Denn sieh, das Schlechte liegt so nah!

In einem langen, girlandenreichen Artikel empört sich Willi Winkler heute in der „Süddeutschen Zeitung“ darüber, dass der Spiegel-Verlag online „altnazistische Rechtfertigungsliteratur“ verkaufe. Es geht um das Buch „Denn der Hass stirbt…“, die Memoiren von Léon Degrelle, dem Gründer der faschistischen Rexisten Belgiens, SS-Standartenführer und unverbesserlichen Nationalsozialisten.

Und, Tatsache:

Winkler schreibt und schäumt, verweist auf „Spiegel“-Artikel, die Degrelle und sein Umfeld unmissverständlich charakterisieren, und fragt: „Wie kommt es nur, dass der ‚Spiegel‘-Leser mehr weiß als der Verlag des Magazins“, der den Shop anbietet?

Gute Frage. Apropos:

Na sowas. Davon steht gar nichts in der „Süddeutschen“.

„Spiegel Online“ zickt entsprechend zurück und verweist darauf, dass man — wie die Konkurrenz — mit dem Großbuchhändler Libri kooperiere und dessen Sortiment einfach in den eigenen Shop übernehme. Dass darunter auch Bücher seien, die man eigentlich nicht anbieten wolle, sei „leider nicht zu umgehen“.

Nicht? Es wäre ganz leicht zu umgehen. Man müsste bloß aufhörern, auf irgendwelche Inhalte, die nicht die eigenen sind und über die man keine Kontrolle hat, das eigene Logo zu kleben, um kurzfristig noch den letzten Cent abzugreifen — egal, was das langfristig für den Wert eben dieses Logos bedeutet.

Nachtrag, der Vollständigkeit halber: Dasselbe Buch gibt’s natürlich auch im FAZ.net-Buchshop.

Nachtrag, 14. Mai. Die „Süddeutsche“ meldet heute „In eigener Sache“:

Die Süddeutsche Zeitung hat auf ihrer Medien-Seite am Mittwoch unter der Überschrift „Klick ins Schnäppchen-Reich“ darüber berichtet, dass der Spiegel-Verlag mit dem Buchhandels-Grossisten Libri kooperiert und deshalb über die Homepage www.spiegel.de auch Bücher von „Nazi-Helden“ erhältlich sind. So seien dort unter anderem Léon Degrelles Denn der Hass stirbt… oder Schriften von Hans-Ulrich Rudel oder Hanna Reitsch zu kaufen. Unerwähnt blieb in dem Artikel, dass das Geschäftsmodell des Spiegel-Shops auch in anderen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen üblich ist, unter anderem im Süddeutschen Verlag. So sind die Bücher Degrelles, Rudels oder Reitschs auch im Internet-Shop der SZ oder über einen Link dorthin auf der Homepage der Süddeutschen Zeitung (www.sueddeutsche.de) erhältlich, ebenso wie in Buchhandlungen oder im Versandhandel. Die Redaktion bedauert, dass der Hinweis auf den SZ-Shop in der Berichterstattung fehlte.

Nachtrag, 15. Mai. Den Original-Artikel von Willi Winkler hat sueddeutsche.de ohne Erklärung gelöscht. Auf den Unterseiten ihres Jugendmagazins „jetzt“ hat die „Süddeutsche Zeitung“ ihn dagegen — unkorrigiert, natürlich — belassen. Das sind echte Internet-Profis, die da arbeiten. (via Ralf Schwartz)

121 Replies to “Denn sieh, das Schlechte liegt so nah!”

  1. Der Spiegel antwortet also auf den Vorwurf, sich am Vertrieb von Nazipropaganda zu beteiligen und zu bereichern: „Jo. Nicht gezielt, aber jo. Damit die Kasse stimmt.“

    Wahrscheinlich ist dem ungenannten Autor gar nicht bewusst, wie unverschämt und unverantwortlich das ist, weil für ihn das Gezänk mit der SZ im Vordergrund steht.

  2. Wäre denn der Artikel weniger lächerlich, wenn es das Buch nicht im eigenen Web-Shop gäbe? Warum sollen in Web-Shops denn nur Bücher angeboten werden, die der Mehrheitsmeinung entsprechen?

    Ansonsten finde ich die hier angestoßene Diskussion etwas scheinheilig: Journalismus muss finanziert werden. Und das erfolgt größtenteils über Anzeigen, über Werbung: im Print wie online. „Partnerschaften“ mit z.B. dem Online-Buchhandel sind eine Form, mit Online-Journalismus Geld zu verdienen: Kein Garant für Qualität, beileibe nicht, aber doch eine Voraussetzung.

  3. Ich kann die Kritik an sich nicht nachvollziehen. Ein solches Buch kann man auch lesen ohne die Einstellungen des Autors teilen zu müssen. Für manch einen Historiker ist das Buch bestimmt äußerst interessant.

    Die Kritik an Spiegel Online kann ich ebenso wenig verstehen; natürlich „greift man auch noch den letzten Cent ab“ alles andere wäre schlicht dumm. Den Namen des Unternehmen schmälert das Angebot dieses Buches keineswegs.

  4. Ist doch peinlich wie hier eine Zeitung der anderen den schwarzen Peter zuzuschieben versucht, die Medienkrise erreicht wohl gerade die Phase des Kannibalismus.

    Fakt ist doch: Solang das Buch nicht indiziert/verboten wird ist es das gute Recht eines jeden deutschen Buchhändlers, es auch zu verkaufen.

    Ob man das gut findet oder nicht bleibt jedem selbst überlassen, Recht und Moral sind in jedem Fall zwei verschiedene Dinge!

  5. Großartiger Schuß ins eigene Knie. Ich musste tatsächlich schmunzeln. Der Versuch, die eigene Webseite um jeden Preis in die schwarzen Zahlen zu drücken trägt doch immer wieder kuriose Blüten.

  6. Ich finde die Position des Bloggers vollkommen nachvollziehbar. Es gibt einfach Bücher, die historische Lügen als Wahrheit verkaufen wollen. Märchen und Fiktion sind nur legitim, wenn sie sich als Märchen oder Fiktion geben. Aber allem Anschein nach, handelt es sich hier um ein Buch, dass sich als Sachbuch verkaufen will.

    Die Kritik zielte meines Erachtens nicht darauf ab, dem Spiegel oder der SZ zu verbieten Geld zu verdienen. Es geht darum auf welchen Wegen sie es tun. Das Kernwort war „ungeprüft“. Und dass der Spiegel sich dann noch als (Vertrags)Opfer darstellt ist doch der blanke Hohn oder naive Dummheit.

  7. Sehr, sehr unangenehm für Willi Winkler aber auch beide Verlage. Was ich allerdings nicht verstehe, warum die Verlage nicht einfach z.B. folgende URL blocken:
    http://sz-shop.sueddeutsche.de/mediathek/shop/Produktdetails/Buch+Denn_der_Hass_stirbt__+Leon_Degrelle/2176511.do

    Das könnte man doch mit allen Seiten machen, auf denen Nazi-Literatur angeboten wird.
    Was daran verwerflich ist, über die Seite eines Mediums Bücher zu verkaufen, erschließt sich mir nicht. So lange es eindeutig als Shop gekennzeichnet ist, sehe ich da überhaupt kein Problem. Ist doch alles besser als Paid-Content. Irgendwo muss die Kohle herkommen.

  8. Sehr unangenehm für Willi Winkler und die Verlage. Was ich allerdings nicht verstehe, warum die Verlage nicht einfach z.B. folgende URL blocken:
    http://sz-shop.sueddeutsche.de/mediathek/shop/Produktdetails/Buch+Denn_der_Hass_stirbt__+Leon_Degrelle/2176511.do

    Das könnte man doch mit allen Seiten machen, auf denen Nazi-Literatur angeboten wird.

    Was daran verwerflich ist, über die Seite eines Mediums Bücher zu verkaufen, erschließt sich mir nicht. So lange es eindeutig als Shop gekennzeichnet ist, sehe ich da überhaupt kein Problem. Ist doch alles besser als Paid-Content. Irgendwo muss die Kohle herkommen.

  9. Jetzt hat nicht nur die Bild, sonder auch Bildblogger Niggemeier seinen Spaß an einem Nazi-Skandälchen.

  10. @noir.desir, 2:

    Warum sollen in Web-Shops denn nur Bücher angeboten werden, die der Mehrheitsmeinung entsprechen?

    Man könnte hier in der Tat mit der Meinungsfreiheit argumentieren, aber das tut der Spiegel-Autor ja nicht – er bezeichnet das Auftauchen des Buches als „ärgerlich“. Was er sagt ist erstens: Ihr tut es ja selbst, und zweitens: Es ist nicht zu vermeiden. Das erste ist kein Argument, denn wenn die Sache ärgerlich ist, dann ist sie nun nicht weniger, sondern doppelt ärgerlich. Und das zweite ist einfach falsch.

    Zum Finanzierungsaspekt: Ich finde solche Provisionsprogramme an sich gar nicht verwerflich. Aber einfach einen fertigen Shop bei sich einzukleben und den dann „Spiegel Shop“ zu nennen, ist die billigste Variante, das zu tun, und schafft eine Contentattrappe. Die Redaktion könnte ja zum Beispiel bestimmte Bücher hervorheben, die die Redaktion für gut hält, oder eigene Rezensionen anbieten; das wäre dann eigener Content und nützlich für die Leser, und man hätte für die Provisionen auch etwas getan.

    @Incontempt, 3: Für manch einen Sozialwissenschaftler kann sicher sehr, sehr vieles unter bestimmten Gesichtspunkten interessant sein. Ob man sich all das deswegen unkommentiert ins Schaufenster stellen will, sollte und darf, ist noch eine andere Frage.

  11. Vermutlich „darf“ man auch mit den verklärten und verklärenden Memoiren von Kriegsverbrechern handeln. Wenn der „Spiegel“ und die „SZ“ glücklich damit sind, dass ihr Markenname über diesen Angeboten steht und sie noch daran verdienen, wenn Altnazis sich an dieser Literatur berauschen: bitte sehr.

