„GQ“ und Adrien Brody wissen, wie wichtig es ist, integer zu sein

„Stil“, sagt Adrien Brody, „wird für mich nicht dadurch definiert, dass man gepflegt ist oder einen guten Anzug trägt. Es geht vor allem darum, Respekt zu haben.“

Der Schauspieler Adrien Brody ist für die Männer-mit-Anspruch-Zeitschrift „GQ“ einer der „Männer des Jahres 2014“. Er schmückt ihren aktuellen Titel und hat sich sechs Stunden lang für das Magazin in Brooklyn fotografieren lassen — in Louis Vuitton, in Dolce & Gabbana, in Hermès und in einem Golf GTI:

New York ist laut, hektisch, wild. Doch im Inneren eines GTI auch ruhig, sicher und sehr entspannt.

Innere Sicherheit
New York ist laut, hektisch, wild. Doch im Inneren eines GTI auch ruhig, sicher und sehr entspannt.

Brody ist nicht allein zum Shooting gekommen. Er hat, wie schon der Vorspann verrät, einen Kaffee mitgebracht. Und ein Auto.

So unkonventionell wie die Stadt, ist auch Adrien Brody. Mit Golf GTI und Kaffee kommt der Oscarpreisträger zum Shooting. Eine ungewohnte Rolle, aber eine, die passt.

Es muss jetzt aber nicht unbedingt immer ein GTI sein. Ein anderer VW tut es auch. Brooklyn steht ja auch voll davon.

Keine Limousine, bitte. Brody ist in New York am liebsten mit einem GTI oder einem Beetle unterwegs.

City Rider
Keine Limousine, bitte. Brody ist in New York am liebsten mit einem GTI oder einem Beetle unterwegs.

Geprägt wurde Brody übrigens von niemandem so sehr wie von seinem Vater. Der ist ein „Gentleman“, „steht gerade für das, was er sagt und tut“. Von ihm hat er gelernt, sich so zu benehmen, wie er es von anderen erwartet, sagt Brody. Und anscheinend nicht nur das:

Elliot Brody, ein Erz-New-Yorker und überzeugter Golf-GTI-Fahrer, besuchte seinen Filius am GQ-Set.

Daddy & Cool
Elliot Brody, ein Erz-New-Yorker und überzeugter Golf-GTI-Fahrer, besuchte seinen Filius am GQ-Set.

„Manche der Attribute, die dem Gentleman zugeschrieben werden, gelten als altmodisch, was großer Quatsch ist“, sagt Adrien Brody im Interview mit „Gentlemen’s Quarterly“. „Wichtig ist, dass man als Mann aufrichtig ist in dem, was man tut. Integer zu sein, sich ehrenhaft zu verhalten, zu seinem Wort zu stehen: Das sind Dinge, die uns nicht nur als Männer, sondern überhaupt als Menschen definieren. Das ist doch nicht altmodisch.“

45 Replies to “„GQ“ und Adrien Brody wissen, wie wichtig es ist, integer zu sein”

  1. „Es muss jetzt aber nicht unbedingt immer ein GTI sein. Ein anderer Golf tut es auch.“
    Ich vermute der zweite Satz sollte auf den Beetle anspielen. Auf dem Bild sind zumindestens nur ein Golf GTI und ein Beetle zu sehen. Dann muss es aber „ein anderer VW tut es auch“ heißen.

  2. Die Pointe ist klasse. (Himmel hilf!)
    Und was ist ein „Erz-New-Yorker“? Eine schlechte Übersetzung?

  3. Na wenn er Autos auf der Golf-Plattform halt so geil findet. Immerhin steht er voll authentisch und aufrecht dazu. Nach seinen Einnahmequellen und Sponsoringverträgen usw. haben sie ihn wahrscheinlich gar nicht erst gefragt.

    Was für Kaffee hatte er eigentlich dabei?

  4. „In dem, was man tut. Integer zu sein, sich ehrenhaft zu verhalten, zu seinem Wort zu stehen“
    Prust, absolut köstlich!

    Wie läuft so etwas eigentlich ab, gibt Brody vor nur ein Interview zu geben, wenn er dabei penetrante Schleichwerbung machen darf? Ein Satz wie „Brody ist in New York am liebsten mit einem GTI unterwegs“ schreibt doch kein Journalist so in irgendeinen Artikel, schickt man den Artikel da vorab zu VW und lässt sich das „ok“ geben? Oder gibt der Autohersteller gleich vor welche Sätze zu fallen haben und man darf dann einen Artikel drum heraum stricken? Und wie heiß muss man sich als „Journalist“ danach die Hände waschen?

