkomplizieren.

  223. @Blunt (250), aber auch Ахуенна und andere Journalistenversteher: Es wäre für eine Diskussion mMn durchaus hilfreich dem Gegenüber (hier den Kritikern) nicht andauernd zu unterstellen, diese seien lediglich zu doof (das kam indirekt in dieser Kommentarspalte schon häufiger vor).
    Klar gibt es auch einseitig bis irre Kritiker (leider viel zu oft !), aber ich habe hier durchaus einige differenzierte Argumentationen gelesen.
    Nebenbei: Bei Kapitalismus vs. Sozialismus konnten Sie die Welt früher einfacher in Gut und Böse einteilen?
    Und zum Thema (Achtung: eher linkslastige Argumentation): Bei all den prekär beschäftigten Journalisten etc. würde ich annehmen, dass zumindest die leitenden Redakteure von ARD, ZDF, Süddeutsche, Frankfurter Allgemeine etc. (halt die bösen Mainstreammedien) vom Einkommen / Vermögen durchaus in Richtung obere 10% der Bevölkerung tendieren. Falls es nicht so ist, korrigiere man mich bitte. Diese Gruppe hat tatsächlich von der Politik der letzten zwei Jahrzehnte profitiert und braucht dann sicherlich keine Geldkoffer mehr um tendenziell (von mir aus unbewusst) eher eine bestimmte, regierungsfreundliche Sicht der Dinge zu verbreiten.
    Kommentare schreiben kann auch ein Hartz4-Empfänger. Alles ohne Wertung, natürlich gibt es Ausnahmen und von den Eigentümerverhältnissen habe ich sogar noch geschwiegen.

  224. @toha: Ich bezog mich ja nicht auf jeden Medienkritiker, sondern auf diejenigen, die sich von Verschwörungstheorien locken lassen. Und bei denen kann ich nun mal nicht anders, als einen gewissen Grad an, wenn nicht Doofheit, so doch zumindest Naivität erkennen. Allein schon die gerne geglaubte These, dass eine wie auch immer geartete Zensur die Verbreitung der „Wahrheit“ verhindere, widerlegt sich ja bereits durch ihre bloße Erwähnung selbst. Die Vielfalt und Skurrilität der Publikationen im Kopp-Verlag beweist, dass in unserer Öffentlichkeit wirklich auch die abwegigste Meinung geäußert werden darf. Warum gründet, wer meint, dass SZ und FAZ die Leute für dumm verkaufen, nicht einfach eine eigene Zeitung? Müsste doch der Renner werden angesichts der angeblichen Unglaubwürdigkeit der Konkurrenz!

  225. Vielleicht wäre es interessant, mal über die Dämonisierung Putins zu diskutieren, der uns in unseren westlichen Medien oft als „Irrer“ präsentiert wird, der die Krim annektiert und den Flug MH17 persönlich abgeschossen hat. Und außerdem als nächstes wahlweise Novorossija, die ganze Ukraine, die baltischen Staaten oder Polen erobern möchte. (Laut Stanz #64 arbeitet er nebenbei auch noch als Filmemacher bei RT …).

    Albrecht Müller hat auf den NachDenkSeiten deutsche Übersetzungen einer Rede von Putin und einer von Obama verlinkt.

    Ich habe einige Reden von Putin in deutscher oder englischer Übersetzung gelesen (z.B. die vom 18. März in Sewastopol, vom 23. Mai in St. Petersburg sowie die von Müller empfohlene Rede Putins beim Valdai-Forum). Der russische Präsident erweckt bei mir den Eindruck eines vernünftigen, erfahrenen Politikers, der sich für die Interessen seines Landes einsetzt. Lesen sie doch im Vergleich mal z.B. die Reden von Obama in West Point am 28. Mai oder die Rede vor den Vereinigten Nationen am 24. September.

    Ein paar interessante Meinungen dazu: Robert Parry kritisierte Obamas Rede als „Obama’s Propagandistic UN Address“. Die Rede von Putin wurde von Paul Craig Roberts gelobt: Vladimir Putin Is The Leader Of the Moral World.

    Über die Reaktion der amerikanischen Mainstream-Medien auf Putins Rede schrieb Parry einen Artikel Treating Putin Like a Lunatic.

    Da könnte man sich doch glatt fragen: Haben die alle „zufällig“ die gleiche Meinung von Putin oder handelt es sich hier um eine Kampagne?

  226. #252:
    1) Gibt es solche Gründungen, wie die Krautreporter beweisen.
    2) Finanzieren sich Zeitungen überwiegend durch Werbung, nicht durch wahrheitssuchende Leser.
    3) Wer Wahrheit in Anführungsstriche setzt, bezweifelt, dass es Wahrheit gibt. Solche Leute sollten nicht über Qualität von Berichterstattung urteilen. Was das Bezweifeln von Zensur angeht, steht es Ihnen frei, das in Kommentarspalten von Medien auszuprobieren. „Gern geglaubt“ ist nicht das, was Nutzer an Erfahrung machen, sondern der durchsichtige Versuch, diese in eine „wie auch immer geartete“ Ecke zu stellen.

  227. Ein aktuelles Beispiel für die im Beitrag aus meiner Sicht sehr lobenswert differenziert dargestellte Problematik in der ZEIT:

    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-11/russland-putin-dialog/komplettansicht

    Zunächst die Darstellung:

    „Da wird es begründungspflichtig, Mitglied zu sein in russlandfreundlichen Organisationen. Ich muss mich rechtfertigen dafür, dass ich mich für das Gespräch mit Russland einsetze und den Dialog nicht abbrechen lassen will. „Sie sind im Vorstand des Deutsch-Russischen Forums?“, werde ich gefragt, und die Brauen des Fragers gehen nach oben. „Im Petersburger Dialog sind Sie auch noch?“ Wenn ich bejahe, sehe ich das Verdikt: Ich gelte als Putin-Versteher, einer, der den Russen alles abnimmt, auch ihre Behauptung, der Westen habe „angefangen.“

    Da die Gegenüber anonym bleiben, kann man das natürlich schlecht widerlegen, besonders glaubwürdig klingt es für mich allerdings nicht, dass jemand, der weiterhin den deutsch-russischen Dialog pflegen will, angeblich so verachtet wird oder allein deswegen als Putinversteher gebrandmarkt wird. Es wirkt ja fast so, als würde die Bäckerin den Autor in der Früh regelmäßig mit der Frage nach dessen Mitgliedschaft im Deutsch-Russischen-Forum begrüßen. Nun ja.
    Schlimmer ist dieser Absatz:

    „Russland wird wieder als Gegner wahrgenommen, unverlässlich und launisch, Putin als Bär der Taiga, der niemanden um Erlaubnis fragt, der nach eigenen Gesetzen handelt. Der das Völkerrecht umschreiben will. Der in Sotschi den Waldai-Klub empfängt unter dem Kongressmotto „New order or no order“, zu Deutsch: eine neue, russlanddienliche Weltordnung oder gar keine.“

    Die Rede Putins angesichts dieses Kongresses ist nachlesbar und es geht dort inhaltlich um die Frage, ob es in Zukunft eine von den Westmächten allein bestimmte Ordnung oder eine multipolare geben sollte, bei der sich mehrere große Blöcke miteinander arrangieren sollten. Es ging um die Etablierung neuer, vielleicht besser funktionierender Ordungssysteme. Man kann darüber ja nun inhaltlich meinetwegen diskutieren, auch was die Rolle und Politik Russlands diesbezüglich betrifft. Was man eigentlich nicht kann, ist, das Kongressmotto umzulügen um eine maximal putinfeindliche Diktion zu etablieren. Das Motto lautete in Wahrheit (wie im Hintergrund der Videoaufzeichnung nachzulesen) „The World Order: New rules or no rules?“. Man lässt also einfach frech das Fragezeichen weg und konstruiert eine inhaltlich andere Aussage, die eine klare Bedrohung suggeriert. Der Autor behauptet hier allen Ernstes, bei diesem Kongress hätte Putin die Teilnehmenden und die Weltöffentlichkeit vor die Wahl gestellt, entweder eine russlanddienliche Weltordnung zu akzeptieren oder dann damit zu leben, dass es gar keine Ordnung mehr gibt.
    Auch das ist nur ein Mosaiksteinchen, aber eines von vielen, die in den letzten Monaten in der seriösen Berichterstattung zu finden waren. Man denke nur an die ebenfalls als Drohung Putins kolportierte Aussage, dass Russland in zwei Wochen in Kiew sein könnte oder an das Angebot der Teilung der Ukraine zwischen Polen und Russland. Beides ist von Russland dementiert worden, und auf Androhung der Veröffentlichung der Wortprotokolle dann auch von der Sprecherin Barrosos sowie von Sikorski (der an dem angeblichen Termin gar nicht bei der Besprechung war) zurückgenommen und relativiert. Diese Rücknahme ist allerdings nicht mal im Ansatz derart breit in den Medien diskutiert worden wie die angeblichen Drohungen Putins, die halt in das bereits bestehende Narrativ des irren Autokraten und des russischen Neoimperialismus passten. Unter denen, die dies kritisieren, befinden sich viele, mit denen ich sehr ungern in einem Boot bin, aber ich bin mangels Alternativen relativ ratlos, wie ich Artikel wie den verlinkten anders als als Propaganda bewerten soll.

  228. Mir scheint, diese tendenziöse Berichterstattung beherrscht auch die Debatte um TTIP. In dem amerikanischen Medien wird ausdrücklich gesagt, dass die EU; besonders Deutschland, dieses vorantreibt, während hier suggeriert wird, dass wir das von den USA aufgedrückt bekommen.

  229. @Nobilitatis:1.) Stimmt. Wo also liegt das Problem? Wenn Sie Erfolg haben: Herzlichen Glückwunsch! 2.) Werbung wird aber nur geschaltet, wenn die Auflage stimmt. 3.) In der Tat bezweifle ich, dass es eine allgemeingültige Wahrheit gibt. Damit bin ich in bester Gesellschaft mit Herrschaften wie Aristoteles, Kant und Hegel. Warum darf man damit nicht über Qualität von Berichterstattung urteilen? Und was haben Kommentarspalten privatwirtschaftlich organisierter Medienunternehmen mit Zensur zu tun? Wo ist da der staatliche Eingriff?

  230. @258 Blunt
    Ob die Zensur von Meinungen vom Staat oder von privatwirtschaftlichen Unternehmungen ausgeht ist im Ergebnis gleichgültig.

    Wir haben die Situation, dass die User massiv inhaltlich zensiert werden und das ist ein Missstand. Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird missachtet. Der Staat ist aufgefordert, da Abhilfe zu schaffen.
    Früher konnte auf dem Dorfplatz jemand etwas behaupten und andere Bürger – insbesondere die Betroffenen – konnten dann direkt vor Ort widersprechen. Das Internet hat neue Verhältnisse geschaffen und diese verlangen nach neuen gesetzlichen Regelungen.

    Es kann nicht sein, dass die Meinungsfreiheit massiv unterdrückt wird.
    Eigentum verpflichtet! Eigentum zu besitzen bedeutet nicht, dass damit uneingeschränkt gemacht werden kann, was dem Eigentümer gefällt. Da gibt es Grenzen. Und hinsichtlich der inhaltlichen Meinungszensur sind die Grenzen schon längst weit überschritten.

    Es wird immer mehr privatisiert und damit verschwinden öffentliche Räume und Öffentlichkeit. Wenn dann in den privatisierten Räumen die Grundrechte der Bürger nicht mehr gewährleistet sind, besteht ein Notstand und dringender Handlungsbedarf.
    Dieser Notstand wurde und wird aktiv durch die rahmengebende Gesetzgebung, also durch die Politik und den Staat, geschaffen. Deshalb sind Politik und Staat auch aufgefordert diese Missstände zu beheben.

    Da gibt es beispielsweise ganz einfache Lösungen: jede große Plattform könnte verpflichtet werden, eine Seite für Kritik zur Verfügung stellen. Diese kritische Seite könnte dann von unabhängigen Menschen moderiert werden.

    Die Rechtsprechung und auch die GroKO kapieren das Internet nicht und sind nicht in der Lage, ordentliche, zufriedenstellende Verhältnisse zu schaffen.
    Der Staat lässt die Zensierenden gewähren,
    Insofern ist der Staat für die Zensur verantwortlich.

  231. @Auceza: Das heißt, als privatwirtschaftlicher Medienanbieter bin ich verpflichtet, jedermanns Meinung abzubilden? Niemand muss mehr Anzeigen schalten, weil er das Recht hat seine positive Meinung über sein eigenes Produkt auch in Kommentarspalten zu verkünden? Entschuldigung, aber das ist schlicht haarsträubender Unsinn und hat mit Meinungsfreiheit überhaupt nichts zu tun. Meinungsfreiheit bedeutet das Recht, die eigene Meinung ohne staatliche Beschränkungen verbreiten zu dürfen und nicht die Pflicht, Meinungen anderer zu verbreiten. Jeder darf im Netz seine eigene Homepage betreiben und darauf verbreiten, was er mag. Herr Niggemeier darf hier Kommentare löschen oder zulassen, wie es ihm gefällt, und das ist völlig richtig so.

  232. @260 Blunt….
    „…jede große Plattform…“
    Es geht nicht um alle Anbieter sondern um jene Anbieter, die groß genug sind, um die öffentliche Meinung in einem bedeutendem Umfang zu prägen. Damit sind Plattformen gemeint, welche beispielsweise bei https://news.google.de/ gelistet sind.
    Diese großen Plattformen unterliegen dem öffentlichen Interesse, sind öffentliche Räume, auch wenn sie von Privatleuten angeboten werden.

    Das war mein Vorschlag.
    Sie haben diesen Vorschlag nicht so verstanden wie er gemeint war, ihn uminterpretiert und daraus irgendetwas „haarsträubend Unsinniges“ gemacht.

    Außerdem formulierte ich: „Diese kritische Seite könnte dann von unabhängigen Menschen moderiert werden.“
    Dadurch wird sichergestellt. dass beispielsweise werbende Anzeigen, Beleidigungen, Straftatbestände usw. sehr wohl unterbunden werden.

    Es ist nicht meine Aufgabe hier ein optimales Konzept zur Gewährleistung der Meinungsfreiheit im Internet zu entwerfen. Ich habe einen Vorschlag gemacht, über den nachgedacht werden kann. Sie können einen besseren Vorschlag formulieren, wenn Sie mögen.

    Es soll und muss die inhaltliche Zensur unliebsamer Meinungen in den führenden Mainstream-Medien unterbunden werden. Andernfalls ist das Grundrecht auf Meinungsfreiheit für viele Bürger nicht mehr in befriedigendem Umfang gewährleistet.

    Ihr Einwand, dass jeder eine Homepage erstellen kann, ist in meinen Augen nicht überzeugend. Es gibt Hunderttausende von Websites, welche überhaupt nicht von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Auf diese Weise verschwindet berechtigte Kritik an der Berichterstattung in den „unendlichen Weiten“ des Internets.

    Eine nicht wahrgenommene Kritik ist eine nicht wirksame, bedeutungslose Kritik.
    Es wäre so, als würden Sie allen Kritikern nur gestatten, ihre Meinung in der menschenleeren Ödnis zu äußern, aber bitte nicht innerhalb der Stadtmauern.

  233. @Auceza

    Auch Sie scheinen dem vorherrschenden Missverständnis anheimzufallen, Meinungsfreiheit enthalte einen irgendwie gearteten Gewährleistungsanspruch.

    Meinungsfreiheit in Deutschland heißt, dass Sie ihre Meinung frei äußern dürfen, solange Sie damit nicht gegen ganz bestimmte Rechte anderer verstoßen. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Von einer Verpflichtung, alle Meinungen immer und überall veröffentlicht sehen zu dürfen, steht da nichts. Auch nichts davon, dass Meinungsäußerungen unwidersprochen und ohne Konsequenzen zu bleiben haben.

  234. @Auceza: So, da wird es jetzt aber wirklich interessant. Ihnen schwebt also eine Einschränkung der Pressefreiheit für große Medienunternehmen vor, insofern Sie diese dazu verpflichten wollen, mögliche Gegenmeinungen zu verbreiten. Gesetzt den Fall, dies wäre verfassungsrechtlich möglich (was freilich nicht der Fall ist): Wer wären die von Ihnen vorgeschlagenen „unabhängigen“ Moderatoren? Vom Staat bestellte Beamte? Kirchenvertreter? Gewerkschafter? Das würde ich aber mal eine Zensur nennen! Jede Wette: Sobald Ihre Meinungsbeiträge auch von diesen vermeintlich „unabhängigen“ Moderatoren gefiltert werden, werden Sie wieder „Zensur“ rufen, und diesmal sogar zu Recht. Es gibt in unserer Presselandschaft von der „Jungen Welt“ bis zur „Jungen Freiheit“ wahrhaftig für jede Meinung ein Forum, alles nur einen Mausklick oder einen Zeitungskiosk entfernt, ein Buch des „Kopp“-Verlags steht unter den Top Ten der „Spiegel“-Bestseller-Liste: Wo genau liegt der Reformbedarf? Etwa darin, dass der Bürger nicht mündig ist, selbst zu entscheiden, ob er FAZ liest oder „Junge Freiheit“? Mich mit selbsternannten „Zensur“-Opfern herumzuschlagen, gehört seit Jahren zu meiner täglichen Arbeit. Meine Erfahrung ist: Die meisten von Ihnen können erstens nicht verstehen, dass Ihre Meinungsäußerung schlicht einen Straftatbestand darstellt („…wird man doch wohl noch sagen dürfen!“) und zweitens einfach nicht ertragen, dass sie sich mit Ihrer Sicht der Dinge nun mal am rechten oder linken Rand der Gesellschaft bewegen.

  235. @Linus: Mit dem von Auceza kommentierten hat Ihr Kommentar nicht mehr viel zu tun.
    Aber ich wäre gespannt, wie Ihrer Meinung nach freie Meinungsbildung im Internet funktionieren sollte.
    Im Übrigen: es gibt nicht nur privatwirtschaftliche Medienunternehmen.

  236. @Anderer Gregor,
    ich verstehe Ihre Befürchtungen, es ist schlimm, durch diesen Erkenntnisprozess auf den Gedanken zu kommen, dass man mit seinem gerechten Anliegen, gegen Homophobie zu kämpfen, und sei es nur durch „journalistische Nachlässigkeit“ auf die Vermutung kommt, in das seit einiger Zeit vorherrschende Russland-Bashing einbezogen zu sein, so wie Sie schreiben: „… weil wir die idealen Opfer sind“.
    Ich möchte Sie nicht noch mehr erschrecken, aber ich gebe Ihnen mal den Link zur bisher vorgenommenen ausführlichsten vergleichenden Untersuchung zum Problem der Homophobie in den USA und in Russland. Diese wurde Brian M. Heiss durchgeführt, einem Repräsentanten der LGBT-Communitiy und Menschenrechtsaktivisten:

    http://static.prisonplanet.com/p/images/february2014/white_paper.pdf

    Sie werden staunen über diese Analyse, die USA werden Sie als eines der schlimmsten Länder mit Menschenrechtsverletzungen bezüglich der sexuellen Orientierung seiner Bürger erkennen, Sie werden staunen über diese Analyse, die USA werden Sie als eines der schlimmsten Länder mit Menschenrechtsverletzungen bezüglich der sexuellen Orientierung seiner Bürger erkennen, hundertmal schlimmer als Russland.

    Es ist schrecklich, man muss sich um jedes Detail, um jedes Thema, um alles selbst kümmern, weil es diejenigen, deren Job es ist, nicht selbst tun.

  237. Nach 25 Jahren als festangestellter, professioneller Journalist (insgesamt sind es noch mehr), davon neun als leitender Redakteur, sieben als Mitglied einer Chefredaktion und sieben als Chefredakteur, kann ich aus einigermaßen gesicherter Erfahrung bestätigen, dass Gesinnungskumpanei unter Journalisten nicht vorkommt. Weder gab es jemals eine Gesinnungsprüfung bei einem Vorstellungsgespräch, noch informelle Treffen zu Themenabsprachen o. ä.. Dasselbe gilt für Mitgliedschaften bzw. Mitarbeit in erlauchten Clubs, Gremien, Think Tanks etc. – es fließt kein Geld, es wird nicht mit tollen Essen oder Reisen Einfluss genommen, es gibt keine luxuriösen Vorteile. Vorträge und Moderationen, zu denen man gebeten wird, sind unvergütet, evtl. bezahlte Reisen Economy Class. Wie sich das klein Erna vorstellt mit dem tollen Leben, so ist das nicht. Ich war lange genug „Leitender“ in interessanten Ressorts oder an der Redaktionsspitze bedeutender Medien und also interessant mindestens dafür, angesprochen zu werden, um dies sagen zu können. Wenn also Journalisten verschiedener Medien zu einem Thema ähnliche oder übereinstimmende Meinungen vertreten, dann sind sie offenkundig unabhängig voneinander und meist auch ohne Einflüsterung zu dem Schluss gekommen, dass dies richtig sei.

    Die besonders online wachsende Hysterisierung über die „Mainstreammedien“, die sich angeblich verschworen haben und korrupt sind, befremdet mich und ängstigt mich zugleich. Sie allein damit zu erklären, dass viele Journalisten nicht richtig mit Kritik umzugehen wissen, greift zu kurz. Es verbreitet sich offenbar im Publikum die Meinung, es für eine vernünftige Grundhaltung zu erachten, ohne eigene Recherche alles für Lüge zu halten, was man selbst nicht wissen möchte oder für falsch hält. Populistische oder bezahlte Krawallmedien tragen Argumente aus Hetz- und PR-Berichten bei, die die meisten Menschen nicht als solche einordnen können, weil ihnen die Medienkompetenz dazu fehlt.

    Die in den Medien konstituierte demokratische Öffentlichkeit wird durch diese grassierende Haltung langsam zersetzt und, denkt man die Argumentatiuon zuende, zerstört. Der medienkritische Einzelkämpfer wähnt sich hilflos einer vermeintlich verschworenen elitären Übermacht ausgesetzt. Die „ERWACHET!“-Rhetorik vieler solcher Beiträge finde ich zutiefst verstörend und auch bedrohlich.

    Angeheizt wird diese Stimmung noch durch politische Krawallmacher, die aus Populismus Wählerstimmen saugen und selbst, indem sie das Vehikel der Hysterisierung nutzen, durch Diskreditierung von Journalisten an Glaubwürdigkeit gewinnen wollen. Die AfD zum Beispiel.

    Leider sind Journalisten keine Engel. Mich quält seit jeher die Gleichgültigkeit und die Dumpfheit, mit der sie aus anderen Medien Themen und Informationen übernehmen, ohne deren Relevanz und Richtigkeit zu prüfen. Schlamperei in Handwerk und Formulierung tut ein Übriges. Journalisten, die in heiklen „Breaking News“-Situationen kein Bewusstsein für ihren situationsbedingt sehr beschränkten Blickwinkel haben und glauben, ausgewogene Kolportage von Propaganda sei Journalismus, sind ähnlich medieninkompetent wie die dümmsten oder dreistesten ihrer Kritiker. Korruption ist in der Tat nicht das Problem: Schlamperei, Inkompetenz oder durch Unterbesetzung von Redaktionen oder Überforderung von Korrespondenten bedingte Ungenauigkeiten dürften hier die Ursachen gravierender Fehler sein.

    Ein ARD-Korrespondent in einer Krisenregion muss für zig Radio- und TV-Programme Aufsager und Einschätzungen im Minutentakt abliefern, bescheuerterweise im Fernsehen auch noch vor „belebtem“ Hintergrund – und wenn er in Kairo auf einem Dach steht, wenn er „aus Syrien“ berichtet. Wer da erwartet, er recherchiert in die Tiefe, erwartet Menschenunmögliches. Bestenfalls sagt er Agenturmeldungen auf. Und wer ständig Gebühren für die Öffentlich Rechtlichen senken will, darf sich über derlei Synergie-Effekte auch nicht wirklich wundern. So ein Korrespondent hat gar keine Zeit für Recherche und kluges Hinterfragen – aber auch nicht für Korruption.

    Anders ist es nach meiner Erfahrung bisweilen in Regionalmedien. Schon als Jungjournalist versuchte mich ein Makler zu bestechen, Artikel über seine Projekte zu lancieren. Auslandsstipendien für die Kinder (via Mitgliedschaften in „gemeinnützigen“ Vereinen), günstige Reisen, kostenlose Nutzung von Luxusautos, extrem günstige Baukredite, besonders günstige oder unentgeltliche Dienstleistungen und Gefälligkeiten von Unternehmen und Amtsträgern – solche Angebote mit klarer Erwartung publizistischer Gegenleistungen hatte ich im Laufe der Zeit abzuwehren. Mit dieser Abwehr habe ich mir übrigens jeweils keine Freunde gemacht – das ist meine Sache und meine private Erfahrung, aber vielleicht ein Indiz dafür, was leider sonst üblich sein mag. Aus meiner Sicht ist eine ungesunde Verkumpelung eine mögliche Erklärung für die disparate Lage im Lokaljournalismus.

  238. @ 267… Journalistenlehrer…
    Sie stellen hier eine Reihe von Behauptungen auf und mögen uns erzählen, dass alles prima ist bezüglich der Mainstream-Medien. Andererseits charakterisieren Sie überdeutlich die breite Mehrheit der Kritiker als hysterischen Mob, der möglicherweise von den Zeugen Jehowas gesteuert wird.
    Ist eine derartige Annahme nicht irgendwie verschwörungstheoretisch?

    Sie können gerne anonym argumentieren und auf diese Weise Beiträge veröffentlichen. Allerdings sollten Sie sich dann nur auf sachliche Argumentationen beschränken. Sie können dann auch Beispiele nennen, sollten diese jedoch durch links belegen.

    Sie argumentieren aber nicht sachlich sondern treten im Wesentlichen als Zeitzeuge auf. Sie mögen als jemand, der angeblich das „Geschäft“ als Insider sehr gut kennt, die Hand ins Feuer legen für den Mainstream-Journalismus.
    Das funktioniert so nicht. Wenn sie etwas bezeugen mögen, müssen Sie ihre Anonymität aufgeben, weil dann ihre Person und Persönlichkeit, ihre Glaubwürdigkeit im Vordergrund stehen.

    Es gibt auch viele Zeitzeugen für UFO-Sichtungen.
    Die wenigsten dieser UFO-Zeugen haben nachweisbar eine Professur in Physik und einen guten Ruf zu verlieren.

    Allerdings finde ich es richtig und gut, dass Sie so überzeugt für die Mainstream-Medien und jene Verlage argumentieren, welche Sie über viele Jahre alimentiert haben. Immerhin scheint es noch so etwas wie Loyalität und Dankbarkeit bei den Medienmachern zu geben. Zudem schreiben Sie in einer ausgereiften, guten Sprache.

    Es würde mich freuen, wenn Sie sachlich bleiben könnten und uns bitte an Beispielen die ordentliche Arbeit der Medien beispielsweise hinsichtlich der aktuellen Putin-Berichterstattung belegen. Sie werden dann vermutlich selbst feststellen, wie schwierig dieses Unterfangen ist und dann möglicherweise auch ihre Meinung überdenken.

    Interessant ist auf jeden Fall wie sehr Sie selbst nicht bemerken als angeblich altgedienter Medienmacher, dass es maßgebliche Unterschiede gibt zwischen sachgerechter Argumentation und leeren, nicht überprüfbaren Behauptungen anonymer Informanten.

  239. Wieso sollte @Journalistenlehrer das unter seinem richtigen Namen schreiben müssen? Bekäme es dadurch mehr Relevanz? Es ist eine ziemlich klarsichtige Analyse der Lage. Namen sind Schall und Rauch.

    Und Ihr Einwurf, Herr Niggemeier, füttert hier nur die Verschwörungszombies an, die selbst zwar nicht unter Klarnamen schreiben, aber entweder „Angst“ (vor wem auch immer) oder Korruption wittern werden, wenn man ihnen so einen Happen hinwirft.

  240. Wo alle ohne Maske gehen, gehe auch ich ungehemmt ohne. Ansonsten habe ich die Wahl und treffe sie auch. An den Dingen ändert das nichts, wie Ахуенна richtig schreibt.

    @Auceza: Ich habe in der Tat strikt als „Zeitzeuge“ gesprochen und allein aus meiner Sicht. Alles andere wäre anmaßend. Ich wollte auch lediglich meine persönliche Erfahrung teilen und keineswegs Behauptungen aufstellen darüber, wie es immer ist oder gar überall. Aber in dem nicht allzu kleinen Bereich, den ich überblicke, ist es genau wie geschildert – und wie Sie gesehen haben, bin ich keineswegs unkritisch gegenüber der eigenen Branche.

