Gefunden: Die Frau, die schuld ist, dass die Euro-Krise nicht gelöst wird

Die „Welt“ schreibt, dass die französische Zeitung „Le Canard enchaîné“ schreibt, dass Gesprächspartner des französischen Staatspräsidenten François Hollande sagen, dass François Hollande sagt, dass der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sagt, dass er, wenn er den Forderungen der Gläubiger seines Landes zu sehr nachgibt, nicht nur seine Partei, sondern auch seine Partnerin verlieren wird.

Die „Welt“ ist sich nicht sicher, ob Tsipras das wirklich gesagt hat, und wenn er das gesagt hat, ob es nicht womöglich im Scherz war. (Man kann sich das ja gut dahingesagt vorstellen, so im Smalltalk: „Jaha, nee nee, das ist nicht nur wegen meiner Partei undenkbar, sondern auch wegen meiner Frau.“) Aber all das ist natürlich kein Grund, aus der Sache keine große Sache zu machen. Und so erschien am Freitag prominent auf „Welt Online“ eine ausführliche Analyse der Lage aus der Wirtschaftsredaktion des Blattes:

Das ist doch immerhin mal ein neuer Aspekt in der Griechenland-Krisen-Berichterstattung, die sich ansonsten seit Wochen, Monaten, Jahren in einer Dauerschleife zu befinden scheint. Und es bedient in ganz wunderbarer Weise ein Klischee von der bösen linken Frau, die ihrem Mann sagt, was er zu tun hat. Es erklärt auch, warum Tsipras so unnachgiebig ist, was deutsche Journalisten sonst kaum erklären können: Es ist letztlich keine politische Frage, kein rational zu erklärendes Vorgehen im Interesse seines Landes oder wenigstens seiner Partei, sondern eine private Geschichte. Und die Frau ist erstens stramm links, also eine verblendete Ideologin, und zweitens eine Frau, neigt also naturgemäß schon zu Irrationalität. Endlich ist eine Erklärung gefunden, warum die Verhandlungen mit Griechenland nicht voran gehen.

Aber folgen wir doch den Erläuterungen von „Welt“-Wirtschaftsredakteur Klaus Geiger. Der erklärt uns, dass Tsipras‘ Lebensgefährtin Betty Baziana eigentlich gar nicht die Öffentlichkeit sucht.

Nun aber steht die studierte Elektro- und Computeringenieurin doch im Zentrum der Aufmerksamkeit, gegen ihren Willen, darf man vermuten. Zu verdanken hat sie das Frankreichs Präsident François Hollande. Der hat Brisantes über die politische Gemengelage des Paares Tsipras/Baziana erfahren, zumindest wenn man dem französischen Satire- und Enthüllungsmagazin „Le Canard Enchainé“ glaubt, das für gewöhnlich exzellent informiert ist.

Dort wird Hollande mit den Worten zitiert, Tsipras habe ihn informiert, „dass, wenn er den Forderungen der Troika zu sehr nachgibt, er nicht nur seine Partei, sondern auch seine Partnerin verlieren werde“. Denn die sei „eine Hardlinerin und steht weit links von ihm“.

„Brisant“!

Wenn Tsipras diese Worte tatsächlich gesagt hat, hat er es dann im Scherz gemeint? Oder war es sein voller Ernst, dass bei den Euro-Verhandlungen seine Partnerschaft auf dem Spiel steht? Das bleibt offen.

In der Tat. Der Artikel endet hier trotzdem nicht, sondern geht weiter:

Die Vorstellung aber, dass Betty Baziana im Hause Tsipras die politischen roten Linien zieht, klingt jedenfalls nicht abwegig, nach allem, was über Tsipras‘ Partnerin bekannt ist.

Dass es, selbst wenn das kolportierte Zitat von Tsipras stimmt, dieselben „roten Linien“ sind, die auch seine Partei vorgibt, ist irgendwie jetzt unter den Tisch gefallen. Aber wer würde schon über eine Partei schreiben, wenn er über eine Frau schreiben kann?

Denn Betty Baziana, deren Taufname eigentlich Peristera lautet, gilt als die Frau, die Alexis Tsipras erst zu einem stramm linken Politiker gemacht hat. Die ihm schon zu Schulzeiten jene Ideen nahegebracht hat, mit denen er zwei Jahrzehnte all jene Menschen begeisterte, die sich von den Herrschenden des Landes enttäuscht und von den Euro-Partnern gedemütigt fühlten.

Die Frau ist, kurz gesagt, an allem schuld, erst die Verführung des Mannes, nun die Erpressung, unter der ein ganzer Kontinent leidet. Das ist fast schon biblisch!

Tsipras und Baziana sind etwa gleich alt, lernten sich in der Schule kennen und lieben. Tsipras soll, als er Baziana begegnete, an Sport weit mehr interessiert gewesen sein als an Politik. Baziana war es demnach, die schon damals ein sehr politischer Mensch gewesen sein soll.

Tsipras könnte heute Sportler sein! Marathonläufer oder Diskuswerfer! Was wäre uns (im Sinne von: Angela Merkel und Wolfgang Schäuble) alles erspart geblieben!

Ob tiefe Überzeugung oder politisches Kalkül – heute jedenfalls tut das Paar alles, um den Anschein eines luxuriösen oder auch nur bürgerlichen Lebensstils zu vermeiden. Zunächst: Tsipras und Baziana haben nie geheiratet – ein Affront für das konservative griechische Establishment, aber nicht unpopulär bei jungen Wählern.

Skandal!

Und sie leben bis heute in Verhältnissen, die für eine Premiers-Familie äußerst bescheiden anmuten. Die Villa Maximos, den traditionellen Sitz des griechischen Premiers, meidet das Paar. Sie blieben in einem simplen Apartmentblock, mit ihren beiden Söhnen im Kindergartenalter.

Sympathisch, aber sind wir womöglich ein bisschen vom Thema abgekommen?

Ansonsten gibt es nur jene unbestätigten Informationen zum Privatleben des Paares, die aus dem Umfeld von Tsipras verlauten.

