Marie, 15, kauft eine Zeitschrift und WDR 2, 64, macht einen Beitrag draus

Eine alte Journalistenregel besagt, dass „Hund beißt Mann“ keine Nachricht ist, „Mann beißt Hund“ mangels Alltäglichkeit aber schon.

In diesem Sinne sind wir jetzt also so weit, dass „Jugendlicher liest Zeitschrift“ eine Nachricht ist. Mehr noch: Es könnte ein ganzes journalistisches Genre werden.

„Spiegel Online“ brachte Anfang vergangener Woche ein Stück, das die Überschrift trug: „Moritz, 16, kauft eine Zeitschrift.“ Darin schildert der 16-jährige Moritz, wie er sich vor einer Bahnfahrt eine Zeitschrift kaufte: eine Ausgabe von „Geo Epoche“. Es war angeblich seine erste Zeitschrift, und die Geschichte hat kein Happy-End: Er schenkte sie seinen Eltern. „Im Internet gibt’s mehr Für und Wider.“

Heute Vormittag brachte der Radiosender WDR 2 einen Beitrag, der davon handelt, dass sich die 15-jährige Marie eine Zeitschrift kaufte.

Moderator: Die klassischen Magazin-Zeitschriften stecken derzeit ziemlich tief drin in einer Krise, und das sieht man an jedem Kiosk. Die, die vor dem Regal mit „Spiegel“, „Stern“, „Focus“ und Co. stehen, haben meistens ziemlich viel graue Haare auf dem Kopf. Es fehlt einfach — der Lesernachwuchs. Aber da helfen wir gerne aus. Wir haben nämlich Marie aus Münster harte Kost vorgesetzt. Sie soll Deutschlands wichtigstes Polit-Magazin lesen, einfach mal so. Wir haben sie dabei beobachtet. Denn: Marie ist noch minderjährig.

Sprecher: Marie ist mutig. Denn beim Zeitschriftenhändler greift sie zum „Spiegel“. Von der Wochenzeitschrift hat die 15-Jährige schon viel gehört. Die soll ja ganz gut sein.

Marie: Ich weiß nur, dass sich der „Spiegel“ halt viel mit Politik beschäftigt. Und ich dachte, dann kann man sich den ja mal angucken.

Sprecher: Also schnell drin rumblättern.

Marie: Ich hab‘ eigentlich mal so Seite für Seite durchgeguckt. (…) Aber da war viel dabei, was mich gar nicht interessiert hat.

Sprecher: Eigentlich das meiste, wenn sie ehrlich ist. So richtig hängen bleibt Marie nur bei Geschichten, in denen es um Schicksale von Menschen und nicht um Politik geht. Das Interview mit einer Mini-Jobberin zum Beispiel, die entlassen wurde, das ist interessant. (…) Aber für viel mehr reicht es nicht im Heft. Das Interesse erlahmt schnell.

Marie: Ich hab auch ganz viel übersprungen. Da war mir viel zu viel Text zu lesen. Und viel zu viel, was mich nicht interessiert und mich nicht angesprochen hat.

Sprecher: Medien konsumiert die 15-Jährige, wen wundert’s, nur über Smartphone und Internet. Wie eigentlich fast alle in ihrem Freundeskreis. (…) Beim Zeitschriftenlesen (…) ist sie auf das angewiesen, was da steht. Nachprüfen geht dann nicht so schnell wie im Internet.

Marie: Weil ich das in der Zeitschrift hab‘, würd‘ ich jetzt nicht denken: Ah, ok, da kann ich ja nochmal drauf zurückgreifen oder so. Im Internet hat man’s dann mit einem Klick.

Sprecher: Bleibt das Fazit: Marie und Zeitschriften, das wird wohl nichts. Zumindest nicht in nächster Zeit.

Marie: Ich bleib‘ beim Handy. Und beim Internet.

Moderator: Jugend forscht am Kiosk. Ergebnis: Die klassischen Magazine verlieren eine junge Leserin, noch bevor sie ein zweites Mal zum „Spiegel“ greift.

Nächste Woche dann im Programm: Nadja, 17, probiert zum ersten Mal dieses Radiohören aus. Und ca. 2016: Jakob, 16, sucht den Jugendkanal von ARD und ZDF.

(Der „Spiegel“ hat übrigens laut „Media Analyse“ 6 Millionen Leser, davon sind 1,11 Millionen, also jeder Fünfte, zwischen 14 und 29 Jahre alt. WDR 2 hat laut „Media Analyse“ werktäglich eine Reichweite von 3,7 Millionen Hörern, davon sind 412.000, also jeder Neunte, zwischen 14 und 29 Jahre alt.)

