Schock: Griechenlands Radikalos-Naked-Bike-Rider-Regierung hält Frist ein!

Am vergangenen Freitag haben sich die Finanzminister der Euro-Staaten darauf verständigt, dass die griechische Regierung für eine Verlängerung der Finanzhilfen am Montag eine Liste mit „Reformmaßnahmen“ vorlegen muss. Am Montag, um kurz vor Mitternacht, hat die griechische Regierung diese Liste offiziell bei der EU eingereicht.

Es ist also, sollte man meinen, nichts Besonderes passiert. Eine Ankündigung ist umgesetzt worden. Eine Frist ist eingehalten worden.

Die deutschen Medien aber haben die vergangenen Tage dazu genutzt, aufgeregt über das Ankunftsdatum dieser Liste zu spekulieren. Sie haben, befeuert durch Falschmeldungen, einen abenteuerlichen Wettlauf inszeniert. Aus der komplexen Frage, wie die Krise in Griechenland gelöst werden kann, machten sie die einfache Frage, wann ein „Brief“ in Brüssel eintrifft.

Selbst die hat sie überfordert. Insbesondere natürlich die griechenfeindliche „Bild“-Zeitung und einen ihrer verantwortlichen Brandstifter, Béla Anda.

Morgens früh verschickt Anda immer sein kostenloses „Politik-Briefing“ an jeden, der es haben will. Es reichert die regulären Politik-Artikel aus der Zeitung, die das Blatt auf diese Weise verschenkt, mit einer Extra-Portion Hass und Dummheit an.

Gestern, am Montag also, schrieb Anda darin:

Griechenland hat nach eigenen Angaben die Liste mit Spar- und Reformvorschlägen bereits fertiggestellt und abgeschickt (…).

Diesem Gerücht hatte der griechische Finanzminister um diese Zeit längst widersprochen. Er twitterte:

Our reform list is almost ready. But rumours that we have dispatched it already to the Commission are false.

Ralf Schuler schrieb im „Bild“-Leitartikel am selben Tag, dass Eile in diesem Fall keine gute Idee sei: Die neuen Reformpläne müssten gründlichst geprüfen werden –

auch wenn es Wochen dauert. Zeitdruck darf es nicht geben. (…)

Diesmal gilt die alte Weisheit „Zeit ist Geld“ nicht — denn es ist unser Geld.

Das galt gestern Abend plötzlich nicht mehr, als „Bild“ meinte, dass Griechenland seine finale Liste nun doch erst am Dienstag vorlegen werde. Auf Bild.de hieß es nun vorwurfsvoll:

Sie halten hin, zögern hinaus, tüfteln bis zur letzten Minute… (…)

Am Montagmittag hieß es: Bis Mitternacht!

Doch die Griechen nehmen sich noch mehr Zeit – Zeit, die kein anderer hat.

Heute früh schreibt Béla Anda in seinem „Briefing“ entsprechend gehässig:

Eulen nach Athen zu tragen ist offenkundig doch sinnvoller als auf Spar- und Reformvorschläge aus Athen zu warten: Denn zunächst wollte Griechenlands Radikalo-Naked-Bike-Rider, Finanzminister Varoufakis, das für eine weitere Milliardenspritze aus Brüssel unabdingbare Reformpapier bereits letzten Sonntag übersenden, dann am Montag, schließlich heute – und damit nur wenige Stunden, bevor die Finanzminister der Euro-Gruppe sich um 14 Uhr zusammenschalten wollen, um die griechischen Vorschläge gutzuheißen. Das Problem von Varoufakis ist, dass man ihm als Experte für Spieltheorie mittlerweile jede Tat als Taktik auslegt, selbst wenn seine Mitarbeiter mit Erstellen des Schriftsatzes schlicht nicht fertig geworden sind.

Nun, wie gesagt: Sie sind fertig geworden. Die fertige Liste ist am Montag, wie versprochen, abgegeben worden — gegen 23:15 Uhr ist sie laut Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem fristgerecht in Brüssel eingegangen.

Als Anda am Montag schrieb, dass die Liste bereits am Sonntag abgegeben worden sei, war das falsch. Als er am Dienstag überraschend schrieb, dass sie noch immer nicht abgegeben worden sei, war das falsch. Aus der Realität haben sich diese Leute längst verabschiedet. So lässt es sich aber auch viel unbeschwerter gegen Griechenland und die Griechen hetzen.

Und das ist weiterhin oberste „Bild“-Zeitungs-Pflicht. Nach Jahren, in denen das Blatt die Griechen immer als „Pleite-Griechen“ diffamiert hat, haben sich Anda und seine Leute neue Begriffe der Verachtung ausgedacht. Vor ein paar Tagen begann das Blatt damit, die Griechen, die aufgrund der Sparvorgaben massenhaft in die Armut getrieben wurden, als „Raffke-Griechen“ und „Griechen-Raffkes“ zu bezeichnen. Finanzminister Varoufakis wurde zum „Raffke-Minister“.

Anda nennt die Regierung immer und immer und immer wieder die „Radikalos-Regierung“, und man kann sich leicht vorstellen, wie er sich jedes und jedes und jedes Mal wieder freut über dieses Wort.

Das „Radikalos“-Image der griechischen Regierung wird für ihn dadurch verstärkt, dass Varoufakis etwas für Béla Anda Unerhörtes tut: Er fährt Motorrad. Eine 1300er-Yamaha (oder wie „Bild“ und Anda sie nennen: Kawasaki).

Es handelt sich um ein so genanntes „Naked Bike“ – ein Begriff, der aufregendste Assoziationen im Kopf von Béla Anda wecken muss. Vielleicht erklärt ihm jemand, dass das einfach nur die Bezeichnung für ein Motorrad ohne Verkleidung ist, wie es früher fast alle Motorräder waren, aber vielleicht lässt man ihm auch einfach all die Rocker- und Sex-Assoziationen, damit er weiterhin aufgeregt in seinem Newsletter Formulierungen wie „Griechenlands Radikalo-Naked-Bike-Rider“ benutzen oder Sätze wie diese schreiben kann:

Wie lederbejackte Rüpel-Rocker röhren Griechenlands Neo-Premier und sein Posterboy-Finanzminister seit ihrem mit platten Parolen erzielten Wahlsieg durch Brüssel. Ihr Gesetz ist die Straße. Hier sind sie (politisch) groß geworden. Hier ist ihre Hood. Deren Unterstützung wollen die Kawa-Naked-Biker (zumindest Varoufakis hat eine) nicht verlieren.

Aber die neue griechische Regierung tut noch Schlimmeres als Motorräder ohne Verkleidung zu fahren.

Schlimm ist Tsipra’s Versprechen an das griechische Volk, es bleibe sein „einziger Verbündeter, Unterstützer und Richter“. Das bedeutet, dass Tsipras sein politisches Schicksal von der Dauerzustimmung seiner Wähler abhängig macht. Die Folge kann nur eine Politik des puren Populismus sein. Und die ist nie gut.

Ich habe das Tsipras-Zitat jetzt nicht gefunden*, aber wenn Anda das schreibt, wird Tispras das ja sicher so gesagt haben.

Jedenfalls: krass. Ein Regierungsschef, der geradezu schwört, seine Kraft dem Wohle seines Volkes zu widmen. Und der sein politisches Schicksal von der Zustimmung der Wähler abhängig macht. Das muss ja böse enden.

*) Nachtrag, 11:35 Uhr. Das Tsipras-Zitat stammt aus seiner Fernsehansprache am Samstag. Es lautet in der englischen Übersetzung:

In this continuous and difficult battle, in this essential negotiation which is expected in June, the Greek government will march on with even more decisiveness. Always aiming at the restoration of our national and popular sovereignty and with the Greek people as our sole ally, supporter, but also strict judge.

96 Replies to “Schock: Griechenlands Radikalos-Naked-Bike-Rider-Regierung hält Frist ein!”

  1. Und wer hat’s geschrieben? Boris Rosenkranz? Kommt mir vom Stil her so vor. Der ist mir, ehrlich gesagt, manchmal zu übertrieben zynisch. Aber bei dem Zynismus der Bild, der hier beschrieben wird, kann man diesmal nichts übertreiben.

  2. Wenn ausländische Zeitungen so über Rollstuhl 100.000€ Wolfgang, Fettarschsiggi, BotoxGauck ArierUschi schreiben würde, dann wäre aber bei BILD der 3. Weltkrieg angesagt

  3. Die vorgebrachte Kritik ist m.E. zu sehr von einer politischen Position beeinflusst, die Niggemeier hier implizit vertritt. Dadurch werden die berechtigten Vorwürfe leider verwässert.

  4. Zitat SN: „Vor ein paar Tagen begann das Blatt damit, die Griechen, die aufgrund der Sparvorgaben massenhaft in die Armut getrieben wurden….“

    Solch eine Aussage finde ich immer ein bißchen putzig. Die Griechen sind doch bereits vor den Sparvorgaben völlig pleite gewesen, und zwar aufgrund ihrer eigenen Probleme: kein funktionierendes Steuerwesen, keine funktionierende Aktenführung, grassierende Korruption, Steuerfreiheit für Reeder, ein unfassbar aufgeblähter Staatsapparat (knapp 800T Staatsbedienstete bei 11 Millionen Einwohnern!) etc. pp. Natürlich: Wenn der Staat trotzdem weiter Geld raushaut, für Beamte, für öffentlich Bedienstete im Nebenjob etc., dann ist diese vorhandene Armut öffentlich noch nicht so sichtbar. Aber sie ist da.

