Harald Schmidts unerträgliche Langeweile

Die alten Reflexe funktionieren noch. Ungefähr einmal im Jahr macht der „Spiegel“ ein großes Interview im Harald Schmidt, und alle tun so, als müsse irgendetwas Großes drinstehen. Dabei ist das einzige Neue, das Schmidt auf rund drei Seiten sagt: Er sehe sich gegenüber seinem zukünftigen Showpartner Oliver Pocher in der Rolle des Sidekick und nicht umgekehrt.

Schon „Spiegel Online“ ist beim Versuch, aus dem Interview eine Nachricht zu machen, gescheitert und verdreht die Aussage Schmidts, eine tägliche Late-Night, wie er sie früher bei Sat.1 gemacht hat, ruiniere das Privatleben, zu einem Statement, das sich auf seine aktuelle ARD-Show zu beziehen scheint. Die Hilflosigkeit gipfelt in dem Einstiegssatz: „Der Rückzug von Harald Schmidt hat Programm.“

Andere haben sich die fehlende News kurzerhand selbst erfunden. Bei vanityfair.de haben sie in die Vorabmeldung des „Spiegel“ hineinhalluziniert, Schmidt ziehe sich „aus dem Abendgeschäft zurück“ und werde seine Show aufgeben. Schmidt sagt nichts dergleichen.

Diese leicht hysterische Bedeutungshuberei wird Schmidt gefallen. Dem „Spiegel“ sagte er:

„Ich brauche all diese Reaktionen. Ich brauche sie wie ein Junkie die Spritze.“

Andere hätten vielleicht einfach von „Freude“ gesprochen. Aber Freude ist ein Konzept, das nicht zu Schmidt passt. Freude ist unironisch, undistanziert, unmittelbar. Die Blöße gibt er sich nicht. Vielleicht kann er das auch einfach nicht.

Schmidt wirkt inzwischen wie einer der freudlosesten Menschen überhaupt. Und einer der gelangweiltesten. Gelangweilt von der Welt. Und gelangweilt von sich selbst. Harald Schmidt langweilt inzwischen sicher viele Menschen, mich eingeschlossen, aber niemanden langweilt er annähernd so sehr wie sich selbst. Er ist wie ein hochbegabtes Kind, das nicht auf die Elite-Schule gehen darf und an der ständigen Unterforderung leidet. Nur dass für das Genie von Harald Schmidt nicht nur die Schule, sondern die ganze Welt eine Unterforderung ist.

Schon 1996, als seine Sat.1-Late-Night-Show noch neu war und von der Kritik verrissen wurde, sagte er dem „Spiegel“ auf die Frage, wie er seine Zukunft sehe:

Was der Feind nicht weiß, ist: Diese enormen Prügel, die ich kriege, das ist genau das, was mich 200prozentig motiviert. Mein größerer Feind ist die Langeweile, und die würde ich schnell empfinden, wenn sich meine Sendung sofort etabliert hätte.

2001, als er kurz vor der Heiligsprechung stand, fragte ihn der „Spiegel“, ob er überhaupt noch Feinde habe. Schmidt antwortete:

Das Problem ist: Ich bin in der Cocooning-Phase. Ich lebe zurückgezogen und lasse mich treiben. Bob Dylan wird auch nicht mehr gefragt, wie viele Platten er verkauft oder warum er das alles macht. Er ist einfach nur auf einer nie endenden Tournee. Ich mache es eigentlich gegen die Langeweile.

Das hat man vermutlich damals als Ironie genommen. (Obwohl Schmidt im Jahr zuvor, ebenfalls im „Spiegel“, bereits unter größter Anteilnahme der Feuilletons das „Ende der Ironie“ ausgerufen hatte – ohne dass sich jemals endgültig klären ließ, ob das nicht ironisch gemeint war.)

Im aktuellen „Spiegel“-Interview kommt es an einer Stelle zu folgendem Dialog:

SPIEGEL: Wie ist das, wenn Ihnen vor Studiopublikum ein Gag verreckt?
Schmidt: Wenig überraschend. Ich weiß es ja vorher.

In diesen paar Sätzen steckt für mich das ganze Elend Harald Schmidts. Nichts überrascht ihn. Er weiß es alles vorher. Aber er sieht auch keinen Anlass, dieses Wissen zu nutzen; den Gag zu ändern, besser zu machen, wegzulassen — irgendwie dafür zu sorgen, dass das Publikum lacht. Den Ehrgeiz hat er schon lang nicht mehr; es wäre auch eine völlig unnötige Verausgabung. Denn Schmidt kann es sich erlauben, dass seine Gags vor dem Publikum verrecken. Man vergibt es ihm nicht nur; man bewundert ihn auch dafür.

Viele Kritiker schaffen es, alles, was Schmidt macht, als Zeichen seiner Klasse zu deuten. Er hat Erfolg? Kein Wunder: Schmidt kann’s! Keiner guckt ihn? Ja, sein Humor ist so fein, den verstehen die Massen nicht. Er strengt sich an? Grandios! Er gibt sich keine Mühe? Toll, der Teufelskerl, was der sich rausnimmt!

Und wenn sich doch irgendwann nur noch schwer verleugnen lässt, dass seine Sendung schlecht ist, und zwar auf eine Art schlecht, die nicht auf irgendeine ironische Art schon wieder genial gut ist, dann liegt es nicht an Schmidt, sondern entweder an der Sendung, die einfach nicht oft genug läuft, oder im Zweifelsfall mindestens an der Großen Koalition und der Welt insgesamt, die für ein Genie wie Harald Schmidt inzwischen einfach zu klein und zu berechenbar geworden sind.

Vielleicht kann man Schmidt gar nicht vorwerfen, dass er keinen Ehrgeiz hat und kein Interesse an irgendwas. Vielleicht ist das nur eine logische Konsequenz, wenn man jahrelang öffentlich für jedes Scheitern genauso bejubelt wurde wie für jedes Gelingen, für jeden Versuch ebenso wie jeden Nicht-Versuch. Ich habe zum Beispiel bis heute nicht verstanden, warum Schmidt so dafür gelobt wurde, dass er nach dem 11. September 2001 seine Sendung zwei Wochen lang ausfallen ließ, und danach einfach zur Tagesordnung überging. Das war keine Heldentat, sondern eine Kapitulation. Schmidt hat sich nicht getraut. Das kann man ihm nicht vorwerfen. Aber muss man ihn dafür noch preisen? (Dies ist übrigens der Anfang der ersten „Daily Show“ mit Jon Stewart nach dem 11. September. Vermutlich hätte Schmidt nur Verachtung dafür übrig.)

