In eigener Sache: Die Krautreporter und ich

Vor gut einem Jahr endete das Crowdfunding für „Krautreporter“. In den nächsten Tagen bekommen die Unterstützter von damals Post: Sie sollen angeben, ob sie auch in Zukunft Mitglied bleiben wollen. Mindestens 6000, sagt Sebastian Esser, sind nötig, damit es in irgendeiner Form weitergehen kann.

Ich wünsche den Krautreportern viel Glück, aber ich werde nicht mehr dabei sein.

Ich bereue es nicht, mitgemacht zu haben, und ich finde es nach wie vor richtig, auszuprobieren, ob und wie ein Online-Journalismus funktionieren kann, der sich nicht der oft zerstörerischen Logik der Klick-Optimierung unterwerfen muss. „Krautreporter“ war und ist ein richtiger Versuch – aber für mich ist er nicht geglückt.

Der größte einzelne Fehler war meiner Meinung nach, eine eigene Software programmieren zu lassen, was viel Zeit, Geld und Nerven gekostet hat – und teilweise auch jetzt noch nicht richtig funktioniert.

Aber das zentrale Problem ist ein anderes: Uns trieb die Lust an, ein neues Geschäftsmodell auszuprobieren, aber nicht unbedingt eine gemeinsame redaktionelle Idee. Wir taten uns schwer damit, zu definieren, worüber wir berichten wollen und wie. „Krautreporter“ bietet großartige Freiheiten, Geschichten aufzuschreiben, die woanders so nicht erscheinen könnten, aber das ist noch keine Antwort auf die Frage, was für Geschichten wir dann aufschreiben wollen und sollen und welche Geschichten unsere Leser von uns erwarten können. Es fehlte etwas, das diese Geschichten verbindet – für uns Autoren und für die Leser vermutlich auch.

In den vergangenen Wochen hat sich dann stärker herausgestellt, was ein anderer „Krautreporter“-Ansatz sein könnte: Weniger getragen von den unterschiedlichen (Spezial-)Interessen der einzelnen Autoren, mehr bestimmt durch Themenschwerpunkte, die aus einer festen Redaktion entwickelt und produziert werden. Vielleicht ist das eine Chance für das Projekt, zur Not in kleinerem Stil.

Und ich? Ich bin wild entschlossen, aus den „Krautreporter“-Erfahrungen zu lernen und etwas eigenes auf die Beine zu stellen: eine Plattform für Medienkritik, unterstützt von den Lesern. Demnächst mehr!

Nachtrag, 21. Juni. Sebastian Esser erklärt, was aus seiner Sicht gut und schlecht gelaufen ist, erklärt die Zukunftspläne und fragt: „Bleibst du Krautreporter?“

140 Replies to “In eigener Sache: Die Krautreporter und ich”

  1. Ich werde wohl nicht mehr zu den 6000 gehören. Seit der Aktion um Tilo Jung, tue ich mir schwer, das ganze ernst zu nehmen.

  2. Ich werde mich auch ausklinken. 90% der Geschichten sind für mich persönlich einfach nicht interessant genug.

  3. Ob man von Themenschwerpunkten viel Besserung erhoffen kann, bezweifle ich aber auch. Gerade da, wo im Krautreportermix Schwerpunkte erkennbar waren, wurde ja deutlich, dass dort mit Nahostkonflikt, Linksammlungen und ein bisschen Biolebensmittel genau der gleiche Mainstream bedient wird wie im ganzen „kaputten“ deutschen Journalismus vor den Krautreportern eh schon.

  4. Ich bin auch draußen.
    Ich finde, die Seite ist unbenutzbar. Da sind die Emails, die seit neuestem kommen, besser zu lesen. Noch besser wäre einfach Text, aber das wäre ja zu einfach und nicht medial genug…
    Dafür ist es dann schwarz auf grau und in schmal.

  5. Ich werde mein Abo ebenfalls nicht verlängern. In erster Linie, weil seit Monaten kaum noch interessanter Content dort zu finden ist. Ein Großteil der Artikel hat Lückenfüller-Charakter. „Medienmenüs“, Interviews mit dem eigenen Personal und tägliche Linksammlungen haben bestenfalls Blog-Niveau, aber stellen für mich kein attraktives kommerzielles Angeobt dar. Dazu kommt die furchtbare Webseite, die bis heute nicht vernünftig läuft. Aber Herr Esser wollte ja offenbar unbedingt seine eigene Firma die Programmierung durchführen lassen. Das hat Geschmäckle. Genauso wie die unsägliche Posse um Thilo Jung und Danijel Visevic, die ich jetzt aber nicht aufwärmen möchte. Die vielzieiterte Community-Beteiligung findet ebenfalls nur sporadisch und intransparent statt. Ein Forum gibt es bis heute nicht (Hr. Esser weigert sich), die Kommentarfunktion ist katastrophal und irgendwelche versteckten Reddit-Threads sind für mich nicht praktikabel. Schade, da wurde eine riesige Chance vertan.

  6. „„Krautreporter“ war und ist ein richtiger Versuch — aber für mich ist er nicht geglückt.“

    Ich glaube das sehen die meisten eurer Leser ähnlich, mein persönlicher Tiefpunkt war der Affentanz um Tilo Jungs Instagram Post und die schnell wieder eingestampften Fußballstatistiken von Jens Schröder. Ich hatte allgemein selten den Eindruck wirklich orignäre Inhalte zu sehen, Peer Schader schreibt wie immer über Supermärkte, Christoph Koch macht sein „Medienmenü“, Tilo seine Interviews und auch Stefan Niggemeier die gleichen gut abgehangenen Inhalte über Aserbaidschan und Co.

  7. Klug und richtig, Stefan.

    Die Idee von Krautreporter war gut, deine Aktivität im ersten Jahr sicher hilfreich. Man muss allerdings in der Tat konstatieren, dass das Projekt gescheitert ist. Und ich stimme allen Kritikern zu: Keine Relevanz, keine Struktur und im Umgang mit Tilo Jung wirkten die Krautreporter wie eine Horde Jugend-Blogger.

    Schade eigentlich. Hätte mir mehr journalistische Relevanz durch investigative Recherchen gewünscht. Genug Themen, die man kritisch als wirklich unabhängige Journalisten aufgreifen könnte, gäbe es hier in Deutschland.

  8. Für meinen Fuffi hab‘ ich wohl insgesamt 3 Storys quergelesen und mich über die Charlie-Hebdo-„Berichterstattung“ geärgert. Und die Einschätzung mit der Software unterschreibe ich 100%. Fail, leider.

  9. Ich werde auch raus sein, neben den genannten Themen habe ich aktuell den Eindruck, dass mit Taschenspielertricks der mangelhafte Output verschleiert wird. Versprochen waren 4-5 Geschichten am Tag (wenn ich mich recht erinnere), geliefert werden die nicht mal in einer Woche. Übertüncht wird das durch Aufteilung von Geschichten auf Serien, einen Newsletter der zusätzlich als Artikel erscheint, ein Wochenposting, Besenkammergespräche und eine ausformulierte Blogroll, wo man „Prominente“ fragt, was sie denn so lesen.
    Schade.

  10. Ich werde ebenfalls nicht verlängern. Einen Großteil der Inhalte habe ich nicht lesen können, weil die Seite auf den meisten meiner Geräte katastrophal dargestellt wird. (Wie viel, lässt sich anhand der fehlenden Übersicht nicht abschätzen, erst recht nicht wie viele Artikel mir unterschlagen wurden, weil ich beim System mal wieder als „nicht angemeldet“ galt. Die sind aber eh kaum relevant, weil man sie nicht mit Freunden diskutieren kann dank Paywall). Gehofft hatte ich auf ein Medium, in dem man gute Reportagen gemütlich schmökern kann. Bekommen habe ich etwas, in dem Lesen eine Qual ist, und zudem nur am Schreibtischrechner geht, und Stöbern unmöglich.

    Alle die Probleme – die einfach zu fixen gewesen wären mit einer standardkonformen Version der Seite ohne Blingbling – habe ich bereits vor Start gemeldet. Das, was ich innerhalb der letzten 12 Monate an Reaktionen bekommen habe, ist angesichts der 60€ „Vertrauensvorschuss“ erbärmlich.

  11. Wie schon andere schrieben:

    die Seite ist für mich schwer bis nicht benutzbar. Ich will einfach
    Artikel lesen und nicht erst meinen Browser an das Layout anpassen (Größe) müssen um vernünftig etwas zu sehen.
    Sorry es gab mal ne Zeit wo sich Seiten dem Benutzer und nicht
    umgekehrt angepasst haben – bekommen andere auch hin.
    Statt das Rad neu (und für mich schlecht) zu erfinden hätte man was von der „Stange“ nehmen sollen.

    Es gibt zu wenig für mich interessante Artikel oder aber ich finde sie nicht (siehe oben).

    Ich finde es schade das es mehr an der technischen Umsetzung/Form liegt als an den Artikeln selber. Die die ich gelesen habe fand ich sehr gut!

    Nur da stimmt das Preis/Leistungsverhältnis für mich nicht mehr….

  12. Verständlich. Ich werde mein Abo auch nicht verlängern – ich bereue es nicht, das Projekt unterstützt zu haben, das Potential war definitiv da. Aber rausgekommen ist am Ende leider sehr, sehr wenig. Eigene Site, aber ohne wirkliche Community und mit unterirdischer Usability. Inhaltlich auch alles extrem schwach, die wirklich guten Stories konnte man an einer Hand abzählen und Niggemeier, Wiegold, Weinreich, et.al. kann ich auch auf ihren Blogs und bei SpOn, SZ etc. lesen, da lasse ich mein Geld lieber direkt bei den Autoren. Dann noch die hochpeinliche Tilo Jung Episode und diese bornierte Sturheit, Verbesserungsvorschläge der Leser umzusetzen, ne, danke, brauche ich alles nicht.

    Wenn es mit KR nicht weitergeht, wird wieder das große Wehklagen über den Untergang des Journalismus losgehen – aber ganz ehrlich – wenn das das Beste war, was der deutsche (Netz)-Journalismus zu Stande bringt, dann will bei mir kein rechtes Mitleid aufkommen.

  13. Ich habe den Eindruck, dass die „Krautreporter“ noch nicht wirklich verstanden hat, wie Journalismus heute seine Leser/Nutzer erreichen sollte. Für mich stellt sich „Krautreporter“ wie ein Versuch dar, das Abo-Modell der Zeitungen ins Digitale zu übersetzen (eben mit Backern statt Abonnenten). Ich denke aber, Geschichten müssen heute Teilbar sein und durch Viralität neue Leser und damit auch neue Unterstützer erreichen. Hier glaube ich, verschenken die Krautreporter heute noch viel Kraft der neuen Medien. Ich mag mich täuschen – (subjektiv wahrgenommener) Fakt ist aber: In meiner Facebook-Timeline oder meinem Twitter-Stream tauchte in den letzten Monaten nicht ein einziges Mal ein Artikel von der Seite auf. Vielleicht kenn ich aber auch einfach die falschen Leute. Meine Mutter hat mich früher schon davor gewarnt ;)

  14. Ich bin auch erstmal raus. Die Seite ist in der Tat wirklich grausig zu bedienen. Will man zu den Kommentaren scrollen, landet man in irgendwelchen vorigen Artikeln. Ältere Artikel zu finden ist sehr schwer, u.a. auch durch die komplett sinnfreie Praxis, unterschiedliche Überschriften bei Artikel und Übersicht zu verwenden. Inhaltlich habe ich schon ein paar interessante Sachen gefunden, aber was daran unbedingt so neu sein soll, weiß ich bis jetzt noch nicht. Das einzige, was in die Richtung ging, war die Bundesliga-Serie, die dann aber einfach eingestampft wurde. Soviel zu „andere Wege gehen“. Gerade da ist auch aufgefallen, dass die Informationspolitik äußerst mau war. Irgendwelche allgemeinen Infos oder Anfragen musste man unter verschiedenen Artikeln zusammensuchen, weil es sonst keine Möglichkeit gab, öffentlich zu kommunizieren (Facebook zählt nicht). Hm, irgendwie bin ich während des Schreibens in die Vergangenheitsform gerutscht. Schlechtes Omen.

  15. Der Satz: „Aber nicht wie Krautreporter“ gehört zu den meistgehörten des letzten Jahres. Im Gespräch mit Kollegen ist es genau das: Es war der Learning-Case einer ganzen Branche. Ich bewundere Sebastian Esser & Co. dafür, dass er es gewagt hat (statt nur zu reden). Kaum ein anderes Projekt hat die Diskussion um neue journalistische Projekte so verändert. Und allein das war die 60 Euro wert. Auf jeden Fall Danke, dass Du diesen Test mitgemacht hast, Stefan. (Und das Projekt nicht in den ersten Tagen auseinandergestoben ist.) Wo sammelst Du?

  16. Ja: Fail!
    Ich hab da wegen SN mitgemacht (war unter den 500 ersten Unterstützern). Was dabei rausgekommen ist, war lächerlich, und damit meine ich noch nichtmal die social media fails und content dumps, sondern hauptsächlich die sinnlose Plattform (vor der ja auch frühzeitig von vielen gewarnt wurde) und das unbenutzbare feed-format. Ja, dann war auch der Inhalt ziemlich belanglos, ich hätte mir viel viel mehr long reads gewünscht, aber geschenkt.

  17. Als Leser gefällt mir trotzdem, was bei den Krautreportern herausgekommen ist und deswegen will ich (anscheinend gegen den Trend hier) mein Abo auch verlängern.

  18. „(…) und teilweise auch jetzt noch nicht richtig funktioniert.“

    Ja, allerdings. Ich bin kein Zahler, kenne das System auch nicht von innen aus Redaktionssicht aber selbst von aussen, quasi als „Ausgeschlossener“ fällt mir bei jedem Besuch auf, wie hakelig sich das anfühlt. Das hat mich nicht zuletzt immer auch abgeschreckt mitzulesen.

  19. Ich habe in dem Jahr keinen einzigen Artikel dort gelesen und habe dafür bezahlt. Keins der Themen hat mich reingezogen. Einzelinteressen, ja, das wird es sein. Die Chance war da, move on.

  20. Ich hätte mir gewünscht, dass Krautreporter tages-/wochenaktuell die wesentlichen Themen aufgreift. Dafür wären nicht zwingend teure Reportagereisen erforderlich, sondern dass ginge auch vom Schreibtisch aus. Also seriöse Einschätzungen aus vorhandenen Quellen zB. Es gibt doch Leute (wie Niggemeier für Medien), die eine Meinung und Hintergrund mit etwas zeitlichem Abstand und Sachkenntnis erläutern können. Quasi als Tages/Wichenzeitungs-Zusatz / -Ersatz.

  21. Ich muss zugeben, dass ich von den Krautreportern erst jetzt höre, wo alles „schwierig“ wird. Als jemand, der eine eigene Blogsoftware benutzt und sich gegen WordPress wehrt, kann ich die Entscheidung für eine eigene Software durchaus nachvollziehen, aber so wie sich Krautreporter präsentiert, handelt es sich hier um ein journalistisches Portal bei dem es um die Inhalte geht und nicht darum, welche PHP-Klassen jetzt MySQL abfragen, um Inhalte darzustellen.

    Wenn ich von vornherei weiß, dass ich eine bestimmte Menge an Traffic und Usern zu erwarten habe, versuche ich doch erstmal ein etabliertes, stabiles System zu nutzen. Das wäre WordPress gewesen.

    Eine eigene Lösung, so wie ich sie verwende hat natürlich den Vorteil, genau das zu machen, was sie soll aber da muss man auch erstmal hinkommen.

  22. @Stefan Niggemeier: Im letzten Jahr hat Sebastian Esser ja mehrmals erkklärt, das man bei Krautreporter besonderen Wert auf „Fact-Checking“ legen wird. Hat das eigentlich funktioniert? Oder wurde jeder Artikel einfach veröffentlicht. (Man hatte manchmal diesen Eindruck…)

  23. Das Pferd ist doch schon lange tot, da ist es zweifellos eine gute Idee irgendwann halt mal abzusteigen…

  24. Tja ich glaube das wars wohl mit Krautreporter.Ich hab bisher noch gehadert ob ich verlängere oder nicht, hatte auf ein Statement der Redaktion gewartet wie man sich die Zukunft konkret vorstellt. Doch bis heute trotz Ankündigung leider nichts gekommen. Auch ist die Qualität der Artikel bzw. mein Interesse zu den Themen die bearbeitet werden gering. Man brauch schon eine gewisse Zielgruppe die man bedienen möchte, man hat aber an der Zielgruppe vorbei geschrieben bzw. für jeden etwas , aber für keinen so wirklich.Wirklich unabhängig war man dann auch irgendwie nicht weil man trotzdem nebenbei noch für andere Medien arbeiten musste, man will sich ja nicht schlecht darstellen bei den anderen indem man angreifbare Themen bringt.

    Es fehlt wie richtig erwähnt einfach ein Konzept, an Übersicht und an vernünftiger und strukturierter Partizipation.Bis heute noch kein Bericht zur OTRAG an dem ich mitgewirkt habe, ständig neue Versuche ohne die angefangenen zu verbessern oder weiter zu führen etc.

    Einem Projekt von Niggemeier gegenüber wäre ich tendenziell sehr aufgeschlossen, er hat sich ja auch schon bewährt hier in seinem Blog, aber auch in anderen Medien die kontroverse gesucht.Eine gute Basis wie ich finde. Medienkritiker gibt es aktuell wohl genug(mich eingeschlossen) und auch zu recht, man siehe nur die Bellingcat Story hier aber auch z.B. die Ente die der britische Geheimdienst da lanciert hat mit den gehakkten Snowden Dokumenten.Geschickt am Sonntag morgen über die Ticker von Reuters, die Redaktionen posten zu erst bevor Sie denken, Nachricht lanciert, Skepsis interessiert im Nachgang kaum einen mehr.Mission accomplished…

  25. ich werde mein Abo ebenfalls nicht verlängern, alle Gründe dafür sind oben bereits mehrfach genannt.

  26. Ich werde wohl auch nicht mehr zu den 6.000 Leuten gehören.

    Das Projekt war spannend, aber am Ende war Stefan Niggemeier für mich das stärkste „Mit-Mach“-Argument. Die Geschichten haben mich selten vom Hocker gehaut, die Darstellung der Webseite auf meinem iPad war total unbequem und buggy – ich hatte kaum Freude dran. Und selten was vom SN gelesen.

    Ich bin gespannt auf den Versuch von Stefan Niggemeier und bin relativ sicher, dass ich da am Start sein werde.

  27. Vieles ist gesagt, vielleicht gelingt es ja den KR sich in kleinerem Kreise neu zu erfinden, dann allerdings auch ohne mich.

    Leider wurde seitens der Kollegen auch sehr konkrete Untersützungsangebote, etwa im Bereich der Software, nie beantwortet. Das war der Punkt bei dem ich mich dann endgültig verabschiedet habe…

  28. Ein Nachtrag:

    Ich fand es auch sehr bedauerlich, dass relativ schnell (?) aber zumindest zunächst lautlos das Modell von „Fix-Gehalt“ (was ich einen wichtigen und richten Schritt fand und zweitstärkste Argument) auf „Euro pro Artikel“ umgestellt wurde…

  29. Eins vorweg, ich hab bei KR nichts gespendet, habe jetzt also auch keinen Verlust, über den ich mich ärgern könnte. Theresa Bäuerleins Artikel waren immer sehr lesenswert und ich bin ganz froh, dass sie so ein paar Leuten mehr bekannt wurde.

    Was mich aber gleich nach dem Start des Projekts Krautreporter stutzig gemacht hat, war, wie wenig die beschwörten Ideale bzw. die Vorstellung, den Journalismus umzukrempeln, mit dem Resultat gemein hatten. Meine Vorredner hier scheinen ja v.a. den Aufbau der Website und technische Details zu kritisieren, von denen ich nicht viel Ahnung habe (ich weiß gerade noch, was MySQL ungefähr ist).
    Aber ganz grundsätzlich: Das Internet und die neuen, grafisch höherentwickelteren Rechner bieten so viele Möglichkeiten, Journalismus interaktiver zu machen – seh-, hör- und dank Flash/Unity3d usw. auch „spiel-„/tastbarer. Warum man das so vernachlässigt und nur wieder das alte Format behält – Titel, Titelbild, Text, Kommentarspalte (in Zeiten von Facebook eh überflüssig, da sich die eigentliche Diskussion dort abspielt) – das erschließt sich mir nicht.

  30. Ich bin auch draußen. Die Website ist nach wie vor kaputt. Grundlegende Dinge funktionieren nicht und ständig bin ich nicht mehr eingeloggt. Den wöchentlichen Newsletter verwende ich, um mir den Link zur Kindle-Datei zu holen, damit ich die Artikel der Woche dann am Kindle lesen kann. Da fehlen dann aber die Bilder – auch das ist also kaputt (und weshalb wird mir die Datei nicht direkt an meinen Kindle gemailt?). Inhaltlich bleibt es bei einem Artikel, der mich wöchentlich interessiert. Dafür all das Generve mit der kaputten Technik? Nein Danke.

    Ich genieße sehr den täglichen Newsletter mit den drei Themen des Tages und dem Fundstück.

    Im Laufe des letzten Jahres habe ich viele anderen gute Seiten gefunden mit spannenden Themen wie siehdiewelt oder reportagen.fm. Und ich habe den Freitag abonniert. Die Notwendigkeit für Krautreporter in der jetzigen Form ist für mich geringer geworden.

    Grundsätzlich fehlt mir beim Krautreporter auch immer die inhaltliche Linie. Das wirkt wie ein Blog, wo jeder über alles schreiben darf.

    Letztlich muss ich also überlegen, ob mir der tägliche Newsletter das Geld wert ist. Der Rest ist es nicht.

