Profitieren Sie von der geballten Wissenskompetenz von „Focus Online“!

Vergangene Woche habe ich etwas Verrücktes gemacht: Ich habe Artikel von „Focus Online“ gekauft. Richtig für Geld.

Das Angebot klang aber auch zu verlockend:

Möchten Sie Sie [sic!] sich von all Ihren Rechtschreibfehlern verabschieden? In diesem Wissensdossier zeigt Ihnen FOCUS Online die Fallschlingen der neuen deutschen Rechtschreibung und hilft Ihren [sic!], mit einer ausgezeichneten Rechtschreibung zu glänzen. Denn mit der deutschen Sprache, die über fünf Millionen Wörter verfügt, ist es nicht immer einfach. Deutsch birgt viele Tücken in sich. Vor allem bereitet sie Erwachsenen viele Schwierigkeiten. (…) Ein weiteres Problem auf dem Gebiet der neuen Rechtschreibung ist das „scharfe ß“ [sic!] sowie der Bindestrich, ein für viele [sic!] fremd vorkommendes Element. Anhand der Regel [sic!], die wir zusammengestellt haben, können Unsichere ihre Rechtschreibung überprüfen und texten wie aus dem Duden.

Wer wollte angesichts dieses Ankündigungstextes nicht der Aufforderung folgen:

Profitieren Sie von unserer geballten Wissenskompetenz, bleiben Sie gut informiert!

Das „exklusiv zusammengestellte“ PDF-Dossier mit den „wichtigsten Infos zum richtigen und guten Deutsch auf 38 Seiten“ kostet nur 7,49 Euro. Und es besteht nicht zu 75 oder 81 Prozent aus Qualität, nein: Es ist reine Qualität. Das garantiert „Focus Online“.

Tatsächlich stammen die Texte in dem Heft von namhaften Autoren. Also, von der einen:

Und dem anderen:

Um dem hier, na, dem Dings:

Anscheinend ist die deutsche Sprache keine einfache Sprache, und offenbar gibt es sogar eine Redensart, die genau das besagt und im PDF deshalb auf den Seiten 2, 5, 18 und 28 zitiert wird. „Richtige Zeichensetzung ist nach wie vor vielen ein Rätsel“, heißt es an anderer Stelle – unter anderem, möchte man hinzufügen, der Redaktion dieser „Focus Online“-Broschüre, wie sie an mehreren Stellen belegt:

Im Wesentlichen besteht das PDF neben einem Diktat aus Quizfragen, die aus verschiedenen Duden-Heften stammen und hier, nach der Verwendung als kostenlose „Focus Online“- Artikel, noch einmal drittverwertet werden, allerdings in der überaus unpraktischen Form von Tabellen …

… und mit eingebauten Fehlern:

Was kann man von einem Ratgeber „deutsche Sprache“ verlangen? Vielleicht mindestens dies: dass in ihm das Wort „Rechtschreibung“ richtig geschrieben ist.

Wenigstens in den Überschriften.

Jetzt frage ich mich, ob ich vielleicht mein Geld zurückverlangen kann. Andererseits lautet das „Qualitätsversprechen“ bei genauerem Hinsehen, dass es sich um das „garantiert Beste von FOCUS Online“ handelt und um „vertraute Qualität“ dieser Redaktion. Da könnte es mit einer Reklamation schwierig werden.

100 Replies to “Profitieren Sie von der geballten Wissenskompetenz von „Focus Online“!”

  1. Für diese Texte gilt wie für Shakespeare: Man kann sie erst richtig genießen, wenn man sie im klingonischen Original gelesen hat.

  2. Nicht nur seine Deutsch-Kenntnisse kann man hier erweitern, sondern auch seine geographischen. Um in „galizische“ Provinzen einzufallen hätten die Germanen nämlich entweder bis ins heutige Portugal oder bis hin die heutige Westukraine marschieren müssen.

  3. Man liest ja immer, dass am Lektorat gespart wird. Allein auf der Startseite:

    „Die neue deutsche Rechtschreibung – Rechtschreibfehler adé [sic]“

    „10 erstaunliche Fakten im Quiz – Was Sie über die Deutsche Sprache noch nicht wussten“ vs. „zehn erstaunliche Fakten über die deutsche Sprache“

    „Testen Sie ihr Wissen – Sind Sie fit in Rechtschreibung?“

    In diesem Sinne: Ich habe fertig.

  4. Die zunehmende Menge an Rechtschreibfehlern (oder vermutlich eher Tippfehlern) in journalistischen Erzeugnissen ist in der Tat bemerkenswert. Früher wurde so ein Text von Lektoren gelesen und auf solche Fehler geprüft, bevor er veröffentlicht wurde. Aber heute muss ja Alles schnell schnell gehen. Da bleibt keine Zeit für solche Sorgfalt. Und man kann auch noch Geld sparen und damit den Profit maximieren, wenn man Lektoren feuert. Insofern ist der Gedanke, die Sprachkenntnisse auch im Erwachsenenalter weiter zu trainieren, durchaus angebracht.

