Hauptsache, es ist auf Papier

In einem Beitrag des NDR-Medienmagazinis „Zapp“ über das verlogene Geschäft der Boulevardzeitungen mit Sex-Anzeigen hat sich der deutsche Oberwerber Volker Nickel eindrucksvoll um das Ehrenabzeichen der Nationalen Initiative Printmedien beworben:

Zapp: Wie sehen Sie das denn in Punkto Jugendschutz. Ist der nicht betroffen, wenn Kinder so Formulierungen lesen wie „Dreilochbegehbar“?

Volker Nickel, Deutscher Werberat: Naja, es wäre schon schön, wenn mehr Kinder Zeitung läsen. Und auch die Anzeigen läsen. Aber Kinder haben für solche Anzeigenteile kaum Interesse.

(Der ganze Beitrag in der ARD-Mediathek.)

75 Replies to “Hauptsache, es ist auf Papier”

  1. Mehr Papier-Porno für 12jährige! Hat sicher mehr Erfolg als Lese-Anreiz als jeder Harry Potter Nachfolger.

    Wo ist jetzt mein Preis?

  2. Ich vermute sogar sehr stark, Herr Nickel war hier nicht ganz bei der Sache. Sonst hätte er nicht solchen Unsinn geredet. Selbst, wenn er hier als Lobbyist für den Deutschen Werberat auftritt, hier hatte er keine Sachkenntnis. Er wußte einfach nicht, worum es bei der Frage ging und wirkte auf mich ratlos.

  3. Wegen der Begehbarkeit sind mir zu Dreilochbegehbar erstmal Stollensicherungspflicht, Bergbau, Ruhrpott und schlussendlich noch, ich trau mich fast nicht es aufzuschreiben, aber es ist bestimmt nicht persönlich und ich hab mich auch gewundert, aber mir ist dazu dann noch Ruhrpott…. eingefallen (hab mich doch nicht getraut).

  4. Mir sind spontan 4 Dinge eingefallen:
    A) Das neue Album von Zweiraumwohnung B) Das Buch von Marco Weiss C) Eine Wortschöpfung von 9live (Worte mit ___BAR) D) Die Firewall der LMSaar.

  5. Herr Nickel darf wohl spätestens ab heute als Fehlbesetzung gelten. Wie finanziert sich eigentlich der „Deutsche Werberat“? Auf der Seite von Herrn Nickel finde ich keine Informationen dazu. Zapp hat wieder einmal den Finger in die berühmte Wunde gelegt. Wunderbar …

    Diese Kleinanzeigen sind uns schon vor vielen Jahren aufgefallen. Nichts gegen Prostituierte, aber Anzeigentexte wie „geil und feucht“ – „sexsüchtiges Luder“ – „Dreilochstute“ oder „abartig versaut“ haben nichts in Tageszeitungen zu suchen, die auch von Minderjährigen gelesen werden. Nickels Aussage zum Thema wird ihm wohl noch lange nachhängen. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Politik hier längst hätte einschreiten müssen. So wie unsere Familienministerin richtigerweise den Zugang zu pornographischen Internetseiten sperren lassen will, auf denen Minderjährige sexuell missbraucht und ausgebeutet werden. Warum dauert sowas immer 10 Jahre und länger?

  6. @5/TVJunkie

    Seine Antwort geht ja weiter:
    „…und außerdem: Insgesamt darf man, glaube ich, den moralischen Zeigefinger nicht zu hoch stellen wenn es um Jugendliche geht, stellen sie sich mal für fünf Minuten auf einen Schulhof, und hören sie wie Kinder und Jugendliche reden.“

    Ich glaube schon, dass er wusste um was es geht.

    Eigentlich ist es typische PR-Sprache, das Positive aus einer Behauptung herauszuarbeiten: dass ein Problem mit dem Jugendschutz bestehen könnte, impliziert, dass Jugendliche Zeitungen und Anzeigen lesen. Das hat er unterstrichen, mit dem Zusatz, dass solche Anzeigen aber nicht auf jugendliches Interesse stoßen. Damit schwächt er den Vorwurf, die Anzeigen wären in Bezug auf Jugenschutz von Relevanz, ab.

