Die Antwort des WDR auf die Frage: Was darf Satire?

Frankfurter Allgemeine Zeitung


Foto: Protest-Aufkleber gegen Intendant Tom Buhrow auf einer Toilette im WDR.

Der WDR kürzt sein traditionsreiches Satiremagazin „Zugabe“. Die Radiosendung, die im vergangenen Jahr noch in einer Länge von drei Stunden am späten Samstagabend auf WDR 2 lief und seit Anfang dieses Jahres nur noch zwei Stunden lang ist, muss von April an mit einer Stunde Sendezeit auskommen. Sie wechselt auf den Freitag, 22.30 Uhr – ein „reichweitenstärkerer Sendeplatz“, wie der WDR sagt, allerdings auch in unmittelbarer Konkurrenz zur ZDF-„heute-Show“ im Fernsehen.

Seit zwanzig Jahren kommentiert die „Zugabe“ das Zeitgeschehen mit einer Mischung aus Satire, Kabarett und Comedy. In den ersten Jahren lief sie sogar täglich als einstündige Sendung. Dass das Angebot in der bisherigen Form Sparmaßnahmen zum Opfer fallen könnte, deutete sich seit dem vergangenen Sommer an; offiziell erfuhren die Moderatoren und Autoren allerdings erst in dieser der vergangenen Woche, dass die Sendung auf eine Stunde gekürzt wird. Ein neues Konzept für die reduzierte Länge soll die Redaktion „in Kürze“ diskutieren und beschließen.

Hintergrund der Veränderungen sei die „Neustrukturierung des Samstagabends“, lässt der Sender auf Nachfrage ausrichten: Zwischen 20 und 24 Uhr wolle WDR 2 „die Hörerinnen und Hörer mit einer moderierten Musiksendung in den Samstagabend begleiten.“ Moderator werde Thomas Bug. „Nicht zuletzt ist diese Umstellung auch eine kreative Weiterentwicklung des Programms in Zeiten knapper werdenden Geldes“, so der Sender.

WDR 2 werde in Zukunft „mehr Comedy und Kabarett in reichweitenstärkeren Strecken des Tagesprogramms senden“, heißt es. Die „Zugabe“-Mitarbeiter fürchten aber, dass das kein echter Ersatz ist: Im Tagesprogramm muss sich die Satire formal und inhaltlich in das Korsett des streng formatierten Radios zwängen. „Die Chance ist klein, dass das noch die Stücke sind, die wir am Samstagabend machen konnten“, sagt Henning Bornemann, der die „Zugabe“ im Wechsel mit Sigrid Fischer und Axel Naumer moderiert. Am späten Abend hatte die Satire noch vergleichsweise große Freiheiten, konnte sich Experimente und Unsinn leisten. Die dreistündige Sendezeit ermöglichte eine Vielfalt von Formen, darunter auch Gespräche mit Gästen und Live-Auftritte vor Publikum.

Axel Naumer sagt, dass man, seit es die „Zugabe“ gibt, und gerade auch in den letzten Wochen, immer wieder die Frage diskutiert habe, was Satire eigentlich darf. „Dass die Antwort darauf jetzt aber so einfach ist, hat uns hier allerdings schon etwas verblüfft: Was darf Satire? – Nichts kosten!“

43 Replies to “Die Antwort des WDR auf die Frage: Was darf Satire?”

  1. Das liegt doch sicher an der Senkung des Rundunkbeitrags um 48 Cent.
    Jetzt noch hochrechnen, dann wisst ihr, was Satire kostet…

  2. Lieber Stefan Niggemeier,

    der WDR bringt Sendungen mit Yvonne Willicks, Sendungen über die 50 schönsten Autobahnbrücken von NRW, über den ultimativen Fritten-Check Mäckes ./. Burgerking etc. pp. – kurzum:

    Satire beim WDR sieht nun einmal heute anders aus.

  3. Die Programmreform betrifft nicht nur die Zugabe. Auch die wunderbare Talksendung Montalk wird platt gemacht. Christine Westermann hat sich deshalb Anfang 2015 von der Sendung verabschiedet.
    Bisher weiß man nur, dass „Zu Gast bei…“ und „Montalk zusammengelegt wird.

