Obama wird zu 95,1 Prozent US-Präsident

Als Kind haben mir meine Eltern einmal den Frankfurter Flughafen gezeigt, und ich war begeistert. Nicht von den Flugzeugen, die waren mir völlig egal, von der großen Anzeigetafel. Am liebsten hätte ich stundenlang nur dagestanden und den Buchstaben- und Zahlenplättchen beim Klackern zugesehen.

Später verbrachte ich die Wahlabende aufgeregt vor dem Fernseher und versuchte (in einer besonders traurigen Phase meiner Kindheit) auf meinem VC-20 die Säulen- und Kuchendiagramme mit den Prognosen, Hochrechnungen und Sitzverteilungen nachzubauen, die mich mehr interessierten als alles andere.

So gesehen ist es ein großer Fortschritt, wenn ich meine merkwürdige Leidenschaft für Statistiken heute auslebe, indem ich mich nächtelang durch Seiten mit Daten zur amerikanischen Präsidentschaftswahl wühle. Sie machen aus dem Prozess gleich einen doppelten Wettlauf: den der Kandidaten um den Sieg, aber auch den einer Vielzahl konkurrierender Beobachter, die ununterbrochen um die Wette versuchen, Zwischenstände zu messen und daraus Prognosen auf den Ausgang des Rennens abzugeben. Aber sie bieten auch einen faszinierenden Zugang, um das Land und sein politisches System, die Strategien und ihre Erfolge und Misserfolge zu verstehen.

Die Seite „Real Clear Politics“ bietet eine wunderbar übersichtliche Art, den Wahlkampf zu verfolgen. Sie verlinkt auf der Startseite mit knappsten Überschriften auf Kommentare und Analysen in den Medien — auf staatstragende Kommentare ebenso wie auf lesenswerte Extremmeinungen von rechts oder links. Dazu trägt sie den Wust der Meinungsumfragen zusammen, berechnet einen Durchschnitt und bastelt daraus Kurven und Karten — wie diese über die Entwicklung im Duell Obama gegen McCain seit einem Jahr:

Knapp acht Prozentpunkt Vorsprung sind eine Menge, und noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass Obamas Momentum gar nicht aufzuhören scheint. Aber entscheidend ist aufgrund des amerikanischen Wahlsystems, in dem Wahlmänner blockweise nach Bundesstaaten abstimmen, eine andere Grafik. Und die ist noch ermutigender für Obama:

Sie besagt, dass selbst wenn John McCain alle Bundesstaaten, in denen es gerade knapp ist, am Ende für sich entscheiden können sollte, Barack Obama trotzdem genug Wahlmänner-Stimmen bekäme (270), um Präsident zu werden.

Der Blick auf die Entwicklung in den einzelnen Bundesstaaten zeigt deutlich, wie sehr die Stimmung gegen McCain umgeschlagen ist. (Und viele Statistiken deuten darauf hin, dass es nicht nur an der Finanzkrise liegt, sondern auch an seinem Wahlkampf und der Entscheidung für Sarah Palin, die bei Hardcore-Republikanern ankommt, aber moderate Wähler abzuschrecken scheint.)

Pollster.com, eine andere Seite, die Umfragen sammelt und auswertet, ermöglicht es sogar, die Statistiken auf der eigenen Seite einzubinden. Dies ist die Entwicklung in Florida (Sie erinnern sich):

Und so sieht es in Ohio aus, einem anderen Staat, den John McCain einfach gewinnen muss:

Nate Silver ist jemand, der noch einen viel schlimmeren Statistik-Fetisch haben muss als ich. Er hat sich einen Namen in der Baseball-Welt gemacht, indem er Daten über Spiele so gut auswertete, dass er besser als die meisten anderen die Ergebnisse vorhersagen konnte. Seit einigen Monaten nutzt er seine Leidenschaft, sein Talent und seine Erfahrung, um die Umfragen zur Wahl und den Vorwahlen auszuwerten — mit erstaunlicher Detailliebe und mit beeindruckendem Erfolg.