  31. Auch ich werde mich als Abonnent von den KR verabschieden. Theresa Bäuerlein und Jens Weinreich gehörten für mich zu den Highlights, aber insgesamt waren da nur sehr wenige Perlen dabei. Das hätte ich noch verkraftet (ein Jahr ist nicht viel Zeit, um sich zu finden und ein tragfähiges Geschäfts- und in dem Fall Redaktionsmodell zu finden). Aber der Umgang mit Tilo Jung, dieses „wir schicken ihn in die Pause, bis er von selbst geht“, hat bei mir einen Bruch bewirkt. Die Krautreporter wollten was anders machen, und dann macht’s der Esser doch so wie jeder zweite Totholzverlag. Das passt nicht. Seither habe ich auch kaum mal was gelesen, mir war meine Zeit zu schade dafür. Vom problematischen Bedienkonzept ganz abgesehen, das ja auch schon kritisiert wurde.

    Schade, aber so ist es eben, wenn man Erwartungen nicht erfüllen kann.

  32. Auch ich darf nur bedingt Kritik üben, da ich nie Abonnentin war. Insofern muss ich mich eher bedanken für die, wie ich fand, teilweise schönen, langen Artikel (die meisten Autorinnen werden hier ja genannt, Theresa Bäuerlein ragte heraus), die ich ohne nervige Werbung genießen konnte. Die nicht sooo optimale Präsentation wäre mir egal gewesen, was ich schlimmer finde, und was ja auch im Post als bemängelt wird, ist die mangelnde „gemeinsame Redaktionelle Idee“. Ohne die ist doch alles nichts. Die Krautreporter empfand ich daher in gewisser Weise als sehr unpolitisch und damit langweilig.

  33. Ich bin ebenfalls raus.
    Diese Tilo Jung Kiste war für mich der Auslöser, nicht mehr bei Krautreporter vorbeizuschauen. Man kann von Tilo Jung ja halten was man will. Aber ausgewogener Journalismus ist das nicht, was er da betreibt. Ich halte es teilweise für pure Polemik. Sein Ziel ist es nicht, Themen vertiefend zu behandeln, sondern es geht um schnelle Empörung und billige Effekthascherei. Leider war er mit seinen Beiträgen zeitweise der aktivste Autor. Das muss man sich mal reinziehen. KR ist angetreten, unaufgeregt und mit mehr Tiefe Journalismus zu betreiben. Und der aktivste Autor tut genau das Gegenteil. Wie gesagt, wers gut findet, meinetwegen. Aber es ist halt eine ziemliche „Mogelpackung“, wenn man klugen, reflektierten und gut recherchierten Journalismus erwartet und dann einen voreingenommenen „Naivling“ vorgesetzt bekommt.
    Für dein Projekt, lieber Stefan, drücke ich die Daumen und werde es interessiert verfolgen!

  34. Liebe JournalismusderZukunftSucherInnen,

    Ich kann nur einladen, nicht mehr über „Businessmodelle“, sondern über eine „Bezahlpolitik“ nachzudenken.
    In der Pankower Allgemeine Zeitung schreibe ich über „Journalismus finanzieren …“ – und
    zwar mit „disruptiver Konfliktbereitschaft!“ und „open Mind“.
    herzliche Grüße
    Michael Springer

  35. “ eine Plattform für Medienkritik, unterstützt von den Lesern. “
    ,
    Achwas?! (cit. Loriot)
    Und das hier oben, der Stefan-Niggemeier-Blog, ist das nicht bereits “ eine Plattform für Medienkritik, unterstützt von den Lesern.“
    ?

  36. @37 Michael Springer
    Ist der erwähnte Artikel von gleicher „disruptiver Konfliktbereitschaft! und open Mind“ -Qualität? …also voller Fremdwörter und englischer Nullbegriffe?

  37. Werde auch nicht verlängern:

    – Auf dem Smartphone nach wie vor eine Zumutzung
    – Nur sehr wenig interessiert mich wirklich
    – Für Beiträge bezahlen, die bislang auf anderen Blogs umsonst erschienen? Nö.
    – Viel wurde versprochen, gehalten nur wenig.

  38. Auch ich werde nicht mehr dabei sein. Seit ein paar Monaten bin ich zahlendes Mitglied bei correctiv.org. Mein Wunsch: mehr Wahrheit – oder zumindest das ernsthafte Bemühen darum. Ich brauche nicht mehr Stories und schon gar nicht jeden Tag. Ich wünsche mir bessere Recherchen und wahre Information. Selbst wenn das nur 4-6 mal im Jahr kommt, aber dafür gut ist, ist das auch ok.

  39. @vasco, 41: 4 bis 6 mal im jahr ist schwierig, das medium würde in die bedeutungslosigkeit versinken bei all dem medialen rummel und informationsdschungel die einem tagtäglich umgeben. man muss sich das genau überlegen. aber wie ich das verstanden habe soll es ja nicht mehr nur um passives und einseitiges konsumieren gehen.

  40. Ich glaube, die Krautreporter-Sache basiert auch (nicht nur) auf einem Missverständnis: Man „kauft“ sich für 60 Euro im Jahr den Journalismus, den man gesinnungsmässig wünscht. Das wurde natürlich so nie gesagt, aber durchaus suggeriert. Daher rühren m. E. die Enttäuschungen. (Disclaimer: Ich habe nie bezahlt, weil ich die Geschichten ja sowieso zu lesen bekam – für mich DIE Schwäche des Konzepts.)

  41. @JMK, 44: Mir scheint, da versteckt sich mal wieder der Zynismus von Herrn Keuschnig, vielleicht kann er es aber nochmal konkretisieren.

  42. Ich werde wohl ebenfalls nicht verlängern.
    Im Grunde ist alles gesagt, ich sehe die größten Probleme bei:

    – Realisation mit Eigenentwicklung und eigener Firma (s. bekannte Probleme / Bugs)
    – dauerhafter vermehrter Aufwand durch immer neue nötige Updates
    – zu wenig Artikel und Vertonungen
    – zu wenig unterschiedliche Autoren
    – Journalistisches Ziel ist durch andere Probleme in den Hintergrund getreten

    Gelungen sind aus meiner Sicht Beiträge wie die von Rico Grimm oder Theresa Bäuerlein die zwar speziell sind, aber so kaum in bekannten Medien veröffentlicht würden. Das schafft Aufmerksamkeit und bietet eine interessante Abwechslung zum Medienalltag. Wenn da mehr kommt, bin ich vielleicht im nächsten Jahr wieder dabei, sofern es KR dann noch gibt.

  43. Ich war – als Skeptiker und Nichtbeteiligter – trotzdem neugierig auf die Neuerfindung des Journalismus. Was mich am meisten enttäuscht hat, war das pure, strunzlangweilige Mittelmass aller Geschichten. Nichts besonders recherchiert, nichts, was ich nicht auch sonst irgendwo in dem Spektrum zwischen ZEIT und taz hätte lesen können. Und streckenweise noch tantiger, als die ZEIT, deren Domäne das ist. Krautreporter ist also vor allem eines – schlicht überflüssig.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  44. @JMK / @Ste
    Null Zynismus, einfach nur wirtschaftliche Logik. ich habe immer gelesen, das Vorbild sei die holländische Seite „De Correspondent“. Dort muss man für Artikel zahlen, bekommt m. W. nur einen Newsletter per Mail mit den neu aufgelaufenen Artikeln. Was ist daran so exotisch?

    Worin lag der Mehrwert bei einem Abo? Kommentieren zu dürfen, okay. Und nach Berlin eingeladen zu werden. Das ist – auch wenn es Berliner schwer verstehen können – für Kölner, Stuttgarter oder Münchner irgendwie nicht besonders attraktiv.

  45. @Gregor Keuschnig, 43

    Ich denke, das kommt der Sache schon sehr nahe. Im Endeffekt war das „Crowdfounding“ nichts anderes als klassisches Mäzenatentum, die Gegenleistung war ja mehr als symbolisch. Das Modell funktioniert dann leidlich, wenn der Mäzen das bekommt, was er sich erhofft hat (z.B. einen dediziert linken Blick auf die Welt in der taz), bei so einem diffusen Themenmix ist die Enttäuschung aber in der Tat vorprogrammiert.

  46. @Gregor Keuschnig
    der „Mehrwert“ lag darin das Projekt zu unterstützen.
    Reicht doch.

    Ich halte nichts von Filterbubbles, nicht anderes stellt eine Magazin mit paywall dar. Da mag für special interest Publikationen sinnvoll sein, für ein multithemen Magazin eher nicht.
    In einer Blase werden außerhalb keine Akzente gesetzt.

  47. Wenn man es aber von vorneherein offen hält, kann sich die eine oder andere vorgeschlagene Geschichte weiter entwickeln, so wie es auch hier im Medienkritik-Blog von Stefan Niggemeier das eine doer anderen Mal geschieht. Es ist oft passiert dass mir die Kommentare Einiger und die Diskussionen untereinander viel zur Differenzeirung und Aufklärung beitrugen, die Geschichte zum Drehen brachten, da kamen Links zur weiteren Lektüre oder ettliche andere Hinweise. Das würde ja nicht funktionieren wenn man gleich zu Beginn beschließt, eine geschlossene Gesellschaft zu konstruieren, weil man(n) ja glaubt man müsse die Leute zwingen zu bezahlen, weil man ja selbst nie freiwillig was zahlen wollen würde….pffffft.

  48. Unterm Strich bin ich auch enttäuscht.

    Ich war ebenfalls unter den ersten 1.000 Abonennten – v.a. wegen SN und Richard Gutjahr. Letzterer hat bislang ganze 2 Artikel beigesteuert – WTF?

    Auch ich meine damals vernommen zu haben, dass rund 4 Artikel werktäglich erscheinen sollten. Wenn man den ganzen Füllkram (wie das für mich völlig uninterressante Medienmenü) weglässt, dann kam KR in manchen Wochen nicht einmal auf 10 „echte“ Artikel. Das war und ist in meinen Augen zu wenig.

    Was ich toll finde und fast jeden Tag lese ist die Morgenpost von Christian Fahrenbach. Die Mail werde ich vermutlich am meisten vermissen, wenn ich nicht mehr dabei bin (habe mich noch nicht ganz entschieden). Aber das fällt mir ein, dass die ja auch als „normale“ Artikel erscheinen, hm…

    Wie die meisten hier finde ich die Webseite katastrophal. Ausgerechnet auf dem iPad ist sie kaum benutzbar. Auf meinem iPhone 6 ist die Performance einigermaßen, aber auch dort muss ich mich alle Nase lang wieder einloggen, um Kommentare zu lesen und bei gefühlt jedem zweiten Aufruf, wird die Sondertypo nicht geladen und die Schrift erscheint in häßlichem Times. Und überhaupt, wo bleibt eigentlich die versprochene App?

    Mir geht es echt nicht um die 60€, die zahle ich gerne, zumal ja auch einige Artikel echt gut waren (u.a. die von der hier bereits mehrfach gelobten Theresa Bäuerlein aber auch von Victoria Schneider). Aber dass es KR trotz des Mio.-Budget nicht geschafft hat, eine halbwegs brauchbare Technik zum Verwalten(!), Kommentieren(!!) und Lesen(!!!) der Artikel an den Start zu bekommen, finde ich mehr als enttäuschend.

    Mal sehen was da in den nächsten Tagen von denen kommt.

  49. Lieber Stefan,

    für mich warst du damals das Zugpferd. Ich hatte seit Jahren dein Blog gelesen, war nicht immer deiner Meinung, aber immer beeindruckt von deiner Argumentationskraft. Ich wusste, dass ein Projekt, das du unterstützt, unterstützenswert ist. Als ich Sponsorin wurde und meine 60 Euro dazu gab, war ich mir des Risikos bewusst, dass es vielleicht nicht toll wird. Ich wollte aber, dass die Krautreporter eine Chance haben, das war mir das Risiko wert.

    Deswegen bin ich heute nicht böse, dass die Krautis mich nicht überzeugt haben. Auch das war ja einkalkuliert. Ich wollte, dass es die Chance gibt, es gab die Chance, ich bin mit mir im Reinen.

    Ich werde auch nicht mehr dabei sein, obwohl ich insgeheim hoffe, dass dieses Projekt doch noch großartig wird. Ich bin mir des Risikos bewusst, dass ich dann nicht sagen darf, dass ich zu Beginn immer dabei war. Auch mit diesem Risiko kann ich leben.

    Mein Vertrauen hast du nach wie vor. Es war richtig, es ein Jahr lang zu versuchen! Ich würde dir als Zugpferd auch beim nächsten Projekt folgen. Für mich bist du nach wie vor unverändert eine der Stimmen im Netz, der ich gern zuhöre. Ich vertraue deiner Einschätzung. Dafür müssen wir nicht mal immer einer Meinung sein!

  50. @Max: Weil ich es vergleichsweise anstrengend und unbefriedigend fand – was zum Beispiel an der Technik lag, die in den ersten Monaten auch die Kommunikation mit den Lesern sehr erschwerte. Ich bin natürlich auch verwöhnt dadurch, dass ich dieses Blog habe, in dem ich größte Freiheiten habe (um den Preis, damit fast kein Geld zu verdienen). Ich bin vielleicht auch zu früh innerlich schon auf Distanz gegangen zu dem Projekt.

    @Jochen Baumberge: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Artikel wurden nie einfach veröffentlicht, sondern immer gegengelesen. Aber ein gründliches Fact-Checking war das auch nicht immer.

    @Martin: Das war aber in Wahrheit gar kein Unterschied. Es gab ein fixes Honorar pro Artikel, und wenn man eine feste Anzahl von Artikeln schreibt (Ziel: 1 pro Woche), kommt dadurch ein fixes Honorar pro Monat zustande.

    @kdm: Ja. Zahlt nur nicht die Miete.

    @Gregor Keuschnig: Ich weiß nicht. Was wäre denn dann konkret die gewünschte Gesinnung? Man sieht doch an den Kommentaren hier schon, wie Leute einerseits enttäuscht sind von dem Projekt, weil Tilo Jung dabei ist, und andererseits, weil er nicht mehr (so sehr) dabei ist.

  51. Ja, die Technik ist nicht die beste, nicht auf Smartphones optimiert, das Nachladen der Artikel nervt und ein standardsystem hätte es auch getan. Ja, die Macher haben viel versprochen und wir haben noch mehr herein interpretiert. Ja, es wurde nicht alles gehalten (Auoren, Festgehalt, Artikelanzahl etc.).

    Ich werde aber trotzdem verlängern.

    Denn nur so kann sich das Projekt weiterentwicklen. Und natürlich geht bei einem neuen Projekt nicht alles glatt. Es werden Fehler gemacht. Das ist menschlich.

    Ich bin wegen der bekannten Gesichter gekommen, aber ich bleibe wegen denen, die ich neu kennengelernt habe. Krautreporter ist inzwischen in meine tägliche Routine integriert. Ich habe jeden Tag eine unaufgeregte Zusammenfassung der tagesaktuellen Themen und an den meisten Tagen (die Medienmenüs und Lieblingsreportagen lasse ich auch weg) habe ich einen längeren Text. Dazu kommen tägliche Linktipps. Die Themen sind für mich relevant und ich lerne was neues. das ganze kommt ohne ein hetzen hinter den neusten Ereignissen daher.

    Dafür zahle ich gern. Ich bin aber auch auf neue Projekte wie der Sender oder das hier erwähnte Projekt gespannt und werde neue Versuche abseits der etablierten Medienhäuser unterstützen.

    Puh! Das ist jetzt ganz schön lang geworden. Ich wollte aber dem vielen Unmut mal eine andere Sichtweise entgegen setzten

  52. @JMK
    Projektunterstützung als „Mehrwert“? Demnach wäre also das Projekt an sich schon genug. Lächerlich.,

    @Stefan Niggemeier
    Mehrheitlich gewünscht war wohl ein “ dediziert linker Blick“ („Ö“ #49) à la taz. Die Verlinkungen der KR-Beiträge war dann immer deutlich höher. Die Tilo-Jung-Sachen stellten ja keinen zusätzlichen Vorteil dar – er hatte schon vorher publiziert. Unwidersprochen aus der Redaktion m. W. nach übrigens seine sehr einseitigen Beiträge pro Hamas/Palästinenser.

    Einseitigkeit ist nicht per se schlecht, wird aber irgendwann langweilig. Wenn man suggeriert, die User zu beteiligen, gibt es mindestens drei Möglichkeiten: 1. Die Redaktion schreibt je nach Gusto. 2. Die Redaktion nimmt Wünsche und Argumente der Masse zur Kenntnis, geht auf sie ein, bleibt aber unabhängig davon. 3. Die Redaktion macht, was sie will. Etliche User dachten, es gäbe eine Art Wunschkonzert. Das kann ich an den Reaktionen hier sehen, wenn man moniert nach den Paris-Anschlägen seien keine Beiträge gekommen. Ich würde dies nicht als falsch bezeichnen, weil eh schon gefühlte 1000 Leute darüber geschrieben haben. Mich würde interessieren, welcher Art ein Beitrag hätte sein sollen.

    Aus einem anderen Grund war mir schon nach der Crowdfoundig-Phase klar, dass das Projekt in falschen Händen ist. Man ging hin und steckte – transparent – große Summen in eine Software, statt sich um den „Content“ und Recherchen zu bemühen. Ich kenne solche Allüren von Firmen- bzw. Abteilungsneugründungen. Die Chefs kaufen erst mal vom Budget eine große und schöne Büroeinrichtung mit allen Schikanen. Dann kommen dicke Autos. Vom Rest des Geldes, das dann noch übrigbleibt, wird Personal eingestellt. Das darf aber dann nicht „zu teuer“ sein…

  53. Lieber Stefan Niggemeier,

    mich hätte ja noch interessiert, wie Du die Prinzessinenreporter findest. (Die heutige Persiflage dieses Posts finde ich beispielsweise nur mäßig gelungen :-)

  54. @Gregor Keuschnig: Das Prinzip von Tilo Jung ist es, mit allen möglichen Leuten ausführlich zu reden und sie zu Wort kommen zu lassen. Waren seine Interviews mit den Sprechern des israelischen Außenministeriums und des israelischen Militärs dann ein „sehr einseitige Beiträge pro israelische Regierung/Israelis“?

    (Man muss Tilos Methode ja nicht mögen. Aber man könnte sie schon verstehen.)

  55. Krautreporter war ja nicht perse schlecht, es hat nur extrem abgebaut die letzten paar Monate. Viele wichtige Autoren sind schon lange nicht mehr an Board, Tilo Jung, Niggemeier, Wiegold.

    Rico Grimm war für mich noch ein Strohhalm, aber wegen einem Autor der dass nicht alleine stemmen kann ein Abo abschliessen? Wie gesagt, es waren viele auch sehr gute Artikel dabei, aber die Qualli hat zu deutlich nachgelassen, die Kommunikation ist zu dürftig und das Kommentieren war auchgrund mangelnder Struktur ein graus, wenn ein Artikel mehr als 3 Tage alt war, konnte man die weitere Diskussion schon vergessen.Aus den Augen, aus dem Sinn.

  56. Danke für die Klärung (SN fehlte mir schon lange bei den Krauts), verbunden mit etwas neuer Hoffnung, Stefan.

    Meine Hoffnungen an die KR haben sich nicht erfüllt, meinen mehreren Anteilen weine ich aber keine Träne nach: ohne Moos nix los. Das mußte investiert sein.
    Aber der community-Gedanke war nicht meiner, ich wünschte Journalismus. Bei Dir/hier immer gefunden, dort zeitweise verzweifelt gesucht.
    Mittlerweile ist kaum noch ein richtiges Thema zu entdecken.

    Auf Dein Medienkritik-Projekt freue ich mich schon jetzt; hoffentlich wird das bald konkreter.

  57. Wie oben schon erwähnt, war der Anspruch hoch, auch zu unrecht falsch projiziert. Die Leser wollten wohl aktuelle und investigative Geschichten, auch wenn das so nie kommuniziert wurde.
    Mir sind gute Artikel zum Kaninchenzüchterverein lieber als halbgute zur Weltpolitik. Ich meine immer noch, es war ein Fehler oder zumindest keine Notwendigkeit auf aktuelle Ereignisse zu reagieren.
    Mir fehlte oftmals die Tiefe, Einordnung von größeren Zusammenhängen.
    Nur als ein Beispiel: Gerade im Bereich Medienkritik: warum ist der Technik- und Reisejournalismus kaputt? Warum vermischen sich gerade hier so oft PR und Redaktionelles. Auch im Bereich Technik- und Travelblogs.

    Aber: ich habe einige gute Interviews gelesen, die dem Namen auch mal gerecht werden. Aktuell war der Beitrag von Teresa Bäuerlein zur Pornobranche einer der besten Artikel des Jahres. Auch außerhalb von KR.
    Aber wie oben schon angemerkt: die Software ist unter aller Sau. Es funktioniert ja nichtmal die Suchfunktion!

    Ich verlängere vielleicht auch, je nach Ausrichtung.
    Trotz der grottigen Webseite, aber schon als Widerpart zu den Dauernörglern aus der Branche, explizit die Meddia, die ja fast schon kampagnenhaft sich an den KR abarbeitet, was eh ein Treppenwitz der jüngeren Mediengeschichte ist.

    Für die Zukunft: mehr Rückgrat und sich nicht von der Empöria treiben lassen, hoffentlich eine schicke Webseite mit mehr multimedialen Inhalten.

  58. aus den meisten kommentaren spricht ein gerüttelt maß an ungeduld & frust – mir geht’s deutlich anders. KR hat „geliefert“, ich habe jede menge spannender reportagen/beiträge von danijel visevic, victoria schneider, thilo jung, theresa bäuerlein, jan brandt, hanno charisius, und rico grimm zu lesen bekommen. ja, auch von stefan niggemeier, und einer reihe anderer autor.innen. und bin nicht mit altbekanntem im jeweiligen lack (spiegel, zeit, sz) abgespeist worden. und als bonbon kommt die werktägliche morgenpost von christian fahrenbach. also werde ich getrost mein abo verlängern.
    zur erinnerung: trotz klarer linie von beginn an hat die taz nach einem jahr deutlich blasser ausgesehen als KR.