Ah, dann endet der Artikel sicher hi- ach nee:

Was daran stimmt, was politisch kalkuliert durchsickert, ist schwer zu sagen. Was man hört, lässt Tsipras jedenfalls in bestem Licht erscheinen: Man esse gerne zusammen zu Hause, am liebsten mit engen Freunden, wird oft kolportiert, der Vater lese trotz seines engen Euro-Krisen-Terminplans den Söhnen eine Gutenachtgeschichte vor, wann immer es gehe.

Wahnsinnig interessant. Und womöglich, wie die „Welt“ einräumt, gar nicht zutreffend. Man weiß anscheinend nicht mal, ob die Frau auch bestimmt, was es zu essen gibt, welche Freunde kommen, welche Gutenachtgeschichten gelesen werden. Sind es linke Gutenachtgeschichten? Leben die Herrscher in ihnen auch nicht in irgendwelchen Villen, sondern in schnöden Hochhäusern, nachdem die Frau ihren Mann mit Politik vom Sport weggelockt hat?

(…) Betty Baziana selbst kümmert sich demnach vor allem um Haus und Kinder, angeblich arbeitet sie aber auch sporadisch noch in der Computerbranche.

Angeblich! Sporadisch!

Sieht man sie an der Seite ihres Mannes, so wirkt die Frau mit den schulterlangen dunklen Haaren ruhig, fast schüchtern. Sie hält sich diskret abseits, wenn ihr Mann mit dem charmanten Tsipras-Lächeln auf die Menschen zugeht, Hände schüttelt und freundliche Worte austauscht.

Hammer. Aber gleich kommen bestimmt noch die weiteren Hinweise, dass die Frau ihrem Mann die „roten Linien“ vorgibt und somit eine Einigung mit den Gläubigern verhindert.

Auch ihren Kleidungsstil hat Betty Baziana nicht geändert, seit sie an der Seite des Premiers steht. Das hatte ihr das französische Modemagazin „Vogue“ nahegelegt, nach der Amtsübernahme ihres Mannes. Sie solle doch die vielen Farben und großen Aufdrucke ihrer Kleider aufgeben. Zu einer raffinierten Farbpalette und zu klaren Schnitten wurde ihr geraten.

Zu Kleidung, die man häufig tragen könne, wie die der amerikanischen First Lady Michelle Obama oder von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Äh, ist das nicht ein bisschen Quatsch, wenn die Frau eh fast nie öffentlich zu sehen ist? Ah, der „Welt“-Redakteur hat aufgepasst:

Nur dass sich die „Vogue“ da doppelt täuschte in Betty Baziana. Erstens braucht eine Premiers-Partnerin, die fast nie öffentlich zu sehen ist, natürlich überhaupt keine Garderobe, die häufig getragen werden kann. Und selbst wenn – die „Vogue“ wäre wohl die letzte Publikation, von der Baziana solche Ratschläge annehmen würde.

Aber schön, dass wir drüber geredet haben.

Man könnte jetzt noch fragen, ob das Privatleben einer Frau, die sich so sehr aus der Öffentlichkeit fernhält, wirklich von den Medien erörtert werden muss. Andererseits hat die Wirtschaftsredaktion der „Welt“ ja den perfekten Vorwand gefunden, durch den die Berichterstattung legitim wird: den Verdacht, dass die Frau ihren Mann aus dem Schutz der Nichtöffentlichkeit politisch steuert und schuld ist, dass sich in den Verhandlungen nichts bewegt.

Die „Huffington Post“ empfahl den „Welt“-Artikel mit der Zeile: „Sie ist die derzeit zweitmächtigste Frau Europas – und sie könnte die Eurokrise entscheiden“.

93 Replies to “Gefunden: Die Frau, die schuld ist, dass die Euro-Krise nicht gelöst wird”

  1. Jetzt steht fest: Der Ministerpräsident Griechenlands wird von einer Frau manipuliert. Das hat ein internationales Expertenteam mit einer forensischen Datenanalyse zweifelsfrei herausgefunden. (Puh, ist der schmierig, der Welt-Artikel!).

  2. Ist die „Canard enchaîné“, nicht ein Satire-Blatt wie die deutsche Titanic. Könnte es nicht sein, dass schon an der Grundgeschichte nichts dran ist? Mein Französisch taugt nicht um das zu überprüfen…

  3. Dabei hat diese „geheime Sehnsucht“ nach einer Wiedereinführung glaubwürdigerer Leitmedien, zumindest in meinem Umfeld, enorm zugenommen…

  4. @Oz: Es hilft dann aber schon, den verlinkten Wikipedia-Eintrag auch zu lesen.

    … betreibt der Canard seriösen investigativen Journalismus in einem in Europa einmaligen Stil.

    … Antimilitaristisch, eher links und antiklerikal deckt das Blatt zahlreiche politische, juristische und Wirtschafts-Skandale auf.

    Es ist schon eine Mischung aus Satire und ernsthafter Enthüllung.

  5. Zum schießen, was sich die Bild, ähm Welt da wieder zusammengedichtet hat. Demnächst wird sich noch auf einen Artikel aus dem Postillon berufen?

    Aber immerhin wissen wir jetzt endlich warum die Griechen so unendlich böse sind. Wie kann diese Frau es wagen, anstatt auf die Vogue zu hören und so rumzulaufen wie Michelle Obama und Angela Merkel, einfach ihren eigenen Kopf/Stil zu haben?

  6. @Oz
    MMh .. dann bleibt nur die Frage offen ob die Welt die Quelle kennt odedr nicht … Beides wäre ja kein Ruhmesblatt … Entweder keine Quellenprüfung und Einordnung oder eben nach dem Motto „Alles egal!“ …

  7. @Herdir: Es hilft schon, Texte zu lesen. Die „Welt“ schreibt:

    zumindest wenn man dem französischen Satire- und Enthüllungsmagazin „Le Canard Enchainé“ glaubt, das für gewöhnlich exzellent informiert ist.