    Dass aber in einem Text, der genau dafür werben soll, solche Fehler gefunden werden, ist ein Witz. Wenn man nicht wegen der Profitmaximierung um jeden Preis heulen könnte, könnte man auch lachen.

    Nichts gegen gelegentliche Fehler. So Etwas passiert nun mal. Selbst in professionellen Texten können gelegentlich Fehler auftauchen. Sich darüber aufzuregen wäre arrogant (wer macht schließlich keine Fehler?). Aber wenn Schlampigkeit zum Prinzip wird, dann wird es bedenklich. Noch schlimmer wir es, wenn Gier zum Prinzip wird.

  5. @7 BlueKO

    … es begab sich also, dass der König angesichts des Gefangenen befahl:
    „Hängen nicht laufen lassen!“ …..
    Und nun setzen Sie mal das Komma richtig.

  6. Erinnert mich an ein berühmtes, vogonisches Gedicht.
    Ansonsten: Die Chefredakteurin hat heute morgen im ARD / ZDF MoMa die Presseschau veranstaltet. Es war total ausgeglichen und nicht tendenziös, wie man es von von der Focus Online Redaktion gewohnt ist. Vor Allem die Frage nach dem Schuldigen der griechischen Finanzlage konnte mir eindlich zweifelsfrei beantwortet werden. Aber ich will ja nicht spoilen.

  7. So etwas kann nur vorkommen, da es sich „nur“ um Texte handelt. Wenn andere Berufsgruppen so arbeiten würden, wird dies sofort bemerkt, die Sicherungen knallen, Auto bremst nicht, Wohnung wird geflutet.
    Ich frage mich allerdings, welchen Erwartung die Autoren an ihre eigene Arbeit haben.

  8. Muahaha da steht ja sogar noch viel mehr solchem sprachlichen schwer verdaubarem: „Obwohl die neue deutsche Rechtschreibreform seit 2007 verbindlich ist“…. „Das können Sie anhand eines Beispieldiktates testen, der […] den Wortschatz […] auf die Probe gestellt hat.“…

    Jedenfalls: „Sieben goldene Regeln werden Ihnen dabei helfen, Ihre Unsicherheiten zu überwinden.“ – eben, 1. scheißegal, 2. wie es richtig ist, 3. überwinde, 4. deine Unsicherheit, 7. und schreib einfach.

  9. Für mein Verständnis ist auch der nachfolgende Satz falsch:
    „Deutsch birgt viele Tücken in sich. Vor allem bereitet sie Erwachsenen viele Schwierigkeiten“. Müßte eigentlich heißen „bereitet _es_ Erwachsenen“. In dem Satz davor wird _die_ deutsche Sprache erwähnt, danach dann aber nur noch „Deutsch“, also es.

    Aber ansonsten schon witzig das ganze. Deutsch für Weggelaufene.

  10. @10 BlueKO

    Doch, das Komma entscheidet hier schließlich über Leben oder Tod, je nachdem, ob man es vor oder nach „nicht“ setzt.
    Da sieht man wie wichtig die Kommasetzung sein kann. Und der FOCUS hilft dabei, für nur 7,95 Euro.
    Oder er versucht wenigstens dabei zu helfen.

  11. Ich rate mal und sage, dass das ein klassisches Abschlussprojekt eines Praktikanten/einer Praktikantin ist.

    Er oder sie hat Artikel zum Thema aus dem Archiv herausgesucht, ein wenig gelayoutet und noch ein paar ergänzende Texte geschrieben.

    Die Frage ist nur welche Schulform und welche Klasse oder welches Semester^^

  12. Nun, lassen wir Milde walten, denn weder „Focus“ noch „Online“ sind Wörter der deutschen Sprache (oder schreibt man „…der Deutschen Sprache“?).

  13. @24 Die Autorin besticht durch ausgeprägtes Fachwissen auch in anderen Bereichen. Lesenswert ihr Dossier über das Periodensystem.
    http://www.focus.de/wissen/periodensystem-der-elemente-was-das-periodensystem-ueber-die-elemente-verraet_id_4172935.html

    „So leitet sich das O für Wasserstoff von der lateinischen Bezeichnung Oxygenium ab, das H für Wasserstoff geht auf den Namen Hydrogenium zurück.“
    „So verfügt zum Beispiel das Element Natrium über elf Protonen und Neutronen im Atomkern.“
    Nö.
    usw.

