Neues vom DFB in Sachen Weinreich

(Alles zur Vorgeschichte der Auseinandersetzung zwischen DFB-Präsident Theo Zwanziger und dem freien Journalisten Jens Weinreich hier im Blog und bei Weinreich selbst; eine gute Zusammenfassung bietet der „Direkte Freistoß“.)

Am Montag dieser Woche habe ich Harald Stenger, dem Pressesprecher des Deutschen Fußball-Bundes, eine E-Mail mit Fragen zu der erstaunlichen Presseerklärung seines Verbandes geschickt, in der er Weinreich angriff. Heute hat mir DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch geantwortet. Ich veröffentliche seine Antworten, wie vom DFB gewünscht, ungekürzt. (Alle Links von mir.)

Herr Niersbach schreibt von einer grundlosen Diffamierung „in – mehr oder weniger anonymen – Internetblogs“. Können Sie mir ein Blog nennen, das Niersbach damit meint?

Koch: Natürlich soll damit nicht gesagt werden, dass Jens Weinreich anonym bloggen würde. Vielmehr ist damit abstrakt gemeint, dass in Internetblogs zahllose User und vielfach unter Pseudonymen sich an Debatten beteiligen, deren Verfasser nicht mehr direkt, sondern nur noch durch Teilnahme an der Blogdiskussion ansprechbar sind.

Sie schreiben, Weinreich habe „über seinen Anwalt am 11. November 2008 dem DFB eine Erklärung zukommen lassen“. Handelt es sich bei dieser Erklärung um das von Jens Weinreich in seinem Blog veröffentlichte Schreiben vom 14. November 2008?

Koch: Nein, es handelt sich nicht um eine Erklärung vom 14. November, sondern um eine Erklärung vom 12. November. Wir haben dies auch in unserem Schreiben zur gemeinsamen Presseerklärung von VDS und DFB [gemeint ist DJV] richtig gestellt (siehe auch nächste Antwort).

Sie schreiben, Weinreich habe am 6. November in einem Blogeintrag klargestellt, dass er den Begriff „Demagoge“ nicht im Sinne von „Volksverhetzer“ gemeint habe. Warum hat Herr Dr. Schertz dann noch vier Tage später, am 10. November, von Weinreich genau diese Klarstellung gefordert?

Koch: Der DFB war bemüht, die Auseinandersetzung in einer beide Seiten zufriedenstellenden Weise zu beenden. Das sollte aus Sicht des DFB aber nicht durch ergänzende oder klarstellende Blogeinträge, sondern durch ein persönliches Schreiben von Herrn Weinreich erfolgen. In der Sache selbst, die zwischenzeitlich leider fast vollständig in den Hintergrund gestellt wird, geht es nämlich weiterhin darum, dass Dr. Zwanziger mit der Bezeichnung „unglaublicher Demagoge“ persönlich verunglimpft worden ist. Als Dr. Theo Zwanziger von mir kurz vor Einreichen der auf Unterlassung und Widerruf abzielenden Klageschrift davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass Herr Weinreich erstmals am 12. November (also nicht am 11. November, wie irrtümlich in unserer Pressemitteilung angegeben) uns gegenüber schriftlich erklärt hatte, eine andere Deutung des Begriffs „unglaublicher Demagoge“ für sich in Anspruch zu nehmen und somit durch ein Schreiben seines Anwalts zum Ausdruck brachte, dass er Dr. Theo Zwanziger nicht in die Nähe nationalsozialistischer Propaganda rücken will, war aus Sicht des DFB der Kern des Streits erledigt und unser Anwalt wurde beauftragt, alles Weitere auf dieser Ebene abzuwickeln. Zuvor hatte Herr Weinreich diese Erklärung lediglich in seinem Internet-Blog abgegeben, was für uns allerdings nicht ausreichend war..

Sie schreiben, Weinreich habe diese Klarstellung am 6. November „nach dem Verfassen der Klageschrift“ veröffentlicht. Sie stellen Weinreichs Klarstellung als eine Reaktion auf die Androhung einer Klage dar. Wie kann Weinreich schon am 6. November auf eine Drohung vom 10. November reagieren?

Koch: Die juristische Auseinandersetzung zwischen Dr. Zwanziger und Herrn Weinreich lief bekanntlich bereits seit vielen Wochen und war nicht abgeschlossen. Nachdem das Amtsgericht und das Kammergericht Berlin Herrn Dr. Zwanziger einstweiligen Rechtsschutz verweigert hatten, war – wie bei solchen Verfahren üblich – durch Herrn Dr. Zwanziger und den DFB zu entscheiden, ob ein Hauptsacheverfahren durchgeführt werden soll oder nicht. Dies war Herrn Weinreich bestens bekannt und wir haben am Morgen des 6. November entschieden, vor Einreichen der Klage über die Anwälte nochmals Herrn Weinreich eine letzte Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben. Herr Weinreich hat in seinen Blog am 6. November um 11.53 Uhr, also nach unserer Entscheidung am Morgen, die Klage einzureichen, eine Erklärung gestellt, die wir als Basis für eine außergerichtliche Einigung gesehen haben. Dies wurde dann in einem Schreiben seines Anwalts vom 12. November erstmals uns gegenüber schriftlich zum Ausdruck gebracht.

Sie schreiben, Weinreich habe sich der Rufschädigung schuldig gemacht und zitieren Herrn Dr. Koch mit den Worten, Weinreich habe Herrn Zwanziger indirekt als Volksverhetzer bezeichnet. Ist Ihnen bekannt, dass zwei Berliner Gerichte Weinreichs Äußerung für zulässig erklärt haben und der Deutung von Herrn Dr. Koch widersprochen haben?

Koch: Die beiden Berliner Gerichte haben einstweiligen Rechtsschutz verweigert und keine Entscheidung in der Sache selbst, d.h. in der Hauptsache getroffen. Dies wäre erst im Rahmen einer mündlichen Verhandlung juristisch zu klären gewesen.

Sie zitieren Herrn Dr. Koch mit den Worten, Weinreich habe „nun erstmals in angemessener Form gegenüber Theo Zwanziger versichert, diese Deutung [des Wortes ‚Demagoge‘ als ‚Volksverhetzer‘] sei nicht von ihm beabsichtigt gewesen“. Warum waren die früheren öffentlichen Erklärungen von Weinreich, zum Beispiel am 22. Oktober in seinem Blog nicht ausreichend? Damals schrieb Weinreich über diese Deutung: „Ich weiß nicht, wie man darauf kommt, so etwas zu behaupten. Dass ich dem kolossal widerspreche, wiederhole ich gern noch einmal.“

Koch: Blogeinträge mögen für die Internetcommunity ausreichende Erklärungen sei. Für den DFB stellen sie keine zufriedenstellende Reaktion auf missverständliche, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens attackierende und verunglimpfende Äußerungen dar. Deshalb waren die Blog-Einträge von Herrn Weinreich am 22. Oktober und 6. November für uns nicht ausreichend.

Soweit die Antworten des DFB.

Mir ist bewusst, dass kaum ein Außenstehender mehr dieses Gewirr von Terminen und Erklärungen durchschauen und auch nur annähernd rekonstruieren kann, was Wahrheit und was Lüge ist. Und dass sich die Diskussion längst wegentwickelt hat von diesen Detailfragen, die mir noch am Montag relevant schienen.

Aber als ein Indiz dafür, wie heillos sich der DFB bei seinem Versuch, Weinreich zu diffamieren, in seinen eigenen Halb- und Unwahrheiten verstrickt hat, kann man die Widersprüche festhalten, was Blogs angeht: Wenn jemand in einem Blog etwas äußert, das Herr Zwanziger als ehrenrühig ansieht, handelt es sich also um eine öffentliche Stellungnahme, gegen die man mit aller Härte vorgehen muss. Wenn jemand in einem Blog mögliche Missverständnisse ausräumt, handelt es sich aber um nicht ernst zu nehmendes Zeug, das jenseits einer „Internetcommunity“ niemand zur Kenntnis nimmt?

(Der DFB hat mich zwar darum gebeten, seine Antworten komplett zu veröffentlichen. Ich habe aber davon abgesehen, hier auch die Änderungen eines teils deutlich abweichenden Entwurfes zu dokumentieren, die in dem Word-Dokument mit den Antworten noch sichtbar waren. Ich hoffe, der DFB ist mir nicht böse.)

Nachtrag, 19:15 Uhr. Auf sueddeutsche.de kann man Theo Zwanziger über viele Zeilen bei der Selbstdemontage zusehen.

101 Replies to “Neues vom DFB in Sachen Weinreich”

  1. Man hat es schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass die Herren Schwierigkeiten haben, mit den technischen Möglichkeiten des modernen Journalismus umzugehen. Darüber hinaus scheinen sie auch simple Office Programme nur sehr unzureichend zu beherrschen.

    Zur Sache frage ich mich, warum Herr Zwanziger bei all seiner bekannten Arbeit gegen Diskriminierung etc. auf eine, fraglos spitze, Beschreibung seines Vorgehens so aggressiv reagiert. Hätte da nicht ein netter Artikel auf der DVB Seite alles klären können?