  4. Ich denke in den nächsten Jahren werden die Sparmaßnahmen noch stärker werden. Das könnte nur verhindert werden wenn endlich mal grundlegende Strukturreformen bei den ÖR stattfinden würden. Aber dagegen wird sich ja immer gewehrt und mit dem Totschlagargument „Unabhängigkeit“ und „Bundesverfassungsgericht“ jede Diskussion erstickt.

    Aber die Zeiten der großen Einnahmesteigerungen sind endgültig vorbei. Dessen muss man sich bewusst sein.

  5. …Nunja, Frau Vogel zwitschert nachts beim ZDF; Frau Gesthuysen kommt wieder; Domian geht(endlich) usw.
    Warten auf Frau Gerster, denn wie wir wissen: „Nichts ist unmöglich“
    Satire pur…
    Dennoch mag ich meine „Lokalzeit“ :D

  6. Tom Buhrow wäre sicherlich wunderbar geeignet als Politiker – die denken auch nur in kurzen Zeiträumen. Ich weiß nicht, wie es im Westen der Republik aussieht. Ich bin bis vor relativ kurzer Zeit regelmäßig freitagabends 2 Stunden mit dem Auto aufs Land gefahren und war froh, als ich einen USB-fähigen FM-Transmitter fand, um mir das Wechseln der CDs während der Fahrt zu sparen. Das Radioprogramm war, gelinde gesagt, mies. Als Kind der 80er und 90er kamen für mich im wesentlichen Sender infrage, die dieses Spektrum abbildeten. (Energy fiel raus wegen bäh und NJOY wegen schlechtem Empfang – sic!) NDR2 – Megamix mit eingedödeltem Gesabbel, um auf die Quote zu kommen. Radio Hamburg – Megamix. R.SH – Megamix. Als ob Vorglüher vor dem Torkeln über Reeperbahn und Große Freiheit und später mit Fettdöner gefülltem Magen in eins der Laufhäuser rundherum erstmal das Radio anschalten… Sprich: Der NDR ist dem WDR weit voraus oder war es zumindest bis vor geraumer Zeit noch.

    Das „Schöne“ ist, dass Leute wie Buhrow gar nicht kapieren, wie sie an ihrem eigenen Ast sägen, denn wenn die Unterscheidbarkeit zu werbefinanzierten Sendern nicht mehr gegeben ist, wozu soll man sowas dann per Zwangsabgabe finanzieren, zumal das dem Wettbewerb schadet? Wenn öffentlicher Rundfunk keinen Mehrwert bietet, verliert er seine Daseinsberechtigung. Und Buhrow seinen Job. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob man mit der Existenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch die Pensionsansprüche verknüpft – wenn der ÖR abgeschafft wird, gibt’s für das Leitungspersonal Grundsicherung…

  7. Äh: „in Zeiten knapper werdenden Geldes“?

    Beim ÖR? Seit wann denn das? Der Rundfunkbeitrag bemisst sich doch nach dem Bedarf?

  8. Assoziationschaos:
    Ich betrachte das Bild, lese die Bildunterschrift, begreife die Botschaft, lese den ersten Satz und im Kopf kommt er zunächst so an:
    „Der WDR würzt sein traditionsreiches Satiremagazin…“

  9. Wieso nicht gleich einstampfen und stattdessen nur noch „Spaß5“ senden? Schließlich verwerten die untereinander sowieso schon alles zweit.

  10. Das ist allen In-Medien-Machenden gemeinsam: wenn sie nichts zu sagen haben bzw. Bullshit maskieren wollen, wird sehr gern der Begriff „kreativ“ genommen.

  11. Ich war selbst 1997-2003 stellv. WDR-Rundfunkratsmitglied. Diese Tätigkeit habe ich damals hier bilanziert:
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gutes-fernsehen-macht-sich-bezahlt
    Seitdem hat der WDR zuverlässig alle Radiosendungen, die ich bewusst eingeschaltet hatte, eingestellt. Die „Zugabe“ war die letzte Sendung, die ich auf der Plärrwelle wdr2 noch gehört hatte. Nun fehlt nur noch die Einstellung des Kulturmagazins „Mosaik“ auf wdr3. Dann sind sie mich als Hörer endgültig an den Deutschlandfunk losgeworden.