  7. Angesichts des Screenshots frage ich mich, was eigentlich ein „Naturmund“ ist. Hat noch alle Zähne?

  8. ok, dann hat er das gestern wirklich gesagt. Ich dachte, ich hätte das im Halbschlaf geträumt. Schön, mit solchen Leuten haben hochwertige Printmedien sicher eine Zukunft.

  9. Eigentlich ist es typische PR-Sprache
    Aber natürlich. Dafür ist der Mann ja auch Chef oder Sprecher des WERBE-Rats. Der hat das Lügen (oder wie immer man das nennen mag) gelernt; das ist sein tägliches Geschäft.

  10. Tja… so was kommt durch, aber bisher legale Pornografie mit volljährigen Akteuren, die evtl. etwas jung ausehen, wird unter dem Vorwand „Scheinminderjährigkeit“ unter dem Vorwand des schlechten Vorbildes illegalisiert…
    Danke Ihr Är… Popoköpfe in Berlin!

  11. Mal weg von den Vertiefungen welcher Art auch immer.
    Eigentlich geht’s ja um „Hauptsache, es ist auf Papier“ = die Verteufelung des bösen Internets (Blogs, Spiele, etc…) contra die ach-so-hehren aufklärerischen (aber nur bigotten) Zeitungen. Jedenfalls manche; allerdings die auflagenstärksten.

  12. Oh Boy, wie peinlich ist das denn??? Man weiß echt nicht, ob man lachen oder weinen soll, ich entscheide mich angesichts der Position des Mannes für Letzteres!

  13. Dann habe ich mich gestern also DOCH nicht verhört! Ich war nach dieser abartigen Todesstrafen-Diskussion bei Anne Will nicht mehr so richtig bei der Sache und der Fernseher lief nur noch nebenbei. Als Herr Nickel diese Fragen beantwortete, hatte ich zuerst gedacht, ich hätte da irgendwas falsch verstanden und dass der Mann sowas sicher nicht auf diese Frage geantwortet haben kann.

    Sehr schön fand ich auch die spätere Bemerkung (die war aber glaube ich nicht von ihm), dass man sich mal anhören soll, was Kinder auf dem Schulhof so sagen, dass sei ja schließlich genau sowas wie es in den Anzeigen steht und daher sei es auch vertretbar, dass solche Anzeigen abgedruckt werden. Mit der Begründung kann man auch Pornos im Fernsehen legitimieren, die haben Jugendliche schließlich auch schon alle auf dem Handy.

  14. Erinnert sich noch irgendwer an die Titanic-Fotomontage, in der Diekmann dem Papst statt der Volksbibel die in Leder gebundenen Fickanzeigen überreicht und der Papst dann (sinngemäß) über die Bedeutung von Begriffen wie „Dreilochschlampe“ sinniert? Göttlich.

  15. @Arnulf:
    Erinnert sich noch irgendwer an die Titanic-Fotomontage, in der Diekmann dem Papst statt der Volksbibel die in Leder gebundenen Fickanzeigen überreicht und der Papst dann (sinngemäß) über die Bedeutung von Begriffen wie „Dreilochschlampe” sinniert?

    Nee. Erzähl doch mal.

  16. Ist ja wien Computerspiel. Erst ab 11 Stunden Drelochbegehbar. Also ob ich nach 11 Stunden Sex noch Lust auf die verbleibenden Löcher hätte…

    Da das ganze ja wie im Beitrag beschrieben toleriert wird, von Seiten der Polizei, vielleicht ist das auch ne Möglichkeit der Blogfinanzierung?

  17. Viel interessanter als den dümmlichen Ausrutscher diese Werbeheinis fand ich die Ansagen des Polizeivertreters: Prostitution ist ne Dienstleistung, die muss ja wohl auch beworben werden und der Kunde muss doch wissen was er geboten bekommt. Im Klartext, jede Nutte darf und soll ihr Business machen, dazu gibt es sie schliesslich.
    Das ist im Vergleich zu dem empört/leicht Scham-eröteten Scheinheiligkeitigkeiten von wegen Jugendschutz doch eine erfrischend nüchterne Sichtweise.
    Kern der ganzen Diskussion (also des Zapp-Beitrages selber und seiner Perzeption hier und anderswo) ist doch wohl nicht wirklich die Frage der Wortwahl in Sexanzeigen sondern das ganze Konzept von Prostitution als solcher und in dieser Hinsicht ist „die Gesellschaft“ im Grunde genau so scheinheilig die Bild.