FiveThirtyEight.com heißt seine Seite (538 ist die Zahl der Wahlmänner). Aktuell sagt er auf der Grundlage der diversen Umfragen und eigener Modelle, die u.a. die Entwicklung vergangener Wahlkämpfe berücksichtigen, voraus, dass Obama mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,1 Prozent die Wahl gewinnen wird. Am wahrscheinlichsten sei es, dass Obama mit 369, 338, 375, 386 oder 364 electoral votes bekommen werde (wie gesagt: nötig für einen Sieg sind 270). Silver hat für seine Hochrechnung die einzelnen Umfrageinstituten auch noch unterschiedlich gewichtet — je nach Treffsicherheit in der Vergangenheit.

Silver (der selbst Demokrat ist) wirft „Real Clear Politics“ übrigens vor, die Statistiken zugunsten der Republikaner zu manipulieren — und begründet das ausführlich. Interessant ist auch ein Beitrag, in dem er berichtet, warum das Umfrageinstitut Selzer & Co. glaubt, dass Obama besser abschneiden wird, als die meisten Konkurrenten glauben: Ann Selzer meint, dass sie die Wahlbeteiligung der jungen Wähler und der schwarzen Wähler systematisch unterschätzen.

Jenseits der Prognosen und Umfragen stellt FiveThirtyEight.com auch alle Staaten mit ihren demographischen und kulturellen Faktoren vor, die für den einen oder anderen Kandidaten sprechen. Das hier sind zum Beispiel die Angaben zu Florida:

Je größer die roten Balken, desto mehr sprechen die Daten für die Republikaner; je größer die blauen, desto mehr müsste es ein Faktor für die Demokraten sein. Florida ist also der Bundesstaat mit dem höchsten Anteil älterer Bürger; der Anteil der Waffenbesitzer ist aber relativ gering. Faszinierend ist auch ein Währung wie das Verhältnis von Starbucks- zu Walmart-Filialen. Je höher der Wert, desto größer sollen die Chancen des liberalen Obama sein.

Und alle, denen diese ganzen Daten und Analysen immer noch nicht genug sind, können sich die Zeit auf 270toWin.com vertreiben und die Ergebnisse aller Präsidentschaftswahlen seit 1789 ansehen. Damals gewann übrigens ein gewisser George Washington.

44 Replies to “Obama wird zu 95,1 Prozent US-Präsident”

  1. das problem ist, dass menschen die befragt werden, menschen die artikel schreiben usw. immer darauf achten möglichst pc zu sein. in der wahlkabine sind sie es aber nicht. soll heißen, wäre obama weiß, würden die zahlen vielleicht so stimmen. in diesem fall aber bin ich ob dieses überbordenden optimismus im moment sehr skeptisch.

  2. Ich hoffe, ich liege falsch mit meiner Prognose, aber ich fürchte Obama wird seine Wahl – so er sie denn erlebt – nicht lange überleben, eine unheilvolle Tradition der USA ist das politische Attentat und ich bin sicher, die Gewehre sind schon geladen…

  3. Ich vermute mal, dass die Wette, wer eine Wahl länger überleben würde, höhere Quoten (also geringere Wahrscheinlichkeit) für McCain bietet. Mir persönlich ist es relativ egal wer gewinnt. Die Unterschiede zwischen beiden sehe ich nicht so sehr. Jene die Obama so fest die Daumen drücken, sollte immerhin klar sein, dass im Falle seines Sieges, Deutschland ein höheres außenpolitisches Risiko eingehen muss. Wenn Obama die Truppen im Irak oder Afghanistan massiv reduzieren und abziehen will, dann geht das nur, wenn das die NATO-Partner ausgleichen. Und hier weist besonders Deutschland eine Verantwortungslücke auf. Irgendwann reicht es dann nicht mehr, in Krisengebieten das freundliche THW-Team zu spielen.