66 Replies to “Marie, 15, kauft eine Zeitschrift und WDR 2, 64, macht einen Beitrag draus”

  1. Natürlich hat WDR 2 keinen großen Marktanteil bei den 14- bis 29-Jährigen, laut Wikipedia ist deren Zielgruppe 25-59.

    Der Trend geht doch übrigens in Richtung multimedial: Man kann den „Tatort“ sehen und dabei seine Meinung zu einzelnen Szenen twittern, auf einer ARD-Textseite werden dann ausgewählte Tweets als Untertitel angezeigt (über so einen Quatsch wird man wohl in zehn Jahren lachen). Zurück zu den Zeitschriften: Die meisten haben ja eine Website und sogar ein Forum, wo man über die aktuelle Ausgabe diskutieren kann. Das wird auch die kleine Marie noch mitbekommen…

  2. Also den Spiegel hätte ich ja nicht genommen, den kann man sich ja nicht mal mehr ohne Werbung als raubmordkopierte PDF antun. Und ich bin mehr als doppelt so alt…

  3. „Medien konsumiert die 15-Jährige, wen wundert’s, nur über Smartphone und Internet“
    ich kann mich auch nie entscheiden, les ich die FAZ nun im Internet oder übers Smartphone. Dilemma.

  4. Naja, bei mir ist es 50 Jahre her, dass ich zum ersten Mal versucht habe, den Spiegel zu lesen. Verstanden habe ich wenig. Es ging vorwiegend um alte Männer, die irgend etwas machten. Damals habe ich den Spiegel als Herausforderung gesehen. Die sind heute wohl zu anstrengend. Dann wird Marie eben Bäckereifachverkäuferin.

  5. Ja, die 1-Personen-Stichprobe, die beste Beweisfuehrung ueberhaupt… halt, man darf den Freundeskreis nicht vergessen, wenn das nicht repraesentativ ist.

  6. @JMK

    Nachsicht mit der älteren Generation. Nicht dass das Internet noch runter fährt beim ausschalten des PCs :) sie sind auch nicht mehr die Jüngsten …

    Printausgaben sind m. E. nicht mehr zeitgemäß. Nicht nur wegen den unzähligen Anzeigen sondern auch wegen dem unnötigen Papierverbrauch. Und ehrlich gesagt ist die online-Vielfalt interessanter als ein starres Printmedium.

    Nur die Grundversorgung mit Informationen für offline-Bürger ist in diesem Fall ein Grund für mich die gute alte Zeitschrift nicht zu verbannen.

    Aber den Nachwuchs kann man getrost abschreiben für diese Art der Informationsbeschaffung. Diese Zielgruppe ist so gut wie ausgestorben.

  7. So richtig hängen bleibt Marie nur bei Geschichten, in denen es um Schicksale von Menschen und nicht um Politik geht. Das Interview mit einer Mini-Jobberin zum Beispiel, die entlassen wurde, das ist interessant.

    Viel trauriger ist indes das Politikverständnis jenes WDR-Redakteurs. Da sind ja selbst die Granitgesteine des Spiegels Revoluzzer dagegen.

  8. Herrlichst! Das klingt wie so’ne ganz doll muffige „Und-alles-hat-sich-GENAU-SO-abgespielt!“-Doku aus den 80ern. Gibt’s da nicht viellicht auch einen feinen Fotoroman zu? Und falls nicht, warum nicht? Wo bleiben nur die modernen Medien?

  9. 14 bis 29 scheint mir aber kein geeignetes Altersfenster für den Spiegel u.ä.
    Als ich jung war hat auch kein 14jähriger, oder kaum einer, den Spiegel gelesen. Selbst mit 18, zum Abi, noch nicht. Erst mit dem Studium, das für viele nach der Bundeswehr kam, also mit 20 fing das an.

    Ich habe aber keine eigenen Zahlen. :)

  10. O Gott. Wenn man so einen WDR-Beitrag liest (und nicht nur im Radio an sich vorbeidudeln lässt), merkt man erst, wie dämlich der Text ist. Danke für die Erhellung.

  11. „Ich weiß nur, dass sich der ‚Spiegel‘ halt viel mit Politik beschäftigt. Und ich dachte, dann kann man sich den ja mal angucken.“

    Die arme Marie geht ja auch völlig falsch an die Sache ran: seit wann beschäftigt sich der „Spiegel“ denn mit Politik? Im Großen und Ganzen kommt er mir eher wie eine gedruckte Form von GZSZ vor, nur dass die Figuren nicht Jo Gerner oder Elisabeth, sondern Wolfgang Schäuble und Angela Merkel heißen. Die Erzählweise ist die gleiche. (Gibt’s die beiden Figuren eigentlich noch?)