  18. Das Anzeigenblättchen „Wochenspiegel“ hier in der Südwest-Region druckt keine gleichgeschlechtlichen Kontaktanzeigen, weil sowas pervers ist.

    Willige versaute schwangere achtzehnjärige Omas, die sich gerne [aus Achtung vor Stefans Blog zensiert] lassen, dürfen aber werben. Sogar mit Bild.

  19. Ich versteh das alles gar nicht. Der Mann hat doch recht, Kinder sollten mehr Zeitung lesen. Und dreilochbegehbar versteht ein Kind doch gar nicht.. Obwohl.. Wenn ich an die Aussprüche denke die ich in Berlin in der Bahn so höre. Dagegen ist die ganze Diskussion, na wie heißt es gleich, genau, Kinderkacke. Und ich meine mitnichten die hiesige Dikussion, welche mich gerade ob der Kommentare von Twipsy sehr zu erheitern vermag :o)

  20. Ich gehöre zu den Kindern die Zeitung gelesen haben und als ich das erste mal zufällig diese Anzeigen gesehen habe bin ich ziemlich erschrocken. Ich meine, ich war nicht traumatisiert oder so, aber schon ziemlich geschockt (immerhin mag ich mich ja immer noch daran erinnern, obwohl das so 10 Jahre oder so gewesen ist).

  21. Dreilochbegehbar…

    Was will uns die Autorin mit dieser interessanten Wortkonstruktion vermitteln? Ist es so, dass man(n) sie nur mit drei Löchern begehen kann? Oder gar in drei Löchern? Und wenn letzteres der Fall sein sollte: Wie habe ich mir die anatomischen Verhältnissen der Inserierenden èn Detail vorzustellen? Ist es vergleichbar mit dem Gefühl, eine Salami in den Hausflur zu werfen? Zumindest sei eines auch mit Blick auf die bisherigen Reaktionen angemerkt: Es regt zum Fantasieren an. Und wer weiß: Vielleicht bei man(n)chem auch zum nochwasanderes-ieren. In diesem Sinne…

    …Taschentücher bereithalten?

  22. Es sei entschuldigt, aber bei derart Fickelthemchen werde ich immer ganz rollig und die Finger zittern: „Verhältnisse“ muss es in meinem Vorposting heißen, nicht „VerhältnisseN“. Weitere Schreibfehler sind hiermit ebenfalls pauschal schön geredet, vielen Dank.

  23. Ich habe den Beitrag gesehen und fand ihn ziemlich: schwach. Da wurde im Stil eines Öff-Rechtl. Politmagazins (genau die mit ihren vorgefertigten Meinungen) irgendeine Sau durchs Dorf getrieben, die zu Recht bislang niemand aufgeregt hat. Und dann empört sich der/die Autor/in darüber, dass es sich niemand aufregt und prangert ein Kartell des Schweigens an. Ist doch lächerlich. Natürlich sind Zwangsprostitution, Anzeigensprache, die Äußerungen des Hr. Nickel fragwürdig – aber was soll die Empörung? Stoniert der stern Pharma-Anzeigen? Der Spiegel Telekom-Werbung? Oder die SZ Siemens-Reklame? Wenn, dann sind es doch wohl eher Unternehmen, die nach unliebsamer Berichterstattung ihre Etats zurückziehen. Bei aller angeblichen Doppelmoral: Wenn diejenigen, die (Sex)Anzeigen schalten, mit ihrem Geld Recherchen ermöglichen, von welcher Qualität auch immer, ist es immer noch besser, als wenn sie die Presse links liegen ließen – was sie ohnehin immer öfter tun. Und abgesehen davon: Hier in Hamburg lebt mehr als ein Stadtteil von mehr oder weniger öffentlich zur Schau gestelltem Sex – und Millionen von Touristen kommen genau deswegen.

  24. @36/troubleage: Sicher wäre das schön, wenn Kinder mehr Blogs läsen. Aber die haben für solche Themen kaum Interesse.