Nachdem Schmidt im vergangenen Jahr den Bambi moderierte, schrieb „Bild“-Kolumnist Franz Josef Wagner an Harald Schmidt: „Weil Sie sich langweilen, werden Sie ein Langweiler.“ Und nur weil Wagner es schreibt, muss es ja nicht falsch sein.

Ich habe das damals schon für die „FAZ“ aufgeschrieben, und nun kann man natürlich fragen, wie absurd das denn ist: Schon wieder so viele Worte zu verlieren über jemanden, der doch angeblich nur langweilig ist.

Aber am Freitag zeigte der WDR eine Sendung zum 70. Geburtstag von Herbert Feuerstein, in der sich Schmidt und Feuerstein bei einem Abendessen unterhalten. Es war über weite Strecken eine langweilige Sendung, nicht zuletzt, weil sich Schmidt für nichts interessierte, schon gar nicht für Feuerstein, aber Feuerstein interessierte sich für Schmidt. Und in zwei Szenen hatte ich das Gefühl, dass die beiden nicht nur ihre üblichen Rollen spielten, sondern kurzzeitig die Masken fielen und es zu einem echten, ehrlichen Dialog kam.

Feuerstein: Hast du nicht Bedürfnisse, die du Lust hast, jetzt, wo du älter wirst, auszuleben?

Schmidt: Was soll das sein? Was sollte das sein?

Feuerstein: Das musst du doch haben. Du hast deine Bach-Wurzeln, du hast Deine Orgel-Wurzeln, du hast diese ganzen Geschichten. Soviel Erfolg auf der Welt kann man ja gar nicht haben, dass man nicht irgendwas anders braucht, wohin man die Fühler ausstrecken mag.

Schmidt: Aber wohin? Wohin? Es endet ja in Dilettantismus.

Feuerstein: Alles endet in Dilettantismus.

Schmidt: Ja, nicht alles.

Feuerstein: Mein Leitmotiv ist nur die Neugier. Würde ich eine Sache immer konsequent weitermachen, hätte ich jetzt den Nobelpreis in dieser eienen Sache. Aber das hat mich nie interessiert. Ich wollte immer irgendwas Neues, was anderes…

Schmidt: Aber was soll ich machen? Soll ich, soll ich Bach-Orgelkonzerte geben? Oder, äh – malen?

Feuerstein: Ich frag dich ja nur, ob Du nicht ein Bedürfnis hast. Das weiß ich ja nicht.

Schmidt: Nein.

Feuerstein: Du hast es nicht.

Schmidt: Ich habe Theater gespielt und gemerkt, es reicht bis zum gewissen Punkt, sehr früh, Feierabend. Soll ich versuchen, einen Roman zu schreiben?

Feuerstein: Du bist doch nicht am Ende angelangt. Du musst doch weitermachen.

Schmidt: Nein, aber man steht so auf, man trinkt’n Kaffee, geht’n bisschen einkaufen, schaut ein bisschen aus dem Haus.

Wie gesagt: Man muss sich diese Stelle nicht Form eines lustigen Schlagabtausches, der üblichen Frotzelei zwischen den beiden vorstellen. Sondern mit einem großen, ratlosen, leeren Gesicht Schmidts. Später nahm Feuerstein den Faden noch einmal auf:

Feuerstein: Ich hab öfter gedacht, du hörst auf. Weil du eigentlich die Sachen erreicht hast. Was motiviert dich, weiterzumachen?

Schmidt: Gegen die Langeweile.

Feuerstein: Also, deine jetzt, nicht der anderen.

Schmidt: Ja, klar, wessen sonst?

Feuerstein: Ich weiß es nicht. Es klingt wahnsinnig glaubwürdig, wenn du es so sagst.

Schmidt: „Die Wolllust der Disziplin“. Deine Worte.

Feuerstein: Ja, aber das ist was anderes. Die Wolllust der Disziplin, die zwingt mich zum Machen. Die Neugier erfüllen…

Schmidt: Das ist bei mir genauso.

Feuerstein: Ja, aber das ist nicht Langeweile. Ach so, wenn Du Langeweile definierst als: „Was soll ich denn sonst tun?“ Kannst du nichts anderes?

Schmidt: schüttelt ernsthaft den Kopf.

Feuerstein: Hm. Ich wahrscheinlich auch nicht, aber ich denk mir, ich könnt‘.

Schmidt: Aber Du machst doch auch wahnsinnig viel!

Feuerstein: Ich mach sehr viel…

Schmidt: Aber da kannst Du doch nicht im Ernst neugierig drauf sein.

Feuerstein: Du wirst lachen: Doch.

Schmidt: Wirklich.

Feuerstein: Ja: Kann ich das, wie stell ich mich dazu…? Es ist die Herausforderung. Dass man sich immer wieder so ’n bisschen rausfordert, was zu probieren, woran man ja eh scheitert…

Nein, Schmidt versteht das nicht. Er ist 49 Jahre alt, aber alles, was er kann, hat er gemacht, und alles, was er vielleicht nicht kann, traut er sich nicht oder es interessiert ihn nicht. Er ist satt und leer.

Über Pocher sagt er im aktuellen „Spiegel“:

Schmidt: Er ist jedenfalls einer, der mit hundert Ideen kommt.

SPIEGEL: Neuen?

Schmidt: Natürlich nicht. Alles war schon mal da und wurde im Zweifel auch von mir erfolgreich versendet. Aber er hat diesen Elan … das gefällt mir.

Was für eine tragische Figur.

