Oster-Flausch

Da macht man am Ostersonntag, aus schwer zu erklärenden Gründen, einen Ausflug nach Cottbus, folgt mangels Reiseführer ein bisschen hilflos den Wegweisern für Touristen, landet im Goethe-Park mitten in der Stadt und entdeckt plötzlich etwas im Wasser schwimmen:

Mehrere sympathische Tiere treiben sich dort herum, eines nutzt einen Landgang, um mal gründliche Körperpflege zu betreiben:

Ein anderes sitzt, unbeeindruckt von den Spaziergängern, die es umgekehrt aber auch in der Mehrzahl nicht zur Kenntnis nehmen, keine zwei Meter vom Fußweg entfernt und macht sich über das städtische Gras her:

Wir hielten die netten Nager erst für Biber, dagegen sprach aber der schlanke, runde Schwanz. Dann tippten wir auf Capybara, was angesichts von deren Heimat in Südamerika aber äußerst unwahrscheinlich erschien. Schließlich kamen wir drauf: Es muss sich um Nutrias handeln, Biberratten.

Und die leben einfach so mitten in Cottbus. Was für eine glückliche Stadt.

Link: Biberratten in Cottbus

63 Replies to “Oster-Flausch”

  1. ja, bei uns im osten ist die renaturierung der innenstädte im vollen gange.
    platz ist ja.
    demnächst: bären in hoyerswerda und auerhähne in halle.

  2. Biberratten — pfft. Hier in Nürnberg gibts echte Biber, ebenfalls mitten in der Stadt und ebenfalls nicht gerade scheu. (Bildlich festgehalten hab ich aber leider bisher nur das Ergebnis der recht umfangreichen Baumfällarbeiten, die sich von Erlenstegen im Osten bis nach Fürth hinziehen.)

  3. Im Ilmtal gibt’s die Viecher auch. Habe vor etwa zwei Woche eines in der Nähe von Kranichfeld beobachten können. Allerdings ein halbwildes Exemplar, da es noch eine Futterstelle hatte, wo es sich durch diverse Küchenabfälle wühlen konnte.

  4. Jap. Es sind Nutrias. Die gibt’S im schönen Cottbus schon seit ein paar Jahren. Ansonsten gibts da bald nichts mehr (die Straßenbahn macht ab 2012 dicht).
    Die Landesregierung von Brandenburg hat auch eine Expertenkommission die sich mit der Aufgabe von Gemeinden beschäftigt. Und Brandenburg hat die meisten Naturschutzgebiete.

    Cottbus. Stadt der wilden Tiere.

  5. Re“natur“ierung ist bei einem Alien so eine Sache. Sollen aber wohl ganz gut kontrollierbar und lecker sein.

  6. Ich für meinen Teil spazierte am Samstag vor Ostern an einem großen Gebüsch am Straßenrand vorbei aus dem im selben Moment meines Vorbeigehens ein schlecht gelauntes Grunzen erschall. Klang für mich als Nicht-Pfadfinder nach ca. 250 Kg Wildschwein. Nachgesehen habe ich freilich nicht, weil das ca. die 500fache Menge an Schwein ist, mit der ich sonst so konfrontiert werde und das Grunzen, wie gesagt, keinen besonders zutraulichen Eindruck machte.

    Offensichtlich drängt die Natur ja wieder in unsere Städte zurück, aber kann sie es nicht bei den kleinen flauschigen Tierchen bis max. 2 Kg belassen?

  7. Ein Wasserschwein wäre natürlich auch großartig gewesen. Seitdem ich die Viecher erstmals gesehen habe, bin ich da Fan von :D

  8. … wenn du wüsstest: Nicht nur die Nager, sondern auch das kleine Städtchen Cottbus ist wirklich vom Feinsten und hat nicht nur possierliche Tierchen zu bieten. Geh’ das nächste Mal (es gibt doch ein nächstes Mal oder nich’?) unbedingt in den Branitzer Park! Die haben da richtige echte Pyramiden, besser als in Ägypten und so und darunter liegen Könige oder so was ähnliches.
    … Und ein paar Kilometerchen weiter ist Burg und B u r g ist immer eine Reise wert, denn dort kannste Gondel und Kahn fahrn und denkst: „Ja, bin ich hier in Venedig oder wie?“ Und erst der Fußballverein von Cottbus! …und der Altmarkt und die barocken Häuschen in Mitte und der Fußballverein, der Fußballverein, der Fußballverein…Sind die eigentlich noch (sic!) in der ersten Liga? Bestimmt…Und sowieso: Ein Hoch auf die Sorben und ihre Osterei-Kunst!
    Verena-Lokalpatriot

  9. Wie Rainald Greben so schön sagte:

    „Wenn man Bisamratten im Freibad sieht, dann ist man im Naturschutzgebiet Mark Brandenburg.“ (aus Rainald Grebe – Brandenburg)

  10. Wie meine Vorschreiber schon angedeutet haben: es gibt nicht viel in Cottbus, was den Touristen erfreut, aber die Bisamratten (oder auch Nutrias) sollte man gesehen haben.