  241. @Journalistenlehrer
    Zitat:“…Wenn also Journalisten verschiedener Medien zu einem Thema ähnliche oder übereinstimmende Meinungen vertreten, dann sind sie offenkundig unabhängig voneinander und meist auch ohne Einflüsterung zu dem Schluss gekommen, dass dies richtig sei.“

    …Wenn also beispielsweise auf Herrn Wulff damals zeitweise täglich gefühlte 5 Schmähartikel pro Leitmedium niedergeprasselt sind und das gleiche Spiel dann mit umgekehrten Vorzeichen in eine flächendeckende Lobhudelei gleichen Ausmaßes auf Herrn Gauck überging, dann war das laut Ihnen also bloss ein rein zufälliges Zusammentreffen von unzähligen, zufällig gleichgesinnten Bobbycar-Empörten und überzeugten Gauck-Fans und ist dies nicht im geringsten als geplante Kampagne zu werten???

    ..Oder der Umstand, dass Herr Sarrazin durch seine mediale Omnipräsenz zu Zeiten, als sein Kopftuchmädchenbuch herauskam, zum Millionär hochgeschrieben wurde, während Bestseller-Autoren wie Herr Broekers innerhalb der Leitmedien nahezu kollektiv ignoriert werden, der soll dann auch nur darin begründet sein, dass zufällig nahezu alle Leitmedienjournalisten geschlossen pesönlich Herrn Sarrazin für sehr erwähnenswert hielten und es jedem Einzelnen aktuell nicht genehm ist, über Herrn Broekers zu schreiben obwohl dieser die extrem hohen Verkaufszahlen aufweist?

    Wenn das alles so subjektiv motiviert sein soll, und Journalisten angeblich ganz frei von der Leber weg und nach eigenem Gusto schreiben, worin besteht denn dann überhaupt noch die Aufgabe der Chefredaktionen?

    Und übrigens, Ihr Bloggastgeber lässt im Gegensatz zu Ihnen sehr wohl die Maske fallen;)

  242. @“Call me names…“: Ich bin nie dazu gedrängt oder dafür bezahlt worden, eine bestimmte Meinung zu vertreten oder eine bestimmte andere Meinung nicht. Nie. Ich habe derlei Druck als Chefredakteur auch nie ausgeübt. Unzureichende Recherche, Gleichgültigkeit in Sachen Gründlichkeit und verbogene Argumente habe ich jedoch nach Möglichkeit unterbunden bzw. korrigiert. Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie das nicht glauben. Es ließe sich auch nicht belegen, weil da eben nichts zu belegen ist. Da war nämlich nie was. Es ist schlicht so.

    Fehler werden gemacht, na klar. Manchmal ähnliche oder sogar dieselben. Oft haben sie gute Gründe, meistens schlechte. Vieles sehen und tun Jurnalisten auch ähnlich oder sogar auf gleiche Weise. In Autowerkstätten werden auch Fehler gemacht. Oft aus guten, meistens aus schlechten Gründen. Vieles wird ähnlich oder auf gleiche Weise erledigt, gelegentlich auch verbockt. Haben sich deshalb die Mechatroniker verschworen?

  243. „Ich bin nie dazu gedrängt oder dafür bezahlt worden, eine bestimmte Meinung zu vertreten oder eine bestimmte andere Meinung nicht. Nie. “

    Mal ganz unanonym: Dito.

    @274:

    „…Wenn also beispielsweise auf Herrn Wulff damals zeitweise täglich gefühlte 5 Schmähartikel pro Leitmedium niedergeprasselt sind und das gleiche Spiel dann mit umgekehrten Vorzeichen in eine flächendeckende Lobhudelei gleichen Ausmaßes auf Herrn Gauck überging, dann war das laut Ihnen also bloss ein rein zufälliges Zusammentreffen von unzähligen, zufällig gleichgesinnten Bobbycar-Empörten und überzeugten Gauck-Fans und ist dies nicht im geringsten als geplante Kampagne zu werten???“

    Wer soll es denn geplant haben? Merkel? Gabriel? Und aus welchem Motiv?

    Giftspritzen wie Ihre Postings gehören zu den Gründen, weshalb es einem als Journalist schwer fallen kann, sich noch offen zu äußern – selbst und sogar wenn man will. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie unangenehm der Tonfall ist, der einem von Teiles den Publikums entgegenschlägt.

    Meine persönliche Erfahrung: ich habe mich z.B. im SPON-Forum gern und unverhüllt der Debatte zu meinen Artikeln gestellt. Ich habe zwei Erfahrungen gemacht:

    1. Wenn ich Fehler zugebe, interessierts keinen. Spätestens drei Postings später kommt irgendwer und wirft dasselbe nochmal vor.
    2. Wenn ich mit Quellen darlege, das vermeintliche Fehler keine Fehler sind, interessiert es keinen – spätestens drei Postings später kommt irgendwer und wirft mir dasselbe nochmal vor. (Manchmal ist dann auch Ruhe im Karton – Fehler zuzugeben, können diese Leser sehr gut fordern, aber selten praktizieren.)

    Daraus habe ich gelernt: es gibt eine Klientel von Netznutzern, die einfach nur WOLLEN, dass der Journalist sich irrt, um jeden Preis. Und diese Nutzer vergiften die Debatte und sorgen dafür, dass sie sich im Kreis dreht, wenn man auf ihr absurdes Spiel eingeht.

    Es scheinen auch jene Leute zu sein, die sehr viel Zeit und sehr viel Energie haben.

    Und ich hoffe dennoch, dass die Mehrzahl der Leser nicht so ist.

  244. @Auceza, #270

    Andererseits charakterisieren Sie überdeutlich die breite Mehrheit der Kritiker als hysterischen Mob, der möglicherweise von den Zeugen Jehowas gesteuert wird.
    Ist eine derartige Annahme nicht irgendwie verschwörungstheoretisch?

    Allerdings finde ich es richtig und gut, dass Sie so überzeugt für die Mainstream-Medien und jene Verlage argumentieren, welche Sie über viele Jahre alimentiert haben. Immerhin scheint es noch so etwas wie Loyalität und Dankbarkeit bei den Medienmachern zu geben.

    Und zwischen solchen Sätzen und UFO-Zeugen-Vergleichen fordern Sie „Journalistenlehrer“ auf, sachlich zu bleiben? Im Ernst?

    @Journalistenlehrer, #267
    Leider funktioniert das Beispiel AfD auch öfters mal in die andere Richtung. Da hat man dann eher den Eindruck, die Medien nutzen das Vehikel der Hysterisierung und Unsachlichkeit, um durch Diskreditierung von politischen Akteuren an Zustimmung bei ihrer Klientel zu gewinnen.

    @Call me names, call me names!, #274
    “Journalistenlehrer“ kritisiert doch durchaus „die Gleichgültigkeit und die Dumpfheit, mit der [die Journalisten] aus anderen Medien Themen und Informationen übernehmen, ohne deren Relevanz und Richtigkeit zu prüfen“ und deren „Schlamperei in Handwerk und Formulierung“.
    In dieser Hinsicht sind sie eben nicht „frei“ und unabhängig voneinander.
    Auch Ihre Beispiele sind ziemlich unpassend gewählt.
    Der ganze Rummel um Wulff war in seiner Summe unverhältnismäßig, aber von täglich fünf „Schmähartikeln“ pro Leitmedium konnte keine Rede sein, Ihr „Gefühl“ diesbezüglich in allen Ehren. Nach meinem Eindruck haben nur einzelne Medien immer weitere Details ausgegraben, der herrschende Tenor in den Medien insgesamt war eher, dass Wulff „unglücklich“ agiert habe, unzureichend aufgeklärt habe und durch sein Verhalten in Vergangenheit und Gegenwart insgesamt als Person und als Präsident angeschlagen sei.
    Und Sie glauben wirklich, man habe in den Medien in irgendeiner Form vereinbart, Sarrazin „zum Millionär hochzuschreiben“? Wozu? Und warum dadurch, dass man ihm ganz überwiegend Populismus, Demagogie und Rassismus, bestenfalls aber Provokantentum bescheinigt? Das wäre aber sehr subtile Reklame.

    Ich glaube, es ist völlig unnötig, dass sich die Redaktionen dieses Landes über solche Themen wie Wulff oder Sarrazin „abstimmen“. Diese Themen waren für sich genommen schon interessant und verkaufsfördernd genug, um einfach auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Sie kommen auf und entwickeln eine Eigendynamik, deren Mechanismen was „Journalistenlehrer“ m. E. zutreffend beschreibt und kritisiert.

  245. Was wohl auch dazu gehört, dass Leser den Eindruck bekommen haben alle Journalisten hätten sich „zusammengerottet“ ist der Aufbau unserer moderne Medienlandschaft.
    Vermutlich spielt der „freie Handel“ von geldwerten Informationen eine größere Rolle.

    Denn wir haben ja, nicht nur in Deutschland, bekanntermaßen seit vielen Jahren so eine Art „Nachrichtengroßhändler“. Von dort werden beinahe alle Nachrichten bewertet, bearbeitet und verteilt. Ein Laie könnte dieses Unternehmen auch als eine Art, „aus wirtschaftlichen Gründen zusammengefasste Informationsgleichstellungsstelle für Nachrichtenweiterverbreiter“ bezeichnen. Die Rede ist von der „Deutschen Presse-Agentur GmbH“ (dpa). Die knapp 190 Gründer bzw. Gesellschafter der dpa sind ausschließlich Medienunternehmen wie Verlage und Rundfunkanstalten. Damit sind, was einem irgendwie aussergewöhnlich vorkommt, die Gesellschafter und Kunden der Agentur deckungsgleich.

    „[…] praktisch alle deutschen Rundfunkanstalten und Tageszeitungen mit Vollredaktion [sind] angeschlossen, die dadurch auch ohne eigenes Korrespondentennetz umfassend über die Geschehnisse in aller Welt berichten können.“ (Wiki)

    Die „Deutsche Presse-Agentur GmbH“ (dpa) ist die unbestrittene Marktführerin, die so genannte Primäragentur. Was sie verbreitet, wird schnell zum „Lauffeuer“, welches dann schwerlich wieder zu löschen ist.
    Das gilt sowohl für Inlands- als auch für Auslandsmeldungen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen werden bei der „dpa“, die meist aus den gleichen Quellen stammenden Auslandsinformationen, nochmals gebündelt und zusammengefasst, um dann von beinahe allen Medien ungeprüft weiterverbreitet zu werden. Hinzu kommt, dass bis zu zwei Drittel aller Journalisten (lt.Wiki) für ihre Arbeit, bzw. zum Abschreiben, die folgenden „Leitmedien“ benutzen:

    1.Der Spiegel
    2.Süddeutsche Zeitung
    3.Frankfurter Allgemeine Zeitung
    4.Die Zeit
    5.Neue Zürcher Zeitung

    Deren Meldungen dann übrigens oftmals von der „dpa“ überarbeitet und wiederum in den Nachrichtenkreislauf eingespeist werden. Das Ganze funktioniert dann in etwa, wie ein Perpetuum mobile.

    Die naheliegende Überlegung, dass wir es bei sich wiederholenden, gleichen Darstellungen mit einer Art „Konformitätsverhalten“ zu tun haben, dürfte wohl nicht die entgültige Erklärung für so viele sehr ähnlich klingende aktuelle Meldungen sein.

  246. @ Stefan Pannor
    „Wer soll es denn geplant haben? Merkel? Gabriel? Und aus welchem Motiv?“

    Vielleicht sehr viel näher liegend die entsprechenden Chefredaktionen?!?
    …Oder sitzen die einfach nur so auf ihren Chefsesseln und sagen in ihren Konferenzen?
    „Och Leute, schreibt doch einfach wonach Euch gerade so ist“ und dann flattern auf ihre Schreitische rein zufällig und auf geheimnisvolle Weise fünf vernichtende Wulff-Artikel täglich, die sie dann unbesehen veröffentlichen?
    Mal Hand auf´s Herz, Sie wollen doch wohl nicht bestreiten, dass Wulff ohne die vernichtende Anti-Presse, die auf völligen Lapalien gründete, nicht hunderprozentig noch in seinem Amt wäre, oder?

    Menschen, die nicht die eigene, Meinung vertreten, mit Kampfbegriffen wie „Euro-Gegner“, „Putin-Versteher“, „Verschwörungstheoretiker“ und meinetwegen jetzt auch „Giftspritze“ zu versuchen zu diskreditieren, ist zwar immer verbreiteter, ist trotzdem aber weder neu, noch originell… Ja ich gehe sogar soweit, dass ich diese Art zu debattieren als äußerst gehaltlos und ermüdent werte.
    (..Und weil ich vorher wusste, dass ich besonders bei diesem Blogthema auf die typischen vom Thema ablenkenden „Schmäh-Stempel-Aufdrücker“-Frakion treffen werde, habe ich mir dazu passend ja auch schonmal vorsorglich den entsprechenden Nickname gegeben:))

    @Pepito
    „Und Sie glauben wirklich, man habe in den Medien in irgendeiner Form vereinbart, Sarrazin „zum Millionär hochzuschreiben“? Wozu? Und warum dadurch, dass man ihm ganz überwiegend Populismus, Demagogie und Rassismus, bestenfalls aber Provokantentum bescheinigt? Das wäre aber sehr subtile Reklame.“

    Ich bin überzeugt, Sarrazin hätte es nie auch nur ansatzweise zu den atemberaubenen Buchverkaufszahlen gebracht, wenn er nicht angefangen mit der Bild wochenlang in allen Leitmedien und Talkshows vertreten gewesen wäre!
    Wenn die Erklärung hierfür gewesen wäre, man wolle auch „kontroverse“ Meinungen die auf öffentliches Intersse stoßen nicht untergehen lassen, dann hätte es nicht passieren dürfen, dass Broeckers Buch, welches wochenlang bei Amazon die deutsche Amazon Sachbuch-Bestsellerliste anführte, unisono totgeschwiegen wurde.

  247. „Vielleicht sehr viel näher liegend die entsprechenden Chefredaktionen?!?“

    Unisono? Also in einer Art abgesprochenen Chefredakteurskonferenz? Denn das setzt ihre These von der gesteuerten („geplanten“) Einmündigkeit der Medien ja voraus.

    Und das möchten Sie glauben?

  248. „Ich bin überzeugt, Sarrazin hätte es nie auch nur ansatzweise zu den atemberaubenen Buchverkaufszahlen gebracht, wenn er nicht angefangen mit der Bild wochenlang in allen Leitmedien und Talkshows vertreten gewesen wäre!
    Wenn die Erklärung hierfür gewesen wäre, man wolle auch „kontroverse“ Meinungen die auf öffentliches Intersse stoßen nicht untergehen lassen, dann hätte es nicht passieren dürfen, dass Broeckers Buch, welches wochenlang bei Amazon die deutsche Amazon Sachbuch-Bestsellerliste anführte, unisono totgeschwiegen wurde.“

    …Man kann sich sogar ausmalen, dass wenn Brockers Buch OHNE in den Leitmedien vorzukommen die Buchcharts anführt, das öffentliche Interesse an seinem Buch doch eigentlich um ein Vielfaches höher sein müsste, als das an Sarrazin, dem man zeitweise medial kaum noch entkommen konnte!
    Wieso ignoriert man ihn also geschlossen?

  249. @ Stefan Pannor
    „Vielleicht sehr viel näher liegend die entsprechenden Chefredaktionen?!?“
    Unisono? Also in einer Art abgesprochenen Chefredakteurskonferenz? Denn das setzt ihre These von der gesteuerten („geplanten“) Einmündigkeit der Medien ja voraus.
    Und das möchten Sie glauben?
    Sagen wir so – ich bin da kein Insider, kann bei dem vernichtenden Kampagnen-Charakter im Falle Wulff aber nicht auf das zufällig wochenlange, kreuzfeuerartige Zusammentreffen von individuellen, journalisitischen Einzelmeinungen glauben:)

  250. Natürlich: der Glauben.

    Damit sind wir beim Kern: der unbedingte Glauben an die Verschwörung, an geheime Absprachen, verschworene Gemeinschaften von Chefredakteuren in dunklen Hinterzimmern…

    Kein komplexes Zusammenspiel von Politik, leitmedien und, naja, Mitläufermedien, sondern ein schön klares Spiel von Gut und Böse.

    Wie in jeder Religion sind auch hier Argumente verschwendet.

  251. Natürlich: der Glauben.

    Damit sind wir beim Kern: der unbedingte Glauben an die Verschwörung, an geheime Absprachen, verschworene Gemeinschaften von Chefredakteuren in dunklen Hinterzimmern…

    Kein komplexes Zusammenspiel von Politik, leitmedien und, naja, Mitläufermedien, sondern ein schön klares Spiel von Gut und Böse.

    Wie in jeder Religion sind auch hier Argumente verschwendet.

    Was verlangen Sie von Menschen, die nicht in den entsprechenden Konferenzen gesessen haben – das sie w i s s e n??? Wir Leser können doch nur mutmaßen und ein flächendeckendes Wulffbashing auch als solches wahrnehmen! Die Intensität, mit der auf Wulff eingedroschen wurde, wollen Sie doch wohl nicht wirklich leugnen, oder? Halten Sie das ernsthaft für ein „zufälliges Zusammentreffen von zufällig gleichgesinnten Journalisten die damals alle zufällig gleichzeitig gerade in Kreuzfeuerstimmung waren???

  252. Ich übernehme mal zusätzlich eine Überlegungung von Thomas (http://bit.ly/1pILzAF):
    „Ich denke schon, daß oberhalb einer gewissen, den Sphären der Rationalisierung entrückten Einkommensklasse klar eine propagandistische Linie verfolgt wird. Das nennen sie dann aber nicht „Propaganda“, sondern „Verteidigung der Werte“ (Und das glauben sie vielleicht z.T. selbst. Für einen Menschen ist die Summe aus Verstand, Einkommen und Eitelkeit eine Konstante). Aber ich kann mir nur schwer vorstellen, daß diese Linie so einfach per Dienstanweisung nach unten durchgedrückt werden kann…“

  253. „Was verlangen Sie von Menschen, die nicht in den entsprechenden Konferenzen gesessen haben — das sie w i s s e n??? “

    Nein. Ich erwarte nur einen Mangel an Bösartigkeit und Unterstellung.

    „Wir Leser können doch nur mutmaßen und ein flächendeckendes Wulffbashing auch als solches wahrnehmen!“

    Das stimmt. Was Sie nicht wissen, können Sie nicht wissen. Aber wie können Sie von einer Wahrheit überzeugt sein, von der Sie zugeben, eigentlich keine Ahnung zu haben?

    Es ist Religion. Und zwar keine meist liebe, wie das Christentum oder der Buddhismus. Sondern eher so eine vom Kaliber des Totenkults der Göttin Kali.

  254. „Was verlangen Sie von Menschen, die nicht in den entsprechenden Konferenzen gesessen haben — das sie w i s s e n??? “
    Nein. Ich erwarte nur einen Mangel an Bösartigkeit und Unterstellung.“

    Ich denke die Bösartigkeit und Unterstellungen auf journalistischer Seite, die Sie hier gerne als so harmlos darstellen wollen, haben doch zuallererst Herrn Wulff den Job (und nicht nur den) gekostet!

    „Das stimmt. Was Sie nicht wissen, können Sie nicht wissen. Aber wie können Sie von einer Wahrheit überzeugt sein, von der Sie zugeben, eigentlich keine Ahnung zu haben?“

    Was ich wahrnehmen konnte war, dass Herr Wulff kampagnenartig niedergeschrieben wurde, und dass die Übereinstimmung sovieler Journalisten bei diesem Thema sich zufällig ergeben haben soll, daran kann ich sowenig glauben wie dass zwanzig Journalisten zufällig die gleichen Lottozahlen tippen könnten!
    (Hierauf können sie dann gerne wieder Ihr ganzes Arsenal an Schmähstempeln zum Besten geben und mich nach ihrem neuestem Erguss der „Göttin Kali“ meinetwegen auch gerne als „Ekke Nekkepenn“, oder wer Ihnen sonst noch so einfällt bezeichnen, tun Sie sich keinen Zwang an, vielleicht wird es Ihnen das Niveau ja selbst irgendwann mal langweilig:))

  255. (Hierauf können sie dann gerne wieder Ihr ganzes Arsenal an Schmähstempeln zum Besten geben und mich nach ihrem neuestem Erguss der „Göttin Kali“ meinetwegen auch gerne als „Ekke Nekkepenn“, oder wer Ihnen sonst noch so einfällt bezeichnen, tun Sie sich keinen Zwang an […]

    Passive aggressive much?

    Wenn Ihnen vorgeführt wird, wie sich Ihr Argumentationsversuch im luftleeren Raum in den Schwanz beißt, ziehen Sie sich in die Schmollecke zurück, statt vielleicht Ihren bisherigen Standpunkt zu überdenken?

  256. @meykosoft, 286. Klar, alle Journalisten sind so ab einer bestimmten Einkommensklasse.

    Klingt für mich mehr nach einer vorurteilsträchtigen Neiddebatte als nach Kritik an tatsächlichen Verhältnissen.

    @“Call me names…“: Die einfache Lösung ist immer die wahrscheinliche (Sherlock Holmes). Auch im Fall Wulff – da trafen meiner Meinung nach ein recht gut begründbarer Verdacht, absurd dämliches Kommunikationsverhalten des Staatsoberhaupts, eine durchgeknallte Staatsanwaltschaft und eine hechelnde, um die beste Jagdposition kämpfende Journalistenmeute aufeinander.

    Von Absprache kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Hätten die Journalisten sich besonnen, ihre jeweils fragmentarischen Rechercheergebnisse aneinandergelegt und die Berichterstattung abgesprochen, wäre der ganze Unsinn nicht passiert. Während es geschah, glaubte sich jeder einzelne der Akteure jedoch leider im Recht. Auch ein großer Teil des Publikums verfolgte die Sache mit Jagdeifer. Ich hätte es seinerzeit auch nicht besser oder anders gemacht, wäre ich als Journalist beteiligt gewesen. Nachher den Besserwisser zu geben, ist wohlfeil.

    Die Verschwörungstheorie als Erklärung für alles, was irgendwie daneben geht und/oder rein zufällig Ihrer persönlichen Meinung nicht entspricht – ach wissen Sie, neee… Die Vorstellung, sich zu jedem Thema erst einmal mit zahlreichen Mitverschwörern abstimmen zu müssen, bevor man weiß, was man meinen darf, ist für mich ebenso erheiternd wie auch ermüdend. Und welches Ziel hätte die Verschwörung? Cui bono?

  257. @ Ахуенна
    „Passive aggressive much?

    Wenn Ihnen vorgeführt wird, wie sich Ihr Argumentationsversuch im luftleeren Raum in den Schwanz beißt, ziehen Sie sich in die Schmollecke zurück, statt vielleicht Ihren bisherigen Standpunkt zu überdenken?“

    Sie können beruhigt sein, ich schmolle nicht im geringsten, denn da diese Beschimpfungs- und Stempel-Aufdrück-Strategie inzwischen soo einen Bart hat, und nur als allzu durchsichtiges Ablenkungsmanöver gewertet werden kann, prallt sie in bester merkelschen Teflon-Manier glücklicher Weise komplett von mir ab;)

    …Aber dass sich „mein Argumentationsversuch im luftleeren Raum in den Schwanz beissen soll“, vermag ich nicht richtig nachzuvollziehen… Können S i e mir vielleicht erklären wie man, wenn wie sich im Falle Wulff wochenlang unzählige Artikel komplett auf einer vernichtenden Linie dergestallt verdichteten konnten, dass man eigentlich nicht umhin konnte, dieses Phänomen als Kampagne zu betrachten, da noch von „Zufall“ sprechen kann?
    …Schliessen sich „Kampagne“ und „Zufall“ nicht geradezu gegenseitig aus?

  258. „Und welches Ziel hätte die Verschwörung? Cui bono?“

    …Den Leitmedien-Journalistenliebling und seit heute laut SPON „Weltmeister-Präsident“ endlich ins Amt zu schreiben?

  259. @ „Call me names…“: Sinn der Verschwörung sei, meinen Sie, „Den Leitmedien-Journalistenliebling und seit heute laut SPON „Weltmeister-Präsident“ endlich ins Amt zu schreiben“.

    Und was habe nun wiederum ich als Leitmedienmensch davon? Wulff war doch viel leserträchtiger. Mein Gott, was sind die Leute narrisch geworden, als er Deutschland den Islam zuordnete! Kein Vergleich mit Gauck. Die paar Ossis, die der schockiert, machen ein Medium nicht fett, als Leser nicht und auch als Aufgeregte im Internet nicht.

    Also: Was haben die Medien davon? Machen sie das nur, weil sie es können?

  260. @Journalistenlehrer
    Und was habe nun wiederum ich als Leitmedienmensch davon? Wulff war doch viel leserträchtiger. Mein Gott, was sind die Leute narrisch geworden, als er Deutschland den Islam zuordnete! Kein Vergleich mit Gauck.
    …Vielleicht mochten die ja Leser Wulffs Islam-Zuordnung aber die Leitmedienmenschen, bzw. deren Eigner oder Werbekunden nicht..?;)
    …Obwohl ich leider gar nicht das Gefühl habe, dass „die Leser“ unbedingt durch die Bank weg islam-freundlich wärden. Die vielen Islam-Hasser Beträge, die für meinen Eindruck in den Foren unserer Leitmedien ungefiltert veröffentlicht werden spechen da leider eine erschreckend andere Sprache!

  261. @CallMeNames: Ja, das Menschenhirn ist gemacht, Muster zu erkennen, selbst wenn keinen da sind: dann willkürliche. Aber der aufgeklärte Mensch kennt dieses Problem und lacht darüber, wenn er sich die lustigsten Verschwörungstheorien ausdenkt.

  262. Verschwörungstheorien können keine guten Anhaltspunkte dafür liefern, was gegenwärtig nicht richtig läuft. Bei diesen theoretischen Erklärungsversuchen wird zuviel spekuliert und aufgebauscht.

    Die Mainstream-Medien wirken mit ihrer Berichterstattung auf viele Menschen nicht mehr befriedigend. Die Leute bezweifeln immer mehr die Meldungen sowie die Art und Weise der medialen Konstruktion von Wirklichkeit.

    Zum einen hatten Menschen schon immer ihre eigene Meinung. Jedoch konnten sich die Leute früher nicht so sehr zu Wort melden wie heute. Die Mainstream-Medien verkraften das öffentliche Echo regelmäßig nicht besonders gut und reagieren nicht selten mit Zensur sowie sturer Reaktanz.
    Zum anderen kommt die Kritik am sogenannten „Qualitätsjournalismus“ nicht von ungefähr. Schlampige Arbeit sowohl bei der Recherche als auch bei der Argumentation wurden vielfach nachgewiesen. Ebenso wirkt die gelegentlich anzutreffende inhaltliche Orchestrierung der Berichterstattung nicht gerade vertrauenserweckend, wenn Meinungsvielfalt als wünschenswert angesehen wird.

    Die dramatischen Entwicklungen in der Medienbranche sind keine Einzelphänomene. In vielen kulturellen Bereichen können wir ebenfalls gewaltige Spannungen entdecken. Beispielsweise ist auf gesellschaftlicher Ebene die zunehmende Spaltung in Arm und Superreich festzustellen, die Mittelschicht schrumpft. Auf wissenschaftlicher Ebene ist in vielen Gebieten gegenwärtig eine Zunahme der Dogmatik spürbar.

    Unsere Kultur ist in die Tage gekommen, weist hier und dort Alterungs- sowie Ermüdungserscheinungen auf. Im Internet werden die bestehenden Defizite deutlich aufgezeigt.
    Zudem verlangen die neuen Medien andere Formen der Kommunikation und damit verbunden auch neue Machtstrukturen. Dies ist natürlich dem Establishment suspekt.
    Was geschah denn seinerzeit bei der Einführung des Buchdrucks?

  263. Sehr geehrter Herr Niggemeier,

    Sie schreiben, Ulfkotte sei in vielerlei Hinsicht irre und sein Buch enthielte u.a. absurde Übertreibungen und Verdrehungen.
    Ob er irre ist kann ich nicht beurteilen, ich kenne ihn nicht persönlich. Aber ich habe das besagte Buch gelesen und kann keinen Unterschied zwischen Tatsachen, Verdrehungen und Übertreibungen feststellen.
    Alles was er schreibt belegt er auch. Zumindest sind stets entsprechende Fußnoten angefügt, welche ich nur zu einem kleinen Teil überprüft habe, die dann aber immer passten.
    Wäre schön, wenn Sie nicht nur behaupten würden, K. sein ein irrer Übertreiber, sondern ihn anhand von Textstellen/Beispielen aus seinem Buch auch widerlegen könnten.
    Ansonsten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Zunft der Journalisten allgemein, K. einfach nur nicht leiden kann und Kritik an ihm sich nur in Form von Behauptungen und Diffamierungen fest macht. Reihen Sie sich dort bitte nicht ein.