  14. @constanze
    Eine Fallschlinge ist eine nagelneu entwickelte Falle, welche durch Kombination eines Fallstrick mit einer Schlinge (z.B. hier: http://de.wikihow.com/Eine-Falle-herstellen) enstanden ist. Der Schöpfungswert des zum Patent angemeldeten Systems besteht im Ablauf der Überwältigung des Opfers, denn jenes wird zuerst mittels des Fallstricks seines Gleichgewichts beraubt, bevor es anschließend mittels Schlinge um seine Bewegungs- und damit Fluchtfähigkeit gebracht wird. Die Fallschlinge läßt sich prinzipell aus allen Materialien und ohne weitere Werkzeuge oder zusätzliche Kenntnisse herstellen. Der breiten Öffentlichkeit sollte sie bei einem Survival-Doku-Event auf DMAX vorgestellt werden. Jedoch nahm die Sendeleitung dann Abstand von der Ausstrahlung, da man fürchtete, terroristische Vereingungen könnten Kopien dieses genialen Geräts herstellen, als Wurfgeschoss verwenden und dann auch noch die Zahlung von Patent- und Lizenzgebühren verweigern… ;-)

    Also ich behaupte ja nicht, ein Bastian Sick zu sein. Jedoch denke ich, auf die 7 großartigeln Regeln zur besseren täglichen Bewältigung der deutschen Sprache für unglaubliche 7 1/2 Goldrandtaler gut verzichten zu können.

  15. Du hast dafür nicht wirklich gezahlt?

    Sovile Fähler – da hätte es doch auch ein, von diesen lausigen Blocks getahn die unsere schöhne Medien-Land-Schaft in veruf bringen.

  16. Zu : Wenn wir schon von Sprachgefühl und Sprachsinn sprechen: „Alles“ und „Etwas“ kann man auch klein schrieben und sollte es auch, wenn man über Sprache reflektiert.

  17. Herrlich, da finden sich ja mehr Stilblüten als in zehn Ausgaben des Hohlspiegel. Aber die zunehmende Zahl von Rechtschreib– und Tippfehlern in journalistischen Publikationen finde ich auch eher peinlich als lustig – in Zeiten, in denen es genug (natürlich bei weitem nicht perfekte und das eigenen Kontroll-Lesen nicht ersetzende, aber immer besser werdende) Rechtschreibprogramme gibt, sollte sowas wirklich nicht mehr passieren.
    Und zu dem letzten Fehler: Nicht nur, dass „Rechtschreibung“ falsch geschrieben ist, der Satz macht auch absolut keinen Sinn, und muss „English“ nicht groß geschrieben werden?

  18. Lieber Herr Niggemeier, ich fände es gut, wenn Sie tatsächlich Ihr Geld zurückverlangen. Und auch nicht vor einer Klage zurückschrecken. Und natürlich die Reaktion vom Focus hier veröffentlichen!

    Ja, ich weiß, man fängt keine Sätze mit „und“ an…

  19. @ Stefan Niggemeier: Nichts macht einen Sinn. Etwas ergibt einen Sinn oder hat einen Sinn.

    Und ich esse jetzt die Korinthen, die ich gerade gekackt habe. ^^

  20. @35 Thomas
    Ich wünsche guten Appetit. Ich jedenfalls vertraue Lessing mehr als Sick, wenn es um die deutsche Sprache geht. Ein Zwiebelfisch macht eben noch lange kein gutes Deutsch.

  21. Ich finde das Mitleid wegen des angeblich fehlenden Lektorates nicht angebracht. In den meisten Büroberufen wird jeden Tag ein Vielfaches an Text produziert, und da setzt man nicht einen Korrekturleser daneben, sondern hat die (berechtigte) Anspruchshaltung, dass das Beherrschen der deutschen Sprache Einstellungsvoraussetzung ist.

  22. Fakten gäbe es evtl. bei „Fokus“, „Focus online“ liefert lediglich „Fuckten, Fuckten, Fuckten“

  23. @gedankenknick (26): Ich bedanke mich für die ausführliche Erklärung zur Fallschlinge, die ich in mehreren Selbstversuchen nicht nur nachbaute, sondern erfolgreich zur Anwendung bringen konnte. Ich bin fest entschlossen, mich mit der Spezialkonstruktion nun bei DMAX zu melden! Die Bedenken kann ich ausräumen, aufgrund des Gewichtes von achtzig Kilogramm ist sie nicht wurffähig. (Was die Gebühren angeht, unterschreibe ich einfach alles, das hat noch immer geholfen.)