  2. @hannnns: Ich habe kein Tool benutzt. Ich habe die Datei geöffnet und sah dann unmittelbar die Änderungen. Der Autor hat vergessen, sie vor dem Speichern zu akzeptieren.

  3. der grosse dfb verschickt seine dokumente also tatsächlich als doc, in dem alle vorversionen mit gespeichert sind. unglaublich. nun aber hast du es verraten. die grauen herren werden wohl jetzt einen professionellen consultant konsultieren, der ihnen zeigt, wie man das verhindert…

  4. Touché – ich hoffe, dass man das so schreibt.

    Böse neue Medienwelt und fiese Word-Dokumente. Alle sind echt so gemein zum armen Herrn Zwanziger. Die beim DFB sind echte Dutzendsassas (frei nach ix).

  5. Die setzen jährlich zig Millionen um, fühlen sich anscheinend mächtig wie kleine Herrscher und sind weder in der Lage eine Mail zu versenden, ohne dass alle Empfänger angezeigt werden, noch eine Datei zu versenden, in der die Änderungen nicht nachvollzogen werden können?

    In dieser Hinsicht sind das für mich wirklich unglaubliche Amateure…

  6. @ Stefan: Oh, ok … typisch DFB eben. Aber es soll ja auch Programme/Plugins geben, mit denen man die vorherigen Bearbeitungsschritte sichtbar machen kann. Dachte, Du nutzt so etwas in der Richtung und würde mich interessieren, was man dazu braucht.

    Aber damit niemand denkt, ich interessiere mich nicht für das Thema: Diese „Chronik“ des Falls Zwanziger ./. Weinreich finde ich ganz übersichtlich: http://www.sportticker.net/?p=1560, wenngleich natürlich Details ausgespart werden.

  7. Änderungen eines teils deutlich abweichenden Entwurfes zu dokumentieren, die in dem Word-Dokument mit den Antworten noch sichtbar waren

    Super Stefan, und wie bekomme ich nun den Tee aus der Tastatur? ,)

    Hach, ein Tag voller Spaß und Sonnenschein, so soll es sein …

  8. Das mit dem Word ist aber wunderhübsch. Jetzt bin ich total neugierig. Ansonsten würde ich meinen Kommentar von woanders gerne nochmal wiederholen, weil er auch hier irgendwie passt: So werden wir nie wieder Weltmeister.

  9. http://www.sueddeutsche.de/sport/356/398141/text/
    Ist da nicht ein Widerspruch zu Kochs obiger Darstellung?

    SZ: Aber den Zusammenhang kann man wirklich nicht herstellen, wenn man den Blog-Eintrag liest.

    Zwanziger: Deshalb habe ich auch sofort gesagt, die Sache hat sich erledigt, als mich unser Vizepräsident Rainer Koch auf eine Internetdarstellung von Herrn Weinreich aufmerksam machte, aus der hervorging, dass er mit dem Begriff „Demagoge“ nicht das gleiche Verständnis wie ich hatte. Und dies hat dann sein Anwalt uns gegenüber nochmals klargestellt. Damit war für mich der Vorgang beendet, deshalb haben wir auch keine Unterlassungsklage erhoben.

  10. @heinzkamke: Ja. Sie verzetteln sich in ihren ganzen Lügen. All diese ehrenwerten alten Männer.

    Überhaupt bleibt die Frage offen: Als Zwanziger und seine Leute endlich überzeugt waren, dass Weinreich nicht das meinte, was sie meinten, das er meinte — warum haben sie dann hinterher noch eine Pressemitteilung herausgegeben, in der Weinreich der Diffamierung beschuldigten?

  11. Stefan, frag doch bitte mal beim DFB nach, ob sie aus Gründen der Nachvollziehbarkeit und sonstiger Gründe mit einer Veröffentlichung des kompletten Word-Dokumentes einverstanden sind. Du musst ja nicht erst noch selbst die Änderungen herausstellen.

  12. Ein *.doc-File abgegeben und sogar mit change tracks? Ich fasse es nicht. Haben Sie auch mal in die Properties geschaut, wer oder was dort noch so auftaucht? Wie wäre es mit einer ausgedienten Harddisk vom DFB?

  13. @Stefan: Montiert oder DEmontiert Herr Zwanziger sich in der SZ selbst?

    Die doc-Geschichte kommt natürlich daher, dass diese Herren vom DFB das Internet (und das Word) selbst bedienen. Dies könnte man ja mal positiv anerkennen.

  14. Ist ein „Medienjournalist“ eigentlich seriös zu nennen oder ernst zu nehmen, wenn er öffentlich auf solch einen Lapsus hinweist, nämlich dass die angenommenen Änderungen letztlich nicht gespeichert wurden?
    Ich kenne es so, dass man Betroffene selbst auf ihr Missgeschick aufmerksam macht. Aber wenn man einen Blog mit Buchstaben zukippen muss, ist halt alles irgendwie anders.

  15. Vielleicht sollte der DFB mal einen der diversen Praktikanten aus den Online-Redaktionen einstellen? Dann gibt es im Word-Dokument noch einige Fotos, die nichts mit dem Text zu tun haben. Oder das ganze wird als PowerPoint-Präsentation verschickt, damit man mehr klickt?
    Um mal wieder ein bißchen ernter zu werden: Die Geschichte mit der doc-Datei zeigt meiner Meinung nach sehr deutlich, was die Senioren des DFB wirklich stört. Nicht der Begriff „unglaublicher Demagoge“, sondern die Tatsache, dass Menschen wie Hr. Weinreich schnell und ohne Einmischung von außen einen Artikel oder eine Meinung via Internet verbreiten können. Wer so offensichtlich auf Kriegsfuß mit modernen Kommunikationsformen steht, für den ist der Autor eines unabhängigen Blogs natürlich Luzifer persönlich und muss deshalb verklagt (=mundtot gemacht) werden.

  16. […] Immer wieder Überraschungen an Freitagabenden. Vergangene Woche diese abstrusen DFB-Wahrheitsbeugungen, die ich hier zerpflückt habe. Und eben, um 17.38 Uhr, erscheint ein Interview mit dem DFB-Präsidenten Theo Zwanziger auf sueddeutsche.de, Überschrift: “Ich fühle mich nicht als Täter”. Ich muss noch ein wenig darüber nachdenken, was das alles bedeutet und wie absurd es ist, dass der Kommunikationsherrschafts-Anstreber Zwanziger lang und breit seine Sicht der Dinge darlegen kann und bei all den Irrungen immerhin mehrfach auf dieses Blog verweist. Herr NIggemeier da drüben, der am Nachmittag ein offenbar sehr buntes Word-Dokument vom DFB-Pressesprecher erhalten hat, in dem alle Versionen des Textes und der Wahrheit ersichtlich sind, meint, man könne Zwanziger in dem sueddeutsche.de-Interview “bei der Selbstdemontage zusehen”. […]

  17. „Ist ein „Medienjournalist” eigentlich seriös zu nennen oder ernst zu nehmen, wenn er öffentlich auf solch einen Lapsus hinweist….“
    Ja, gerade dann erst kann ich ihn überhaupt ernst nehmen. Alles andere wäre Kungelei.

  18. es geht ja wohl nicht darum, dass sie word nicht bedienen können, sondern um die tatsache, dass sie an der formulierung der antworten sehr gerungen haben müssen, denn (sowenig ich die zusammenhänge noch nachvollziehen kann) die fragen streuten schon salz in die wunde, und sich da rauszuwinden bedarf schon einiger redegewandtheit und natürlich auch dreistigkeit. das hat der gute herr stenger aber gar nicht so schlecht gemacht. wenn man die vorgeschichte nicht kennt (und nicht diesem blog und den armen bloggern generell positiv geneigt wäre), könnte man ihm schon alles glauben
    dieses ringen dann sozusagen dem „feind“ in die hände zu spielen ist eben eine strategische dummheit, unabhängig davon, ob es nun word war oder ob sie es als brief verschickt hätten und dabei vergessen hätten, die post-its mit den bemerkungen zu entfernen

    übrigens zeugt das benutzen der änderungsverfolgungsfunktion von einigem word-sachverstand der (nach meiner erfahrung) alles andere als weitverbreitet ist
    der fehler liegt nur darin, die änderungen nicht alle anzunehmen oder zumindest das markup auszuschalten

    ende

  19. […] Neues vom DFB in Sachen Weinreich Am Montag dieser Woche habe ich Harald Stenger, dem Pressesprecher des Deutschen Fußball-Bundes, eine E-Mail mit Fragen zu der erstaunlichen Presseerklärung seines Verbandes geschickt, in der er Weinreich angriff. Heute hat mir DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch geantwortet. Quelle: Stefan Niggemeier […]

  20. Natürlich war es nicht besonders nett, so hämisch auf das Änderungsverfolgungsdingens hinzuweisen. Aber erstens: Schadenfreude ist die schönste Freude. Und zweitens: Dieser kleine Flüchtigkeitsfehler ist nur ein weiteres Puzzelteilchen, das sich ganz hervorragend in das Bild des medieninkompetenten DFB fügt. Dieses ganze PR-Desaster ist doch genau darauf zurückzuführen, dass die Herren glaubten, ihre „Kommunikationsherrschaft“ auf dem altbekannten Wege wieder herstellen zu können, den sie bisher so erfolgreich in der Printpresse beschritten haben. Die Möglichkeiten des Internet haben die völlig unterschätzt.