97 Replies to “Harald Schmidts unerträgliche Langeweile”

  1. ich finde auch, dass er eine tragische figur ist. dazu passt: es gibt dieses interview mit ihm in der weltwoche, geführt von diesem sehr bekannten interviewer, dessen namen mir gerade nicht einfällt. ein gespräch, das ähnlich ernst war wie der knappe wortwechsel mit feuerstein, den Du zitierst. da sagt schmidt zum thema suizid: ja, das ist natürlich immer eine möglichkeit. (sinngemäß)

  2. nein, das geht mir zu weit. ich gucke ihn auch nicht mehr aber eine gewisse langeweile kann man ihm doch nicht verdenken. es ist wohl eher eine resignation vor dem, was ws uns die „fersehmacher“ heutzutage zum fraß vorwerfen. und er sieht hilflos zu.

  3. ich bin schmidt-fan seit schmidteinander, aber eines habe ich nie verstanden: diese schmidt-ist-ein-intellektueller ansicht. er kann schnell, schlagfertig und witzig sein, aber ein intellektueller ist er nicht. gerade in solchen interviews habe ich mir in dieser richtung von ihm immer mehr erwartet, als schließlich kam. auch diese focuskolummne ist in dieser hinsicht so richtig gewollt.
    es gab mal ein gespräch mit günter gaus (2000), wo man bei schmidt irgendwie das gefühl hatte, dass er vor der kraft eines (richtigen) intelektuellen (gaus) auf der hut war.
    was deutsche fernsehunterhaltung insgesamt angeht, ist er immer noch über dem durchschnitt.

  4. Danke für den anregenden Post. Direkt nachdem ich ihn gelesen hatte, habe ich Dir erst zugestimmt. Aber nach einigen Minuten des Nachdenkens glaube ich, dass der Inhalt etwas überzogen ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass Schmidt tragisch ist. Er ist zynisch und zudem will er sich nicht in die privaten und emotionalen Karten schauen lassen – so mein Eindruck. Was Schmidt im Fernsehen macht, das ist die Rolle „Harald Schmidt“. Zu dieser Rolle würde es nicht passen, Gefühle zu zeigen und sich öffentlich über Träume zu handeln. Es gehört aber zu der Rolle, zynisch-gelangweilt auf alles herabzublicken, was passiert.

    Ich finde den Post wirklich toll. Allerdings finde ich auch, dass Du überinterpretierst. Aber eine sehr nette Gedankenanregung.

  5. Da gibt es ein grundlegendes Mißverständnis: Nämlich, dass Schmidt ein Intellektueller ist. Schmidt ist in allererster Linie ein Schauspieler. Schmidt ist ein Kabarettist, der – im Gegensatz zu Leuten wie z.B. Hildebrandt, Zimmerschied etc. – seine Texte nicht selbst schreibt, sondern sich die Texte seiner Autoren auf brillanteste Weise aneignet und sie interpretiert, als wären es seine eigenen. Schmidt ist nicht der König der Medien-Intellektuellen, zu dem ihm die Medien in den letzten Jahren hinauf geschrieben haben. Schmidt spielt diesen Intellektuellen, offenbar mit aller Kosnequenz. Dass da mittlerweile eine gehörige Portion Abscheu,eventuell Selbst-Ekel mit hinein spielt, erscheint folgerichtig.

  6. Wenn die Tatsache, daß sich ein TV-Entertainer langweilt, einen der führenden Medienjournalisten zu einem ellenlangen Artikel, inkl. Zitat, motiviert, ja, sogar dazu, den Begriff „tragisch“ zu verwenden“, dann zeugt das von der „Bedeutung“ Schmidts.

    Vllt.(!) beruhte die Stärke von Harald Schmidt in den klitzkleinen Tabubrüchen – welche „Tabubrüche“ sollen denn heute noch möglich sein ?

    „Tragisch“ ist, daß man einem „Spaßmacher“ wie Schmidt eine Funktion zuweist, die er einfach nicht haben darf. :(

  7. ich wollt schon immer mal wissen, was man sich unter einem intellektuellen vorstellen kann. ernst mal. (ich mein natürlich nicht die wiki-definition. sondern wie harald schmidt sein müsste, damit er einer wäre. oder warum er keiner ist, aber dafür muss ich ja erstmal wissen, was einer ist.)

    ideen?

  8. Hier noch ein Link, der Vollständigkeit halber.
    Noch vor Jon Stewart ging nach dem 11. September 2001 als erster Late-Night-Talker David Letterman wieder auf Sendung. Alle anderen trauten sich erst danach wieder. Er war auch der Eindrucksvollste. Entertainment Weekly widmete ihm anschließend eine Coverstory: „In Dave We Trust – Letterman sets the pace in a new world of Entertainment“.

    http://www.youtube.com/watch?v=As6fZtz5oC4

    Letterman moderiert seine Show seit jetzt 25 Jahren und hat nicht nur immer noch Lust darauf hat, sondern kann es auch immer noch.

  9. @dermakler: Ich finde ihn eher menschlich tragisch. Dieses Bekenntnis, kein Bedürfnis zu haben, etwas Neues auszuprobieren. Die fehlende Neugier. Und ununterbrochen muss er sagen, dass er alles schon kennt und weiß und erlebt hat. Und dass Pocher natürlich auch nichts Neues machen kann, sondern nur das, was er, Schmidt, schon gemacht hat. Nur dessen Elan, den bewundert er, kein Wunder, der ist ihm, falls er ihn je hatte, völlig abhanden gekommen.

    Und falls der Schmidt, der da mit Feuerstein sprach, der echte Schmidt war und nicht nur eine Kunstfigur, tut er mir wirklich leid.

  10. wenn ich in die geschichte schaue, dann scheint die kapitulation jedoch so ein schwerer schritt zu sein, dass der vergleich mit dem walnussknacken doch recht hinkt. weiterzumachen wie bisher scheint der leichte weg zu sein. bis zum ende kämpfen geht von alleine.
    zu kapitulieren ist jedoch der moment der einsicht und die wahre heldentat.