    Was der griechische Staat unter den gar so furchtbaren, extremst strengen „Sparvorgaben“ gemacht hat, war ja nichts anderes als etwas, was beispielsweise bei uns völlig normal und selbstverständlich ist: Einsparungen vor allem im öffentlichen Sektor, Reduzierung des Beamtenapparats, Streichung 13. Monatsgehalt, Streichung von Subventionen, schärfer Steuergesetze usw. Man hat sozusagen versucht, den völlig versumpften griechischen Staat wieder flott zu machen. Dass das natürlich in einer Gesellschaft, die sich – das muss man so deutlich sagen! – darauf eingerichtet hat, Geld zu verschwenden – auch wenn das der Einzelne natürlich anders sieht! -, zu Verwerfungen führt, ist klar. Aber es ist doch trotzdem zwingend und unabdingbar.

    Wenn Tsipras beispielsweise ankündigt, die Beamten wieder einstellen zu wollen oder das sogar bereits tut, ist das ja geradezu absurd: Das Land will etwa von Deutschland Geld haben, gleichzeitig aber wird das Geld für eine erneut aufgeblähte Verwaltung ausgegeben, die ja in Relation viel umfangreicher ist als etwa in Deutschland.

    Deshalb: Die Griechen haben sich selbst in die Armut getrieben. Die internationalen Vorgaben haben die Armut und Misswirtschaft nur sichtbarer und spürbarer gemacht. Tsipras will erneut den falschen Weg gehen.

    In der gesamten Griechenland-Debatte wird ständig unsauber und unsachlich argumentiert. Ein weiteres Beispiel: Der ewige Vorwurf von linker Seite, etwa neulich wieder von Lafontaine zu hören, mit dem Geld der EU sei nicht Griechenland gerettet worden, sondern die Banken. Das soll natürlich Reflexe wecken: Hui, mal wieder wurden die bösen Banken bevorzugt! Die Wahrheit ist doch völlig banal: Wenn ich ein Haus kaufe und kein Geld dafür habe, benötige ich Geld. Das bekomme ich von der Bank. Ich habe dann Schulden – gegenüber der Bank. Wenn ich jetzt pleite gehe und die Raten nicht mehr bedienen kann, und mein Nachbar mich „rettet“, indem er mir Geld gibt, geht dieses Geld natürlich an die Bank, denn bei der habe ich ja die Schulden. Nichts anderes passiert auf internationaler Ebene. Es ist infam und unredlich, zu argumentieren, dass es ja schlimm sei, dass das Geld der EU an die Banken gegangen sei und nicht an die Griechen.

  5. Beim Deutschlandfunk war man heute morgen auch mächtig empört. Da führte Dirk-Oliver Heckmann ein Interview mit CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Fuchs und gab schon in der Anmoderation den Ton vor („Eine entsprechende Liste sollte eigentlich wie erwähnt bis 24 Uhr eintreffen. Allerdings hat Athen die Frist verstreichen lassen.“). Natürlich wurde die griechische „Zumutung“ (Fuchs) in den DLF-Nachrichten verwurstet.

    „Heckmann: Athen hat also die Frist verstreichen lassen. Stattdessen soll die Liste mit den neuen Reformplänen heute übersendet werden. Wie groß ist dafür Ihr Verständnis?

    Fuchs: Ja, nicht allzu groß. Es ist ja nun seit Monaten bekannt, dass der 28. Februar die Deadline ist für das jetzige laufende Kreditprogramm. Ich bin schon sehr verwundert, dass die Griechen wieder eine Frist versäumt haben, und es ist für den Deutschen Bundestag eine ziemliche Zumutung, dass wir ein Papier, was wir noch nicht kennen, in dieser Woche noch verabschieden sollen. Das fällt nicht wirklich leicht.“

    http://www.deutschlandfunk.de/griechenland-kein-cent-wird-erlassen.694.de.html?dram:article_id=312465

  6. Na und ? Hat sich was dran geändert, dass die Bild ein Populismus-Blättchen ist ? Nö, offenbar nicht, oder ?

    Bewährte Nicht-Qualität die die niedrigsten Instinkte der halbwachen morgendlichen Zeitungsleser anspricht. Ich verstehe nicht wie man sich über Pegida aufregen kann. ohne Probleme mt dem regelmässigen morgendlichen Ausfall der Boulevard Presse (mir fehlt das richtige Wort und ‚Schmierblatt‘ erschien mir dann doch etwas zu hart.. ich meine die Bild :-) )zu haben : das ist doch dieselbe Klientel die das liest .
    Das Ganze ist ja auch kein neues Phänomen sondern läuft seit Jahrzehnten nur dass das jetzt irgendwie ein Thema zu sein scheint.

  7. Woher hat Anda eigentlich den „ursprünglichen“ Termin der Abgabe am Sonntag? Ich kann mich an keinen solchen Termin erinnern, IIRC war immer nur der Montag im Gespräch.

  8. „Aus der Realität haben sich diese Leute längst verabschiedet.“ – Ja.
    (Und die treiben uns so nach und nach zu RT-deutsch; propagandaschau; publikumskonferenz und dergl… )
    Gruselig!

  9. @Stanz,

    jetzt haben Sie tatsächlich die implizit geäußerte politische Meinung gefunden, die ich bei #4 Klaas angefragt hatte…

    Trotz einiger richtiger Punkte ist Ihre Argumentation auf eine grundsätzliche Ansicht gestützt, die bei Problemen von Staaten immer ein Dilemma darstellt: DIE Griechen, die wirtschaftlich Mist gebaut haben – das ist die griechische Regierung/Verwaltung. DIE Griechen, die dafür jetzt den Kopf hinhalten, sind faktisch die einzelnen Einwohner dieses Staat – und die haben oft sehr wenig Einfluss auf das, was Regierung und Verwaltung so anstellen.

  10. @Stanz
    nur als Tipp: wenn Sie sich über Steuerverschwendungen aufregen wollen (wie man auch immer das definiert) fangen Sie doch in Deutschland an. Recherchetipps: fluguntaugliche Drohnen, Helikopter, Flughäfen. etc.
    Und was das Beamtentum angeht, ich glaube da macht den Deutschen niemand was vor.

  11. @Claus: Da haben Sie Recht. Insofern sind natürlich auch Diffarmierungen wie „Raffke-Griechen“ bild-typisch ungerecht und gemein, was ich überhaupt nicht bestreiten würde. Gleichwohl hat eine große Anzahl Griechen jetzt eine Regierung gewählt, die das Rad zurückdrehen möchte. Das ist dann auch irgendwie eigene Selbstschuld.

    @Stefan Niggemeier: Sie enttäuschen mich.

    Erstens missverstehen Sie mich, wenn Sie glauben, ich sei zynisch. Für die Griechen ist all das eine Tragödie. Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, dass es nur über Reformen irgendwann besser werden kann. Wenn ein Staat mit 11 Millionen Einwohnern fast eine Million Staatsbedienstete hat, läuft etwas grotesk schief. Ein solcher Staat muss untergehen, es geht gar nicht anders. Das ist schlichte Mathematik. Warum werden denn immer noch nicht Steuern von den reichen Reedern erhoben? Warum will Tsipras jetzt sogar Steuern senken?

    Zweitens, was Ihre Frage angeht: Ja, man muss den Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr heizen können, sagen, dass sie (Griechenland) bereits vorher pleite waren, dass nicht die internationalen Geldgeber Schuld an dem griechischen Dilemma sind, sondern ihre eigenen Regierungen. Man muss es ihnen sogar immer wieder sagen. Tsipras tut das Gegenteil: Er versucht, den Menschen einzureden, die rigiden Sparvorgaben seien Schuld an der Verelendung.

  12. @JMK: Es geht doch nicht nur um Steuerverschwendung. Die gibt es überall und wird es immer geben, zumal man sich tatsächlich auch fragen kann, was genau das im Einzelnen sein soll.

    Nein, im Falle Griechenlands geht es um überdurchschnittliche Lohnerhöhungen in den Jahren vor der Krise, intransparente Staatsausgaben, grassierende Korruption, einen aufgeblähten und ineffizienten Staatsapparat (17 bis 24 Prozent aller Erwerbstätigen in Griechenland waren beim Staat angestellt, bei uns sind es ca. 13 Prozent; in Griechenland wurden Staatsbediensteten 14 (!) Monatsgehälter gezahlt, bei uns sind es seit zig Jahren nur noch 12), um enorm hohe Militärausgaben (bei uns ist das Militär hingegen kaum noch einsatzfähig), um „Phantomrentner“, um deutlich niedrigere Steuern auf Gewinne und Vermögen als bei uns, um allgegenwärtige und massenhafte Steuerhinterziehung etc. pp.

  13. @JMK
    Wieso, haben die Deutschen auch finanzielle Hilfe in Milliardenhöhe von der EU bekommen und mußten einen Brief mit Reformvorschlägen in Brüssel einreichen?

