Und wehe, ihr geht uns an die Wurst

Man weiß jetzt nicht genau, ob Christian Bernreiter diese Idee aus der „Bild am Sonntag“ hatte oder gleich von der NPD. Jedenfalls muss gestern ein großer Tag für ihn gewesen sein. Das Bayrische Fernsehen war da! Bernreiter musste eine Treppe runterlaufen, ein bisschen auf seinem Smartphone rumtippen und dann durfte er, satt und frisch frisiert, sagen, was man so sagen muss, um auch als CSU-Landrat aus der niederbayrischen Provinz mal wahrgenommen zu werden:

Wir sind nicht das Sozialamt vom Balkan!

In dem Interview mit dem „Bayrischen Rundfunk“, in dem Bernreiter das in feinstem Dorfdeutsch sagt, geht es um die Menschen, die gerade aus dem Kosovo flüchten. Es sind tausende, viele davon wollen offenbar nach Deutschland. Und nun hat Landrat Bernreiter Schiss, dass ihm morgen irgendein Fremder, der nur auf schnelle Bereicherung aus ist, die Gesichtsmortadella vom Brot klaut.

Screenshot "Bayrischer Rundfunk" 10.2.2015

Bernreiter hat den Satz leicht abgewandelt. Trotzdem klingt er durch, der Original-Slogan, mit dem die NPD seit Jahren gegen alles Fremde hetzt: „Wir sind nicht das Sozialamt der Welt“. Bernreiter, der Landrat von der CSU, ist in wenigen Tagen bereits der Zweite, der sich die rechte Rhetorik zu eigen macht. Der Erste war ein Mann namens Peter Hahne, der im ZDF öffentlich-rechtlich Moral predigen darf und zugleich als Bild-Kolumnist und -Kommentator Ressentiments schürt.

Ausriss Kommentar "Bild am Sonntag" 8.2.2015

Bei Hahne ist die NPD-Analogie noch deutlicher: „Wir sind nicht das Sozialamt für die Welt“ stand am Sonntag über Hahnes „BamS“-Kommentar, dessen Inhalt nicht weniger dummdreist ist. „Ratlos und wütend“ sei er, heult der ZDF-Mann los. Er schimpft über die „blauäugige Politik“, die es „so weit kommen lässt“ und fordert, man müsse die Asylverfahren beschleunigen, „um die Menschen schnell wieder zurückzuschicken.“ In Hahnes Welt wären damit alle Probleme gelöst:

Unser Land wäre nicht mehr attraktiv für Leute, die nicht verfolgt werden, sondern sich „nur“ bessere Lebensbedingungen erhoffen.

Die Anführungszeichen in diesem (gefetteten) Satz sollen nur ablenken. Im Grunde sind sie das semantische Pendant zum Scheinheiligenschein, den Hahne trägt. Weil er sich, konservativ feige, nicht traut, seine Meinung geradewegs auszusprechen, versteckt er sich hinter Satzzeichen, um sich so gleich wieder zu distanzieren.

Ein alter, blöder Trick, mit dem es Hahne dennoch nicht schafft, all die Arroganz zu verbergen, mit der er auf die Flüchtlinge herab grinst, die sich, so muss man das lesen, locker-flockig aufmachen, „nur“ um es sich bei uns „besser“ gehen zu lassen.

Hier von „besser“ zu sprechen, ist geradezu ein Witz, den Hahne aber wohl ernst meint. Es ist richtig, dass es sich bei Menschen aus dem Kosovo nicht um Kriegsflüchtlinge handelt und auch nicht um politische Verfolgte, wenngleich Sinti und Roma im Kosovo weiter ausgegrenzt werden. Ja, sie kommen offenbar, wie es immer so schön abstrakt heißt: aus „wirtschaftlichen Gründen“. Und es ist natürlich auch ein Problem, dass nun so viele Menschen auf einmal flüchten; sowohl für den Kosovo, dem wichtige Kräfte für einen Aufbau fehlen, als auch für Deutschland, weil die Unterbringung von Flüchtlingen hierzulande ohnehin problematisch ist und der Platz in so genannten Erstaufnahme-Einrichtungen knapp werden könnte.

Aber.

Zu behaupten, die Menschen aus dem Kosovo kämen nach Deutschland, um es sich „besser“ gehen zu lassen, ist reinster Populismus. Den meisten Menschen dort könnte es gerade kaum schlechter gehen. Jeder Dritte hat gerade mal 1,40 Euro am Tag, um sich und seine Familie durchzubringen. Die Arbeitslosenquote liegt nach offiziellen Angaben bei rund 30 Prozent, vermutlich aber noch wesentlich höher. Und die Hoffnung, die neue Regierung, die seit Dezember im Amt ist, könnte daran bald etwas ändern, schwindet von Tag zu Tag. Kurz gesagt: Die Menschen haben Hunger und Angst. Sie wissen nicht weiter. Und sie werden in diesem Moment offenbar von kriminellen Schlepperbanden mit dem falschen Versprechen gelockt, in Deutschland werde alles gut und man könne sie – gegen Geld – dort hinbringen.

Die Überheblichkeit, mit der Hahne und der Landrat auf diese bettelarmen Menschen blicken, wurde gestern nur noch von Marcel Huber (CSU) getoppt. Der Chef der bayrischen Staatskanzlei diktierte Journalisten in den Block, was er so meint, wie es den Flüchtlingen wirklich geht.

Die Menschen kämen in Bussen und „meistens gut gelaunt“. „Es wurde uns berichtet von volksfestartiger Stimmung am Busbahnhof in Pristina“, sagte Huber.

Um nicht gleich zu denken, dass Huber ein etwas schlichter Zyniker ist, kann man nur hoffen, dass er lediglich etwas mit den Augen hat. Es gibt zahlreiche Berichte darüber, wie schlecht es vielen Flüchtlingen geht und was sie aus ihrer Heimat flüchten lässt. Der Schweizer „Tagesanzeiger“ (und nicht nur der) berichtete zudem schon Anfang Februar von „dramatische[n] Szenen, die sich jeden Abend auf dem Busbahnhof der kosovarischen Hauptstadt Pristina abspielen“:

Weinende Kinder, erschöpfte Mütter, junge Männer, die sich rücksichtslos nach vorne drängen – sie alle wollen einen Platz in einem der Busse ergattern, die nach Belgrad fahren.

Dazu hat der „Tagesanzeiger“ ein Video verlinkt, das genau solche Szenen zeigt. An ein Volksfest erinnert dabei höchstens, dass da so viele Menschen auf einem Fleck stehen. Für Huber ist das wohl Indiz genug, dass es sich dort um eine Art Oktoberfest handeln könnte, nur ohne Bier, aber sozusagen mit Fahrgeschäften. Der Flüchtlingsrat hat heute der bayrischen Staatsregierung – zu Recht – vorgeworfen, mit „rechten Parolen“ zu hantieren, wovon sich ruhig auch Hahne und der Landrat aus Niederbayern angesprochen fühlen dürfen.

Die Hatz auf die Menschen, die sich hier angeblich einen flotten Lenz machen wollen, hat gerade erst begonnen. Sie nahm ihren Anfang, als „Bild am Sonntag“ voriges Wochenende (in der Ausgabe mit dem Hahne-Kommentar) aus einem Fernschreiben der Deutschen Botschaft zitierte und die dort so genannte „Asyl-Lawine“ gleich fett auf den Titel packte.

Ausriss Titelseite "Bild am Sonntag" 8.2.2015

Aus Menschen wird eine Lawine. Die auf uns zurollt. Und wenn es auch nur ein Zitat war, wie sie sich eilig bei „Bild“ herausredeten: Eine Überschrift, auf diese Weise platziert, in einer Zeitung, die Millionen Menschen lesen – sie entfaltet zwangsläufig ihre volle Wirkung. Inzwischen rollt diese Lawine durch alle möglichen Zeitungen und Online-Postillen.

Kriegt jetzt noch jemand in der Staatskanzlei oder in einer der Alarm-Redaktionen des Landes spitz, dass viele der Flüchtlinge krank sind, wie das ungarische Fernsehen berichtet, wird das ganz sicher nicht zu mehr Empathie diesen Menschen gegenüber führen – sondern zur nächsten knackigen Überschrift über das Gesocks, das uns an die Wurst will.

Nachtrag, 19:34 Uhr. Ein Dank an den Kommentator, der mich freundlicherweise daran erinnert hat, dass Landrat Bernreiter und Staatskanzleichef Huber natürlich nicht die Ersten aus der CSU sind, die sich davor fürchten, bald beim „Weltsozialamt“ zu arbeiten.