  59. „Der größte einzelne Fehler war meiner Meinung nach, eine eigene Software programmieren zu lassen“ … Nö. Der größte einzelne Fehler war, arrogant zu behaupten, der Onlinejournalismus ist Kacke und Ihr könnt alles viel besser … Aber überhaupt kein inhaltliches Konzept zu haben und Leute wie Thilo Jung mitmischen zu lassen.

  60. Ich persönlich fände die Krautreporter MIT einem starken Stefan Niggemeier und mehr sichtbaren Bemühungen um ein gemeinsames redaktionelles Konzept wichtiger als eine neue Plattform zur Medienkritik. Nach einem ersten Schritt ist es manchmal sinnvoll, auch den zweiten zu machen.

  61. Ich habe nichts anderes erwartet. Dass die Krautreporter sich selbst zerstückeln war mir ziemlich schnell klar.

    Dass Nichtbezahler keine Kommentare lesen dürfen ist wohl auch so ein Punkt. Ich möchte, als Leser, auch Meinungen SEHEN. Nicht unbedingt kommentieren, aber wenigstens anschauen und dann überlegen, ob man abonniert um mitreden zu können.
    Die Idee war und ist noch immer nett, aber ständig aufgefordert zu werden, dass man „JETZT MITGLIED WERDEN“ soll, finde ich schon etwas unverschämt. Das ist weder zeitgemäß noch sonderlich sinnvoll.
    Auch sonst haben mich die wenigsten Beiträge wirklich interessiert. Manchmal kam ich mir vor wie bei der HuffPo – mit derem Design und Beiträge belanglos für mich.

    Natürlich alles Gute weiterhin für die Seite, aber das wird wohl nichts mehr werden. Eine Idee, die wohl schon an der FührungsClique gescheitert ist und noch immer uneins ist. Wie soll man da ein Blatt gestalten, wenn nach einem Jahr noch immer nicht klar ist, wohin es geht und wer genau die Verantwortung für was trägt?

  62. Krautreporter schossen leichtfertig in/auf erste Silbe des Projektnamens:

    Ins Kraut schießen: Im ursprünglichen Sinne wurde die Redewendung ausschließlich für Pflanzen benutzt, die zu viele Blätter und zu wenig Blüten und Früchte treiben, deren Wachstumskraft also zu sehr auf die krautigen Bestandteile gerichtet ist.

  63. Ich gehöre auch zu denen, die ergebnisoffen investiert haben. Die Ankündigungen waren schon drüber – da wollte ich auch sehen, was passiert, wenn’s klappt.

    Und es exakt das eingetreten, was ich erwartet hatte: Die Realität blieb dahinter zurück. Alles andere wäre aber auch fast schon erschreckend gewesen.

    Mir gehts hier gar nicht um „Ich hab’s ja vorher gesagt!“, sondern um Werben für mehr Geduld, Nachsicht und einen Fokus auf Gutes. Auch deshalb finde ich mein Geld richtig investiert: wegen des Erkenntnisgewinns auf beiden Seiten. Und drum zahle ich auch weiter. 1. Jetzt ist die Zeit des Fazitziehens, sowohl woanders (zB hier) als auch in der Redaktion selbst. Ob nun nach außen kommuniziert oder nicht. Wo Analyse, da manchmal auch konstruktive Umsetzung. 2. Wenn der Erwartungsdruck weg ist, die Countdown-Szenerie der ersten Fundingphase – das könnte in Kombi mit 1. helfen.

    Und wenn nicht: wieder was gelernt und eine 2. Chance gegeben. Das lässt mich ruhig schlafen.

    In diesem Sinne: gute Nacht, völlig ironie- und zynismusfrei.

  64. Wenn ich mir vor Augen führe, mit welchen vollmundigen Ankündigungen und welch einer Arroganz (wir sind die Retter des Online-Journalismus) das ganze Projekt gestartet wurde, dann ist das schon wirklich ein desaströses Ergebnis. Statt klein anzufangen und dieses Projekt langsam aufzubauen, wollte man erstmal einen Batzen Kohle haben, um diesen nun hilflos verbrennen zu sehen. Und das Schlimme ist: Im Grunde war das doch alles absehbar. Besser wäre ein Projekt mit wenigen, aber dafür investigativen Storys gewesen – wo jede Geschichte eine Stunde später sich im Netz verbreitet und zum Gesprächsthema wird. Die Formulierung „Wie der Krautreporter berichtet…“ habe ich aber nirgends gelesen.

  65. […] Sowas mache ich ja immer wieder gerne, das Ende von etwas verkünden, bevor es wirklich eingetreten ist und dann abwarten, bis es eintritt. Leider habe ich den Moment in Sachen Krautreporter nun beinahe schon verpasst, wo doch schon die Krautreporter-Prominenz das Scheitern des Projektes bekannt gibt. […]

  66. Es gibt sicher einiges zu sagen darüber, was wie warum nicht so geklappt hat wie angekündigt.
    Aber: Krautreporter ist eine der wenigen Chancen, Geschichten abseits der kommerziellen Strukturen des Journalismus zu veröffentlichen.
    Deshalb: Ja, es muss sich weiterentwickeln. Und: Ja, in dieser Hoffnung werde ich als Leser dabeibleiben. Das ist ja gerade das Problem kommerzieller Anbieter, dass sie sich sofort von einer Idee verabschieden, wenn es nicht gleich so läuft wie erwartet!

  67. Der Eindruck verfestigte sich nach einigen Monaten: Auch bei den Krautreportern werden überwiegend die medial gängigen Wald- und Wiesenkräuter verwurstet.

    Es gab leider von Beginn an weder ausgiebig wildwachsendes Unkraut, noch besonders wirksames oder gesundes Heilkraut. Nicht einmal besonders deftiges Sauerkraut habe ich irgendwo entdeckt.

    Mag ja sein, dass Wald- und Wiesenkräuter auch partiell gefährdet sind …

    Es ist jedenfalls irgendwie schade. :-)

  68. Die von lil(68) angesprochene Sache habe ich auch nie verstanden:

    „Dass Nichtbezahler keine Kommentare lesen dürfen ist wohl auch so ein Punkt. Ich möchte, als Leser, auch Meinungen SEHEN. Nicht unbedingt kommentieren, aber wenigstens anschauen und dann überlegen, ob man abonniert um mitreden zu können.“

    Auch wenn es die Seitenbetreiber sicher manchmal in den Wahnsinn treiben mag, aber ich finde Kommentare oft mindestens genauso spannend, wie die Artikel selbst. Häufig findet man dort interessante Argumente und neue Sichtweisen.
    Das Blog hier wäre für mich z.B. auch nur halb so spannend ohne eine Kommentarfunktion. Mal ganz ganz abgesehen von der Tatsache, dass es sich auch ein wenig für die Betreiber lohnt, wenn die PIs nach oben gehen, weil einige Leute die Seite häufiger besuchen, um eine Diskussion zu verfolgen.

  69. Also man möchte den Artikel kostenlos lesen, die Kommentare und vielleicht auch noch die Anmerkungen der Autoren (die sind ja auch nicht uninteressant). Das wird man doch wohl für 0,00 € erwarten können, also ehrlich. Das müssen die Krautreporter schon bieten … hmm, naja.

    Ich schwanke noch, ob ich verlängere. Nicht zuletzt, dass ich auch ohne Verlängerung weiterlesen könnte (wenn auch nicht die Kommentare ;-)), verringert den Reiz. Zumindest, wenn genügend andere verlängern würden, damit es weitergeht.

  70. Nach einem Jahr habe ich jetzt das Fazit, was ich leider schon beim Start vermutete und weshalb ich das Projekt nicht unterstützt habe. Fand ich die Idee doch klasse, so war eine Zahlung (zumindest am Anfang, irgendwann habe ich es nicht mehr verfolgt) nur per Kreditkarte möglich – Was in Deutschland immer noch ein eher selten benutztes Zahlungsmittel ist. Die Begründung damals war, dass der Betrag auf der Kreditkarte nur geblockt würde und das ginge mit anderen Systemen nicht. Selbst mein Angebot – ich korrespondierte dann mit Herrn Esser – einfach das Geld zu überweisen und wenn es halt nichts wird, dann wird es halt nichts (oder alternativ Rücküberweisung), wurde abgelehnt mit dem Hinweis, dass könne ihre Buchhaltung nicht.

    Weder wurde auf die Community eingegangen, die die Kreditkartengeschichte mehrfach bemängelte, noch schien es eine vernünftige Projektsteuerung zu geben. Und die vielen beschwerden hier über die Usuability der Webseite passen da finde ich perfekt ins Bild: All der „langweilige“ Kram wie Buchhaltung, IT, … scheinen mir äußerst mangelhaft organisiert und durchgeführt worden zu sein. Man hätte sich viel lieber auf seine Kernkompetenzen und das tatsächlich neue konzentrieren sollen, nämlich das Konzept zum Onlinejournalismus.
    Wozu man da Zahlungsdienstleistungen und Webseitengestaltung alles selber machen muss und womöglich das Rad neu erfinden will, erschließt sich mir nicht.

    Ich denke daher schon, dass es eine gute Idee ist – Nur eine gute Umsetzung war es noch nicht.

  71. Ich werde mein Abonnement auch verlängern; klar im ersten Jahr wurden Fehler gemacht (ziemlich grosse sogar), aber das war ja zu erwarten; klar ist man mit grossen Worten gestartet, aber anders hätte man die Aufmerksamkeit wohl kaum erzielt und die benötigte Geldsumme nicht zusammenbekommen.

    Mich befremden die Häme und Schadenfreude hier doch etwas – bei den Kommentatoren klappt wohl immer alles auf Anhieb? Und sonst bekommt man für 60 Euro auch die ganze Welt (natürlich wahlweise mit oder ohne Thilo Jung – soviel Mitbestimmung muss schon auch sein) fürs ganze Jahr geboten?

  72. @ Dirk (Nr. 80) — „Weder wurde auf die Community eingegangen, die die Kreditkartengeschichte mehrfach bemängelte…“ Doch, hat man — man konnte zum Schluss mit Paypal bezahlen. Bei den Fakten sollte man schon bleiben, der Fairness halber.

    „einfach das Geld zu überweisen und wenn es halt nichts wird, dann wird es halt nichts (oder alternativ Rücküberweisung), wurde abgelehnt mit dem Hinweis, dass könne ihre Buchhaltung nicht.“ Und das wundert Sie? Wer hätte denn das machen sollen? Umsonst?

  73. @ChristinaInAustralien

    Klar werden Fehler gemacht. Was mich irritiert ist, dass offenbar nicht wenige das Angebot gar nicht nutzen können (oder wollen), weil die Website derart schlecht funktioniert. Diese Fehler waren zum Start vorhanden (ich hätte das Projekt so nicht gelauncht) und sind BIS HEUTE in weiten Teilen noch nicht behoben worden, sondern durch immer andere ebenfalls kaputte Dinge (eBooks, Suche) ergänzt worden. Da stellt sich ganz einfach die Frage, was die Krautreporter eigentlich möchten. Leser offenbar nicht.

    Bezahlung selbst per Geldschein im Briefumschlag bekommt Posteo übrigens ganz vorzüglich hin. Man muss nur wollen.

  74. @ Oliver K.
    Bezahlung ist das eine, beim Crowdfunding ging es aber um eine Reservierung von Geldern, die man wieder zurückzahlgezahlt hätte, wenn die Summe nicht zusammen gekommen wäre. Macht Posteo sowas? Letzlich ging’s doch mit paypal (Geldschein im Umschlag wäre f. mich von Canberra aus jetzt nix gewesen.)

    Die Plattform frustriert mich auch — TELL ME ABOUT IT!!! Aber die standen auch unter Druck und haben das wohl sehr zeitig so beschlossen, dann einfach den Laden zuzulassen wäre so einfach nicht gewesen. Man stelle sich die Welle der Empörung vor.

    Klar, das ganze Geruckel hat eine gewisse Entzauberung bewirkt, und die eher tollpatschige Art, mit der Community zu kommunizieren (oder streckenweise eben nicht), hat da nicht unbedingt Bonuspunkte gebracht. Wobei ich finde, dass sich die Technik jetzt schon gebessert hat; ich habe weder auf dem Macbook, noch aif dem PC oder Ipad Probleme, auch bei schwachem Wifi…

    Mich stört an der Diskussion hier der Tenor, dass man das ja gleich wusste und AchGott, was soll denn ohne Celebrity Autoren wie Niggemeier jetzt werden. Wir Deutschen tun uns manchmal ein bisschen schwer in den Sparten Euphorie und Optimismus, schon klar, aber warum gibt man dem Ganzen nicht eine weitere Chance?

  75. Unabhängig von diesem Beitrag hier hatte ich mir auch schon in den letzten Wochen Gedanken zum Thema „Verlängerung bei KR“ gemacht. Wie vielen geht es bei mir in den Überlegungen schon mit den Basics los und da fällt – wie schon oft hier beschrieben – die Website negativ auf. Das stört mich zwar auch, würde mich jetzt aber nicht von einer Verlängerung abhalten. Das Thema „Community“ hat sich aus meiner Sicht auch bei weitem nicht so entwickelt, wie ich mir das zu Beginn mal vorgestellt hatte. Hängt wahrscheinlich auch mit der Plattform zusammen, aber wenn es schon ewig dauert, bis man mal auf Kommentare in einer vernünftigen Struktur antworten kann, dann macht das keinen Spaß. Und wie Gregor Keuschnig schon gesagt hat: was soll man als nicht-Berliner mit den ganzen Events dort? Ist für im Prinzip unerreichbar.

    Und der Inhalt? Joa, leidlich interessant. Der für mich mit Abstand beste Artikel war die (Kriegs-) Berichterstattung aus Afghanistan – und der war auch nur von einer anderen Quelle wiederverwendet. Auch das Interview mit Johannes Clair fand ich groß. Dann läßt es aber auch schon stark nach. Den täglichen Newsletter finde ich tatsächlich informativ – aber wenn mindestens ein Mal pro Woche Korrekturen mitgeschickt werden müssen, dann spricht das nicht gerade für Sorgfalt … Und ich war bei jedem dieser komischen Hunde-Comics verärgert, dass ich das auch irgendwie mitfinanziert habe (aber Geschmäcker sind ja verschieden).

    Also: ich werde (sehr wahrscheinlich) auch nicht verlängern. Bin aber mal gespannt, wie dieses Thema noch „offiziell“ bei KR angegangen und (hoffentlich) diskutiert wird.

  76. @ChristinaInAustralien

    Das Problem ist mMn nicht grundsätzlich, dass die Technik anfangs nicht funktionierte. Das hätten vermutlich alle akzeptiert, wenn eine Besserung sichtbar wäre. Die kann ich aber beim besten Willen nicht erkennen.

    Es gab unter mehreren Beiträgen Diskussionen zur Technik (leider gibt es ja keine andere Möglichkeit des Feedbacks) und auch Reaktionen von Seiten KR, aber es ist nichts passiert. Alleine das Freischalten von Absätzen!!! in Kommentaren hat ja über einen Monat gedauert. Und dieses be**** Nachladen des nächsten Artikels beim Lesen der Kommentare könnte man sicher auch leicht abstellen (oder eine Wahlmöglichkeit in den Einstellungen zulassen), es ist aber offensichtlich nicht gewollt.

    Auf meinem Handy ist die Seite auch seit Anfang an nicht sinnvoll nutzbar. Ich habe das bereits mehrmals unter Artikeln, per Mail und bei den Umfragen genannt aber es ist keine Besserung in Sicht. (Und aufgrund anderer Kommentare weiß ich, dass es nicht nur mir so geht).

    Und das ist ja nur die Spitze des Eisberges. Dass man sich ständig neu einloggen muss, die Kommentare unglaublich schwer findet und die Übersicht mit haufenweise „Füll“-Artikeln (Morgenpost, Medienmenü, Wochenpost, in eigener Sache….) zugemüllt ist und man die richtigen Artikel gar nicht mehr findet kommt ja noch dazu (Abgesehen dass diese Übersicht an sich bescheiden funktioniert). Usw…

    Und ja, für mich ist das ein Grund, KR nicht weiter zu unterstützen. Ich fand einige Artikel bei KR wirklich gut, auch wenn die Anzahl nicht den Erwartungen entspricht und viel „Müll“ (aber darüber lässt sich sicher streiten) dabei war. Aber so gut, dass ich mich mit dieser Technik weiter quälen will und auch noch Geld dafür bezahle, waren die nun auch wieder nicht. Und der Umgang mit der Leserkritik bezüglich der Website (nämlich einfaches Ignorieren) zeigt mir, dass das ganze Gerede von „community reporter“ etc. offensichtlich nicht ernst gemeint ist. Und ich habe keine Lust Leute zu unterstützen die sich offenbar überhaupt nicht für meine Probleme mit der Seite interessieren.

  77. @Christian Es gibt offensichtlich überhaupt kein Gespür für die Schwierigkeiten mit der Technik. Das kommt mir vor wie eine Website für Personen mit Sehbeeinträchtigungen, die hellgrau auf weiß als Schriftfarbe wählt. Auch den Redakteuren scheint nicht bewusst zu sein, dass die Seite nicht funktioniert. Bestes Beispiel ist die Bereitstellung der Artikel für die zahlenden Leser als eBook. In dem eBook fehlen sämtliche Bilder des Artikels. Wenn dann irgendwelche Statistikartikel kommen, bei denen Bilder die tragenden/erklärenden Elemente sind, dann ist der komplette Artikel für mich nutzlos, wenn eben diese Bilder fehlen.

    Auf das Melden von Fehlern bekommt man dann folgende Antwort: „Wir sammeln all eure Tipps und Hinweise und geben sie direkt an unsere Entwickler weiter. Sobald neue Funktionen auf der Seite freigeschalten werden, geben wir dir natürlich Bescheid.“ Selbstverständlich erfolgt kein Hinweis, wenn mal ein Bug entfernt wurde.

    Und dann kommen die KR-Macher bei meedia vorbei und kotzen denen wie immer einen Arroganzberg vor den Kopf: http://meedia.de/2015/06/17/krautreporter-macher-kontern-dauer-noergler-wir-haben-tausende-zufriedene-leser/

  78. Ich war von den Projekt am Anfang sehr angetan und wäre auch gerne Unterstützer geworden. Als erster Dämpfer waren ganz klar die Zahlungsmethoden zu nennen, da ich nichts per Kreditkarte und schon gar nichts über PayPal bezahle.

    Als nächste grobe Enttäuschung stellte sich die Präsentation der Inhalte heraus. Sie ist schlicht und ergreifend unbrauchbar. Ich nutze das Internet schon seit 1989 und seit der Zeit schaue ich zuerst an, was es gibt, wähle aus, was mich evtl. interessiert und lesen erst dann die vorausgewählten Inhalte. Anders kann und konnte man die Informationsflut des Internet noch nie bewältigen. Das System unterstützt genau dieses Vorgehen nicht. Insbesondere nicht, wenn man, wie bei mir der Fall, JavaScript grundsätzlich abschaltet, um die Sicherheit des eigenen Computers nicht zu gefährden.

    Aber selbst mit JavaScript kommt man nicht weit. Die Sidebar, die man aufklappen kann, gibt mir keine Zusammenfassung der einzelnen Inhalte. Und wenn ich einen Artikel mit der mittleren Maustaste im neuen Tab angezeigt haben möchte, dauert es eine Ewigkeit, bis der geladen ist. Vermutlich weil die Artikel auch noch unnötigerweise untereinander in der gleichen Seite angeordnet werden. Ich weiß gar nicht, wie man auf die Idee kommen kann, dass ich den „nächsten“ Artikel auch lesen möchte, wenn ich den vorhergehenden gelesen habe. Das ist völliger Unfug. Ich bestimme immer noch selbst, was ich lesen möchte und was nicht! Dazu brauche ich eine aussagekräftige Überschrift und eine Zusammenfassung über den Inhalt. Allen anderen Schnickschnack kann man sich schenken.

    Letztlich ist es darauf hinausgelaufen, dass ich mir nicht einen einzigen Artikel auch nur angeschaut habe, obwohl ich mir das eigentlich fest vorgenommen hatte!

    Mein Fazit: Für mich ist der Krautreporter schon allein wegen der organisatorischen Mängel gestorben. Ich habe das Angebot schon vor dem Lesen des ersten Artikels nicht angenommen. Da können noch so tolle und erhellende Artikel stehen. Ich würde diese niemals lesen, weil ich sie in dieser Form niemals finde. Weil ich keine Zeit habe mich durch diesen undurchsichtigen Dschungel an Artikeln zu kämpfen.

  79. aber wiegold und jung sich doch sehr wohl an bord @gurdi – wenn du deren beiträge magst, müsstest du das doch eigentlich wissen. Was mir an den Krautreporten gefällt, ist, dass die Kommentarkultur VIEL differenzierter und zivilisierter ist, als fast überall donst im Netz. Wohl gerade weil man dafür zahlt. Das wäre ein Argument für so einr Bezahlschranke

  80. Interessant finde ich, wie sehr der Satz von der Rettung des Journalismus kolportiert wird – den, soweit ich das sehen kann, von den Kr-Leuten eigentlich nie einer gesagt hat, scheint mir ein hämischer Medienmythos zu sein. Oder hat jemand die Quelle?

  81. > Man sieht doch an den Kommentaren hier schon, wie Leute einerseits enttäuscht sind von dem Projekt, weil Tilo Jung dabei ist, und andererseits, weil er nicht mehr (so sehr) dabei ist.

    Ich weiß nicht, ob man pauschal sagen kann, dass die Leute, die sich über das Thema KR/Tilo Jung aufgeregt haben, ihn partout bei KR sehen wollten. Bei mir ist das zumindest nicht der Fall. Es geht mir um das Verhalten von KR gegenüber einem seiner Mitarbeiter in einer Situation wie sie dort geschehen ist. Da macht jemand eine Bemerkung auf seinem privaten Instagram-Account und erntet einen diesbezüglichen Shitstorm. Und KR knickt gegenüber dem Mob sofort ein und verbietet dem Mitarbeiter das Veröffentlichen von Artikeln, was letztlich einer Kündigung gleichkommt, da ja die Bezahlung zwischenzeitlich darauf basiert.

