Ehemaliger „Bild“-Mann beklagt, dass die Rechten nicht besser gegen Flüchtlinge vorgehen

Was macht eigentlich der frühere „Bild“-Mann Nicolaus Fest?

Auch der ist wütend auf die Rechtsradikalen in Heidenau. Weil die durch ihr Vorgehen die „richtige Sache“ beschädigten:

Wie immer die gleichen unerfreulichen, dämlichen Protagonisten, und immer wieder der Rückgriff auf Hitlergruß, SS-Zeichen und Nazi-Gesänge. Nichts beschädigt die richtige Sache nachhaltiger als das Engagement des braunen Gesindels.

Fest führt nicht konkret aus, was genau die „richtige Sache“ in diesem Zusammenhang ist: Die erfolgreiche Abschreckung und Vertreibung aller Flüchtlinge? Die klare Ansage an die Politik, dass das deutsche Volk nicht gewillt ist, weitere Menschen aus dem Ausland aufzunehmen? Das Stoppen der Zuwanderung?

Aber seine Satzfolge muss man wohl so verstehen, dass Fest die Ziele der rechtsradikalen Gröler und Randalierer teilt. Nur ihre Methoden lehnt er ab. Nicht zuletzt, weil sie kontraproduktiv seien.

Die Nazis, so verstehe ich ihn, sollten andere für die richtige Sache kämpfen lassen. Menschen, die weniger hässlich sind, weniger ordinär und weniger dumm. Menschen wie Nicolaus Fest.

Fest ist der Sohn des Historikers und früheren FAZ-Herausgebers Joachim Fest. Er war mehrere Jahre in leitenden Positionen bei „Bild“ und „Bild am Sonntag“ und einer der engsten persönlichen Berater des Chefredakteurs Kai Diekmann. Vor gut einem Jahr sprach er in der „Bild am Sonntag“ in einem Kommentar Moslems grundsätzlich ab, sich in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können. Davon distanzierte sich Diekmann und, mit etwas Verzögerung, „Bild am Sonntag“-Chefredakteurin Marion Horn. Wenige Monate später verließ Fest den Springer-Verlag, „freiwillig“.

Vermutlich muss man es sich so vorstellen, dass Fest sich in der „Bild“-Zeitung immer zurückhalten musste. Dass sie einfach, so unwahrscheinlich das klingt, zu seriös, zu verdruckst, zu „politisch korrekt“ für ihn war. Nun schreibt er seine Texte mutmaßlich ungebremst in sein Blog. Man kann sie aber immer wieder auch im islamfeindlichen Hass- und Hetzblog „Politically Incorrect“ lesen.

Fest ist enttäuscht von den Protesten und Ausschreitungen in Heidenau. Er beklagt konkret ihre „Einfallslosigkeit“: „Ein paar Kleinstdemonstrationen vor Flüchtlingsheimen, mal mehr gewalttätig, mal weniger“, das sei kontraproduktiv und „medial unsinnig“ – das könnte man doch wirklich besser machen. Er hat konkrete Vorschläge:

Schon zehn Lastwagenfahrer, die sich per Schritttempo an verschiedenen Zugangsstraßen zu einer Spontandemo zusammenschließen, könnten jede Landeshauptstadt, das Kamener Kreuz oder den Berliner Ring stilllegen. Auch der Zugang zu den Regierungsmaschinen in Tegel oder Schönefeld wäre leicht zu blockieren, wie auch der Frankfurter Flughafen. Zudem böten Lastwagen oder die Anhänger von Traktoren genügend Fläche, um den Protest zu plakatieren. Schließlich läge in solchen Aktionen auch ein passendes Gleichnis: Die Zuwanderung als wirtschaftliche und zivilisatorische Rückführung Deutschlands in die Schrittgeschwindigkeit, welche die GRÜNEN seit Jahren propagieren… Die mediale Aufmerksamkeit wäre in jedem Fall um ein Vielfaches höher als bei den trostlosen Kundgebungen vor einem der afrikanischen Brückenköpfe irgendwo in der Provinz.

Flüchtlingsunterkünfte wie in Heidenau – Fest nennt sie „afrikanische Brückenköpfe“.

Die Frage, wie er „das Problem des Flüchtlingsstroms lösen“ würde, beantwortete Nicolaus Fest schon vor ein paar Monaten so:

Arabisch, eben wie Saudi-Arabien, Katar oder die Vereinigten Arabischen Emirate es tun, oder auch fast alle Länder außerhalb Europas: Abschotten, Grenzen dichtmachen, allenfalls einzelne Personen aufnehmen.

Mit der „Einwanderung von Menschen aus afrikanischen oder muslimischen Kulturkreisen“ finde nämlich auch ein „irreparabler Kulturbruch“ statt:

Welches Kind von Einwanderern kennt die alten deutschen Lieder, die Heiligen in der Kirche, die Märchen von Grimm, Andersen, Hauff? In 50 Jahren wird Eichendorf so vergessen sein wie Jean Paul, wie Dürer oder Heckel, Schubert oder Brahms.

In 50 Jahren? Ein „f“ von Eichendorff ist sogar jetzt schon vergessen!

(Und nehmen wir zugunsten von Fest einmal an, dass er mit den „alten deutschen Liedern“ nur sowas wie „Im Frühtau zu Berge“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ meint.)

Womöglich jedenfalls ist Fest an dieser Stelle aufgefallen, dass die Antwort auf seine rhetorische Frage kaum anders ausfiele, wenn er sie nicht auf Kinder von Einwanderern, sondern von Einheimischen bezogen hätte. Das ließ ihn aber nicht innehalten, sondern erst recht ausholen, und so fuhr er fort:

Doch warum sie auch erinnern, wenn schon den Deutschen ihr Eigenes so gleichgültig ist?

Im Grunde erleben wir auch hier seit Jahren täglich die Kultursprengungen von Palmyra. Nur heißen sie hier Rechtschreibreform, Einheitsschule, Bologna oder frühkindliche Sexualerziehung. Und die Täter sitzen in der Schulbürokratie und bei der GEW.

Er hat die Umstellung auf fünfstellige Postleitzahlen vergessen.

Aber, immerhin, das muss ihm erstmal einer nachmachen: Islamisierung, Rechtschreibreform und frühkindliche Sexualerziehung in einer gemeinsamen Mini-Kultur-Apokalypsen-Prophezeihung unterzubringen. Und sie, damit die Sache richtig Schwung kriegt, mit der mutwilligen Zerstörung antiker Kulturgüter wie in Palmyra durch den „Islamischen Staat“ gleichzusetzen.

Das eigentlich Apokalyptische an der Gegenwart ist für Fest, dass keine rechte Weltuntergangsstimmung aufkommen mag. „Insgesamt erstaunlich“, sei es,
„wie gelassen die Mehrheit der Deutschen in der so genannten ‚Flüchtlingsfrage‘ den zehntausendfachen Rechtsbruch, die Okkupation von Schulhallen und Städten wie auch die offene Ausplünderung hinnimmt.“ Seine Sprache lässt erahnen, wie sehr ihn die angebliche Gelassenheit stört: Die Wörter, die er wählt, lesen sich gezielte Öltropfen, die er versuchsweise in Glutnester träufelt. Okkupation, Ausplünderung, zehntausendfacher Rechtsbruch. „Klartext“ hätte er das früher bei „Bild“ genannt.

Der langjährige „Bild“-Mann Nicolaus Fest hat eigene Vorschläge entwickelt, wie die deutsche Politik mit der „‚Flüchtlings‘-Frage“, wie er sie mit spitzen Fingern nennt, umgehen müsste. Genüsslich formuliert er aus, dass bei seiner Strategie, Asylsuchende abzulehnen, „wenn zu vermuten ist, dass sie keine Affinität zu demokratisch-westlichen Werten haben“, automatisch „alle Muslime außen vor“ wären (außer die Aleviten).

Es ärgert ihn, dass Muslime wie Franck Ribéry einfach in aller Öffentlichkeit vor einem Fußballspiel beten und damit „offen einen Glauben zelebrieren, der bekanntermaßen Glaubensfreiheit wie die Gleichberechtigung der Geschlechter verneint, Demokratie ablehnt und Homosexuelle wie Apostaten mit dem Tod verfolgt“.

Das bringt Fest auf den Gedanken, was denn los wäre, wenn ein Fußballer „vor jedem Spiel den Hitlergruß“ machte, „wenn auch in veränderter, vom Strafgesetzbuch nicht erfasster Weise“ und auf Nachfrage antworten würde, er verachte die Grausamkeiten des Nationalsozialismus, glaube aber an seine Reformierbarkeit.

Daran muss er denken, wenn er Franck Ribéry auf dem Fußballplatz beten sieht, und er fragt sich, warum offenbar „niemand“ (außer ihm) darin ein Problem sieht und der DFB und die Vereine nichts dagegen tun.

Es geht ihm erkennbar darum, aus der schwierigen Auseinandersetzung mit dem Islam eine einfache, ganz persönliche mit jedem einzelnen Moslem zu machen. Es geht ihm darum, diese Menschen, wenn man sie schon nicht mehr aus dem Land kriegt, auszugrenzen.

Er gefällt sich in der Rolle desjenigen, der den vermeintlichen Konsens sprengt; der Dinge sagt, die andere erschrocken einatmen lassen. Lustvoll lässt er seiner Menschenfeindlichkeit freien Lauf und schreibt:

„Wenn die Flüchtlinge schon hier sind, muss man sie auch gut behandeln.“ Einer der unhinterfragbaren Glaubenssätze der herrschenden Trivialcaritas. Wer es dennoch tut, kann jede Party sprengen. Tatsache ist: Fast 100 Prozent der hiesigen Asylbewerber und Wirtschaftsflüchtlinge melden sich unter klarem Verstoß gegen Dublin III. Richtig müsste es daher heißen: „Wenn die Einbrecher schon im Haus sind, sollte man ihnen auch Geld, Schmuck und ein Bett anbieten.“

Er formuliert diese Sätze, nur zur Erinnerung, in einem Klima, in dem es fast jeden Tag Übergriffe auf vorhandene oder geplante Flüchtlingsunterkünfte gibt. Er schreibt, als wolle er mal ein bisschen Zunder in die Bude bringen, dabei brennt die lichterloh.

Es ist ja richtig, dass wir die Statements der schlimmsten und dümmsten Hetzer auf Facebook sammeln und uns an ihren Rechtschreibfehlern ergötzen, aber was machen wir mit jemandem wie Nicolaus Fest? Wie setzen wir uns mit diesen Leuten auseinander? Reicht es, angestrengt angeekelt wegzuschauen?

Gut, immerhin hat er die Bühne der „Bild“-Zeitung nicht mehr, seit er im Oktober vergangenen Jahres den Springer-Verlag „auf eigenen Wunsch“ verließ. „BamS“-Chefin Marion Horn dankte ihm damals „für seine hervorragende journalistische Arbeit“. Der Verlag betonte, Fest bleibe „dem Haus verbunden“.

· · ·

In Dürrenmatts Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ gibt es die Figur eines Akademikers, eines Dr. Phil, der mit den Brandstiftern gemeinsame Sache macht, und am Ende, als der Himmel schon brennt, eine Erklärung abgibt:

DR. PHIL: Ich kann nicht länger schweigen.

Er nimmt ein Schriftstück aus der Brusttasche und verliest.

„Der Unterzeichnete, selber zutiefst erschüttert von den Ereignissen, die zur Zeit im Gang sind und die auch von unsrem Standpunkt aus, wie mir scheint, nur als verbrecherisch bezeichnet werden könne, gibt die folgende Erklärung zuhanden der Öffentlichkeit:—“

Viele Sirenen heulen, er verliest einen ausführlichen Text, wovon man aber kein Wort versteht, man hört Hundegebell, Sturmglocken, Schreie, Sirenen in der Ferne, das Prasseln von Feuer in der Nähe; dann tritt er zu Biedermann und überreicht ihm das Schriftstück.

Ich distanziere mich—

BIEDERMANN: Und?

DR. PHIL: Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe.

Er nimmt seine Brille ab und klappt sie zusammen.

Sehen Sie, Herr Biedermann, ich war ein Weltverbesserer, ein ernster und ehrlicher, ich habe alles gewußt, was sie auf dem Dachboden machten, alles, nur das eine nicht: Die machen es aus purer Lust!

Aber „Biedermann und die Brandstifter“, das kennt ja heute wegen der ganzen täglichen Kultursprengungen auch keiner mehr.