  21. #30: Zitat: „Und mit Anstand und Charakter kennen Sie sich ja erwiesener Maßen besonders gut aus, gell?“
    Wenn ich nun wüsste, was „erwiesene Maße“ sind, dann könnte ich Ihre Frage eventuell sogar beantworten.

  22. #30: Zitat: „Und mit Anstand und Charakter kennen Sie sich ja erwiesener Maßen besonders gut aus, gell?“
    Wenn ich nun wüsste, was „erwiesene Maße“ sind, dann könnte ich Ihre Frage eventuell sogar beantworten.

  23. Oh, sorry, das tut mir sehr Leid, mein Kommentar war leider zunächst nicht zu sehen… Vermutlich werde auch ich schon paranoid…

  24. Für die Herren vom DFB: ;) (Das soll ein Gesicht sein, das mit einem Auge zwinkert.)
    http://www.microsoft.com/downloads/details.aspx?displaylang=de&familyid=144e54ed-d43e-42ca-bc7b-5446d34e5360
    Anklicken, auf der Festplatte speichern, ausführen (Doppelklick) und dann könnt ihr Office-Dateien speichern, ohne dass da noch so viele andere Dinge in der Datei sichtbar sind, die man nicht rumzeigen sollte (obwohl es so eigentlich viel lustiger ist). :) (Das soll ein Gesicht sein, das milde lächelt.)

    Wenn ihr das nicht ganz alleine hinbekommt, könnt ihr hier sicher mal nachfragen und dann hilft euch schon jemand, wobei ihr jetzt aber selbst rausfinden müsst, wie man hier was schreiben kann. :P (Was das für ein Gesicht ist, verrate ich auch nicht.)

  25. Genau. Anderen ihre Fehler (Rechtschreibung) vorzuwerfen ist besser, als anderen ihre Fehler (Word) vorzuwerfen. Hinsichtlich #30 würde ich sagen: Q.e.d.

  26. Nur noch armselig, wie Zwanziger versucht, sich an der Wahrheit vorbei zu manövrieren.

    Meine Entschuldigung an JW. Mea Culpa.

  27. Ich finde eigentlich soooo schlecht schlägt sich Zwanziger in dem Interview auf sueddeutsche.de gar nicht. Er scheint sich zumindest eine Weile mit der Sache beschäftigt zu haben und hat sich wohl überlegt wie er da am Besten wieder rauskommt. Der Interviewer von der Süddeutschen hatte auf jeden Fall nicht viel Gnade und hat das volle Arsenal abgefeuert.

  28. @ SD: So unterschiedlich ist die Wahrnehmung. Ich finde, er eiert nur herum, wirkt geradezu ratlos und überfordert, klammert sich an jeden Strohhalm (siehe Gießener Anzeiger) und merkt nicht, wie er tiefer und tiefer in der juristischen Gülle versinkt. Und seine Berater – die werfen keinen Rettungsring. Er tut mir fast schon wieder leid, so unbeholfen wirkt er, der Chef des DFB.

  29. Die Aussagenknäuel von Darstellungen und Gegendarstellungen werden in der Tat schwer entwirrbar.

    Wie man hier lernen konnte, falls man es nicht schon vorher wusste, ist „Demagoge“ ein Begriff mit mehreren Bedeutungen. Schade, dass nun nicht (höchst)richterlich geklärt wird, ob bei der Benutzung dieses Wortes gegen eine Person dazu gesagt werden muss, welche Art Demagoge man gemeint hat. DFB schafft hier eine außergerichtliche Präjudiz (geht das?), indem behauptet wird, mit der ergänzenden Erklärung von JW. zu seiner Begriffsverwendung, sei alles gut.

    Das ist schlecht. Ich würde gern wissen, ob ich jemanden „Demagoge“ nennen darf, ohne zu erklären, welche Sorte ich meine.

  30. @ polyphem: Einige Besserwisser haben drüben bei mir geholfen, eine Demagogenliste zu erstellen. Ich meine ja nach wie vor, dass sich damit einiges beantwortet. Auch manches, was sich nie gestellt hätte haben sollen. Jedenfalls, Jürgen Klopp, Rudi Assauer, das DFB-Ehrenmitglied Gerhard Schröder, Christoph Daum, Sarah Palin, Barack Obama, Claus Peymann, Michael Moore und noch einige andere haben es lässig hingenommen, sie zählen halt zu den etwas anderen Demagogen. Verlinken trau ich mich nicht, zu viel Respekt vor dem Hausherren hier. Reinkopieren aller Namen auch nicht, das würde wohl die Längenvorgaben eines Kommentars bei Stefan N. sprengen.

  31. Zwanziger betreibt im SZ-Interview das gleiche wirre Spielchen bewusst ungleicher Wahrnehmung wie Koch oben in der Antwort. (Wieso eigentlich nicht Stenger? Lassen sie den Pressesprecher etwa nicht mehr mit der Presse sprechen? Gut, mit den Leuten von Zapp hat er ja auch nicht sprechen wollen, eine „glückliche Figur“ gibt man sicherlich anders ab…)
    Einerseits sei es nicht ausreichend, dass Weinreich in (s)einem Blog die Differenzierung des Begriffs „Demagoge“ vornimmt und dort sagt was er meint und nicht meint (wir interpretieren: er soll gefälligst zu Kreuze kriechen, der ehrverletzende Lump). Andererseits begründet er die Unterschlagung in der DFB-Pressemitteilung der Gerichtsentscheide gegen ihn damit, dass das anzuführen ja nicht nötig gewesen sei, weil bei Weinrich ja alles so schön dokumentiert ist und es deswegen sowieso bekannt gewesen sei.

    Aaah … ja.

    Und wieso braucht es dann noch die explizite Aufforderung Niersbachs an die Empfänger, sie mögen hoffentlich diese hinterfotzig einseitige DFB-Propaganda multiplikativ weiterverbreiten? Dieser ganze Niersbach-Aspekt dabei (die Pressemitteilung war da „nur“ ein Anhang, die Mail an sich ist ja auch sehr bemerkenswert) wird verblüffend viel unterschlagen. Zwanzigers Einschätzung solcher hinterhältigen Argumentationsgebärden kann man aus dem SZ-Interview heraus in etwa interpretieren als „was der Niersbach macht ist ja seine Sache, das kann man mir ja nicht vorwerfen“.

    Furchtbar. Wirr. Triefendes Lügengestrampel. Es ist zu schade, dass ich kein DFB-Mitglied bin. Ich würde denen wirklich zu gerne meine Mitgliedschaft vor die Füsse schmeissen.

  32. „Ich habe aber davon abgesehen, hier auch die Änderungen eines teils deutlich abweichenden Entwurfes zu dokumentieren, die in dem Word-Dokument mit den Antworten noch sichtbar waren.“

    Na fein. Du hast die Änderungen nicht dokumentiert, das sehen wir schon. Aber ob da oben nun die Erstfassung oder die Letztfassung steht – natürlich ohne Kenntlichmachung der Änderungen -, das bleibt damit völlig unklar.

    Und keiner fragt nach. Obwohl das eine wichtige und genuine Verständnisfrage wäre. Aber bei Äußerungen anderer, die weitaus weniger unklar sind, da wird hier dann immer schön der Sick gegeben (ein vermeintlich syntaktisch fehlerhafter Satz von Palin, „aller Zeiten“, etc.). Ein Schurke, der sich dabei denkt, das sage etwas über das pseudolinguistische Niveau hier aus.

  33. @Christoph/#42:
    Da stimme ich zu, mir tut Zwanziger menschlich irgendwie auch fast leid. (Auch Weinreich tut mir leid, weil er Opfer dieser ganzen brachialen DFB-Maschine ist. Ums mal klar festzuhalten, Weinreich ist Opfer, nicht Täter.)
    Ob Theo Zwanziger der vielbeschworene „gute Onkel“ ist weiss ich nicht, aber er ist wohl nicht wirklich ein „schlechter Mensch“. Er bevorzugt Harmonie, diese Auseinandersetzung ist ihm merklich zuwider. Und sein Einstehen für Gleichheitsgrundsätze im Sport und in der Gesellschaft, gegen Homophobie, gegen Nazis, das nimmt ihm ja niemand, und sowas ehrt ihn durchaus. Gleiches gilt auch für viele andere eigentlich nie genannte Beispiele, z.B. ist der Erfolg (oder Boom) des Frauenfussballs in Deutschland der letzten Jahre nicht zuletzt durch seine persönliche Unterstützung erblüht.

