Wie der Vizechef von Spiegel-TV einen Halterner Schüler einschüchtert

Spiegel-TV bestreitet, in Haltern in der vergangenen Woche an den Türen von Betroffenen des Airbus-Absturzes geklingelt zu haben. Mika Baumeister, ein 18-jähriger Schüler des Joseph-König-Gymnasiums, das bei dem Absturz viele Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen verlor, hatte dem RTL-Magazin das – unter anderem – vorgeworfen.

An „keiner einzigen Tür“ habe man geklingelt, widerspricht David Walden, der als Spiegel-TV-Redakteur vor Ort war, auf Twitter. Baumeister beruft sich auf die Aussagen von Angehörigen. Es entwickelt sich daraufhin folgender Dialog zwischen ihm und Thomas Heise, dem stellvertretenden Chefredakteur von Spiegel-TV:

Der Vizechef von Spiegel-TV droht einem Teenager aus Haltern mit harschen Worten und juristischen Schritten und baut eine Drohkulisse auf: Wir, der große „Spiegel“, gegen dich, das lausige Schülerwürstchen.

Man sieht: Es ist völlig unvorstellbar, dass diese Redaktion nicht mit der gebotenen Sensibilität in Haltern vorgegangen ist.

Nachtrag, 15:00 Uhr. Thomas Heise entschuldigt sich:

211 Replies to “Wie der Vizechef von Spiegel-TV einen Halterner Schüler einschüchtert”

  1. Total unsouverän. Herr Heise hätte ja immer noch in den Raum werfen können, das sich Fremde als Spiegel-TV-Mitarbeiter ausgegeben hatten.

  2. Die Drohung ist vollkommen daneben.
    Dass sich die Quelle da eventuell auch vertut (SpiegelTV, SternTV? IrgendwerTV – da kann man ja auch mal durcheinander kommen in der Situation) ist natürlich ebenso möglich.

  3. Leider scheint die Mehrzahl der Journalisten in unserem schönen Land nur an billiger, amerikanischer Reality-Berichterstattung interessiert zu sein. Die journalistische Pflicht zur sachlichen Recherche und Aufklärung scheint diese Sorte von Leuten vollkommen vergessen zu haben.

  4. Auf eine sehr makabere Art und Weise schon wieder lustig wäre, wenn die Teams vor Ort sich verleugnen und als Vertreter anderer Medien ausgeben würden. Vllt. haben die SP-TV-Leute sich als Reporter von der Bild vorgestellt und umgekehrt?

  5. Das sollte man mal dem Presserat stecken .. aber da brennt der Baum …

    Hab ich zumindest in dem älteren Thread hier gelernt … Und ansonsten sind die ja selber Schuld, den die Journalisten müssen so arbeiten, das verlangt der Rezipient …

    Konsequenz: Neben der Abbestellung des Magazins „Der Spiegel“ (wurde von mir wegen der MH17-Geschichte abbestellt) wird auch die website aus den Favoriten geknallt …

    Mmh … irgendwie bleiben da gar nicht mehr soviele Quellen, was Zeitung, Zeitschriften und Nachrichtenseiten angeht … naja …

  6. Ausnutzen von Macht. Mit 2 Beiträgen können die Medien ein Leben vernichten. Hier wird wiedermal genutzt um einen Teenie zu drohen… Verlogene Welt…

  7. Wer so reagiert ist wohl von der Realität recht weit entfernt. Und zukünftigen Opfern der Medienhatz kann hierauf nur angeraten werden: Alles was sich Journalist nennt sofort per Smartphone beim Witwenschütteln filmen. Damit man was in der Hand hat, wenn der nächste Herr Heise mit der Justiz droht.

  8. @niggi: Aber, wenn der Presserat nicht zuständig ist…:

    „Der Journalismus darf kein rechtsfreier Raum sein.“

    ;-)
    Tschuldigung, der musste mal sein. Der rechtsfreie Raum passt aber irgendwie auf die Situation der Berichterstattung im Moment.

  9. @ Stefan Niggemeier

    Und Spiegel ist nicht Presse? Und die „Arbeit“ in Haltern fällt nicht unter die Betrachtung des Presserates? – Aber ist gut ich will gar nicht mehr diskutieren …

    Der hier geleistete Offenbarungseid dieses Herrn spricht ja für sich … Herr Niggemeier wenn Sie wieder in die Verlegenheit kommen in einer Podiumsdiskussion o.ä. sich zur Medienkrise dieser Zeit äußrn zu dürfen … Dann weisen Sie doch ruhig mal auf sowas hin … DAS ist der (besser wäre sicher hier hinzuweisen: „ein Grund“) Grund warum zunehmend die Leser (die mit Anstand und Verstand) sich abwenden …

    Vielleicht sollte mal jemand Herrn Heise schütteln … Herrn Baumeister wünsch ich noch viel Glück und Durchhaltevermögen …

  10. Bei dem, was Thomas Heise macht, habe ich persönlich den Eindruck, dass manche Medienleute genau wissen, dass man in einer Ausnahmesituation nicht an eine Dokumentation denkt und so nichts in der Hand hat. Also zeigen sie, dass man vorsichtig sein soll, wenn man was über Medien sagt.

    Wären Thomas Heise/Spiegel-TV im Recht, wären nach einem etwaigen Gespräch rechtliche Schritte das Mittel der Wahl. Stillschweigend, der besonderen tragischen Situation angemessen. Und vor allem dann auch berechtigterweise.

    Nur zum letzten Satz, Stefan: Ist da ein „nicht“ nicht eigentlich überflüssig?

  11. „Schüler“ oder „Teenager“ vs Vize-Chef Spiegel-TV klingt natürlich besser als „Blogger“, gell?

    https://about.me/mika.baumeister

    Um die These von den bösen Journalisten belegen zu können, wird jetzt also ein Tweet zum Beweis. Und dieser Tweet wird dann auch noch zum Beweis, dass Spiegel TV doch bei den Angehörigen geklingelt haben muss… Geht es eigentlich noch billiger?

    Abgesehen von der Formulierung des Tweets – wo wir wieder im geschmäcklerischen-moralischen Bereich wären – sollten sich Journalisten sämtliche Unterstellungen ohne Widerspruch gefallen lassen?

  12. @Patrick: So ganz hast Du’s nicht verstanden. Dieser Tweet ist „nur“ der Beweis, wie „sensibel“ SpiegelTV mit den von der Katastrophe Betroffenen umgeht. Mehr nicht.

  13. Was für ein Ar…..mer Spiegelredakteur. „Gefallen“ kann er auch nicht richtig schreiben.

  14. Okay, also Journalisten verklagen – das passiert inzwischen ja ständig – ist okay, aber umgekehrt geht das gar nicht, oder wie? Mutmaßlich falsche Tatsachenbehauptungen sind in Ordnung, wenn sie bloß ins eigene Weltbild von der bösen Medienmeute passen? Wow, das ist erstaunlich … verlogen.

  15. Es soll kein Beweis sein, dass Reporter an irgendwelchen Türen geklingelt haben.
    Es soll ein Beweis sein, dass da jemand sehr unsouverän reagiert.

    Dafür ist es egal, ob jemand gegenüber einem Schüler, einem Blogger oder einem anderen Journalisten unsouverän reagiert.

    Angenommen, jemand beschwerte sich darüber, dass ein Kellner bspw. einen unprofessionell bedient hätte.
    Möglichkeit 1: „Ja, tut uns leid, war bestimmt nur ein Missverständnis. Wir bitten um Entschuldigung…“ usw.
    Möglichkeit 2: „Tja, der Kellner sagt was anderes, also steht es Aussage gegen Aussage. Sie können uns gar nichts. Muahaha!“

    Ungeachtet der Frage, ob die Beschwerde berechtigt war, wem wäre Antwort 2 lieber?

  16. @15 Patrick
    Sachlichkeit und Drohungen haben nichts mit Geschmack zu tun. In diesen Bereich fällt allenfalls die „Wie-redest-Du-mit-einem-richtigen-Journalisten-Du-Stümper“-Attitüde — die einer Gesprächsposition allerdings auch nicht mehr Kraft verleiht.

    Vergleichen Sie mal die Tweets von Herrn Walden und Herrn Heise. Vielleicht fällt Ihnen ein Unterschied auf.

    Wir wurden übrigens ab der 11. Klasse in der Schule gesiezt.

  17. @ AndreasP:

    Sehr treffend beschrieben. „Was für ein Ar… mes Würstchen“ hätte auch gepasst.

    Der Spiegel-TV-Pimpf ist ein typisches Beispiel für einen Menschen, der Macht in der Hand hat, aber damit nicht umgehen kann. Um bei Spiegel TV was zu werden zu können, muss man anscheinend weder moralische Werte haben noch die deutsche Rechtschreibung beherrschen. (Zumindest bei mir war eine der ersten Rechtschreibregeln, die ich erlernte, dass man Verben klein schreibt.)

    @ Patrick:

    Das Wesentliche hat ja Alexander schon gesagt. Ergänzend dazu:

    „Abgesehen von der Formulierung des Tweets — wo wir wieder im geschmäcklerischen-moralischen Bereich wären — sollten sich Journalisten sämtliche Unterstellungen ohne Widerspruch gefallen lassen?“

    Wenn sie in ihrem Leben schonmal was vom Streisand-Effekt gehört haben: Ja.

  18. Um es einmal festzuhalten:

    – Er sagt, er ist sicher, dass sich alle vor Ort richtig verhalten haben

    Er sagt nicht

    – Wir haben an keiner Tür geklingelt
    – Wenn sich von uns jemand falsch verhalten hat, dann tut es uns leid.

    Das sagt doch alles.

  19. Auch wenn da das Modewort „Sorry“ vorkommt: Eine Entschuldigung sieht anders aus. Es müsste also heißen: „Nachtrag, 15:00 Uhr. Thomas Heise entschuldigt sich *nicht*“

  20. Ok. David Walden hat gesagt, man habe an keiner einzigen Tür geklingelt.
    Heise hat es aber nicht wiederholt.

  21. @Alexander: Da ich offenkundig etwas begriffsstutzig bin, können Sie mir dann vielleicht erläutern, wie Stefan Niggemeier wohl den letzten Absatz gemeint haben könnte?

    „Man sieht: Es ist völlig unvorstellbar, dass diese Redaktion nicht mit der gebotenen Sensibilität in Haltern vorgegangen ist.“

    Übrigens ist die ganze Geschichte durch die angemessene Entschuldigung für die Schärfe im Tonfall tot. So substantiell ist das Ding…

    Gruß
    Patrick

  22. Ekelhafte Typen, die in unserer Medienlandschaft heutzutage leitende Positionen einnehmen dürfen. Naja, sie verwalten sowieso nur das Sterben, daher auch egal.

  23. Was haben die eigentlich dort gemacht? Kerzen gefilmt? … Welche Relevanz hatte denn das Drehen in Haltern .. so aus Spiegel TV-Sicht … Könnte ja mal jemand fragen :)

  24. Danke Herr Heise,

    egal wer eigentlich Recht hat, ihre Wortwahl gegenüber einem Jungspund der Zunft bestätigt den mehrjährigen Boykott ihrer Printangebote, sowie den dieser ‚Bravo für Studenten‘ im Internet.

  25. Außerdem kann man sich nicht selbst entschuldigen, sondern bittet um Entschuldigung! Ich glaube, dieser wichtige Hinweis hat noch zur Abrundung dieses Themas gefehlt!

    Ansonsten: Werft ihn zu Poden, den Purschen!

    Bleibt Kommentar #25 wirklich so stehen?

  26. Kann noch jemand ausser mir dieses sich entschuldigen nicht mal hören. Menschen deren Aufgabe Recherche und die Darstellung derer in der öffentlichkeit ist können natürlich nicht vorher wissen wie Dinge wirken und auf gar keinen Fall können sie darüber auch mal nachdenken. Es ist einfach traurig.

  27. Bzgl. der Entschuldigung, als Vorgesetzter sollte er sich schon vor seine Mitarbeiter stellen.
    Ich könnte mir fast vorstellen, dass er selbst sich nicht ganz sicher ist, was seine Leute vor Ort so alles machen.

  28. @ Patrick:

    „Da ich offenkundig etwas begriffsstutzig bin, können Sie mir dann vielleicht erläutern, wie Stefan Niggemeier wohl den letzten Absatz gemeint haben könnte?“

    Ich bin zwar nicht Alexander, aber übernehme mal: Sarkastisch.
    Bitteschön, bei Bedarf gern wieder.

  29. @ Patrick:
    Ich helfe gerne beim Leseverständnis:
    Bei dem Zitat: „Man sieht: Es ist völlig unvorstellbar, dass diese Redaktion nicht mit der gebotenen Sensibilität in Haltern vorgegangen ist.“ handelt es sich um sogenannte Ironie. Ironie bedeutet, das Gegenteil von dem zu sagen, was man meint.
    Somit steht dort:
    „Man kann sich ziemlich gut vorstellen, dass diese Redaktion nicht mit der gebotenen Sensibilität in Haltern vorgegangen ist.“. Man kann es sich vorstellen, nicht „HAHA! Da ist der BEWEIS!“
    Warum kann man sich das vorstellen? Weil Heise nicht einmal die gebotene Sensibilität aufbringt, gelassen auf den Vorwurf eines Halterner Schülers zu reagieren.

    Da nich für.

  30. Die Frage kommt in mir doch auf, was wenn nicht einschüchtern wollte er denn mit den Worten “ vor Gericht “ und “ glaubst du wir lassen uns das Gefallen“ ? ….

  31. Zerschlagt Spiegel TV? Darfs ein wenig mehr sein?
    Die „Medienkritik“ im Netz lässt zumindest emotional die Weimarer Republik besser verstehen. Oder ist es nur so, dass man heute die Stammtische der Republik aufs Smartphone übertragen bekommt?
    Ich möchte mich nicht mehr über dieses getrolle ärgern. Aber es gelingt mir nicht.

  32. Der Tonfall des Spiegel-Reporters geht gar nicht und ist mehr als kritikwürdig. Aber er hat sich dafür bereits entschuldigt.
    Gleichzeitig sollte man jetzt aber auch nicht spekulieren und ungeprüft Gerüchte verbreiten. Hat Spiegel TV solch eine Praxis gelegt oder nicht? Das gilt es zu überprüfen und DANACH zu urteilen. wie kann man ansonsten einen Sensationsjournalismus kritisieren, der auf Spekulationen beruht und selbst kein Deut besser sein?

  33. Herr Heise lässt im Internet folgendes über sich verbreiten:
    „Thomas Heise, geboren 1959 in Berlin (Ost), war Telegrammbote, Heizer, Psychologiestudent, Stasiauflöser und Revolutionär.“
    Seit heute würden mir da noch ein paar Ergänzungen einfallen, die nicht druckreif sind.

  34. Ausgelöst durch die wahnsinnige Tat des durchgeknallten Herrn Lubitz scheinen sich große Gräben zu öffnen. Das Verhalten der Medien in Haltern ist mit Sicherheit diskussionswürdig und teilweise zu verurteilen. Die Handlungsweise des Schülers, Herrn Baumeister, finde ich allerdings mehr als suspekt. Ich frage mich, warum er so in an Öffentlichkeit geht. Leidet er an einem Aufmerksamkeitsdefizit oder will er sich nur wichtig machen? Die Trauer in Haltern ist unermeßlich, insbesondere bei den direkt betroffenen Familien, trotzdem sollten auch einige Aktionen einiger Ortsansäßiger kritisch hinterfragt werden. Souverän war die Antwort von Herrn Heise sicher nicht aber auch er hat das Recht, sich zu verteidigen.

  35. Wow… just… wow…

    „Nachtrag, 15:00 Uhr. Thomas Heise entschuldigt sich:“

    Nein.

    Nicht nur, dass man sich nicht selbst entschuldigen kann. Jemanden ent-schuldigen können nur Dritte. Man selbst kann nur darum bitten, ent-schuldigt zu werden, nachdem man Schuld auf sich geladen hat. (Ich weiss, das wird häufig übersehen und anders benutzt. Ich bin da halt formallinguistisch penibel.)

    Das ist der Versuch, sich rauszureden, nachdem man dabei erwischt wurde, wie die Maske vom Gesicht rutscht. Das Kind liegt ja längst im Brunnen. Dass so ein Tweet in der Welt steht zeigt ja unlängst, wes Geistes Kind die Person ist. Sowas kommt ja nicht von ungefähr; es rutscht ja das raus was ihm sowieso im Kopf rumgeistert. Zurückgenommen hat er im Grunde so gut wie nichts. Auch das nachhaltig andauernde verbale Herumgewinde von David Walden hat längst den Punkt überschritten, an dem man es mit blossem Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen könnte. Manche Leute merken einfach nicht, wann der Punkt erreicht ist, an dem sie zumindest mal einen Funken Demut zur Schau tragen könnten, oder wenigstens einfach die Klappe halten sollten. Es trägt sich halt so arg schwer am eigenen Ego.

    Und ganz im Ernst: ich habe garnicht genug Kraftausdrücke, um ausdrücken zu können, was ich von einem derartigen Charakter halte. Wie wird man eigentlich so? Macht einen die Arbeit in diesem Unternehmen dazu, oder ist das vorab schon Einstellungsvoraussetzung? Absolut widerwärtiges und Brechreiz erregendes Verhalten. Vermutlich aber leider nicht die Spur überraschend, wenn man sich diverse Produktionen aus dieser Ecke ansieht.

  36. @43 Citoyen
    In dem Text, den ich gelesen habe, wird mit keiner Silbe ein Gerücht darüber in die Welt gesetzt, welche Seite nun recht hat.

    —————

    Wie hier in den Kommentaren teilweise aufgrund zweier Tweets über den Charakter, die Vergangenheit, die gesamte Tätigkeit, den Arbeitgeber etc. von Herrn Heise geurteilt wird, ist übrigens kein Stück besser als das, was an den Medien gerade (zu Recht) so heftig kritisiert wird.

  37. Die Reaktion war natürlich daneben. Aber prinzipiell begrüße ich es, wenn man es bei Spiegel-TV als ehrenrührig empfindet, mit solchen Praktiken in Verbindung gebracht zu werden. Wenn der Vorwurf nicht stimmen sollte, würde ich ihn auch nicht einfach auf mir sitzen lassen wollen.
    Ich hab jetzt kein Material von Spiegel-TV/RTL aus Haltern gesehen, aber zumindest wenn sie Erfolg bei Angehörigen gehabt hätten, würde man das ja sehen. Auch sonst kann man doch sicher anhand des gesendeten Materials einige Rückschlüsse darauf ziehen, wie es gewonnen wurde.

    Mal ein ganz verwegener Gedanke am Rande: könnten sich die deutschen Medien/TV-Sender nicht darauf einigen, dass bei solchen Anlässen überhaupt nur eine sehr begrenzte Zahl von Teams vor Ort ist und Material für alle sammelt? Ich glaube, ein Großteil der beklemmenden Situation entsteht allein schon durch die Massen von Kameralinsen vor Ort, die dann doch alle nur die gleichen Bilder von Kerzen und Blumensträußen liefern. So ziemlich alles darüber hinaus ist ohnehin unzulässig, unseriös und/oder überflüssig.
    Also: z. B. die ARD schickt ein Team, das macht die üblichen Aufnahmen von Schule, Kerzen und Blumen und trollt sich wieder. Diese Aufnahmen werden kostenneutral an alle anderen Sender verteilt und fertig. So könnte vielleicht der Wettbewerb um die krassesten Aufnahmen und die Es-Machen-Doch-Alle-So-Argumentation etwas eingeschränkt werden. (Mir ist natürlich schon klar, dass das etwas unrealistisch klingt, bzw. dass genau dafür ja eigentlich auch Dinge wie der Presskodex existieren. Aber man kann ja mal laut denken).

  38. Nun mal halblang Ihr alle!
    „Die Suppe wird nichr so heiß gegessen,wie sie gekocht wird“,so nannte man es jedenfalls früher oft.
    Das Herr Heiße ein so unsensiebler Mensch ist,das kann ich einfach nicht glauben.
    Es wird oft viel verfälscht im Internet,Aussagen die eigendlich gut gemeind waren,werden plötzlich als diffamierent und Menschenfeindlich descritetiert,
    so wie mein Beitrag jetzt,von einigen verrissen wird!