    Man mag von Tilo Jung halten, was man will, das Verhalten von KR in der Situation war identisch mit den Medien, von denen sich KR ja so gerne unterscheiden wollte und sich deswegen großspurig sich selbst eine Regel auferlegte („Wir gehen fair mit freien Mitarbeitern um. Dazu haben wir uns auf die im Code of Fairness des Berufsverbands “Freischreiber” formulierten Regeln verpflichtet.“), die aber eben bei erstbester Gelegenheit über den Jordan geht.

    Nach der Aktion stellt man sich folgende Fragen:

    – Was sind die Regeln groß wert, wenn sie nicht eingehalten werden? Welche anderen Regeln stehen da nur, damit sie die Seite füllen?
    – Inwieweit beeinflußt diese Aktion die Recherche- und Veröffentlichungswilligkeit der anderen Autoren? Wenn jeder noch so kleine Shitstorm zu personellen Konsequenzen führen kann, will man dann noch Zeit und Ressourcen in Recherche etc. investieren, wenn der Artikel am Ende nicht verölffentlicht wird oder ich keine zukünftige Arbeit mehr abliefern darf, weil der Inhalt einer Teilgruppe mit Internetanschluß und viel Zeit sauer aufstößt und zum Mailschreiben animiert.

  82. Ich schüttele ungläubig und angenervt, auch ein bisschen angeekelt den Kopf beim Lesen von Artikeln und Kommentaren über das doch eigentlich relativ uninteressante Thema „Ein Jahr Krautreporter“. Als Außenstehender, einfach an Journalismus interessierter Mensch steh ich da und denke: Himmel, was ist das nur für eine eklige, missgünstige, eitle, um sich selbst kreisende Branche. KR ist gerade ein Jahr alt, und, ja, die Website hakelt, und, ja, KR wird nicht alle paar Tage in Tagesschau, Spiegel und Süddeutscher zitiert, und der Onlinejournalismus ist auch nicht neu erfunden worden. Gab es irgendwelche Menschen mit ein bisschen Verstand und Berufserfahrung, die dergleichen ernsthaft im ersten Jahr erwartet haben? Warum muss denn immer, immer, immer wieder dieses Hochgehype und Runtergeschreibe sein? Warum müssen so viele Leute in den Kommentaren hier und anderswo Dramen um läppische 60 Euro im Jahr veranstalten? Warum kann man einem derartigen ehrenwerten Projekt nicht die fünf Jahre oder so gönnen, die komplexe Projekte dieser Art, noch dazu ohne Verlag im Rücken, sicherlich brauchen? Und warum müssen Sie, ansonsten sehr verehrter Herr Niggemeier, ausgerechnet jetzt und derart wortreich ihren Ausstieg bekannt geben? Mir kommt das, mit Verlaub, ziemlich eitel vor. Geht das nicht alles eine Nummer kleiner?

  83. @kermitkoeln Der Zustand der Website ist vergleichbar mit einer Zeitschrift, die sich nicht aufklappen lässt oder, wenn sie aufgeklappt ist, sich ständig wieder zuklappt. Letztlich hat das auch gar nichts mit Krautreporter, Journalismus oder irgendetwas inhaltlichen zu tun. Die Website ist kaputt und wurde binnen eines Dreivierteljahres nicht repariert und hätte in diesem Zustand nicht online gehen dürfen. Ich würde als Kunde diesen Zustand nicht abnehmen. Ich würde mich als Dienstleister schämen.

    Inhaltlich: KR ist ein nicht thematisch eingegrenztes Blog. Ideologiefreie Berichterstattung. Sehr häufig meinungsfrei. Gerne auch nicht sehr tief recherchiert und ungenau formuliert. Auch das darf man kritisieren, wenn man sich den Anspruch anschaut, mit dem sie angetreten sind.

    Das nächste Jahr – wenn es denn ein nächstes Jahr gibt – wird zeigen, in welche Richtung es geht, ob Fehler korrigiert werden und die Wünsche der Leser ernst genommen werden. Am Wichtigsten wird allerdings sein, JETZT zu formulieren, was man machen möchte, damit nicht wieder alle alles hineininterpretieren.

    Dass viele dort vieles hinein interpretiert haben sorgt übrigens dafür, dass sich viele auch emotional mit dem Thema beschäftigen. Ich habe für KR gezahlt und ich wünsche mir, dass die Hoffnung einlösen können und werden, mit der ich sie bedacht habe und die sie damals geschürt haben. Bislang scheint dies nicht der Fall zu sein.

  84. Also was sich Tilo Jung da geleistet hat ging gar nicht, aber i.d.r. sollten seine Beiträge einfach nicht mehr angeklickt werden. Das macht doch das Web so transparent. Aber Halt die Software ist so schlimm und lädt immer den nächsten Artikel, wenn zu weit gescrollt wird. Insgesamt unbenutzbar und schade zu lesen, dass die so viel Geld verschlugen hat. SPA nennt sich das !?

  85. > Warum müssen so viele Leute in den Kommentaren hier und anderswo Dramen um läppische 60 Euro im Jahr veranstalten?

    Die Klischeeantwort, dass das für so manchen wahnsinnig viel Geld ist, spare ich mir jetzt. Es geht glaube ich auch nicht darum, dass man den 60 EUR vom letzten Jahr großartig hinterherweint, vielmehr geht es doch darum, ob man gewillt ist, weitere 60 EUR hinterherzuwerfen, in der Hoffnung, dass sich etwas bessert.

    > Gab es irgendwelche Menschen mit ein bisschen Verstand und Berufserfahrung, die dergleichen ernsthaft im ersten Jahr erwartet haben?

    Gerade im ersten Jahr erwarte ich persönlich mehr „Aktion“ als in den folgenden Jahren, gerade weil man sich ja erst noch finden muss. Schau dir andere Starts von Presseerzeugnissen an, wo es ähnlich läuft, auch bei TV-Serien tut sich gerade am Anfang am meissten, weil man erst feststellt, was funktioniert und was nicht.

    Den 60 EUR weine ich persönlich nicht hinterher. Bei Crowdfunding-Projekten muss einem klar sein, dass man in etwas investiert, dessen Ergebnis einen persönlich enttäuschen kann. Die Hardcore-Gamer, die so manchem Alt-Guru des Spieldesigns Geld in den Hintern bliesen, können dir da so manches Lied dazu singen. Was du aber zu verlangen scheinst, ist dass man noch weitere 240 EUR (vier Jahre bei angenommenen konstanten 60 EUR) hinterherwerfen soll, obwohl man vom bisherigen Ergbnis nicht überzeugt ist. Da muss ich dir deinen eigenen Satz (etwas abgewandelt) zurückwerfen:

    Gibt es irgendwelche Menschen mit ein bisschen Verstand und Berufserfahrung, die dergleichen ernsthaft in Erwägung ziehen?

  86. es war ein netter versuch, ja. einer, der leider an dem gescheitert ist, an dem auch der rest des journalismus scheitern wird, wenn er nicht endlich aufwacht: wir leser wollen vordringlich verlässliche informationen und wenn schon meinung, dann vielfältige. utopisten neben bewahrern, freiheitliche neben nudging-fetischisten usw. wir können selber denken, lassen uns aber gern herausfordern und neugierig machen. einheitsbrei mit „haltung“ ist anachronistisch und wird, auch wenn er hier und da bunt bemalt wird wie bei dem krautreportern, nicht zur vielfalt.

  87. chance beinhaltet auch immer ein mögliches scheitern. das gehört irgendwie dazu. man kann ja durchaus scheitern und daraus seine lehren ziehen – aber wenn das scheitern durch ein fehlendes konzept, scheuklappen und das wecken viel zu großer erwartungen gefördert wird. tja …

    letztlich ist es mir doch auch egal, welche software verwendet wird, nur funktionieren muss sie halt. ist aber auch nicht der knackpunkt, da kein leser kommt, weil die „technik der seite so geil ist“.
    jetzt bejammern alle, dass der herr niggemeier so wenig auf kr veröffentlicht hat … ja sorry, aber dieser überzeugung hätte man doch schon vor start der ganzen sache sein können, wenn man nur ein bisschen zwischen den zeilen gelesen hätte.

  88. SIND DENN HIER EIGENTLICH ALLE IRRE??? leute, was erwartet ihr für 5 euro im monat? haltet mal den ball flach. die krautreporter bekommen 250 euro pro text. um als freier journalist gut über die runden zu kommen und ähnlich viel wie ein fest angestellter redakteur zu verdienen, darf er für diesen satz nicht einmal einen tag für die geschichte brauchen. ihr aber erwartet tief ausrecherchierte reportagen, am besten noch vor ort, und natürlich alles exklusiv bitte schön. das kann nicht funktionieren. wenn ihr im restaurant den kleinen salat für fünf euro bestellt, erwartet ihr doch auch kein fünf-gänge-menü für lau, oder? also bitte, kommt endlich in der realität an!

  89. @Anna:

    Dann soll KR halt nicht behaupten, dass sie das liefern. Oder halt die Sätze erhöhen und dafür weniger Geschichten pro Monat schreiben. Das wäre auch vollkommen i.O.

    Die Idee, ausrecherchierte Reportagen zu bekommen kommt doch nicht von den Lesern sondern das hat KR explizit so behauptet.
    Wie sie das lösen müssen sie schon selber sehen…

  90. @anna

    Krautreporter ist damit angetreten, Reportern eine PAUSCHALE von 2.500€ pro Monat zu zahlen und dafür einen Artikel eines Redakteurs pro Woche zu erwarten. Damit wären es 577€ pro Artikel. Das entspricht übrigens 30h, wenn ich mir meinen Bruttolohn anschauen. Das klingt realistisch.

    Wie das klappen sollte war mir schon damals unklar, denn 17.308€ hätte KR pro Woche zur Verfügung (bei 900.000 pro Jahr). Bei den ursprünglich geplanten 25 Autoren blieben pro Woche 2.900€ pro Monat übrig für sämtliches zusätzliches Personal, Räume, Reisekosten, technische Infrastruktur, sowie Design/Aufbau/Pflege der Website, Rechtsberatung und Marketing.

    Deren Mindestfinanzierungssumme deckt sich also nicht mit dem, was sie angekündigt haben. Und letztlich haben sie mehr Geld erhalten und weniger geliefert als angekündigt. Sowohl an die Leser als auch die Autoren.

    Und gerade die Pauschale war ja gerade der Grund, weshalb KR interessant war.

  91. @Christian, @Oliver K. und an alle anderen natürlich auch! ;)

    das problem ist doch, dass wir im journalismus inzwischen eine solche umsonst mentalität haben, dass die krautreporter viel zu ängstlich in ihrer umsetzung waren.
    1. sie hätten mehr geld nehmen müssen. zum vergleich: für 5 euro geht man zweimal kaffee trinken. ich wiederhole mich, aber was erwartet ihr dafür?
    2. sie hätten ihren journalisten eine viel höhere pauschale zahlen müssen. 2500 euro pro monat sind ein witz. gute journalisten haben eine jahrelange ausbildung und können es sich nicht leisten, für 2500 euro im monat zu arbeiten. die krux ist: wenn sie gesagt hätten, sie zahlen ihren journalisten 3500 oder 4000 euro (einstiegsgehalt für fest angestellte redakteure), wären die leser amok gelaufen. sicher hätte es geheißen, dass sie geldgierig wären.
    3. warum die artikel der krautreporter für alle, also auch für nicht-abonnenten, kostenlos sind, ist mir bis heute ein rätsel. im restaurant würde doch auch kein küchenchef auf die idee kommen: kommt leute, esst umsonst, und wenn ihr mögt, zahlt ihr noch ein wenig dafür. aber nur, wenn ihr wollt. alles freiwillig. die, die zahlen, dürfen mir dann auch sagen, wie es geschmeckt hat. what?!?

    wie gesagt: die krautreporter waren in ihrer umsetzung viel zu ängstlich und haben sicher auch viele fehler gemacht. doch es ist die geringe wertschätzung, die guter journalismus derzeit erfährt, die dazu geführt hat!

  92. @Anna:

    Und genau dafür ist KR angetreten (nämlich um die Wertschätzung wieder zu erhöhen). Und das ist mMn gescheitert. Das liegt ja aber wohl nicht an den Lesern und Geldgebern sondern an KR selbst.
    Wie gesagt legt KR die Sätze etc. doch selber fest. Und wenn sie es für den Preis nicht können müssen sie halt die Leistung reduzieren oder den Preis erhöhen.
    Und dass sie haufenweise Geld für eine nicht funktionierende Homepage ausgeben, anstatt ein billiges, verfügbares System einfach anzupassen, hat KR auch selber entschieden. Da sind dann offensichtlich die Prioritäten einfach falsch gesetzt.

    Was stattdessen passiert ist, dass ich etwas bekomme wofür ich nicht bezahlt habe. Um in deinem Beispiel zu bleiben: Ich habe ein Steak bestellt für den Preis der ausgewiesen war, bekomme aber anstelle dessen ein Salat. Wenn sich der Koch da verkalkuliert hat kann ich ja nix dafür, mein Steak möchte ich trotzdem (oder um besser im Bild zu bleiben: das Jahr darauf gehe ich dort nicht nochmal essen).

    Btw: Wenn Journalisten als Einstiegsgehalt 3500€-4000€ bekommen, kann es ja wohl mit der Geringbezahlung nicht soweit her sein. Da haben andere (auch Akademiker) Berufe weniger…

  93. Da ich kein zahlender Abonnent von KR bin, kann ich mir nur bedingt dazu äußern, aber 2 Dinge möchte ich doch anmerken. Zum einen scheint mir anhand der Kommentare meine Vorredner ein großes Problem die technische Umsetzung zu sein. Das dürfte eigentlich nicht passieren. Vor allem nicht, wenn die Leute dafür Geld investiert haben. Wenn ich das mal auf gedruckte Zeitschriften übertrage, wäre es ja in etwas so, als käme meine abonnierte Zeitschrift mal schlecht gebunden, mal in der Reihenfolge nicht richtig geheftet oder die Klammern halten das Heft nicht zusammen usw. Ich meine damit, dass das handwerkliche Dinge sind, die eigentlich vorher ausführlich getestet werden sollten. Ich denke dass man erwarten kann, dass solche Dinge vor der Drucklegung bzw. dem online-Start geprüft, korrigiert, angepasst und behebt werden. Natürlich kann nicht immer alles reibungslos laufen und es gibt, gerade am Anfang, Fehler aber die beschrieben Sachen schienen sich ja über fast den gesamten Abo-Zeitraum hingezogen zu haben bzw. sind heute noch nicht gelöst. Wie ein Mitkommentator schon geschrieben hatte – man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Dieser Blog hier läuft auch auf all meinen Geräten reibungslos und übersichtlich. Dass sich solche Probleme so lange hinziehen und die Leute davontreiben (dass kann man anhand der Kommentare wohl so sagen) darf nicht passieren. Da hätte irgendjemand mal die Reißleine ziehen und auf ein bewährtes Format umschwenken müssen. Es ging ja bei dem Projekt nicht darum das Layout für online-Formate neu zu erfinden sondern um den Transport/Verkauf von Inhalten. Zum zweiten erinnert mich die Idee, sich jetzt einen Themenschwerpunkt zu suchen und primär dazu zu schreiben, sehr an die „Dummy“. Ein Print-Gesellschaftsmagazin, dass alle 3 oder 4 Monate zu einem Themenschwerpunkt erscheint. Die Idee sich daran zu orientieren muss aber nicht negativ sein, da die Dummy meiner Meinung nach das beste Magazin derzeit am Kiosk ist. Das liegt daran, dass der Inhalt, sprich die Reportagen sehr gut sind. Wenn die anderen Kommentatoren mit der Qualität von KR schon jetzt nicht besonders zufrieden sind – wird sich das auch durch eine Änderung zu einem Themenschwerpunkt nicht ändern.
    An dem Beispiel „Dummy“ kann man meiner Ansicht nach auch sehen, dass der klassische Zeitungsmarkt keineswegs tot oder dem Untergang geweiht ist. Man muss sich nur ein vernünftiges Konzept überlegen und über das Geld, die Kontakte usw. verfügen, den eigenen Anspruch auch aufrecht halten zu können. Besonders in der heutigen Zeit sind doch qualitative, hochwertige und vor allem ausgewogene Reportagen Mangelware! Und wie sehr die Leser nach so etwas verlangen, sieht man an den Kommentaren zu diesem SPON-Artikel (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-was-rentner-im-vergleich-zu-deutschland-wirklich-kriegen-a-1039256.html). Ein halbwegs ausgewogener und gut recherchierter Artikel und die Leute spenden Beifall, weil man solche Artikel sonst mit der Lupe suchen muss. Was auch viel über den Anspruch bzw. das Niveau von SPON aussagt. Ich denke es gibt einen Markt für Zeitschriften und Magazine, online wie offline, die eine ausgewogene und fundierte Berichterstattung liefern. Und das geht über die ganze Bandbreite, von tagesaktuellen Themen wie dem IS-Krieg bis zu einer Reportage über den Kleingartenverein „Zur grünen Ecke e.V.“ in Bad Sonstwo. Wahrscheinlich wäre gerade eine Mischung aus solchen Themen angenehm zu lesen. Die Katastrophenmeldungen, Eklats, Riesenwirbel und Panikartikel in den gängigen Online-Ablegern der Zeitschriftenwalds stehen mir bis obenhin. Gerade in der heutigen Zeit, in der Aufmerksamkeit offenbar alles ist und um jeden Preis generiert werden muss, wäre es toll mal was mit Substanz zu lesen. Mein Zeitungsverkäufer fragte mich neulich als ich länger vorm Regal stand ob er mir helfen kann. Ich ihm geantwortet: „Ja, ich suche eine Zeitschrift, die gute Artikel enthält, mich wertfrei über das Weltgeschehen aufklärt und mir nicht seine Sichtweise der Welt aufdrückt wie der SPIEGEL.“ Darauf sagt der Zeitungsmann: „Ja, dann weiß ich auch nicht.“, darauf sag ich: „Ok, ich nehme dann wie üblich die neue TITANIC.“. Das kann doch kein Zustand sein, dass es nur ein einziges Magazin bleibt, auf dass man sich freut, dass aber nur alle 3 – 4 Monate erscheint und sonst bleibt nur die bittere Ironie der TITANIC. Aus Tradition und Mangel an Alternativen kauf ich mir dann doch ab und zu den SPIEGEL aber wenn mir Stefan hier erklärt, was da wieder alles nicht ganz sauber ist, habe ich ehrlich gesagt auch keine Lust das Blatt finanziell zu unterstützen. Auch online bleibt meines Wissens nach nicht viel. KR war daher eigentlich eine gute Sache. Und dass es jetzt nicht gut gelaufen ist, finde ich auch nicht so schlimm, man kann ja daraus lernen und mit den Erfahrungen was Besseres machen (wofür dann allerdings das Geld fehlt wenn die Leser alle verscheucht sind). Das Blog von Stefan ist das einzige, was ich regelmäßig lese und ehrlich gesagt, mittlerweile würde ich dafür auch Geld bezahlen, weil die Qualität meiner Meinung nach stimmt. Von daher bin ich gespannt, was das für ein neues Projekt von Stefan sein soll (und in wiefern es besser wäre als dieses Blog hier.. Der Fluch der eigenen Qualität sozusagen;-).
    Jetzt hab ich den Faden verloren und off-topic bin ich auch schon seit 30 Zeilen also dann, wer es bis hierhin geschafft hat, danke fürs lesen.

  94. Ich teile die Sicht von #67 Lorenz Lorenz-Meyer, nämlich für die weiterführenden „sichtbaren Bemühungen um ein gemeinsames redaktionelles Konzept“. Ist schon interessant, gerade SN glänzte zu Beginn mit seinem Hundereport, beschwert sich jetzt über das vage, breite Themenspektrum: “… was für Geschichten wir dann aufschreiben wollen und sollen und welche Geschichten unsere Leser von uns erwarten können“. Ja, das zu verstehen fällt schwer.

    Vielleicht sind es aber eher persönliche Querelen, über die man natürlich – Hand aufs Herz – nicht öffentlich redet. Deutsche Redaktionen zeichnen sich nicht gerade durch Teamgeist aus, da sind uns Engländer und Amerikaner um Längen voraus: Mir schwant etwas, ich sach mal.

    Es gibt etliche Gründe, seine eigene Software zu stricken. Allerdings sollte sie halbwegs durchgekaut sein. Was aber spricht dagegen, sich für die weiterführende Verbreitung von content neue Tools einzusetzen, hier beispielhaft FOLD – NEW STORYTELLING http://tinyurl.com/p6y5pam.

    Im zweiten Jahr kann also noch viel ausprobiert werden. Ich bin dabei.

  95. Wo kommen eigentlich diese zahlen her, wo hier so viel von guter recherche die rede ist? Die 2500-euro pauschale ist mir ebenso neu wie die 250 euro pro text. Hat das mal jemand überprüft? Können Sie aufklären, Herr Niggemeier? Und, ganz ehrlich, würden Sie von sich persönlich sagen, dass Sie alles getan haben, um diese einmalige Chance des Journalismus zu nutzen? Oder haben Sie sich eher, wie es in Ihrem Post anklingt, recht schnell distanziert? Das entspricht vielleicht eher Ihrer Rolle als Medienkritiker, aber ist das verantwortungsvoll, angesichts der Tatsache, dass viele auf sie schauen? Es geht hier ja nicht nur um die Krautreporter, sondern überhaupt darum, ob diese Art Journalismus in Deutschland eine Chsnce hat. Ich frage mich, ob die Kollegen in Holland nicht nur eine bessere Software, sondern vielleicht einfach mehr Leute mit Engagement dabei haben.

  96. Herrjeh, da schaut man mal ein paar Stunden nicht in die Kommentare. Es gibt für die Autoren eine Pauschale von 500 Euro pro Artikel.