  24. In den meisten Büroberufen gibt es aber weniger Leser und mehr Fehler, die halt niemandem auffallen. Es wird weniger geschrieben und wenn doch, dann von Schreibkräften, die keine inhaltliche Arbeit verrichten. Texte sind auch nicht *das* Hauptprodukt, eher Arbeitsschritt.
    Ein Lektorat ist auch keine Rechtschreibprüfung sondern Qualitätskontrolle. Das ist dann auch der Punkt, der mich stört: Dass Texter ihr kreatives Produkt so weit abwerten. Ihre Ware damit erst billig uneddann nutzlos machen.
    Nur in Einem möchte ich den Focus verteidigen: Natürlich Rechts-Schreibung.

  25. Viele Firmen schreiben in ihren Stellenangebote „gutes Deutsch in Wort und Schrift“ , Focus online wahrscheinlich nicht

  26. @Alexander, 48
    Ausverkauft?
    Die haben das Ding wohl eher still und heimlich aus dem Angebot genommen um es gründlich zu überarbeiten oder ganz einzustampfen!
    Mach aber nix, es gibt ja noch die „Nahtoderfahrung“, sicher auch sehr spannend!

  27. @Alexander:
    Das Elend setzt sich aber auch auf der Verkaufsseite fort. Auf einer Broschüre steht: „Die 50 besten Diättricks“. Darunter zum anklicken steht dann geschrieben: „50 Diätricks“. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, dass 50 mal über ein Rick (http://de.wikipedia.org/wiki/Rick_%28Pferdesport%29) zu springen eine Diät durchaus unterstützen kann. Oder soll man so ein Rick aufessen? Nun, da Holz und Plaste für den menschlichen Verdauungszyklus größtenteils unergiebig sind, würde das auch eine Form der „Diät“ sein. Aber auch diese 5 Goldrandtaler bin ich nicht gewillt zu investieren, um dieser weltbewegenden Frage eine Auflösung zukommen lassen zu können.

    Als Apotheker war ich kurz in Versuchung, das Machwerk „Penisverlängerung“ zu ordern – um mal ordentlich lachen (und anschließend weinen) zu können. Aber ich erspare mir das – und spare die Finanzen doch lieber für richtige Kleinkunst.

  28. In Deutschland wurde die Rechtschreibung an die Dummheit der Schüler angepaßt. Was erwartet man jetzt also? Wir haben damals Delphin geschrieben. Wir haben das so gelernt.

    Heute kann man de Schüler das nisch mehr zumuten. „Alda, mit ph.. mit. f..Schreib isch Ferd wenn isch das Viech auf der Wiese meine.“ Ganz ehrlich. Was erwartet man denn von Schülern, deren Eltern schon nicht in der Lage waren, ihren Kindern das beizubringen? Die Bücher auch nur dazu benutzen, sie unter Tischbeine zu stecken, damit der Tisch nicht wackelt. Und selbst in öffentlich-rechtlichen Filmen heißt es nur noch „Wir kommen wegen dem Mord“ oder „Mama ist sauer wegen dem Essen“. So setzt doch auch eine schleichende Verblödung ein.

    Eine hamburger Bäckereikette hat auf seinen Tüten stehen „Ein Stück Hamburg das schmeckt.“ Ohne Komma. Jetzt erkläre das mal einem Grundschüler, der kein Komma schreibt bei „Der Mann der da steht ist groß“ wenn es auf der Tüte seines Frühstückcroissants schon falsch geschrieben steht.

    Und ganz egal ob man dass oder daß schreibt. Es gibt selbst Leute in leitenden Positionen, die nicht in der Lage sind, zu unterscheiden, wann es das und wann daß ist. Natürlich mit ß. So habe ich das damals gelernt.

  29. @Lutzinger: gelernt haben Sie dann aber auch sicherlich, dass die Bäckereikette aus Hamburg eine Hamburger Bäckereikette ist, gell?!
    Schlimmer aber ist, dass Sie meinen, dass DIE Kette etwas auf SEINEN Tüten stehen hat.
    Daher schlage ich vor, nochmal zurück in die Schule und etwas nachsitzen!

  30. @Lutzinger/52:

    In Deutschland wurde die Rechtschreibung an die Dummheit der Schüler angepaßt.

    Welche Rechtschreibung jetzt? Das göttliche Gesetz, das zu Abrahams Zeiten vom Himmel gesungen und fürderhin in Stein gemeißelt wurde? Oder vielleicht doch eher nur die pragmatischen Gebrauchsnormen, auf die sich vor 100 Jahren ein paar Sachverständige geeinigt haben?

    Eine hamburger Bäckereikette hat auf seinen Tüten stehen

    Eine Bäckereikette? Auf seinen Tüten?
    Ernsthaft?

  31. Selten so gelacht. Allerdings ist es tatsächlich eher zum Weinen. Habe leider, was Sprache und Rechtschreibung angeht, die Hoffnung bei den meisten Medien aufgegeben. Ich glaube, den meisten ist das einfach nicht wichtig. Aber sich dann als Experte hinzustellen, ist schon dreist!