  14. @Stanz:

    „In Österreich sind laut OECD 12,7 Prozent der Gesamtbeschäftigten im öffentlichen Sektor tätig, in Griechenland und Spanien sind es mit je 12,6 Prozent fast genauso viele. Portugal hat mit einem Anteil an Staatsbediensteten von 13,4 Prozent immer noch deutlich weniger Beschäftigte im Sold des Staates als beispielsweise Frankreich mit 22,1 Prozent oder Großbritannien mit 18,7 Prozent. “

    Griechische Reeder zahlen keine Steuern, weil Reeder nirgendwo Steuern bezahlen, auch nicht in Deutschland. Google Stichwort: Tonnagesteuer.

    Dass Griechenland soviel Militärausgaben hat, liegt auch an der Nato-Mitgliedschaft. Das Geld könnten wir auch selber ausgeben. Wir tun es aber nicht. Wir wollen lieber Haushaltsüberschuss und stolz darauf sein.

    Ganz generell: Man macht es sich mit Tsipras etwas zu einfach, wenn man heute zum 27.402.drölfzigsten Mal darauf hinweist, dass die Vorgängerregierungen in Griechenland unfähig und korrupt waren. Welches Problem genau löst dieser Hinweis? Und was genau kann Tsipras dafür?

  15. @stanz Immer dieses Märchen des ach so extrem aufgeblähten „Beamtenapparates“. Nur mal zum Nachrechnen: In D gibt es, laut statistischem Bundesamt 5,73 Mio (!) Mitarbeiter/innen im öffentlichen Dienst. Das sind 0,0716/pro Einwohner. In Griechenland sind es (bei Ihren Zahlen vom ersten Beitrag (die korrekt sind)) 0,072/Einwohner (VOR der Krise) Na? Aber mit dem Rechnen klappts ja eh nicht so gut, denn in ihrem letzten Beitrag werden daraus ja 17-24% der Gesamtbevölkerung……

  16. Wir hatten ja mit Peter Struck auch lange Zeit so einen „Radikalo“, der immer mit dem Motorrad zur Arbeit kam. Hat die „Bild“ im Nachruf-Artikel von 2012 sogar zum Aufhänger des Porträts gemacht:
    http://www.bild.de/politik/inland/peter-struck/peter-struck-portraet-ex-verteidigungsminister-27733078.bild.html

    Außerdem sollte mal jemand die Motorsport-Gruppe des Deutschen Bundestags (http://www.motorsport-bundestag.de/index.php; Logo mit Motorradfahrer vor Parlament!) danach fragen, wieviele „Naked-Bike-Rider“ denn bei denen so am Start sind und ob das auch alles so „Radikalos“ sind, vor denen die Öffentlichkeit dringend gewarnt werden muss.

  17. „Das bedeutet, dass Tsipras sein politisches Schicksal von der Dauerzustimmung seiner Wähler abhängig macht.“

    Ja, das ist ja, das ist doch,… genau daselbe für jeden Politiker auf diesem Planeten…

    Und vielleicht nochmal die Erinnerung an einige Kommentare hier: es geht hier nicht um die Richtigkeit der Politik von EU oder Griechenland.

  18. @ stanz

    Sorry aber ihre Thesen sind aus ökonomischer Sicht viel zu simpel.
    Leider auch aus politischer. Die Griechen haben z.B. eine Regierung gewählt, die eben nichts mit der Korruption und Vetternwirtschaft der vergangenen Jahre zu tun hatt. Wenn hätten sie denn sonst wählen sollen? Die Politiker die es vorher schon verbockt haben?

    Sie haben sich die Positionen der deutschen Medien und einiger Politiker so sehr zu eigen gemacht, das sie diese in meinen Augen nicht außreichend hinterfragen.
    Die „Wahrheit“ ist jedenfalls wesentlich komplexer als sie denken.

    Im übrigen finde ich ihren Einwurf unpassend, denn es geht hier letzendlich um ein ganz anderes Thema. Nämlich darum wie „schlecht“ und „unsachlich“ hier Bild berichtet hat.
    Mehr eigentlich nicht. Nur sie machen daraus eine ökonomische und politische Grundsatzdiskussion.

    MfG

  19. @Tobias Migge:
    Der Mensch heißt Tsipras, so das zur Kennzeichnung des Genitivs der Apostroph zu setzen wäre (im Duden unter R17 nachzulesen). Korrekt müsste es also „Tsipras‘ Versprechen“ heißen – der Apostroph gehört hinter das s und nicht davor. So wie es da steht, ist es also noch dümmer als ein Deppenapostroph.

  20. @8 Es ist doch einfach so, dass sie sich in ihrer Meinung sicher sind und nun alles argumentativ so lange biegen, bis es in ihr Bild passt. Und dieser ewige Vergleich von Privathaushalten und Staaten… Bitte hört doch mal auf damit, es ist einfach nicht das selbe weil zwischen Staaten ganz andere Zusammenhänge bestehen … aber es ist wohl vergebens. Nur mal Anregung, ihr Beispiel bekommt eine andere Wendung: Es ist kein Nachbar da, ich bin insolvent. Insolvenzverfahren, die Bank als mein Gläubiger muss ihr Geld abschreiben. Passiert x-mal in Deutschland und überall das leben geht weiter. Und nun im Falle Griechenland? Insolvenz und die Banken schreiben ihr Geld ab, warum hat mans nicht einfach so gemacht? Wäre doch einfacher und für den Deutschen Steuerzahler dreimal billiger gewesen. Oder wäre da die ein oder andere Bank bei umgekippt? Und wenn die letzte Frage mit ja zu beantworten ist dann bitte den Kreis zur Bankenrettung selbst schließen.

  21. @ Frank Reichelt
    Reformen wären in Deutschland dringend nötig, leider werden Briefe aus Brüssel immer ignoriert.
    Die derzeit 70 Verfahren der EU gegen Deutschland bzgl. Vertragsverletzungen dürften gerne auch Auswirkungen haben

  22. @17 Stanz
    Was genau bringt es den Griechen sie darauf hinzuweisen, dass Ihr Dilemma den bisherigen Regierungen anzulasten ist und nicht dem Sparprogramm.
    Zum einen ist das Sparprogramm eine Hinterlassenschaft der bisherigen Regierungen, die dem ja zugestimmt haben, um die Geldhilfen zu erhalten.
    Zum anderen kann ich nicht erkennen, woher Einsichtsgewinn kommen soll, wenn man den Betroffenen den Unterschied potentieller Schuld der eigenen und anderer Regierungen erklärt.
    Am Ende bleibt letztlich die Erkenntnis, dass sie den Kopf für etwas hinhalten müssen, was andere verbockt haben. Dass Leute dann immer wieder versuchen werden, jede Möglichkeit zu nutzen, um ein Verbesserung eines Zustandes zu erreichen, den sie nicht selbst verschuldet haben, kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen.

    @24 M. Groenewold
    Wenn es hier um das Thema geht, wie BILD „unsachlich“ und „schlecht“ berichtet, muss man auf dem Schirm haben, dass es Leute gibt, die speziell die konkret angesprochene Berichterstattung nicht „unsachlich“ und „schlecht“ finden. Spätestens dann wird immer eine Grundsatzdiskussion daraus.

  23. Ich habe die Griechen immer sehr gemocht. Und Tsipras und/oder Varoufakis? Wer möchte die nicht vernaschen?

  24. Das eigentlich Bemerkenswerte an Bela Anda ist doch sein versuchtes Whitewashing.

    Zusammen mit seiner BLÖD bekräftigt er immer wieder, dass Griechenland sich in den Euro geschummelt habe. Den Euro haben wir seit 2002, beschlossen wurde er 1998. Bundeskanzler seinerzeit war Helmut Kohl, für dessen Partei die BLÖD seit Jahr und Tag die PR macht.. Dort bis 1998 tätig: Bela Anda.

    Festgelegt wurde der Beitritt Griechenlands erst 2001. Bundeskanzler war damals Gerhard Schröder. Sein Regierungssprecher hieß Uwe-Karsten Heye. Dessen Stellvertreter von 1998 bis 2002 und Nachfolger von 2002 bis 2005 hieß… Bela Anda.

    Wenn man so will: Anda hat die Politik, durch die sich Griechenland – so die Darstellung zutrifft – in den Euro geschummelt haben soll, nach außen vertreten. Er ist also quasi „Mittäter“. Und zum Dank für seine „Mittäterschaft“ durfte er dann beim Schröder-Freund Maschmeyer in dessen Finanzdrückerkolonne „anständig“ weiterverdienen.

  25. Danke, Stefan, wie immer sehr schön zusammengefasst. Für Bild & Co. kann Griechenland machen, was es will, sie machen es ja eh immer falsch und sind immer die bösen Geldvernichter, für die Deutschland zahlen muss. Diese extreme Griechen(land)feindlichkeit ist aber kein Bild-exklusives Phänomen, sondern zieht sich (nur eben subtiler) durch einen Großteil der deutschen Medien, darüber sollte mMn noch viel mehr berichtet werden.

    @Klaas(#4): Welche politische Position soll das bitteschön sein? Dass Journalisten sauber recherchieren und plumpe Hetze gegen eine Nation unterlassen sollen? Diese Position vertritt Herr Niggemeier in der Tat schon seit vielen Jahren, ist aber nicht politisch.