    Und wieso bringt der WDR eigentlich Inhalte und Übertragungsform durcheinander? Wäre die Spiegel-Ausgabe für Marie interessanter, wenn sie sie als e-book hätte?

  12. Grundsätzlich finde ich es nicht uninteressant ein derartiges Experiment mit einem Tennie zu veranstalten. Darüber hinaus kommte es einem zumindest so vor, als ob „Mann beißt Hund“ und „Jugendlicher kauft Zeitschrift“ nahezu gleichen Seltenheitswert haben. Natürlich spielen dann derartige Beiträge mit ebendieser Empfindung.
    Aber Unterhaltungswert kann so etwas durchaus haben. Da kommt es dann aber auch schon darauf an, wie man sowas macht. Wenn der Moderator mehr zu Wort kommt als der eigentliche „Proband“, wirkt das schon weniger.
    Und wenn der Konsument dieses Beitrags nicht mal mehr selbst zur Schlußfolgerung gelangt, dass Printmedien in der Krise stecken, sondern der Moderator das Ergebnis siens Experiments auch noch erklären muss, demontiert das natürlich auch den Unterhaltungswert. Paradoxerweise trägt es aber zur besseren Reflektion bei, denn:
    In der „Auswertung“ des Experimentes durch den Moderator wird der Konsument gleich noch mit belehrt, was bei vielen ein unterschwelliges Gefühl der Bevormundung auslöst. Da regt sich dann auch der Widerspruchsgeist etwas schneller. Da kommt auch schneller die Frage auf, inwieweit denn diese Einzelperson tatsächlich repräsentativ ist.
    Da geht SPON schon subtiler vor: Er serviert uns die Impressionen eines sechzehnjährigen Schülers, der seine erste Zeitschrift mit der Erfahrung eines alten Haudegens liest, ohne zusätzliche Bewertung. Allein die Bildung und Erfahrung des sechzehnjährigen Lesers und Autors machen die Bewertung aus. Und Moritz ist nicht irgendein Sechzehnjähriger, nein, er hat neben dem Leistungsdruck eines Schülers auch schon damit zu kämpfen, dass ihn der Konsum-, Werbe-, Mode- , Schönheits und Datenstress schon gewaltig nervt. Im Gegensatz zu Marie verfügt er über eine Vorbildung, die ihn die Unzulänglichkeit der Artikel auch viel besser erkennen lässt.
    Hier kommt der Jugendliche allein zu Wort, da wertet kein Autor nach.
    Dass auch der schlaue Moritz eine Einzelperson ist, mag dann nicht so schnell auffallen, aber auch SPON lässt es sich in seiner subtilen Art nicht nehmen, diesen Artikel unter der (wenn auch kleinen) Überschrift „Medienkrise“ zu veröffentlichen.

  13. Vielleicht sollte man Marie (15) und Moritz (16) mal zusammenbringen, die beiden scheinen ja gemeinsame Nicht-Interessen zu haben. Daraus ließe sich bestimmt eine spannende Fortsetzungsgeschichte basteln, von der WDR 2 (64) und SPON (20) dann wiederrum profitieren könnten.

  14. Bravo, Mädchen. Cosmo, MarieClaire, Glamour und so sind doch auch ZEitschriften. Und die werden auch/gerade von jungen Frauen gekauft.
    Much about nothing.

  15. Wetten?
    Beide, der WDR-Text-Verfasser wie auch der SPIEGEL-Moritz-Zitierer haben sich die beiden Protagonisten ausgedacht; sie haben ihren Figuren DAS in den Mund gelegt, was sie glauben, dass es „junge Leute“ denken und sagen würden.
    Denn wie absurd ist die Vorstellung: Ein Profi vom WDR oder SPIEGEL geht auf die Straße spricht einen Moritz oder eine Marie an, sagt dieser Person: suchen Sie sich doch mal hier am KIosk ’ne Zeitschrift aus, bezahlt den Händler … und beobachtet Moritz resp. Marie dann beim Durchblättern und befragt sie.
    Sogar wenn es so wäre: natürlich hätte Marie (15) von sich aus zur „Bravo, Cosmo, Claise…“ etc. gegriffen, aber doch nicht zu einem Erwachsenenblatt für Politik und Wirtschaft, das noch nie 15-jährige als Leser hatte.
    Das sind diese Texte, die denken sich „Journalisten“ mal eben so am Schreibtisch aus, packen ihr bisschen Lebenserfahrung , die Wahrscheinlichkeit und auch ihre Vorurteile und Wünsche rein, und zack, fertig ist’s und abgeliefert wird’s.