  264. @Ахуенна
    „Ja, das Menschenhirn ist gemacht, Muster zu erkennen, selbst wenn keinen da sind: dann willkürliche. Aber der aufgeklärte Mensch kennt dieses Problem und lacht darüber, wenn er sich die lustigsten Verschwörungstheorien ausdenkt.“

    Wie wär´s mal mit ner anderen Platte?
    Ich befürchte, Ihre schlechte Absichten nihilierende „Verschwörungstheorie“-Leier macht die Welt leider auch nicht besser und schränkt Ihren Horizont nur unnötig ein. Hören Sie den Leuten doch einfach mal zu ohne diesen hilflosen Versuch Schmäh-Stempel aufzudrücken!

    …Ist doch nicht schlimm, dass Menschen ihre Interessen vertreten… Sie sollten es nur am besten nicht übertreiben und in wessem Interesse Wulff so mobbing-artig medial in die Zange genommen wurde kann ich natürlich auch nicht sagen, aber das sich in absolut unverhältnissmäßiger Härte geschlossen auf ihn eingeschossen wurde, das können doch selbst Sie nicht leugnen, oder?

  265. @Stefan: Das hat der Niggemeier längst bei den Krautreportern getan. Google dich dahin durch.

    @Auceza:

    „Die Mainstream-Medien wirken mit ihrer Berichterstattung auf viele Menschen nicht mehr befriedigend. Die Leute bezweifeln immer mehr die Meldungen sowie die Art und Weise der medialen Konstruktion von Wirklichkeit.“

    Das ist in der Tat ein essentielles Problem. Denn: Realität ist nicht verhandelbar. Mir kommt es inzwischen immer mehr vor, als würde ein Teil des Publikums einfach mit der Realität nicht klarkommen und hätte darum gern eine andere erzählt. Denn – um den Kreis zu diesem Blogeintrag zu schliessen – vieles wissen wir einfach nicht.

    Da wird dann immer von Aufklärungsarbeit sogenannter alternativer Medien geredet. Deren Arbeit besteht in der Regel darin, öffentlich-rechtliche und sogenannte Mainstreammedien durchzuforsten und deren Beiträge auf echte und vermeintliche Plausibilitätslücken zu prüfen. Und diese dann manchmal mit mehr oder weniger verifizierten Quellen aus dem Internet zu vergleichen.

    Gelegentlich haben die dann Recht. Blindes Huhn und so.

    Was nicht stattfindet, schon gar nicht auf jenen in meinen Augen klar verschwörungstheoretischen Seiten wie der Propagandaschau, ist Zweifel an sich selbst. Und auch deren Publikum scheint oft einen verblüffenden Mangel an Zweifel aufzuweisen.

    Diese Medien haben niemanden vor Ort, sie sind Nachgänger der Medien, die Journalismus betreiben, die mit Indizien, ungeprüften Quellen und Spekulationen arbeiten. Und denen soll man wirklich mehr trauen als denen, die Leute vor Ort haben?

    Auch hier wieder: nein. Hier geht es darum, dass ein Teil des Publikums ihnen mehr trauen WILL.

    Es wünscht sich eine andere Realität oder wenigstens eine Beschreibung einer anderen Realität. Das führt den publikumsorientierten Journalismus zu einem Problem. Denn ja, ich schreibe für mein Publikum. Aber ich schreibe auch über die Realität. Wenn sich zwischen beidem eine Diskrepanz auftut, habe ich moralisch die Pflicht, mein Publikum zu verlieren – und wirtschaftlich das Problem, es nicht verlieren zu dürfen.

    Ihre Äußerung trifft also einen sehr problematischen Kern der Debatte. Ein Teil des Publikums möchte andere Geschichten hören, und beschwert sich, wenn es die nicht kriegt. Manchmal kommt es mir vor, als würde dieser Teil des Publikums Nachrichten für nichts anderes halten als eine Serie, wo man nach Belieben den Plot ändern kann.

    Es täte dem Publikum sehr gut, mehr zu zweifeln – auch an jenen angeblich alternativen Medien, die ihnen so angenehm scheinbare dissidente Nachrichten und Kommentare liefern, die letztlich nur ein Weltbild bestätigen.

    Natürlich sollte am Rande erwähnt werden, dass viele jener sogenannten alternativen Medien ebenfalls wirtschaftlich arbeiten und sich nicht leisten können, ihr Publikum zu verschrecken.

  266. „Ich befürchte, Ihre schlechte Absichten nihilierende „Verschwörungstheorie“-Leier macht die Welt leider auch nicht besser und schränkt Ihren Horizont nur unnötig ein. Hören Sie den Leuten doch einfach mal zu ohne diesen hilflosen Versuch Schmäh-Stempel aufzudrücken! “

    Wenn Sie die Theorie einer Verschwörung gegen Wulff (zugunsten Gaucks) äußern, dann sind Sie…?

  267. @ 298… Wulffen und so…
    Der Fall Wulff war extrem. Ich fürchte, er musste als Prügelknabe herhalten für schlechte Merkel-Politik.

    Die Medien sind bemerkenswert unkritisch, was Merkels Fehlleistungen anbelangt. Es gibt da die schöne „Verschwörungstheorie“, dass Friede Springer und Liz Mohn Bundeskanzlerin Merkel stützen und ein wenig die Kritik bezüglich der Bundesregierung „dämpfen“.
    Möglicherweise hat sich dadurch viel Wut aufgestaut, welche sich dann bei Wulff massiv entlud. Zudem führt die gesellschaftliche Spaltung in Arm und Reich zunehmend zu Misstrauen gegenüber der Elite. Auch das könnte ein Motor der Empörung gewesen sein.

    Das alles ist recht spekulativ und kaum belegbar. Hin und wieder soll es Hinweise darauf gegeben haben, dass Frau Springer und Frau Mohn ihre Sympathie für Bundeskanzlerin Merkel bekundeten.

    Nachträglich haben manche Journalisten das geschürte „Überkochen der Emotionen“ im Fall Wulff bedauert. Wegen der Erfahrungen mit Wulff und Köhler ist nun der Mainstream-Journalismus vorsichtiger mit dem Bundespräsidenten Gauck.
    Ulkiger Weise scheint Gauck jedoch nun der schlechteste dieser 3 Kandidaten zu sein.
    https://www.youtube.com/watch?v=ZLBfKhvq-Ng

  268. @ Stefan Pannor
    „Wenn Sie die Theorie einer Verschwörung gegen Wulff (zugunsten Gaucks) äußern, dann sind Sie…?“

    …Dann bin ich ein Leserin, die dein Eindruck hat, dass sich zunächst nahezu geschlossen auf Wulff eingeschossen wurde und das daraufhin Gauck nahezu geschlossen hochgejubelt wurde (und mit dem heutigen „Weltmeisterpräsident“ weiterhin hochgejubelt wird…) – So what?

    Ich hatte auch schonmal den Eindruck, dass ein Kollege gemobbt wird….

    Dann wäre ich zusammengenommen laut Ihnen also eine Verschwörungstheoretikerin, eine Hochjubeltheoretikerin und eine Mobbintheoretikerein… Und wenn ich jetzt sagen würde, „Ich vermute, dass es morgen kalt werden wird, bin ich dann eine „Kaltwettertheoretikerin“?

    Hilft Ihnen das irgendwie weiter, wenn Sie versuchen mich einzukategorisieren und völlig verfehlt auf eine generelle Haltung festzulegen?

  269. @Auceza
    „Die Medien sind bemerkenswert unkritisch, was Merkels Fehlleistungen anbelangt. Es gibt da die schöne „Verschwörungstheorie“, dass Friede Springer und Liz Mohn Bundeskanzlerin Merkel stützen und ein wenig die Kritik bezüglich der Bundesregierung „dämpfen“.“

    Ja, es ist erstaunlich, wie wenig kritische Berichte es zu unserer Kanzlerin gibt. Vom letzten Bundestagswahlkampf sind mir nur die lautstarke „Pädophilie-Debatte“ über einen Sachverhalt von vor 30 Jahren im Gedächtnis geblieben, die schlußendlich den Grünen das Genick bebrochen hat (Ein Spukgespenst übrigens, welches nach der Wahl schlagartig für nicht nicht mehr vernehmbar war) und Steinbrücks unseligen Bankenvorträge… Das Beispielsweise Merkels Rolle im Asse-Skandal, der ja auch nicht gerade unwesentlich für dieses Land ist, irgendeine Art von Erwähnung gefunden hat, will mir beim besten Willen nicht mehr einfallen… Ich hab immer nur noch diese sinngemäßen „Phänomen Merkel – Warum wir sie wieder und wieder wählen werden auch wenn sie sich noch so bedeckt hält und ihre politische Richtugen wie ein Fähnchen im Wind zu ändern vermag“ Romantisierungen parat…

  270. Sie vertreten Verschwörungstheorien („Die Medien haben sich abgesprochen, Wulff zu stürzen“), wollen aber nicht Verschwörungstheoretiker(in) genannt werden. Hmm…

  271. @Stefan Pannor
    Sie vertreten Verschwörungstheorien („Die Medien haben sich abgesprochen, Wulff zu stürzen“), wollen aber nicht Verschwörungstheoretiker(in) genannt werden. Hmm…

    Ist das so ne Art Fixe Idee bei Ihnen, dieses Verschwörungstheoretiker Mantra, oder können Sie auch Inhalt?

  272. Stefan Pannor:
    „Realität ist nicht verhandelbar“ – Das ist auch nicht das Problem. Das Problem sind konstruierte, vorgetäuschte Realitäten, die real nicht existieren. Beispiel Syrienberichterstattung: „Regime Assad tötet sein eigenes Volk“, Chemiewaffenvorwurf, die Lüge von den „moderaten“ Islamisten. Andere Realitäten werden gar nicht/ kaum berichtet: Situationen in Jemen, in Libyen. Jahrelang wurde die Türkei als Opfer eines Bürgerkrieges in Syrien dargestellt, obwohl sie klar Täter ist. Ich habe mal der Einfachheit halber außenpolitische Themen gewählt statt GdL, Wulff, Sarrazin und viele andere.
    Selbstverständlich wird Realität immer konstruiert und Vereinfachungen sind notwendig. Lügen aber nicht. Was ich vermisse, ist Pluralität in der Berichterstattung. Diese ist nahezu immer (in den „Mainstreammedien“) einseitig. An der Realität liegt es nicht. Die ist, wie immer, komplex und vorhanden.

  273. Eine einseitige, tendenziöse Berichterstattung heißt noch lange nicht, daß Putin nicht doch ein machtbesessener, kriegslüstener Diktator ist. Andererseits: Daß Putin deshalb vielleicht tatsächlich gestoppt werden muß, macht den „Stoppt Putin jetzt“-Spiegel-Titel auch nicht weniger einseitig und tendenziös.
    Anders ausgedrückt: Man kann sowohl Putin als auch die westlichen Medien kritisieren.

  274. @299 …Stefan Pannor…
    „Manchmal kommt es mir vor, als würde dieser Teil des Publikums Nachrichten für nichts anderes halten als eine Serie, wo man nach Belieben den Plot ändern kann.“
    Manche Leute haben von Politik und Medien gelernt, dass tatsächlich gelegentlich die Berichterstattung wie eine „Soap“ inszeniert wird. Es wurde bereits dreist – mit harten Fakten und Beweisen, keinen Behauptungen – gelogen, um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu rechtfertigen. Deshalb sind die Menschen zurecht skeptisch geworden.
    https://www.youtube.com/watch?v=gnYGxGcdifA

  275. „Gelegentlich“. Das ist wohl das Zauberwort.

    Die fehlende Differenzierung zwischen „kommt vor“ und „ist immer so“.

    Und ebenso wird dann berechtige Skepsis mit Generalverdacht verwechselt.

  276. Dieser Generalverdacht gegenüber den etablierten Medien besteht nicht nur bei den großen Themen. Überhaupt nimmt die Skepsis, auch und vor allem auf lokaler Ebene, gegenüber den alteingesessenen Verlagshäusern zu. Was diese Entwicklung beschleunigt? Etwa solche Sachen, wie sie im Kreis Mettmann passiert sind. Dort wurde eine Zeitungsredaktion kurzerhand geschlossen. Arbeitslose Redakteure veröffentlichen die Lokalnachrichten seit Sonntag auf einem Onlineportel. Auch neu: auchsschließlich gegen Bezahlung. Ich habe meine Gedanken zum entfunktionalisierten Journalisten auf meinen Blog arminschulz.com unter der Überschrift „Der Journalist – geachtet, verachtet, geächtet?“ niedergeschrieben. Falls jemand Lust hat….

  277. Stefan Pannor, #308:
    Ehrlich? Das ist Ihre Reaktion auf ein komplettes Gedankengebäude? Dass in mehreren Jahren auf einem Schauplatz auch mal leise Zweifel („differenziert“) am Bündnispartner vorkommen? Während sonst unisono die Türkei das Opfer ist, von Flüchtlingswellen, Übergriffen etc. pp.? Während eigentlich der Generalstab der FSA in der Türkei sitzt, die Angriffe von dort starten, unterstützt werden, Bewaffnung, Ausrüstung, medizinische Versorgung, alles aus der Türkei Richtung Nordsyrien läuft? Das nennen Sie als Gegenargument? Von den vielen anderen Argumenten ganz zu schweigen. Episodische Beweisführung ohne jegliche Beweiskraft. Irreführung der Kommentarleser. Beweis dafür, wie gelogen wird. Nicht ob, sondern wie.

  278. @ 311 … Stefan Pannor…
    Solche Fälle wie der Irakkrieg haben das Vertrauen in die Medien massiv erschüttert. Es gab zahlreiche derartiger Ereignisse bis hin zu „Stoppt Putin jetzt!“, einer argumentativ verdrehten, sachlich widersinnigen Kriegshetze, bis hin zur spektakulären Invasion russischer Truppen in der Ukraine…
    http://www.youtube.com/watch?v=5dZZ1s5tkxQ

    Es wurde versäumt, durch geeignete Maßnahmen verloren gegangenes Vertrauen in ausreichendem Umfang zurück zu gewinnen.
    Irgendwann ist das Fass übergelaufen, irgendein Ereignis war dann für den einen oder die andere einfach zu viel. Und so haben sich nach und nach die Leute abgewendet.
    Der eine früher, die andere später.

    Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er doch die Wahrheit spricht.

  279. Sie schreiben „Ich kenne mich da nicht aus. Ich weiß sehr wenig über die Ukraine, und ich bin … kein Experte für ukrainische Geschichte, russische Psyche oder die Grenzen des Völkerrechts.“

    Bei soviel charmanter Selbstzerfleischung, lieber Herr Niggemeier, scheint es mir doch eine recht glückliche Fügung, dass Sie sich wenigstens in der russischen Medienlandschaft bestens auszukennen scheinen: „… und dass sie sich kritisch und selbstkritisch mit Vorwürfen … auseinandersetzen — all das, was die staatlich gelenkten russischen Propagandamedien nie tun würden.“

    Soll ich ihnen nun glauben oder misstrauen?

  280. Die meisten der hier kritisch Schreibenden berücksichtigen zu wenig die Mechanismen der privaten und öffentlichen Meinungsbildung. Es bedarf überhaupt keiner groß angelegten Kampagnen oder gar Bestechung, damit sich bestimmte Meinungstrends entwickeln.

    Das funktioniert so, wie sich in allen sozialen Zusammenhängen Meinungen und Einschätzungen entwickeln – durch Flurfunk. Klatsch, Positionen innerhalb der (Meinungs)hierarchie. Journalisten leben nicht im luftleeren Raum. Sie haben Kontakte, die ihre Quellen darstellen und die sie mit einer bestimmten Weltsicht versorgen. Sie haben Kollegen, die sie bewundern oder hassen und sie sehen sich durch das Schreiben dieser Kollegen bestätigt. Oder sie denken „Was für ein Idiot! Und schreiben kann er auch nicht.“ Ihr tatsächlicher Wissensvorsprung schmilzt dank Internet dahin.

    Um dann eine bestimmte Richtung vorzugeben reicht oft schon eine kleine Bemerkung von jemandem, der als Meinungsmacher aus welchen Gründen auch immer respektiert wird. Man kann das sehr schön an F. Schirrmacher zeigen. Schirrmacher konnte die öffentliche Meinung beeinflussen, weil er ein sehr guter Netzwerker, ein geübter Rhetoriker und im persönlichen Kontakt ein begnaderter Menschenfänger war. Seine Bücher strotzen vor Fehlern und sind grausig geschrieben; er zitiert Quellen falsch und die Argumentation genügt an vielen Stellen weder der Logik noch der intellektuellen Redlichkeit. Dennoch stand er an der Spitze der journalistischen Meinungshierarchie.

    Natürlich hat Döpfner damals seinen Kollegen Schirrmacher angerufen und ihm von Wulffs Mailbox-Eskapaden berichtet. Und natürlich hatte Springer mit Wulff eine eigene Agenda. Aber Döpfner musste sich mit Schirrmacher nicht verschwören – Schirrmacher hat von selbst geglaubt, dass Wulff weg muss. Und ebenso wenig musste sich Schirrmacher mit seinen Redakteuren verschwören. So wie Schirrmacher ihnen die Wulff-Geschichte präsentiert hat, konnten sie gar nicht anders, als sich dessen Meinung anzuschließen. Dazu kam, dass Wulff schon vor der Affäre einen schlechten Ruf bei den Halbintellektuellen der Nation hatte – die stete Bezeichnung als ‚Schwiegermuttertyp‘ fällt ja nicht vom Himmel.

    Objektiv gesehen – und hier widerspreche ich ‚Journalistenlehrer‘ – haben Journalisten mittlerweile nur einen geringfügig besseren Zugang zur Realität als jeder andere aufmerksame Mensch. Als Vorteil kommen allerdings eine gewisse Professionalität im Umgang mit Informationen hinzu – in der Regel ist ein Journalist deutlich misstrauischer, was Quellen angeht.

    Dennoch schreiben sie aus ihre persönlichen Weltsicht, unter dem Einfluss ihres sozialen Umfelds und der jeweiligen wirtschaftlichen Bedingungen. Unter diesem Umständen sollten wir von Journalisten nicht deutlich mehr ‚Wahrheit‘ erwarten, als wir selbst Tag für Tag produzieren.

  281. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er doch die Wahrheit spricht.“

    Und wer im Schlachthaus sitzt, soll nicht mit Schweinen werfen.

    Omas Kalenderweisheiten gelten ja offenbar für alle, nur nicht für die von Ihnen verwendeten Quellen: Sie schaffen es gleichzeitig, eine ÖR-produzierte Dokumentation als Quelle zu verlinken und auf die ÖR zu schimpfen. Haben die ÖR denn nie „gelogen“, dass Sie ihnen dann doch vertrauen, wenn dieselben ÖR Ihnen argumentativ in den Kram passen?

    Oder ist es evtl. so, dass Sie erst die Meinung haben, und sich dann drumrum die Quellen zurechtsuchen?

    @Nobilitatis: Ich weiss, dass ich nur ausgewählte Gegenbeispiele geliefert habe. Es sollte belegen, dass die deutsche Berichterstattung nicht so schwarz-weiss ist, wie von Ihnen behauptet. Zu einer umfassenden medienwissenschaftlichen Analyse fehlt mir die Zeit… haben Sie die?

  282. @ 317 …Stefan Pannor…
    „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“
    Bedeutung: Eine Lüge kann die Glaubwürdigkeit dauerhaft zerstören.
    Und das ist eben schon lange sogar als Volksweisheit bekannt.
    Eine andere Quelle zum Thema „Konsequenzen von Vertrauensverlust“:
    https://www.youtube.com/watch?v=1dqKSLLnSlI

    Sie weichen aus und argumentieren lächerlich polemisch mit Ihren „Schweinen im Weltall“. Wollen Sie damit formulieren, dass alle Volksweisheiten und Sprichwörter grundsätzlich Humbug sind? Das ist nicht akzeptabel.

    Ihr Hinweis auf die verlinkte Quelle ist ebenfalls nicht überzeugend.
    Die Bush-Lügen wurden vom ÖR im Jahr 2003 mehrheitlich kritiklos und unwidersprochen verbreitet. Hätten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten 2003 darüber aufgeklärt, wäre das sehr lobenswert gewesen. Eine um etwa 10 Jahre verspätete Aufklärung ist nicht mehr fristgerecht. Die Geschehnisse und Hintergründe waren längst bekannt.
    Ich habe die Doku nur verwendet, weil sie relativ gut die zeitlichen Abläufe damals rekonstruiert.

    Es ist so, dass ich einen Eindruck habe und nach Informationen suche, welche den Eindruck bestätigen oder widerlegen. In diesem Fall ergab sich eine Bestätigung.
    Und Sie bilden sich eine Meinung und überprüfen diese überhaupt nicht mehr, oder?

  283. KenFM. Stimmt. Darf bei einer Debatte über Medien auch nicht Fehlen. Politik für Leute, die sich nicht für Politik interessieren, und auch nicht vorhaben, das zu ändern und trotzdem ne Meinung als schickes Handtäschchen mit sich rumtragen wollen, wo dann dick „systemkritisch“ draufsteht und doch nur der übliche antiamerikanische antisemitische demokratieverachtende Rotz drin ist.

  284. Verschwörungstheorien? Klasse Diffamierungs- und Totschlagsargument. Mehr aber auch nicht.
    Sehr interessant – was war denn dann Curveball, Celler Loch, Strage di Bolognas, NSA-Überwachtung um nur exemplarisch ein paar zu nennen? Propaganda? False Flag? Irreführung der Politik, als auch der Medien, durch unreflektiertes Übernehmen der politischen Meinungen und Ansichten? Gladio, stay behind? Bommeleeër? Oder auch die Steuererleichterungen der GlobalComs in NL, L, IR oder auch D? Verschwörungstheorien? Das sind im Nachhinein reale Ereignisse daraus stichhaltig rekonstruieren lassen, scheint vergessen und verdrängt.
    Nur weil die Journaille nicht mehr die Cojones hat – Dinge beim Namen zu nennen, geht diese vor die Hunde. Dieses Schmuseweich gegenüber den führenden Schichten und Treten gegen die eigenen Reihen und Leser, dass sich die letzten 15 Jahre durch immer feinere Verbindungen und Bekanntschaften gen oben ergab, gleich der Vetternwirtschaft bestimmter Parteien im Süden Deutschlands Mitte der 70er. Jeder schreibt von jedem ab und zuletzt vervielfältigt die Presseagentur ihres Vertrauens das Ganze ebenfalls nochmal. Was war daran die Nachricht, nachdem die Buchstabenwurst zum 3. Mal in neuer Haut an der Theke liegt?
    Warum wurde die Presse früher von der Politik auch als solche abwertend betitelt und nun sitzt sie ebenso an den gleichen Tafeln und lacht zu den gleichen Witzen? Opportunismus. Wie armselig muss es um das Ego von Redakteuren bestellt sein, die daraus versuchen sich zu definieren? Oder indem sie ein Geburtstagsständchen vorbringen, was ja durchaus für Zuschauer/-hörer, ob der Vorführung wieder in Spaß umschlug, aber trotzdem ein bitteres Gschmäckle bleibt?
    Schlagend auch überhaupt der Umstand, dass ein Bundespräsi beim Chief of 4-Buchstaben-Blatt anruft, um mit ihm zu verhandeln – welche Gedanken impliziert solches Verhalten für beide Seiten?

    Lieber werden Trolle und andere Fabelgestalten bemüht, als sich sinnsuchend mit den Problemen zu beschäftigen die die nachrichtenschreibende Zunft hat: Unglaubwürdigkeit, Propaganda- Starallüren, Rückgratlosigkeit, fehlendes Problembewusstsein, Egozentrik, Angst und Furcht vor „Neuland“, nicht zuletzt dank Aufweichung des Arbeitnehmer-Schutzes: Angst vor der Mitgliedschaft bei den medial selbst zu Schmarotzern hochstilisierten H4-Empfängern, den blinden Fleck der Sozialfrage, Generation Praktikum; Dauer-Volontariat . Hinterfragen und Druck ausüben bei Fehlentscheidungen der Politik? Fehlanzeige. Drohnendesaster. „Ja, da gibts wohl Schuldige.“ Das ist kein Alleinstellungsmerkmal – denn in Politik, wie auch Wirtschaft und Journaille lautet das Motto: Der Stiefelknecht muss gehen, Ross und Reiter bleiben bestehen. Nach solchen Vorfällen auch in keinen Unternehmen kann ja jeder selbst bei den Untergebenen an der Stelle nachfragen, welche Zusammenhänge sich auftun.
    Aber geht es dann gegen einzelne Personen, die meist zufällig nicht in die Schubladen passen, weil ihnen Mitschwimmertum nicht liegt, kommen die Herren Chefredakteure ganz groß raus. Da wird bis in die Betten recherchiert. 4-Buchstaben Niveau vom Feinsten, Leserverblödung vom Besten, Diffamierung ist Satisfaktion. Wenn später sich alles anders heraus stellt: „Ja, blöd“ – vielleicht noch ein „T’Schuldigung“, aber lieber ein Treten ala: „Selbst schuld, wenn der sich da so tollpatschig verhält.“ „Wir waren uns der Tragweite nicht bewusst.“ „Keiner konnte ahnen…“ Doch – die Leser habens geahnt und dank Eigenrecherche publik gemacht. Die Hinweise werden aber geflissentlich überlesen und auch im nächsten Copy&Paste-Bericht der gleiche unhaltbare Stuss in die Hirne der Allgemeinheit getrichtert.
    Aber: „Uns geht es gut.“
    Die Verallgemeinerung im Text sind reiner Zufall und dienen sicher ein wenig dem plakativen Moment – es existieren noch immer Ausnahmen, doch viele derer wurden in den letzten 10 Jahren erfolgreich mit eben diesen Einzeldiffamierungen mundtot gemacht.
    Btw: Es gibt durchaus genügend Friedensaktivisten, die sich nicht rechts oder links einordnen lassen – aber auch hier wurde das große Mähwerk angesetzt: Zum Wohle des deutschen Volkes. Der in sich schlüssige Schrei „Nie wieder Krieg“ scheint der Journaille, vielleicht aus Geschichtsverdrossenheit oder auch Altergründen (vielleicht aus Gründen des verschlonzten Bildungssystems) ein wenig abhanden gekommen sein. Zu hoffen bleibt, dass genügend Berichterstatter an den Fleischwölfen der Front, dann ihre selbstgewählte Mission fortsetzen dürfen. Das ist böse? Ja ist es, denn wie soll ein Leser denn sonst mit solchen Aufrufen für Aufrüstung und mentale Mobilmachung umgehen, außer, dass sichergestellt werden sollte, dass die Mitverursacher und Anheizer auch in den Genuss des Mitherbeigeschriebenen kommen?