    @Kraeuselhirn(#11): Ja, und? Sollte man deshalb aufhören, der Bild-Zeitung ihre falsche, manipulative, popoulistische und hetzerische Berichterstattung immer wieder um die Ohren zu hauen? Anlässe dafür gibt es immer noch genug, schön zusammengefasst hier: http://www.bildblog.de/62600/warum-wir-gegen-die-bild-zeitung-kaempfen/

  26. @egghat, #20:
    1. Bezieht sich Ihr Zitat wohl auf die Zeit vor bzw. in der Krise oder handelt es sich um aktuelle Zahlen? Wohl letzteres. Vor den Reformen lag der Beschäftigungsanteil in Griechenland im öffentlichen Sektor bei 17 bis 24 Prozent, wie ich bereits geschrieben habe.
    2. Dass die hohen Militärausgaben Griechenlands irgendwie mit der NATO zusammenhängen würden, ist ja wohl völliger Nonsens. Griechenland leistet sich seine teure Armee wegen der Konkurrenz zur Türkei.
    3. Sie haben Recht, dass auch in Deutschland eine günstige Tonnagesteuer gilt. Diese wurde hier allerdings gerade mit Verweis auf die griechische Tonnagesteuer eingeführt.

    @Martin, #21:
    Sie haben Recht, was Ihre Zahlen angeht. In meinem Beitrag, auf den Sie Bezug nehmen -und zu dem Sie süffisant schreiben, mit dem Rechnen würde es ja nicht so gut klappen – habe ich aber von den Erwerbstätigen gesprochen, nicht der Gesamtbevölkerung. Da könnte ich jetzt zurückgeben, dass es bei Ihnen ja mit dem Lesen eh nicht so gut klappt; mache ich aber nicht, weil ich sowas unsachlich finde.

  27. Jaaa, man muss ja nicht notwendigerweise pro Griechenland sein, um einzuräumen, dass das wichtige Verhandlungen sind, und dass die eine Seite mal eine Frist bis zum Anschlag ausnutzt.

    Und wenn Varoufakis mit dem Motorrad zur Arbeit kommt statt mit dem Fahrrad, dann hat er natürlich viel zu viel Geld. Soll er doch das Motorrad verkaufen, von dem Erlös kann Griechenland 0,1 % seiner Schulden zurückzahlen.

    Gut, dass BILD das geißelt. *ditsch*

  28. @Stanz:

    Wollen Sie noch niedrigere Zahlen haben? 7,9% Employment in the general public sector. Aus unverdächtiger Quelle: http://www.oecd.org/gov/pem/OECD%20HRM%20Profile%20-%20Greece.pdf

    Das kann ich quasi beliebig definieren. Wer aus solchen Zahlen seine Weisheit zieht, hat Churchill nicht verstanden …

    Der Zusammenhang zwischen Militärausgaben und Nato ist Nonsense? Okay, nehm ich dann mal so hin. Wenn man sich den Spaß machen will: Suchen Sie mal nach dem Haushaltssegment, in dem in Griechenland am wenigsten gespart wurde. Viel Spaß bei der Recherche …

    Zur Tonnagesteuer: Diese wurde auch in Griechenland nach dem zweiten Weltkrieg mit gutem Grund eingeführt und zwar in internationaler Abstimmung. Was das jetzt als Argument dafür oder dagegen sein soll, dass die Griechen ihre Tonnagesteuer heute nicht einfach abschaffen können, weiss aber nur der Wind. Fakt ist: Griechenland kann die Tonnagesteuer nicht abschaffen, weil dann die Reeder abhauen. Weil überall eine gleich niedrige Steuer gilt. Damit ist ihr Ursprungsargument hinfällig. Auch wenn sie blumig versuchen, sich das über das nächste Argument zurechtzubiegen.

  29. Oh, wieder was los hier!
    Ein guter Beitrag, es ist auch richtig, das immer wieder zu thematisieren.
    „Putzig“ ist auch, dass Stanz jetzt von Stefan Niggemeier enttäuscht ist, mir ist so, als hätte ich das schon das eine oder andere mal gelesen.
    Das Zitat „die aufgrund der Sparvorgaben massenhaft in die Armut getrieben wurden“ spielt in der Aussage ja wirklich keine große Rolle, aber ich verstehe schon Stanz‘ Bedenken. Daraus scheint der gleiche Geist zu sprechen wie aus Sätzen der Sorte „Vor dem Zusammenbruch der DDR hatte jeder Arbeit, wegen der Einheit wurden viele arbeitslos“ oder „Wegen der Chemo geht’s mir jetzt schlecht“: nicht wirklich falsch, aber doch am Kern der Sache vorbei. Darüber ließe sich auch einfacher hinwegsehen, wenn nicht tatsächlich öfter mal der Eindruck geschürt würde, an der Not der Griechen sei in erster Linie Deutschland/Merkel/Schäuble/die Troika schuld.

    @Stefan Niggemeier, #12
    Haben Sie diesen trockenen Humor aus Norwegen mitgebracht? Großartig jedenfalls, bitte mehr davon!

  30. „Wie lederbejackte Rüpel-Rocker röhren Griechenlands Neo-Premier und sein Posterboy-Finanzminister seit ihrem mit platten Parolen erzielten Wahlsieg durch Brüssel. Ihr Gesetz ist die Straße. Hier sind sie (politisch) groß geworden. Hier ist ihre Hood. Deren Unterstützung wollen die Kawa-Naked-Biker (zumindest Varoufakis hat eine) nicht verlieren.“

    Ich wette, da holen sich einige Bild-Redakteure einen runter, wenn sie das lesen.

  31. @ 34:

    Ein Argument, warum Syriza derzeit die Fristen ausschöpft ist der, dass Syriza keine Regierungserfahrung hat. Griechenland wurde die letzten 40 Jahre immer von einer der beiden großen Parteien regiert. Syriza hatte schlicht keinen Zugang zu den notwendigen Informationen. Gerne vernichtet eine abgewählte Regierung noch einmal Dokumente für ihre Nachfolger. Syriza muss erst mal schauen, wie versumpft der griechische Staat wirklich ist und der Umgang mit der Lagarde-Liste deutet an, dass es schlimm aussieht.

  32. An die Nachfrager:

    Politisch sind insbesondere zwei Passagen. Einerseits die Lesart – als Tatsache daherkommend -, die Griechen seien durch Sparvorgaben massenhaft in die Armut getrieben worden. (Wie kann man das als politisches Statement überlesen?)

    Andererseits ist es ebenso eine Frage der politischen Anschauung, den natürlich diskutablen Vorwurf, die Regierung strebe nach Dauerzustimmung, mit „Demokratie“ kontern zu wollen.

    Das liegt politisch auf der Linie Lafontaines. Eine Linie, die journalistisch z.B. immer wieder von Pantelouris vertreten wird. Das mag man ja auch alles so sehen. Ich persönlich find’s nur schwierig, wenn die berechtigten Vorwürfe gegen die BILD mit solcherlei politischen Betrachtungen aufgeladen und vermischt werden.

  33. Mir gefallen die hetzerischen Zeilen der „Bild“ auch nicht, ebenso wenig die hetzerischen Zeilen mancher griechischer Zeitungen. Mir passt die Austeritätspolitik Merkels auch nicht, ebenso wenig die „Schuld-sind-die-Deutschen“-Mentalität vieler Griechen.

    Die Welt ist halt grauer als manch einer sie gerne hätte. In schwarz und weiß lässt sich aber viel schöner und leidenschaftlicher debattieren.

    Ich denke, dieser Thread wird noch lang werden: „Schuld ist die NATO“ – „Schuld sind die Griechen!“ – „Die Leute hundern und frieren wegen der EU“ – „Griechenland hat seit EU-Beitritt über hundert Milliarden bekommen“ – „Schuld ist der deutsche Export-Überschuss“ – „Portugiesen reformieren statt jammern“ –

    Im Endeffekt sucht sich jeder das, was ihm gerade passt. Als ob es eine einzige Ursache gibt. Und eine einzige Lösung der Krise. Jeder weiß es besser, die jeweils anderen haben alle keine Ahnung.

  34. @egghat:
    Dann zitiere ich mal zurück, wenn auch nur aus Wikipedia:
    „Eine [b]erstmals im Juli 2010[/b] durchgeführte Zählung aller staatlichen Angestellten ergab die Zahl 768.009. Somit waren 2010 rund 17,49 % aller 4,389 Mio. Erwerbstätigen beim Staat angestellt. Der Wirtschaftsprofessor Panajiotis Petrakis ging im Jahr 2010 davon aus, dass bis zu 24 Prozent aller Arbeitnehmer im öffentlichen Sektor beschäftigt waren. (…) 2011 sprechen andere Quellen von etwa 1,1 Mio. Staatsbediensteten. Das General Accounting Office (GOA) (zu deutsch etwa: Oberster Rechnungshof) schätzt für 2012 die Zahl der Angestellten auf 727.458. Das entsprach 2012 rund 19,33 % aller 3,763 Mio. Erwerbstätigen.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Staatsschuldenkrise#Wirkung_der_Sparma.C3.9Fnahmen

    @Pepito: Stimmt schon, aber man kann ja immer wieder neu enttäuscht werden. Zum Beispiel, wenn man mutwillig missverstanden wird. Aus Stefan Niggemeiers Beitrag Ziff 10 wird ja mehr als deutlich, dass er meinen Gedankengang schlicht nicht nachvollziehen wollte.

  35. @41 / Stanz: Das nenn‘ ich mal sich so richtig in ein Thema verbeissen. Was das wiederum mit der Kritik an der völlig unakzeptablen Berichterstattung gewisser Medien in Deutschland zu tun hat, erschließt sich mir allerdings nicht.