Nachtrag, 19.2.2015. Horst Seehofer hat gestern zum Politischen Aschermittwoch ebenfalls gegen die Flüchtlinge aus dem Kosovo gewettert und, wie der Landrat, den alten NPD-Slogan leicht abgewandelt: „Wir sind nicht das Sozialamt für den Balkan, liebe Freunde!“

91 Replies to “Und wehe, ihr geht uns an die Wurst”

  1. „Kurz gesagt: Die Menschen haben Hunger und Angst. Sie wissen nicht weiter.“

    Ja und? Das ist doch nicht unser Problem! Weltweit hungern Millionen von Menschen!

  2. @Pazifist (2): Es geht auch nicht darum, wessen Problem das jetzt ist und wer es zu lösen hat. Es geht um die herablassende Haltung, mit der hier suggeriert wird, dass eine muntere Volksfest-Karawane auf dem Weg ist, etwas von unserem Luxus abzusahnen, um es sich noch besser gehen zu lassen.

  3. Bei „besser“ springt dem strammen Volksdeutschen natürlich prompt die Hutschnur vom Kopf, denn das könnte ja bedeuten, dass damit „besser als uns“ gemeint sei, und das geht ja nun wirklich nicht. Auf die Idee, das „besser“ hier allenfalls „etwas weniger schlecht“ oder „nicht gar so lebensbedrohend prekär“ gemeint ist, kommt er ganz bewusst nicht.

    Man muss sich dabei immer vor Augen halten, dass diese Herrschaften für eine Partei stehen, die mit Stolz das grosse C im Namen trägt. Der Namensinhaber dieses Cs würde sich angesichts dieser grosskotzigen, widerwärtigen Menschenfeindlichkeit im Grabe umgrehen, wenn er gemäss Glaubenslehre denn nicht woanders hingefahren wäre.

    Auch bei Peter Hahne, dem herzensguten Christenmenschen, muss man sich schon sehr wundern, wann der bloss zum letzten mal eine Bibel in der Hand hatte und im Neuen Testament bei der Bergpredigt hängenblieb. Unchristlicher geht’s nun wirklich kaum noch. Beschämende Bigotterie, sowas.

    (Und bezahlt wird der auch noch von MEINEN Rundfunkgebüh… ach lassen wir das…)

  4. Nun, zunächst mal zitieren Sie ja selbst ‚besser‘ und nicht ’noch besser‘ – wie im obigen Kommentar. Ersteres heißt nicht automatisch ‚gut‘, sondern ‚weniger schlecht‘ als dort. Sie mögen das jetzt als ‚Wortklauberei‘ kritisieren, aber Sie unterscheiden da auch nicht wirklich.

    Des weiteren würde mich wirklich interessieren, wie man es denn ‚korrekt‘ oder ‚richtig‘ oder ’nicht zynisch‘ formulieren soll, dass anscheinend im Kosovo Menschen nach Deutschland aufbrechen, weil man Ihnen sagt, hier könnten sie zumindest ein halbes Jahr Geld von den dt. Steuerzahlern erhalten. Und dabei nicht unter den Teppich kehren, dass es schon jetzt offensichtliche Probleme bei der Organisation von Unterkünften oder beim Zusammenleben mit den Menschen in der direkten Umgebung der Flüchtlinge gibt. Eben weil die Politiker sich um die Probleme vor Ort nicht wirklich kümmern…

  5. @Herr Rosenkranz
    Ja sie haben recht, dass die Äußerungen von Herrn Bernreiter im Ton abzulehnen sind. Sie kritisieren aber auch die Meinung dahinter, dass eine Aufnahme von Flüchtlingen aus sozialen Gründen nicht erwünscht ist.

  6. @Andreas: „Des weiteren würde mich wirklich interessieren, wie man es denn ‚korrekt‘ oder ‚richtig‘ oder ‚nicht zynisch‘ formulieren soll, dass anscheinend im Kosovo Menschen nach Deutschland aufbrechen, weil man Ihnen sagt, hier könnten sie zumindest ein halbes Jahr Geld von den dt. Steuerzahlern erhalten. Und dabei nicht unter den Teppich kehren, dass es schon jetzt offensichtliche Probleme bei der Organisation von Unterkünften oder beim Zusammenleben mit den Menschen in der direkten Umgebung der Flüchtlinge gibt. “

    Vielleicht genau so, wie Sie es gerade getan haben?

  7. Das Problem ist dabei nicht nur, daß sie uns hier die Wurst wegfressen wollen, damit käme man ja vielleicht noch klar; sondern: daß wir unsere Schinkenspicker mit Käseeinlage zu wesentlichen Teilen durch Hunger und Not in der Restwelt finanzieren. WIr BRAUCHEN die Armut anderswo zur Erzeugung unseres Wohlstands. „Armutsmigration“ ist etwa so, wie wenn das Schlachtvieh einen Sitz im Schlachthofvorstand verlangte: Es geht entschieden zu weit! Kein Wunder, daß die Metzger Panik kriegen (und uns, ihre nichtsahnenden Kunden, ein bigottes Unbehagen beschleicht und wir vorschlagen, die hier von uns erzeugten Probleme doch bitte dort, „vor Ort“, zu lösen).

  8. Ähm, ich finde „besser“ auch irreführend, denn für die Leute dort geht es gar nicht mehr. Die sind arm und wissen nicht weiter. Die sind so verzweifelt, die erkaufen sich mit ihren letzten Notgroschen ein Ticket von kriminellen Schiebern.
    Und das ist auch keine Lawine die uns zum Sozialamt der Welt macht. Das ist maximal ein Schneeball, und wenn wir den fangen kann es sein, dass wir dann nasse Finger haben. Mehr nicht.

  9. @go between
    Tja, fein beobachtet. Das ist er, der Kapitalismus. Manchen geht es gut auf Kosten vieler anderer (möglichst weit weg).
    Diesen Kapitalismus haben wir hier (im Westen) seit vielen Jahrzehnten und den wollten die Westfernsehgucker in der DDR auch so sehr gerne haben …und bekamen ihn ’89 quasi „geschenkt“.
    Jetzt ist er in Reinform da, allerdings mum ohne jede Gegenpropaganda als eine Art „Kontrolle“ aus dem pösen kommunistischen Osten.
    Und nu ist’s auch wieder nicht Recht?

  10. Das Einzige, was Peter Hahne mit dem Christentum verbindet, ist das Fisch-Symbol. Bei Peter Hahne steht es aber dafür, dass er kalt ist wie ein Fisch.

  11. Weil es gerade modern ist:

    Ich als bekennender Christ distanziere mich hiermit formal wie inhaltlich von Hasspredigern wie Herrn Hahne und den politischen Bewegungen dahinter wie CDU, CSU und PBC. Hahne und seine Komplizen missbrauchen den Namen einer menschenfreundlichen und vergebenden Religion für ihre widerwärtigen politischen Zwecke. Herr Hahne wird nicht dadurch zum Christen, dass er sich selbst so nennt. Er beschmutzt damit aber das Ansehen aller friedliebenden Christen, gleich welcher Konfession, auf der ganzen Welt.

    Usw.

  12. Tja, liebe Bernreiters, Hahnes, Seehofers, Pegidas und andere Nazis,
    viel Spaß (und Volksfeststimmung), wenn eines schönen Tages die von Euch so heiß erträumte „Islamisierung“ bei uns Einzug hält, und Ihr dann in irgendein islamfreies Land auswandern wollt, (um es Euch besser gehen zu lassen), und dann die reinrassigen Herrenmenschen dieses Landes zu Euch sagen: „Wir sind doch nicht das Sozialamt für Sauerkrautfresser.“ Hoppla.

    @2
    Ich vermute, Sie verwechseln Pazifist mit Narzisst. Wollen Sie sich nicht lieber so nennen?

    @Andreas (6)
    Sie geben ja selber eine der Hauptursachen für die Problematik wieder: Nämlich dass „die Politiker sich um die Probleme vor Ort nicht wirklich kümmern“. In dem Sinne kümmern, die Einwanderung und (mögliche) Integration als Geschenk zu betrachten, und dementsprechend zu handeln.
    Ich hoffe, Sie meinen mit „kümmern“ nicht das, was zum Beispiel die NPD darunter versteht.

    @12, @13
    Zu Herrn Hahne möchte ich aus Wikipedia – http://de.wikipedia.org/wiki/Haushuhn – hinzufügen: „Das männliche Haushuhn nennt man Hahn(e) oder Gockel, den kastrierten Hahn(e) …“, äh, ja.

  13. #14 roeschbib,
    Ihr “ @2
    Ich vermute, Sie verwechseln Pazifist mit Narzisst. Wollen Sie sich nicht lieber so nennen?“
    ist abstrakt.
    Was würde den Kommentar, wenn er von einem User mit dem Namen“ Narzisst“ geschrieben worden wäre, in Ihren Augen anders aussehen lassen?