  11. ==Vielleicht kann man Schmidt gar nicht vorwerfen, dass er keinen Ehrgeiz hat und kein Interesse an irgendwas. Vielleicht ist das nur eine logische Konsequenz, wenn man jahrelang öffentlich für jedes Scheitern genauso bejubelt wurde wie für jedes Gelingen, für jeden Versuch ebenso wie jeden Nicht-Versuch.==

    Stefan: Er wurde aber anfangs und auch später ebenso immer wieder verrissen. Sobald sich einige Feuilletonisten darauf verständigt hatten, Harald Schmidt habe nun gottgleichen Status, fanden sich auch immer einige, die direkt das Gegenteil schrieben. Das Problem ist meines Erachtens nach nicht das viele Lob, das ihm zu Kopf gestiegen ist, sondern dass er nichts mehr auf die Meinung der Feuilletonisten gibt. Die Interviews bei den großen Blättern zelebriert er nur noch, weil sie seinen Status als A-Lister untermauern, wie auch bei seinen Werbespots die hohen Gagen. Anders als zur Zeit seiner Anfänge muss er sich nichts mehr beweisen und hat gemerkt, wie sehr auch alle anderen im Medienbetrieb (Macher, Berichterstatter usw.) nur mit Wasser kochen.

  12. Man kann ihn als tragische Gestalt auch nur dann einstufen, wenn man hohe Erwartungen hat, ihm etwas „besseres“ gönnt.
    Doch wenn ich Schmidt vergleiche mit, sagen wir, einem Bigbrother-Gewinner, der jetzt Lose auf dem Rummelplatz überteuert anpreist, dann kann ich an Schmidt nichts tragisches finden.
    „… nit resigniert, nur reichlich desillusioniert …“ (bap)

  13. Gut, Harald Schmidt hat eine Sinnkrise. Haben wir das nicht alle Mal, dass wir einfach ein wenig lustlos sind, weil die ständigen Alltags-Rituale einfach ihren Reiz verlieren? Andere würden gar sagen er hätte eine Midlife-Crisis. Was auch immern! Ob ihn das nun langweilig macht, mag sein, auf jeden Fall macht es ihn menschlicher.

  14. @21

    Schmidt hat seine Sinnkrise mindestens seit vier Jahren. Seine derzeitige Sendung, die in der ARD gesendet wird, ist meiner Meinuing nach mehr als überflüssig. Deshalb kann ich Stefans hervorragendem Artikel nur zustimmen. Bin eigentlich Schmidt-Fan der ersten Stunde (seit Schmidteinander und Psst), aber das, was dem Zuschauer (also die, die es sich noch antun) seit einigen Jahren so zugemutet wird, ist weniger als der Abglanz des Harald Schmidt aus Zeiten eines Schmidteinander und aus Zeiten der frühen Harald Schmidt Show. Adieu Harald, deine Zeit ist definitiv vorbei…

  15. […] ist es, Harald Schmidt und seine ennuyiente Art einzuschätzen. Ist er wirklich so gelangweilt, wie Stefan Niggemeier in seiner gewagten Diagnose (dessen Link der einzige Zweck dieses Eintrags ist) zu erkennen glaubt? Oder vertreibt er sich […]

  16. @Basti: Bingo, genau das denke ich auch. Das Problem mit Schmidt ist, dass er ganz einfach schlecht geworden ist. Und dass er so schlecht geworden ist, liegt meiner Meinung nach einfach nur daran, dass er keinerlei Motivation mehr hat, da er längst alles erreicht und ausgesorgt hat. Außerdem weiss er, dass er sich ohnehin alles erlauben kann, auch wenn es noch so schlecht ist, irgendein Kritiker wird sich schon finden, der ihn trotzdem in den Himmel lobt. Das ist eine ziemlich arrogante und unprofessionelle Haltung und eines wirklich großen Entertainers unwürdig. Man braucht sich nur mal seinen Gastauftritt bei „Dittsche“ vor etwa anderthalb Jahren anzusehen – einfach nur grottig. Der Mann war völlig unmotiviert und uninteressiert, aber was macht man nicht alles für schnelles Geld und Meidenpräsenz.

  17. Einfach nur :
    H U R Z !
    @19: „Witzischkeit kennt keine Grenzen“, usw.? Ja doch, Parallelen durchaus gegeben.
    Vielleicht könnte er ja als absolut neues Format eine Tanzshow bei der ARD moderieren?

  18. […] Harald Schmidts unerträgliche Langeweile (stefan-niggemeier.de)Die alten Reflexe funktionieren noch. Ungefähr einmal im Jahr macht der „Spiegel” ein großes Interview mit Harald Schmidt, und alle tun so, als müsse irgendetwas Großes drinstehen. Dabei ist das einzige Neue, das Schmidt auf rund drei Seiten sagt: Er sehe sich gegenüber seinem zukünftigen Showpartner Oliver Pocher in der Rolle des Sidekick und nicht umgekehrt. […]

  19. Ich finde Schmidt immer noch spannender als den restlichen hysterischen Crap, der einem als „Unterhaltung“ verkauft wird.

  20. Eindeutiger als das geschriebene Wort ist ja der persönliche Eindruck. Ich war einer von ca 1000 Studenten die sich dieses Interview live in der Aula der Universität Bonn angucken durften und da wirkte es definitiv nicht in so einer „angekommenen“ Art artikuliert wie es im Spiegel und hier ankommen mag, im Gegenteil: Schmidt hat durchaus noch Dinge vor, er äußerte sich darüber wie gerne er Theater spielt, er erzählte sehr lebhaft von seiner Motivation bei Traumschiff und Unser Charly mitzuspielen, gab dabei sogar seichte Einblicke in sein Privatleben und wirkte absolut nicht so, als wäre er in irgendeiner Art und Weise unlustig (im Doppelsinn) geworden. Und im Gegenteil zu einem späteren Punkt des Eintrags: Schmidt lebt nicht nur für die ablehnenden Reaktionen, sondern auch für den Lacher. Dass er den in seiner Sendung manchmal nicht bekommt begründete er nicht mit fehlender Motivation den ihm schon schwanenden Rohrkrepierer zu verbessern sondern einfach mit der Unmöglichkeit, das zu tun. Die Zeit, die Redaktion, der Druck.
    Schmidt ist vielleicht einfach der einzige, der die Ehrlichkeit besitzt, über nicht zündende Witze so zu reden; ein Mario Barth würde da anders antworten, aber genauso denken.

  21. Leute, die Erfolg haben, obwohl sie nicht offensichtlich blöde sind, sind für die weniger Erfolgreichen immer tragische Figuren.

  22. Und wer bringt Schmidt mit so einem MEta-Artikel mal wieder in sGespräch? Vielleicht könnte jemand einen Meta-Meta-Artikel schreiben! Niggemeier über Schmidt über seine Langeweile!