    Und zu guter Letzt wird eine weitere Verschwörungstheorie zur Praxis: „Das Geschäft mit den Jubelpostern“ http://fm4.orf.at/stories/1749054/
    Würden bei einem einfachen IP-Abgleich auch in genügend Leitmedien-Kommentarspalten wundersame und abenteuerliche Dinge zutage treten? Wobei eine Manipulation auch dieser läppischen Zuweisungssicherheit nicht weiter schwierig wäre…

    Was bestimmt die Wahrnehmung, wie entsteht diese oder auch die Wahrheit? Möglichkeiten der Meinungsverbreitung: Das ganze nennt sich Perzeptionsmanagement (PM) aka Wahrnehmungsmanagement (http://de.wikipedia.org/wiki/Perzeption)
    Funktioniert über das Lacieren von Unwahrheiten samt dazugehöriger Blogger, engagierten Poster bis zum stufenweisen Überfluten des gesamten Nachrichtensektors mit immer neueren und bestärkenderen Meldungen, bewusstes Nutzen von reellen Hintergründen, die so perfekt mit der „neuen Wahrheit” vernäht werden, mit Quellen die über Sprachgrenzen im Kreis weisen; mit dem Pre-Veröffentlichen von alten Nachrichten die so bislang nicht bestanden und damit den historischen Hintergrund gerade rücken. Zusätzlich ist es mögliche HoneyPots (Klebefallen) für investigative Personen aufzubauen, in dem die Meinungsrichtung des Informationssuchers angesprochen wird und dieser den Macher des Blogs/FB-Seite/Homepage kontaktiert, um damit sogleich auf der „NoFlyListe” (beispielhaft) zu landen.
    Firmen die das durchziehen können, gibt es, wie oben im FM4-Link zu lesen – verwandt dazu sind die Krisenmanagementfirmen die beispielsweise Stars und Sternchen nach einem Fehltritt, dazu verhelfen, aus diesem noch einen Vorteil zu ziehen oder wenigstens damit durchzukommen.
    Aus dem Grund wäre es logisch davon auszugehen, das sowohl Nachrichtendienste als auch verschiedenste Portale über Handpuppen verfügen, welche über Jahre hinweg aufgebaut werden, um sie im richtigen Moment, wie die Schläfer (aka/bzw. wie auch StayBehind im Kalten Krieg), zu wecken und zu gebrauchen. Snowden/social engineering/cognitive hacking/manipulated polls, stats & co … Tauchen beispielsweise auf einem lokalen oder auch global wertenden Tagboards (alternativ eine Auswertung der genutzten Worte in den „sozialen” Medien) bestimmte Begriffe auf, werden diese Handpuppen via privatem Dienstleister durch Servicecenter, nach eine Briefing – was das Ziel ist – mit Leben erfüllt. Die Journaille tut so, als würde das nicht alles längt publik sein…
    Eine Roman-Buch-Empfehlung zum Thema, weil es einfach alles zu gut passt:
    Die Kampagne – David Baldacci (2009)
    Anmerkung des Autors: “… Viele in diesem Roman geschilderten Techniken sind Standard für Perzeptionsmanagement … Mithilfe dieser Methoden kann man bedeutsame und möglicherweise folgenschwere Unwahrheiten überall auf der Welt so schnell und überzeugend etablieren, dass selbst gründliche Nachforschungen sie nicht mehr aus dem allgemeinen Bewusstsein der Menschen vertreiben können. …”
    Inhalt des Romans: Durch gezielte Wahrheitserzeugung wird versucht weltweit negative Stimmung gegen Russland zu schüren, China und Russland gegeneinander aufzuwiegeln und einen weltweiten Rüstungswettlauf zu erzeugen, nachdem die Umsätze der Rüstungsindustrie rückläufig sind (welch Zufall) und das der Marktführer nicht hinnehmen kann (Wachstums-Mantra). Die Verstrickungen von Politik, Militär und Industrie werden ebenfalls sehr interessant dargestellt.
    Parallelen zu den Ereignissen der letzten Monate oder auch (global) Jahre sind rein zufällig…

    Liebe gleichförmige ehemals prägende Mainstream-Medien: Die Informationshoheit ist verloren. Es war nicht nur eine kleine Meinungsschlacht, wie Ihr jetzt gerne denken wolltet. Ab diesem Jahr betretet auch Ihr Neuland und werdet feststellen, dass ebenso, wie Papier aus den Postkästen verschwand und zu eMails wurde, nun auch der immer noch papierbasierte Journalismus samt seinem Onlineauftritt aus den Haushalten verschwinden wird. Eine letzte Chance bleibt: Eingeständnis und Transparenz bis ins letzte Glied. Redlichkeit und Bewusstsein der Kontroll- und Regulierungsfunktionsmöglichkeiten, die Ihr alltäglich hattet. Warum diese Chance nicht nutzten?

  285. Sie schreiben:

    „Das Problem der Medienskepsis bleibt bestehen. Der deutsche Mainstream-Journalismus wirkt nicht mehr neutral und überparteilich oder gar unabhängig.“

    Und dann:

    „Die Bush-Lügen wurden vom ÖR im Jahr 2003 mehrheitlich kritiklos und unwidersprochen verbreitet. Hätten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten 2003 darüber aufgeklärt, wäre das sehr lobenswert gewesen. “

    Sie fordern also einerseits einen neutralen Journalismus, andererseits mehr Kritik (und Kritik ist nie neutral). Fällt Ihnen dieser Widerspruch wenigstens auf?

    Und, naja: „Wer einmal lügt, dem usw.“ – aber wenn’s einem in den Kram passt, dann passt’s halt doch irgendwie. Auch da ist ein Widerspruch, den Sie nicht aufgelöst kriegen mit „das war halt längst bekannt“.

    Ich gebe auch inzwischen zu, ein grundsätzliches Mißtrauen gegen Menschen zu hegen, die sich ihre Meinung grundsätzlich über Youtube zu bilden scheinen. Bias, Filter bubble usw., Sie wissen schon.

  286. @Auceza

    Sie haben die Frage nicht beantwortet: Wenn Sie den ÖRs vor 10 Jahren in Sachen Irakkrieg nicht geglaubt haben, warum tun Sie’s heute in Sachen Berichterstattung darüber?

    Abgesehen davon, stimmt Ihr Eindruck von damals nicht. Da wurde nichts kritiklos weiterverbreitet. Da wurde lediglich berichtet. Über die USA und ihre doch eher schlichten Erklärungsversuche. Niemand, der noch ein Stückchen Resthirn hatte, fand Colin Powells PowerPoint-Vortrag besonders überzeugend. Genauso, wie schon beim Sender Gleiwitz niemand bezweifelt hat, dass das ein billiger Taschenspielertrick war. Dass das für Sie anscheinend eine Offenbarung ist, sagt mehr über Sie als über die Medien.

    Sie sollten Ahnungslosigkeit mit späterer Selbsterkenntnis derselben nicht mit der Aufdeckung unfassbar skandalöser geheimster Geheimnisse verwechseln. Und auch nicht Berichtstattung mit Kommentaren oder angeblicher Meinungsmache. Das wird aber gerne verwechselt, auch im Ukraine-Konflikt, von daher befinden Sie sich in bester Gesellschaft.

  287. Und ausgerechnet Wullf als Kronzeugen für den Zustand der Medien zu benennen, ist ja fast noch dämlicher, als Ulfkotte einen guten Leumund zu bescheinigen. Aber bitte, wenns der eigenen Argumentation dient.

  288. @Linus
    Und ausgerechnet Wullf als Kronzeugen für den Zustand der Medien zu benennen, ist ja fast noch dämlicher, als Ulfkotte einen guten Leumund zu bescheinigen. Aber bitte, wenns der eigenen Argumentation dient.

    Och nööööö – Sie wollen jetzt aber bitte hier jetzt nicht mit dem erbärmlichen „Hände-in-Unschuld-Wasch-Versuch“ einiger Journalisten kommen, die meinen, nur weil Wulff mal ein paar Homestories lanciert hatte, gäbe es einen Freibrief für existenzerstörende, medieale Zerfleischung, oder etwa doch?

  289. @ … Meykosoft…
    Vielen Dank für den link – ein interessantes Interview.
    Ich mag an dieser Stelle noch auf ein anderes Video hinweisen. Dort werden übersichtlich alle für den Qualitätsjournalismus wichtigen Adressen dargestellt.
    Journalistenversteher können sich dort gerne beispielsweise für einen Praktikantenplatz bewerben.
    https://www.youtube.com/watch?v=VvTWo5ZGcNA

  290. @Stefan Pannor
    Sie fordern also einerseits einen neutralen Journalismus, andererseits mehr Kritik (und Kritik ist nie neutral). Fällt Ihnen dieser Widerspruch wenigstens auf?

    Mir fällt da überhaupt kein Widerspruch auf, denn wieso sollte man nicht einerseits bei Sachverhalten wie beispielsweise dem Ukraine-Konflikt versuchen im ersten Schritt eine so vielschichtige und neutrale Bestandsaufnahme wie möglich vorzunehmen und wenn sich dadurch Missstände und Fehlverhalten offenbaren, von welcher Konfliktpartei auch immer, diese deutlich zu kommunizierun und zu kritisieren. Die Neutralität würde dann für mich vor allem darin bestehen, dass man sich nicht von vorneherein auf eine gute und eine böse Seite festlegt, sonderen alle Parteien zu jeder Zeit an ihren Taten misst!

  291. @Call me names! call me names!

    Also, wenn mich nicht alles täuscht, beruht die „existenzerstörende, medieale Zerfleischung“ immer noch auf den Vorgängen rund um Wulffs Hausfinanzierung und auf seiner haarscharf an der Lüge vorbeigeschrammten Erklärung vor dem Niedersächsischen Parlament, zusammen mit ein paar anderen eher dubiosen Dingen, die zwar allesamt nicht justitiabel sein mögen, aber unter Transparenz, die ja hier auch immer gerne in diesem Kommentarstrang bemüht wird und dem angemessenen Habitus eines Staatsoberhauptes verstehe nicht nur ich dann doch etwas völlig anderes. Und das wird auch mitnichten durch Pater Gauck oder den medialen Amoklauf um bezahlte Bobby-Cars relativiert.

    Und dass Wulff mit der Bild ins Bett geht und sich dann am morgen danach über die hässliche Alte in seinem Bett beschwert, ist da nur eine Zote am Rande.

  292. @Auceza

    Die Anstalt ist übrigens auch wieder ne öffentlich-rechtliche Sendung. Falls Sie’s noch nicht wußten. Und übrigens Satire. Wie man unter anderem auch an dem etwas ungenauen Umgang mit Fakten erkennen kann, für den sie gerichtlich auf die Nase bekommen hat.

  293. @ 329 … Linus…
    lol
    Entweder sind Sie halb-informiert oder Sie verteidigen bewusst irreführende Darstellungen.
    Entweder Sie schaden jetzt ihrer Glaubwürdigkeit oder Ihrer Redlichkeit.
    Sie liefern damit ein gutes Beispiel dafür, warum Journalistenversteher und „Qualitätsjournalisten“ immer mehr als „Wahrheitsverdreher“ im Dienste von irgendwem gelten.

    Joffe und Bittner haben verlangt, dass ihre Namen nicht mehr im dargestellten Zusammenhang veröffentlicht werden und juristisch Druck gemacht.
    Allerdings waren ihre Einwände unter Umständen nicht begründet sondern nur vorgeschoben, um die Sendung aus der Mediathek des ZDF schnellstmöglichst zu entfernen. Es geht inhaltlich beispielsweise darum, dass Bittner nicht als Mitglied der German Marshall Funds bezeichnet werden darf, weil er dort participant (engl. = Teilnehmer) ist.
    Jedoch gibt es dort grundsätzlich keine Mitglieder sondern nur participants.
    https://www.youtube.com/watch?v=y1cJzaGdNnk

    Satire hin, Satire her.
    Die dort genannten Institutionen sind real und die genannten Verbindungen von „Qualitätsjournalisten“ zu diesen Institutionen bestehen vermutlich tatsächlich.

    Was versprechen Sie sich von irreführenden Aussagen?
    „Wie man unter anderem auch an dem etwas ungenauen Umgang mit Fakten erkennen kann, für den sie gerichtlich auf die Nase bekommen hat.“
    Sie hätten da ruhig die Art und Weise des „etwas ungenauen Umgangs mit Fakten“ benennen können anstatt hier plötzlich schwammig und mysteriös zu bleiben.
    Das ist in meinen Augen eine bewusst gewählte, einseitig manipulative Darstellungsform. Dieses Vorgehen ist jenem Journalismus würdig, den Sie so dogmatisch stur verteidigen.

  294. Unabhängig vom Standpunkt ist Ihr höhnischer Tonfall jeder Diskussion unangemessen. Die Debatte vergiftet.

    Und mal ganz neutral gefragt: gäbe es denn überhaupt irgendwas, was Sie und die namenlose Namenruferin dazu bringen könnte, Ihren Standpunkt zu revidieren? Es gab hier nun genug sachlich geschilderte Alternativmodelle, die jegliche Verschwörung ausschliessen. Interessiert Sie das? Denn das wäre, das worüber man reden müsste, nicht „die Journalisten verarschen uns“, inkl. Youtube-Video.

  295. @ 331 … Stefan Pannor…
    „Unabhängig vom Standpunkt ist Ihr höhnischer Tonfall jeder Diskussion unangemessen. Die Debatte vergiftet.“
    Die Debatte wurde unter anderem von Ihnen selbst vergiftet mit unterschwelligen Herabwürdigungen, aggressiven Unterstellungen usw.
    Lesen Sie sich einmal in Ruhe durch, was Sie und linus hier so alles veröffentlicht haben.
    Dann verstehen Sie vielleicht, weshalb ich meinen letzten Beitrag an Sie und meinen letzten Beitrag an linus mit einer recht provokanten Frage abgeschlossen habe.

    An keiner Stelle habe ich geschrieben, dass hier eine große Verschwörung am Werke ist. Daran glaube ich auch nicht. Sehr wohl aber bemerke ich Tendenzen im Bereich der medialen Berichterstattung, die ich als äußerst besorgniserregend einschätze.

    Sie haben in meinen Augen keineswegs nur sachlich argumentiert oder gar überzeugend irgendeine Verschwörungstheorien widerlegt. Verschwörungstheorien können sowohl kaum bewiesen als auch kaum widerlegt werden. Deshalb halte ich den verschwörungstheoretischen Erklärungsansatz für wenig fruchtbar.

    Youtube ist nicht irgendein unseriöses Medium sondern eine der wenigen Plattformen, die kaum einer inhaltlichen Zensur unterliegen. Dort finden Sie zahlreiche sehr wertvolle Beiträge, aber auch sehr viel Unsinn.
    Die Youtube-Videos, welche ich hier verlinkt habe, hatten alle meines Erachtens eine hohe inhaltliche Qualität und waren geeignet die Debatte voranzubringen.

    Es ist mir wichtig, die Medienskepsis zu verstehen und auch Wege zu diskutieren, um die Situation zu verbessern.
    Sie scheinen andauernd relativ einseitig die Misstände zu leugnen und versuchen zu erklären, wie „verrückt“ die Medienskeptiker sind.
    Das ist nicht nur unhöflich, weil Sie die Gefühle vieler Menschen verletzen, die eben medienkritisch empfinden. Es ist in meinen Augen auch unfassbar blind und ignorant.

  296. …womit wir wieder beim Thema Religion wären. „Medienkritisch empfinden“ ist jedenfalls einer der seltsamsten Begriffe, die ich seit langem gehört habe – aber vllt. gar nicht mal so unzutreffend: da wird eine Wahrheit gefühlt, und diese gefühlte Wahrheit ersetzt jede Ratio, jedes Argument. Und wenn diese gefühlte Wahrheit angegriffen wird, etwa durch Fakten und logische Argumente, reagieren die Menschen betroffen, im schlimmsten Fall aggressiv.

    Das ist nicht viel anders als bei religiösen Fundis. Oder bei leuten, die glauben, dass sich die Sonne um die Erde dreht. (Man sieht doch, dass sie es tut. Also muss es ja wohl auch so sein. Es ist offenbar. Richtig?)

    Nur: warum sollte man auf diese Gefühle Rücksicht nehmen, wenn das jedwedem Diskurs im Weg steht? Blind und ignorant ist es, diese eigene gefühlte Wahrheit so hoch zu stellen, dass sie keinen Kratzer bekommen darf. Und gefährlich ist es, das einfach hinzunehmen.

    Und ich muss Ihnen das eben mal so aus der Innenperspektive sagen: Ihre These etwa von der abgesprochenen verfolgungsjagd auf Wulff ist Mumpitz. Sie ist genauso Mumpitz wie das, was man von anderen hört, von den bezahlten, gekauften Journalisten, die Verstand und Meinung an der Tür abgeben. Und einige noch viel heftigere Behauptungen.

    Das ist alles so hanebüchener Unfug. Sie müssen mir das nicht glauben, aber versetzen Sie sich mal in die Lage eines Journalisten. Nein, besser, versetzen Sie sich in die Lage eines Bundestrainers, dem jeder Fernsehzuschauer erklärt, was er in seinem Job alles falsch macht. Dann haben Sie ungefähr die Situation, der man sich als Journalist derzeit häufig ausgesetzt sieht.

    „Verschwörungstheorien können sowohl kaum bewiesen als auch kaum widerlegt werden.“

    Sehr viele VTs lassen sich mühelos widerlegen (nehmen Sie nur den derzeit genauso grassierenden Reichsdeppenwahn), nur will der gängige VTler das nicht hören: wer ihm spricht, ist eben Teil des Systems.

    Dabei leugne ich Mißstände übrigens nicht. Wenn Sie mal genau schauen, habe ich fast nie gesagt „Das Gegenteil Ihrer Aussage stimmt“. Ja, ich sage, dass Sie sehr halsstarrig auf einer nicht sehr wahren Theorie über Medien beharren. Aber ich würde nie behaupten, dass der deutsche Journalismus derzeit auch nur halbwegs perfekt ist. Oder gar frei von teilweise sehr großen Fehlern.

    Sehen Sie, das ist das andere, was mich an solchen Debatten nervt. Es gäbe wirklich genug realie Mißstände. Die sind aber sehr oft einzeln zu betrachten, sie umfassen selten das ganze System. VT’ler wollen aber eine Verschwörungstheorie, die das gesamte System umfasst und die Akteure beinhaltet, die bewusst schlecht handeln. Und an der Stelle macht die Realität einfach nicht mehr mit, sorry.

    Was soll man solchen Leuten denn sagen? Wie soll man es ihnen denn sagen, wenn sie es nicht hören wollen? Ich weiss es nicht.

    Es bringt keine Debatte auch nur irgendwie weiter, wenn man sich in absurde Theorien versteigt, die mit der Realität nichts zu tun haben. Der äußere Anschein (s. Sonne -> Erde) täuscht manchmal, auch wenn er verdammt überzeugend sein kann.

  297. @Auceza

    Wenn Sie sich zwischen zwei Seminaren an der youtube-Universität mal an die frische Luft begeben würden, wäre schon viel geholfen. Das Differenzieren könnte vor lauter Gut und Böse-Sehen sogar auch mal wieder eine Chance bekommen.

    Joffe und Bittner haben bestimmt ganz viele dunkle Qualitäten, „juristisch Druck machen“ gehört mit Sicherheit nicht dazu. Die Anstalt hat, was die Fragestellung und die Stoßrichtung des Beitrages angeht, völlig recht. Sie hat aber faktisch eben ungenau „berichtet“ und sich damit von der Ebene der Satire auf die der Tatsachenbehauptung begeben. Und sich so für so Nasen wir Joffe und Bittner angreifbar gemacht. Wenn mich mein Kenntnisstand nicht täuscht, sieht das Max Uthoff bzw., das ZDF ähnlich, die eben gewisse Ungenauigkeiten eingestehen.

    Die einstweilige Verfügung gegen die weitere Ausstrahlung der Sendung ist in der Tat aufgehoben, aber vor allem in Bezug darauf, dass Satire überspitzen und übertreiben dürfe. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass alles komplett im Detail so stimmt, was da gesendet wurde, zumal wohl ganz bestimmte Äußerungen über Bittner und seine Mitgliedschaft in diversen Club-Dingens eben so nicht durchgewunken wurde.

    Sie sehen, die Wirklichkeit ist dann doch ein wenig komplizierter, als Sie sich malen mögen. Und nicht jeder, der nicht ins Geheul der Alternativmedienaufgeklärten einstimmt, ein kritikloser Apologet des Mainstream-Journalismus.

  298. Was sich abzeichnet, in dieser Diskussion, zumindest für mich, ist die Erkenntnis, dass die Ursachen des Problems zu vielschichtig sind, um es zu erklären.
    Hier erfolgten bereits eine ganze Reihe rationaler Erklärungsansätze: kritiklose Übernahme bereits vorhandener Meldungen, Zeitmangel für ausgewogene Recherche, Schlamperei, Stümperei, eine gewisse Voreingenommenheit, die wahrscheinlich unbewusst ist und sich nicht erklären lässt, eine abgehobene Betrachtungsweise vom vermeintlich hohen Ross der besseren Bildung usw.
    Die gegenwärtige Situation der etablierten Medien ist wahrscheinlich auf einen schwer zu verifizierenden Mix all dieser Erklärungen zurückzuführen.
    Sie ist auch mit Sicherheit nicht mit einem Schlag anhand der Ukraineberichterstattung aufgefallen.
    Ich kann verstehen, wenn Leute bei rationaler Erklärung diverser Fehler einwenden, dass deren Häufung damit nicht erklärt ist. Sie lässt sich auch nicht allein mit mangelnder Zeit für Recherche, Zeitdruck usw. erklären.
    Diese Dinge sind sicher ein Bestandteil. Aber eben nur einer.
    Wir alle geraten (egal ob im Privaten oder Beruflichen) immer mal wieder in folgendes moralisches Dilemma:
    Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß, Ja oder Nein, das ist nicht so einfach. Lege ich mich zu schnell fest, bin ich oberflächlich, kann ich nicht differenzieren. Nicht umsonst verstehen wir „Schwarz-Weiß-Malerei“ als einen Vorwurf. Mit ausreichend Lebenserfahrung und Bildung müssen wir uns regelmäßig der Tatsache stellen, dass es viele Schattierungen von Grau gibt.
    („…and what once seems black and white, turns in so many shades of grey…“)
    Eine andere moralische Tugend, die allgemein als solche anerkannt wird, ist die Entschlossenheit bzw. der Mut. Dazu gehört, daß man sich bekennt, sich entscheidet, auch wenn das zu Schwierigkeiten führen kann.
    Wem gelingt es dann, diese Entscheidung zu treffen ohne dabei in oberflächliche Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Egal, wie ich differenziere, am Ende muss ich auch entscheiden, was hellgrau oder dunkelgrau ist. Sonst verliere ich mich nur in Betrachtung und komme nicht zur Lösung. Ob ich richtig liege, kann ich nicht in letzter Instanz wissen, aber ich kann wenigstens daran glauben. Meßlatte ist bestenfalls das Verhältniss von Zustimmung und Tadel der Umwelt.
    In diesem allgemeinen Dilemma steckt auch der Journalist, wenn er sich mit einem brisanten Thema verfasst. Es gelingt ihm offenbar nicht immer, es zu lösen.
    Möglicherweise liegt hier eine Ursache für die „unbewußte Voreingenommenheit“.
    Wenn das so ist, stellt diese Sache aber eben auch nur eine der Ursachen dar, die in ihrer Gesamtheit zum diskutierten Problem führen.

  299. @ 334 + 335
    Sie missverstehen mich. Ich bezweifle überhaupt nicht, dass es gute, aufrichtige Journalisten gibt. Außerdem behaupte ich auch nicht, dass alle Mainstream-Medien zu jedem Zeitpunkt völlig verlogen gewesen sind.
    Herr Niggemeier ist doch ein gutes Beispiel dafür, dass es durchaus guten Journalismus gibt. Er recherchiert sehr genau und sorgfältig, bildet sich seine Meinung bewusst und vorsichtig. Er neigt nicht zu maßlosen Übertreibungen und konzentriert sich auf eine sachgerechte Darstellung.
    Herr Niggemeier ist jedoch eine Ausnahmeerscheinung. Wenn alle Journalisten so arbeiten würden, dann hätten wir kein Problem mit Medienskepsis.

    Des Weiteren kann ich nirgendwo eine große, alles umfassende Verschwörung erkennen, welche von irgendwem gesteuert wird. Dennoch gibt es für meinen Geschmack mittlerweile zu viele Korruptionsfälle in Medien und Politik. Es sind da dringend Reformen, gute Gesetze und vor allen Dingen Transparenz notwendig.

    Die Mainstream-Medien haben gegenwärtig ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Es gibt zu viele schwarze Schafe, zu viele ungute Erfahrungen mit der Berichterstattung.
    Die Menschen reagieren darauf unterschiedlich. Manche werden einfach nur misstrauischer, andere denken sich Verschwörungstheorien aus und wieder andere glauben, dass diverse Ursachen irgendwie zusammenwirken.

    Es ist das gute Recht der Menschen, die Mainstream-Medien anzuprangern. Wenn es nicht immer gelingt, Enttäuschung und viele andere negative Gefühle korrekt auszudrücken und zu „rationalisieren“ (das meine ich hier im engen psychoanalytischen Sinne), dann ist das nicht schlimm. Es ist keineswegs so schlimm wie die ungeheuerliche Kriegshetzerei von Spiegel & Co.

    Allerdings sehe ich nicht nur hinsichtlich der Mainstream-Medien ein großes Problem. Mir erscheint es so, dass die wachsende Medienskepsis und auch diese Diskussion hier nur symptomatisch sind für einen umfassenderen kulturellen Zerfall, welcher sich in sehr vielen unterschiedlichen Bereichen zeigt.
    Ich habe Angst davor, dass wir unsere politische Freiheit verlieren und in einem totalitären Gesellschaftssystem enden.
    http://www.youtube.com/watch?v=ZH8nuI27Vsg

  300. @Stefan Pannor, #317:
    Ja, wegen medienwissenschaftlichem Hintergrund habe ich es geschafft, in vielen Jahren, seit dem Irak-Krieg, die Veröffentlichungen zu beobachten. Es hat nicht sehr viel zusätzliche Zeit in Anspruch genommen. Es gab einige Punkte, die dem Erwartbaren widersprachen und zur Zunahme der Skepsis führten, ohne dass man deshalb Verschwörungstheorien verfällt. Ich weiß nicht alles, was im Mediensystem passiert, aber ich bin in der Lage, Schlüsse zu ziehen. Z.B. aus der Verbannung von Scholl-Latour aus der Berichterstattung wegen abweichender Meinungsäußerungen. Und meine Türkei-These war, dass die Türkei nicht als Verursacher der kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien beschrieben wurde, sondern als deren Opfer. Dem haben Sie in keiner Weise widersprochen.

    #322: „Sie fordern also einerseits einen neutralen Journalismus, andererseits mehr Kritik (und Kritik ist nie neutral). Fällt Ihnen dieser Widerspruch wenigstens auf?“
    Demzufolge wäre kritisches Denken ein Widerspruch in sich. Man könnte sich selbst nicht mehr prüfen. Fällt Ihnen das auf? Oder ist Ihr Denken so gerichtet, dass Sie das Ergebnis Ihres Gedankenoututs nicht mehr überprüfen können?

  301. „Die Mainstream-Medien haben gegenwärtig ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.“

    Ich denke ja eher, dass Menschen, die aus Prinzip nichts glauben wollen, was von sogenannten „Mainstreammedien“ kommt (ich kenne Leute, die verorten sogar taz und jungle World als Mainstream), ein Glaubwürdigkeitsproblem haben.

    Denn wir stoßen letztlich immer wieder auf dasselbe Problem: erzähl mir, was ich hören will, oder ich glaube dir nicht.

    Aber das geht halt nicht. Das funktioniert nicht. Das wäre Belletristik. Der beste, ehrlichste, sorgfältigste Journalismus hat kein Mittel gegen sturres Beharren auf Unglauben.

    Und leider wächst diese Parallelgesellschaft der prinzipiell Ungläubigen zusehends. Wenn du als Journalist im Generalverdacht stehst, eh zu lügen, dann ist es egal, wie gut du deinen Job machst: diese Leute erreichst du nicht.

    Hier geht es auch um Differenzierung, wie einer meiner Vorredner schrieb. Es ist so leicht und verlockend, jemand als grundsätzlichen Lügner abzustempeln, weil man ihn – real oder vermeintlich – bei einem Vergehen erwischt hat. Und es ist eine schöne, simple Geschichte, sich zu erzählen, dass der Staat/ die Medien/ die Reptiloiden/ die Bilderberger alles steuern, alles besitzen, hach, uns alle unter der Knute halten.

    Jeder Idiot versteht diese Geschichte. Sie ist so schön bequem, sie schafft eine angenehme Distinktion: die Dummköpfe merken nicht, dass sie betrogen werden, aber ich habe es verstanden!

    Das ist verlockend. Hier muss man womöglich ansetzen. Hier muss man versuchen, Medienkompetenz beizubringen. Hier kann man zumindest versuchen, den Leuten mal was von Filterbubble etc. zu erzählen, und davon, weshalb YT als Informationsquelle einfach keine gute Idee ist.

    Aber das wird nur bei einer geringen Zahl Menschen was bringen. Haters gonna hate, wenn Sie mir ein Sprichwort gestatten.

    Und das alles ist nicht „Glaubwürdigkeitsproblem des Journalismus“. Das ist ein Problem von weiten Teilen der Gesellschaft, mit Quellen umzugehen und diese zu werten.

  302. „Die Phänomene der Manipulation in den Mainstream-Medien sind kaum mehr zu leugnen und es geht tatsächlich um Krieg und Frieden, um Menschenleben, wenn die Krisenregionen der Welt betrachtet werden.“

    „Des Weiteren kann ich nirgendwo eine große, alles umfassende Verschwörung erkennen, welche von irgendwem gesteuert wird. “

    Ja, was nun? Manipulation oder nicht? Vllt. sollten Sie nicht immer mit der großen Keule kommen, sondern mehr differenzieren?