    Über Peter Hahne und seine Funktion beim ZDF musste ich leider schon oft nachdenken. Wie kann es sein, dass er in seiner Position als ZDF-Labertäschlein sich über Jahre als BILDer ungeniert auslassen darf, ohne dass das ZDF einschreitet? Darf der das? Das war eine fast rhetorische Frage.

  14. Ich werde den Unterschied zwischen einem „Wirtschaftsflüchtling“ und einem „echten“ Flüchtling nie verstehen – oder besser den Grund für diese Differenzierung. Im Grunde heißt es doch nichts anderes als „Wer um sein Leben und das seiner Lieben fürchten muss, weil er in einem Krisengebiet lebt, ist willkommen. Wer um sein Leben und das seiner Familie fürchten muss, weil er nichts zu essen hat, hat Pech gehabt. Wir sind nicht das Sozialamt der Welt.“

    Meine These: wer so argumentiert, möchte auch keine Kriegsflüchtlinge aufnehmen. Er weiß nur, dass das gesellschaft verpönt ist, und sucht nach Ausflüchten.

    Darüber hinaus halte ich es für eine Illusion, dass man Einwanderung steuern kann. So lange Deutschland wirtschaftlich erfolgreich ist, werden Menschen zuwandern, weil sie sich ein besseres Leben erhoffen. Auch in Kanada mit seinem von konservativen Kreisen als vorbildlich hervorgehobenem Einwanderungssystem lebt eine sechsstellige Zahl „illegaler“ Immigranten. Diese sind von vornherein auch aus dem legalen Arbeitsmarkt ausgeschlossen.

    Ich denke, dass ein verschärftes Einwanderungsrecht vor allem negative Folgen hat: Schleuserbanden werden gestärkt (ein ähnlicher Effekt wie bei der US-Prohibition in den 1920er Jahren), die Migranten werden als Tagelöhner ausgebeutet oder rutschen in die Kriminalität ab – von irgendwas müssen sie ja leben. Noch eine These: das Dealer-Problem im Görlitzer Park wäre mit legalen Arbeitsmöglichkeiten nie so eskaliert.

  15. @DaW

    Ich glaube ja nicht, dass es diesen Herren um die Unterscheidung geht. Andersherum dürfte es ihnen wichtiger sein: Wenn die Zuwanderer auf einmal irgendwelche Rechte bekommen, dürfen sie auch vielleicht irgendwann wählen und damit bei jenen zuhause mitbestimmen. Und werden wohl kaum jene wählen. Sieht also wohl klassisch nach Überfremdungsangst aus. (Aber Hauptsache ihre Brüder in geistiger Einfalt von Pegida & Co. herablassend behandeln.)

  16. Wie anscheinend manch anderer hier auch, hatte ich erst mal Schwierigkeiten, über die von offenkundig großer Emporung getragenen ersten Absätze voller Unterstellungen, Suggestionen und Verdrehungen hinaus zu lesen (etwa ab „Hier von „besser“ zu sprechen, ist geradezu ein Witz […]“ wird es dann besser) und zum berechtigten Kern des Artikels – siehe #3 – vorzudringen. Vor allem der Text von Hahne ist wirklich unsäglich. Aber irgendwie teile ich auch das Gefühl vom „Normalen“ (#7), dass es hier nicht bloß um die äußere Form geht. Das macht den Beitrag nicht weniger berechtigt, aber es hinterlässt ein ungutes Gefühl, dass hier um den Kern der Thematik herumgeschrieben wird, zumal wenn derart markig der Vorwurf von Feigheit und Scheinheiligkeit vorgebracht wird.
    Außerdem wirkt es auf mich jetzt so, dass die Formulierung vom „Sozialamt“ vor allem deshalb falsch sei, weil sie von der NPD komme. Viel mehr substanzielle Kritik etwa an Christian Bernreiter konnte ich jetzt nicht finden. Dafür wird er als mediengeiler CSU-Dorfdepp dargestellt, der „Schiss“ um seine „Gesichtsmortadella“ habe (woher eigentlich diese ständigen Fleischwaren-Formulierungen kommen, bleibt ohnehin rätselhaft).
    Stattdessen hätte man aber auch thematisieren können, dass er auf die ihm gestellte Frage, was „das denn für Menschen“ seien, von denen ja manche im Winter immer wieder kämen, nur auf die Fälle von Asylmissbrauch abhebt (woaruf allerdings auch schon die BR-Frage abgezielt hatte). Denn das Problem ist ja nicht nur das Aussprechen unangenehmer Wahrheiten, sondern die verzerrte und falsche Perspektive, die auch durch einseitige Beiträge wie die von Bernreiter und Hahne entsteht.

  17. Ich bin alles andere als ein AfD- Anhänger (und so gern ich auch eine Alternative zu den vorhandenen Parteien hätte-sie ist es nicht), aber es regt mich immer wieder maßlos auf, wenn vor allem die Medien oder auch die Politik selbst mit zweierlei Maß messen. Wenn „alteingesessene“ Parteien, Politiker oder „Experten“ Schwachsinn im Allgemeinen oder fremdenfeindliche Äußerungen im Besonderen von sich geben, dann ist das kaum eine Erwähnung wert oder wird als einzelne Entgleisung abgetan. Wenn die AfD das macht, dann wird von Medien und dem Rest der Politik mit dem Finger auf sie gezeigt und der Untergang Deutschlands prophezeit, wenn eine Partei mit solchen Ansichten Erfolg haben sollte.

    Da äußern die Kanzlerin, die CDU und der bayrische Inzuchtverein wochenlang im Zuge der Pegida-Demos, dass Islam- und Fremdenfeindlichkeit nicht zu Deutschland gehören, und kaum ist es mal wieder etwas ruhiger in Dresden, da blasen sie quasi ins gleiche Horn.

  18. Das Problem lässt sich nicht in Bayern, sondern nur im Kosovo lösen. Das Geld, das hier für Asylverfahren und Unterbringung ausgegeben wird, sollte dort investiert werden. Auf diese Weise wäre mit derselben Summe wesentlich mehr Menschen geholfen, es wäre Hilfe zur Selbsthilfe und es wäre eine Maßnahme der Prävention. Das Kosovo zählt zu Europa und liegt es eng bei der EU. Wir haben ein großes Interesse daran, dass es dort stabil zugeht und aufwärts geht. Wenn das nämlich nicht passiert, kommt es schnell zu Verhältnissen, die Flucht und Asyl wirklich begründen.

  19. @14:

    Nämlich dass „die Politiker sich um die Probleme vor Ort nicht wirklich kümmern“. In dem Sinne kümmern, die Einwanderung und (mögliche) Integration als Geschenk zu betrachten, und dementsprechend zu handeln.

    Warum muss Ihrer Meinung nach jeder Mensch zwangsläufig Einwanderung als Geschenk betrachten?

    Ich habe vor einigen Wochen einen Zeitungsartikel (einer ostdt. Zeitung, weiß nicht mehr welche) gelesen, wo ziemlich dezidiert dargelegt wurde, wie die Bürger inkl. Lokalpolitiker einer kleinen Gemeinde auf Anfrage „von oben“ große Bereitschaft gezeigt haben, einige Familien aus dem Bürgerkriegsland Syrien bei sich aufzunehmen. Aus den angekündigten Familien wurden dann binner weniger Wochen eine größere Zahl junger Männer aus Algerien und Marokko, die dicke Geldscheinbündel und etwas, das wie Drogenpäckchen aussah (um es vorsichtig zu formulieren), bei sich trugen, die Unterkünfte demolierten und salopp formuliert in der Gemeinde (aus Sicht der Bürger) Angst verbreiteten.

  20. @11:

    Tja, fein beobachtet. Das ist er, der Kapitalismus. Manchen geht es gut auf Kosten vieler anderer (möglichst weit weg).

    Ich weiß, dass ich hier jetzt gleich einen Shitstorm ernte, aber das Land, wo auf unserer Erde der „Kapitalismus“, also eine freie Marktwirtschaft in Reinform herrscht, würde ich gerne mal sehen.

    Für die Armut in vielen Ländern gibt es im Wesentlichen folgende Gründe:
    – korrupte, diktatorische Herrscher, die sämtliche internen und externen Geldquellen anzapfen bzw. in der Hand haben, und die Bevölkerung ausbeuten und am langen Arm verhungern lassen.
    – Einfuhrzölle in der sog. ersten Welt (EU oder USA), die verhindern, dass ärmere Länder ihre Produkte dorthin exportieren können. Diese Zölle sind umso höher, je höher entwickelt die zu importierenden Produkte sind. Damit der gemeine Afrikaner gar nicht erst auf die Idee kommt, uns was anderes als Bananen anzubieten. Die Subventionen in der EU machen unsere Milchseen und Fleischberge so günstig, dass wir die sogar in die dritte Welt exportieren können und dort die lokalen Erzeugerstrukturen kaputt machen.