  39. @52 Niggemeier
    In der Tat. Sympathisch war er mir schon vorher nicht und ist es jetzt erst recht nicht. Trotzdem sollte man, gerade wenn man das Verhalten der Medien kritisiert (und damit meine ich nicht Sie), die gleichen Maßstäbe an sich selbst anlegen.

  40. die Journalisten liefern das, was die meisten Klicks ergibt! Jeder hat es selbst in der Hand (im Finger), diesen Journalismus zu fördern oder zu stoppen! Achtung: Die Klickzöhler laufen auch, wenn man diesen Journalismus anklickt, um sich aufzuregen, dass es den gibt!

  41. Bin nur ich das oder empfinde ich gerade die Reaktionen „der Medien“ unsäglich? Da müssen die Betroffenen in Haltern extra ein Plakat basteln, um die Presse im Zaum zu halten, der DJV sieht sich zu einer Stellungsnahme veranlasst und die Reaktion ist, auf Medienkritiker einzudreschen, den Schüler der ausführlich seine Erlebnisse schildert zu denunzieren oder lächerlich zu machen.
    Als wäre Winnenden nie passiert, als damals schon jegliche menschliche Standards verletzt wurden.
    Als ob ausgerechnet RTL, Spiegel TV, Focus, Bild etc. immer journalistische Standards einhalten würden, argumentieren hier die Chefredakteure und weisen jegliches Fehlverhalten weit von sich.
    Ist das irgendeine Parallelwelt?

  42. Zu dem Thema wissen wir ja eigentlich nichts. Was wir aber wissen, ist, dass sich eine riesige Medienmeute in Haltern befindet, welche selbst vor Trauernden nicht Halt macht. Sage mir mal einer, wie er richtig trauern kann, wenn im Hintergrund ein Blitzlichtgewitter auf einem einprasselt.

  43. @50 Pepito

    „…ein ganz verwegener Gedanke am Rande: könnten sich die deutschen Medien/TV-Sender nicht darauf einigen, dass bei solchen Anlässen überhaupt nur eine sehr begrenzte Zahl von Teams vor Ort ist und Material für alle sammelt?“

    Das gibts schon länger. Und zwar bei allen möglichen Anlässen. Organisiert als GmbH:
    „Auch heutzutage klingen viele aktuelle Meldungen überraschend ähnlich. Das mag, unter Anderem, mit dem freien Handel von geldwerten Informationen zusammenhängen.

    Denn wir haben ja, und zwar nicht nur in Deutschland, bekanntermaßen seit vielen Jahren so eine Art „Nachrichtengroßhändler“. Von dort werden beinahe alle Nachrichten bewertet, bearbeitet und verteilt. Ein Laie könnte dieses Unternehmen auch als eine Art, „aus wirtschaftlichen Gründen zusammengefasste Informations-Gleichstellungsstelle für Nachrichtenweiterverbreiter“ bezeichnen. Die Rede ist von der „Deutschen Presse-Agentur GmbH“ (dpa). Die knapp 190 Gründer bzw. Gesellschafter der dpa sind ausschließlich Medienunternehmen wie Verlage und Rundfunkanstalten…“

    Aus: Endlich Krieg! http://bit.ly/V1fjd2

  44. @47 Linus (Kommentar zu 46)

    Das Wort “ Aktionen“ war vllt. nicht ganz angebracht.
    Aber wenn ich jetzt sehe, wie der junge Mann aus Haltern Interviews gibt und diesen Nachrichtenaustausch mit Herrn Heise veröffentlicht, finde ich das fragwürdig.
    Dabei fand ich seinen Beitrag (LasstHalternTrauern) bemerkenswert, der uns einen kleinen Einblick in die Seele der Menschen dort gegeben hat.
    Die Stadt Haltern indes hat noch schwere Zeiten vor sich, ich mag nicht an die Beerdigungen denken, die dort noch bevorstehen.

  45. @Rock: Er hat keinen Nachrichtenaustausch mit Herrn Heise veröffentlicht. Der Austausch hat öffentlich stattgefunden (vgl. Link ganz oben unter „folgender Dialog“).

  46. Man lese sich die anderen Tweets des Hr. Heise durch, dann weiß man schnell mit was man es zu tun hat.

  47. @Rock Man darf also mit hunderten Journalisten ganz Haltern in die Öffentlichkeit zehren, aber wenn jemand aus Haltern etwas über das Gebaren der Journalisten berichtet , zehrt er diese unnötig in die Öffentlichkeit und „Leidet er an einem Aufmerksamkeitsdefizit oder will er sich nur wichtig machen..“?
    Interessante Weltsicht, der Pöbel hat das Maul zu halten wenn erwachsene Profis „nur ihren Job machen“. Sauber

  48. Thomas Heise sollte nicht twittern. Es gibt Telefone. Da ist die Gefahr auch wesentlich geringer, sich selbst und seinen eigenen Laden in dumme Situationen zu bringen.

  49. @JMK Es geht eigentlich nicht um Haltern oder Winnenden sondern um Gladbeck. Damals hätte man die verantwortlichen Journalisten unter Anklage und zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilen müssen. Dann hätten wir jetzt nicht diese Diskussion.

    Und zu Thomas Heise: Es ist mir schlicht unverständlich wie jemand von sich selbst ein Profilfoto bei Twitter reinstellen kann, das den Eindruck erweckt, einem Fahndungsplakat entnommen zu sein…

  50. Dass sich Kollegen als Vertreter anderer Medien ausgeben kommt übrigens öfter vor, als man denkt. Zuletzt habe ich das in delmenhorst erlebt. Bei der Trauerfeier für die Angehörigen von Niels H. (Der Krankenpfleger, der wohl mehr Menschen umbrachte, als jeder Serienmörder vor ihm) fragte die Reporterin eines bekannten Druckerzeugnisses mit vier großen Buchstaben Angehörige nach Fotos von Opfern. Sie sagte, sie käme „von der Presse“. Ihre Notizen machte sie auf einem Block mit dem WDR Logo. Juristisch dürfte das einwandfrei sein. Schäbig ist es alle mal.
    Fotos hat sie übrigens nicht bekommen…

  51. @50
    @58
    Es gibt in der Tat eine gebräuchliche Lösung. Sie nennt sich „Pool“. Wird von den meisten Sendern gehasst, weil sie dann nicht ihren einen Kubikmeter mit Logo beschrifteten Windschutz ins Bild halten können. Besonders geil: RTL (zwei Kubikmeter). Hier wäre die Lösung angebracht gewesen. Das hätte der Bürgermeister von Haltern auch durchsetzen können. Nur wusste er wahrscheinlich nicht, dass so etwas geht. Bei einem „Pool“ übernimmt meist ein ÖR die Aufnahmen, der dann allen anderen die Bilder zur Verfügung stellen muss. Ist durchaus üblich und wäre hier gut gewesen. Weiträumig absperren, fertig die Laube. Aber niemand kann den Menschen in Haltern einen Vorwurf machen, dass sie das nicht wussten.

  52. Wer nur ein paar mal SpiegelTV gesehen hat, weiß doch, wie dieser Laden arbeitet. Ohne Rücksicht aufs Gegenüber. Die haben ja nun wirklich jedes Recht auf Unschuldsvermutung verwirkt.

    Das ärgerlichste ist, dass sich DER SPIEGEL formaljuristisch von diesem Magazin sowie dem nur geringfügig seriöseren SPON ohne Probleme distanzieren kann, á la ‚Wir haben damit nix zu tun‘.

  53. Es gibt da ein schönes Sprichwort: „Wer schreit, hat Unrecht.“ In zeitgemäßes Deutsch übersetzt: „Wer so aggressiv twittert, hat vermutlich etwas zu verbergen.“ Und was heißt überhaupt „lausig, weil nicht belegbar“? Wenn die Nicht-Belegbarkeit das einzig lausige an der besagten Quelle ist, spricht das Bände…

  54. Manche Reaktionen hier lassen einen echt verzweifeln. Wie man so unfähig oder unwillig sein kann, den Kern der Sache zu verstehen, ist schwer ohne Vorsatz erklären. Wenn manche dann auch noch meinen, das jetzt mit boshaft diffamierende Attacken gegen M. Baumeister erwidern zu müssen…da bekomme ich glatt das Folgekotzen. Schnellinger hat es ja noch mal gut auf seinen Kern reduziert zusammengefasst.

    Erstmal war Baumeister’s Bericht darüber, wie sich so eine Situation für betroffene Angehörige darstellt, überfällig. Man sollte das in Redaktionen, die sich nicht vor allem als Witwenschüttler definieren, mal zum Anlass zur Reflektion nehmen. Aber auch als Medienkonsument, der die Ergebnisse dieses Arbeitsethos einfach nicht konsumieren sollte. Das mal beschrieben zu bekommen, kann manchem aus der zweiten Gruppe vielleicht mal die Augen öffnen.

    Dann ist die Frage, ob diese Behauptung so gerichtsfest belegbar ist, erstmal nebensächlich. Als noch nicht komplett durchzynisierter, misanthropischer Journalist kann man in diesem Kontext dazu in einen Dialog mit dem Schüler treten und im Zweifelsfall versuchen, die Sache vernünftig zu besprechen und vielleicht auch zu klären.

    Die Reaktion von Heise „unsouverän“ zu nennen, empfinde ich als irreführend. Sie war viel mehr aggressiv und bedrohend. Umgangssprachlich transkribiert lautete sie: „Noch ein Wort und es gibt eins in die Fresse“
    Angesichts des Adressaten ist das schockierend. Diese überzogen aggressive Reaktion auf Kritik scheint zur neuen Grundhaltung bei manchen Häusern geworden zu sein. Oder bei vielen?

    Die Entschuldigung ist keine, eher spricht er sich selber frei: „Wir haben alles richtig gemacht und ansonsten, wenn das einschüchternd wirkte, bin ich da missverstanden worden. Das war es natürlich nicht, völlig ausgeschlossen.“

    Wie wahrnehmungsresistent muss man eigentlich sein, um so zu reagieren und sich dabei vermutlich auch noch selber auf die Schulter zu klopfen dafür?

    Das Haifischbecken Sensationsnews und Betroffenheits-Voyeurismus mag sich im Hinblick auf die ökonomischen Zwänge brutalisiert haben und solche Figuren sowie solche Verhaltensweise verstärken. Um so wichtiger ist es, das im seriösen Teil des Medienbusiness auch zu thematisieren.

    Dafür Danke M. Baumeister und S. Niggemeier, sowie allen anderen, die genau das tun.

  55. Ich muss mal die ganz naive Frage stellen, weil ich die Krawallsendung von Spiegel-TV schon SEEEHR lange nicht mehr gesehen habe, weil eben auf dem Krawallsender RTL.
    Ist man dort nicht dem allgemeinen Wahn verfallen, dass man jedem der sich nicht wehrt, ein Mikrofon mit aufgedrucktem Sendernamen auf dem Ploppschutz unter die Nase hält? Daran könnte sich ein Opfer doch z.B. mal sehr genau erinnern und der Schuldige ist eindeutig identifizierbar.

  56. @ 61 Stefan Niggemeier

    Herr Niggemeier, danke für Ihre Info. Ich habe mir den Link und den Dialog nochmal genau durchgelesen. Sie haben natürlich recht. Insofern ist in diesem Punkte meine Betrachtungungsweise
    über Herrn Baumeister defenitiv falsch. Entschuldigung.

  57. ich kann nur davor warnen, heises heißsporn als schuldeingeständnis zu werten. auch ist es falsch, zu glauben, er stellte sich nun stellvertretend und schützend vor die meute, die er wahrscheinlich nicht mal vertritt. er hat sich lediglich im ton vergriffen. aber das gründlich.
    auch stimmt es, dass seine entschuldigung halbherzig war. aber ich nehme ihm ab, dass er ehrlich empört ist, dass man ihm und seiner redaktion solches zutraut. für mich ist das label „spiegel“ noch immer weit vertrauenswürdiger, als bild, rtl, ntv oder die mit dem pinkfarbenen windschutz. so sehr herr baumerister recht hat, dass die meute zum kotzen ist, so sehr ist es auch falsch, jetzt spiegel tv als das böseste in dieser geschichte hinzustellen. wegen eines verkotzten tweets. lasst ab von der hexenjagd und guckt bitte, wer wirklichen scheißjournalismus macht. spiegel tv ist in meiner wahrnehmung da nicht in forderster front dabei.

    offenlegung: ich arbeite seit 25 jahren als ard-reporter, radio bremen hörfunk, danach radio bremen fernsehen, jetzt ndr fernsehen.

  58. @olfinger: Das Problem ist dass Heise gar nicht hätte empört sein dürfen, sondern eher erschrocken oder betroffen. Wenn er sicher ist dass Spiegel´TV alles richtig gemacht hat dann müsste ihn die Tatsache dass in Haltern das Gerücht umgeht dass seine Leute bei Angehörigen der Opfer geklingelt hätten nicht wütend machen sondern erschrecken. Dann wäre der nächste Schritt gewesen zu beteuern dass man sowas niemals und dass das sicher nur eine Verwechslung usw., und sich klar von dieser Art der Berichterstattung zu distanzieren, und nochmal zu betonen dass man davon entsetzt ist gerade weil man sich bewusst gegen sowas entschieden hat.
    Wer aber erstmal damit auftrumpft dass die Gegenseite ja keine Beweise hätte wirkt eher wie ein Unterweltboss der dem Inspektor ein höhnisches „Sie können mir gar nichts!“ entgegengrinst. Erfahrener Medienprofi mit Leitungs- und Vorbildfunktion geht irgendwie anders.

  59. Also ich möchte nur anmerken, dass ich ursprünglich den Bericht des Schülers gelesen hatte
    und diesen nachfühlen konnte.
    Auch wenn im Bericht mehrmals Medien namentlich genannt wurden, ging es für mich beim Lesen überhaupt nicht darum was einzelene Teams gemacht oder nicht gemacht haben.
    Sondern es ging für mich um die Atmossphäre die da herrschte.
    Und als solchen Bericht eines Schülers sollte man das einfach achten.

  60. Wenn ein Halterner Schüler seine Ansichten/Beobachtungen bloggt, dann
    ist das die eine Seite, diese Haltung (auch angesichts seines Alters) sollte man respektieren.

    Wird aber ein junger Mensch so dermassen ‚weggebissen‘ von erfahrerenen Wölfen (und nichts andres stellt der Tweet dar) , frage ich mich, ob ‚Welpenschutz‘ außer Kraft gesetzt wird, wenn der Welpe nicht der Meinung des Leitwolfes ist.

    Freie Persönlichkeitsentfaltung oder so änlich heisst das glaube, Schlagen ist out, heutzutage scheint das neue ‚Schlagen‘, das Drohen zu sein.

    Andrerseits ists für den Baumeister-Schüler ein Glück, dass er schon in so jungen Jahren mit so harten Realitäten des Journalismus konfrontiert wird.

    Kann man nur wünschen, dass sich der junge Mensch auf Dauer weiterhin nicht verbiegen lässt.

  61. Es ist zum Verzweifeln. Offensichtlich ist es inzwischen der übliche Ton in Diskussionen über die Germanwings-Berichterstattung und ihre Folgen, einen Journalisten als „Ar…“, „Pimpf“ und „ekelhaften Typen“ zu bezeichnen. Wenn man Twitter oder Facebook liest, dann steht da noch mehr, da wird z.B. der kompletten Redaktion der Bild-Zeitung gewünscht, sie wäre am besten mit dem Flugzeug abgestürzt, ein anderer Twitterer schreibt gar, sie möge in der Hölle verrecken. Und die gleichen Menschen, die diesen Ton anschlagen, regen darüber auf, dass der Journalist harsch geblafft hat, als er darauf bestand, korrekt gearbeitet zu haben? Die gleichen Menschen, die „den Medien“ vorwerfen, sie würden nicht recherchieren, nehmen das, was jemand vom Hörensagen in einem Blog wiedergibt, ungeprüft als Wahrheit, weil Journalisten ja sowieso lügen und betrügen und es deswegen so gewesen sein muss? Die gleichen Menschen fällen Urteile über Moral und Unmoral? Derweil wird munter darüber diskutiert, wie man den Zugang „der Medien“ zu Informationen beschränken kann, „weiträumig absperren, fertig die Laube“, am besten nur einen öffentlich-rechtlichen Sender zulassen, also praktisch wie in Russland. Und das alles passiert, weitgehend unwidersprochen, im Blog eines Medienjournalisten. So viel zur „Kritik der Medienkritik“. Ich habe zuerst gelacht, als ich das mit Zuständen wie in der Weimarer Republik hier in den Kommentaren gelesen habe. Aber es stimmt, es gibt keinerlei Zwischentöne mehr. Wir führen eine fast endzeitliche Debatte. (P.S.: Ich würde hier im Grundsatz gerne unter Klarnamen kommentieren, aber das tu‘ ich mir bei diesem Irrsinn bestimmt nicht an.)

  62. @63 Schnellinger

    Eigentlich bin ich ja selber Schuld. Ich beteilige mich im Normalfall nie an solchen Blogdiskussionen, da es letzlich immer dazu führt, sich selber verteidigen zu müssen.
    Bis zum heutigen Tage kannte ich nicht mal die Namen von Herrn Niggemeier, geschweige denn von Herrn Heise.

    Hier meine Antwort zu Kommentar Nr. 63:

    NICHT Hunderte von Journalisten haben die Stadt Haltern in die Öffentlichkeit gezehrt, sondern ein Psychopat namens ANDREAS LUBITZ. Dieser Herr ist für den Tod von 149 Passagieren verantwortlich und für das unbegreifliche Leid von unzähligen Menschen zwischen Haltern und den USA. Er änderte die Flughöhe auf 100 ft, stellte die Cockpittür auf Lock und ließ das Flugzeug am Berg zerschellen. Das Auffinden seiner AU, die Krankenakte und die Aussage seiner Freundin schließen die Indizienkette.
    Dass die Berichte der Medien haupsächlich um die Schulklasse kreisen ist normal und menschlich verständlich. Die Schule ist mehr ein Synonym für alle getöteten Passagiere. Selbst in den spanischen Medien ist das Joseph-König Gymnasium ständig präsent. Allerdings wird die Trauer über den Tod der eigenen Landsleute anders bewältigt. Dort wurden im TV alle spanischen Passagiere mit Bild und Namen veröffentlicht. Eine Diskussion wie in Deutschland gibt es dort so offensichtlich nicht.
    Was Herrn Baumeister betrifft, wie bereits in meinem Kommentar 60 erwähnt, fand ich die Schilderung von ihm bemerkenswert. Kein Bericht ging mir so nahe, er kam praktisch aus dem Herzen der Schule und rührt einen zu Tränen.
    Trotzdem bin ich der Meinung, der junge Mann sollte sich jetzt eher zurückhalten.
    Nicht nur er sondern die ganze Stadt ist von den Ereignissen überrollt worden. Auch die Polizei meiner Meinung, sonst hätte man evtl. versucht, die Straße direkt vor der Schule abzusperren, wobei mir die Örtlichkeiten nicht bekannt sind.
    Die ganze Hetze auf die Presse kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Der Kommentar von Kayron (83) spiegelt das schon ganz gut wieder. Es ist praktisch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft nach Information. Und die Pressevertreter machen ihre Arbeit vor Ort, einige gut und stilvoll, andere eben weniger. Eine interessante Weltsicht findet man übrigens derzeit bei Facebook: Dort gibt es derzeit 4 Profile mit dem Namen des Co-Piloten, mit ca. 10.000 likes und tausenden von Kommentaren.