  5. Zwischendurch eine kleine Stilkritik. Das Einfügen von „, sagt XY,…“ nach nur einem Wort ist Tinnef. Da denkt sich ein Autor eine Kunstpause. Ein Zitat wird redaktionell aufgebläht – und schon beginnt der Leser zu zweifeln, ob der Rest denn authentisch wiedergegeben ist.

  6. Gestern im Kino gewesen, verdammt kurzer Werbeblock (1 Spot), aber bevor der eigentliche Film losging, kam ein kurzer Hinweis, insgesamt sechs oder sieben Tafeln, die je ca. 10 Sekunden gezeigt wurden, „die Markenpartner bzw. Firmen, deren Produkte hilfreich waren“. Es war ein Bollywood-Film, und ich war glaube ich der einzige erstaunte im Saal.
    Wenn alle Bescheid wissen, ist das doch irgendwie okay. Wer erwartet von der Tschi-Kjuh Jornalismus?

  7. … mal abgesehen davon, das ein Golf GTI an sich schlichtweg eine heftige Stillosigkeit bedeutet: ich kann an Brodys Verhalten da nix Schlimmes oder gar Unehrenhaftes finden. Er ist ja kein Journalist, erfüllt halt seinen Werbevertrag – und wird dabei kaum darüber nachgedacht haben, ob die GQ so was dann als Anzeige kennzeichnet oder nicht. Ich gehe jetzt mal davon aus: nicht?! – denn sonst wäre der Beitrag ja sinnlos. (Das an die Zeitschrift höchstwahrscheinlich Geld geflossen ist und die sich nicht schämen, so was abzudrucken, steht dann wieder auf einen anderen Blatt…)

  8. Wahrscheinlich stehen schon ein Haufen VW’s oder andere deutsche Autos in New York herum.
    Von einem, der es wissen muss:

    „Well I work down at the car wash
    For a dollar and a dime
    And mister, I hate my boss
    It’s at the car wash I’m doing my time
    Pick up my water bottle and my towel, sir
    And I take ‚em one by one
    From Mercedes to VW’s
    I do ‚em all and I don’t favor none“

    (Bruce Springsteen; Car Wash)

    Da war Brodys GTI sicher auch dabei.

  9. Verstehe nicht, wieso hier über solchen Schmarrn berichtet wird. Die Welt ist voll mit solchen Sülz-Artikeln. Aber im Unterschied zu solchem Schwachsinn wie „leute heute“ muß ich die Zeitung nicht kaufen, ich kann es kostenfrei ignorieren.

  10. Du meinst, die GQ hat ihn zum „Mann des Jahres” gewählt, weil der Kerl Testimonial eines der größeren Anzeigen-Kunden der QG ist?

    Ach, und ich dachte, weil Brody verflucht noch mal Sex on two legs ist! ,-(

    Aber „Erz-New Yorker” ist geil. Ich wette demnächst sehen wir Brody in einem Spot über deutsche Braunkohle.

  11. Ich gehe nicht davon aus, dass der posierende Herr irgendeinen der in der Zeitschrift „zitierten“ Sätze jemals gesagt hat. Der Mann hat posiert, und gegen den hanebüchenen Text wird er wegen der hervorragenden Entschädigung nicht klagen, und damit ist der ganze Deal beschrieben.

    (Wieso fallen diese Modekataloge überhaupt unter „Journalismus“? Ich finde ja immer lustig, dass man für einen fetten Batzen Anzeigen noch Geld bezahlen soll. Solange es nicht meins ist, juckt mich das aber nicht.)

    Und: Ist das überhaupt sein Vater, der mit ihm da des ansehnlichen Honorars halber um die Wette strahlt? Erinnert sich noch irgendjemand, dass Schauspieler ihr Geld mit „so tun als ob“ verdienen?

  12. @Carom: Das finde ich eine sehr schöne Theorie, ähnlich wie die Regenbogenblätter arbeiten. Man nehme irgendein schönes Foto, erfinde eine nette Geschichte und hofft, dass sich eine Charlène von Monaco nicht für irgendein deutsches Käseblatt interessiert.