  16. Medien konsumiert die 15-Jährige, wen wundert’s, nur über Smartphone und Internet. Wie eigentlich fast alle in ihrem Freundeskreis. (…) Beim Zeitschriftenlesen (…) ist sie auf das angewiesen, was da steht. Nachprüfen geht dann nicht so schnell wie im Internet.

    Was auch immer die Marie unter „Nachprüfen“ versteht. Mal schnell bei Tante google schauen, ob das auch so stimmt? Die Wikipedia lesen? Bei gutefrage.de schnell einen Post absetzen?

    Hmmm…

  17. Cosmo, MarieClaire, Glamour und so sind doch auch ZEitschriften. Und die werden auch/gerade von jungen Frauen gekauft.

    Hui, das klingt aber ganz schön sexistisch… :-)

  18. Als ich im gleichen Alter war habe ich auch mal eine GEO in der Hand gehabt bei den Eltern meiner Freundin – und daraufhin festgestellt, wie spannend solche „Erwachsenenzeitschriften“ sein können. Dann habe ich entdeckt, dass ihre Eltern ein Abo hatten und da um die 30 Zeitschriften vorhanden waren! Ich habe alle angeschaut und immer (nur) die Beiträge gelesen, die mich interessiert haben! Wenn Spiegel und WDR darüber schon Beiträge verfassen, sollte ich auf meinem Blog wohl auch besser eine Serie darüber starten, oder?
    Heute mache ich es übrigens genauso: ich lese immernoch nur die Beiträge, die mich interessieren – wie damals in der GEO – nur halt woanders – irgendwo in diesem Neuland.

  19. Tante Google: Bücherei
    Wikipedia: Lexikon
    gutefrage: Bekanntenkreis

    Also so für Ihre Generation der Berufsskeptiker… Und stellen sie sich vor, die Auswahl der Meinungen bei gutefrage zum Beispiel ist erheblih höhr als zu Ihrer Zeit in Ihrem bekanntekreis, wenn Sie Ihre Schwiegermutter fragten „Sag mal, was hältst du von dem Artikel?“

  20. Vielleicht sollte auch mal darüber berichtet werden, dass es auch eine Welt ausserhalb des Internets gibt.

    Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass „im Internet“ das Gefühl herrscht „wir definieren die Welt“ – in meinem Umfeld ist es so, dass mehr als 3/4 der Menschen weder regelmäßig Smartphones nutzt, geschweige denn, das Internet als Nachrichtenquelle. Selbst bei jüngeren Menschen ist das Internet eigentlich kaum mehr als Facebook und irgendein Shop. Von twitter, instagramm oder gar google+ haben die meisten nocht mal etwas gehört, bzw. wissen nicht was es wirklich ist.

    Wenn ich mal was „aus dem Internet“ erzählen, sind die meisten erstaunt, welch banale Dinge dort aufgebauscht werden. Wenn es um Nachrichten geht, ist zumindest im überwiegenden Teil meines Bekanntenkreises, die Tagesschau wichtiger als das Internet.

    Das ist aber auch der Punkt, jemand der kein Interesse an irgend etwas hat, hat auch kein Interesse an einer Zeitung und/oder Buch. Das Internet dagegen bietet vielfältige soziale Komponenten, aber diese Interessenlose Menschen, verfolgen dadurch auch keine Nachrichten.
    Das wäre in diesem Bericht ein Aspekt gewesen – was genau liest denn diese 15 jährige im Internet? Leider wurde das auch im Spon Artikel nicht gesagt – dort zumindest war der Jugendliche nach eigenen Angaben zumindest an Politik interessiert.

  21. @23: Ich weiß jetzt nicht wirklich, warum die persönliche Komponente nötig ist…

    Mir (wie vielen „meiner Generation“) sind die von Ihnen genannten Entsprechungen durchaus bekannt. Aber mir ging es mehr um das „Nachprüfen“ in Verbindung mit „schnell“ – und bin weiterhin der Meinung, dass das nicht so recht zusammenpasst; gerade weil die im Internet auffindbaren Informationen mannigfaltiger sind…

  22. Ach, anderes thema.

    Aber wer etwas Zeit und Muse hat, sollte sich auch mal die selbstgefälligen und z.T. wirklich ekelhaften Kommentare zum SPON Artikel lesen. Es ist wirklich unglaublich mit welcher Inbrunst viele Menschen mittlerweile glauben andere beleidigen zu „dürfen“.

  23. @ DaW (#12): Selbstverständlich gibt’s die beiden Figuren noch: Wolfgang Schäuble ist heute – man mag es kaum glauben – Bundesfinanzminister, Angela Merkel sogar Bundeskanzlerin.