  63. @63 Kayron: Danke! Ich stimme Ihnen zu: Die Debatte verroht in Teilen. Auch ich bin über die Wortwahl und den mangelnden Respekt gegenüber demokratischen Errungenschaften, der aus mancher Einlassung spricht, erschrocken. Ich glaube aber auch, dass ein Teil der Medien durch eigenen, rohen, vorverurteilenden oder dramatisierenden Sprachgebrauch zu dieser Entwicklung beiträgt. Insoweit hat es zwischendurch möglicherweise katalytische Wirkung, wenn Journalisten persönlich damit konfrontiert werden. Sie werden aber auch feststellen, dass es in den Kommentaren zu diesem Blog normalerweise einen überwiegenden Anteil differenzierender und argumentierender Debattenbeiträge gibt. Reine Schmähkritik, Verfassungsfeindlixhes etc. bereinigt der Hausherr. Die Grenzfälle sind eben auch Ausdruck der Meinungsfreiheit und rufen, wie in Ihrem Falle, hoffentlich sachliche Erwiderungen hervor. Je mehr Leute sich konstruktiv beteiligen und je stärker die Medien möglicherweise selbst zu einem angemessenen Sprachgebrauch beitragen, desto eher finden wir vielleicht zu einer allgemein respektierten Rolle der Medien in der Gesellschaft zurück. (Hups, klingt das staatstragend;-)

  64. @83
    Man sieht, was man sehen will. Das geht Ihnen offenbar auch so. Ich sehe hier in den Kommentaren, regelmäßig auch den klaren Hinweis, dass negative Bewertungen des Sensationsjournalismus nicht pauschalisierend auf alle Journalisten anzuwenden sind. Generell in den Diskussionen dieses Blogs, aber auch unter dem speziellen Beitrag. Ihr „weitgehend unwidersprochen“ ist ein Zeichen selektiver Wahrnehmung, ebenso die Annahme, dass Leute die hier im Blog pauschalisierende Urteile abgeben, die gleichen Menschen sind, die sich zu Schimpfwörtern auf anderen Plattformen hinreißen lassen.
    Sicher hat der Schüler den handwerklichen Fehler begangen, dass er in seinem Blogeintrag schreibt, dass konkret benannte Medienvertreter, unter anderem Spiegel-TV, an „tatsächlich“ an Türen von Hinterbliebenen geklingelt haben. Da seine Quelle, die nachträglich angibt, anonym bleibt, kann man nicht mit Sicherheit wissen, ob Spiegel-TV tatsächlich an Türen geklingelt hat.
    Falls sie das nicht getan haben, ist es auch legitim, sich gegen den Vorwurf zu verwahren. Nur wird, alles was wir tun, von unserem Umfeld bewertet, so wie auch wir unser Umfeld bewerten. Dabei wird teils analytisch, teils unbewusst, bewertet was wir tun und wie wir es tun.
    Der Schüler hat in seinem Blogeintrag mehr als deutlich um Differenzierung gerungen und eben nicht eine pauschalisierte Aburteilung der Presse erfolgen lassen. Er ist als Abiturient wahrscheinlich 18-19 Jahre alt, sicher nicht erfahren genug, um berechtigt mit einem ausgebildeten Journalisten verglichen zu werden. Trotz gewisser Unschärfen seines Textes ist im gesamten Kontext des Eintrages zu erkennen, dass er definitiv nicht alle Journalisten in eine Schublade stecken möchte. Ungeachtet der Frage, in welchem Umfang seine Darstellung auch ein Suchen nach Aufmerksamkeit ist, hat ihn die Berichterstattung in Haltern direkt betroffen.
    Seine Jugend, die zwangsläufig mit einer gewissen Unerfahrenheit einhergeht, seine unmittelbare Nähe zu den Hinterbliebenen und sein Ringen, bei aller Kritik nicht in Pauschalisierungen abzugleiten, verschaffen ihm bei einem Großteil der Leser etwas, dass Journalisten eben nicht mehr bekommen – eine Art Vertrauensvorschuss.
    Das ist für jeden der Branche, der sich an ethische Grundsätze hält, der versucht nicht einseitig und nicht pauschalisierend zu berichten, sicher eine unschöne Empfindung. Wahrscheinlich ist es noch nicht einmal fair.
    Aber ist es bei der Entwicklung der Medien in den letzten Jahrzehnten nicht doch ein nachvollziehbares Merkmal einer bestehenden Realität, dass so ein Schüler mit seinem Blogeintrag einen Vertrauensvorschuss bekommt, während sich der Journalist das Vertrauen erst verdienen muss?

  65. @ Rock
    Ich bin ehrlich erstaunt was sie so alles wissen zum Unglück .. Woher haben Sie die Infos?

    Gab es schon den abschließenden Bericht der Untersuchungsergebnisse?

    Und ich finde Her Baumeister solte sich nciht zurückhalten. Er soll schreiben und sagen was er denkt und was ihn bewegt … nennt sich freie Meinungsäußerung … Sie müssen ja nicht zu hören oder lesen … Bleiben Sie bei den echten Tatsachenbehauptungen und Indizienketten der gängigen Medien …

    @ JUB68
    „Aber ist es bei der Entwicklung der Medien in den letzten Jahrzehnten nicht doch ein nachvollziehbares Merkmal einer bestehenden Realität, dass so ein Schüler mit seinem Blogeintrag einen Vertrauensvorschuss bekommt, während sich der Journalist das Vertrauen erst verdienen muss?“ – Danke dafür. Überraschend war für mich war genau diese als meine Wahrnehmung zu erkennen … Ich bin erschrocken, dass ich Journalisten genau dieses Misstrauen (inzwischen) entgegenbringe … Ich geh mal in mich um zu ergründen woher das kommt … M.E. war das nämlich nicht immer so …

  66. @JUB68
    Einerseits reagieren Journalisten auf Angriffe seltsamerweise immer übermäßig patzig oder beleidigt, während sie von den Subjekten ihrer Berichterstattung immer Auskunftsfreudigkeit und Kooperation erwarten. Die sind noch nicht gewohnt, mit dem steigenden Rechtfertigungsdruck umzugehen.

    Andererseits ist es aber auch egal, ob ich ein 18 – 19 jähriger Abiturient oder ein 80 – 90 jähriger Rentner bin, wenn ich mich in das Haifischbecken soziale Netzwerke begebe, muss ich auch mal mit einem Nasenstüber rechnen, der Ton ist nunmal durch die fehlende persönliche Konfrontation tendenziell rauer als im „richtigen“ Leben, insofern hält sich mein Mitleid mit Mika Baumeister in Grenzen.

  67. „Bei der Entwicklung der Medien in den letzten Jahrzehnten“, Misstrauen gegen Journalisten, etc.: Ich staune immer ein bisschen über diese Ansichten. Meist hat, wer sie äußert, noch nie einen Journalisten persönlich kennengelernt. Es stimmt, die Branche ist, getrieben durchs Netz, schneller geworden, manchmal passieren Sachen ohne viel Überlegung, aber was z.B. Persönlichkeitsrechte angeht, sind wir heute wesentlich strikter als vor zehn Jahren. Nehmen Sie sich mal eine x-beliebige Regionalzeitung aus den Neunzigern. Ganz selbstverständlich hat man damals verurteilte Mörder mit vollem Namen genannt und ungepixelt gezeigt. Heute machen das nur noch wenige Blätter. (Gehen Sie zurück in die Siebziger, und sie finden auch die Namen von Opfern.) „Presserechtliche Informationsschreiben“, mit denen Anwaltskanzleien Journalisten schon vor einer Berichterstattung in die – natürlich von ihnen selbst gesetzten – Grenzen weisen möchten, flattern inzwischen bei jedem Furz in die Redaktionen, Zivilverfahren vor dem „Zensurgericht“ in Hamburg sind an der Tagesordnung, Polizeibehörden geben unter Hinweis auf Persönlichkeitsrechte nur noch kryptische Auskünfte und inzwischen wandert fast jeder Text vor Veröffentlichung über den Tisch der Rechtsabteilung. Ich erkenne, um ehrlich zu sein, eine gegenteilige Entwicklung und fühle mich selbst bei objektiv legitimen Recherchen eingeschränkt. Auch was die Vorstellung einer „Meute“ angeht, bin ich skeptisch. Wer bei solchen Ereignissen mal wirklich vor Ort geht, trifft dort viele stinknormale Journalisten, die halt ihre Fragen stellen, „Witwenschüttler“ habe ich – und ich mache diesen Job schon ein paar Jahre – so noch nicht erlebt. Es mag sie geben, klar, es gibt viel. Das Problem ist, dass sich mancher Kommentator inzwischen schon durch die schiere Anwesenheit vieler Journalisten provoziert fühlt. Aber in offenen Gesellschaften darf man mit gutem Grund halt nicht selektieren, wer wie von wo berichten darf. Die Gleichsetzung mit einer hirnlosen Meute ist ein gefährliches Vorurteil. Davon, dass manche Redaktionen Geld („Infohonorare“) zahlen, hört man regelmäßig. Ich bin noch unschlüssig, warum ich das grundsätzlich verwerflich finden soll, vielleicht hat jemand ja ein Argument. Die Frage ist doch, warum „die Öffentlichkeit“ die Branche synonym mit ihren schlimmsten Auswüchsen setzt. Momentan neige ich dazu, das zu einem gewissen Teil auch den Medienkritikern in die Schuhe zu schieben. Die könnten, wenn sie das halbwegs professionell machen, ja auch differenzieren. Stattdessen wird zugespitzt und polemisiert, was das Zeug hält, meist im Modus des Angeekeltseins. Ein Zeitungsboykott wird bejubelt. Der Tiefpunkt: der Kollege von Herrn Niggemeier, der postuliert hat, dass der Journalismus nicht mehr existiert. Was bringt so ein Text, außer moralischer Selbstüberhöhung?

  68. „Wer bei solchen Ereignissen mal wirklich vor Ort geht, trifft dort viele stinknormale Journalisten, die halt ihre Fragen stellen“
    Na, merken Sie was? Sie sprechen die rechtliche Situation an, ignorieren aber sagen wie mal die moralische. Ich behaupte, dass ein Großteil der Leser, auch der Bild-Leser, gut damit leben kann, nur rudimentär informiert zu werden, die auf die Meute und den Inforamtionsüberfluss verzichten kann.
    „DIe“ Medienkritik gibt es auch gar nicht, aber da sind zwei Spekte interessant: der Leser kann schon die Bild von der Süddeutschen unterscheiden, doch wenn sich Qualitätsmedien, auch auf das Gebiet des Boulevards begeben und eigene Standards missachten, darf man sich auch nicht wundern, wenn diese dann in einem Atemzug mit eben diesem benannt werden.

  69. Und es ist moralisch in jedem Fall anstößig, wenn Journalisten mit Betroffenen reden, es kommt nicht eher auf das Wie an? Heftig, wir stellen im Augenblick tatsächlich Sprachverbote auf.

  70. Was soll man auch von jemanden erwarten, der nicht mal die deutsche Rechtschreibung beherrscht. In einem Satz gleich 2 Fehler inkl. der Tatsache das man die individuelle Anrede „du“ in diesem Kontext nicht groß schreibt …

  71. @ kayron
    Vielleicht versteh ich das falsch aber zu argumentieren, dass die Masse der Medienkritiker von Meute spricht (in Bezug auf die Journalisten) ophne zu differenzieren wirkt auf mich … komisch … wenn Sie bei den Anwürfen auch nicht differenzieren.

    Auf den Aussenstehender (und vielleicht auch auf den Betroffenen) wirkt diese „schiere Anwesenheit vieler Journalisten“ provozierend aber nur in dem Kontext „Was machen die in Haltern!?“ … liegt da ein kaputtes Flugzeug? Läd dort der ermittelnde Staatsanwalt zum Stelldichein? Womit wird das Auftreten der (von Ihnen als professionell(?)) Journalisten- (und jetzt hätte ich es fast geschrieben) menge begründet?

    Das ist keine Berichterstattung (zumindest in meinen Augen!). Das ist emotionalisieren … Witwenschütteln … unnötig … moralisch (zumindest in meinen Augen) verwerflich …

    Und bzgl. des Geld bezahlens für Interview .. ich nehm immer Geld … sagen Sie mir nur was ich sagen soll … oder tun … egal bin ja quasi angestellt für Ihre Nachrichten … Merken Sie was vielleicht ein Problem sein könnte beim bezahlen für Interviews?

  72. @84 Rock

    „Nicht Hunderte von Journalisten haben die Stadt Haltern in die Öffentlichkeit gezerrt….“

    Sehr treffend analysiert. Der „Medienhype“ wurde explizit durch die Katastrophe ausgelöst und
    fand dann eine ungeahnte Verselbständigung. Einmal ausgelöst und in Gang gesetzt läßt sich
    sowas kaum stoppen. Die Halterner waren dem natürlich schutzlos ausgeliefert, allein die logistische Herausforderung (Autos-Parkplätze, Hotel, Strom, usw.) läßt sich kaum erahnen. Von der Presse eine entsprechende Zurückhaltung zu erwarten grenzt fast an Naivität. So funktioniert das nicht. Ein gesundes Misstrauen sollte jedem Bericht entgegengebracht werden, egal ob der von den etablierten Medien, unseren Politikern oder von einem jungen Halterner Schüler kommt. Die Vorstellung, ein Format wie Spiegel TV in Form von Herrn Heise, würde von Tür zu Tür sich durchklingeln, halte ich für absurd.

  73. @kayron
    steht wo, fordert wer?
    Aber am Tag des Unglücks Betroffene oder Angehörige zu bedrängen ist für Sie mit diesen sprechen?
    Und welchen Erkenntnisgewinn erwarten Sie dadurch?

  74. @kayron
    Betreffs des besseren Schutzes der Persönlichkeitsrechte heute:
    Sind Sie etwa der Meinung, dieser Schutz sei durch die Medien selbst aufgekommen? Es brauchte verfehlte Berichterstattungen, Gerichtsverfahren und Gesetze.

    Journalismus ist allenfalls besser, weil die Medien per Gesetz gezwungen wurden, so zu handeln. Darin erkenne ich keine bessere Geisteshaltung sondern allenfalls Angst vor rechtlichen Konsequenzen.

    Gerade darum ist es so interessant wie Medienvertreter dort handeln, wo keine rechtlichen Repressalien zu erwarten sind.

    @Frank Reichelt #89
    Ich wusste nicht, dass man neuerdings durch die Benutzung von Twitter automatisch zu einem unhöflichen Bully mutiert wie ein Werwolf bei Vollmond. / Ironie aus
    Wenn Herr Walden unhöflich und drohend twittert, dann ist das nicht Twitter oder „diese sozialen Medien, in denen der Ton so-und-so ist“. Es ist das persönliche Versagen eines erwachsenen Menschen, der nicht in der Lage ist, seinen Widerspruch mit der gebotenen Höflichkeit und dem gebotenen Respekt auszudrücken.

  75. @ GW Bush
    Ich halte es nicht für absurd .. und ich finde gut das jemand betroffenes berichtet …

    Vielleicht sollten sich die Medien/Journalisten/irgendjemand der sichverantwortlichfühlt grundsätzlich Gedanken machen … z.B. warum es zwingend notwendig ist in einer solchen geballten Form in eine Stadt einzufallen … Wie rechtfertigen Sie das denn? …

    Ist zu erwarten, dass jetzt auch Journalisten in ähnlichen Massen in den Orten einfallen in denen die Opfer des Sturms lebten? Wenn nicht, warum nicht?

  76. @98 Herdir

    Die Berichterstattung eines Betroffenen zu verfolgen, halte ich ebenso für ausgesprochen positiv, sofern dieser der Wahrheit verbunden ist. Gilt gleichwohl für alle anderen.

    Warum es zwingend notwendig ist, in einer solch geballten Form in eine Stadt einzufallen?
    Ich vermute, Sie begreifen den Mechanismus der Nachrichtenanstalten nicht. Da trifft sich vorher nicht ein großes Kollektiv, sondern viele Medienvertreter fahren einzeln, auch aus anderen Ländern, mit ihrem Equipment zu dem gewünschten Ort. Oder glauben Sie allen ernstes, die halten vorher in einem überfüllten Saal ein Meeting?

    Die Opfer des Sturms sind für die Medien nicht von Relevanz. Dies liegt zum einen an der Anzahl der Toten, so schlimm sich das anhört, zum anderen fehlt die Identifikation ( Schulklasse). Hinzu kommt noch das unheimliche Wirken. Auf der einen Seite ein Sturm, auf der anderen Seite ein irrer Co-Pilot. Letzteres läßt sich besser „vermarkten“.

  77. @97: Diese Entwicklung macht den Journalismus manchmal besser, oft genug aber schlechter, weil ich dann halt lieber nicht schreibe, was ich weiß, wenn ich hinterher bloß Ärger habe. Die Leser danken es ohnehin kaum. Sieht man ja hier zur Genüge. Und so bleibt so manche wichtige Geschichte in der Schublade.
    @94: Nein, dort erfährt man nichts oder wenig über die Ursachen des Absturzes. Aber warum ist es unprofessionell, darüber zu berichten, wie die Reaktion vor Ort auf eine Katastrophe solchen Ausmaßes ist? Möglicherweise ist der Grund für eine solche Berichterstattung ja nicht nur zynischer Voyeurismus, sondern echtes, aufrichtiges und mitfühlendes Interesse. (Nein, kein Mittrauern, das können „die Medien“ nicht leisten.) Soll sich diese Berichterstattung wirklich in der Mitteilung von offiziell verlautbarten Erklärungen erschöpfen?

    Ich hab‘ vor ein paar Tagen die Doku über die getötete Kriegsfotografin Anja Niedringhaus gesehen – und habe mich über mich selbst erschrocken. Immer, wenn eindringliche Aufnahmen z.B. aus Jugoslawien zu sehen waren, die mich im Ansatz haben verstehen lassen, wie schlimm Krieg sein kann, habe ich mich beim Nachdenken darüber ertappt, wie das denn jetzt mit den Persönlichkeitsrechten der Abgebildeten ist. Ich will die Arbeit in Kriegsgebieten nicht mit der aktuellen Katastrophenberichterstattung vergleichen, schon deshalb nicht, weil ich hier sonst zerfleischt werde, aber wenn wir eine offene Gesellschaft sein wollen, müssen wir schon gut darüber nachdenken, welche Bilder und Meinungsäußerungen, so schrecklich wir sie finden, mitunter aushalten müssen. Jede Grenze, die man einzieht, vernichtet immer auch ein paar Möglichkeiten. Und nein, ich differenziere durchaus bei den Auswüchsen dieser Medienlandschaft. Die gibt es. Natürlich.

  78. @kayron #100
    Können wir beim Thema bleiben? Sie sagten, sooo schlimm sei der Journalismus doch nicht und verwiesen auf besseren Schutz der Persönlichkeitsrechte. Ich erwiderte, dies sei kein Zeichen der Verbesserung des journalistischen Selbstverständnisses, sondern durch Gesetze erzwungen.
    Inwieweit dieser verbesserte Schutz nun Nachteile für die Berichterstattung hat, sagt nichts über das Verhalten – einiger – Journalisten aus.

    Sie können nicht verurteilen, dass einige (!) Kommentatoren alle Journalisten in einen Topf werfen, indem Sie alle Kommentatoren hier in einen Topf werfen. Glashaus und sö.

  79. @89 Frank Reichelt

    Andererseits sind aber auch die Angriffe immer häufiger übermäßig patzig und beleidigend, vor allem dann, wenn die Adressaten pauschalisiert für Taten beschimpft werden, die andere begangen haben.
    Ansonsten haben Sie sicher recht, dass jeder, der sich mit seiner Meinung exponiert, auch mit Gegenwind rechnen muss. Dennoch finde ich, dass es keinen Grund gibt, bestimmte Verhaltensweisen, die in persönlicher Konfrontation sinnvoll oder gar geboten sind, nicht auf das Internet zu übertragen (soweit möglich). Auch Sie wirken im Rahmen Ihrer Meinungsäußerung regelmäßig wie jemand, der seine Diskussionskultur hier nach den Maßstäben gestaltet, die er auch bei direkter Konfrontation anlegen würde, insofern verweigern Sie ja auch bestimmte Optionen, die das „Haifischbecken“ anbietet.
    Ich kann auch nicht erwarten, dass für so einen Schüler „Welpenschutz“ (ist das arrogant?, falls ja, sorry.) gewährt wird, aber ich kann ihn für meinen Teil gewähren.
    Übrigens ist es in der Tat auch kein unlogischer Blickwinkel, wenn man speziell die Kommentare des Speiegelredakteurs in der Hinsicht als positiv bewertet, dass Mika Baumeister auch daraus etwas lernen kann.