    Ich war am Ostermontag in Cottbus und hatte leider nicht solch ein erfreuliches Erlebnis

  11. @9: Hach. Das erinnert mich an Neapel Da hatte ich auch mal ein Lager: Ratten so groß wie Katzen. *schwärm*

  12. An wildem Getier hat sich im Stuttgarter Park die Gelbkopfamazone eingenistet, die sich auch bis in die Bäume direkt vor unserem Schlafzimmer schwingt und ein gar fürchterliches Geräusch macht. Das wird wieder ein langer Sommer…

    (man beachte auch den geradezu perfekt getimeten Zoom auf den Vogel)

  13. Als Sohn eines Kürschners bestätige auch ich noch mal, dass das wirklich Nutrias sind.

    Hier in Frankfurt wird übrigens eine seit über dreißig Jahren geplante Autobahn wegen Hamstern (sofern mir das erinnerlich ist) um sechs Meter verlegt. Und Feldhamster sind echt auch süß.

  14. Und als Vater eines noch nicht geborenen Sohnes, der einen Klugscheisser zum Vater hat, sage ich: Nutrias ≠ Bisamratten! Dafür wirst du mir noch einmal sehr dankbar sein, Benjamin (23)!

  15. @ Alberto Green #32:

    Ich widerspreche Dir ungern, aber der Nutria (auch gern Mausbiber genannt, aufgemerkt Perry-Rhodan-Freunde) gehört zur Gattung der Bisamratten. Glaub‘ nicht alles, was im Internet steht :-)

  16. FUCK Das habe ich gar nicht aus dem Internet, sondern aus dem großen, bunten Jugendlexikon. (ich bin mir bei den Adjektiven dieses Buches nicht mehr ganz sicher, aber:) Da stand düs so drinne.
    Also, Benjamin: Verzeih, Nutrias ≈ Bisamratten!

  17. diese akademische Diskussion ob Nutria, Bisam- oder Biberratte ist doch hanebüchen!
    Es ist rund, pelzig, süß und knuffig. Allein das zählt. Dann ist es doch egal welcher Art es angehört.

  18. wikipedia schreibt:
    ‚Ferner gilt Nutriafleisch als sehr schmackhaft, gelegentlich auch als „Biber“ (von Sumpfbiber abgeleitet) auf den Speisekarten. 1958 heißt es, „Das Fleisch der Nutria ist als Genußmittel geschätzt, insbesondere in Südamerika bei der einheimischen Bevölkerung und den Jägern. Es ist sehr zart und wohlschmeckend. Im Geschmack kommt es etwa dem Spanferkel gleich.‘

    Mhmm, Spanferkel…

  19. Wobei anzumerken wäre, dass die Nutrias ja so eben wenig wie eventuelle Capybaras (= Wasserschweine) hier heimisch sind, die kommen beide aus Südamerika. Die Nutrias nur weiter aus dem Süden. Wie Nutrias schmecken, weiß ich nicht, Capybara aber schmeckt ziemlich sumpfig und Biber sehr neutral.

    Und das große wie großartige Geschöpf von Herrn Robert (4) ist aber gewiss kein solches Capybara. Da würde ich eher auf Wombat oder so tippen.

    Im übrigen kann ich auch einen Besuch bei mir zu Hause empfehlen. Ich kann vom Schreibtisch aus den Ratten im Hof beim Spielen zusehen. Nicht jedermanns Sache, aber wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, sind die eigentlich auch ganz niedlich.

  20. darf ich mal klugscheißen?

    @Lutz: Biberratten sind KEINE Bisamratten. Bisamratten sind kleiner und haben einen abgeplatteten Schwanz, während der der Biberratten wirklich rund ist im Querschnitt.

    (Da hab ich mich selbst grad erst schlau gemacht, weil ich die Tiere auch immer als Bisamratten bezeichnet habe.)

  21. Ähm, ich nehme den letzten Kommentar zurück und wundere mich, warum mir mein Browser jetzt erst die ganzen Kommentare seit Lutz‘ Kommentar anzeigt.