  25. Zu den weiteren Aussagen von Herrn Nickel im Konstrukt zwischen moralischem Zeigefinger und Schulhof: Da muss ich doch mal ein wenig aus eingenem Erfahrungsschatz plaudern: Ich war Grundschullehrer und abends habe ich im Satz für Anzeigenblätter gearbeitet – heißt: morgen Arbeitsblätter zum 1×1 und abends Annoncen à la ‚Nimm2 – Mutter und Tochter besorgen es dir!‘ oder morgens Adevntsbasteln und abends Sternchen auf die Nippel montieren, damit die Anzeigen noch als einigermaßen legal durchgingen.
    Die Versicherung, dass ich nichts durcheinander gebracht habe und auch beim Durchnehmen des Themas ‚Zeitung‘ in der Klasse nicht noch ein paar der Wochenblätter mitgenommen habe, soll alle Besorgten beruhigen.
    Aber sie landen Woche für Woche im Hausflur (und werden nicht weniger, siehe aktueller Beitrag im Focus). Und ich denke nicht, dass es die Anzeigenpreise für die 3 mm sind, welche die Wirtschaftlichkeit gegenüber dem Jugendschutz rechtfertigt, sondern eher das Gesamtbild dieses ‚Bumsblocks‘ (so nannten wir es) nach dem Motto: Sex sells.
    Hoffentlich haben meine SchülerInnen nie so genau hin geschaut…
    Und @’35: diese zweifelhafte Bigotterie kenn ich ebenfalls. Der ‚Gay Italian Stallion‘ musste weichen für die willige Oma – denn also auch noch schwul: das ging dann doch zu weit!

  26. „Und das scheinheilige Geschäft geht weiter: Vorne bedauert die Zeitung das Schicksal der Prostituierten, innen verdient sie damit Geld.“ – was ist das denn für eine Logik? Ich möchte jetzt weiß Gott nicht die Boulevardpresse in Schutz nehmen, aber: Verdienen die Geld damit, dass Prostituierte vergewaltigt werden?! Das ist, wie wenn eine Zeitung einen Artikel über einen Maurer schreibt, der von einem Ziegelstein erschlagen wurde und unter den Anzeigen dann für eine Maurerfirma wirbt, weil die Zeitung das Geld braucht. Ist das verwerflich? Muss man wirklich auf JEDEN Rücksicht nehmen, so „grausam“ das Einzelschicksal auch sein mag?!

    Ich stimme Butzmann eigentlich zu. Die Fragwürdigkeit einer solchen Blattpolitik kann man nicht in Abrede stellen. Aber muss man sich deswegen darüber empören? Ist fragwürdig gleich verwerflich? Ich sage gerne: Von Prinzipien allein kann man keine Familie ernähren. Und erst recht kann man davon keine Boulevardzeitung erhalten. Nicht, dass die Prinzipien hätten.

    Aber ganz ehrlich: Wo ist hier der Jugendschutz gefordert? Jugendliche für die das „ungeeignet ist“, stoßen wohl eher auf eine Werbeeinblendung nach 12 Uhr, als dass sie im Anzeigenteil einer Zeitung wie BILD über eine „Dreilochstute“ stolpern. Im Fernsehen wird ebenso darüber berichtet, dass Prostituierte vergewaltigt werden. Da kann man in derselben Hinsicht mit der Moralkeule argumentierte wie bei den Boulevardblättern. Mit demselben Ergebniss: Es interessiert einfach niemanden.

  27. „Von Prinzipien allein kann man keine Familie ernähren.“ – Hier hat einer verstanden wie die Welt funktioniert. Also Prinzipien ODER Familie. Interessant. Ach nee, doch nicht. Die Welt wird ja gerade von den Massen prinzipienloser Familienmitgliedern ruiniert. Dann besser in den Familien keine Kinder zeugen, denn die werden sich ob des Zustandes ihres lebensspendenden Heimatplaneten bestimmt ganz arg bedanken denn wir zerleben gerade deren achso hochgehaltene Zukunft. Klein und bescheiden ist es wie die Dinge anfangen, klein und bescheiden ist es wie die Dinge beginnen zu zerfallen. Man merkt es erst nicht, doch später kann man sich auf seine Prinzipienlosigkeit zurückziehen, das rechtfertigt doch jedes Handeln, oder? Sei es noch so verwerflich und unmoralisch und noch so zerstörerisch. Es muss so sein, denn die überwiegende Mehrheit lebt und handelt so. Ist ja auch klar, denn, wie wir gerade lernen durften, Prinzipientreue ernährt keine Familie. Na dann, fröhlich in den Untergang. Der Grossteil des Weges liegt bereits hinter uns.