126 Replies to “Ehemaliger „Bild“-Mann beklagt, dass die Rechten nicht besser gegen Flüchtlinge vorgehen”

  1. Sehr gelacht über: „Er hat die Umstellung auf fünfstellige Postleitzahlen vergessen.“. Danke dafür.
    Rein inhaltlich bleibt mir beim restlichen Text allerdings das Lachen im Hals stecken. Gilt ein solcher Erguss nicht schon als Volksverhetzung?

  2. War doch vor über 20 Jahren sogar von der Bundesregierung zu hören als die Brandsätze in Rostock und Mölln und Solingen und Hoyerswerda geschmissen wurden.
    Da hieß es von der Bundesregierung, dass die Intention dieser Leute richtig sei, aber Gewalt nicht angewendet werden dürfe.

    Traurig finde ich, dass Journalisten so schnell vergessen. Wir hatten vor etwas über 20 Jahren genau die selbe Situation wie heute.

  3. Polizeilicher Notstand! Rechte Demo in Hamburg abgesagt.Weil Hundertschaften von Bereitschaftspolizisten im Süden Deutschlands mit Flüchtlingen beschäftigt sind, können rechtschaffene Asylkritiker nicht mal mehr ihre patridiotische Gesinnung zur Schau stellen. Meint die MOPO.

    Dabei könnte die Polizei der Gewalt doch ganz entspannt entgegensehen würde sie nur ihrem Innenminister zuhören:

    Innenminister de Maizière hatte die Gewaltausbrüche in Heidenau offensichtlich kaum für möglich gehalten:

    „Die, ähm, Proteste waren friedlich angemeldet, unter Einfluss von Alkohol sind sie eskaliert. Die Polizei hat die Lage dann in den Griff bekommen. Aber ich finde wir können jetzt nicht jede Demonstration unter Generalverdacht stellen, dass sie so gewalttätig wird.“ (MDR-Interview 22.8.2015)

    https://machtelite.wordpress.com/2015/08/27/rechte-demo-verboten-fluechtlinge-verursachen-polizeilichen-notstand/

  4. Danke für die ausführliche und sachliche Auseinandersetzung mit diesem ekelerregenden Text. Was machen wir mit so einem kalten Gebildeten, der so wenig weiß? Was machen wir mit solchen Leuten? Das ist die abschließende Frage, die nachhallt.

  5. „Welches Kind von Einwanderern kennt die alten deutschen Lieder, die Heiligen in der Kirche, die Märchen von Grimm, Andersen, Hauff? In 50 Jahren wird Eichendorf so vergessen sein wie Jean Paul, wie Dürer oder Heckel, Schubert oder Brahms.“

    Ähm, ja. Zum Glück gibt es ungebrochene Menschen wie zum Beispiel Dietmar, der die ziviliatorische Fahne hochhält und auf Zuruf sicher „Die Glocke“ aus dem Stand aufsagen könnte. https://youtu.be/KP23tWckyYI

  6. Schön zu lesen, leider der Inhalt nicht. Herr Fest hat ja sogar im Impressum seiner Website eine Kanzleianschrift angegeben – vorausschauend?! Erbärmliche Ergüsse sind das dort.

  7. Ein anderes Problem (das einen Nikolaus Fest kaum interessieren dürfte) ist, dass speziell weibliche Kunstschaffende bereits heute bei den wenigsten bekannt sind. Wer kennt schon die Autorinnen/Musikerinnen/Schauspielerinnen Vicki Baum, Maximiliane Ackers oder die Oscarpreisträgerin Luise Rainer? Sie waren sicher nicht weniger begabt und (zu ihrer Zeit) einflussreich als viele der immer wieder erwähnten Künstler (Maskulinum hier nicht generisch).

  8. Zum Glück haben wir mit dem Fest endlich mal jemanden, der für die Rechte der Homos eintritt. Der Mann hat also, sozusagen, einige richtige ideen!

  9. Wenn man von Fests Ergüssen auf seinen Geisteszustand schließen würde, müsste man inständig hoffen, dass er keine Fahrerlaubnis besitzt.

    (Um das für „Fahrerlaubnis“ geläufigere Wort wegen Schlechter-Wortwitz-Fähigkeit mal zu vermeiden.)

  10. Tjaja, und während hierzulande Flüchlingsheime brennen und der braune Mob wütet unterstellt dieser „Chefredakteur“ Kanzlerin Merkel dass sie „Demonstranten im Osten beleidigt“ http://lokalo24.de/news/ohne-moos-nichts-los-4/602292/

    Das ist allerdings nicht wirklich verwunderlich. Immerhin ist dieser „Journalist“ schon in der Vergangenheit durch seine PEGIDA bzw. KAGIDA-Nähe aufgefallen http://lokalzeitungskritik.de/nokagida-5-extratip-keine-luegenpresse/

    Wobei der Verlag für den er schreibt an sich schon sehr „interessant“ ist http://lokalzeitungskritik.de/category/extratip/

  11. Ich frage mich zuallererst, ob Herr Fest da gerade im Handstreich die dänische Kultur für Großdeutschland annektiert hat oder einfach zu dumm ist zu wissen, wo Hans Christian Andersen herkam. Das hätte ja schon »Goethes Räuber«-Niveau.

  12. Der Großteil der Leute die da auf die Straße gehen haben sicher nicht den Intellekt des Nikolausi. (off topic: Gerhard Polt!) Von denen kennt eh keiner den Fichtenforf oder Schaller oder wie die Perückenträger alle hießen. Deren Verteidigung der deutschen Kultur bezieht sich dann eher auf Oettinger Pils und Fußball Bundesliga. Wobei in der BuLi sind Ausländer, egal welcher Hauptfarbe ja gerne gesehen, denn „Die arbeiten ja wenigstens und überhaupt, 1. FC Fußball schalalalala“.
    Von daher wird auch Nikolausis Appell verpuffen – Die Denkleistung der Zielgruppe reicht nicht aus um die kulturelle Dimension dessen zu erfassen. Davon ab: Seit wann kann Zuwanderung die Geschichte vor 100 Jahren verändern? Alles nur ein Spiel mit diffusen Ängsten vor Allem, was anders ist. Das Schlimme: Muss ich jetzt die BILD gut finden?

  13. Das man erwähnt, dass er bei Springer war, kann ich verstehen, aber was hat sein Vater damit zur tun?

  14. Naja, man kann mit einigem Recht sagen, dass Joachim Fest als konservativer Stichwortgeber und als Enabler von Leuten wie Frank Schirrmacher für große Teile großer Probleme, die wir in Deutschland haben, zumindest mitverantwortlich ist, insofern finde ich es eine wichtige Information, dass Nicolaus Fest, der dieselben Probleme mitveranstaltet, sein Sohn ist.

  15. Danke, Herr Niggemeier, ein sehr guter Text. Zum Schmunzeln regelrecht. Ein bedauernswerten Herr mit leerem Herzen. Zum Verständnis solcher Charaktere sei Arno Grün „Der Fremde in uns“ allen Interessierten anempfohlen.

  16. Ich habe keine Ahnung, wie man mit solchen Leuten wie Fest umgehen soll. Bei rechten Dumpfbacken hat man ja zumindest noch die grundsätzliche Hoffnung, dass mehr Bildung helfen könnte. Leute wie Fest aber gehen ganz bewusst über Grenzen hinaus, um diese letztendlich zu verschieben. Er geht dabei gerade soweit, dass er keine Anzeige wegen Volksverhetzung riskiert. Er spricht von der „Flüchtlingsfrage“, macht sich diese Formulierung aber durch das vorgesetzte „sogenannt“ scheinbar nicht zu eigen. So kann er sich hübsch davon distanzieren und gleichzeitig abchecken, ob diese Wortwahl 70 Jahre nach der Endlösung der Judenfrage wieder widerspruchslos verwendet werden kann. Ekelhaft.

  17. Das eigentlich Erschreckende ist ja, dass meine Regierung jetzt ernsthaft in Erwägung zieht das Asylverfahren noch unmenschlicher zu gestalten als es eh schon ist. Würden in Heidenau Arbeitslose gegen Hartz IV und Sozialabbau demonstrieren und das lokale Arbeitsamt nieder brennen, wären morgen alle Wasserwerfer und SEKs in Sachsen stationiert und wir könnten uns auf neue RAF Notstandsgesetze freuen. Und wenn ich in 10 Jahren in der Zeitung lese, dass die Hälfte der Anschläge vom sächsischem Verfassungsschutz mitveranstaltet wurden, es würde mir nicht mal ein „ach“ aus entlocken.

    Aber beim „afrikanischen Brückenkopf“ (wie kommt man auf sowas?) gibt man dem brauen Pöbel jetzt auch noch Recht und debattiert ernsthaft über diese (pardon) faschistische Kackscheisse. Und genau das hatten wir vor knapp über 20 Jahren schon mal. Das Resultat der Toten von Hoyerswerda waren eben nicht eine menschlichere Politik, sondern das exakte Gegenteil. Und der Biedermann und der Brandstifter standen danach jubelnd am Straßenrand.

    Nur mal zur Erinnerung: Die Syrer verlassen nicht massenhaft ihre Heimat, weil sich von Hartz IV so toll leben lässt, sondern weil wir (der gute Westen™) seit 4 Jahren mit Terroristen, Waffen und Kapital mit fadenscheinigen Begründungen gegen die amtierende Regierung vorgeht … und zwar auf Kosten der Zivilbevölkerung. Und zwar nicht, weil der Präsident ein Arsch ist (was wohl niemand anzweifelt), sondern weil es wie bei jedem Krieg in der Region um Öl und Gas geht. Darüber redet aber niemand mehr. Saudi Arabien ist ein viel grausamer Unrechtsstaat als Syrien. Der Unterschied ist nur, dass die nicht mit den fiesen Russen(™) reden.

    Und den Nazipöbel geht auch die deutsche Kultur gepflegt am Gesäß vorbei. Die sehen lediglich, dass in Schulen der Putz von der Decke fällt und öffentliche Angebote geschlossen werden, während Turnhallen und andere öffentliche Gebäude jetzt als Notunterkünfte hergerichtet werden müssen. Von daher kann ich die Wut sogar verstehen, aber jemand sollte endlich mal in den Mittelpunkt rücken, dass das Geld für die Infrastruktur nicht von den Flüchtlingen gegessen wurde, sondern seit 25 Jahren in die Taschen Weniger geflossen sind. Da war auch in Syrien noch die Welt weitgehend in Ordnung.

    Und diese ganze verfehlte Politik aus Kriegstreiberei im Nahen Osten, falscher Asylpolitik, Sozialabbau und dem Ausbluten der Kommunen fällt uns jetzt auf die Füße und wie es jetzt seit fast 90 Jahren in Deutschland Tradition ist, wird eben nicht mit dem Finger auf die Schuldigen gezeigt und diese am nächsten Baum aufgehängt (nicht, dass ich das unterstützen würde), sondern der „Volkszorn“ entlädt sich wie es in Deutschland üblich ist an den Schwächsten der Gesellschaft. Dieses Land widert mich nur noch an!

  18. Großartig, vielen Dank für die undankbare Aufgabe, sich mit diesem Denken so substanziell auseinanderzusetzen (in „Die Wörter, die er wählt, lesen sich gezielte Öltropfen“ fehlt ein „wie“). Wer allerdings fragt, was wir mit Leuten wie Nicolaus Fest machen, der muss auch fragen, was wir mit Publikationen wie der „Jungen Freiheit“ machen, die seit Jahren als einzige Zeitung in unserem Land Auflagenzuwächse verzeichnet. Auch dort findet sich exakt jene Sprache, die mit Andeutungen und Pseudo-Distanzierungen von Gewalttätern geschickt um die „richtige Sache“ herumlaviert. Der Rassismus kommt schon lange nicht mehr mit dem Baseballschläger daher, sondern im Gewand akademischer Diskurse um Martin Heidegger und Carl Schmitt.

  19. Das ist wirklich erschreckend – sogar für einen ehemaligen Bild-Mann. Mit diesem Menschenhass lässt Fest jun. ja sogar Broder und Ulfkotte verblassen.

    Wen zur Hölle meint er mit Heckel? Erich, den Maler? Und was macht Andersen in einer Liste deutscher Autoren?

    @4: Kann ich mir so nicht vorstellen – Beleg, bitte.

  20. @Pavel Richter, Matthias Warkus: Nein, ich wollte damit gar keine Mitverantwortung andeuten oder suggerieren, sondern schlicht informieren. Man fragt sich doch: „Ist der etwa verwandt mit dem Fest?“

  21. @Fred: Ja. Im Unterschied zu Fest würde ich für meine peinliche Schweizer-Schriftsteller-Schwäche aber weder die Einwanderer noch die GEW verantwortlich machen, sondern nur mich selbst.