  13. 19: („Ich gehe nicht davon aus, dass der posierende Herr irgendeinen der in der Zeitschrift „zitierten“ Sätze jemals gesagt hat“)

    Eben. Brody dürfte von VW honoriert worden sein, so viel darf man schon vermuten. Da stellt er sich halt irgendwo hin, lässt sich ablichten, und irgendein anonymer Autor sucht dann „den schnellen Weg, dem Leser zu vermitteln, wer hier worüber spricht“

    ;-)

  14. Mein Lieblingssatz ist :“Es geht vor allem darum, Respekt zu haben.“ Nicht Respekt vor irgendwas … (schon gar nicht vor dem Leser des Gesülzes), sondern einfach nur Respekt per se. Gelungen.

  15. Der Programmierer weiß: Integer ist Adrien Brody mit Sicherheit – da ist die Null ein gültiger Wert, signed oder unsigned…

  16. @Hausherr (23):
    Auch Modekataloge haben eine Redaktion, beim Otto-Versand zum Beispiel ist das ein ziemlich großes Team. Die formulieren allerdings deutlich prosaischer, was mir persönlich mehr zusagt als das von Ihnen präsentierte Beispiel.

  17. @Carom: Wenn der Mann stundenlang für Fotos für „GQ“ posiert hat, warum soll er dann nicht auch noch kurz dem „GQ“-Redakteur ein Interview gegeben haben? Ich finde die Unterstellung, dass das alles ausgedacht ist, nicht nur gewagt, sondern auch unplausibel.

  18. ist es schlimm wenn ich gestehe, dass ich den bärtigen Herrn nicht kenne? …ja, dass ich noch nie seinen Namen gehört habe?

    Will sagen: Muss man denn jeden Quark, der aus den USA kommt, mitmachen?
    Das geht an ‚Geh-Kuh‘ wie an den geschätzten Nigge.

  19. @28 „Ich finde die Unterstellung, dass das alles ausgedacht ist, nicht nur gewagt, sondern auch unplausibel.“

    Geht mir ehrlich gesagt anders. Warum sollte man extra ein Interview abhalten um solche Ultraplatitüden herauszuholen?. Das geht doch einfacher. Man hat sich sicher kurz über den Kaffe unterhalten und über die Corvette, mit der Brody am Set aufgetaucht ist. Aber dass ausgerechnet ein GQ-Redaktuer und ein Fähnchen in allen Winden wie Herr Brody, sich über Ehrbegriff, Altmodischkeit und Ehrlichkeit unterhalten, das halte ich für unplausibel.

  20. Find ich eher unbedenklich, was den Journalismus angeht. Bedenklicher ist, dass es dafür Leser gibt. Ist nicht viel anders als sich auf youtube & co Unboxing oder Haul-Videos anzuschauen. Das ist für Leute, die zu den Werbeanzeigen weiter blättern. Der Mann ist eben Schauspieler. Da kann man nicht viel Tiefsinnigeres erwarten, als dass er Klamotten aufträgt, Autos fährt und auswendig gelernte Sätze aufsagt. Hier mimt er einen bodenständigen Golf-Fahrer. Das sind ehrliche Männer, die sich nicht nur als Männer, sondern als Menschen definieren.

    Kennen kann man den aber schon (@ Klaus). Ein paar Beispiele:

    Grand Budapest Hotel
    Midnight in Paris
    King Kong
    The Pianist

    Immerhin Filme von Wes Anderson, Woody Allen, Peter Jackson und Roman Polanski.

  21. Zugegeben kann meine Interpretation der Entstehungsgeschichte nur eine Unterstellung sein – ich war beim hier diskutierten „Interview“ nicht anwesend. Aber dass diese Sätze genau so… Hmmm. Hm, hm, hm.

    Ich nehme alles zurück und gehe davon aus: Dieses Interview hat mit exakt dem Wortlaut stattgefunden, der abgedruckt wurde. Ich würde gerne einen Mitschnitt davon hören, rein aus Interesse.

  22. „Der Mann ist eben Schauspieler. Da kann man nicht viel Tiefsinnigeres erwarten, als dass er Klamotten aufträgt, Autos fährt und auswendig gelernte Sätze aufsagt.“
    Glückwunsch zum doofsten Satz des Tages.

  23. @JMK: Stil wird für mich nicht dadurch definiert, dass man gepflegt ist oder einen guten Anzug trägt. Es geht vor allem darum, Respekt zu haben.