  28. Das Beispiel ist zwar wegen der Wortwahl recht lustig, aber da hätte man auch argumentieren können, dass sich jedem, der nicht zu hundert Prozent weiss um was es bei „Dreilochbegehbar“ geht, der sinn dieser Anzeige nicht erschliest. Also ich hatte erst an eine Handwerksanzeige gedacht, die unglücklich gesetzt wurde, bis ich den darunterstehenden Text von Stefan gelesen hatte.

  29. @ Harald Eisenmann

    Ich gehe jede Wette ein: Wenn Sie sich gegen Ihre Prinzipien stellen müssten, um ihre Familie zu retten, dann würden Sie das tun. Wenn nicht, dann sind Sie zu verachten. Herzlichen Glückwunsch.

  30. @ Harald Eisenmann

    Mal noch ergänzend, bevor noch so eine sinnfreie Antwort von Ihnen kommt. Wenn Sie u.a. dieses Blog aufmerksam verfolgt haben, dann wissen Sie, dass die Auflagezahlen aller Zeitungen rapide sinken. Das heißt, dass effektiv die Einnahmen sinken. Wenn wir nun im Beitrag gehört haben, dass unter Boulevardblättern solche Anzeigen als die wichtigstens und vor allem beständigsten gehandelt werden, ist es doch aus rein ökonomischen Gesichtspunkten her schwachsinnig, zu fordern, dass diese entfernt werden.

    Vor allem aus moralischen Gründen. Hat sich die Boulevardpresse nicht schon seit jeher von jeglicher Moral verabschiedet? Dreht sich diese Streitfrage überhaupt um den Aspekt „Sex-Anzeige“ oder vielmehr darum, wie viel Moral die heutige Yellow-Press überhaupt noch besitzt? Mal ganz ehrlich: Wer von den hier anwesenden BILDBlog- und Niggemeierlesern ist denn von diesem Beitrag ernsthaft überrascht? Wer hat das Gezeigte nicht schon längst als erwartbar abgestempelt? Die fundamentale Frage ist: Worüber empört man (oder Sie) sich eigentlich? Darüber, dass sich jemand über etwas empört, das jedem eigentlich bekannt war, aber bis dato nicht wirklich gestört hat? Mal ganz ehrlich: Gibt es hier irgendjemanden, der nichts von diesen Anzeigen in BILD wusste, aber jetzt überrascht darüber ist, dass es sie gibt? Oder irgendjemanden, der davon wusste und nun froh ist, dass sich jemand darüber echauffiert?

    Prinzipien sind toll. Es lässt sich nur nicht so toll nach ihnen leben. Ich habe das Leben sicherlich besser verstanden als Sie, Herr Eisenmann, denn ganz ehrlich: egal wie alt Sie sein mögen – Lebenserfahrung spricht nicht aus Ihnen, sondern nur idealistisches Gewäsch. Das Leben besteht nicht aus Prinzipien, sondern aus Kompromissen, die man mit den Prinzipen anderer schließen muss. Sagen Sie, ist es einfach in einer Welt zu leben, die nur aus Prinzipien und Nicht-Prinzipien zu bestehen scheint? Sie tun mir ehrlich leid.

  31. @ 41 (Butzemann): Es trifft ganz sicher nicht zu, dass sich bisher noch niemand über die nicht jugendfreie Wortwahl in Sexanzeigen aufgeregt hat. Man hat nur gerade die Möglichkeit, sich hier über das Thema zu äußern. Es gibt noch mehr Missstände im Land (u.a. bei Pharmaunternehmen, in der Politik und und und …), das ist richtig. Von denen steht aber auch jeder irgendwann im Kreuzfeuer der Kritik. Niemand wird ausgelassen, wenn Sie die Medien bisher richtig verfolgt haben. Zapp hat keine „Sau durchs Dorf getrieben“. Zapp hat auf einen erheblichen Missstand in der Anzeigenpolitik diverser Medienunternehmen aufmerksam gemacht. Notwendigerweise …