  8. Wenn sich die deutschen (Springer-)Medien wie Fox News verhalten, wo ist bloß unser Jon Stewart?

  9. Ja diese Zeitung nennen sich selbst Qualitätsjournalismus und preisen sich stets gerne selbst, sind Sie doch die einzigen die im Gegensatz zu den Lesern einordnen können(Zitat von Golineh Atai, aus dem Gedächtnis)

  10. @Stefan
    Also ist die Quelle ein angebliches Zitat in einer Satire– und Enthüllungsmagazin?

    Ist das dann Satire oder Enthüllung? Oder ist das Magazin bei beiden Themen bestens informiert? …

    Mmh … da würde ich trotzdem auf Quellenprüfung bestehen .. so als Welt-Redaktionsleiter …

  11. „cherchez la femme“. Wäre doch schlimm, wenn Tsipras nicht auf seine Partnerin hören töte.

    Es „gilt als erwiesen“, dass z.B. Raisa Gorbatschowa ihren Mann stark beeinflusst hat. Vermutlich war sie sogar CIA-Agentin.

  12. „Le Canard enchaîné“ in der ersten Zeile als „Quelle“.
    Jetzt wird’s wieder luctig. Dachte ich.
    Denn das ist ein Sartireblatt! Schon seit Jahrzehnten !
    Und die doofe WELT weiß das nicht?! DAS ist die Meldung. Dachte ich.
    .
    .

    Doch kann folgte ein langer Artikel über irgendeine Gattin.
    Seltsam.

  13. „Le Canard Enchainé“ hat sich vermutlich einfach über Hollande lustig gemacht. Dass der kein entspanntes Verhältnis zu „seinen“ ehemaligen und aktuellen Frauen hat, ist in unserem Nachbarland allgemein bekannt. Wenn er so kariert daher geredet haben sollte, würde es jedenfalls mehr über ihn selbst als über Tsipras aussagen. Da könnte auch ein deutsches „Qualitätsblatt“ von alleine drauf kommen. Oder sind das alles schon die Algorithmen, die den Stuss fabrizieren?

  14. Was für ein Interesse hat eigentlich der Springer-Verlag, beziehungsweise ein guter Teil der deutschen Presse, an der Diffamierung Griechenlands und der Griechen?

    Normalerweise gucke ich Günther Jauchs Quatschrunde nicht, gestern schon. Herrlich „subtil“ auch seine Versuche der Manipulation.

    Ich verstehe es nicht.

  15. Okay, aber wenn es keine Satire sein sollte, sondern ein weiterer investigativer Bericht des Canard, worauf sich die „Welt“ beruft – warum sollte es dann verwerflich sein, dass die „Welt“ darüber berichtet, was der Canard da herausgefunden haben will?

  16. @23 Martin Deggendorf

    Ich weiß nicht, ich habe den Blogeintrag hier nicht gelesen, den in der Welt schon gleich gar nicht, aber das scheint mir irgendwie nicht der Ansatz von Herrn Niggemeier gewesen zu sein.

  17. Es fällt heute wieder schwer, der Diskussion zu folgen. Ich verstehe die Debatte um die Quelle nicht.
    Und das ist doch eigentlich auch nicht Gegenstand der Kritik.
    Was die Aussage des griechischen Ministerpräsidenten an Hollande angeht, hat die WELT doch präzise die Quelle bezeichnet. Aber das französische Satiremagazin wird doch nur als Quelle für die Aussage (…verlier ich auch meine Partnerin) angegeben.
    Alles andere, was den Artikel dann auch kritikwürdig macht, basiert doch auf keiner konkreten Quelle mehr.
    Dass irgendein aktuelles Staatsoberhaupt in seiner Jugend kein Interesse an Politik hatte, dass dieses Interesse erst von seiner Partnerin geweckt wurde, mit der die Person in seiner Position als Staatsoberhaupt dann immer noch liiert ist, dass ist doch (auch völlig wertfrei) ein interessantes biografisches Detail. Dem Artikel nach saugt sich der Autor dass aus seinen Fingern, so „soll“ es gewesen sein. Bei anderen Spekulationen wird als Quelle das „Umfeld“ angegeben.
    Fazit:
    Aufgrund der diskutierten Beschaffenheit des französischen Satiremagazins ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Tsipras sich tatsächlich wie zitiert gegenüber Hollande geäußert hat.
    Ob das nun stimmt oder nicht stimmt, die Quelle ist präzise benannt, so oder so gibt es keinerlei Handhabe für das restliche Geschwafel über die Dame.
    Aber ebenjenes Geschwafel ist eigentlich die Berechtigung, sich über diesen Artikel lustig zu machen (oder aufzuregen).
    Habe ich da irgendwas falsch verstanden?
    Oder warum ist die Diskussion um die Frage inwieweit die konkret benannte Quelle für die Aussagen an Hollande seriös ist von Relevanz?

  18. @Skaarphy, 22: Das Interesse ist, damit Druck aufzubauen, gleichzeitig den Stammtisch mit neuen Hassgründen zu versorgen und sich investigativ zu geben.

  19. @pepito (falls Sie mitlesen):

    Ich habe es schon wieder getan: DASS statt DAS.
    Asche auf mein Haupt.

  20. @Martin Deggendorf: Weil die Wirtschaftsredaktion (!) der Welt auf dem Sandbett dieses hochgradig mehrdeutigen Sekundärzitates einen als Hintergrundanalyse verkleideten Haufen zusammenharkt, der ausschließlich aus halbseidener Kolportage („Sie soll ihn radikalisiert haben…der zweite Name eines der beiden Jungen soll Ernesto lauten…usw.) besteht.