  32. @52 Lutzinger
    Ich hoffe, Sie schreiben auch Meuble und Bureau, denn dem ollen Goethe würde sich bei dieser gar schröcklichen Eindeutschung in Möbel und Büro das noch nicht verrottete Haar sträuben, und wer würde abstreiten wollen, dass der ein Meister der deutschen Sprache war?

    Ich hab übrigens auch mal gelernt, dass Protonen und Neutronen die kleinsten Bauteile von Materie sind.

    Ich glaube, die Gefahr der Verblödung ist mindestens genauso groß, wenn man den Muskel im Kopf nicht mehr ausreichend trainiert, indem man ihm das Lernen von Neuem verweigert.

  33. @Lutzinger

    Ich werd jetzt auch mal derailen – weg vom (F)(L)ocus – und Korinthen kacken. Wem sie gefallen, der darf sie in seinen nächsten Korinthenkuchen backen – ohne Lizenzgebühren.

    „Wir haben damals Delphin geschrieben. Wir haben das so gelernt.“

    Wir haben das Wort aber „Delfin“ ausgesprochen, und dem Tümmler war’s egal.

    „Wegen“ mit Dativ oder Genitiv – ein steter Quell der Freude. Die Dativ-Form ist in Norddeutschland verbreitet. Das liegt daran, dass es plattdeutsch keinen Genitiv gibt. „Wegen des…“ heißt plattdeutsch „vun wegen de“ und diese Konstruktion ist halt im norddeutschen Hochdeutsch auf plattdeutschem Substrat beim Sprachwechsel hinüber gerettet worden. Ich erwähne das hier von wegem dem sprachgeschichtlichen Hintergrund ^^ – vun wegen de Achtergrunn ut de Sprookgeschich, winn Ju dat so leever is. Mit Verblödung, schleichend oder galoppierend, hat das nichts zu tun.

    Mit dem Focus auch nicht.

  34. Und überhaupt:

    da (von) wegen mehr und mehr in die allgemeine sprache eingeht und die nachstellung des subst. das gewöhnliche wird, gerät es unter den einflusz der alten präpositionen und wird deshalb vielfach mit dem dativ verbunden. in den hochd. mundarten ist das wol ganz allgemein (doch kommt beim pron. noch der gen. vor, s. e), aber auch in der umgangssprache ist es herrschend und zeigt sich deshalb gelegentlich bei den besten schriftstellern, wenn sie weniger durch die grammatische regel eingeengt werden (z. b. in briefen). man vermeidet den gen. namentlich, wenn schon ein gen. vorausgeht (wegen Ludwigs todes), wenn der gen. sich vom nom. grammatisch nicht unterscheidet (wegen geschäfte), und auch sonst bei einem einzeln stehenden subst. (wegen mangels) …

    … sagten schon die Grimms

  35. @Nigge: „Gemeint sind sicher Falschlinge.“
    .
    Auch sowas gibt es nicht.
    (…aber das ist ja der Witz)

  36. @40 „korrigiert“? = Reklame für „Homöopathie“ fällt mir nach Klicken auf den Link ins Auge. Solch Esoteroik-Quatsch passt offenbar trefflich zur Focus-Leserschaft

  37. @ SILen(e: „Ich rate mal und sage, dass das ein klassisches Abschlussprojekt eines Praktikanten/einer Praktikantin ist.“

    Hatte ich auch erst vermutet – aber nachdem ich mir „Fallschlingen“, „Deutsch birgt viele Tücken in sich. Vor allem bereitet sie Erwachsenen viele Schwierigkeiten. „, „ein für viele fremd vorkommendes Element“ und die Häufung verunglückter Anreden und fehlender/falscher Kommata noch mal anschaute, glaube ich: Das hat ein armer Tropf eines osteuropäischen Dienstleisters gedichtet.

    Allerdings oberpeinlich, daß (Alte Rechtschreibung regiert!) sowas durchläuft – schließlich wollen die damit Geld verdienen.

  38. @52 „Wir haben damals Delphin geschrieben.“
    .
    Das dürfen Sie immer noch, die aktuellen Regel hat nix dagegen.

  39. Sehr geehrter Herr Niggemeier,

    passend zum Thema Deutsch: Wenn man es genau nehmen möchte, existiert der Ausdruck „Sinn machen“ im Deutschen nicht. Er wurde fälschlicherweise aus dem Englischen ins Deutsche übernommen und gilt nun nach jahrelangem „Missbrauch“ als umgangssprachlich annehmbar.
    Nichts „kann Sinn machen“. Hingegen kann etwas Sinn ergeben, einen Sinn (inne) haben, sinnvoll sein, etc. pp.. Es gibt unzählige Möglichkeiten dies auszudrücken, aber so gut wie jeder verwendet nur eine Version – die falsche.