    Sollte Obama gewinnen, wird es nach seiner Amtsübernahme keine 100 Tage dauern, bis auch ihn der deutsche Anti-Amerikanismus trifft (meine Wette). Natürlich müssen dann gerade die Linksliberalen ein paar Kringel drehen, damit ihre Enttäuschung nicht allzu rassistisch rüberkommt. Was macht eigentlich Ross Perot?

  4. @2. Stefan: ein paar gute punkte zum bradley-effekt auf der seite. aber die daten dahingehend zu deuten, dass sich innerhalb von 20 jahren das wählerverhalten so massiv ändert, halte ich nicht für seriös. einstellungen ändern sich nicht einfach von einer generation zur anderen wenn nichts einschneidendes passiert. politische einstellungen werden großtenteils in der familie geprägt. vor allem auch im „bible belt“. diese interpretation mag den amerikanern ein gutes gefühl geben, weil sie der diskussion überdrüssig sind, aber eine überzeugende widerlegung ist das für mich nicht.

  5. @7: M.W. werden (zumindest hierzulande) Bradley- und andere Effekte bei den Prognosen mit einberechnet. Und das mit der political corrctheit trifft auch nur auf die urbane Intelligenz zu. Der typische Cotton-Belt-Redneck wird keinerlei Probleme mit dem offensiven Umgang seiner politischen Einstellung haben.

  6. Mir begegnete heute das hier, fand ich mit den diversen Resultat-Auswahloptionen unterschiedlicher Polls auch ganz interessant.

    Scheint wohl als sei diese frappierende Gabelung in den Werten seit Anfang Oktober auf die aggressive Wahlkampfstrategie mit Polemik und persönlichen Attacken seitens des McCain-Lagers zurückzuführen, was wohl ziemlich in die Hose geht. Wie es heisst kommt das beim Wahlvolk überhaupt nicht gut an, man bevorzuge die Art wie Obama stattdessen primär über Politik und Verbesserungen redet. So’ne Überaschung.

  7. Al Gore hat trotz der Stimmenmehrheit auch nicht gewonnen. Darüber hinaus vertraue ich den Umfragewerten aus den USA nicht mehr.

    Wenn Obama 20 Prozent Vorsprung hätte, wäre ich leicht positiv gestimmt. Wenn HEUTE Wahl wäre.

    Aber wie sehr die Stimmen hin und her schwappen, sieht man doch auch in den ganzen Kurven. Vor 3 Monaten waren noch alle für Mc Cain, jetzt ist Finanzkrise und alle rennen rüber auf die andere Seite.

    Wenn der Finanzplan in den nächsten 2 Wochen greift, und der Dow weiter steigt, rennen sie wieder alle rüber auf die andere Seite, wo die Waffen und die christlichen Werte sind.

    Das Volk ist einfach behämmert. So kurz vor der Wahl so absolut unentschlossen, und dann Wahlveranstaltungen, wo im Hintergrund „Tötet ihn“ geschrien wird und Mc Cain seine Wähler darauf hinweisen muss, dass Obama kein Moslem ist.

    Prost Mahlzeit.

  8. Vielen Dank für den Artikel! Statistiken haben immer eine sehr beruhigende Wirkung auf mich.

    @ 6:
    Ich finde es auch tendenziell beunruhigend, dass Obama für den Fall seines Wahlsieges schon ein stärkeres Engement der anderen Natostaaten in Afghanistan gefordert hat. Aber er muss ja nicht bekommen, was er haben möchte. Auf der Höhe der 9/11-Hysterie hat es die Nato ja immerhin auch geschafft, einen Einsatz im Irak abzulehnen, weshalb die USA dann auf die „Koalition der Willigen“ zurückgreifen musste. Mittlerweile hat ein britischer Genaral offen eingestanden, dass der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen und selbst von hochrangigen amerikanischen Militärs ist der Ruf nach Verhandlungen mit den Taliban zu hören. Schade, dass das Deutsche Parlament trotz allem den Bundeswehreinsatz gerade um 14 Monate verlängert hat. Deutschland hat seit Beginn des Einsatzes 3 Milliarden Euro dort buchstäblich in den Sand gesetzt.