    Und, @Patrice, eine Antwort von mir auf Ihre Frage steht in #55. Ich halte „Krautreporter“ aber auch nicht für eine „einmalige Chance des Journalismus“, sondern für eine Chance, nicht mehr und nicht weniger.

  97. Ich werde KRAUTREPORTER auch nicht weiter „abonnieren“.

    Letztes Jahr habe ich die Plattform mit 120 Euro unterstützt, weil ich das Experiment interessant fand und mir die Haltung, Journalismus ganz oder gar nicht machen zu wollen, gefiel.

    Allerdings kam dann schon vorm offiziellen Start die erste große Enttäuschung: Auf den letzten Drücker vor Ablauf der Finanzierungsperiode tauchen Großinvestoren auf, kaufen mal eben lastwagenweise Zugänge und retten das Projekt so über die „Alles oder nichts“-Hürde, die es anders wohl nicht geschafft hätte. (Es gab irgendwo eine genaue Auflistung der Spenden, aber ich finde den Link leider nicht mehr.) Beim Start der Finanzierung kam diese Möglichkeit nicht vor, und es gab im Vorfeld weder eine offene Diskussion darüber noch die Möglichkeit, das „Abo“ aufgrund der nachträglich veränderten Spielregeln zu „stornieren“. Das war nicht sauber. Von einem Crowdfunding-Projekt, insbesondere einem journalistischen, erwarte ich mehr Konsequenz, mehr Transparenz, mehr Seriosität.

    Als es dann zum Start kam, bin ich bewusst nicht dem KRAUTREPORTER-Account bei Twitter gefolgt, um zu sehen, wie oft sich die Plattform über meine üblichen Informationskanäle bemerkbar macht. Ich nutze da ein relativ breites und normalerweise ziemlich verlässliches Angebot von Informationsquellen und -Multiplikatoren, dachte ich. Da wird schon immer wieder mal ein interessanter KRAUTREPORTER-Artikel auftauchen.

    Es kam fast nichts.

    Ich kann, buchstäblich und ohne zu übertreiben, die Anzahl der KRAUTREPORTER-Artikel, die ich auf diese Weise mitbekommen habe, an einer Hand abzählen. Und ich weiß inzwischen nicht einmal mehr, worum es in den zweien oder dreien (!) ging. Es ist mir nicht einmal „zu wenig“ gewesen. Es war gar nichts. Es ist (mit Ausnahme von Tilo Jungs merkwürdiger Foto-Eskapade) nichts hängengeblieben.

    Es mag unfair scheinen, die Seite nach diesem Kriterium zu beurteilen, aber es ist ja nicht so, dass es mir als Leser an Stoff mangelt – im Gegenteil. Was mich an diesem Projekt gereizt hat – auch aus Eigeninteresse heraus – war die Journalistensicht: Schaffen die’s, sich in diesem Jahr ein Publikum zu erobern und zu rechtfertigen, warum sie die üblichen – und, wie Stefan richtig sagt, zerstörerischen – Regeln der Branche ablehnen? Ich hätte es ihnen – und uns als Leser – gegönnt. Aber in der Rückschau kommt es mir nicht so vor, als hätte KRAUTREPORTER diese Herausforderung nicht wirklich erkannt, geschweige denn angenommen.

    Nichts gegen Anspruchshaltung. Nichts gegen den Wunsch, auch ein Stück vom Kuchen abhaben zu wollen. Aber wenn ich mir die vollmundigen Ankündigungen eines „neuen Journalismus“ letztes Jahr ansehe und dann sehe, was man bisher aus dem Geld und dem Vertrauensvorschuss gemacht hat, dann sind die damals zum Ausdruck gebrachten Ansprüche nicht ansatzweise begründet worden.

    Es kommt mir im Nachhinein ein bisschen so vor, als wäre die Realisierung des Projekts den Beteiligten wichtiger gewesen als dessen Inhalt. Sie haben die Finanzierung mit dubiosen Mitteln kurz vor Ablauf der Frist durchgeboxt. Und dann haben sie trotzdem nichts daraus gemacht, obwohl Zeit und Mittel da gewesen wären. Insofern hätten etwas weniger Anspruchshaltung und etwas mehr redaktionelles Konzept KRAUTREPORTER vielleicht gutgetan.

    Schade.

  98. Korrektur @108:

    „Aber in der Rückschau kommt es mir nicht so vor, als hätte KRAUTREPORTER diese Herausforderung nicht wirklich erkannt“

    Beantrage, eine Verneinung zu streichen.

  99. […] Ich habe wirklich einige gute Stories beim Krautreporter gelesen, journalistisch wertvoll, Dinge und Geschichten, von denen ich nie vorher gehört hatte. Aber lese ich diese nicht auch ab und an in der Süddeutschen? Oder noch besser: In der Dummy – dieses wunderbare monothematische Heft, mit dem Oliver Gehrs und sein Team großartigen Journalismus betreiben. Leider machen einzelne gute Geschichten kein Magazin aus, das neue Wege im Online-Journalismus gehen wollte. Wolltet ihr das überhaupt? Herr Niggemeier schrieb in seinem Blogpost dazu: […]

  100. Ja, in manchem ist KR hinter den Erwartungen geblieben. Wenn es einen Sinn für diesen scheußlich langen Thread gibt, dann diesen: Die LEute lieben Eure Idee und sie haben daran geglaubt, dass besserer Journalismus notwendig UND mlglich ist.

    Ich glaube daran, dass das Team das schaffen kann und ich werde (und wenn es nur zum Trotze ist) ein Jahr verlängern. Mir hat viel gefallen, allen vorran die Geschichten von Teresa und vor allem der Newsletter von Christian. Es gab auch viel, das ich nicht gelesen habe, aber das ist in der Süddeutschen auch so.

    Ich glaube an Euch! Es wäre natürlich schön, wenn von Lernfortschritt und Entwicklung auch was sichtbar würde.

  101. „Wir taten uns schwer damit, zu definieren, worüber wir berichten wollen und wie.“ – Seid ihr vielleicht auch einfach zu viele gewesen? Mit 27 Leuten ein Startup aufzuziehen schon sehr ambitioniert. :)

  102. […] Satz, den man den Crowdfundern zurufen will: Es wird seit Tagen über ihr Projekt diskutiert, Stefan Niggemeier erklärt seinen Ausstieg, Menschen erläutern warum sie ihr Abo verlängern oder nicht verlängern werden, es werden […]

  103. Mir geht es weniger um die technischen Probleme der KR-Magazins.
    Vielmehr wurde die Idee oder die Vision vom Journalismus über eine unbeeinflusste Plattform zu ermöglichen, wie sie während des Crowdfundings publiziert wurde, fast stillschweigend von den Gesellschaftern verändert. Immer wieder hatte man das Gefühl als Mitglied der so oft beschworenen Community, doch nicht über die inneren Abläufe informiert zu sein und zu werden.
    Wichtig bei der ganzen Diskussion ist, dass einem klar werden muss, ein guter und unabhängiger Journalismus muss auch gut bezahlt werden. Das wurde anfänglich auch versprochen, was für mich ein Grund war, das Projekt zu unterstützen. Leser sollten allein die Autoren bezahlen, um Werbung unnötig zu machen. Immer noch ein guter Ansatz. Was fehlt ist eine Bilanz und Begründungen dafür, dass man von dieser Idee jetzt abweicht, indem man eine Genossenschaft ankündigt, die nicht nur das KR-Magazin umfasst, sondern auch eine Crowfunding-Plattform und näher beschriebene neue Projekte.
    Nirgends finde ich eine Einschätzung dazu von einem schreibenden Journalisten.
    Ich bitte also Stefan Niggemeier dieses ins Auge gefasste Modell für die KR-Gemeinde hier mal zu bewerten.

  104. @Ulrich Stelzner: Ich kann dazu wenig sagen, weil ich dazu nichts Genaues weiß. Wobei eine Genossenschaft ja von Anfang an geplant (und angekündigt) war. Mitglied in der Genossenschaft zu sein ist nicht dasselbe wie „Krautreporter“-Mitglied zu sein. Beim ersteren ist man eher Miteigentümer, bei letzterem eher Abonnent. Insofern glaube ich nicht, dass tatsächlich eine Abweichung von der ursprünglichen Idee ist.

    Hier steht etwas über die Genossenschaft: http://genossenschaft.krautreporter.de/

  105. @68, lil

    „Dass Nichtbezahler keine Kommentare lesen dürfen, ist wohl auch so ein Punkt..“

    Ich denke auch, daß das keine gute Idee war, sonst müßte man konsequenterweise die Kommentatoren für ihre Beiträge entlohnen. Man mag das aus Gewohnheit entspannter sehen, aber mich hat diese unschöne Attitüde angesichts der hehren Ziele des Projekts davon abgehalten, Abonnent zu werden. Das kannte ich bisher so nicht. Ich dachte erst, es läge an meinen Browsereinstellungen, aber schließlich habe ich diese Seite einfach nicht mehr besucht.

  106. Da ich weder besonders überzeugt noch Geld für Experimente übrig habe, gehörte ich auch nur zu den Mitverfolgern. Ich habe mir immer gedacht, als Mitglied ist die Seite vielleicht brauchbarer.

    Das aber eine Scrollen in der Seitenleiste durch eine chronologische Artikelliste quasi alles an Navigation ist, was die Seite zu bieten hat, fand ich schon immer schwach. Keine brauchbare Startseite, mit Teasern oder zumindest eine hübsche Liste für jeden Kalendermonat? Wie soll man da je was wiederfinden.

    Dazu kommt noch, dass der Artikeltitel nie im Webseitentitel (title-Tag) verwendet wurde. Egal ob Lesezeichen, ein Read-it-later-Service oder beim Teilen des Linkes, überall steht dann als Titel nur „Krautreporter“. Den Bug habe ich gemeldet, bis heute ohne Antwort. Dabei ist das quasi Mindeststandard bei der sinnvollen Verwendung von HTML und wäre in einer Minute zu lösen gewesen.

    Will man etwas kommentieren, geht das nicht. Wieso soll ich bezahlen, um einen Artikel umsonst um einen Sinnvollen Aspekt oder gar Korrektur zu ergänzen? Es geht mir ja nicht um eine reine mehr oder weniger für den Inhalt unwichtige Meinungsäußerung. Das es keine Paywall gibt, kann durchaus gut sein, gerade wenn man erstmal bekannt werden will und es sich auch nicht mit dem Internet verscherzen will. Ich habe das so verstanden, dass man bezahlt für den reinen Zweck und für Mitbestimmung, evtl. Autorenkontakt oder Themevorschläge. Aber fürs Kommentieren?

    Gewagt, ja. Experiment auch. Aber weder Journalistisch noch technisch irgendwas erreicht oder irgendwas als machbar erwiesen. Wobei das mit der Technik einfach unnötig und dämlich war. Aber man hat immerhin gezeigt, das man immerhin ein Projekt gesponsort kriegt, zumindest bis jetzt, rein aus utopischen Gedanken heraus.

  107. Nicht sehr verwunderlich, dass beim Abgang Stefan Niggemeiers von KR ein Großteil seiner Leser dass kommentarmäßig nachvollzieht und bisweilen auch noch heftig nachtritt. Aber schade!
    Ich bin zahlendes Mitglied und werde es weiter bleiben. Nicht weil alles superprima ist oder die Website auch nur annährend rund läuft, sondern weil die Community der Mitglieder in diesem Dauerprovisorium sich bis heute so konstruktiv verhält und selbst diejenigen, die das Projekt jetzt nicht mehr weiter finanzieren wollen, ihre Kritik sehr sachlich, höflich und ohne Gehässigkeit formulieren. Auch wenn die Kommentare für Nichtmitglieder nicht zugänglich sind, so unterstreicht das ein Satz im Verlängerungsartikel von Sebastian Esser, in dem er ausführt, dass bisher kein einziger der rund 10 000 Kommentare gelöscht werden musste.
    Auch wenn das hier auf einem offenen Blog sicher unpopulär ist, so scheint die Bezahlschranke vor den Kommentaren und deren Nichtöffentlichkeit, doch die Trolle aus KR herausgehalten und den Umgang untereinander vertrauensvoller gemacht zu haben. Das ist für die zahlenden Mitglieder ein dickes Plus – wenn auch kein Alleinstellungsmerkmal.
    Ich teile die vielfach geäußerte Kritik über die Verschleuderung von Ressourcen durch die Nichtverwendung einer ausgereiften CMS-Lösung und ich war und bin innerhalb KR einer der glühensten Verfechter des Einsatzes einer Standardforensoftware, um das Potenzial der Kommunikation der KR-Mitglieder endlich ausschöpfen zu können und durch strukturierte von den Lesern initierbare Themen die Qualität der Seite technisch und inhaltlich zu verbessern und mitgestalten zu können. Leider hat sich die Redaktion so lange in ihre Eigenkonstruktion verrannt, bis das Geld alle war und sie dies auch zugeben musste. Eigentlich war damit das Projekt für mich gestorben, weil dabei herauskam, dass trotz monatelanger Vertrösterei nie ernsthaft eine Forenlösung in Erwägung gezogen worden war, obwohl den Mitgliedern weiß gemacht wurde, man sein noch in der Diskussion.
    Aber diese Offenbarungseid-Situation hat bei der Kernredaktion zu einem Umdenken geführt, denn auf einmal wurde uns Mitgliedern auf Augenhöhe erklärt, wie es dazu gekommen war.
    Fehler machen darf jeder – aber man muss auch zu ihnen stehen, um sie überwinden zu können. Und das taten die KR nun – und das Beste: die Mitglieder wandten sich nicht vollends verärgert ab, sondern boten statt dessen technische Hilfe an, um den Karren wieder flott zu kriegen. Das war eine wunderbare Zeit, alle Verhärtungen schienen sich aufzulösen und der Slogan „Wir sind Krautreporter“ begann sich endlich mit Leben zu füllen. In dieser Phase veröffentlichte Danijel Visevic auch seine Artikel und Interviews über Kriegsveteranen in deren Nachklang trotz der immer noch ärmlichen Kommentarfunktion sich einer sehr aktive Interssiertencommunity bildete, die das Thema weit über die Ursprungsartikel hinaustrugen und einen beträchtlichen Mehrwert für alle Teilnehmer brachten – da funktionierte er auf einmal, der Communityjournalismus, da ging was und da entstand die Hoffnung, dass es so weitergehen könnte – und die trägt bei mir bis heute.
    Und die Community griff ihren Reportern unter die Arme, sie bekamen keine KR-App hin, also programmierte einer selber eine. Klar ist es nicht jedermanns Sache, ein Flugticket zu kaufen und über dem Atlantik dem Bordpersonal beim Bedienen der Sprechanlage zu helfen – aber dass hier Leute sind, die statt hämischer Kritik, lieber selbst mit anpacken zeigt, dass die Qualität so schlecht nicht sein kann.
    INhaltlich haben die KR den Mund natürlich sehr voll genommen, da wäre spätestens nach Abschluss der Fundingphase mehr Bescheidenheit statthaft gewesen. Aber die Artikel waren teilweise wirklich erstaunlich, denn sie thematisierten manchmal Dinge, die sonst nirgendwo zu lesen waren und somit nicht besonder relevant erschienen. Viele waren es aber doch, wenn man sich auf sie einließ – was eine gewisse Umgewöhnung vom auf Aktualität geeichtem Leseverhalten erforderte.
    Die teilweise mystischen Heilserwartungen, die viele Leser in das neue Magazin gesteckt hatten konnten natürlich nicht erfüllt werden – auch weil viele ihre persönlichen Wünsche befriedigt sehen wollten, wo sie doch zum ersten mal Geld für Onlinejournalismus gegeben hatten.
    So ist das Glas nun ziemlich halb voll – und wer sich redlich bemüht hat, dem sollte man eine zweite Chance geben. Dafür habe ich mich hier verbreitert auch wenn es wahrscheinlich für die meisten hoffnungslos naiv und viel zu ausführlich war. – Ich bitte das zu entschuldigen!

  108. In den Kommentaren wurde mehrmals von einer Posse um Thilo Jung und Danijel Visevic geredet, da ich das alles nicht verfolgt habe, hab ich mal versucht mich schlau zu machen und das darüber gefunden:

    http://www.tagesspiegel.de/medien/krautreporter-tilo-jung-jung-naiv-und-frauenfeindlich/11478162.html
    http://www.tagesspiegel.de/medien/krautreporter-das-trauma-der-soldaten/11485012.html

    War das damit gemeint oder gab es noch etwas anderes wegen dein beiden Burschen?

  109. Ja, wobei ich beide Vorgänge lange nicht so dramatisch sehe, wie sie innerhalb und außerhalb KR dann diskutiert wurden:
    – Tilo Jung hat seine schlüpfrigen Äußerungen ja nicht in KR publiziert, sondern über seinen FB-Account und da firmiert es eben nicht als ausschließlicher Krautreporter, sondern eben als er selbst – so wie er eben ist….
    – Danijel Visevic hat seine Tätigkeit der Chefredaktion von KR nicht verschwiegen, sie wurde nur dort nicht an alle Reporterkollegen weiterkommuniziert, denn sie war kein Einzelfall. Auf Grund der mageren Vergütung von 500€ pro Artikel, war es keinem Krautreporter möglich ausschließlich für das Magazin zu arbeiten. Dass er im Videobereich für das Bundespressamt arbeitet muss aber m. E. nicht automatisch bedeuten, dass er in seinen Artikeln als dessen Sprachrohr dient. Und wenn man sich mal die Themenwahl: Krieg, Frieden, Vertreibung, Traumatisierung von Zivilisten und Soldaten usw. anschaut, dann sind das alles Bereich, die in den letzten Jahren von der Bundespolitik tunlichst gemieden wurden.
    Gleichzeitig wurden seine Artikel über deutsche Kriegsveteranen und sein einfühlsames Interview mit Johannes Claire von vielen als eines der Glanzlichter der Krautreporterarbeiten genannt – wie man ja auch hier im Thread lesen kann. Daher scheint mir der Vorwurf den Interessenüberschneidung in seinem Fall überhaut nicht gerechtfertigt – im Gegenteil: er hat für die Regierung ziemlich unangenehme Themen ausführlich thematisiert, obwohl für sie arbeitet. Das ist für mich doch eher ein Zeichen von geistiger Unabhängigkeit und Charakterstärke.
    Nach den Anfeindungen hat er sich denn auch „freiwillig“ aus der Redaktion zurückgezogen, bzw. seine Mitgliedschaft ruhen lassen, bis er seinen Nebenjob kündigen kann. Ein ehrenwerter aber aus meiner Sicht völlig überzogener Schritt, denn seine Artikel waren für mich einer der ganz starken Gründe immer gespannt auf die nächste Ausgabe zu sein.

  110. so, der sturm scheint sich ja gelegt zu haben. kann dann ja wohl meine hand vom wasserglas nehmen…

  111. KR ist ein gescheitertes IT-Projekt. (In Inhalte investieren wäre soooo viel wichtiger gewesen.)

    Wenn die Inhalte, die viele Blogger und andere kostenlos-Angebote bieten, durchaus als vielfältiger, interessanter und gründlicher recherchiert angesehen werden können, dann ist ein Bezahl-Angebot wie KR ohne Markt. Das angekündigte Businessmodell ist nicht umgesetzt worden. (Viel versprochen, wenig gehalten.)

    (Ich erinnere mich gut daran, dass „Geld für gründliche Vor-Ort-Recherche“ ein Kritikpunkt an den „kaputten Medien“ war. „500 EUR für Artikel“ können das nicht heilen. Ich dachte, KR entsendet seine Reporter in alle Welt, stattet sie mit vernünftigem Budget aus und dann kommen Perlen des Journalismus raus. Das scheint aber so nicht umgesetzt worden zu sein, obwohl ein hoher sechsstelliger Betrag eingesammelt wurde.)

  112. Es wäre sinnvoller gewesen, wenn man den Geldgebern von vornherein in das Projekt hätte schauen lassen.
    – wie gestaltet sich die Seite
    – wie werde ich über Nachrichten inforiert
    – wie und welche Mittel werden genutzt um auch mich sichtbar zu machen (Mitlesemöglichkeiten von etwa einer Woche)
    – kaufe ich die Katze im Sack, oder spiele ich auf Risiko

    Viele sind das Risiko der Katze im Sack eingegangen. Ich nicht.

    Man muss auch noch mal feststellen, dass die Journalisten dort, so wurde es anfänglich gesagt, 2000€ im Monat erhalten. Das ist ja alles ganz toll und vielleicht – vielleicht also auch gerechtfertigt, aber wem nützt es denn, wenn die Debatten verschlossen werden?
    Ich möchte mich entscheiden, ob ich debattieren möchte. Wie füttert man an? Es konnte nicht gelingen, weil ein Ausschluss stattfand.

    Die Seite als solche ist leider wirklich schlecht gemacht. Ich sagte schon einmal, dass mich das Design und die primitive Machart an die Huffpo erinnert. Das sollte zu denken geben.