    Aber:

    Mir leuchtet einfach nicht ein, warum ein Mensch -gerade in exponierter öffentlicher Position und Funktion- nicht die Grösse aufbringt zu sagen, ja okay, ich hab‘ überreagiert, Kommando zurück, mein Fehler, schickt dem Weinreich ’ne Karte für’s nächste Länderspiel, alles wieder gut. Warum steckt ihm das auch niemand aus seinem Umfeld, warum spielen die alle so mit, oder übernehmen sogar Hauptrollen in diesem Spiel? Ich verstehe nicht, warum er selbst so ein bisschen Kritik nicht aushalten kann, und warum selbst bei sich deutlichst abzeichnender Niederlage dann so offensichtlich und nachgetreten werden muss. Ich weiss nicht woher das kommt. Vielleicht liegt es daran, dass er von Haus aus Jurist ist, und es ihm einfach Gewohnheit ist, im Zweifelsfall erstmal nach der passenden Gesetzeskeule zu blättern. Vielleicht liegt ihm das Milliardengeschäft Fussball auch einfach zu sehr am Herzen, und er empfindet deswegen jede Kritik daran (und an ihm als Förderer desselben) als zu bekämpfende Nestbeschmutzerei. Keine Ahnung.

    Ich kapier’s einfach nicht. Er kommt mir hierbei manchmal so vor wie jemand, der in falscher Richtung auf eine Autobahn auffährt, und dann alle anderen Autos als Geisterfahrer beschimpft.

  34. @46. Um dir den Segel aus dem Wind zu nehmen (wo hab ich das neulich gelesen?): Da oben steht die Letztfassung. Anders kann man den abschließenden Absatz doch nicht verstehen, oder?

    „Habe nicht komplett dokumentiert“, kann doch hier nur heißen: im doc versteckte „Vorabversion“ wurde nicht dokumentiert.

    Anders gesagt, wenn Stefan hier wirklich *alles* dokumentiert hätte, würde ich den Schlussabsatz als Vorspiegelung falscher Tatsachen, sozusagen als DFB-Stil, empfinden—

  35. @48: Im Gegenteil: Ich habe nach der Lektüre für die wahrscheinlichere Interpretation gehalten, dass Stefan keinen Bock mehr hatte, nun auch noch die Änderungen zu berücksichtigen. Zumal die ja offensichtlich nicht förmlich akzeptiert wurde, wie Stefan eigens in #4 erwähnt.

  36. @ nona: Ich kapiere es doch auch nicht. Ich denke manchmal, dass sich alle, also Zwanziger & Co., neuerdings jeden Morgen angucken und fragen: „Was machen wir denn jetzt?“ Und keinem fällt was ein. Das ist nur Achselzucken. Dann bricht Panik aus. Vielleicht ist es wirklich so, dass die allesamt dieser Situation – zum ersten Mal Kritik plus Widerstand in diesem Internetdings – nicht gewachsen sind.

    Vielleicht hat der DFB tatsächlich nur Heile-Welt-Experten wie Stenger und Niersbach, die nur mit Kumpeljournalisten gut können.
    Ohne es zu wollen, hat Weinreich offenbar Zwanziger zutiefst verletzt. Der Mann fühlt seine Verdienste nicht gewürdigt. Aber es müsste ihn jetzt mal dringend jemand beiseite nehmen und ihm schnell genau das sagen, was Sie empfehlen. Sonst wird Zwanziger möglicherweise nicht zu retten sein. Er ist ja dabei, den DFB lächerlich zu machen.

    Der ganze Fall wäre übrigens ein schönes Thema für eine Doktorarbeit.

  37. Vor allem aber: Im eingeklammerten Zusatz ist ja von einem „teils deutlich abweichenden Entwurf“ die Rede. Deutlich abweichend wovon denn bitte? Na, von dem, was Stefan da veröffentlicht hat, wäre die naheliegende Antwort.

  38. müsste der titel nicht eher lauten:

    ‚Nichts neues vom DFB in Sachen Weinreich‘

    kann bitte mal jemand domain zwanzigergate.de reservieren? danke.

  39. @ 51: Ja, genau.
    Strenggenommen hat Stefan die Änderungen schon dokumentiert – schließlich steht da oben der geänderte Entwurf, die Endfassung. Nur die Unterschiede zwischen Entwurf und Schlussversion sind (leider) nicht dokumentiert. Allerdings sind mit „Änderungen“ m.E. die Markups im Word-Dokument gemeint. Du kennst schon die „Änderungen nachverfolgen“-Funktion von Word, oder?

    Btw./@ topic: Der Theo benutzt im SZ-Interview ja wortidentisch Floskeln aus dem obigen Schreiben… PR ist schon eine faszinierende Sache… Man erzählt überall dasselbe und hofft, das jemand denkt, man habe recht.

    Lustig ist auch der Versuch, die gerichtlichen Niederlagen zu relativieren…

  40. Belassen wir die Kirche mal im Dorf. Herr Weinreich hat sich bei aller Liebe im Ton vergriffen. Dass eine Richtigstellung nicht im Blog, sondern auch an denjenigen direkt zu erfolgen hat, wenn beide Beteiligte relativ prominent sind, scheint mir auch plausibel. Dass der DFB in all seinen Organen völlig überreagiert hat, ist wohl auch allen Beteiligten klar.
    Dass der DFB Word Dokumente mit Änderungsinformationen verteilt ist dumm, kommt aber im normalen Berufsleben (aus persönlicher Erfahrung: ich hab schon Angebote von Wettbewerbern bei Ausschreibungen bekommen, was nahelegt, dass die Wettbewerber die Ausschreibungen geschrieben haben) leider vor. Ist eine boshafte Randnotiz, aber nicht mehr.
    Dass in der allgemeinen Bloggosphäre nun plötzlich Urteile als Legitimation genommen werden, sich im Recht zu befinden, erstaunt insofern, weil z. B. Urteile aus Hamburg regelmäßig (zu Recht) als realitätsferne Fehlentscheidungen kommentiert werden. Rechtsprechung ist also nur richtig, wenn sie dem Rechtsempfinden des Bloggers entspricht?
    Wenn ich bedenke, was alles in der Liste auftaucht: http://www.coffeeandtv.de/2008/02/02/nazi-selber/
    ist der Vergleich von Herrn Weinreich zumindest tendenziell daneben. Das ist gerichtlich nicht durchsetzbar, aber erzeugt bei jedem Leser ein eindeutiges Bild.
    Aber das nur am Rande.
    Alex

  41. Das beste ist deine (Anmerkung am Schluß). Das war der Extrabrüller. Schade das wir die Vorversionen des Word Docs nicht sehen können. :D

  42. @Alex/#54:
    1.)
    Herr Weinreich hat sich bei aller Liebe im Ton vergriffen.

    Inwiefern?

    Dass eine Richtigstellung nicht im Blog, sondern auch an denjenigen direkt zu erfolgen hat, wenn beide Beteiligte relativ prominent sind, scheint mir auch plausibel.

    Warum dieses?

    2.) Ich kann nicht ganz folgen. Was genau hat eine unbeteiligte Nazivergleichsliste mit diesem Fall zu tun?

  43. Das ist doch schon pathologisch und mit diesem Kinder-Streit nerven die „Mächtigen“ und die „Medien“ den Leser und Zuschauer, als ob es nichts anderes zu berichten gäbe. Der Informationsgehalt der Nachrichten über diesen DFB-Fall geht schon lange unter Null, es sei denn man will noch schön was darüber lernen wie man sich selbst noch im Erwachsenenalter bekleckert und ohne Mutti nichts zu gehen scheint. Komisch, dass sich noch keiner so richtig dolle schämt. Ja, eben, „ehrenvolle alte Männer“.

  44. In Italien gibt es die schöne Sitte, seinen Doktortitel auf der Visitenkarte mit einem Stift durchzustreichen, bevor man sie übergibt. Aus Bescheidenheit und um zu signalisieren: Zwischen uns braucht es so etwas nicht… Was signalisiert eigentlich diese auffällig penetrante Verwendung des Titels von Herrn Zwanziger durch alle seine Mitarbeiter / Sprecher / Angestellte?

  45. @nona #56

    zu 1. ich halte „unglaublicher Demagoge“ für eine falsche Wortwahl, um einen Sachverhalt zu zeigen. Aber hier, und in der Frage, an wen man eine Richtigstellung richten, sind wir wohl einfach grundsätzlich verschiedener Meinung, belassen wir es dabei.
    zu 2. Diese Liste sollte eigentlich nur zeigen, dass es durchaus häufiger passiert, dass bestimmte Begriffe, die laut Duden relativ harmlos sind, in der öffentlichen Wahrnehmung durchaus mit Nazis in Verbindung gebracht werden. Und wenn dieses bei einem bestimmten Prozentsatz der Leser auch für den Begriff „Demagoge“ gilt, dann wird die Reaktion von Zwanziger etwas plausibler.