    Vom bei uns herrschenden Geldsozialismus unserer Zentralbanken will ich gar nicht erst anfangen…

  21. @ stefanolix:

    So einfach ist das nicht. Zum einen würde es ja dauern, bis die Gelder (wenn überhaupt) ihre Wirkung zeigen, und bis dahin gäbe es ja weiter Zuwanderung nach Deutschland. Zum anderen lassen sich eben nicht alle Probleme aus dem Ausland lösen.

    Und letztlich kann auch Auswanderung ein Beitrag zur Entwicklung eines Landes sein: wenn die Ausgewanderten Geld zu ihren Angehörigen schicken und damit die Wirtschaft vor Ort ankurbeln. In vielen Staaten ist das ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.

  22. @ lil
    Aus der Sicht Ihrer Frage ist mein Kommentar zu @2 (Ich vermute, Sie verwechseln Pazifist mit Narzisst. Wollen Sie sich nicht lieber so nennen?) tatsächlich abstrakt, das gebe ich zu.
    Ich meinte aber nicht, die von der Person getätigte Aussage, es sei nicht „unser“ Problem, ob Menschen aus dem Kosovo hungerten, weil weltweit Millionen von Menschen hungerten, hätte unter dem Namen „Narzisst“ anders ausgesehen. Ich meinte, sie hätte meines Erachtens ehrlicher ausgesehen. Ich finde, eine solche Meinung unter dem Namen „Pazifist“ zu veröffentlichen etwas abstrakt; weil das für mich nicht zusammen passt. Ein Pazifist, so meine jedenfalls ich, sollte aufgrund seiner ethischen Gesinnung doch auch bezüglich der hier behandelten Problematik eine etwas humanistischere Einstellung an den Tag legen als „mir doch egal, was mit denen ist“.

  23. @DaW: Wer hierzulande für die Leute in seiner Heimat arbeiten und Geld verdienen will, ist im Asylverfahren fehl am Platze. Für solche Menschen muss ein reguliertes System der Arbeitsmigration aufgebaut werden, in dem es nach Qualifikation und Nutzen geht. Nur als Qualifizierte können sie unter ordentlichen Bedingungen deutlich oberhalb des Mindestlohns arbeiten und wirklich Geld nach Hause schicken.

  24. Na und?
    Ob Frau Käßmann, Herr Huber oder Herr Hahne: Die evangelikalen Gotteskrieger(und viele andere mehr), fühlen sich oder sind bei Springer gut aufgehoben.
    Mehr Zynismus braucht es nicht…
    Danke dennoch für die journalistische Mühe, weil ich denke, dass man sich seine Zeit auch erfreulicher vertreiben kann.
    Grüsse

  25. @DaW (18)

    Wo Sie gerade von Schleuserbanden reden. Es ist noch gar nicht so lange her, da haben kriminelle Schleuser auch Menschen gegen Bezahlung über die Grenze nach Deutschland gebracht. Allerdings nicht aus Afrika, sondern aus der DDR. Der Unterschied ist nur, dass sie heute als Helden bezeichnet werden.

  26. @ stefanolix:

    Mit dem Begriff „Nutzen“ habe ich ein Problem – ich beurteile Menschen nach anderen Maßstäben als ein neues Auto oder einen Laptop. Und woher kommt eigentlich dieser Qualifikationswahn? Der schließt doch einen Aspekt völlig aus – dass Menschen in der Lage sind, sich zu qualifizieren.

    Aber das ist leider in der Tat typisch deutsch, und ich habe es bei der Arbeitssuche auch selbst schon zu spüren bekommen: wenn man nicht mindestens 70 Jahre Berufserfahrung in der gesuchten Tätigkeit hat, ist man unfähig und absolut ungeeignet. Menschen gelten in Deutschland nämlich vielen Arbeitgebern als dumme Äffchen, die weder willens noch in der Lage sind, sich einzuarbeiten.

    Spricht man mit US-Amerikanern oder Polen, ist es oft erstaunlich, was für krasse Berufsbiographien sie haben. In Deutschland wäre das leider nicht möglich – da reicht es, Berufserfahrung zu haben, die Qualität dieser Arbeit ist nebensächlich: Der eine Mensch, der die Berliner S-Bahn zugrunde gerichtet hat, durfte dann erst Air Berlin und dann die Berliner Flughäfen leiten. Der andere ist nun bei Veolia Verkehr. Wahrscheinlich muss man erst einen volkswirtschaftlichen Millionenschaden verursachen, um als qualifiziert zu gelten.

  27. @ Gunnar

    Ja, aber da ging es ja auch um hochwertige Deutsche und nicht um das minderwertige Viehzeug (Bachmann) aus Afrika oder Rumänien. :)

  28. #24 roeschbib,
    da muss ich noch einmal nachhaken.
    Ihnen geht es um den Narzissten, der sich Pazifist nennt. Das stößt Ihnen sauer auf, aber Ihr Problem habe ich noch immer nicht verstanden. Geht es Ihnen um die Allgemeingültigkeit eines Usernamens, der Ihrer Meinung nach nicht seine Meinung äußern darf, weil der Nickname seine Meinung in das Gegenteil abschweift? Das ist urkomisch, denn Narzissten legen nicht besonderen Wert auf Beachtung, da die ihre Meinung für eine Selbstverständlichkeit halten. Somit wäre ein User mit dem Namen Narzisst belustigt, da er sämtliche Kritik an sich abprallen lassen würde, so er ein wahrer Narzisst wäre. Nennt sich nun aber jemand Pazifist und ist nicht Ihrer Meinung, so entsteht bei Ihnen ein Bild im Kopf, was auch nicht richtig ist. Jemand der sich Pazifist nennt hat Ihrer Meinung nach eine Aussage zu treffen, die A-Poitisch ist, wenn nicht sogar in sich geschlossen etwas von: Frieden schaffen ohne Waffen hat.
    Verabschieden Sie sich einfach von den Gedanken, dass politisch orientierte Nicknamen auch nur in irgeneiner Weise etwas mit dem zu tun haben, was sie wirklich sind. Es kann zu eklatanten Fehlurteilen kommen, auch wenn es nicht gewollt ist. Anders gefragt: Wie nehmen Sie Menschen wahr, die sich Misanthrop oder Nihilist nennen?

    Ich möchte mich hiermit bei Herrn Rosenkranz entschuldigen, weil ich die Thematik des eigentlichen Themas nicht beachtet habe außer bei #16 Zweiter Absatz.

  29. Man kann die Aussagen von Bernreiter und Hahne ja gerne kritisieren, aber was hat das mit der NPD zu tun? Nur weil diese anscheinend vom „Sozialamt der Welt“ gesprochen hat (ich hätte das nichtmal gewusst, ich lese extrem selten NPD-Werbung und habe erst durch diesen Artikel davon erfahren), dürfen also „normale“ Leute so ein Wort nicht mehr benutzen? Damit würde man der NPD eine weit höhere Bedeutung zumessen, als ihr zusteht. Ich würde mich jedenfalls weigern, panisch alle Worte zu vermeiden, die die4 NPD jemals für ihre Propaganda missbraucht hat. Soo wahnsinnig einfallsreich finde ich den begriff „Sozialamt“ in diesem Zusammenhang jedenfalls nicht, dass ich der NPD auf alle Zeiten alleiniges Copyright darauf zugestehen möchte.

    Ich bin übrigens keineswegs ein CSU-Anhänger und auch nicht gegen die Aufnahme von Kosovo-Flüchtlingen generell, finde aber, wenn ein Politiker da anderer Meinung ist, dann soll er das doch auch sagen dürfen. Das kann und soll man dann gerne kritisieren, aber grundsätzlich steht diese Meinungsfreiheit auch einem Herrn Bernreiter zu. Und da er nun mal bayrischer Politiker ist und kein Sozialwissenschaftler, darf er das gerne auch etwas deftiger formulieren. Wenn man das nicht gern hat, dann wählt man ihn halt nicht und kritisiert seine Aussagen inhaltlich. Dieser Artikel hier liest sich aber so, als sei es ein Unding, dass sich ein bayrischer Politiker überhaupt gegen Aufnahme von Flüchtlingen ausspricht, und dass ein öffentlich-rechtlicher Sender darüber berichtet (er „durfte, satt und frisch frisiert, sagen, was man so sagen muss, um auch als CSU-Landrat aus der niederbayrischen Provinz mal wahrgenommen zu werden“ — ja, wieso sollte er das nicht sagen dürfen?)