  113. Das ist Journalismus? Das ist Community? Das ist Krautreporter?

    Einige der Formulierungen, die Ihr nebenbei fallen lässt, und einige Eurer Aktionen nehme ich wie einen Faustschlag mitten ins Gesicht wahr – andere als Tiefschläge. Besonders schmerzt dabei das Selbstverständnis, mit dem Ihr konsequent ein Versprechen nach dem anderen bricht, mit denen Ihr für das Crowdfunding geworben habt. Ohne jede Übertreibung – ich zucke nicht nur innerlich zusammen und muss mich erst sammeln, bevor ich fähig bin auch überhaupt nur einen Gedanken fassen zu können. Ich nehme nicht an, dass Ihr Euch dieser Wirkung bewusst seid, doch manche Eurer beiläufig fallen gelassenen Kommentare sind einfach Ausdruck der schieren Perversion von für mich selbstverständlichen Konzepten. Ob es nun der Begriff der „Werbung“, der „Community“ oder der „Partizipation“ ist – letzterer sogar auf vielfältige Weise …

    1. „Keine Werbung“

    Was glaubt Ihr eigentlich, was dieser „Artikel“ ist? Links werden bei mir die sieben letzten „Artikel“ angezeigt: Zwei davon sind – mit identischem Wortlaut – „Bleibst du Krautreporter?“ und ein weiterer heißt „Erneuere deine Mitgliedschaft“. Diese Quote Werbung/Inhalt ist hier beinahe mit dem von Anzeigenblättern vergleichbar. Wenn ich in meinem Briefkasten Zettel (kommerzieller) Kleidungssammlungen finde, bei denen als Impressum lediglich die Nummer eines Mobilfunktelefons angegeben ist und bei denen oben in Versalschrift „Keine Werbung“ und „Bürgerinformation“ drauf steht, dann rege ich mich darüber nicht auf: Das ist deren Job. Wenn ich in einem von mir abonniertem Angebot, das journalistische Texte verspricht, so etwas finde, ist das ein absolutes „No-Go“: Hier steht nicht Anzeige drüber und der Text wird im Menü links genauso verlinkt, als ob es ein journalistischer Text sei, für den ich meine zu bezahlen. Die Trennung zwischen (Eigen-) Werbung und Inhalt ist ein grundlegendes Prinzip im Journalismus, das u. a. in den Landespressegesetzen festgehalten wird. Ggf. kann wegen unlauterer Wettbewerbshandlungen sogar eine Abmahnung durch die Konkurrenz erfolgen. Dreist ist dies auch, weil ein zentrales Versprechen von Krautreporter „Keine Werbung“ war, „weil Werbung nervt“:

    „Keine Werbung. Bei Krautreporter gibt es keine bezahlten Anzeigen. Mitglieder unterstützen Krautreporter mit 5 Euro im Monat. Dadurch ist Krautreporter vollkommen von seinen Mitgliedern abhängig – und von niemandem sonst.“

    Für mich war dies auch aus dem zweiten hier angesprochenen Grund wichtig: Journalistische Unabhängigkeit. Nach dem Motte, wes Brot ich es‘ des Lied ich sing finde ich es prinzipiell unglücklich, wenn Journalismus – auch bei getrennter Redaktion – auf Werbung angewiesen ist. Dass es Krautreporter aber nicht um Unabhängigkeit geht, stellte sich schon während der Crowdfundingphase heraus: Bereits das Angebot, zu mehreren Tausend € „Sammelmitgliedschaften“ anzubieten, empfand ich als Affront – was sage ich – Verrat an der mir verkauften Idee. Nun ist u.a. die KNDM GmbH von Konstantin Neven DuMont mit 9.000,- € und die Rudolf-Augstein-Stiftung mit 50.000,- € beteiligt.
    Dass das mit der Werbung ebenfalls nicht ernst gemeint war, erfuhr man erst später. Als jemand, der auf dem Weg zur Arbeit und zurück im Zug „seine“ Seiten absurft, ist es mir zu umständlich, mich einzuloggen. Und dabei kommt man nicht umhin zu bemerken, dass äußerlich wie journalistische Beiträge Werbung für Krautreporter geschaltet wird. Im gleichen Format wie reguläre Artikel heißt es beispielsweise:

    „Krautreporter-Autor Alex ist eines von mehr als 18.000 Mitgliedern, die unabhängigen Journalismus möglich machen. Vielen Dank!
    Ermögliche unabhängigen Journalismus. Unterstütze Autorinnen und Autoren mit Haltung und Leidenschaft. Erlebe eine einzigartige Journalismus-Community. Jetzt Krautreporter-Mitglied werden für 5 Euro im Monat.“

    Auch wenn dies wohl keine entgeltliche Veröffentlichung ist, ist dies für mich eindeutig (Eigen-) Werbung, die nervt. Auch eingeloggt, wird im journalistischen Angebot Werbung präsentiert. Beispielswiese in „Artikeln“ wie diesem „Kennt ihr schon unsere Newsletter (oder E-Books, Audiobooks und das Krautreporter-Widget)?“. Auch innerhalb der Artikel wird selbst für eingeloggte Krautreporter-Mitglieder keine Chance verpasst, Werbung zu betreiben. So heißt es beispielsweise in einem Text: „Krautreporter-Mitglieder finden hier, wenn sie eingeloggt sind, in der rechten Spalte ein Interview mit Geschäftsführer Martin Lemperle von Heckler&Koch als Audiofile.“.

    Beschämend ist auch, wie konsequent Ihr Eure Abonnenten entgegen deren erklärten Willen belästigt. Wie in den Kommentaren zu einem anderen Artikel hier nachzulesen, bin ich nicht der einzige, der regelmäßig anklickt, keine weiteren E-Mails von Krautreporter zu erhalten zu wollen. Im besagten Thread war von Eurem Community-Team die Antwort zu finden, dass aufgrund eines technischen Problems das „Abmelden“ bzw. „Opt-Out“ bei den Newslettern – man hat sich ja nie angemeldet – in der Vergangenheit nicht geklappt habe, nun aber das Problem gelöst sei. Ich habe heute in meinem Postfach wieder eine E-Mail von Krautreporter gefunden, in der ich dazu aufgefordert werde, das Abonnement zu verlängern. Ist das technische Problem doch nicht gelöst, oder ignoriert Ihr den erklärten Willen Eurer Nutzer aus Prinzip? Ihr wisst, dass das unverlangte Zusenden von Werbeemails eine Belästigung darstellt, gegen die gerichtlich auf Unterlassung geklagt werden kann?

    2. „Community“

    Neben Freiheit von (bezahlter) Werbung wurde in der Werbung für das Projekt Krautreporter auch von einer „Community“ und von Partizipation gesprochen.
    Krautreporter wurde damit beworben, dass es „in enger Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern“ – man werde „eine Community haben, die viel näher an der Redaktion ist, als das woanders der Fall sein kann“ – betrieben werden würde, dass „Crowd“ und „Reporter“ „Zusammen […] Krautreporter“ seien, dass man „von Anfang an, vom Konzept bis zu den einzelnen Geschichten, unsere Leserschaft einbeziehen [möchte]“. In dem Artikel „Zehn fantastische Gründe, Krautreporter zu unterstützen“ wird direkt im ersten Punkt auf die Partizipation eingegangen:

    „Welche Geschichten sollen wir erzählen? Welcher zu Unrecht ignorierten Nachricht sollen wir hinterherrecherchieren? Wo sollen wir investigativ graben? […] Die Krautreporter-Lösung: Wir werden ein Konzept vorstellen, um die Community mit einzubeziehen. Wir möchten für Euch berichten, nicht vor Euch.““

    Für mich ist eine (Online-) Community eine Gruppe von Menschen, die in der Lage ist sich auszutauschen, zu diskutieren und Meinungen zu formulieren und zu hinterfragen. Hierbei habe ich einen Kontakt zwischen den einzelnen Community-Mitgliedern als selbstverständlich vorausgesetzt, so dass Vorstellungen anderer berücksichtigt, weitergesponnen aber auch widersprochen werden können. Ein solcher Prozess ist für mich schlechthin konstituierend für eine Community bzw. eine Community ohne diesen nicht denkbar. Wie kann man von einer Gemeinschaft sprechen, wenn ein gemeinschaftlicher Meinungsaustausch nicht stattfinden kann? Krautreporter schreibt immer noch unbeirrt, dass „wir“ gemeinsam Krautreporter seien, „alle Mitglieder gemeinsam […] die Krautreporter-Redaktion“ bilden und im „ständigem Kontakt“ stehen würden. „Krautreporter [sei] eine Community“ und es werde, man nehme sich „Zeit […] zum […] Diskutieren“. Auf die Frage, wo diese Diskussion stattfinden soll, hat Krautreporter für mich noch keine überzeugende Antwort.

    Solange eine Plattform zum Meinungsaustausch nicht angeboten wird, ist es für mich schlicht irreführend von einer „Community“ zu sprechen. Es gibt keine Krautreporter-Community – Punkt. Es gibt allein Krautreporter-Abonnenten – sprich Kunden. Von dem versprochenen „näher an der Redaktion“ sein kriege ich nichts mit. Es können – wie mittelweile wohl auch bei beinahe jeder Zeitung –Nachrichten an die Redaktion bzw. das „Social-Media“-Team versandt werden. Das ist aber bloß ein isolierter Kommunikationskanal – „Top-down“ bzw. „Bottom-up“ – und kein Kommunikationsraum, der für eine offene Kommunikation und Diskussion der Mitglieder auf einer (horizontalen) Ebene notwendige Voraussetzung ist.

    Jedes Mal, wenn ich im Zusammenhang mit Krautreporter den Begriff Community lese, kriege ich ein flaues Gefühl im Magen. Wobei das zum Teil auch daran liegen dürfte, dass ich mir nicht sicher bin, ob Ihr wirklich allen Ernstes glaubt, es gäbe eine Krautreporter-Community, ob Ihr den Begriff bloß zur Publicity verwendet, um bei den Abonnenten falsche Vorstellungen zu wecken, oder ob ich mittlerweile echt zu alt geworden bin, und heutzutage der Zustand, der bei Krautreporter herrscht, tatsächlich als „Community“ qualifiziert wird.

    Einer der erwähnten Faustschläge war für mich die Erkenntnis – ich bin fast vom Stuhl gefallen – der Verweis – ich Bitte um Entschuldigung, falls ich es falsch verstanden habe – darauf, dass bei Krautreporter die „Community“ sehr wohl beteiligt werden würde – und zwar im Rahmen von Rechercheprojekten. Mit Verlaub: Dass Ihr (von mir zur Verdeutlichung meines Standpunktes „etwas“ überspitzt ausgedrückt) die Dreistigkeit besitzt, die Abonnenten nicht nur für den Inhalt zahlen zu lassen, sondern diese auch noch als eine Art kostenloses Recherchenetzwerk missbraucht (Oder vergütet Ihr „beteiligten“ Mitgliedern Arbeitsstunden, Telefon-, Fahrt- und Kopierkosten bzw. werden die an dem finanziellen Erfolg der Veröffentlichungen beteiligt?), finde ich schon krass. Aber dieses Ausnutzen auch noch als Community-Arbeit bzw. Partizipation zu verkaufen, setzt dem Ganzen die Krone auf: Wenn mein Arbeitgeber mir und meinen Kollegen „mehr Partizipation“ versprechen würde und das als Umschreibung für die Forderung nach bzw. das Geschenk von „mehr unbezahlten Überstunden“ nutzen würde, würde ich an dessen geistiger Gesundheit zweifeln. Es ist keine Partizipation, wenn man umsonst arbeiten „darf“. Von Partizipation könnte man sprechen, wenn alle Abonnenten die Möglichkeit hätten, an Entscheidungen mitzuwirken.

    Für mich stellt die praktische Handhabe übrigens auch den (zahlenden) Krautreporter-Abonnenten gegenüber eine Frechheit dar: Bei „Krautrecherche: Was hat die Türkei in der ‚Völkermord‘-Frage zu verlieren“ – es trifft schon wieder Rico Grimm: Liegt vielleicht daran, dass die meisten von mir bei Krautreporter von mir gelesenen Artikel die ihm sind, weil oft mich prinzipiell interessierende Thematiken behandelt werden – war es für mich ein weiteres „Schlag-ins-Gesicht“-Erlebnis, als ich in deinen Kommentar gelesen habe, dass er „“Echte“ Experten […] dann doch nicht befragt“ hat: Ich bezahle nicht Geld dafür, dass mir die ungeprüfte Übernahme der geistigen Ergüsse irgendwelcher (wieder aus dramaturgischen Gründen zugespitzt) Forentrolle als Recherche und das Endprodukt als Journalismus verkauft werden. Wie ich schon oft kommentiert habe, habe ich grundsätzlich kein Problem Meinungen von „Laien“ zu hören, die oftmals auch fundierter als die angeblicher Experten ausfallen können. Aber dann möchte ich einen Hinweis darauf bzw. deren Kompetenz – Politologe: Masterarbeit Türkischer Gründungsmythos“ oder ähnliches – dargelegt bekommen.

    Es mag sein, dass das unfreundlich rüberkommt, aber wenn ich für eine Zeitung Geld bezahle möchte ich mehr als die theoretische Chance, einen gut recherchierten Artikel zu lesen, sondern das auch – anhand von Quellen – nachvollziehen können. Ich will also andere Abonnenten nicht als Trolle abqualifizieren – ich will allein dass mir die Ungewissheit darüber, dass ein Troll an einem Artikel mitgewirkt haben könnte, genommen wird. Vielleicht sollte ich Vertrauen in die Krautreporter-Reporter haben, dass die das schon nicht tun würden. Doch wenn ich ein blindes Vertrauen in Journalisten hätte, hätte ich KR nicht unterstützen müssen.

    3. Partizipation

    Bei der Partizipation der Community kommen wir bereits auf mehreren Ebenen nicht zusammen:

    Diese setzt nach meinem Verständnis die Information der Mitglieder über das aktuelle Konzept und konkret laufende bzw. geplante Recherchen voraus: Eine Information findet aber nicht statt. Nur partiell werden einzelne „Krautreporter-Recherche“-Beiträge erstellt und in Podcasts die ein oder andere Information mitgeteilt – ich habe mich als Abonnement dann doch düpiert gefühlt, als ich beispielsweise manche Informationen erst über den Artikel beim Deutschlandfunk erfahren habe. Podcasts empfinde ich ohne Verschriftlichung übrigens als Zumutung, da man – auch wenn man nur auf einen bestimmten Teil hofft – sich all das ganze Zeug davor noch anhören muss, obwohl es einen nicht interessiert. Vorspulen kann man auch nicht einfach bei einem unbekannten Gespräch, da man, anders als beim Überfliegen eines Textes keinen Überblick über den Inhalt hat. Abgesehen davon startet der Podcast bei mir meist nicht – weder in Opera noch bei Firefox, so dass auch nicht mein Ghostery-PlugIn das Problem sein kann. Es mag ggf. sein, dass man sich in unzähligen Threads, Podcasts, Presseartikeln etc. nach und nach einzelne Mosaiksteine von Informationen zusammenklauben kann, aber dadurch würde der Versuch der Partizipation bei Krautreporter schon bei der Informationssuche zum Vollzeitprojekt. Und – entschuldige – ich gehe einer Beschäftigung nach, ich kann das nicht leisten. Dieses Problem wurde im „GoogleDoc“-Dokument schon detailliert unter dem Punkt der „Zerfaserung“ behandelt. Die Antwort von Rico Grimm auf die Frage von „Thomas Colnot“ in der Wochenpost – „Längst beantwortet“ – gingt mir da auch an die Nieren. Da wird bei irgendeinem Uralt-Artikel der Link zum Ergebnis angefügt und dem Abonnenten beinahe vorgeworfen, dass er selbst nicht (täglich?) nachgesehen hat, ob der auftaucht? Das erinnert mich an per Anhalter durch die Galaxis mit der Baugenehmigung. Die Kritik nehme ich zurück, wenn nachträglich in einem Beitrag darauf hingewiesen wurde, dass die Ergebnisse der Umfrage nunmehr abgerufen werden können und es wiederum ein vernünftige „statische“ Seite gibt, auf der übersichtlich auf solche Meldungen hingewiesen wird, damit man die Ergebnisse auch dann finden, wenn man mal eine Woche lang nicht täglich alle Meldungen auf Krautreporter gescheckt hat.

    Eine weitere Voraussetzung ist für mich, dass eine Diskussion der Informationen durch die Abonnenten ermöglicht wird. Und bei dieser Gelegenheit habt Ihr mir einen weiteren Tiefschlag verpasst: Der Sinn einer Diskussionsplattform werde bezweifelt, da man gar nicht die Kapazitäten habe, diese zu betreuen, die Ergebnisse aufzubereiten und diesen nachzukommen … Ernsthaft – hier ist die Grenze des Grotesken überschritten:

    Ihr habt mein Geld mit dem Versprechen eingesammelt, dass Ihr das schreiben werdet, was ich mir wünsche, und nun sagt ihr, dass ihr gar nicht hören wollt, was ich möchte, da ihr – nach eurer Planung – keine Kapazitäten hättet, um das umzusetzen?

    In kurz: Ihr wollt den Abonnenten gar keine Diskussion der Informationen ermöglichen.

    Wenn ich bisher noch nicht zu Boden gegangen sein sollte, wäre das mit dem obigen Punkt spätestens der Fall gewesen: Das weitere fällt also unter Eintreten des bereits am Boden liegenden.

    Geschafft habt Ihr das mit diesem Kommentar von Rico Grimm, in dem er für mich recht deutlich geschrieben hat, das Ihr nicht (mehr) den Anspruch habt, euch nach den Abonnementen zu richten:

    „Wir wollten daraus kein großes Ding machen, weil wir einfach zu viele Schlagzeilen produziert hatten über uns, aber nicht mit unseren Geschichten. Das wirst du jetzt für verwerflich halten, aber glaube mir, KR hätte nicht noch eine öffentliche große Diskussion überstanden. […] Letztlich, das muss man auch mal sagen, wünschen sich gar nicht so viele Mitglieder wie du, Thomas, einen direkten Einfluss auf die Seite; das wissen wir aus Gesprächen und Umfragen. Sie wollen, dass wir recherchieren und schreiben, mit ihnen zusammen, wenn nötig, aber nicht verpflichtend. Wenn wir mehr feste Leute bezahlen könnten, könnten wir uns da noch etwas überlegen, was die Steuerung des Projekts angeht, aber so ist die Situation gerade nicht. Deswegen Fokus auf den Kern: den Journalismus.““

    Das verstehe ich so, dass Ihr – soweit sich Abonnementen einbringen – Wünsche ignoriert, weil ja die „schweigende Mehrheit“ es bevorzugt, den Autoren freie Hand zu lassen. Hier besteht doch ein Widerspruch: Ich kann nicht mit Partizipation werben, wenn ich sogleich Partizipation – soweit der Versuch einer solchen erfolgt – als unerwünscht zurückweise. Von daher war es von mir auch kein Scherz den Abonnenten diesen Umstand zu kommunizieren und diesen die Möglichkeit zur Kündigung anzubieten. Dann könnt Ihr euch ja über die verbliebende „schweigende Mehrheit“ freuen und froh sein, dass ihr die die „laute Minderheit“ losgeworden seid.

    4. „Geschichten hinter den Nachrichten“

    Weiter wurde versprochen, täglich – wenn auch wenige – Beiträge zu liefern, mit denen– „sorgfältig recherchiert […]“ – die „Geschichten hinter den Nachrichten“ erzählt werden würden. Auch hier liegt ein grundlegendes Verständnisproblem vor. Ich hatte erwartet, dass die Aufgabe des Journalismus, wie er ihm von der Verfassung zugedacht wurde, ernst genommen werden solle. Die Bevölkerung zu informieren und nicht gedankenverloren Pressemitteilungen und Verlautbarungen der Regierung zu verbreiten, als schlichter Multiplikator von Politik, Wirtschaft und Interessenverbänden aufzutreten. Ich hatte erwartet, dass Zahlen, wie beispielsweise die der Arbeitslosenstatistik hinterfragt werden würden. Dass aufgeschlüsselt wird, welche Personen wirklich in Beschäftigung sind und nicht bloß als „5,- €“-Tagelöhner oder in Fortbildungsmaßnehmen angeblich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Ich hatte gehofft, dass mir jemand die Arbeit abnehmen würde, bei Meldungen, wie das die schmutzigsten Kohlekraftwerke in Polen stehen, selbst zu recherchieren, dass bloß der absolute CO²-Ausstoß unabhängig von der Leistung bewertet wurde. Ich hatte schlicht erwartet, informiert zu werden.

    Stattdessen liegt der Schwerpunkt aber nicht auf der recherchierten Nachricht, sondern auf der (womöglich auch gut recherchierten) Geschichte hinter der Nachricht. Es werden Einzelschicksale in Krisen beleuchtet bzw. wie in „Der stille Kampf am Rand der großen Wüste“ zum Heranführen an das Thema genutzt. Als Einstieg wird über drei Absätze der Intellektuelle mit Brille beschrieben, wie er herumschaut und auf sein Handy tippt. Sicher ist der Konflikt in der Westsahara einer, der mehr Aufmerksamkeit verdient und meine Sympathien wären auch ohne den sentimentalen und höchst subjektiven Einstieg eindeutig verteilt. Doch was bringt es inhaltlich, ein solches Einzelschicksal in den Vordergrund zu rücken? Ist es repräsentativ für alle derjenigen, die nach Unabhängigkeit streben? Ein 50-Jähriger Intellektueller, der im Bildungsministerium arbeitet? Nach Wikipedia dürfte es sich eher um eine im Durchschnitt recht junge Bevölkerung handeln, die zu großen Teilen ohne jegliche Perspektive angewiesen auf Hilfsgüter in Flüchtlingslagern lebt und eine Alphabetisierungsrate ist nicht einmal bekannt. Ich bin mir sicher, dass es auch schnauzbärtige Intellektuelle gibt, die hinter der marokkanischen Regierung stehen. Sicherlich mag es eine Möglichkeit sein, mit einer solchen Herangehensweise aufzuzeigen, was Konflikte für den einzelnen Menschen bedeuten. Doch für mich ist es das Signal, dass der Autor sich bereits positioniert. Vielleicht ist es das, was Krautreporter unter „Haltung“ versteht. Ich möchte aber nicht andere dafür bezahlen, dass sie mir ihre Haltung propagieren, sondern dass ihren Job machen. Und das heißt für mich, dass ein Journalist überparteilich und objektiv berichtet. Soviel aber auch nicht mehr Haltung erwarte ich von einem Journalisten.