  21. @JUB 68
    Ich glaube schon, dass Sie das richtig verstanden haben .. Die Quellenproblematik ergibt sich aus meiner Sicht nur weil die Quelle eben als Enthüllung- und Satiremagzin bezeichnet ist …

    Sei es drum … Solange wie solche Meldungen dazu führen, dass Journalisten Artikel dieses Umfanges erzeugen um Stimmung zu machen/schaffen, ist doch alles in Ordnung … Am Besten die Lebensgefährten alle Führungspüersönlichkeiten des Griechenlandthemas treffen sich einfach persönlich und klären das … ist sicher auch zielführender als diese ewigen Stille-Post-Befehle …

    Frage: Hat der „„Welt“-Wirtschaftsredakteur Klaus Geiger“ das ganze nur geschrieben, weil seine Frau es ihm gesagt hat? …

  22. Ein klarer Fall fuer das Goldene Blatt! „BESTIMMEN IHRE BLUMENKLEIDER DIESEN MANN?!“
    Ach nee, noch zu dicht am Thema. Naja, mir fehlt’s da an Rafiitücke.

    Doch zurück zum Thema. Nun ist also die Vorzeige-pöhse Linke-dominante-Frau dran. War ja vorauszusehen, dass eine von uns Damen die Schuldige ist. Ansonsten hätte man ihm wohl einen Mamakomplexen andichten, Fan-Fiction-mäßig herbeischreiben, erm, ich meine: „recherchieren“ müssen.

    Liebe Journalisten, die sich hier schon oft über die „allgemeine Stimmung“ gegen euren Berufsstand gewehrt haben: ihr könnt jetzt gegen so einen Mist anschreiben.
    Oder ihr haltet brav still, dann will ich aber auch kein Geschrei, wenn das nächste mal euer Berufsstand als solcher kritisiert wird.

    Als Frau und als Mensch, der versucht die Griechenlandkrise zu verstehen, wird mir bei sowas wirklich schlecht. Ich geh jetzt mal im Guardian gucken…

  23. Ich muss ehrlich sagen das ich privat an diesem Thema etwas verzweifele.
    Ständig muss ich daran denken, das ein alter deutscher Leitspruch, ein aus meiner Sicht gruseliges Revival feiert…

    „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. „

    Und weil das so ist, kann Deutschland gar nichts falsch machen und irgendwie müssen dann zwangsläufig alle anderen falsch liegen.

    Das unsere Medien in weiten teilen so fundamental Versagen, macht es nicht unbedingt erträglicher.

  24. „Man weiß anscheinend nicht mal, ob die Frau auch bestimmt (…) welche Gutenachtgeschichten gelesen werden. Sind es linke Gutenachtgeschichten?“
    Habe gerade fast meinen Bildschirm mit Kaffee vollgeprustet, danke!

  25. Mal ganz allgemein (und etwas oberlehrerhaft): die Kommentare hier sind zwar qualitativ sicher deutlich höher einzuschätzen als anderswo, trotzdem frage ich mich oft, wieviele Kommentatoren eigentlich den ganzen Text lesen (und verstehen).. Vielleicht sollte es statt „captchas“ u.ä. vor jedem Kommentar einen kurzen test zum Verständnis geben(?)

  26. @Darin, 27: Dass Springer Kampagnenjournalismus betreibt („Druck erzeugen“), ist ja keine Frage. Nur warum tun sie das? Dass es nur darum geht, einer geifernden Stammtischrunde etwas zum Zerfleischen zu geben, kann ich einfach nicht glauben. Dafür ist ihre Anti-Griechenland Haltung zu andauerend und zu umfassend. Und so sehr Springer – speziell BILD – sich oft einen Dreck um die Konsequenzen ihrer Berichterstattung schert, im Falle Griechenland sind sie dabei, aktiv Geschichte zu schreiben. Ich glaube, es ist keine Frage, dass die Suche nach einer „optimalen“ Lösung durch Springer et al. erheblich erschwert wurde, vielleicht so sehr erschwert, dass Griechenland die EU letztendlich verlassen wird. Und für mich scheint alles darauf hinzudeuten, dass genau das beabsichtigt ist.

    Da ist also ein Medienkonzern, der mit der Geschichte Roulette spielt, und da scheint mir die Begründung, dass sich dadurch „am Stammtisch“ mehr Zeitungen verkaufen lassen könnten, etwas dünn. Nicht zuletzt auch, weil es alles andere als sicher ist, dass dieser Schuß nicht nach hinten losgeht, und BILD etc. noch mehr Leser verlieren als bisher schon.

  27. Cool, Varoufakis lebt zu luxuriös, Tsipras zu einfach. Das wird Europas Schicksal entscheiden. Und dann noch von einer Frau beeinflusst, von einer FRAU! Nur gut, dass wir hier in Deutschland … äh … also … ich muss dann mal weg.

  28. Gebührenfinanziert und gerade drum:
    In der Presseschau im Deutschlandradio taucht die WELT fast täglich auf.
    Wer da keine Fernbedienung hat.

  29. @34, Skaarphy:

    Das wäre mal wieder ein Fall von „das Leben imitiert die Kunst“, denn was Sie da schreiben, entspricht in den Grundzügen der Handlung des James-Bond-Films „Der Morgen stirbt nie“: Der Medienmogul Elliot Carver versucht hier sogar einen Krieg zwischen England und China zu provozieren, um die besten Schlagzeilen produzieren zu können. Ich kann mich erinnern, dass es damals eine Diskussion gab, ob Medien wirklich so weit gehen würden / können. Die Antwort lautet wohl: ja. Zwar geht es nicht um einen Krieg, aber das Ergebnis wäre für die Griechen nichtsdestotrotz verheerend.

    Zeit für ein Remake des Films mit Kai Diekman in der Hauptrolle. Titel diesmal allerdings: „Die WELT ist nicht genug“.

  30. @JUB 68, Martin Deggendorf: Der Witz ist doch auch, dass die „Welt“ selbst der Sache nicht traut und selbst die Einschränkungen macht, dass man nicht weiß, ob Tsipras das wirklich so gesagt hat, und wenn, ob es vielleicht einfach nur ein Scherz war. Und sich trotzdem nicht von dem ganzen Unsinn dieses Artikels abhalten lässt.

  31. Ich verstehe… Deswegen strengt sich Varoufakis auch so an, die internationalen Geldgeber zu vergrätzen, nämlich um Tsipras‘ Lebensgefährtin zu beeindrucken, auf die Varoufakis schon längst ein Auge geworfen hat.