  46. @Sebastian: Den Titel sechs mal zu erwähnen zeugt von einer gewissen Unsicherheit. Der einzige Ort, an dem der Titel heute noch so oft Verwendung findet ist das Krankenhaus, oder wann hast Du das letzte Mal Dr. Ackermann, Dr. Merkel, Dr. Klitschko oder Dr. Döpfner in einem Interview gelesen?

  47. lieutenant commander whorf tritt vor mein inneres auge. ich höre ihn sagen: „böse blogger, ihr seid so böse“.

    .~.

  48. habe diese „der DFB ist wirklich doof, guckt mal wie doof er ist“ – Beiträge langsam satt. Es hat zwar einen gewissen Charme, das „wir kleinen unschuldigen Blogger (=David) gegen den großen DFB (=Goliath) noch etwas auszureizen, aber mich nervt es langsam. Natürlich hoffe ich, dass Weinreich juristisch nicht belangt wird. Die Tatsache, dass Blogs eine bisher nicht ganz geklärte Grauzone des Journalismus sind, muss man bei aller Liebe anerkennen.

  49. Naja, # 64, man könnte den Stoff durchaus noch der Constantin unterjubeln. Verfilmt diese nicht schließlich auch Bushidos Buch?

  50. Wie das gesamte deutsche Vereinswesen wurzelt auch der DFB – natürlich uneingestanden – gruppensoziologisch gesehen noch tief im Frühmittelalter, in den Formationen von Clans, Gilden, Gefolgschaften und Lehnsverbänden. Diese Grundkonstante ist immer im Auge zu behalten. sie sollte im Orkus der momentanen sterilen Aufgeregtheiten nicht untergehen. Das argumentativ merkwürdige Verhalten der (an sich ja nicht dämlichen) DFB-Vertreter erklärt sich dann aus dem Faktor „Vasallentreue“ – ihr Häuptling hat sich in seiner Ehre angegriffen gefühlt: „Right or wrong – my chief“. Also werden alle Bedenken, die man im Inneren hegt, hintangestellt; gefragt ist jetzt Gruppenkomment (bis hin zur öffentlich bekundeten Akzeptanz des Dr.-Titels). Denn eigentlich ist Theo Z. ein fürsorglicher Paternalist, jemand, der Loyalität im Rahmen der Mannschaftsdienstleistung („homagium“) nicht als Einbahnstraße auffaßt – ein klassischer Serenissimus, der sich als Gefolgschaftstreuester von allen versteht und deshalb auch die Regeln auslegt. Chief Theo fühlt sich verunglimpft – das erweist sich zwar nicht als justitiabel, ist (aus seiner Sicht) gleichwohl schändlich: „Wer schmeißt denn da mit Lehm, der sollte sich was schäm'“. Anstatt Souveränität zu beweisen („Wer mich beleidigen kann, bestimme ich immer noch selbst“), hebt er die Angelegenheit aus dem Persönlichen in den Bereich des „Honor Imperii“. Wer die Ehre des Reiches befleckt, wird als „Hostis Imperii“, Reichsfeind ausgerufen – was anschließend alle verruchten Winkelzüge gestattet: „The Empire strikes back“. Von nun an stellt sich bei Chief und Vasallen ein fortgeschrittenes Rauschen der Gehirnwindungen ein – wir konstatieren als Gruppenpathologen: „Verrauschte Ballaballitis“.
    P.S. Spätestens jetzt sind im Frühmittelalter besonnene Ratgeber „cum consilio et auxilio“ eingeschritten, mit Rat und Tat, und haben dem enragierten Chief gut zugeredet.
    P.P.S. Wer allerdings nicht einsehen will, daß das Epitheton „unglaublicher Demagoge“ von altgermanischen Gefolgschaftsdenkern als ehrenrührig empfunden wird, der scheint mir „unglaublich einfältig“.

  51. Wenn ich bedenke, was alles in der Liste auftaucht: http://www.coffeeandtv.de/2008/02/02/nazi-selber/
    ist der Vergleich von Herrn Weinreich zumindest tendenziell daneben.

    Nee, nee, nee, nee, nee!

    In der Liste geht es um Nazi-Vergleiche (und Artverwandtes), aber das Wort „Demagoge“ ist und bleibt kein Nazi-Wort. Und einen Vergleich erkenne ich da auch nicht.

    Wenn Sie mich vor Zwanzigers missglücktem Versuch, die Nummer klein zu halten, gefragt hätten, wessen Bild ich beim Wort „Demagoge“ vor Augen habe, hätte ich ohne zu zögern „Oskar Lafontaine“ geantwortet.

    Da ist eher Zwanzigers eigener Ausspruch

    Wenn man eine solche Vita hat und außerdem, wie ich, in Yad Vashem war, denkt man anders über die Dinge nach. Ich bitte um Verständnis, dass meine Empfindlichkeit, was die Nazi-Zeit angeht, größer ist, als das vielleicht bei andern Leuten oder Jüngeren der Fall ist.

    listenreif.

  52. @67: Tut mir leid, liebe jüngere „Demagogen“-Exegeten – bei diesem Begriff fällt mir zu allererst Goebbels und die Sportpalastrede ein. Ich fürchte, die ganze Debatte hat auch Züge sehr unterschiedlicher Geschichtsauffassungen sich, die nun mal Generationen zwischen 20 und 60 zueigen sind.

  53. dass kaum ein Außenstehender mehr dieses Gewirr von Terminen und Erklärungen durchschauen und auch nur annähernd rekonstruieren kann, was Wahrheit und was Lüge ist.

    Komisch, mir scheint das gut zu gelingen. Ich möchte das folgende eindeutig als Meinungsäußerung sehen, eine Meinung gebildet aus der Verfolgung des Vorgangs, die für mich klar auf der Hand liegt:

    DFB: Lüge:
    Jens W.: Wahrheit

    Hat doch gar nicht weh getan.

  54. @profkiller:
    Jemandem einen negativ behafteten Begriff an den Kopf zu werfen ist nicht automatisch eine schmähende Diffamierung. Anders als der DFB zu behaupten beliebt war Weinreichs Wortwahl eben keineswegs „grundlos“, sondern basierend auf einem konkreten Anlass und ausführlich begründet. Mehr als alles andere ist das dann analytische Kritik, und das muss sich der Herr Zwanziger in seiner Position schon gefallen lassen, ob ihm das gefällt oder nicht. Was Gerichte bislang zweimal ebenso sahen. Dass es ihm nicht gefällt ist natürlich in der Tat nachvollziehbar, aber das ist allein sein Problem. Und wohl wahr, verblüffenderweise zeigt er nicht die Souveränität, sich ganz einfach nicht beleidigt zu zeigen.

    Zu Goebbels: natürlich war er ein Demagoge. Der Begriff gehört ihm aber nicht. Gehörte er ihm, wäre es unmöglich, ihn auf andere Demagogen der Vergangenheit und jeweiligen Gegenwart anzuwenden. Er war auch ein „schlechter Autor“ – darf ich jetzt niemanden sonst so nennen? Kann es nach Hitler keine anderen „gescheiterten Maler“ mehr geben?

    Alle Pudel sind Hunde. Nicht alle Hunde sind Pudel.

  55. @ prokiller: Als kleine Anregung hier nun doch mal der Link zu adrenalingesteuerten, linken, schrillen, geschickten, asozialen, poetischen, unbelehrbaren, begnadeten, gemäßigten, karibischen, populistischen, charismatischen, genialen, brillanten, routinierten, hemdsärmeligen, sensiblen, begabten, erfolgreichen, modernen, instinktsicheren und Zigarren rauchenden, ja: Demagogen.

    http://jensweinreich.de/?p=1589

    Keine Angst, die sind alle nicht von mir, sondern aus Qualitätsmedien. Aber Sie müssen dem Link nicht folgen, Sie können auch gern gedanklich beim Sportpalast bleiben.

  56. Nicht erst nach seinem letzten Kommentar (#71) finde ich Weinreichs Begabung als Demagoge der von Zwanziger durchaus ebenbürtig. Da gefällt sich jemand in seiner Heldenpose,

  57. @72/formwandler:

    bisschen zu einfach hier zu spotten, oder? diese ganze kampagne wurde ja immer noch von zwanziger und dem DFB losgetreten, da hat herr weinreich ja nicht drum gebeten. hätte es nicht zwei klagen und die rufmordrundmail gegeben, wäre das ganze nichts weiter gewesen als eine polemische wortwahl im bericht eines journalisten (na sowas!). der sprichwörtliche sack reis in china.

    und da es bei dieser sache bei weinreich wirklich auch um die berufliche existenz geht sollte man sich vielleicht schon erstmal da reinversetzen bevor man spöttisch urteil fällt. wenn ich mir das plastisch für mich selber vorstelle weiss ich nicht, ob ich dabei so analytisch kühl bleiben könnte, ich hätte für weinreich insofern auch noch dann verständnis wenn er deutlich lauter und angefressener wäre. ich wärs wahrscheinlich.