  12. „Mehrheitsmeinung“ ist ein verräterisches Wort des Nicht-Menschenfreudes noir.desir. Als sei das Problem NS-verherrlichender Schriften, dass es sich um eine Minderheitenmeinung handle, und nicht, dass es NS-verherrlichende Schriften sind.

  13. Was VERRÄT denn das VERRÄTERISCHE Wort „Mehrheitsmeinung“ über mich, Herr Niggemeier?

    Nicht auf die Argumente einer Kommentators zum Thema eingeht, sondern auf dessen Kommentare zu einem Thema: Was sagt das dann über die Sachlichkeit der eigenen Argumentation aus?

  14. Es verrät, dass sie nicht verstanden haben, was daran widerlich ist, mit Büchern von unverbesserlichen Altnazis zu handeln. Es hat nichts mit der Frage von Mehrheiten oder Minderheiten zu tun.

  15. OT:
    Passt in(s) Bild. Mal im Ernst ich lese sogut wie keine Spiegel Artikel mehr. Im Internet erst recht nichtmehr da dort sogut wie nur propaganda betrieben wird. Ich denke auch weniger das sich der spiegel geändert hat sondern eher meine lesegewohnheiten. Im netz gibt es mittlerweile viele, mir bekannte, Alternativen die weitaus unabhängiger und und daher objetiver informieren. Wenn ich mich amüsieren will geh ich auf die seiten der blödzeitung. Unreflektierten mist kann man dort besser lesen und die tuen weingstens garnicht erst auf seriös.

    Nur schade das die mir bekannten alternativen allesamt privater natur sind und eine geringe reichweite haben. sonst hätte ich auch nichts gegen den tod des print. Allerdings beunruhigt es mich ein wenig das wir in deutschland bald vll nurnoch über bekannte und verwante nachrichten bekommen und jegliche öffentliche presse nurnoch propagandamist betreiben. China/Russland/restderWelt wir kommen :C

    z.T. alles mitläufer

  16. Ich bin der Meinung, dass an sich überhaupt nichts dagegen zu sagen ist, diese Bücher zu handeln. Freie Bürger sollten das Recht haben, zu lesen was sie wollen. Egal ob es sich um Harry Potter, links-rechts oder was auch immer extremistische Schriften oder Memoiren von Kriegsverbrechern handelt. Ob man das abscheulich findet, muss der Leser entscheiden, nicht der Buchhandel. Ich gehe sogar so weit zu sagen, auch „Mein Kampf“ sollte in Buchhandlungen verkauft werden. Es versteht sich von selbst, dass darin dann das steht, was Hitler dachte und dass das keine Gemeinmachung des Verlags oder des Handels mit seinen Thesen bedeutet.

  17. Widerlich ist es, mit solchen Büchern zu handeln? Sollen denn alle Buchhändler alle Bücher vorher lesen? Und die, die nicht der gesellschaftlich gewünschten Meinung entsprechen, werden verbrannt?

  18. Die Idee, dass man verantwortlich ist für das, was man verkauft, ist jetzt aber nicht soooo abwegig. Und die, dass es zwischen verbrennen und ins Sortiment nehmen noch Alternativen gibt, auch nicht.

  19. Erstaunlich (zu) viele hier, die solche Bücher offensichtlich ganz toll finden; mich gruselt.

  20. Das gleiche Risiko geht dann aber auch jeder ein der eine Amazon Suchmaske auf seiner Website einbaut (mal angenommen dieses bzw solche Buecher gibt’s dort), denn darueber koennten dann ja auch solche Buecher bestellt werden. Da verdient derjenige dann ja auch an solchen Buechern.

    Oder im schlimmsten Fall sogar bei Partnerlinks, bin mir nicht ganz sicher, aber bekommt man nicht auch fuer weitere Artikel in der gleichen Bestellung Provision? Wenn also jemand zusaetzlich zum Fernsehlexikon obiges Buch bestellt?

  21. noir. desir kommt jetzt wieder damit, dass man nicht alle Bücher vorher gelesen haben kann und dass es einen erhebliche Aufwand darstelle, den man ja nun wirklich nicht verlangen kann. Ob wir denn wirklich so blauäugige Menschenfreunde seien, blahblahblah.
    JA, man kann von einem Buchhändler erwarten, dass er die Bücher kennt. Genau wie ich von meinem EDEKA erwarten kann, dass er das Haltbarkeitsdatum jedes Eis (gen. von Ei) kennt, das in seinem Laden und Lager liegt.
    Hach jetzt habe ich erst den Kack mit der Verbrennung gelesen. noir.desir versuch es nicht schon wieder: Etwas widerliches zu sagen und uns dann Meinungsfaschismus vorzuwerfen!

    Toilette!

  22. @Armin: Ja, das stimmt. Ich finde aber, es macht noch einen Unterschied, ob man den Online-Buchhandel als „Spiegel Shop“ oder „Süddeutsche Zeitung Shop“ ausgibt.

    Ich finde das eigentlich Bemerkenswerte an der Geschichte aber auch, dass die „Süddeutsche“ nicht weiß oder merkt, dass sie das gleiche Buch-Angebot hat wie die Kollegen.

  23. @Jeeves. Du missverstehst da was. Ich finde diese Bücher nicht toll, aber du kennst bestimmt den Spruch: „Ich teile deine Meinung nicht, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du sie äußern (oder eben publizieren:-)) darfst“

  24. Schön, dass der Titel nachgedruckt wird; da besteht wohl noch große Nachfrage (natürlich alles Historiker).

    Man soll alles verkaufen dürfen, was zwischen zwei Buchdeckel passt? Niemals!

  25. Immer wieder interessant, was solche Themen für Emotionen hochkochen lassen. Vielleicht kann man sich auf folgendes einigen: Man sollte als Medium nur das verkaufen, was auch sonst der eigenen Politik entspricht. Wenn diese Bücher also in den Shops bleiben, dann sollten SZ und SPIEGEL auch ruhig Lobeshymnen auf den Nazionalsozialismus in ihr redaktionelles Programm aufnehmen. Oder sie sollten vielleicht doch einfach nur diese Titel tilgen und sich entschuldigen, wie es sich für ein Fückchen anstand gehört.

  26. Was mich an der Erwiderung des „Spiegel“ besonders stört, ist, dass man es schon wieder schafft, keine Verantwortung für sein Tun zu übernehmen. Wenn sie sich wenigstens hinstellen würden und sagen: Ja, bei uns kann man auch Altnazi-Literatur kaufen, solange das legal ist, ist das selbstverständlich Teil des „Spiegel Shops“. Aber nein, sie sagen, sie haben keine Wahl. Sie können nichts dafür. Weil sich herausstellt, dass der „Spiegel Shop“ ein Etikettenschwindel und in Wahrheit ein „Libri Shop“ ist. Der „Spiegel“ gibt nur seinen Namen und freut sich über die Einnahmen. Mit allem anderen, glaubt er, nichts zu tun zu haben.

    Er wird gezwungen dazu, Bücher zu verkaufen, die er gar nicht will. Armer „Spiegel“.

  27. „Ich finde das eigentlich Bemerkenswerte an der Geschichte aber auch, dass die „Süddeutsche” nicht weiß oder merkt, dass sie das gleiche Buch-Angebot hat wie die Kollegen.“

    Brandheißer Recherchetipp: Ihr Arbeitgeber hat das gleiche Angebot. Vom Fernsehblog zum Degrelle-Titel im „FAZ.NET-Buchshop“ sind es genau zwei Klicks. Das Schlechte liegt manchmal noch näher, als man denkt.

  28. „Erstaunlich (zu) viele hier, die solche Bücher offensichtlich ganz toll finden; mich gruselt.“

    @Jeeves
    Du hast es nicht verstanden. Wo schreibt hier IRGENDJEMAND, dass er solche Bücher toll findet? Ich finde, man sollte solche Bücher verkaufen dürfen. Zusammen mit ganz vielen anderen, die ich toll finde und vielen anderen, die ich nicht toll finde. Mich erschreckt die Erhältlichkeit eines solchen Buchs viel weniger als die Vorstellung, dass irgendwo nach irgendwelchen Kriterien entschieden wird, in welchen Büchern die Wahrheit steht und in welchen nicht.

    Ich finde es hochgradig albern, wenn ein Journalist meint, einen Skandal aufgedeckt zu haben, nur weil dieses Buch im Web-Shop einer großen Zeitung erhältlich ist. Dass im Web-Shop seiner eigenen Zeitung dasselbe Buch erhältlich ist, macht die Sache natürlich noch alberner.

  29. „Ich teile deine Meinung nicht, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du sie äußern (oder eben publizieren:-)) darfst”

    Einer der wenigen gelungenen Kommentare.

  30. In der Tat war das war kein Meisterstück von Willi Winkler. Im eigenen Auge nach Balken recherchieren, bevor man die Splitter bei der Konkurrenz rezensiert und so.

    Aber ich glaube, dass der wahre Grund für diesen Fauxpas ist, dass für Willi Winkler und viele seiner Kollegen die eigene Internetseite einfach kein Ort ist, den man sich zurechnen mag und oft sogar kein Ort, den man ab und zu besucht.

    Sueddeutsche.de – das machen die Anderen, die Onliner. Ich vermute, Willi Winkler hat mehr oder weniger einfach vergessen, dass seine Zeitung ja auch ein Internet-Angebot betreibt.

  31. Es geht ja nicht darum gewisse Bücher aus dem Buchhandel zu nehmen bzw. zu verbieten. Sondern um die Frage mit welchen Bücherangeboten sich Spiegel und die Süddeutsche schmücken möchten. Und es wäre mit Sicherheit kein finanzieller Verlust, dieses Angebot aus dem Angebot zu nehmen. Natürlich vorrausgesetzt, dass sich dies „vertraglich“ und auch technisch mit dem Kooperationspartner vereinbaren ließe.