  12. Tja, leider ist das nur ein weiterer Schritt auf dem Weg, der heute allgemein beschritten wird. Und dass auch die öffentlich-rechtlichen Sender mitmachen, ist leider auch nichts Neues. Ich finde es aber gut, dass trotzdem noch drüber gesprochen bzw. geschrieben wird! Danke!

  13. Dazu passt die sich häufende Einstellung von Podcasts „wegen geringer Downloadzahlen“. Was sich da für Einsparpotentiale auftun, wenn man fertigproduzierte Sendungen nicht mehr aufwendig als mp3 in dieses hochkomplexe Internet laden muss. Wegen den paar Ewiggestrigen, die sich einfach keine Zeit nehmen wollen das Ganze dann zu hören, wenn es gesendet wird. Bisschen mehr Flexibilität kann man von einem modernen Kunden ja wohl erwarten. Tss.

  14. Fragen an die passionierten Radiohörer:
    1.)
    Wenn man am Samstag Abend Radio hört, noch dazu so eine Sendung, wie hier beschrieben, muss man doch fokussiert sein, oder? Das läuft doch nicht so nebenher zur Unterhaltung, zur Party usw.
    Man muss da schon zuhören, um die Sendung zu verstehen oder zu genießen?
    (Ich erwarte hier eigentlich eher Bejahung)
    2.)
    Wie viele Sendungen laufen denn etwa Samstagabend im Radio, die wirklich zum Zuhören gemacht werden und nicht als Untermalung für andere Aktivitäten?
    3.)
    Kann irgendwer ungefähr einschätzen für wie viele Radiohörer speziell die Kürzung dieser Sendung (und der veränderte Sendeplatz) einen Verlust (oder ein Ärgernis) darstellen?
    4.)
    Wenn man viel Radio hört (bevorzugt), hört man dann bundesweit oder legt man den Schwerpunkt auf die Sender der eigenen Region?

  15. @JUB 68

    1.) Da es die Sendung (noch) als Podcast gibt, muss man sie ja nicht samstagsabends hören. Aber zuhören muss man schon, denn es ist halt episodenhafte Komik.

    4.) Ich höre (relativ zu meinem Umfeld) sehr viel Wortradio, aber halt meistens nonlinear (Podcasts, Streams etc.). Ich wähle nach Themen und Geschmack aus, fast nie nach Region.

  16. Auf der Toilette?
    Das Plakat ist/war also ein illegaler Untergrund-Protest?
    Wie lange (resp. wie kurz) hing es dort? Ist – oder war es- eins aus einer grossen Auflage, oder ein (handgemachtes) Unikat? Wie groß (oder klein) war/ist es?

  17. @19 Ich weiß nicht, was soll es bedeuten … aber ich hätte einen Vorschlag zur Unzucht mit Farben … Schwarz-Gelb sind die Farben des Alten Reichs (Schwarzer Adler auf goldenem Grund) schon vor Gründung des WDR, also weit vor dem 12. Jh. Kann man daran sehen, daß die alten Reichsstädte (Aachen, Esslingen, Dortmund) und Reichsabteien (Herford, Quedlinburg) eben diese Farben im Wappen trugen. Auch Schwarz-Gelb für die alten Pfalzgrafen (Schwaben –> Württemberg; Sachsen –> Herzogtum Sachsen) deutet darauf hin. Dann müßte man also nach den Rheinischen Pfalzgrafen fragen, den Lehnsherren eines WDR avant-TV. Die sind jedoch untergegangen – ihre (kurpfälzische) Würde ging an Bayern über …

  18. Es heißt „Was darf die Satire?“

    Die Satire darf Intendaten kräftig in den Arsch treten, was dem gemeinen GEZ-Zahler leider verwehrt bleibt.

  19. Dass stattdessen Thomas Bug eine Unterhaltungssendung moderiert, ist nur konsequent. Bug ist ein herausragender Vertreter der Alles-weg-Moderierer – er könnte auch Messer und Scheren in der Fußgängerzone verkaufen, wenn es den WDR nicht geben würde.

    @jj preston (7):

    Tom Buhrow ist als Intendant völlig überfordert. Er verschanzt sich hinter seinem Lächeln, hinter seinen netten Smalltalk-Künsten. Er ist zwar im WDR groß geworden, aber galt schon zu früheren Zeiten als harmloser Dampfplauderer.