  80. Ich fand den Artikel von M. Baumeister super und angebracht.
    Ich kann nicht verstehen, wieso es heißt, er müsse mit harschen Worten rechnen, weil er sich nun mal in Sozialen Netzwerken bewegt. Was ist das für eine Begründung? „Wenn du dich mit denen anlegst, bist du selbst schuld, dass sie keinen Anstand zeigen und sich völlig daneben benehmen“ ? Man sollte jedem Jugendlichen heute eher beistehen, wenn er den Mund aufmacht und nicht einfach mit der neuesten Mode und der größten Meute rennt. Wieso ist da keine vernünftige Diskussion möglich (ich war erschrocken über einige Kommentare unter seinem Blog-Post)? Wir versuchen doch eigentlich, unsere Kinder genauso zu erziehen: lasst euch nicht alles gefallen, seid kritisch – wägt alle Gesichtspunkte ab, macht Euch ein Bild, bevor ihr urteilt.
    (ok, also ich habe jedenfalls versucht, meine Kinder so zu erziehen). Da kann man doch einen Schüler, der genau das macht, nicht so runter reden?

    Ich habe ähnliche Journalisterei mitbekommen, als eine Freundin ihre Tochter bei der Loveparade verlor. Es war zum Kotzen.

    Im Übrigen finde ich es genauso falsch, den Namen des Co-Piloten immer und immer wieder zu nennen. Wozu? Bis jetzt ist auch (soweit ich weiß) nicht absolut bewiesen, dass ihn eine Alleinschuld trifft.
    Auch dieser Mann hat Angehörige, die trauern. Warum lässt man die nicht in Ruhe? Es ist doch völlig schnurzpiepegal, wie er heißt, wo er wohnt und welche Pizza er am liebsten gegessen hat.

  81. @93 Sisa46: „Wer im Glashaus sitzt…“ Im Ernst: Es besteht eine gewisse Übereinkunft, dass der Hinweis auf Flüchtigkeits- und Tippfehler in einem Onlineforum, das überwiegend von mobilen Geräten aus beschickt wird, als Argument nicht weiterführt.

  82. tonfall des herrn heise: nicht akzeptabel

    aber!
    schon beim lesen des baumeister artikels habe ich mir gedacht: wenn da mal nicht einer klagt. behauptungen, hören-sagen und dieses leider-keine-belege-dafür-aber-die-betroffene-familie-hat-dies-gesagt-also-verbietet-sich-jeder-zweifel – das kann auch nach hinten losgehen.

    ganz abgesehen davon, dass ich jedem journalisten so eine verhaltensweise zutrauen würde.

  83. @GW Bush

    Achso der Trigger ist also nicht das Ereignis sondern die Emotionale-Bandbreite … das begründet das massive Aufgebot der Journalisten … na da hoffe ich mal das keine Schulklassen mehr mit irgendwelchen Verkehrsmitteln zusammen fährt .. das minimiert auch das Risiko für die Orte von solchem Medieninteresse zu sein …

    Ich finde die Argumentation von Ihnen und kayron scheinheilig … Sie verteidigen einen Mechanismus ein System das nur auf Profitmaximierung durch Emotionalisirung und Stigmatisierung funktioniert mit Hinweisen auf Prssefreiheit u.ä. und stimmen das Hohelied der von der Wahrheit getriebenen Journalisten an … gleichzeitig ist es kein Problem (zumindest in den Augen von kayron) Geld an Informanten zu bezahlen …

    Können wir uns darauf einigen das es in Haltern für die Journalisten um nichts anderes geht als um Emotionen aufzufangen (u.U. auch mit unlauteren Mitteln (moralisch eh rechtlich vielleicht)? Es geht NICHT um eine nachrichtenwerte Aufarbeitung von neuen Informationen, es geht nicht um eine Wahrheitsfindung in irgendeiner Form … es geht m.E. nur um das einfangen von Leid, Trauer und Schmerz … und das finde ich tragisch für die Betroffenen und ekelhaft für die die das machen und es verteidigen als „normal“ und erwarten das das so hingenommen wird …

    Die Spitze ist für mich die Reaktion der Journalisten (und ihren Parteigängern) hier, bei Twitter und auf anderen Kanälen …

    Vielelicht sollte der Journalismus sich auch sprachlich deutlicher Aufstellen … für so eine Berichterstattung (egal ob notwendig oder nicht) sollte man nicht Journalismus sagen, sondern (Vorschlag:) Doleoismus … um klar abzugrenzen das es dabei nicht um Informationsgewinn geht sondern um die Abbildung von Leid …

  84. Das ist doch alles nix neues:
    „Der lügt wie gedruckt“ hieß es (seit Jahrhunderten & zu Recht) gestern.
    .
    Wie sagt man heute, im Zeitalter der Monitore?
    = „Der lügt wie drei Journalisten“ (?)

  85. @92 Kayron
    Auch wenn Sie eher sauer als sachlich sind, haben Sie gerade eine Frage aufgeworfen, die mich schon seit einigen Tagen beschäftigt.
    Ist bei einem katastrophalen Ereignis von entsprechender Tragweite, die Berichterstattung über Trauernde, mittelbar Betroffene usw. überhaupt notwendig oder wenigstens sinnvoll?
    Da gehen die Meinungen bereits auseinander. Einige meinen nämlich, das sei überhaupt nicht erforderlich, weil es keinen Nachrichtenwert hat, weil es pietätlos ist, weil es niedrigste Instinkte befriedigt, weil Betroffene im direkten Nachhall eines derartigen Ereignisses vielfach nicht in der Lage sind, die persönlichen Konsequenzen zu überdenken, weil nicht mal zweifelsfrei feststeht, ob eine Trauerveranstaltung in jedem Fall öffentlich genug ist, um das Recht am eigenen Bild zu verwirken usw.
    Tatsächlich fallen einem beim Nachdenken auch Gründe ein, die dafür sprechen, mit derart Betroffenen zu reden. Was wären denn Ihre aus Sicht eines Journalisten?

  86. @Herdir, JUB68: Da springe ich Kayron bei. Aus der Logik einer pluralistischen Gesellschaftsordnung mit Pressefreieheit muss es den Medien grundsätzlich möglich sein, über die Gegenstände ihrer Berichte frei zu entscheiden. Und grundsätzlich würde ich auch nicht bestreiten, dass es ein öffentliches Interesse an Trauer der Hinterbliebenen tragischer Ereignisse gibt – eben, damit die Gesellschaft Anteil nehmen kann. Absolut diskutabel finde ich, wie sich Medien dabei gebärden und wie sie berichten, d.h. auch, was sie für ein Bild als Berufsgruppe dabei von sich selbst erzeugen. Diskutieren heißt aber auch: andere Sichtweisen prinzipiell zulassen (von wegen „Parteigänger“ und so).

  87. @TangoZulu
    Eben weil sie frei sind in ihrer Entscheidung versteh ich die Regeln zur Entscheidungsfindung nicht … oder ich versteh sie schon versteh aber nicht warum das dann niemand sagt/schreibt sondern sich hinter Floskeln versteckt … Nach welchen Kriterien werden denn die Orte der Verstorbenen interessant für die Berichterstattung? Oder geht es um die Art wie man zu Tode kommt? Gibt es keinen Schutz vor dieser Invasion?

    Man baut ja inzwischen Ängste auf nicht das einem was passiert sondern das das was passieren kann vielleicht ausschlaggebend ist um zu rechtfertigen den eigen Hinterbliebenen so auf die Pelle zu rücken …

    Und ich versteh immer noch nicht inwieweit Interesse an der Trauer (gibt es da Unterschiede ala „Schau der weint gar nicht der ist starr!“) die eine solche Berichterstattung rechtfertigt! …

  88. @101 Ich höre seit Tagen nichts anderes als „Aasgeier“, „Pack“, usw. Nachdenkliche oder differenzierte Äußerungen muss ich mit der Lupe suchen. Dabei habe ich mit der aktuellen Berichterstattung gar nichts zu tun.
    @110 Die Aufarbeitung von solch katastrophalen Ereignissen passiert doch nicht nur im stillen Kämmerlein, sie passiert ebenso öffentlich wie das Ereignis öffentlich war. Darum gibt es ja auch Trauerfeiern. Ist es illegitim, wenn die Öffentlichkeit Anteil nimmt, ist das automatisch Voyeurismus? Das wird hier unterstellt. Bei den Angehörigen sollten wir übrigens auch nicht pauschalisieren. Ich weiß, dass sie im Germanwings-Fall darum gebeten haben, von Anfragen abzusehen, aber ich habe persönlich schon Unglücke erlebt, bei denen die Angehörigen froh waren, dass ihnen die Presse zugehört hat. Nein, nicht nur aus dem Affekt heraus, ich hatte anschließend teilweise über Jahre Kontakt, und wir haben Betroffenen geholfen, ihre legitimen Interessen durchzusetzen, etwa gegenüber Versicherungen oder einer trödelnden und bürokratischen Justiz. Menschen sind verschieden, und das Wie ist fast immer wichtiger als das Ob. Jetzt kann man mir wieder vorwerfen, ich würde die aktuellen Geschehnisse in Haltern oder Montabaur ignorieren. Ich wehre mich bloß dagegen, alles absolut zu setzen, lauter Regeln und Denkverbote einzuziehen. Nicht zuletzt dann, wenn man – wie beim SpiegelTV-Fall nicht auch die andere Seite anhört. Eine bittere Wahrheit ist aber leider auch, dass der Einzelne mit seinen Rechten, hier der Angehörige, nicht der alleinige Maßstab sein kann, wenn wir akzeptieren, dass es auch legitime Formen von Öffentlichkeit gibt.

  89. @ kayron
    Das versteh ich nicht: „Eine bittere Wahrheit ist aber leider auch, dass der Einzelne mit seinen Rechten, hier der Angehörige, nicht der alleinige Maßstab sein kann, wenn wir akzeptieren, dass es auch legitime Formen von Öffentlichkeit gibt.“

    Heißt wenn der Journalist/die Journalisten meinen das etwas öffentlich sein soll dann treten die Interessen des Einzelnen zurück?

    Was sind denn die von Ihnen benannten legitimen Formen der Öffentlichkeit am Beispiel Haltern?

  90. „legitime Formen von Öffentlichkeit gibt.“
    Wer definiert diese? Mit dieser Aussage legitimiert man im Grunde jede Berichterstattung.
    Ich wundere mich, dass Sie sich angegriffen fühlen, wenn Sie doch nichts mit den schwarzen Schafe zu tun haben. Seltsam, dass ich hier auch nur höre, die Kritiker würden alle Journalisten über einen Kamm scheren. Erstens machen Sie genau dasselbe und zweitens: wenn Sie sich von der Pauschalisierung gestört fühlen, was ist denn dann die Konsequenz? Vielleicht mal in der Branche „aufräumen“?

  91. @114 + 115: Das Persönlichkeitsrecht ist ein Grundrecht. Nein, stimmt nur so halb, es leitet sich aus Grundrechten des Einzelnen ab. Damit ist es genauso absolut wie die Meinungs- und Informationsfreiheit in Art. 5 GG. Also muss im Einzelfall eine Güterabwägung stattfinden, können öffentliche Interessen durchaus überwiegen. Und ja, darüber entscheiden erst einmal Journalisten, z.B. dann, wenn sie den Namen des Kopiloten nennen, was ein solches Beispiel wäre. Oder wenn sie zeigen, wie in Haltern Kerzen aufgestellt werden. Es gibt aus der Rechtssprechung hergeleitete Kriterien, etwa das Ausmaß des Ereignisses oder die Stärke eines Tatverdachts. Dass Journalisten darüber entscheiden, mag ihnen nicht gefallen, aber es gibt Gerichte, die man zur Klärung anrufen kann. Konstituiv für unsere Demokratie ist, dass eben keine „Bundesschrifttumskammer“ vorab festlegt, was nun erlaubt ist und was nicht. Ich fühle mich angegriffen, weil ich glaube, dass in der aktuellen Diskussion der Stellenwert solch freier redaktioneller Entscheidungen verkannt wird. Journalisten sind nicht gleich Aasgeier, wenn sie den Namen schreiben, sie haben eine Güterabwägung vorgenommen. In den meisten Redaktionen wird so etwas intensiv diskutiert. Stattdessen behandelt man diese ungefähr mit dem gleichen Respekt wie Vergewaltiger. Und es ist übrigens garantiert kein Eingriff ins Persönlichkeitsrecht, wenn mich ein Kamerateam nur anspricht, wenn Reporter durch meinen Heimatort ziehen. Das muss ich hinnehmen. Zuguterletzt: Wissen Sie und ich wirklich, wie viele Journalisten sich in Haltern falsch verhalten? 90 Prozent, 30 Prozent, 5 Prozent? Dem Shitstorm nach zu urteilen, der auch hier tobt, müssten es alle sein.

  92. @ kayron
    Sie haben den Eindruck hier (in diesem Thread) findet ein Shitstorm statt? Wirklich?

    Den Eindruck habe ich nicht …

    Wenn die Journalisten diese Güterabwägung vornehmen und sie ein deutliches Feedback bekommen, dass das vielen Mitbürger anders bewerten … vielleicht sollten die Journalsiten (und da meine ich alle, sage aber nicht „Meute“) nachdenken ob ihre Wahrnehmung und Kriterien (noch) richtig sind … Ich glaube nicht! …

    Ggf. soltlen halt mobile Gerichte mit der Medienschar mitreisen um sie direkt vor Ort hinsichtlich der Güterabwägung zu beraten … Würde das helfen? …

    Wenn man mit der Kamera Trauernde „abschießt“ zeigt man nicht sein Mitgefühl … nur so als Denkanstoß …

  93. @kayron
    Ehrlich gesagt, wundere ich mich warum Sie sich angegriffen fühlen. Wenn ich Ihre Aussagen einfach mal so nehme und diese auf Handlungen übertrage, wundern Sie sich dann nicht, wenn Sie angegangen werden?
    Rechtlich mag das einwandfrei sein, aber entwickeln Sie keine Empathie den Betroffenen gegenüber? Wenn zB in Haltern oder in Winnenden Dutzende von Kamerateams stehen, teils die Menschen bedrängen. Glauben Sie die Menschen dort hängen ihre Plakate aus Jux und Dollerei auf?
    Anstatt sich mit rechtlichen Themen auseinanderzusetzen, vielleicht erstmal hinterfragen, wo der Erkenntnisgewinn liegt, wenn Sie Betroffene ans Mikrofon holen. Das hätte ich gerne beantwortet.
    Die Güterabwägung findet in der Tat statt, doch ist der erste Eindruck doch der des reinen Aktionismus. Hauptsache live und vor Ort.
    Was haben Sie und die Öffentlichkeit, außer dass in Haltern Menschen trauern nun mitgenommen? Was rechtfertigt die Masse und die Dauer der Berichterstattung.

    P.S. den Vergleich mit Anja Niedringhaus finde ich schäbig

  94. @118 JMK
    Er hat das in 112 aus seiner Sicht beantwortet und man muss zumindest eine Sache akzeptieren: Auch wenn Sie und einige andere (und auch ich) es für nicht notwendig erachten und für überflüssig halten, gibt es wohl ein öffentliches Interesse an Berichterstattung über Auswirkungen solcher Ereignisse und Trauer ist eine Auswirkung eines derartigen Ereignisses. Ferner kann das öffentliche Äußern der Trauer auch Bestandteil einer psychologischen Katharsis sein, der dem Betroffenen hilft. Das kann ich nachvollziehen, dafür gibt es hinreichend Beispiele. Natürlich liegt dann irgendwo eine Verantwortung beim Journalisten, sich über Vorgespräche auch ein Bild davon zu machen, ob der Betroffene tatsächlich klar genug wirkt, um wirklich willentlich vor die Kamera zu treten. Aber wer als Hinterbliebener frei entscheidet, auf derartigen Wegen seine Trauer kundzutun und deswegen bewusst mit Journalisten spricht, sollte daran nun auch nicht gehindert werden.
    Ein weiterer Punkt, der mir in #112 auffällt: Es gibt sicher einen Unterschied zwischen öffentlicher Anteilnahme und Voyeurismus. Speziell in diesem Punkt möchte ich auch einfach gern glauben.
    Denn Fakt ist nun mal eins: Die Medien wären nicht so zahlreich an Orten wie diesen, wenn das Interesse ihrer Konsumenten nicht da wäre. Es interessiert sich also eine große Anzahl, möglicherweise eine Mehrheit der Medienkonsumenten für die Trauerfeierlichkeiten, für Reflexion von Betroffenen. Bei einer so erheblichen Zahl von Interessenten gefällt mir der Gedanke besser, dass es sich hier bei der Mehrheit um Anteilnahme und weniger um Voyeurismus handelt.
    Und für den einen oder anderen mag diese Berichterstattung vielleicht auch eine Signalwirkung haben, um auch Mal über die Brisanz von Sachen nachzudenken, über die er sich massiv beschwert hat. Ein weiterer positiver Effekt, den diese Berichterstattung haben kann, ist eine Art des Zusammenrückens, man widmet einander etwas mehr Aufmerksamkeit, man wird sich der Tatsache bewusst, dass man mit der Anwesenheit von einigen geliebten oder geschätzten Menschen vielleicht zu selbstverständlich umgeht.
    Man sieht, für das „ob“ gibt es pro und contra in einer Form, die das „ob“ wohl weniger in Frage stellt, als ich bei spontaner Entscheidung zu dieser Frage angenommen hätte. Dann kommt es natürlich, wie Kayron sagt, vor allem auf das „wie“ an, da werden ethische und später ggfs. auch rechtliche Maßstäbe gesetzt.

    @112
    Danke, dass Sie drauf eingegangen sind. Und übrigens: Wenn Sie hier einfach so behaupten, die Methoden des Sensationsjournalismus wären nicht Ihre, glaube ich Ihnen das ja auch. Da würde ich in Ihrem Fall warten, bis der Gegenbeweis kommt und nicht Ihre Glaubwürdigkeit in Frage stellen und einen Beweis von Ihnen verlangen. Unter den hiesigen Kommentatoren bin ich da auch nicht der einzige.

  95. @Herdir, @ JMK: Aber kayron diskutiert doch mit Ihnen. Er vertritt eine andere Auffassung, aber er geht auf Ihre Einwände ein. Offenbar geht es im Kern darum, dass Sie Persönlichkeitsrechte im Verhältnis zum öffentlichen Interesse unterschiedlich gewichten. Aber Sie werden keine Schnittmengen ausloten können, wenn Sie kayron vorwerfen, dass er Ihre absoluten ethischen Standpunkte nicht teilt. Dann fehlt Ihnen eine gemeinsame Diskussionsgrundlage.

  96. @TangoZulu, #104

    > Es besteht eine gewisse Übereinkunft, dass der Hinweis auf Flüchtigkeits–
    > und Tippfehler in einem Onlineforum, das überwiegend von mobilen Geräten
    > aus beschickt wird, als Argument nicht weiterführt.

    Ich bin mittlerweile schon seit einigen Jährchen in Foren unterwegs. Eine solche Übereinkunft ist mir nicht bekannt.
    Ansonsten nahm der Input von mobilen Geräten dann im Laufe der Jahre sicherlich zu.
    Insbesondere die detaillierten Aufsätze in diesem Blog jedoch, dürften einer stabilen Tastatur, idealerweise eines Zehnfingersystems geschuldet sein.

    tango, zulu, foxtrot … man sollte vom Sprechfunk im Übrigen auch nicht auf das geschriebene Wort schließen. ;)

  97. „Denn Fakt ist nun mal eins: Die Medien wären nicht so zahlreich an Orten wie diesen, wenn das Interesse ihrer Konsumenten nicht da wäre. “
    Das ist eben kein Fakt! Wie kommen Sie darauf?
    Selbst wenn es ein überwältigendes Interesse gäbe, ist es eben die Pflicht der Medien hier abzuwägen. Vielleicht gibt es auch ein Interesse an Enthauptungvideos der IS. Würde Sie diese dann auch zeigen?