  32. @Jens: Ich hatte es nicht extra nachgeguckt, war aber ohnehin davon ausgegangen, dass das so ist. Ein Unterschied ist nur, dass dies hier nicht FAZ.net ist. (Und die FAZ nicht mein Arbeitgeber, sondern Auftraggeber, aber egal.)

  33. 34:

    Mich erschreckt die Erhältlichkeit eines solchen Buchs viel weniger als die Vorstellung, dass irgendwo nach irgendwelchen Kriterien entschieden wird, in welchen Büchern die Wahrheit steht und in welchen nicht.

    Das ist doch Demagogie. Es ist nirgends von „Wahrheit“ die Rede. Wenn eine Redaktion ein Buch aus dem Sortiment ausschließt, bedeutet das allenfalls, dass die Redaktion dieses Buch nicht gutheißt und nicht zu seiner Verbreitung beitragen will. Das ist weder der Intention noch der Wirkung nach ein allgemeinverbindliches Dekret über die Wahrheit.

    Stefan Niggemeier findet es widerlich und einige seiner Leser auch. Ich frage mich, warum die Position dieses Altnazis als Ausdruck der Meinungsfreiheit ein so hohes Gut sein soll, diese Gegenposition aber nicht? Dabei sind es gerade solche öffentlich geäußerten Gegenpositionen, die ein Verbot unnötig machen können und somit ein Indiz für das Funktionieren der Meinungsfreiheit sind.

    29:

    Ich teile deine Meinung nicht, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du sie äußern (oder eben publizieren:-)) darfst.

    Als das letzte Mal Nazis an der Macht waren, haben in der Tat viele Menschen ihr Leben für deren Meinung gegeben, allerdings nicht immer freiwillig. Der Spruch ist nicht nur nicht von Voltaire, wie oft behauptet wird (er wurde von der Autorin Evelyn Beatrice Hall 1906 erfunden und ihm in den Mund gelegt), sondern auch sehr unglaubwürdig und in den meisten Kontexten idiotisch. Mein Leben dafür geben, dass irgendein Neonazi sagen darf, dass seiner Meinung nach Türken stinken? Geht’s noch absurder?

  34. Mal unabhängig zur Sache selbst: Warum wird eigentlich der Buchtitel so planmäßig von fast allen verhunzt? Er lautet korrekt: „Denn der Haß stirbt …“ – mit Eszett und Abstand vor den Auslassungspunkten.

  35. Tja. Ich finde es auch besser, daß meine Nachbarn extremistische Bücher kaufen können, als daß sie mir vorschreiben dürften, was ich zu lesen habe.

    Besonders beworben wurde das Buch nicht – wenn man es sucht findet man es.

    Jetzt sieht es so aus, als sei das ein Spiegel-/SZ-Schop, dabei ist es ein Libri-Angebot, ein Shop-in-the-Shop-Prinzip, bei dem der Laie leicht meinen kann, die Verantwortung dafür läge beim äußeren Shop.

    Das hätte man sich in der Tat vorher überlegen können. Hat man vielleicht, und hat gesagt „das ist es uns wert!“ oder „bei den Einnahmen haben wir keine weiteren Fragen“.

    Man kann auch durch Erfahrung drauf gestoßen werden.

    Erfrischend, daß der Verräter gar nicht auf die Idee kam, im eigenen Nest könnte es genauso stinken. :)

    Okay – abgehakt – nächster Skandal, bitte. :)

  36. @ Sebastian. Du tust ja gerade so,als würde von der Veröffentlichung so eines Buches irgendeine Gefahr für unser politisches System ausgehen. Und wenn man erstmal anfängt mit „Nazis dürfen ihre Erinnerungen nicht mehr aufschreiben“…was kommt als nächstes? Kommunisten auch nicht ? Meinungsfreiheit sollte nur in ganz wenigen nötigen Fällen eingeschränkt werden, aber ganz bestimmt nicht, wenn ein Altnazi in Kriegserinnerungen schwelgen möchte.

  37. Um Zensur geht es doch in dem Beitrag gar nicht, vielmehr um die hochpeinliche Aktion, daß man etwas verkauft, zu dem man nicht steht, und daß der Genosse Journalist wieder einmal nicht recherchiert hat (und das, obwohl wieder nur die Aufgabe mit der Suchmaske anstand).

    Nicht jeder Buchhändler glüht vor Freude, wenn er ein Buch daß den Genoxid an den Aborigines herunterspielt, oder ein Buch, das den britischen Imperialismus als Hauptexporteur der Demokratie feiert, verkaufen muss, nur weil es eben zum Sortiment gehört. (Viele Buchhändler, vor allem die, die für die großen Ketten arbeiten, haben ja disbezüglich kein Mitspracherecht.)

    Aber für FAZ und Spiegel gehören solche Texte nicht zwingend zum Sortiment, und dann ist es schon peinlich, wenn man einfach nur den eigenen Namen über die Ladentür schreibt, und dann meint, man müsse für das, was sich im Geschäft befindet, nicht geradestehen (kassiert aber gerne mit). Und es ist doppelt peinlich, wenn man die eigenen Seiten auch noch mit einem Beitrag eines Autors schmückt, der sich über das Geschäftsgebaren der Konkurrenz mockiert, das sich überhaupt nicht von dem des eigenen Auftraggebers unterscheidet. Und bei nächster Gelegenheit wieder gegen das Internet wettert, wo man so fiese Sachen kaufen kann.

    Ach so, Stefan: Im letzten Absatz vor dem Nachtrag schreibst Du „aufhörern“, cooles Wort, wobei „aufhören“ wohl eher passt…

  38. @ Stefan Pannor:

    Das eine Buch wurde von einem einzelnen Rezensenten empfohlen, das andere Buch wird im Zeitungsshop — und damit quasi von der Zeitung –verkauft. Wenn ich es mit Buchrezensionen ernst meine, dann bringe ich auch mal welche, die nicht der Meinung des Chefredakteurs entsprechen, und lasse breit gestreut rezensieren, also auch das Buch eines Autors, mit dem sich der Chefredakteur seit Jahren in den Haaren liegt.

  39. Wie war das nochmal? Printjournalismus=Qualitätsjournalismus=gut recherchiert? Winkler offenbart ein ebenso leyenhaftes Internetverständnis wie unsere Familienministerin. Demnächst könnten wir ja beim Aufruf dieses Buches die Stoppseite zu sehen bekommen…
    Mal abgesehen von diesem Fall: Das effekthascherische und – ja – girlandenreiche Geschreibsel von Winkler konnte man doch noch nie ernst nehmen. Wie sich so jemand so lange bei einem „Qualitätsblatt“ halten kann bleibt mir ein Rätsel.

  40. da sich der blogger regelmäßig als penibler, pedantischer erbsenzähler erweist, muss ich hier einmal etwas mehr präzision anmahnen: er kritisiert den SPIEGEL, weil dieser schreibt „dass man — wie die Konkurrenz — mit dem Großbuchhändler Libri kooperiere und dessen Sortiment einfach in den eigenen Shop übernehme. Dass darunter auch Bücher seien, die man eigentlich nicht anbieten wolle, sei ‚leider nicht zu umgehen‘. der blogger behauptet dann, dass sei sehr wohl zu umgehen, wenn man nicht sein label auf alles klebt usw. das stimmt so nicht. die bücher sind auch im sortiment, wenn das label SPIEGEL nicht drauf steht. insofern ist die formulierung „nicht zu umgehen“ an der stelle aus sicht des SPIEGEL wohl korrekt. an anderer stelle schreibt der autor übrigens, dass man über den SPIEGEL-link auf die nazi-bücher stoße, sei „kaum zu vermeiden. da klingt also durchaus an, dass es möglichkeiten gäbne. das wollte herr blogger aber wohl nicht sehen.

  41. ich glaube nicht, dass die Zeitungsverlage eine große Wahl bei der Übernahme solcher Shops auf die eigene HP haben. Oder glaubt hier jemand ernsthaft, dass die Kollegen von Spiegel Online, FAZ.net, oder sueddeutsche.de sich hinsetzen, das gesamte Programm des Shops durchsuchen, und alle Titel raus schmeissen, die eventuell nicht mit der Ausrichtung des Blattes übereinstimmen ?
    Ich gehe mal davon aus, dass die das gar nicht dürften, selbst wenn sie wollten, bzw. die personellen Mittel dazu hätten.

    Ansonsten: Pech für Herrn Winkler. Hätte er besser mal den Praktikanten, der das Buch bei der Konkurrenz entdeckt hat, auch mal nachschauen lassen, ob es nicht auch im eigenen Shop läuft.
    Aber vermutlich waren ihm da schon die journalistischen Pferde durchgegangen. ^^

    Was das Buch selbst angeht, ich bin immer wieder überrascht, wie schnell die, die sonst den Rechtsstaat beschwören, bei Büchern wie diesem nach Verboten schreien. Fakt ist, das Buch ist nicht verboten, also darf man es auch verkaufen.
    Die Hürden für Verbote von Büchern sind zu Recht hoch. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, und eine aufgeklärte und demokratische Gesellschaft muss meiner Ansicht nach in der Lage sein, mit all ihren Folgen klar zu kommen. Auch, und gerade, den negativen.

  42. Wie wärs denn mit einer Blacklist von Autoren, Worten oder Titeln, die nicht im Template-Shop angeboten werden sollen.
    Pfiffige Onliner hätten dieses Malheur mit Sicherheit schon vorher ausgeschaltet.
    Es könnte so einfach sein…

  43. Wenn Spiegel und Süddeutsche darauf beharren, solche Angebote zu führen, dann ist es ihr gutes Recht. Für dieses Recht würde ich mich auch vierteilen lassen usw….
    Aber als Konsument kann ich für mich entscheiden, diese Infoportale zu meiden, wenn ich ungewollt in die Nähe von solchen Angeboten gerückt werde.

  44. Zum Nachtrag: Gut zu wissen, dass die SZ ebenfalls keine Anstalten macht, etwas gegen diesen Zustand zu tun. Es scheint von Gott gegeben zu sein, dass man Nazibücher verkauft.