    @ 44 (BloodyFox): Natürlich ist hier der Jugendschutz gefordert! Wo haben Sie denn gelesen, dass Sexanzeigen entfernt werden sollen? Es geht hier ausschließlich um eine jugendfreie Formulierung der Dienstleistungen und Angebote. Über „süße Früchtchen vernaschen“ oder „für alles offen“ würde sich gewiss kein Medienwächter oder Moralist aufregen (können). Kein vernünftiger Mensch will Medienunternehmen die lukrativen Sexanzeigen oder Prostituierten ihre Lebensgrundlage verbieten. Es geht um Jugendschutz! Um „rein ökonomische Gesichtspunkte“ kann es hier nicht gehen. Ob Sie Ihren Standpunkt noch einmal überdenken?

  32. und wo ist jetzt der Unterschied zwischen „süße früchtchen vernaschen“, „frei für alles offen“ und „dreilochbegehbar“?

  33. Und ich dachte noch, ich hätte mich bei dem zweiten Satz „und auch die Anzeigen läsen“ verhört, aber der hat das wirklich gesagt.

  34. Also wirklich, Herr Niggemeier! Erst hier Interesse wecken, dann aber die letzten Ziffern der Telefonnummern schwärzen. So geht`s ja gar nicht! ;-)

  35. @Kuang: Also ich hatte erst an eine Handwerksanzeige gedacht, …
    Der erste Gedanke ist oft der richtige!

  36. Interessant auch die Gesetzeslage:

    § 119 OWiG
    Grob anstößige und belästigende Handlungen

    (1) Ordnungswidrig handelt, wer

    1. öffentlich in einer Weise, die geeignet ist, andere zu belästigen, oder
    2. in grob anstößiger Weise durch Verbreiten von Schriften, Ton- oder Bildträgern, Abbildungen oder Darstellungen oder durch das öffentliche Zugänglichmachen von Datenspeichern Gelegenheit zu sexuellen Handlungen anbietet, ankündigt, anpreist oder Erklärungen solchen Inhalts bekannt gibt.

    Also ich finde „Dreilochbegehbar“ grob anstößig…

  37. Ich finds super wie sich immer weitere Kommentatoren echauffiern über dieses harmlose Beispiel von Bumsanzeigen. Ich versteh das Problem noch immer nicht. „Denkt doch mal einer an dich Kinder“, oder was? Ich hab kein Problem mit solchen Anzeigen, ich bekomme die beim Zeitungslesen nicht mit. Das mag daran liegen dass ich alles was nach Anzeige aussieht ignoriere. Aber an dem Beispiel den Untergang von Moral und Anstand festzumachen find ich.. spießig, verklemmt, lächerlich. Diese Anzeigen sind nun wirklich nicht das Problem an Boulevardzeitungen. Zumal die im Beispiel gezeigten Anzeigen noch recht verschleiert daherkommen. Die Leute, denen dreilochbegehbar noch die Schamesröte ins Gesicht treibt, tuen mir leid. Also liebe verklemmte Familienväter, achtet mal darauf wie viele Pornos Sohnemann (sagen wir 14 Jahre alt und Realschüler) mit seinen Freunden übers Handy tauscht – und dann komm nochmal einer mit Tiraden über dreilochbegehbar.

    PS: @Alberto Green: Stimmt, im ältesten Dienstleistungsgewerbe der Welt ist zuweilen auch noch echte Handarbeit gefordert :o)

  38. Nur mal so nebenbei: Es sind sicher nicht die Prostituierten, die diese unsäglichen Anzeigen formulieren.

  39. Im Anschluss an Kommentar #36: Auch ich finde es(wieder einmal) äußerst merkwürdig, dass der Blogger genau das tut, dessen Verteidigung er hier anprangert. Insbesondere, weil der Ausriss bei diesem Blogbeitrag deutlich ins Auge fällt, weit deutlicher übrigens als die gleiche Anzeige auf einer Bild-Zeitungs-Seite. Während man dort vor lauter Riesen-Balken-Überschriften und Promi-Abbildungen diese kleinen Anzeigen (wennman nicht genau danach sucht) meist übersieht, fällt hier das Wort, das Stein des Anstoßes ist, als erstes ins Auge. Und natürlich wird es auch suchmaschinenfreundlich wiederholt, dass auch die Kommentatoren das gleiche Wort mehrfach aufgreifen werden, dessen kann man beim Schreiben des kleinen Artikels ebenfalls sicher sein.