  303. @339
    „Das ist verlockend. Hier muss man womöglich ansetzen. Hier muss man versuchen, Medienkompetenz beizubringen“
    Sorry, aber wenn Sie sich schon hier sooooo weit aus dem Fenster lehnen, und sich jetzt sogar schon zum missionarischen Lehrmeister hochstilisieren, dann haut das dem Fass wirklich den Boden aus, und dann muss ich Ihnen leider sagen, das Sie so ziemlich der Allerletzte wären, dem ich so eine Aufgabe zutrauen würde!
    Aufmerksame und kritische Leser haben bei Ihnen offenbar den Status von „Ungläubigen“,
    nach dem Motto: „Friss oder sei Verschwörungstheoretiker!“
    Befangenheit, Korruptheit, Bestechlichkeit oder Karrierebewusstsein scheinen für Sie, sobald jemand ein Journalistik Studium beginnt, menschliche Attribute zu sein, die sich durch dieses zwingender Maßen wie von Zauberhand in Luft auflösen.
    Damit machen Sie sich zu einem mehr als fragwürdigen „Fürsprecher“ auf den ergebnissoffene, differenziert denkende Kollegen vermutlich dankend verzichten können!

  304. @336
    Ich habe Sie nicht mißverstanden und mein Beitrag unter 335 war auch nicht auf Ihre Ausführungen gemünzt.
    Im Endeffekt finde ich hier keine einzige Meinung, die sich derart einseitig präsentiert, dass sie den gegenwärtigen Stil der Berichterstattung der etablierten Medien lobt.
    Sie vertreten in diesem Spektrum eine extremere Position. Sie postulieren keine Verschwörungstheorie, im Sinne von einer geheimen Steuerung und Lenkung, da gebe ich Ihnen recht.
    Sie empfinden das Außmass des Problems aber absoluter als andere.
    Ich habe selbstverständlich das Recht zu glauben, was ich will. Ich habe auch das Recht zu lesen was ich will. Ich habe auch das Recht, Artikel zu kritsieren oder direkt Journalisten zu kritisieren. Aber schon dabei ist mir klar, dass ich bei dieser Kritik nicht das Recht habe, dass mir dafür eine Plattform eingeräumt wird, die muss ich mir, wenn es gar nicht anders geht, selbst verschaffen.
    Sie allerdings nehmen sich das Recht „anzuprangern“. Und zwar die Massenmedien. Ganz allgemein.
    Ich möchte nicht darüber richten, ob Ihnen ein derartiges Recht zu steht.
    Aber Sie leisten mit dieser absoluten Kritik einen Beitrag, der Ihrem eigentlichen Anliegen zuwider läuft.
    Ein weiteres Ärgernis, dass sicherlich auch eine Teilursache der gegenwärtigen Situation ist, ist die vielfältige Möglichkeit Verantwortung zu delegieren. Für jeden Fehler gibt es mehrere Gründe, die Ausgangsmedlung war falsch, es war nicht genug Zeit zu recherchieren, die Schlagzeile war nicht meine Idee, das ganze Team hat sie diskutiert usw.
    Die Verantwortung des Einzelnen schwindet.
    Die Medien, die Sie gerne am Pranger sehen möchten, müssen konkrete Fehler aufgezeigt bekommen, in einer Art, die sie zur Gegendarstellung zwingt. Das wiederum bringt Verantwortung wieder zurück zum Einzelnen, sei es ein bestimmter Schreiber oder ein bestimmtes Medium.
    Das das funktioniert, haben wir in letzter Zeit häufig gesehen, dass es mühevolle Kleinarbeit ist, keine Frage.
    Ihre Art der absoluten Kritik, lässt viel mehr Raum für Gegenargumente, die Sie leicht in die Ecke der „Verschwörungstheoretiker“ schicken lassen, auch wenn Sie keiner sind.

  305. @ 342… JUB 68
    Ja, richtig. Das war ein Tippfehler. Mein Beitrag bezog sich auf Nr. 333 (Stefan Pannor) und Nr. 334 (Linus) und nicht auf Ihren Beitrag mit Nr. 335. Ich bitte um Entschuldigung.

  306. Im Prinzip steht in dem wohl durchdachten Beitrag von Stefan Niggemeier alles, was man dazu sagen kann. Er meldet Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Verschwörungstheorien auf beiden Seiten an, macht auf bekannte Fehler und Mängel in der Berichterstattung aufmerksam und mahnt einen ausgewogeneren, sorgfältigeren und aufrichtigeren Journalismus an.

    Dennoch ist das Phänomen natürlich interessant. Woher kommt die Vertrauenskrise? Dazu könnte man ganz unterschiedliche Thesen formulieren:

    (1) Die Medien sind tatsächlich schlechter als früher. Grund könnte sein, dass Inhalte im Internet verschenkt werden, und Bezahlangebote (noch) oft recht unattraktiv sind. Zudem kommt durch das Internet ein steigender Zeitdruck. Das führt zu billig produzierten Beiträgen, die naturgemäß fehlerbehaftet und oberflächlich sind. Allerdings ist mein Eindruck, dass Ulfkottes Erinnerungen mitnichten bestätigen, dass Journalisten früher weniger korrupt waren. Onkel Ulfkottes Memoiren klingen doch eher wie Erinnerungen an die gute alte Zeit, in der man sich noch unter Männern an sein Ehrenwort hielt, über unangenehme Themen Stillschweigen zu bewahren.

    (2) Das Internet, so wie wir es heute gebrauchen, nährt den Zweifel. Jederzeit sind eine Fülle von Informationen zugänglich, die der offiziellen Geschichte widersprechen. Jeder kann solche Informationen veröffentlichen. Autorität ist aufgehoben: Dr. phil diskutiert mit Dr. Evil auf Augenhöhe. Unpassende Informationen lassen sich nicht unterdrücken. Für jede abseitige Theorie finden sich eine Fülle von Belegen.

    (3) Wir werden von einer großen Koalition regiert. Die beiden großen Blöcke – CDU und SPD – machen gemeinsame Sache. Eine andere politische Konstellation ist auf absehbare Zeit unmöglich. Naturgemäß formiert sich eine APO, heutzutage virtuell. Zudem ist in einer Zeit, in der die Freiheit (insbesondere im Internet) massiv bedroht ist, der Liberalismus verloren gegangen (vermutlich weil die Themen nicht offensiv genug von der FDP besetzt wurden), wodurch bestimmte Themen politisch brach liegen (die AfD ist keine Alternative). Auch eine wirtschaftsfreundliche Partei hätte in Konflikten wie mit Russland einen gewissen Wert.

    (4) Politik wird vielleicht nicht immer unbedingt ehrlich kommuniziert. Bevor Wulff über ein Bobbycar gestolpert ist, musste Köhler gehen, weil er die deutsche Außenpolitik nüchtern kommentiert hatte. Heute kämpfen wir wieder »auf der Seite der Unterdrückten« für die »Menschenrechte«. Das Volk liebt Gauck dafür.

    (5) Ist das hier eine Filter-Bubble? Hier sind sich alle einig, dass es die Glaubwürdigkeit erhöht, wenn man Fehler transparent korrigiert, ausgewogen berichtet, die Welt in Grautönen zeichnet, und die eigene Unwissenheit zugibt. Ist das in der Realität auch so? Oder erhöht der breite Konsens (und die Unterdrückung von missliebigen Informationen) nicht oft die Glaubwürdigkeit? Als der Bericht zu MH17 feststellte, dass zum jetzigen Zeitpunkt kein Schuldiger benannt werden kann, war diese Zurückhaltung selbst Anlass für Verschwörungstheorien.

    (6) Die Wulff-Krise ist vielleicht auch Symptom für einen neuen Moralismus, der sich an gut belegbaren, aber letztlich irrelevanten Kleinigkeiten hochzieht (wie schon bei Guttenberg und Tebartz van Elst zu beobachten). Das Internet funktioniert als Katalysator für die nächste Empörungswelle. Sarrazin wurde entweder mundtot gemacht oder zum Millionär hochgeschrieben. Dass es aber eine skandalöse Medienverschwörung gibt, darin sind sich alle einig.

  307. Sofern (2) zutrifft und wir einfach nur von der Fülle an Informationen überfordert sind, gäbe es zwei Lösungen: (1) Kompexitätsreduktion: Man wird anfällig für die ganz einfachen Erklärungen (Weltverschwörung). (2) Es müsste ganz natürlich ein Markt für glaubwürdigen Journalismus entstehen. Das würde die Kompexität ebenfalls reduzieren, durch Vertrauen – man muss dann nicht jede Information einzeln nachprüfen, sondern liest Journalisten, denen man glauben kann. Wie beispielsweise hier.

  308. @KMMTRX

    Tebartz van Elst, Guttenberg und Wulff sind überführte Lügner. Wenn Sie das als irrelevante Kleinigkeiten abtun wollen, bitte. Und Wullf ist mit Sicherheit über vieles gestolpert, aber nicht über ein Bobby-Car. Köhler wurde auch nicht nicht, sondern ist zurückgetreten, weil er sich nicht kritisiert sehen wollte und wohl auch die eigene Wiederwahl ungesichert war. Sarrazin wurde nirgendwo „mundtot“ gemacht. Außer seiner eigenen Legende nach, mit der sich dann das nächste Buch wieder wunderbar verkaufen ließ.

    Basteln Sie hier also bitte nicht fleissig weiter an Mythen im Namen einer vermeintlichen Aufklärung.

  309. „Das Internet, so wie wir es heute gebrauchen, nährt den Zweifel. Jederzeit sind eine Fülle von Informationen zugänglich, die der offiziellen Geschichte widersprechen. Jeder kann solche Informationen veröffentlichen. Autorität ist aufgehoben: Dr. phil diskutiert mit Dr. Evil auf Augenhöhe. Unpassende Informationen lassen sich nicht unterdrücken. Für jede abseitige Theorie finden sich eine Fülle von Belegen.“

    Für abseitige Theorien finden sich idR „Informationen“ und „Belege“, die Anführungsstriche sind hier wichtig. Siehe hier z.B. das Eigenverständnis von RT Deutsch. Die Annahme, Halbwahrheiten, blanke Lügen und populistische Übertreibungen seien mit Tatsachen gleichzusetzen (->“alternative Sichtweisen“ nennen manche das gern) ist absurd, aber weit verbreitet.

  310. @ Linus: Ich hab doch nicht geschrieben, dass Sarrazin mundtot gemacht wurde. Ich habe lediglich geschrieben, dass sowohl Sarrazins Anhänger, als auch seine Gegner sich anscheinend darin einig sind, dass es eine Medienverschwörung gibt, nur nicht, worin sie besteht. Was dafür spricht, dass es vielleicht gar keine gibt.

    Die Behauptung, dass Wulff über das Bobbycar gestolpert ist, ist vielleicht sachlich falsch, andererseits stehen die Dinger erfahrungsgemäß oft im Weg. Das war aber lediglich eine blumige Ausdrucksweise dafür, dass ich heutzutage keinen allgemeinen moralischen Sittenverfall erkennen kann, sondern im Gegenteil eine hohe Sensibilität für moralische Verfehlungen. Ihr Kommentar (»überführte Lügner«) scheint das zu bestätigen. Ich finde eine solche Sensibilität auch in Maßen gut und wichtig, denke aber auch, dass die Diskussion oft sehr schnell maßlos ist. Dem Blog hier ist anzumerken, dass sich Stefan Niggemeier eben auch darum bemüht, in seiner Medienkritik sachlich zu bleiben und nicht zu übertreiben (wenn man davon absieht, dass er Ulfkotte als »irre« bezeichnet, was durch seine kleinliche Kritik an seinem Buch nicht ausreichend belegt wird). In anonymen Kommentaren fällt das Maß halten schwerer, da nehme ich weder Sie noch mich aus.

  311. Erwähnenswert bezüglich der Verschwörungstheorien ist folgender Dialog:
    Harald Lesch: „… Mein Eindruck ist, durch das Auftreten eines Mediums wie des Internets sind die Verschwörungstheorien im wahrsten Sinne des Wortes hochgeschossen, förmlich…“
    Amardeo Sarma:“… Es gab interessanter Weise bei Erfindung des Buchdrucks den ersten großen Schub zu Verschwörungstheorien…“
    (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=u-tujS6wsgs … 1 Stunde, 31. Minute, 45 Sekunde ff.)
    Es wäre doch möglich, dass wir gegenwärtig so viele Verschwörungstheorien beobachten können, weil das Internet als neues Medium einen guten Nährboden für derartige Weltkonstruktionen anbietet.

    These 1:
    Immer dann, wenn neue Medien die Kommunikation und den Informationsaustausch revolutionieren, erfahren Verschwörungstheorien eine Blüte.

    Es ist doch denkbar, dass verschwörungstheoretisches Gedankentum mit der Zeit – nach einer kurzen Blüte – wieder an Bedeutung verliert.
    Verschwörungstheorien könnte sehr gut mit erhöhter Transparenz der Prozesse begegnet werden. Dies unterbleibt jedoch. Vielfach können wir einen abwehrenden Reflex bestehender Machtstrukturen beobachten, um mehr Transparenz zu verhindern.
    Diese Reaktanz des Establishments ist verständlich, weil ihre Machtposition durch mehr Transparenz besser in Frage gestellt werden kann und damit stärker gefährdet wäre.

    These 2:
    Sofern neue Kommunikationsmedien in eine Kultur eingeführt werden, sind neue Organisationsformen der Gesellschaft und damit neue Machtstrukturen erforderlich.

    Diese Reform unserer Gesellschaft unterbleibt und damit staut sich immer mehr der Reformbedarf. Daraus ergeben sich innergesellschaftliche Spannungen und wachsende Unzufriedenheit, welche sich auch in der zunehmenden Medienskepsis äußert.

  312. KMMTRX: Sowohl „Gegner“ als auch „Anhänger“ Sarrazins haben offensichtlich beobachtet, dass über dessen Buch sehr oft und in ungemein gleichartiger Weise berichtet wurde und daraus schlussfolgert, dass eine Absicht dahinter steckt. Es ist eine sinnvolle Vermutung, wenn über ein Buch berichtet wird, oft ohne es gelesen zu haben (oder verstanden), dass dahinter kommerzielle Interessen stecken, entweder das Buch madig zu machen oder zum Kauf zu verführen (damit man sich eine Meinung bilden kann). Der Beleg für die Verschwörung ist die Art der Berichterstattung, die Interpretation der Absicht dann Glaubensfrage.

  313. Das Indiz ersetzt niemals den Beweis.

    Und dass Sie annehmen, dass das ganze deutsche Feuilleton sich wegen eines Buchs verschworen habe, lässt mich zugegeben an ihrem medienwissenschaftlichen Hintergrund zweifeln.

  314. @ Auceza
    Ich denke es ist eine Verschwörungstheorie, wenn behauptet wird, der leichtere Zugang zu Informationen – jetzt eben auch für Leser – müsse zwangsläufig dazu führen – dadurch dass „Ottonormalverbraucher“ zu blöd ist mit diesem Gut schlau umzugehen – das er deshalb diesen Umstand einfach nur zwangsläufig dazu missbrauchen müsse, für dumme Verschwörungstheorien Belege zu (er)-finden.
    Das ist nichts als eine sehr vermessene, arrogante und an den Haaren herbeigezogene Theorie einiger Journalisten.

    Ich denke vielmehr, dass durch das Netz viel mehr Menschen viel besser informiert sind und sich von daher lange nicht mehr so leicht von Journalisten überzeugen lassen, die früher einmal viel bessere Informationsquellen besaßen, was ich eindeutig als Fortschritt werte!
    Von daher ist Ihr Buchdruckerfindungsbeispiel sehr gut gewählt, weil sich dadurch damals eben auch schlagartig viel mehr Menschen eigenständig Wissen aneignen konnten, die zuvor auf die gefilterte und wertende Überlieferung Weniger angewiesen waren!

  315. @Stefan Pannor

    „Das Indiz ersetzt niemals den Beweis.
    Und dass Sie annehmen, dass das ganze deutsche Feuilleton sich wegen eines Buchs verschworen habe, lässt mich zugegeben an ihrem medienwissenschaftlichen Hintergrund zweifeln.“

    Ihre Dauerbashing-Salven ignoriere ich in Zukunft einfach nach der Ohr-rein-raus-Methode, aber davon mal abgesehen:
    Was hat denn beispielsweise die Bild laut Ihnen dazu veranlasst, Sarrazins Buch sogar schon vor dem offiziellen Erscheinungstermin in Teilen zu veröffentlichen? Zu dem Zeitpunkt fiel das Argument „öffentliches Interesse“ ja schonmal komplett weg, weil die Öffentlichkeit da ja noch nicht die geringste Ahnung hatte, was Sarrazin geschrieben hatte…?

  316. @call me names!

    Ich denke vielmehr, dass durch das Netz viel mehr Menschen viel besser informiert sind und sich von daher lange nicht mehr so leicht von Journalisten überzeugen lassen, die früher einmal viel bessere Informationsquellen besaßen, was ich eindeutig als Fortschritt werte!

    So weit stimmt das ja auch. In der Theorie. Durch das Netz ist aber auch gleichzeitig viel mehr Unsinn in der Welt, den man, wenn man es nicht besser wüßte, mit Informationen verwechseln könnte. Beides zusammen ergibt dann genau die Situation, die wir zurzeit verstärkt erleben. Was nämlich in der Masse keinesfalls zugenommen hat, ist Medienkompetenz, sprich also das Einordnen von Dingen. Und da muss man feststellen, dass die größten Schreihälse meistens diejenigen sind, deren Medienkompetenz gen null geht und die sich dazu vorher einen feuchten Kehrricht für politische Zusammenhänge interessiert haben und nun geradezu erschlagen sind von der Flut an Informationen. Und dann regiert als Wegweiser durch das Dickicht lediglich das Gefühl. Und, frei nach Loriot, dann stimmt eben meistens etwas mit dem Gefühl nicht.

  317. @cal me names(…) #353:

    Zu dem Zeitpunkt fiel das Argument „öffentliches Interesse“ ja schonmal komplett weg, weil die Öffentlichkeit da ja noch nicht die geringste Ahnung hatte, was Sarrazin geschrieben hatte…?

    Dass die Leute dann die Bild gekauft haben, gerade weil sie wissen wollten, was Sarrazin geschrieben hatte, klingt nicht schlüssig?

  318. @Linus
    Was nämlich in der Masse keinesfalls zugenommen hat, ist Medienkompetenz, sprich also das Einordnen von Dingen. Und da muss man feststellen, dass die größten Schreihälse meistens diejenigen sind, deren Medienkompetenz gen null geht und die sich dazu vorher einen feuchten Kehrricht für politische Zusammenhänge interessiert haben und nun geradezu erschlagen sind von der Flut an Informationen.“

    Sehen Sie, und genau für diese Behauptung bleiben Sie jede Art von Beleg schuldig! Außer wüstesten Mutmaßungen über die „dummen Schreihälse…etc“ kann ich nur heisse Luft aus Ihren Zeilen herauslesen. Ich kenne genügend – vor allem sehr junge Leute – die inzwischen ganz bewußt nahezu komplett auf Leitmedien-Lektüre verzichten, und sich zu großen Teilen nur noch über Blogs, Nachdenkseiten oder andere Quellen informieren und dabei selbstverständlich äußerst aufmerksam schauen, welcher Absender Youtube-Videos postet und ob in seiner Videosammlung auch Nazipropaganda oder Ähnliches zu finden ist! Das ist bestimmt viel Kleinarbeit und man stößt an seine Grenzen, aber was soll man machen, wenn man nicht mehr bereit ist, seine Meinung ausschließlich durch Artikel auf „Stoppt Putin Jetzt!“ oder „Da wollte er einmal Gentleman sein“- Niveau zu bilden?

  319. @alter Jakob
    Dass die Leute dann die Bild gekauft haben, gerade weil sie wissen wollten, was Sarrazin geschrieben hatte, klingt nicht schlüssig?

    Doch mit der These, dass die Bildzeitung im Falle Sarrazin ganz bewusst Leser angefüttert hat, rennen Sie bei mir fast schon offene Türen ein;)

  320. Ich hatte mediale Auffälligkeiten konstatiert. Und vermutet, wie diese beim durchschnittlichen Leser ankommen müssen. Das Ergebnis ist, dass es kein Widerspruch ist, dass unterschiedliche Bewertungen des Sachverhalts vorliegen, es spricht nicht dagegen, dass es Auffälligkeiten in der Berichterstattung gegeben hat. „Verschwörung“ ist ein zu großes Wort. Finden Sie ein eigenes, dass den Sachverhalt besser ausdrückt.
    Medienwissenschaftlich müssten Sie dazu erst mal wissen, wie es funktioniert, ehe Sie zur Bewertung übergehen können. Das Problem ist, dass Sie wegdiskutieren wollen, dass es das überhaupt gibt, eine solche Synchronisation, oder es dem Praktikanten in die Schuhe schieben wollen.

  321. Auffällig in beinahe jeder Medien-Kompetenz-Diskussion:
    Auch an sich gescheit, weltoffen und freundlich wirkende Menschen, bleiben sehr gern und meist auch recht unbeugsam, bei der ihnen „medial vorgegebenen bzw. über Jahre vermittelten Sichtweise“ und werden zudem merklich ungehalten, falls man nicht mit ihnen übereinstimmt.

    Sicherlich ein recht menschliches Verhalten, solange man mit allen Mitteln Verunsicherung vermeiden möchte. Aber irgendwie auch schade, weil es wenig alternative Sichtweisen zulässt…
    Wer ein wenig Zeit für „grundsätzliche“ Zusammenhänge hat:

    http://bit.ly/1kkzADO

    (Eine Dokumentation über unsere Medienlandschaft, deren Drahtzieher und die verschiedenen Einflüsse, die zu dem führen, was wir Nachrichten nennen. Ca. 1,5 Std)

  322. @call me names!

    Ich kenne genügend — vor allem sehr junge Leute — die inzwischen ganz bewußt nahezu komplett auf Leitmedien-Lektüre verzichten, und sich zu großen Teilen nur noch über Blogs, Nachdenkseiten oder andere Quellen informieren

    Und diese Behauptung ohne Beleg ist jetzt weniger heiße Luft? Ich behaupte das gleiche, ziehe allerdings aus meiner ganz persönlichen Erfahrung mit diesen „jungen Leuten“ komplett andere Schlüsse. Ganz davon abgesehen, dass ich Leute dubios finde, die „auf Leitmedien-Lektüre verzichten“ und sich dann über die Qualität derselben auslassen. Auch immer wieder gerne zu Fernsehsendungen zu beobachten, wo Dutzende meinen mitreden zu müssen, die spätestens im zweiten Satz anklingen lassen, sie hätten ihren Fernseher vor Jahren schon an die Luft gesetzt.

    Und, wie gesagt, ich beobachte das vor allem bei Leuten, die sich bis vor kurzem, bis ziemlich genau zur Ukraine-Krise, kaum oder gar nicht für politische Zusammenhänge interessiert haben und nun Bauklötzer staunen, was es da so alles gibt, da draußen. Das sind meistens wiederum die gleichen, die jetzt hier die ganze Zeit erzählen, über die NSA und ihre Abhörrmaßnahmen hätte man nichts wissen können. Davon ab: Wer hat denn das veröffentlicht? Wars der Guardian und andere Leitmedien? Oder doch eher KenFM und die Nachdenkseiten?

  323. @ 361 … Linus…
    KenFm informiert nicht schlecht. Er trägt seinen Standpunkt vor, nennt dabei Quellen und weist noch darauf hin, dass die Leute bitte auch andere Medien zu Rate ziehen sollten. KenFM fordert sogar dazu auf, sich selbstständig eine Meinung zu bilden und nicht blind alles zu glauben, was er formuliert. Es ist zu vermuten, dass die Mehrheit des KenFM-Publikums dies auch tut.

    KenFM, Nachdenkseiten, Spiegelfechter, Propagandaschau und viele andere Alternativmedien können nicht das leisten, was die Mainstream-Medien an Informationsvielfalt anbieten. Dazu fehlen ihnen die Ressourcen.
    Vielmehr berichten diese Medien eher selektiv, themenzentriert und bisweilen auch einseitig. Gegenwärtig können deshalb Alternativmedien kein Ersatz sein für die oftmals desinformierenden sowie manipulierenden Mainstream-Medien.
    Das ist bedauerlich.

    Es fehlt eine Organisation, welche eine Zusammenarbeit der großen Alternativmedien ermöglicht. Dann könnten die gemeinsamen Ressourcen effektiver genutzt werden. Dann wäre es vielleicht möglich. eine echte Konkurrenz zu den traditionellen Verlagshäusern zu generieren und insgesamt umfangreich zu allen wesentlichen gesellschaftlichen Themen zu berichten.

    Es wäre schön, wenn Herr Niggemeier etwas in dieser Art anstoßen und in die Wege leiten könnte, um die Situation zu verbessern. Er ist ein angesehener Journalist und könnte mit seiner Strahlkraft dazu beitragen, dass eine sinnvolle Organisation der Alternativmedien gelingt.

  324. Über KenFM könnte man seitenlange Abhandlungen schreiben, unter anderem darüber, dass er eben nicht nur irgendwie informiert, und eine bequellte Meinung vertritt, sondern ganz dezidiert uralte Klischees als aktuelle Kapitalismuskritik verkauft. Amis böse, Rothschild zieht die Fäden und wir werden alle vom raffenden Kapital an der Leine durch die Gegend geführt. Dazu noch das Gerede davon, dass Zugvögel demokratisch kaum bis Sylt kämen und Rockefeller Hitlers Panzer vollgetankt hat. Politik für Leute, die sich nicht für Politik interessieren, aber eliten- und intellektuellenfeindlich wie sie sind, in Sachen Welterklärung lieber einem eitlen Radiomenschen, als Leuten vertrauen, die sich damit irgendwie auskennen. Aber das würde hier zu weit führen.

    In einem Punkt darf ich es aber trotzdem konkret wagen, Ihnen zu widersprechen: Diejenigen, die sich durch KenFM informiert oder vermeintlich angeregt sehen, plappern wortwörtlich seine Texte nach. Wortwörtlich. Und wortwörtlich werden seine Appelle an das Selberdenken wiederholt. Das ist so unfassbar lächerlich, dass sich Monty Python schon vor 40 Jahren drüber lustig gemacht haben. Gut, das kann man ihm jetzt nicht persönlich vorwerfen, das sagt aber eine Menge über seine Leser- und Zuseherschaft aus. Mit den Nachdenkseiten, dem Spiegelfechter und der Propagandaschau ist es tendentiell ähnlich. Auf facebook kommen dann noch anonymous-kollektiv und andere selbsternannte Infokrieger mit ihren exklusiven Wahrheiten dazu. Da ist ist nichts mit Selberdenken. Da ist nur Angst, Hass und Ahnungslosigkeit.

    Und von wegen Organisation: Diese ganzen Alternativmedien sind nichts anderes, als eine kritische Begleitung der sogenannten Systemmedien. Oder berichtet KenFM neuerdings persönlich aus Odessa? Nein. Da fehlen nicht nur die Ressourcen. Das ist überhaupt eine ganz andere Sportart.

  325. @ 363 …Linus…
    Sie machen einen ziemlich frustrierten Eindruck und betonen vorwiegend nur das Negative. Das ist schade.

    Soweit ich KenFM kenne, hat er sich früher intensiver als heute mit verschwörungstheoretischen Überlegungen befasst. Dabei argumentierte er schon damals im Regelfall recht eng an Beweisbarem orientiert und hat sich meistens nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt. Heute konzentriert er sich mehr auf Fakten und hält Abstand von allzu spekulativen Hirngespinsten. Er ist diesbezüglich reifer geworden.

    Ich kenne sein Publikum nicht besonders gut. Der Kommentarbereich zu seinen Videos ergibt ein durchwachsenes Bild. Da finden sich teilweise recht fanatische Leute, teilweise ziemlich abgehobene Esoteriker, aber zu einem großen Teil auch relativ gut informierte und interessierte Zeitgenossen.

    Es ist wohl wahr, dass manche Alternativmedien ein Tummelplatz für Verschwörungstheoretiker, Halbinformierte und Wichtigtuer sind. Insofern kann ich Ihre Frustration und Enttäuschung nachvollziehen. Das Bild hat sich jedoch geändert. Mittlerweile finden sich zunehmend seriöse Leute in diesem Bereich. Sowohl die Macher werden professioneller als auch das Publikum anspruchsvoller.

    Manche Alternativmedien haben durchaus das Potential, sich langfristig gegenüber Stern, Spiegel & Co. durchsetzen.
    Schlechter als die Bildzeitung informieren schon heute viele Alternativmedien nicht. Sogar hinsichtlich des sprachlichen Ausdrucks hat ein Teil des Mainstream-Journalismus bereits erheblich an Qualität verloren. Manche Bild-Artikel haben das Sprachniveau der Grundschule – das ist nicht immer Absicht.