  98. @N. Euron: OK, mit den gesicherten Teilnehmern dieser Übereinkunft (me, myself and I) hätte ich etwas transparenter umgehen können…;-) Aber der Verweis auf Schreibfehler ist in dieser Debatte ebenso konstruktiv wie in einer anderen (kürzlich geführten) das Argument, der griechische Finanzminister trage ja nicht einmal eine Krawatte…. <

  99. @ TangoZulu
    Ich werfe kayron nicht vor meinen Standpunkt nicht teilt …

    Ich stelle nur fest, dass ich einen anderen habe und bin verwundert das es anscheinend ausreicht, wenn eine kleine Menge an Konsumenten Interesse daran hat,wie andere Menschen trauern, ein Großaufgebot von Journalisten in einen Ort einfällt und u.a. mit sehr fraglichen Mitteln die Ansässigen belästigt … und die Begründung ist eine durch die Redaktionen/Journalisten Güterabwägung in der die Persönlichkeitsrechte zurücktreten sollen …

    Ich finde das fraglich. Das das oft/regelmäßig/häufiger las ich denke stattfindet, beruhigt hier nicht …. das es inzwischen augenscheinlich ein Geschäftsmodell zu sein scheint ist traurig. Und das finde ich kritikwürdig …

    Die Reaktionen von Journalisten wen man das anspricht zeigt ganz klar, dass das thematisiert werden muss …

    Grundsätzlich schade finde ich, dass (augenscheinlich) alle Medien so etwas (in unterschiedlichen Ausprägungen) mitmachen. Eben nicht nur mehr die Boulevardmedien …

  100. Ich war nicht in Haltern vor Ort, habe nicht mitbekommen was da läuft.

    Warum ich das erwähne, obwohl das ja nichts Ungewöhnliches ist? Weil es ja scheinbar sehr viele Kommentatoren hier gibt, die dabei waren. Zumindest scheint es so zu sein, wenn man sich die Grundstimmung der Beiträge so durchliest (und für die Flitzepiepen hier: „scheint es so zu sein“, klar?! Muss man ja heutzutage extra drauf hinweisen, seufz).

    Ich weiss nicht, was da abgelaufen ist. Ich vertraue auf den Beitrag eines jungen Menschen, der schlüssig schreibt, der einiges mit Fotos belegt. Der aber auch recht viel mit „habe gehört“ und „wurde erzählt“ berichtet. Soweit nichts Ungewöhnliches…

    Hier geht es um die Reaktion eines Mitarbeiters (und, ui ui, VICE-Producers) von SpiegelTV auf Twitter. Der direkt auf den Vorwurf reagierte:

    „Doch Bild, Bunte, Spiegel TV (sprich RTL) sowie zwei englisch sprechende Französinnen ließen sich nicht beirren und klingelten tatsächlich an die Türen einiger betroffener Familien.“ So formuilierte es Baumeister.

    Nun fragt dieser Mitarbeiter von SpiegelTV, ob er denn Belege habe. Ob diese vor Gericht belegbar seien. Und ob Baumeister sich sicher sein kann, dass SpiegelTV sich eine derartige heftige Behauptung gefallen lassen würde.

    Man kann diese drei Fragen als eine sehen: Hast Du Beweise? Die vor Gericht halten? Denn wir machen Dich fertig!

    Oder als drei Fragen: Hast Du dafür Beweise? Sind diese so sicher, dass sie auch vor einem Gericht standhalten würden (sprich überhaupt fundiert sind und nicht nur „habe gehört“ beeinhalten). Sowie die dritte Frage, die man sich stellen sollte: Glaubst Du im Ernst, dass Du mit diesem rufschädigenden Vorwürfen, die Du augenscheinlich nicht fest und fundiert (gerichtssicher) belegen kannst, auftreten solltest?

    Na klar ist diese Sichtweise der Fragestellung dünn von mir.

    Allerdings hasse ich es, dass nun alle loshetzten, um laut zu schreien: Da drüben sind die Hetzer! Wo ist denn der Unterschied zu dem miesen Verhalten der Presseleute, welches behauptet (!) wird (nicht bewiesen Leute, NICHT bewiesen!)

    Ich sehe das wie #15 (Patrick).
    „Abgesehen von der Formulierung des Tweets — wo wir wieder im geschmäcklerischen-moralischen Bereich wären — sollten sich Journalisten sämtliche Unterstellungen ohne Widerspruch gefallen lassen?“

    PS: ohne die Medienmeute in Schutz zu nehmen, das werde ich definitiv NICHT tun, so sollte man an eines denken: Es gibt IMMER zwei Seiten einer Geschichte. Und wenn Mika Baumeister so journalistisch Arbeiten will, dann MUSS er auch folgendes beachten

    https://twitter.com/walden_david/status/582894907922206721

    Und das hätte sich einfach gehört. Egal ob böser Tweet danach oder Verschwörung überall…

  101. Bevor man sich hier seitenlang über einen nicht belegbaren Fall zofft:

    Es gab die letzten 7 Tage genug Fälle von offensichtlichen und belegbaren Persönlichkeitsverletzungen. Ist von den hier anwesenden Kommentaren auch jemand tätig geworden, durch Presserats- oder Programmbeschwerden, oder wird dies nur empört in Foren oder Blogs angeprangert?

    Meines Wissens werden diese erst durch Beschwerden tätig. Bevor man sich also über diesen Fall hier aufregt, wäre das doch mal ein erster konsequenter Schritt. Ich zumindest habe es in einem von mir beobachteten Fall gemacht und bin sehr gespannt, wie ernst es eine MABB mit Persönlichkeitsverletzungen wirklich nimmt.

  102. @Andreas

    Wissen Sie zu solange Journalisten ihre Arbeit anteasern mit „Mörder Lubitz in seiner Klasse“ und anscheinend als seriöse Berichterstattung und notwendig für die Informaion der Öffentlichkeit ist, sehe ich für meinen Teil Herrn Braumeister nicht in der Pflicht … Gibt es schon das Ergebnis des Untersuchungsberichtes? Weiss man welche Rolle der Co-Pilot beim Absturz hatte? Was soll diese vorverurteilende Berichterstattung?

    Wahrscheinlich ist die notwendig. Damit die Öffentlichkeit jeden Tag (wenn es geht stundenweise) neue, andere, widersprechende Informationen erhält, bis niemand mehr weiss was die richtigen sind und wenn man versucht nachzuvollziehen wie einige Meldungen zustande kamen … Tja Künstlerpech … Es geht um Schnelligkeit nicht um Relevanz und Richtigkeit … Klar ist man sensibel. Bis zu einem gewiesen Punkt aber dann gilt Business as usual …

    Es ist erschütternd wie man unsauberes Arbeiten verteidigt in dem man vorwirft, dass die die darauf aufmerksam machen erstmal sauberer arbeiten sollen (und damit ist nicht nur der moralische und ethische Aspekt gemeint) …

    Haltern zeigt mir (nicht als erstes Ereignis aber als das Ereignis was mir am Nächsten ist), dass die Medien keinem Berufsethos mehr folgen (können) … Obwohl ich die Notwendigkeit dafür sehe … Ich befürchte das geht so weiter und wird u.U. noch krasser … Und das finde/fände ich schade …

  103. @125 Andreas

    Gott sei Dank, vielen Dank für diesen Beitrag.

    Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, wann dieses Geschwafel zwischen einer kleinen, elitären Bloggruppe endlich beendet wird. Andreas, Ihr Beitrag war leicht und verständlich zu lesen, auch wenn ich mit ihm nicht ganz konform gehe. Dieser Bestand aber nicht aus zusammengebastelten Schachtelsätzen von Besserwissern und Möchtegernrechtswissenschaftlern. Er kam zum Ursprung wieder zurück. Sehr wohltuend nach diesem endlosen Gelaber hier.

  104. @ Prinz Eisenherz
    Mein Gott wer hat Sie nur gezwungen hier die Kommentare zu lesen?
    Ich fühle mit Ihnen …

    Darf ich fragen wo Sie Andreas nicht zustimmen bzw. nicht konform gehen?

  105. „Aber warum ist es unprofessionell, darüber zu berichten, wie die Reaktion vor Ort auf eine Katastrophe solchen Ausmaßes ist?“
    @kayron

    Weil jeder auch nur ansatzweise denkende Mensch sich das vorstellen kann das eine Schule geschockt ist. und das dort Menschen heulen und wie heilende Menschen ausschauen.
    Welchen Mehrwert hat es da Kerzen und heulende Angehörige/Schüler noch dazu im Bild zu zeigen? Keinen. Null. Nada.
    Aber redet euch das nur weiter schön ein das es nötig wäre. Und geht kaputt mit eueren Gazetten. Kümmert mich echt nicht mehr. Aber macht bitte ein paar Selfies wenn ihr heulend den Job verliert. Öffentliches Interesse, weiß schon…

  106. @kayron

    „Ich höre seit Tagen nichts anderes als „Aasgeier“, „Pack““

    Wenn Ihnen das hier so geht, dann weil Sie nichts anderes hören wollen. Niggemeier nicht zu kennen, finde ich für einen Journalisten übrigens ziemlich erstaunlich.

    „Nachdenkliche oder differenzierte Äußerungen muss ich mit der Lupe suchen.“

    Mir fehlt genau das bei Ihren fortgesetzten Pauschalrundumschlagen hier.

    „Ich wehre mich bloß dagegen, alles absolut zu setzen, lauter Regeln und Denkverbote einzuziehen.“

    Letztlich ging Ihr Kommentar zu M. Baumeister genau in diese Richtung. Wenn ein Betroffener des Geschehens das Geschehen aus seiner Sicht beschreibt und dann deswegen bedroht wird, wird er gleich noch ad personam diffamiert.

    „Nicht zuletzt dann, wenn man — wie beim SpiegelTV-Fall nicht auch die andere Seite anhört.“

    Wir hören diese Seite genau hier an. Sie hat sich geäußert und wir diskutieren genau das hier. Heise könnte sich zudem hier jederzeit dazu äußern und einen falschen Eindruck korrigieren.

    „Eine bittere Wahrheit ist aber leider auch, dass der Einzelne mit seinen Rechten, hier der Angehörige, nicht der alleinige Maßstab sein kann, wenn wir akzeptieren, dass es auch legitime Formen von Öffentlichkeit gibt.“

    Wir diskutieren hier genau das: Die Grenze zwischen legitimer Anteilnahme und gnadenlosem, witwenschüttelndem Voyeurismus im Detail. Pauschal vergröbert ist auch hier erneut nur Ihr Statement, welches wiederum mit Allgemeinplätzen am konkreten Fall vorbeiredet.

    „Wissen Sie und ich wirklich, wie viele Journalisten sich in Haltern falsch verhalten? 90 Prozent, 30 Prozent, 5 Prozent? Dem Shitstorm nach zu urteilen, der auch hier tobt, müssten es alle sein.“

    Könnten Sie mal beziffern, wie viele der Postings hier von „Aaasgeiern“ und „Pack“ sprechen und zu welchem Prozentsatz Niggemeiers Darstellung hier davon geprägt ist? Dem von Ihnen betrieben Shitstorm nach müssten es 100% sein.

    „Konstituiv für unsere Demokratie ist, dass eben keine „Bundesschrifttumskammer“ vorab festlegt, was nun erlaubt ist und was nicht.“

    Meine Güte! Haben Sie es vielleicht auch noch eine Nummer dramatisch auf Lager? Hier hat niemand gefordert, Zutrittsverbote oder Platzverweise für Journalisten auszusprechen.

    „Ich fühle mich angegriffen, weil ich glaube, dass in der aktuellen Diskussion der Stellenwert solch freier redaktioneller Entscheidungen verkannt wird.“

    Es wirkt eher so als ob Sie sich angegriffen fühlen, weil Sie mit Kritik nicht umgehen können. Und schon gar nicht damit, wenn mal der Focus auf einen selbst gerichtet wird, man selbst zum Gegenstand von Berichterstattung wird. Einerseits fordern Sie, ein Betroffener wie M.Baumeister solle nicht so empfindlich sein, wenn er harsche Kritik am Rande der Bedrohung abbekommt, andererseits sehen Sie das Abendland und seine freie Presse untergehen, wenn mal über ein Geschehen wie in Haltern ein Erlebnisbericht verfasst wird und Heise’s unmögliches Verhalten als solches benannt wird.

    Ich bin absolut dagegen, hier pauschalisierend „die Medien“ zu verdammen und auch SpiegelTV/Heise sollten nicht isoliert als die Verkörperung überhandnehmender Exzesse stigmatisiert werden.

    Aber sich selbst als derart sakrosankte Ikone installieren zu wollen, an deren Verhalten niemals nie irgendein kritisches Wörtchen gerichtet werden darf, ist ein Rückzug in eine Wagenburg des unseligen Korpsgeistes. Und dieses wahrnehmungsblockierte, bockige Beharren auf Merkbefreiung fördert den von Ihnen beklagten Shitstorm erst so richtig, genau wie Heise’s Antwort.

    Solange Sie nicht aus dieser Trotzecke und Ihrem Heiligentempelchen heraus kommen, wird man mit Ihnen keine differenzierte Diskussion über die Grenzen von Voyeurismus-Porno führen können.

  107. @Andreas, #125

    Das wollte ich bei der Gelegenheit mal loswerden.

    > Es gibt IMMER zwei Seiten einer Geschichte

    Nein, es gibt eben nicht IMMER die zwei Seiten. Für die Massaker an den Ureinwohnern Amerikas spätestens ab dem 16. Jhdt. waren einzig und allein die spanisch-portugisischen Eroberer -später dann die etwas nördlicher angesiedelten Europäer – verantwortlich, falls denn das Recht auf Selbstverteidigung gestattet ist.

  108. @129 HERDIR
    “ Ich fühle mit Ihnen“
    Das sollten Sie auch, lieber Herdir, denn gerade durch Ihre Beiträge habe ich mich gekämpft will nicht sagen gequält.
    Allgemein möchte ich nur anmerken, dass es vielen hier schwer fällt, mit Kritik umzugehen und Meinungen von anderen wenigstens zu tolerien.. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Reaktion auf den sehr durchdachten Beitrag Nr. 131.

    Sicher haben Sie recht, ich werde nicht gezwungen, die Kommentare hier zu lesen. Da ich die publizistische Arbeit von Herrn Niggemeier sehr schätze, maße ich es mir aber an, es doch zu tun.

  109. @ 128, 133 Prinz Eisenherz

    Es ist mutig von Ihnen, anderen hier den Spiegel vorzuhalten. Zu einer Selbstreflektion muß man aber auch fähig sein. Das Verhalten in diesem Blog ist gar nicht so weit enfernt von dem, was an der Presse kritisiert wird.

    Ich für meinen Teil gebe ganz umunwunden zu: Ich bin neugierig, dies schließt auch dieses Unglück nicht aus. Die Informationen bekomme ich aus den eben kritisierten Medien, auch der BILD, die ja keiner liest.
    Eine Anfrage aus meinem Bekanntenkreis nach Haltern zu fahren um dort“mit den anderen zu trauern“ habe ich aber abgelehnt.

  110. Ich glaube ja, dass alles gesagt ist, von allen Seiten. Diskussionen sind dazu da, einen Erkentnisgewinn zu bringen. Wir drehen uns im Kreis.

  111. Der Vizechef von Spiegel-TV beherrscht nicht mal die simpelsten Rechtschreibregeln. Unprofessionell.

  112. @135

    Passt zu Ihren sonstigen Einlassungen und bestätigt meinen Kommentar.
    Sie kommen nicht mit Ihren pauschalen Vereinfachungen durch und haben dann halt keinen Bock mehr. Immer diese schrecklich anstrengenden Argumente und Relativierungen.
    Die ganzen Absolutismen nochmal undifferenziert zu wiederholen, ohne kommunikativ irgendwas aufzunehmen (=Erkenntnisgewinn), erscheint sogar Ihnen als „Wir drehen uns im Kreis „.

    Sie haben bloß noch nicht verstanden, an wessen Argumentationsstil das liegt.
    Dass Sie aber der Ansicht sind, Sie würden bestimmen, wann alles gesagt ist, passt auch gut ins Bild.

  113. Aus meiner Sicht scheint es hier vor allem um undifferenziertes Denken zu gehen, siehe vor allem dieser Tweet:

    https://twitter.com/HeiseThomas/status/582469909894053889

    Da berichtet jemand von einer Abo-Kündigung, und Herr Heise verkündet, ein Abonnent dieses Namens sei unbekannt (womit er den Eindruck erweckt, es gebe auch keine Kündigung). Woraufhin dieser Abonnent schreibt, es sei eben nicht jeder Single.

    Es geht also um klassische Fehlschlüsse. Es geht um ein Denken auf der Basis von Vermutungen, Interpretationen und Wird-schon-so-gewesen-sein-Hypothesen. *Das* ist es, was ich bedenklich finde bei einem Journalisten. Handwerklich.

    Was mich ängstigt, ist das formalistische Denken, ein nicht bewiesener Fakt sei kein Fakt, und darüber hinaus der Charakterzug, jemandem damit zu drohen, ihm eine falsche Tatsachenbehauptung vorzuwerfen, eben weil es nun einmal keinen Beweis gibt. Gruselig finde ich diesen Wesenszug. Egal, wie alt, erfahren oder finanzkräftig das Gegenüber ist. Es ist einfach schlechte Kinderstube.

    Und eine Frage habe ich: Woher *weiß* Herr Heise eigentlich, dass niemand im Namen von Spiegel TV an einer Haustür geklingelt hat? Wissen wir das? Oder ist diese Aussage möglicherweise ebenfalls Folge einer Mutmaßung? War er dabei? Oder glaubt er, was ihm die TV-Leute irgendwelcher beauftragter Produktionsfirmen erzählen, die weiter Aufträge wollen? Vielleicht habe ich es überlesen, dann pardon.

  114. @ kayron
    Ich nehme für mich mit (mindestens) eine Erkenntnis bekommen zu haben u.a. durch Ihre Kommentare …

    Sie erlauben doch das andere hier weiter kommentieren auch wenn Sie sich im Kreis drehen? Danke für Ihr Verständnis …

  115. @138: Beeindruckend ist auch, dass dieser Herr ggf. mal eben nachschaut ob jemand Abonnent dieses äh Blatts ist und das Ergebnis dann auf Twitter publiziert.

  116. Es ist wahrscheinlich tatsächlich alles gesagt. Offensichtlich gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, wo die rechtlichen und ethischen Grenzen liegen. Erstaunlich ist trotzdem, dass ebendiese Grenzen zum Teil keineswegs so unklar sind. Es gibt Gesetze, Rechtsprechung, (freiwillige) Verhaltenskodizes und so weiter. Aber trotzdem wird es für legitim gehalten, dass das mitunter ignoriert wird, wegen „öffentlichem Interesse“ und „redaktionsinternen“ Abwägungsentscheidungen. Dabei ist dieses öffentliche Interesse in den genannten Richtlinien bereits berücksichtigt, die Abwägungsentscheidungen sind längst getroffen, nur von neutraleren Instanzen als von Medienunternehmen(!), die meinen, sie könnten da unbefangen urteilen. Wo das öffentliche Interesse z. B. an Prominenten seine Grenzen hat (natürlich auch kein Voyeurismus, wie wollten nur gerne alle Höhen und Tiefen des Lebens mit Diana und Caroline mitfühlen, inklusive aller Zeiträume dazwischen), mussten sich Medien und die deutschen Gerichte auch erst mal vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erklären lassen. Jetzt erklären es Teile der Öffentlichkeit den Medien schon selbst.