    Warum er überhaupt ins Amt gehievt worden ist, weiß wohl nur Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi. Die Dame von der CDU hat über die Jahre hinweg ein dichtes Beziehungsgeflecht aufgebaut, was ihr eine faktisch große Machtfülle beschert. Und das in einem Land, das von der SPD regiert wird! Das wäre umgekehrt in einem CDU-Bundesland undenkbar.

    Die Banalisierung des TV- und Hörfunk-Programms, der Trend hin zur Seichtigkeit auf allen Ebenen, ist durchaus gewollt. Er ist politisch gewollt (Frau Hieronymi sieht sich vermutlich als Aufräumerin im Rotfunk – und ist sich in der Hinsicht sogar einig mit diversen Vertretern der SPD-Rechten), und er ist quotenmäßig gewollt. Klar verkleinert sich dadurch der Unterschied zur privaten Konkurrenz, aber es fehlt an Leitungspersonal mit Blick für langfristige Entwicklungen.

    Buhrow wiederum mahnt sein Personal an fast jedem Tag, dass dringend gespart werden muss. Warum er selbst das mit Abstand höchste Intendantengehalt in Deutschlad bezieht, weit mehr noch als sein ZDF-Kollege, wurde bislang noch nicht beantwortet. Ebenso nicht, warum für „verdiente Redakteure“ neue, hochdotierte und bislang überflüssige Posten geschaffen werden.

  20. Herr Niggemeier, leider OT, aber als Anregung für einen Text, da Sie ja diverese Male mit wachsender Verzweiflung versucht haben zu begründen wieso unsere Frensehanstalten und „Leitmedien“ nicht durch und durch verkommen und auf Propaganda getrimmt sind:

    Sind es auch nur handwerkliche oder sonstwie erklär- und verzeihbare Fehler, wenn so gut wie alle deutschen Fernsehsender und auch überregionale Zeitungen vollkommen übereinstimmend die dreiste Lüge verbreiten, Putin habe offen zugegeben, befohlen zu haben die Krim zu annektieren? Mit teilweise sogar dem (sicherlich nicht zufällig) grob falsch übersetztem O-Ton im Hintergrund?

  21. @Grafschafter_Goldsaft: Zitat aus dem verlinkten Artikel:

    Wichtig ist für die hitzig geführte Debatte: Diese Mehreinnahmen können ARD, ZDF und Deutschlandradio nicht verwenden, sie liegen auf Sonderkonten. Was die Sender ausgeben dürfen, wurde schon vorher durch die Kommission KEF festgelegt.

  22. Dennoch sind „knapper werdende Kassen“ Quatsch! Das Geld bleibt ja gleich! Das ist so gesetzlich verankert. Ich bin sowieso erstaunt, dass der ÖR immer mehr Geld braucht, während die Technik in den letzten 10 Jahren so viel billiger geworden ist. Gerade im Radio, wo es kein HD gibt, muss doch unglaublich viel gespart worden sein.

    Das bringt micht wieder zu dem einzigen logischen nächsten Schritt: Offenlegung der Haushaltsbücher! Nur wenn die Öffentlichkeit sehen kann, wie viel Geld für Verwaltungsquatsch ausgegeben wird, entsteht genügend Druck, diesen Anteil herunter zu fahren.

  23. „Nicht zuletzt ist diese Umstellung auch eine kreative Weiterentwicklung des Programms in Zeiten knapper werdenden Geldes“, so der Sender.

    LOL! Soll mal einer glauben bei ACHT MILLARDEN EURO pro Jahr…

  24. 27:

    Die ÖR werden permanent von den Landesrechnungshöfen kontrolliert. Die Haushaltsbücher sind offen. Was nicht offen ist, sind Verträge etwa mit der DFL. Fußball ist oft Geheimsache.
    Die Kassen werden insofern knapper, als dass – aufgrund alter Verträge – die Pensionszahlungen stark steigen. Da haben sich die Festangestellten früher üppig bedient – frei nach dem Motto „nach uns die Sintflut“.
    Leider wird zugleich ungern bei der – bisweilen überbordenden – Verwaltung gespart, so dass am Ende beim Programm abgezwackt wird. Dort wiederum trifft es vor allem die, die sich kaum wehren können: also nicht die Festangestellten, sondern Zulieferer und Freie.

  25. @26, ja, aber wurden nicht sogar vorher schon Mehreinnahmen erwartet? Wenn auch keine so hohen.