  23. @Wurmi: Das ist aber eine rührende Überschätzung der Reichweite dieses Blogs, dass ich mit diesem Artikel Herrn Schmidt „mal wieder ins Gespräch bringe“ und nicht der „Spiegel“ mit seinen Interview für Millionen Leser oder die Nachrichtenagentur AP, die die Vorabmeldung an die meisten Medien in diesem Land weiterleitete, oder der WDR, der die Fernsehsendung ausstrahlte, die für mich überhaupt erst der Anlass war, all das aufzuschreiben.

  24. schön gebrüllt löwe!

    ich habe mich die ganze zeit gefragt, was mich davon abhält dem herrn schmidt nicht mehr zu zu schauen. ich hatte es auf die ard geschoben, weil meine finger selten so weit oben auf die fernbedinung reichen. aber da ist was dran. der schmidt langweilt sich selbst und ist dabei so herrlich uninteressant…

  25. doppelte verneinung? wah! hatte ich immer probleme mit. gemeint ist natürlich: „was mich davon abhält dem schmidt zu zuschauen“

  26. Na, ich weiß nicht. Das mit der Langeweile stimmt schon, aber genau das ist doch das faszinierende an Schmidt: Er ist so der Beckett der deutschen Abendunterhaltung. Das ist zwar nicht unterhaltend (oder selten), aber es trifft doch meinen Humor (auch nicht immer). Ich finde es eher lächerlich, zu was er immer hoch- oder runtergeschrieben wird, als was er macht. Wenn ich Schmidt schaue, habe ich so ein bißchen das Grundgefühl, wie wenn ich die Zeitung aufschlage: Immer dasselbe, immer dasselbe…Und immer gleich erzählt. Und dann wird auch noch immer dasselbe über ihn geschrieben. Hat was, finde ich.

  27. Der Spiegel macht ein Interview IM Harald Schmidt?!

    Aber sehr schöner Beitrag, hat mir gefallen.

  28. Wenn ich heute abend mit fünf Freunden in der Kneipe bin und jemand, der schön öfters zu verstehen gegeben hat, für wie langweilig und überschätzt er Harald Schmidt hält, anfängt, davon zu reden, wie langweilig Harald Schmidt doch ist, werde ich auch sagen: „Na, jetzt fängst du schon wieder damit an!“ Dann werden wir anstoßen und über Wichtigeres reden.

    Was interessiert mich die Reichweite von SPON, wenn ich die Seite nicht besuche? Was interessiert mich der WDR, wenn ich keinen Fernseher besitze? Ich bin allerdings interessiert daran, die Inhaltsanbieter, die ich schätze, darauf hinzuweisen, dass ein Artikel über Harald Schmidt, selbst wenn dieser eben jenen beerdigen soll, doch nichts weiter macht als Harald Schmidt ins Gespräch zu bringen. Das ist doch das Schöne an Blogs: das direkte Feedback.

  29. Ich kann mich noch gut an die Sendung erinnern, als Schmidt die komplette Sendezeit französisch gesprochen hat. Tolle Idee, die Kritiker jubelten. Ich hab nach zehn Minuten umgeschaltet, da ich kein Wort verstanden habe. Sowas ist nicht nur langweilig, das ist stinklangweilig…(und ein Beleg dafür, dass er es wirklich nur für sich und weniger für sein Publikum gemacht hat)

  30. Schmidts Feuerstein Interview war mit Abstand das Schlechteste, was er in letzter Zeit abgeliefert hat. Plus, welcher Irre kommt auf die Idee, dass mich bei DIESEN beiden Protagonisten minutenlanges, devotes Gelaber über Rebsorten interessiert? Zwei Stühle, etwas Licht…- wäre ’ne gute Sendung geworden.

    So hangelte sich Schmidt anfänglich durch seine cuecards, verpasste ununterbrochen Chancen, Feuerstein aus seiner Attitüde zu reißen (seine NewYorker Zeit wäre vielleicht mal ein interessantes Thema…) und unterbrach, wo er nur konnte. Hauptsach‘, man konnte noch ein paar künstlich gealterte Schmidteinander Clisp untermischen…-

    Hübsch die allseits verwendete Aussage, wo, nicht was er machen soll, entscheidet sein Engagement…- Mit der ganzen Familie Urlaub aufm Traumschiff… würd mir auch gefallen.

    Wer übrigens die Sendung ’40 Jahre WDR‘ mit ihm und Elke Heidenreich gesehen hat, glaubt nicht, dass er ’nur‘ Schauspieler ist. Das war nach meinem Empfinden ‚Impro’… standup heisst das wohl. Ähnlich sein und Jauchs Auftritt bei einer Bertelsmann Veranstaltung (läuft wöchentlich bei Phoenix….)

    Lasst bei Schmidt die Inszenierung weg, lasst ihn vor 130 Leuten und vor allem selten auftreten und gut ist…

  31. auf einem anderen dampfer fand auch noch was statt.

    im gespräch zwischen walser und grass[in der aktuellen ZEIT]stand der schöne satz von martin walser: meinung ist immer einen nocht nicht geprüfte erfahrung.

    tragisch bedeutet, sich nicht ändern können.
    ich bin mir sicher, dass alle, die im jahr des hahn(1957]geboren wurden und das auch noch im sternbild des löwen[august], sich mit ver/änderungen schwer tun.

    der genuine aspekt ist bei all der abgeleiteten interpretation[meinung]pro oder contra harald schmidt, nicht zu unterschätzen.

  32. 1. Der Clown ist immer eine tragische Figur. Das ist Teil seiner Rolle.

    2. Ehrliches Kompliment für diesen Beitrag. Ich wüsste kein Medium, in dem er besser aufgehoben sein könnte als genau hier.

  33. Ich finde, man sollte HS nicht so wichtig nehmen – interssanter wäre, warum er Erfolg hat(te) und was vllt. tatsächlich ohne ihn im TV fehlen würde (vllt. ein Verweis auf die vorhandene Biographie).

    …und bitte nicht diese bildungshuberische Rede von der „Qualität“. Angeblich hat Schmidt in seiner Nach-Sat1-Pause erlebt, daß man „weg“ ist, wenn man „weg“ ist – vllt. ist die „Langeweile“ auch nur von kurzer Dauer.