  22. Zustimmung zum Text. Aber der wiederholte Hinweis auf seine frühere Tätigkeit bei BILD wirkt so, als wollten Sie BILD und Diekmann noch einen „mitgeben“. Jetzt ist er nicht mehr dort. Ich vermute, Sie weisen so oft darauf hin um daran zu zeigen, was für ein Mensch seinerzeit für BILD gearbeitet hat.

  23. Ein Wunder, dass der Herr noch kein Buch beim Kopp-Verlag veröffentlicht hat, dort würde er mit seiner Rhetorik und Ideologie bestens hinpassen. Wobei ich mich aber frage, ob man so jemandem hier überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Denn letztlich ist dieses Pamphlet zwar erschreckend, aber er bedient sich derselben Rhetorik und Inhalte wie dutzende andere rechtspopulistische Autoren auch. Zumal der Text nicht in einem bedeutenden Medium, sondern nur in seinem privaten Blog veröffentlicht wurde.

  24. @Peter Stollewerk: Der Mann war ja nicht vor 100 Jahren bei „Bild“, sondern noch vor einem Jahr. Und er war nicht irgendwer, sondern tatsächlich nach dessen eigener Auskunft ein besonders enger Berater von Kai Diekmann. Ja, das finde ich schon, dass man da noch darauf hinweisen kann. Im übrigen sollte er ja dem Haus Springer „verbunden“ bleiben.

    (Außerdem kenne ich Fest ja über seine Arbeit bei „Bild“.)

  25. #25, Fred: „moralische Höhen“? Um sich moralisch höher anzusiedeln als der Verfasser des Pamphlets, um das es geht, braucht es keine Höhen. Da reicht schon die Bordsteinkante….

  26. @Matthias Warkus: Ja, das wäre peinlich – aber angesichts der Tatsache, dass er nicht mal zu wissen scheint, aus welchem Land Hans Christian Andersen kommt, sind ein paar Schreibfehler doch noch Peanuts. ;)

  27. Er meint ganz offensichtlich Erich Heckel.

    Eichendorff – Jean Paul, Schrifsteller. Dürer – Heckel, Maler. Schubert – Brahms, Musiker.

    Wir sollten uns jetzt aber auch nicht dämlicher anstellen als wir sind, nur um Fest eins auszuwischen, oder?

  28. Natürlich dürfen sie den den Quellenlink auf Fests Text weglassen, weil’s „bäh“ ist, Herr Niggmeier.

    Was mich schon deutlich mehr irritiert, ist, dass Sie das erste Zitat genau vor der von ihnen vermissten Erläuterung der „richtigen Sache“ abbrechen. Sie lassen einfach den letzten Satz des zitierten Absatzes weg, der wie folgt lautet:

    „Dabei müsste auch der dümmste Nazi irgendwann einsehen: Wenn sie die Zuwanderung stoppen wollen, müssten sie für sie demonstrieren, nicht dagegen.“

    Nun ermöglicht es unsere Demokratie, auch gegen Zuwanderung zu sein und dies als politische Forderung zu formulieren und durchzusetzen.

    Ihrer „Logik“ nach sind nur Nazis und braunes Gesocks gegen Zuwanderung, oder andersherum formuliert: Wer gegen Zuwanderung – egal in welchem Ausmaß – ist, der ist ein Nazi und/oder gehört zum braunen Gesocks.

    Dieser Meinung(!) kann man ja durchaus sein, aber dann ist man halt ein dummer, unpolitischer Idiot, der keine Ahnung von Demokratie hat.

    Auch, wenn ich Ihre intellektuellen Fähigkeiten nahe dem absoluten Nullpunkt ansiedele, so empfehle ich Ihnen doch oder gerade deswegen folgenden Artikel:

    http://denktagebuch.de/2015/08/die-folgen-einer-unpolitischen-demokratie/#

    „Ein Ausweg aus dieser Spirale der Merkwürdigkeiten kann nur sein, den ewigen Meinungsabgleich in den westlichen Gesellschaften zu beenden. Das bedeutet in diesem Falle, Streit als solchen wieder zuzulassen und Gegenposition zu akzeptieren. Lernen, mit ihnen umzugehen und sie politisch zu bekämpfen. Aber weder vernichten noch unsichtbar machen zu wollen. Dinge, die existieren, als politisch streitbar anzusehen.“

    In diesem Sinne
    Ihr Harald

  29. Harald ist so gut, er kann Stefan Niggemeiers intellektuelle Fähigkeiten kontrollieren.
    Seine eigenen wohl nicht, denn dies ist der offensichtlichste „Derailing“ / „Verschiebung des Torpfostens“ Versuch aller Zeiten. Resultat exorbitater Selbstüberschätzung (alle doof außer ich) und der Unfähigkeit zur Selbstreflexion (alle anderen sind Schuld). Hier geht es nämlich um die rassistischen und menschenfeindlichen Äußerungen von Mr. Nikolausi.

  30. Sein Vater hatte auch schon eine leichte Schwäche für die hehren Ansichten der Nazi-Elite. Das scheint dann in der Familie zu bleiben.

  31. @27 / re: Rolle der Politik:

    Zu Aussagen von Politikern aus dieser Zeit habe ich noch nicht mehr gefunden, als die Zitate bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Ausschreitungen_in_Rostock-Lichtenhagen#Kommentare_von_Politikern):

    Die Diskussion um die Ursachen wurde noch während der Ausschreitungen mit der Asylrechtsdebatte verknüpft.[83] Bundesinnenminister Rudolf Seiters forderte auf einer Pressekonferenz in Rostock am 24. August 1992, der Staat müsse nun handeln. Dabei richtete er sein Augenmerk allerdings weniger auf die zu diesem Zeitpunkt tobenden Gewaltexzesse in Lichtenhagen als auf eine Beschränkung der Zahl der Asylbewerber: „Wir müssen handeln gegen den Missbrauch des Asylrechts, der dazu geführt hat, dass wir einen unkontrollierten Zustrom in unser Land bekommen haben, ich hoffe, dass die letzten Beschlüsse der SPD, sich an einer Grundgesetzänderung zu beteiligen, endlich den Weg frei machen.“[84] Eine von Ministerpräsident Berndt Seite wenige Tage später verlesene Stellungnahme glich den Aussagen des Bundesinnenministers vom 24. August: „Die Vorfälle der vergangenen Tage machen deutlich, daß eine Ergänzung des Asylrechts dringend erforderlich ist, weil die Bevölkerung durch den ungebremsten Zustrom von Asylanten überfordert wird“.[85] Zwei Wochen nach den Ausschreitungen erklärte Justizminister Herbert Helmrich: „Wir brauchen eine neue Mauer“, denn „was uns überschwemmen wird, geht bis in die Türkei“.[86]

    Zur Rolle der Presse gibt’s hier einen Überblick: http://www.waschbaerpower.de/politik/rostock-lichtenhagen-die-opfer-und-die-medien/

    Und Frau Merkel hat damals auch die armen Skinheads besucht: https://www.flickr.com/photos/68309228@N04/6275723757/in/set-72157628078036686/lightbox/

  32. @Anderer Max: Ganz zu schweigen davon, dass es sich auch noch um schlecht getarnte Eigenwerbung handelt, da er seinen eigenen Text gleich zweimal verlinkt. Dass der Beitrag noch dazu ins persönlich Beleidigende abdriftet, enttarnt das Ganze endgültig als Troll-Versuch.

  33. Es ist gut 80 Jahre her, da hätte Herr Fest mit solchen Worten prominent auf den Deckblättern der deutschen Qualitätspresse auftreten gehen können.
    Es ist kaum 20, 25 Jahre her, da hätte der Herr Fest verbal mitzündeln können, wo andere wirklich zündelten.
    Jetzt ist es soweit, Herr Fest wähnt sich mit seinen Ansichten in der Mitte der Gesellschaft. Endlich nichtmehr „das muss man doch mal sagen dürfen“ sondern „dass muss doch endlich mal jeder verstehen“. Endlich nicht mehr in Ketten gelegt durch die gemäßigte Line der BILD. Es muss ihm ein persönliches Fest sein, diese Morgenluft nach dem Muff der widerlichen Gutmenschengesllschaft. Warum der frische Morgenwind, den er vermeint zu spüren so merkwürdig nach Aas und Moder stinkt als käme er direkt aus den Grüften der Vergangenheit? Ich weiß es nicht.

  34. @ Fred (#6 und 25)
    Ja, es ist ein wenig peinlich mangelnde Sorgfalt zu rügen und dann selbst nicht sorgfältig zu sein.
    Den kleinen Makel haben Sie zutreffend aufgespürt.
    Nur ist Ihnen leider in nur ganz wenigen Zeilen ein ähnlich peinlicher Fauxpas unterlaufen, denn offenbar haben Sie keine Ahnung wo der Unterschied zwischen deutschsprachig bedeutender Literatur und Weltliteratur liegt.

  35. Ach, er hat sich halt nur ganz leicht verschätzt auf der Skala zwischen bürgerlichem Konservatismus und rechtsradikalem Populismus. Die Bild-Zeitung ist da doch auch ganz vorne mit dabei, Sozialmissbrauch und andere bürokratische Fallstricke, oder das Tun bestimmter islamischer Radikalprediger für populistische Zwecke auszuschlachten. Die CSU ist ebenfalls ein munterer Grenzgänger auf diesem Gebiet. Große Teile des Bürgertums stört sich nicht an rechtsradikalen Ideen, es muss halt nur hübsch verpackt sein. Herr Fest hat nur das schöne Schleifchen abgerissen. Der Inhalt des Pakets ist aber derselbe.

  36. Die 5-stelligen Postleitzahlen sind allerdings ein Verbrechen und ein Graus für jeden, der Adresstabellen für Seriendrucke geliefert bekommt, die irgendein Amateurdödel mit Excel geöffnet und nach der „Korrektur“ wieder abgespeichert hat.
    Wenn ich den erwische, der dafür verantwortlich ist…..

  37. Wir sind in einer neuen Biedermeier-Ära. Und solche Fests gab es auch schon ab mItte des. 19. Jahrhunderts und um 1900, in der krude Rassentheorien enstanden und in abgeschwächter Form der KUlturpessimismus. Vor hItlers Machtergreifung gehörten etwa Victor Auburtin, Henry Thode, Elisabeth Förster-Nietzsche, Oswald Spengler u.A. dazu. Gleiche Sprache, gleiche Argumente, gleiches Menschen- und Weltbild von priviligierten Philister, Ideologen und Spießbürgern. Man muss jetzt genau hinsehen was da passiert!

  38. „Und unsern kranken Nachbar auch!“.

    Abendlied

    „Der Mond ist aufgegangen,
    Die goldnen Sternlein prangen
    Am Himmel hell und klar;
    Der Wald steht schwarz und schweiget,
    Und aus den Wiesen steiget
    Der weiße Nebel wunderbar.

    Wie ist die Welt so stille,
    Und in der Dämmrung Hülle
    So traulich und so hold!
    Als eine stille Kammer,
    Wo ihr des Tages Jammer
    Verschlafen und vergessen sollt.

    Seht ihr den Mond dort stehen?
    Er ist nur halb zu sehen,
    Und ist doch rund und schön!
    So sind wohl manche Sachen,
    Die wir getrost belachen,
    Weil unsre Augen sie nicht sehn.

    Wir stolze Menschenkinder
    Sind eitel arme Sünder
    Und wissen gar nicht viel;
    Wir spinnen Luftgespinste
    Und suchen viele Künste
    Und kommen weiter von dem Ziel.

    Gott, laß uns dein Heil schauen,
    Auf nichts Vergänglichs trauen,
    Nicht Eitelkeit uns freun!
    Laß uns einfältig werden
    Und vor dir hier auf Erden
    Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

    Wollst endlich sonder Grämen
    Aus dieser Welt uns nehmen
    Durch einen sanften Tod!
    Und, wenn du uns genommen,
    Laß uns in Himmel kommen,
    Du unser Herr und unser Gott!

    So legt euch denn, ihr Brüder,
    In Gottes Namen nieder;
    Kalt ist der Abendhauch.
    Verschon uns, Gott! mit Strafen,
    Und laß uns ruhig schlafen!
    Und unsern kranken Nachbar auch!“
    (Matthias Claudius, 1740-1815)

    Fest sollte es jeden Abend lesen, bevor er am nächsten morgen wieder
    „Im Frühtau zu Berge“ zieht. Mir stehen die Haare zu Berge.