  45. Ich finde vor allem die Reaktion der SZ vollkommen daneben. Sie schreiben so als hätten sie am Tag davor einen Artikel über die Kooperation von Medien mit Büchergroßhandlern allgemein und hätten es dabei verpennt, das eigene Haus zu erwähnen.

    Was aber passiert ist, ist dass sie einen Artikel geschrieben haben in dem sie bewusst ein anderes Medium attackieren und versuchen, ein kleines Skandal daraus zu machen.

  46. @20: also ich kann mir nicht helfen, den besten Eindruck macht der vertreibende Verlag dieses Buches ja nun wirklich nicht:

    „http://www.buchdienst-kaden.de/winkelriedverlag/titelabbildungen.htm“

    Wenn man schon nicht erwarten kann, dass einem Buchhändler die Bücher inhaltlich bekannt sind, die er vertreibt, sollten doch zumindest die Verlagshäuser bekannt sein.

  47. diese kooperationen sind übrigens nicht sonderlich lukrativ, wenn der händler die abwicklung des versands und der rechnungsstellung komplett übernimmt, und ich denke, das wird hier der fall sein.

    die formulierung mit dem „letzten cent“ ist tendentiell richtig.

    .~.

  48. Komisch, ich hatte den Text so gelesen, dass auf die – etwas böswillig ausgedrückt – Heuchelei des Winkler-Artikels abgehoben wurde. Es ging nur am Rande um ein mieses Buch, eine noch miesere Gesinnung und gar nicht um Zensur im allgemeinen.

    Dividiert:

    – Die SZ schwärzt den Spiegel an, und dann stellt sich heraus, dass ‚Spiegel‘ durch ‚SZ‘ ersetzt werden könnte.
    – Eine Marke klebt sich wie ein Gütesiegel auf etwas, das keine Güte hat. Wenn der Markeninhaber damit leben kann, bitte, allerdings sollte er sich nicht wundern, wenn es bei den Menschen schlecht ankommt.
    – Der Markeninhaber tut dann so, als sei das alles Schicksal, auf das er keinen Einfluss hat.
    – Stefan Niggemeier weist auf die eher mittelmäßige Recherche hinter der Meinung Heuchelei des Artikels hin.

    Ich vermute zwar auch, dass Herr Niggemeier Degrelle und Konsorten nicht wirklich für veröffentlichungswürdig hält, für seinen Blogeintrag spielt das aber eigentlich keine Rolle.

    PS: Noir Plesir, Ihre Art distanzierten „Zynismus“ [in Wirklichkeit nur Menschenverachtung] ist passé. Er war nie sonderlich attraktiv, aber inzwischen ist Empathie auch unter Intellektuellen wieder ein positiver Wert.

  49. Zum peinlichen Angriff der SZ und der erbärmlichen Verteidigung von SpON wurde ja bereits alles gesagt.

    Ungeheuerlich und erschreckend finde ich, wie hier manche sofort nach Zensur und Verboten rufen. Meinungsfreiheit hat nur dann einen Wert, wenn auch die Meinung frei ist, die man (bzw. die Mehrheit) nicht teilt.

    Solange der Herr Ex-Sturmbannführer nicht zu Massenmord, Umsturz der demokratischen Staatsordnung oder ähnlichem aufruft, ist auch seine Meinung frei.

    Daraus leitet sich selbstverständlich weder für den Buchhändler noch die beiden Verlage die Pflicht ab, seine Bücher auch zu vertreiben. Eine, wenn auch nur moralische, Pflicht, dies nicht zu tun, allerdings auch nicht.

  50. @Dierk, 56

    Eine abgeneigte Haltung dem Buch gegenüber spielt natürlich schon eine Rolle, denn ohne sie wäre ja der ganze Vorgang gegenstandslos. Von einem „Verbot“ allerdings war wirklich zuerst in Nr. 49 die Rede, wo es heißt:

    Was das Buch selbst angeht, ich bin immer wieder überrascht, wie schnell die, die sonst den Rechtsstaat beschwören, bei Büchern wie diesem nach Verboten schreien.

    Ich weiß jetzt nur nicht, wer „die“ sind und warum man sie so schwer hört, obwohl sie doch schreien.

    Manchen scheint es schwerzufallen, die zwei Umstände zusammenzudenken, dass erstens Degrelle das Buch schreiben und wenn der Inhalt keinen Straftatbestand erfüllt auch über Händler veröffentlichen darf, und dass zweitens und gleichzeitig jedermann es widerlich finden und an eine Zeitung den Anspruch stellen darf, so Widerliches nicht anzubieten (zumal wenn eigentlich die Zeitung denselben Anspruch an sich stellt, s.o. Nr. 11). Manche können sich anscheinend nicht so recht vorstellen, dass etwas legal und trotzdem widerlich – oder umgekehrt, ganz wie man mag – sein kann. Und manche wiederum scheinen die Meinungsfreiheit mit einer allgemeinen Indifferenzpflicht zu verwechseln.

  51. Jemandem Menschenverachtung zu unterstellen (ohne auch nur den Versuch eines Belegs) ist hier wohl in Ordnung, eine Entgegnung wird dann gelöscht.

    Wenn man nicht der Meinung des Hausherren ist, dann ist man Freiwild, das sich noch nicht einmal gegen ungerechtfertigte Attacken wehren darf. Was für ein Armutszeugnis.

    Im übrigen enthielt meine Entgegnung keinerlei Beleidigung oder ähnliches. Sie hat Herrn Niggemeier und seinem Gefolge wohl einfach nicht gefallen.

  52. Vielleicht guck ich nicht richtig hin, aber kann es sein, dass beim SZ-Shop noch weniger ersichtlich ist (nämlich gar nicht), dass es sich um ein Partnerangebot handelt, als beim Spiegel-Shop (da steht im Impressum etwas von Libri als Partner)? Auf mich wirken beide Shops wie Verlagsangebote.
    Ganz anders als z.B. bei Last.fm, das auf Spiegel Online eingebunden, und klar als Kooperation erkenntlich war; als da festgestellt wurde, dass mitunter auch rechtsextreme Songs laufen, wurde schnell reagiert. Da müssten die doch bei einem so gut getarnten Angebot wie dem Shop noch viel mehr dahinter sein.

  53. Na ja, eine wirklich passende Reaktion ist das auch nicht.

    „Die Redaktion bedauert, dass der Hinweis auf den SZ-Shop in der Berichterstattung fehlte.“

    Die Aussage ist wirklich weltklasse. Als ob es den Beitrag gegeben hätte, wenn das irgendjemanden vorher aufgefallen wäre…

  54. Schlimmer fänd ichs, wenn die Redaktion mir erzählen wöllte, was ich _nicht_ lesen darf. Dass ein Journalist unglücklich darüber ist, dass sein Arbeitgeber (oder die Konkurrenz) derartige Bücher vertreibt, kann ich nachvollziehen. Allerdings glaube ich nicht, dass Herr Winkler diese Tatsache zum Anlass nimmt, irgendwelche Konsequenzen zu ziehen. Insofern halte ich Winklers Artikel für Heuchelei. Erst kommt eben das Fressen…

  55. Die Zensurfrage finde ich nicht so abwegig. Wenn der Staat den Zugriff auf Literatur kontrolliert lehne ich das ab, aber wenn es ein Buchhändler tut bin ich dafür? Solange ich jederzeit einen anderen Buchhändler finde, der mir das Buch verkaufen würde, aber nicht mehr, wenn dessen Boykott wirkungsvoll wäre, weil er z.B. der letzte Buchhändler war, der es mir verkauft hätte?

    Das ist doch auch bigott. Man fordert ein symbolisch-moralisches Verhalten des Buchhändlers, aber wenn es ernst wird, und er wirklich die Verfügbarkeit des Buches kontrollieren könnte, dann soll er es doch verkaufen?

    Oder sind Buchhändler die besseren Zensoren, weil sie mehr vom Metier verstehen als die Politik, bzw. andere Wertmaßstäbe haben? Lernt man die auf der Buchhändlerschule?

    Deswegen habe ich oben darauf hingewiesen, daß man in beiden Fällen das Buch im Shop findet, wenn ich das richtig verstanden habe, daß aber keine explizite Werbung für das Werk gemacht wird.

    Ich finde ein Buchhändler soll mir alles verkaufen was es gibt, aber er muß nicht Werbung dafür machen. Und ich kontrolliere am liebsten selbst was ich lese. Aber in Zeiten des Internetstopschildes wollen wohl viele lieber die Verantwortung an eine große Nanny delegieren.

  56. @noir.desir, 62: Ich hatte den Kommentar noch gelesen. Die Löschung dürfte damit zusammenhängen, dass Sie ausfallend geworden sind und in der Ausdrucksweise ein gewisses Niveau unterschritten haben. Jetzt den Eindruck zu erwecken, es würden unliebsame Meinungen gelöscht, ist doch Foulspiel.

    (Hat es eigentlich Sinn, zu diskutieren, wenn Sie mich als Teil einer grauen Masse namens „Gefolge“ wahrnehmen, die einer eigenen Meinung unfähig ist?)

    @Eusebius, 65: Sie sehen wirklich im Webangebot von Spiegel Online eine Entscheidung darüber, was Sie lesen dürfen? Sollen dann auch Zeitungskioske verpflichtet werden, alle Zeitungen anzubieten? Oder zu gleichen Teilen welche aus allen politischen Lagern? Was hat das denn noch mit Freiheit zu tun, wenn es einem Unternehmen nicht erlaubt sein soll, ein bestimtes Produkt nicht anzubieten, weil man es für Schund hält – oder auch einfach, weil man die Freiheit hat, anzubieten, was man will, ohne jede einzelne Entscheidung begründen zu müssen?

    Der Spiegel kann natürlich legale braune Literatur verkaufen, aber dann muss er sich halt auch die entsprechenden Vorwürfe anhören (wenn auch nicht von Willi Winkler) und die Folgen für sein Image hinnehmen.