  58. weinreich hat doch alle asse auf der hand. das buch zu dem thema wird sicher spannend. nur zu den dfb-buddies kerner und beckmann wird er damit wohl nicht kommen. naja, muss auch kein ziel sein…

  59. Bei Herrn Weinreich geht es angeblich um die berufliche Existenz. Aber was ist mit Herrn Zwanziger? Muss er sich unwidersprochen unglaublicher Demagoge nennen lassen?
    Kann ein unglaublicher Demagoge Präsident des DFB bleiben?

  60. @56, 70 nona: Auch der beliebte Rückgriff auf Aristoteles rettet diese Argumentation nicht – der alte Philosoph hätte hier die Augenbrauen bis an den Haupthaaransatz hochgezogen. J.W. hat nun mal nicht „gescheiterter Maler“ gesagt, sondern „unglaublicher Demagoge“. Vor Goebbels hätte man in der Tat bei dem „Demagogen“ an einen „radikalen Volksredner“ seit attischer Zeit gedacht, ohne hierbei ad hoc Verbrechen zu assoziieren – nach Goebbels muß sich jeder Wortbenutzer zumindest fragen lassen, ob er die ganze Assoziationsbreite des Begriffs bedacht hat. Bei aller gerechten Empörung über den DFB (die ich mit J.W. teile) – diese Wortwahl in der persönlich zugespitzten Subjektivierung diskreditiert leider auch den Anwender J.W. Hätte er doch nur gesagt: „Diese unglaubliche Verhalten des DFB-Vorsitzenden grenzt an das, was man seit je mit dem Wort Demagogie umschreibt“. Nichts wäre passiert.
    @71 jw: Ach was?! Dann doch schnell noch der satirische Schlenker zu dem, was ich mit „unglaublich einfältig“ meinte. Lehrer zu Klein Erna: Bilde mal einen Satz mit „einfältig“. Klein-Erna: Herr Lehrer, an Deiner Nase hängen drei Tropfen – Ein fällt Dich gleich runter.

  61. Koch: Blogeinträge mögen für die Internetcommunity ausreichende Erklärungen sein. Für den DFB stellen sie keine zufriedenstellende Reaktion auf missverständliche, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens attackierende und verunglimpfende Äußerungen dar. Deshalb waren die Blog-Einträge von Herrn Weinreich am 22. Oktober und 6. November für uns nicht ausreichend.

    Aber virtuelle Kommentareinträge in Blogs sind hingegen ausreichend und „zufriedenstellende Reaktion“ um in der realen Welt sich in seiner Persönlichkeit mal eben stark verletzt zu fühlen und Kommentatoren ans Knie zu pissen?

    Welcher vernunftbegabte Logik verfolgen diese Handlanger des DFB eigentlich? Von menschlicher Natur kann sie wohl nicht geprägt sein, weil widersprüchlich, wie auch Niggemeier schon konstatierte.

    Wer will hier eigentlich wen für dumm verkaufen?

  62. @profkiller:
    Na das ist ja praktisch. Je ausgeprägter die Assoziationsbreite, desto vielfältiger die Möglichkeiten des Rezipienten, sich partout beleidigt und ehrverletzt zu fühlen wenn es denn gerade opportun ist. Man braucht sich unter den vielen Assoziation bloss die passende rauspicken, schon steht man als getretenes Opfer da und kann Sanktionen gegen den Kontrahenten einfordern. Dass letzterer unlängst klargestellt hat was er meint und was nicht, und vor allem warum er was meint, das kann man dann ja getrost unter den Tisch fallen lassen. Vielleicht merkt’s ja keiner. (Die zwei juristischen Instanzen, bei denen Herr Zwanziger abgeblitzt ist, haben’s offenbar gemerkt.)

    Und ob bei der vorgeschlagenen „Abschwächung“ wirklich nichts passiert wäre? Spekulation, aber ich wage es mal zu bezweifeln. Auch eine solche indirekte Formulierung bietet eine Menge Märtyrerpotential für den so Angegriffenen, so er es denn ausschlachten und angehen möchte.

    @steve:
    Oh aber sicher kann er widersprechen. In angemessenem Rahmen, auf gleicher Ebene, anstatt so wie geschehen. Vielleicht könnte er sich dann auch gleichzeitig der einhergegenden Sachkritik (DFL, Kartelle, etc.) stellen, da wie schon gelegentlich erwähnt Weinreichs Kritik ja keineswegs „grundlos“ in die Welt kam. Es drängt sich ein wenig der Verdacht auf, man möchte mittels einer Nazivergleichskeule von solchen unbequemen Diskurskomplexen ablenken und den Kritiker so ins Abseits stellen. Und zur Not halt foulen und nachtreten.

  63. @Profkiller:

    Das ist ja sehr interessant. „Vor Goebbels“ und „nach Goebbels“. Nach Goebbels ist jeder, der ein Demagoge ist, vielleicht auch ein Goebbels und man muss „nach Goebbels“ die Goebbels-Variante des Demagogen immer ausschließen, damit einfältige Geister nicht annehmen, man hätte es eben doch so gemeint? Und Aristoteles würde auf diese Argumentation nicht mit hochgezogenen Augenbrauen reagieren?

    Ich bin ja beeindruckt. Sie wissen nicht nur, was „man“ so denkt, wenn „man“ in einem Kommentar in einem Blog im Internet im Zusammenhang mit Zwanzigers Ausraster bezüglich der Kartellamtsentscheidung den Ausdruck „unglaublicher Demagoge“ liest, Sie wissen sogar, wie der gute Aristoteles reagiert.

    Was sind Sie doch für ein schlaues Kerlchen.

  64. Empfohlen sei die Lektüre des Buches: Harald Weinrich: Die Linguistik der Lüge.

    Kleines Beispiel: So harmlose Wörter wie Blut, zum Beispiel in Blut spenden und Boden, wie zum Beispiel Boden bearbeiten bekommen in Blut und Boden doch eine ganz andere Bedeutung. Nur weil die Nazis auftauchten, haben Blut und Boden Ihre harmlosere bedeutung nicht verloren.

    Und @steve: Nein, sollte er nicht.

  65. Um was geht es denn wieder einmal: Kontrolle. Die Nutzer des Internet als Informationsquelle nehmen massiv zu. Mit einem ganz entscheidenten Unterschied zur Medienwelt in der bisherigen Form. Jeder kann sich daran beteiligen. Ganz egal, ob Manager, Politiker, Arbeiter oder Arbeitsloser. Bei vielen Print- oder TV-Medien oder auch anderen Onlinemedien dürfte das wohl schwer werden. Dieser globaler Informationsaustausch sticht sich mit den Geschäfts- interessen derer, die das Net bis heute nicht ernst genommen, unterschätzt oder als lohnendes Geschäftsfeld erkannt haben. Die Menschen sind dabei, sich Ihre eigenen Informationsquellen zu erschließen. Ja, sie gestalten diese auch noch freiwillig mit. Oftmals ohne Gewinnabsichten. Warum tun sie das wohl?

    Manche Medienkonzerne(nein, ich nenne hier keine Bestimmten) betreiben eigene Spider, die wohl nicht nur zum Zweck der allgemeinen Informationsgewinnung dienen. Diese könnten automatisiert auch nach Ihrer Sicht negativen & juristisch verwertbaren Dingen suchen und fein säuberlich in DB ablegen. Doof nur, wenn man diese auch noch über das eigene Netz betreibt. Da nützt auch die Tarnung mit einem geläufigen Useragenten nichts (Automatismen sind noch stur und dumm!). Warum tun sie das wohl?

    Wenn wir nicht aufpassen, wird es bald keine freien Kommentare und Blog’s mehr geben. Ich warte schon auf ein Gesetz, daß besagt, daß man mind. Journalist sein muss um ein Weblog, Forum, Community, Fußballverein, etc. online betreiben zu dürfen. Gegen Stempel und Gebühren natürlich. Wer das nicht kann oder will, muss einen Journalisten/Anwalt konsultieren, der jedes Wort gegen liest und absegnet. Wie? Geht nicht? Mit kleinen Schritten geht so vieles unmerklich.

  66. @81, 82. Assoziationsbreite und Opportunität: Doch – genau so funktionierte der gerichtliche Zweikampf anno dunnemals. Wer sich unbedingt schlagen will, braucht zuvor die breite Zustimmung seines Clans und Akzeptanz in der Öffentlichkeit für seine Position(also: „man“); hat er sie nicht (etwa schon bei der Prozeßzeugenschaft seiner Gefolgsleute), wird er den Auftritt tunlichst vermeiden, weil seine Leute ihn zuvor im wahrsten Sinne des Wortes „im Stich lassen“ würden. Modern denkende Kritiker (die ein solcher Clan als „Verunglimpfer“ ansieht) unterschätzen bisweilen vormoderne Reaktionen dieser Art, die gleichwohl im breiten Schwange sind. Wie wäre es mit der Lektüre von Ernst Bloch – „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“?!
    Ach, und der gute Ari – er hätte was gegen Fummelei (= unsachgemäße Behandlung von Sachen) an Gesetzen der Logik gehabt. Fragen Sie ihn doch mal!