  36. Mal abgesehen von der einen oder anderen Rechthaberei finde ich die argumentativ geführten Anteile der Diskussion zwischen @stanz, @claus, @egghat, @pepito, @ Alexander Schulz, @al recht erhellend. Nur kriege ich die humanitären Argumente schlecht gegen die volkswirtschaftlichen abgewogen und umgekehrt. Die humanitären sind mir aber plausibel.

  37. @Stanz:

    Du musst Zahlen nehmen, die den Staatssektor /ungefähr/ gleich abgrenzen. Wenn in Griechenland Post und Bahn staatlich sind (während die Bahn in D zumindest auf dem Papier privatisiert ist), greifen Rohzahlen nicht. Ein weiterer Bereich, der in GR „staatlicher“ ist als in D ist der Gesundheitsssektor. In D sind viele Krankenhäuser kirchlich (und damit nicht Staat), in GR ist das wieder anders. Im Kern der öffentlichen Verwaltung ist GR nicht überdimensional mit staatlichen Mitarbeitern und Beamten ausgestattet.

    Worüber man viel eher reden kann: Die Ineffizienz und die Korruption in der Verwaltung. Da ist D schon schlecht, aber GR unterbietet das noch. Nur: Mit dem Finger auf die Griechen zu zeigen, reicht nicht. D bekleckert sich da ebenfalls nicht mit Ruhm. Anders gesagt: Auch da liegt nicht die wirkliche Ursache der griechischen Probleme …

    Aber das ist alles offtopic, daher klinke ich mich aus. ansonsten empfehle ich dir mal (ganz uneigennützig ;) ) mein Blog oder Herdentrieb bei der Zeit, damit du mal einen anderen Blick auf Griechenland bekommst. Der Einbruch liegt nicht an der Korruption, sondern fast ausschließlich am Kaputtsparen des Landes.

  38. Gab es denn zu diesem wichtigen Thema irgendwo Live-Ticker? Das wäre doch wohl das Mindeste gewesen.

    Vielleicht kann aber auch die Post so hinterlistig sein und für solche Briefe die Sendungsverfolgung für alle Besucher der entsprechenden Seite freischalten.

    Der Urlaub scheint aber richtig gut getan zu haben. Die Kommentare zu den Kommentaren sind 1A.

  39. @Stanz, #41
    Vielleicht hätte es geholfen im Zusammenhang mit der humanitären griechischen Misere Ausdrücke wie „putzig“ oder Sätze wie diese zu unterlassen:

    Was der griechische Staat unter den gar so furchtbaren, extremst strengen „Sparvorgaben“ gemacht hat, war ja nichts anderes als etwas, was beispielsweise bei uns völlig normal und selbstverständlich ist: Einsparungen vor allem im öffentlichen Sektor, Reduzierung des Beamtenapparats, Streichung 13. Monatsgehalt, Streichung von Subventionen, schärfer Steuergesetze usw.

    Von dem, was viele Griechen seit der Krise erleben ist so ziemlich nichts „bei uns völlig normal“. Und da war es ziemlich angebracht darauf hinzuweisen, dass all diese Maßnahmen, die sich so einfach aufzählen und einfordern lassen in Realität fatale Konsequenzen nach sich ziehen.

    Und von Stefan Niggemeier werden Sie vermutlich nie erleben, dass er sich hier auf Diskussionen zu den „großen Themen“ hinter seiner Medienkritk – Ukraine-Konflikt, Finanzkrise, Griechenland, Austeritätspolitik, Nahostkonflikt, Asylrecht (in dem Fall Boris Rosenkranz) – einlässt, selbst wenn er dazu tatsächlich eine (im Falle der Sparvorgaben ablehnende) dezidierte Meinung haben sollte. Was in manchen Fällen tatsächlich schade, aber sehr verständlich ist. Leider fällt so aber auch sein Eingehen auf sonstige Kritik an seinen Beiträgen hier eher spärlich aus.

  40. @41Stanz: Es ist natürlich etwas einsam für die Champions-League des administrationsstatistischen Debattierklubs in einem medienkritischen Blog, aber mit etwas Vorsatz und gutem Willen können der Hausherr und sein Publikum den einen oder anderen Gedankengang bestimmt noch nachvollziehen. Vor allem, wenn er die Kurve zu den Medien zurückfindet…;-)

  41. Darf man mutmaßen, dass die erhoffte Terminversäumung zum Konzept gehört hat, wenn die Systempresse das am Montag unisono verbreitet? Ich hatte schon meine Zweifel, wie so eine kurze Frist (waren es drei Tage oder vier?) mit der immensen Größe der zu bewältigenden Aufgaben zusammengeht. Und noch mehr Zweifel habe ich an der Fundiertheit dessen, was am Dienstag um 11:35 Uhr verbreitet wurde: „Die EU-Kommission bezeichnete die in der Nacht aus Athen übermittelte Liste mit Reformvorschlägen als ‚ausreichend‘.“

    Eine Schmierenkomödie sondergleichen. Auch abseits der Springerpresse.

  42. stanz schreibt: „ein unfassbar aufgeblähter Staatsapparat (knapp 800T Staatsbedienstete bei 11 Millionen Einwohnern)“
    Ob 800 T Staatsbedienstete in G richtig ist, weiß ich nicht. Öfter gelesen habe ich 700 T. Wahrscheinlich sind da die Pensionäre mit drin. In Deutschland ist der öffentliche Dienst 4,6 Mio. Personen stark. Pensionäre rd. 1,1 Mio. Wenn ich die ins Verhältnis setze zu den 81 Mio. Einwohnern in Deutschland, dann ist der öffentliche Dienst bei uns etwas stärker besetzt als in Griechenland. Nach meinem Empfinden könnte der öffentliche Dienst bei uns durchaus mehr Personal (uns bessere Bezahlung) vertragen.

  43. @TangoZulu: jajaja ;-)

    @Pepito: Allerdings hat sich SN hier ja eingelassen, und zwar inhaltlich, s. Ziff 10.

  44. Bezüglich Griechenland und Troika kann ich nur jedem dringend empfehlen sich folgende Doku von gestern auf Arte anzusehen (ist noch 6 Tagen online verfügbar):

    http://www.arte.tv/guide/de/051622-000/macht-ohne-kontrolle-die-troika

    Vielleicht erschliesst es ja manchem einen neuen Blickwinkel.

    Was die allgemeine Berichterstattung angeht, ist es schon erstaunlich wie sehr sich die Medien am Äußeren des Herrn Varoufakis abarbeiten. „Halbstarker, Macho, Rüpelrocker“ etc. Really? wie kommt man auf sowas? Nur wegen Lederjacke und Motorrad? Gut von Bild erwartet man nichts anderes, aber es sind auch Spiegel, Zeit, Süddeutsche etc. die ähnliche Klischees bedienen.
    Ich habe mir Interviews und Auftritte des Herrn V. angesehen, auf mich macht er einen ganz normalen intelligenten souveränen Eindruck, Humor scheint er auch zu haben. Nun er sieht sicher unkonventioneller aus als der Durchschnittspolitiker, aber sonst… laut Presse könnte man meinen man hätte es hier mit dem Boss der Hell(a)s Angels zu tun. Hinzu kommt noch eine unverhohlene Sexualisierung.
    Psychologisch durchaus faszinierend.

  45. Dear all, in Betrag ging e s nach meiner Wahrnehmung v.a. um Kritik an der Verbreitung von Stereotypen in der Berichterstattung über Griechenland (am Beispiel Bild). Dies im Sinn, bin ich einmal die Kommentare durchgegangen. Ergebnis: Auch die von mir als – jedenfalls der unterstellten Absicht nach – sachorientiert wahrgenommenen Beiträge können sich des Stereotyps nicht entziehen. Ein paar Beispiele (ohne Quellenverweise, es geht mir nicht um die einzelnen Verfasser): „unfassbar aufgeblähter Staatsapparat“, „Geld raushaut für Beamte“, „Beamtenapparat“, „aufgeblähten und ineffizienten Staatsapparat“, „die Bahn in Deutschland zumindest auf dem Papier privatisiert ist“, „Ineffizienz und Korruption in der Verwaltung. Da ist Deutschland schon schlecht“.
    Anders ausgedrückt: Öffentliche Verwaltung ist grundsätzlich eine pathologisch bis zum Bersten mit (selbst erzeugtem) Methangas angefüllte, hypertrophe Maschinerie, das Geld dafür wird gedankenlos ausgegeben, Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis und Bestechlichkeit ist konstitutiv. Welches der aufgezählten Probleme ist nun im Einzelnen die Ursache dafür, dass „bei uns das Militär kaum noch einsatzfähig“ ist? In der Sache ist das Beispiel beliebig (bitte keinen neue Grundsatzdebatte über Sinn oder Unsinn des öffentlichen Dienstes!), aber so schnell passiert das – mir auch.