    Bei den Alternativmedien sehen Sie das Schlechte und betonen es wieder und wieder. Hingegen fällt Ihnen kaum auf, wie inhaltlich und sprachlich miserabel der Mainstream-Journalismus teilweise geworden ist. Da finden sich des Öfteren Tippfehler, stilistisch unglückliche Ausdrucksformen, Wortwiederholungen, leeren Phrasen, völlig einseitige und verschwörungstheoretisch anmutende Argumentationen.
    Dabei ist Herr Niggemeier eine große Ausnahme. Die breite Mehrheit seiner Kollegen erreicht weder sein sprachliches noch sein inhaltliches Niveau.

    Es gibt auch heute noch sehr gute und informative Berichte in den Mainstream-Medien – sogar in der Springerpresse. Jedoch ist überall in meinen Augen ein klarer Abwärtstrend bemerkbar. Hingegen verbessern sich einige Alternativmedien kontinuierlich.
    Diese Entwicklung ist nachvollziehbar: Während die Mainstream-Journalisten zunehmend karriereorientiert sind, ein sicheres Einkommen anstreben und opportunistischer werden, sind nicht wenige Macher der Alternativmedien sehr stark durch aufklärerische Gedanken inspiriert. Zudem hilft das Journalismus-Studium heute nicht mehr so sehr wie früher, genügend Kompetenz und Qualifikation, einen beachtlichen Wissensvorsprung auf diesem Gebiet zu erwerben.

    Sehr viel bedeutsamer und wichtiger als die bisher diskutierten Alternativmedien sind Vlogs auf Youtube. Auch hier hat ein bemerkenswerter Wandel eingesetzt. Da machen manche Youtuber schon heute dem Fernsehen starke Konkurrenz mit Einschaltquoten von einigen Hunderttausend bis hin zu 1 Million Zuschauern je Sendung. Das sind keine Peanuts mehr sofern die Einschaltquoten der großen Fernsehsender damit verglichen werden. KenFM ist dabei noch ein relativ kleines Licht.
    Youtuber wie LeFloid produzieren regelmäßig informative Sendungen, welche allerdings eher dem Infotainment zuzuordnen sind. Sogar Lets Player mit Millionenpublikum wie Gronkh oder Pietsmiet gehen dazu über, gelegentlich politische und gesellschaftliche Themen zu besprechen. Diese Tendenzen verstärken sich und damit bekommt das Fernsehen massive Konkurrenz hinsichtlich der medialen Berichterstattung.

    Junge Menschen orientieren sich zunehmend an Youtube und die Youtube-Stars sind ihnen schon heute wichtiger als Popstars.

    Das ist natürlich nicht alles nur positiv und es gibt bisweilen Fehlentwicklungen. Es bleibt jedoch bemerkenswert, dass es einen starken Wandel gibt und dabei ist sicherlich nicht alles so miserabel wie Sie es – schon beinahe unbeirrbar – darstellen mögen.

    Auf jeden Fall sind die klassischen Medien und der Mainstream-Journalismus bei Weitem nicht so großartig im Verhältnis zu allem anderen wie Sie es sich scheinbar von ganzem Herzen wünschen. Es wirkt auf mich, als seien die konventionellen Medien so etwas wie ein Steckenpferd von Ihnen. Sie sind damit aufgewachsen und mögen das alles gerne idealisieren – früher war alles besser, nicht wahr?

  326. @Auceza, Call me names! call me names!, Linus, Nobilitatis, Stefan Niggemeier, Stefan Pannor
    Nachdem ich größtenteils als Beisitzer dem interessanten Diskurs folgen durfte – möchte ich gerne folgende Frage einbringen:

    Wie erklärt sich die damit nachgewiesene Dasein der Firmen und auch dass diese durchaus Aufträge bekommen und ausführen:
    „Das Geschäft mit den Jubelpostern“
    http://fm4.orf.at/stories/1749054/

    Richtig ist, dies ist keine neue Erkenntnis, dass diese Firmen existieren und auch „Werbung“ betreiben, Marketing, Meinungsbildung, Meinungsbeeinflussung und Propaganda. Jeder kann das entsprechend seiner eigenen Weltanschauung benennen, wie er mag. Fakt ist damit doch ebenfalls, dass diese Jubelposter existieren – und wahlweise Produkte, Politik, Meldungen, Nachrichten oder auch Weltanschauungen in Sinne ihrer Arbeitgeber respektive Auftraggeber promoten, pushen oder dissen – damit beeinflussen. Viele dieser kleinen Nebenschauplätze in die Informationsbeschaffung oder auch -manipulation sind längst nicht mehr Theorie sondern Praxis. Das große Wort Verschwörung hat damit kaum was zu tun. Es ist die Praxis von Aufträgen, Bedürfnis, Nachfrage und Bedarf. Während es Staaten gibt in denen diese Jubelposter, -perser oder (intellektuellen) Schläger von staatlicher Seite organsiert auftreten, lagern andere Wirtschaftsformen dies auf den „freien selbst regulierenden“ Markt aus.
    Was eine offizielle Nachfrage für solche Dienstleistungen aussagt, ist wohl auch kaum von der Hand zu weisen. Die Manipulationen finden unter unserer aller Augen statt.

    Suggestivfragen, -aussagen, -antworten et al.:
    Oder etwa nicht und diese Firmen arbeiten alle auf Testservern? Oder in einer anderen Galaxie? Wäre solch ein Denken nicht weltfremd, diese Punkte noch zu negieren? Noch vor Snowden, etwa vor 2 Jahren wurden Menschen mit diesen Aussagen über Jubelschreiberlinge beschmunzelt – doch leider erinnert sich nun von den Schmunzlern keiner mehr daran.
    Eine interessante Entwicklung, nicht?
    Warum ist es eine menschliche Eigenschaft Möglichkeiten auszuschließen – aus Gefühl („weil das einfach nicht sein darf“), weniger aus Faktenlage?
    Weil es das Leben einfacher macht?!

  327. „KenFm informiert nicht schlecht.“

    Stimmt: KenFM informiert gar nicht. Medienkompetenz: KenFM ist ein Meinungsportal. Die Trennung zwischen Information und Meinung scheint allerdings eine der Hauptschwächen bei vielen Laien-Medienkritikern zu sein.

    „Es wäre schön, wenn Herr Niggemeier etwas in dieser Art anstoßen und in die Wege leiten könnte, um die Situation zu verbessern. “

    http://www.Krautreporter.de

    Allerdings fürchte ich, da ja dort auch Ulfkotte anständig verrissen wurde, dass Ihnen dieses Portal und Stefans Arbeit dort mittelfristig gar nicht zusagen wird.

    Kritiker treten nicht nach unten. Der Aufstieg der sogenannten Alternativmedien wie DWN, PS, KenFM bedeutet eben auch, dass man sie jetzt in aller Fairness mal so in der Kritik anfassen kann, wie sie es IMHO verdient haben.

    @Dank: was exakt hat das vorgetäuschte Userverhalten mit dem Thema hier – Journalistenverhalten – zu tun? (Gut, manchmal könnte man annehmen, KenFM, Propagandaschau, DWN und andere schicken auch ihre Horden los, um Debatten zu beeinflussen. Aber hey, DAS wäre natürlich paranoid, und jeder aufrechte DWN-Leser würde sich dagegen verwehren: manipulieren tun nur die Journalisten, aber doch nicht die ehrlichen Alternativmedien. Die schicken nur Abmahnungen an andere für Sachen, die sie selbst tun.)

  328. „Soweit ich KenFM kenne, hat er sich früher intensiver als heute mit verschwörungstheoretischen Überlegungen befasst. Dabei argumentierte er schon damals im Regelfall recht eng an Beweisbarem orientiert und hat sich meistens nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt. “

    Sie meinen, außer als er z.B. implizit den Holocaust geleugnet hat? Das war ganz nah am Faktischen?

    Vllt. genügt ja „recht eng“ nicht. Vllt. sollte man den Boden des Faktischen gar nicht erst verlassen. Und vllt. sollte man Leute nicht schönreden, deren Metaphern so auch in „Mein Kampf“ stehen.

    PS: „Sie sind frustriert“ o.ä. ist ad hominem. Nice style. Können Sie aber auch gerne mal lassen.

  329. @Auceza

    Wir habens hier anscheinend mit deutlich gefühlten Unterschieden zu tun. Ich sehe das, was ich sehe. Und ich sehe an Brüllportalen wie KenFM, DWN, Propagandaschau und mit Abstrichen Nachdenkseiten nichts positives. Und ich kenne die Argumentation, ich sei ja frustriert, weil ich immer was zu kritisieren hätte zur Genüge von Leuten, die mir erzählen, ich solle mal selber nachdenken, um dann völlig merkbefreit Naziseiten zu verlinken und als Entschuldigung anzugeben, die Wahrheit werde ja nicht dadurch schlechter, weil die falschen Leute sie erzählen. Das ist ungefähr so, als lobte ich die NPD dafür, dass sie ja wenigstens was gegen Kinderschänder haben, nur um halt mal was positives zu sagen.

    Die sogenannten Alternativmedien befriedigen ein Bedürfnis. Das ist so. Ein Bedürfnis, dass von den Mainstreammedien nicht befriedigt wird. Das hat natürlich auch unter anderem damit zu tun, dass es sich manche Journalisten sehr gemütlich gemacht haben in ihrer überschaubaren Welt. Das hat aber noch viel mehr damit zu tun, dass der Leser merkt, er kann dem post-Kalten-Krieg-Gestrüpp nicht ganz folgen, hat aber ungefähr 20 Jahre Geschichts- und Gemeinschaftskundeunterricht verpasst. Anstatt aber jetzt in die Tiefe zu gehen, was unfassbar viel Zeit und Geduld erfordern würde – nicht umsonst gibt es Leute, die sowas lange Jahre studieren – einigt man sich auf das Oberflächliche und belässt es leider dabei.

    Das Blöde daran ist, dass dieses ahnungslose Geschrei eine wirkliche fundierte Auseinandersetzung mit jedewedem Thema wie z.B. der deutschen Medienlandschaft verhindert. Genau wie KenFM und seine Apologeten mit ihrer vermeintlichen Kapitalismuskritik so tun, als habe es Marx nie gegeben und sich trotzdem in einer irgendwie linken Tradition sehen. Und solange die Mediamärkte an Weihnachten mit denselben Leuten bevölkert sind, die ansonsten gerne mal schreien, wie wir alle von „denen da oben“ ausgebeutet und verarscht werden, kann ich in solcherlei Meinungen nichts positives entdecken. Zumal sie sich en gros – wie Stefan Pannor zurecht anmerkte – vor allem nach unten richtet. Das ist Egoismus in Reinkultur und damit systemerhaltend und mitnichten systemkritisch. Mit Frust hat das nicht wirklich was zu tun. Höchstens mit Fassungslosigkeit über soviel eitle nach außen gekehrte Dummheit.

  330. Ach, und es gibt auch übrigens ein Mißverständnis, was „Fakten“ angeht. Es ist Fakt, dass Polen vor den Deutschen 1938 mobil gemacht hat. Und meinetwegen ist es auch ein Fakt, dass Rockefeller Hitlers Panzer aufgetankt hat. Viel wichtiger ist aber doch: Was sagen mir diese Fakten und wie bewerte ich die? Und bekomme ich von den selbsternannten Alternativmedien nur hämisches Geschrei.

  331. @ 365 …Dank…
    Ich stimme mit Ihnen überein, dass es Einflüsse von PR-Agenturen auf die mediale Berichterstattung gibt. Dies ist mittlerweile schon mehr als ein offenes Geheimnis.
    Das Problem dabei ist, den genauen Umfang der Einflussnahme im Einzelfall nachzuweisen. Sogar ein Blick auf das Impressum einer Website hilft da nicht unbedingt weiter.

    Gerade die „geschickte“ Vermengung von PR-Anteil und „seriöser“ Berichterstattung verschlechtert vermutlich langfristig die Glaubwürdigkeit involvierter Medien. Am Ende könnten die manipulierenden Plattformen sukzessiv ihr Publikum verlieren, weil sich diese Praxis natürlich auch dem Publikum bemerkbar macht.
    Wohin genau die Reise geht, wird die Zukunft zeigen.

    Grundsätzlich ist die Gefahr natürlich vorhanden und ich habe ebenfalls die fundamentale Problematik des werbefinanzierten Journalismus bereits erwähnt. Tatsächlich fehlen im Internet gegenwärtig ausgereifte Modelle zur Finanzierung des klassischen, reinen Journalismus wie wir ihn aus den Printmedien kennen.
    Die konventionelle Abo-Finanzierung scheint mir eher ein Auslaufmodell zu sein.

    Insgesamt kann aktuell relativ wenig gegen diese Misstände unternommen werden, weil es im Internet sowohl an alternativen Finanzierungsmodellen als auch an Transparenz fehlt. Deshalb kann die von Ihnen angeführte und durchaus berechtigte Kritik nur bedauernd zur Kenntnis genommen werden.

  332. @ 368 … Linus…
    Sie scheinen geradezu schreckliche Erfahrungen mit den Alternativmedien gemacht zu haben. Das tut mir sehr leid.
    Nazi-Seiten und Faschisten-Propaganda mag ich nun nicht zu den Alternativ-Medien zählen. Da wäre vielleicht eine Begriffsabgrenzung erforderlich.

    In meinen Augen sind Alternativ-Medien Websites, welche sich um eine halbwegs objektive Perspektive bemühen und dabei nicht zu sehr einer bestimmten Ideologie zuneigen. Dabei klammere ich alle grundgesetzwidrigen Ideologien vollständig aus. Faschistoide Websites beispielsweise betreiben keinen Journalismus sondern sind schlichtweg kriminell.

    Sie argumentieren plötzlich recht ideologisch und erwähnen Marx, Kapitalismuskritik sowie Diskussionen um den 2. Weltkrieg. Diese Debatten gibt es. Allerdings ist dies nun ein weites Feld.
    Ohne jetzt allzu detailliert auf alle Ideenlehren einzugehen, mag ich grundsätzlich festhalten, dass diese ganzen ideologischen Erklärungsversuche von gestern sind.
    Sie entstammen Zeitaltern, in denen nicht einmal die größten Propheten technische Innovationen wie das Internet in angemessener Weise auch nur angedacht haben.
    Deshalb ist es schon recht kühn und konstruiert, von diesen veralteten Lehren befriedigende Lösungen für unsere gegenwärtigen Problemlagen zu erwarten.
    Meines Erachtens leben wir in einer Zeit, welche dringend neue ideologische Ansätze bräuchte. Diese könnten durchaus Bezug nehmen auf ihre Vorgänger. Mit Hilfe neuer Gedankengebäude wären wir erst befähigt, unsere Probleme terminologisch begreifbar und rational lösbar zu machen.
    Weil wir uns gegenwärtig auf der Suche nach neuen Weltanschauungen befinden, ist es nicht so arg dramatisch, wenn die Protagonisten Marx und Hegel nicht auswendig gelernt wiedergeben können. Philosophie ist ohnehin schon zu sehr zur Philosophie -Geschichte an den Universitäten verkommen.

    Es ist wahr, dass jeder Autor einen ideologischen und auch einen soziologischen Background hat. Wer dies leugnet, beginnt bereits mit der Täuschung des Publikums. Deshalb sollte es weniger das Ziel eines Journalisten sein, sämtliche Überzeugungen beim Schreiben über Bord zu werfen sondern vielmehr klug die eigene Subjektivität bewusst zu reflektieren und nicht unerwähnt zu lassen.

  333. @368
    Mal eine Frage: Welche Kriterien setzen Sie denn bei der Seriosität einer Quelle an, insbesondere bei „Alternativmedien“?
    Kann der Ursprung der Quelle, wenn klar erkennbar ist, von wem die Nachricht oder eher Bewertung der Nachricht kommt, heutzutage noch ein generelles Ausschlusskriterium sein? Oder aber im Gegenteil gar eine Qualitätsgarantie?
    Ich denke, das funktioniert nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel) und ich nehme an, dass Sie nicht in jedem Fall nach Analyse des Urhebers schon entscheiden, ob die Einzelquelle seriös ist oder nicht.
    Was ist denn dann bei Ihnen der zweite Schritt (nach Befassung mit dem Urheber) um die Quelle zu gewichten?
    Ich muss das nicht zwingend von 368 (Linus) hören, das würde mich auch bei anderen interessieren. Bei 368 interessiert es mich aber gerade ganz besonders.

  334. Journalismus ist ein Handwerk. Es darf sich zwar jeder Journalist nennen, aber dennoch würde ich grundsätzlich vor allem Laien stärkeres Misstrauen entgegenbringen. Nicht weil sie Laien an sich sind, sondern weil sie oftmals das Handwerk nicht beherrschen. Also die Fähigkeit, journalistische Quellen zu werten und gewichten, Fragen zu stellen, Abläufe und Argumente zu strukturieren, sprachlich konkret zu werden, Fakt und Meinung zu trennen uvm.

    Und aus Mediennutzersicht, also bei der Verwertung von Sekundärquellen: Quellen, deren Gewichtung auf Meinung statt Information liegt (KenFM etc.) sind schlechte Quellen. Quellen, die keine eigenen Recherchen anstellen (können) oder das Recherchehandwerk nicht verstehen, etwa weil sie nur googeln und sonst nichts, sind keine Quellen. (Googeln kann ich auch.) Quellen, die Hatespeech anwenden, sind keine Quellen.

    Leute, die sich selbst zu der Nachricht machen, die sie produzieren, sind keine Quellen. (Da fällt KenFM schon wieder raus.)

    Und dann fallen eben schon mal einige der sog. Alternativmedien raus. Insofern: der Urheber kann sich diskreditieren, ja. (Sie werden das vermutlich gleich in ein Argument gegen sog. Mainstreammedien umbiegen.) Das tut er aber sehr viel häufiger aus rein formaler Sicht. Weil selbst dem besten Journalisten Fehler unterlaufen, kann ein Fehler eine Quelle nicht per se diskreditieren. Gute Quellen bemessen sich am Umgang mit der Realität, und das schliesst die Aufbereitungsform mit ein: die Trennung von Information und Kommentar, die Trennung von Redaktion und Werbung, die klare Benennung der Quellen (großer Mangel bei der DWN), die sprachlich faire Aufbereitung (Schaum vorm Mund ist kein Accessoir).

    Viele dieser sog. Alternativmedien sind demnach keine Quellen. Ich weiss nicht, für mich ist da ein absolut offensichtlicher Unterschied zw. z.B. Hardy Prothmann und Michael Maier, nicht als Mensch, sondern darin, welche journalistischen Produkte sie verantworten: der eine macht sauberen Journalismus, der andere… eher nicht so. Und ich frag mich, wie man das nicht sehen kann.

  335. @JUB 68

    Was Stefan Pannor sagt. Wobei mich eben auch wundert, wie man bestimmten Vlogs, Blogs und sonstigen Seiten einfach mal so Kompetenz zugesteht, obwohl die so völlig offensichtlich nichts anderes sagen, als „Haha, guck mal wie doof“ und tendentiell einen absolut skandalisierenden Ton haben. Das kann nur am confirmation bias liegen. Man betrachtet Franz-Josef Wagner schliesslich auch nicht als seriöse Quelle, warum soll man das nun ausgerechnet bei Ulfkotte tun?

    Und um eine Quelle zu gewichten bzw. sie zu überprüfen, hilft oft einfaches googeln. Nicht immer ist eine vermeintlich exklusive Sichtweise oder Quelle ein Siegel für Seriosität. Im Gegenteil. So ist zum Beispiel das oft rumgereichte Zitat des Nestlé CEOs über das Grundrecht auf Wasser schlicht ein Fake. Das hindert aber Schreihals-Blogs nicht, das konsequent als Enthüllung weiter zu präsentieren.

  336. #373: Quellen sind Urheber von Informationen. Nachdem man eine Information erhält, sollte man sie bewerten und einordnen. Wen man als „unglaubwürdig“ bewertet, wird nicht automatisch „keine Quelle“, weil man sonst oft gar nicht berichten könnte. Beispielsweise ist „SOHR“ (Syrian Observatory for Human Rights) eine solche offensichtlich unzuverlässige Quelle, die trotzdem regelmäßig und umfangreich zitiert wird.
    Die Hauptarbeit, die Journalisten leisten sollten, ist eigentlich diese Bewertung. Sie leben von ihrer Glaubwürdigkeit. Die geht in den Keller und den Journalisten geht es immer schlechter. Kein Wunder, dass sich – mutmaßlich – manche alternative Finanzierungsquellen erschließen.

  337. Für den Mediennutzer ist das journalistische Produkt die Quelle. Ich differenziere das, weil hier Journalisten und Mediennutzer aufeinanderprallen und schon regelmässig etwa KenFM als Informationsquelle genannt wurde. Danke für die Aufmerksamkeit.

  338. Danke für die Antworten:
    @373
    Warum sollte ich das in ein Argument gegen etablierte Medien (die ich bislang auch nicht Mainstreammedien geannt habe) umwandeln? Und da Nutzer, Konsumenten oder wie auch immer Meinungen haben, die sie sich aus den Medien bilden bzw. einfach nur übernehmen, interessiert mich halt, wie sie für sich die Seriosität einer Quelle bewerten. Ihre Antwort (zugespitzt):
    Sie können es gar nicht, weil Sie das Handwerk nicht gelernt haben.

    @373, 374
    Ich beschäftige mich zunächst mit Ursprung der Quelle, dann analysiere ich den Text, Was ist Fakt (Berichtsform), was ist Bewertung (Erörterung, sofern sie im Text überhaupt stattfindet)? Komme ich hierbei zu der Erkenntnis, dass ausschließlich Bewertung, aber keine Fakten im Text auftauchen, ist die Quelle (für mich) im Regelfall nicht mehr relevant. Ich würde dann noch nicht mal sofort sagen unseriös, aber eben nicht relevant. Gibt es Fakten, prüfe ich die, soweit möglich nach, wenn’s irgend geht, mehrfach.
    Stimmen die Fakten, vergleiche ich die Bewertung in der Quelle mit anderen Bewertungen (unter Nutzung meiner subjektiven Erfahrungen und meiner Allgemeinbildung).
    Bei Linus‘ Einleitung in Kommentar 368 fiel mir auf, dass ich (abgesehen von der brachialen Formulierung), das sehr ähnlich sehe. Insbesondere die Nachdenkseiten schwanken in der Art der Beitragsabfassung stark und er macht auch bei denen „Abstriche“, also räumt Postives ein. Auf der Propagandaschau habe ich (soweit ich dort was gelesen habe) immer nur Texte gefunden, die nur bewerten, aber gar nicht berichten.
    Meine größte Schwierigkeit derzeit ist es, für mich einen Strich zu ziehen, wann sich eine Quelle derart diskreditiert hat, dass allein ihr Name ausreicht, um mich wissen zu lassen, dass ist Schrott. Oder andersrum, eine Quelle kommt mit Ihrem Namen allein bei mir an: Das ist vertrauenswürdig.
    Linus‘ fällt das scheinbar leichter. Und er kommt zum selben Eindruck wie ich auch.
    Das war der Hintergrund für meine Frage, nichts anderes, Herr Pannor.

  339. @ 373 … Stefan Pannor…
    Gute Quellen, schlechte Quellen.
    Alle Quellen, welche Sie verwenden können, sind von äußerst subjektiven Menschen gemacht.
    Sie tun geradezu so, dass es da gute (objektive) und schlechte (subjektive) Quellen gibt.
    Es gibt so wenig gute Menschen und schlechte Menschen wie es gute und schlechte Quellen gibt – sofern eine Bewertung auf der Grundlage eines bestimmten Weltbildes unterlassen wird.
    Erst durch Ihre höchstpersönliche Wertung werden Quellen gut oder schlecht.
    Hören Sie bitte damit auf, Ihre äußerst subjektive Bewertung stets als gute Meinung zu verkaufen. Das ist doch ziemlich egozentrisch, oder?

    Für Sie ist vermutlich alles, was dpa veröffentlicht, eine objektive, großartige Quelle. Dann haben Sie nicht verstanden, wie dort oftmals „Nachrichten“ zustande kommen.

    Alle Quellen bedürfen einer gewissen Vertrauensbasis und einer Bewertung.
    Was als wirklich gut oder wirklich schlecht angesehen wird, bleibt deshalb stets und in jedem Fall eine subjektive Entscheidung.
    Ihnen missfallen KenFMs Quellen? Ok. Das ist eine subjektive Entscheidung.
    Mir gefallen KenFms Quellen? Ok. Das ist eine subjektive Entscheidung.
    Sie sind ok und ich bin ok… können wir uns da endlich einigen?

    Bei einer genauen Analyse können sich manche Quellen als in sich widersprüchlich ergeben. Es kann auch ein Widerspruch zu anderen Quellen entdeckt werden. Dann muss hier erneut subjektiv gewichtet werden. Wem vertraue ich mehr?

    Und das gilt alles auch und sogar für das wissenschaftliche Arbeiten mit Quellenangaben, welches nun dem journalistischem Handwerk wenigstens ebenbürtig ist. Ich habe bereits dargelegt, dass es um einen Konsens und nicht um irgendeine „absolute“ Wahrheit dabei geht. Dieser Konsens kann angezweifelt werden im Rahmen einer zunehmenden Medienskepsis.

    Wir diskutieren hier nicht physikalische Größen und Gesetze, welche durch Experimente mittels eines Falsifikationsprozesses widerlegt werden können. Sondern wir thematisieren einmalige Vorgänge, die von einigen Menschen beobachtet und weitervermittelt worden sind.

    Ihnen ist irgendwie da die wissenschaftstheoretische Grundlage bei Ihrer Argumentation abhanden gekommen.
    Für Sie gibt es Autoritäten, die als gute Quellen fungieren, und eben den ganzen anderen Kram. Da hat die Sozialisation bei Ihnen besonders gut funktioniert und die Bestrafungen während Ihrer Schulzeit wirken noch nach. Aber gerade heute werden Autoritäten – auch die Oberlehrer – vielfach zurecht angezweifelt und gelten damit logischer Weise für einige Menschen als schlechte Quellen.
    Das ist für Sie vielleicht unfassbar.
    Das kann ich sogar verstehen, weil Derartiges immer unfassbar war für manche Menschen während der gesamten Geschichtsschreibung.
    Die Kommunisten konnten auch nicht fassen, dass die Sowjetunion zusammengebrochen ist.

    Nur weil Frau Merkel gesagt hat: „Uns geht es gut in Deutschland“, ist das nicht wahr, auch wenn Sie das vielleicht sehr gerne – ohne jeglichen Zweifel – glauben mögen. Sie mögen dies glauben, weil möglicherweise Frau Merkel eine von Ihnen angebetete Autorität ist. Für andere ist das Gerede der Bundeskanzlerin vielleicht keine seriöse Quelle. Wieder andere mögen sogar bezweifeln, dass sie das in dieser Weise formuliert hat. Wieder andere beweisen ihnen, dass Merkels Rede gefälscht worden sein könnte.
    Was ist nun wahr? Die Arbeitslosenstatistik? Die politische Meinung von Gabriel? Das erste Kapitel eines VWL-Lehrbuches? Welche Quelle ist davon seriös?

    Bei Ihnen ist noch nicht richtig angekommen, dass die Mainstream-Medien einen Vertrauensverlust haben und damit selbstverständlich deren Quellen und Arbeitsweise zurecht angezweifelt werden. Natürlich nicht von Ihnen. Sie können das nicht fassen.
    Das habe ich verstanden.

    Wie befinden uns gerade WEGEN des Internets in einem gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozess an dessen Beginn alle „Wahrheitsquellen“ angezweifelt werden und an dessen Ende vermutlich wieder neue Autoritäten und damit „Wahrheitsquellen“ stehen.
    Noch wichtiger: Wir haben aktuell eben gerade keine von einer eindeutigen Mehrheit der Menschen anerkannten Kriterien, um etwas als „gute“ Quelle zu bezeichnen.