  32. @40 Alexander Schulz
    Sowas ähnliches hat die Küchenfrau heute auch dem Wachmann erzählt und die hat das von der Mutter, des Freundes ihrer Tochter. Der hat nämlich in einer Zeitung gelesen, dass in einem ausländischen Magazin eine vertrauliche Quelle berichtete, dass im Rahmen der Gespräche in Berlin die beiden (V. undT.) sich deswegen in der Wolle hatten. …

    Ich harre bibbernd auf Neuigkeiten … Die große Politik = reiner Dorfklatsch …

  33. @39 … aber der Wunsch, dem Mann was am Zeug zu flicken , war dann doch stärker. Insofern ist es auch nicht bloß Unsinn.

  34. Geschenkt – das mit seiner Lebensgefährtin ist alles Unsinn und überflüssig. Niveautechnisch ist es aber auf einer Stufe mit dem „Zentrum der politischen Schönheit“-Aktion. Infantiles Verhalten we man nur hinschaut. Es geht nur noch ums Spektakel. Selbstdarsteller, die im wahrsten Sinne über Leichen gehen.

    Ist das die schöne neue Zeitungswelt? Aber warum wird das nicht von Lesern angestraft?

  35. Die deutschen Medien und Politiker tun Falle Griechenland alles, um die Deutschen im Ausland wie vollidiotische, pathologische, rassistische Untertanen aussehen zu lassen.

    Klappt ganz gut.

  36. Erbse:

    Wenn man „Untertanen“ nach der Qualität ihrer nationalen Medien bemisst, würde jede Nation ziemlich deppert aussehen. Ich kenne außerhalb Deutschlands auch nicht viele Länder, bei denen man eine solche Logik pflegt. Gibt auch nicht viele Völker, die sich derart Sorgen um ihr internationales Image machen.

  37. Wenn Rentner-und -di-e Ärmsten -der- Armen -nicht -verrecken-lassen -wollen linksradikal ist, bin ich linksradikal, wie Betty und Alexis.

  38. Das ist nämlich das Wichtigste in der Story:
    Die zwei seien Linksradikale.
    Sagt die deutsche Milliadärspresse.

  39. @Skaarphy (35)
    Sie sind wirklich der Meinung Springer hat die Macht den Grexit herbeizuscheiben?
    Der europäische Wutbürger steht auf und bringt seine Regierungen dazu dieses undankbare Volk aus der EU zu werfen?

    Das ist Emotionen treibender Rotz der Quote wegen sonst nichts.
    Nehmen sie Artikel über Weselsky. Richtig, nicht über die Inhalte des Konflikts. Obwohl Springer klar ist ist dass seinen Lesern sehr wohl bewusst ist wozu Streiks sind und wohl viele welche mitgemacht haben wurde der Mann in schlechtes Licht gerückt. Emotionen schüren. Das „Blatt“ soll aus Emotion heraus gekauft werden, nicht der Fakten wegen. Emotionen sind leichter zu beeinflussen …

  40. Erbse: was meinen Sie, wurde früher über Maggie Thatcher und ihren Ehemann in den Gazetten spekuliert? Da machen die Blätter keinen großen Unterschied. Der einzige Unterschied: die Betroffenheit im jeweiligen politischen Lager. Diesmal regen sich Syriza-Fans auf – geht es um Gerüchte und Geschwafel über konservative Politiker, würden „Welt“ und FAZ sich echauffieren (und Stefan Niggemeier wäre vermutlich recht still, weil es die Aufregung nicht wert sei).

    Insofern: Heuchelei an jeder Ecke.

  41. @Patrick Neser, 48: Springer hat vielleicht nicht die Macht, den „Grexit“ herbeizuschreiben, aber er scheint den Willen zu haben. Nur, warum?

  42. @25 Niggemeier

    Ich wollte damit das sagen, was Sie dann in #39 etwas präziser formulierten. Völlig wurscht, ob die Meldung an sich Satire war, der Artikel in der Welt ist es. Unfreiwillig.

  43. Der arme Tsipras tut mir Leid… Gut, ich muss auch immer nur das kochen was mir meine Frau sagt, aber ich bin kein Ministerpraesident! Pech, fuer Ihn und uns Griechen vor allem.
    Die Frau ist bestimmt eine Russen-Agentin :
    – Arbeitet sporadisch. Ist das nicht sehr verdaechtig?
    – Und dann der versteckte Name („Peristera“ auf griechisch heisst Taube. Und was symbolisiert eine Taube?…). Klar, sie will nicht enttarnt werden.
    – Und mit wem hat Tsipras ein Gas-Abkommen unterschrieben? Was mir nichts bringt. Haette er bei den Institutionen unterschrieben, haette ich heute um meinen ersparten 1000er (nicht weiter sagen) nicht zittern muessen!
    – …
    Gut dass auch „die Welt“ gibt. Bild kann ja nicht ueber alles „informieren“!

    Danke an S. Nieggemeier (aber ernst!)

  44. @THEO
    „Diesmal regen sich Syriza-Fans auf…“

    DIESMAL geht es darum, dass in Europa ungewählte Banker gewählte Regierungen wegputschen können. Und diesmal geht es darum, dass die deutsche Medien applaudierend und anfeuernd danebenstehen.

  45. @Skaarphy
    Also, so rätselhaft ist das gar nicht, wenn man sich das neoliberale Projekt anschaut, das seit 30 Jahren läuft. Man hat es geschafft, die Zivilgesellschaft unterzubuttern, die Leute sind ja gut dressiert. Deshalb fällt Weselsky durchaus angenehm auf…
    Die neoliberalen Eliten in Europa sind geschockt, dass diese Abrichtung plötzlich durchbrochen wird, und das auch noch von einem kleinen unbedeutendem Land. Es spielt auch eine wichtige Rolle, dass in Spanien bald gewählt wird, wenn Syriza erfolgreich wäre, wäre Spanien für den in Korruptionsskandale verwickelten konservativen Rajoy ganz sicher verloren. Und darum geht es auch: Der neoliberale Bluff darf nicht auffliegen, deshalb darf die Sanierung Griechenlands nicht gelingen unter Syriza. Einen Grexit wollen sie nicht, wird es wohl auch nicht geben.
    Ich hoffe, ich darf nochmal Robert Misik verlinken, einer der ganz wenigen im deutschsprachigen Raum, die scharfsinnige Analysen liefern: Zum Thema „Welches Ziel verfolgen Schäuble und Co?

    http://derstandard.at/2000015932851/Ein-EU-Putsch-gegen-Griechenland

    Die Sache mit dem angeketteten Entlein erinnert mich stark an Böhmermann. Man kann den Journalismus von der Satire nicht mehr unterscheiden.