  24. Problem ist doch eigentlich das mangelnde Interesse an der Politik bzw der Außenwelt. In einer „Alternativlosen“ Welt regt man sich halb lieber über Windräder und Stromtrassen auf weil ja der Grundstückswert dadurch um 5 % fallen könnte in Zukunft… Politik ist zu einer Scharade verkommen und die Medien haben dazu einiges beigetragen.Nun sollen Sie auch auslöffeln was Sie selbst angerichtet haben, ohne Kontroversen, ohne Debatten besteht auch kein Interesse.Man hält sich lieber mit so Zeugs wie Frauenquote und Ausländermaut auf.Wo war die Debatte beim NSA Skandal, wann wurde mal sachlich die Außenpolitik debattiert? Abstimmen über den Spielplatz um die Ecke interessiert mich halb herzlich wenig und abweichende Meinungen über wichtige Themen werden ja schon mittlerweile Sanktioniert innerhalb der Poltik(siehe Platzeck) und innerhalb der Gesellschaft(Putinversteher, Verschwörungstheoretiker)

  25. @ Martin, # 28:

    Ich hatte in der Tat überlegt, ob ich in einem weiteren Kommentar klarstelle, welche Figuren ich mit der Frage meine. :)

  26. „Nachprüfen geht dann nicht so schnell wie im Internet.“

    Das finde ich genauso putzig wie das „Im Internet gibt’s mehr Für und Wider“ aus dem Spiegel Artikel. Mal schnell auf dem Smartphone nachprüfen wie das wirklich war mit dem Absturz der MH17 und was die Vor- und Nachteile des Kapitalismus sind, ja ne is klar. Da will man ja fast hoffen, diese Zitate würden sich Redakteure einfach ausdenken und Jugendliche würden nicht wirklich solchen absurden Ideen nachhängen.

  27. „Früher“ (TM) waren Medienprodukte (Zeitungen, Zeitschriften, Radio, TV) im Segment „Berichterstattung“ ein „Spiegel“ (haha!) des Lebens. Heute sind sie die Parodie von Infotainment.

  28. Na ja, man kann sich in epischer Breite über „die Jugend“,und deren Bereitschaft sich dem politischen Leben und Denken zu widmen, auslassen.

    Aber es ist nun mal, dass die (politische) Nachfrage bei den jüngeren Jahrgängen nicht dem Angebot der (politischen) Medien entspricht. Find ich auch sehr bedenkenswert. Ändert aber nichts.

    Wenn die Eltern es nicht auf die Reihe bekommen den Nachwuchs an ein politisches Leben heranzuführen, und die Schule es auch nicht perfekt hin bekommt, müssen nun mal „die Medien“ es so gestalten, dass das Interesse geweckt wird. Wie auch immer. Sonst sind Spiegel und Co irgendwann weg.

    Von den Parteien mal ganz zu schweigen.

    Will sagen, von dem WDR Bericht kann man halten was man will, aber das Thema ist da.

  29. @26:
    Natürlich kann man komplizierte Sachverhalte nicht „mal eben schnell“ prüfen, aber es fängt bei Zahlen, Zitaten und allem anderen. Schönes Beispiel IM friedrich und Ministerin von der Leyen die in Interviews über andere Länder hergezogen sind (Norwegen und Indien) und deren Aussagen innerhalb von 2 Minuten wiederlegt werden konnten. Oder wenn Zeitschriften wie das Handelsblatt angebliche Beweise für die Trolligkeit präsentieren und das Eingeben der Webadresse bereits beweist, dass es die Adresse gar nicht gibt. Oder, oder, oder…

    Natürlich muss man lernen oder gelernt haben die Seriösität von Quellen zu beurteilen.

    Meine Meinung ist, dass auch die Jugendlichen die leetzten Jahre gelernt haben, dass das dauernde Mantra der Älteren „Zeitungen sind seriös, die Tagesschau ist neutral“ ein Betrug und eine Lüge war. Und dass diese Jugendlichen heute erstens den Medien misstrauen und zweitens aber erstmal lernenn müssen wie man recherchiert und was seriös ist.

    Denn, wie gesagt, dass was die „Älteren“ meinen als seriös zu bezeichnen, ist nicht seriös, war nie seriös, was man heute dank des Internets auch endlich beweisen kann. (Nur bevor gleich der Satz „früher war alles besser“ kommt, war es nicht.)