    Dabei hatte ich ein – wie auch immer beschaffenes – öffentliches Interesse im vorliegenden Falle noch nicht einmal bestritten. Daher war mein Ansatz (#50), zu überlegen, wie man einen Mittelweg finden könnte, ohne dass zur Trauer der Betroffenen noch die Wut auf die Medien kommt. Dass berichtet wird, ohne dass zig (20? 50? 100?) Linsen auf jede vorbeikommende Person und jede ihrer Gefühlsregungen gerichtet sind. Auch in über hundert Kommentaren ist kein gutes Argument gekommen, warum dies so sein muss. Stattdessen wird geschrieben, wer eine entsprechende (Selbst-)Beschränkung diskutiere, wolle Zustände wie in Russland u. ä.. Offensichtlich gäbe es alternative Wege, man müsste sie nur nutzen wollen, sowohl von öffentlicher Seite als auch von Seiten der Medien, die „ja nur ihren Job machen und die große Nachfrage befriedigen wollen“.

    Mein Fazit: die Menschen in Haltern wollen mehrheitlich trauern und in Ruhe gelassen werden. Nichts, was es von dort zu berichten gibt und kein wie auch immer begründetes öffentliches Interesse rechtfertigt die Masse an Medienleuten mit ihren Kameralinsen vor Ort in dieser Dauer. Wenn die Öffentlichkeit die trauernden Leute so bedrängen muss um ihr Interesse zu befriedigen, stimmt etwas mit diesem Interesse nicht.

  117. @ Pepito
    Danke für die Zusammenfassung. So sehe ich derzeit auch den Diskussionsstand (in diesem Thread).

    Ergänzend vielleicht noch (da ich u.u. auch zu dieser besagten Öffentlichkeit gezählt werde um eine Berichterstattung wie in Haltern begründen zu können): Ich will nicht wissen wie Menschen trauern. Das weiss ich aus eigener Erfahrung. Bietet für mich keinen Mehrwert um irgendein geartetes Unglück/Unfall o.ä. begreiflich zu machen … Ich fühle mich auch ohne die Berichterstattung den Menschen die mittel und unmittelbar betroffen sind verbunden.

    Ich geh jetzt mit den Kindern raus auf den Spielplatz … Man sieht sich.

  118. Die Menschen da sollten in ruhe gelassen werden. Herr Heise finde ich gut, hat viel schöne berichte mit Spiegl TV gemacht. Soll er auch zukünftig machen. Alles was in der Welt passiert hat jeder das Recht zu erfahren, Immer.

  119. @144 Sagan

    Ist das der Abschlußkommentar zu diesem Thread? Sorry Sagan, bei aller Liebe, der ist einfach unterirdisch.

  120. @Pepito:

    „Dass berichtet wird, ohne dass zig (20? 50? 100?) Linsen auf jede vorbeikommende Person und jede ihrer Gefühlsregungen gerichtet sind. Auch in über hundert Kommentaren ist kein gutes Argument gekommen, warum dies so sein muss.“

    Nur, wie will man es vermeiden? Welcher freie Reporter und welcher Sender/welche Agentur/welche Zeitung steckt da freiwillig zurück? Jeder einzelne hat gute Gründe, da zu sein, er macht seinen Beruf und verdient damit seine Brötchen. Es gibt ja schließlich eine große Nachfrage für diesen Betroffenheits-Voyeurismus.

    Von selbst wird da wohl niemand freiwillig verzichten. Wenn eine dritte Instanz da eine NoGo-Area einrichtet oder eine begrenzte Anzahl Akkreditierungen vergibt, ist das ebenfalls sehr heikel und schnell leicht anderweitig, beispielsweise politisch, zu missbrauchen.

    Mir fällt dazu -leider- kein realistischer und akzeptabler Ansatz ein.

  121. Juan Moreno rechtfertigte bei Thadeusz die Vorgehensweise der Medien in Haltern, es sei eben Business. Ich glaube da hat natürlich recht, zeigt zugleich die Werteproblematik (die es natürlich viel länger gibt)

  122. @GW Bush, #144
    Ach, seien Sie nicht so streng. Jeder liest diesen Thread nur so ausführlich durch und kommentiert auch so komplex wie er mag, bzw. kann.
    Vielleicht war es aber auch bloß die passende Reaktion eines Witzbolds (Jan Böhmermann?) auf Prinz Eisenherz‘ Kommentar #128. Ist ja erster April.

    @Symboltroll, #146
    Ja, wie? Erster Schritt wäre ja schon mal in jedem Falle die Einsicht, dass hier und auch in ähnlichen Fällen etwas gehörig schiefläuft und überhaupt Handlungsbedarf besteht. Dann könnten sich die relevanten Medien verständigen in bestimmten Fällen – z. B. da, wo es in erster Linie um Orte kollektiver Trauer und deren Dokumentation geht – nur ein, zwei Teams, z. B. der DPA, hinzuschicken. Oder wenigstens nur den „Korrespondenten vor Ort“ aufzunehmen und nicht die Leute vor Ort „abzuschießen“. Entsprechend könnte sich die Presse koordinieren. Ich bin überzeugt, dass es da praktikable Wege und definierbare Leitfäden gäbe (teilweise gibt es sie ja auch), wenn denn ein entsprechender Wille vorhanden wäre.

    Schwieriger ist es tatsächlich mit den freien Reportern, Fotografen und Kameraleuten. Aber auch da wäre es doch schon mal eine Maßnahme, wenn Teil des oben skizzierten Kodexes wäre, dass man nicht auf das Material von Dritten zurückgreift, sprich dass es für freie Reporter schwieriger wird, überhaupt einen Abnehmer für ihr Material zu finden. Das ist zwar auch kartellrechtlich heikel, aber auch nicht völlig ausgeschlossen.
    In der Tat ist aber die Nachfrage bei Medien aller Art und deren Konsumenten der Kern des Problems. Aber auch hier wäre schon viel gewonnen, wenn sich wenigstens die „seriösen“ Medien etwas zurücknähmen. Und wenn es überhaupt für solche Fälle klare berufsethische Standards gäbe, was geht und was nicht.
    Erfolgversprechender sind da wohl tatsächlich Absperrungen, begrenzte Akkreditierungen etc. Sie haben Recht, dass das sehr heikel ist und missbraucht werden kann. Aber auch hier: es müsste hier ohne weiteres möglich sein einen räumlich und/oder zeitlich begrenzten Zugang zu öffentlichen Orten zu schaffen, ohne dass das in Massenbelagerung ausartet. Es muss möglich sein, zu unterscheiden, ob man sich zeitweilig irgendwo aufhält und Aufnahmen macht, oder ob man dauerhaft sich und seinen Ü-Wagen irgendwo parkt in der Hoffnung, dass irgendwas Spektakuläres passieren könnte.

    Sicher ist es nicht einfach, das Problem zur allgemeinen Zufriedenheit in den Griff zu kriegen. Aber sich zurücklehnen und sagen „ist halt Business, ist halt große Nachfrage da und alle machen halt nur ihren Job und überhaupt, was will man machen, die Leute sollen sich halt nicht so anstellen“ – damit machen es sich die Beteiligten zu einfach. Aber damit da wirklich etwas angestoßen wird muss wahrscheimnlich doch mehr passieren als ein paar Transparente, Blogeinträge und Internetshitstorms.

  123. @Pepito 148: Stimme zu: Solche Konventionen lassen sich wohl nur mit den Medien als Berufsstand zusammen herausarbeiten, und sei es zunächst mal nur mit den Willigen. Ansätze zur Diskussionsbereitschaft sind ja vereinzelt erkennbar. Insofern hat auch der emotionale Teil der Debatte seinen Platz, weil er den Handlungsbedarf aufzeigt.

  124. @ GW bush: 145
    Habe versucht richtig auszudrücken, Herr Heise ist mit guter Sendung da, war aber nicht letzter Beitrag

    @ TangaZullu 149:
    “ …lassen sich wohl nur mit den Medien als Berufsstand zusammen herausarbeiten“. Das klingt wie ein Bemerkung aus Schulaufsatz. Was es gibt rauszuarbeiten ist nichts. Medien machen ihren Job so wie sie müssen und wollen, wir kriegen später die Informationen. Das wird sich nie ändern. Das ist auch gut. Kann sich auch nicht ändern, auch nicht gewollt. Presse ist wichtig, für jeden.

  125. „Was es gibt rauszuarbeiten ist nichts“

    Unbedingt.

    „Presse ist wichtig, für jeden.“

    Verdammt, das hatte ich nicht berücksichtigt..

  126. @Sagan

    Man könnte fast meinen, die Sätze seien dem Gehirnwäscheministerium aus George Orwells 1984 entnommen. ;)
    Ich zititere an dieser Stelle mal auszugsweise Frank Zappa, I’m the Slime (Deutsch, Corrected Copy, 1977)


    Ich führe euch, und ihr müßt folgen
    Und den Mist fressen, den ich euch vorsetze
    Bis zu dem Tag, wenn wir euch nicht mehr brauchen
    Geht keine Hilfe holen … niemand wird auf euch hören
    Euer Denken ist total kontrolliert
    [nach meinen Vostellungen geformt]
    Und ihr werdet tun, [wie euch geheißen]
    Bis wir euch [weiterverkaufen]
    (That’s right, folks … Don’touch that dial)

  127. @150Sagan: Es haben ja bereits andere entgegnet (@N. Euron, @ Symboltroll: Danke!) Klar, über Naturgesetzlichkeiten brauchen wir natürlich nicht zu diskutieren. (Schulaufsatz? Hmja. Ich hatte vor langer Zeit einen eindrucksvollen Gemeinschaftskundelehrer. „Leitartikel“ hätte mich stärker getroffen;-)

  128. @151-153
    Vielleicht hat Sagan eine Zeit seines Lebens irgendwo verbracht, wo Pressefreiheit ein absolutes Fremdwort ist und nimmt deswegen unsere Medienlandschaft aus einem Blickwinkel wahr, auf den wir gar nicht kommen würden.

  129. @ 150 Sagan
    @ 151 Symboltroll
    @ 152 N. Euron

    Ich ziehe hiermit meinen Hut. Dies ist wirklich ernst gemeint. Die Konversation zwischen Ihnen dreien nenne ich herausragend. Was alle Vorkommentatoren nicht geschafft haben, Ihnen ist es gelungen. Mich zum Schmunzeln zu bringen. Ihre Postings zum Abschluß des Tages waren für mich echte Comedy.

    – Sagan, Ihr Einwurf ist an Schlichtheit in der Aussagekraft, auch was die Sprache betrifft, nicht zu überbieten, einfach perfekt. Zu Ihrer Meinung hätte ich einige Einwände, aber was solls, egal. Ihren Bezug auf TangoZulu und die damit verbundene falsche Schreibweise als TangaZullu, Wahnsinn, dies geht schon in den loriotischen Humor, war das Absicht?
    Meine Kritik (145) nehme ich hiermit demütig zurück.

    – Symboltroll, Ihre kurze Antwort ausgedrückt in einer tollen Ironie, herrlich, nicht zu toppen

    – N. Euron, Ihre direkte Verbindung mit dem orwellschen Gehirnwäscheministerium, genial.

    Meine Herren, wenn es eine Auszeichnung für den besten Kommentar geben würde, Sie würden ihn bekommen.

    Der edle Prinz Eisenherz (128) wird hier wahrscheinlich begeistert applaudieren, denn von „zusammengebastelten Schachtelsätzen“ und „endlosem Gelaber“ kann hier bestimmt nicht die Rede sein, haha.

    Ich bedaure nur sehr, dass von Ihnen, Sagan, nichts mehr kam, schade, dies wäre eventuell das non plus ultra gewesen. Sie machen mich mit Ihren Eingebungen neugierig und könnten Ihre beiden „Widersacher“ letztendlich noch, in der Jugendsprache ausgedrückt, erfolgreich zurückdissen :) :) :)

  130. @gwBush: Im Namen des Komitees humorloser Gemeinschaftskundelehrer gebe ich folgende Erklärung ab:
    1. Wir können nicht mehr folgen
    2. Wir legen beleidigt die Waffen nieder

  131. Vielleicht liegt es an der frühen Stunde, aber wie wäre es damit
    – bei öffentlichen Trauerfeiern hat die Presse einen Mindestabstand von 100 Metern zu halten, es sei denn, eine der trauernden Personen sucht von sich aus den Kontakt.

    Dann könnten wir die Bilder von Trauernden erhalten, die manchen Leuten hilft, das Geschehen zu verarbeiten (keine Ironie o.ä.), und gleichzeitig können die Trauernden zumindest ein Gefühl von Ruhe genießen.

    Wer den Tweet von Herrn Heise verteidigt möge bitte mir bitte erläutern, inwieweit Unhöflichkeit und Drohungen neuerdings salonfähig und/oder nützlich sind.

  132. Das Problem ist doch nur, dass die Medien sich einreden, sie müssten aus Haltern berichten. In den vergangenen Tage habe ich mich, als Teil der Öffentlichkeit, nicht eine Sekunde lang gefragt: „Hmm, ich möchte jetzt wirklich gerne wissen, wie sch….. sich die Leute in Haltern fühlen.“ Geht es irgend jemandem anders, ausser den Geiern von der Presse?

    Deshalb kann man Thomas Heise nur raten: Schnabel halten, mal für 15 Minuten in die Ecke setzen und die eigenen Motive hinterfragen. Spiegel-TV über trauernde Angehörige und Schüler braucht kein Mensch (mit der Betonung auf „Mensch“).

  133. Wenn ich mir Herrn Baumeisters Blog anschaue, mit Disclaimer, Sicherung von Screenshots und allem drum und dran, dann würde ich hier eher von einem professionellen Jungjournalisten sprechen als von einem Teenager. Wer auf diesem Level öffentlich Vorwürfe äußert, die geeignet sind, ein Unternehmen zu diskreditieren – und zwar nicht aus dem Affekt heraus, sondern wohlbedacht und formuliert -, der sollte sich dann auch nicht über Andeutungen juristischer Konsequenzen wundern. Ob man da erst 18 ist oder 25 spielt meines Erachtens keine Rolle.

  134. Hm. Journalisten lernen normalerweise ihren Job- nicht alle, und mancher vergisst ihn, weil in seinem Arbeitsvertrag steht, daß er Klatsch und Gerüchte aufzubrezeln hat, um die Klicks und Verkäufe anzuheizen. Richtige Journalisten werden nicht dadurch welche, daß sie eine Anstellung bei einer Zeitung haben. Sie holen Nachrichten ein, aus verschiedenen Quellen, vergleichen sie, bilden aus der Schnittmenge eine Information, und dann wird das wiederholt, bis der Kern dessen, was diese Informationen unabhängig voneinander beinhalten, erlaubt, einen Sachverhalt objektiv zu beschreiben und darüber zu berichten. Bis mir einer der Betroffenen, also Herr Walden und seine Kollegen, und einer der Betroffenen in dem Ort geschildert hat, was er erlebt und getan hat, und das von Zeugen bestätigt oder verworfen wird, hab ich hier nur den Austausch von Stellungnahmen und die Weitergabe von Hörensagen. Ich könnte höchstens vermuten, daß es da drei Parteien gibt: die Presseleute auf der Jagd nach verwertbaren Aussagen(wofür auch immer), die Einwohner in Abwehrstellung gegen Neugier und Schnüffelei (berechtigt oder nicht), und die Chefredaktion von Spiegel TV-Online. was auch immer, die scheinbar nachdenkt, wie man mit ein bisschen Hin und her und Vor und Zurück Diskussionen heizt (siehe Klicks und Selling). Unzweifelhaft scheint mir nur eins zu sein: dieser Fall ist kein Einzelfall, und das Personal und die Strategie (nicht nur der deutschen Presse) gerät wegen der üblen Ausrutscher der Mainstream-Presse immer mehr ins Kreuzfeuer. Man darf also erwarten, daß sich die Journalisten vom „jeweiligen „Geist des Hauses“ wieder befreien und ihre eigentliche berufliche Tätigkeit wieder aufnehmen.

  135. @ Blunt
    Wenn ich mir so den Herrn Heise anschaue, kann ich davon ausgehen, dass er sich als professioneller Journalist versteht. Wer auf diesem Level anderen auf irgendwelchen Plattformen so angeht wie geschehen, muss sich über Konsequenzen nicht wundern …

    Ist das auch okay?

    Ein Journalist zu sein oder sich als ein solcher zu verstehen verhindert nicht an seine Kinderstube zu denken und generellen Anstand zu wahren … Und das gilt nicht ausschließlich für das (hoffentlich einmalige) Verhalten von Herrn Heise … Zumindest nach meinem Verständnis …

  136. @Herdir: Die Berufsbezeichnung „Journalist“ ist in Deutschland nicht geschützt, Journalist ist jeder, der sich journalistisch betätigt – vom Schülerzeitungsschreiber bis zum Chefredakteur. Wer sich öffentlich äußert, hat aber gewisse Spielregeln zu beachten. Tatsachenbehauptungen müssen belegbar sein, Beschuldigten muss man die Gelegenheit geben, Stellung zu beziehen. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass Print- und Fernsehjournalisten, die hierbei einen Fehler begehen, massiver Kritik ausgesetzt sind. Dass aber umgekehrt Blogger und Kommentatoren in Onlineforen glauben (und offenbar auch glauben dürfen), dass diese Spielregeln für sie nicht gelten. Das hat zur Folge, dass ein Spiegel-TV-Redakteur, der nach bestem Wissen und Gewissen seiner Arbeit nachgeht und womöglich den Kopf schüttelt über manche Praktiken seiner Boulevardkollegen, tags darauf lesen muss, er habe Angehörige der Opfer an der Haustür belästigt. Quelle: Jemand, der von jemandem gehört hat, dass jemand behauptet habe, er sei von „Spiegel TV“. Ich kann schon verstehen, dass einem da der Kragen platzt und man einem ambitionierten Jungjournalisten mal verdeutlicht, welche rechtlichen Konsequenzen ein solcher Vorwurf haben kann. Wie einem Nachtrag im Blog zu entnehmen ist, hat Herr Baumeister daraus gelernt und die Möglichkeit eingeräumt, dass hier auch jemand ganz anderes unter falscher Flagge unterwegs gewesen sein könnte. Das nächste Mal wird er sicher vorsichtiger sein.

  137. Die Aussagen und die Bilder trauernder Betroffener zu publizieren hat journalistisch gesehen welchen Zweck?Konkreter Vorschlag: Wie wärs mit einem Hintergrundbericht über die Geschäftspraktiken und Interna bei German Wings und deren Einsparungen im Bereich Flugsicherheit, über die Einstellung des Managements, und die Handhabung der Flugtauglichkeitsprüfungen? Das wär eine Story oberhalb der klatschgeilen Unterhoseninstinkte.

  138. @ Blunt
    Wo stehen die Spielregeln? Muss ich die unterschreiben wenn ein anderen behauptet ich wäre Journalist/journalistisch tätig?

    Tatsachenbehauptungen müssen belegbar sein … Mmh … ich blätter mal so durch die inet was SpeigelTV alles so behauptet hat … Ach wissen Sie … Nö …

    Wenn Sie Herrn Heises Art verteidigen tun Sie das … Ich bleibe dabei das es mindestens unprofessionell war … daran ändert auch die Verteidigung „Damit hätte Herr Baumeister rechenn müssen!“ nichts …

    Übrigens, in Bezug auf Ihre Herleitung der Quelle: Ich habe die Tage im Fernsehen ein Interview gesehen wo jemand gesagt hat, das er gehört hat wie jemand behauptet hat, dass er vermutet was ein anderer gefühlt hat … Das ist doch prima und rechtfertigt doch den Einsatz der VorOrt-Reporter … Und wissen Sie was: Mir ist völlig schnuppe ob das Angestellte von RTL, ARD, SpiegelTV oder Freie oder Pseudo odersonstwassind … Das ist keine journalistische Arbeit … Das ist unterster Boulevard und hat in meinen Augen keine Relevanz für die öffentliche Meinungsbildung …

  139. @162: ein bisschen durch den twitter-account von herrn heise geklickt und schon hat man einen eindruck, dass schnellschüsse dem herrn nicht ganz so fremd zu seien scheinen. herr baumeister ist nicht nur blogger und schüler, sondern tatsächlich auch persönlich betroffen. dafür, dass einem professionellen journalisten an dieser stelle der kragen platzt – wie sie schreiben – und die nötige empathie abgeht, habe ich persönlich so gar kein verständnis. ist ne ganze schwache performance.