  46. @ Stefan

    DAS IST der Kern der „Sache „. Das „drumherum“ ist billiges Lametta, das von der SACHE ablenkt.

    ;)

  47. @ theo

    Es muß unheimlich praktisch sein sich, anstatt mit Argumenten und Positionen zu beschäftigen, für alles und jeden die richtige Schublade zur Hand zu haben, um sich nicht mit besagten Argumenten und Positionen zu beschäftigen.

    “ Syriza-Fans“ ist so eine Schublade.

    Jedenfalls danke an Herrn Niggemeier für den Blog, die Arbeit und seine offenkundige Leidensfähigkeit. ;)

    MfG

  48. @39 Stefan Niggemeier
    Wo der Witz auch liegt, ist wahrscheinlich Geschmackssache.
    Trotzdem interessiert mich eins:
    Wenn jetzt zweifelsfrei feststünde, dass Tsipras sich so geäußert hat, würde das die Qualität des Artikels wesentlich ändern?
    Wenn nachweislich klar wäre, er hat das nie gesagt, würde das die Qualität des Artikels wesentlich ändern?

  49. @59 Neidhammel says:
    …und die hübschen Unterschenkel von Frau Wagenknecht erst!

    Mehr noch: Laut der Eiweßansammlung unter Gysis glatter androgenetische Alopezie, versteckt sich die Bundesregierung (nicht nur im Bundestag) hinter der „Troika“ um die Demokratie in Europa auszuhebeln. Frei nach dem Motto: Ihr Griechen könnt wählen wen ihr wollt, wir setzen unsere finanzorientierte Politik fort…
    http://bit.ly/1GDSaBg (16 Min im Deutschen Bundestag)

  50. @JUB68
    Für den Abschreibenden (hier: Welt) ist doch die Ausgangssituation praktisch … Wenn Enthüllung, dann „Wir haben es als erste verbreitet (in Dtl.)!“, wenn es Satire ist: „Wir können auch das!“ und wenn es gar nichts ist „Typisch ausländische Medien, denen kann man nicht trauen. Wir wollten ihnen das nur mal zeigen.“ …

    und trotzdem Seiten gefüllt, abgearbeitet, Agenda erfüllt …

  51. Eherne journalistische Grundsätze gelten halt nicht mehr. Vermutlich empfiehlt sich dieser Wirtschaftsredakteur einfach auch bei gewissen Kreisen und zukünftigen Arbeitgebern, wie gesagt, so rosig sieht es ja nicht aus. Der bestens informierte canard hat diese Informationen zu Satire verarbeitet, weshalb man ihn eigentlich nicht zitieren kann, aber uneigentlich geht alles im Moment.
    Wir sollen begreifen, dass das eine Art wilde Zootiere sind, die Syriza-Leute. Strategie geht beim Volk jedenfalls auf, und nicht nur da. Denn auch Habermas meinte in der SZ, unbedingt einen Seitenhieb auf Tsipras abgeben zu müssen. War er irgendwo dabei? Rabauken seien das und, und, und, ich sehe nur freundliche höfliche Leute, Varoufakis spricht äußerst respektvoll von Schäuble, was man umgekehrt nicht behaupten kann. Hat irgendjemand schon mal was Gegenteiliges gesehen oder miterlebt? Man darf auf keinen Fall über konkrete Sachverhalte reden, wie die Krise zu lösen sei, denn das ist der Subtext, Fakten können Merkel gefährlich werden und gegen sie sagt keiner was ungestraft in der Republik.

  52. Jaja, das Weibsvolk, die Geisel der Mannheit.

    Da es sowas wie Sexismus ja in 2015 glücklicherweise nicht mehr gibt, ist es ein Mysterium, wie es zu solchen Artikeln kommt…

  53. @ Marcy

    Nein nur die Geißel eines Griechen. Haben sie etwa dem Welt Artikel den sie kritisieren, nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit geschenkt :P ….
    In Deutschland würde so etwas nie passieren, wobei wir ja alle nicht wirklich wissen können, ob Merkel nicht regelmäßig etwas von Herrn Sauer ins Buch diktiert bekommt.

    Etwa so etwas wie…Ich lasse mich scheiden, wenn Griechenland am Ende des Jahres noch im € verbleibt….
    Habe jedenfalls mich selbst gehört, wie ich das gesagt habe und vielleicht stimmt es ja….Kann natürlich auch nur Ironisch gemeint gewesen sein.
    Bin jedenfalls schon jetzt auf den Weltartikel gespannt, braucht ja neuerdings nicht viele Fakten um Thesen für Artikel aufzustellen….

    MfG

  54. Gab es nicht vor kurzem Aufregung, weil einer dieser Griechen; Entschuldigung: Pleite-Griechen;
    Entschuldigung: gierige Pleite-Griechen;
    angeblich die Vertraulichkeit von Konferenzen nicht gewahrt haben soll?

    Aber über Hollande beschwert sich keiner?

  55. Und jeder der Kinder hat weiß: Schon Kleinkinder haben es drauf ihre Mütter zu manipulieren. Also stecken eigentlich die Kleinen dahinter! Jetzt nur noch prüfen, ob die Sesamstraße gucken und dann wissen wir genau wo der Ursprung ist.