  30. @25:

    Weil die Tagesschau ja auch ein Hort der Seriösität, Neutralität und Relevanz ist. Wo fehlerhafte Diagramme natürlich nur die Ausnahme und einseitge Berichterstattung Einzelfälle sind. Die Tagesschau, die weeiß, dass Politik in Deutschland höhere Relevanz besutzt als irgendwelche fundamentalischte Koran-Verbrennungs-Drohungen aus den USA. Die Tagesschau, die ehrlich und nachträglich Fehler korrigiert, beide Seiten zu Wort kommen lässt und selbstverständlich Quellen überprüft. … Und wovon träumen Sie so nachts?

    Wenn in Ihrem Bekanntenkreis die Tagesschau wichtiger ist als das Internet, bezweifele ich, dass Ihr Bekanntenkreis repräsentativ oder überhaupt nur relevant für die Diskussion des Artikels ist.

    Ihr Bekanntenkreis scheint ja dann zu der Minderheit derer zu gehören, die die traditionellen Medien noch als Hort der Aufklärung und Seriösität betrachten. WÄhrend die Mehrheit aus Erfahrung und dank des internets -also aus gutem Grund – lieber direkt von Lügen und Einseitigkeit ausgeht, also per se misstraut.

  31. Dass es dem Zeitschriftenmarkt so schlecht nicht gehen kann, sieht man schon daran, dass Kioske, Supermärkte und Bahnhofsbuchhandlungen nach wie vor randvoll damit sind. Das alles würde wohl keiner mehr drucken und verkaufen, wenn es damit nichts zu verdienen gäbe. Diese Untergangspolemik halte ich deshalb für reichlich übertrieben. Als das Fernsehen flächendeckend Verbreitung fand, sagten bestimmt auch viele dem Kino keine große Zukunft mehr voraus, aber auch das konnte sich bis heute halten. Wesentlich interessanter fände ich da schon, wie viele Jugendliche heutzutage noch Formatradio-Sender wie WDR 2 hören…

  32. @user unkown(#10): Ich habe mit ca. 12-14 schon regelmäßig den Spiegel gelesen, aber auch nur, weil mein Vater ihn abonnierte. Zudem habe ich da natürlich auch nicht alles gelesen, sondern nur das, was ich verstand und mich interessierte. Was ich jedoch immer gerne las, war der Hohlspiegel. ;)

  33. @Somaro:Mit Ihrer These hängen Sie sich aber weit aus dem Fenster, ich denke eine Befragung in der Bevölkerung würde doch deutlich ergeben dass die befragten die Tagesschau für seriös und wahrheitsgetreu erachten.

    Versuchen Sie doch mal einem eingefahrenen 60 jährigen das zu erklären…oder Ihn einfach mit alternativen Darstellungen von aktuellen Ereignissen zu konfrontieren…

  34. @38
    Das, was Sie wesentlich interessanter finden, steht im Artikel des Herrn Niggemeier übrigens ganz unten in Klammern auch noch drin – mit Quellenangabe.
    Wenn Sie das nicht bemerkt haben, haben Sie eigentlich auch die Pointe des Beitrags verpasst. Und die ist ziemlich lustig.

  35. @#41: Danke, aber ich denke, es ist klar, dass meine Frage auch mehr rhetorisch als Retourkutsche für den WDR-Beitrag gemeint war.

  36. Ganz wunderbar und typisch für die verquere Wahrnehmung der Medienkrise. Wenn die 15-jährige Marie lauter für sie tolle Geschichten gefunden hätte, würde die 30-jährige Ulrike wohl ihr Abonnement kündigen. Auch ich habe in dem Alter allenfalls den Sportteil durchgeblättert und mich kein Stück für die Steuerreform interessiert. Das ist wahrhaftig keine neue Erscheinung für die Interessen von Jugendlichen und ein Problem schon gar nicht.

  37. Die „junge Welle“ des WDR (Einslive) hat gestern (26.11) ihren Hörern erklärt was eine Zeitschrift ist. Das ging etwa (Gedächtnisprotokoll) so:

    Stellt euch ein Tablet vor, dass abgestürzt ist. Man kann das Bild noch sehen aber eben nur eins. Und davon klebt man dann 80 hintereinander. Müsste mehrere 1000€ kosten, gibts aber für 2,50€

    Aus der eklatanten Häufung solcher Beiträge an einem Tag muss ich schließen, dass gestern der internationale Tag der Zeitschrift im Radio war, oder sowas. Wissen’s schon, das Valentinstagsäquivalent für Zeitschriftenverleger.

    Solche Tage liebt das Radio aus Gründen die mir nicht bekannt sind. Der „Tag des Butterbrots“ zum Beispiel wird vom WDR jährlich zelebriert.