  140. @160 „Richtige Journalisten … holen Nachrichten ein, aus verschiedenen Quellen, vergleichen sie, bilden aus der Schnittmenge eine Information … bis der Kern dessen, was diese Informationen unabhängig voneinander beinhalten, erlaubt, einen Sachverhalt objektiv zu beschreiben und darüber zu berichten.“
    Hm. Das ist das Ideal. Das gibt’s nicht. Schon gar nicht als Regel.
    Sogar berühmte und vielgelesene „klassische“ Journalisten (Wippchen, Kisch; …von denen die danach kamen, ganz zu schweigen) haben all dies nicht getan. Sie saßen zu Hause und haben fabuliert, was da draußen warscheinlich „passiert“ ist.

  141. @Herdir: „Wo stehen die Spielregeln?“ Unter anderem im Medienrecht bzw. dem Presserecht als Teilbereich. Und in der Verbreiterhaftung nach §186 StGB sowie §824BGB.
    „Muss ich die unterschreiben wenn ein anderen behauptet ich wäre Journalist/journalistisch tätig?“ Genauso wenig wie Sie unterschreiben müssen, auf Handlungen wie Diebstahl, Mord etc. zu verzichten.
    „ich blätter mal so durch die inet was SpeigelTV alles so behauptet hat … Ach wissen Sie … Nö“: Konkreter werden Ihre Beispiele nicht?

  142. @Blunt

    „Wer sich öffentlich äußert, hat aber gewisse Spielregeln zu beachten. Tatsachenbehauptungen müssen belegbar sein, …“

    Ich habe gelacht.

    Es ist nun etwas mehr als eine Woche nach der Katastrophe vergangen. Der zweite Flugschreiber ist noch immer nicht gefunden und einen Abschlussbericht gibt es ebenfalls nicht. Die Medien irren fröhlich durch einen Spekulationssumpf, belästigen Trauernde und versuchen Kinder zu bestechen. Aber sie weisen darauf hin, dass man doch bitte auch der Schüler mit seinem Erfahrungsbericht gewisse Regeln zu beachten hat. Hilfe!

  143. @gebimmel: Ich kenne Herrn Heise nicht, auch nicht seine sonstigen Wortmeldungen. Schon möglich, dass er zu Schnellschüssen neigt, ich beziehe mich aber ausschließlich auf die hier zitierten Aussagen. Ich stimme Ihnen dahingehend zu, dass der Hinweis auf rechtliche Konsequenzen angesichts der persönlichen Betroffenheit von Herrn Baumeister auch freundlicher hätte ausfallen können.

  144. @blunt: „glaubst du im Ernst, wir lassen uns das gefallen!“ als „Hinweis auf rechtliche Konsequenzen“ zu bezeichnen..nun ja. Für mich liest das eher wie die Ankündigung von rechtlichen Konsequenzen. Von daher kann ich verstehen, dass Herr Niggemeier das zum Thema macht. Nachdem sich Herr Heise zwischenzeitlich entschuldigt hat, ist der Fall ja eigentlich geschlossen. Ich hätte – nennen Sie mich naiv – nur erst gar nicht erwartet, dass es überhaupt so zu einer Konfrontation kommt….

  145. Es fällt auf, wie wenig souverän Vertreter selbst ernannter Leit- bzw. Qualitätsmedien mit Kritik umgehen. Erst die „Tagesschau“ mit ihrem irreführenden Beitrag über die Staatsoberhäupter-Demo in Paris, dann „Die Zeit“ mit ihrem Lufthansa-Titel, jetzt „Spiegel“-TV – von den Problemen der Öffentlich-rechtlichen mit der Ukraine-Berichterstattung ganz zu schweigen. Erstaunlich, wo man doch niemals hintansteht, wenn es gilt, das vermeintlich schlechte Krisenmanagement von Politikern oder Wirtschaftsmenschen zu brandmarken.

  146. ach… der Ton des Hr. Heise und sein verhalten passen nur allzugut zur „Qualität“ des Magazins, des TVs und des Verlags… Zufall?

  147. @GW Bush: :-)

    @Blunt:
    Zuallererst ist er ein persönlich Betroffener, einer, der auch bloggt. Und der jetzt in einer Ausnahmesituation einen subjektiven Erlebnisbericht veröffentlicht hat. An den kann ich definitiv nicht den Maßstab anlegen, wie bei einem Profi, nicht mal den selben wie bei einem nicht persönlich betroffenen Amateurblogger . Das sollte ein echter Profi erkennen können und dementsprechend angemessen mit ihm umgehen. Die Beschreibungen aufgrund Hörensagen sind natürlich problematisch, aber vor diesem Hintergrund eben auch verständlich. Man hätte als SpiegelTV darauf eben auch kontextangemessen reagieren können/sollen. Dieser Mangel an Sensibilität ist Niggemeier’s Thema hier. Und Sie legen gerade noch mal einen Beleg für diese empathiebefreite Axt-im-Walde-Haltung nach.
    @Pepito:
    Man sollte sich nicht zu viel von einer möglichen freiwilligen Selbstbeschränkung erwarten. Das Geschehen in Haltern ist ja an sich nichts neues, an solche Zustände hatten wir uns längst gewohnt. Im Normalfall nehmen wir das als unvermeidliche Randerscheinung hin. Diesmal aber ist etwas neues geschehen: Ein Betroffener hat als Blogger den Spot umgedreht und darüber berichtet. DerSp-TV-Vizechef wiederum hat darauf unagemessen aggressiv reagiert. Nun wurde das zumindest auf Mediensites zum Thema. Insofern hat das ganze sicher auch eine gewisse Wirkung:
    Den O-Tonjägern und Witwenschüttlern wird bewusst, dass Ihnen das beim nächsten Mal selbst passieren kann und dass der nächste Blogger sich vielleicht auch mehr darum bemühen wird, seine Erlebnisse belegbar zu berichten. Und rabiate Kerle wie Heise wissen nun, dass sie schnell selbst zum Thema werden können, wenn sie darauf so rüpelhaft reagieren.

    Insofern kann das ein kleines Mosaiksteinchen sein, dass mache etwas vorsichtiger werden lässt. Nur ein kleiner Drill in einem sehr dicken Brett. Aber doch wertvoll, weil es eben keine einfache Rundumlösung gibt.

    Insofern ist es wertvoll, dass der Bericht und die Folgen von diversen Websites aufgegriffen wurde. Und deshalb sollte man M. Baumeister gegen die sowohl schäbigen wie durchsichtigen Attacken und Diffamierungen aus dem Lager des aggressiven Sensationsjournalismus verteidigen. Um zu verhindern, dass Nachahmer aus dem nächsten Opferzoo eingeschüchtert abgeschreckt werden.

  148. @Symboltroll, #174
    Weitgehende Zustimmung (das mit den „sowohl schäbigen wie durchsichtigen Attacken und Diffamierungen aus dem Lager des aggressiven Sensationsjournalismus“ find ich jetzt etwas arg dick aufgetragen) . Es gibt viele kleine Zwischenschritte auf dem langen Weg zu besseren Zuständen in solchen Fällen. Das Umdrehen des Spießes durch den Blogpost und die ganze Debatte rund um die Rolle der Medien bei dieser Katastrophe sind gute Anfänge. Die allgemein medienkritische Stimmung scheint auch dazu beigetragen zu haben, dass das Thema auch in den Medien selbst mehr oder weniger reflektiert angesprochen wird. Ist ja schonmal ein Anfang.
    Jedenfalls ist es gut, wenn so mehr Transparenz hergestellt wird. Es wäre wirklich zu wünschen, dass es für die berichtenden Medien auch tatsächliche Nachteile mit sich bringt, wenn sie (belegbar) mit unseriösen Praktiken in Verbindung gebracht werden. Aber der Weg ist auch noch weit. Immerhin scheint aber ja die Sorge vorhanden zu sein.

    Noch ein nettes Zitat am Rande:
    Den größten Respekt aber verdienen die mehr als tausend Schüler des Gymnasiums, von denen kein einziger einem der zahllosen Reporter ein Interview gegeben hat. Mehr noch, sie haben den angereisten Aasgeiern den Zugang zum Schulgelände verweigert. Aufnahmen vor Ort waren nur aus der Entfernung möglich.“ Schreibt Henryk M. Broder auf welt.de. Einem Online-Portal des Axel Springer-Verlags. Er wird beim Schrieben eine Ahnung gehabt haben, in wessen Auftrag die Aasgeier wohl angereist sind.

  149. „Dick aufgetragen“?

    Vermutlich haben Sie da recht. Ich habe halt die Versuche, ihn zum Profi umzudefinieren und daraus abzuleiten, er müsse sich an entsprechenden Kriterien messen lassen, sowie die Versuche, ihn als jemanden darzustellen, der sich aus Aufmerksamkeitsgeilheit in den Vordergrund drängt, emotional so empfunden.

    Danke für den Hinweis auf Broder’s Zitat, das wäre mir entgangen. Da stimme ich ihm zu, was in den letzten Jahren eher selten vorkommt.

  150. Wär doch auch mal ’ne – und zwar viel sinnvollere – Idee, wenn die Pressehyänen in den Wohnorten und unter den ex-Schul- oder Sportkameraden von Leuten wie Rrrrumsfeld, Doubleyoubusch, Cheney, Obama etc. mal forschen, was das denn so für schräge Typen waren, früher.
    Immerhin haben die inzwischen über eine Million Tote zu verantworten: http://bit.ly/1F9rg5y

  151. Ich bin in den letzten Tagen sehr nachdenklich geworden. Was passiert, wenn ich mal einem Unglück zum Opfer falle? Für vieles ist vorgesorgt:
    -> Testament – Check
    -> Organspenderausweis – Check

    Was mir noch fehlt ist eine Blacklist für die Presse.
    Ich will nicht, dass ich als Opfer eines Unglücks oder Verbrechens mit vollem Namen beim SPIEGEL veröffentlicht werde.
    Ich will nicht, dass mein Beruf und was ich mal gesagt oder geschrieben habe in der SZ steht.
    Ich will nicht, dass meine Familie von BILD besucht wird.
    Ich will nicht, dass Bilder von mir von privaten Veranstaltungen nachgedruckt werden.
    Ich will nicht, dass meine Beerdigung oder eine eventuelle Trauerfeier medial verwertet wird.
    Ich will nicht, dass meine Verwandten auf dem Weg zu einer Identifizierung sich Gedanken über ihre eigene Identifizierung machen müssen und sich vor Blitzlichtgewitter hinter Wolldecken, Kapuzen oder ähnlichem verstecken müssen.

    Muss ich dafür jeden einzelnen Journalisten der Welt persönlich anschreiben und ihn darauf hinweisen, dass es ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung auch nach dem Tod gibt (und für Angehörige auch im Leben), oder kann man einfach darauf vertrauen, dass doch die meisten Journalisten Anstand und Würde haben und sich in die Opfer und deren Angehörigen hineinversetzen können?

    Es gibt ohne Frage einen absurden Voyeurismus in der Gesellschaft, mit dem man als Journalist Geld verdienen kann. Man muss es aber nicht!

    Wie komme ich also auf eine Liste, damit meine Familie nach meinem Ableben in Ruhe gelassen wird?

  152. @ Arno Nühn
    DArüber habe ich auch schon nachgedacht .. Vielleicht ist das sogar ne Geschäftsidee … Man zahlt und bekommt ein Armband + Einträge in diversen Datenbanken und falls das unglaubliche passiert ist man dagegen verischt … die Organisation hat dann automatisch den Auftrag das alles zu schützen was vereinbart war .. mit allen rechtlichen Mitteln …

    Zumindest erscheint mir das zielführender als darauf zu vertrauen, dass nicht durch eine Güterabwägung von mir Unbekannten vollkommen losgelöst von der Realität gegen meine Interessen gefällt wird …

  153. Staunen an Ostern, die Dächer sind weiß,
    nur ein ohnmächtiger Schauer von körnigem Eis?
    Der Osterspaziergang lässt uns dieses Mal frieren,
    selbst die, die drinnen in Zeitungen stieren.

  154. @ Blunt:
    „Wer sich öffentlich äußert, hat aber gewisse Spielregeln zu beachten. Tatsachenbehauptungen müssen belegbar sein“

    Soweit der theoretische Grundgedanke. Nur: wie beweist denn der professionelle Journalist das was er an Informationen „aus Regierungskreisen“, „politischem Umfeld“, „von einem engen Freund der Familie“ oder „einem langjährigen Wegbegleiter“ zugetragen bekommt?
    Und wie hätte man denn die eventuellen Ergebnisse erfolgreicher Türklingelei bei den Angehörigen in der Zeitung abdrucken wollen? „Wie unserer Reporter XY gestern gegen 23 Uhr von der übernächtigten und unter dem Einfluss von Psychopharmaka stehenden Mutter des Opfers XZ bei einem unangekündigten Gespräch an der Haustür erfahren konnte …“
    Das sind letztlich Spielregeln an die die Presse sich bei Bedarf auch nicht hält, nicht halten kann, weil man dazu jeden interviewten Zeugen/Nachbarn/Kollegen vorher vereidigen und zu jedem Artikel eine umfangreiche Quellenangabe und Recherchedokumentation offenlegen müsste.
    Von einem Amateur dann zu verlangen dass er Beweise bringen soll dass die Information aus zweiter Hand tatsächlich stimmt wenn er nicht vor Gericht landen will – nunja …

  155. Ich wage mal die steile These, dass diejenigen, die hier den Spiegel-Mann bzw. „die Medien“ verteidigen, auch diejenigen sind, die üblicherweise Ukraine-Propaganda, Griechen-Bashing und BILD-Kampagnen gut finden.

  156. @Blunt: „Die Berufsbezeichnung „Journalist“ ist in Deutschland nicht geschützt, Journalist ist jeder, der sich journalistisch betätigt — vom Schülerzeitungsschreiber bis zum Chefredakteur.“

    Ach ja? Da haben aber gerade die permanent die Wichtigkeit der eigenen Funktion betonenden Vertreter der ‚Qualitätsmedien‘ in der Vergangenheit ganz anderes von sich gegeben. Schon der Begriff ‚Qualitätsmedien‘ ist ja eine Erfindung von Journalisten, die sich damit abgrenzen wollen von „Schülerzeitungsschreiber(n)“, Bloggern und andern in ihren Augen nicht Standesgemäßen.

    „Wer sich öffentlich äußert, hat aber gewisse Spielregeln zu beachten.“

    Genau. Und um das Nichtbeachtung einer solchen geht es hier. Deren Urheber ist der Vize-Chef von Spiegel-TV. Nur Sie haben das nach 180 Beiträgen immer noch nicht gemerkt.

  157. #187: Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge: Wo haben Sie da „Nachdenklichkeit“ entdeckt? In meinen Augen ist das eine weitere lahme Rechtfertigungsarie nach dem Motto ‚Wir machen es richtig‘. Blamabel wird es dann bei Passgagen wie

    „Niemand Ernstzunehmendes hat gefordert, depressive Menschen künftig in ihrer Berufswahl einzuschränken, da sie eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen würden.“

    Irgendwie bezeichnend, denn Ihre eigene Redaktionskollegin Juliane Schäuble hat genau das getan:

    „Aber es ändert auch die Richtung, die nun die Diskussion nehmen wird. Und nehmen muss. Auch wenn sie weh tun wird, auch wenn sie Unschuldige in Mithaftung nimmt. (…) Depressionen sind eine furchtbare Krankheit, eine, die wieder kommen kann, nicht muss. Nicht auszudenken, wie Betroffene die derzeitige Diskussion empfinden. Aber es ist eben auch unvorstellbar, dass ein Konzern wie die Lufthansa ein solches Risiko eingeht. Für sein wichtigstes Gut: seine Passagiere.“

    http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/lufthansa-kein-gutes-gefuehl/11583706.html

    Wer prüft eigentlich Journalistinnen auf ihren Geisteszustand? Kann ein Konzern wie der Tagesspiegel es sich leisten, unüberprüfte und ja vielleicht psychisch kranke Redakteure und Redakteurinnen für sich arbeiten zu lassen?

    In diesem Sinne: „Auch wenn sie weh tun wird, auch wenn sie Unschuldige in Mithaftung nimmt.“: Psychotests, engmaschige Kontrollen und Aufhebung des Arztgeheimnisses für Journalisten des TSP, aber sofort! Für sein wichtigstes Gut: Die Leser!

  158. @188
    Was für ein Schwachsinn, dieser Kommentar.
    „Wer prüft eigentlich Journalistinnen auf ihren Geisteszustand?“
    Das kann man endlos fortführen, wer prüft eigentlch die Kommentatoren in diesem Blog hier auf ihren Geisteszustand….and so on…..

    Bestimmte Tätigkeiten erfordern nun mal einen klaren Verstand, hierzu gehören sicher Piloten, Fluglotsen, Lokführer aber auch Polizisten, Mitarbeiter in Atomkraftwerken usw.
    Hier sollte eigentlich eine regelmäßige psychologische Untersuchung Standard sein.

    Bei Berufen wie Journalist oder Politiker z.B. halte ich die allgemeine psychische Verfassung eher für nebensächlich. Ein stark beeinträchtigte Psyche scheint bei der zweitgenannten Berufsgruppe evtl. sogar ein positives Kriterium zu sein.

    Bei aller berechtigten Kritik an der Berichterstattung der „BILD“ scheinen mir diese Journalisten aber manchmal genau richtig zu liegen, dies zeigt sich jetzt grad wieder an den viel kritisierten „Amok-Pilot-Berichten“. Wir selber haben einen Zeitschriftenhandel und verkaufen entgegen dieser „Bild-Boykott-Aktion“ ca. 30% mehr Exemplare dieser Zeitung, wir werden uns auch sicher nicht an dieser Aktion beteiligen, ist ja jedem selbst überlassen.

    Den Header dieses Blogs halten ich für übertrieben, besser wäre gewesen “ wie der vizechef von spiegel tv sich einem halterner schüler ungebürlich gegenüber verhält. Denn mehr war das auch nicht. Herr Heise hat sich entschuldigt und gut ist.

  159. @ingo: Das stimmt schon, dass man sich da oft auf dünnem Eis bewegt. Deshalb leisten sich Zeitungsverlage große Rechtsabteilungen. Ob die juristische immer auch eine ethische Legitimität bedeutet, steht dabei auf einem anderen Blatt. Bei Türklingelaktionen eingeholte O-Töne beispielsweise sind ethisch fragwürdig, rechtlich aber meist irrelevant, solange sie keine konkreten Anschuldigungen gegen eine Person enthalten. Wenn der Autor auch noch statt der vollständigen Quelle „Frau M.“ schreibt, ist er sogar ganz aus dem Schneider, dann kann er im Prizip behaupten, was er will: Wer sollte ihn aus welchem Grund anklagen? Boulevardmedien wissen schon sehr genau, was sie hier drucken dürfen und was nicht. Im vorliegenden Fall dagegen sehe ich in der Tat eine konkrete Aussicht auf juristische Probleme für den Autor, wenn der betroffene Journalist tatsächlich ernst machen würde. Danach sieht es zum Glück nicht aus, ich fände es auch falsch: Aber Herr Baumeister tut gut daran, diesen Fall ernst zu nehmen und daraus zu lernen. Es sei denn, er kann auf gleichen Anwälte zurückgreifen wie Springer.

  160. @189: „Was für ein Schwachsinn, dieser Kommentar.“

    Ist das die Überschrift für Ihren eigenen Kommentar oder wollten Sie einfach gleich mal beleidigend werden und damit Hinweise auf Ihren eigenen Geisteszustand geben?