  67. @75/mosley

    Falls meine Äußerung spöttisch klang, habe ich mich wohl ungeschickt ausgedrückt. Spott liegt mir in dieser Sache einigermaßen fern – und wenn nicht, dann gälte er sicher dem DFB und nicht Weinreich.

    Dennoch habe ich den Eindruck, dass Weinreich (mittlerweile?) in keinster Weise an der vernünftigen Beilegung des Streits gelegen zu sein scheint. Man darf natürlich anderer Meinung sein, aber mir erscheint es so, als würde hier durchaus bewusst immer mal wieder ein Tröpfchen Öl in die glodernde Lut geschüttet. Insofern kann ich die Behauptung, er würde um seine berufliche Existenz kämpfen, welche vom DFB gerade zermalmt würde, nicht (mehr) richtig ernst nehmen. Vielmehr sehe ich, von den reinen Größenverhältnissen mal abgesehen, keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Kombattanten: Einer sucht gezielt den Streit, der andere ist zu ungeschickt, um ihm auszuweichen. Und umgekehrt.

  68. Die beiden haben sich noch nicht mal auf eine einheitliche Geschichte einigen können – man ist das armselig.

    Zitat Zwanziger aus der Süddeutschen:
    „Zwanziger: Deshalb habe ich auch sofort gesagt, die Sache hat sich erledigt, als mich unser Vizepräsident Rainer Koch auf eine Internetdarstellung von Herrn Weinreich aufmerksam machte, aus der hervorging, dass er mit dem Begriff „Demagoge“ nicht das gleiche Verständnis wie ich hatte. Und dies hat dann sein Anwalt uns gegenüber nochmals klargestellt. Damit war für mich der Vorgang beendet, deshalb haben wir auch keine Unterlassungsklage erhoben.“

    Zitat Koch von hier:
    „Der DFB war bemüht, die Auseinandersetzung in einer beide Seiten zufriedenstellenden Weise zu beenden. Das sollte aus Sicht des DFB aber nicht durch ergänzende oder klarstellende Blogeinträge, sondern durch ein persönliches Schreiben von Herrn Weinreich erfolgen.[…]“

  69. Je mehr hier geschrieben wird und Nebelkerzen fuer die mitlesende Oeffentlichkeit geworfen werden, desto weniger kommen neue Tatsachen ans Licht. Sollte es wirklich zum Gerichtversfahren kommen, wird es vielleicht eher darum gehen: Ist die „Veroeffentlichtung“ des Rechtsstreites durch J.W. eigentlich die Wiederholung der Behauptung, der Theo sei ein uD, dann vllt. grundlos und nicht hinreichend klar, so dass es einer erneuten Klarstellung bedurfte? Dann waere diese vllt. durch die Anwaelte der Gegenseite ausgeloest und deren Taetigkeit ein ersatzfaehiger Schaden (das Herumreiten von Herrn Koch auf den Daten deutet mir etwas in die Richtung)

    Oder: Ist eine solche Berichterstattung in eigener Sache eine Wiederholung der Behauptung oder doch nicht anderes, als haette „bloss“ Stefan Niggemeier darueber berichtet? (Bevor nachgefragt wird: Ich praeferiere, dass man folgenlos ueber eigene Rechtsstreite berichten darf).

    Kommt es zum Prozess, darf man sich jedenfalls auf zahlreicher neue Gedankengaenge einstellen.

    Es wuerde mich auch nicht wundern, wenn Anwaelte ein wenig ueber einen Vergleich verhandeln, in dem man einfach die wechselseitige Wortwahl (Demagoge vs. Diffamierer) gegenseitig als nicht ehrverletzend gewollt einstuft, aber natuerlich in der Sache keine Elle zurueckweicht.

  70. @87 Formwandler
    Du schlägst also vor, möglichst schnell klein beizugeben, alle „Schuld“ anzuerkennen und das Gedankenverbrechen zu gestehen? Zielsetzung: Künftig jegliche mögliche Form von möglicher Kritik zu vermeiden oder gar zu verbieten?

    Ich bin jedenfalls froh zu sehen, dass die Nazivergleichskeule versagt. Das gibt Hoffnung, dass unsere oder die Generation nach uns endlich mal ihre eingeimpfte angebohrene Schuldigkeit ablegen und sich Emanzipieren.

  71. @68, 70-75, 78, 81-83, 85-88, 90
    Interessant, wie man Leute, die eine teilweise nur leicht andere Sicht auf die Dinge haben, hier inzwischen angeht.

    Tatsache ist, dass Zwanziger den Begriff „Demagoge“ in Verbindung mit dem Nationalsozialismus sieht. Das ist zunächst einmal nicht ehrenrührig. Er darf sehr wohl hierüber verletzt sein. Seine Versuche, diese Formulierung in einstweiligen Verfügungen justitiabel zu machen, sind allerdings gescheitert, und zwar nicht, weil Weinreich seinen Vorwurf begründet hat (das war hier mehrfach in den Kommentaren zu lesen), sondern weil er den Gerichten in diesem Fall primär als zulässige Meinungsäusserung und nicht als Schmähung der Person vorkam. Vieles spricht dafür, dass eine Verhandlung nichts anderes ergeben hätte, weswegen Zwanziger seine Klageabsicht hat fallen lassen.

    Weinreich versucht nun seinerseits seine Begriffsdefinition des Demagogen zu kanonisieren, in dem er anderen Kommentatoren, die ihn auch in Zwanzigers Richtung interpretieren, in wie ich finde reichlich rüdem Ton begegnet (s. #71). Er übersieht dabei, dass seine Version dieses Begriffes genau so wenig verabsolutierbar ist, wie die Zwanzigers. Da kann man noch so viele Beispiele über die tatsächlich inflationäre Verwendung dieses Begriffes sammeln – die übrigens wenig Wert haben, wenn man sie nicht kontextuell einordnet.

    Das klassische Beispiel, wie Begriffe und Formulierungen in einen anderen Zusammenhang gestellt und sozusagen „missbraucht“ werden, liefert anhand der Sprache des Nationalsozialismus Victor Klemperers „LTI“. Das Buch ist immer noch sehr lehrreich, auch wenn der Furor, den Klemperer an den Tag legt, und der natürlich seiner lebensbedrohlichen Situation geschuldet war, manchmal heute überzogen wirkt. Es gibt Listen, die aufgrund des Buches erstellt wurden, in denen die „Unworte“, die von den Nationalsozialisten verwendet wurden, aufgelistet sind, beispielsweise hier. Neben den diesem Regime eindeutig zuzuordnenden Begriffen beschäftigt sich Klemperer ausführlich beispielsweise auch mit Wörtern wie „fanatisch“, „Bewegung“, „ewig“, usw. Klemperer zeigt in seinem Buch sehr klug die Verwendung dieser Wörter in dem jeweiligen Kontext auf, in denen sie von Nationalsozialismus verwendet wurde.

    Für Klemperer sind Worte niemals „unschuldig“. Das Missverständnis, was sich nach der Rezeption ergab, ging dahingehend, dass diese Worte sozusagen auf immer „verbrannt“ seien. Dies führte dazu, dass Listen wie die oben verlinkte als aussagefähig bezgl. der Verwendung dieser Begriffe angesehen wurde. Diese Absurditäten wirken bis heute nach. Wer die LTI genau gelesen hat, wird wenig Verständnis dafür aufbringen, dass das Buch als Grundlage für eine Art Wortpolizei verstanden worden ist. Klemperer berücksichtigt sehr wohl immer den Kontext, in dem ein Wort, ein Begriff gesetzt wurde. Was das Buch heute noch interessant macht, ist zu sehen, wie dieser Kontext von Begriffen mit der Zeit bestimmt wird, so dass tatsächlich nur eine Deutung noch als Konsens gilt. Dieses Vorgehen ist in einer Diktatur natürlich wesentlich straffer organisiert, als in einer freiheitlichen Demokratie.

    Dennoch gibt es diese Tendenzen auch heute in einer freien Gesellschaft. Die Vorherrschaft über die Bedeutung eines Begriffs kann sehr wichtig für den Ablauf und die Steuerung eines Diskurses sein. Dennoch bin ich dagegen, bestimmte Wörter und Begriffe einem „Generalverdacht“ oder – das Gegenteil – einer „Generalamnestie“ auszusetzen. Ich werde daher hellhörig, wenn dies geschieht oder versucht wird.

    Um wieder auf die Causa Zwanziger/Weinreich zu kommen: Die Vereinnahmung des Begriffs „Demagoge“ durch Zwanziger dürfte eine bestimmte Intention gehabt haben (einen unliebsamen Journalisten ein bisschen zu ärgern). Dass durch die Blödheit Zwanzigers und des DFB die Situation zu Gunsten Weinreichs gekippt ist, sagt aber nichts darüber aus, ob Weinreichs Definition nun die Richtige ist.