    Außerdem hat Schmidt „gegen“ Feuerstein, Andrack und Waldi Hartmann bewiesen, daß er ein Alpha-Tierchen ist … auch ein Talent(!) wie Pocher wird er nicht so einfach vorbeimarschieren lassen. ;)

  34. Stimmt, Schmidt ist langweiliger geworden. Aber er ist noch immer der Einzige, dessen Mischung aus Stil, Humor und Zugang zu Kutlur und Sonstigem mir gefällt.

    Übrigens ist Schmidt nach dem 11. September nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen. Sondern hat sich in einer zu Recht legendären Sendung den Umgang mit dem 11. September vorgenommen.

  35. Ich mag Harald Schmidt. Noch immer.

    Nach den jetzt (gefühlten) 2.653 Sendungen in der ARD fällte es mir aber auch immer schwerer ihn zu mögen. Und wenn man jemanden mag, dann verzeiht man ihm auch so einiges.

    Die ‚Herr Feuerstein wird 70 und Herr Schmidt bejubelt ihn‘-Sendung fand ich auch nicht so richtig gut. Wie soll ich sagen – auf die Idee wäre ich nicht gekommen. Selbst nach heftigstem Nachdenken.

    Was mir aber aufgefallen ist, dass einige harte Schnitte vorgenommen wurden. Wer weiß, wass alles wieder in welchem Zusammenhang gesagt, aber nicht gesendet wurde?

    Wer übrigens die Sendung ‚40 Jahre WDR’ mit ihm und Elke Heidenreich gesehen hat, glaubt nicht, dass er ‚nur’ Schauspieler ist.

    Auch da gab es mal wieder zwei Fassungen: Die erste, zurechtgeschnitten auf ca. 45 Minuten netto war grauenvoll. Die zweite, die wesentlich später gezeigt wurde war ungefähr 100 Minuten lang und jeder vierte Satz wurde mit ‚das schneiden wir dann später heraus‘ ein- oder ausgeleitet. Die fand ich sehr sehenswert.

  36. Ommelbommel, der lokalreporter scheint unter einem mittelschweren Fall von Astrologie zu leiden, ein landläufiger Dachschaden. Etwaige unverständliche Äusserungen sind unter diesem Gesichtspunkt zu bewerten.

  37. Den besten Satz in der Herr-Schmidt-schaut-lange-fern-Sendung hat er, Schmidt, in den Abspann hineingenuschelt (und ich bin mir nicht sicher, ob er das getan hat, weil er dachte, das wäre NICHT mehr drauf, oder weil er wollte, DASS es noch draufkäme): „… ist doch alles eine unerträgliche Scheiße.“ Damit ist zum Thema Fernsehen eigentlich alles gesagt.

    Und Astrologie nehme ich absolut ernst. Zum Beispiel weiß ich, als einer, der sich mit Veränderungen schwertut, nun, daß ich im Jahre 1957 geboren worden sein muß, ungefähr im August. Ist dieses Rätsel also auch gelöst!

  38. Schmidt auf dem Weg zu sich selbst. Eine Reise hin und zurück. Da weiß der geneigte Zuseher also nicht, ob er mit oder ohne Schmidt fernsehen soll.
    Wenn der Schmidt weiter so Sätze sagt, wie von meinem Vorredner genannt (..unerträgliche Scheiße…), dann entpuppt es sich für mich als eine finale Resignation, die durch aufgesetzte Überheblichkeit kaschiert werden soll. Ein sich innerlich Verabschiedethaben, während man noch gute Mine macht, oder wie Gottfried Benn es beschrieben hat: „Ich muß, ich muß im Überschwange / noch einmal vorm Vergehen blühn“. Und selbst wenn man tatsächlich Erfolg mit dem neuen Format Schmidt/Pocher haben sollte, ist auch dieser nur ein vergeblicher Aufschub des Scheiterns. Das ist der erfahrene Bühnenpersönlichkeit Schmidt schon jetzt klar.
    Im Übrigen halte ich Astrologie für eine unerträgliche Scheiße. Aber das wird hier sowieso rausgeschnitten.

  39. http://www.youtube.com/watch?v=y2S3q85Lx-Y
    Das hier ist gerade einmal ein paar Wochen alt und unglaublich witzig, deshalb halte ich das Gejammer über Schmidt für übertrieben. Diese Minute ist immer noch 1000x witziger als jede Sekunde von Schillerstraße, genial daneben oder Extreme Activity, die Herr Niggemeier für witzig bzw. sogar für Grimme-Preis verdächtig hält.
    Man (die ARD) müsste Schmidt die Selbstgefälligkeit austreiben, anstatt ihm Pocher an die Seite zu stellen, denn unwitziger als Pocher ist nur noch Elton.

  40. Langeweile, ständige Unterforderung und eine gewisse Arroganz sind für mich die perfekten Voraussetzungen für ein politisches Amt auf höchster Ebene. HS sollte endlich als Bundespräsident kandidieren. Damit wird dieses Amt endlich einmal satirisch wertvoll besetzt und die Neujahransprachen wären endlich sehenswert.

  41. Vor Urzeiten wurde bei RTL „Samstag Nacht“ abgesetzt. Nicht weil die Zuschauer die Sendung selbst nicht mehr witzig gefunden hätten, sondern weil die Zuschauer den Eindruck hatten, dass die Macher der Sendung keinen Bock mehr hätten. Und das gleiche merkt man bei Harald Schmidt jetzt auch. Ich kann nicht unbedingt sagen, dass die Witze in seiner Show jetzt wirklich alle lausig wären, aber es wirkt nicht so, als ob er die Sendung gerne macht. Ganz so egal scheint ihm Geld ja nun auch nicht zu sein, schließlich hat er sich auch für den Media Markt zur Sau gemacht.

  42. Wenn jetzt alle weiter machen, so die 100 Kommentare voll, und Stefan dann die Liste an Schmidt schickt, hat er ja vielleicht wieder Lust. Und wird dann wieder besser. Oder fängt an zu bloggen.