  39. „Machen“ kann man bei Leuten wie Fest wohl nichts (Legales, und so sollte es auch bleiben). Normalerweise kann eine Gesellschaft sowas mittragen. Es gibt dumme Leute, es gibt verblendete, es gibt geistig Kranke und es gibt Bösartige. Zu welcher Sorte er gehört, will ich gar nicht wissen. In einem gesunden Klima geht so eine Stimme unter. Da greift so etwas wie Herdenschutz.

    Ich träume aber davon, dass diesem Herrn Fest einfach nur per Instant-Karma all das passiert, was seine von ihm inspirierten Leser anderen antun. Nicht mehr, nicht weniger. Nur das, wofür er mitverantwortlich ist. Dagegen kann er ja kaum was haben, wenn er so sehr meint, im Recht zu sein…

  40. @37, Harald

    Nun ermöglicht es unsere Demokratie, auch gegen Zuwanderung zu sein und dies als politische Forderung zu formulieren und durchzusetzen.

    Natürlich ermöglicht unsere Demokratie, solch eine Forderung zu formulieren. Genauso natürlich ist aber auch, dass man sich mit solch einer Forderung außerhalb des Grundgesetzes und unserer freiheitlichen, demokratischen Grundordnung stellt. Glorifizieren Sie sich also ruhig weiter als aufrechter Demokrat und demaskieren Sie sich ruhig selbst.

    Und eine Beleidigung wie „intellektuellen Fähigkeiten nahe dem absoluten Nullpunkt“ ist also: „Streit als solchen wieder zuzulassen und Gegenposition zu akzeptieren. Lernen, mit ihnen umzugehen und sie politisch zu bekämpfen.“ Faszinierend.

  41. „Im Grunde erleben wir auch hier seit Jahren täglich die Kultursprengungen von Palmyra. Nur heißen sie hier … frühkindliche Sexualerziehung. Und die Täter sitzen in der Schulbürokratie und bei der GEW.“

    Schlimm, dieser Genderwahn. Ob sich für seinen Kampf dagegen wohl natürliche Verbündete aufdrängen? Wie wäre es mit denen hier?

    „offen einen Glauben zelebrieren, der bekanntermaßen Glaubensfreiheit wie die Gleichberechtigung der Geschlechter verneint …und Homosexuelle …verfolgt“

    Oh, jetzt hat er sich unter die Regenbogenflagge vergaloppiert, oder wie? Wie fundamental weit weg von den Islamisten ist seine Einstellung eigentlich? Islam-oder Nazisharia; Verbrennung entarteter Kunst oder Kulturgutsprengung. Reinheit des islamischen Glaubens oder des deutschen Volkes….den Parallelen wird mir viel zu selten Beachtung geschenkt. Was wir da auf der Strasse sehen, sind unsere Taliban, noch nicht ganz entfes(t)selt.

    „Wenn die Flüchtlinge schon hier sind, muss man sie auch gut behandeln.“ Einer der unhinterfragbaren Glaubenssätze der herrschenden Trivialcaritas. Wer es dennoch tut, kann jede Party sprengen.“

    Das finde ich in der Komposition exemplarisch und handwerklich gar nicht so untalentiert. Aus „Menschen sollte man nicht verbrennen“ wird ein Tabu der Gutmenschen-Diktatur…

    – „Trivialcaritas“ …Klingt wie ein Original-Broder, ein im Posing irgendwie hipp klingendes Bekenntnis zur Barbarei. Das kann zur Zeit sonst nur noch die IS so gut.
    -„Party sprengen“… Salonhumanisten-Bashing neu formuliert. Auf was für Parties geht der nur? Kippt da die Laune, nur weil er, zwischen Schubert und Brahms, darüber diskutieren will, ob das Verbrennen von Menschen vielleicht nicht immer ganz so schlimm ist?
    – „Tatsache ist: Fast 100 Prozent der hiesigen Asylbewerber und Wirtschaftsflüchtlinge melden sich unter klarem Verstoß gegen Dublin III.“ Verstoß gegen Dublin III? Das geht gar nicht! Und die Bahnhöfe betreten die meisten davon auch noch ohne Bahnsteigkarte. Das ist eine schon demonstrative Verhöhnung der deutschen Leitkultur.

    Eine Gewissheit haben wir aber: Nach Diktat traf sich Fest wieder mit seinen Heidenauer Strassen-Freunden zur gemeinsamen deutschpatriotischen Andersen-Lektüre.
    Jean Paul musste allerdings, mangels patriotischer Gesinnung, von der whitelist gestrichen werden. Seinen teutschen Namen zur Verherrlichung welscher Philosophien zu verleugnen und zu verundeutschen, geht auch… gar nicht.

    Trotz seines Abgangs bei Bild: Wenn ich seinen Text im Welt-Kolumnenbereich gefunden hätte, wäre mir nichts ungewöhnliches aufgefallen. Ist schon tief in die vermeintliche Mitte Deutschlands eingesickert, dieses Gift.

  42. @11, Robert G

    Also „Die Glocke“, zumindest die Schiller’sche, geht ja nun mal garnicht. Schließlich ist Friedrich Schiller ein bekannter, fahnenflüchtiger Migrant. Mit Augenzwinkern natürlich geschrieben.

  43. Hmm. Gruseliger Typ. Gleichzeitig: Irgendwie armseelig. Er kommt mir vor wie einer, der sich an der übergroßen Figur seines Vaters abarbeitet, denn der würde sich ohne Zweifel im Grabe umdrehen, wenn er diese Texte seines Sohnes lesen müsste. Ich finde das so offensichtlich, dass es einem förmlich ins Gesicht springt.

    Insofern dürfte das Einzige, was Fest Junior hilft eine orentliche Therapie sein.
    Und eines der wenigen Dinge, die man gegen die Pamphlete des kleinen Fest unternehmen kann ist, diese immer wieder als das zu bezeichnen, was sie sind: Rechtsradikaler Dreck. Und immer wieder darauf hinzuweisen, worum es dem Junior eigentlich geht: Die hilflose Auseinandersetzung mit seinem Vater.
    Irgendwie wirklich tragisch.

  44. Auf der einen Seite sind Araber bzw. Muslime für Fest die schlimmste Pest und grundsätzlich antidemokratisch und faschistisch*, auf der andern Seite soll man sich an denen ein Beispiel nehmen und „arabisch“ mit Flüchtlingen umgehen.
    Man soll sich also an „Nazis“ orientieren.

    An anderer Stelle schreibt der ernsthaft, am solle
    „Kulturkreise, die zum allgemeinen Unwohl beitragen, steuerlich schlechterstellen“.
    Also eine Art Strafsteuer zur Bekämpfung des muselmanischen Sozialschmarotzertums am deutschen Volkskörper. Ekelig.

    *Für ihn sind Islam und Nationalsozialismus exakt das gleiche.

  45. Was ist eigentlich mit der Mutter von Fest Junior? Weiß man über die auch was interessantes zu berichten, das den Sohnemann vielleicht auf diesen Irrweg gebracht hat? Man soll ja den Einfluss von Müttern auf die Prägung der Söhne nicht unterschätzen!

  46. @Stefan
    Rachefantasie?
    Mit Verlaub, ich sehe einen Unterschied zwischen Rache, die einen bewusst vorgehenden Rächer braucht, und – deswegen die Wortwahl, so flapsig sie auch sein mag – „Instant Karma“ bei dem jemand einfach die Konsequenzen seines Handelns zu spüren bekommt.
    Würde ich einen Terroristen ohne Notwendigkeit erschlagen? Nein.
    Spüre ich eine gewisse Genugtuung, dass einer der Terroristen, die eine Bombe im Glasgower Flughafen hochgehen lassen wollten, selbst in Brand geriet?
    Ich bin ehrlich genug zu sagen: ja. Besser du als die Unschuldigen im Flughafengebäude. Inwieweit das aber eine „Rachephantasie“ sein soll, entgeht mir allerdings.

    Ich hab mir aber extra viel Mühe gegeben, es so zu formulieren, dass Ihnen kein Strick daraus gedreht werden kann und niemand es als Aufruf zur Gewalt versteht.

  47. Mir scheint außerdem, das die Blogs von Fest und von Roland Tichy eine Art Asyl sind für Leute, die selbst dem Focus und der Welt zu rechts sind.
    Und das will was heißen.

  48. 60 Kommentare sind bei Ihnen nun online, mein Kommentar (12 Uhr) wartet weiter auf Moderation. Warum eigentlich? Ich engagiere mich seit Jahrzehnten gegen Rechtsradikalismus, ich verachte Neonazis und will sie bei Straftaten verfolgt sehen. Mir ist BILD seit jeher zuwider. Ich verachte und bekämpfe aber auch, was Al Keida und Isis und ihre globale Anhängerschaft treiben und erstreben. Ich verachte und bekämpfe, was Atheisten und Nicht-Muslimen (auch Bloggern) in Saudi-Arabien, Bangladesh, Pakistan und anderswo geschieht und droht. Warum ertragen Sie hier keine nicht-konforme Meinung? Nehmen Sie (oder die anderen von Ihnen zugelassenen Kommentatoren) meine Aussagen und meine Meinung doch argumentativ auseinander! Ich wäre Ihnen dankbar, ich lasse mich gerne korrigieren! So aber wirkt das alles wie Akklamationen auf einem (früher) kommunistischen Parteitag. Toll. 99% stimmen Ihnen zu! Das ist ein intellektuelles Armutszeugnis. Mein Kommentar dürfte nicht der einzige sein, den sie da offenbar unterdrücken / tabuisieren, obwohl er weder persönliche Schmähungen enthält, noch das „demokratische“ Meinungsspektrum verlässt. Ich bin für eine kontrollierte Einwanderung, wie sie in den USA, Kanada oder Australien praktiziert wird. Und mir ist bange vor dem Wachsen einer Religion, die in anderen Regionen Rückständigkeit und (Bürger-) Kriege begünstigt. Mehr als vor Scientology, die bislang zumindest nicht durch Massaker bzw. Anschläge Schlagzeilen machte. Meinen Dissens mit Fest muss ich hier nicht ausführen, wenn schon 60 andere auf ihn rhetorisch einprügelten.

  49. Um zu „kontextualisieren“ finde ich die Verweise auf Bild und die Familie ok, aber in der Dosis liegt die Sippenhaft. Ansonsten war die Sektion der Einlassungen Herrn Fests sehr aufschlussreich.

  50. Hmmm , reichlich schräg , dieser Herr Fest .

    Ich würde ihm gerne eine persönliche Mail zukommen lassen , habe aber leider keine adresse auf seiner Homepage gefunden . Könnte mir da jemand aushelfen ?

    Dank im voraus .

  51. Man sollte natürlich immer sehr vorsichtig sein, „ad hominem“ zu argumentieren oder sich zu sehr auf die Persönlichkeit des Gegenübers zu konzentrieren. Ich möchte die die folgenden Anmerkungen – die ich schon länger einmal machen wollte – auch nicht auf Fest beziehen, sondern nehme seine Äußerungen nur zum Anlass für sie. Dies sei ausdrücklich vorausgeschickt, und diese Einschränkung meine ich auch ernst.

    Der britische Psychologe Kevin Dutton machte eine Online-Umfrage, um zu sehen, in welchen Berufen besonders viele Menschen mit ausgeprägten psychopathischen Zügen arbeiten. Sicher keine sehr streng wissenschaftliche Methode, so eine Online-Umfrage, aber vielleicht gibt sie doch gewisse Hinweise. Jedenfalls belegten Telemedien- und andere Journalisten jeweils den dritten und sechsten Platz: http://www.adweek.com/fishbowlny/tv-radio-jobs-are-among-top-10-to-most-likely-attract-psychopaths/322042

    Psychopathen (im klinischen, nicht unbedingt im landläufigen Sinne) zeichnen sich durch Egozentrik, ein Fehlen von Empathie und Angst, flache Gefühle im Allgemeinen und oftmals einen oberflächlichen Charme aus; sie sind gewöhnlich manipulativ und lügen gut. Ihnen fehlt es auch an Gewissen und Schuldgefühlen. Schuld sind bei ihnen gewöhnlich eh immer die anderen; sie selbst haben alles richtig gemacht. Die meisten Psychopathen befinden sich nicht in Gefängnissen, sondern sind oft erfolgreich, wobei sie aufgrund ihrer Skrupellosigkeit aber häufig einiges an menschlicher Verwüstung anrichten. Siehe etwa: https://www.dasgehirn.info/denken/im-kopf-der-anderen/psychopathen-eine-welt-ohne-empathie

    Bei der erwähnten Umfrage ging es wohlgemerkt nicht um „ausgewachsene“ Psychopathie, sondern „nur“ um psychopathische Tendenzen. Dass diese aber durchaus unter manchen Medienschaffenden anzutreffen sind, dürfte schwer abzustreiten sein. Das ist vielleicht (mit) eine Erklärung für die Skrupellosigkeit und Kälte bei gleichzeitiger fehlender Einsicht, die einem bei bestimmten Journalisten und Medien immer wieder gegenübertritt, und die den Beobachter oftmals in Erstaunen versetzt. Es gibt Menschen, die einfach nicht fähig sind zu Emapthie oder kritischer Selbstreflexion; und sie verstehen uns so wenig, wie wir sie verstehen. Man sollte dies vielleicht im Hinterkopf behalten. Allerdings ist es auch nicht der Fall, dass Menschen mit starken psychopathischen Tendenzen notwendig politisch rechtslastig in ihrem Denken sind.

