Über Bauklötze staunen

Am Wochenende war ich in der Jury der Steinerei, einem Wettbewerb für Brickfilme. Brickfilme sind (das weiß ich auch noch nicht so lange) kurze Filme mit Lego-Steinen, die mit Stop-Motion animiert werden.

Aber wenn man das so technisch formuliert, wird man den Schätzen, die man in dieser Welt findet, der Virtuosität, dem Wahnsinn, der rührenden Naivität, dem Anspielungsreichtum und dem Humor — überhaupt: der Vielfalt dieser Filme nicht gerecht. Nicht, dass da nicht auch fröhlich vor sich hindilettiert wird, aber es sind auch echte Kunstwerke dabei, und die Leidenschaft, mit der die meist jungen Filmemacher ans Werk gehen, sich wochen- und monatelang für ein paar Minuten Trickfilm verausgaben und sich über die neuesten Tricks austauschen, ist ansteckend.

Im vergangenen Jahr gewann Mirko Horstmann mit „Der Fischer und seine Frau“ sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis — ein wunderbarer kleiner Film mit merkwürdigem, sprödem, irgendwie selbstironischem Humor.

In diesem Jahr hieß das Thema „Geflügelte Worte“ und den Jury-Preis gewann schon wieder Mirko Horstmann. Diesmal mit dem Beitrag „Der Künstler“

…mit noch leiserem Humor (unbedingt auf die kleinen „Hms“ achten!), aber voller liebevoller Details, ein Film, der schlicht daherkommt und trotzdem erstaunlich anrührend ist. (Bislang leider nur im ogg-Format online; ein passender Player kann hier heruntergeladen werden).

Das Publikum wählte einen virtuoses Musik-Video zum Sieger, das eindringlich vor den Gefahren des, äh, falschen Drogenkonsum warnt: „Haschisch Kakalake“ von nichtgedreht.

Sehenswert sind meiner Meinung nach vor allem noch „Stonetime“ von brick-potter.de, den man auf der großen Leinwand als Ausstattungsfilm bezeichnen würde…

…das irgendwie gesellschaftskritische Musikvideo „Standard und Durchschnitt“ von Zetta…

…und „Was wäre wenn“ [ogg] von Holgor, eine Art „Lola rennt“ als Brickfilm, das meiner Meinung unbedingt nach einen Preis verdient hätte — wenn es halb so lang gewesen wäre.

Mehr über deutsche Brickfilme findet man im Brickboard-Forum. Der Szene täte aber sicher eine zentrale Internet-Seite gut, in der man nicht nur miteinander diskutiert, sondern die besten Filme und aktuelle Nachrichten leicht zugänglich für ein größeres Publikum präsentiert.

11 Replies to “Über Bauklötze staunen”

  1. Sowas ist für mich wahre Kunst, liebevoll und intelligent gemacht. Nich so ein Schrott wie auf der Documenta, die uns ja bald wieder heimsucht…

  2. Es gibt doch schon seit millionen Jahren brickfilms.com :)

    Aber schön, dass es auch in Deutschland eine Brick-Fan-Gemeinde gibt.

    Ich frage mich aber, warum jemand in der Jury sitzt, der „noch nicht so lange“ Brickfilme kennt.

    MfG Alexa (die vor 10 Jahren mal einen „Hiphop-Legomännchen stehen um brennende Mülltone“-Brickfilm gedreht hat)

  3. „Ich frage mich aber, warum jemand in der Jury sitzt, der „noch nicht so lange” Brickfilme kennt.“

    Vielleicht wollte man gerade die Jury mischen (Insider und Outsider). Zum einen bekommt man so eine bunter gemischte Wertung und zum zweiten öffnet sich die Szene so auch anderen, neuen Gruppen – inklusive Werbung wie dieser.

  4. […] Sein Erfolgsrezept: Medien kritisieren, stets dran bleiben, auch mal Themen herausnehmen, die skandalträchtig sind. “Kurz korrigiert” heißt das in der Niggemeier-Sprache, der “Nachtrag, UHRZEIT” ist ebenfalls ein Markenzeichen des Medienjournalisten. Kurz: Stefan Niggemeier hat die Zeichen der Zeit erkannt, sahnt einen Preis nach dem anderen ab, sitzt plötzlich in jeder Jury – kürzlich bewertete er Brickfilme, von denen er zuvor nie etwas gehört hatte. […]

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