    @ 10:
    Ich glaube es gilt als halbwegs sicher, dass sich weder der Dow, noch die amerikanische oder die Weltwirtschaft in den nächsten Wochen erholen. Die Finanzkrise beginnt sich gerade erst auf die anderen Bereiche der Wirtschaft auszuwirken (momentan auf Versicherungen und die Automobilindustrie). Daran ändern auch die ganzen staatlichen Stützungsmaßnahmen nichts, die momentan in den Industriestaaten verabschiedet werden, denn dadurch wird lediglich der Zusammenbruch des Bankensektors verhindert. Die gigantischen Schulden, die die Banken im Rahmen der Subprime-Krise angehäuft haben sind dadurch nicht aus der Welt geschafft, sondern lediglich verschoben worden. Irgendwer, im Zweifel der Steuerzahler, wird sie begleichen müssen. Von daher sieht’s also gut aus für Obama.

  9. „aber die daten dahingehend zu deuten, dass sich innerhalb von 20 jahren das wählerverhalten so massiv ändert, halte ich nicht für seriös.“

    malefue, warum das nicht? In den letzten zwanzig Jahren hat sich durchaus was geändert und von einen massiven Bradley-Effekt geht man sowieso nicht aus.

    Vielleicht ist das so wie mit Kennedy, der Katholik war. Auch das wurde als massives Problem gesehen, er hat es sogar als so großes Problem angesehen, dass er in einer Rede darauf eingegangen ist (wie Obama auf seine Hautfarbe). Am Ende hat das aber keine Rolle gespielt. Nur ein „Hindernis“ von vielen mit denen jeder Kandidat zu kämpfen hat. Bei McCain ist zum Beispiel das Alter ein Problem. Warum man gerade die Hautfarbe so arg dramatisieren muss verstehe ich überhaupt nicht.

    Achja, wegen diesen komischen Effekt. Naja, erscheint für mich wenig plausibel. McCain ist ja nun nicht rechtsradikal und man muss sich nicht schämen wenn man sagt man werde ihn wählen.

  10. A. Gr. aus B. an der Spr., z. Zt. in K. am Rh. wettet, daß er Lukas H. aus Bo. im Aha-Battle gewinnen läßt, wenn das hier könnte Ihr Fäkalausdruck stehen! Churchillzitat erst nach 16 Uhr hier auftaucht.

  11. @Alberto Green: Gilt „vermeintlich“ auch schon als Fäkalausdruck?
    Jenes Zitat wird ja nicht nur Churchill zugeschrieben, sondern auch Goebbels, die Herkunft ist aber nicht nachgewiesen.
    Aber unter uns: Dagegen wetten würde ich auch nicht.

  12. Willkommen im Klub der Statistik-Liebhaber.
    Ich konnte mal eine Plattenfirma anhand meiner tollen Statistiken überzeugen, einen Riesenvorschuss an „meinen“ Musiker zu zahlen (lang ist’s her).

  13. bringes’s wir hinter uns:
    ich bin bei alledem (statistik und so) ja sehr skeptisch… schon churchill hat ja bekanntlich gesagt:

    traue keiner statistik, die du nicht selbst gefälscht hast

  14. Der Bradley-Effekt wird alleine dadurch, dass er permanent ins Feld geführt wird, relativiert. Gute Statistiker arbeiten ihn auch ein. Im Moment scheint mir der (eigentlich absurde) Gedanke, die Wähler entscheiden sich in der Wahlkabine wegen der Hautfarbe von Obama gegen ihre eigentliche Überzeugung, die einzige Hoffnung für McCain zu sein (neben der, es möge in den nächsten zwei Wochen noch eine andere Krise passieren). Gore lag allerdings in allen Vorhersagen 2000 auch vor Bush.