  340. @Stefan Pannor
    „was exakt hat das vorgetäuschte Userverhalten mit dem Thema hier — Journalistenverhalten — zu tun?“
    Zuerst scheint der Einwand nicht ganz unberechtigt, aber dazu aus dem FM4-Artikel:
    „Professionell für Geld gejubelt werde auf den Websites von Tageszeitungen, in Onlineforen, und in Social Networks wie Facebook und Twitter.“
    Die Journaille bekommt damit mit Jubelpostern genau was? Recht und Zustimmung (oder im Umkehrschluss: Ablehnung und Gegenwind) – Kommentare – egal in welche Richtung- der User haben sehr wohl Einfluss auf das Denken den Schreiber. Einige der schreibenden Zunft werden sicher über sachliche mit Quellen hinterlegte (auch konträre) Kommentare nachdenken und auch ihre Ansichten (die auch in die Inhalte der nächsten Artikel tendenziell einfließen) dementsprechend neu justieren, wenn Fleisch an der Aussage der User ist. Nicht? Dann ist es verwunderlich, dass nun fast Panik oder zumindest Unverständnis in den Redaktionsstuben herrscht, was gerade eben mit „ihrer“ Deutungshoheit passiert – da haben wohl nun die Nicht-Jubel-Poster etwas ausgelöst. „Der Mensch, ein beeinflussbares Wesen.“ Journalisten sollten sich wieder zu dieser Spezies zählen, würde das ganze Prozedere einfacher gestalten.
    Eine Ecke weiter gedacht: Warum lassen sich Auftraggeber in „Staatsunternehmen und Parteien“ (aus dem FM4-Artikel) finden? Natürlich geht es primär um die Einflussnahme auf die anderen Leser, Wähler oder im anderen Fall Konsumenten. Aber auch der Verfasser durch hochprofessionell angewiesene Jubelzustimmer wird mit Hilfe von „persönliche Briefings und Unterlagen“ (aus dem FM4-Artikel) beeinflusst, wenn er beispielsweise verteidigt wird oder sogar Zuspruch bekommt. Dazu muss der Beauftrage der genannten Firma Mhoch3 sehr wahrscheinlich auch seine Postings, als auch den dazugehörigen Artikel protokollieren, damit eine Arbeitsanweisung als erbracht angesehen werden kann, was nicht ausschließt, dass nächstes mal beim Versand der Pressemitteilung ein bestimmter Adressat durch den Auftraggeber in den Medien bevorzugt wird, weil er tendenziell besser die Belange des Auftraggebers der Jubelposter-Firma vertritt. Vielleicht gibts auch eine persönliche Einladung an den Pressetisch (früher Katzen-) beim nächsten Galadinner?
    *Es gab wissenschaftliche Tests mit einer Gruppe Testpersonen in denen eine Person durch den Testaufbau von allen anderen in ganz einfachen Fragen dazu gebracht wurde, gegen ihren eigenen Menschenverstand, der Gruppe in einer offensichtlich falschen Aussage, zuzustimmen. Interessant – nicht? Das Ganze nennt sich Perzeptionsmanagement (PM) aka Wahrnehmungsmanagement (http://de.wikipedia.org/wiki/Perzeption) – durch Wahrnehmung entsteht persönliche Wahrheit sprich Wahrheitsmanagement. Hier sind Masseverhältnis der Meinungen, als auch die Steigerung und Wiederholung der neu zu „sendenden“ Meinung wichtig. Funktioniert einwandfrei – scienceprooft praktisch – immerhin das.
    *Auch ist spätestens seit Ed Snowden ebenfalls bekannt, dass Online-Polls oder auch Postings von der NSA (und anderen) durchaus nachjustiert werden können – gar kein Problem. Diese Dinge finden bereits statt und funktionieren in der „unpersönlichen Webwelt“ noch besser als im Gruppentest der Wissenschaftler, da sonst eine Anwendung kaum stattfände oder erwägt würde. „Jede Technik die verfügbar ist, wird auch eingesetzt.“ Da braucht gar niemand Fantasie oder Verschwörungstheorien aufwenden, was es denn alles geben könnte, denn bereits das Existierende reicht vollends. Weniger sollen dadurch die Journalisten als Opfer dargestellt werden, als viel mehr gezeigt werden, dass es gerade ihrem Berufsstand, in genau diesen Themen obliegt, solche Manipulationen oder auch die Versuche zu erkennen, publik zu machen, Transparenz zu schaffen und nicht totzuschweigen. Mit dem Vorspielen der Unfehlbarkeit verliert sich die Glaubwürdigkeit. Spätestens bei Blankfeins (Goldman-Sachs) Aussage „Ich bin ein Banker, der Gottes Werk verrichtet“ zerbrach für viele die Glaubwürdigkeit der Banken bzw. derer Manager. Die Journaille gebärt sich „als wäre sie der Griffel des Herrn“ und das ist nicht mehr zeitgemäß in Zeiten des salopp gesagten „Mitmachnetzes“. Viele User arbeiten bereits für die Medien mit, doch diese verpassen es dieses Potential zu nutzen, sondern verstimmen die Privatrechercheure, die Gegner, Neutralen, aber auch die Wohlgesonnenen mit reaktionärem Gegensteuern.
    *Bei Thema Quellen hat sich der Mainstream ja gerade in Bezug auf Krisen die letzten 15 Jahre nicht besonders mit Ruhm bekleckert, oder? Da wird schnell mal eine Nachricht irgendeines Krisencenters oder auch Politikers nach Gutdünken dank dem Copy&Paste Journalismus mit Hilfe der Presseagenturen lanciert. Zwar wird mit kleinen Worten (mittlerweile) relativiert – oft zum Artikelende hin – aber die Headlines sprechen eine andere Sprache… Je reißerischer, desto mehr Leser. Wirklich? Nur ein Strohfeuer! Und dann wundern, warum die Glaubwürdigkeit der Presse leidet. Bereits alternative (ebenfalls den gleichen Sachverhalt bestätigende) Meldungen zu googeln scheint genau hier in der Redaktionen zu viel verlangt und übersteigt den Horizont oder ist dem Kostendruck zum Opfer gefallen, der nebenbei bemerkt, von den Journalisten selbst viel zu schwach in Frage gestellt wird.

    @ Linus
    Grundsätzlich gilt: Die Wahrheit wird nicht durch deren Herkunft negiert.
    *Von einem Lob (schon gar nicht ideologischer Natur) ist keine Rede. Nur zu widersprechen aus Reflex, ist nicht zielführend – es geht nicht darum Lob oder „Recht haben“ auszusprechen, sondern Wahrnehmung und Illusion von der Begrifflichkeit der Wahrheit, zu trennen. Mehr nicht. Im Diskurs wäre diese Handhabung durchaus ein Mittel nicht im klein-klein hängenzubleiben. Und mit einer weißen Weste oder falschen Verständnis hat eine einzelne Wahrheit sicherlich auch nichts zu tun. An der Stelle nur kurz gesagt, dass es neben faschistischen Ideologien auch noch einige andere menschenverachtende gibt – Ideologien können auch in der Wirtschaft ihren Platz einnehmen…
    *In dem Zusammenhang wäre es auch interessant die Konsumentenpreise an die, der Nachbarländer Deutschlands anzupassen, besonders was Lebensmittel betrifft, um das Empfinden für korrekte Löhne und Gehälter in Deutschland zu schärfen. Kann sich jeder selbst ein Bild machen, wie stark der reale Lohnanstieg der letzten 20 Jahre war und wie sehr der Binnenkonsum in diesem Zeitraum anstieg. Vergleichen und nachforschen erwünscht. Vielleicht hilft das auch Aussagen wie:
    „Und solange die Mediamärkte an Weihnachten mit denselben Leuten bevölkert sind, die ansonsten gerne mal schreien, wie wir alle von „denen da oben“ ausgebeutet und verarscht werden, kann ich in solcherlei Meinungen nichts positives entdecken.“
    neu einzuordnen. Stichwort Wachstumsmantra – aber bitte nur für die Industrie und Produktion. Und eigentlich sollten das die Lohnschreiber schon am eigenen Umfeld gemerkt haben, wohin das ganze in einer neoliberalen Welt (dieser Art) driftet, wenn der Markt über die Konsumenten (mehr bleibt nicht vom Menschen) richtet, nicht umgekehrt. Dann erfolgt vielleicht auch eine Neubewertung der unleidlichen GdL-Berichterstattung.
    * Dass eine Privatisierung der Wasserwirtschaft in einigen großen Städten mit einer Wiederverstaatlichung ob den begangenen Schwachsinnigkeiten bei Instandhaltung und Preisgestaltung der Privatunternehmen endete, wird ausgeblendet? Warum der Staat die Digitalisierung Deutschlands vorantreiben muss, obwohl der Sektor Telekommunikation privatisiert „scheint“, bleibt ebenfalls ein Rätsel. Ähnlich verhält es sich mit den Kosten der atomaren Resteentsorgung. Sorry, das ging ja schon wieder gegen „die da oben“… aber es war zu verführerisch um es nicht demagogisch zu platzieren.
    @ Auceza
    Stimmt, für komplizierte Probleme gibts leider keine einfachen Lösungen, aber Transparenz und echte Selbstreflexion ohne Abwimmeln durch Diffamierung der eigenen Leser wäre sicher ein Anfang um Vertrauen zurückzugewinnen.
    „ganzen ideologischen Erklärungsversuche von gestern sind.“
    Absolut! Wiederholend (siehe oben): Links, rechts, prowestlich, prorussisch, islamisch, christlich, schwarz, weiß — e g a l. Keine Referenz, keine Existenz, kein Vision — das beinhaltet nichts mehr – schockierend für einige, aber diese ideologischen (als auch religiösen) Schemata sind mit „Neuland“ in Frage gestellt und keine Schublade mehr. Der letzte Absatz @371 ist mehr als korrekt! Die Suche in Neuland hat begonnen – schönerweise macht es keinen Sinn hier Claims abzustecken, denn diese können morgen schon im Nirwana liegen und keinen mehr interessieren…

    @JUB 68
    Ob allgemeines Markendenken sich auf Medien anwenden lässt, bin ich mir ebenfalls nicht sicher. Natürlich bekommt der Nutzer nach dem fünften Bericht mit dem er dank Quellenforschung nicht übereinstimmen kann, den Eindruck, dass er hier wohl falsch beraten – benachrichtet – unterrichtet ist. Eine Fall-zu-Fall-Beurteilung scheint dennoch zielführender zu sein, was auch viele immer noch mit den etablierten Medien durchexerzieren, sonst hätten deren Zugriffe und Verkaufszahlen sicher noch mehr gelitten und weitere Journalisten und Zuarbeiter wären „für den Arbeitsmarkt freigesetzt worden“. Dieses Neolib-Neusprech ist einfach eine so positive Sprache!

    **
    Die ganze Diskussion bringt für die Medien bei gleicher Reiserichtung keinen Vorteil – denn die Gläubigen nahmen ab – und bei weiterem Fehlverhalten und auch Erforschung von Neuland wird sich dies fortsetzten oder sogar verstärken. Das ist Fakt und kann nicht weggeredet oder mit verschwörungstheoretischen Ansätzen verjagt werden.

  341. Eine für unsere Zeit äußerst vielsagende Wahrheit habe ich viele Jahre, bevor das in den Leitmedien auch nur ansatzweise thematisiert wurde, im SPON-Forum erfahren, und diese Nachricht hatte damals jedes Gefühl in mir, dass es etwas äußerst Sonderbares damit auf sich hat mit diesem plötzlich auftetenden, politischen Gleichsprech à la „Sozial ist was Arbeit schafft!“ seit Anfang des neuen Jahrtausends, bestätigt..: Wo waren damals die „an den guten und besseren Quellen sitzenden Journalisten-Profis“, die uns darüber aufgeklärt hätten, das dieser Slogan und andere Slogans, die damals wieder und wieder widergekäut wurden, von der von einem Arbeitgeberverband gegründeten INSM stammt (bzw. einer PR Agentur im Auftrag der INSM )?
    Wo waren die „Besserinformierten“ die uns Leser darüber aufgeklärt hatten, dass damals in öffentlich rechtlichen Talkshows unter Umständen über die Hälfte der angeblich „kontrovers“ Debattierenden Botschafter, Berater oder Mitglieder des Fördervereins ein und derselben INSM waren?
    Wieso wusste man das im SPON Forum und konnte nichts darüber bei SPON lesen?

  342. @ 380 …call me names! call me names!…
    Das war mir nicht bekannt. Das ist eine interessante Geschichte.
    Es ist schon irgendwie merkwürdig, wie gerade bei wichtigen Themen plötzlich so gezielt manipulierend verfahren wird, während bei den unwichtigen Themen besonders genau auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Transparenz geachtet wird.

    Ich muss zugestehen, dass mich diese unselige Parole „Sozial ist, was Arbeit schafft!“ immer wieder an etwas ziemlich Grausames und Schlimmes aus der Zeit des 3. Reichs erinnert: „Arbeit macht frei!“
    http://www.reformiert-info.de/daten/Image/Bild_Upload_Orig/2326_org.jpg

    Wer die neoliberalen Theorien hinter der „Sozial ist, was Arbeit schafft!“ – Idiotie kennt und verstanden hat, könnte auf die Idee kommen, dass der inhaltliche Unterschied zur Parole der Nationalsozialisten keineswegs allzu groß ist.

    Müntefering erläutert die SPD-Devise noch einmal für das Prekariat:
    „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“.
    (quelle: http://www.wahl-stimmen.de/trans_html/012Der%20reine%20Wahlsinn/Schamlos.html)

  343. @Call me names! call me names!
    Da hatten wohl die Leitmedien das mit der Freiheit in Wort und Schrift im Forum doch wirklich getreu dem Liberalismus gehalten und unterschätzt, dass sie damit der von ihnen versehentlich nicht publizierten zweiten Wahrheit Tür und Tor öffnen und waren überrascht, dass sich die Portale auch zur Aufklärung in der breiten Masse nutzen lassen würden. Wie so oft waren die sachlichen Kommentare, oft mit Kritik und Tiefgang erhellender als die Artikel selbst. Diese Erkenntnis hat nun die Redaktionsstuben vollends erreicht, dass diese pösen anti-journalistischen bezahlten Tolle wahrlich Rechercheure, Stichwort- und Tippgeber sind und ihnen, den Herren der Informationsverbreitung, den Schneid im eigenen Revier abkaufen.

  344. Das folgende soll man Kompetenz von Journalismus und Leitmedien nennen? Das soll man nicht einen Zustand nennen, wo nur noch EINE EINZIGE „Wahrheit“ in allen solchen Medien verbreitet wird:

    BND zur Absturzursache von MH17: „Es waren pro-russische …
    19. Okt. 2014 … Wer hat MH17 über der Ostukraine abgeschossen? Der BND hat darauf offenbar eine eindeutige Antwort: „Es waren pro-russische …
    http://www.tagesschau.de/ausland/bnd-ukraine-101.html

    BND macht Separatisten für MH17-Absturz verantwortlich – Die Zeit
    19. Okt. 2014 … Der BND verfügt nach einem Medienbericht über Beweise, dass prorussische Separatisten MH17 abgeschossen haben. Die Beschuldigten …
    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-10/flug-mh17-bnd

    Flug MH17: BND: Prorussische Separatisten schossen … – FAZ.net
    19. Okt. 2014 … Flug MH17 BND: Prorussische Separatisten schossen Passagiermaschine ab. Nach Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes haben …
    http://www.faz.net/ aktuell/ politik/ ausland/ europa/ flug-mh17-bnd-prorussische-separatisten-schossen-passagiermaschine-ab -13217433.html

    Flug MH17: BND: Prorussische Separatisten schossen Flugzeug ab …
    19. Okt. 2014 … Für den Absturz der malaysischen Passagiermaschine MH17 in der Ostukrain soll nach Angaben des Bundesnachrichtendienstes angeblich …
    http://www.fr-online.de/ ukraine/ flug-mh17-bnd–prorussische-separatisten-schossen-flugzeug-ab, 26429068, 28773980.html

    MH17: Laut BND waren Separatisten für Absturz verantwortlich …
    19 окт 2014 … Wer steckt hinter dem Abschuss von MH17 mit 298 Toten in der Ostukraine? Der Bundesnachrichtendienst legt sich laut SPIEGEL fest: …
    http://www.spiegel.de/ politik/ ausland/ mh17-laut-bnd-waren-separatisten-fuer-absturz-verantwortlich-a-997885 .html

    Flug MH17: BND: Separatisten schossen Boeing ab – n-tv.de
    19. Okt. 2014 … Wer hat Schuld am Tod der 298 Menschen des Fluges MH17? Der BND verfügt offenbar über ausreichend Beweise, dass prorussische …
    http://www.n-tv.de/ politik/ BND-Separatisten-schossen-Boeing-ab-article13808021.html

    BND: Separatisten haben MH-17 abgeschossen | Aktuell Europa …
    19. Okt. 2014 … Der Absturz der malaysischen Passagiermaschine MH17 in der Ostukraine wurde nach Ansicht des Bundesnachrichtendienstes (BND) durch …
    http://www.dw.de/bnd-separatisten-haben-mh-17-abgeschossen/a-18006547

    BND macht Separatisten für Abschuss von Flug MH17 verantwortlich
    19. Okt. 2014 … Noch immer ist nicht offiziell geklärt, wer für den Abschuss von Flug MH17 in der Ukraine verantwortlich ist. Für den Bundesnachrichtendienst …
    http://www.tagesspiegel.de/ politik/ ukraine-bnd-macht-separatisten-fuer-abschuss-von-flug-mh17-verantwort lich/ 10858930.html

    MH17-Abschuss: BND sicher – Es waren pro-russische Rebellen …
    19. Okt. 2014 … Der BND ist sicher: Pro-russische Rebellen sind für den Absturz der malaysischen Passagiermaschine in der Ostukraine verantwortlich.
    http://www.bild.de/ politik/ ausland/ flug-mh-17/ bnd-sicher-es-waren-pro-russische-rebellen-38209546.bild.html

    Separatisten schossen laut BND MH 17 ab – Badische Zeitung
    20. Okt. 2014 … BERLIN (dpa/AFP). Die in der Ostukraine mit 298 Insassen abgestürzte malaysische Passagiermaschine MH 17 wurde nach Erkenntnissen …
    http://www.badische-zeitung.de/ ausland-1/ separatisten-schossen-laut-bnd-mh-17-ab–93135716.html

    Flug MH17: BND gibt prorussischen Separatisten Schuld an Absturz …
    19. Okt. 2014 … Bislang warfen sich die Konfliktparteien im Ukraine-Krieg gegenseitig vor, Flug MH17 abgeschossen zu haben. Ein BND-Bericht beschuldigt …
    http://www.stern.de/ politik/ ausland/ flug-mh17-bnd-gibt-prorussischen-separatisten-schuld-an-absturz-von-p assagierflugzeug-2146341.html

    Ukraine: BND hält wohl Separatisten für MH17-Absturz … – Heute
    19. Okt. 2014 … Wer hat Flug MH17 über der Ukraine abgeschossen? Diese Frage beschäftigt Experten seit Monaten. Der Bundesnachrichtendienst hält …
    http://www.heute.de/ absturz-von-flug-mh17-ueber-der-ukraine-bundesnachrichtendienst-bnd-h aelt-offenbar-prorussische-separatisten-fuer-verantwortlich-35501744. html

    … und so kann man immer weiter machen …

    Bis man genötigt ist, die Arbeit der Journalisten SELBST in die Hand zu nehmen und sich zu informieren, was der Herr vom BND wirklich vorgetragen hat und man muss fündig werden leider beim als PROPAGANDAMEDIUM bezeichneten RiaNowosti, die im Gegensatz zu allen diesen deutschen Leitmedien die Verbalnote des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichen, welche deutlich ausspicht, dass in DER PRESSE der Vortrag des Repräsentanten des BND leider UNVOLLSTÄNDIG und UNDIFFERENZIERT widergegeben wird, ehe man die WAHRHEIT erfährt, nämlich hier:

    http://ria.ru/mh17/20141110/1032586092.html

    Ist das von mir geschilderte Verschwörungstheorie oder eine erkannte Verschwörungspraxis oder eine erkannte MASSENSCHLAMPEREI oder massenhafte FEIGHEIT von Journalisten in allen den von mir aufgezählten Medien und weiteren, wo kein einziger von den Leitmmedien in der Lage ist, sich diesem Einheitsbrei zu widersetzen?

    Kein einziger, derjenigen aus der obigen Liste, der es nötig hat, nach Herausgabe der Note 205-322.00 RUS des Auswärtigen Amtes, das „Ergebnis“ der UNVOLLSTÄNDIGKEIT und EINSEITIGKEIT zurecht zu rücken? Die Presse schweigt, wegen der sich das Auswärtige Amt dann gegenüber der Russischen Botschaft zu rechtfertigen genötigt sieht?

    Einfach dabei zu bleiben, was sie ALLE vorher völlig blindgläubig, ohne sich selbst zu kümmern, vom an den Spiegel durchgestochenen „Bericht“ FREIWILLIG und wie es aussieht GLÜCKLICH, das veröffentlichen zu können, übernommen haben?

    War ich konkret genug? Bin ich ein dummer Hansel, der nicht durchblickt, wie man sich im Informationsdschungel zurechtfinden muss? Wollen Sie mir, Herr Journalist, der hier so viele Kommentare postet, wirklich sich anmaßen, mir oder anderen vorzuschreiben, wie ich nach Informationen zu suchen habe? Mir, der ich in 30 Jahren DDR-Lügen top konditioniert bin, zwischen ALLEN damaligen Lügenzeilen zu lesen?

    Bin ich gar ein VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER, wenn ich langsam an meine Grenzen gerate, neben meiner Berufstätigkeit die Arbeit der Journalisten für mich, meine Kinder, Verwandten, Freunde und Kollegen am Feierabend übernehmen zu müssen?

    Kann mir irgendjemand schlüssig erklären, warum das nötig ist, damit z.B. meine Kinder und Enkel nicht verblödet werden, sondern ich sie lieber mit einer korrekteren Abbildung der Wirklichkeit aufwachsen sehen möchte?
    Warum ist das so, dass ich das nötig habe, warum tut es DIE PRESSE nicht?

  345. @ 383 …Gerhard_S…
    Ich möchte Ihnen gerne mit den Worten eines Journalistenverstehers Ihre verzweifelte Frage beantworten:
    „Journalismus ist ein Handwerk. Es darf sich zwar jeder Journalist nennen, aber dennoch würde ich grundsätzlich vor allem Laien stärkeres Misstrauen entgegenbringen. Nicht weil sie Laien an sich sind, sondern weil sie oftmals das Handwerk nicht beherrschen. Also die Fähigkeit, journalistische Quellen zu werten und gewichten, Fragen zu stellen, Abläufe und Argumente zu strukturieren, sprachlich konkret zu werden, Fakt und Meinung zu trennen uvm.“ ff.
    Stefan Pannor… Beitrag Nr. 373

    Hingegen denke ich, dass des Öfteren heutzutage die journalistischen Qualitäten der Medienmacher massiv überschätzt werden und die aktuell grassierende Medienskepsis durchaus berechtigt ist.
    Es gab immer wieder Fälle, in denen die Mainstream-Medien unvollständig, falsch und manipulierend agiert haben. Bis zu einem gewissen Grad kann das toleriert werden. Jedoch ist die Geduld der Menschen nicht unbegrenzt.
    „Irgendwann ist das Fass übergelaufen, irgendein Ereignis war dann für den einen oder die andere einfach zu viel. Und so haben sich nach und nach die Leute abgewendet.
    Der eine früher, die andere später.“
    Auceza… Beitrag 314

  346. @ Auceza
    @ 380 …call me names! call me names!…
    Das war mir nicht bekannt. Das ist eine interessante Geschichte.
    Es ist schon irgendwie merkwürdig, wie gerade bei wichtigen Themen plötzlich so gezielt manipulierend verfahren wird, während bei den unwichtigen Themen besonders genau auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Transparenz geachtet wird.

    Ist schon krass, oder? Inzwischen ist das schon viel bekannter – auch „Zapp“ informiert immer mal wieder darüber – und die Leitmedien betonen mittlerweile soger, wenn sie INSM Studien veröffentlichen, dass es sich hierbei um eine Lobby-Gruppen Studie handelt.

    …Wenn ich allerdings Anfang dieses Jahrtausends meine Beobachtung geäußert hätte, das auf einmal sonderbar viele Politiker aus unterschiedlichsten Parteien plötzlich mit nahezu identischen Parolen aufwarten und auf mich fast schon wie von aus einem Guss ferngebrieft wirkten, mit ihrem Sozialabbau und Reform Karma, dann hätte Stefan Pannor mir wahrscheinlich einen Doktortitel in Verschwörungstheorie verliehen;)

  347. @Auceza @Call Me Names @Gerhard S.

    Finden Sie es nicht bezeichnend, dass Sie was von Medienkompetenz erzählen und von ihrem sorgfältigem Umgang mit Quellen und dem Abwägen, Textexegese undsoweiterundsofort, aber anscheinend noch nicht mal nicht in der Lage sind, zu erfassen, um was es in den Kommentaren, gegen die Sie hier so vehement anschrei(b)en, eigentlich geht?

    Sie wollen nichts verstehen. Sie wollen glauben. Hier schreibt niemand „Hurra, alles super und alle, die das jetzt doof finden, sind Putin“. Das ist aber genau das, was Sie fortwährend all denen unterstellen, die sich nicht auf eine Grabrede für den klassischen Journalismus einlassen wollen, nur weil ein Spinner wie Ulfkotte das gerne hätte. Das geht ja schon so weit, dass ich mir Gedanken darüber mache, ob ich tatsächlich mal irgendwo geschrieben habe, ich fände Merkel oder den BND oder Obama oder sonstwen super. So ein gequirlter Scheiss, mit Verlaub. Lernen Sie lesen, bevor Sie andere darüber belehren, sie bräuchten eine neue Brille.

  348. @ 386 … Linus…
    Wir missverstehen uns, Linus. Ich sehe im Wesentlichen die Dinge genau so wie Sie.
    Guter Journalismus ist möglich in den etablierten Medien und passiert auch immer wieder. Alternative Medien sind gegenwärtig vielfach unreif und machen noch Anfängerfehler.

    Aktuell häufen sich in den Augen vieler Beobachter die Fehlleistungen der Mainstream-Medien und es grassiert eine Medienskepsis.
    Wieso? Weshalb? Warum?
    Dies versuchen wir hier zu klären.

    Es hilft nichts, die Medienkritik zu leugnen oder zu verharmlosen.
    Wir haben ein echtes gesellschaftliches Problem. Dies kann nicht nur damit begründet werden, dass viele Menschen irgendwie zu wenig Medienkompetenz haben.
    Dann würde sich nämlich folgende Frage stellen: Warum eigentlich?

    Sollten die Medien nicht dabei helfen, für mediale Probleme zu sensibilisieren und Medienkompetenz auf diese Weise aufbauen?
    Dies würde sogar im Interesse der Journalisten selbst liegen, wenn sie davon überzeugt sind, ihre Berichterstattung sei von besonderer Qualität. Sofern dabei geholfen würde, Medienkompetenz systematisch zu entwickeln, wäre logischer Weise das Publikum den Leserverstehern dankbar.
    Irgendetwas läuft nicht optimal.

  349. @383
    Auch wenn wir uns alle schon wiederholen:
    Keiner hier hat bestritten, dass die Berichterstattung gerade bezogen auf die Ukraine durch die etablierten Medien mangelhaft war.
    Auch der Herr Journalist nicht.
    Nur über die Ursachen dafür, und über die Frage, ob man die Pressehäuser der Massenmedien am besten jetzt schon niederbrennen sollte, gehen die Meinungen auseinander.
    Dass Kinder mit einer korrekten Abbildung der Wirklichkeit aufwachsen, ist nun mal Aufgabe der Eltern und der Schule, nicht der Presse.
    Es wäre schön, wenn die Presse dazu Ihren Beitrag leisten würde, aber einen Bildungsauftrag hat sie nicht.

  350. „Aktuell häufen sich in den Augen vieler Beobachter die Fehlleistungen der Mainstream-Medien und es grassiert eine Medienskepsis.
    Wieso? Weshalb? Warum?
    Dies versuchen wir hier zu klären.“

    Haben sie je „Don Quijotte“ gelesen? Das mit den Windmühlenflügeln? Ist ganz am Anfang, und der Roman lohnt sowieso im Ganzen.

  351. „Eine Frage des Vertrauens: Warum stehen die Medien unter Generalverdacht?“
    Was ist Ihre Antwort? Und was wären Punkte, die speziell den WDR betreffen?

    Die aktuelle Medienskepsis ist ein vielschichtiges Problem. Gegenwärtig ist es vermutlich nicht möglich, alle Aspekte dieses Phänomens übersichtlich und vollständig darzustellen.
    Die Diskussion hier berührte diverse Problemlagen, welche direkt und indirekt mit der wachsenden Misstrauen bezüglich der konventionellen Medien zusammenhängen. Hier und dort wurden einzelne Zusammenhänge angenommen und etwas umfangreicher besprochen.

    So habe ich mich zunächst schwerpunktmäßig an der Debatte um die Verschwörungstheorien im Netz beteiligt. Verschwörungstheorien befeuern gelegentlich die Medienskepsis, weil sie andauernd auf Widersprüche in der Berichterstattung hinweisen. Zudem liefern sie noch Erklärungsmodelle, welche eine systematische Zusammenarbeit der Medien mit „nebulösen“, im Geheimen agierenden Gruppierungen beschwören. Auf diese Weise können sie Misstrauen schüren.