  46. @33

    „In meinem Beitrag, auf den Sie Bezug nehmen –und zu dem Sie süffisant schreiben, mit dem Rechnen würde es ja nicht so gut klappen — habe ich aber von den Erwerbstätigen gesprochen, nicht der Gesamtbevölkerung.“

    Und woran liegt das, dass plötzlich so ein großer Anteil der Erwerbtätigen im öffentlichen Sektor vorliegt? Doch nur an der Arbeitslosen-Quote im PRIVATEN Sektor. Denn ausschließlich da kann sich die Arbeitslosigkeit niederschlagen. Nur weil im privaten Sektor die Arbeitsplätze zurückgehen, kann doch nicht der Staat plötzlich – quasi um die Situation im Öff-Sektor und im priv. Sektor anzugleichen – Polizei, Müllabfuhr, ÖPNV, Ämter schließen. Der Beamtenapparat wird mit höherer Arbeitslosigkeit nicht kleiner werden, weil diese öffentlichen Aufgaben nun mal wahrgenommen werden müssen. Was stellen Sie sich denn vor?

    Wenn es hier in Deutschland mal nicht so gut läuft, soll der Staat dann aufhören, Ihren Müll zu entsorgen oder soll er sogar seine Verwaltung einstellen? Hey, schaffen wir in Notzeiten doch gleich die Demokratie ab, so viele Abgeordnete sind sau-teuer.

    Sie bemängeln, dass Griechenland korrupt gewesen sei und ständig getrickst hat? Nun, die Regierung, die das zu verantworten hatte wurde abgewählt, also hat doch alles seine Richtigkeit?!

  47. „Die Griechen sind doch bereits vor den Sparvorgaben völlig pleite gewesen“
    .
    Richtig. Aber:
    Schramm las beim Aschermittwoch im Tempodrom auch eine Zeitungs-Meldung vor, aus der hervorgeht,. dass Griechenland pleite ist.
    Die Überraschung: Sie war etwa 120 Jahre alt, aus dem 19. Jahrhundert.
    .
    Pleite (= so sehr verschuldet, dass…) sind übrigens alle Länder.

  48. Irritierend und vielsagend finde ich, dass ausgerechnet ein ehemaliger deutscher Regierungssprecher es so absurd findet, wenn Politiker sich nach dem Willen des Volkes richten.

  49. @Stefan Niggemeier, #52
    Schon richtig, diskutieren können wir auch allein. Das heißt aber ja nicht, dass Ihre (oder lieber deine?) Meinung nicht interessant wäre, besonders wenn es um Ihre Texte, darin verwendete Formulierungen und die ihnen zugrundeliegenden Standpunkte zu bestimmten Themen geht. Das könnte hier auch so manche Spekulation verkürzen, wie jetzt was warum gemeint war. Auch würde mich interessieren, in wie weit Sie die hier stattfindenden Diskussionen, die Sie mit Ihren Artikeln anstoßen, interessieren und welchen Einfluss sie ggf. auf Ihre ursprünglichen Ansichten haben. Mir ist aber schon klar, dass man dann wahrscheinlich überhaupt nicht zum Ende kommt mit einem Thema und natürlich nicht auf jeden aufgemachten Nebenstrang eingehen kann und will. Und doch ist es immer schön, den Eindruck zu bekommen, dass Ihre Bereitschaft, sich mit einem Thema wirklich auseinander zu setzen, nicht mit Abschluss des Artikels ebenfalls beendet ist.

  50. Im konkreten Falle einer vermurksten Berichterstattung ging es aber nicht um die Ursachen/Schuldfrage von Griechenlands derzeitiger Krise, auch nicht darum, welche Lösungen es geben könnte, oder ob eine eher griechenfreundliche oder eine europafreundliche Lösung vorzuziehen ist (BILD ist bestimmt pro europafreundlich), nein, es ging eigentlich darum, wann die neue griechische Regierung eine Lösung bietet, und ob die wohl was taugt.
    Sicher könnte man Argumente finden, warum und wieso die Antwort eher „Nein“ lautet, wenn man sich Mühe gibt, und dann darüber berichten, aber wenn man sich keine Mühe gibt, ist das Motorrad eine Meldung wert.
    DAS ist doch der eigentliche Murks. Gehässigkeit und Faulheit.

  51. Na, hoffentlich reiben die sich nicht wund, Mädels wie Jungs bei B…d!.
    Davon ab: Denen geht „Bildblog“ u.ä. sowas von am Hintern vorbei und die Posts hier ohnehin:
    Trotzdem schön, dass es ein Forum wie dieses gibt….

  52. @P. Niebel, #62 u. a.
    Der Populismus-Vorwurf von Béla Anda ist zwar unglücklich formuliert, aber in der Sache nicht so fernliegend wie Stefan Niggemeier und Sie das offenbar finden und lässt sich auch nicht mit einem einfachen Hinweis auf „Demokratie“ abhandeln. Populismus und Demokratie sind keineswegs dasselbe. Und gerade bei Griechenland spielt doch die Frage eine entscheidende Rolle, in wie weit sich das Land und seine neue Regierung noch als Teil einer europäischen Rechtsordnung begreifen und sich an europäisches Recht und an von Vorgängerregierungen geschlossene, verbindliche(!) Abkommen gebunden fühlen. Es wird hier gerne vergessen, dass auch das Eingehen dieser Bindungen Teil der (demokratischen) Souveränität eines Staats ist. Und da ist es durchaus von Bedeutung, wenn diese Regierung sinngemäß verlauten lässt, dass sie sich einzig ihrem Volk und dessem jeweils aktuellen Willen verpflichtet fühlt.
    Dass das „schlimm“ ist, hat aber natürlich mehr mit der EU und mit Griechenland insgesamt zu tun, nicht mit dem politischen Schicksal der Regierung.

  53. @Pepito: Naja, das mit dem „jeweils aktuellen Willen“ ist ja die Unterstellung von Anda. Die Formulierung von Tsipras finde ich da eher eine Selbstverständlichkeit. Wessen Interessen ist denn die Bundesregierung verpflichtet?

  54. @Stefan Niggemeier, #69
    Neben den Verpflichtungen gegenüber „Interessen“ gibt es ja auch rechtliche Verpflichtungen. Und die Regierung hat eben auch sicherzustellen, dass ein Land seine eingegangenen rechtlichen (und politischen) Verpflichtungen einhält. Idealerweise sollte man ja auch davon ausgehen, dass es auch im Interesse eines Volks, bzw. seines Staates ist, als rechtstreuer, verlässlicher Partner zu gelten.
    Andas Unterstellung und seine Interpretation des Zitats sind ja vor dem Hintergrund zu sehen, dass die griechische Regierung auch schon anderweitig Anlass zum Zweifel hieran gegeben hat. Und die Wahrnehmung der Interessen ihres Volkes durch die griechische oder deutsche Regierung hat jeweils in den Grenzen des nationalen und internationalen Rechts stattzufinden. Dort, wo beides in Widerspruch miteinander zu geraten scheint, ist ein Satz wie der von Tsipras eben keine Selbstverständlichkeit mehr, gerade wenn es um anstehende Verhandlungen auf europäischer Ebene geht.
    Wenn ein Abgeordneter des Bundestages kundtut, er sei nur seinem Gewissen verpflichtet (Art. 38 Abs. 1 S. 2 GG), ist das ja auch erstmal eine Selbstverständlichkeit. Vor dem Hintergrund eines gegen ihn laufenden Strafverfahrens (soll ja vorkommen) bekommt so eine Aussage aber eine andere Qualität.

    Béla Andas Unterstellung bleibt natürlich eine Unterstellung, die nicht nur an Tsipras‘ Zitat festgemacht werden kann. Das gleiche gilt dann aber auch für die Kritik an dieser Unterstellung.

    P. S.: die Bundesregierung ist auch in erster Linie dem Wohle des deutschen Volkes verpflichtet, siehe Art. 64 Abs. 2 i. V. m. Art. 56 GG, aber eben nicht nur („sole“).

  55. @70: Darauf schwört sie ja auch, meistens mit der Bitte um Gottes Hilfe.
    Artikel 1 des GG wäre hier auch noch zu Erwähnen, der nicht geändert werden kann.
    Aber wen oder was interessiert sowas?

  56. Anders gefragt: was macht die griechische Regierung _konkret_, was den Interessen der griechischen Volkes/Staates zuwiderläuft? Meiner Wahrnehmung nach bemüht sie sich, die bestmöglichen Bedingungen zur Finanzkrise auszuhandeln, und zwar die, die am besten für Griechenland sind. Jetzt kann es sein, dass die Griechen irgendwann finden, dass ihre Regierung sie an die EU verrät, weil sie nicht hart genug verhandelt, und sie sie deshalb abwählen, aber bis dahin macht die alles richtig, im Einklang mit ihren Eiden, ihrem Demokratieverständnis und dem Wählerauftrag. Griechenland könnte Sparmaßnahmen umsetzen, das Steuersystem reformieren, Konjunkturprogramme starten und trotzdem hart verhandeln. Wer sollte es ihm verbieten?

    Wenn bei der nächsten Europameisterschaft die Griechen Tore schießen, würde kein Nicht-Griechenland-Fan sich ernsthaft darüber beschweren, dass das keine Eigentore sind.

  57. Es braucht 31 Kommentare Béla Anda endlich als ehemaligen Regierungssprecher zu „outen“ (JJ preston). 30 (!) Kommentare später wieder so ein Ausreisser (61 Alfons).
    Der Inhalt des Blogeintrags scheint nicht von Interesse?

    Da ist für mich die BLÖD als Medium nur noch Nebensache. Whitewashing anzuführen (31 JJ preston) war für mich doch sehr erhellend. Merci.