  72. @Gegor Keuschnig

    Manchmal bedauere ich doch sehr, daß man Kommentare hier nicht bewerten kann.

    Vielen Dank für Ihren Kommentar! Sie haben dieses Thema wieder mit Sachlichkeit quasi „geerdet“, ihm damit diese inzwischen nur noch nervende Empörungsrhetorik genommen und wieder Tiefe gegeben.

    @all

    Nur mal als Beispiel für jene, die sich hier verbal für nahezu nichts schon fast die Köpfe einhauen.

  73. @77: ja.

    und nicht nur finde ich das persönlich richtig (personen des öffentlichen lebens müssen nunmal damit leben können, dass über sie berichtet wird und das bisweilen auch bissig und polemisch – wo kämen wir denn da hin wenn das nicht mehr erlaubt wäre) sondern es wurde ja auch von zwei gerichten exakt so festgestellt. sehr viel klarer gehts nun wirklich nicht mehr. und genau das macht ja auch die aktionen des DFB so verwerflich – vor der justiz gescheitert, also muss halt ein bisschen selbstjustiz her. dem kleinen journalisten mal so richtig zeigen wo der hammer hängt.

    ich bin mir ziemlich sicher, dass die sich das so eingangs mal vorgestellt haben. umso mehr freue ich mich über den lauf der dinge.

    und nochmal: man muss immer auch im hinterkopf behalten, was der auslöser für das ganze trara war: eine polemische wortwahl in einem journalistischen bericht. eine absolute nichtigkeit – und nein, weder zwanziger noch weinreich haben die deutungshoheit über diesen begriff, die hat eher dann schon der duden, und der fasst den begriff nunmal deutlich weiter und steht damit letztlich auf weinreichs seite. ich finde das beispiel lafontaine hier sehr passend. da leuchtet jedem der demagoge ein, fernab von jeder naziassoziation. damit müsste diese diskussion eigentlich direkt beendet sein.

    und es kann einfach nicht angehen, dass ein journalist dermassen existenziell bedroht wird nur weil seine wortwahl einem zwanziger nicht gepasst hat. man muss sich hier auch immer wieder vor augen halten, dass dieses ganze brimborium nur von einem losgetreten wurde, und das war zwanziger. er war es, der die geschichte zweimal vor deutsche gerichte geschleppt hat, er war es, der diese letzte aktion des DFB losgetreten hatte. weinreich hat lange zeit nichts gemacht als deeskalation, indem er klargestellt hat dass er den begriff nicht so gemeint hat wie zwanziger ihn verstehen wollte – aber ohne von seiner eigentlichen kritik abzurücken. was ja sein gutes recht ist.

    dieser trend zur solidarisierung mit zwanziger leuchtet mir überhaupt nicht ein. kommt man sich dabei irgendwie besonders neutral abwägend vor? wirtk auf mich eher wie ein reflex. klar ist die sache inzwischen völlig aus den fugen geraten. aber daran trägt nur einer schuld, zwanziger ist der angreifende, dass weinreich sich nach kräften verteidigt ist nur legitim (und nein, seine journalistische berichterstattung mit der strittigen wortwahl ist nicht als angriff zu werten, das ist sein journalistisches recht).

  74. @Gregor Keuschnig: Tatsache ist, dass Zwanziger selbst in einer Diskussion jemandem demagogische Fragen vorgeworfen hat (sein nachträgliches Abstreiten halte ich für eine Schutzbehauptung). Es ist lächerlich, wenn er danach noch behauptet, er denke bei diesem Wort sofort an Goebbels und Auschwitz (bzw. Yad Vaschem), es sei denn, er wollte Fischer-Solms als Nazi bezeichnen. Glaubst du das? Ich jedenfalls nicht.

    Und mit der „Begründung“ scheinst du, oder die Leute, auf die du beziehst, was verwechselt zu haben. Zwanziger jammerte, weil er angeblich „grundlos diffamiert“ wurde. Der Grund für die Bezeichnung „Demagoge“ war sein unehrliches Lamentieren und Klagen über die ach so fußballschädigende Kartellamtsentscheidung. Hast du das gar nicht mitgekriegt? Die „Begründung“ ist die Antwort auf „grundlos“. Und ich denke doch, dass „der Grund“ für die Bezeichnung, nämlich Zwanzigers öffentliche Behauptungen und Weinreichs Meinung dazu, in die Entscheidung des Gerichtes eingeflossen ist. Es geht doch gerade darum, dass innerhalb einer heftig geführten Diskussion auch eine als scharf und abwertend empfundene Kritik, sogar dann wenn andere sie als falsch empfinden, geäußert werden kann.

    Das ist doch alles schon hier ausführlich beschrieben worden:

    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/gericht-lehrt-dfb-etwas-ueber-meinungsfreiheit/

    Wenn du jetzt so tust, als wüsstest du all das nicht, ist es nicht verwunderlich, wenn du ein bisschen angezickt wirst, Gregor.

    Ich kann auch nicht erkennen, wo Weinreich seine Definition „kanonisieren“ will. Das ist nicht nötig, weil Weinreichs Definition bereits vom Duden „kanonisiert“ wurde – da steht sie nämlich, die Definition. Vielleicht liest du einfach mal nach? Zwanzigers Assoziationen sind erst mal nur sein persönliches Problem. Wenn man ihm denn glauben will, dass er diese Assoziationen hatte und sie dann auch im Duden gelesen haben will…

    Auch die Gerichte waren durchaus in der Lage, den Fehlschluss von Zwanziger (Goebbels = Demagoge, Zwanziger = Demagoge => Zwanziger = Goebbels) zu erkennen. Das stand ebenfalls im oben verlinkten Text.

    Und jetzt mal Butter bei die Fische, Gregor: Willst du jetzt echt so tun, als sei der Kontext, in dem das Wort gefallen ist, geeignet, Zwanzigers Assoziation zu befördern? Wozu deine Ausführungen über LTI und nationalsozialistische Unworte? Was hat das mit diesem Fall zu tun? Willst du jetzt Weinreich in die Nähe von Nazis rücken, indem du ihm unterstellst, er wolle eine Art New Speak etablieren und dadurch die Diskurshoheit erringen? Oder interpretiere ich dich da falsch?

  75. @ Kati: Sag mal, denkst Du, dass man ueber dieses Thema auch diskutieren kann, ohne sich zu einer Seite zu bekennen? Mir findet hier zuviel Lagerbildung statt, die auch noch auf der Annahme beruht, es gaebe hier irgendwo eine Existenzgefaehrdung (habe noch keine ordentlichen Tatsachen dazu gelesen).

    Ich kann mir recht gut vorstellen, dass jede Zeitung journalistische Angebote von Jens Weinreich zum Thema DFB/Zwanziger angesichts dieser Geschichte etwas staerker durchdenkt (J.W. hatte es am Anfang der Berichterstattung in eigener Sache mal angesprochen). Ich denke aber auch, dass DFB/Zwanziegr bisher nicht sein Haupt-Arbeitsfeld war. Und vielleicht waere ein anderer als der aktuelle DFB-Praesident ja sogar „journalistisch guenstiger“, wobei ich hier natuerlich keinerlei Absichten unterstellen will.

  76. @ Kati: Geht die Diskussion ueber das Thema auch ohne Lagerbildung? Es ist eigentlich zu spannend, um sich hier auf die eine oder andere Seite stellen zu muessen. Ich denke auch, dass Zwanziger sich getroffen fuehlen darf. Ob er das rechtlich hinnehmen muss, steht auf einem anderen Blatt.

    Ich haette viel lieber ein paar Tatsachen zum Hintergrund der Lagerbildung gelesen, so zur vermeintlichen Existenzgefaehrdung. Vielleicht betrachten Zeitungen Angebote von Jens Weinreich zum Thema DFB/Zwanziger jetzt wirklich skeptischer, aber war das bisher sein Haupt-Arbeitsfeld? Und vielleicht waere ein anderer DFB-Praesident angesichts dieser Vorgeschichte auch „sinnvoller“ fuer Jens Weinreich? Man weiss es nicht, denn die Gedanken sind ja nicht so transparent.

  77. @ Kati: Geht die Diskussion ueber das Thema auch ohne Lagerbildung? Es ist eigentlich zu spannend, um sich hier auf die eine oder andere Seite stellen zu muessen. Ich denke auch, dass Zwanziger sich getroffen fuehlen darf. Ob er das rechtlich hinnehmen muss, steht auf einem anderen Blatt.

    Ich haette viel lieber ein paar Tatsachen zum Hintergrund der Lagerbildung gelesen, so zur vermeintlichen Existenzgefaehrdung. Vielleicht betrachten Zeitungen Angebote von Jens Weinreich zum Thema DFB/Zwanziger jetzt wirklich skeptischer, aber war das bisher sein Haupt-Arbeitsfeld? Und vielleicht waere ein anderer DFB-Praesident angesichts dieser Vorgeschichte auch „sinnvoller“ fuer Jens Weinreich? Man weiss es nicht, denn die Gedanken sind ja nicht so transparent.

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