  22. OK, dann wundere ich mich weiter, warum SvenR behauptet, die Nutria gehörten zur Gattung der Bisamratten, während alle anderen Informationsquellen die ich so finde sie zu den Baumratten oder Nutiras (Myocastor) zählen. Irgendwoher muß ja auch der Unterschied im Namen (Myocastor coypus / Ondatra zibethicus) kommen (also hinten ist klar)….
    Hmm…

  23. warum nicht ausnahmsweise ganz einfach mal die wikipedia fragen?
    der bisamratten-artikel ist immerhin als exzellent markiert und weiß zu berichten:

    Zu den volkstümlichen Bezeichnungen der Bisamratte gehören auch die Bezeichnungen Moschusratte, Zwergbiber, Bisambiber, Zibetratte, Sumpfkaninchen, Sumpfhase und Wasserkaninchen. Die Bisamratte wird gelegentlich mit der Biberratte (Nutria) verwechselt.

    alberto und sein buntes jugendlexikon dürfen also als rehabilitiert gelten ;)

  24. Juhu, eine Debatte über Systematik. Leider sind die Flauschis (in Ermangelung einer Entscheidung, was es denn jetzt ist…) nicht so mein Ding, aber wenn es hier mal Käfer-Content geben sollte, ich bin bereit ;-)

  25. Ach ein Wombat! Kein Wunder, dass mich das Bild irgendwie an einen Koala erinnert hat. Danke :)

  26. Jetzt hörts aber mal auf!

    „Ach ein roter Opel Astra. Kein Wunder, dass der mich an einen dunkelblauen VW Golf erinnert hat“

    ;-)

  27. @ ca-fi / 43
    Das wäre erstens zu einfach gewesen, zweitens kann bekanntlich jeder bei Wikipedia schreiben was er will – bekommt man zumindest zu hören wenn man Wikipedia als Quelle angibt.

    Gibts jetzt eigentlich noch ein Bild von einem Koala – um den Flauschwert zu erhöhen und Wombat und Koala vergleichen zu können? ;-)

  28. Ich hatte als 9-jähriger Stöpsel in nem Zeichenwettbewerb (zu dem ich gar nicht angemeldet war) in der Schule (war noch zu DDR-Zeiten) ein Buch gewonnen: Da gings um Biber, Biberratten und Bisamratten. Bei der Erinnerung dran wird mir ganz wohlig ums Herz.
    (wo ist das verflixte Buch eigentlich abgeblieben)

    Beißen die eigentlich? (oder haste keinen Finger hingehalten?! Gehört bei knuddeligen Fellgesellen doch zu den Grundimpulsen!)

    @ Alberto: Jagen in Neapel die Ratten dann eigentlich die Katzen?

  29. Süß sind die Tiere auf den ersten Blick, das stimmt. Aber jedes Jahr im Winter erfrieren etliche von ihnen. Irgendjemand muss nach dem Zusammenbruch der DDR seine Zucht einfach ausgesetzt haben, und jetzt versuchen die Nutrias an der Cottbuser Spree zu überleben. Der frühere Tierparkdirektor hat mal dafür plädiert, sie einzufangen und einschläfern zu lassen – alles andere sei Tierquälerei. Leider hat er Recht.
    Dessen ungeachtet ist es sehr zu begrüßen, Herr Niggemeier, dass Sie sich mal in Cottbus umgeschaut haben und darüber schreiben. Hat schöne Ecken, die Stadt.

  30. Bei uns in Cottbus gibt es halt Dinge, die es nirgendwo anders gibt :)

    „aus schwer zu erklärenden Gründen, einen Ausflug nach Cottbus“
    Das mit den schwer zu erklären glaube ich :D

  31. „Aber jedes Jahr im Winter erfrieren etliche von ihnen.“

    Ja. Das nennt im Bezug auf wilde Tiere/Pflanzen glaube ich:

    > total normal natürlich <

    Wäre dem nicht so, wären wohl alle Arten schon gestorben, weil sie so total unbrauchbare Genossen im Genpool haben.

    Dennoch wäre es bei Aliens/Neozooen überlegenswert, ob man sie nicht einfach beseitigt. So niedlich sie auch sein mögen. Jedes Tier mit Pelz und Rehaugen ist niedlich, mein Gott…

  32. In Halle (Saale) gibt es auch eine recht große Kolonie. Die Viecher sind mehr als zahm: Wenn man nichts zum Futtern mitbringt, knabbern sie probehalber auch mal an den Schuhen.

  33. Sind ja wirklich putzig mit ihren orangenen Zähnen.
    Leider sind sie bei Futtermangel auch etwas aggressiv – mein Kind hat mittlerweile Angst :-) Ich glaube früher wurde sie auch von uns Menschen verspeist…

  34. Als Ex-Cottbusser freue ich mich das sie mal die Aufmerksamkeit auf diese schöne Stadt in Brandenburg lenken. Wie oben schon jemand anmerkte, es gibt in Cottbus durchaus noch mehr zu entdecken und der nahe Spreewald ist ja sowieso immer eine Reise wert.

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