  52. Eine Mail aus dem Jenseits: Frau Dr. phil. Erika Fuchs beatae memoriae besteht darauf, daß „Eichendorf“ sich nicht auf „Joseph von Eichendorff“, den Autor von „Aus dem Leben eines Rauchenichts“, bezieht, sondern ausschließlich auf einen Nager mit großem braunen Schw..eif in Carl Barks‘ Geschichten über Donald „The Trump“ Duck.

  53. 1 Mill. Wirtschaftsflüchtlinge pro Jahr sind in 10 Jahren 10 Millionen.
    Die Probleme werden totgescwiegen und nicht behandelt.

  54. aus der Wikipedia: „Biedermann und die Brandstifter ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Es handelt von einem Bürger namens Biedermann, der zwei Brandstifter in sein Haus aufnimmt, obwohl sie von Anfang an erkennen lassen, dass sie es anzünden werden“
    Herr Niggermeier, ich weiß nicht, wen und wie viele Sie in Ihre eigene Wohnung / Ihr Haus aufnehmen würden, kurz-, mittel- oder langfristig, geprüft oder ungeprüft. Brandstifter wohl nicht, vielleicht achten Sie auf gutes Benehmen, vielleicht erwarten Sie sogar ein kleines Geschenk für eine oder mehrere Übernachtungen. Vielleicht werfen Sie auch jemanden wieder heraus, wenn er sich daneben benimmt. Was gut ist: Deutschland nimmt politisch und religiös Verfolgte auf, beispielsweise einen 25 Jahre alten Afghanen, der als (konvertierter?) Christ sich in seiner Heimat nicht mehr sicher fühlen könnte. Weil er weiß, was ein wortwörtlich praktizierter Koran bedeutet, hat er im Zorn oder im Disput Seiten aus diesem Buch herausgerissen. Daraufhin wird er fast gelyncht, von einem 30 bis 50 Personen zählenden Mob. Geschehen in Deutschland, in Suhl. Das Zahlenverhältnis 30 „Gläubige“ : 1 „Ungläubiger“ ist sicher nicht repräsentativ für die Gesamtzahl der in diesem Jahr hier ankommenden 800 000 (oder mehr) Flüchtlingen und Migranten. Es genügt bereits, wenn sich unter diesen 800 000 (und im nächsten-/ über …nächsten ) jeweils eine Million (?) auch nur jeweils 10 000 radikale oder radikalisierungsbereite Muslime befinden, um das Drama „Biedermann und die Brandstifter“ wahr werden zu lassen … nur ganz anders, als Sie das denken. Wenn 100 RAF Leute 1977 einen „Deutschen Herbst“ entstehen lassen konnten, werden hunderte oder tausende Dschihadisten einen langdauernden deutschen oder europäischen Winter bewirken. Die Ideologie der Dschihadisten, für die (anders als bei Linksterroristen) Massenmord wie bei 9/11 zum Repertoire gehört , speist sich aus dem Koran, der auf fast jeder zweiten Seite zum Kampf gegen die „Ungläubigen“ aufruft. Am Ende stehen dann ethnisch, religiös und politisch zerstrittene „failed states“ auch in Europa. Kein Grund sich zu sorgen?? Vor Brandstiftern, die wie in Frischs Drama nicht von innen, sondern von außen kommen …?

  55. @refting: Was sind „Wirtschaftsflüchtlinge“? Flüchten die vor der Wirtschaft? Wer behauptet, zehn Jahre lang eine Million pro Jahr? Was sind die Probleme, die dadurch entstehen? Wer „schweigt sie tot“?

  56. @27 wortwart
    Leider konnte ich jetzt kein Bild, Video oder Transkription zu meiner Wiedergabe der damaligen Zeit finden

    Der Wiki-Artikel, auf den @40 TvF ist eine gute Ausgangsbasis, um die damalige Zeit in Erinnerung zu holen – außer Sie sind zu jung, um das damals miterlebt zu haben.

    Ich hatte ProAsyl angetwittert, ob die sich noch an eine entsprechende Aussage eines Bundespolitikers von damals erinnern können, nach dem Motto: „Was die (Brandstifter und Mörder) wollen ist richtig, aber die Methoden (Brandstiften und Morden) sind falsch.“
    Leider keine Info bekommen, bin bei ProAsyl bestimmt im Twitter-Stron untergegangen und die haben jetzt wirklich wichtigeres zu tun.

    Damals in den frühen 90igern sprach man von den geistigen Brandstiftern

  57. @Biedermann

    Auch auf die Gefahr, dass ich Ihnen die Angst vorm schwarzen Mann, äh, Muslim noch vergrößere: Die RAF im deutschen Herbst waren maximal zwei Dutzend. Allerdings wollten die 1977 auch eher weniger den Staat angreifen, die Kultur beseitigen oder eine sozialistische Scharia einführen, die wollten einfach nur ihre Genossen aus dem Knast holen.

    Davon ab, das Schöne am Biedermann-Bild ist, dass es jeder für sich selbst zu reklamieren können glaubt. Genauso, wie sich Pegidioten doch tatsächlich auch für die neuen Juden halten, aber doch irgendwie nur die alten Nazis sind. Mit Frisch und dem, was er wem damit warum sagen wollte, hat das eher weniger zu tun. Aber was weiß denn ich, in Andorra gings wahrscheinlich auch um Juden, die dem volksdeutschen deutschen Volk der Deutschen die wahre schöne gute Kultur kaputtmachen.

  58. Nicolaus Fest in seinem Blog:

    „Ein fetter, ungepflegter Mensch verfolgt mich seit Jahren mit Hass und Niedertracht. Er ist ein guter Fernsehkritiker, ansonsten aber ein verbohrter Blockwart. BILD-Leute mochte er nie, doch den tieferen Grund seiner Zuneigung hatte ich vergessen. Nun erinnerte mich ein Freund. Vor Jahren hätte ich am Rande einer Veranstaltung gefragt, wie es sich denn als Minderheit lebe. „Spielen Sie auf meine Homosexualität an?“ „Nein, sondern darauf, dass Sie schwul sind, aber trotzdem so gar keinen Geschmack haben. Ist das in Ihrer Community nicht von Nachteil?“ Schallendes Gelächter – auch darüber, zu welch unbekümmerten Frechheiten man früher den Mut hatte. Dann das schöne Gefühl: Das war es wert!“

    Getroffene Hunde bellen!

  59. @Frank Reichelt: Ja, der alte Spruch passt hier mal wieder perfekt – wenn man keine Argumente hat, helfen eben nur persönliche Beleidigungen und Diffamierungen. Was anderes ist ja auch den Herren Güllner und Matussek in ihren Anti-Niggemeier-Pamphleten nicht eingefallen, sachlich beizutragen hatten diese nichts. Wirklich immer wieder köstlich, wie solche Leute unfähig sind, mit sachlicher Kritik umzugehen und sich stattdessen auf einen kindisch-trotzigen Rachetrip begeben,obwohl sie sich damit nur lächerlich machen und damit ihren eigenen Ruf viel mehr schädigen, als es hundert Niggemeiers je könnten.

  60. @66 Biedermann

    Sie ordnen den Vorfall in Suhl zwanglos in Ihre Interpretation der Bedrohung Deutschlands durch den Islam ein. Das beginnt damit, dass Sie die Zerstörung des Korans mit den (möglichen) Erfahrungen des (konvertierten?) Christen entschuldigen, die dieser ggfs. mit den Taliban gemacht hat.
    Ich kann nur vermuten, dass jemand auf einer strapaziösen Reise nur das Notwendigste mitschleppt und sicher kein Buch einer Religion, die er verabscheut. Demnach wäre dann der zerstörte Koran nicht sein Eigentum gewesen, womit seine Aktion auf Diebstahl in Tateinheit mit Sachbeschädigung hinausläuft. Ihm wäre zu erklären, dass das hier so nicht geht, ihm wäre zu erklären, dass wir hierzulande grundsätzlich keine Bücher zerreißen (oder verbrennen), deren Inhalt uns nicht gefällt.
    Obwohl er nur einer gegen 50 oder 80 oder vielleicht nur 30 Leute gewesen ist, ist es wichtig auch diesem jungen Mann klar zu machen, dass er sich falsch verhalten hat. Womit ich, Herr Biedermann, mit „auch“ meine, dass selbstverständlich das Fehlverhalten der anderen ebenso auszuwerten ist.
    Aber diesen Leuten ist etwas kaputt gemacht worden, was für sie eine hohe ideelle Bedeutung hat, was sie möglicherweise unter Entbehrungen vom Aufbruch bis zum Ende der Flucht mitgeschleppt haben. Wenn Fehlverhalten und Straftaten auch nach der Motivation bewertet werden, dann doch bitte für alle Beteiligten.
    Was Sie in Ihrer Darstellung des Sachverhaltes ebenfalls weggelassen haben, ist die Tatsache, dass die Erstauffangstelle in Suhl zu diesem Zeitpunkt (auch jetzt noch) hoffnungslos überbelegt war, zu dieser Zeit mit 450 Menschen über der eigentlichen Kapazität. Der MP war unmittelbar nach diesem Vorfall vor Ort. Es wurde festgestellt, dass die Zustände der Unterbringung untragbar sind und dringend Handlungsbedarf besteht.
    Bringt man etwa 2000 Deutsche, davon überwiegend junge Männer, in einem anderem Land in einem engen Lager unter, lässt es teilweise an elementaren Dingen fehlen und hat kaum Personal für zivilisierte Konfliktbewältigung und Deeskalation, kann dann ein vergleichbarer Vorfall ausgeschlossen werden? Könnte man mit Gewissheit verneinen, dass dann dort der zerstörte Schal eines Fußballclubs den gleichen Eklat auslösen würde, wie in Suhl ein Exemplar des Korans?
    Womit sich auch die Frage stellt, ob Leute die unter einer derartigen Situation ausrasten, nachweislich militante Fanatiker sind.

  61. @74
    Sehen Sie die Nebenpointe in dem, was Sie da ausgegraben haben:
    Fest hat Niggemeier -vor Jahren- mit einem Witz vorgeführt. Bei allen Anwesenden gab es – vor Jahren- schallendes Gelächter. Auch – vor Jahren- schon über den Mut, so etwas – vor Jahren- noch unbekümmert sagen zu können.
    Fest und die Lachenden waren -vor Jahren- schon Hellseher.
    Oder Fest kann nicht so richtig mit unserer Sprache umgehen.
    Womöglich – seit Jahren.

  62. Vermutlich muss man Herrn Fest schon dankbar sein, dass er nicht „Schwuchtel“ gesagt hat.

    Vermutlich empfindet jedenfalls Herr Fest das so.

    Wenn alles schweigt und einer lacht…

  63. Oh je. Die von Nicolaus Fest geäußerten Meinungen scheinen mir aber durch und durch bösartig zu sein. Und auch nicht durchgehend auf rationalen, bei nüchternem Verstande getroffenen Erwägungen zu basieren. In seinem aktuellen Blogposting beklagt er die mediale Unterrepräsentanz „Pockennarbiger, mehrfach vorbestrafter Afrikaner, die nach 12 Jahren Kettenduldung noch immer kein Deutsch sprechen.“ (Was ja irgendwie nahelegt, Kettenduldungen seien, außer bei Afrikanern, kausal für gute Deutschkenntnisse).

