Ulmer „Subway“-Journalismus

Und dann war da noch die „Südwest-Presse“ in Ulm, die sich ein Beispiel an ProSieben nahm und beschloss, einfach mal auf die leckeren Sandwiches der Kette „Subway“ hinzuweisen.

Am 25. September nahm sie den Start der Basketball-Saison zum Anlass, sich mit dem Trainer der Ulmer Basketballer „über Ernährungsfragen“ zu unterhalten. Ein großes Foto über dem Artikel zeigt ihn mit einem Sandwich in der Hand. Die Bildunterzeile und der Artikel beantworten mögliche offene Fragen:


(Die PR-Agentur von „Subway“ kommt übrigens aus Ulm. Kann natürlich auch Zufall sein.)

[mit großem Dank an Benjamin Gasser!]

35 Replies to “Ulmer „Subway“-Journalismus”

  1. Also so schlimm finde ich das nicht – im folgenden Paragraphen wird sogar darauf hingewiesen, dass Taylor „kein Gourmet“ ist… Was auch immer das über Subway-Sandwiches aussagt!

  2. Man kann es auch übertreiben?!

    In 6 Absätzen wird zwei Mal der Name des Unternehmens genannt. Und es wird nicht wie bei ProSieben in einer 30 Minütigen Sendung lobgepreist. Gut, dass „aber Gesund“ könnte man vielleicht ankreiden, aber dies jetzt als unjournalistisches Werbegeplänkel abzustempeln geht in meinen Augen zu weit.
    Es hat ja für einen Ulmer Basketball-Fan sicher schon eine gewisse Relevanz, dass der Trainer vor lauter Arbeit nicht zum Kochen kommt. Und selbst ohne Nennung des Unternehmens hätte jeder gewusst bei welcher amerikanischen Sandwichkette er gern isst…

    Oder wollen wir jetzt jeden Artikel als schlechten Journalismus abstrafen in dem Firmennamen genannt werden?

  3. Ohne Scheiß – was die NWZ (unser lokaler Ableger der Südwest-Presse) oft so schreibt, geht auf keine Kuhhaut. Wie Bild!, nur in blau statt rot.

    Das ist schon traurig, zumals es regional die einzige Zeitung ist, also alternativenlos :-(

  4. ach, ich weiss immer nicht, da kann man sich irgendwie dran stören, kann es aber auch einfach überlesen. letzteres fällt dem medienkritiker naturgemäss schwer, das sehe ich ein. andererseits hat die faz schon vergangenes jahr unter dem titel Die Sandwich-Macher subway einen nur bedingt vernichtenden, (meint: gar nicht so schlechten), artikel gewidmet und präsentiert den in der rubrik „wirtschaft –> hintergründe“. was ich eher verstörend finde. zudem sich das ding liest, wie ein mal die speisekarte abgetippert.

    das es nun ausgerechnet die faz ist, tut mir leid :) und das ist zufall. nur finde ich persönlich den faz-wirtschaftsartikel echt noch mal ’ne runde blöder als dieses basketballerding da oben.

  5. Da haben es die Simpsons ja richtig gemacht, bei denen wurde gerade in der Halloween-Folge aus „Jared from the subway ads“ „Jared aus der U-Bahn Werbung“. Kann niemand einen Strick draus drehen…

  6. Das schlimme daran ist eigentlich, dass die Sandwiches ständig und überall lobgepreist werden, aber null schmecken. Von richtiger Dienstleistung, so wie es in den Pro7-Folgen ja gerne dargestellt wurde (alle sind immer super freundlich und hilfsbereit blabla), haben die Verkäufer auch keine Ahnung.

  7. Simpsons sind doch eh als Kettenkritisch bekannt udn vor allem keine Zeitung…

    @Philipp schau dir bitte den Artikel mal an.
    „Fast food- aber gesund“ klingt mehr wie ein Werbeslogan als eine Überschrift, vor allem wenn man sieht wie der Herr Taylor da breitgrinsend mit dem Sandwich auf dem Foto posiert darf man doch stark an Werbung in Verkleidung eines Zeitungsartikels denken.
    Vor allem im Zusammenhang mit den gegebenen Hintergrundinformationen. Wenn man anfängt über so was hinwegzusehen lesen wir am Ende alle RP-Online und freuen uns über Promis die sich als Schlümpfe verkleiden.

  8. Übrigens essen auch die American Gladiators gerne Subway-Sandwiches. Das sind diese Gladiatorendarsteller, die in der gleichnamigen US-Show mit Schaumstoffknüppeln aufeinander einhauen.