    Die Euphorie für Obama wird, da gebe ich Pekka (#6) Recht, schnell verfliegen. Zumal die USA nicht nur virtuell, sondern auch praktisch bankrott sind, d. h. der innenpolitische Handlungsspielraum des Präsidenten schrumpft (und da Obama eindeutig mehr versprochen hat, würde es für ihn schwieriger). Europa wird sich Obamas aussenpolitischer Ideen nicht mehr mit dem „Bush=bäh“-Argument verschliessen können.

  15. ca-fi,

    das ist nicht von Churchill
    http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Veroeffentl/Monatshefte/essay.asp?xYear=2004&xMonth=11&eNr=11

    Keine Ahnung, aus welchem Land, diese Sendung ursprünglich kommt aber im kroatischen Fernsehen, gibt es eine Diskussionssendung, bei der die Zuschauer live seine Stimme abgeben kann, ob er/sie dafür oder gegen die These ist, über die gerade diskutiert wird, was dann auch gleich angezeigt wird.
    Ist schon interessant, zu sehen, wie sich nach bestimmten Redebeiträgen die Zahlen ändern.
    (ist natürlich extrem anfällig für Manipulationen)

  16. Also, wenn ich all diese Statistiken sehe, dann muss ich an das Zitat von Churchill denken: „No sports!“

    Wieauchimmer, jedenfalls werden Präsidentschaftswahlen nicht nur an der Wahlurne entschieden, sondern auch danach bzw. am Computer. Zumindest behauptet das dieser (nicht ganz unbekannte) Demokrat. Langer Artikel, aber lesenswert und klingt zumindest nicht unglaubwürdig.

  17. Ich hingegen traue jeder Statistik – solange ich alle relevanten Daten über sie erfahre. Hierzu zählt bei einem 300 Millionen Volk auch die die Zahl der Befragten. Wenn ich dann gerade mal 1000-2000 Wähler befrage lässt sich niemals auch nur eine Tendenz festmachen. Das ist einfach fernab jeder Signifikanz und ein zufälliger Luftwert, der da herauskommt.

  18. Später verbrachte ich die Wahlabende aufgeregt vor dem Fernseher und versuchte (in einer besonders traurigen Phase meiner Kindheit) auf meinem VC-20 die Säulen- und Kuchendiagramme mit den Prognosen, Hochrechnungen und Sitzverteilungen nachzubauen

    *KREISCH* Du auch? Also ich hatte die normalen Säulen mit den Ergebnissen in Prozent (aus dem TV abgetippt), und auf Wunsch (ok, ich habe sie jedem aufgedrängt, der in der Nähe war!) auch Säulen mit Gewinnen/Verlusten (berechnet!) und eine Torte mit der Sitzverteilung (nur bedingt präzise, aber hee …).

    Mein Gott, was waren meine Eltern stolz auf mich (da ich zudem bereits einen der wenigen C64 hatte, war es eine besonders schöne Phase meiner Kindheit), damals glaubten Sie noch an meine Zukunft ,)

  19. @Andreas
    Das kann man so pauschal nicht sagen. Wenn die Stichprobe einigermaßen repräsentativ ist, dann sind 1000 Befragte mehr als genug, um valide Ergebnisse zu erzielen. Daher ist die Zahl der Befragten wesentlich uninteressanter als die Art und Weise, wie die Stichprobe erzeugt wurde oder die Anzahl der Antwortverweigerer.

  20. Und ob so ein Ergebnis signifikant ist, sagt mir nicht die Stichprobengröße, sondern die Berechnung des Konfidenzintervalls.

  21. Gute Arbeit.

    Rätselhaft bleibt, wie einflussreiche deutschsprachige Journalisten neuerdings auf den Unsinn gekommen sind, „momentum“ sei unübersetzbar. Was glaubt ihr eigentlich, was das heißen soll, wenn ihr das nicht bspw. mit „Schwung“ übersetzt.

  22. @Stefan und @31: Selbstprogrammierte Wahlstatistikbalken in Parteifarben erst mit VC-20 und dann C64? Oh ja! (Und hey: Ich darf bis heute mit den Wahlstatistikbalken spielen und muss dafür nicht einmal die Zahlen abtippen oder mit INPUT A$ hantieren.)