    In von „Profis“ für viel Geld lektorierten Arbeiten findet man pro DIN-A4-Blatt Text problemlos um die zehn bis fünfzehn Rechtschreib-, Interpunktions-, Grammatik- oder Satzbaufehler. Persönlich und beruflich habe ich bisher erst ein gutes erlebt – das interne Lektorat der ZEIT. Aber auch hier häufen sich vermeidbare Fehler in den letzten Monaten.

    In diesem Sinne,

    machen Sie’s gut (oder besser), Herr Niggemeier :)

  40. Wie toll ist das denn???

    Um meine Deutschlehrerin zu zitieren: „Sie können schreiben, was sie wollen. Hauptsache ist korrekter Deutsch.“

  41. @66
    „…gilt nun nach jahrelangem „Missbrauch“ als umgangssprachlich annehmbar…“

    Tja, willkommen in der wunderbaren Welt der Sprache…

  42. Wenn man es genau nehmen möchte, existiert der Ausdruck „Sinn machen“ im Deutschen nicht

    Komisch, dass er trotzdem problemlos in jeden beliebigen deutschen Satz integrierbar ist und von jedem Muttersprachler verstanden wird. So gar nicht existente Ausdrücke schaffen das doch eher selten.

    Er wurde fälschlicherweise aus dem Englischen ins Deutsche übernommen

    Warum „fälschlicherweise“? Wo liegt da ein Fehler, der als solcher benenn- und beschreibbar wäre?

    Nichts „kann Sinn machen“.

    Doch.

    Es gibt unzählige Möglichkeiten dies auszudrücken

    Eben. Und jetzt halt noch eine mehr. Wie schön!

    aber so gut wie jeder verwendet nur eine Version

    So gut wie jeder außer den Fantastilliarden von Sick-Lesern und sonstigen Sprachdünklern, die bei jeder Gelegenheit unter Beweis stellen müssen, dass sie wissen, wie es RICHTIG! geht.
    Ich bin ja inzwischen so weit, dass ich über „Sinn ergeben“ stolpere, wo mein Sprachgefühl das krampfhaft vermiedene „Sinn machen“ für unauffälliger gehalten hätte.

  43. Die Vorschau, inklusive „Sie Sie“ ist noch zu sehen, aber ein Klick auf „mehr infos“ verlinkt jetzt auf die selbe Übersichtsseite. Heh.

  44. @alle bzw. @die meisten – der Anglizismus „Sinn machen“ wurde zwar oft mit „Häufchen machen“ verglichen, aber durch Gewöhnung bzw. heftigen Gebrauch hat es sich im Deutsch eingebürgert, von hinterrücks zwar, aber nevertheless (upsi)

  45. @ larword (#66):

    Sie schreiben: Wenn man es genau nehmen möchte, existiert der Ausdruck „Sinn machen“ im Deutschen nicht.

    Stimmt nicht. Die Tatsache, dass dieser Ausdruck recht häufig gebraucht wird, und zwar mündlich wie schriftlich, kann durchaus als Hinweis darauf gedeutet werden, dass es ihn tatsächlich gibt.

    Er wurde fälschlicherweise aus dem Englischen ins Deutsche übernommen und gilt nun nach jahrelangem „Missbrauch“ als umgangssprachlich annehmbar.

    Das ist leider Unsinn. Und selbst wenn es so wäre, wäre das nicht schlimm. Sprache ist, was die Leute sprechen, und sie ändert sich fortwährend. Das kann man nicht verhindern, und warum sollte man das auch wollen?

  46. und english hätte auch English heißen müssen…mit scharfen ß oder weichem s oder wie auch immer

  47. Das „Fallschlingen“ kennt vor allem der willensschwache Teil der Zielgruppe für „Diätricks“.

    Es tritt fallweise auf und kommt meist vor dem akkumulativen Masse-anfall. Fällt mehr Masse an, fällt ein massiver Anfall an.

    Rechtsschreibung dagegen, ist schon an sich immer falsch. Habe dafür jetzt aber gerade keine Links dafür verphügbar.

    @Laser „Ja, ich weiß, man fängt keine Sätze mit „und“ an…“

    Immer noch besser, als sie damit zu beenden.

  48. @66 larword
    Nach Ihren Ausführungen zu „Sinn machen“ hege ich gewisse Zweifel an der Basis für die im zweiten Absatz gemachte Aussage.

  49. @ Symboltroll (#77): Immer noch besser, als sie damit zu beenden.

    Und wenn sie nicht gestorben sind, schreien sie heute noch „und“!