  26. @Tuennes
    Das die Haushaltsbücher offen sind finde ich nicht. Die ganzen veröffentlichten Zahlend er ÖR sind meist sehr allgemein gehalten. Richtig transparent ist das nicht.
    Das eher am Programm (außer Fußball) gespart wird als a der Verwaltung und dem Personal da stimme ich zu. Aber wer kürzt den seine eigene Stelle….

  27. @24

    Zum „Spielraum“ bei der „Übersetzung“ bzw. wohl eher Deutung von Putins Aussage:

    > http://www.politplatschquatsch.com/2015/03/politisches-worterbuch-wenn-putin-sagt.html?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+politplatschquatsch%2FSkVU+%28politplatschquatsch%29

    Zum Thema WDR: Oftmals wurden Hofnarren aufgrund ihrer Narrenfreiheit als lästig angesehen … irgendwann behaupten die nämlich immer sowas wie „Der Kaiser ist nackt“ ….

  28. Es besteht ja gar keine Zweifel darüber, dass das Programm (und nicht nur die Satire) im Prinzip überhaupt nichts mehr kosten darf. Seit Jahren wird doch überall immer weiter (geistig) ausgedünnt und immer mehr auf Sparflamme gesendet. Abgesehen natürlich von den Fantastillionen, die völlig sinnlos für irgendwelche Sportrechte verballert werden.

    Die Frage ist allerdings: Woran liegt das? Aus welchem Grund wird die Qualitätsschraube immer weiter herunter gedreht?
    Haben sich die Öffis tatsächlich im „Kampf“ gegen die Privaten geschlagen gegeben, die viele ihrer Sendungen nur noch mit Hilfskräften produzieren, die (inzwischen auf) Mindestlohn-Niveau bezahlt werden, und sind der irrigen Annahme, dass „der Zuschauer“ diesen Billig-Quatsch tatsächlich sehen will?

    Oder:
    Streicht da die KEF immer weiter die Mittel zusammen, weil die im Prinzip ja schon damit zufrieden ist, wenn irgendein Bewegt- statt Testbild und etwas anderes als ein Sinuston über die Sender verbreitet wird? Im Prinzip kann da der Minutenpreis gar nicht niedrig genug sein, welche Qualität die produzierten Inhalte haben spielt doch gar keine Rolle.

    Qualität hat nun mal ihren Preis. In Deutschland wird aber sehr offensichtlich überhaupt keine Qualität mehr produziert. Wo ist da die Ursache?

    Ich muss mal wieder nach UK blicken: Beim Zappen durch die englischen Kanäle war ich vor einigen Wochen ganz erstaunt, als an einem Abend bei ITV um 21:00 Uhr eine einstündige Sendung über „Britens schönste Gärten“ zu sehen war. Die machen das doch wohl nur, weil ähnliche Sendungen bei der BBC ständig für hohe Einschaltquoten sorgen. Wir werden wohl nie erleben, dass eine ähnliche Sendung mal zur Primetime bei RTL läuft. Das würde dann wohl nur passieren, wenn man sich darin über stolpernde Maulwürfe lustig machen könnte.
    Die Insel zeigt: ein starker und selbstbewusster öffentlich-rechtlicher Rundfunk zwingt auch die Privatsender dazu, Qualität zu produzieren. In dem Punkt haben die deutschen Sender längst alle Ansprüche an sich selbst leider aufgegeben (und werden von mir nur noch ignoriert). Schade. Es hätte so schön sein können.

  29. @BlueKO: “ Seit Jahren wird doch überall immer weiter (geistig) ausgedünnt und immer mehr auf Sparflamme gesendet. [….] Die Frage ist allerdings: Woran liegt das? .“

    Die Antwort auf die Frage „Woran liegt das?“ ist einfach: Eine „marktkonforme Demokratie“ benötigt Konsumenten und keine kritischen Geister.

  30. In der aktuellen „Zeit“ ist ein lesenswerter langer Beitrag enthalten, warum die Öffentlich-Rechtlichen so drastisch an Niveau verlieren:
    das Schielen auf die Quote selbst in den Dritten, der Aufstieg von Buchhalter-Typen in den Redaktionen und das bewusste Fixieren auf alles, was „Durchschnitt“ sein könnte. Sie versuchen die Methoden der Privatsender zu imitieren und feiern sich dafür auch noch selbst.