    Schade, dieser Artikel ist mal wieder die PC-Keule in Reinform und stellt genau das Klischee des normalerweise nicht vorhandenen „Gutmenschen“ dar, der anderen den Mund verbieten will, wenn diese nicht seiner Meinung sind.

  30. @32: Es mag ja sein, dass „Nutzen“ nicht das „optimale“ Wort ist.

    Nur müssen wir uns eben auch klar machen, dass irgendjemand genau das Geld erwirtschaften muss, damit es der Staat ihm wegnehmen kann, um es in die Sozialsysteme zu stecken (nüchtern formuliert).

  31. Für die Frage Asyl und Zuwanderung habe ich keine befriedigende Antwort. Da muss ich passen. Das Thema ist kompliziert.

    Allerdings bin ich doch entsetzt über Peter Hahne. Hahne geriert sich in seinen Büchern als christlicher Prediger. Sein Kommentar passt dazu gar nicht. Der Geist des Neuen Testaments ist in diesem Kommentar nicht auffindbar. Es mag weltfremd-religiös sein, aber die Sicht der christlichen Nächstenliebe würde verlangen, sich in die Menschen hineinzuversetzen, mit ihnen zu reden, anstatt einfach über sie zu entscheiden. Natürlich ist das Thema Zuwanderung eine realpolitische Frage, in der es nicht nur um eine neutestamentliche Moral alleine gehen kann. Aber wenn jemand wie Hahne sich als Christ inszeniert, sollte er auch christlich handeln und argumentieren. Das tut er nicht (sage ich als bibelkundiger Atheist).

  32. Zitat (bezogen auf den Kosovo) „Jeder Dritte hat gerade mal 1,40 Euro am Tag, um sich und seine Familie durchzubringen.“. Ich vermute mal, diese Aussage kann man auch auf einen zweistelligen Prozentsatz der Weltbevölkerung (knapp 8 Mrd. Menschen) beziehen. Mit anderen Worten: Für eine Schleusung aus dem Nahen Osten oder Afrika (ca. 6000 US-§) müsste man bei diesem Verdienst knapp 3800 Tage arbeiten.

    Es liegt schlicht nicht in unserem nationalen Interesse, all diese Menschen bei uns aufzunehmen und zu ernähren. Das bedeutet nicht, dass man einen Satz wie „Politisch verfolgte genießen Asyl“ nicht unterschreiben kann. Und die Verwendung der Formulierung „Nationales Interesse“ bedeutet nicht, dass man deswegen Nationalsozialist ist. Da könnte man ja auch die Vereinigten Staaten und diverse US-Präsidenten für die Errichtung eines Zaunes an der Südgrenze der US als Nazis bezeichnen.

    Hören Sie doch auf, mit irgendwelche dumpfen Parolen, persönlichen Herabsetzungen und dem Hervorholen der Nazikeule ein Problem einfach wegdrücken zu wollen, welches da ist und immer virulenter wird. Und das gelöst werden muss. Und zwar insbesondere auch im Interesse derjenigen, die knapp mehr als Hartz4 verdienen und dafür sehr hart arbeiten müssen.

  33. @ Ein Normaler (#7): Warum soll es schlimm sein, die Meinung zu kritisieren, „dass eine Aufnahme von Flüchtlingen aus sozialen Gründen nicht erwünscht ist“? Sehen Sie sich die beiden folgenden fiktiven Aussagen an:

    (1) Die Leute im Kosovo sind bettelarm und können unter den herrschenden Bedingungen und mit den derzeitigen Zukunftsaussichten zuhause nicht menschenwürdig überleben. Dass sie deshalb versuchen, wenigstens vorübergehend anderswo unterzukommen, ist verständlich. Wir können diese Leute nicht alle aufnehmen, weil unsere Ressourcen begrenzt sind, deshalb müssen wir versuchen, möglichst viele von ihnen möglichst schnell wieder loszuwerden oder sie gar nicht erst ins Land zu lassen.

    (2). Es ist eine bodenlose Dreistigkeit von den Leuten im Kosovo, hier Sozialhilfe abgreifen zu wollen, anstatt ihr eigenes runtergewirtschaftetes Land wieder in Form zu bringen. Raus hier mit dem Pack!

    Ich lese aus den Äußerungen von Hahne, Bernreiter, Seehofer zu viel von (2) und zu wenig von (1) heraus. Für die Kosovaren mag es im Endergebnis keinen Unterschied machen, aber mir wäre wesentlich weniger unwohl mit einer eher an (1) orientierten Grundhaltung von Politik und Gesellschaft. (2) ist das Niveau von Bild und von Parteien wie der NPD und ihnen nahestehenden Leuten. Das ist eine Haltung, die eigentlich keinen Platz haben sollte in einem zivilisierten Land.

    Insofern kann man die Meinung, dass eine Aufnahme von Flüchtlingen aus sozialen Gründen nicht erwünscht ist, durchaus kritisieren, wenn diese Meinung eher auf (2) basiert als auf (1). Und wenn man zunächst hauptsächlich über den populistischen Tonfall und die Bigotterie der Akteure schreibt, muss man diese Kritik vielleicht auch nicht ausformulieren. Das könnte Inhalt eines eigenen Blogartikels sein.

  34. […] so alles drauf hat! Und was ist unsere deutsche Sorge ob dieser Entwicklung? Richtig: Wir sind doch nicht das Weltsozialamt! Wenn man in einem Krisengebiet wie Europa nicht mehr leben möchte, gibt es doch bessere […]

  35. Gute Güte, wo wurde dieser Beitrag denn schon wieder verlinkt?!
    Ich greif mir mal die #35…

    Soo wahnsinnig einfallsreich finde ich den begriff „Sozialamt“ in diesem Zusammenhang jedenfalls nicht, dass ich der NPD auf alle Zeiten alleiniges Copyright darauf zugestehen möchte.

    Es geht doch auch viel weniger um den Begriff an sich als um die Argumentation. Und die bewegt
    sich eben auf NPD-Niveau, egal für wie Nicht-NPD sich derjenige hält, der sich so äußert.

    Wenn man das nicht gern hat, dann wählt man ihn halt nicht und kritisiert seine Aussagen inhaltlich.

    Ähm, genau letzteres tut Rosenkranz.

    Schade, dieser Artikel ist mal wieder die PC-Keule in Reinform und stellt genau das Klischee des normalerweise nicht vorhandenen „Gutmenschen“ dar, der anderen den Mund verbieten will, wenn diese nicht seiner Meinung sind.

    Nein, Sie sind es, der das bloße Äußern von Widerspruch und Kritik schon mit Mund-verbieten-wollen verwechselt. Und mit dem alten Trick, eine angebliche „PC-Keule“ zu beklagen, nur um sich nicht weiter mit irgendwelchen Inhalten auseinandersetzen zu müssen, kommen Sie nicht durch.

  36. Die Kombination evangelischer Theologe/ZDF/Bild hat ja Tradition. Erinnert sich noch jemand an Adolf Sommerauer?

  37. @lil
    Sehr geehrte(r) lil,
    Sie hängen das jetzt ziemlich hoch, was natürlich Ihr Recht ist. Ich finde auch Ihre Argumentation durchaus berechtigt.
    Denn eigentlich stört mich ja nicht nur der (von mir empfundene) Widerspruch, sondern auch die Haltung der Person gegenüber den Flüchtlingen. Ich kann ihr aber nunmal keine andere aufzwingen.
    Deshalb wollte ich auf den Widerspruch abheben.
    Und wie meine Kommentare allgemein rezipiert werden liegt natürlich im Auge (beziehungsweise im Geiste) des Betrachters, dementsprechend ebenso, wie hoch diese sie dann jeweils aufhängen wollen.

  38. nebenbei frage ich mich, warum ein intellektuell derart überschaubar gestrickter Mensch wie Peter Hahne im Öffentlich Rechtlichen überhaupt noch einen Sendeplatz bekommt um dort seine tumben Sichtweisen zu propagieren.

  39. Wow, was bin ich für eine miese Kreatur.
    Bin ich doch glatt in ein anderes Land gegangen, nur weil da mein Leben besser ist, anstatt mich mit den Verhältnissen in dem Land abzufinden, die ich auch in über 20 Jahren nicht annhähernd ändern konnte.

    Ich bin 2014 aus Deutschland nach Schottland ausgewandert, weil ich die Unfreundlichkeit untereinander nicht mehr ertragen wollte und eine Gesellschaft auch funktioniert, wenn Leute im Alltag rücksichtsvoll miteinander umgehen.