    5. „Beiträge, die helfen, unsere Welt besser zu verstehen“

    Weiter wurden Beiträge versprochen, die helfen würden, „unsere Welt besser zu verstehen“. Es brauche Krautreporter, „weil niemand mehr den Überblick behalten kann, wenn die Welt nur noch in Eilmeldungen erklärt wird“. Ich in meiner unendlichen Naivität sah hier eine Verbindung zum Datenjournalismus, bei dem Themen nicht aufgrund der Anreize von Lobbyisten, sondern nach objektiveren Kriterien ausgewählt und bearbeitet werden. Wie dies überzeugend geschehen kann, weiß ich auch nicht, doch ich hätte bereits den Versuch interessant gefunden unvorbelastet zu ermitteln, was relevant ist oder relevant sein sollte. Als recht peinliches Mittel kam mir hier der „Bodycount“ in den Sinn: Recherche für Beiträge unter anderem danach zu richten, wie viel Menschen wodurch ihr Leben lassen. Ob es beispielsweise Verkehrsunfälle, Krankheiten oder – als Bündel von Risikofaktoren – „Armut“ ist, und warum dies so ist sowie welche Anstrengungen von wem unternommen werden, um dies (nicht) zu ändern. Interessant wären hier beispielsweise auch Anzahl der Toten der deutschen Außenpolitik, Krieg in Afghanistan, „Hilfspaket“ für Griechenland oder die Flüchtlingspolitik. Es sollte doch nicht nur Thema für Satiresendungen sein, wenn deutsche Politiker die gestiegene Selbstmordrate in Griechenland allen Ernstes mit der Aussage zu relativieren versuchen, dass diese immer noch unter der in Deutschland erreichten liege.

    Stattdessen haben sich hier in meinen Augen meine Befürchtungen bewahrheitet. Ich würde mich gerne selbst zitieren, aber die Beiträge wurden ja gelöscht. Ich hatte vor 6 Monaten in etwa geschrieben, dass Krautreporter schlimmstenfalls eine Plattform wird, die ohnehin nicht unbekannten Journalisten deren Orchideen-Projekte finanziert. Dass die Journalisten also nach eigenem Gutdünken einfach einmal das Schreiben, was sie schon immer tun wollten. Dass es entgegen der ursprünglichen Ankündigung nicht gewollt ist das zu schreiben, was die Community sich wünscht, sondern das, was die Autoren nach ihrem eigenen Gutdünken als richtig erachtet, steht mittlerweile auch in der Selbstdarstellung auf der Seite: „Unsere Autorinnen und Autoren entscheiden selbst, worüber sie berichten“.

    6. Vielen unserer Mitglieder ist Datenschutz sehr wichtig.

    In dem Artikel „über uns“ findet sich Annahme wieder, die ich auch hatte: dass „vielen unserer Mitglieder ist Datenschutz sehr wichtig“ ist. In den weiteren Zeilen wird nun ausgeführt, warum Krautreporter das egal ist. Es werden PlugIns von US-amerikanischen Unternehmen genutzt, weil man ja irgendwie das Nutzerverhalten erfassen müsse. Weiter wird auch angegeben, dass die IP-Adressen der Nutzer erfasst werden, was – im Falle statischer IP-Adressen eindeutig, bei dynamischen möglicherweise – illegal ist. Nach § 12 TMG dürfen „Diensteanbieter […] personenbezogene Daten zur Bereitstellung von Telemedien nur erheben und verwenden, soweit dieses Gesetz oder eine andere Rechtsvorschrift, die sich ausdrücklich auf Telemedien bezieht, es erlaubt oder der Nutzer eingewilligt hat“. Nach dem Gesetz darf „der Diensteanbieter […] personenbezogene Daten eines Nutzers nur erheben und verwenden, soweit dies erforderlich ist, um die Inanspruchnahme von Telemedien zu ermöglichen und abzurechnen“. Dies bei Krautreporter nicht der Fall. Die Speicherung und Analyse der IP-Adressen ist weder zur Bereitstellung noch zur Abrechnung nötig. Eine IP-Adresse dürfte daher nur nach Einholung einer Zustimmung des betroffenen Nutzers erhoben werden, doch um eine solche bemüht man sich nicht.

    Weiter bestimmt der § 13 TMG „Pflichten des Diensteanbieters“ , dass dieser „die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen [hat], soweit dies technisch möglich und zumutbar ist. Der Nutzer ist über diese Möglichkeit zu informieren“. Dies ist bei Krautreporter ebenfalls nicht der Fall: Trotz Vorauszahlung des gesamten jährlichen Abonnements ist der Benutzer gezwungen bei der Registrierung Name und Rechnungsadresse anzugeben. Weiter wird- in meinen Augen eine Unverschämtheit sondergleichen – auch nach dem Geburtsjahr, dem Beruf, Telefonnummer und weiteren sensiblen Daten gefragt, ohne durch gestalterische Elemente deutlich zu machen, dass es sich bei manchen nicht um Pflichtangaben handelt – diese also optional sind. Durch „Try & Error“ habe ich ausprobieren müssen, was ich ausfüllen muss, und was ich freilassen darf. Die nächste Frechheit bemerkt man dann beim Verfassen eines Kommentars: Anstelle dem Benutzer die Möglichkeit zu geben, ein Pseudonym zu wählen, wird ungefragt der in der Registrierung angegebene Klarname angezeigt. Ich habe diesen daraufhin natürlich sofort geändert, wobei ich hierdurch wegen falscher Angaben bei der Registrierung möglicherweise eine vertragliche Nebenpflicht verletzt habe, die Krautreporter zur Kündigung meines Abonnements berechtigen würde.

    7. Recherche

    Ich selbst habe nur wenige Krautreporter-Artikel gelesen – diejenigen, die mich interessieren – und dabei bei der Recherche positives und negatives erlebt.
    Als ich mir bei einem Artikel von Thomas Wiegold unsicher war, ob das „Eiserne Kreuz“ wirklich das Hoheitszeichen der Bundeswehr ist, hat mir dieser persönlich mit einem Link zu Wikipedia weitergeholfen. Ob der Wikipedia-Artikel wiederum richtig ist weiß ich nicht, doch das von der Bundeswehr verwendete Hoheitssymbol sieht zumindest wie ein eisernes Kreuz aus, ob es nun auch offiziell so heißt, empfand ich als Haarspalterei und hatte mich mit der Antwort ausreichend ernstgenommen gefühlt. Interessant finde ich die Frage trotzdem, so heißt es in der „Anordnung des Bundespräsidenten über die Kennzeichnung der Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr“, dass „als Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr […] ein schwarzes Kreuz mit weißer Umrandung in der aus dem nachstehend abgebildeten Muster ersichtlichen Form“ bestimmt wird. Das Wort „Eisernes Kreuz“ fällt nicht, auch wenn es möglicherweise eines sein mag. Es verhält sich vielleicht ähnlich wie mit den Farben der Flagge Deutschlands, die Schwarz-Rot-Gold heißt, aber Schwarz-Rot-Gelb ist.

    Peinlicher finde ich es dann, wenn Tilo Jung in einem Artikel über islamischen Fundamentalismus nach christlichem Fundamentalismus fragt, und hier allein Evangelikale nennt. Als ob es Themen wie Gottesstaat, archaische Werteordnung, Kriegsverbrechen und Kindersoldaten nur bei islamischen Extremisten geben würde. Selbst als jemand, der diesen Themengebiet nicht zu seinen schwerpunktmäßigen Interessen zählt, kenne ich die „Lord’s Resistance Army“, die seit 1987 in Uganda einen christlichen Gottesstaat nach den 10 Geboten zu errichten versucht, dabei Kinder entführt und als Sexsklaven missbraucht und weitere Kriegsverbrechen wir Plündern, Morden und Foltern begeht. Speziell seit dem der Name des Anführers Joseph Kony durch die Medienkampagne „Kony 2012“ bekannt gemacht wurde, um auf seine Festnahme hinzuwirken, hätte ein Journalist – wenn er denn ernsthaft recherchiert hätte – auf diesen Namen stoßen müssen. Journalismus, der dümmer ist, als ich selbst, brauche ich nicht.

    Ein Offenbarungseid war für mich der Artikel „Wer da?“.

    Ich gerate bei solchen Beiträgen immer wieder ins Grübeln, was Journalisten leisten können und sollen – und was nicht. Mir geht es wie Toni Schäfer: Ohne „belastbares“ Zahlenmaterial – wieviel Ärzte kommunizieren per E-Mail mit ihren Patienten, wieviel davon verschlüsselt – ist es mir nicht möglich die Relevanz des Themas und die der wiedergegebenen Meinungen einzuordnen. Andererseits weiß ich nicht, ob es wirklich Aufgabe von Journalisten ist „echte“ Recherche zu betreiben. Das heißt eben solche Informationen, wie ich sie zu anderen Themen z. B. in den Blättern zur politischen Bildung erwarten würde, hervorzubringen. Vielleicht ist Journalismus einfach bloß der – wie auch immer gefilterte – „Tratsch“ über Informationen Dritter, die diese durch Forschungsprojekte, Studien, Evaluationen u. Ä. hervorgebracht haben.

    Aber zurück zum konkreten Artikel. Ich bin wieder froh, dass das (für mich wichtige) Thema des Datenschutzes angesprochen wurde, bin aber nicht nur wegen dem fehlenden Hintergrund zur Einordnung/Orientierung enttäuscht: Ich meine nicht, dass Datenschutz bloß ein Thema ist, mit dem sich bloß Paranoide auseinandersetzten sollten. Dass über das Internet übermittelte Daten von Geheimdiensten erfasst werden, ist kein Geheimnis, sondern hat u. a. der BND im Zusammenhang mit der Ausleitung von Daten des Frankfurter Netzknoten DE-CIX (Operation Eikonal) bereits eingeräumt: 60 % des Datenverkehrs sei überwacht worden, wobei höchstens 95 % des „inländischen“ deutschen Datenverkehrs herausgefiltert worden sei – d. h. (ganz grob) 3 % inländischer Daten wurden erfasst. Mit anderen Worten (vereinfacht) – jede 33. E-Mail, die im Inland über Frankfurt versandt wurde, wurde von den Geheimdiensten erfasst. Und von den E-Mails, die (auch) über (bzw. von oder an) ausländische Server übermittelt wurden, wurde in Frankfurt von 3 E-Mails gerade einmal 1 E-Mail NICHT erfasst – wenn jemand in der Lage ist, vernünftig(er)e Berechnungen anzustellen, würde ich mich sehr freuen, wenn er mich daran teilhaben lassen könnte. Das ist auch nicht unbedingt rechtswidrig, sondern Aufgabe des BND. Dafür gibt es sogar extra ein Gesetz – das G10-Gesetz. da steht das drin:
    http://www.gesetze-im-internet.de/g10_2001/BJNR125410001.html

    Weiter ist es auch so, dass man – da bloß ein Anfangsverdacht ausreicht – leicht auch als Unschuldiger Opfer von „heimlichen“ (E-Mail-) Postbeschlagnahmen werden kann. Wenn man nicht möchte, dass die Polizei dann gleich die Texte lesen kann, bietet sich auch hier eine Verschlüsselung an.

    Dass der Internetverkehr einer Person (partiell) überwacht wird dürfte m. E. eigentlich außer Frage stehen. Die Frage ist allein, ob man das persönlich nimmt, oder sich damit zufrieden gibt, dass das in der Regel nicht detailliert ausgewertet werden wird bzw. es bei einer (oberflächlichen) Auswertung bleiben wird, da man ja nichts zu verbergen hat.

    Das Beispiel mit dem Arzt hat hier für mich auch mehr Potential und belegt zugleich wieder, wie gedankenlos manche Journalisten – entgegen dem geltenden Recht – mit personenbezogenen Daten umgehen.

    Es ist nach dem Gesetz JEDE Stelle, die personenbezogene Daten erhebt/verarbeitet/speichert zur Datensicherheit verpflichtet. JEDES Unternehmen – ob Bäcker, Architekt, Nagelstudio oder Kfz-Werkstatt – ist nach § 9 BDSG verpflichtet, die erforderlichen „technischen und organisatorischen Maßnahmen zu treffen“. Nach Nr. 4 der Anlage zu § 9 ist insbesondere „zu gewährleisten, dass personenbezogene Daten bei der elektronischen Übertragung […] nicht unbefugt gelesen […] werden können […]“. „Eine Maßnahme […] ist insbesondere die Verwendung von dem Stand der Technik entsprechenden Verschlüsselungsverfahren“. In der juristischen Kommentarliteratur wird dazu angemerkt, dass (in der Theorie) nicht von einer Pflicht zu Verschlüsselung gesprochen werden könne: „Es steht der verantwortlichen Stelle damit grundsätzlich frei, sich für einen anderen, ebenso effektiven Schutz des E-Mail-Verkehrs zu entscheiden“ (Plath, in: Plath, BDSG, Kommentar, 1. Aufl. (2013), § 9 Rn. 59.). Da es aber kein ebenso effektives Verfahren wie eine Verschlüsselung gibt (Meine Einschätzung), muss letztendlich der E-Mailverkehr verschlüsselt werden: „In der Regel wird jedoch die Verschlüsselung tatsächlich das Mittel der Wahl darstellen“. „Retten“ kann den Unternehmer, der unverschlüsselte E-Mails versendet, allein der Umstand, dass der Kunde ihn zuvor ebenfalls per (unverschlüsselter) E-Mail angeschrieben hat. Denn dann könne man von einer konkludenten Einwilligung zur Kommunikation mit unverschlüsselten E-Mails ausgehen.

    Hier finde ich die „Wissenslücke“ der Autoren sogar schlimmer als die von Tilo Jung: Dieser hatte bloß nicht so viel Ahnung von dem Interviewthema, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Autoren weiß dagegen offenbar nicht einmal, wie sie ihren Beruf ausüben muss.

    Bei Journalisten, Anwälten und Ärzten besteht sogar die Besonderheit, dass sie nicht nur wegen der allgemeinen Regelung des BDSG, sondern auch durch ihren „Stand“ zusätzlich zur Datensicherheit verpflichtet sind. Anwälte sind nach der Rechtsanwaltsordnung zur gewissenhaften und vertraulichen Ausübung ihres Berufs verpflichtet, bei Ärzten besteht nach der Ärzteordnung die Pflicht zur Verschwiegenheit und für Journalisten bestimmt der Pressekodex, dass (Richtlinie 5.3 zu Ziff. 5 ) das Berufsgeheimnis zu wahren ist, wobei „alle von Redaktionen zu journalistisch-redaktionellen Zwecken erhobenen, verarbeiteten oder genutzten personenbezogenen Daten […] dem Redaktionsgeheimnis“ unterliegen.
    http://www.presserat.de/pressekodex/pressekodex/#panel-ziffer_5____berufsgeheimnis

    Krautreporter stellt auf seiner Webseite fest, dass „unsere Autorinnen und Autoren […] den “Publizistischen Grundsätzen des Deutschen Presserats” (Pressekodex) verpflichtet“ sind, also die Autoren – soweit sie per E-Mail personenbezogene Daten übermitteln – verpflichtet sind zur Wahrung des Berufsgeheimnis Maßnahmen (d. h. Verschlüsselung der E-Mails) zu ergreifen. Hat sich die Redaktion schon einmal die Mühe gemacht, die Autoren über den Inhalt des Pressekodex aufzuklären – auf mich macht das nicht den Eindruck.

    Wenn es dann zu diesen Artikel bei „Viertel vor Feierabend“ heißt, dass es die Zielrichtung des Artikels war zu erörtern, wie angemessen es ist Personen, die vor einer Überwachung warnen, als paranoid bezeichnen, habe ich mit dem Begriff „paranoid“ ein ernsthaftes Verständnisproblem. Für mich liegt einer Paranoia eine Wahnvorstellung zugrunde – und wesentliches Merkmals einer solchen ist, dass sie NICHT mit der Realität übereinstimmt. In diesem Sinne habe ich kein Verständnis dafür, warum hier andere Merkmale des Krankheitsbildes ausgebreitet werden, wo es doch auch so kurz ginge:

    „Kann man Personen, die vor einer Überwachung warnen (und ihr Verhalten darauf einstellen), als paranoid bezeichnen? Nein: Denn die Überwachung ist keine Einbildung, sondern Realität!“

    Die Unterstellung einer Paranoia wäre m. E. nur bei solchen Personen denkbar, die entweder – ohne Terrorist oder sonstiger Straftäter/„Gefährder“ zu sein – glauben, dass sich die Überwachung gegen sie persönlich richtet, oder die glauben, dass die Überwachung ein größeres (absurdes) Ausmaß hat. Doch solche Personen mit der Kritik an der bekannten Überwachung in Verbindung zu bringen empfinde ich schlicht nur als diskreditierend bzw. beinahe als boshaft.
    Ähnlich absurd wäre es die Verbraucherzentralen mit paranoiden Personen in Verbindung zu bringen, weil sie davor warnen, das Unternehmen mit Payback-Cards den Kunden keinen Gefallen tun, sondern deren Kaufverhalten erfassen wollen. Auch das ist Realität. Der Apologet welcher Tatsache wird als nächster in den Bereich der Paranoia gerückt? „Water is wet!“ – „Lüge! Paranoide Wahnvorstellung, sperrt ihn weg!“. Das kann doch nicht euer ernst sein ..

    8. Usability

    Selbst die Benutzung ist für mich jedes Mal ein Ärgernis. Wahrscheinlich weil es cool ist und hip wirkt, können Artikel nicht einzeln abgerufen werden. Dies führt zum einen dazu, dass das Laden viel länger als dauert (bei schlechten Internetverbindung während einer Zugfahrt besonders ärgerlich) und dass, wenn man zum Ende eines Artikels zu scrollen versucht, um sich die Kommentare anzusehen, die weiteren Artikel geladen werden, so dass man auf einmal ein halbes Dutzend Artikel zu weit gescrollt ist. Einen Weg, direkt zu den Kommentaren zu kommen, habe ich bisher nicht finden können. Jedes Mal muss man nach dem Herunterscrollen abwarten, dass all das geladen wurde, was einem einen feuchten Kehricht interessiert, um – sobald sich der Scrollbalken „eingependelt“ hat, sich zunächst an den ursprünglichen Artikel und dann an die gesuchten Kommentare „heranzutasten“.

    In den letzten Wochen hatte ich beim Zugfahren das Problem sogar Mal Artikel gefunden zu haben, die ich interessant fand. Lesen konnte ich sie aber nur ca. bis zur Hälfte: Denn plötzlich wird der Artikel durch eine Liste der Schlagzeilen ersetzt, die ich nicht zu entfernen vermag. Seit dem habe ich es aufgegeben, mobil das Lesen von Krautreporter zu versuchen.

    9. Journalismus

    Wo ich Worte wie „Community“, „Nachrichten“, „Überblick“, „Keine Werbung“, „Datenschutz“ und „Recherche“ falsch verstehe, suche ich natürlich auch den Fehler bei mir. Möglicherweise habe ich einfach eine falsche Vorstellung von „Journalismus“, was ich anhand vieler Fälle auch stützen kann. Es gibt durchaus Ansichten, nach denen es Aufgabe ist den Leser zu unterhalten. Man möchte – auch nach Krautreporter – eine (interessante) „Geschichte […] erzählen“, wobei in meinen Augen die Information zunehmend in den Hintergrund rückt.
    So zum Beispiel, wenn bei der Welt gefragt wird, „Wer sagt denn, dass inszenierte Fotos lügen?“. Dort gibt man weiter zu Bedenken, dass derjenige, der bloß Nachrichten möchte, einen Ticker lese und keine Zeitung kaufe:

    „Wer Freude an reinen Meldungen und nüchternen Nachrichten hat, kauft sich keine Zeitung mehr, ihm reicht zu seinem Glück der Liveticker der dpa.“

    Journalismus müsse daher mehr bieten:

    „Der Aufgabenbereich des Journalismus umfasst längst mehr und muss mehr umfassen als die Realität und ihr originalgetreues Abbild. Auch journalistische Texte werden subjektiver, jede Reportage erzählt aus dem Blickwinkel des Schreibenden, aus einer immer undurchschaubareren Welt“.

    Ich selbst bin hier offensichtlich die falsche Zielgruppe: Ich möchte Nachrichten nicht lesen um mich zu unterhalten, mich in meinem Weltbild bestätigt zu sehen, mich genüsslich echauffieren zu können oder – bereits durch die Wahl des Formats – mir ein zum Selbstbild passendes Statussymbol zugelegt zu haben. Ich möchte in Nachrichten so lang wie nötig und so knapp wie möglich prägnant und unvoreingenommen über das Weltgeschehen informiert werden, damit ich mir bei der nächsten Wahl wieder den Kopf zerbrechen kann, aus welchen Gründen ich bei welchen Parteien kein Kreuz machen möchte. Wenn ich unterhalten werden will schaue ich einen Film, spiele ein Brett- oder Videospiel oder lese ein Buch. Ich lese zu diesem Zweck jedoch definitiv keine (digitale) Zeitung.

    Passagen wie diese …

    „Fünf Minuten später klopfte es wieder an der Tür, lauter, knapper, viel entschiedener als vorher. Gareth öffnete die Tür. Im Flur standen vier Männer: ein schmaler, dümmlich Dreinblickender. Daneben ein dicker Muskelmann. Und ein nicht ganz so Dicker, mit pomadigen Haaren und einem servilen Auftreten. Sein Englisch war das Beste, er führte das Wort.“

    … erwarte ich eigentlich nicht in der Zeitung, eher in einem Roman.

    Wobei dies in Teilen auch meinen beschränkten Horizont offenbart. Wer sagt, dass journalistische Angebote nur Nachrichten enthalten dürfen und wer schreibt vor, in welcher Form man sich mit diesen befassen muss? In Zeitungen findet man Rezensionen, (Reise-) Reportagen, Interviews, Biographien, Glossen, (Kurz-) Geschichten und vieles andere. Genaugenommen kann Journalismus all das sein, was auch anderenorts zu Papier gebracht wird: Drama, Thriller, Krimi und Science Fiction, wobei – von der ein oder anderen Übertreibung, Auslassung und Zuspitzung abgesehen – alles einen wahren Kern haben müsste, so dass auf den obligatorischen Zusatz „Beruht auf einer wahren Geschichte“ verzichtet werden kann. Und selbst dieser Umstand, dass man sich auf so vielfältige Weise mit dem Zeitgeschehen auseinandersetzen kann, ist kein Makel, sondern kann auch eine Bereicherung sein. Als Journalismus würde ich schließlich allein den Vorgang des Kuratierens der (tages-) aktuellen Inhalte bezeichnen.
    Nach meinem Verständnis ist die eigentliche Frage hinter dem Projekt Krautreporter, für welche Angebote Leser bereit sind Geld auszugeben.