    Wenn man den „Zeit“-Artikel liest, warum etwa Netflixx unbedingt den „Tatortreiniger“ im Programmangebot haben will und warum der NDR damit nichts anfangen kann – das ist schon ziemlich absurd. Programm-„Macher“ lassen sich von Excel-Tabellen erklären, was gut ist und was schlecht. Ohne diese Zahlen können sie offenbar keine Urteile mehr fällen.

  31. @35: danke für den Verweis auf den Artikel und die kurze Zusammenfassung. Irgendwie deprimierend.

  32. @35: Der NDR ist für diese Quotengeilheit wirklich das Paradebeispiel. Man überträgt zwar in jedem Jahr die „Last Night of the Proms“, live aber nur den Musikanten-Stadl-Teil, der gegen 10 beginnt. Den ersten Teil, der noch aus ernsthafter klassischer Musik besteht, traut man sich nicht ab 20:30 zu übernehmen, weil das für die Zuschauer zu anspruchsvoll sein könnte. Der wird dann irgendwann unter der Woche nachts zwischen 1 und 2 versendet.
    Nicht einmal für einen einzigen Abend im Jahr möchte man das Risiko eingehen, dass man mit einer zu anspruchsvollen Sendung eine etwas geringere Zuschauerzahl anspricht. Da wird der Programmauftrag wie an vielen anderen Stellen auch, mit Füßen getreten und keiner sagt etwas dagegen.

  33. Zugabe während der „Heute Show“.
    OK, Satire darf alles. Aber das ist nicht lustig. Das macht einfach keinen Sinn. Blöder Aprilscherz.

  34. Oh, wie schön, noch mehr Stunden voller weichgespülter Einheitsmusik im WDR, genau das habe ich mir immer schon gewünscht … Und nicht zu vergessen die quasi ununterbrochene Einblendung spannender Fußballreportagen zu jeder Zeit in jedem Programm. Hurra.

    Was von einem Intendanten zu halten ist, der glaubt in die Hocke gehen zu müssen, um zu den Leuten, die ihn bezahlen, Augenhöhe herzustellen, war leider nur allzu klar.

  35. Das darf nicht wahr sein. Ich habe mir die letzte Ausgabe der „Zugabe“ heruntergeladen. Bei den Internet-Fassungen wurde ja immer alles weggeschnitten, was nicht zur Sendung gehört.

    Die MP3-Datei der letzten Sendung hat nur noch eine Spielzeit von gut 19 Minuten. Früher waren es ca. 65 bis 70 Minuten, später ca. 45 Min. – Man muss doch, wenn man schon so wenig Zeit hat, die Sendung nicht auch noch mit Musik aufblähen? Die „Intensiv-Station“ bei NDR info tut das auch nicht.

  36. Der 42-jährige KFZ-Meister Günther aus Bochum, für den WDR2 hauptsächlich gemacht wird, möchte von „seinem Sender“ in der Hauptsache mit Musik bedudelt werden. Da ist sowieso jedes gesprochene Wort, ein Störfaktor im Programm (wenn es nach den Beratern geht).

    Wer tatsächlich so nerdig ist, dass er eine ganze Stunde und mehr Wort am Stück hören möchte, sollte zu WDR5 umschalten.

    Noch geht das ja.

  37. Ich finde es sehr sehr schade, dass es die Zugabe am Samstag nicht mehr gibt. Auch die Sendung davor mit der Musikauswahl eines Prominenten fand ich hörenswert. Stattdessen muss man 4 Stunden (!) Thomas Bug mit einem unglaublich seichten Programm ertragen. Diese Veränderung hat dazu geführt, dass ich Samstags das Radio nicht mehr einschalte.
    Die Kürzung der Zugabe auf eine Stunde am Freitag ist für mich keine Alternative.
    Ich lade das Spaßpaket herunter, aber es ist eben nicht die Sendung mit Musik.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn der WDR seine Entscheidung noch einmal überdenkt.

  38. Mittlerweile ist die Zugabe komplett vom Sendeplan gestrichen worden. Nun gibt es leider nur noch günstig abfahrbare Musikstrecken mit blubberleichten Beiträgen und Beiträgen von der Konserve. Schade. So macht man Stammhörer madig und zwingt sie zum Wechseln.

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