    In gewisser Hinsicht finde ich solche Texte sogar erfrischend, da schreibt jemand (ein Doktor der Rechtswissenschaften) wenigstens mal, was er wirklich denkt. Daneben wird mal wieder widerlegt, was so häufig behauptet wird, nämlich dass Leute mit rassistischen Meinungen seien alle dumm und ungebildet seien.

    Allerdings frage ich mich, ob es sich lohnt, sich an derartigen Äußerungen abzuarbeiten. Natürlich ist es wichtig, wie es hier geschieht, darüber zu berichten. Nicolaus Fest ist ja Teil der bürgerlichen Eliten und nicht des rechtsextremistischen Pöbels. Aber, sich in eine argumentative Auseinandersetzung zu begeben, bringt wohl nichts. Trifft das Ressentiment auf Gegenargumente wird nicht zurückargumentiert, sondern diffamiert (Wenngleich die Dreistigkeit und Grobheit doch immer wieder erschreckend ist. Gutes Beispiel auch Alexander Gauland diese Woche bei „Maischberger“).
    Auseinandergesetzt werden sollte sich meines Erachtens primär mit den Repräsentantinnen und Respräsentanten der bürgerlichen Mitte, die sich nicht klar genug von Meinungen und Stimmungsmache wie der von Fest abgrenzen.

  64. @79: SIe finden es „erfrischend“, ja vielleicht sogar mutig? Ich finde es brandgefährlich! Solchen Brei braucht die Welt nun wahrlich nicht. Und ja, es bringt nichts sich mit denen direkt in DIskussion zu begben, deren Zynismus und Menschenverachtung ist bereits reflexiv gefedert, aber es ist genau richtig, es hier öffentlich zu machen, was aus solchen Köpfen kommt.

  65. @80: Mutig finde ich es nicht. Er hat ja, so wie ich die Lage überblicke, nichts mehr zu verlieren. In gewissem Sinne ist mir aber so ein Mensch „sympathischer“, als einer, der das selbe denkt aber drumherum redet. Von denen gibts nämlich, fürchte ich, auch sehr viele. Im Übrigen habe ich selber geschrieben, dass ich es wichtig finde, darüber zu berichten.

  66. @81: Ich hatte ein Zögern und Zweifel aus Ihrem Beitrag gelesen, dass es doch eigentlich nutzlos ist und man sich lieber einer anderen Gruppe zuwenden soll. Letzteres bitte ich Sie noch einmal genauer zu erklären. Was meinen Sie mit Repräsentanten der bürgerlichen Mitte, wenn es nicht so einer wie Fest ist.

  67. Zum Gegensatz „bürgerliche Elite“ vs. „rechtsextremistischer Pöbel“: das eine schließt das andere ja nicht aus.

  68. @Maike, @Ste: Was passiert eigentlich gerade mit unseren Konventionen? Herr Fest als „gefühlter“ Repräsentant eines konservativen Bildungsbürgertums stilisiert es als Akt der Zivilcourage, auf Kosten eines professionellen Kontrahenten Schwulenwitze zu reißen. Was sagt das gebildete konservative Spektrum dazu? „Ihbäh“? Oder „klammheimliche Freude“? Das würde mich wirklich interessieren, aber es wäre nicht abwegig, wenn sich niemand dazu positionieren wollte, um sich nicht in diesen Kontext zu begeben. Das alles vor dem Hintergrund, dass das „Man-wird-ja-wohl-noch-mal-sagen-(oder-fragen)-dürfen“-Schema immer absurder wird, wenn man zuhört, was „normale Bürger“ auf der Straße gegenwärtig so an Zitaten vor Kameras nonchalant ablassen, deren absolute „incorrectness“ ich vor wenigen Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte. Und auf die offenbar im Alltag keine Mehrheit (oder maßgebliche Repräsentanten) mehr mit ostentativer Ablehnung reagiert. Anders ausgedrückt: Ist Herr Fest jemand, der einfach nur in das außergesellschaftliche Spektrum abdriftet, nachdem er seine Position bzw. einen bestimmten bürgerlichen Status verloren hat? Oder ist er Symptom dafür, dass sich nationalistische, inhumane, rassistische – was auch immer. – Attitüden gemütlich wieder etablieren, weil die NS-Zeit und der zweite Weltkrieg jetzt „lang genug“ zurückliegen? Im letzteren Fall können sich die „Man-kann-doch-die -Geschichte-eines-Kulturvolkes-nicht-auf-zwölf-Jahre-reduzieren“-Euphoriker der vergangenen drei Jahrzehnte auf die Schulter klopfen und anfangen, sich zu fragen, welche Gesister sie gerufen haben.

  69. @Maike: Ergänzung: Ihr Fundstück ist sehr aufschlussreich, wenn ein Jurist „pockennarbig und vorbestraft“ in einem Atemzug vorbringt. Au Backe.

  70. Vielleicht sollte ich fürs Protokoll festhalten, dass ich keinen Schimmer habe, wann und wo sich die von Fest geschilderte Begegnung ereignet haben soll. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern.

  71. Da Fest die Anekdote im Konjunktiv erzaehlt, scheint er sich ja auch nicht mehr daran zu erinnern, also kann dieser Freund auch einfach nur Mist erzaehlt haben… ansonsten sollte mal irgendjemand diesen Menschen erklaeren, was genau ein Blockwart ist/war…

  72. Es gibt viele Arten von Schwulenfeindlichkeit. Angefangen beim offenem Rechtsradikalismus und religiösem Fundamentalismus, bis hin zu Leuten wie Broder, Matussek und Fest. Während Matussek immerhin schon so weit ist, dass er seine Homophobie umarmt, akzeptiert und sich in ihr einwickelt, ist es bei den letztgenannten etwas anders. Broder und Fest halten Homosexualität (bzw. Transsexualität) für eine Art Joker, durch den man seinen Gegner abwerten kann – als legitime Alternative zur sachlichen Auseinandersetzung.

    Der an seinen eigenen Ansprüchen scheiternde Henryk Broder hat es einmal so formuliert: „Meine Definition des Antisemiten ist einfach, kompakt und überprüfbar: Antisemit ist, wer Juden etwas übel nimmt, das er Nichtjuden nicht übelnimmt.“

    Genau so kann man sagen: Wer in einem Streit zusammenhanglos die Homosexualität seines Kontrahenten thematisiert, ist ein Schwulenhasser. Das ist einfach, kompakt und überprüfbar.

  73. @Maike (#79):
    „Nicolaus Fest ist ja Teil der bürgerlichen Eliten und nicht des rechtsextremistischen Pöbels…“
    Diese Gruppenzugehörigkeiten schließen sich doch offensichtlich nicht gegenseitig aus.

  74. @82, Ste
    Ich versuche es mal zu erklären: Die Darstellung und Diskussion hier wollte ich nicht im kritisieren. Das ist ein sehr wichtiger Bestandteil der gesamten Debatte. Aber: Im gewissen Sinne scheinen mir Menschen, die eine Meinung wie Herr Fest oder meinetwegen Vertreterinnen der AfD oder Pegida oder Menschen, die vergleichbare Positionen vertreten, nicht geeignet für einen argumentativen Austausch (häufig). Werden sie mit Argumenten konfrontiert, leugnen oder pöbeln und diffamieren sie. Mir scheint es daher lohnender, sich mit vergleichsweise „gemäßigteren“ Positionen auseinanderzusetzen. Solche zum Beispiel, wie sie von vielen Mitgliedern der CDU vertreten werden. Angela Merkel wird ja nicht müde, zu sagen, dass die Menschen aus dem „West Balkan“ schneller abgeschoben werden müssten. Damit konstruiert sie einen Gegensatz zu den „guten, echten Flüchtlingen“, denen aus Syrien und den „schlechten“ Flüchtlingen (die, um es mit der CSU zu sagen, in unsere sozialen Sicherungssysteme einwandern wollen). Meiner Meinung nach ist das auch eine inakzeptable Haltung, in der letztlich auch Rassismus zum Ausdruck kommt, weil meines Erachtens (Amnesty und Pro Asyl sehen das auch so) beispielsweise Angehörige der Gruppe der Roma im westlichen Balkan sehr wohl verfolgt werden.

    Um es einfacher zu sagen: Ich glaube, dass rassistische Haltungen in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft wurzeln.

    @91, Polyphem
    In der Tat, das hatte ich ungeschickt formuliert. Mit dem (vermeintlich) gegensätzlichen Begriffspaar „Pöbel“ und „Bürgerliche Eliten“ wollte ich keine Abgrenzung bezüglich der politischen Haltung der Gruppenangehörigen treffen, sondern soziale Sphären, die sich vom Zugang zu materiellen und imateriellen Ressourcen her unterscheiden. Einfacher gesagt: Nicht nur Leute ohne Hauptschulabschluss, die noch nie ihr Dorf verlassen haben, vertreten rassistische Meinungen (weil das manchmal so dargestellt wird und ich das falsch finde). Mit etwas Wohlwollen hätte mensch das aber auch verstehen können, oder? Trotzdem nicht gut gesagt von mir.

  75. @75 TangoZulu
    Genau die Fragen stelle ich mir auch, ohne sie aber beantworten zu können. Werden die Menschen (häufig „konservative“, aber auch in der Linken gibt es ja viele Rassist*innen), „inkorrekter“, rassistischer, „rechter“ – in ihrem Denken, Konventionen, Fühlen und Handeln? Oder sind sie nur mutiger und durch die neuen Kommunikationstechnologien und -praktiken werden Dinge anders deutlich?

    Mich entsetzt besonders, an dem „Schwulenwitz“ wird es meines Erachtens sehr deutlich, wie brutal vorgegangen wird. Brutal in meinen Augen, weil eben die Konvention, sich in der Diskussion einigermaßen an die Spielregeln zu halten, gebrochen wird. Ich finde das überhaupt keine Lappalie. Leute, die sich an die Regeln halten, sind solch einem Verhalten gegenüber machtlos. Herr Niggemeier (und alle anderen) kann sich noch so viel Arbeit, gründliche Recherche, gute Aufbereitung etc. machen, wie er will, egal, wie gut er das macht, dann wird er eben persönlich diffamiert. Dies findet in diesem Rahmen auf der verbalen Ebene ab, aber ich gehöre zu denen, die denken, dass sprechen und das Gesagte das Handeln sehr wohl prägen. Zum Glück gibt es aber auch sehr viele Menschen, die sich gegen ein solches Verhalten zur Wehr setzen.

  76. @76 JUB 68
    Ihre Überlegungen zum Ausgang des Geschehens in Suhl sind gut.
    Einen etwas besseren Eindruck von dem, was dort geschah, liefert eine Reportage von SPIEGEL TV
    (ab der 18. Minute):
    http://www.spiegel.tv/#/filme/magazin-vom-31082015/
    Nur:
    Selbst, wenn der Iraner den Koran einer anderen Person beschädigt hatte … inwiefern soll dies erklären, dass ein Mob von dutzenden anderen Personen ihn lynchen will? Oder mit Eisenstangen auf Polizisten und Journalisten losgeht?
    Haben die Morddrohungen, die Mordversuche und die ausgeführten Morde etwa an Karikaturisten, denen der Held des genannten Buches nicht heilig genug war, irgendetwas mit drangvoller Enge zu tun?
    Wie würden Sie es kommentieren, wenn sich eine bis dahin unterdrückte iranische Frau in einem freien Land den Schleier vom Gesicht reißt, ihn zerreißt und darauf trampelt – und empörte „Gläubige“ sie daraufhin verprügeln? Zwei verschiedene Situationen natürlich – in beiden geht es aber um religiösen bzw. reaktionären Fanatismus.
    Ach ja: Die Reaktion von Fest auf Niggemeiers Blogpost ist peinlich.

