Callactive: Kleiner Realitätscheck

Ich habe mit Callactive-Geschäftsführer Stephan Mayerbacher auch deshalb ein Interview geführt, weil ich gespannt war, was für Antworten jemand gibt, der so offensichtlich sein Geld damit verdient, andere Leute in die Irre zu führen. Außerdem hilft es, wenn man den Hütchenspieler-Alltag, den man täglich im Fernsehen verfolgen kann, nicht nur mit dem eigenen Rechtsempfinden, sondern auch mit den Aussagen der Verantwortlichen kontrastieren kann.

Ich habe Mayerbacher zum Beispiel gefragt, ob er sich erklären kann, warum seine Moderatoren immer wieder zu glauben scheinen, die Sendung sei deutlich vor der angegebenen Sendezeit zuende — was nicht ganz unwesentlich ist, weil der regelmäßige Zuschauer irgendwann ahnt, dass es vermutlich erst am Ende der Sendung einen Gewinner geben wird, und vielleicht nicht früher anruft. Mayerbacher antwortete mir: „Dies konnten wir so noch nicht feststellen.“

Gerade eben, um 23.52 Uhr, sagte die diensthabende „Quiz Zone“-Moderatorin den Satz: „Unsere offizielle Sendezeit ist um 12 Uhr zuende.“ Ach? Die „Quiz Zone“ endet sowohl offiziell als auch tatsächlich erst einige Minuten nach Mitternacht.

Sekunden später, also immer noch über zehn Minuten vor Ende der Sendung, scheint bei einer Gewinnsumme von 5000 Euro ein Anrufer in die Sendung durchgestellt zu werden. Um diese Zeit und zu diesem Preis gewinnt ungefähr nie jemand in der „Quiz Zone“. Jeder, der die Sendung häufiger guckt, würde deshalb größere Summen darauf verwetten, dass kein Anrufer mit der richtigen Antwort am Telefon sein wird. Und tatsächlich: Es ist niemand in der Leitung. Man bekommt als regelmäßiger „Quiz Zone“-Zuschauer fast zwangsläufig den Verdacht, dass diese Anrufe nicht echt sind und nur dazu dienen, die Illusion aufrecht zu erhalten, man habe auch um diese Zeit eine Chance durchzukommen. Aber das wäre ja Betrug, und Stephan Mayerbacher, der ein ehrenwerter Mann ist, droht jedem mit einer Abmahnung, der behauptet, es handle sich um Betrug.

Auf meine Frage, warum Callactive regelmäßig die hohen Gewinnsummen, mit denen über lange Zeit zum Anrufen verführt wird, reduziert, bevor ein Gewinner durchgestellt wird, erweckte Mayerbacher den Eindruck, Callactive reduziere den Preis nur, wenn auch die Aufgabe leichter wurde. Am heutigen Abend reduzierte Callactive die Gewinnsumme von 5000 über 3000 auf 1000 Euro, ohne dass sich am Schwierigkeitsgrad der Aufgabe oder dem Spielmodus irgendetwas verändert hatte.

23.57 Uhr. Die Moderatorin sagt, „Ich muss jetzt hier gleich raus. Denn die Sendung ist zuende. Offizielle Sendezeit ist um 12 Uhr vorbei.“

0.02 Uhr, immer noch kein Gewinner. Die Moderatorin sagt: „Eigentlich habe ich mittlerweile Feierabend. Um 12 Uhr ist die offizielle Sendezeit vorbei.“

Und Mayerbacher schreibt mir: „Wir halten alle Regeln [der Landesmedienanstalten] ein. Alle Mitarbeiter und Moderatoren kennen die Regeln und erhalten regelmäßige Schulungen. Die Sendungen und unsere internen Standards unterliegen einer strengen Prüfung.“ Jetzt wüsste ich gerne, ob er dabei gelacht hat.

21 Replies to “Callactive: Kleiner Realitätscheck”

  1. Mich persönlich würde einmal interessieren, wie lange es dauert, bis einmal eine (ehemalige) Mitarbeiterin, die sich bei einem der Call-in-Formate vor der Kamera verkaufte, redet. Oder, wenn dem denn so ist, einer der vermeintlich dummen Anrufer. Würde das nicht Licht ins Dunkle bringen?
    Es wäre möglich, dass den genannten Personengruppen Schweigegeld gezahlt wird.

  2. Ich habe die Überschrift folgendermaßen gelesen: „Callactive: Kleiner Realitätsschreck“.
    Zufall? Solange die mit ihren Formaten Geld verdienen wollen, wird sich an den Machenschaften nichts ändern. Ich frage mich, was die vorher gemacht haben.

  3. Ich halt mich da jetzt mal raus, denn ich war und bin leider nicht „abmahnresistent“. Ich bin mit meinem Forum nur ein sturer, querolanter, „grüner Gnom“ – der dem ganzen Format unangenehm im Nacken sitzt.