  56. Tja. Wie groß und welcher Art ist eigentlich der Einfluss des Sauer auf die A.M.?

    Habe privat gerade erst die Geschichte aufgetischt bekommen, Griechenland habe nicht nur arglose europäische (also:anständige, also: deutsche) Politiker mit gefälschten Statistiken betrogen, sondern den Einlass erzwungen in dem man Deutschland erpresst und mit Enteignung bedroht habe, sonst wären die damalsnicht zugelassen worden. Das sei unstrittig und eindeutig nachgewiesen. Alle Informierten wüssten das doch. Auf Nachfrage kam noch was nebulöses zu den Goethe-Instituten.

    Vermute hier irgendwas aus dem Fernsehen als Grundlage. Kann mich jemand aufklären, welche investigative Reportage diese vertuschte Wahrheit aufgedeckt hat?
    Ich möchte doch auch endlich in die ganze Komplexität der Materie eintauchen.

    @Theo:Seufz. Doppelseufz. Aufgeb.

  57. 71:

    Also Deutschland ist in die Knie gegangen, weil sonst die Goethe-Institute in Griechenland enteignet worden wären? Abenteuerlich, wer so etwas verbreitet. Und noch abenteuerlicher, wer so etwas glaubt.

    Aufgeb.

  58. Aber so ist das nun mal mit rechtspopulistischen Kommunisten aus besserem Hause: da gibts gleich schonmal Klassenkloppe en masse.-…

  59. @72 theo
    Ich aknn mich täuschen, habe aber den Eindruck Sie haben @71 nicht verstanden … Egal wir sind eh aller nur zu Ihrer Unterhaltung hier …

    @73 herbert kaa
    Was oder wen meinen Sie? Beziehen sie sich auf diese Diskussion oder ist das eine allgemeine Aussage?

  60. Es ist ja bekannt, dass die Medien zur Personalisierung von Politik neigen. Weil die tatsächlichen Zusammenhänge zu komplex sind, reduziert man das Geschehen auf ein Drama mit einigen wenige Helden, Schurken und anderen Gestalten. Das ist seit Jahrzehnten gängige Praxis. Das galt z.B. auch schon lange für den SPIEGEL, auch in den 80er oder 90er Jahren, von denen Nostalgiker glauben, dass das Magazin damals noch echten Journalismus machte.

    Interessant am Welt-Artikel ist daher vor allem, mit welcher Brachialität sie diese Personalisierung herbeizwingen wollen. Interessant sind auch die Zugeständnisse des Nichtwissens, welche doch eher nur in ganz großer Informationsnot erfolgen. Denn nicht selten werden einige wenige O-Töne von Bekannten der Bekannten oder eben auch Gerüchte und Mutmaßungen zu Tatsachen hochgejazzt. Die Welt-Schreiber hatten offenbar nicht mal derartige Schein-Belege für ihre These.

    Aus einem Theaterstück der frühen 90er Jahre:
    „Wie mache ich eine schlechte Zeitung? Stellen Sie eine steile These auf und formulieren Sie sie als Frage. Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“

  61. ja, das sind sie, diese attraktiven neuen Griechen. Über Frau Schäuble will man nichts wissen, oder?

  62. @74 HERDIR
    Och wissense: Solange Kai Diekmann den Julian Reichelt aufs Glatteis schickt auf dem er selbst schon ausgerutscht war habe ich nun rein gleich garnichts zu meinen.

  63. #78:

    Ich, wegen meines spärlichen Bartwuchses.
    Zudem wurde mein Genital bisher noch nie massstabsgerecht an der Fassade eines Medienerzeugnisses aufgestellt..

    Und mein Julian hört nur auf Hasso.

  64. Ist es überhaupt sinnvoll, sich mit Welt und Focus zu befassen? Intelligenz ist ja in den Zeitungen beim Lesen eher hinderlich.

  65. @Thomas
    Das lässt mich wehmütig an die Zeiten denken, als man das wirklich auf Welt und Focus und die üblichen Verdächtigen beschränken konnte. Vorher gerade Augstein gelesen und ein paar Kommentare. „Salonbolschwik“. Wo haben die Leute bitte solche Wörter her? Vielleicht ist es so wie in diesem Woody-Allen-Film, wo dieser Filmheld von der Leinwand heruntersteigt? Oder es sind Außerirdische gelandet, die Gehirnoperationen an Deutschen vornehmen und ich war noch nicht dran?
    Die SZ kommt mir dieser Tage auch vor wie jemand mit einem Double-Bind-Problem. Kornelius, Gammelin und dann diese Kapitalismusserie.

  66. Nunja: Ihre Bartwuchsprobleme sollten Sie mit einem vertrauenswürdigen Barbier Ihrer ganz persönlichen Wahl ggf erneut erörtern.
    Was nun Ihr Genital anbelangt erlaube ich mir auf den Unterschied zwischen einer künstlerischen oder aber einer ggf medizinischen Darstellung hinzuweisen.

  67. #82 Nunja: Meine Bartwuchsprobleme und öffentliche Darstellungen meines Genitals betreffend erlaube ich mir auf den Unterschied zwischen einer sarkastischen und einer bierernsten Äußerung hinzuweisen.

    Zwischen so was kann man bei der Bild oft auch nicht so gut unterscheiden. Vor allem wenn es stört beim Verkünden der heiligen Wahrheiten.

    Das hat Bild ja auch nicht exklusiv. Soll sogar bei manchen Anti-Bildlern vorkommen….

  68. Und sonst bringe ich meine Eigenidentitäten und Namen auch nicht so durcheinander…

  69. „Den Handlangern und Nutznießern der neoliberalen Ideologie, …“

    Die Brässe un dä Umweltschutz
    die ziehn die Linke innen Schmutz.
    Das hott uns lang genug verdrosse.
    Aber heute wird zurückgeschosse !

    Nun, immerhin haben die Neollliliberaaalen das Griechenland-Spiel ausgiebig finanziert. Von 2002 bis 2008 ein Handelsbilanz von roundabout 170 Mrd. Euro. Nicht schlecht für Plünderer.