  9. Oh die Teile schmecken. Sie machen nur nicht schlank. Und sie sind nicht gesund. Es ist Fastfood in Reinkultur.

    Aber ich muss jetzt auch mal meckern, Stefan. Die lokalen Sportvereine zu unterstützen, indem man ihre Sponsoren indirekt bewirbt, das gibst es seit ich auf der Welt bin. Damals gab’s in Steinhagen sowohl ne Damen- als auch eine Herrenmannschaft in der Bundesliga, bei 15.000 Einwohnern. Da war die Zeitung auch immer rund um die Spiele mit indirekter Werbung voll.

    Ich halte das für normal.

    Thema sollte eher das eklige Franchisegeschäft von Subway sein. Find ich jedenfalls. Bisserl Werbung für den Verein tut doch keinem weh… die Zeitung is doch sicherlich nicht überregional…

  10. @13/Sebastian:
    So sehe ich das auch – wie schon nona weiter oben schrieb, ist Subway als einer der Sponsoren/Partner von ratiopharm Ulm (ist das jetzt auch Werbung?!? xD) gelistet – dass da dann von Vereinsseite auch eine bestimmte Gegenleistung zu kommen hat, ist nun mal Teil des Geschäfts…Wenn das nicht erlaubt wäre, dürfte Lukas Podolski ja zB auch gar nicht mehr die Terrorkomm erwähnen…oder ähnliches ^^
    Und bloß, weil in dem gesamten Artikel zweimal die Kette Straßenbahn* erwähnt wird – was soll’s. Lieber das, als irgendwelche Totalverrenkungen bei den Formulierungen, um den Namen der Kette nur ja nicht zu nennen ;)

    *Name vom Verfasser geändert

  11. Ein sehr schönes Beispiel für Subway-Journalismus ist auch dieser (etwas ältere) Artikel aus der Hamburger Morgenpost. Zitat:

    Ich bin viel im Netz, höre mir neue Musik als iTunes an. Deshalb finde ich dieses Web-Wohnzimmer eine coole Sache, ich werde mit Nils „Guitar-Hero“ spielen und vielleicht einen Ikea-Stuhl aufbauen!

    Kommt mir fast wie das Ergebnis eines Wettbewerbs vor: Wie viele Firmen und Produkte kann ich in einem Satz unterbringen, ohne dass es auffällt?

  12. also ne Homestory, in der hier und da auf eine Fastfood-Kette hingewiesen wird, die zufällig auch noch Sponsor der Mannschaft ist, die das Objekt der Homestory trainiert ?

    Komm schon, Stefan. Das ist deiner doch nicht würdig.

  13. oh bitte. Dann kann man ja irgendwann keinen Artikel mehr schreiben, der auch nur den geringsten Bezug zum realen Leben hat.

    Gibts dazu eigentlich präzise Gesetze, oder entscheidet im Zweifel immer erst ein Gericht, was Schleichwerbung ist, und was nicht ?

  14. Seit wann hat die Behauptung, Subway-Fast Food sei gesund einen Bezug zum realen Leben? Ich trage übrigens nur Jeans von Levis, die sind zwar teuer, halten dafür aber länger.

  15. „Den geringsten Bezug zum realen Leben“? Der Mann sitzt da auf dem großen Bild und isst ein Sandwich. Der Bildtext beginnt mit „Sandwiches von Subway“. Die Überschrift lautet: „Fast Food — aber gesund“. Oh bitte.

    Wenn ich als Subway einen schönen Artikel lancieren wollte, in dem im redaktionellen Teil sympathisch für meine Kette geworben wird, ich hätte es mir exakt so gewünscht.

  16. Könnte Galileo nicht mal eine Sendung darüber machen, wie gesund die Sandwiches wirklich sind? Dann wäre das wenigstens mal geklärt.

  17. @13,14,etc.:
    So sehe ich das nicht.

    Dass Subway als Sponsor/Partner/wasauchimmer der Mannschaft fungiert ist eine Sache, das ist im Rahmen von Sport-Sponsoring zweifellos legitim. Das dürfte auch der Grund sein, warum Coach Taylor (angeblich) viel Subway isst. (Das wollte ich mit meinem Hinweis in #5 ausdrücken.) Dass Mannschaften von Firmen mit Geld, Waren oder Dienstleistungen unterstützt werden ist „normal“, die gängige -und häufig vertraglich festgelegte- Gegenleistung ist z.B. die Platzierung von Logos, mitunter auch die „positive Darstellung“ des Partners. Letzteres ist schon etwas kritischer, denn wenn z.B. ein Sportler diesen Sponsor nicht nur am Hemd kleben hat sondern in einem Interview über den grünen Klee lobt, dann fällt das tendentiell schon unter die hiesige Schleichwerbegesetzgebung. (Sagt man das so? Ich sag das mal einfach so.) Da unterbricht dann der Interviewer gerne mal mit einem „jaa, und es gibt ja auch noch viele andere schöne Firmen, z.B. …“ weil er weiss dass es sonst möglicherweise Ärger gibt.