    @ 25 MartinII
    Idiotenapostroph (Idiot = Altgrischisch, Unwissender oder Handwerker )

    @ Pepito

    “ … Auch würde mich interessieren, in wie weit Sie die hier stattfindenden Diskussionen, die Sie mit Ihren Artikeln anstoßen, interessieren …“

    Wenn dich das interessiert:
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/?s=Tom+Cruise

  58. Da in Deutschlnads Medien die Schäuble-Version der Krisengenesis überaus dominant ist kann ich nur empfehlen auch andere Perspektiven zuzulassen, auch wenn viele das für einen Angriff auf deutsche Interessen halten. Schäuble vertritt aber nicht die Interessen des Volkes sondern jene der deutschen Exportwirtschaft. Und das ist nicht das gleiche.

    Hier ein paar Tipps, um die Debatte zu beleben:

    http://www.arte.tv/guide/de/051622-000/macht-ohne-kontrolle-die-troika?autoplay=1

    http://www.tagesspiegel.de/politik/interview-mit-oekonom-paul-krugman-die-sparpolitik-in-griechenland-ist-unglaublich-destruktiv/11406210.html

    http://www.flassbeck-economics.de/griechenland-war-auf-gutem-weg-der-bundesfinanzminister-verweigert-sich-der-realitaet-und-griechenland-steht-am-scheideweg/

    http://www.flassbeck-economics.de/die-konservative-mehrheit-des-sachverstaendigenrates-scheut-im-fall-griechenlands-nicht-vor-einer-manipulation-von-zahlen-zurueck/

  59. @Mycroft, #71
    Klar kann und soll die griechische Regierung im besten Interesse der Griechen handeln und verhandeln, auch hart. Populismus halte ich dabei trotzdem für falsch, auch wenn ich Béla Andas Kurzschluss zwischen dem Tsipras-Zitat und dem Populismus-Vorwurf so nicht teile.
    Nur: dort, wo bereits bindende Abkommen bestehen, gibt es eigentlich nichts mehr auszuhandeln. Das Problem fängt da an, wo die griechische Regierung sich nicht mehr an solche Vereinbarungen, sondern an ein „griechisches Interesse“, bzw. einen „Wählerauftrag“ gebunden fühlt, der eben auch lauten kann, diese Vereinbarungen zu brechen. Ob letzteres eher im „wahren“ Interesse Griechenlands ist, ist dann Glaubens- oder Ansichtssache.

  60. @Pepito
    ach, Sie sind das, der Sie ständig auf SpOn darauf hinweisen, die Steuer-CDs seien Hehlerware. ;)

  61. @pepito: Was ich unter „Populismus“ verstehe, ist „Volksverdummung“, also dem Volk etwas erzählen, was dieses gerne hören will, während man gleichzeitig _weiß_, dass man das Erzählte nicht umsetzen kann, bzw., nicht, ohne zugleich dem Volk einen Knieschuss zu verpassen.
    Nur, niemand wird ernsthaft öffentlich sagen: „Wir müssen die Wahl mit Populismus gewinnen.“ Insofern können Politikerzitate eigentlich nie allein Beleg für Populismus sein, sondern nur die Verbindung Politikerzitat+Sachzwänge: wenn ein findiger Journalist einen Politiker über sagen wir das Perpetuum mobile schwadronieren hört, ihn zitiert, wie man damit die Energiekrise lösen wolle, und DANN darlegt, warum es das Ding nie geben wird, DANN hat man Populismus nachgewiesen. Von soviel intellektuellem Ehrgeiz ist BILD leider weit entfernt.

    Was Griechenlands Bemühungen betrifft, bestehende Verträge umzuverhandeln, das könnte ja irgendwie funktionieren, ist also (noch) kein Populismus.
    Und „Vereinbarungen brechen“ ist jetzt auch ein hartes Wort.
    Wenn ich bspw. drei Kredite abzahle, aber infolge veränderter Einkommens- und Vermögensverhältnisse mit den damals vereinbarten Bedingungen nicht mehr glücklich bin, und daher einfach nicht mehr zahle, ist das Vertragsbruch. Oder eben der Bruch bestehender Vereinbarungen.
    Wenn ich aber meinen Sachbearbeiter bei der Bank anrufe und frage, ob an den Konditionen nicht vllt. etwas zu ändern wäre, und wir uns auf neue Bedingungen einigen, die ich dann auch erfülle, ist das dann kein Vertragsbruch. Wie gut ich bei den Verhandlungen abschneide, hängt auch damit zusammen, wie wichtig es meinem Sachbearbeiter ist, dass ich nicht zur Konkurrenz gehe (aus der EU aussteige), aber er hat definitiv kein Interesse daran, dass ich pleite gehe und Insolvenz anmelde (Staatsbankrott).
    Soweit ich das mitbekomme, ist Griechenland in der „Verhandlungsphase“.

    Mal abgesehen davon, BILD beschuldigt Politiker des Populismus‘ – für einen der beiden ist das immer richtig peinlich.

  62. Am meisstens stört der Bild, dass die Griechen es waagen so zu wählen!. Sie sehen (die Bild-er), dass die Gefahr von „nicht gehorsamen“ Bürger noch da ist. Und die kann sogar ansteckend sein…
    ——
    Vielen Dank für die interessante Diskussion.

  63. Manche Diskussionen verstehe ich nicht. Herrn Niggemeiers Ablehnung des Sparkurses ist für das Thema seines Artikels eigentlich vollkommen irrelevant. Es ist also ein Nebenkriegsschauplatz, über die Seriosität griechischer Politik zu diskutieren bzw. über Niggemeiers Urteil darüber.

    Entscheidend ist vielmehr, dass BILD versucht, mit allen rhetorischen Mitteln die griechische Politik als unseriös zu charakterisieren. Dazu ziehen Anda und Konsorten keine Fakten heran und sie argumentieren auch nicht, sondern sie arbeiten mit Sprache und mit Assoziationen, die sie beim Leser wecken. Genau das hat Niggemeier auch deutlich gezeigt. Anda erzeugt sprachlich eine Stimmung, das ist alles, was er tut. Sein Text ist extrem suggestiv und damit auch ausgesprochen unfair. Die Suggestion erzeugt er, indem er Versatzstücke montiert, von denen er weiß, dass sie bei den Lesern bestimmte Vorstellungen hervorrufen. Beispielhaft dafür steht der „Biker“ als offenbar eher unseriöser, ruppiger Charakter, oder der „Posterboy“ als oberflächlicher Mensch, der vor allem den schönen Schein liebt oder nur schöner Schein ist. DAS ist das Thema hier. Man kann hier etwas lernen über die Art und Weise der Manipulation durch BILD.

    Dieser Stil steht eben im Gegensatz zu diversen auch hier in den Kommentaren entwickelten Meinungen, für die eben auch Argumente und Fakten genutzt werden.

  64. Die von Piet in # 74 verlinkten Artikel sind sehr interessant – DANKE! – und insbesondere sehr aufschlussreich, wenn man die Wirtschaftsentwicklung um die Jahrtausendwende betrachtet, also zum Zeitpunkt des EINSTIEGS in den Euro. Selbst JETZT ist die Wirtschaft noch etwas stärker damals! Was kann das bedeuten? Doch eigentlich nur eins: seit 1999 gab es in griechenland eine „Blase“ , wo die Wirtschaft zwar in den Jahren um rund 40% anstieg, die Ausgaben und damit die drastische Erhöhung des Lebensstandards in Griechenland „auf Pump“ seitdem aber in unverantwortlicher Weise ganz offensichtlich geradezu explodierte.

    Ich bin der Meinung, dass man 2007/2008 knallhart die Spekulationsbanken hätte Pleite gehen lassen müssen und anstelle von gigantischen Subventionen für US-Banken und einigen Spielbanken in EU diese kontrolliert hätte liquidieren müssen und das EIGENTLICHE Geschäftsmodell von Banken staatlich hätte übernehmen können und sollen. Und ebenso die Spekulationsbanken (=Gläubiger) in sachen grieechiwcher staatsanleihen dasjenige Schicksal hãtte angeseihen lassen müssen, welches ausgerechnet diese jetzt dreist von Griechenland und der EU fordern: Verantwortung für falsche Spekulation zu übernehmen – notfalls eben bis zur Pleite. Ironischerweise forderten übrigens die Linken, insbesondere Wagenknecht und Gysi genau das: die Gesetze und Bedingungen der Marktwirtschaft auch mal auf die Spekulanten anzuwenden… ;-)

    Der ehemalige Finanzminister Waigel in der Regierung Kohl hat sogar offen zugegeben,das sie wussten, dass Griechenland kein Aufnahmekriterium erfüllte – trotzdem haben sowohl Kohl als auch Schröder deren Aufnahme forciert.

    Wer ist also a priori schuld???

    Und zuletzt: frankreichs halbstaatliche Grossbanken haben VOR der krise gigantische Mengen an Griechenlandpapieren gekauft… Sowohl BNP als auch Societé Génerale wären bei einer Staatspleite oder nennenswerten Ausfällen durch Schuldenschnitt selber Pleite gegangen. Während deutsche Banken durch die Bundesregierung zum STILLHALTEN für mindestens ein jahr verpflichtet wurden und nicht verkaufen durften, hat Trichet damals als EZB-Präsident dreist den französischen banken ihre wertlosen Papiere zum Nominalpreis auf Kosten der EU (und uns) abgekauft! DAS ist der eigentliche skandal !