  4. @stefan mit f…die grünen gnome sind noch nicht in die rote liste der schützenswerten lebewesn aufgenommen, stattdessen stehen sie auf der abschussliste bekannter call-tv-produzenten…bis jetzt konnte das forum aber den geschossen ausweichen, es ist aber nur eine frage der zeit, bis härtere geschütze aufgefahren werden….so, um das phrasenschwein komplett zu füllen noch die redewendung mit kanonen auf spatzen schiessen….alte ingenieursregel…viel hilft viel….:-))

    gruß
    der friese

  5. Natürlich wird in jeder Sendung reduziert. Natürlich kommt in jeder Sendung ein Anrufer einige Sekunden vor Schluss durch und hat – weit überwiegend – die richtige Lösung. Das, was mehr als die Hälfte der Anrufer stundenlang nicht schafft, klappt am Sendeende bestens. 15 „offene Leitungen“ können kaum Anrufer durchstellen (wenn es um mehr geht als 200 Euro), der von den Moderatorinnen als „böse“ bezeichnete Hotbutton kann das in weniger als 45 Sekunden. Da wundert sich noch jemand, dass sich jemand wundert?

  6. @4: Ich meine Alida von 9live hat mal in nem Interview angedeutet, dass die Moderatoren zu Ihrem Grundgehalt eine Provision für Anrufe bekommen. Falls also ein von oben angeordneter Betrug bestuende, wuerden Sich die „Spielleiter“, vermutlich auch rechtlich, ins eigene Fleisch schneiden, daher glaube ich nicht an eine große Enthuellung.

  7. @hannes
    Nein, die bekommen kein Schweigegeld. Aber deren Arbeitsvertrag enthält eine Schweigeklausel, die auch zeitlich weit über das Arbeitsverhältnis Bestand hat.

    Die Frage, ob Herr Mayerbacher bei der Beantwortung der Frage gelacht hat, habe ich mir gestern auch gestellt. Aber im Grunde werden solche Fragen aus dem effeff so präzise überzeugt beantwortet, dass ich fürchte, die Jungs& Mädels hinter den Kulissen glauben das wirklich, was sie da von sich geben. Andererseits wären sie ja talentierte Schauspieler – und würden dann wohl lieber auf einer anderen Bühne stehen – oder aber deren Auftreten ließe mich über deren Geisteszustand sorgen. Das meine ich nicht beleidigend, sondern wirklich besorgt, weil man so eine Doppelmeinung nicht ewig lange ohne Schaden am eigenen Ich leben kann.

  8. ERschreckender Weise gibts diesen Schrott jetzt auch im Radio. Gestern abend um 23.00 auf Radio21. Ich habe immer mal reingezappt und über 30min gabs die eine „schwierige“ Frage, wie oft man von einem 10m Seil 2m abschneiden könne. Über 30min kam alle 5-10min eine falsche antwort, dann legte wer auf, dann kam wieder keiner durch. Immer nervte der Moderator und überhaupt. Das war wirklich erschreckend.

  9. Bei dieser Sendung handelt es sich um betrug. Denn dieser Herr Stephan, sagte mehrmals, wer die „Glücksleitung trifft, wird ins Studio durchgestellt. Hmm Ich habe 17 mal die Leitung getroffen, aber wurde nie durchgestellt. In den mitmachregeln habe ich auch nix davon gefunden, dass ich nicht durchgestellt wurde. Vor kurzem hatten wir mit paar leuten ein test gemacht. Eine Stunde vor Sendeschluss wurde komischerweise keine leitung mehr getroffen. Und genau 3:03 Uhr kommt irgendeiner durch und Gewinnt dann. Ich möchte euch mal bitten, dass ihr mal die Sendung aufnehmt und denn mal bitte die Stimmen vergleicht, wer zum Schluss denn gewinnt. Komischerweise haben die stimmen immer eine gewisse ähnlichkeit mit denen die paar Tagte vorher gewonnen haben.

  10. Im übrigen hatte ich schonmal das Vergnügen mit den Herren, da wollten die meine Telefonnummer um den vorfall zu Überprüfen. Nach 2 Wochen schrieb ich dort wieder eine Email um den Stand der Dinge zu erfragen. Drei tage Später, kam denn eine Email wo mir Verboten wurde, das Vorgehen als Betrug zu Bezeichnen. Ich selbst hatte meinem Anwalt gefragt ob ich mich damit in Gefahr bringe, wenn ich das Wort „Betrug“ verwende. Solange ich aufgrund von tatsachen es so schildere, dass ich den „Verdacht des Betruges“ habe ist es OK. Inzwischen habe jede menge Protokolle gesammelt. Die Telefonkosten dazu brauchte ich dank wiederspruch nicht bezahlen, da meine Erklärung dazu mehr als eindeutig ist. Gegen den Betreiber des Senders habe ich kürzlich eine Strafanzeige wegen dem Verdacht des Betruges erstattet. Den Behörden habe ich Telefonmitschnitte, eine Aufzeichnung der Sendung und das Protokoll der Telefonanlage übergeben. Denn vor kurzen sind die wirklich zu weit gegangen. Denn wenn am Tv gesagt wird, wer die Leitun x,y und Z Trifft kommt ins Studio. Aber wenn man die Leitung getroffen hatte, kam was vom Hot-Button, obwohl nie davon die rede war, denn ist das mehr als eindeutig betrug und arglistige Täuschung. Das kann man mit dem Verbotenen „Hütchenspiel“ gleichstellen. Und die Beweise sind mehr als eindeutig. Wer sich selbst davon überzeugen möchte kann mich gerne anschreiben webmaster@softair-rostock.org

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