    Auf internationale So-li-da-ri-tät warte ich allerdings immer noch. Nachdem im ÖffDienst gerade nette Gehaltserhöhungen beschlossen wurde, hätte ich schon erwartet, daß verdi oder GEW mal ein paar Solidaritätsmilliönchen ihrer Mitglieder auf den Tisch legen.

    Da war das HansBöckler aber aktiver. nachdem 40 Jahre lang die griech SPD (nennt sich dort PASOK) und die griech. Gewerkschaften das Land regiert haben und Frau/Mutter Pap. eine Milliarde Euro in der Schweiz gebunkert haben soll, fordert das Gew.-Institut Solidarität … des deutschen Steuerzahlers. Schick !

  70. Pardon, ein Handelsbilanzdefizit Griechenlands in Höhe von rd. 170 Milliarden, selbstverständlich.

  71. @derherold
    Ich finde es schön, dass wir Deutsche so für Stabilität stehen. Bei uns kann man sich darauf verlassen, dass wir mehrheitlich die Pickelhauben-Spießer bleiben, die wir immer schon waren, diejenigen, die Sparanstrengung und Sparerfolg nicht auseinanderhalten können und den Unterschied zwischen BWL und VWL nicht kapieren.
    Die Neoliberalen finanzieren nichts als die eigene Gier und untergraben dadurch die Demokratie. Verdi und GEW wären gut beraten, sich zum Gläubiger zu machen:

    http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/europa/europaeische_union/760048_Mein-Leben-als-Heuschrecke-im-Griechenland-Drama.html

    Thomas Piketty: „Was reden Sie da? Großzügig? D verdient bisher an GR.“

  72. Eine kleine Pickelhauben-Spießer-Übersicht (Stand 08.07.) für Mina:

    „In der griechischen Schuldenkrise sind die Positionen der anderen 18 Euroländer recht unterschiedlich. Die Nachrichtenagentur dpa-AFX hat die unterschiedlichen Standpunkte in folgender Übersicht zusammengefasst:

    Frankreich spricht von „Solidarität und Verantwortung“. Paris möchte Athen im Euro behalten und ist auch in Sachen Schulden gesprächsbereit, fordert aber klare und konstruktive Vorschläge.

    Luxemburg: Regierungschef Xavier Bettel will den Dialog nicht abreißen lassen, erwartet aber Vorschläge für das weitere Vorgehen. Finanzminister Pierre Gramegna schloss einen Schuldenschnitt nicht aus – aber nur gegen Reformen und Sparmaßnahmen.

    Zypern befürchtet, dass ein griechischer Zusammenbruch Folgen für das eigene Land haben könnte. Die Zyprer raten den Griechen, den schwierigen Weg zu gehen, der mit Reformen und Sparmaßnahmen verbunden ist. Harte Worte und Kritik aus Nikosia kommen nicht.

    Italiens Regierung hat eine etwas weniger strikte Haltung gegenüber Griechenland, obwohl sie sich klar von der Strategie der Tsipras-Regierung distanziert hat. Ministerpräsident Matteo Renzi betont immer wieder, dass Europa nicht nur aus Regeln bestehen könne und zeigt sich optimistisch, fordert aber auch Reformen von Athen.

    Österreich: Die rot-schwarze Koalition geht nicht davon aus, dass Griechenland die Eurozone verlässt. Finanzminister Hans Jörg Schelling hat sich gegen einen Schuldenschnitt ausgesprochen.

    Deutschland: Die Bundesregierung drängt vor allem auf langfristig wirksame Strukturreformen bei Renten, Steuersystem und Verwaltung. Grundsätzlich hält sie ein Hilfspaket im Rahmen des ESM für möglich. Einen klassischen Schuldenschnitt lehnt sie kategorisch ab.

    Slowenien schließt sich einer härteren Linie unter Führung Deutschlands an. Das Land habe verglichen mit seiner Größe die größte Last an Krediten und Garantien geschultert, obwohl Teile Sloweniens weniger entwickelt seien als Griechenland, argumentiert Ljubljana.

    Niederlande: Die Regierung will im Prinzip, dass Griechenland in der Eurozone bleibt – aber nicht um jeden Preis. Nur wenn die Griechen bereit sind zu glaubwürdigen Reformen und einschneidenden Sparmaßnahmen, will Den Haag Hilfen zustimmen.

    Belgien blickt mit großem Unverständnis und zunehmender Verärgerung auf das Verhalten Athens. Jeder am Tisch habe erkannt, wie sehr die Zeit dränge, sagt Finanzminister Johan Van Overtfeldt. „Jeder, außer der griechischen Regierung.“

    Malta: Die beiden großen Parteien sind sich einig, dass Athen zu weit gegangen sei. Premierminister Joseph Muscat sagte, er habe nicht vor, im Parlament neue Kredite für Griechenland durchzubringen.

    Spanien: Regierungs-Chef Mariano Rajoy rief Athen zu weiteren Anstrengungen auf und sagte: „Man muss arbeiten, um Früchte zu ernten.“

    Portugal: Ministerpräsident Pedro Passos Coelho meint, Europa habe Griechenland schon sehr viel Geld gegeben, das dürfe nicht vergessen werden. Hellas habe seitens der Gläubiger und der Institutionen „viel mehr Flexibilität“ als etwa Portugal oder Irland genossen.

    Slowakei: Finanzminister Peter Kazimir und Regierungschef Robert Fico betonten am Dienstag fast wortgleich, dass sie keinerlei Schuldenschnitt für Griechenland akzeptieren wollen. Das Land ist eines der ärmsten in der Eurozone.

    Irland: Die Regierung ist gegen einen Schuldenschnitt für Griechenland, das in Dublin mit rund 350 Millionen Euro in der Kreide steht.

    Estland, Lettland und Litauen: Die drei kleinen baltischen Staaten verfolgen in der Griechenland-Krise eine klare Linie: Ohne Reformen keine EU-Hilfe. Einen „Grexit“ schließen die Regierungen der drei Baltenstaaten nicht aus.

    Finnland: Angesichts der Wirtschaftskrise im eigenen Land gibt es wenig Verständnis für den griechischen Kurs.“ (zitiert nach FAZ)

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