  43. Danke, Magda (#61), genau das wollte ich auch schreiben. Jetzt fehlt nur noch die Ergänzung, dass das Mitleid um so gönnerhafter wirkt, je langweiliger man selbst ist. Ungefähr so, als ob Wolfang Niedecken Bob Dylan bemitleiden würde. Oder Otti Fischer Gerhard Polt.

  44. ich habe den artikel mit grossem interesse gelesen und halte ihn für einen guten denkansatz, aber ich denke einige kommende sind doch etwas anmaßend, ich finde herrn schmidt nach wie vor witzig, dieses früher war er besser gerede ist auch so ein „medien-dogma“ wenn man nicht weiss was man kluges sagen kann, dann am besten: „ja, ist ganz witzig, aber früher war er besser“. und jeder der morgen früh oder wann auch immer zur arbeit fährt sollte sich auch mal fragen ob er nicht früher auch mal besser war.
    ich freue mich aufjedenfall das in der heutigen zeit eine sendung wie harald schmidt noch existiert, auch wenn sie nicht immer so witzig ist wie früher.

  45. @lokalreporter: auch wenn ich jetzt, glaube ich, verstanden habe, was sie meinen, wird es für mich nicht plausibler. aber vielleicht höre ich als jungfrau da auch zu sehr auf meinen verstand.

    @poodle: wolfgang niedecken bemitleidet bob dylan aber genauso wenig, wie otti fischer gerhard polt bemitleidet (schätze ich mal). warum auch? und in welchem verhältnis stehen denn stefan und harald schmidt zueinander, dass man auf die analogie niedecken/dylan käme?
    und warum glauben sie, dass man kein ehrliches mitleid mit harald schmidt haben kann?
    jetzt haben sie mich ganz schön verwirrt.

  46. @Klopfer: Dein Beitrag bringt ziemlich genau das auf dem Punkt, was ich weiter oben schon versucht habe zu sagen. Es ist ja nicht so, dass Schmidt mittlerweile völlig unlustig oder talentfrei wäre, er wirkt nur einfach unmotiviert, einfallslos und gleichgültig, sieht aber gleichzeitig zu, dass er noch ordentlich Kohle einstreicht. Diese Einstellung ist nicht professionell und schon gar nicht intelektuell.

  47. Die Tatsache, dass Sie (oder Du?) sich jetzt schon zum zweiten Mal sehr sorgfältig mit Harald Schmidt beschäftigen und auch diesesmal ein beschämendes Urteil über ihn fällen, zeugt von enttäuschter Liebe (im übertragenen Sinne, natürlich).
    Ich kann Ihnen nur rechtgeben. Meine Erklärung sieht so aus.
    Harald Schmidt hatte bei Sat. 1 (nachdem er sich gegen alle Kritiker durchgesetzt hatte) irgendwann die Lust verloren und zudem bemerkt, dass ein anderer Kollege (Raab) Late Night und Stand up auf ansteckende Weise viel besser präsentieren kann (Schmidt fällte irgendwann über Raab das sinngemäß wiedergegebene Urteil: „Die Säulen des Herkules kann doch keine Heckenschütze erschüttern“).
    Also holte Schmidt zunächst Andrack auf die Bühne, der als Redaktionsleiter in der Redaktion irgendeinen Witz haben muss, den er auf der Bühne nicht zeigen kann. Zudem beschränkte er sich auf Selbstreferenzialität a lá („Wir machen jetzt so, und dann müssen Sie, damit – höhö“) und gab sich ansonsten keine Mühe mehr, sein Publikum zu unterhalten, indem er etwa witzig war.
    Vor allem das letzte Jahr auf Sat. 1 war an Zuschauerverachtung nicht zu überbieten. Trotzdem wurde er „vom Feuilleton“ bis zuletzt gefeiert und immer wieder zu Einschätzungen über den Zeitgeist gebeten.
    So wurde einfach nicht bemerkt wie Harald Schmidt immer belangloser wurde oder es bestand solange er bei Sat. 1 war nicht die große Notwendigkeit, dies zu beklagen, da er dort immer noch der einzige von Format in einem langweiligen Programm war.
    Dann ging er nach einem Jahr Pause zur ARD und kassiert einfach mal unglaubliche 9 Millionen Euro Gebührengelder dafür, dass er so eine ausgemacht langweilige Show abliefert. 9 Millionen und die Rückkehr nach einem Jahr sorgten einfach für einen hohen Erwartungsdruck, dem Schmidt wohl nur durch Flucht in die alte Zuschauerverweigerung standhalten konnte.

    Aber sorry: Haben wir schon mal gesehen, langweilt uns, gib gefälligst die Gebührengelder zurück!

  48. Exakt mein Eindruck nach dem Zuschauen des 70. Geburtstags Feuersteins. Diese Resignation, die rausstach bei Schmidt, hat mich sehr schockiert. Die Faust’sche Strebsamkeit hat er völlig über Bord geworfen.

  49. @Ommelbommel
    Wieso verwirrt? Konjunktiv, erkennbar an »wäre«, weiter verdeutlicht durch »als ob«. Wer außerhalb des Konjunktivs genau wen bemitleidet, weiß ich natürlich nicht, aber vielleicht sollte ich mich dieser Frage in Zukunft verstärkt widmen. Also eher ihrer Beantwortung, meine ich natürlich.

  50. Das macht es nicht weniger verwirrend für mich.
    Erstens, weil die Beispiele an den Haaren herbei gezogen sind, und zweitens, weil mir immernoch nicht klar wird, inwiefern die Beziehung Niedecken/Dylan in irgendeiner Weise mit der Beziehung Niggemeier/Schmidt vergleichbar wäre.
    Und die Frage, warum man kein echtes Mitleid mit Harald Schmidt haben kann, steht für mich auch noch im Raum.

  51. @8: Absolut richtig! Die Rolle „Harald Schmidt“ hat mit dem echten Harald Schmidt soviel zu tun wie der Ich-Erzähler mit dem Autor des Romans. Nicht mehr, nicht weniger. Uns fällt nun auf, daß eine Rolle nicht immer eine lustige sein muß.
    Dieses Spiel macht ihn zu einem Künstler, der das Prädikat (?) „Intellektueller“ bei weitem nicht verdient.
    @14: Du hast wohl noch nie Nüsse geknackt, oder?
    Wahrscheinlich habe ich aber Unrecht: Nüsseknacken, Kapitulieren ist leicht und Harald Schmidt bald tot.