  77. schlechtgekleidete Schwule oder Homosexuelle ohne Geschmack sind zumindest hier in Frankfurt am Main keine Minderheit.
    Es ist ein Klischee, dass Schwule stylisch sind.
    Hier in Frankfurt kleiden sich die meisten Schwule ganz normal. Man sieht noch nicht mal, dass die schwul sind. Die sind ganz normal

  78. Erleben die konservativen Eliten in unserer Gesellschaft gerade dasselbe wie ihre Kombattanten aus der „DDR“ :-) vor 25 Jahren? Erosion? Anstelle vergeigter Modernisierung durch selbst gerufene Geister („Schweigespirale“, „Wir müssen nicht die Gebäude der Regierung besetzen, sondern die Begriffe, mit denen sie regieren“ (K. Biedenkopf, CDU-Parteitag Hamburg 1973). In Folge: Allensbach, Privatfernsehen, GNTM… Kann es sein, dass das Bürgertum seine Seele verkauft hat an Dienstleister und Krawalltüten gegen das Versprechen ohne Gewähr, erlöst zu werden von der vermeintlichen sozialistischen Unterminierung im öffentlich-rechtlichen Programm? Einfach nur weil die RCDS-Jungs im Studium bei den Mädels nicht ganz so landeten, wie die Macker vom SDS, die ihrerseits jetzt gerne auf Whiskyverkostungen wissend nicken und beim örtlichen Audi-Repräsentanten auch mal einen Prosecco trinken, wenn das neue Modell potenten Anrainern exklusiv vorgestellt wird? Die auch keinen Spaß verstehen, wenn die eigenen Kinder nicht den angemessenen edukativen Erfolg produzieren, woran im Zweifel die Unfähigkeit des staatlichen Schulsystems die Verantwortung trägt. Der Precht hat das bestätigt. Die frühkindliche Bildung kommt definitiv zu kurz im Eltern-Initiativ-Kindergarten unten in dem Haus, das wir vor 30 Jahren besetzt haben und heute genossenschaftlich verwalten. Man muss die Kinder schon vorbereiten. Muss ja. Nicht ganz so sein, wie bei der Union mit Schottenrockmutti und Hausmusik, aber ein paar kulturelle Fertigkeiten und eine gewisse mütterliche Zuwendung im frühkindlichen Alter isind schon nicht völlig falsch. Man kann viel falsch machen im globalen Wettbewerb. Wir müssen die Ängste da schon ernst nehmen der Menschen, die sich im Inland in ihrer kulturellen Identität bedroht fühlen. Wir müssen mit denen reden. Damit sie sich nicht von der Demokratie abwenden. Und ehrlich: Also bitte nicht falsch verstehen, aber ein bisschen kann ich das ja schon verstehen, jenachdem auf welche Schule Ihr Kind geht. Und unter uns gesagt: ich glaube auch, dass das Boot voll ist. Bei aller Liebe, ich kenne viele wirklich begabte Zuwanderer, aber wir müssen da schon genau hingucken.

    Ich weiß nicht, in welchen Exzess ich da geraten bin, aber alles was ich geschrieben habe, lese und höre ich sinngemäß tagtäglich.

  79. Damit ich nicht noch mehr zu Missverständnissen einlade: ich fürchte, die beiden beschriebenen Lager trennen heute keine unvereinbaren Ideologien mehr, solange die Handelswege nicht bedroht werden.

  80. @97 Biedermann
    Die unangemessene Reaktion des „Lynchmobs“ habe ich doch versucht zu erklären. Nach Kriegserfahrungen in der Heimat, nach strapaziöser Flucht kommt die Lagerumterbringung mit hoffnungsloser Überbelegung. Das Hauptbuch ihrer Religion wird beschädigt. Daraufhin kochen die Emotionen hoch. Bei vergleichbaren Umständen hätten sich womöglich Deutsche wegen eines Fußballschals in ähnlicher Form daneben benommen. Oder können Sie das sicherlich ausschließen.
    Der von Ihnen erwähnte Vorfall im Iran ist ein Beleg dafür, dass die fehlende Trennung zwischen Kirche und Staat zu Missständen führt, die vergleichbar in christlichen Territorien auftraten, als es dort noch keine Trennung zwischen Kirche und Staat gab. Dass gerade im Iran durchaus eine Auflockerung der Reglements im Gange ist, haben Sie sicher schon wahrgenommen. Das diese Veränderung überhaupt erfolgen kann, zeigt doch dass nicht alle Moslems selbst in solchen Gebieten, ein und derselben Meinung sind. Junge iranische Frauen interessieren sich für westliche Mode. Sie lassen sich gerne die Nase richten, was sicherlich auch keine althergebrachte Tradition des Islam ist. Googeln Sie mal nach Interviews mit einer gewissen Enissa Amani über ihre Biografie.
    Ich will nicht unbedingt behaupten, dass das Interesse an Mode und kosmetischen Operationen ein Fortschritt ist, aber es zeigt doch, dass eine ganze Reihe von Moslems bereit sind sich fremden Dingen zu öffnen.
    Wenn die Einheit von Staat und Kirche die Religion zu erstarrten Ideologie mutieren lässt, kann dafür nicht die Religion verantwortlich gemacht werden, sondern die fanatischen Vertreter, die Dogmen festlegen und Diktaturen kreieren.
    Lesen Sie vielleicht mal auf der Seite des deutschen Zentralrats der Muslime nach, was diese von militanten Vertretern Ihrer Religion halten.

  81. @76 JUB 68
    >Demnach wäre dann der zerstörte Koran nicht sein Eigentum gewesen, womit seine Aktion auf Diebstahl in Tateinheit mit Sachbeschädigung hinausläuft. Ihm wäre zu erklären, dass das hier so nicht geht<
    Sie sollten sich wohl wirklich mal diesen Bericht anschauen:
    http://www.spiegel.tv/#/filme/magazin-vom-31082015/ (ab der 18. Minute).
    Ich würde gerne wissen, was Ihnen danach sonst noch zum Thema "Sachbeschädigung" einfällt.

  82. @TangoZulu,
    ich kann mich in dem wiederfinden, was Sie da so schreiben. Nur haben wir uns recht weit vom Ursprungsthema des Blogposts entfernt :-)

    @103 JuB, 104 Biedermann,
    Wenn jetzt ein schlecht gekleideter Schwuler einen Koran schänden würde, wie wäre das strafrechtlich und moralisch zu bewerten? Käme es auf die Nationalität an?

  83. @104 Biedermann

    Der Bericht ändert nichts an der Tatsache, dass derjenige, der als Christ einen Koran zerstört hat, als Erster ein Fehlverhalten an den Tag gelegt hat. Als Christ hätte er auch mal damit rechnen können, dass diejenigen, welche Wind säen, Sturm ernten.
    Sie ignorieren aber alles andere, was ich geschrieben habe. Dabei habe ich doch, einer Vorahnung folgend, extra für Sie noch ein Mal die Selbstverständlichkeit betont, dass man die Randalierer ebenfalls zur Verantwortung ziehen muss. Sie haben in Ihrem Kommentar (#66) aber das eine Fehlverhalten mit Verständnis erklärt, dass andere mit pauschalen Ressentiments verdammt.

    Dass eine Horde Männer austickt, Immobilien in Schutt und Asche legt und Polizisten angreift, ist in Deutschland wohl auch schon ohne die Hilfe von wütenden Muslimen zustande gebracht worden.
    Ich sehe in dem Vandalismus keinen Beweis dafür, dass es sich um dabei um islamische Terroristen gehandelt hat. Im übrigen wird auch im Bericht von Spiegel-TV erwähnt, dass der Verfassungsschutz keinerlei Anhaltspunkte für Gefährdung durch Terror sieht.

    @105 Maike
    Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Vermutlich soll das ein Witz sein? Ich habe nirgendwo behauptet, dass es bei der Bewertung von Straftaten oder anderem Fehlverhalten auf die Nationalität ankommt.
    Wenn ein schlecht gekleideter Schwuler einen Koran schändet, kommt es darauf an, warum er das getan hat. Seine Gründe würden nichts daran ändern, dass es sich um Fehlverhalten handelt, aber der Umfang der Bestrafung hängt durchaus von der Motivation ab.
    Aus pragmatischer Sicht würde ich aber meinen, dass sich aufgrund der Tatsache, dass eine derartige Sachbeschädigung ohnehin nur mit einem Bußgeld geahndet werden würde (wenn überhaupt) niemand lange an der Erforschung der Hintergründe aufhalten würde.

  84. @Maike: Ja, es war Wein im Spiel, mir sind ein bisschen die Jahrgänge durcheinandergeraten und am Schluss wird’s ein bisschen zynisch. Pardon.

    @ alle: Falls das noch jemand anders liest: Ich hoffe, es ist deutlich geworden, dass ich nach den Fragen zum Paraphrasieren übergegangen bin.

  85. Danke für diesen scharfsinnigen Autopsie-Bericht aus der Pathologie. Alle Achtung… der Niggemeier in Hochform! Hab schon einige Zeit hier nicht mehr reingeguckt und bin positiv überrascht! DAS ist für mich investigativer und kritischer Journalismus, der auch vor Kollegen nicht halt macht! Diese herumbrodernden Wadenbeißer sind – obwohl Artefakte aus längst vergangenen Zeiten – gefähriche Schreibtischtäter! Das Gekeife hat glücklicherweise ein natürliches Ablausfdatum also wird das nicht ewig währen. Es heißt, manche Menschen werden im Alter altersweise. Manche sind dann einfach mühsam und unerträglich.

  86. So wenig Sympatien ich für Bild und Fest habe: Seine heutigen Ausfälle im Titel der Bild anzulasten (zumindest suggestiv) ist imho journalistisch nicht in Ordnung. Soll man den Bröckers der TAZ, den Ulfkotte der FAZ, die Herman der Tagessschau/ARD? Das wird dann schwierig…

  87. @Christoph: Fest war nicht vor 20 Jahren bei „Bild“, sondern noch im vergangenen Jahr. Er hat da nicht Texte vorgelesen, die andere geschrieben haben, sondern war in diversen leitenden Positionen. Er ist bei „Bild“, wie Springer betont, nicht rausgeflogen. Kai Diekmann bedankt sich ausdrücklich bei ihm in seinem Buch „Der große Selbstbetrug“; Fest war außerdem einer der Macher hinter Diekmanns zeitweiligem Blog. Und Fest durfte auch schon bei „Bild“ ähnlich rumholzen, vgl. z.B. hier.

    Im übrigen aber laste ich Fests Ausfälle nicht der „Bild“ an, im Gegenteil (vgl. Text). Aber natürlich darf man staunen, dass so jemand es da so weit geschafft hat. Und ähnliche Fragen darf man natürlich auch z.B. bezogen auf Ulfkotte und die FAZ stellen.

  88. @ 109 Christoph
    Kurz zu „Bröckers der TAZ, den Ulfkotte der FAZ, die Herman der ARD“?
    Ein spannendes Thema. Ich frage mich manchmal tatsächlich, wie eine Veränderung/Verschiebung, die man wohlwollend auch als Erweiterung der Perspektive verstehen könnte, zu solch einer absoluten Neubewertung einer jahrelangen (erfolgreichen) Arbeit führen kann.
    Gleichgültig scheint dabei, ob die Entwicklung einem gefällt und einerlei ist wohl auch, ob es eine komplett neue Sichtweise auf „das Gesamte“ oder lediglich einige missverständlich geäußerte Satzteile betrifft …

    Merkwürdiger Weise fiel mir grad dieses 25-Sekunden-Video (http://bit.ly/1JP1xgQ) wieder ein. Es beantwortet die Frage allerdings auch nicht wirklich. ;-)

  89. @111 Meykosoft: Ich glaube, es gibt da immer einen Meta-Kontext und eine Entwicklung jenseits „missverständlich geäußerte[r] Satzteile“. Jemand erwirbt zunächst eine gewisse Reputation und/oder Prominenz auf einem Feld, das er/sie offenbar beherrscht. Das führt zu erhöhter Aufmerksamkeit und damit einem gestiegenen Anspruch an das „Format“ der Betreffenden (vergleichbar mit dem Aufstieg in eine höhere Liga), gepaart mit den Versuchungen, die Bekanntheit mit sich bringt: Viel gefragt zu werden und der damit verbundenen Hybris. Das kann sich darin äußern, dass jemand sich auf Gebieten exponiert, die er eben nicht beherrscht bzw. überblickt (Herman, zu Guttenberg, Schröder, K.), oder dass die erlebte Prominenz tatsächlich Charakterzüge bzw. psychische Dispositionen entfesselt, die vorher durch Konditionierung verborgen geblieben waren (Ulfkotte, Fest, Sarrazin et.al.).
    Irgendwann gibt es dann Gegenwind, den die Betroffenen wohl zum Schutz ihres Selbstwertgefühls als Verschwörung interpretieren – was dazu führt, dass sie sich in der Streitfrage versteifen. Durch die Zuspitzung erzeugen sie neue Aufmerksamkeit und gewinnen möglicherweise auch Anhänger usw, driften aber aus dem Spektrum bürgerlicher Konventionen ins Abseits. Angesichts ihrer Fähigkeit zum akademisierenden Diskurs halte ich dabei die zweite Gruppe für gefährlicher.
    Um nochmal auf Ihre Frage einzugehen: Interessant ist z.B. im Falle Herman (die sich, glaube ich, mit gesellschaftspolitischen Stellungnahmen angesichts der offensichtlichen Schlichtheit ihrer Gedankenwelt einfach übernommen hatte) der Mitschnitt der initialen TV-Sendung, die vom damaligen Moderator J.B. Kerner unter Aufbietung allerlei anderer eigenwilliger Zeitgenossen, erkennbar als Tribunal inszeniert worden war: Die „Fehlgeleitete“ sollte zu einem Ritual der Selbstbezichtigung und des Widerrufs verleitet werden, um in den etablierten Wertekanon zurückzukehren (die SED hätte das unter anderen Vorzeichen auch nicht besser inszenieren können). Sie hat diese Anlage der Sendung augenscheinlich jedoch einfach nicht erkannt, sich dann versteift und weiter hineingeritten (was für eine TV-Journalistin einigermaßen verwunderlich erscheint). Das mit der Autobahn war dann m.E. eher Doofheit als ein poltisches Bekenntnis, aber die Luft wird eben nun mal dünner, wenn eine erfolgreiche TV-Ansagerin ihre Bekanntheit nutzt, um auch noch als gesellschaftspolitische Aktivistin reüssieren zu wollen. Jeder baut sich seine eigene Autobahn in den Kopp-Verlag (wenn das Wortspiel nicht zu abgeschmackt ist). Hier nochmal der Link: http://www.welt.de/fernsehen/article1252525/Eva-Hermans-Auftritt-bei-Kerner-im-Wortlaut-1.html