    Weshalb diese Zahlungsbereitschaft bei konventionellen Angeboten zunehmend abnimmt, vermag ich nicht mit Sicherheit zu beurteilen, doch die von Martin Weigert in dem Artikel „Die Krise des Journalismus in zehn Sätzen“ genannten Gründen bestätigen meinen persönlichen Eindruck: Es wirkt manchmal so, als ob Texte nur veröffentlicht werden „weil Redaktionen ihre Publikationsquoten und damit verbundenen Seitenaufrufe erreichen wollen“ und die Inhalte selbst erscheinen oft als überflüssig, da „95 Prozent der frisch publizierten Inhalte und Meinungen […] in ähnlicher Form bereits x-fach im Web“ existieren. Besonders eindrucksvoll wird dies üblicherweise mit Agenturmeldungen belegt, die regelmäßig unverändert übernommen gleich in dutzenden Onlineangeboten von sogenannten „Qualitätsmedien“ auftauchen. Für die jeweiligen Formate mag dies seine Vorteile haben – doch als Leser stelle zumindest ich mir die Frage, welche Leistungen von Welt, Focus oder Süddeutsche ich honorieren möchte, soweit sich diese als Verteiler von dpa-Agenturmeldungen darstellen. Diese und andere Formate wecken regelmäßig die Erwartung, dass mit ihrer „Marke“ eine besondere Haltung und Kompetenz verbunden werden kann – konterkarieren diese aber mit der dargestellten Praxis. Die Label, unter denen die Meldungen veröffentlicht werden, erscheinen austauschbar und eine eigene Rechercheleistung dürften die Texte ebenfalls nicht darstellen. Wenngleich die Übernahme von Agenturmeldungen – gegebenenfalls kaschiert durch das ergänzende Kürzel eines Mitarbeiters – auch schon in der Vergangenheit für die Leser erkennbar war, wird dem Leser der Umfang erst durch das Internet bewusst. Es beeindruckt, wenn bei einer Google-Suche eine Meldung wortgleich in dutzenden Angeboten auftaucht.

    Wenn jemand Nachrichten verkaufen möchte, muss er daher im erhöhten Maß erklären, warum diese ihr Geld wert sein sollen. Soweit – speziell für den Print – die Stärken des „Qualitätsjournalismus“ betont werden, zeigt auch hier das Internet, wie weit es mit diesen Versprechen her ist. Nicht selten besteht die morgendliche Zeitungslektüre daraus die Agenturmeldungen zu lesen, die man bereits am Vortag kostenlos im Netz aufrufen konnte. Weiter stellt sich nicht selten die Frage, welche Recherche bei den für freie Autoren oder Volontären üblichen Bezahlungen erwartet werden kann. Selbst ein flüchtiger Gegencheck bei der Wikipedia – um zumindest die peinlichsten Fauxpas zu vermeiden – gehört offenbar nicht zum Pflichtprogramm. Anders lässt es sich kaum erklären, dass z.B. die FAZ jüngst im Artikel „Schöner wohnen in Indien“ die Baukosten von dem Hochhaus „Antilia“ auf „zwischen 1 und 2 Milliarden Dollar“ schätzt, obwohl es sich hierbei um indische Rupien handelt – im Bildblog wurde schon vor 4 Jahren auf diese Falschmeldung hingewiesen. Soll ich wirklich Geld für Artikel von Journalisten zahlen, die zu doof zum Googeln sind? Regelmäßig verzetteln sich Journalisten dabei Feuerwaffen zutreffend zu benennen: Beinahe konsequent werden Schusswaffen als „Maschinengewehr“ bezeichnet, obwohl es sich höchstens um Sturmgewehre handelt. Auch wenn dies bei vielen Artikeln egal sein dürfte, weckt es doch Zweifel an der Kompetenz. Welchen Eindruck gibt ein Kriegsberichterstatter ab, der von Waffen keine Ahnung hat (Ich habe auch oft den Eindruck, dass Störkörper mit Bomben verwechselt werden.)? Das eine Mal, in dem ich in einer Zeitung tatsächlich das Bild eines Maschinengewehrs gesehen habe, wurde es in der Bildunterschrift tragischer Weise zum „Sturmgewehr“ degradiert – ich habe den Artikel aufbewahrt. Das schwierige an solchen Fehlern ist dabei regelmäßig, dass man sie nur dann entdeckt, wenn man es besser weiß. Besonders amüsant fand‘ ich diesen Umstand vor dem Hintergrund der Berichterstattung über das „G36“: Da wollen Journalisten einem auf einmal glauben machen, dass sie wissen, wovon sie schreiben, und im SPON-Artikel „Fotos aus dem Weißen Haus: Wie George W. Bush über den SPIEGEL lachte“ (Nachzulesen bei Niggemeier), bezeichnet wieder ein Schreiberling ein Maschinengewehr als Maschinenpistole. Bei allen Themen, von denen man keine Ahnung bleibt es also offen, was stimmt und was nicht. Erfahren wird man dies in der Regel nicht, da die Bereitschaft zu Korrekturen oft nicht sehr ausgeprägt erscheint. Allein für die Chance, vielleicht richtig informiert zu werden, bin ich aber eigentlich nicht bereit Geld zu zahlen. Wenn zumindest die falschen Artikel als solche markiert werden würden – dann könnte man sich auf die Lektüre der fehlerfreien beschränken.

    Nur noch würdelos ist schließlich das Betteln um Aufmerksamkeit. Überschriften „im Heftigstyle“, Alliterationen (Aktuell bei SPON: „Globuli fürs Grünzeug“ und „Lieber mit Lama“) und immer neue Superlative langweilen und ermüden. Es mag sein, dass sie absolut die höchsten Klickzahlen erreichen – ich ignoriere solche Artikel aus Prinzip. Von „Klickstrecken“ brauchen wir erst gar nicht anzufangen.

    Sinn und Zweck von Presseerzeugnissen sollte es eigentlich mal sein, die Bürger über aktuelle Ereignisse zu informieren und eine Grundlage zur politischen Willensbildung zu schaffen, anstatt bloß dafür zu sorgen, dass der Leser bei der morgendlichen Zeitungslektüre seinen Kaffee nicht verschüttet. Das wäre Journalismus, für den ich zahlen würde, den ich jedoch meine nirgends zu finden. Es fängt bereits mit der Relevanz an: Anstatt Themen nach einer irgendwie objektiv gearteten Prüfung Aufmerksamkeit einzuräumen, erscheint es für eine Nachricht oft ausreichend, dass irgendwas passiert: Manche (Online) Redaktionen scheinen so nach neuen Inhalten zu dürsten, dass jede dpa-Meldung, Pressemitteilung oder sonst was aufgegriffen wird und dann eine mediale Aufmerksamkeit unabhängig davon erfährt, ob sie sie verdient. In diesen Fällen muss man schon froh sein, wenn die Inhalte auf Richtigkeit geprüft werden — eine Prüfung auf gesellschaftliche Relevanz findet nach meinem Eindruck nur bedingt statt. Doch wäre der Ansatz wirklich so verkehrt, anstatt irgendein Thema aufs Geratewohl zu beackern und dann dessen Relevanz zu konstruieren zu versuchen, zu recherchieren, was relevant sein sollte, und dann dieses darzustellen? Journalisten kommen hier oft in den Genuss des zweifelhaften Services, dass das, worüber berichtet wird, bereits durch die Berichterstattung relevant wird. Ich fände es weitaus interessanter, zum Beispiel im Zusammenhang mit Datenjournalismus, den anderen Ansatz zu wählen.

    Um auf das Zitat von der Welt zurückzukommen: Personen wie ich, die lediglich informiert werden möchten, kann es nach mehr als das Lesen eines Newstickers dürsten. Wünschenswert wäre es z. B., wenn es den Mut und die Kapazitäten gäbe, Nachrichten nicht nur zu verbreiten, sondern auch kritisch zu hinterfragen. So bin ich regelmäßig enttäuscht, wenn z.B. Statistiken über die deutsche Staatsverschuldung in € geführt werden, ohne BIP bzw. Inflation zu berücksichtigen. Ich habe mir schon selbst die entsprechenden Zahlen rausgesucht bzw. eine Umrechnung vorgenommen. Die Zahlen sind nicht spektakulär anders, aber zumindest „richtiger“. Gleiches gilt, wenn z.B. regelmäßig die Arbeitslosenzahlen verkündet werden – so die Angabe, dass es „so viele Beschäftigte wie noch nie“ gebe. Was sagt diese Meldung wirklich aus? Könnte es in diesem Zusammenhang auch schlicht so sein, dass in Ermangelung von Kindern die (potentiell) Erwerbstätigen nie einen größeren Anteil der Gesellschaft ausgemacht haben? Damit würde die Meldung weniger über einen etwaigen wirtschaftlichen Aufschwung aussagen, sondern sich schlicht als Symptom der demographischen Entwicklung herausstellen. Auch die Frage, was der Begriff „Arbeit“ heutzutage noch bedeutet, könnte gestellt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass er sozialogisch zumindest mit der Vorstellung verbunden war, seinen Lebensunterhalt verdienen und im Alter von der Rente leben zu können. Inwieweit diese Erwartung selbst bei sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen noch zutrifft, vermag ich nicht abzuschätzen. Im Sinne von Datenjournalismus fände ich es begrüßenswert, wenn ein Angebot über genügend Durchhaltevermögen verfügen würde, den offiziellen Zahlen regelmäßig alternative gegenüberzustellen und die Entwicklungen zu verfolgen.

    In diesem Zusammenhang finde ich auch die im schon erwähnten Artikel „Die Krise des Journalismus in zehn Sätzen“ angeführten Punkte, dass „die im Netz beliebtesten […] Artikel […] häufig die [seien], in die am wenigsten Arbeit investiert wurde“ und dass das, „was Leser bei Nachfrage einfordern (“Qualität”, “journalistische Tiefe”, “Wahrheitsgehalt”), […] nicht dem [entspreche], womit sie sich in einer freien Minute locken lassen (Gerüchte, Boulevard, schlüpfrige Überschriften, Listen mit Katzenfotos)“, etwas deplatziert. Es sollte offensichtlich sein, dass in einer Mittagspause – die primär der Zerstreuung – dient, eher kurzweilige Inhalte gesucht werden, als sich intensiv mit einem tiefgründigen Artikel auseinanderzusetzen. Unterhaltung und Information sollten (!) unterschiedliche Baustellen sein. Die Versuche von journalistischen Onlineformaten, mit Click-Bait-Seiten zu konkurrieren, sehe ich daher kritisch. Bloß weil in beiden Fällen Einnahmen (auch) durch Klicks generiert werden, heißt dies nicht, dass man um dieselbe Zielgruppe konkurriert bzw. sich bei der Aufmachung etwas abschauen sollte.

    10. Was Krautreporter bietet

    An dieser Stelle zitiere ich, was ich beim Crowdfunding geschrieben habe:

    „Ich ziehe es vor: Hoffnung. Ich habe mich nicht beteiligt, weil mir der Auftritt von Krautreporter vermittelt, dass meine Erwartungen erfüllt werden könnten. Ich habe eher aus Enttäuschung über die sonstigen Angebote gehandelt; frei nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten – „etwas Besseres als den Tod findest du überall“.
    Ich finde, was vor dem Hintergrund der in Medienfragen ja eigentlich nicht unerfahrenen Journalisten besonders verwundert, es beinahe abstrus ein Angebot für kritische Leser zu bewerben, ohne Informationen über den Inhalt anzubieten. Wie kann das passieren – die Inhalte zu vergessen? In den Kommentaren wurde hier zutreffend die vielzitierte „Katze im Sack“ bemüht. Es ist beinahe dilettantisch – wie von Julius zu „Wir sind nicht die besseren Journalisten. Aber wir haben andere Möglichkeiten“ kommentiert – erst 4 Tage nach dem Start Arbeitsproben zu veröffentlichen und eine Themenvorschau erst nach 3 Wochen (!) zu erstellen. Wer auch nur halbwegs mit solchen Aktionen vertraut ist sollte wissen, dass der Zustrom nach dem anfänglichen Peak extrem abfallen wird. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal Informationen über die im nachgelieferten FAQ dargestellten Fragen angeboten zu haben ist schlechterdings nicht begründbar. Gleiches gilt für die Kreditkarte – ich dachte es gehört zum Allgemeinwissen, dass diese in Deutschland weit weniger als in anderen Ländern verbreitet ist. Ich möchte nicht wissen, wie viele zehntausend Euro dadurch „verloren“ wurden, dass die Zahlungsoption per Paypal nicht schon zu Beginn verfügbar war. Ich weiß nicht, wie überstürzt die Aktion in Angriff genommen wurde – für den Fall, dass sie Erfolg hat, hoffe ich, dass die beteiligten mit dem Führen von „Krautreporter“ nicht überfordert sein werden – mit dem Crowdfunding waren sie es.
    Ein weiterer irritierender Punkt ist, dass ich als Außenstehender (der mit dem Humor im journalistischen Milieu nicht vertraut ist) nur bedingt beurteilen kann, was bei der Werbeseite nun Ironie ist, und was ernst sein soll. Bei „Zehn fantastische Gründe, Krautreporter zu unterstützen. Nummer 7 hat mir die Tränen in die Augen getrieben.“ kriege ich es auch noch mit – aber andere Elemente bringen mich ernsthaft in’s grübeln: Ist die Ankündigung „einer modernen, leicht zu bedienenden Seite“ eine Drohung? Wird sie ähnlich wie die Werbeseite sein, auf der eine Druckansicht fehlt und die einzigen verbliebenen Bedienelemente neben einem unübersichtlich angeordneten Menü Buttons sozialer Netzwerke sind (Ist das nicht einmal die heise-Lösung, sondern die rechtswidrige direkte Integration? Ghostery blockt sie bei mir zumindest.)? Ist das Bewerben im Heftigstyle- staccato ein bewusstes Stilmittel? Bei den Worten „Der Online-Journalismus ist kaputt. […] Wir kriegen das wieder hin“ musste ich unvermittelt an „Die Welt ist krank und wir sind die Heilung“ aus „Iron Sky“ denken. Die Bilder der Appleproduktpalette mit prominent platziertem Logo über dem Bekenntnis, auch versteckt keine Werbung zu betreiben, sind wiederum beinahe wider witzig.
    Als Bilanz – ich unterstütze Krautreporter nicht wegen, sondern trotz euer Werbung. […]“

    Auch jetzt kann ich es kurz machen – nach bald einem Jahr bietet mir Krautreporter nicht einmal mehr Hoffnung auf einen „besseren“ Journalismus, sondern allein die Erkenntnis, dass es das journalistische Angebot, wofür ich Geld zahlen würde, weiter nicht gibt und Krautreporter dieses auch nie sein sollte. Ich möchte nicht „die Geschichten hinter den Nachrichten“ erzählt bekommen, ich möchte für mich als wahlberechtigten Bürger der BRD relevante Information. Information darüber, was an von der Regierung publizierten und in den Medien diskutierten Zahlen dran ist, ob diese stimmen, und wovon mit diesen abgelenkt werden soll. Die Lebensbedingungen von Prostituierten in Südafrika oder die Frage, wie ein Europäer asiatische EPAs verträgt, möchte ich an dieser Stelle nicht als komplett uninteressant bezeichnen, doch es gäbe doch einige bodenständigere Themen, auf deren Darstellung ich mehr brenne. Ich darf mich wohl schlicht weiterhin als Marktlücke betrachtet, deren Existenz von den einen angezweifelt (Welt) oder deren Beackerung aus finanzieller Sicht oder anderen Gründen nicht für erfüllend erachtet wird. Möglicherweise ist hierbei ein Problem, dass „Fakten“ keinen rechtlichen Schutz genießen: Wer in kostspieliger Recherche Zahlen generiert, hat keine Handhabe deren Verwendung oder Zitierung durch andere Medien zu verhindern oder an den von diesen damit erwirtschafteten Erlösen finanziell zu partizipieren. Auch das „Leistungsschutzrecht“ schützt die die (Recherche von) Informationen, sondern allein die sprachliche Form, in die diese gegossen werden

  114. @126 Nold
    Sehr gut geschrieben und keine Angst ich bin auch eine Marktlücke (aber immer noch aktiv auf der Suche) und stehe genau da: „ich möchte für mich als wahlberechtigten Bürger der BRD relevante Information. Information darüber, was an von der Regierung publizierten und in den Medien diskutierten Zahlen dran ist, ob diese stimmen, und wovon mit diesen abgelenkt werden soll. Die Lebensbedingungen von Prostituierten in Südafrika oder die Frage, wie ein Europäer asiatische EPAs verträgt, möchte ich an dieser Stelle nicht als komplett uninteressant bezeichnen, doch es gäbe doch einige bodenständigere Themen, auf deren Darstellung ich mehr brenne.“

    Das Hauptproblem ist glaube ich eine Vertrauensfrage … Daran wird sich denke ich alles entscheiden. Bei KR ist man in eine Vorleistung gegangen (aus Sicht des Lesers). Ich nicht wegen … man ahnt es … Ich bezahle nicht mit Kreditkarte ,,,

    Ich finde es nur verwunderlich, dass es eine Vielzahl von Blogs gibt die eigenverantwortlich, nichtkommerziell und ehrenamtlich genau das liefern was ich unter Journalismus verstehe … Natürlich mit Einschränkungen. Nicht zuletzt auch wegen mangelnder Ressourcen ABER sie tun es … Und das ist nicht möglich als kommerzielles Produkt aufzubauen. Really? …

  115. @HERDIR
    ich kam schon auf Idee, es andersherum zu versuchen: nicht den Journalisten/das Format zu bezahlen, und dann zu hoffen, dass diese ueber fuer einen relevante Themen schreiben, sondern beispielsweise 60,- € fuer denjenigen auszuloben, der ueber 12 Monate monatlich z.B. die Arbeitslosenzahlen analysiert. Und zu hoffen, dass es einem andere gleichtun. Bei 1.000 Leuten waeren das schon 6.000,- €. Ab irgend einer Summe sollten faehige Leute doch schwach werden und sich des Themas erbarmen^^.

  116. @Nold
    Naja ein Journalist auf diesem Blog hat mal zu diesem Streitthema geäußert, dass die mangelnde Qualität der Medienerzeugnisse (die stellte er nicht in Abrede) daher kommt, weil wir Kunden zuwenig Geld bezahlen und dass alles sofort qualitativ besser wird wenn genügend Geld beim „Erzeuger“ da ist … Ich habe das damals so verstanden, dass der Kunde in Vorleistung gehen muss … (Also ähnlich dem KR-Modell) …

    Den Erfolg Ihres Vorschlages stelle ich mir zu kompliziert vor: Was ist denn, wenn nur ein Journalist bezahlt wrid, der sich mit einem Thema spezialisiert … steigt dann mein Vertrauen in seine Arbeit? Eher nicht … oder? Die Gefahr der Schludrigkeit, fehlender Transparenz usw. steht doch immer noch im Raum … Vertrauen ist, denke ich der Anfang … Nur irgendwie fällt es mir schwer dieses Vertrauen (das ich früher durchaus hatte) in unsere Journalisten so pauschal wieder als gesetzt zu betrachten … Dafür ist mir zu viel Schindluder getrieben worden bzw. wird noch betrieben …

  117. Das ist ein argumentativer Klassiker. „Ihr bekommt Scheiße, weil ihr so wenig bezahlt, dass wir nur Scheiße liefern können“. Das bedingt, dass

    a) Irgendjemand bereit ist, Scheiße zu liefern
    b) Irgendjemand bereit ist, den Preis so niedrig zu machen, dass er nichts anderes als Scheiße liefern kann.

    Beides sind freiwillige Entscheidungen. Wenn sich z.B. jeder Hersteller von Abfallnahrung entscheidet, keinen Abfall mehr anbieten zu können und deshalb an der Preisschraube drehen MUSS, dann würde das ja auch klappen. Der Jagd nach dem günstigsten Preis wird immer zuerst von den Anbietern gestartet. Und sicherlich könnte das auch bedeuten, dass man dann nicht wirtschaftlich existieren kann und den Laden schließen muss. Ob man das macht hängt wiederum mit (a) und (b) zusammen und dem, was man mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren kann.

    Das Dilemma ist, dass immer jemand so günstig anbietet, dass nur Scheiße bei rauskommen kann. Ist ja auch ein Klassiker z.B. bei IT-Ausschreibungen. Da gewinnt dann der Schrottanbieter oder ein normaler, der zu niedrig angeboten hat und hofft, dass durch Change-Requests und Folgeaufträge in den grünen Bereich schieben zu können.

    Unser System ist halt kaputt, weil wir die Mängel des Systems schamlos ausnutzen.

  118. Vieles an den Krautreportern funktioniert noch nicht richtig. Am meisten aber hat mich die selbstgefällige Community genervt. Äußerst männerlastig und stets mit starker Tendenz zum Besserwissen. Diskussionen, die bestimmt waren durch Hinweise, dass man diesen Artikel jetzt aber langweilig fand, jenen reichlich schlecht geschrieben. Enttäuschend.

    Weil sich diese Community jetzt sicher verändern wird, bleibe ich dabei.

  119. Was ich nicht verstehe: angesichts des katastrophalen Zustands der Website wäre es doch kein Ding gewesen, ein komplettes Reprogramming durchzuziehen, etwa auf WordPress. Das hätte auch bei einer Seite dieses Umfangs maximal einen höheren vierstelligen Betrag gekostet, und wäre, Kompetenz vorausgesetzt, in wenigen Tagen machbar gewesen.

    Im Prinzip muss da so ein „Concord“-Effekt eingetreten sein, dass bereits kurz nach dem Start klar war, dass das Ding scheitert, und eigentlich nur noch die Frage ist, „wo“ es runterfällt. Dann wäre ein Reprogramming natürlich einem Schuldeingeständnis gleichgekommen.

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