    „Das kann man endlos fortführen, wer prüft eigentlch die Kommentatoren in diesem Blog hier auf ihren Geisteszustand.…and so on.….“

    Eben. Merken Sie was?

  161. #191
    Ihre Antwort überrascht mich jetzt nicht sonderlich, Kritik ist eben nicht jedermanns Sache.
    Mein Geisteszustand, liebe “ Tochter von Jemanden“ reicht zumindest noch soweit, dass
    ich das Verhalten der Presse sehr differenziert sehe und nicht pauschal verallgemeinere.
    Es ist sehr leicht derzeit, mit dem Strom zu schwimmen und die Arbeit der Medien zu verteufeln.
    Dem möchte ich mich aber nicht anschließen, dies wäre zu einfach.

  162. @188 Someonesdaughter: Nachdenklich fand ich den Versuch der Autorin, in dieser polarisierenden Debatte das öffentliche Interesse zu beschreiben, auf dem die Berichterstattung gründet. M.E ist sie dabei nicht zu einer abschließenden Einsicht gelangt; auch nicht zu der, die Medien hätten alles richtig gemacht. Wenn etwas von „niemand Ernstzunehmendem“ gefordert wird, stellt sich journalistisch allerdings die Frage, warum man dann darauf hinweisen muss. Es sei denn, man will sich beispielweise ausdrücklich von der Auffassung einer Redaktionskollegin distanzieren. Ich weiß aber nicht, ob das hier der Fall ist. Dass in einer Zeitung dazu zwei konträre Meinungen vertreten werden, ist mir jedenfalls Ausdruck von Pluralität und normalerweise bin ich froh, zu einer Sache Argumente unterschiedlichen Tenors vergleichen zu können. Genau so, wie mich die Trauer der Hinterbliebenen anrührt – soweit dadurch keine Grenzen zur Indiskretion oder Belästigung überschritten werden. Es sind doch zwei unterschiedliche Dinge, ob man berichtenden Journalisten berufsethische Grenzen ihres Tuns aufzeigt (worüber hier ja lebhaft diskutiert wird), oder ein Thema schlichtweg ausspart. In dieser Hinsicht habe ich den Kommentar als nachdenklich empfunden.

  163. @ Jaqueline
    Ich bin am Grübeln ob Sie sich der Konsequenzen Ihrer Aussage „… Bestimmte Tätigkeiten erfordern nun mal einen klaren Verstand, hierzu gehören sicher Piloten, Fluglotsen, Lokführer aber auch Polizisten, Mitarbeiter in Atomkraftwerken usw.
    Hier sollte eigentlich eine regelmäßige psychologische Untersuchung Standard sein. …“ bewußt sind. Auch Autofahrer, Baggerfahrer, Wasserwerker, Kraftwerksmitarbeiter undsoweiter wären dann von diesen Untersuchungen betroffen .. oder anders gefragt: Welche Berufsgruppen bräuchten keine regelmäßigen Untersuchungen? Ach halt … Sie wiesen ja darauf hin: Politiker … und Journalisten …

    Was soll Ihrer Meinung nach eine Kontrolle ändern? Meinen Sie das man solche Ereignisse wie Germanwings verhindern kann indem man alle (noch identifizierenden) Berufgruppe regelmäßigen Untersuchungen unterzieht? Übrigens was ist eigentlich bei dem absturz passiert? Kennen sie das Untersuchtungsergebnis oder nur die z. B. durch die Bild „Amok-Pilot-Berichten“? Sollten solche Schlussfolgerungen und Vorverurteilungen wie Sie sie hier tätigen nicht erst mal zurück stehen bis nachgewiesen ist was passiert ist?

    Solange wie Journalisten und Medien ihre Macht dahin gehend missbrauchen lautschreiend irgendwelche Indizien herbeizuraten und andere verbal anzugreifen, solange muss man das kritisieren … da hilft auch keine nachträgliche Entschuldigung die (zumindest in meinen Augen) auch nur vorgeschoben ist um die Wogen zu glätten (Übrigens kann man nur um Entschuldigung bitten und diese Bitte muss erst mal gewährt werden, dann ist zumindest zwischen den Parteien alles geklärt) …

    Es ist und bleibt dabei: Alles was bisher und bis zur Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes durch die Medien verbreitet wird, was nicht auf Tatsachen beruht, ist nicht mehr wert als der Dreck unter den Nägeln … Es ist (für mich) erschütterns festzustellen, dass sich erfahrene Journlaisten in eine solche qualitative Abwärtsspirale begeben und ihren Berufsethos und allem was Journalist (in meinen Augen) bisher ausgemacht haben … gekrönt wird das Ganze durch die Pseudohalbherzigen Entschuldigungsfloskeln („Die Geschwindigkeit“ “ Die Infopflicht“ usw.) die m.E. den Offentbarungseid klar erkennbar machen …

  164. #162 @Blunt

    Danke! Genau sehe ich es auch. Mein Kommentar (#125) steht für mich weiterhin…

    „Nett“ dabei ist, dass es scheinbar keiner der so lautstark „böse Medien vs armer Hobby-Blogger“ Schreienden schafft, mal auf Herr Baumesters Blog zu gucken und dort zu lesen.

    Herr Baumeister ist journalistisch nicht im Tagesjournalismus tätig. Aber er ist als Journalist tätig:
    hier mal als schnelles Beispiel ein Bericht von Tomshardware über die Gamescom. Geschrieben 2014, nicht dass noch einer hier schnell behauptet, Mika Baumeister habe erst seit kurzem das Volontariat angefangen *hust* http://www.tomshardware.de/gamesocm-fazit-2014-silviowerner-mikabaumeister,news-251146.html

    Ungeachtet dessen finde ich (wie bereits geschrieben) das Benehmen der Medien nicht gut und nehme das Verhalten, welches ja exemplarisch in Haltern zu sehen war, nicht angemessen. Das wird aber sehr gerne überlesen, ich sehe auch bei Blunt bspw. keine „Absolution“ für unangemessens Presseverhalten.

    Herr Heise hat auf Twitter als Mensch reagiert – angefressen und emotional. Ob das richtig und gut war? Nein, ich finde dass es das nicht war. Aber ebensowenig wie Mika Baumeister seine emotionale und rein persönliche Einschätzung auf seinem Privat-Blog vorgehalten werden darf, so darf Heise auf einmal für viele DIE Medien sein. Nein, er ist ein Mitarbeiter von SpiegelTV, der sich emotional auf Twitter äußerte und ebenso gesehen werden sollte.

    Aber das versteht man nicht, wenn man „die Medien“ sowieso ablehnt…

  165. „Wer prüft eigentlich Journalistinnen auf ihren Geisteszustand?“ Das war gut;-)

    Im Ernst: Journalisten empfinden sich als sogenannte „4. Gewalt“ und haben in der Regel auch sehr klare Vorstellungen über „Recht und Unrecht“; sie empfinden isch offensichtlich als Mitgestalter der Politik und der Meinung, die man zu etwas haben sollte. Hierzu gibt es einen sehr sehenswerten Zapp-Beitrag. „Seitenwechsel: Journalisten als Politiker“

    1. Wer kontrolliert eigentlich diese 4. Gewalt? Ist etwas in der Welt (Zeitschriftenbeitrag, Fernsehbeitrag etc.), ist auch ein bestimmter Eindruck über etwas in der Welt. Das ist Macht.
    Wer kontrolliert diese Macht?

    2. Bei uns im Geschäft heißt es oft bei Beiträgen, die über Mandate von uns gemacht wurden „Es war wie immer anders, als es in der Zeitung stand“.
    Ich habe zahlreiche konkrete Beispiele von verfälschender und unzutreffender Berichterstattung erlebt. Auch von Journalsiten, die es eigentlich besser wissen müßten.
    Hinzu kommt, dass in Medien wie Spiegel, Süddeutsche und Zeit, um nur einige zu nennen, generell Meinung und Fakten vermischt werden.

    3. Dass Jounalisten dünnhäutig bis agressiv auf sachliche Kritik an ihrer Berichterstattung reagieren, habe ich schon oft erlebt.

    4. In der Summe muß man sagen: Ob der vorfall, wie vom Blogger berichtet, nun stattgefunden hat oder nicht, mag dahinstehen. Der Bericht wird aber offensichtlich als glaubhaft empfunden.Schauen sie sich nur mal ein paar willkürlich ausgesuchte Spiegel-TV-Beiträge an: Das die Truppen irgendwo mit laufender Kamera reinmarschieren, ohne sich um irgendwas zun scheren, finden die anscheinend völlig normal. Das empfindet man halt als „Pressfreiheit“.
    Der Vater des nach Syrien ausgereisten islamisten fährt auf auf seinen Hinterhof in die Garage und wird auch noch ungehalten, weil er ungefragt abgefilmt wird. „Sauerei – Spiegel-TV-Reporter in der Presfreiheit eingeschränkt! Da muß halt die Befindlichkeit des Einzelnen mal gegen das Berichtsinteresse zurückstehen (s.o.). Das die Leute das einfach nicht verstehen wollen …..“

  166. @Ka
    Solange man sich im Nachhinein entschuldigt … dann ist ja auch wieder alles gut …

    Ich glaube die Kontrolle der von Ihnen benannten „4. Gewalt“ wird durch die Konsumenten erledigt. M.E. aber nicht durch die Verkaufszahlen … und ich glaube genau da liegt auch der (ein) der Trugschluss … Es gibt Journalisten die glauben weil es gekauft wird, wird es geglaubt, deshalb reagieren sie auch so aggressiv auf Widerspruch …

    Wenn ich eine Zeitung kaufe, heißt das nicht, dass ich ihrer Berichterstatung glaube, geschweige denn gut finde … Inzwischen schauen viele Tagesschau um ferstzustellen wie weit die dort präsentierten Nachrichten von ihrer ( der Konsumenten)-Realität abweichen … So entwickelt sich auch eine aktive Meinungsbildung bei den Bürgern … Meine Verwandten der älteren Semester fangen auf einmal an grundsätzliches in Frage zu stellen … aber erst nachdem sie feststellten das die Medien (hier gemeint die üblichen Kanäle (ARD, ZDF, Dritte, Welt, Spiegel, Stern usw.) immer unsauberer und gleicher wurden … Initialzündung ist die Griechenland/Russland/Afghanistan-Berichterstattung … Der Nachteil ist natürlich auch, das es kein Vertrauen mehr gibt … das aalerdings haben die Medien (mit Vorsatz?) selbst zerstört … Wenn das eine Marktkonformer Vorgang, will ich das gar nicht per se kritisieren, denn Nachrichten sind Geld … heutzutage mehr denn je …

  167. @Jaqueline
    Hab ich das richtig verstanden: Unsere Politiker sollten eine „stark beeinträchtigte Psyche“ haben?

    @Ka
    Ohne jede Ironie gegen Sie, nur mit Ironie auf die Sache: Bei der „Presfreiheit“ noch ein S hinzugefügt, dann hat man einen genialen freud’schen Versprecher / Verschreiber: die Pressfreiheit – wenn das nicht passt wie die Faust aufs Auge …

  168. @192 Jaqueline
    Sie schrieben: „Es ist sehr leicht derzeit, mit dem Strom zu schwimmen und die Arbeit der Medien zu verteufeln.“
    Eine ziemlich irreführende und die Gewichtung verschiebende Darstellung:
    Denn es gibt ja bekanntermaßen den großen breiten Strom, auf dem sich die Mehrheit üblicher Weise treiben lässt oder auch aktiv mitschwimmt. Dies ist offensichtlich der Informationsstrom des Mainstream, also der Massenmedien.

    Relativ wenige kritische Meinungsgegner, die sich mancherorts gegen den breiten, konformen Strom der Massenmeinungen äußern, bedeuten nun, dass diese wiederum „mit einem Medien verteufelnden Strom“ schwimmen, weil es „sehr leicht“ sei. Eine kuriose Ansicht.
    Solch eine, immer mal wieder zu lesende Einschätzung, kommt offensichtlich eher unreflektiert daher.

    Obwohl zeitweise mehr als zwei Drittel der Bevölkerung unseren Medien nicht mehr vertrauen, fungieren die kritischen Beobachter doch nach wie vor gleichwohl als vereinzelte „Felsen in der Brandung“ oder auch als „Kämpfer im Sturm“. Falls man denn zu solch analogen Bildern neigt.

    Genauer betrachtet sind es doch wenige kritische Geister, die den Unmut oder Unwillen einer im Grunde nach wie vor gänzlich auf eine korrekte Information durch die Medien angewiesenen Bevölkerung ab und an, um nicht zu sagen viel zu selten, differenziert aufnehmen und thematisieren.

    Auffallend selten engagieren sich in diesem Zusammenhang übrigens viele der klassisch ausgebildeten Journalisten. Sie weigern sich meist stillschweigend, die zeitweilig sehr konform daherkommende Art der Masseninformation eventuell einmal öffentlich kritisch zu begleiten oder auch nur zu hinterfragen…

  169. @ meykosoft
    ergänzend:
    .. oder wenn sie es tun (wie z.B. Frau Krone-Schmalz), dann werden sie mit ernüchternder Regelmäßigkeit von den eigenen Leuten angegriffen und fertiggemacht …

    Schade das diese Bildungselite sich nicht selbst aus diesem Kreislauf zu befreien scheint …

  170. @200 HERDIR
    Ja, Frau Krone-Schmalz meinte wörtlich, es „grenze beinahe an Selbstmord“ die Kollegen zu kritisieren.
    Ich tendiere dahin, dem Verleger und Redakteur J. Augstein glauben zu schenken. Er erklärte zu “Journalisten-Kollegen und eine ehrliche Berichterstattung” in den deutschen Medien beinahe irgendwie fassungslos:

    „…und wenn man das mit denen besprechen würde, ich kenn die ja, … die nehmen auch keine Pillen … die machen alles freiwillig … die glauben, dass das die Wahrheit ist und das es richtig ist und das ist echt unheimlich, das ist echt scary …[…]die mediale Berichterstattung … ist auch so erkennbar interessengeleitet, von westlichen Interessen…”

    http://bit.ly/1zRgEEO

  171. Bemerkenswert finde ich, dass ausgerechnet ein Journalist eine Quelle anzweifelt, weil sie augenscheinlich nicht schriftlich schwarz auf weiß vorliegt sondern nur mündlich. Ich glaube, dass Gerichte durchaus schon vom Zeugenbeweis gehört haben.

  172. @192: „Ihre Antwort überrascht mich jetzt nicht sonderlich, Kritik ist eben nicht jedermanns Sache.“

    Stimmt, liebe „Jaqueline“ – Sie können aber an sich arbeiten und statt einfach mal „Schwachsinn“ in den Raum zu plärren, die ‚Differenziertheit‘ an den Tag legen, die Sie für Ihre Medienkritik doch immerhin behaupten (wenn auch an keiner Stelle belegen).

    @195: Nett“ dabei ist, dass es scheinbar keiner der so lautstark „böse Medien vs armer Hobby-Blogger“ Schreienden „

    Warum sind Sie eigentlich so agressiv? Was versprechen Sie sich davon, einen Beitrag verbal übergriffig zu beginnen und genau so auch zu beenden:

    „Aber das versteht man nicht, wenn man „die Medien“ sowieso ablehnt…“

    ?

    „Herr Baumeister ist journalistisch nicht im Tagesjournalismus tätig. Aber er ist als Journalist tätig:“

    Aha. Erst heben Sie Baumeister also auf professionelle Augenhöhe mit dem Spiegel-TV-Vize-Chef Heise; anschließend, wenn es zur Verteidigung Heises dringend menscheln muss, machen Sie Baumeister wieder zum Privatmann:

    „Aber ebensowenig wie Mika Baumeister seine emotionale und rein persönliche Einschätzung auf seinem Privat-Blog vorgehalten werden darf“

    Wie’s gerade passt.

  173. „Einschüchtern wollte ich nicht.“
    Natürlich nicht, Herr Heise. Sicher sind Ihnen nur die Finger ausgerutscht.

  174. @someonesdaughter #203
    Danke. Gut auf den Punkt gebracht. An diesen Sachen habe ich mich auch an Jaquelines Beitrag gestört.
    Vor allem an dem beleidigenden Ton, der dann hinterher zur „Kritik“ verklärt wurde.
    Aber vermutlich ist da Herr Heise zum Vorbild genommen worden…

  175. Geradezu pervers! der große Spiegel empfindet es als ehrenrührig mit solchen Praktiken in verbidnung gebracht zu werden und wirft eine unklare Sach und Faktenlage vor. Als Mittäter an vorderster Front in der Schmutzkampagne gegen den Piloten und dessen Familie, die an Schwachsinn und Unterstellungen nur noch durch den Spiegel TV beitrag getoppt wird, greift man einen jungen Menschen derart und öffentlich an. Ganz großes Kino und ein deutliches Zeichen für die journalistische Qualität und Wahrung der Menschlichkeit des Spiegels.

  176. Hallo Niggi, vielleicht solltest du dich nochmals kritisch mit der „Propagandaschau“ auseinandersetzen. Inzwischen ist ziemlich klar, dass es sich dabei um eine Propaganda-Aktion von Margarita Simonjan handelt, um das Vertrauen in die deutschen Medien zu erschüttern. Die Seite gibt sich „privat“, wird aber von einem professionellen Team rund um die Uhr betreut. Die deutschen Medien werden non-stop durchleuchtet. Kritische Kommentare werden sofort zensiert, schlimmer als bei den kritisierten Medien. Das Admin-Team macht nie Pause, ausser in der Woche vor dem Start von RT Deutsch…

  177. @Olaf #207
    wenn ich sehe, was die Propagandaschau täglich so auflistet, kann ich jetzt nicht direkt erkennen, wo „Vertrauen in die deutschen Medien“ herkommen soll.
    Die Textbausteine mit den „Knechten der Transatlantiker usw. sind ein bissel nervig, ändern doch aber an den massenhaften Kritikpunkten nichts.

  178. @Jörg Scheibe: Dass man den deutschen bzw. transatlantischen Medien nicht vertrauen kann ist klar. Mein Punkt war vielmehr, dass die Propagandaschau 1) offensichtlich eine professionelle und konzertierte Aktion ist, 2) höchst wahrscheinlich mit den Machern von RT / RT Deutsch verlinkt ist (vgl. die einzige Unterbrechung des Blogs in der Woche vor dem Start von RT Deutsch), und 3) selbst aggressiv Propaganda verbreitet, darunter auch oft alte Sowjet-Propaganda.

    Mit anderen Worten geht es darum, die Propagandaschau medienkritisch richtig zu qualifizieren. Aus meiner Sicht muss man sie primär selbst als professionelle Propagandaaktion mit russischem Background einstufen, nicht als sachlich-kritischer Blog.

  179. @ „Inzwischen ist ziemlich klar, dass es sich dabei um eine Propaganda-Aktion von Margarita Simonjan handelt, um das Vertrauen in die deutschen Medien zu erschüttern.“

    Wodurch wird das klar? Würde mich interessieren. Bitte um Beleg/Link.

  180. Guten Tag Herr Niggemeier,

    es ist Ihr gutes Recht, in Twitter irgendwelche Leute zu blockieren. Keine Frage.

    Besser hätte ich gefunden, vorher eine „Warnung“ zu geben („Hallo @XYZ, bitte unterlassen Sie künftig ABC“), was Ihnen missfällt, statt direkt und sofort zu blockieren.

    Möchte Ihnen eine Rückmeldung geben: Bin mir tatsächlich keiner „Schuld“ bewusst. Hab Sie weder diffamiert, noch beleidigt, noch in meinen Augen sonstwas „Freches“ oder Respektloses gemacht. Zumal ich viele Ihrer Beiträge schätze, wie auch Ihren Einsatz ganz insgesamt für verantwortungsvollen Journalismus. Des öfteren hab ich Sie daher auch retweetet. Und Sie mit Informationen (überwiegend zum Thema Ukraine-Krise bzw. MSM-Kritik) in Tweets adressiert. War es DAS, was Ihnen mißfiel? Ich kann nur rätseln.

    Also rätsle ich. Und das ist ein unerfreuliches Gefühl.

    Schade.

Comments are closed.