  57. @Stefan W., 66: Point taken, ich bin aber auch gegen eine große Nanny, die den Buchhändlern vorschreibt, dass sie alles verkaufen müssen. Und wenn es die nicht gibt, liegt die Verantwortung halt bei ihm. So rum muss man es auch mal sehen.

    (So, jetzt bin ich aber weg.)

  58. Man kann darüber streiten ob es notwendig ist, dass Spiegel, SZ, FAZ u.a. solche Buchshops unbedingt haben müssen. Meiner Kenntnis nach lassen sich damit keine Reichtümer verdienen und ich glaube, die Leserschaft würde solch ein 0815-Angebot auch nicht vermissen.

    Sich aber hinzustellen und zu behaupten, es sei „leider nicht zu umgehen”, den gesamten Shopinhalt zu übernehmen ist blanker Unsinn. Wir leben in 2009. Vielleicht wäre es mühsamer und/oder teurer, vielleicht will Libri das nicht – warum eigentlich? Aber wäre das nicht eine tolle Sache, wenn man auf Spiegel online einfach die Bücher der Bestsellerlisten, die vom Spiegel rezensierten oder vorgestellten oder sonst irgendwie zu einem Artikel passenden Bücher direkt im „eigenen“ Shop kaufen könnte? Wie wäre es denn, wenn Abonnenten einen Rabatt bekämen? Das liese sich mit CDs, DVDs und Musikdownloads beliebig erweitern.

    Wobei „beliebíg“ an dieser Stelle das falsche Wort ist, es müsste eben nicht beliebig sein, sondern Mehrwert bieten. Das Geld liegt auf der Straße, man muss sich nur bücken.

    Jammern und „es ist halt so und ich kann es ja auch nicht ändern“ sagen ist in meinen Augen viel schlimmer, als wenn alte Männer (das bezieht sich jetzt nicht auf das Lebensalter) den eigenen Online-Shop nicht kennen, während Sie über die Konkurenz zetern.

  59. vielen Dank an die SZ, den Spiegel und diesen Blog für neue Autorentipps… Nachdem die Systemjournalie ihr Vertrauen gänzlich verspielte, bin ich für jede neue Anregung dankbar.

  60. Ich denke, man sollte zwischen den angebotenen Produkten und den erhältlichen Produkten in den Shops unterscheiden. Angeboten werden im SPIEGEL-Shop eigene Bücher und durchaus anspruchsvolle Musik- und Filmreihen vom KulturSPIEGEL. Bei der SZ ist das ebenso. Erhältlich ist darüber hinaus auch jedes Buch, das es in Deutschland legal gibt. Darunter eben auch Bücher, die basierend auf dem Recht zur freien Meinungsäußerung (Artikel 5 Grundgesetzt) veröffentlicht werden dürfen und über jede Buchhandlung zu bestellen sein müssen (basiert ebenfalls auf Artikel 5 Grundgesetz).
    Was spricht denn dagegen, wenn seriöse Blätter wie SPIEGEL, SZ oder FAZ ihren aufgeklärten Lesern über einen eigenen Shop den Zugang zu sämtlichen Büchern ermöglicht ohne Titel mit fragwürdigen Inhalten aktiv zu bewerben? Gerade hier stehen doch die fragwürdigen Bücher im Kontext kritischer Auseinandersetzung. Außerdem gibt es ja auch nicht ohne Grund die SPIEGEL-Bestsellerliste. Was liegt da näher als den eigenen Lesern auch Bücher anzubieten?
    Ich sehe die Shops der Zeitungen und Zeitschriften als Serviceangebote für ihre Leser, die neben den eigenen Objekten eben auch Bücher lesen. Darunter auch manchmal welche, die für Aufregung sorgen und nicht unbedingt die eigene Meinung oder die der großen Blätter widerspiegeln. Trauen wir uns denn nicht soviel Aufgeklärtheit zu? Es wird doch nicht im Ernst jemand gerade von Journalisten eine Zensur statt kritischer Auseinandersetzung fordern wollen.

  61. Darf man unwissentlich so ein Buch verkaufen? Ja, ist aber peinlich. Darf man, wie Libri, so einem Buch wissentlich verkaufen? Ja, ist aber sauschäbig! Muss man mit Libri zusammenarbeiten, wenn man rechte Verlage nicht unterstützen will? Nein, liebe Shopbetreiber! Finde ich eigentlich ganz einfach, wenn man nicht in jedem Exkrement nach Gold sucht…

    Tatsächlich finde ich die Diskussion neben dem Center Court mal wieder mindestens genauso interessant…

    Ich kann den Kommentatoren, die für eine uneingeschränkte Meinungsfreiheit um jeden Preis eintreten nur beipflichten und auf die Schulter klopfen. Auch wenn es bei einem so heiklen Thema bestimmt schwergefallen dürfte nicht in irgendwelche Fettnäpfchen zu treten (die „Jeeves“ für euch aufstellt) oder plötzlich in einem ungewollten Licht dazustehen. Der Schlüssel zu einem freien Leben ist mMn nicht lediglich zu erkennen wer eine Nazi-Meinung vertritt, sondern zu erkennen wer generell eine schlechte, mir schadende und undemokratische Meinung (für „Jeeves“ ja, auch Nazi-Meinungen) äußert und mich dagegen wehren zu können. Die Spielregel uneingeschränkte Meinungsfreiheit ist nun mal eine zwingende Bedingung! @#40 Du hängst hier zu stark am Pathos des Satzes fest, und ich bin mir auch nicht sicher, ob Du den Sinn verstanden hast. Wie willst Du dir denn sonst sicher sein, dass andere für deine Meinungsfreiheit eintreten, und die dummen Neonazis oder die dummen Kommunisten oder irgendwelche anderen Dummköpfe dir nicht den Mund verbieten?

    Das gute an der Demokratie ist, dass man alles sagen darf. Noch besser ist, dass man nicht immer zuhören muss, wenn’s dumm wird. Das muss reichen.

  62. @Sebastian: Es stimmt nicht, dass Zeitschriftenkioske ihr Sortiment selbst bestimmen / zensieren können. Jeder hat das Recht zur freien Meinungsäußerung und sich UNGEHINDERT aus allen Quellen zu informieren. Deshalb gelten für das Buch- und Zeitungs- bzw. Zeitschriftengeschäft andere Regeln als für das Gemüse bei EDEKA. Es muss alles erhältlich sein, was nicht verboten ist, wenn man mit diesem Sortiment handelt. Und das ist auch gut so. Oder willst Du Dir von Deinem Kioskmann vorschreiben lassen, was Du lesen sollst? Am Ende bekommst Du dort nur den Playboy, weil er alles andere für intellektuellen Schund hält ;-).

  63. @46: „@ Stefan Pannor:

    Das eine Buch wurde von einem einzelnen Rezensenten empfohlen, das andere Buch wird im Zeitungsshop — und damit quasi von der Zeitung –verkauft. Wenn ich es mit Buchrezensionen ernst meine, dann bringe ich auch mal welche, die nicht der Meinung des Chefredakteurs entsprechen, und lasse breit gestreut rezensieren, also auch das Buch eines Autors, mit dem sich der Chefredakteur seit Jahren in den Haaren liegt.“

    Nun, dann könnte man ja auch mal den Degrelles lobend erwähnen in der FAZ. Oder nicht? Oder doch?

    Darum geht es mir doch. Raspail zeichnet ein Schaudermärchen von einer schweigenden „Überfremdung“ Europas – und er (der auch noch überzeugter Monarchist und auch privat ziemlich weit rechts außen steht) findet das bedenklich. Das Buch soll warnen vor dem Ende der europäischen, weissen Kultur. Der Rezensent findet diese Warnung richtig und angemessen und sowieso ganz toll. Lorenz Jäger ist – laut Wiki – Redakteur der Geisteswissenschaften und angeblich befreundet mit dem „Junge Freiheit“-Autor Karl-Heinz Weißmann, mit dem er auch schon mal gemeinsam im deutlich rechtsgerichteten „Institut für Staatspolitik“ auftritt.

    Diese Verbindungen finde ich, da bewußt gestaltet und hingenommen, viel bedenklicher als das zugegeben nicht wirklich clevere einbinden von Online-Buchhandlungen in die eigene Seite.

    @61: In den Shops gibt es alles, was bei Libri gelistet ist – oder anders gesagt, alles, was eine ISBN hat und nicht auf dem Index steht. Über die demnach offen vertriebene Zahl rechter und rechtsextremer Bücher auf diesen Kanälen möchte ich nicht spekulieren.

  64. @ Haui #74:

    Was schreiben Sie für einen Zinnober. Natürlich dürfen, können und müssen „Zeitschriftenkioske ihr Sortiment selbst bestimmen“. Die suchen sich das aus, was Sie meinen am besten zu verkaufen. Haben Sie den Hauch eines Schimmers einer Ahnung, wieviele Titel überhaupt existieren? An Tankstellen, an Kiosken, am Bahnhof und Flughafen, im Supermarkt gibt es immer eine „passende“ Auswahl für das Publikum.

  65. Da muss ich Sie leider eines Besseren belehren. Das Sortiment des Zeitschriftenhändlers wird vom Pressegroßhändler bestimmt. Es richtet sich nach der Art der Verkaufsstelle und nach der Verkäuflichkeit der einzelnen Titel. Weder der Groß- noch der Einzelhändler kann bestimmte Titel im Verkauf behindern. Das Dispositionsrecht geht von den Verlagen aus und schlägt bis zum Einzelhändler durch, wenn Inhalte nicht von entsprechenden Stellen verboten werden. Zur Gleichbehandlung gibt es neutrale Pressegroßhändler, die zwischen den Verlagen und den Einzelhändlern stehen und dafür sorgen, dass alle Zeitungen und Zeitschriften einen gleichberechtigten Marktzugang erhalten. Lassen Sie sich doch mal von Ihrem Händler des Vertrauens seine Lieferungs- und Zahlungsbedingungen zeigen. Da steht das genau drin. Natürlich kann der Händler entscheiden, was er verkaufsfördernd präsentiert und ins Schaufenster oder auf den Tresen legt. Aber kein Zeitschriftenhändler kann ohne weiteres den Verkauf eines bestimmten Titels ablehnen.
    Die „passende“ Auswahl folgt lediglich der Nachfrage und Verkäuflichkeit.