  90. Zitat von yxz, #51: „Natürlich ermöglicht unsere Demokratie, solch eine Forderung zu formulieren. Genauso natürlich ist aber auch, dass man sich mit solch einer Forderung außerhalb des Grundgesetzes und unserer freiheitlichen, demokratischen Grundordnung stellt.“

    Das kann nicht ganz richtig sein, denn wenn unsere Demokratie solch eine Forderung zulässt (was sie erst zu einer Demokratie macht), dann kann nicht gleichzeitig gelten, dass man sich mit dieser Forderung „außerhalb des Grundgesetzes […] stellt“. Denn entweder man darf oder man darf nicht.

    In Russland nennt man soetwas eine „gelenkte Demokratie“, namentlich die Unterdrückung von Opposition. Mir ist nicht bekannt, dass das in Deutschland auch der Fall ist.

    Viele Grüße
    Hannes

    ps. Bitte entschuldigen Sie, dass ich die Zitierfunktion nicht benutzt habe – ich weiß leider nicht wie.

  91. @112 TangoZulu
    Vielen Dank!
    „Irgendwann gibt es dann Gegenwind…“ und dieser „Gegenwind“ interessiert mich. Insbesondere, wenn er aus mir unerklärlich scheinenden Gründen, zu einem unaufhaltsamen, ja gnadenlosen Sturm heranwächst…
    Seis drum. :-)

  92. @ 113, Hannes

    Das kann nicht ganz richtig sein, […]

    Ach? Die Forderung, um die es oben ging, war: Keine Zuwanderung! Wer dieses politische Ziel formuliert, ist sich natürlich im Klaren darüber, dass zur Umsetzung etliche Gesetze, Grundgesetzartikel und internationale Verträge beseitigt werden müssen. Inklusive dem Austritt aus der Europäischen Union. Und entsprechenden Maßnahmen, um dieses „Ziel“ abzusichern und durchsetzen zu können. Erzählen Sie mir doch bitte nicht, dass man dann noch von unser freiheitlichen Grundordnung sprechen kann.

    Selbstverständlich erlaubt es unsere Demokratie jede noch so absurde „Forderung“ zu stellen. Kommen Sie mir daher doch nicht mit „gelenkter Demokratie“, das ist Unsinn.

    (p.s. Blockquote = Zitierfunktion, i = kursiv, b = fett)

  93. @115: So sympathisch ich Ihr Anliegen finde, ist es dennoch so, dass mittlerweile klar definiert ist, worin die freiheitliche demokratische Grundordnung in Deutschland besteht, und dass diese (qua Bezugnahme auf die Menschenrechte) kein Recht auf Zuwanderung, sondern lediglich das Recht auf Auswanderung und das Recht auf politisches Asyl einschließt. Wer die Abschaffung des Asylrechts fordert, steht nicht mehr auf dem Boden der FDGO, wer lediglich die Abschaffung von Zuwanderung fordert, tut es noch. (Disclaimer: Ich bin kein Jurist.)

    Allerdings ist hier natürlich zu berücksichtigen, dass gerade im rechtsradikalen Spektrum (zu dem z.B. Herr Fest ja zweifelsfrei gehört) Asyl und Zuwanderung grundsätzlich und vermutlich auch absichtlich durcheinander geworfen werden.

  94. @yxz, #115: Gut, ich hatte die Forderung eher als „kontrollierte bzw. reduzierte Einwanderung“ verstanden, also sozusagen als die Forderung nach der Möglichkeit, den Hahn auf- und zudrehen zu können, und nicht dem Zustand ausgeliefert zu sein, dass der Hahn mindestens so offen bleibt wie jetzt oder stets nur weiter, nie aber weniger weit geöffnet werden dürfe, weil man sich sonst die Bezeichnung „Nazi“ gefallenlassen muss.

    Einwanderung nach Deutschland sowohl nach oben als auch nach unten korrigieren zu wollen ist also, das wollte ich sagen, mit unserem Grundgesetz vollständig vereinbar.

    Ich glaube die meisten Asylkritiker (Achtung: Euphemismus) wollen nichts anderes, werden aber ständig missverstanden.

    mfg Hannes

    ps „blockquote“ mit HTML-Klammern oder eckigen Klammern? Ich schreibe nicht so oft in Blogs, sorry.

  95. Ich muss mich korrigieren: nicht Asylkritiker, denn es geht nicht um Asylanten, sondern eher „Einwanderungskritiker“ wollte ich sagen.

  96. @116, Matthias Warkus

    […] und dass diese (qua Bezugnahme auf die Menschenrechte) kein Recht auf Zuwanderung, sondern lediglich das Recht auf Auswanderung und das Recht auf politisches Asyl einschließt.

    In meiner ganzen Blauäuigkeit halte ich zB. den grundgesetzlichen Schutz von Ehe und Familie für ein recht starkes Argument, um legale Möglichkeiten der Zuwanderung ermöglichen zu müssen, wie es ja durch Regelungen zu Ehegatten- und Familienführung geschieht. Nur ein Beispiel, dass mir gerade so „konkret“ im Kopf rumgeistert. (Aber ich bin auch kein Jurist)

    Gerade eben diese Menschenrechte mit all ihren Rechten und Pflichten, die mittels internationaler Verträge und Abkommen, in unseren Wertekanon eingegangen sind, stehen doch einer Abschottung gegenüber. Ich will nicht sagen, dass Zuwanderung ein Menschenrecht sei, aber Möglichkeiten legaler Zuwanderung kann sich keine Gesellschaft verschließen.

    Ich kann mir schlicht keine freiheitliche Ordnung vorstellen, die sich (völlig) abschottet und dabei ihr Charakteristikum als freiheitliche Gesellschaft beibehält.

  97. @ 117, Hannes

    Einwanderung nach Deutschland sowohl nach oben als auch nach unten korrigieren zu wollen ist also, das wollte ich sagen, mit unserem Grundgesetz vollständig vereinbar.

    Da werden Sie von mir keinen Widerspruch hören. Auch wenn ich Ihrer Hahn-Metapher wenig abgewinnen kann. Aber das müssen wir auch nicht drum streiten.

    Entschuldigen Sie, für die tags sind ’spitze Klammern‘ nötig. Vorhin kam ich nicht auf diesen Begriff, setze daher einfach die Zeichen, aber die hat das System bedauerlicherweise verschluckt. In einer älteren Blogversion standen die möglichen tags noch unter dem Eingabefeld, leider in der aktuellen Version nicht mehr, ich muss auch oft immernoch raten und hoffen.

  98. @114 Meykosoft: Gerne, ist auch ein spannendes Thema, das mich gelegentlich beschäftigt. Der „Gegenwind“ kommt nach meiner Erfahrung nur äußerlich scheinbar unerklärlich. Er hat meist eine Vorgeschichte, dass jemand mit der Zeit immer mehr Unwillen hervorruft, der vor sich hingärt, sich aber nicht entlädt, solange der Betreffende noch im Zenit seiner Bekannteheit oder Macht steht. Ist eine kritische Masse an Widerwillen oder Missgunst erreicht, bricht sie sich beim erstbesten Anlass Bahn. Und dann kann sich ein Bekanntheitsbonus ins Gegenteil verkehren, wenn man nicht insgesamt über ein solides Fundament an Reputation verfügt. Nehmen Sie mal das Beispiel des früheren Ministers zu Guttenberg, der (zweifellos talentiert) seine Bekanntheit durch eine Selbstinszenierung als Normabweichung erreicht hat („ehrlich, unabhängig, manierlich“). Im Umkehrschluss bedeutet das sinngemäß: Der Rest meiner Fraktion besteht aus korrumpierten Funktionären ohne Stil. Das schafft keine nachhaltige Basis.

  99. @121 TangoZulu
    Mir gefallen diese „bodenständigen“ Erläuterungen. Danke!
    Wobei ich vermute, jeder in „der Öffentlichkeit“ stehende, erzeugt ungewollt bei Irgendjemandem „Widerwillen oder Missgunst“ und muss demnach jederzeit damit rechnen, dass sich „beim erstbesten Anlass“ dergleichen entlädt und er bzw. sie gejagt und möglichst am Ende auch erlegt wird…;-)

  100. A propos „fünfstellige Postleitzahl“. Eine Zusatzuinformation:
    In den sechziger Jahren wurden eine ausreichende Menge der vierstelligen Postleitzahlen bewusst nicht vergeben, weil sie für eine „Wiedervereinigung mit der Zone“ und die dann dazukommenden Orte reserviert waren. So haben es wir Postbeamten jedenfalls gelernt und es war auch sinnvoll und sogar nachvollziehbar.
    Kaum war Deutschland wieder vereinigt, erfanden die Sesselpupser die fünfstellige PLZ und schoben diese Erweiterung auf die (wieder mal pöse und hinterhältige? ex-) DDR.

  101. Nach „Dr.“ schreibt man „phil“ mit kleinem Anfangsbuchstaben, lieber Herr Niggemeier, weil der Punkt in diesem Fall kein Satzende markiert, auch wenn Ihr Rechtschreibprogramm das fälschlicherweise so wahrnimmt. So könnte jedenfalls Herr Fest „argumentieren“ – das Thema „Eichendorffff“ betreffend.

    Ich bin also der Auffassung, solchen Kinderkram sollte man weglassen.

    Es ist doch so – und das haben Sie ja ganz richtig herausgearbeitet: Herr Rechtsanwalt Fest erklärt Art.1 GG (die Würde des Menschen ist unantastbar) für ungültig. Das ist alles, was ich über diese schräge Type wissen muss. Alle seine Rechtschreibfehler sind entschuldigt.

  102. @Dennis
    Wenn die Namen in dem Ausschnitt aus dem Stück in Majuskeln geschrieben werden, wollen Sie wirklich, dass es so aussieht: gROßBUCHSTABEN?
    Vielleicht lieber doch nicht, oder?

  103. @ Frank Reichelt

    Das ist mir eigentlich ziemlich wurscht. Es geht mir eher darum, Lappalien nicht zur Hauptsache zu machen. Die Rechtschreibkünste von Herrn Fest interessieren mich nicht. Auch Niggemeier hat ja Frisch mit Dürrenmatt verwechselt. Kann vorkommen, bedeutet gar nichts. Es liegt daran, dass es im „Neuland“ (TM) Netz recht schnell zugeht und zum Redigieren häufig keine Zeit bleibt. Aber das ist ein schöngeistiges Thema über das man sich in gemütlichen Zeiten mal unterhalten kann. Jetzt gibt es anderes – oder Anderes ;) -, wofür man sich mehr interessieren sollte; wurde von Niggemeier ja auch gut herausgearbeitet: Wenn solche Leute wie Fest überhand nehmen, wird’s brand-gefährlich. Es geht darum zu beobachten – und das sehen wir ja aktuell – wie die berühmt-berüchtigten „Besorgten Bürger“ (TM), die in normalen Zeiten noch verhältnismäßig zivilisiert daherkommen, flugs nach far-right kippen, wenn sie ihre Zeit gekommen sehen.

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