Alltag im Irak

Ich kann mir nicht vorstellen, was es bedeutet, in Bagdad oder überhaupt im Irak zu leben. Was für eine Art Alltag sich entwickelt zwischen der Bedrohung durch Terroristen und Aufständische und der Willkür durch amerikanische Besatzer. Was Normalität bedeutet zwischen den besonders verheerenden Anschlägen, die es in unsere Nachrichten schaffen.

Eine Gruppe von irakischen Journalisten, die für den großen amerikanischen Zeitungsverlag McClatchy arbeitet, schreibt solche Geschichten auf, in dem Blog „Inside Iraq“.

Sie berichten, wie in dem Bus, der plötzlich eine andere Route nimmt und durch ein gefährliches Viertel Bagdads fährt, die Passagiere anfangen zu diskutieren, ob Frauen, alte Leute und Kinder sich auch Sorgen machen müssen oder nicht. Wie Autobomben dafür sorgen, dass Leute plötzlich, ganz banal, im Stau stecken und zu spät zur Arbeit kommen, was aber nicht schlimm ist, weil alle anderen auch im Stau stecken und zu spät zur Arbeit kommen. Und wie amerikanische Soldaten, wenn sie wollen, sich einfach alles erlauben können:

About 5:40 on Saturday afternoon; the Iraqi security forces blocked the main street of Jadiriyah neighborhood because one of the Iraqi officials was passing through. The drivers were waiting for the convoy to pass. While they were waiting, a US military convoy came from behind. The driver of the first humvee saw the real long of the stooped cars and I’m sure he knows for sure they stooped because the street was blocked. Yet; he didn’t stop. He used the horn and he kept hitting a sedan Mercedes in front of his humvee. The driver of the Mercedes took his hand out of the car and waved to the humvee driver as if he was telling him to stop hitting the car because the man doesn’t have any choices but the American soldier kept hitting the car. He kept doing that for more than three minutes. I was on the other side of the street trying to get a taxi to go home. I left the street while the American soldier was enjoying hitting and bothering the poor Iraqi man who could do nothing because he knows for sure that he might be killed if he thought about going out of his car and tried to ask the soldier to stop. No one would even blame the US soldier if he killed him and simply the poor man would be considered a TERRORIST who tried to kill the innocent poor American liberator. The principle of the US soldier is (Im the one who has the gun. SO; I’m above law.)

Ihre Schilderungen machen das Grauen ein bisschen begreifbarer.

McClatchy: Inside Iraq

[via Buchstaben in Bewegung]

13 Replies to “Alltag im Irak”

  1. ich frage mich dabei immer wo die ausführlichen berichte aus afghanistan bleiben und warum kein mensch interessiert zu sein scheint an diesem land. im irak kann man wenigstens eine leichte verbesserung der situation feststellen. afghanistan dagegen ist ein verlorenes land.

  2. Also ich kenne vier irakische Flüchtlinge bei uns aus dem Ort, die froh über die aktuelle Situation im Land sind und die Amerikaner nicht verfluchen.
    Amerikanische Truppen haben die zurückgebliebenen Familien der Vier vor der sicheren Vernichtung durch das Husseinregime gerettet. Für solche Leute muss es sich schon schlimm anhören, wenn Journalisten auf den US-Truppen rumhacken, weil sie sich im Alltag und Strassenverkehr daneben benehmen.
    Und persönlich bin ich den Amerikanern auch sehr dankbar, denn ohne die 3. US-Armee wäre meine Grossmutter in Buchenwald umgekommen und mich würde es nicht geben.

  3. @rolf: Sie meinen, die Menschen im Irak sollten sich nicht über das Fehlverhalten von amerikanischen Soldaten dort beschweren, weil andere amerikanische Soldaten vor 60 Jahren Deutschland befreit haben?

    Sie meinen, man kann die Welt in Gut und Böse unterteilen, und muss sich entscheiden, ob amerikanische Soldaten auf der einen oder anderen Seite stehen, und das gilt dann für alle amerikanische Soldaten?

  4. @rolf:

    Es gehört schon ein gehöriges Maß an Zynismus dazu, wenn man denn dort geschilderten Vorfall als „im Straßenverkehr daneben benehmen“ bezeichnet.

    Sie haben Recht: Die Iraker sollten angesichts der Befreiung Ihrer Großmutter mal nicht so zimperlich sein.

  5. hm…. bin mir sicher das man die Amis nicht über einen Kamm scheren sollte. Natürlich ist es mist wenn die sich so daneben benehmen. Aber ich finde auch das rolf keinem auferlegt hat wie er das werten soll, sondern nur seine eigene Meinung dazu gesagt hat. Und natürlich, dass was er von den 4 Flüchtlingen persönlich erzählt bekommen hat. Muss man ihn denn deswegen gleich angreifen? Ich finde die Amis haben da unten schon viel zum guten bewirkt, es gibt immer welche die aus Frust ausnutzen, sich an anderen vergreifen zu können. Aber ich bin mir sicher, dass es unter jeder Menschlichen Rasse solche schwarzen Schafe gibt. Bestraft werden sollten Diejenigen aber allemal bei so einem mist und vielleicht würden die tatsächlich die Füße etwas stiller halten wenn mehr Menschen rüberschauen und interesse zeigen.

  6. @kat

    Da vereinen sich fehlerhafte Orthografie (obwohl: das ist ein Widerspruch in sich) und Banalität der Aussage zu einem einzigen großen Klumpatsch.

  7. @10 Ah, das Argument merke ich mir, wenn es das nächste mal um die Totalitarismustheorie geht. (Hier natürlich gänzlich Off-Topic.)

  8. @9 Die berühmten paar schwarzen Schafe, die kenn ich auch aus politischen Talkshows. Oder war der ganze Kommentar („die Amis haben da unten schon viel zum guten bewirkt“) satirisch gemeint?

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