    Obiger Artikel spielt allerdings schon in einer ganz anderen Kategorie. Wer damit kein Problem hat, der hat ihn wohl entweder nicht richtig gelesen oder ist gegenüber solchen Dingen schon völlig abgestumpft. In diesem Artikel werden bewusst und konkret Bezüge zu positiven (Werbe-)Eigenschaften eines Produkts hergestellt bis hin zur konkreten Einhämmerung der Corporate Identity des Herstellers (die Firmenfarben), damit unterschwellig auch ja ein hoher Wiedererkennungswert beim Leser induziert wird. Man könnte fast annehmen, der Artikel hätte sonst keine andere Funktion, denn die restlichen Inhalte sind weitgehend eine Ansammlung von Belanglosigkeiten, unter dem Deckmäntelchen eines Personenportraits. Ansonsten ist auch kein weiterer plausibler aktueller Anlass für die Veröffentlichung eines solchen Artikels daraus selbst ersichtlich.

    Oder in kurz: das ist kein Journalismus, das ist als Journalismus getarnte Werbung. Und damit sollte eigentlich sehr wohl jeder ein Problem haben (oder jeder ausser Subway vielleicht).

    Wer da nun was wie warum lanciert oder mitgespielt hat, das sei dahingestellt.

  18. na toll. Dann bin ich also schon zu abgestumpft, um das als Problem zu erkennen. Was solls. Ist ja nicht so, als ob deswegen Kinder in Somalia verhungern oder so. Mit ein bißchen Gleichgültigkeit kann ich leben. Sonst werd ich meines Lebens ja gar nicht mehr froh. ^^

  19. @5 (nona): Super. Gut gefunden!

    @20 (Stefan): Danke. Manchmal muss man tatsächlich nen roten Kreis drum machen, mit Pfeilen drauf zeigen und die Köpfe der Anwesenden in die Richtung drehen, damit sie überhaupt registrieren um was es geht.

    @2 (Philipp): Es hat vor allem für Sabweh eine Relevanz, dass der Trainer vor lauter Arbeit nicht zum Kochen kommt und der Ulmer Fan das auch erfährt. ;)

    Es gibt natürlich eine Menge Fans und andere Leser, die jetzt auch mindestens einmal oder öfter zu Sabweh rennen, weil es diesen Artikel gab.
    Wenn eine Werbung so in einen Artikel verpackt ist, wirkt sie viel effektiver, weil der Leser es als Bestandteil des Informationsinhaltes des Artikels wahrnimmt. Den Erfolg dieser Methode erkennt man auch an der Toleranz in vielen Reaktionen hier. Für #13 (Sebastian) geht diese Toleranz soweit, dass er es schon als Normalität akzeptiert.
    Deshalb müssen Redaktioneller Inhalt und Werbung deutlich erkennbar voneinander getrennt sein.

    Noch eine Frage: Ob es wohl einen gleichwertigen Artikel gibt, wenn dem Trainer die Sabweh-Stullen irgendwann mal zum Hals raushängen? Weil dass ja eine gewisse Relevanz für die Fans hat, wenn der Trainer vor lauter Arbeit nicht zum Kochen kommt?

  20. Gestern hat sich „galileo“ übrigens ausführlich der neuen Red-Bull-Cola gewidmet: u.a. Geschmackstest mit verbundenen Augen. Abschließender Satz des Beitrags in etwa: „Aber da die Cola das neue Produkt einer wirksamen Marke ist, werden in Zukunft wohl noch mehr Kunden umsteigen.“

    Die geben sich nicht mal mehr Mühe, die PR-Sprache zu kaschieren.

  21. interessant wäre welcher Fotograf das Bild gemacht hat. Einer von der Zeitung oder gleich der von der PR-Agentur?
    Zudem würd mich interessieren was sowas kostet…. es scheint auf jeden Fall üblich zu werden. Neulich las ich über einer ganzen Doppelseite einer Zeitung klein „Advertisement“. Gemeint war nicht ein Artikel sondern 2 ganze Seiten.

  22. So schlimm find ich das nun auch nicht. Wenn sich sowas häuft dann kriegt die Sache sicher langsam ein Geschmäckle (…).

  23. Zur Ehrenrettung der „Stuttgarter Zeitung“ darf nicht unerwähnt bleiben, daß sie immerhin zu den besten Zeitungen im ganzen Raum Stuttgart gehört.

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