  52. ha! ich erinnere mich, da hat schmid zum thema suizid gesagt, dass er sich da laecherlich vorkommen wuerde.
    schmid hat sich einfach an die privaten verkauft. die gegeleistung war, sich dort zombifizieren zu lassen.
    zu niggemeier: wer lange genug gegen bild kaempft, wird selbst zu bild.

  53. Wer oft genug „wer lange genug gegen bild kaempft, wird selbst zu bild.“ schreibt, riecht aus dem Mund, sieht Scheiße nicht so gut aus und kriegt auch keine Frau ab.

  54. So lange es noch Sender gibt, die das zelebrierte Siechtum ihrer „prägenden Gesichter“ finanzieren, muss niemand seinen vorausschauenden Rücktritt mit chronischer Langeweile begründen. Was gut ist! Denn sobald „gefühlte Langeweile“ als Grund für den motivierten akzeptiert wird, bleibt uns nur noch der Hot Button Bereich des deutschen Fernsehens. Da ist es nie langweilig, es sei denn, keiner ruft mehr an!

  55. SvenR,

    du bist offensichtlich ein Hellseher, nicht schlecht! Ausserdem, wie macht man das mit dem smarten Textdurchstreichen?

  56. Schmidt „tragisch“…?!

    Ich weiss nicht…

    Es kommt mir eher vor, als hätte er sich langsam aber sicher zum Franz Beckenbauer der Fernsehunterhaltung „hochgearbeitet“:

    Ich erzähle/produziere irgendetwas und wenn die entsprechende Pointe ins Wasser fällt oder in die Kritik gerät,kommt dieses süffinsante „Ihr wisst ja, von wem es stammt…“ im sicheren Bewusstsein, dass morgen „eine andere Sau durch das Dorf läuft“…

    Ich denke deshalb, dass dies weniger „Langeweile“, als schlichtweg mangelnde Bodenhaftung bedeutet.

    Vom (intellektuellen?) Thron, auf den man ihn hob, sieht er vielleicht etwas verschwommener…

    Schade eigentlich…

  57. Schmid eine tragische Figur? Ihm gehts doch gut.
    Nur weil er mal ein Interview gegeben hat in dem er nichts weltbewegendes von sich geben konnte ist das noch lange kein Weltuntergang für ihn. Und dass die Medien alles verdrehen und hochpushen ist doch eigentlich nichts neues.
    Aber dieses Interview und was daraus wurde (wird) ist mal wieder ein schönes Beispiel.

  58. @ Nr. 78 (hey ho lets go): Nein, ich bin kein Hellseher, ich kann nur Gelaber nicht ertragen und wende es gegen Laberer an.

    Das nennt man Wissensvorsprung, den gebe ich Ihnen zu liebe nicht auf. Da nimmt man einen Stift und streicht durch. Ganz Einfach.

  59. Herr Niggemeier,

    so wird es ihnen auch noch ergehen – vielleicht mit dieser Sache hier.

    Mit freundlichen Grüßen.

  60. Ein geistreicher, gefühlvoller und unzynischer Artikel, sehr schön geschrieben, wohlig formuliert und fein recherchiert, nach allen Regeln der Kunst, gute Arbeit…

    – aber wer ist das, dieser Harald Schmidt?

  61. Er soll einfach aufhören und gut ist.

    Ich wage es zu bezweifeln, das Pocher (dessen Humor sich auch weit unter der Gürtellinie befindet) der Sendung neuen Schwung geben kann.

    Mann darf auch nicht vergessen, das Schmitt sehr teuer ist (c.a. 4 Milionen € pro Jahr)

    Die ARD sollte unsere Gebühren lieber besser investieren…

    MfG, David Uecker

  62. Welche Wahl ?
    Nun stelle man sich nur vor :
    Schmidt würde alles hinschmeissen und keinen Zirkus mehr machen.
    Er würde mit und in der Familie leben und gar nichts mehr fabrizieren.
    Er wäre wieder da, wo er her gekommen ist und dort will immer noch jeder irgend etwas sein, etwas haben, wie Mammi und Pappi und die Schule es verlangten.
    Er würde vielleicht mit Katzen spielen oder mit seinen Kindern.
    Das könnte er aber auch so – nebenbei, beim Anschaffen gehen.

  63. Hoch intelligent, satt und leer, das ist Harald Schmidt, aber auch gelangweilt. Wie gelangweilt müssen erst die Fernsehenden sein, die seine Sendung immer noch sehen wollen und auch noch Pocher in Kauf nehmen?

  64. Dirty Harry…ich hab ihn schon 1985 dem FERNSEHEN als ERSTER angeboten…aber…KEINER wollte ihn haben! So mußte er weiter „KOMMÖDCHEN! in Dü-Dorf spielen!

    Heute will ich ihn NICHT mehr sehen, denn er meint, sein GESICHT auf dem BILDSCHIRM alleine — das reicht schon! Allem Anschein nach ist er der MEINUNG- es reicht mit minimalischtister AKTION beim jeweiligen SENDER das MAXIMUM an KOHLE herauszuholen! Das führt er uns doch bei jedem seiner AUFTRIIE vor!!!

  65. Ich finde diesen Text erst jetzt. Mehr so per Zufall, es fing eigentlich mit einem Googeln nach Böhmermann an.
    Egal. Jedenfalls: Ich freue mich gerade, dass jemand die Feuerstein-Geburtstagssendung exakt so wahrgenommen hat wie ich. Als eigentlich etwas langwierige Veranstaltung in der aber klar wurde, dass der 20 Jahre ältere Feuerstein noch weitaus mehr Neugier und, nunja, Feuer im Bauch hat als Schmidt.

    „Schmidt versteht das nicht. Er ist 49 Jahre alt, aber alles, was er kann, hat er gemacht, und alles, was er vielleicht nicht kann, traut er sich nicht oder es interessiert ihn nicht. Er ist satt und leer.“
    Völlig korrekt beobachtet, und Schmidts Karriereverlauf in den acht Jahren seit Erscheinen dieses Artikels war im Nachhinein betrachtet die logische Schlussfolgerung.

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