    Da stellen sich mir zwei Fragen. Erstens, wer legt eigentlich fest, dass ein unschuldiger 26. 11. forthin der Berichterstattung über Zeitschriften (oder Butterbrote) gewidmet sein muss? Zweitens, welcher Journalist mit einem letzten Rest Ehrgefühl macht bei sowas mit?

    Gemessen an diesem viel größeren Problem finde ich die Art der Berichterstattung dann erwartbar bis harmlos.

  38. man sollte eine fünfjährige mal dradio streitkräfte und strategien testen lassen. da ließe sich trefflich über die misere der ultrakurzwelle schwadronieren.

    .~.

  39. Der Spiegel hat 1,1 Millionen Leser in der Zielgruppe zwischen 14 und 29?

    Ja, in den Mediadaten, die sich die Verlage seit Jahrzehnten schön rechnen. Darin hat der Focus auch 9 Leser pro (IVW verkaufter und verschenkter (Bordexemplar)) Ausgabe. Das glaubt niemand, nicht einmal die Anzahl der Leute, die das Heft in der Hand hatten, dürfte die 9 erreichen. Gelesen wird das Heft wohl nur von einem Bruchteil der 1,1 Millionen (um wieder zurück zum Spiegel zu kommen). Wahrscheinlich genauso intensiv und aufmerksam wie das Spiegel-Studium von Marie …

    (Der Bericht von WDR2 ist natürlich auch kompletter Murks, aber nun gut, von Mainstream-Radio erwartet eh niemand mehr irgendwas)

  40. Naja, ich habe mich mit 15 auch nicht für Politik interessiert, wenn ich mir Zeitschriften kauft habe, waren das Comics, Computerspielmagazine u.ä. Erst im Studium kam das Interesse an Politik und gesellschaftlichen Debatten. Wobei ich dann auch nur diverse Tageszeitungen aboniert hatte, und mir keine Magazine wie Spiegel, Focus o.a. gekauft habe.

  41. @38 „Als das Fernsehen flächendeckend Verbreitung fand, sagten bestimmt auch viele dem Kino keine große Zukunft mehr voraus, aber auch das konnte sich bis heute halten. “
    .
    Schon mal was von großen Kino-Sterben in den Sechzigern gehört? (ja, wg. TV).
    .
    Kino ist ein Massen-Medium der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den Sixties verschwanden die meisten. (Genau wie Eckkneipen in Berlin. Oder Tante-Emma-Läden).
    Wir jubeln doch hier das Internet hoch; etwas Ixquicken, schon erfährt man, was man wissen möchte (und blamiert sich nicht mit ahnungslosen Aussagen :-)

  42. Alex: Die „junge Welle“ des WDR (Einslive) hat gestern (26.11) ihren Hörern erklärt was eine Zeitschrift ist: Stellt euch ein Tablet vor, dass abgestürzt ist. Man kann das Bild noch sehen aber eben nur eins. Und davon klebt man dann 80 hintereinander.

    Finde ich super, das erleichtert den Dialog der Generationen. Könnte man eine Serie draus machen:

    Fernsehen ist wie youtube, außer dass es nur 3 videos gibt und Pause- und Replay-Buttons nicht funktionieren.

    Radio ist wie Internet, wenn der Bildschirm kaputt ist und man nix anklicken kann.

    VHS ist wie ein einzelnes youtube 480p shit quality Video zum Ins-Regal-Stellen.

    Aber wenigstens VHS will man uns ja nicht mehr verkaufen.

  43. Eine Analyse der Umsatzeinbrüche bei Jugendzeitschriften wäre viel interessanter, oder wenn man dazu mal die Zielgruppe befragen würde. Der Spiegel war doch noch nie interessant für Jugendliche.

    @ KMMTRX

    Nicht ganz richtig. Es gibt nach wie vor viele Filme, die es ausschließlich auf VHS gibt, die werden meistens zu überteuerden Preisen verkauft.

  44. „Schock deine Eltern, Lies ein Buch“ war schon Thema als ich in der Schule war (Jahrgang ’84)

    Die heutige Jugend interressiert sich nicht, liest nicht sondern hängt nur vorm Fernseher, Internet oder sonstwas ist das doch nichts neues … die sicht der Spiesser ;)