  66. Der Nachtrag ist doch schon mal löblich für die Zeit bis man sich entgültig entschliesst was nun zu tun ist. Kooperation mit Libri beenden, auf Libri Druck ausüben in der Hoffnung dass der Verlag die Literatur nicht mehr vertreibt oder den Bericht darüber streichen/zurücknehmen. Als „Lösung“ ist die jetztige Handlung unzureichend aber so zeitnah kann man auch nicht erwarten dass dort so große Entscheidungen getroffen werden/werden können.

  67. @Stefan Pannor 75.

    Der Buchautor vertritt eine Meinung, die sie nicht richtig finden. Der Rezensent teilt die Meinung des Autors bzw. findet dessen Buch zumindest empfehlenswert.

    Was ist daran jetzt bedenklich?
    Dass der Autor ein Buch schreibt mit einer Aussage, die Ihnen nicht gefällt? Oder dass der Rezensent dieses Buch empfiehlt? Oder beides?

    Ein anderer mag sich daran stoßen, dass ein Rezensent die historische Analysen von Marx lobt und dessen Bücher gut heißt. Wieder ein anderer vielleicht daran, dass eine Zeitung die Lektüre der „satanistischen“ Harry Potter Bücher für Kinder empfiehlt, usw.

    Welche allgemeine Regel können wir da wohl aufstellen?

  68. @67: „Sollen dann auch Zeitungskioske verpflichtet werden, alle Zeitungen anzubieten?“

    „In seinem zugeteilten Gebiet unterliegt der Pressegrossist dem Kontrahierungszwang, das heißt, er hat die Pflicht, nicht nur jede Verkaufsstelle zu beliefern, sondern auch jede auf dem Markt erhältliche Publikation anzubieten und in sein Programm aufzunehmen. Der Einzelhandel hat somit einen Belieferungsanspruch gegenüber dem Pressegrossisten.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Presse-Grosso

    „Es ist ja bei der Bindung an einen Grossisten nicht so, dass man sich dann aussuchen kann, welche Zeitungen man gern verkaufen möchte, sondern das legt der Grossist je nach Abkauf selbst fest. Man kann höchstens unliebsame Zeitungen in der Versenkung verschwinden lassen. Ich hab das als Marktleiter immer mit der „National-Zeitung“ und der „Jungen Freiheit“ gemacht, im Rahmen der Kampagne gegen rechtsradikale Presseerzeugnisse. Wenn man dann keine verkauft, dann bekommt man irgendwann auch keine mehr.“

    http://anonym.to/?http://www.shortnews.de/start.cfm?id=570346

  69. Und im Gegensatz zum SZ-Shop wird beim FAZ-Shop unter dem besagten Buch noch Buchempfehlung über Buchempfehlung für krasseste SS-Folklore angeboten!

    Peter Turi hatte ganz recht mit seiner heutigen Kritik an Dir.

  70. @79: Sie mißverstehen. Ich wollte lediglich im Rahmen dieser Debatte darauf hinweisen, dass das – im Wust der Masse mehr oder minder – versteckte Anbieten eines Buches nichts ist im Vergleich zur lobenden Besprechung eines Buches.

    Wobei Libri ja nicht einfach nur ein Online-Händler wie z.B. Amazon ist, sondern ein Barsortimenter, also ein Buchhandelszulieferer. Von diesen erwartet der Buchhandel, dass sie sämtliche lieferbaren Bücher auch lieferbar halten oder beschaffen können. Dies betrifft dann automatisch auch Literatur aus rechten Verlagen.

    Mit der Anwesenheit eines solchen Buches im ,ja, eben, Barsortiment sollte man also rechnen. Der „Skandal“ ist nicht nur deshalb peinlich, weil sich die SZ ins eigene Knie geschossen hat. Sondern auch und vor allem, weil diese Funktion von Libri kein Geheimnis ist und weil man in einem Lager, das alles führt, eben auch erwarten muss, alles zu finden.

    Ein Feuilleton dagegen ist kein Alles-Lager. Hier kann man auswählen, und die verlinkte lobpreisende Besprechung halte ich demnach für deutlich peinlicher, weil sie jeden politischen Kontext, in dem sich das Buch befindet, zugunsten einer eindeutig motivierten Lobhudelei ausblendet.

  71. Damit nicht der Eindruck entsteht, dass es hier um schwarze Schafe geht, mache ich als Buchhändler mal eine kleine Regelkunde:
    Wenn jemand in Deutschland ein Buch veröffentlichen will, muss er einen Verlag gründen oder einen Verlag finden, der sein Buch veröffentlicht (Hürde 1). Alle Verlage schicken ihre Bücher vor der Veröffentlichung an die Deutsche Bibliothek (Hürde 2). Wenn das Buch dann veröffentlicht ist, trägt es eine ISBN-Nummer und steht im sogenannten Verzeichnis lieferbarer Bücher. Auf dieses Verzeichnis greift jeder Buchhändler zu. Wenn ein Kunde das Buch haben will und es in der Buchhandlung nicht aktiv angeboten wird (Hürde 3), so wird es bestellt. Dafür gibt es in Deutschland zwei große Besorger (sogenannte Barsortimente). Der eine ist Libri und der andere KNOE. Diese sind gesetzlich verpflichtet, lieferbare Bücher zu besorgen. Damit ist jedes lieferbare Buch nach den genannten Einstiegshürden auch in jeder Buchhandlung lieferbar.
    Dieses System gibt es, weil im Grundgesetz freie Meinungsäußerung und der freie Zugang zu allen Quellen verankert ist. Eine Zensur bzw. Sortimentsbeschränkung durch die Handelsstufen ist daher ausgeschlossen. Ich verweise in diesem Zusammenhang aber gern nochmal auf meine Unterscheidung zwischen aktiv angeboten und theoretisch lieferbar! Damit hat der Buchhändler natürlich eine Steuerungsmöglichkeit, kann sich aber der gezielt nachgefragten Besorgung nicht aus „anderer Überzeugung“ verwehren.
    Apropos theoretisch: ist der Gemeinde eigentlich aufgefallen, dass der Titel zur Zeit gar nicht lieferbar ist (Meldung laut VLB: Nachdruck in Vorbereitung)? Dies ist für uns Buchhändler zumeist ein Hinweis darauf, dass mit dem Verlag über die Inhalte gestritten wird. Und nur dort gehört die Diskussion auch hin.
    Deshalb wird dieses Buch auch nicht verkauft und niemand verdient damit Geld. Weder bei der SZ noch beim SPIEGEL noch bei Amazon oder bei Thalia.
    Es sind also alle Gegner des Buches herzlich aufgefordert, sich mit dem herausgebenden Verlag auseinanderzusetzen. Wenn es verboten ist, dann darf es auch nicht mehr verkauft werden. Das geht dann ganz einfach und automatisch ;-).
    Solang das Buch theoretisch lieferbar bzw. bestellbar ist, können wir Buchhändler es in unseren Läden nur so gut wie möglich „verstecken“ und stattdessen die schönen und richtigen Dinge anpreisen und aufklären über Falschwahrheiten, wie es SPIEGEL und SZ eben auch tun.
    Wir haben ein System für aufgeklärte Menschen, das von allen Beteiligten weiter verantwortungsvoll genutzt und nicht mit Selbstjustiz ausgehebelt werden sollte.
    Ich sehe in der reinen (systembedingten) theoretischen Verfügbarkeit noch keinen Grund zum Anstoß. Niemand der angeprangerten Händler hat empfohlen, das Buch zu lesen über positiv über dessen Inhalte gesprochen. Das wäre ein Grund über den man sich auseinandersetzen könnte.

  72. Lieber Haui,

    bitte die Niggemeier-Fangemeinde hier nicht mit Fakten zu verstören! Die Moralisten wissen am besten, welche Bücher angeboten werden sollen und welche nicht (Ironie).

  73. Lieber Herr Niggemeier,

    Herr Degrelle war zuletzt Standartenführer und nicht wie Sie fälschlicher Weise schreiben Sturmbannführer.
    Dies habe ich durch eine simple Recherche Abfrage in diesem…wie heißt das jetzt?…ah, ja Wikipedia herausgefunden.

    Soviel Zeit muss sein, auch im schnelllebigen Blog-Geschäft.
    Da fragt man sich schon, was man Ihnen noch glauben kann, wenn schon diese einfach nachzuprüfenden Angaben falsch… usw. usf.

  74. @Nashwin (#86): Laut Wikipedia wurde Degrelle bei Umwandlung der Wallonischen Legion in eine SS-Sturmbrigade zum SS-Sturmbannführer ernannt. Eine spätere Beförderung zum SS-Brigadeführer durch Himmler war wohl nicht rechtens. Von einer Beförderung zum SS-Standartenführer ist nicht die Rede.

    Nach dem Krieg hat Degrelle mit dem Titel SS-Standartenführer unterschrieben. Wie er zu diesem Rang gekommen ist steht nicht in dem Artikel. Von daher ist es auch unter Verweis auf Wikipedia nicht falsch, von SS-Sturmbannführer Degrelle zu schreiben, denn dass er den Rang hatte steht außer Zweifel. Wenn er sich in den Wirren des Zusammenbruchs selbst befördert hat oder von anderen hohen Nazis hat befördern lassen, braucht man das nicht wirklich zu berücksichtigen.

  75. Ja, natürlich war er irgendwann einmal in seiner zweifelhaften Karriere Sturmbannführer.

    Aber man schreibt ja auch nicht von Major De Gaulle, Hauptmann Eisenhower, Leutnant zur See Dönitz oder Fähnrich Rommel, sondern verwendet den letzten (höchsten) Dienstgrad.