  23. Nochmal: Es geht mir nicht um die Repräsentativität, die bestreite ich garnicht. Den Bradly-Effekt halte ich für überbewertet. Grundsätzlich wundert es mich aber wie stark man den Vorraussagen der Demoskopen vertraut.

    Die Bundestagswahl 2005 hat ja gezeigt wie man daneben liegen kann. (zwischen 5 und 7 Prozentpunkte Abweichung bei der Prognose der Wahlstimmen für die CDU/CSU –> weit über der Fehlertoleranz!

    Und in den USA gibt es noch viel mehr Fehlerquellen: Fragmentiertes Mehrheitswahlrecht, höherer Anteil an Nichtwählern, viele Unentschlossene, geringere Parteienbindung, bzw. hohe Parteienvolatilität usw. usf.

    Man sollte sich vor Augen halten*:
    -Umfrageergebnisse sind immer mit Unsicherheiten behaftet, selbst bei perfekt realisierten Stichproben (die es nicht gibt)

    -Gemessene Änderungen im Zeitverlauf sind nur scheinbare Trends!

    -denn: reale Schwankungen sind von zufälligen nur schwer zu unterscheiden

    -Um eine Veränderung von 5% mit 0.9 Wahrscheinlichkeit zu messen benötigt man 2000 Befragte! Ich bezweifle, dass bei der Masse an Umfragen die immer eingehalten werden – aber selbst wenn – ist die Veränderung zur vorherigen Messung meist unter 5 Prozentpunkte! Beispielsweiße müsste man über 5000 Leute befragen um auf dem selben Signifikanzniveau eine Änderung um 2 Prozentpunkte festzustellen! Gallup befragt meist gerade mal um die 2500 Leute, und das ist noch eins der renommiertesten Institute.

    Hierzu auch eine interessante Grafik:
    http://www.abload.de/img/zwischenablage01w79.jpg

    Dies alles sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man hier schon Obama hochjubelt. Ich wage die Prognose, dass es erheblich kanpper wird als viele ob der fragwürdigen Umfrageergebnisse erwarten. In zwei Wochen kann viel passieren, was nicht heißt, dass sich die Wirtschaftslage ändert oder ich einen Terroranschlag erwarte.

    Gruß
    Andreas

  24. @Anreas, #39.: „reale Schwankungen sind von zufälligen nur schwer zu unterscheiden“
    Ich denke, wenn in vielen Staaten zur gleichen Zeit ein Knick von Obama zu McCain auftaucht, und der Kalender zeigt, daß dies mit der Finanzkrise zu tun haben könnte, dann ist das plausibler, als eine zufällige Schwankung.

    Wie kommst Du aber darauf, daß es wesentlich knapper wird, als prognostiziert? Wieso nicht noch deutlicher? Wie im Fußball, wenn die Zuschauer drauf hinweisen, daß ein Schuß an den Pfosten fast im Tor gewesen wäre.
    „Fast wäre er richtig vorbei gegangen“ – erwidere ich dann gerne als gehässiger Mensch. ;)

    In 2 Wochen kann viel passieren – das ist wohl wahr.

  25. Ja so monokausale Erklärungen sind sehr verlockend, und in diesem Fall spricht sicherlich auch vieles dafür. Aber es werden ja noch fast jeden Tag bis zur Wahl weitere Prognosen veröffentlicht, irgendwann sollte der vermutete Effekt durch die Finanzkrise aber abgeschöpft sein – wie erklärt man die Schwankungen dann?

    Das in den USA niemand daran Interesse hat, dies als Zufall zu verkaufen ist klar, mit irgendwas müssen die selbsternannten „Political Analysts“ ihr Publikum ja füttern. Dürfte dann aber bei Kaffesatzleserei blieben.

    Dass es wesentlich knapper wird ist hingegen ein unfundiertes Gefühl, vielleicht hab ich da einen kleinen Knacks von der Wahl 2004.

    Schon spät :/
    Gute Nacht
    Andreas

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