  40. „wir sind nicht das sozialamt der welt“ haben mehr oder weniger in ähnlicher diktion auch schulz und juncker in der tv-diskussion vor der eu-whl gesagt. ist allgemeingut.

  41. @42, amfenster:

    Das Problem ist, dass Boris Rosenkranz die Aussagen zwar durchaus auch inhaltlich kritisiert, sich aber plakativ vor allem an der Wortwahl stößt, und daran, dass die Herren Bernreiter und Hahne es wagen können, sich überhaupt gegen die Aufnahme von Kosovo-Flüchtlingen auszusprechen. Das gipfelt schießlich darin, dass er dem BR vorwirft, Herrn Bernreiter überhaupt die Möglichkeit gegeben zu haben, seine Äußerungen im Fernsehen tätigen zu können. Und sowas gefällt mir nicht.

    >Nein, Sie sind es, der das bloße Äußern von Widerspruch und Kritik schon mit Mund-verbieten-wollen verwechselt. Und mit dem alten Trick, eine angebliche „PC-Keule“ zu beklagen, nur um sich nicht weiter mit irgendwelchen Inhalten auseinandersetzen zu müssen, kommen Sie nicht durch.

    (Es wäre nett, wenn Du mich duzen würdest, wir befinden uns hier im Netz und nicht in einer Talkshow.)

    Es mag ja daran liegen, dass das hier das Blog eines Medienjournalisten ist, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es in diesem Artikel vordergründig um die inhaltliche Aussage geht sondern vielmehr darum, dass diese Aussage im Frühstücksfernsehen getätigt wurde und dass das ja wohl völlig unmöglich sei. Denn wenn es nur um die Flüchtlingen ginge und das Verhältnis von Herrn Bernreiter und anderen zu ihnen, dann wäre es doch völlig egal, ob diese Aussagen jetzt im BR oder auf einer Wahlkampfveranstaltung getroffen werden.

    Zur inhaltlichen Auseinandersetzung könnte ich jetzt einen weiten Bogen spannen und hinterfragen, warum man erst unbedingt ein unabhängiges Kosovo anerkennen muss, dessen erfolgreiches Bestehen von Anfang an mehr Wunschtraum als Wirklichkeit war, und sich dann hinterher wundert, dass die Menschen dort keine Zukunft haben und zu uns wollen – aber dazu habe ich hier an dieser Stelle wirklich keine Lust. Wer weiß, vielleicht war die NPD ja auch von Anfang an gegen ein unabhängiges Kosovo, und dann vertrete ich hier aus Versehen NPD-nahe Positionen, und nein, das will ich natürlich nicht.

  42. @amfenster, #42
    Es geht doch auch viel weniger um den Begriff an sich als um die Argumentation.
    Im Fall von Bernreiter geht es ausschließlich um den Begriff. Oder worin sehen Sie/siehst du in Rosenkranz‘ Beitrag ein daneben stattfindendes Auseinandersetzen mit dem Interview?
    Dafür strotzt der Text nur so von – ich wiederhole mich – Unterstellungen, Suggestionen und Verdrehungen. Man wird wohl nicht leugnen können, dass Boris Rosenkranz hier starke verbale Geschütze auffährt. Man kann es auch Keule nennen.

  43. Ich kann nicht erkennen, warum man ausgerechnet zugunsten von Bernreiter und Co. differenziert oder es versucht.

    Vorab: Ich denke, es gibt eine Berechtigung, über die Begrenzung des Zuzuges zu diskutieren. Letztlich ziehen Staaten immer Grenzen und definieren, wer als Bürger dazu gehört inklusive der damit verbundenen Rechte und Ansprüche, und wer ausgeschlossen ist. Zuzug ist auch eine ökonomische Frage. Usw.

    Die CSU jedoch übt sich jedoch in Populismus, wenn man es mal im Zusammenhang sieht: Die Aussage, wir seien nicht das Sozialamt vom Balkan, wirkt stark emotionalisierend und wertend. Anders als die Verteidiger Bernreiters differenziert der CSU-Mann nicht. Er geht nicht auf die Lebenschicksale ein, die damit verbunden sind, nicht auf die politischen Randbedingungen, wälzt keine Konzepte hin oder her. Er bietet die scheinbar einfache Lösung an. Damit liegt er auf der Wellenlänge seiner Partei, die seit einiger Zeit das Thema Asyl und Zuwanderung fährt. Ich unterstelle, dass dies vor allem Strategie ist, um AfD und Pegida die Wähler und Anhänger wieder abzujagen. Strategie ist es insofern, als die Äußerungen der CSU zu diesem Thema meist allzu volkstümlich vereinfachend daherkommen und eben eine genaue Auseinandersetzung zu dem Thema vermissen lassen. Es steht auch ganz in der Tradition etwa Stoibers, der sagte: Wir brauchen mehr Ausländer, die uns nützen, als jene, die uns ausnützen.

    Peter Hahne wiederum sollte, nicht zuletzt auch als Christ, über das Medium nachdenken, welches er benutzt. BILD ist kein Ort der Differenzierung. Oft genug werden hier bloß Ressentiments ausgesprochen. Das Beispiel der „Asyllawine“ steht für den Stimmungsjournalismus der BILD. Ein seriöser Nachdenker würde vermutlich nicht wollen, dass dieses Thema so zur Parole verkommt. Oft genug sind die Probleme der modernen Welt mehr klein-klein und sowohl-als-auch. Das müsste auch einem Peter Hahne bewusst sein. Falls es ihm bewusst ist, müsste er wissen, dass seine kurze Bild-Kolumne niemals dem Thema gerecht werden kann.

    Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder sind Hahne und gewisse CSU-Vertreter wirklich so naiv. Oder sie handeln bewusst propagandistisch und nehmen die Kollateralschäden der Parolen und der übermäßigen Vereinfachung in Kauf. Im letzteren Fall habe ich kein Verständnis für solche Leute.

    Dann und wann wäre es hilfreich, wenn die „Eliten“ dazu beitrügen, eine Debatte zu versachlichen, anstatt die Wut des „kleinen Mannes“ noch anzuheizen.

    Natürlich ist die Frage des Zuzugs
    „[…] ein Problem […], welches da ist und immer virulenter wird. Und das gelöst werden muss. Und zwar insbesondere auch im Interesse derjenigen, die knapp mehr als Hartz4 verdienen und dafür sehr hart arbeiten müssen.“ (Wolfgang Wegener). Ich habe dafür Verständnis. Aber gleichzeitig stellt sich doch auch die Frage, warum die Leute trotz Vollerwerbstätigkeit kaum vernünftig verdienen, während der Reichtum einer Minderheit wächst. Das gehört alles mit zu dem Kontext, das wird ja auch angedeutet mit der Aussage, sie würden kaum mehr als Hartz IV bekommen. Da stimmt also generell etwas nicht.

    Von Peter Hahne würde mich jetzt übrigens mal eine Auslegung der „Speisung der 5000“ interessieren. Ob Jesus und seine Jünger Gutmenschen waren?

  44. @ Andreas:

    „Nur müssen wir uns eben auch klar machen, dass irgendjemand genau das Geld erwirtschaften muss, damit es der Staat ihm wegnehmen kann, um es in die Sozialsysteme zu stecken (nüchtern formuliert).“

    Und genau an dieser Denkweise krankt die gesamte Migrations- und Integrationsdebatte: Zuwanderer und Asylbewerber kosten vor allem Geld. Darin sind sich rechts und links sogar einig. Rechts spricht dann von einer Blünderung der Sozialsysteme, links von moralischen Pflichten.

    Wer sagt denn, dass sie nicht auch dazu beitragen, dieses Geld zu erwirtschaften? (Und ironischerweise erschwert ja gerade die konservative Position, Asylsuchenden und Zuwanderern das legale, abgabenpflichtige Arbeiten möglichst schwer zu machen, dass sie einen Beitrag zum Erwirtschaften des Geldes tragen.)

    @ Earonn:

    Schämen Sie sich. Sie tragen zur Überfremdung eines anderen Landes bei. Pfui.

  45. @52: Mal abgesehen davon, dass ich nirgendwo gesagt habe, dass Flüchtlinge und/oder Einwanderer dieses Geld nicht auch erwirtschaften können sollen, steht für die erwähnte Teilmenge der Flüchtlinge genau dies (dass sie nachvollziehbarerweise bis zu einer evtl. ergangenen Abschiebeentscheidung hier Unterstützung beanspruchen) in dem obigen Artikel

    Mein Einwand bezog sich vor allem darauf, dass wenn im Zusammenhang von Einwanderung auch der Nutzen für unsere Gesellschaft erwähnt wird, Formulierungen wie „Menschen dürfen nicht nur unter Nutzenaspekten gesehen werden“. Das klingt zwar schön in den Polit-Talk-Shows und man kriegt auch viel Applaus dafür, aber es hat keinerlei praktische Relevanz…

  46. @40: Ich mag ja naiv sein, aber was glauben Sie, was passiert, wenn jemand wie z.B. Herr Seehofer oder Frau Petry die Formulierung (1) in einer TV-Talkshow benutzen und sagen wir mal Frau Roth daneben sitzen würde?