    Sie können die Wortklaubereien einfach nicht lassen, gell?

  76. @90

    Von wegen Wortklauberei: Seit wann ist es bitte bei Arschlöchern wichtig, was die für einen Dienstgrad haben?

  77. @ Haui #77 und 83:

    Alles was Sie schreiben, widerspricht meinen eigenen Erfahrungen und Kenntnissen.

    „Diese sind gesetzlich verpflichtet, lieferbare Bücher zu besorgen.

    Können Sie das bitte belegen. ich habe seit dem ich #83 gelesen habe nichts anderes gemacht, als zu googeln, juris und Beck zu durchforsten, mit Anwälten und Bibliothekaren zu sprechen. Keiner hat nur im Entferntesten davon je gehört.

  78. Können wir uns für den Herrn Degrelle einfach auch auf den Dienstgrad „Nicht-Menschenfreund“ verständigen und den Rest dieser peinlichen Sterne-auf-der-Schulter-Diskussion beenden?

  79. Wortklaubereien? Nein, Schlamperei. Ich bin direkt in den Abschnitt Rolle während des Zweiten Weltkrieges gegangen und habe den einleitenden Absatz nicht gelesen. Die Beförderung zum SS-Standartenführer wird in dem Artikel allerdings nicht erwähnt, aber das spricht eher gegen die Qualität des Artikels als dagegen, dass er diesen Rang hatte.

    Die englische Wikipedia nennt das Datum der Beförderung zum Standartenführer (20.04.1945). Degrelle, heißt es weiter, habe später in Spanien oft die Uniform eines SS-Standartenführers getragen, Historiker seien aber der Meinung, er habe diesen Rang zu Unrecht geführt. Leider fehlen Quellenangabe für diese Behauptung.

    Also dürfte er SS-Standartenführer gewesen sein.

  80. @SvenR: Machen Sie einfach eine Ausbildung zum Buchhändler. Da lernen Sie sowas ;-). Die Überallerhältlichkeit von Büchern und Presseerzeugnissen und das entsprechend geschilderte System für Buch- und Zeitschriftenhändler sind abgeleitet aus Artikel 5 Grundgesetz.
    Dagegen kann man natürlich verstoßen, wenn man meint, seine Kunden bevormunden zu müssen und alles besser zu wissen. Dann legt man eben die Zeitschriften vom Pressegrossisten unter den Tisch und behauptet in Kundengesprächen, dass es das gewünschte Buch nicht gibt. Dafür kommt man nicht ins Gefängnis.
    Aber es ist nicht im Sinne des Grundgesetzes, welches zur Vermeidung von Zensur geschaffen wurde.
    Rufen Sie doch mal direkt bei Libri oder beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels an. Dort werden Sie erfahren, dass für Inhalte von Büchern die enstprechenden Verlage verantwortlich sind und alles andere zum Vertriebssystem, was ich geschildert habe.

  81. Das ist ja das schöne in Deutschland, dass es auch neben den Ketten auch noch unabhängige Buchhandlungen gibt, die ihr Sortiment mehr oder weniger nach eigenem Gusto bestücken und nicht nur die vermeintlichen Bestseller stapeln.

    Allerdings: Den Zwang, bestimmte Bücher zu führen, gibt es nicht (sieht man mal von individuellen Vereinbarungen und Lieferbedingungen der großen Verlage ab). Aber sobald eine Buchhandlung an Libri oder KNOE angeschlossen ist, kann sie alle lieferbaren Titel besorgen. Nirgendwo steht geschrieben, dass die das auch muss. Das düfte vom jeweiligen Selbstverständnis abhängen, ob man sich nun als Kulturinstitution oder als Dienstleister sieht.

    @Stefan: Sorry für das Wort mit „A“

  82. Ja, auch ich halte Menschen wie den mit bisher gänzlich unbekannten Léon Degrelle für ein Arschloch – zumindest nach allem, was ich bisher über ihn erfahren habe.

    Warum aber Linus‘ Wortwahl hier geduldet wird, mein keineswegs drastischerer, vor allem nicht beleidigender, Kommentar jedoch nicht: Darüber lässt sich trefflich spekulieren.

    Wie Niggemeier zu Zensur nicht genehmer Positionen steht, wird ja hier schon deutlich genug. Endlich mal jemand, der seinen Worten auch „Taten“ folgen lässt… Was man so Taten nennt, im Maulhelden-Biotop „Blogosphäre“.

  83. @Haui: Ich finde Ihre Ausführungen sehr interessant und habe viel gelernt. (Also, wirklich.)

    Möchte nur kurz, damit das nicht völlig in Vergessenheit gerät, darauf hinweisen, dass Thema meines Blogeintrags war, dass die SZ dem „Spiegel“ vorwirft, etwas Schlimmes zu tun, obwohl sie selbst dasselbe tut. (Die FAZ auch, aber die FAZ hat, wenn ich es richtig sehe, auch niemandem irgendetwas in dieser Sache vorgeworfen.)

    Mir leuchtet die Herleitung der Buchhändler-Pflichten aus dem Artikel 5 auch ein, mein Problem mit den Shop-Aktivitäten der Verlage ist ein anderes: Die Marken „Spiegel“ oder „Süddeutsche Zeitung“ sind wertvolle Marken, sie stehen für Qualität und suggerieren, dass das, was es in ihren Shops unter ihren Logos gibt, Qualität ist.

    Willi Winklers Anklage zeigt seine Ahnungslosigkeit, dass er unter den Namen „Spiegel Shop“ Produkte erwartet, die zumindest nicht völlig gegen das verstoßen, wofür der „Spiegel“ steht. Das ist aber ein Missverständnis, für das die Verlage durch die Art, wie sie ein fremdes Angebot zum eigenen umdeklarieren, selbst verantwortlich sind.

  84. @noir.desir.: Warum kommentieren Sie dann hier? Sie kennen mich nun wirklich lange genug — das ist ja nicht der erste Name, unter dem Sie hier herumtoben, sondern mindestens der dritte.

  85. @96: Grämen Sie sich nicht. Eine gewisse Arroganz, auch und vor allem gegenüber Leuten vom Fach, findet sich wohl recht oft in den Kommentaren zu diesem Blog, wie ich finde. Woran das liegt? Vielleicht verwechseln hier manche Leute die Fähigkeit zur Kritik mit der Fähigkeit, das Kritisierte besser zu können.

  86. @Stefan #99

    Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Müsste nicht der Schluss folgen, dass SZ und SPON per se eben nicht (mehr) für Qualität stehen? So gesehen wäre der gute Herr Winkler, bei aller Dusseligkeit, was die Recherche vor der eigenen Haustür betrifft, nur ein kleines bißchen naseweis, wenn er das Spiegelsche Gütesiegel für die bare Münze nimmt, als die es verstanden werden will.

  87. @Haui: Diese gesetzliche Verpflichtung war mir auch unbekannt, aber wenn ich oben schrieb, ein Buchhändler sollte selbst entscheiden dürfen, was er anbietet, dann meinte ich damit, was er sich in den Laden stellt. Dass ich als Kunde unabhängig davon einen Verkäufer ansprechen und sagen kann, ich möchte Buch X bestellen, und dass es mir dann bestellt wird, hatte ich vorausgesetzt. Zumindest hätte ich es auch ohne gesetzliche Verpflichtung sehr befremdlich gefunden, wenn der Verkäufer sich mir gegenüber geweigert hätte, ein bestimmtes Buch zu bestellen.

    Das Problem bei einem Onlineshop entsteht ja dadurch, dass dieser Unterschied zwischen Regal und „auf Nachfrage lieferbar“ wegfällt, sofern man nicht in Form von z.B. Empfehlungen der Redaktion ein Äquivalent des Regals schafft. Und durch die allgemeine Gewöhnung an Suchmaschinen ist das Lieferbare viel unmittelbarer verfügbar als früher, als man gezielt einen Verkäufer ansprechen und vorher überhaupt erst irgendwie von der Existenz des Buches erfahren musste.

    Wenn jedenfalls alle lieferbaren Bücher in so einem Shop stehen, wirft das natürlich umso mehr die Frage auf, was an diesem Verzeichnis lieferbarer Bücher mit Bestellmöglichkeit jetzt ein „Spiegel Shop“ sein soll. Und was mich interessieren würde: Gilt die besagte Verpflichtung auch hier? Was ist, wenn ich auf einer Homepage drei bestimmte Bücher empfehlen/anbieten will – bin ich dann verpflichtet, auch alle anderen lieferbaren Bücher anzubieten? Muss eigentlich auch ein Supermarkt, der die aktuellen Top-20-Bestseller verkauft, mir jedes lieferbare Buch bestellen?

  88. Um mal etwas pro Willi Winkler zu sagen: In der Regel schreibt er recht lesbare und wichtige, oft sogar amüsante Artikel; auch seine Interviews sind sehr löblich. Ich mag ihn (lesen). Besonders schön war sein notwendiges „Diederichsen, halt den Sabbel!“ in der SZ am 15/16. März 2003.