  40. @Jörg Friedrich: Ich prangere gar nichts an. Ich mache mich lustig über den ausgebrochenen und von der Bundesregierung noch geförderten Wahn, die Zeitung um ihrer selbst Willen zu retten. Wenn Leuten wie Volker Nickel schon auf die Frage nach Sexanzeigen als erstes einfällt, dass es schon schön wäre, wenn überhaupt mehr Kinder Zeitung läsen und auch die Anzeigen läsen (!), bringt das die Absurdität der Debatte ganz gut auf den Punkt.

    Gerettet werden soll offenbar das Veröffentlichen auf Papier. Nicht der Qualitätsjournalismus. Das ist gaga, und bislang hat das niemand so schön demonstriert wie Volker Nickel.

    („Suchmaschinenfreundlich wiederholt“??)

  41. Mal im Ernst: In Zeitungen geschriebene Ferkeleien sind doch wohl nicht wirklich gefährlich. Unter 10 Jahren liest sie keiner – über 10 Jahren ist nicht mehr viel zu verderben.

  42. @Cornelius: Also, es tut mir leid, aber ich sehe immer noch keinen „erheblichen Missstand“. Ohne die Boulevard-Zeitungen zu sehr ehren zu wollen: Aber immerhin fahren sie mit Sex/Huren/Puff-Geschichten ihre eigenen Anzeigenkunden an. Mich würde mal interessieren, ob die Zapp-Leute sich genauso über die ebenso fragwürdigen Methoden ihrer eigenen GEZ-Eintreiber aufregen würden. Oder es schon getan haben. Falls ja, ziehe ich meine Kritik an der Scheinheiligkeit der Öff-Rechtl. zurück. Nach zehn Medien-Jahren habe ich festgestellt, das Bigottrerie leider einer der vielen Geschäftsgrundlagen ist. Und wie man daraus Kapital schlägt, hat Zapp ja in der gleichen Sendung gezeigt: Nämlich, wie die NPD mit Hilfe ihres schlechten Rufs (=Empörung =Schlagzeilen =Auflage) Immobilienpreise in die Höhe treibt.

  43. Lest doch bitte alle nochmal @59 – da wird noch mal erklärt, worum’s bei „Hauptsache, es ist auf Papier“ geht. …und das sind nicht irgendwelche seltsamen Wörter.

  44. Habe mal in nem linguistischen Aufsatz gelesen (das mag jetzt stimmen oder nicht), dass Sex von allen tabuisierten Wortfeldern die meisten Euphemismen anzieht, so dass dann eben solche metaphorischen Umschreibungen wie ‚begehbar‘ rauskommen. Ist aber doch im Grunde fast die unobszönste Art, das auszudrücken, was ausgedrückt werden soll, oder? Ob Kinder detailliert über Alternativverwendungen der menschlichen Hauptkörperöffnungen wirklich aufgeklärt sein müssen ist eine andere Frage, aber meint ihr, ein Achtjähriger denkt bei ‚dreilochbegehbar‘ an Analsex?

  45. „Die Menschen haben zwei Arten von Moral: Eine, die sie predigen aber niemals leben und eine andere die sie leben aber niemals predigen würden!“

    Die Medien als solches geben sich doch die Klinke in die Hand wenn es um Moral und ihre Verdopplung geht. Ob nun die auf Streberniveau getrimmte Abendsülzerei bei Johannes B. Kerner, ob Zeitungsberichte oder andere Formate: Es wird doppelmoralisiert, was das Zeug hält. Da berichtet Pro7 über die Verdorbenheit der Jugend, die Gefahren des Alkohols und in den Werbepausen gibts Empfehlungen alkoholischer Getränke. Da zeigen 20 Sender auf irgendeinen Star der keinen Schlüpper trägt, der 21te Sender rümpft die Nase, zeigt das Bild mit ohne Schlüpper und fragt sich, ob man nichts wichtigeres senden könnte.

    Da sitzen die Vorstände deutscher Verlage in Gremien für den Schutz der Jugend, während in ihren Zeitungen munter die Dreilochstuten und Blasakrobatinnen inserieren. Das war so, das ist so, das wird immer so sein. Ganz besonders interessantes Beispiel: Man möge sich einmal viel Zeit nehmen und die Zusammenhänge vom „Heissen Draht“ (dhd24) bis ins letzte Detail auf Geschäftsführerebene zerdröseln – ein wahrer Schatz voll funkelnder Doppelmoral. In diesem Sinne…

    …Waidmannsheil oder so.