    Mir fehlt es an Vorstellungskraft, dass etwas wesentlich anderes als eine Schimpftirade unter Verwendung eines Großteils der Floskeln „Biedermann“, „Brandstifter“, „Rechtspopulist“, „Wolf“, „Schafspelz“, „rechte Parolen hoffähig machen“ usw. dabei herauskäme…

  47. Also, wenn’s nur ums Geld geht – da sind noch einige hundert Milliarden Euro zu holen, jährlich, Steuern, die durch geduldete (wenn nicht erwünschte) Bilanz- und Kapitaltransfertricks den Staaten verloren gehen und auf den Riesenhaufen landen, die der Teufel zum Scheißen benutzt. Mit dem Geld ließe sich was sinnvolles Anstellen (den Staatshaushalt auf eine symbolische Stillstandsnull zu konsolidieren, gehört nicht dazu).

    Aber für den bürgernahen Politiker und seine potentiellen Wähler ist es doch viel lebensnäher, gegen die Unglücklichen, die den Fehler begangen haben, z.B. im geschundenen Kosovo in Europa geboren zu sein, zu wettern und zu pöbeln.

    Für die Wähler, weil sie sich selbst schwach fühlen, weil sie unaufgeklärt durch eine knietiefe Jauche von Dumm- und Gemeinheiten, von Fehlinformationen, Tagesschauen und verzerrten Statistiken waten müssen, weil auch ihr Job auf der Kippe steht und Hartz IV winkt, weil Angst das Denken unmöglich macht, Mitmenschlichkeit dem Wettbewerb um Nützlichkeit und Selbsterniedrigung weichen muß.

    Für den Politiker, weil er sichtbar und ohne Scham sein Gewissen veräußert hat, weil es für ihn wichtigeres gibt als Not und Verzweifelung – die nächste Wahl kommt bestimmt – und weil er aus eigener Erfahrung und gezielter Geschichtslektüre herauszulesen meint, daß derjenige sein Wähler am besten im Griff hat, der dafür Sorge trägt, daß deren Bäume nicht in den Himmel wachsen (woran dann übrigens der Ausländer Schuld hat, so (als Konkurrent, der dringend benötigt wird, weil Deutschland keine Fachkräfte mehr hervorbringt. Haha.) oder so (als jemand, der in einer dramatischen Situation um Hilfe bittet, dazu sagt man dann herablassend „Bittsteller“, was in die gleiche Klasse der Zynismen gehört, wie das Wort „Geberländer“)).

    Indem Deutschland nach und nach mit viel Herumlärmen und dabei doch fast geräuschlos, man denke!, zu einem Billiglohnland mit Großmachtambitionen umgebaut werden konnte (und weiterhin wird), ist sein bißchen Würde schon wieder verspielt.

  48. Mein Vorschlag.. Jeder Haushalt, mit einem monatlichen Haushalts-Netto-Einkommen von mindestens 5.000 €, nimmt einen Flüchtling auf. Per Gesetz. Keine Ironie und kein Zynismus.

  49. @57: Weil jeder Haushalt, der mehr als 5000€ Netto hat, in Ihrer Vorstellung in einem Haus mit mindestens einem leeren Zimmern wohnen und genug Geld über haben _muss_?
    Und Sie weniger als 5000€ Netto haben?

    Helfen/zahlen/machen sollen immer die Anderen?

  50. @JUB68 #49

    Finanziell meinen Sie? Ich selbst. Lebe allerdings auch von mehr als eineurofuffzich am Tag und angesichts der Behandlungskosten meiner mitgebrachten Krankheit könnte ich durchaus ein finanzielles Verlustgeschäft für Schottland sein.

    Überhaupt, wenn es bei der Frage, ob wir Asylsuchende aufnehmen, nur ums Geld geht, dann müssten wir logischerweise auch fragen, inwieweit jeder andere im Land denn auch mehr einbringt als kostet.
    Und wenn es danach ginge, hätte man mich schon vor Jahrzehnten aus dem Land werfen müssen…

  51. @57 nurmalso
    Ihr Gesetzesvorschlag verletzt den Normzweck des 13. Artikels unseres Grundgesetzes (Abs.1).
    Die Unverletzlichkeit der Wohnung ist auch wegen des Grundrechtes der Privatsphäre gesetzlich verankert. Ein irgendwie gearteter Zwang die eigene Wohnung mit von anderer Seite bestimmten Personen teilen zu müssen, ist in einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht tragbar.
    Auch der Gleichheitsgrundsatz vor dem Gesetz (Art.3 Abs.1 GG) verbietet Ihren Vorschlag.
    Denn ein Haushalt, der mehr als 5000 Euro netto hat, kann aus einer Person oder mehreren bestehen.
    Eine kinderreiche Familie (sechs Personen) ist mit etwas über 5000 Euro netto ist doch anders aufgestellt als ein Alleinstehender. Bis hierher mal ganz ohne Ironie und ohne Zynismus.

    Ansonsten lassen Sie überhaupt ein bisschen die gebotene Sorgfalt vermissen. Meinen Sie 5000 Euro wöchentliches oder monatliches Nettoeinkommen? Was ist mit einem Nettoeinkommen von mehr als 10.000,00 Euro? Sollen die nur einen Flüchtling aufnehmen oder nicht besser zwei?
    Und (wie schon vor mir im Kommentar angedeutet) wären Sie dann raus aus der Nummer? Oder hätten Sie einen Flüchtling zu Hause? Falls ja, wie viel von den 5000,00 Euro (sagen wir mal monatliches Einkommen), sollte man denn in diesen Menschen investieren? Geben Sie ihm ein Budget mit dem er Essen, Kleidung und ähnliches bestreitet? Sollte mal Kino oder Theater drin sein oder genügt Befriedigung elementarster Bedürfnisse? Kocht er für Sie, Sie für ihn oder jeder für sich? Putzt er sein Zimmer oder besser alle? Oder gar nicht?
    Wie auch immer, Ihr Beitrag bedient den alten Spruch „Nomen est omen“ ziemlich treffen und das tut er nur mal so.

  52. @61 Earonn
    Danke für die Antwort. Keinen Dank für die Interpretation meiner Frage!
    Ich wollte eher darauf hinaus, dass Sie von niemandem dort finanziell abhängig sind, was Sie ja jetzt bestätigt haben.
    Damit ist ihre Art der Auswanderung nun überhaupt nicht mit den Flüchtlingen zu vergleichen, die aus Angst vorm Wegfall der minimalsten Existenzgrundlagen in ein anderes Land gehen und dort zunächst von anderen abhängig sind.

    Ansonsten mal off Topic:
    Sie müssen ja mittlerweile in Schottland genug Platz haben, denn seit September 2014 dürften ja dort eigentlich weniger als 100 Schotten leben, oder?

  53. @JUB
    Bitte um Verzeihung betreffs des Missverständnisses. Ich denke, Sie können sich angesichts einiger der hier gemachten Kommentare dazu kam.

    Ich denke, meine Situation ist insoweit vergleichbar, als meine Motivation der Aus-/Einwanderung lediglich der Wunsch nach „einem besseren Leben“ ist. Dennoch geht niemand auf die Straße oder schmiert gar Farbe an mein Haus.
    Dabei ist mein Grund allenfalls schwächer als der eines Menschen, der aus völliger Armut kommt.

    Weniger als 100 Schotten? Hm, ich kann mich erinnern dass Engländer bündelweise auswandern wollten, sollte das Referendum angenommen werden, und im Falle einer Annahme dachten die Orkneys über eine Anbindung an Norwegen nach, aber das hat sich ja nun beides erledigt.

  54. @65, 66 Earonn

    Dann sind wir uns über die Unterschiede zwischen Ihnen und den Flüchtlingen aus dem Kosovo ja einig.
    Das mit den weniger als 100 Schotten sollte ein Insidergag sein.
    Stichwort: Declaration Of Arbroath:
    „[…] denn solange auch nur einhundert von uns am Leben bleiben, wird man uns niemals, zu welchen Bedingungen auch immer, unter englische Herrschaft zwingen. Denn wir kämpfen nicht für Ruhm, nicht für Reichtümer oder Ehren, sondern wir kämpfen einzig für die Freiheit, die kein ehrenhafter Mann aufgibt, wenn nicht zugleich mit seinem Leben.“
    Wenn man sich mit einem Schotten mal über die Geschichte seines Landes etwas länger unterhält, kommt das irgendwann.
    Ich war aber seit dem Memorandum noch nicht wieder im schönen Caledonien. Kann’s aber kaum erwarten, bald wieder hinzukommen.