  89. In der Tat sind die Übergänge zwischen angebotenen (also empfohlenen) Produkten und lieferbaren Titeln in einem Onlineshop sehr viel fließender als im Buchladen. Hier kann ein Buchhändler noch beratend „eingreifen“, was online wegfällt. Ich würde vielleicht die Homepage bzw. die jeweiligen Rubrikenseiten im Onlineshop mit dem Regal des „realen“ Buchhändlers vergleichen. Hier findet man bei allen Verlagsshops ein glaubwürdiges Angebot aus eigenen oder empfohlenen Produkten. Keiner hat das angeprangerte Buch in irgendeiner Form „ins Regal“ gestellt. Man findet es nur durch Eingabe von Autor oder Name ins Suchfeld. Also nur, wenn man konkret nachfragt (vergleichbar mit einer Bestellung beim Dienstleister Buchhändler).
    Wundern würde ich mich, wenn die Verlage nur die Bücher anbieten, die sie besprochen haben o.ä.. Da würde ich mich sofort fragen, warum ein Buch denn besprochen wird. Weil man es auch kaufen kann? Das fände ich viel anrüchiger. Ich glaube dazu gab es vor ein paar Jahren auch mal eine Rüge vom Presserat. Weiß aber nicht, um welchen Verlag es ging. Das heißt für mich: alles oder nix.
    Bei der vorliegenden Konstellation kann ich die Produkte des Verlages bestellen und alle legalen Bücher meines Geschmacks auch. Aber Stefan Niggemeier hat vielleicht recht, wenn er sagt, dass man unterhalb einer publizistischen Marke nicht unbedingt eine Dienstleistung sondern ein durchweg bewertetes Angebot erwartet, was ich aber als Bevormundung empfinden würde.
    Ich persönlich finde es einen guten Service für die Leser und bestelle ohnehin nur die Bücher, die mich interessieren und finde es gut, dass mir da keiner reinredet.
    Gut ist auch, dass ich in den Verlagsshops auf einen Blick alles sehe, worüber ich vorher in der SZ oder im SPIEGEL gelesen habe. Manchmal stehen die Rezensionen auch dabei. Da müsste ich bei Amazon länger suchen. Und dann hat man ja auch manchmal selbst noch eine Idee und muss dafür nicht nochmal woanders hin. Ich finde das alles eigentlich überhaupt nicht so aufregend.
    Kommt vielleicht daher, dass ich aus dem Osten komme und von der Diktatur noch ziemlich die Nase voll habe ;-).

  90. @Haui: Ich würde ja per E-Mail nachfragen, gehe aber davon aus, dass die angegebene nicht stimmt. Deshalb auf diesem Weg: Wäre es nicht aus Gründen der Transparenz nett und korrekt, wenn Sie Ihren Arbeitgeber nennen würden?

  91. (Entschuldige Stefan, dass ich darauf zurückkomme.)

    @ Haui #96:

    Erst von gesetzlicher Verpflichtung schreiben und dann mit einer Ableitung aus Artikel 5 Grundgesetz zu kommen – das überzeugt mich nicht.

    Im Satz 2 des Artikel 5 heißt es auch:

    „Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze…“

    Wir haben in Deutschland Vertragsfreiheit. D. h. dass jeder mit jedem Verträge abschließen kann, aber nicht muss. Dass soll nicht für Buchkaufverträge gelten?

    Das mit der Überallerhältlichkeit haben Sie wohl mißverstanden:

    „Das Privileg der Preisbindung beruht auf der Annahme, dass durch sie die Überallerhältlichkeit der Bücher (Verlagserzeugnisse) zum gleichen Preis garantiert wird.“

    (Quelle: http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/976/ABCdesZwibu.pdf)

    Und zur Preisbindung haben wir ja auch tatsächlich ein Gesetz. Das Gesetz über die Preisbindung für Bücher (BuchPrG). Und wer dagegen verstößt, kommt auch „nicht ins Gefängnis“. Aber immerhin: Ein Gesetz.

    Und Überallerhältlichkeit bedeutet mitnichten, dass etwas tatsächlich überallerhältlich sein muss.

    Ich sehe auch im Gegensatz zu Ihnen keine Bevormundung des Kunden, wenn Buch- Zeitungs- und Zeitschriftenhändler eine Auswahl der angebotenen Titel zum Verkauf feil bieten.

    Nach intensiver „Recherche“ habe ich nur Selbstverpflichtungen und Absichtserklärungen von Press-Grosso und dem Börsenverein des Buchhandels gefunden. Eine wirkliche gesetzliche Grundlage nicht.

    Ich meine das wirklich nicht böse, aber ich finde Ihre Ausführungen absurd.

  92. Das ist ja sowieso eines der Grundmissverständnisse im ganzen Strang: Meinungsfreiheit heisst, dass man eine haben darf, nicht dass man muss.

  93. Sehr hilfreich, Sebastian.

    Haui behauptet da in einer romantischen Buchhändlerverklärung etwas in meinen Augen vollkommen absurdes, was Stefan sogar einleuchtet, und Sie machen fahle Witze.

  94. Naja, Hauis Kommentare sind insoweit auszuschließen, als dass sie nicht nur Meinungen darstellen, sondern vor allem Tatsachenbehauptungen. Ob die jetzt stimmen, ist ja nochmal was anderes.

  95. Erstaunlich. „Haui“, angesichts der Info in Kommentar #106 können Sie von Glück reden, dass Ihr Kommentar da noch steht. The Niggler hat lange Zeit Kommentare mit ungültigen Mailadressen als bedingungslosen Löschgrund behandelt, da schießt der schneller als Wyatt Earp.

    War mir auch gar nicht unsympathisch, diese Praxis, das hatte was Kerniges. Aber anscheinend bedeutet der Zusatz „Mail (notwendig)“ neben Eingabefeld eben doch nicht „Mail (notwendig)“, wie The Niggler einmal betonte, als er abdrückte.

  96. Wahrscheinlich bin ich wirklich ein romantisch verklärter Buchhändler. Ich habe aber lediglich geschildert, was ich in meiner Ausbildung über die Grundlagen des Vertriebs von Büchern und Zeitschriften gelernt habe und mich heute auch wegen dieser Diskussion telephonisch bei meinem Großhändler Libri nach dessen Auffassung erkundigt. Dort sieht man es auch so, wie ich es geschildert habe. Dies wollte ich nur beitragen. Aber offenbar war das gar nicht das Thema. Ich fand es trotzdem ganz spannend.

  97. Doch, Haui, ist auf jeden Fall interessant. Aber wenn man mit solcher Bestimmtheit von einem Gesetz redet, das dann aber nicht aufzufinden ist, ist das schon seltsam.

  98. Ist denn unser Grundgesetz kein Gesetz? Die Ableitungen daraus führen zu dem Vertriebssystem mit Pressegrosso und Barsortimenten, das wir in Deutschland haben. Dieses System ist dazu gedacht, dass jeder jedes Buch überall zum gleichen Preis haben können soll, ohne dass ein Händler seine persönliche Meinung als „Filter“ oder zur Zensur einsetzen kann.
    Nach meiner ganz persönlichen Auffassung bietet dieses System eine breite Meinungsvielfalt. Erfordert aber natürlich einen verantwortungsvollen Umgang aller Beteiligten. Aber wie gesagt, das war hier offenbar gar nicht die Fragestellung bzw. fühle ich mich nicht dazu berufen, das als Kaufmann moralisch zu bewerten.
    Im Übrigen stimmt meine Mailadresse. Aber ich glaube tatsächlich, dass ich hier falsch bin.

  99. @Dag

    The Niggler hat lange Zeit Kommentare mit ungültigen Mailadressen als bedingungslosen Löschgrund behandelt, da schießt der schneller als Wyatt Earp.

    Deine Wild-West-Rhetorik in allen Ehren (fehlte allerdings noch „Der Mann, der schneller löscht als sein Schatten…“ für die Galerie) — aber inhaltlich hast du dich von deinen Allegorien da ein bisschen aufs Abstellgleis locken lassen. Richtiger wäre wohl die nur scheinbar ähnlich klingende Formulierung: „wer keine eMail-Adresse angibt, riskiert, übel angepöbelt hinauskomplimentiert zu werden“, man setzt sich also gewissermaßen (lediglich) einer verstärkten Willkür aus — ein sachlicher, konstruktiver, in Zimmerlautstärke vorgetragener Kommentar wurde hier mit ziemlicher Sicherheit noch nie gelöscht – ob mit gültiger eMail oder ohne (von vereinzelten technischen Mißgeschicken einmal abgesehen)…

    Damit (wahlweise) wieder zurück zum Thema…

  100. Degrelles Buch war sehr lange auch in Belgien nicht mehr verlegt worden. Bestimmte politische Kreise haben jetzt daran ein Interesse. Ehrlich gesagt, um Jonathan Littells tiefenpsychologische Ausdeutung des Werkes (mindestens Teile des Buches) zu verstehen, hätte ich es gelesen, wenn es verfügbar gewesen wäre (er hat es ja auch gelesen). Danach habe ich dazu keine Lust mehr.

    Ich bin nicht dagegen, solche Bücher zu publizieren; sie müssten allerdings mindestens kommentiert werden.

  101. Egal wie man es dreht… es ist wie immer das Selbe. Es wird versucht mit dem geringsten Aufwand, in kürzester Zeit möglichst viel Kohle zu machen. Bei den einen wird es verteufelt und im eigenen „Laden“ praktiziert. So ist das nun mal…

  102. Sueddeutsche qualitaetsjournalistische Blamage Hoch 2…

    Von Qualitätsjournalisten erwarte ich Rückgrat, Zivilcourage und Verantwortungsbewußtsein. Das Löschen von Fehlern macht sie nicht ungeschehn, sondern potenziert sie. Von Ralf Schwartz. Bei Stefan Niggemeier findet man der quadrierten Blamage erste…

  103. @ Haui #114:

    Nein, nein, Haui, Sie sind hier ganz richtig. Ich hoffe, dass Sie sich durch mich nicht angepöbelt fühlen.

    Ich finde es auch ganz wunderbar, dass man i.d.R. jedes (deutsche) Buch, jede (deutsche) Zeitschrift oder (deutsche) Zeitung in ganz Deutschland zum selben Preis erwerben kann. Die Marktteilnehmer haben ein sehr effektives System geschaffen, von dem sich der restliche Handel die eine oder andere Scheibe abschneiden kann. Ob es wirklich effizient ist, kann ich nicht beurteilen.

    Ich widerspreche auch nicht, dass es im Sinne des Grundgesetzes ist, so zu agieren. Nur gibt es wohl keine gesetzliche Verpflichtung.

    Das, wass ich oben als „romantischen Buchhändlerverklärung“ abgetan habe ist wahrscheinlich in Wirklichkeit ein selbstverpflichteter Buchhandelsehrenkodex. Und wo gibt’s die sonst noch, die moralischen und ehrlichen Kaufleute?

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