  24. Da ich selbst schon als „Ghostwriter“ für ähnliche Texte tätig war, gehe ich einfach mal davon aus, dass die PR-Abteilung eines großen Autokonzerns solche Geschichten komplett anbietet und irgendein armer Nachwuchs-Journalist das dann kurz einmal „überarbeitet“, so dass es ins Blatt passt. Vergleichbar den Filmfirmen, die davon leben, dass sie im Auftrag großer Firmen „Produkttest-Filme“ drehen, die sie dann TV-Sendern anbieten, die das Zeug als redaktionelle Beiträge ausstrahlen.

  25. @28: Zu „Ich finde die Unterstellung, dass das alles ausgedacht ist, nicht nur gewagt, sondern auch unplausibel.“

    Ist eine Unterstellung für die ich noch keine weiteren Belege sehe, erscheint mir jedoch nicht ganz unplausibel, da ich (bei einem ernsthafteren Bericht im Stern) kürzlich erlebte, dass Befragung und Fotos an unterschiedlichen Tagen von unterschiedlichen Leuten gemacht wurden.

    Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass die Fotos an einem Termin entstanden, an dem maßgeblich nur ein Fotograf anwesend war. Und wenn es eh nur um minimal Text geht, kann der Redakteur sich auch gut überlegen, ob er den Schauspieler überhaupt persönlich treffen muss. Vielleicht reicht ja auch ein Telefonat mit dem Schauspieler. Oder vielleicht ist sogar das überflüssig.

  26. Ich weiß jetzt nicht, wen ich eigenartiger finden soll, „GQ“ oder Brody. Allerdings zeigt sich da wieder, dass die richtigen Leute schon zusammenfinden. Und dazu wahrscheinlich auch noch die passenden Leser…

  27. @31, KMMTRX: Off-topic, aber zum Thema „Gründe für die Rezeption von Haul-Videos“ gab es letztes Jahr ein Segment beim TAL-Podcast: Link.

  28. Ich bleib dabei: Immer, wenn ich Schauspielern zuschaue, wie sie in Talkshows über Politik reden müssen, bekomme ich dasselbe Gefühl, wie wenn ich Politikern beim Singen und Tanzen zuschaue. Zumeist ist es angenehmer, Schauspieler beim Singen und Tanzen zu beobachten. Der Adrien-Brody-Artikel ist das Äquivalent zu einem typischen Hollywood-Blockbuster: Gentleman-Darsteller, coole Autos, New York, coole Klamotten, Pathos (Stil, Ehre, Männlichkeit, Respekt), Product Placement, Null Inhalt, gescriptet. Finde ich als Genre-Stück voll ok. Wem es nicht gefällt, der braucht es nicht zu gucken. Wer nicht kapiert, dass Adrien Brody hier als Schauspieler engagiert wurde, ist selbst schuld.

    @ Na ja: Endlich verstehe ich die Frauen.

    @JMK: Neuer Tag, neues Glück.

  29. Schlimm finde ich nur, wie wenig Mühe sich gegeben wurde beim Uns-Alle-Verarschen:

    „So unkonventionell wie die Stadt ist auch Adrian Brody.“ – Glauben die denn wirklich, dass eine solch dumpfe, 1000 Jahre alte Phrasendrescherei dabei hilft, ihr Produkt zu verkaufen?
    Aber es geht ja gar nicht um die Unkonventionalität New Yorks – was auch immer das heißen soll -, es geht darum, dem durch und durch konventionellen Golf GTI IRGENDWIE das Stigma seiner für alle offensichtlichen Durchschnittlichkeit zu nehmen.
    Nur spielt das keine Rolle, da ja sowieso jeder über eine solche Phrase augenrollend hinwegliest.

    Und das finde ich das eigentlich Tragische. Wenn wir alle schon fröhlich auf diverse zukünftige, selbstverursachte Katastrophen zusteuern, und wir Einzelne so gut wie nichts dagegen tun können, warum zum Geier müssen wir das unter der Ägide von Menschen tun, die sich nicht mal die Mühe geben, uns anständig zu verarschen?

  30. Seitdem bei uns hier die ganzen Tankstellen-Gangster mit Kennzeichen LA-GQ xxx unterwegs sind kommt mir immer wieder das Lachen wenn ich was aus der GQ lese. Danke daher für die Lacher :-)

Comments are closed.