  50. @sarina, #58: „Ich hab übrigens auch mal gelernt, dass Protonen und Neutronen die kleinsten Bauteile von Materie sind.“
    Wer hat Ihnen denn das damals beigebracht? Er hat jedenfalls ganz locker die Elektronen unterschlagen. Das dürfte in der Folge den Physikunterricht erschwert haben. Und inzwischen ist die Wissenschaft noch weiter.
    Außerdem könnte das auch eine Fehlerinnerung sein. Vielleicht war die ursprüngliche Aussage, dass die alten Griechen die kleinsten Bausteine „Atome“ (die Unteilbaren) nannten, ohne von deren Beschaffenheit eine Ahnung zu haben.
    Jedenfalls ist das mit dem, was man zu wissen glaubt, so eine Sache. Und für Journalisten die Fallhöhe größer.

  51. Auch schön: Der „Mietrechts-Ratgeber der renommierten FOCUS-Online-Redaktion“: „Wir wollen für Sie Klarheit in den folgenden Mietrechtsfälle verschaffen (….): Lässt der Kauf eines Mehrfamilienhauses den Vorkaufsrecht des Mieters entfallen? Hat der Mieter einen Anspruch auf einen Satellitenschlüssel?“ Das ist beileibe nicht der einzige Blödsinn in diesem Text, der verdächtig nach SEO-Text klingt. Wie können die sowas veröffentlichen und noch dafür Geld verlangen?

  52. @80 Nobilitatis
    Die Elektronen-Unterschlagung mag von mir kommen, die Wissenschaft mag bereits damals weiter gewesen sein, aber Eingang in die schulische Lehre hatte das definitiv noch nicht gefunden. Das ist allerdings auch ein paar Jahre her und zeigt einfach, was passiert, wenn man sich auf „das hab ich aber so gelernt“ versteift.

  53. @ Inga W.: Das Miezrecht ist im Zeitalter der Katzenbilderflut sicher ein ganz heißes Thema. Hier im Blog sind ja eher Schafe und Hunde prävalent, aber anderswo maunzt es, dass die Drähte glühen. Gut, dass die renommierte Focus-Redaktion uns die nötigen Fakten aufgeschrieben hat!

  54. Geschrieben steht: „Im Anfang war Mark Wort!“
    Hier Stock! ich schon! Wer hilft mir weiterfort?
    Ich kann ein Wort zwar ziemlich richtig schätzen;
    doch kann ich keine Kommas richtig setzen.

    (frei nach Goethe)

  55. In gewisser Hinsicht profitiert man ja schon von der Kompetenz: Man sieht, dass man sich die 7,49€ sparen kann. Und offenbar auch jegliche Investitionen in ähnliche Werke…

  56. Ich versteh‘ nicht, warum ihr alle so auf dem Focus herumhackt. Zugegeben – die Häufung von Schrott ist hier schon beachtlich. Aber habt ihr schon mal bei Spiegel Online reingeschaut oder der Taz Online? Es graust einem. Und wie sieht es bei der literarisch so hochanständigen Zeit aus? Auch nicht besser – alle Onlinezeitungen sind von Redakteuren bevölkert, die dem Reformierungswahn der 70er und 80er zum Opfer gefallen sind.

    Kostproben aus der Onlineausgabe der Zeit:

    16.2.12 „Syrische Familien haben … Unterschlupf untergesucht“
    20.2.12 „Europa verhängt die schärfsten Sanktionen gegen den Iran jemals“ (Das hat wohl ein englischer Muttersprachler geschrieben)
    3.11.13 „Laut des TV-Beitrags geht die Polizei…“
    14.11.13 „…entsprechend ihres konkreten Verhaltens versichern zu lassen.“
    26.12.13 „Unweit von der Stelle, wo diese Luftraufnahme…“
    31.12.13 „…die Etablierung der strengsten islamischen Regeln nach dem Grundsetzen der Scharia.“
    21.4.14 „Hamburgs letzte Kaffeeklappe steht nahe des alten Elbtunnels.“
    25.4.14 „Diese … Haltung kommt dem Land teuer zu stehen.“
    usw. usw.

    Einen der dusseligsten Sätze fand ich neulich im SPON, 8.3.15: „Kinder bauen Riesenpapier-Boot“

    Meine Web-Suche nach Riesenpapier war leider erfolglos…

    War es bisher immerhin die schwierige Unterscheidung von Genitiv und Dativ, so haben die Redakteurdeppen mittlerweile schon so simplen Dingen wie einem Bindestrich Probleme (den man ja eigentlich in diesem Fall ohnehin nicht braucht).

    Ich finde, wenn selbst eine der renommiertesten Zeitungen in Deutschland so ein miserables Deutsch oder sogar Schwachsinnstexte veröffentlicht, ohne sich zu schämen, dann sollte man einem billigen Revolverblatt wie Focus solchen Murks nachsehen.