  46. Im Internet-Zeitalter ist dieser Zapp-Beitrag einfach obsolet, da im Web ca. 50 mal mehr Sex-Anzeigen geschaltet werden als auf gedrucktem Papier. Das ändert natürlich nichts an der seltsamen Aussage von Herrn Nickel und an der grundsätzlichen Doppelmoral der Verlage.

  47. Was gibt es hier zu meckern?

    Die Zeitungen, das TV, das Radio usw. bedienen sowohl die einen als auch die anderen zahlenden Leser, Hörer oder Zuschauer, die jeder für sich unterschiedliche Prioritäten setzen und jede will bedient werden.

    Hier wird die Doppelmoral von Medien kritisiert und widmet sich wohl anschließen den neuesten Ego-Shooter, zieht sich nen Porno rein oder leert erst mal seine täglichen Ration Bier.

  48. @ 62 (Butzemann): Sie haben Ihren Standpunkt. Ich einen anderen … OK! Lassen wir es dabei …

    @ 65 (Darian van Dark): „Das war so, das ist so, das wird immer so sein.“ Lieber Darian, es wird nicht so bleiben. Vieles wird nicht so bleiben (können). Sie werden es noch erleben. Hoffe ich doch …

  49. „dreilochbegehbar“?

    Liebe Güte, was für Wortschöpfungen… bei „Dreiloch“ hatte ich in meiner Unschuld ja zuerst spontan an Bowlingkugeln gedacht.

  50. @ 69 (Muffin): Das erklärt vermutlich dann auch, dass unter konservativeren Menschen eher Kegeln als Bowling beliebt ist? Ui, jetzt sinkt das Niveau aber :-D

  51. ‚dreilochbegehbar‘ gibt es auch auf cd. eventuell ein fake vom ‚teppichluder‘, die damals mit dem bohlen, liegt ja auf der hand.

  52. Ohne jetzt jeden einzelnen Kommentar gelesen zu haben – hat sich schon jemand mal Gedanken darüber gemacht, was das für ein Wicht sein muss, der solche Löcher ‚begehen‘ kann?

  53. @ 68 (Cornelius):

    Ich befinde mich in einem Lebensalter, das hoffentlich noch viele Möglichkeiten der erlebten Veränderungen bietet. Dennoch sei Ihnen gesagt: Wenn`s ums Poppen geht, sprechen wir vom ältesten Gewerbe der Welt… und gemessen am Alter der Welt bin ich nichts weiter als ein Staubkorn im Weltall. Solange für Sex immer noch das meiste Geld ausgegeben wird (wie schlecht es einer Gesellschaft auch immer gehen mag), solange wird damit auch in allen erdenklichen Bereichen Kohle gemacht.

    Ihr Wunschdenken in Ehren, aber ich behaupte: Es bleibt beim Wünschen. Sollte es dennoch anders kommen: Ich werde im hoffentlich hohen Alter in meinem Schaukelstuhl sitzen, einen Porno mit züchtig angezogenen Jungfrauen schauen, anschließend in der Zeitung die gesittete Witwe im reifen Alter mit Niveau und Anspruch suchen und mich den Rest meiner greisen Tage freuen…

    Hochachtungsvoll: Darian van Dark

  54. Wenn man schon in „Punkto Jugendschutz“ abfragt, sollte der Frager erst mal die Jugendlichen selbst fragen, vor was sie denn gerne so geschützt werden wollen.

    Wie viel Prozent werden wohl antworten: „Vor Sex-Anzeigen in Boulevardzeitungen mit verlogenem Geschäftsgebaren.“

  55. Was ist wohl jugendgefährdender? Eine ggf. als „anstößig“ empfundene Formulierung, die entweder mangels Interesse kaum ein Kind liest, oder, bei Interesse, wohl eh nichts „verdirbt“, oder die Verlogenheit/Bigotterie, die die Erwachsenen im Allgemeinen und die BILD-Zeitung im Besonderen bei sexuellen Themen an den Tag legen?

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