  55. Wenn überhaupt, dann müsste es heißen „Wir sind nicht das Sozialamt der organisierten Kriminalität“.

    Da sind deutsche Staatsbürger involviert, die Menschen in prekären Situationen mit einem besseren Leben im reichen Deutschland ködern. Erst knöpfen sie ihnen Geld fürs Schleusen ab, dann werden sie in heruntergekommenen Wohnungen untergebracht, wo sie für eine Phantasie-Miete eine spakige Matratze auf dem Boden bekommen. Dann arbeiten sie in dubiosen Putzfirmen oder sonstigen Niedriglohnbetrieben für einen Hungerlohn (wenn sie nicht gleich auf dem „Arbeiterstrich“ landen), um die Schulden beim Schleuser bezahlen zu können, oder die horrende Kaution fürs stinkige Matratzenlager.

    Oder sie werden für organisierten Kontoeröffnungsbetrug verheizt (Kontoeröffnung durch den Flüchtling und mit dessen Identität, Erschleichung von Kreditkarten, EC-Karten und Dispo, sofortige Barabhebung des kompletten Kreditrahmens, Abgabe der Summe an die kriminelle Person).

    Oder für organisierten Sozialhilfebetrug: Hey, du hast ja drei Kinder, da können wir behaupten, dass du schon seit, sagen wir, fünf Jahren hier bist und das Kindergeld nachfordern. Gesagt, getan, das Geld wird überwiesen und sofort komplett vom Konto abverfügt. Die Familie sieht davon keinen müden Cent.

    Man muss sich wirklich verabschieden von dem Bild des faulen Ausländers, der hierher kommt, um sich auf Kosten der Einheimischen einen Lenz zu machen. Profiteure sind einige wenige Kriminelle, die die Not und die Hoffnung der Menschen aus prekären Verhältnissen ausnutzen. Aber das zuzugeben, würde ja bedeuten, eine verfehlte Innenpolitik einzugestehen, ein Versagen im Kampf gegen organisierte Kriminalität. Hetze ist da einfacher und der denkfaule Wähler hört’s auch lieber.

  56. @Eddy @joschu:
    Komische Vorstellungen von Steuervermeidung haben Sie. Glauben Sie wirklich, dass diese Gelder irgendwo in Speichern gelagert werden, wo die dann von Onkel Dagobert umgeschaufelt werden, damit sie nicht schimmeln? Diese Finanzmittel kurbeln irgendwo auf dem Globus als Investivkapital die Wirtschaft an.

    Bei einem deutschen Finanzminister (aka Schäublerone) wären die Gelder schlecht aufgehoben. Da gehen schon mal 100.000 DM einfach verschütt. Dem wollen wir doch bitte keine größeren Summen „in die Hand“ geben.

  57. @polyphem:
    Ne ne, nix mit „Investivkapital“! Das lohnt sich doch schon lange nicht mehr.
    Die ganze fette ehrlich ergaunerte Kapitalistenkohle wird im internationalen Finanz-Kasino auf den Kopf gehauen, oder wie denken Sie kommt der DAX mitten im schönsten Welt-Krisen-Chaos über 11000 Punkte?
    Aber das hat sicher alles seine Richtigkeit so.
    Eine Milliarde Fli… äh hunderte Billionen Dollar können schließlich nicht irren,oder?

  58. hier wird exemplarisch vorgeführt, warum die leute von lügenpresse sprechen. die tendenziöse berichterstattung aus innerem gesinnungsdurck heraus beruht nicht auf vorsatz, sondern auf dem furor zur weltverbesserung und auf grotesker leugnung der fakten. dass niggemeier solche doofenpresslinge hier schreiben lässt ist ein rätsel.

  59. @73: Welche Leugnung der Fakten bitte? Herr Rosenkranz hat mehr als genug Fakten und Argumente für seinen Standpunkt genannt. Dass Ihnen diese nicht gefallen, ändert nichts an ihrer Richtigkeit, da können Sie noch so viel mit dem Fuß aufstampfen und „Lügenpresse“ brüllen.

  60. #73: „die tendenziöse berichterstattung aus innerem gesinnungsdurck heraus beruht nicht auf vorsatz sondern auf dem furor zur weltverbesserung und auf grotesker leugnung der fakten.“

    Wie meinen? Das ist ziemlich wirr. „Gesinnungsdruck“, „nicht Vorsatz“ (also Fahrlässigkeit? Oder ein Versehen?), „Furor“ – wollten Sie irgendetwas ausrücken oder nur sinnfrei Empörungsvokabular aneinander reihen?

    „dass niggemeier solche doofenpresslinge hier schreiben lässt ist ein rätsel.“

    Grammatikalisch auch reichlich verunglückt (Sie wollten vermutlich schreiben ‚warum … ist mir ein Rätsel‘) , aber ich verstehe was Sie meinen. Ich würde Krakeeler wie Sie auch rigoroser rauswerfen. Andererseits zeigen Beiträge wie Ihrer, was für ein Volk da so gerne „Lügenpresse“ plärrt und dienen hervorragend als abschreckendes Beispiel. Eine Zwickmühle.

  61. ey niggemeyer, gib mir jeden monat 500 euro, dann rege ich mich auch nicht mehr über deine dümmliche-pc-niggemeyerei auf! …vogel

  62. ‘76 ff.: „jeder der anders denkt als niggemeier und seine leistungsempfänger kollegen -> vernichtung durch arbeit px. oder gas!“

    Sie sind hier nicht anonym, „bernd i.“. Kann also richtig teuer und unangenehm werden, im besoffenen Kopf solche Nazi-Sprüche abzusondern. Vielleicht denken Sie mal drüber nach, wenn Sie wieder nüchtern sind. Falls Sie das überhaupt je sind.

  63. Da soll noch einer sagen, die Pegida-Anhänger wären großenteils gut gebildet, die letzten Trolle hier zählen jedenfalls nicht dazu… Wobei zumindest die Posts von bernd l. vielleicht doch gelöscht werden sollten, bei Beleidigungen und Nazivergleichen hört der Spaß auf.

  64. @80
    Stefan Niggemeier lässt beim Löschen von Kommemtaren meist die Nummer stehen mit dem Text „gelöscht“. Damit kommen bei den folgenden Kommentaren dann die Nummern, auf die Bezug genommen wird, nicht durcheinander.

  65. @Musenrössle (#72): Pegasus, mein Bruder, bist Du das?

    Zum OT: Just wegen der Zinssituation lohnt es sich, in profitable Unternehmen zu investieren. Da können die Erträge wesentlich besser sein. Die DAX-Blase wird platzen und angemessene Dividenden im Verhältnis zum Kurs (KGV) sind nicht zu erwirtschaften.

    (sorry fürs OT)

  66. @polyphem: wenn, dann wäre ich nur der Halbbruder ;-).

    Aber ich bin ja höchstens die entfernte verschwippschwägerte angeheiratete schwäbische Ur-Enkelin 37.Generationsgrades von dem alten halbgöttlichen Flügelpferd ;-).

  67. Gestern abend auch den Ausschnitt mit Seehofer bei ARD gesehen. Meine mich aber erinnern zu können, dass er „Wir sind nicht das Sozialamt des Balkan“ gesagt hat und nicht „… der Welt“. Somit nicht ganz korrekte Berichterstattung beim Deutschlandfunk. Macht es aber natürlich nicht besser.

  68. @JUB #67
    Oh, da hab ich nicht weit genug zurückgedacht. Ich war bei aktueller Politik (wie man sieht). ;)
    Muss aber auch gestehen, dass ich kein Fan vom Robert bin, seitdem ich mich mit unserer Geschichte wirklich befasse. Mal gucken, wie das weitergeht.

  69. Ich kann mich in diesem Zusammenhang noch an die in 1989 herrschenden Ressentiments und Hetzereien gegen (ehemalige) DDR-Bürger erinnern, die in der Umgebung von Aufnahmelagern entstand. Der wohlgenährte Deutsche hat Angst, etwas abgeben zu müssen (obwohl er nichts abgeben muss).

  70. Sie haben 1,40 Euro am Tag zum Leben. Das soll ein Asylgrund sein? Honestly?? Aber angesichts der Umstände, wie ohnehin derzeit mit Flüchtlingen verfahren wird, wie man sie schlicht gewähren lässt, muss man leider konstatieren, dass das Asylrecht ohnehin hinfällig ist.

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