  57. oh – schade, daß es hier keine Korrekturfunktion gibt. Da fehlt ein Wort in meinem Text von 23.41 Uhr…

  58. @tümpelhuhu

    Den Spiegel aka Bild am Montag als „eine der renommiertesten Zeitungen in Deutschland“ zu bezeichnen, ist entweder so böser Spott, dass er fast von mir sein könnte, oder die Einschätzung stammt von vor dem „Reformierungswahn der 70er und 80er“.

    Zurück zum Focus: Seit es den gibt, hat der Spiegel erfolgreich versucht, den einzuholen…

  59. Hallo @danebod, damit war die ZEIT gemeint – liegt doch auch nahe bei einem Zitateverhältnis von 8:1. Aber egal – Leute wie dich sehe ich in der gleichen Schublade wie die gescholtenen Redakteure. Mag ja gerade schick sein, mit englischen Kürzeln herumzuschmeißen, aber ich finde es einfach nur albern.

  60. Herrlich! Vielen Dank, Herr Niggemeier, und auch allen Kommentatoren. Mein Montag ist nun gerettet, nachdem er vorhin doch allzu düster aussah.

  61. @Tümpelhühü #90

    Klarheit im Ausdruck wird nicht nur durch die Orthographie, sondern auch durch Kontext und Argumentationsfluss hergestellt.

    In diesem Fall kommt erst ein Verweis auf SPON, dann eine Auseinandersetzung damit, über einen ganzen Absatz hinweg inklusive Deppen-Wertung und abschliessend die Focus-Entlastung vor dem Renommeehintergrund.

    Kontext und Flow lassen das klar als Wertung des Spiegel erscheinen, es sei denn, der Leser kommt auf die Idee, diese eingestolperte Architektur dekonstruieren zu müssen.

    Alles nicht schlimm, wenn die Reaktion auf das Missverständnis nicht derart persönlich aggressiv-beleidigt ausgefallen wäre, wie bei einem Gniffke nachts um 3 nach dem dritten Treber. Inklusive Aggro-Duzung. Von wegen selbe Schublade…

    @Danebod:

    Wenn schon, dann ist das aka jetzt Bild am Samstag.

    Und auch wieder so kontextbefreit

  62. Das „kontextbefreit“ steht da ziemlich kontextfrei, sehe ich auch.
    ;-)

    Bezog sich auf englische Kürzel. Oder war das sprachhygienische Verdammung von „aka“?
    Fände ich peinlich…

  63. @Daniel (44): Das ist doch gerade das Verblüffende: Obwohl es in anderen Berufen deutlich weniger Leser gibt und der Fokus auf dem Inhalt (!) liegt, ist die Fehlerrate (nach meiner Wahrnehmung) nicht höher.

    Vollkommen absurd wird es, wenn ich an einige Blogs & Co. denke. Beispielsweise schafft es der Shopblogger, neben der zeitaufwendigen und beanspruchenden Führung eines Unternehmens, regelmäßig interessante Beiträge ohne Fehler zu produzieren, obwohl er den Großteil seiner wachen Zeit von Fehlschreibungen auf diversen Verpackungen und Werbungen umgeben ist. Ein Journalist, der ein berufsbedingtes Interesse an Sprache hat und wahrscheinlich einen dpa-Ticker mit lauter fehlerfreien Beispielen auf dem Monitor, hat da schlichtweg keine Entschuldigung.

  64. „Komm wir essen Opa!“ oder doch eher
    „Komm, wir essen, Opa!“?
    Korrekte Interpunktion rettet Leben…

    Aber bei Focus ONLINE scheinen sich manche (oder besser: viele) Autoren bereits bei der einfachen Problemstellung „das oder dass?“ auf die Statistik zu verlassen nach dem Motto: lassen wir die Münze entscheiden. Kopf oder Zahl? Da kann man sich immerhin in 50% der Fälle selbst als Gewinner beweihräuchern…

  65. @ARAGO/96 Wer derart über mangelnde Orthographie-/Grammatikkenntnisse ablästert, muss sich jetzt auch mangelnde Fähigkeiten auf dem Gebiet der Stochastik vorwerfen lassen: Meinst du wirklich, dass „dass“ und „das“ gleich häufig vorkommen? Doch vermutlich nicht – dementsprechend sind die 50% höchst unwahrscheinlich.

  66. Nehmen wir mal an, @Jan, die Häufigkeitsverteilung sei ungleich, z.B. käme „das“ viermal so häufig vor wie „dass“. 80 % der Fälle „das“, 20 % der Fälle „dass“.

    Ich werfe jedesmal eine Münze. in 40 % der Gesamtfälle treffe ich das „das“ richtig, in 40 % verkehrt, in 10 % der Gesamtfälle treffe ich das „dass“ richtig, in 10 % verkehrt. Macht 50% richtig, 50% verkehrt. Unabhängig von der Häufigkeitsverteilung…

    Toss a coin rulez!

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