  45. @Somaro: Ich sehe nur, dass es immer noch mehr Menschen gibt, die nicht das Internet als Hauptinfinormationsquelle sehen. Und ich denke dass da mein Bekanntenkreis durchaus auch repräsentativ ist.
    Passen dazu wurde gerade eine Umfrage veröffentlicht: http://www.mpfs.de/index.php?id=631
    In der JIM-Studie 2014 wurde u.a. das Image verschiedener Mediengattungen hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit untersucht. Hierzu wurden die Jugendlichen gefragt, welchen Medien sie im Falle einer widersprüchlichen Berichterstattung am ehesten Glauben schenken würden – dem Radio, dem Fernsehen, dem Internet oder der Tageszeitung? In diesem Szenario vertrauen 40 Prozent der befragten Zwölf- bis 19-Jährigen der Berichterstattung der Tageszeitungen, gut ein Viertel entscheidet sich für das Fernsehen (26 %). Radiomeldungen sind für 17 Prozent am vertrauenswürdigsten, während der Internetberichterstattung mit 14 Prozent am wenigsten Vertrauen entgegengebracht wird.

  46. Ich habe, bis ich 20 war, fast keine Zeitung gelesen. Die Gnade einer Zivildienstfortbildung vor 22 Jahren brachte eine zweistündige Mittagspause, die Weiterbildungsstätte hatte alle überregionalen und regionalen Tageszeitungen abonniert. Die Ruhrgebietsblätter waren flach, am Ende hat mir persönlich die FAZ mit ihrer Struktur am besten gefallen. Außerdem gingen im Wirtschaftsteil die Artikel noch weiter, als sie in den Lokalzeitungen schon aufhörten. Heutzutage sind FAZ und taz meine Lieblings-Quellen.

    Die Vorstellung, jemand hätte mir in der damaligen Offline-Zeit mit 16 den SPIEGEL oder eine FAZ unter die Nase gehalten… ich wär‘ nicht „besser“ gewesen, als die Onliner heute.

  47. Nur mal zwei Anmerkung zum Thema WDR-Radiobeitrag.
    1. Ja, das liest sich schlimm. Ist ja auch zum Hören gemacht und klingt in 1:30 Minuten vermutlich recht kurzweilig.
    2. Ist es beim Radio viel aufwändiger, eine erfundene Marie was erzählen zu lassen, als eine echte Marie zu finden und zu befragen.
    3. Kann man bei 1live ruhig erklären, was eine Zeitschrift ist, weil diese Moderation wohl eh nur zwei Lieder voneinander trennen und nicht weiter stören soll. Ist ja kein 60-Minuten-Feature.

  48. @Struppi

    Frisch aus dem Politisierungs-Assessment-Center:
    Welches passt nicht in die Reihe? Bitte begründen Sie Ihre Auswahl.
    Radio, Fernsehen, Internet, Tageszeitung

    Wer seine Vorurteile schon in die Fragestellung einbaut, bekommt auch die gewünschten Ergebnisse.

  49. Als ob Marie auch nur einen einzigen Online-Artikel bis zum Schluss durchliest (von der Themanwahl fange ich lieber gar nicht an) und dann auch noch Fakten nachrecherchiert oder einen Artikel mit anderem Standpunkt dazu liest…

  50. @Vonfernseher ich verstehe den Einwurf nicht, es ging um die Antwort @37 auf meine Einschätzung dieses Artikels.
    Dort sagt Somaro
    Meine Meinung ist, dass auch die Jugendlichen die leetzten Jahre gelernt haben, dass das dauernde Mantra der Älteren „Zeitungen sind seriös, die Tagesschau ist neutral“ ein Betrug und eine Lüge war.
    Und das widerlegt diese Studie.

    Ob die Studie irgendwelche Vorurteile bestätigt kann ich nicht sagen, mir ging es nur um diese eine Behauptung

  51. Oder solche Aussagen:

    @37
    Wenn in Ihrem Bekanntenkreis die Tagesschau wichtiger ist als das Internet, bezweifele ich, dass Ihr Bekanntenkreis repräsentativ oder überhaupt nur relevant für die Diskussion des Artikels ist.

    Sie sollten sich wirklich mal wieder ein wenig RL gönnen, denn es ist nicht nur so, dass die Mehrheit der Jugendlichen die Tagesschau tatsächlich eher traut als dem Internet – wie ich es beobachte, sondern auch dass „die Jugend“ sich gar nicht so toll im Internet auskennt wie manche denken – was ich ebenfalls in meinem ersten Beitrag schon angedeutet habe.

    http://www.tagesspiegel.de/wissen/icils-studie-zu-it-kompetenzen-von-schuelern-deutsche-achtklaessler-im-digitalen-mittelfeld/11005980.html

  52. Dass der „Spiegel“ für viele Leser zu viel Text beinhaltet, ist ja nun nicht gerade neu. Da muss man, glaube ich, nicht einmal Teenager damit belästigen, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Könnte es sich vielleicht um eine Art „Sommerloch“ im Winter handeln?

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