    Außerdem wurde der Fragestellung nachgegangen, inwieweit das Internet nicht nur hinsichtlich der herkömmlichen Massenmedien sondern auch bezüglich der gegebenen gesellschaftlichen Machtstrukturen Spannungen erzeugt. Immerhin könnte die Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auch mitverantwortlich für die Medienskepsis sein – sofern den Medien eine Kooperation mit den Mächtigen unterstellt wird.

    Eine weitere Problemlage scheint mir der akute Mangel an befriedigenden Finanzierungsmodellen für den Internet-Journalismus zu sein. Solange diese Frage nicht gelöst ist, bleibt die Qualität der Berichterstattung gefährdet. Damit nimmt vermutlich auch sukzessiv die Unzufriedenheit mit den journalistischen Produkten zu.

    Innerhalb der Mainstream-Medien findet oftmals eine umfangreiche inhaltliche Meinungszensur statt. Dies ist womöglich eine bedeutsame Triebfeder wachsender Medienskepsis.

    Die Fehlleistungen der Mainstream-Medien haben sich in den Augen zahlreicher Beobachter in den letzten Jahren massiv erhöht. Dadurch erlitten Verlage und Sendeanstalten einen enormen Vertrauensverlust und das Image der gesamten Branche verschlechterte sich.

    Alternativmedien könnten im Grunde an die Stelle der traditionellen Leit-Medien treten und unter Umständen die Medienskepsis mildern. Jedoch verfügen Alternativmedien oftmals weder über eine ausreichende personelle noch eine befriedigende materielle Ressourcenausstattung, um mit den Mainstream-Medien effektiv konkurrieren zu können. Deshalb tendieren möglicherweise Alternativmedien zu einer gewissen Einseitigkeit und fokussieren stark auf Einzelprobleme. Diese teilweise überzogene Fixierung könnte auch begründen, weshalb die Unzufriedenheit mit dem medialen Angebot sowie das Misstrauen insgesamt zunehmen.

    Schließlich ist die Einflussnahme auf die Berichterstattung durch PR-Agenturen ist nicht immer unbemerkt geblieben und hat zu Glaubwürdigkeitsverlusten beim Publikums geführt.

    Es folgt eine Übersicht der von mir besprochenen Themen rund um die Medienskepsis:
    1. Gekaufter oder korrupter Journalismus? – Beitrag Nr. 22
    2. Internet verlangt neue Machtstrukturen & Reaktanz des Establishments – Beitrag Nr. 103
    3. Liefern Verschwörungstheorien befriedigende Erklärungsmodelle? – Beitrag Nr. 121
    4. Verschwörungstheorien aufgrund der Verweigerung von Transparenz – Beitrag Nr. 129
    5. Verschwörungstheorien bei Einführung neuer Kommunikationstechnologien – Beitrag Nr. 296
    6. Neue Finanzierungsmodelle für den Internet-Journalismus erforderlich? – Beitrag Nr. 207
    7. Wahrheit und Lüge – Beitrag Nr. 236
    8. Zensur im Internet… Problem und Lösungsansätze – Beitrag Nr. 259 + Nr. 261
    9. Journalistische Inszenierung und Medienskepsis – Beitrag Nr. 310 + Nr. 314 + Nr. 319
    10. Zwei Thesen zum Aufblühen der Verschwörungstheorien – Beitrag Nr. 349
    11. Die Qualität von Alternativmedien – Beitrag Nr. 362 + Nr. 364
    12. Einflüsse von PR-Agenturen – Beitrag Nr. 370
    13. Ideologien und Internet – Beitrag Nr. 371
    14. Gute Quellen, schlechte Quellen im Internet – Beitrag Nr. 378
    15. Von Journalistenverstehern und Leserverstehern. – Beitrag Nr. 387

    Speziell über den WDR fand meines Wissens keine Debatte statt…
    Gibt es denn dort Skandale, über die noch diskutiert werden könnte?

  352. @Auceza

    Speziell über den WDR fand meines Wissens keine Debatte statt…

    Unfug. Geben Sie mal WDR in die Suchfunktion hier auf der Seite ein. Nur so für den Anfang.

  353. Hallo,

    obwohl sonst nur über wissenschaftliche Themen publiziere, habe ich die Unausgewogenheit in der Medienberichterstattung nie so deutlich wahrgenommen wie heute, und meiner Empörung darüber
    in zwei Artikeln Ausdruck verliehen:

    http://www.spiegelfechter.com/wordpress/129050/ihr-seid-doch-nicht-das-volk

    http://www.heise.de/tp/artikel/42/42531/1.html

    Unabdingbar für eine funktionierende vierte Gewalt finde ich aber den Dialog mit den Lesern.
    Als besonders bedenklich empfinde ich nun die Entwicklung in den sogenannte „Leitmedien“, die Kommentare zu gängeln, wie es Paul Schreyer dokumentiert:

    http://www.heise.de/tp/artikel/43/43319/1.html

    Sie sollten dies zu einem zentralen Thema machen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Alexander Unzicker

  354. @ 386 Linus,

    Werter User Linus,
    Sie hatten mich neben anderen Usern mit angesprochen. Schön, dass Sie meinen Kommentar gelesen haben. Damit ich Ihre Antwort, da sie ja auch an mich gerichtet war, besser verstehen kann, könnten Sie bitte nähere Erläuterungen im Kontext meines Kommentars #383 geben, auf den Sie reagierten, und zwar zu folgenden mir noch unklaren Punkten:

    1.) Ich zitiere: „… nicht mal nicht in der Lage sind, zu erfassen, um was es in den Kommentaren, gegen die Sie hier so vehement anschrei(b)en, eigentlich geht?“
    Macht mein Kommentar den Eindruck, dass sein Inhalt ausdrückt, dass ich z.B. Ihre Kommentare nicht verstehe? Hatte ich nicht über m e i n e Erfahrungen und Recherchen und meinen Schlussfolgerungen daraus geschrieben oder doch gar, ohne es vielleicht selbst zu merken, über z.B. Ihre Kommentare? Falls ich mich irre, zeigen Sie mir dies bitte konkret auf.

    2.) Ich zitiere: „Sie wollen nichts verstehen. Sie wollen glauben.“ Auch das ist eine Aussage, über die ich mir Sorgen mache, denn ich bin immer beunruhigt, wenn ich etwas nicht verstehe. Auch ist es mir ein großes Bedürfnis, nicht leichtgläubig zu sein. Da ich eine Riesenliste aufgeführt habe, wo ich darlege, nicht leichtgläubig zu sein, kam es mir so vor, als ob ich da eigentlich nicht so gefährdet bin. Auch zu dieser Ihrer Aussage wäre es nett, wenn Sie mir aus der von mir vielleicht noch nicht erkannten Bredouille helfen könnten?

    3. Ich zitiere: >>Hier schreibt niemand „Hurra, alles super und alle, die das jetzt doof finden, sind Putin“. Das ist aber genau das, was Sie fortwährend all denen unterstellen … <<.
    Da haben Sie vielleicht, jemandem der anderen beiden gemeint, die Sie gleichzeitig mit mir ansprachen? Denn ich habe nochmal nachgelesen, ob ich jemandem unterstellt hätte, er würde behaupten: "Hurra, alles super … und Ihr seid Putin". Ich habe nochmal lange in meinem Text nachgesucht, aber eine solche U n t e r s t e l l u n g ist mir denke ich nicht rausgerutscht. Wahrscheinlich haben Sie mich nicht gemeint, es war wohl mein Username schlecht von den zwei anderen so mitten im Text zu trennen, schätze ich mal. Aber deren Texte wollte ich nun nicht auch noch durchsuchen. Machen Sie sich weiter keine Sorgen, wenn dem so sein sollte mit dem schwierigen Abgrenzen, können Sie mir das ruhig mitteilen, ich mache mir dann nicht weiter das Herz schwer.

    4.)Ich zitiere: "So ein gequirlter Scheiss, mit Verlaub. Lernen Sie lesen, bevor Sie andere darüber belehren, sie bräuchten eine neue Brille.". Als ich diese Sequenz las, wäre mir wirklich fast meine Brille heruntergefallen. Aber wegen der gequirlten Scheiße überall, wäre sie wahrscheinlich weich gefallen. Das war jetzt mein Versuch, Ihre humoristische Seite ein bisschen mit anzusprechen. Denn weil ich diesen Part überhaupt nicht verstehe, kann ich es mir nur so erklären, dass das von Ihnen als kleine witzige Auflockerung des doch ansonsten sehr ernsthaft von Ihnen geführten Kommentars gedacht war. Sagen Sie mir einfach Bescheid, ob ich richtig liege, denn auch ich als ernsthafter Mensch bin doch beim Lesen von Kommentaren hin und wieder sehr zum Lachen aufgelegt.

    Nochmal vielen Dank, dass Sie sich meinem Kommentar so intensiv gewidmet haben.

  355. @Stefan Niggemeier

    Es würde reichen, wenn Journalisten, ich nenne jetzt bewusst keine Namen von ARD- oder ZDF-Reportern, ehrlich über das berichten würden, was vor Ort passiert. Und nicht etwa durch weglassen, Dinge verzerren. Das war höflich geschrieben.

    Wo bleibt das Nachhaken zu den hundert Scharfschützen-Opfern des Maidans? Zu den wahren Vorgängen beim Odessa-Massaker? Zur Wahrheit des MH-17-Abschusses?

    Die Herabwürdigung Russlands und speziell Putins begann nicht erst dieses Jahr. Die begann mindestens schon im Jahr 2008: Das denkwürdige, propagandamässig geschnittene Interview von Herrn Roth von den Tagesthemen mit Putin zum Georgien-Konflikt. Ein Spiegel-Journalist schrieb im Jahr 2011 von Putin-Verstehern. Die diesjährigen olympischen Winterspiele waren in den Berichten von ARD und ZDF mit jeder Menge abwertender Kommentare gespickt. Faschisten, sogar in einer Regierung sind auf einmal harmlos, die willkürliche Verjagung eines gewählten Präsidenten ist nicht weiter der Rede wert. Eine Sezession wird zu einer Annexion etc. pp.

    Wo bleibt der Aufschrei gegen TTIP speziell? Da geht es u.a. um die Gesundheit aller Europäer, also auch die Gesundheit der Kinder und Verwandte der Journalisten! Das sind übrigens nicht nur die amerikanischen Konzerne, die hier Druck für TTIP machen!

    Die vier großen Spitzenverbände BDI, BDA, DIHK und ZDH wollen den SPD-Politiker dazu bringen, die von diesem bislang abgelehnten Investorenschutzvereinbarungen doch zu akzeptieren,
    n-tv.de/wirtschaft/Wirtschaft-knoepft-sich-Gabriel-vor-article13926516.html

    @Stanz

    “ Du wirst es ja wissen: Mathias Bröckers ist jemand, der davon überzeugt ist, dass der 11. September nicht das Werk islamistischer Terroristen war, sondern eine große Verschwörung. Das ist eine so spinnerte, hanebüchene, absurde Vorstellung, “

    Physik war nicht Ihr Lieblingsfach, oder?
    Hier ist eine sehr gute Vorlesung zum Thema Hochhausbrände und Wirkweise von Sprengstoffen (allerdings auf Englisch):

    Prof. Dr. Niels Harrit about nanothermite on 9/11
    http://www.youtube.com/watch?v=N6kJ4EpmMw0

    Und lassen Sie bitte die Holocaust-Keule unter ihrem Mantel versteckt, wenn Sie ernst genommen werden wollen.

    @Thorium
    Russland hat die Krim nicht annektiert. Punkt. Sie, die Bevölkerung der Krim, hat sich sezessiert und Russland angeschlossen.

  356. @50, Müller

    „Abgesehen davon, dass die ominöse (und auf Radaraufzeichnungen nicht existente!) ukrainische Su-25 nicht in der Lage ist eine auf Reiseflughöhe & mit Reisegeschwindigkeit fliegende 777 abzufangen, da sie als Erdkampfflugzeug konstruiert wurde, “

    Wenn Sie nur mal die Wikipedia-Artikel zu Su-25 gelesen hätten, dann wüssten Sie, dass es verschiedene Versionen der Su-25 gibt, mit verschieden starken Triebwerken, und dass es dabei auch mindestens eine Version für die Ukraine gibt, die eine ausreichende Höhe für den Abschuss von zivilen Passagiermaschinen erreichen kann:

    „Su-25 M1 – Ukrainisches Modernisierungsprogramm aus dem Jahre 2010. Dies beinhaltet…Selbstverteidigungssysteme und die auch in der der Su-39 bzw. Su-25TM verwendeten R-195-Triebwerke…. Die ersten Flugzeuge wurden 2011 an die ukrainische Luftwaffe übergeben.

    Daten der Su-39
    Dienstgipfelhöhe: 12.000 m
    Triebwerke: zwei Tumanski R-195-Strahltriebwerke
    Schubkraft: 2 × 42,13 kN“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Suchoi_Su-25

  357. @Gerhard S.

    Ach, sehen Sie mal an, und ich dachte, Ihr Kommentar sei sowas wie die verärgerte Reaktion auf andere Kommentare gewesen. Wenn Sie sich aber einfach nur mal so über die gleichgeschalteten Medien auskotzen wollten, ziehe ich das natürlich zurück.

  358. @ alle
    Ich halte es für wichtig, dass an dieser Stelle die Diskussion zur aktuellen Lage der Medienskepsis fortgesetzt wird. Vielleicht ist es sogar angemessen, für diese wichtige Debatte ein besonderes Forum einzurichten, Herr Niggemeier.

    Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich die Debatte zerfasert und immer wieder dieselben Problemlagen bemerkt und angedacht werden, ohne dass die Diskussion weiter in die Tiefe gehen kann und am Ende für alle Menschen fruchtbare Ergebnisse produziert.

    Die aktuellen Phänomene innerhalb der Medienbranche sind kein Thema neben vielen anderen. Sie sind in meinen Augen das zentrale Thema der Gegenwart.

    Bei jeder Debatte – gleichgültig zu welchem Missstand – wird die grassierende Medienskepsis zunehmend an Bedeutung gewinnen und sich in unterschiedlichster Weise teilweise – auch unterschwellig – äußern.
    Deshalb wird es vermutlich immer schwieriger, andere Themen sinnvoll zu besprechen, solange die Gesprächsbasis für jeden freiheitlichen Diskurs innerhalb unserer Gesellschaft derart massiv gefährdet ist.

    Wir brauchen dringend eine umfangreiche Form von Metakommunikation.

  359. @393 Alexander Unzicker

    Lieber Herr Unzicker,

    als Physiker sollte Ihnen klar sein, dass ‚Beweise‘ überprüfbar sein müssen. Und sie sollten vielleicht einmal in Ihre Überlegungen aufnehmen, dass russische Medien gezielt und orchestriert lügen und fälschen. Sie glauben mir nicht? Dann bitte auf Telepolis (müsste für Sie unverdächtig sein) dieser Diskussion folgen.

    Ich verweise nochmals auf die sehr aufschlussreichen Recherchen wg. MH17 bei Bellingcat

  360. @Auceza

    Das ist Ihnen hier noch nicht Meta genug? Zentrales Thema der Gegenwart ist eher die um sich greifende Dummheit, gepaart mit unglaublichem Egoismus. Wohlgemerkt auf allen Seiten. Alles andere ist nur ein Symptom.

  361. Stephan Becker:
    Wenn jemand, und wenn es noch so intellektuell daherkommt, hartnäckig aus einer Annexion einen anderen Tatbestand machen will, braucht er sich nicht zu wundern, wenn alle anderen Dinge, die er anspricht, mit denselben Augen wahrgenommen werden. Menschen neigen zu konsistenten Einschätzungen. Dinge, die man auch als Laie einschätzen kann (Besetzung eines Territoriums z.B., ohne staatsrechtliche Kenntnisse auch gut erkennbar) zeigen dann bei anderen Dingen, wo man sich nicht so sicher wäre, in welche Richtung diese Behauptungen beurteilt werden (dann muss alles andere auch Propaganda oder Quatsch sein).

  362. @Exloc #400
    Ich finde es ziemlich unfair von Ihnen, dem Herrn Unzicker gegenüber zu behaupten, er würde Fake-Beweise zitieren oder denen glauben. Haben Sie denn nicht gelesen, dass er geradezu das Gegenteil tut, dass er auftritt gegen das Behaupten, Zitieren oder Aufzeigen völlig unbewiesener sogenannter Tatsachen? Gerade ihm, der genau dieses viel ausführlicher als wie Sie in Ihren Kommentaren bisher verurteilt hat, werfen Sie das vor?
    Manchmal verstehe ich die Argumente nicht mehr.
    Kein Mensch würde auf die Idee kommen, diese Quatsch-Email von diesem George Bilt mit dem offensichtlich nach meiner Einschätzung erstellten Photoshop-Bild, auf welches das russische 1. Fernsehprogramm wegen des sich Verlassens auf eine unprofessionelle und schlampige Expertise des wohl unfassbar unfähigen „Experten“ des russischen Ingenieurverbands hereingefallen ist, Ernst zu nehmen. Nach einigen schnellen Recherchen zu Skeptikern, auf denen man sehr viele Indizien für die Photoshop-Tätigkeit sehen kann und auf deren Websites veröffentlicht ist, dass der Herr George Bilt selbst schon bedauert, sowas blödes gemacht zu haben.
    Und so wie ich in diesem Fall Unprofessionalität und journalistische Schlampigkeit resultierend aus blindem ideologischem Eifer verurteile, so hat auch Herr Unzicker solche schlimmen Zustände verurteilt, von denen man massig viel mehr in westlichen Medien, ebenfalls rsultierend aus blindem ideologischem Eifer nachweisen konnte.
    Wollen Sie wissen, warum ich von ideologisch verblendetem Eifer spreche. Dann hören Sie sich mal die „Gesprächspartnerin“ an, welche Stefan Niggemeier bei der WDR-Radiosendung vor die Nase gesetzt wurde.

  363. @Exlox: Entschuldigung habe mich bei Ihrem Namen vertippt. Übrigens, wer musste auch in diesem Fall wieder die Aufklärungsarbeit übernhmen? Das waren nicht die Ingenieure, Journalisten und sonstigen Profis, das waren wiederum engagierte Amateure, Blogger, Bildbearbeitungsfans usw.

  364. Das ganze Theater fing doch eigentlich schon damit an, dass Edward Snowden (was macht der jetzt eigentlich in Russland?) die Machenschaften der amerikanischen und britischen Geheimdienste aufdeckte und dann in Russland Asyl bekam. Spätestens seitdem schwelt doch der Konflikt zwischen den USA und Russland wieder. Da war erst einmal von der Ukraine noch gar nicht die Rede. Als es dann zum Umsturz in der Ukraine (wohlgemerkt einer gewählten Regierung) kam, äußerte Frau Timoschenko (von der man ja jetzt auch nichts mehr hört) den Wunsch, Putin mit der Waffe abzuknallen. Diese Aussage musste sie dann aber unter dem Druck der Öffentlichkeit wieder revidieren.

    Bereits im Jahr 2002 kündigte die USA den ABM-Vertrag auf. Sicher auch deshalb, um in Tschechien und Polen Raketensysteme installieren zu können. Dass diese natürlich auch auf Russland ausgerichtet werden können, nun ja … Da denkt man sich so seinen Teil.

    Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen und hatte dort sechs Jahre lang Russisch-Unterricht. Einige Brocken sind davon noch hängengeblieben. Deshalb ist es mir auch nicht entgangen, dass in einigen Berichten von der Krim Aussagen von dortigen Bewohnern bzw. Passanten schlichtweg falsch übersetzt wurden. Einige Male musste ich feststellen: „Das hat sie doch gar nicht so gesagt.“ Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist die Glaubwürdigkeit der westlichen Medien bei mir deutlich gesunken.

    Warum ist man eigentlich nie auf die Idee Putins eingegangen, auch Russland in die Europäische Union zu integrieren? Dies hat er bereits 2001 vorgeschlagen. Auch der Petersburger Dialog, der weiterhin stattfindet, hat diese Idee zum Thema. Und warum trifft sich der NATO-Russland-Pakt nicht mal zu gemeinsamen Gesprächen? Da könnten sicher einige Probleme ausgeräumt werden.

    Was mich auch sehr skeptisch stimmt, ist, warum es keine Informationen zum Abschuss von MH17 gibt. Wer hat da was zu vertuschen? Und vom MH370 ganz zu schweigen. Davon hört man seit Monaten nichts mehr. Ein Glück, dass Russland viel zu weit vom potenziellen Abschussgebiet entfernt liegt, sonst würde man dies Putin bestimmt auch noch in die Schuhe schieben.

    Auch das Verhalten der G20 Länder (und hier insbesondere auch das Ausladen Putins aus der G8) ist für mich unverständlich. Warum muss man Putin so ins Abseitsdrängen, wie es auf dem Gruppenfoto zum Ausdruck kommt? Genauso hat man es ja auch in Sotschi gemacht, wo kaum ein Politiker als Gast anwesend war. Ist das die feine englische Art? Wo bleibt dann heute der öffentliche Aufschrei, dass die Republikaner eine Novellierung des Geheimdienstgesetzes verhindert haben? Warum wird in dieser Hinsicht Obama nicht mit Sanktionen, beispielsweise durch die EU, gedroht? Und wie sieht es mit seinem Wahlkampfversprechen aus, Guantanamo zu schließen? Auch hierzu fällt von offizieller Seite her kein Wort mehr.

    I

  365. @402:
    Sehen Sie? Und Sie verwahren sich reflexartig gegen den Gedanken, dass es auf der Krim mglw. tatsächlich KEINE Annexion gab.
    Der Tatbestand ist nämlich mitnichten klar, auch nicht für Völkerrechtler. Mir ist kein Leitmedium bekannt, welches mal diesen Vorgang objektiv ohne eigene Meinungseinfärbung dem Publikum rübergebracht hätte. Also die extrem wichtige Vorgeschichte der Krim, der Status innerhalb der Ukraine, die Zusammensetzung der Bevölkerung, der stetig geführte Russenhass, eine eindeutig illegitime Zentralregierung – Putschisten mit starkem faschistoiden Einschlag. Die Gesetze, welche durch diese Putschisten schon in der ersten Woche verabschiedet wurden.

    Nichts von dem erfuhr der Leser – und das soll Zufall bzw. mangelnde Sorgfalt sein? Wer mir das verklickern will, verkauft mich allen Ernstes für blöd.
    Hatte die Krim das Recht sich abzuspalten? Hatte sie. Hatte sie danach das Recht, sich einem anderen Staat anzuschließen? Ja! Hat sie die dafür notwendigen völkerrechtlichen gebotenen demokratischen Institutionen und Prozesse angewandt (Parlamentsdebatte, Beschluss, Referenden)? Ja, das tat sie.

    Weiterhin: Wann genau kamen russische Truppen auf die Krim, wie kamen sie dort hin und was taten sie dort genau? Ich kenne die Antwort, bitte recherchieren Sie selbst, all diese Infos sind ermittelbar und nachprüfbar. Welchen Status und welche damit verbundenen Rechte galten für die Krim? Auch das können Sie alles selbst herausfinden.

    Russland hat ohne Zweifel eigene imperiale Interessen – auch auf der Krim. Es hatte für Milliarden Dollar mit der Ukraine den Vertrag zur Nutzung des Marinehafens Sewastopol erst vor Kurzem verlängert. Damit wäre eine Annexion unter den gegebenen Umständen AUCH möglich (und für mich sogar verständlich!) gewesen. Russland ist genaus so wenig GUT wie es BÖSE ist. Das aber ist erfreulicherweise nicht passiert, denn so ging der Beitritt der Krim auch unblutig über die Bühne.

    All diese Informationen sind von keinem der Leitmedien sachlich objektiv rübergebracht wurden, auch nicht von den ÖR. Und das soll Zufall sein?
    Ein Journalist, welcher sein Handwerk ernst nimmt, muss doch in der Lage sein, Worte die er in den Mund nimmt, auch in ihrer Bedeutung zu verstehen, statt sie inflationsartig zu verwenden. Darum geht es aber gar nicht. Es geht um die subtile Beeinflussung der Leser/Zuschauer/Hörer. Denn beim Wort Annexion werden in deren Köpfen Assoziationen hergestellt, unbewusst. Z.B. zu Agression, Gewalt, Miltiär, Unrecht… Das wiederum fordert im Unterbewusstsein Widerstand gegen das Unrecht heraus. Und damit sind das keine handwerklichen Fehler mehr sondern schlicht und einfach Teil einer in größerem Rahmen betriebenen Kriegspropaganda.
    Wie anders soll man das beurteilen, als einen Krieg der zuerst in den Köpfen der Menschen entfacht wird? Irgendjemand weiter oben im Thread hat mal gefragt: Wem nützt es? Kennt er wirklich keine Antworten? Glaubt wirklich Jemand, eine Nachrüstung der Bundeswehr ist wirklich ein Erfordernis unser Land besser zu schützen? Wer also genau möchte das? Sehe ich in den Leitmedien eine ehrliche Diskussion darüber, nein. Warum? Warum stelle ich mir als Otto Normalbürger diese Frage, aber in den meinungsbildenden Medien kommt Niemand drauf, Zufall?

    Warum findet dort keine ehrliche Diskussion über diese völlig sinnlose irrationale Sanktionspolitik gegenüber Russland statt? Unzählige Menschen in meinem Umfeld fragen das aber! Was sehe ich in den Leitmedien, sinngemäß: „Weitermachen“. Das ist doch irre!

    Nein, das ist kein Zufall und der hier immer wieder negativ angefärbt breitgetretene Begriff „Verschwörungtheorie“ hängt mir langsam zum Halse raus. Wie gehen wir hier eigentlich mit Sprache um? Macht sich mal jemand die Mühe und schaut hinter den Sinn des Wortes und erkennt Niemand die unbedingte Notwendigkeit diesen Sinn anzuwenden?
    Die Diskussion die hier teilweise über KenFM und Ulfkotte geführt wurde, war gerade zu ärmlich. Weder der Eine noch der Andere sind mir symphatisch, aber viele Ihrer Argumente, Thesen sind für mich absolut glaubwürdig. Stefan Niggemeier sieht sich hier möglw. selbst in einem Erkenntnisprozess und würde heute seine Kritik an Ulfkotte (der ich mich in Teilen anschließe) vielleicht etwas anders formulieren. Die Diffamierung von Personen um Prozesse abzutöten, ist ja ein probates Mittel. Dabei sollte allein die Gästeliste von KenFM zum Nachdenken anregen. Merkt jemand was? Nachdenkseiten.de – u.a. auch die haben dort ein weiteres dingend notwendiges Podium bekommen.

  366. […] “Von Putinverstehern und Journalistenverstehern” von Stefan Niggemeier. Er zitiert dort unter anderem, was ihm ein geschockter Bürger geschrieben hat (der Artikel handelt nicht direkt von Odessa): “Ich habe mich erkannt. Ich bin in den 80ern in der BRD aufgewachsen. Grundkoordinate war, dass ‘wir’ die ‘Guten’ sind, nicht die DDR. Ich habe am 2. Mai das Odessa Massaker im Livestream gesehen, wie aus Fenstern Fallende am Boden liegend tot geschlagen wurden. Die deutschen MSM [Mainstream-Medien]: Bei einem Unglück (!) sind auf unbekannte Weise (!) durch einen Brand (!) Menschen verstorben. Das hat alles, an was ich geglaubt habe (wir sind die Guten!), zerstört und eine lodernde Wut entfacht, die bis heute andauert.”. […]

  367. Prinzipiell sind Durchsichtige Wahlurnen eine gute Sache. Man kann beispielsweise sehen ob vor dem beginn der Wahl bereits Wahlzettel in der Urne liegen. Sonst müsste man diese erst unter den Augen der Öffentlichkeit versiegeln. Jedoch muss man wenn man sowas nutzt die Abgabe der Wahlzettel nur dann zulassen wenn diese in einem Beigefügten Kuvert eingeworfen werden. Oder Doppelt gefaltet, so dass es den anderen Menschen im Raum nicht möglich ist zu sehen, was man gewählt hat. Zu den Grundsätzen demokratischer Wahlen zählt die Geheime Wahl, da man sich sonst einem eventuellen sozialen Druck beugen müsste. Man stelle sich nur vor man hätte nach der Lezten Bundestagswahl öffentlich gesagt man hätte die FDP gewählt. Da hätte man Sehr viel Häme abbekommen. Also wählt man etwas anderes, obwohl dies nicht dem eigentlichen Wunsch entspricht.

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