    Die Linke hat Recht: wir alle bezahlen lediglich die traumhaften Zinsen, welche Spekulantenbanken einstreichen, bei den Griechen selber kommt NICHTS an, deren Schulden steigen sogar noch weiter an…. So etwas nennt man Überschuldung.

    Und genau das wird in der Presse nicht verbalisiert, man wiederholt nur die dumm-dreisten Sprüche derjenigen Politiker, die uns und auch die Griechen seinerzeit in das Desaster brachten und die sich frech von ihrer Verantwortung wegstehlen wollen, anstatt sich zu ihren Torheiten zu bekennen… Die vierte Gewalt ist keine mehr – es gibt nur noch einige Exotenblätter, welche sich weigern, die durchsichtigen Verlautbarungen des Zentralkommitees unserer großen Zangralkommiteevorsitzenden Merkel und ihrer Blockflöten-Einheitsparteien wortwörtlich zu verbreiten. Ironie der Geschichte: Die Linken sind die einzige Partei, die noch Kontrollfunktion als Opposition ausübt und so etwas wie Wirtschaftskompetenz hat….

  65. Und was ist, wenn bereits diese bestehenden Verträge gar nicht im Sinne des griechischen Volks ausgehandelt wurden?
    Müssen die dann trotzdem zwingend bis zum bitteren Ende eingehalten werden? Oder darf eine neu gewählte Regierung, nicht versuchen, neu darüber zu verhandeln. Zumal sie auch noch eben genau dafür (vom Volk) gewählt wurde.
    Ich nenne mal die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch, die eine überwältigende Mehrheit gar nicht wollte, aber eben die NATO / Amerikaner; anderes Thema, aber (nur) als Beispiel. Ist eine Regierung, die so etwas beendet hätte / hat, in diesem Punkt demokratisch oder populistisch?

  66. @roeschbib

    SELBSTVERSTÄNDLICH darf, ja MUSS die neue griechische Regierung alles für ihre Bürger rausholen, was rauszuholen ist. Wie ich ja bereits anführte, hat das die frz. Regierung Sarkozy ja ebenfalls gemacht – IHRE hochgradig, mit vielen milliarden spekulierenden Grossbanken vor r Insolvenz geschützt, indem Trichet (rein“zufãllig“ auch Franzose…) für viele Mrd Euro gezielt frz. Banken ihre griechischen Staatsobligationen abkaufte.
    nebenbemerkung: interessant, dass Merkel sich das gefallen ließ – obwohl es die dt. steuerzahler milliarden kostete, die verantwortungslosen frz. Banken vor der wohlverdienten Pleite zu retten…
    Warum also sollte ausgerechnet eine griechische Regierung nicht auch alles für ihre Banken, Bürger, das Staatsgebilde machen dürfen???!!

    Dr EURO ist eine Fehlgeburt, ein völlig überstürztes und voraussehbar zum Scheitern verurteilt. R einzige sinn des euros war Mitterands Furcht vor der Wirtschaftsmacht Deutschland, deswegen war er so dreist, Kohl für sein Einverständnis zur Wiedervereinigung die gemeinsame Währung abzupressen. Eine Gaunerei. imomerhin – Kohl war so klug, knallhart viele Regeln (wie die non-bail-out Regel) in den vertrag aufzunehmen, die vor allem die Regierung Merkel alle brach. Wr also das Desaster zu verantworten hat, das ist die grosse Koalition der Populisten in Deutschland: CDU/CSU/SPD und ihr kleine Version CDU/CSU/FDP Und NICHT die neue griechische Regierung. All das wird aber von der stichwortgebenden Mainstreampresse totgeschwiegen und dem Bürger die billigen Märchen von den bösen Griechen erzählt….

  67. @roeschbib

    SELBSTVERSTÄNDLICH darf, ja MUSS die neue griechische Regierung alles für ihre Bürger rausholen, was rauszuholen ist. Wie ich ja bereits anführte, hat das die frz. Regierung Sarkozy ja ebenfalls gemacht – IHRE hochgradig, mit vielen milliarden spekulierenden Grossbanken vor der Insolvenz geschützt, indem Trichet (rein“zufãllig“ auch Franzose…) für viele Mrd Euro gezielt frz. Banken ihre griechischen Staatsobligationen abkaufte.
    nebenbemerkung: interessant, dass Merkel sich das gefallen ließ – obwohl es die dt. steuerzahler milliarden kostete, die verantwortungslosen frz. Banken vor der wohlverdienten Pleite zu retten…
    Warum also sollte ausgerechnet eine griechische Regierung nicht auch alles für ihre Banken, Bürger, das Staatsgebilde machen dürfen???!!

    Dr EURO ist eine Fehlgeburt, ein völlig überstürztes und voraussehbar zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Der einzige sinn des euros war Mitterands Furcht vor der Wirtschaftsmacht Deutschland, deswegen war er so dreist, Kohl für sein Einverständnis zur Wiedervereinigung die gemeinsame Währung abzupressen. Eine Gaunerei. imomerhin – Kohl war so klug, knallhart viele Regeln (wie die non-bail-out Regel) in den vertrag aufzunehmen, die vor allem die Regierung Merkel alle brach. Wr also das Desaster zu verantworten hat, das ist die grosse Koalition der Populisten in Deutschland: CDU/CSU/SPD und ihr kleine Version CDU/CSU/FDP Und NICHT die neue griechische Regierung. All das wird aber von der stichwortgebenden Mainstreampresse totgeschwiegen und dem Bürger die billigen Märchen von den bösen Griechen erzählt….

  68. @ Wertkonservativer Linker:

    Auch für wertkonservative Liberale muss das Sparprogramm (ich spreche lieber von Kürzungsprogramm) ein Schlag in die Magengrube sein, trägt sie doch etliche Merkmale einer Planwirtschaft in sich.

    Natürlich wurden Banken gerettet – sogar solche die nicht systemrelevant waren. Das ist mit dem Haftungsprinzip einer Marktwirschaft nicht zu vereinbaren. Gleichzeitig verlangt man von GR einen ganz bestimmten Primärüberschuss abzuliefern – 4,5 % werden entgegen aller realen Umstände einfach mal diktiert.
    Wurden, muss es heißen. Syriza hat ja jetzt 1,5% unter Berücksichtigung des Wirtschaftswachstums (!) durchsetzen können. Die Linken verstehen die Marktwirtschaft besser als CDU-Planwirtschaftler.

  69. @ Piet

    Ja, wir widersprechen uns doch gar nicht!

    Ich sehe das doch eigentlich genau so! Habe ich doch weiter oben geschrieben…. Trotzdem ist es AUCH richtig, dass Griechenland nicht vernünftig gewirtschaftet hat. Es gibt keine Opfer, lediglich grob bis vorsätzlich fahrlässig und unverantwortlich handelnde Beteiligte…. Auf ALLEN seiten. Und Diejenigen, die den Hals als Spekulanten nicht voll genug bekamen (Banken in US und EU sowie Fonds) weigern sich, dafür die marktwirtschaftlichen konsequenzen zu tragen. diejenigen, die es mal wieder ausbaden, das sind die einfachen Bürger in GR und letztlich alle andren in der EU, weil die Großbanken und Fonds nach Solzialisation ihrer Verluste und strikte aprivatisierung ihrer Gewinne verlangen – und von unseren Politikern tatsächlich auch noch bekommen. Und was macht unsere „vierte Gewalt“ ? Schweigen, mitmachen und so das ganze mit Nebelschden umhüllen.

  70. @Wertkonservativer Linker: Sorry, dass das als Widerspruch ankam – war eigentlich als Ergänzung gemeint. ;)

  71. @ Piet

    War mir FAST klar, aber ich war mir nicht sicher… Ich habe das mit dem „wertkonservativen Liberalen“ also doch richtig verstanden… Obwohl: die gibt es ja in der fast 3%Partei schon seit 20 Jahren nicht mehr, nur noch Neokonservative Raubtierkapitalisten und Lobbyisten…
    ;-)

  72. Tja, BILD betreibt wie immer konsequente Hetze. Das ist nichts Neues, aber deswegen nicht weniger erschütternd. Dass diese Schreiberlinge sich als Journalisten und ihre Tätigkeit als Journalismus bezeichnen, ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden, der diesen Beruf verantwortlich ausüben will!

  73. @81 „Entscheidend ist vielmehr, dass BILD versucht, mit allen rhetorischen Mitteln die griechische Politik als unseriös zu charakterisieren. Dazu ziehen Anda und Konsorten keine Fakten heran und sie argumentieren auch nicht, sondern sie arbeiten mit Sprache und mit Assoziationen, die sie beim Leser wecken.“ (etc.)
    .
    Hm. Dazu fällt mir prompt die (selbsternannte) Qualitätspresse ein, die seit Monaten das gleiche mit Russland macht, Tag für Tag. (…und das positive Gegenteil mit den USA)

  74. @6:
    „Schlimm ist Tsipra’s Versprechen an das griechische Volk“
    I smell Deppenapsotroph.

    It smells more like Verrutschedapsotroph:
    Tsipras‘ Versprechen!

  75. @95 Sylvia: vielen Dank für den Varoufakis-Link! Es wird dem Manne wohl, äh, nicht ganz gerecht, die Berichterstattung auf Garderobe und Motorrad zu kaprizieren…

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